Seite - 1 - INHALTSVERZEICHNIS SEITE 1. GRUNDLAGEN 1.1.WIRTSCHAFTSLIBERALISMUS …………………………………... 2 1.2.BEDEUTUNG UND METHODEN DER WIRTSCHAFTSPOLITIK ……… 3 2. ZIELE DER WIRTSCHAFTSPOLITIK 2.1. ZIELE UND GRENZWERTE ………………………………………. 4 2.2.ZIELKONFLIKTE UND „MAGISCHES VIERECK“ …………………... 5 3. GESAMTWIRTSCHAFTLICHE UNGLEICHGEWICHTE …………………… 7 4. WIRTSCHAFTSPOLITISCHE ANSÄTZE 4.1.ANTIZYKLISCHE WIRTSCHAFTSPOLITIK (KEYNES) ………………. 8 4.2.PARALLELPOLITK ……………………………………………….. 9 4.3.ANGEBOTS- UND NACHFRAGEORIENTIERTER ANSATZ …………… 9 4.4.KONKRETE INSTRUMENTE DER WIRTSCHAFTSPOLITIK 4.4.1. STAATLICHE INSTRUMENTE ………………………………… 11 4.4.2. INSTRUMENTE DER ZENTRALBANK …………………………. 12 4.4.2.1. GELDMENGENKONZEPTE …………………………….. 12 4.4.2.2. STEUERINSTRUMENTE DER ECB …………………….. 12 5. MODELLHAFTE ERFASSUNG VOLKSWIRTSCHAFTLICHER ZUSAMMENHÄNGE IN DER VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN GESAMTRECHNUNG ………………… 14 5.1. GESAMTWIRTSCHAFTLICHE KONSUMFUNKTION …………………. 15 5.1.1. DER KLASSISCHEN NATIONALÖKONOMIE …………………… 16 5.1.2. NACH KEYNES ……………………………………………… 18 5.2.DIE GESAMTWIRTSCHAFTLICHE INVESTITIONSFUNKTION ………… 19 5.3.GESAMTWIRTSCHAFTLICHES GÜTERMARKTGLEICHGEWICHT …….. 19 5.4.DER INVESTITIONSMULTIPLIKATOR ………………………………. 20 5.5.MULTIPLIKATORPROZESS IN DYNAMISCHER BETRACHTUNG ……… 21 6. EINFLUSS DER STAATSAUSGABEN AUF DIE GESAMTWIRTSCH. ENTW. … 22 6.1.GESAMTWIRTSCHAFTLICHES GLEICHGEWICHT …………………… 22 6.2.GLEICHGEWICHTSEINKOMMEN BEI VERÄNDERTEN TRANSFORMATIONSAUSGABEN DES STAATES …………………………………………. 23 6.3.GLEICHGEWICHTSEINKOMMEN BEI VERÄNDERTEN TRANSFERAUSGABEN DES STAATES ……………………………………………………... 24 6.4.GLEICHGEWICHTSEINK. BEI VERÄNDERTEN STEUEREINNAHMEN …. 24 7. AUßENHANDELSEINFLÜSSE AUF DIE GESAMTWIRTSCH. ENTWICKLUNG … 25 7.1. ZAHLUNGSBILANZ ………………………………………………… 25 © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 2 - 7.2. INTEGRATION DES AUßENHANDELS IN DIE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG……………………………………………………. 28 7.3. EINFLUSS DER WECHSELKURSE AUF DIE KONJUNKTUR …………….. WIRTSCHAFTSPOLITIK 1. Grundlagen 1.1 Wirtschaftliberalismus (Adam Smith) Entstehung des Wirtschafsliberalismus als Ergebnis des bürgerlichen Freiheitskampfes gegen den Absolutismus darlegen Konstitutive Merkmale der Freien Marktwirtschaft (Folie: Freie Marktwirtschaft, Folie 1) Freie Marktwirtschaft • Egoismus des Einzelnen führt zu maximalem gesellschaftlichem Nutzen • „Nachtwächterstaat“ beschränkt sich auf Überwachung allgemeiner Gesetze • Angebot und Nachfrage regeln die Wirtschaft und führen automatisch zu Wohlstand und Vollbeschäftigung Fehlentwicklungen darstellen oder ableiten lassen: • • • • • Soziale Schere Fehlender Arbeitsschutz Keine Sozialversicherung Keine Gewerkschaften und entsprechende Lohnentwicklung Wirtschaftskrisen © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 3 - • Unrentable Ziele werden nicht erreicht: Umweltschutz, Nahverkehr, Versorgung ländlicher Gebiete • Freie Marktwirtschaft Folie Nr.2 Probleme der freien Marktwirtschaft • Soziale Schere (Machtlosigkeit der Arbeitnehmer führt zu deren völliger Ausbeutung) • Keinerlei Arbeitsschutz • Selbstheilungskräfte der Wirtschaft versagen in Krisen • Fehlentwicklungen treten auf 1.2 Bedeutung und Methoden der Wirtschaftspolitik Ausgehen von Beispielen unter folgenden Fragestellungen: • Wie wären die Verhältnisse ohne Politik? • Wie kann die Politik regelnd eingreifen? Mögliche Beispiele: • Lösung der Sozialen Schere (Zulassung der Gewerkschaften, Arbeitskampfrecht, Sozialversicherung) • Umweltschutz (Gesetze oder Subventionen) • Öffentlicher Nahverkehr • Wirtschaftskrisen Also: • Wirtschaftspolitik versucht, die Fehlentwicklungen der freien Marktwirtschaft (vor allem in sozialer Hinsicht) in Grenzen zu halten und soziale Härten zu vermeiden. Dadurch wird die Freie Markwirtschaft zur Sozialen Markwirtschaft (Freie Marktwirtschaft Folie 3). Der Protagonist dieses Umbaus nach dem 2. Weltkrieg war Ludwig Erhard © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 4 - Fehlentwicklungen der freien