medikamente im notarztdienst

Werbung
MEDIKAMENTE IM NOTARZTDIENST
Die Zusammenstellung der erforderlichen Medikamente für die präklinische Therapie von
Notfallpatienten ist zur Zeit durch keine Fachgesellschaft standardisiert und sollte von der
notärztlichen Mannschaft eines Notarztstützpunktes in einem gemeinsamen Prozess erarbeitet und
laufend aktualisiert werden. Es ist nicht einfach, eine optimale Lösung zu finden und stets sind
Kompromisse zwischen Nützlichem und Möglichem, zwischen Minimalismus und Omnispektrum zu
schließen. Entscheidend dürfen dabei weniger ökonomische Gesichtspunkte sein (Haltbarkeit,
Medikamentenkosten) als vielmehr praktische Überlegungen. So kann die Mannschaft eines
Notarztwagens nur eine begrenzte Anzahl von Ausrüstungsgegenständen zum Notfallort mitnehmen.
Diese müssen daher sinnvoll zusammengestellt sein. Verwechslungen durch Hektik und
Kommunikationsstörungen sind häufig: klare, unmissverständliche Kommunikation, Empathie für die
nichtmedizinischen Mitarbeiter und ein double-check-Verfahren (Arzt lässt sich Ampulle zeigen,
Aufkleber für Spritzen) sind Vorraussetzungen, potenziell gefährliche Situationen zu vermeiden.
Bei der präklinischen medikamentösen Therapie werden hoch effektive Medikamente an
schwerkranke Patienten verabreicht. Der Umgang mit diesen Präparaten erfordert besondere
Vorsichtsmaßnahmen. Eine Dosisreduktion ist angezeigt bei:
1. Schock
2. alten ( > 65a ) Menschen
3. schwer Erkrankten (Katabolie, Hypalbuminämie – wie bei Nieren- oder Leberinsuffizienz).
Kinder benötigen häufig RELATIV höhere Gewichtsdosen als gesunde Erwachsene.
In der Notfallmedizin ist die titrierte Medikamentenverabreichung nach Wirkung ein häufig geübetes
Standardverfahren geworden. Ausnahmen davon bilden 1. die kardiopulmonale Reanimation 2. das
Einleiten einer Allgemeinanästhesie zur Intubation. Um unerwünschte Probleme oder
Nebenwirkungen durch die notärztliche Therapie zu vermeiden, ist dabei ein kontinuierliches
klinisches UND apparatives Monitoring unabdingbar.
Im Folgenden werden notfallmedizinisch wichtige Medikamente knapp aufgelistet.
Eine Vertiefung der Kenntnisse ist bei Teilnahme am Notarztdienst strikt empfohlen.
Es sei auch darauf hingewiesen, daß die Indikations-, Nebenwirkungs- und Kontraindikationsangaben
in dieser Liste nicht vollständig angeführt sind und auf bescheidenste notfallmedizinisch relevante
Angaben reduziert wurden.
Analgetika, Narkosemedikamente, Antagonisten
Dipidolor (Piritramid) 15 mg / 2 ml
Dosierung: Erwachsene: in Titrationsschritten von 3mg (range/Wirkdosis: 7,5-30mg)
Wirkdauer: etwa 4-6 Stunden, kann als Kurzinfusion oder titrierend i.v. appliziert werden
TIPP aus der Praxis: 1 A auf 10ml verdünnen, 2ml alle 5 Minuten bis zur deutlichen
Schmerzreduktion (Kinder: 1A auf 20ml verdünnen, 2ml-Boli)
Fentanyl 0,1 mg / 2 ml bzw. 0,5 mg / 10 ml
Dosierung: Narkose: 5 µg/kg KG, Analgesie: 0,05 - 0,1 mg (= 1 - 2 ml) i.v. bis zu 0,5mg
Wirkdauer: 20-60 Minuten
1
Vendal (Morphium) 10 mg/1ml
Dosierung: in 2mg-Schritten fraktioniert i.v. bis zur deutlichen Schmerzreduktion
TIPP aus der Praxis: 1 A auf 10ml verdünnen: 2ml (=2mg) alle 10 Minuten i.v.
