Der Harnblasenkrebs

Werbung
Dr. med. Robert Hafke
Dr. med. Robert Hafke
Arzt für Urologie,
Ernährungsmedizin,
Männerarzt (CMI),
Medikamentöse Tumortherapie
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
2. Auflage
Theaterstraße 6
22880 Wedel
Tel.: +49 4103 8006-0
Fax: +49 4103 8006-100
www.medac.de
WU-1409/09.2014
Gesellschaft für klinische
Spezialpräparate mbH
Dr. med. Robert Hafke
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
2. Auflage
Ein Leitfaden für Patienten
INHALT
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
6
ANATOMIE DER HARNBLASE
8
PHYSIOLOGIE DER HARNBLASE
9
RISIKOFAKTOREN
10
DIAGNOSTIK
13
SYMPTOME (KRANKHEITSZEICHEN)
13
UNTERSUCHUNGEN
15
GRADING UND STADIENEINTEILUNG
21
THERAPIE
27
THERAPIE DER NICHT-MUSKELINVASIVEN HARNBLASENKARZINOME (Ta/T1/Tis) 28
THERAPIE DER INVASIVEN HARNBLASENKARZINOME (STADIEN AB T2)
32
ALTERNATIVE THERAPIEN
37
MARKER UND NACHSORGE
39
ERGÄNZENDE VERFAHREN (KOMPLEMENTÄRMEDIZIN)
41
GLOSSAR (MEDIZINISCHE FACHAUSDRÜCKE)
43
ANHANG (NÜTZLICHE ADRESSEN)
46
5
VORWORT
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
VORWORT
VORWORT ZUR 1. AUFLAGE
VORWORT ZUR 2. AUFLAGE
Der Harnblasenkrebs ist die zweithäufigste Krebsart im Fachgebiet der Urologie. In
Nach nun 10 Jahren der Erstauflage des Leitfadens Harnblasenkrebs freue ich mich,
Deutschland erkranken nach neuesten Schätzungen des Robert-Koch-Institutes ca.
dass dieser Ratgeber für Patienten und medizinisches Assistenzpersonal eine so
25.000 Menschen jährlich neu an einem Harnblasenkrebs. Die Altersverteilung zeigt
hohe Akzeptanz erfahren hat und eine 2. Auflage deshalb nötig wurde.
den Gipfel der Erkrankung im 6. und 7. Lebensjahrzehnt und ein Verhältnis von 3 : 1
der Erkrankung zwischen Männern und Frauen.
Die Tatsache, dass es sich dabei um ein Krebsleiden handelt, das eine Neigung zum
wiederholten Auftreten (Rezidivverhalten) hat, macht die lebenslange Bedeutung der
Erkrankung für den betroffenen Patienten klar.
Erfreulicherweise kann aber mit der Einleitung einer rechtzeitig beginnenden
Therapie die Heilung in ca. 70 % der Erkrankungsfälle erreicht werden. Mit der
lebenslangen Nachsorge des Patienten beim Urologen kann eine gute Kontrolle des
Harnblasenkrebses gewährleistet werden.
Die Wissenschaft und die medizinische Erfahrung in Klinik und Praxis unterliegen
einem stetigen Wandel und so trägt diese Auflage den neuen Erkenntnissen in
Schrift und Bild Rechnung.
Der Harnblasenkrebs ist weiterhin die urologische Tumorerkrankung, die in Ihrer
Häufigkeit des Auftretens in Deutschland mit z. Zt. ca. 16.500 Neuerkrankungen an
2. Stelle steht.
In Zukunft ist auch durch die veränderte demographische Verteilung, mit einer deutlichen Zunahme älterer Menschen, mit zunehmenden Harnblasenkrebserkrankungen
zu rechnen. Eine Besonderheit dieser Tumorerkrankung ist die Tatsache, dass
Dieser Ratgeber wendet sich an betroffene Patienten, Angehörige und medi-
Frauen gegenüber Männern eine schlechtere Prognose und eine schlechtere
zinisch interessierte Laien. Er will informieren und die aktuellen und gängigen
Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Der genaue Hintergrund dieser Fakten ist
Behandlungsmethoden zum Harnblasenkrebs darstellen. Es werden ebenso
noch nicht eindeutig erklärbar.
die Möglichkeiten der Vermeidung (Vorsorge/Prophylaxe) und der ergänzenden
Behandlung (Komplementärverfahren) angesprochen.
Zur nachhaltigen und schnellen Orientierung werden wichtige Sachverhalte in Form
von Merksätzen dargestellt.
Für den Patienten soll er auch eine kleine Nachschlaghilfe sein, denn häufig ist
die Zeit „beim Doktor“ zu kurz, um nachzufragen, die persönliche Bedrohung der
Erkrankung zu erschreckend, um alle Aspekte der Therapie zu verstehen.
Eine gute Kenntnis um diese Erkrankung mit Ihren Risikofaktoren und den
Leitsymptomen kann die Diagnose in ein frühes Stadium vorverlegen und so den
Krebs dauerhaft besiegen helfen.
Mögen alle Patienten eine gute ärztliche Begleitung und einen guten Verlauf Ihrer
persönlichen Krebserkrankung erfahren.
Ausdrücklich möchte ich mich an dieser Stelle bei Herrn Dr. rer. nat. Franz von Götz
für das Lektorat und die vielen guten Anregungen in der neuen Auflage bedanken.
Letztlich ist der aufgeklärte und mündige Patient besser in der Lage, seine Krankheit zu verstehen und durch aktives Mittun in der Therapie sein Leiden zu überwin-
Burgdorf im September 2014
den und seine Heilung zu erlangen.
Robert Hafke
6
7
ANATOMIE DER HARNBLASE
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
PHYSIOLOGIE DER HARNBLASE
Die Muskulatur der Harnblase ist nicht durch den eigenen Willen zur Urinentleerung
ANATOMIE DER HARNBLASE
Die Harnblase liegt beim Erwachsenen hinter dem Schambein im kleinen Becken.
In der Füllungsphase mit Urin kann sie sich nach oben und seitlich ausbreiten,
denn der Darm liegt ihr locker, über das Bauchfell abgegrenzt, auf. Seitlich ist
sie im Bereich des Blasenbodens durch sog. Haltebänder mit der Beckenwand
verbunden. Hierdurch erfolgt die Befestigung der Harnblase im Beckenboden und
ermöglicht gleichzeitig die Ausdehnung nach oben (s. Abb. 1).
zu steuern.
DAS UROTHEL: DIE SCHLEIMHAUTSCHICHT
Die innere Auskleidung der Harnblase bildet die Mucosa, eine Schleimhautschicht,
die mit einer bindegewebigen Verschiebeschicht der sog. Submucosa die
Verbindung zur Harnblasenmuskulatur erhält. Die Schleimhautschicht ist aus dem
Übergangsepithel, auch kurz Urothel genannt, aufgebaut. Es ist besonders für die
Die Harnblase ist ein sog. Hohlmuskel, bestehend aus glatten Muskelzellen, die
Dehnung angepasst und kommt nur in den ableitenden Harnwegen (Nierenkelch,
sich in 3 Hauptlagen gliedern. Die Anordnung der Muskelschichten ist ring- und
Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Prostatateil der Harnröhre) vor. Nach
längsförmig, dadurch kann sich die Blase zusammenziehen und den Urin entleeren.
außen ist die Harnblase durch eine Schicht aus Bindegewebe, der Adventitia,
abgegrenzt. Über die beiden Harnleiter ist die Harnblase mit den Nieren verbunden.
Die untere Abgrenzung geht in den Schließmuskel über, durch den die Harnröhre
verläuft. Der Schließmuskel ist durch den eigenen Willen zu steuern.
Die Harnblase wird durch große Blutgefäße aus der Beckenschlagader versorgt. In
die Harnblase ziehen Lymphgefäße, die die Zellen der Immunabwehr transportieren.
Niere
Harnleiter
PHYSIOLOGIE DER HARNBLASE
Aus dem Kapitel der Anatomie wird erkenntlich, dass es sich bei der Harnblase um
Dickdarm
ein Hohlorgan handelt, das durch die Schichten der Muskulatur seine Funktion erhält.
Dünndarm
Zunächst speichert die Harnblase den Urin, der in den Nieren gebildet wird. Über
die Nierenkelche, das Nierenbecken und die Harnleiter gelangt der Urin in die Blase
(s. Abb. 2).
Harnblase
Prostata
DIE MIKTION: DIE URINENTLEERUNG
Harnröhre
Die normale Speicherkapazität der Blase beträgt ca. 300 - 350 ml. Erreicht die Menge
des Urines die Speicherkapazität, setzen genau aufeinander abgestimmte Vorgänge
zur Urinentleerung (Miktion) ein. Rezeptoren, als Messfühler zu bezeichnen, melden
den Entleerungszentren (Miktionszentren) in Gehirn und Rückenmark den Harndruck
Abb.1: Die Lage der Harnblase im menschlichen Körper (Mann) und ihre Beziehung zu den umgebenden Organen
8
der Blase (Dehnung der Harnblasenwand), der fühlbar als Harndrang wahrgenom9
RISIKOFAKTOREN
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
RISIKOFAKTOREN
men wird. Die Spannung der Harnblasenmuskulatur nimmt zu, durch die willentliche
der Basis dieser Untersuchung konnten in den vergangenen Jahrzehnten eine Reihe
Entspannung der Schließmuskulatur kann dann der Urin ausgeschieden werden. Die
von Substanzen, die Verwendung in der chemischen Industrie finden, als karzinogen
Harnblase wird entleert.
identifiziert werden.
Die Entleerung der Blase sollte restharnfrei erfolgen. Somit kann die Harnblase als
muskulärer Hohlspeicher bezeichnet werden.
KARZINOGENE STOFFE
Dazu gehören die sog. aromatischen Amine. Erwähnt seien hier nur beispielhaft das 4-Aminobiphenyl, das Benzidin, das 2-Naphtylamin und das 4-Chloro-Toluidin. Diese Karzinogene können über den Magen-Darmtrakt, die Lunge
oder die Haut aufgenommen werden. Als Grundstoffe werden diese Substanzen
Harnleiter
in der Chemie-, Farben- und Textilindustrie verwendet. Demzufolge können
Berufsgruppen benannt werden, die einer besonderen Gefährdung ausgesetzt
Harnblase
sind. Hierzu gehören z.B. Kammerjäger, Friseure, Kimonomaler, Arbeiter in Farb-,
Aluminium-, Druck-, Kunststoff- und gummiverarbeitender Industrie. Entsprechend
Prostata
kann in bestimmten Fällen die Harnblasenkrebserkrankung als Berufserkrankung
anerkannt werden. Von Gifteinwirkung bis zur Entstehung eines Harnblasenkarzinoms
können 10 - 40 Jahre vergehen.