Marktwirtschaft Beeinflussung durch Wirtschaftspolitik Soziale Markwirtschaft • Um dieses Ziel zu erreichen, kann sich die Wirtschaftspolitik der Gesetze bedienen oder Rahmenbedingungen schaffen, die ein gewünschtes Verhalten begünstigen (Freie Marktwirtschaft Folie 4) Was ist sinnvoller? Pro und Kontra! Methoden der Wirtschaftspolitik • Ordnungspolitische Maßnahmen (=Gesetze) • Setzen von Rahmenbedingungen, die eine gewünschte Entwicklung begünstigen 2. Ziele der Wirtschaftpolitik 2.1. Ziele und Grenzwerte Anhand der Freie Marktwirtschaft Folie 5 (Stabilitätgesetz) die Ziele der Wirtschaftspolitik nennen, deren Berechnung besprechen und die Grenzwerte zeigen. Die Grenzwerte sind weder gesetzlich vorgegeben noch in der Literatur einheitlich. Die hier angegebenen Grenzwerte sind diejenigen, die per Konferenzbeschluss 2015 an der KonradAdenauer-Schule als richtig festgelegt wurden. Es gibt dazu abweichende Meinungen und Einschätzungen!!! © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 5 - In einigen meiner Arbeitsblätter werden noch früher für richtig gehaltene Grenzwerte verwendet. Bitte aktualisieren! Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft § 1: Bund und Länder haben bei ihren wirtschaftsund finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, dass sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen. HINWEIS: „Im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung“ legt den Schwerpunkt auf das Setzen von Rahmenbedingungen!!! 2.1.1. Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum Indikator: Bruttoinlandsprodukt (=Wert aller in einer Volkswirtschaft hergestellten Güter und Dienstleistungen eines Jahres) Ziel ist erfüllt, wenn das BIP innerhalb eines Jahres um 1%-3% gewachsen ist. Bsp.: BIP2012 = 600Mrd € --- 100% BIP2013= 630 Mrd € --- X% X= %∗ % = 105 % WiWatum = 5% WiWatum erreicht, da zwischen 1% und 3% 2.1.2. Preisstabilität Indikator: Inflationsrate bzw Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) Ziel ist erfüllt, wenn sich der HVPI nahe unter 2% erhöht hat. (Zielerreichung lt EZB: Inflationsrate soll nahe, aber unter 2% liegen. Von einer Deflation spricht man bei einer negativen Inflationsrate) Berechnung der Steigerung des HVPI: Man erhebt zunächst, welche Waren und Dienstleistungen ein durchschnittlicher 4-Personen-Haushalt in der BRD pro Jahr verbraucht. Dieser „Warenkorb“ wird © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 6 - dann in aktuellen Preisen bewertet und dem Wert des gleichen Warenkorbs aus dem Vorjahr gegenübergestellt. So ergibt sich die Preissteigerungsrate. Bsp.: Warenkorb2012 kostet Warenkorb2013 kostet X= %∗ 26.000,- € --- 100% 27.000,- € --- X% = %∗ . . = 103,85% Erhöhung des HVPI (=Inflationsrate)= 3,85% Das Ziel ist nicht erreicht, weil die Erhöhung des HVPI >2% Nominaleinkommen = Der Betrag, der eingenommen wird. Realeinkommen = das, was man sich für das Nominaleinkommen kaufen kann. • Wenn die Nominaleinkommenszunahme > Inflationsrate Realeinkommen steigt • Wenn die Nominaleinkommenszunahme < Inflationsrate Realeinkommen sinkt. Bsp.: Bei Lohnverhandlungen setzt die Gewerkschaft eine Tariferhöhung von 2% durch. Die Inflationsrate beträgt 2,6% Bei einem Ausgangseinkommen von 1000,- steigt das Nominaleinkommen um 2% auf 1020,-. Trotzdem sinkt das Realeinkommen, da die Inflationsrate > Lohnerhöhung: Vorher konnte man 1000 Produkte zu 1,-€ Wert kaufen. Durch die Inflation erhöht sich deren Preis auf 1,026 €. Das Nominaleinkommen steigt durch die Lohnerhöhung auf 1020,-€. Für dieses Einkommen kann man jetzt nur noch 1020/1,026= 994,15 Produkte kaufen. Auslösemöglichkeiten für Inflation: • Lohn-Preisspirale: Wenn Löhne steigen Preise steigen wegen gestiegener Nachfrage Angebot steigt (wg N+) Neueinstellung von AN N steigt • Importierte Inflation: Preise ausländischer Güter (v.a. Energie- und Rohstoffpreise) steigen Importe Preissteigerung der ausländ. Güter auch in der BRD. Inflation © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 7 - 2.1.3 Vollbeschäftigung %∗ Indikator: Arbeitslosenquote [ALQ]= ! ! " # # $% & " # # # ä "( Ziel ist erreicht, wenn die ALQ < 3% ist 2.1.4. Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Der Indikator ist der Außenbeitrag, der sich aus der Differenz von • Import (= Im Ausland hergestellte Güter und Dienstleistungen werden mit im Inland verdientem Geld bezahlt) • Export (= Im Inland hergestellte Güter und Dienstleistungen werden mit im Ausland verdientem Geld bezahlt) folgendermaßen berechnen lässt: Außenbeitrag = |Export – Import| Das Ziel des Außenwirtschaftlichen Gleichgewichts ist erreicht, wenn der Außenbeitrag einen Exportüberschuss von 1,5%-2% des BIP ausmacht. Grundsätzlich ist für jede Volkswirtschaft ein Exportüberschuss vorteilhaft, weil das Land dadurch „reicher“ wird, weil es mehr verkauft als es einkauft. Damit steigen die Devisenreserven, man häuft „Vermögen“ an. Das Gesetz will diesen Exportüberschuss aber nicht unendlich steigen lassen, weil der Exportüberschuss des einen Landes einen Importüberschuss eines anderen Landes erzeugt. Herrscht in einer Volkswirtschaft dauerhaft ein Importüberschuss, dann verschuldet sich diese immer mehr, bis dann irgendwann die Zahlungsunfähigkeit eintritt. Dies ist nicht im Interesse der „reichen“ Länder, weil dann die angehäuften Forderungen gegen das Schuldnerland bei einer Währungsreform verloren gehen. 2.2. Zielkonflikte und Magisches Viereck WELCHES VERHÄLTNIS VERMUTEN SIE ZWISCHEN DEN EINZELNEN ZIELGRÖßEN? Um die Auswirkung einer wipol. Maßnahme herauszufinden, muss man zunächst deren Auswirkung auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage überlegen: Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich zusammen aus • Nachfrage der Haushalte (Konsum) • Nachfrage der Unternehmen (Investitionen) • Nachfrage des Staates (Konsum und Investition) © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 8 - • Nachfrage des Auslands Steigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, erhöht sich die Inflationsrate (Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage: Wenn die Nachfrage steigt, steigen also auch die Preise) steigt das Wirtschaftswachstum (wird mehr nachgefragt, kann mehr verkauft werden. Wird mehr verkauft, wird mehr verdient. Also steigern die Unternehmen ihre Produktion.) weil mehr produziert wird, werden auch mehr Arbeitnehmer benötigt. Leute werden eingestellt, die ALQ sinkt Vollbeschäftigung wird besser erreicht. steigende Preise (bei steigender Nachfrage) mindern die Konkurrenzfähigkeit deutscher Waren im Ausland Export wird behindert. Umgekehrt werden ausländische Waren immer attraktiver (Preis!) import wird begünstigt. Wenn in der BRD eine Inflation (5%) herrscht und im Ausland nicht, dann: VW Wechselkurs 1:1 Ford in BRD in den USA Preis 2010 20.000 € 20.000$ 20.000$ Preis 2011 21.000 € 21.000$ 20.000$ Sinkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinkt die Inflationsrate (Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage: Wenn die Nachfrage sinkt, sinken also auch die Preise) sinkt das Wirtschaftswachstum (wird weniger nachgefragt, kann weniger verkauft werden. Wird weniger verkauft, wird weniger verdient. Also senken die Unternehmen ihre Produktion.) Weil weniger produziert wird, werden auch weniger Arbeitnehmer benötigt. Leute werden entlassen, die ALQ steigt Vollbeschäftigung wird schlechter erreicht. Sinkende Preise (bei sinkender Nachfrage) verbessern die Konkurrenzfähigkeit deutscher Waren im Ausland Export wird begünstigt. Umgekehrt werden ausländische Waren weniger attraktiv (Preis!) Import wird behindert. Also: Nachfrage Preisstabilität Vollbesch. WiWatum Steuersenkung steigt - + + AwiGl - © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 9 - Staatsaufträge erhöhen Subventionen erhöhen Gehälter im öffentlichen Dienst erhöhen Abschreibungsmöglichkeiten erhöhen Steuererhöhung Staatsaufträge senken Subventionen senken Gehälter im öffentlichen Dienst senken Abschreibungsmöglichkeiten verringern steigt - + + - steigt - + + - steigt - + + - steigt - + + - sinkt