Wirkdauer: 4 Stunden
NW aller Opioidanalgetika: Atemdepression, Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall bei
Hypovolämie, Miosis, Bradycardie, Juckreiz
relative Kontraindikation: kolikartige Schmerzen
extreme Vorsicht bei Kombination mit anderen ZNS-aktiven Medikamenten (Benzodiazepine)
beim spontan atmenden Patienten (synergistisch atemdepressive Wirkung)
Eine genaueste respiratorische Überwachung des Patienten ist nach der Appikation
sämtlicher Hypnoanalgetika essentiell.. Bei narkotischer Dosierung von Fentanyl ( bis zu 10
ml) im Schock und unter mangelnder Volumszufuhr kommt es regelmäßig zu einer
ausgeprägten Hypotension.
TIPP für die Praxis: eine Emesisprophylaxe ist bei Opioidggabe auf jeden Fall indiziert
z.b.: Paspertin®, Haldol®, Zofran®
Ketanest S (S(+)Ketamin: 50 mg / 2 ml und 25 mg / 5 ml)
Indikation: Narkose, Analgosedierung
Dosierung:
analgetisch:
0,25-0,5 mg/kg KG i.v.
narkotisch:
0,5-1 mg/kg KG i.v.
2-5 mg/kg KG i.m.
Nebenwirkungen: Hypertonie, Tachycardie, Hypersalivation, Hirndrucksteigerung,
Alpträume, Halluzinationen, Erbrechen
Kontraindikationen: Hypertonie, KHK, akuter Myocardinfarkt, cerbraler Insult, Psychose
S(+)Ketamin ist ein stark analgetisch wirksames Kurznarkotikum mit sympathomimetischer
Wirkung (z.B. Bronchodilatation). Man beachte die verschieden konzentrierten Ampullen.
Es kann bei fehlendem Venenweg auch i.m. gegeben werden (nicht kooperativer Pat.). Der
blutdrucksteigernde Effekt ist beim polytraumatisiertem Patienten günstig. Die Verwendung
von S(+)Ketamin bei schwerem SHT mit Verdacht auf erhöhten Hirndruck ist kontraindiziert,
wenn der Patient nicht gleichzeitig kontrolliert beatmet wird (da Hirndruckanstieg unter
Spontanatmung). Für die Analgesie sind wesentlich geringere Dosen nötig, oft genügen 15
– 20 mg i.v. Aufgrund der guten bronchodilatatorischen Wirkung ist die Narkoseeinleitung
bei Asthma bronchiale mit S(+)Ketamin ein Standardverfahren. Aufgrund der häufig
auftretende unangenehmen Traumerlebnisse nach S(+)Ketaminverabreichung sollte es –
wenn möglich - mit einem niedrig dosierten Benzodiazepin (z.B. 1-2mg Midazolam)
kombiniert werden. Bei Verbrennungen ist S(+)Ketamin das Mittel der Wahl zur Analgesie.
Dormicum (Midazolam) 1 mg / ml, 5 mg / ml
Indikation: Sedierung, Krampfanfälle, Adjuvans zur Narkose
Dosierung: 1 (-10) mg i.v. TITRATION BIS ZUM EFFEKT – Repetiion nach 4-5 Minuten
sinnvoll
Nebenwirkungen: anterograde Amnesie, geringer Blutdruckabfall, stark atemdepressive
Wirkung: bei älteren Patienten (> 65a) und bei gleichzeitiger Gabe von Opioiden ist
diesbezüglich besondere Vorsicht geboten
2
Valium (Diazepam) 10 mg / 2 ml
Indikation: Krampfanfälle, Sedierung.
Dosierung: 5 - 10 mg i.v. (Titration in Schritten von 2,5 bis 5mg), unter extremen
Bedingungen können bis zu 30mg sinnvoll sein.
Nebenwirkungen: geringer Blutdruckabfall. Die atemdepressive Wirkung sollte nicht
unterschätzt werden. Valium verursacht Venenschmerz. Keine i.m.-Gabe !
Stesolid (Diazepam) Rectiole 5 mg oder 10 mg
Indikation: Für Kinder bei Fieberkrämpfen oder zur Sedierung.