Als weitere Karzinogene gelten die Nitrosamine, die als Umbaustoffe und
Abb. 2: Die Harnblase als Hohlorgan beim Mann
Endprodukte der Harnwegsinfektion und vor allem des chronischen Harnwegsinfektes entstehen. Verschiedene Bakterien, so besonders Escherichia coli als häufigster Auslöser der Harnwegsinfektion, können Nitrosamine herstellen. Sehr gefähr-
RISIKOFAKTOREN
det sind Patienten mit lange bestehender Harnableitung durch Kathetersysteme,
da durch diese Maßnahmen meistens eine chronische Harnwegsinfektion ent-
Ein Rückblick in die Geschichte zeigt die Zusammenhänge von Umweltbelastung
steht. In diesem Zusammenhang sei hier auch auf die Bedeutung einer langen
und den Einfluss giftiger Substanzen auf die Entstehung von Harnblasenkrebs.
Expositionszeit (Einwirkungszeit) hingewiesen. In dieses Kapitel gehört auch
Giftige Substanzen, die für die Entwicklung von Krebserkrankungen eine auslösen-
eine chronische Infektionserkrankung des arabisch-, afrikanischen Lebensraumes
de Rolle spielen, nennt man Karzinogene.
(z. B. Ägypten), die Bilharziose. Sie ist in diesem geografischen Gebiet ende-
Bereits 1895 wurde eine wissenschaftliche Arbeit von Ludwig Rehn veröffentlicht,
die auf der Untersuchung an Arbeitern der Farbindustrie basierte. Diese Arbeit
stellte einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Harnblasenkrebs und
dem Umgang mit Fuchsin (Grundstoff der damaligen Farbenherstellung) her. Auf
10
misch (gehäuft) auftretend und wird durch einen von in Süßwasser lebenden
Schnecken ausgeschiedenen Erreger, den Schistosomen, verursacht. Chronische
Harnwegsinfektionen führen zur bekannten Nitrosaminbildung und damit zu gehäuft
auftretenden Harnblasenkrebserkrankungen. Eine Besonderheit ist das sogenannte
Plattenepithelkarzinom der Harnblase.
11
RISIKOFAKTOREN
Der Harnblasenkrebs
Auch Phenacetin (Aminabkömmling) muss als Karzinogen angesehen werden. In
Deutschland nicht mehr als Bestandteil von Schmerzmedikamenten zugelassen,
kann es zu Urothelkarzinomen (Urothel: Schleimhautauskleidung des gesamten
Harntraktes, s. Anatomie) des Harntraktes führen.
Ein Leitfaden für Patienten
DIAGNOSTIK
DIAGNOSTIK
SYMPTOME (KRANKHEITSZEICHEN)
Beim Harnblasenkrebs lassen sich direkte Symptome (Leitsymptome) und indirekte
Symptome unterscheiden.
RISIKO DURCH RAUCHEN
Das Leitsymptom des Blasentumors ist die schmerzlose Makrohämaturie, das
Eindeutig hervorzuheben ist die Bedeutung des Nikotingenusses auf die Entstehung
sichtbare Blut im Urin (s. Abb. 3). Meist gesellt sich ein weiteres Leitsymptom dazu,
des Harnlasenkrebses. Als modernes Genussmittel aller Altersgruppen und
das sind kleine sichtbare Koagel (Blutklumpen) im Urin. Eine Makrohämaturie kann
Gesellschaftsschichten hat es eine wichtige Bedeutung als Karzinogen erlangt.
grundsätzlich auch bei einer Entzündung der Harnwege auftreten. In der Regel
Raucher haben ein bis zu 4-fach erhöhtes Blasenkarzinomrisiko, bei ca. 50% der
verursacht eine Harnblasenentzündung aber Schmerzen beim Wasserlassen. Ein
Blasenkarzinompatienten kann ein regelmäßiger Zigarettenkonsum nachgewiesen
blutender Tumor hingegen bleibt meist ohne Schmerz. Als Zusatz sei hier noch
werden. Bedeutend sind frühes Einstiegsalter in den Nikotingenuss und Menge der
die Mikrohämaturie (erkennbare Blutkörperchen des Urins unter dem Mikroskop)
durchschnittlich gerauchten Zigaretten. Die Analyse des Zigarettenrauches brachte
erwähnt, die ein frühes Kennzeichen des Blasenkrebses sein kann.
den Nachweis von 2-Naphthylamin, dem bereits erwähnten aromatischen Amin.
Weitere Symptome, auch als indirekte Symptome bezeichnet, können häufiges
Keine gesicherten Erkenntnisse zur Kanzerogenität bei Harnblasenkrebs liegen zum
Wasserlassen oder Harndrang, in Verbindung mit kleinen Urinportionen sein. Allerdings
Kaffeegenuss, Gebrauch von Süßstoffen (Cyclamate, Saccharine), zu vorausgehen-
können die letztgenannten Symptome auch bei anderen Harnwegserkrankungen
den Strahlentherapien und Behandlung mit immunsupprimierenden (immundämpfenden) Medikamenten vor.
MERKE !
●
Der Nikotingenuss stellt den wichtigsten kanzerogenen Faktor dar !
●
Der Blasenkrebs kann bestimmte Berufsgruppen besonders treffen !
●
Chronische Harnwegsinfekte können einen Blasenkrebs begünstigen !
Abb. 3: Makrohämaturie. Blutiger Urin mit Koagel
12
13
DIAGNOSTIK
Der Harnblasenkrebs
auftreten. Flankenschmerzen können ebenso hinweisend auf einen Blasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
UNTERSUCHUNGEN
UNTERSUCHUNGEN
sein, ursächlich ist hier der Blasentumor, der die Harnleitermündung verschließt und
eine Nierenstauung verursacht. Nicht zu vergessen sind die Knochenschmerzen
PRIMÄRDIAGNOSTIK
als späte Zeichen einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, die schon metastasiert
Ein Algorithmus (eine mehr oder weniger definierte Handlungsvorschrift zur Lösung
(Metastasen: Tochtergeschwülste).
eines Problems oder einer bestimmten Art von Problemen) zeigt, wie der diagnostische und therapeutische Ablauf einer Erkrankung standardmäßig durchgeführt wer-
MERKE !
●
●
Die schmerzlose Makrohämaturie ist das Leitsymptom des
Blasenkrebses !
Die schmerzlose Makrohämaturie sollte sofort vom Urologen
abgeklärt werden !
den sollte. Leitlinien der Fachgesellschaften beinhalten die notwendigen Diagnostikund Therapieschritte, die einer wissenschaftlich gesicherten Basis folgen (s. Abb. 4).
AUSFÜHRLICHES GESPRÄCH MIT DEM PATIENTEN IST GRUNDLAGE
Die ersten Untersuchungen werden von einem Urologen durchgeführt. Das Symptom
der schmerzlosen Makrohämaturie erfordert einen festgelegten Untersuchungsgang.
Als erstes wird ein ausführliches Gespräch mit dem betroffenen Patienten stattfinden. Hierbei klären sich Dauer, Intensität und Zeitpunkt der Beschwerden. Für
den Patienten ist es wichtig, auf urologische Vorerkrankungen, ggf. Operationen,
Begleiterkrankungen und vor allem auf eine bestehende Medikamenteneinnahme
hinzuweisen. Besonders die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten
ist wichtig im Hinblick auf invasive (eingreifende, operative) Diagnostikverfahren.
In dem Kapitel „Risikofaktoren“ wurde die Bedeutung von Karzinogenen klar, der
Patient sollte deshalb im Gespräch auch etwaige berufliche Gefährdungen mit
exponierten Stoffen angeben.
Die Urinuntersuchung erfolgt als Streifentest oder im Sedimentverfahren. Zuvor
muss der Urin als eigenständiges „Material“ begutachtet werden. Dabei wird der
Grad der Makrohämaturie beurteilt, es gilt Koagel und hellrote Färbung (frische
Tumorblutung!) besonders zu erfassen.
Mit einer gesonderten Urinabgabe kann eine spezielle Zelluntersuchung des
Urins durchgeführt werden, die Urinzytologie (Zytologie: Zellenlehre). Mit diesem
Verfahren wird nach Tumorzellen im Urin gefahndet, ein unerlässliches Instrument
in der Nachsorge und beim Harnblasenkrebs in situ (Tis) notwendig.
14
15
UNTERSUCHUNGEN
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
UNTERSUCHUNGEN
Die körperliche Untersuchung umfasst das Tasten der Nierenlager, des
PRIMÄRDIAGNOSTIK
Bauchraumes, des äußeren Genitale und der Prostata beim Mann, der Vagina bei
Anamnese (Patientengeschichte)
Empfohlen, besonders Fragen nach
Nikotinkonsum und Berufsexposition (z.B.
Umgang mit Farben, Lacken etc.)
der Frau. In gleicher Sitzung werden die Lymphknotenstationen der Leisten und des
Körperliche Untersuchung
Empfohlen, besonders des ableitenden
Urogenitalsystems
Durch die Blutlaboruntersuchungen werden im allgemeinen die Funktion der
Urindiagnostik / Laborwerte
Empfohlen
Molekulare Urinmarker
Nicht empfohlen
Urinzytologie (Zelluntersuchung im
Urin)
Empfohlen, hat bei Vorliegen eines Tumors in
situ (Tis) die höchste Empfindlichkeit
Sonographie (Ultraschall)
Empfohlen, zeigt die Abflussverhältnisse aus
den Nieren
Beckens erfasst.
Nieren (Kreatinin), des Gerinnungssystems und die ausreichende Versorgung
des Körpers mit rotem Blutfarbstoff (Sauerstoffträger, Blutbild) beurteilt. Diese
Laborergebnisse geben auch einen Hinweis auf die allgemeine Operabilität eines
Patienten.