sinkt + + - - + + sinkt + - - + sinkt + - - + sinkt + - - + Ergebnis: Mit einer wirtschaftspolitischen Maßnahme werden immer zwei Ziele (WiWatum und Vollbesch oder Preisstab und Awigl) begünstigt, während die anderen beiden behindert werden. Man nennt diese vier Ziele auch ein „Magisches Viereck“, weil man nicht mit einer Maßnahme alle vier Ziele fördern kann. Vorgehen also: Man analysiert, welche Ziele nicht erfüllt sind und trifft dann eine Maßnahme, die diese Ziele fördert. Achtung: „Übersteuern“ droht! FREIE MARKTWIRTSCHAFT FOLIE 6 © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 10 - Magisches Viereck Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Preisstabilität Vollbeschäftigung Wirtschaftswachstum Fazit: Egal, ob die Nachfrage erhöht oder vermindert wird: Jede wirtschaftspolitische Maßnahme begünstigt immer zwei Ziele und beeinträchtigt gleichzeitig die anderen beiden Ziele. 3. Gesamtwirtschaftliche Ungleichgewichte 3.1. Arten möglicher Ungleichgewichte Wenn nicht alle Ziele des Stabilitätsgesetzes erfüllt sind, liegt ein „Ungleichgewicht“ vor © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 11 - Marktwirtschaftliche Fehlentwicklungen und Ungleichgewichte Typen von gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichten Strukturelle Saisonale Konjunkturelle Ungleichgewichte Ungleichgewichte Ungleichgewichte 3.1.1. Saisonale Ungleichgewichte (Beispiel: Bauarbeiter). Vergehen wie sie kommen mit der Saison. Keine wirtschaftpolitischen Aktivitäten i.d.R. sinnvoll, da die saisonalen Einflüsse normalerweise nicht beeinflussbar sind. (Wenn Jahresdurchschnittswerte angegeben sind, kommen natürlich keine saisonalen Ungleichgewichte in Frage) 3.1.2. Strukturelle Ungleichgewichte Impulse setzen. Arbeitsmarktzahlen: ca. 4Mio Arbeitslose, ca. 1 Mio Frei Arbeitsplätze. Ungleichgewicht hat seine Ursache in der Struktur der Wirtschaft und kann daher auch nur durch Strukturveränderungen bewältigt werden. (Wenn ein Ungleichgewicht nicht mit der Nachfragelage einer konjunkturellen Situation erklärt werden kann und kein saisonales Problem vorliegt, dann muss ein Strukturproblem zugrunde liegen. Bsp.: Hohe ALQ im Boom) 3.1.3. Konjunkturelle Ungleichgewichte Mit Folie 8 den Konjunkturverlauf und die zugehörigen Phasen darstellen. Zustand der wirtschaftspolitischen Ziele in den einzelnen Phasen ableiten! © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 12 - BruttoInlands- Der Konjunkturzyklus produkt Jahre Phasen des Konjunkturzyklus: Depression Aufschwung Hochkonjunktur (Boom) Rezession Extrem niedrige Nachfrage, dadurch sehr geringe Preissteigerung, dadurch gute Exportposition, aber auch durch geringes Wirtschaftswachstum hohe Arbeitslosigkeit Zunahme der Nachfrage Extrem hohe Nachfrage, dadurch sehr hohe Preissteigerung (Inflation), dadurch schlechte Exportposition, aber auch durch hohes Wirtschaftswachstum geringe Arbeitslosigkeit Rückgang der Nachfrage 3.2. Fallbeispiel für die Einschätzung gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte Folgende Jahresdurchschnittsdaten werden erhoben: Wirtschaftswachstum: 3,5% erreicht Arbeitslosenquote 5% nicht erreicht HVPI 2,4% nicht erreicht Exportüberschuss 1% (des BIP) erreicht Exportüberschuss 1,2% (Vorjahr) Vorgehen: 1. Ziele des Stabilitätsgesetzes auf Erreichung überprüfen (Indikatoren berechnen und checken, ob sie sich innerhalb der erlaubten Bandbreiten befinden) © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 13 - 2. Wenn alle Ziele erreicht sind Wirtschaft ist im Geleichgewicht, sonst: 3. Überprüfen, ob saisonale Ursachen vorliegen (Möglich wenn „Winterzahlen“. Hier wären Auswirkungen z.B. auf Wiwatum und ALQ denkbar, da im Winter manche Wirtschaftszweige nicht produzieren können). Bei saisonalen Ungleichgewichten sind keine Maßnahmen erforderlich, da die Probleme mit der veränderten Jahreszeit von alleine wieder verschwinden werden. Im Beispiel: Kein saisonales Ungleichgewicht: Durchschnittszahlen! 