Pressemitteilung - Bode Science Center

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PRESSEMITTEILUNG
Hamburg, 24.11.2016
Multiresistente Erreger – jährlich mehr als 10 000 Infektionen allein durch
Hygiene vermeidbar
„Wir laufen Gefahr, dass unsere Antibiotika nicht mehr ausreichend wirken. Handeln wir jetzt nicht,
könnte die Sterblichkeit bei Infektionen bald wieder so hoch sein wie vor Einführung der Antibiotika“,
warnt Prof. Dr. Uwe Frank, Leitender Krankenhaushygieniker am Universitätsklinikum Heidelberg und
Oberarzt am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Freiburg auf
dem Symposium des BODE SCIENCE CENTER, dem wissenschaftlichen Kompetenzcenter der PAUL
HARTMANN AG, am 17.11. in Berlin. Vor allem multiresistente Gram-negative Erreger können dazu
führen, dass schwerwiegende Infektionen nicht mehr beherrschbar seien, legte der
Krankenhaushygieniker dar.
Auf der Veranstaltung „Antibiotikaresistente Erreger: Neue Hygienestrategien entlang der Patient
Journey“ diskutierten Experten anlässlich der gerade laufenden globalen Aktivitäten von WHO und
ECDC* zu Antibiotikaresistenzen über neue Ansätze, um Krankenhausinfektionen mit mehrfach
resistenten Keimen (MRE) zu vermeiden. Jährlich erkranken in deutschen Kliniken 30 000 bis 35 000
Patienten an einer Infektion mit diesen gefährlichen Erregern.
Mehr als 25 Operationen nach MRSA-Infektion
Betroffen sind dabei keinesfalls nur ältere Menschen oder Patienten mit Grunderkrankungen. Dies
zeigt eindrücklich der Fall einer jungen Polizistin, den Dr. Andrej Trampuz, Oberarzt und
Sektionsleiter Infektiologie und septische Chirurgie an der Charité Berlin, auf dem Symposium
schilderte. Die Patientin hatte sich infolge einer Kreuzbandplastik mit MRSA infiziert und fast ihr Bein
verloren. Mehr als 25 Operationen musste die junge Frau erleiden, ehe ihre Infektion an der Charité
durch eine gezielte Diagnostik der beteiligten Keime und eine spezifische Antibiotikatherapie
wirksam bekämpft wurde.
Hygienepotenzial zu wenig genutzt
Das größte sofortige Präventionspotenzial zur Vermeidung von MRE-Infektionen liegt gegenwärtig in
der konsequenten Umsetzung von Hygienemaßnahmen. „Konservativ geschätzt sind 30 Prozent aller
im Krankenhaus erworbenen Infektionen allein durch Hygiene vermeidbar. Neuere Studien lassen
sogar vermuten, dass weit mehr Infektionen verhindert werden könnten“, berichtet Dr. Henning
Mallwitz, Leiter des BODE SCIENCE CENTER. Im Falle von multiresistenten Erregern wären allein in
Deutschland jedes Jahr mindestens 10 000 Infektionen vermeidbar.
BODE SCIENCE CENTER
BODE Chemie GmbH . Melanchthonstr. 27 . 22525 Hamburg . Deutschland
Tel. +49 40 54006-111 . Fax +49 40 54006-777
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Eine Schlüsselfunktion bei der Infektionsprävention spielt die Händehygiene. Ein Potenzial, das
immer noch viel zu wenig genutzt wird. Erst im August dieses Jahres veröffentlichte das Robert KochInstitut in seinen Empfehlungen zur Händehygiene Zahlen zu deren Umsetzung in Krankenhäusern.
Demnach liegt die durchschnittliche Compliance bei der Händehygiene zwischen 41 % und 55 %.
Besonders kritisch wird es für Patienten, wenn die Händehygiene bei aseptischen Tätigkeiten
unterlassen wird, z. B. beim Legen von Kathetern oder beim Verbandwechsel. Hierbei besteht die
Gefahr, dass Erreger in primär sterile oder nicht mit potentiell pathogenen Erregern besiedelte
Bereiche eingetragen werden und von dort aus schwerwiegende Infektionen auslösen.
Ausgehend von diesen Infektionsrisiken, untersuchte das BODE SCIENCE CENTER wichtige aseptische
Pflegemaßnahmen entlang der Patient Journey von der Aufnahme des Patienten bis zu seiner
Entlassung. Für die häufigsten dieser Pflegemaßnahmen wurden Standardarbeitsprozesse (SOPs) mit
besonderem Fokus auf alle infektionsrelevanten Schritte entwickelt. „Wir haben zwar die Hygiene
nicht neu erfunden, können aber den Anteil der Hygienefehler deutlich verringern und den
Patientenschutz erhöhen“, erklärt Mallwitz.
Optimale Workflows – besserer Patientenschutz
Dass optimierte Workflows die Compliance bei der Hygiene und insbesondere bei der Händehygiene
erheblich steigern können, zeigen aktuelle Studien. Bei Blutentnahmen und Verbandwechsel führte
die Einführung von SOPs zum Beispiel zu einer Steigerung der Händehygiene von 65 % auf 97 %.
Hygieneexperten gehen davon aus, dass es ab einer Compliance-Rate von 80 % zu deutlich sinkenden
Infektionsraten kommt. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigte Claudia Becker von der St. NikolausStiftshospital GmbH in ihrem Vortrag. Die Hygienefachkraft leitet in ihrer Klinik die Einführung von
SOPs. Bereits wenige Monate nach der Etablierung des neuen Prozesses zum aseptischen
Verbandwechsel stieg die Compliance-Rate von 75 % auf 88 % bei allen hygienerelevanten Schritten.
„Das kam unseren Patienten direkt zugute, denn parallel nahmen auch die Wundinfektionen bei der
Indikator-OP Colon ab“.
*ECDC (European Center for Disease Prevention and Control)
Mittags-Symposium „Antibiotikaresistente Erreger: Neue Hygienestrategien entlang der Patient
Journey, Berlin, 17. November, veranstaltet vom BODE SCIENCE CENTER, Hamburg.
Weitere Informationen wie Abstracts, Kurzinterviews, Pressebilder unter
http://www.bode-science-center.de/presse.html
Das BODE SCIENCE CENTER, wissenschaftliches Kompetenzzentrum der PAUL HARTMANN AG,
beschäftigt sich mit aktuellen Fragen zur Infektionsprävention und entwickelt evidenz-basierte
Lösungen, um Patienten besser vor Infektionen zu schützen.
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