Durch die Ultraschalluntersuchung werden Blasenregion und beide Nieren beurteilt.
Vor der Therapie erhält der Urologe Hinweise auf die mögliche Ausdehnung des
Tumors in der Blase. Eine gestaute Niere entsteht z. B. durch den Verschluss der
Urogramm (Darstellung der
Ausscheidungsfunktion)
Je nach Lage des Tumors in der Harnblase
empfohlen
Computer-Tomographie (CT)-Urographie
Bevorzugte Bildgebung zur Abklärung
von zusätzlichen Tumoren im
Nierenbeckenbereich, Abklärung von
Lymphknoten und Organmetastasen
BLASENSPIEGELUNG IST BEI DIESER VERDACHTSDIAGNOSE OBLIGAT
Zystoskopie (Blasenspiegelung)
Diagnostischer Goldstandard, Darstellung
und Lage von Satellitentumoren
Blasenspiegelung) anschließen. Damit kann die Größe, die Ausdehnung, die Lage
Transurethrale Resektion der Harnblase
(TUR-B; Operation in der Harnblase)
Zugleich Therapie und invasive diagnostische
Maßnahme und Therapie mit Gewinnung
von Tumorgewebe zur histologischen
Untersuchung
Als erste invasive Untersuchung wird sich die Urethro-Zystoskopie (Harnröhrenund evtl. vorhandene mehrfache Tumore erkundet werden. Sie ist eine obligate
diagnostische Methode, die zur Therapieplanung unverzichtbar ist. Bei der UrethroZystoskopie wird ein dünner, innen mit einer optischen Linseneinrichtung versehener metallener Schaft (Zystoskop), durch die Harnröhre bis in die Blase vorgescho-
AUSBREITUNGSDIAGNOSTIK
ben. Diese Untersuchung wird normalerweise mit einer Schleimhautbetäubung der
Zusätzliche Diagnostik des muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms
(in Anlehnung an die Empfehlungen der europäischen Leitlinien)
Bei Verdacht auf das Vorliegen einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung sollte zur Bestimmung des
T-Stadiums des Tumors eine spezielle bildgebende Diagnostik durchgeführt werden. Geeignet sind:
Multiplanare Computertomographie (CT)
Magnetresonanztomographie (MRT)
Bei bestätigten muskelinvasivem Harnblasenkarzinom
von Lunge, Abdomen (Bauchraum) und kleinem
Becken, Kombination mit CT-Urographie empfohlen.
Bei v.a. Lungenmetastasen Thorax-CT
Mit schneller dynamischer
Kontrastaufnahmetechnik, MRT ist der CT
ebenbürtig
Abb. 4: Diagnostik unter besonderer Berücksichtigung des nicht-muskelinvasiven
Harnblasenkarzinoms (in Anlehnung an die Empfehlungen der europäischen Leitlinien)
16
betreffenden Harnleitermündung.
Harnröhre vorgenommen. Bei vermuteter schwieriger Durchführung kann auch eine
Allgemeinnarkose oder rückenmarksnahe Lokalnarkose angeboten werden. In jeder
Phase der Untersuchung gewinnt der Urologe Einblick in die Harnröhre und die
Blase. Das Zystoskop eröffnet durch innenliegende winzige Kanäle die Möglichkeit
feine Instrumente in die Blase vorzuschieben, um so z. B. Gewebeproben zu entnehmen. In der Regel wird der Urologe nur eine Blasenspiegelung vornehmen,
um die endgültige Diagnose zu sichern und die operative Therapie zu planen. Die
Urethro-Zystoskopie ist in den Händen des Urologen eine komplikationsarme,
17
UNTERSUCHUNGEN
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
UNTERSUCHUNGEN
wenig belastende und weitgehend schmerzfreie Untersuchung. Bedenken sei-
Bei der Urographie wird nun durch eine Infusion ein Kontrastmittel in den Körper
tens des Patienten sollten vor der Untersuchung geklärt werden, eine schriftliche
eingebracht, das über die Nieren im Urin ausgeschieden wird und im Röntgenbild in
Einwilligung des Patienten ist notwendig.
Nieren, Harnleiter und Blase als röntgendichte Substanz erkennbar ist. Es erscheint
Die letzte Untersuchung bildet die Urographie (Kontrastmitteluntersuchung auch
Ausscheidungsurogramm genannt). Aus dem Kapitel Anatomie ist bekannt, dass
die Schleimhautschicht der Harnblase aus dem Übergangsepithel, auch kurz
auf den urindurchflossenen Hohlräumen der Organe als „weißliche Flüssigkeit“. Eine
Ausspaarung dieser Flüssigkeit im Bereich der Organe ergibt den Verdacht auf ein
Urothelkarzinom (s. Abb. 6).
Urothel genannt, aufgebaut ist. Es ist besonders an die Dehnung angepasst und
kommt nur in den ableitenden Harnwegen (Nierenkelch, Nierenbecken, Harnleiter,
Harnblase und Prostatateil der Harnröhre) vor. Die überwiegende Anzahl der
Harnblasenkarzinome (> 96%) geht aus diesem Urothel hervor und wird als Gruppe
der Urothelkarzinome klassifiziert (diese sind auch als zusätzlich mögliche oder
alleinige Tumore außerhalb der Harnblase nachweisbar). Die größte mit Urothel ausgekleidete Oberfläche findet sich in der Harnblase, so sind hier auch am häufigsten
Häufigkeit
3%
3%
ª
4%
§
4%
§
§
Anteil der
Oberfläche
§
die Urothelkarzinome zu finden (s. Abb. 5).
Abb. 6: Harnblasenkarzinom, durch Urographie dargestellt
Die früher gebräuchliche Kontrastmittelurographie sollte nach den Empfehlungen
93 %
93%
der europäischen Leitlinie heutzutage durch die CT-Urographie abgelöst werden.
Zusätzlich bietet die CT-unterstützte Kontrastmitteldarstellung den Vorteil genauere
Informationen über umgebende Organe zu erhalten. Damit ist auch eine Aussage
über evtl. schon vorhandene Metastasen möglich. Die bis hierher erwähnten
Schritte kann man auch als Primärdiagnostik bezeichnen.
Abb. 5: Häufigkeit der Urothelkarzinome in Korrelation zur urothelialen Oberfläche der
ableitenden Harnwege
18
19
UNTERSUCHUNGEN
Der Harnblasenkrebs
nachfolgend
aufgeführten
GRADING UND STADIENEINTEILUNG
GRADING UND STADIENEINTEILUNG
AUSBREITUNGSDIAGNOSTIK
Die
Ein Leitfaden für Patienten
Untersuchungen
werden
zutreffend
als
Das folgende Kapitel beschreibt das biologische Verhalten von Harnblasenkarzi-
Ausbreitungsdiagnostik bezeichnet. Hierzu zählen Untersuchungen, die geeignet
nomen anhand der Histopathologie (feingewebliche Untersuchungstechnik, s. Abb. 7).
sind, bei einem fortgeschrittenen Harnblasenkarzinom die umgebenden und ent-
Bis zum Jahr 2004 wurde die Einteilung nach dem G-Stadium, dem sog. Grading
fernt liegenden Organe auf mögliche Metastasen des Harnblasenkarzinoms hin
vorgenommen. Seit dem Jahr 2004 existiert eine neuere Klassifikation des Gradings
abzusuchen. Durch eine TUR-Blase (transurethrale Resektion, Ausschabung der
nach WHO-Kriterien. Beide Einteilungen werden heutzutage teilweise parallel ein-
Blase) wird die genaue Tiefenausbreitung eines Harnblasenkarzinoms erkannt.
gesetzt. In der neuen Einteilung werden auch genetische Informationen aus den
Diese Erkenntnis lässt Rückschlüsse auf mögliche Metastasen zu und muss durch
Tumorzellen in die Beurteilung mit übernommen. So werden dabei die urothelialen
weitere Diagnostik abgeklärt werden.
Papillome (gutartig) von den bösartigen Tumorzellen abgegrenzt. Die bösartigen
Dazu gehören Röntgen des Thorax (Lungenmetastasen), Sonographie der Leber
Tumorzellen werden als low grade (sog. „niedrig bösartig“) oder high grade (sog.
(Lebermetastasen), zusätzliche Laboruntersuchungen (Leberwerte, Knochenwerte),
„hochgradig bösartig“) unterschieden. Der zu erwartenden Therapieverlauf eines
Knochenszintigraphie (bei Knochenschmerzen) und Becken-CT / MRT (spezielle bildgebende Verfahren) zur Erkennung von Lymphknotenmetastasen. Durch
diese Untersuchungen wird die weitere Therapie des Patienten bestimmt.
Die Gesamtheit der letztgenannten Untersuchungen wird auch als Staging („IstZustand“ des Patienten vor weiterer Therapie) bezeichnet.
Abb. 7: Histologisches Bild eines Blasenkrebses
20
21
GRADING UND STADIENEINTEILUNG
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
GRADING UND STADIENEINTEILUNG
Tumorleidens wird häufig auch in der Prognose bestimmt. In den prognostischen
Dem sichtbaren Anteil des Blasentumors in der Blase kann häufig schon eine gewis-
Verlauf eines Harnblasentumors gehen als wichtige Faktoren: 1. die Tumorgröße
se Zuordnung zum Grading zugesprochen werden. Feinverzweigte, erhabene, sog.
des Erstbefundes und 2. die Anzahl der sog. „Begleittumore“ (Satellitentumore) mit
papilläre Blasentumore sind in > 60 % einem G1-Blasenkrebs zuzuordnen. Solide,
ein. Dabei haben Ersttumore in einer Ausdehnung kleiner als 3 cm eine bessere
kompakte Tumore sind häufig G3-Tumoren. Als Letztes sei hier noch erwähnt, dass
Prognose. Die zunehmende Anzahl von sog. Satellitentumoren (s. Abb. 8) bedingt
solide Tumore häufig in die Tiefe wachsen und damit muskelinfiltrierend (in die
eine Verschlechterung der Prognose.
Muskulatur einwachsend) sind.
Aus den zuvor beschriebenen Faktoren wird deshalb auch das Risiko eines möglichen Tumorrezidives bestimmt.