4. Überprüfen ob konjunkturelle Ursachen vorliegen: a. Anhand der Erreichung des Zieles „Wiwatum“ die gesamtwirtschaftliche Nachfragelage analysieren. (Wiwatum erreicht Nachfrage hoch; Wiwatum nicht erreicht Nachfrage niedrig) Wiwatum erreicht hohe Nachfrage vorhanden b. Überprüfen, welche Ziele bei der ermittelten Nachfragelage erfüllt sein müssten. Sind Ziele davon abweichend nicht erfüllt keine konjunkturellen Ursachen zu vermuten. Hohe Nachfrage es müssten erreicht sein: • Wirtschaftswachstum √, • Vollbeschäftigung (hier nicht der Fall) . Folgerung: Wirtschaftswachstum ist zumindest konjunkturell mitbedingt. Aber Vollbeschäftigung ist nicht erreicht hierfür kommen keine konjunkturellen oder saisonalen (siehe oben) Ursachen in Frage. Also muss das Ungleichgewicht der zu hohen ALQ strukturell bedingt sein. Wegen der hohen Nachfrage dürften nicht erreicht sein: • Preisstabilität √ (erwartungsgemäß nicht erfüllt: zumindest konjunkturell mitbedingt.) • Begünstigung des Imports, Behinderung des Exports √ (Erwartungsgemäß sinkt der Exportüberschuss zumindest konjunkturell mitbedingt 5. Strukturelle Ungleichgewichte liegen vor, wo weder saisonale noch konjunkturelle Ursachen vorliegen ALQ (ist weder saisonal noch konjunkturell erklärbar hier liegt offensichtlich ein Strukturproblem vor) © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 14 - 4. Wirtschaftspolitische Ansätze 4.1 Antizyklische Wirtschaftspolitik nach Keynes Ausgehend von der Folie 8 die Probleme von konjunkturellen Schwankungen ableiten: • Planungsprobleme der Wirtschaft (v.a. bei langfristigen Fragestellungen, Investitionen, Außenhandel) • Inflation bedroht die Währung, Arbeitslosigkeit den sozialen Frieden Also: Konjunkturelle Ausschläge müssen vermindert werden=Schaffung von Nachfrage durch den Staat in der Depression bzw Verminderung von Nachfrage im Boom. Zwei mögliche Ansätze: • Anlage einer Konjunkturausgleichsrücklage im Boom (der Staat erhöht Einnahmen oder vermindert Ausgaben: Steuererhöhung, Zurückstellen von Staatsaufträgen usw.) vermindert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und bremst Wirtschaftswachstum und Inflation; Erhöht die ALQ und begünstigt die Exporte) Auflösung der Konjunkturausgleichsrücklage in der Depression (der Staat senkt Einnahmen oder erhöht Ausgaben: Steuersenkung, Zusätzliche Staatsaufträge usw.) erhöht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und fördert das Wirtschaftswachstum und die Inflation; senkt die ALQ und behindert die Exporte) • Nachfrageerhöhung in der Depression (der Staat senkt Einnahmen oder erhöht Ausgaben: Steuersenkung, Zusätzliche Staatsaufträge usw.) erhöht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und fördert das Wirtschaftswachstum und die Inflation; senkt die ALQ und behindert die Exporte). Wird über Staatsverschuldung (=deficit spending) finanziert. Tilgung der Verschuldung im folgenden Boom. (der Staat erhöht Einnahmen oder vermindert Ausgaben: Steuererhöhung, Zurückstellen von Staatsaufträgen usw.) vermindert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und bremst Wirtschaftswachstum und Inflation; Erhöht die ALQ und begünstigt die Exporte) © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 15 - BruttoInlands- Antizyklische Wirtschaftspolitik produkt Depression Jahre 4.2 Paralellpolitik Ausgehend von der Inflation 1923 die Genese der Brüningschen Deflationspolitik (Einnahmen = Ausgaben) beschreiben und Auswirkungen auf Konjunkturverlauf ableiten Vor dem Hintergrund der großen Inflation von 1923/24 wurde die Parallelpolitik (Grundprinzip: Staatseinnahmen = Staatsausgaben) als Maxime der Wirtschaftspolitik installiert. Damit waren die Staatsausgaben in Zeiten einer Hochkonjunktur hoch, erhöhten die hohe Nachfrage noch mehr und verstärkten den Boom. In der Depression waren die Staatsausgaben entsprechend niedrig und senkten die niedrige Nachfrage noch mehr und verstärkten die Depression Ergebnis Folie 10 BruttoInlands- Parallelpolitik produkt Depression Jahre 4.3.Angebots- oder nachfrageorientierter Ansatz Der angebotsorientierte Ansatz wird von