Dosierung: < 15 kg KG: 5 mg rektal
> 15 kg KG: 10 mg rektal
Nebenwirkung: Hypotonie, Atemdepression
Die rektale Applikation darf bei geeigneten kindlichen Patienten unter Umständen auch
ohne venösen Zugang erfolgen. Wirkeintritt nach 10 Minuten
Diprivan (Propofol) 200 mg / 20 ml
Indikation: Narkoseeinleitung, Hirndrucksenkung, Aufrechterhaltung einer Narkose,
Dosierung: 1-3 mg/kgKG i.v. zur Narkoseeinleitung, zur Sedierung in 10mg-Schritten i.v.
Nebenwirkungen: starker Blutdruckabfall, Konvulsionen (Myoklonien)
Kontraindikationen: manifester Kreislaufschock
Propofol hat eine kurze Wirkdauer von einigen Minuten. Es wird in der Anästhesie zum
Aufrechterhalten der Narkose über Perfusor zugeführt. Der verunfallte und mäßig
schockierte Patient benötigt eine reduzierte Dosierung (ca. 1 mg/kg).
Hypnomidate (Etomidat) 20 mg / 10 ml
Indikation: Kurzhypnotikum, Narkoseeinleitung
Dosierung: 0,2-0,3 mg/kg KG
Nebenwirkungen: Myoklonien, Mydriasis. Hypnomidate erzeugt einen relativ starken
Venenschmerz. Bei widerholter Gabe: NNR-Insuffizienz
Etomidat ist kaum kreislaufdepressiv und daher Mittel der Wahl zur Narkoseeinleitung bei
kardialen Risikopatienten (Lungenödem, Myocardinfarkt, Rhythmusstörungen,....), es wird
auch gerne im manifestem Schock eingesetzt. Aufgrund der fehlenden mukelrelaxierenden
Eigenschaften muß häufig zusätzlich ein Muskelrelaxans zum Ermöglichen der Intubation
verwendet werden. Wie alle Narkotika (Ausnahme: Ketamin) wirkt Etomidat nicht
analgetisch.
Lysthenon (Succinylcholin) 100 mg / 5 ml
Indikation: Erleichterung der Intubation
Dosierung: 1mg/kg KG
Nebenwirkungen: Bradycardie bis Asystolie (v.a. bei 1. Kindern, 2. rascher Injektion, 3. zu
hoher Dosis), Trigger der malignen Hyperthermie, Hyperkaliämie, starke Faszikulationen
bei Beginn der Wirkung (DEPOLARISIERENDES Muskelrelaxans)
Kontraindikationen: Maligne Hyperthermie, Tetanus
Verbrennungen (präklinisch aber erlaubt), Hyperkaliämie, Muskeldystrophie.
Lysthenon ist als kurz wirksames Muskelrelaxans mit einer Anschlagzeit von 30-60
3
Sekunden und einer Wirkdauer von 5-15 Minuten. Lysthenon das einzige präklinisch
erlaubte Relaxans zur Erleichterung der Intubation! Wer Lysthenon verwendet, muß
intubieren und beatmen können und die notwendige Ausrüstung vorbereitet haben.
Esmeron (Rocuronium) 10 mg / ml
Indikation: Nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans zur Aufrechterhaltung der
Muskelrelaxation NACH verifizierter (1.Kapnographie) erfolgreicher Intubation.
Dosierung: 0,5 mg/kg KG i.v., Anschlagzeit: 3 Minuten, Repetition nach ca. 30-40 Minuten
mit 0,15 mg/kg KG i.v.
Anexate (Flumazenil) 0,5 mg / 5 ml –
Benzodiazepin-Antagonist. Indikation: Intoxikation mit Benzodiazepinen (Valium,
Lexotanil, Rohypnol, u.s.w.)
Dosierung: 0,2-0,3 mg in 15 s injizieren. Falls nach 1 min. keine Reaktion; 0,1 mg (=1ml)
nachgeben bis zu einer Maximaldosis von 1 mg.
VORSICHT: bei Mischintoxikation mit trizyklischen Antidepressiva + BZD kann es durch
den Wegfall der antinkonvulsiven BZD-Wirkung zum Auftreten von Krämpfen kommen.
Narcanti (Naloxon) 0,4 mg / ml
Indikation: Opioid-Antagonist, der sowohl die atemdepressive als auch die analgetische
Wirkung von Opiaten antagonisiert.
Dosierung: 0,4mg i.v., kann repetiert werden.