ª
Abb. 8: Einzelne Turmorherde (rot) auf gesundem Urothel (weiß), Satellitentumoren mit Pfeil
gekennzeichnet
Die Einteilung nach dem G-Stadium, oder seit 2004 nach der sog. low-grade-
Subepitheliales
Bindegewebe
Muscularis
T2b
Urothel
T2a
T1
Ta
bzw. high-grade- Einteilung kann nur der Pathologe treffen, denn er erhält nach
Tis
einer TUR-Blase das operierte Gewebe zur feingeweblichen Begutachtung. Dabei
T3a
T3b
perivesikales Fett
T4b
T4a
sind die Differenzierungsgrade nach den Regeln der WHO (Weltgesundheitsorganisation) festgelegt. Vor 2004 werden die Grading-Stadien G1, G2, G3 und TIS
Beckenboden
(Tumor in situ) unterschieden. Ein Blasentumor mit Grading G1 hat in der Zell- und
Gewebestruktur noch eine erkennbare Ordnung mit einer kontrollierten Differenzierung. Ein G3-Blasentumor ist ungeordnet, wild, somit undifferenziert. Das biologi-
Prostata
sche Verhalten eines G3-Tumors ist eher unkontrolliert, er neigt zu einem rasch fortschreitenden Wachstum. Somit kann dem Grading eines Harnblasenkrebses auch eine
prognostische Bedeutung zugemessen werden. Letztendlich bestimmt damit auch
das Grading die weitere Therapie. Der Tumor in situ (TIS) bildet eine Sonderform,
es ist flach in der obersten Schleimhautschicht (s. Abb. 9). Von seinem biologischen
Abb. 9: Die T-Stadien
Verhalten ist er eher aggressiv und benötigt eine besondere Therapie.
22
23
GRADING UND STADIENEINTEILUNG
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
GRADING UND STADIENEINTEILUNG
TNM-SYSTEM ALS KLASSIFIKATIONSMÖGLICHKEIT EINES TUMORS
50% DER HARNBLASENKARZINOME SIND TaG1 MIT GUTER PROGNOSE
Wie bereits zuvor dargestellt, kann der Pathologe nicht nur das Grading über
die Muster der Zell- und Zellkernkonfiguration erarbeiten, sondern auch die
Tiefenausdehnung des Blasenkrebses bestimmen. Im Kapitel der Anatomie wurde
der Schichtaufbau der Harnblase erörtert, mit der innen liegenden Blasenschleimhaut, unter der sich dann das Bindegewebe und die Muskelschichten befinden.
Der Harnblasenkrebs kann auf die Schleimhaut und das Bindegewebe beschränkt
bleiben, aber auch tief in die Muskulatur eindringen. Man spricht deshalb ebenfalls
von der Tiefenausdehnung des Harnblasenkrebses, den sog. T-Stadien (Abb. 9).
Diese Stadien werden im sog. TNM-System aufgelistet. Mit den Buchstaben N
(engl. Node) wird der Lymphknotenbefall dargestellt, das M steht für Metastasen.
Die T-Stadien kennzeichnen auch das Eindringen des Harnblasenkrebses über die
Organgrenzen der Harnblase hinaus, z. B. in die Prostata/Vagina. Das tief eingedrungene Harnblasenkarzinom T2-T3 erreicht auch die Lymph- und Gefäßschicht der
Harnblase und neigt deshalb zur Metastasierung (s. Abb. 10).
Fasst man beide Klassifikationssysteme zusammen, ergibt sich so z. B. ein Harn-
T PRIMÄRTUMOR
T PRIMÄRTUMOR N LYMPHKNOTEN M METASTASEN
Tx
Primärtumor kann
nicht beurteilt
werden
T3
T0
Kein Anhalt für
Primärtumor
Ta
Nichtinvasiver
papillärer Tumor
Tis Tumor in situ,
„flacher Tumor“
T1
T2
Tumor infiltriert
perivesikales
Gewebe
Nx Regionäre
Lymphknoten (LK)
können nicht
beurteilt werden
M0 Kein Anhalt für
Fernmetastasen
T3a mikroskopisch
N0 Kein Anhalt für
regionäre LK
M1 Fernmetastasen
T3b makroskopisch
(extravesikale
Masse)
N1 Metastase in
solitärem LK der
Beckenregion
T4
N2 Metastase in
mehreren LK der
Beckenregion
Tumor infiltriert
eines der folgenden
Organe: Prostata,
Uterus, Vagina,
Beckenwand,
Bauchwand
Tumor infiltriert
subepitheliales
Bindegewebe
T4a Prostata, Uterus
oder Vagina
Tumor infiltriert
T4b Beckenwand oder
Bauchwand
blasenkarzinom der Klassifikation TaG1. Hierbei handelt es sich demgemäß um
ein auf die Schleimhaut begrenztes, vom Bild her papilläres Blasenkarzinom mit
noch weitgehend erhaltener zellulärer Ordnung (s. Abb. 11). Auch kann mit einiger
Sicherheit eine prognostische Wertung abgegeben werden.
Abb.11: Endoskopisches Bild eines papillären Blasentumors
N3 Metastasen in
iliakalem LK
Das TaG1-Karzinom hat eine vergleichsweise gute Prognose, es bildet ca. 50%
der Harnblasenkarzinome, neigt nicht zur Metastasierung und die Rezidivwahrscheinlichkeit (erneutes Auftreten eines Tumors) ist eher gering.
T2a Innere Hälfte
T2b Äußere Hälfte
Abb. 10: Das TNM-System
24
25
GRADING UND STADIENEINTEILUNG
MERKE !
●
Der Harnblasenkrebs
Das Grading des Harnblasenkarzinoms bezeichnet den Differenzierungsgrad des Tumorgewebes. G1 bedeutet gut differenziert, G2
mittel- bis mäßig differenziert, G3 undifferenziert.
Ein Leitfaden für Patienten
THERAPIE
THERAPIE
In der Therapie des Harnblasenkarzinoms muss grundsätzlich zwischen der
neue Klassifikation seit 2004 unterscheidet vereinfacht dargestellt die gutartigen urothelialen Papillome von den low-grade – und
high-grade – Tumoren.
Therapie von nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen (Ta/T1/Tis)
Das Tis (Tumor in situ) ist eine Sonderform des Gradings, es hat die
Neigung, sich in ein muskelinvasives Karzinom zu verschlechtern
(Progression).
Als erster Schritt der Therapie steht die TUR-B (s. Abb. 12). TUR-B steht für tran-
●
Das Grading lässt einen Rückschluss auf das biologische Verhalten
eines Blasenkrebses zu. Das G3-Karzinom ist aggressiver.
operative Eingriff wird allerdings im Unterschied zur Zystoskopie in Vollnarkose
●
Die Infiltrationstiefe des Blasenkarzinoms wird in T-Stadien angegeben.
●
Man unterscheidet oberflächliche Blasenkarzinome Ta-T1 und
muskelinvasive, tiefe Blasenkarzinome T2-T3.
●
Das Grading, die Größe der Tumore, die Multifokalität (sog.
Satellitentumore) und die T-Stadien sind wichtige prognostische
Faktoren und bestimmen damit das Risikopotenzial für das Rezidiv
des Harnblasentumors.
●D
ie
●
und den muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen (s. unten, >T2a) unterschieden werden.
surethrale Resektion der Blase. Wie im Kapitel „Diagnostik“ beschrieben, ist der
Zugang zu den Tumoren gleich wie bei der Zystoskopie (Blasenspiegelung). Dieser
Abb.12: TUR-Blase mit der Elektroschlinge, endoskopisches Bild
26
27
THERAPIE
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
THERAPIE
oder Körperteilnarkose (z. B. Spinalanästhesie) durchgeführt. Die Instrumente der
hen sich vor allem auf das Risiko einer Progression, also das Risiko einer möglichen
TUR-B sind etwas voluminöser, es können die zur Ausschälung des Blasentumors
Verschlimmerung der Krankheit. Die Tumore werden demnach unterteilt nach gerin-
nötigen Instrumente eingeführt werden. Der Operateur kann dann den Blasentumor
gem Risiko (low-risk), mittlerem Risiko (intermediate risk), hohem Risiko (high-risk) und
aus der Blase schichtweise ausschälen. Dabei müssen die oberflächlich sichtbaren
höchstem Risiko (highest-risk). Anhand der bestehenden Leitlinien der Europäischen
Schichten von den tieferen Schichten des Blasentumors getrennt zur histopatholo-
Vereinigung der Urologen (EAU) wird dann für jede Risikoklasse eine passende Therapie
gischen Aufarbeitung geschickt werden. In der Regel werden davon separat noch
empfohlen, man spricht von einer risikoadaptierten Therapie (s. Abb. 13).
der Tumorgrund, entnommen. Diese gehen zur Begutachtung zum Pathologen.
Der Pathologe bestimmt dann anhand der Gewebeproben (Biopsien) die genaue
• Erstbefund, 1 Tumor, Ta, G1, kleiner als 3 cm
und kein Tis
Ausprägung des Tumors, z.B. ob es sich um einen nicht-muskelinvasiven Tumor
INTERMEDIATE-RISK TUMORE
oder einen muskelinvasiven Tumor handelt.
• alle Kategorien zwischen Low- und High-Risk
THERAPIE DER NICHT-MUSKELINVASIVEN
HARNBLASENKARZINOME (TA/T1/TIS)
HIGH-RISK TUMORE
Die TUR-B hat bei nicht-muskelinvasiven Tumoren diagnostische und therapeutische Bedeutung. Neben der Gewinnung von Gewebeproben wird durch die TUR-B
eine vollständige Entfernung des Tumors erreicht. Die vollständige Entfernung des
•
•
•
•
T1
G3
Tis
mehrere und wiederkehrende und
Durchmesser größer als 3 cm TaG1G2
(alle drei Kriterien müssen zutreffen)
Tumors aus dem gesunden Gewebe ist eine Grundbedingung zur Heilung des
HIGHEST-RISK TUMORE
Harnblasenkarzinoms. Auch um ein Wiederauftreten des Tumors zu verhindern ist
• T1G3 mit Tis
• multipler und/oder großer T1G3 und/oder
wiederkehrender T1G3
• T1G3 mit Tis in prostatischer Harnröhre
• mikropapilläres HBCA
(pathologische Sonderform)
• BCG spricht nicht an
diese restlose Resektion des Tumors sehr wichtig.