neoliberalen Wirtschaftswissenschaftlern propagiert. Eigentlich handelt es sich dabei gar nicht um einen wirtschaftspolitischen Ansatz, da gefordert wird, dass sich der Staat ganz im Sinne © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 16 - von Adam Smith aus dem Wirtschaftsgeschehen heraushalten soll. Seine Aufgabe bestehe zunächst darin, die Rahmenbedingungen für eine (freie) Marktwirtschaft herzustellen. Rechtssicherheit, Infrastruktur, keine Sozialpolitik. („Schlanker Staat“) Wirtschaftsschwankungen werden als Auswirkungen staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft gesehen (z.B. Steuersenkung, um die Wirtschaft in der Depression anzukurbeln Nachfrage steigt . Wenn nun diese Maßnahme nicht rechtzeitig zurückgenommen wird, so „übersteuert“ die Wirtschaftspolitik und fördert im mittlerweilen entstandenen Boom die Nachfrage zu einer Verschärfung des konjunkturellen Ausschlags führen kann.) Man geht davon aus, dass der Markt sich selbst krisenfrei lenkt, wenn sich der Staat heraushält und eine freie Konkurrenz herrscht. Beispiel: Eine bestehende Arbeitslosigkeit verschwindet ohne Sozialpolitik, wenn der Markt die Löhne festlegt. Konkret heißt das: Wenn mehr Arbeit angeboten wird als nachgefragt wird (=Arbeitslosigkeit), dann sinkt der Preis der Arbeit so lange bis die Nachfrage nach (billigerer) Arbeit die Arbeitslosen in Arbeit gebracht hat. Diese Nachfrage entsteht von alleine, wenn die Löhne sinken, da dann der Einsatz von menschlicher Arbeit für die Unternehmen wieder rentabel wird. Die Rolle des Staates besteht darin, den Unternehmen gleichbleibend gute Investitionsbedingungen [dabei kommen neben materiellen Vergünstigungen wie Steuersenkungen oder –erleichterungen, Subventionen, Abschreibungsverbesserungen, Staatsaufträgen auch immaterielle Maßnahmen in Frage wie z.B.Beschneidung von Arbeitnehmerrechten, Kündigungsschutz zurückfahren, Verminderung Urlaub, Senkung Lohnnebenkosten durch stärkere Belastung der Arbeitnehmer, Gesundheitsreform – steuerfinanzierte Krankenversicherung ] zu bieten und keine Sozialleistungen zu gewähren, weil diese die Marktkräfte behindern würden. Konkret: Wer Hartz4 erhält, ist nicht verdammt, zu jedem Preis zu arbeiten. Dadurch können die Löhne nicht ausreichend sinken und der Markt seine Arbeit nicht verrichten Kritik: 1. Der Markt hat seine Unfähigkeit, Krisen selbst zu heilen im 19. Jh ausreichend bewiesen 2. Die Theorie geht von einem Konkurrenzmarkt aus. Die Realität zeigt aber einen oligopolistischen Markt mit erheblicher und wachsender Marktmacht auf Seiten der Unternehmen. 3. Der Ansatz ist hochgradig unsozial und führt zu einer Umverteilung von unten nach oben. Gefahr sozialer Verelendung und Unruhen. Beim nachfrageorientierten Ansatz werden die erhöhten Staatsausgaben in erster Linie in die Taschen der Haushalte fließen (Steuersenkungen, Erweiterung sozi© by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 17 - aler Subventionen, Neueinstellung von Staatsbediensteten, Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst). Abgesehen von politischen Entscheidungen gibt die Wissenschaft in dieser Frage den Hinweis, dass die marginale Konsumquote (der Anteil eines jeden zusätzlich verdienten Euro, der für Konsumzwecke verwendet wird) um so höher ist, je niedriger das Einkommen des jeweiligen Einkommensempfängers ist. Eine Erhöhung der Sozialhilfe ist also stärker nachfragewirksam als eine Senkung des Einkommenssteuersatzes eines Spitzenverdieners. Nachfrageorientierung NACHFRAGESTEIGERUNG NACH KONSUMGÜTERN LAGERRÄUMUNG UND NEUEINSTELLUNGEN IN DER KONSUMGÜTERINDUSTRIE Erweiterungsinvestitionen Lagerräumung und Neueinstellungen in der Investitionsgüterindustrie Kritik: • Nachfrageerhöhung muss zunächst eine ganze Weile vom Staat finanziert werden, bis die Lager geräumt sind und die positiven Effekte auftreten • Geschaffene Nachfrage kann international verpuffen ( Globalisierung) • Zeitliche Verzögerungen treten auf, bis die Wirkung eintritt, aber auch, bis sie wieder aufhört. Es kann also zu „Übersteuerungen“ kommen. © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 18 - 4.4 Konkrete Instrumente der Wirtschaftspolitik Wirtschaftspolitik Staatliche Wirtschaftspolitik(=Fiskalpolitik) Zentralbankpolitik (Geldpolitik) Ziele des StaBG Primäres Ziel: Geldwertstabilität Wenn diese erreicht ist: Unterstützung der Wipol der nationalen Regierungen 4.4.1 Staaliche Instrumente Instrumente staatl. Wirtschaftspolitik Steuerpolitik Staatsaufträge Entlohnung und Zahl der Staatsbediensteten Gebührenpolitik Verwaltungserleichterungen Subventionen 4.4.2 Instrumente der Zentralbank (ECB) Zentralbank ist • Unabhängig von den Weisungen der nationalen Regierungen • der „Refinanzierungsgeber“ der Geschäftsbanken • eine Behörde und nicht gewinnorientiert 4.4.2.1 Geldmengenkonzepte © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 19 - Zur Einschätzung der Nachfragelage ermittelt die Zentralbank ständig die Größe der Geldmenge (Geld, das sich in den Taschen der Haushalte oder Unternehmen befindet, kann zur Nachfrage von Gütern verwendet werden Nachfrage). Je nach Liquiditätsgrad unterscheidet man (genauer: die ECB) die Geldmengen • M 1: Bargeldumlauf + Giralgeldguthaben des Nichtbankensektors ( August 2005: 3.267 Mrd €) • M 2: = M 1 + Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren + Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu drei Monaten (August 2005: 5.852 Mrd €) • M 3: = M 2 + Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten, Geldmarktpapiere, Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu 2 Jahren 4.4.2.2 Steuerinstrumente der ECB Die Veränderung der Geldmenge verändert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Ist mehr Geld da, ist die Nachfrage größer, ist weniger Geld da, sinkt die Nachfrage. Aufgabe der Zentralbank ist die Versorgung der Wirtschaft mit Geld: Angebot Nachfrage BIP Geldmenge Die Geldmenge (=Nachfrage) muss so viel höher sein als das BIP (=Angebot), dass sich ein Anstieg des HVPI um „unter nahe 2%“ ergibt. Dann gibt es einen Anreiz für ein Wirtschaftswachstum (N>A) ohne, dass eine unerwünschte Inflation droht. © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 20 - • Die Mindestreserve ist derjenige Betrag, den die Geschäftsbanken bei der Zentralbank halten müssen. Er bemisst sich nach einem bestimmten Prozentsatz der Einlagen, den die Kunden der betreffenden Geschäftsbank bei dieser unterhalten. Würde der Mindestreservesatz erhöht, müssten die Geschäftsbanken mehr Geld bei der ECB festlegen und könnten daher weniger Kredite ausgeben. Dadurch sänke die Geldmenge und damit die Nachfrage. Die Mindestreserve ist seit Bestehen der ECB nicht verändert worden (ca 2%) und dient aktuell nicht mehr als Instrument. • Die ständigen Fazilitäten sind o Hauptrefinanzierungsfazilität Hier schreibt die Zentralbank i.d.R. wöchentlich bestimmte Tender (=Mengen) an Refinanzierungsmöglichkeiten an die Geschäftsbanken aus. Diese Kreditangebote haben eine Laufzeit von 1-2 Wochen und werden mit dem Zinssatz der Hauptrefinzierungsfazilität verzinst. Die Absicherung er Kredite erfolgt über Wertpapierpensionsgeschäfte (Wertpapiere der Kategorie I oder II werden an die Zentralbank verkauft, wobei gleichzeitig der Rückkauf nach Ablauf der Kreditzeit vereinbart wird) Die HRF ist das wichtigste Steuerinstrument der ECB. Steigt der Zins der HRF, so geben die Geschäftsbanken diese erhöhten Kapitalkosten weiter und die Kredite für Haushalte und Un© by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 21 - ternehmen werden teuerer. Dadurch kann der Kapitalwert mancher Investitionen negativ werden. Diese werden dadurch nicht mehr vorgenommen, die Nachfrage sinkt. Gleichzeitig steigen die Guthabenszinsen der Geschäftsbanken, was zu einer höheren Sparneigung der Haushalte führt. Dadurch sinkt die Geldmenge und dadurch sinkt die Nachfrage. • Spitzenrefinanzierungsfazilität ist die Möglichkeit für die Geschäftbanken, sich „über Nacht“ also täglich kurzfristig mit frischem Geld zu versorgen. Man deckt damit Spitzen des