Kontraindikationen: Hypertonie, koronare Herzerkrankung, Herzinsuffizienz, cerebraler
Insult. Bei chronischem Opiatabusus kann die Applikation von Naloxon zu einer akuten
schwersten Entzugssymptomatik führen
Medikamente zur Reanimation, Herz-Kreislaufmedikamente
Die Wirkung der einzelnen Pharmaka muß engmaschig monitiert werden.
Behandeln Sie den Patienten und nicht sein EKG !
Bei Arrhythmie: Gibt es behandelbare Ursachen ? (4H-4T)
L-Adrenalin 20 ml - Ampulle (1 :10000) bzw.
Suprarenin Durchstichflasche zu 25 ml (1:1000)
Indikation: Schock, Reanimation (PEA, Asystolie: sofort – VF/VT: wenn nach 2 Schocks
persistierend); Asthma bronchiale (inhalativ:Vernebelung)
Dosierung: 1 mg, repetitive Gabe möglich
Nebenwirkungen: Tachycardie, Hypertonie
Relative Kontraindikation: tachycarde Rhythmusstörungen
Adrenalin ist das wichtigste Medikament bei der Reanimation. Die Gabe erfolgt i.v.
(endotracheal durch den Tubus NUR, wenn ein i.v.-Zugang nicht etabliert werden kann. Bei
dieser Applikationsform muß die 3-10fache Dosierung (i.e. 3mg-10mg) auf 10 ml verdünnt
werden)
4
Pitressin® (Vasopressin ) 20 I.U./1ml
Indikation: Kammerflimmern, Asystolie bei der Reanimation (2. Option).Seit 2005 nicht
empfohlen
Wirkung: starke Vasokonstriktion in Haut, Muskel, Darm und Fett, geringere
Vasokonstriktion koronar und renal, Vasodilatation cerebral
Halbwertszeit: 10 – 20 Minuten, wirkt auch bei starker Azidose
Dosis: 40 I.E Vasopressin i.v.
Atropin 0,5 mg / 1 ml
Indikation: Asystolie, Bradykardie, PEA (HF < 60), Alkylphosphatvergiftung
Dosierung: 0,5 - 3,0 mg i.v. oder i.o.(Alkylphosphate: bis zum Effekt, Asystolie: 3mg)
Nebenwirkungen: Mydriasis, Tachycardie, Mundtrockenheit, Hyperthermie
Atropin ist anticholinerg (vagolytisch). Bei bradykarden Rhythmusstörungen Mittel der Wahl.
Natriumbicarbonat 8,4% 100 ml Infusionslösung
Mögliche Indikation: Puffertherapie nach prolongierter Reanimation
Dosierung: 0,5 mval/kgKG
Probleme: Hyperosmolarität, Alkalose, verstärkte intrazelluläre Azidose
Präklinische Verabreichung heute nahezu obsolet (I: Trizyklika-Intoxikation, durch Blutgas
nachgewiesene metabolische hyperkaliämische Azidose, nicht endotracheal applizieren.
Lidocorit (Lidocain) 100 mg / 5ml
Alte Indikationen: ventrikuläre Extrasystolie, Kammertachycardie, Kammerflimmern/flattern
(seit 2000: von Amiodaron in diesen Indikationen verdrängt – nur zu verwenden, falls
Amiodaron nicht verfügbar), Lokalanästhesie
Dosierung: 1,5 mg/kg KG
Nebenwirkungen: ventrikuläre Extrasystolie, AV-Block, Krämpfe
Kontraindikationen: AV-Block 3, Bradycardie, AV-Dissoziation
Bei Kammertachykardie und VES langsame Applikation unter EKG-Monitoring. Bei mehr
als 3mg/kg KG (d.h. beim durchschnittlichen Erwachsenen ab etwa 200 mg) kann es zu
toxischen Effekten kommen (1. ZNS: Sprechstörung, Ataxie, Doppelbilder, im Extremfall
epileptischer Anfall). Kann als Lokalanästhetikum beim wachen Patienten für invasive
Prozeduren (z.B.Pleuradrainage,Cava-Katheter) eingesetzt werden.