Trotz der restlosen operativen Entfernung des Tumors hat der nicht-muskelinvasive
Blasenkrebs eine hohe Neubildungsrate, d. h. in bis zu 80 % aller Fälle tritt nach
der Operation früher oder später erneut ein Blasentumor auf (Rezidiv: erneutes,
späteres Auftreten). Auch die Verschlechterung des Krankheitsbildes kommt in bis
zu 45 % der Fälle vor (Progression: Verschlechterung der Differenzierung, z. B.
• TUR-B
• Frühinstillation nach TUR-B mit Mitomycin
LOW-RISK TUMORE
• TUR-B
• re-TUR-B, 2-6 Wochen nach erster TUR-B, wenn
– Erstresektion unvollständig
– Erstresektion ohne Muskulatur (außer TaG1)
• Frühinstillation nach TUR-B mit Mitomycin
• Instillationstherapie mit Mitomycin
THERAPIE
Randbezirke des Resektionsgebietes (Schälgebiet) und eine letzte tiefe Schicht,
• TUR-B
• re-TUR-B, 2-6 Wochen nach erster TUR-B
(außer erstmalig aufgetretenes Tis)
• Instillationstherapie mit BCG (bei BCGUnverträglichkeit: Mitomycin)
• Entfernung der Harnblase erwägen
• BCG spricht nicht an: Entfernung der Harnblase
empfohlen
ALTERNATIVE
• TUR-B
• re-TUR-B, 2-6 Wochen nach erster TUR-B (außer
erstmalig aufgetretenes Tis)
• Instillationstherapie mit BCG (bei BCGUnverträglichkeit: Mitomycin)
Abb.13: Risikoadaptierte Therapie des nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms
(angelehnt an die europäischen Leitlinien)
von G1 zu G2, und/oder des T-Stadiums).
Der nicht-muskelinvasive Harnblasentumor wird aufgrund der Gewebeanalyse
der bei der TUR-B gewonnenen Biopsien und anhand der Größe, Anzahl und
Beschaffenheit des Tumors in sogenannte Risikoklassen eingeteilt. Diese bezie-
28
Kann nach der TUR-B nicht mit Sicherheit festgestellt werden, daß der Tumor vollständig entfernt wurde oder der Tumor entspricht einer hohen Risikoklasse (highrisk Tumore) wird 1- 6 Wochen nach der ersten transurethralen Resektion (TUR-B)
eine TUR-B Nachresektion durchgeführt (re-TUR-B).
29
THERAPIE
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
THERAPIE
Bei Tumoren mit erhöhtem Rezidiv- und Progressionsrisiko wird im Anschluss an eine
Tumore mit geringem Progressionsrisiko (einzelner Tumor, Erstbefund, TaG1,
TUR-B eine medikamentöse Spülbehandlung der Blase, die Instillationstherapie
kleiner als 3cm im Durchmesser, kein Tis) werden ausschließlich mit einer TUR-B
durchgeführt. Dabei wird über einen Katheter das Medikament in die Harnblase
und einer Frühinstillation behandelt. Es ist keine weiterführende Instillationstherapie
gespült, wo es auf Schleimhaut und tumorgefährdete Bezirke einwirkt. Dadurch wird
notwendig.
das Risiko einer Krebsneubildung vermindert. Die Instillationstherapie zielt darauf ab,
lokal in der Blase vorliegende Krebszellen abzutöten. Die Art der Instillationstherapie
wird individuell je nach Ausprägung des Tumors gewählt. Die sog. Frühinstillation
wird innerhalb von 24 Stunden nach der TUR-B durchgeführt. Die Frühinstillation
Tumore mit mittlerem Progressionsrisiko sollten zusätzlich zu einer
Frühinstillation längerfristig mit einem Chemotherapeutikum wie z.B. Mitomycin
behandelt werden.
verhindert die Implantation (Einnistung) von schwimmenden Tumorzellen und redu-
Tumore mit hohem Progressionsrisiko (z. B. T1, G3, Tis) sollten nach einer
ziert das Rezidivrisiko. Das Verhindern von Rezidiven durch die Frühinstillation hat
re-TUR-B eine Erhaltungstherapie mit BCG erhalten. Das erneute Auftreten eines
sich in den vergangenen 20 Jahren in vielen Studien erwiesen. Anschließend kann
solchen Tumors (Rezidiv) kann die Notwendigkeit einer vollständigen Entfernung
eine Initial- und Erhaltungstherapie nötig sein, die ein bis 3 Jahre dauern kann.
der Harnblase, der radikalen Zystektomie bedeuten (s. auch Kapitel „Therapie des
Diese langfristige Therapie soll das Wiederauftreten der Krankheit auch Jahre nach
muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms”). Mit der radikalen Zystektomie kann eine
der TUR-B verhindern.
Heilung erreicht werden. Bei Tumoren mit höchstem Progressionsrisiko (z. B. T1G3
Für die Instillationstherapie werden zwei unterschiedliche Substanzklassen ver-
in Kombination mit einem Tis) sollte man eine sofortige Zystektomie erwägen.
wendet, sog. direkt krebstötenden Zytostatika und die sog. Immunmodulatoren.
Die Therapieschemata für die intravesikale (in die Blase gegebene) Zytostatika-
Zu den Zytostatika gehören die gebräuchlichen Medikamente Mitomycin, sowie
und Immunmodulatoren sind nicht standardisiert, gemeinsam aber haben alle
Epirubicin und Doxorubicin. Zytostatika können das Wachstum von Krebszellen
eine sog. Initialphase (intensiver Beginn) und eine Erhaltungsphase im Sinne einer
hemmen oder diese direkt abtöten. Der wichtigste Immunmodulator ist das BCG
Langzeittherapie (s. Abb. 15). Auch der Therapiebeginn nach TUR-B ist nicht stan-
(Bacillus Calmette-Guérin), ein abgeschwächtes Bakterium, das normalerweise
dardisiert.
als Impfstoff gegen Tuberkulose benutzt wird. BCG ruft eine Abwehrreaktion des
körpereigenen Immunsystems in der Blasenwand hervor. Die Medikamente beider
Substanzklassen werden zuvor in einem Lösungsmittel gelöst und dann über einen
SUBSTANZ DOSIERUNG
INITIALPHASE
Mitomycin
40 mg
innerhalb 24 h postoperativ
(Frühinstillation)
Mitomycin
40 mg (20 mg)
mind. 4 Wochen nach TUR-B,
über 8 Wochen 1 Instillation/
Woche
4 Monate nach TUR-B,
über 12 Wochen 1
Instillation/Woche
BCG
2 x 10 - 3 x 10
Bakterien
mind. 2 Wochen nach TUR-B,
über 6 Wochen 1 Instillation/
Woche
3, 6, 12, 18, 24, 30, 36
Monate nach TUR-B,
jeweils über 3 Wochen 1
Instillation/Woche
Einmalkatheter in die Blase gegeben (s. Abb. 14).
Abb.14: Applikationssystem, mit Hilfe des Lösungsmittels im Beutel wird der getrocknete
Wirkstoff in der Flasche gelöst und dann über einen Katheter in die Blase gespült.
30
8
9
ERHALTUNGSPHASE
–
Abb. 15: Häufigste Dosierungsschemata zur Instillationstherapie
31
THERAPIE
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
THERAPIE
THERAPIE DER MUSKELINVASIVEN
HARNBLASENKARZINOME (STADIEN AB T2)
in den vergangenen Jahren sog. plastische, rekonstruktive Verfahren entwickelt.
Wird bei der TUR-B ein Tumor festgestellt, der bis in die Muskulatur wächst, reicht
genannt. Demzufolge werden plastisch-rekonstruktive Operationsverfahren mit
dieser Eingriff nicht aus, um eine Heilung zu erzielen. Es muss dann eine weitere
Erhaltung der Urinkontinenz auch kontinente Harnableitungsverfahren genannt.
Ausbreitungsdiagnostik nach der TUR-B durchgeführt werden (s. Abb. 4), um festzustellen ob:
a.) der Tumor auf die Blase beschränkt bleibt,
b.) der Tumor bereits über die Blasenwand hinausgewachsen ist und
c.) sich bereits Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen gebildet haben.
Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass eine Kontrolle über das Urinhalten und
Urinentleeren erreicht werden sollte. Die Fähigkeit Urin aufzuhalten, wird Kontinenz
Der Idealfall einer auch unter kosmetischen Aspekten gelungenen Operation sollte die Urinableitung auf natürlichem Wege über die Harnröhre darstellen. Mit der
Schaffung einer sog. Neoblase (Darmneublase / Harnblasenersatz) aus einem
dafür besonders präparierten Darmstück (Dünndarmendstück: Ileum) des betroffenen Patienten kann eine lebensnahe Situation als eine Form der kontinenten
Harnableitung geschaffen werden (s. Abb. 16). Bis auf die Unterbauchnarbe ist
Bleibt der Tumor auf die Blase beschränkt und hat noch keine Lymph- oder Organmetastasen gebildet, z. B. Stadium pT2NoMo, muss zur Heilung eine radikale Zystektomie durchgeführt werden. Die Grundregel der Tumorchirurgie besagt, dass die
vollständige Entfernung eines Organs mitsamt des Tumors zur Heilung führt. Bei der
radikalen Zystektomie handelt es sich im Gegensatz zur TUR-B um eine Schnittoperation im Bereich des Unterbauches. Es werden beim Mann die Harnblase, die
Niere
Prostata und die Samenbläschen entfernt, bei der Frau die Harnblase, die GebärHarnleiter
mutter, die Eierstöcke und die vordere Scheidenwand. Um kleinste Lymphknotenmetastasen der Beckenregion auszuschließen, wird zuvor eine Lymphknotenent-
Dickdarm
fernung, die sog. Lymphadenektomie angestrebt, die in einer SchnellschnittunterDünndarm
suchung des Pathologen den Lymphknotenbefall klärt. Die Heilungschance eines
T2-Tumors ohne Lymphknotenbefall oder Organmetastasierung beträgt ca. 75 %.