Gilurytmal (Ajmalin) 50 mg / 10 ml
Indikation: Klasse I-A-Antiarrhythmicum – zur Zeit in keinem Präklinik-Algorithmus
empfohlen
Dosierung: 50 mg langsam i.v. Repetition nach 30 min. möglich. Besser ist eine
Dauerinfusion mit 1 mg/kg/Stunde. Bei Verbreiterung der QRS-Komplexe um mehr
als 25% Zufuhr verringern.
Nebenwirkungen: Hypotonie, AV-Block, Arrhythmien (bei hohen Dosierungen)
Kontraindikationen: Bradycardie, dekompensierte Herzinsuffizienz, Blockbilder im EKG,
Digitalisintoxikation
5
Vorteil: Kurze Halbwertszeit, relativ geringe negative Inotropie.
Sedacoron (Amiodarone) 150 mg Konzentrat zur Infusionsbereitung
Indikation: Antiarrhythmicum: persistierende VF/VT
Dosierung: 2,5 mg/kg (bei anderen Indikationen/ s. Rhythmologie): als Kurzinfusion über 20
Minuten.
Nebenwirkungen: Bradycardie, Arrhythmien, Hypotension (bei rascher Gabe bei stabilem
Pat)
Kontraindikationen: schwere Hypotonie, Herzversagen, Bradycardie, AV-Block, Jodallergie,
schwere Schilddrüsenerkrankungen.
Seit 2000 wichtigstes Antiarrhythmikum bei tachykarden Rhythmusstörungen
Adenosin 6 mg / 2ml
Indikation: Antiarrhythmikum: regelmäßige Schmalkomplextachykardie
Patienten (Blockierung des AV-Knotens)
Dosierung: 6 -12 mg zügig im Bolus, bis zu 18 mg nötig.
bei
stabilem
Kann zur Differentialdiagnose zwischen supraventrikulärer und ventrikulärer Tachycardie
auch diagnostisch eingesetzt werden. Es darf ausschließlich unter laufendem EKGMonitoring verabreicht werden. Adenosin kann eine kurzdauernde Asystolie auslösen, wirkt
aber nur einige Sekunden. Der wache Pat. muß über NW aufgeklärt werden:
Nebenwirkungen: Flush, Atemnot, Angina pectoris, Kollaps (durch selbstlimitierte Asystolie)
Kontraindikation: WPW-Syndrom. Bei Patienten unter Carbamazepin-Therapie (I:Epilepsie,
Schmerz) kann eine prolongierte Asystolie auftreten
Brevibloc (Esmolol) 100 mg /10 ml
Indikation: tachykardes VH-flimmern und -flattern, supraventrikuläre Tachykardien,
hypertensive Krise, Myocardinfarkt, thyreotoxische Krise
Dosierung: initial 30-40 mg i.v. dann alle 2-3 Minuten 20 mg i.v. nachspritzen unter
ständigem Kreislaufmonitoring.
Nebenwirkungen: Bronchospasmus, Blutdruckabfall, AV-Block, Bradycardie
Kontraindikationen: Hypotonie (< 90mmHg), Bradycardie (<60), akuter Asthmaanfall,
Herzinsuffizienz (relativ)
1-Blocker mit extrem kurzer Halbwertszeit (9min).
Isoptin (Verapamil) 5 mg / 2 ml
Indikation: Antiarrhythmikum, gute Wirkung bei tachykardem VH-flimmern und -flattern.
Dosierung: 5mg langsam i.v. unter EKG-Monitoring.
TIPP aus der Praxis: Ampulle auf 10ml verdünnen – in 2ml/min.-Schritten unter EKG- und
RR-Monitoring, STOP wenn RR 90 oder HF 60.
Nebenwirkungen: Hypotension, Bradycardie, AV-Block, Herzinsuffizienz
Kontraindikationen: AV-Block 3, WPW-Syndrom, kardiogener Schock, Bradycardie
6
Interaktion: Verstärkung der Kardiodepression bei gleichzeitiger -Blockergabe
Alupent (Orciprenalin) 5 mg / 10 ml
Indikation: Bradykardie (2. Wahl), Asthma, Antidot bei -Blockerüberdosierung
Dosierung: 0,25-0,5 mg i.v.