Ersatzblase
DAS PLASTISCH-REKONSTRUKTIVE OPERATIONSVERFAHREN NACH
ENTFERNUNG DER HARNBLASE
Harnröhre
Dünndarmstück
Mit der Entfernung der Harnblase ist die Operation nicht abgeschlossen. Es fehlt
die Speicher- und Entleerungsfunktion der Harnblase und die Verbindung zu den
oberen ableitenden Harnwegen. Um eine möglichst lebenswerte und dem gesunden Zustand nahe kommende Situation für den Patienten zu schaffen, wurden
32
Abb. 16: Kontinente Harnableitung mit Ersatzblasenbildung
33
THERAPIE
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
THERAPIE
„Kontinenzapparat“. Voraussetzung für diese heute nur noch selten durchgeführte
Operation ist allerdings eine ausreichende Haltekapazität des Enddarmes.
Die inkontinenten Harnableitungsformen sind die ungünstigsten Formen. Im einNiere
fachsten Fall wird der Urin über die Harnleiter und Einpflanzung derselben in die
Haut als Stoma abgeleitet. Eine andere Form ist die stomale Urinableitung über ein
Harnleiter
vorgeschaltetes Urinreservoir aus Dünn- oder Dickdarm, ein sog. Conduit (s. Abb. 17).
Allerdings muss dazu permanent bei beiden Verfahren ein Urinauffangbeutel auf der
Haut getragen werden. Dieser klebt als Stomabeutel auf dem Austrittspunkt.
Harnaustritt
Darmstück
ERFORDERLICHE CHEMOTHERAPIE BEI METASTASIERUNG
Dünndarm
Hat die Ausbreitungsdiagnostik den Nachweis von Metastasen ergeben, ist eine
Heilung über eine radikale Zystektomie nicht mehr möglich. Die Harnblase als Ort
Blase entfernt
des Tumorträgers wäre zwar entfernt, aber die Lymphknoten oder ferne Organmetastasen wären weiter Tumorträger und der Krebs könnte weiterwachsen. In diesem Fall muss eine Therapieform gewählt werden, die auch die Organmetastasen
erreichen kann, im ganzen Körper wirkt und das Tumorwachstum hemmt. Diese
Abb. 17: Harnableitung durch Ileum-Conduit
auch kosmetisch eine akzeptable Situation hergestellt. Diese Möglichkeit besteht
aber nur, wenn der unmittelbar an die Harnblase angeschlossene, obere Teil der
Harnröhre ohne Tumor ist. Dann kann auf die Entfernung der oberen Harnröhre
verzichtet werden, ein Teil der Schließmuskulatur des Beckenbodens bleibt erhalten und kann die Funktion der Kontinenz aufrechterhalten. Mit dem Ersatz der
Harnblase durch das Dünndarmendstück ist die günstigste Ausgangsposition
beschrieben. Fehlt die obere Harnröhre, kann durch plastisch, rekonstruktive
Verfahren aus Dünndarmteilstücken nur ein Reservoir gebildet werden, das dann
den Urin mittels eines künstlich angelegten Austrittpunktes (Stoma), in der Regel im
Bauchnabelbereich, ableitet.
Therapie ist die Chemotherapie, die über das Blut verabreichten Medikamente
heißen Zytostatika. Diese Medikamente durchspülen über das Blutsystem den
gesamten Körper und gelangen so auch in die Metastasen. Metastasen sind abgesiedelte Tumorzellen, die besonders schnell, wild und die Umgebung verdrängend
wachsen. Zytostatika sind Medikamente, die schnell wachsendes Gewebe zerstören können, indem sie innere Wachstumsvorgänge der Zellen blockieren. Da
die Chemotherapeutika über die Blutbahn die Zielorte erreichen, schädigen sie
als unerwünschte Nebenwirkung auch gesunde Zellen des Körpers, die schnell
wachsen, z. B. Darmzellen, Haarzellen und Blutzellen. Dadurch erklären sich
auch die typischen Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Übelkeit, Erbrechen,
Haarverlust, Durchfall, Blutarmut, Infektneigung, um nur einige zu nennen. Zur
Schonung der gesunden Körperzellen werden die Medikamente nicht auf „einen
Eine andere Form der Kontinenz erhaltenden Operationen ist die sog. Uretero-
Schlag“, sondern in Abständen von Stunden oder Tagen gegeben. Meist handelt es
sigmoidostomie, bei der die beiden Harnleiter neu in den Enddarm eingepflanzt wer-
sich dabei um feste, in der Wirksicherheit erwiesene Medikamentenkombinationen.
den. Dabei bildet der Enddarm das Reservoir und der Enddarmschließmuskel den
Die aufeinander abgestimmte Gabe von Zytostatika-Kombinationen nennt man
34
35
THERAPIE
Der Harnblasenkrebs
Chemotherapiekurs. Meist werden als Basis 3 Kurse verabreicht, diese ziehen
Ein Leitfaden für Patienten
ALTERNATIVE THERAPIEN
ALTERNATIVE THERAPIEN
sich in der Regel über 8 - 12 Wochen hin. Zur Beurteilung der Schädigung anderer
Organzellen werden regelmäßig Blutabnahmen zur Überwachung eingesetzt. Bei
lebensbedrohenden Nebenwirkungen der Chemotherapie, z. B. drohendem Verlust
der Infektabwehr des Körpers, muss die Chemotherapie in geringerer Dosierung
fortgeführt oder sogar abgebrochen werden. Auch eine Verlängerung des Kursintervalls ist möglich. Zur besseren Verträglichkeit der „Chemo“ werden Medikamente
eingesetzt, die die Übelkeit verhindern helfen, die Blutzellen zur schnelleren Ausreif-
Alternative Therapien können unter bestimmten Vorausetzungen, z. B. bei Nichtdurchführbarkeit der radikalen Zystektomie wegen schwerwiegender Begleiterkrankungen des Patienten, bei ausdrücklicher Ablehnung der radikalen Zystektomie
etc., eine mögliche Behandlungsoption darstellen. Ausdrücklich sei hier erinnert,
dass diese Therapien nicht die TUR-B, die radikale Zystektomie oder die Chemotherapie ersetzen.
ung bringen etc.. Neuere Studien weisen auf einen günstigen Effekt einer dosierten
Hierbei können die Radiotherapie (Strahlentherapie), die Radiochemotherapie (Kom-
Sporttherapie auf die Verträglichkeit von Chemotherapeutika hin. Nach erfolgter
bination aus Strahlen- und Chemotherapie), die TUR-Laser-Therapie und die
Chemotherapie wird sich erneut eine Ausbreitungsdiagnostik (Re-Staging) anschlie-
Hyperthermische Instillation und die elektromotive Instillation genannt werden.
ßen, um den Erfolg der Chemotherapie zu bemessen.
Günstige Voraussetzung für eine Radio- oder Radiochemotherapie ist die vorausge-
Die heute gebräuchlichen Chemotherapie-Kombinationen sind das MVAC-Schema
gangene komplette TUR-B (R0-Resektion). R0 bedeutet, dass im Rand des Tumor-
und das GC-Schema. Die Buchstaben stehen für das verwendete Chemothera-
gewebes kein Harnblasenkarzinom nachweisbar ist. Bei der Radiochemo-therapie
peutikum: M=Methotrexat, V=Vinblastin, A=Adriamycin, C=Cisplatin und G=Gem-
sollten zusätzlich ein Stadium T2, eine max. Tumorausdehnung von 5 cm und keine
citabine. Die MVAC-Chemotherapie galt bis in das Jahr 2001 als das Standardver-
Harnstauungsnieren vorliegen. Unter diesen Vorbedingungen können Patienten von
fahren, aufgrund neuerer Studienergebnisse ist das Schema mit Gemcitabine
der Radiochemotherapie profitieren.
und Cisplatin bei gleicher Wirksamkeit als verträglicher einzustufen und somit der
MVAC-Therapie vorzuziehen.
Das TUR-Laser-Verfahren ist eine zusätzliche Behandlungsoption bei kleinen,
papillären Harnblasenkarzinomen. Vor der TUR-Schlingen-Resektion werden die
Blutgefäße am Ort des Harnblasenkrebses und der sichtbare Anteil des Tumors
CHEMOTHERAPIE ALS SOGENANNTE 2. LINIENTHERAPIE
in der Blase mit dem Laser verschweißt. Folgende Vorteile stellen sich dar: 1. die
Bei vielen Patienten ist allerdings die Chemotherapie nicht in der gewünschten
Laserung wird ohne Kontakt zum Tumorgewebe durchgeführt, 2. die Operation
Weise effektiv und die Metastasen können nicht zur Abheilung gebracht werden.
erfolgt im Vergleich zur alleinigen TUR in relativer Blutarmut. In einigen Studien
In diesen Fällen spricht man von einem weiter fortschreitendem Tumorleiden.
zeigten sich Vorteile der zusätzlich mit Laser behandelten Patienten in Hinblick auf
Unter diesen Umständen kann eine sogenannte Zweitlinien-Chemotherapie in
eine geringere Rezidivneigung der Tumoren und das Auftreten von sog. Satelliten-
Erwägung gezogen werden. Eine Möglichkeite der Zweitlinientheraie
Tumoren (kleinste umgebende Tumore) am ursprünglichen Primärtumorort.
ist die
Substanzkombination Gemcitabin mit Paclitaxel. Bei gutem Allgemeinzustand
des Patienten ist mit dem neuen, zytostatischen Wirkstoff Vinflunin eine weitere
vielversprechende Therapiealternative entstanden. In den bisherigen Studien sind
nennenswerte Überlebensvorteile für die Patienten beschrieben worden.
Die hyperthermische Instillation und die elektromotive Instillation (engl.: electromotive drug administration; EMDA) sind Geräte-unterstützte Blasenspülungen. Bei diesen wird mithilfe von Wärme (Hyperthermie) oder eines elektrischen Feldes (Elektro)
das Chemotherapeutikum Mitomycin tiefer als bei der normalen Instillation in das
36
37
ALTERNATIVE THERAPIEN
Der Harnblasenkrebs
Blasengewebe eingebracht. Dadurch soll das Mitomycin stärker und langfristiger
Ein Leitfaden für Patienten
MARKER UND NACHSORGE
MARKER UND NACHSORGE
wirken. Die bei der Hyperthermie genutzte Wärme hat zusätzliche Effekte auf das
Tumorgewebe, die letztendlich zum Absterben des Tumors beitragen sollen.
Über sogenannte Tumormarker können theoretisch ohne invasive Diagnostik der
augenblickliche Stand und die Rezidivfähigkeit einer Tumorerkrankung angezeigt
Dabei wird 1h vor der TUR-B die Hexa-Amino-Lävulinsäure über einen Katheter in
die Blase gespült. Der Fluoreszenzfarbstoff hat die Eigenschaft, sich in Tumorgewebe
vermehrt anzureichern. Unter Einsatz einer besonderen Lichtquelle bei der Zystoskopie
(Fluoreszenzlicht) strahlt das vermehrt durchblutete Gewebe intensiv rot, d. h. es fluoresziert. Damit können z. B. das durch sein flächiges Wachstum schwer erkennbare
TIS oder mit bloßem Auge nicht erkennbare Satelliten-Tumoren, im Gegensatz zur herkömmlichen Weißlichtquelle, zusätzlich erkannt und mit der TUR-B behandelt werden.
MERKE !
●
D
ie
●
Die
TUR-B ist bei allen nicht muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen
(< pT2) die erste Behandlungsform.
postoperative Instillationsprophylaxe mit z. B. Mitomycin oder
BCG sollte bis auf das unilokuläre pTaG1-Karzinom, bzw. nach
neuer Nomenklatur bei low-grade Tumoren bei allen nicht muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen durchgeführt werden.
●
Die
●
Die
38
Instillationsbehandlung kann die Rezidivneigung und das
Progressionsrisiko senken helfen.
radikale Zystektomie ist die Therapie der Wahl bei allen invasiven Harnblasenkarzinomen (> pT2).
●
Man unterscheidet kontinente von inkontinenten Harnableitungsformen.
●
Liegt eine Lymphknoten- oder Organmetastasierung vor, kann die
Chemotherapie die Metastasen reduzieren oder beseitigen.
●
Alternative Behandlungsformen sind nur Ergänzung der Therapiestandards und ersetzen diese nicht.
Harnblasenkrebs wäre ein Bluttest oder eine Urinuntersuchung zu wünschen, die eine
Zystoskopie als diagnostische Maßnahme ersetzt. Zum jetzigen Zeitpunkt existiert
dieser ideale Tumormarker für das Harnblasenkarzinom leider nicht. Deshalb sind
die regelmäßige Zystoskopie und die Urinzytologie derzeit als „Goldstandard“
anzusehen.
LOW-RISK TUMORE
Jahr 1:
Zystoskopie im 3. Monat und
im 12. Monat nach TUR-B
Jahr 2-5: Zystoskopie einmal pro Jahr
• Erstbefund, 1 Tumor, Ta, G1, kleiner als
3 cm und kein Tis
INTERMEDIATE-RISK TUMORE
NACHSORGE
durchgeführt und kann in diesem operativen Ansatz die TUR-B sinnvoll ergänzen.
einer Therapie vorhersagen und als Verlaufskontrolle eingesetzt werden. Für den
• alle Kategorien zwischen Low- und HighRisk
HIGH-RISK TUMORE
•
•
•
•
T1
G3
Tis
mehrere und wiederkehrender und Durchmesser größer als 3 cm TaG1G2
(alle drei Kriterien müssen zutreffen)
HIGHEST-RISK TUMORE
• T1G3 mit Tis
• multipler und/oder großer T1G3 und/oder
wiederkehrender T1G3
• T1G3 mit Tis in prostatischer Harnröhre
• mikropapilläres HBCA (pathologische
Sonderform)
• BCG spricht nicht an
NACHSORGE
Die photodynamische Diagnostik (PDD) wird mit HEXVIX (Hexa-Amino-Lävulinsäure)
(falls keine Zystektomie durchgeführt)
FLUORESZENZVERFAHREN ERKENNT TIS-TUMORE BESSER
werden. Weiterhin können Tumormarker den Krankheitsverlauf und den Erfolg
Zystoskopie- und Zytologie-Regime
liegt zwischen den Ansätzen für LowRisk- und High-Risk-Tumoren.
Jahr 1-2: Zystoskopie und Zytologie
alle 3 Monate
Jahr 3-5: Zystoskopie und Zytologie
alle 6 Monate
Jahr 6 ff.: Zystoskopie und Zytologie
einmal jährlich
Jährliche Bildgebung des oberen Harntraktes.
Abb. 18: Nachsorge des nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms (angelehnt an die
europäischen Leitlinien). Es kann in Absprache mit dem Patienten bei intermediate-, highund highest-risk Tumoren ein individuelles, risikoadaptiertes Nachsorgeschema durchgeführt werden.
39
MARKER UND NACHSORGE
Der Harnblasenkrebs
Der Nutzen einer systematischen, d. h. streng strukturierten, Nachsorge ist bisher
nicht durch Studien nachgewiesen worden. Dennoch macht es Sinn, eine Nachsorge weitgehend schematisiert durchzuführen, um nicht durch zufälliges Auslassen
von Untersuchungen mögliche relevante Veränderungen am Harntrakt zu übersehen. Grundsätzlich gehört zum Harnblasenkrebs eine lebenslange Nachsorge,
wobei die Intervalle nach Jahren gestreckt werden können (s. Abb. 18).
Ein Leitfaden für Patienten
ERGÄNZENDE VERFAHREN
5. Bestimmung der Vitamin B 6-, B 12- Spiegel ab 5 Jahren post-operativ nach Neoblasen-OP
GGF. NACH INDIVIDUELLER ENTSCHEIDUNG DES ARZTES BEI SPEZIFISCHEN
BESCHWERDEN DES PATIENTEN UND RISIKOABSCHÄTZUNG:
1. Urographie oder CT-Urographie
2. CT-Abdomen und kleines Becken, ggf. CT der Lunge
ZU JEDEM NACHSORGE-TERMIN GEHÖREN DIE FOLGENDEN
UNTERSUCHUNGEN:
3. fakultativ: Knochenszintigraphie (bei Knochenschmerzen)
1. Anamnese
Abb. 20: Nachsorge des muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms
2. Körperliche Untersuchung (Tasten der äußeren Genitalien inklusive der Lymphknoten
und die Tastuntersuchung des Bauches und der Nirenlager
MERKE !
●
3. Allgemeine Unterscuchung mit Stix und Sediment
Es existieren zur Zeit keine zuverlässigen Tumormarker, die in der
Nachsorge die Zystoskopie entbehrlich machen.
4. Sonographie der Harnblase und Nieren
●
Abb. 19: Allgemeine Untersuchungen des Harntrakts
Die Urinzytologie und die Zystoskopie sind der sog. Goldstandard
in der Nachsorge des Harnblasenkrebses.
Bei muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen, die durch Zystektomie behandelt
wurden, gehören zusätzlich zum Basisprogramm eine Blutlaboruntersuchung, die
Blutgasanalyse und das jährlich durchgeführte Urogramm dazu. Bei Symptomen
müssen diese Untersuchungen um CT/MRT, Röntgen-Thorax und gegebenenfalls
Knochenszintigraphie ergänzt werden (s. Abb. 20).
ERGÄNZENDE VERFAHREN
(KOMPLEMENTÄRMEDIZIN)
Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über Behandlungsmöglichkeiten, die die
schulmedizinischen Standardtherapien unterstützen können. Dabei handelt es sich
ES EXISTIEREN KEINE REGELRECHTEN EMPFEHLUNGEN ZUR NACHSORGE.
um ergänzende Therapien, die keinesfalls die vorgenannten operativen oder chemo-
FOLGENDE INTERVALLE HABEN SICH KLINISCH UND IN DER NACHSORGE
BEWÄHRT:
therapeutischen Behandlungswege ersetzen. Komplementärmedizinische Verfahren
Über 2-5 Jahre (je nach Ausgangsbefund)
mitzuwirken, sie können das Immunsystem unterstützen und die Standardtherapie
1. Anamnese und klinischer Befund
2. Urinbefund inklusive der Urinzytologie
3. Blutlabor mit Blutbild, Kreatinin im Serum und die GFR (glomeruläre Filtrationsrate als
zuverlässiger Marker zur Nierenfunktion), Blut-Elektrolyte, ggf. Leberenzyme
4. Blutgasanalyse nach Zystektomie mit Neoblase
helfen dem Patienten, selbst aktiv an der Krankheitsbewältigung bzw. Gesundung
optimieren.
Der Ernährung als unmittelbarem, täglich notwendigem Bestandteil des Lebens
kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Als risikosenkend für den Harnblasenkrebs gilt eine obst- und gemüsereiche Ernährung. Dabei sind die Empfehlungen
der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) umzusetzen, die täglich fünf
Portionen Gemüse und Obst vorsehen. Im Zusammenhang mit der Ernährung sollte
40
41
ERGÄNZENDE VERFAHREN
Der Harnblasenkrebs
der günstige Effekt von Selen, einem lebenswichtigen Spurenelement, für verschie-
Ein Leitfaden für Patienten
GLOSSAR
GLOSSAR
dene Körperfunktionen erwähnt werden. Die zusätzliche Gabe von Selen (z. B. 300
µg/dl) in der Phase der Strahlentherapie kann die schädlichen Nebenwirkungen
durch frei werdende, aggressive Sauerstoffradikale eindämmen. Gleichzeitig ist
Selen für die Immunfunktion des Körpers ein Grundbaustein. Auch die Misteltherapie kann das Immunsystem des Körpers aktivieren und damit einen Beitrag
zur Krebsabwehr leisten. Erste wissenschaftliche Untersuchungen beim Brustkrebs der Frau zeigen positive Effekte bezüglich der Lebensqualität und der
Adventitia: Außen liegend, Außenschicht um ein Organ, z. B. Blase, Darm.
Amine: Stickstoff enthaltende, mit Säuren Salze bildende chemische Verbindungen.
BCG: Bacillus-Calmette-Guérin, Immuntherapeutikum, nicht krankmachende Variante
des Tuberkuloserregers vom Rind, entsteht durch Züchtung, wird als Lösung für die
Blase hergestellt.