Nebenwirkungen: Tachykardien, Blutdruckabfall, Gesichtsrötung
Alupent ist ein reines ß-Mimetikum, Haupteinsatzgebiet sind daher bradykarde
Herzrhythmusstörungen. Alupent kann auch als Wehenhemmer eingesetzt werden, wenn
nichts anderes zur Verfügung steht. Es empfiehlt sich eine Verdünnung und langsame
Titration nach Wirkung unter laufendem EKG-Monitoring.
Dobutrex (Dobutamin) 250 mg / 50 ml
Indikation: cardiogener Schock
Dosierung: 5-10 µg/kg/min über Perfusor
Nebenwirkungen: Neben der positiv inotropen Wirkung bewirkt Dobutamin eine periphere
Vasodilatation, bei höherer Dosierung oder Volumenmangel Tachycardie/Ektopien
Effortil (Etilefrin) 10 mg / 1 ml
Indikation: Hypotonie, Bradycardie (vagovasale Synkope)
Dosierung: 10 mg 1:10 verdünnen, vorsichtig titrierte Verabreichung i.v.
Nebenwirkungen: Hypertonie, Tachycardie, Herzrhythmusstörungen
Ebrantil (Urapidil) 50 mg / 10 ml
Indikation: Antihypertonikum
Dosierung:unter Messung von RR und EKG wiederhollte Bolusinjektion von 25-50 mg.
Nebenwirkung: selten Tachykardien, pectanginöse Beschwerden
Für die Notfallmedizin derzeit das geeignetste Antihypertensivum
Nitrolingualspray
Indikation: Angina pectoris, Lungenödem, Herzinfarkt, hypertensive Krise, Gallenkoliken
Dosierung: 1-3 Hub
Nebenwirkungen: ausgeprägte Orthostase, Hypotonie, Kollaps, häufig: Kopfschmerz
(„Nitratkopfschmerz“)
Kontraindikationen: schwere Hypotonie, kardiogener Schock (RR < 90mmHg)
Vorsicht: ausgeprägte Hypotension nach Einnahme von Viagra®, Levitra®, Cialis® etc
Metalyse (Tenecteplase) Trockensubstanz
Indikation: Thrombolyse bei Myocardinfarkt
Aspirin® 150 - 325 mg, typisch 250 mg, nicht wenn unter ASS Dauertherapie
Heparin < 67kg KG: 4000 IE i.v., > 67kg KG 5000 IE i.v. (alternativ Lovenox 30mg i.v.)
Thrombolyticum: Metalyse® 100 IE/kgKG i.v. (maximal 10.000 IE)
Heparinperfusor 1000 IE/h i.v. Ziel: aPTT 50-75n (od. Lovenox 1 mg/kgKG s.c. 12stdl)
Mittel der Wahl für die präklinische Lyse
7
Aspirin-i.v.l® (Acetylsalicylsäure) 500 mg Trockensubstanz
Indikation: Thrombozytenaggregationshemmung (Myocardinfarkt), wenn orale Gabe nicht
möglich (Übelkeit, Erbrechen, etc.)
Dosis: 250 - 300 mg i.v.
I.A. wird Aspirin oral gegeben werden: 160-325mg
Plavix® (Clopidogrel)
Indikation: Thrombozytenaggregationshemmer bei
a) STEMI (bis 75 Jahre), die mit ASS, Heparin und Lyse behandelt werden
b) Ohne STEMI, mit neu aufgetretene Ischämiezeichen im EKG, erhöhte Herzenzyme
c) ACS (akutes Coronarsyndrom) mit ASS-Allergie
Dosis: 300mg p.o.
Lasix (Furosemid 20 mg / 2 ml)
Indikation: Herzinsuffizienz, Lungenödem
Dosierung: 20 - 40 mg i.v.
Nebenwirkungen: RR-Abfall
Antiasthmatika, Antiallergika
Berodual -Dosieraerosol (Fenoterol + Ipratropium)
Indikation: Asthma bronchiale
Dosierung: 1-2 Hübe
Nebenwirkungen: Unruhe, Zittern, Tachycardie, Wehenhemmung
Bricanyl (Terbutalin) 0,5 mg / 1 ml
Indikation: Asthma bronchiale, Tokolyse
Dosierung: 0,5 mg -1 mg s.c.
i.v. unter EKG-Kontrolle am besten 1:10 verdünnt, alle 2 Minuten 1-2ml, bei Tachykardie >
140/min. stoppen
Bricanyl ist ein Beta-Sympathomimetikum
Euphyllin (Theophyllin) 240 mg / 10 ml Theospirex 200 mg / 10 ml
Indikation: Asthma bronchiale, Herzinsuffizienz
Dosierung: 240 mg langsam i.v.