Verminderung von Nebenwirkungen der Standardtherapie. Beim Harnblasenkrebs
CT: Computertomographie, eine Serie von genauen Bildern bestimmter Körperregio-
ist die Misteltherapie als möglicherweise vorteilhaft anzusehen. Der positive Effekt
nen, die mit einem an ein Röntgengerät angeschlossenen Computer erzeugt werden.
von dosierter Sport- und Bewegungstherapie auf das Herz-Kreislaufsystem ist
Conduit: franz.: Röhre; künstlicher Harnableitungsweg durch Einpflanzen der
bekannt. Für den Harnblasenkrebs existieren erste Belege für einen Risiko sen-
Harnleiter in eine isolierte, als Harnreservoir dienende Darmschlinge, z. B. Ileum.
kenden Effekt der Sporttherapie. Sport trägt zur Stabilisierung der Psyche und des
Immunsystems bei. Unter professioneller Anleitung durchgeführt, kann Sport in
Dünndarm: Teil des Verdauungstraktes, der zwischen Magen und Dickdarm liegt.
den Phasen der chemotherapeutischen Behandlung die Intensität und Häufigkeit
Exposition: Der Wirkung bestimmter Faktoren ausgesetzt sein, z. B. Infektions-,
der Nebenwirkungen wie z. B. Durchfall, Müdigkeit, Blutarmut etc. reduzieren.
Kälte-, Strahlen-, Chemiestoff-, Staubexposition.
Gleichzeitig führt die Bewegung den Patienten aus der passiv abwartenden Haltung
Grading: Beurteilung des Malignitätsgrades von bösartigen Geschwülsten, gewöhn-
in eine aktive nach vorne gerichtete Grundstimmung, die heilende Kräfte positiv
lich mittels histologischer und zytologischer Kriterien.
verstärkt. An dieser Stelle darf nicht vergessen werden, dass der Mensch auf
die Gemeinschaft mit anderen Menschen angewiesen ist. Sprechen hilft beim
Hämaturie: Vermehrtes Vorkommen von Blut im Urin.
Verarbeiten, so sind Partner und Angehörige wichtige Bezugspersonen in allen
HEXVIX: Hexa-Amino-Lävulinsäure, spezielles diagnostisches Medikament, das in
Lebensnöten. In Selbsthilfegruppen können Krebserkrankte über ihre Erfahrungen
der Blase durch besonderes Licht (Fluoreszenzlicht) rot abstrahlt.
und Ängste mit Betroffenen sprechen und sich austauschen.
Histopathologie: Untersuchung des Feinbaus und der Funktion der Körpergewebe
Das vertrauensvolle Verhältnis zum Arzt als Ansprechpartner und Therapeut, sowie
mit dem Mikroskop und verschiedenen Anfärbemethoden.
seine helfende Fürsorge tragen zur Heilung dieser lebenslangen Erkrankung bei.
Ileum: Der letzte Abschnitt des Dünndarms.
Iliakal: Zum Darmbein (Hauptknochen des Beckens) gehörend.
Immunsystem: Körpereigenes System zur Abwehr gegen Infektionen.
Instillation: Einspülung, z. B. Einspülung von Medikamenten in die Blase.
Intravesikal: In die Harnblase.
42
43
GLOSSAR
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
GLOSSAR
invasiv: Eindringend, z. B. invasive Diagnostik, unter Verletzung der Körperhüllen.
Pathologe: Arzt, der Gewebe und Zellen mikroskopisch auf Krankheiten untersucht.
Karzinogen: Krebsauslösend.
Pollakisurie: Häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen.
Karzinom: Begriff für Erkrankungen, bei denen sich bösartige Zellen unkontrolliert
Progression: Fortschreiten, fortschreitende Verschlechterung einer Erkrankung.
vermehren.
Knochenszintigraphie: Verfahren, bei welchem Bilder von Knochen auf einem
Computerbildschirm oder Film dargestellt werden; dabei wird in ein Blutgefäß eine
kleine Menge radioaktives Material gespritzt, das durch den Blutstrom wandert. Es
Rezidiv: Wieder auftretend; ein Rezidiv ist ein Tumor, der nach Verschwinden des Primärtumors an derselben Stelle wie dieser oder an einer anderen Stelle wieder auftritt.
Staging: Bestimmung der Ausdehnung einer Krebserkrankung.
reichert sich in den Knochen an und wird mit einem Scanner nachgewiesen.
TUR-B: Transurethale Resektion der Harnblase (Operation des Blasenkarzinoms).
Lymphknoten: Kleine Organe entlang der Lymphbahnen; Lymphknoten enthalten
Ureterosigmoidostomie: Einpflanzung der Ureter in einen nicht ausgeschalteten
spezielle Zellen, die Bakterien oder Krebszellen aus dem Lymphstrom herausfiltern
Darmabschnitt (Sigma).
können. Gruppen von Lymphknoten finden sich überall im Körper.
Metastase: Tochtergeschwulst eines Tumors in einem anderen Körperteil; die
Metastase (Sekundärtumor) besteht aus den gleichen Zellen wie das ursprüngliche
Karzinom (Primärtumor).
Miktion: Den Urin ausscheidend.
Mitomycin (MMC): Zytostatikum zur Instillation in die Blase, kann das Wachstum
von Tumorzellen hemmen.
MRT: Magnetresonanztomographie; Verfahren bei dem mit Hilfe eines an einen Computer angeschlossenen Magneten Bilder von bestimmten Körperbereichen erzeugt
werden können.
Mucosa: Schleimhaut; Submucosa, Schicht unter der Schleimhaut.
Urogramm: Röntgenkontrastuntersuchung des gesamten Harntraktes.
Urostoma: Künstliche Austrittsöffnung für Urin im Bereich der Haut nach Entfernung der Harnblase.
Urothel: Besonderes Epithel (Übergangsepithel), das als Schleimhautschicht nur
die ableitenden Harnwege auskleidet.
Urothelkarzinom: Krebserkrankung, die im gesamten Bereich des Urothels auftreten kann, der Harnblasenkrebs wird in ca. 96% der Erkrankungsfälle zum Urothelkarzinom gerechnet.
Zystoskop: Diagnostisches Instrument, mit dem unter Zuhilfenahme von einer
Kaltlichtquelle und optischen Reflexionslinsen das Innere der Blase betrachtet werden kann.
Neoblase: Neue Blase, aus einem Dünndarmteilstück (Ileum) geformter Beutel, in
dem nach radikaler Zystektomie der Urin gesammelt wird.
Onkologie: Lehre von den bösartigen Geschwülsten (Tumore).
Papillär: Papillen = warzenförmig, von Papilla, einer warzenförmigen Erhabenheit
von Haut oder Schleimhaut.
44
45
ANHANG
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
ANHANG
BUNDESWEITE BERATUNGSSTELLEN
NÜTZLICHE ADRESSEN
Deutsche Krebshilfe e.V.
ANHANG
Buschstr. 32
Selbsthilfe Harnblasenkrebs e.V.
Detlef Höwing
Kirchhainer Damm 90
12309 Berlin
53113 Bonn
Tel.: +49 228 729900
E-Mail: [email protected]
www.krebshilfe.de
Tel.: +49 30 7440073
E-Mail: [email protected]
Krebsinformationsdienst (KID)
www.selbsthilfe-harnblasenkrebs.de
im Deutschen Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V.
Joachim Weier
Turmstraße 6
58452 Witten
Tel.: +49 2302 32196
E-Mail: [email protected]
69120 Heidelberg
Tel.: 0800 4203040
E-Mail: [email protected]
Informationsdienst für krebsbezogene Anfragen
Montag - Freitag von 8.00- 20.00 Uhr
www.krebsinformationsdienst.de
www.selbsthilfe-bund-blasenkrebs.de
Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.
Deutsche ILCO e.V.
Deutsche Ileostomie-Colostomie-Urostomie-Vereinigung e.V.
(Vereinigung für Menschen mit künstlicher Harnableitung)
Thomas-Mann-Str. 40
53111 Bonn
Tel.: +49 228 338894 -50
Friedrichstraße 15
60323 Frankfurt
Telefon: +49 69 79588393
Telefax: +49 69 79588383
E-Mail: [email protected]
www.kontinenz-gesellschaft.de
E-Mail: [email protected]
www.ilco.de
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Kuno-Fischer-Straße 8
14057 Berlin
Tel.: +49 30 32293290
www.krebsgesellschaft.de
46
47
ANHANG
Der Harnblasenkrebs
Ein Leitfaden für Patienten
ANHANG
Notizen .......................................................................................................................
TABELLARISCHER LEBENSLAUF
....................................................................................................................................
Dr. med. Robert Hafke
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
Arzt für Urologie, Ernährungsmedizin, Männerarzt (CMI), Medikamentöse Tumortherapie
Geburtsdatum:
11. 09.1958
Geburtsort:
Berlin
Familienstand:
verheiratet, 3 Kinder
Wohnort:
Burgdorf bei Hannover
Schulabschluss:
Abitur in der Herschelschule Hannover 1977
Studium der Humanmedizin von 1979 - 1986
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
in der MH Hannover mit Promotionsabschluss
Klinische Ausbildung:
1987
-
1988
Chirurgie
im
KKH
Großburgwedel
....................................................................................................................................
1988 - 1993 Urologie im Vinzenzkrankenhaus Hannover
....................................................................................................................................
Seit dem 01.07.2005 Mitgesellschafter im MVZ Burgdorf in
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
....................................................................................................................................
kollegialer Zusammenarbeit mit Dr. K. L. Kluck in Burgdorf
Facharztprüfung im April 1992 in Hannover
Erwerb der Fachkunde Ernährungsmedizin im Mai 2001
Erwerb der Zusatzausbildung Männerarzt (CMI) im Jahr 2005
Erwerb der Zusatzbezeichnung „Medikamentöse
Tumortherapie“ im Jahre 2012
....................................................................................................................................
48
49
ERKLÄRUNG
Diese Patientenbroschüre ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche
Genehmigung weder vervielfältigt, übersetzt, gespeichert noch in anderer Form
wiedergegeben werden.
Trotz großer Sorgfalt kann keine Gewähr für die Richtigkeit der enthaltenen
Angaben übernommen werden. Die angegebenen Dosierungen, Indikationen und
Applikationsformen sollten in jedem Fall mit den Fachinformationen bzw. den
Bei-packzetteln der Medikamente verglichen werden. Eine Haftung des Editors ist
deshalb ausgeschlossen.
Herausgeber:
medac
Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH
Theaterstraße 6, 22880 Wedel
Tel.: +49 4103 8006 - 0, Fax: +49 4103 8006 -100
www.medac.de
Druck:
unitedprint
Friedrich-List-Straße 3
01445 Radebeul
www.unitedprint.de
Herunterladen