Nebenwirkungen: Tachycardie, epileptischer Anfall, starke Diurese.
Kontraindikationen: Epilepsie, Vorsicht bei Tachycardien. Kann eine Adenosin-Gabe ineffektiv
machen
Pulmicort (Budesonid) Dosieraerosol 0,2mg
Indikation: Rauchgasvergiftungen, toxisches Lungenödem
Dosierung: 2-5 Hübe initial
Pulmicort ist ein Glucocorticoid, Wirkeintritt nach 10 Minuten
Solu Volon (Triamcinolon) 200 mg / 5ml
Indikation: Allergie, Asthma,
Dosierung: 200 mg i.v. Bei anaphylaktischem Schock: 1000mg i.v.
Solu Medrol (Methylpednisolon) 1000 mg Trockensubstanz
Indikation: Rückenmarksverletzung, Cortisonpräparat
Dosierung: 30 mg/kg KG i.v.
Präklinisch aktuell nicht mehr empfohlen (wenn man davon ausgeht, dass die Gabe innerhalb
von 3 Stunden erfolgen wird)
8
Fenistil (Dimetinden) 4 mg / 4 ml
Indikation: Antihistaminikum, Allergie, Antiemetikum
Dosierung: 4 mg i.v.
Nebenwirkung: Sedierung, Mundtrockenheit, Schwindel, Tachycardie
H1-Rezeptoren-Blocker
Ulsal (Ranitidin) 50 mg / 5 ml
Indikation: Ulcus ventriculi, Allergie, Ulcusprophylaxe (bei Therapie mit Corticoiden/NSAR)
Dosierung: 50 mg i.v., bei Allergie 100 mg i.v.
H2-Rezeptoren-Blocker
Medikamente für andere Notfälle
Gynipral, Ipradol (Hexoprenalin) 5 mg / 2 ml
Indikation: Wehenhemmung
Dosierung: 5 - 10 mg in 500 ml Ringerlaktat unter EKG-Monitoring infundieren.
Nebenwirkungen: Tachycardie, Hypotonie.
Methergin (Methylergometrin) 0, 2 mg / 1 ml
Indikation: postpartale Blutung
Dosierung: 0,2 mg langsam i.v.
Nebenwirkungen: Hypertonie, Tachycardie, Bradycardie, Vasospasmen
Kontraindikationen: Hypertonie, KHK, Verschlußkrankheit, schwere Gestose.
Methergin wird bei starken postpartalen Blutungen gegeben (Ausnahme: wenn die Placenta
noch nicht geboren ist. Dann sollte Syntocinon der Vorzug gegeben werden.)
Syntocinon (Ocytocin) 5 I.E. / 1 ml
uterustonisierend bei postpartalen Blutungen.
Dosierung: 2,5 - 5 I.E. langsam i.v.
Cave: Hypertonie, Tachykardie.
Zofran (Ondansetron) 4 mg/2 ml
Indikation: Prophylaxe und Behandlung von Übelkeit und Erbrechen
Dosierung: 4 mg i.v.
Nebenwirkung: Kopfschmerzen
Buscopan (Butylscopolamin) 20mg / 1ml
Indikation: Spasmolyse
Dosierung: 20 mg i.v.
Nebenwirkungen: starke Mundtrockenheit, Tachykardie (anticholinerge Wirkung)
Glukose 40%ig. 10 ml
Indikation: Hypoglykämie
Dosierung: 30 ml i.v.
Nebenwirkung: Hyperglykämie
_________________________________________________________________________________
Literatur:
Dietmar Weixler: Notfallmedikamente, Facultas-Wien 2000
Roman Böhmer, Thomas Schneider, Benno Wolcke: Reanimation 06 kompakt, Naseweis-Verlag 2006
Peter Baskett, Jerry Nolan: A pocket book of the European ResuscitationCouncil Guidelines for
Resuscitation 2005, Mosby-Elevier 2006
9
Herunterladen