Kapitalbedarfs ab. Die Zinssätze sind höher als bei der HRF. • Anlagefazilität ist die Möglichkeit für die Geschäftsbanken, überschüssiges Geld „über Nacht“ bei der ECB anzulegen. Der Zinssatz ist niedriger als bei der HRF. 5. Die modellhafte Erfassung volkswirtschaftlicher Zusammenhänge in der Volkswirtschaftlichen Gesamrechnung Dreh- und Angelpunkt moderner Wirtschaftspolitik ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Darunter hat die die gesamte Nachfrage in einer Volkswirtschaft zu verstehen. Diese gesamtwirtschaftliche Nachfrage kann verschiedene Quellen haben Private Haushalte Unternehmen Staat Ausland Das Modell erfasst im hier behandelten „Endstadium“ alle diese Komponenten modellhaft. Dabei sind aber jeweils einige Bedingungen zu beachten, die als problematisch anzusehen sind. Das Modell arbeitet gerne mit so genannten „ceteris paribus – Bedingungen. Dies bedeutet dass alle anderen Einflussfaktoren als die gerade betrachteten als © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 22 - konstant anzusehen sind. Diese Bedingungen sind einerseits erforderlich, um bestimmte Abhängigkeiten und Wirkmechanismen deutlich machen zu können, bieten aber andererseits einen wirksamen Schutz gegen die Anfechtungen der Wirklichkeit. Trifft der „dann-„ Teil eine Hypothese nicht ein, so kann dafür ein Verstoß gegen die ceteris paribus Bedingung verantwortlich gemacht werden. Die Hypothese bleibt dadurch immer wahr, hat aber eigentlich keine echte Aussagekraft mehr, da nur dann eine Hypothese aussagekräftig ist, wenn sie auch widerlegt werden kann. Beispiel eines solchen Modellplatonismus: Wenn alle Umweltbedingungen des heutigen Tages auch morgen noch gelten, so wird es morgen in Frankfurt Gold regnen. Diese Hypothese ist auf grund der ceteris paribus Bedingung nicht widerlegbar. Zwar ist nicht mit Goldregen zu rechnen, dies lässt sich aber immer mit einem Verstoß der Wirklichkeit gegen die ceteris paribus Bedingung rechtfertigen: Die Umweltbedingungen waren eben nicht gleich! Der Luftdruck ist gestiegen. Ceterum censeo: Solche Modelle sind mit kritischer Vorsicht zu genießen. Die formulierten Bedingungen sollten immer unter dem Aspekt des Wirklichkeitsbezugs überprüft werden. 5.1. Die gesamtwirtschaftliche Konsumfunktion Das oben angesprochene Problem lässt sich gut an Hand der Konsumfunktion zeigen: Der Konsum in einer Volkswirtschaft ist von vielen Faktoren abhängig. z.B.von: • der Bevölkerungsgröße (B) • dem zu Verfügung stehenden Einkommen (Yv) • dem angesammelten Geldvermögen (Yg) • der Einkommensverteilung in einem Land (YV) • dem Preisniveau (P) • der erwarteten Einkommensentwicklung (Ye) • und vielem Anderen mehr Dies erkennt die Theorie auch an, indem sie formuliert: C = f(Yv, B, Yg, YV, P, Ye) © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 23 - Allerdings ist diese Funktion nicht berechenbar. Deshalb setzt man alle Variablen bis auf eine konstant: C = f(Yv, B, Yg, YV, P, Ye) konstant Damit gilt: C = f (Yv) ceteris paribus Die als konstant angesehenen Faktoren finden ihren gemeinsamen Ausdruck in der „Konsumneigung“ c. Diese Konsumneigung c (auch: marginale Konsumquote) gibt an, welcher Anteil eines zusätzlich verdienten Euro in dieser Volkswirtschaft zu Konsumzwecken verwendet wird. 5.1.1. Die lineare Konsumfunktion der klassischen Nationalökonomie konkretisiert die allgemeine Setzung C = f (Yv) ceteris paribuns Man geht davon aus, dass eine Volkswirtschaft unabhängig von ihrem zu Verfügung stehenden Volkseinkommen konsumieren muss, da die Existenzbedürfnisse der Bürger befriedigt werden müssen. Dieser Konsum, der unabhängig vom Einkommen vorgenommen werden muss, ist der autonome Konsum Ca . Ist da zur Verfügung stehende Einkommen kleiner als der Konsum, so wird dieser über Kreditaufnahme oder „Entsparen“ (=Auflösen von Sparguthaben) finanziert. Über diesen autonomen Konsum hinaus konsumiert jede Volkswirtschaft einen bestimmten Anteil ihres Einkommens, einen anderen Anteil spart sie. Damit sieht die Konsumfunktion wie folgt aus: © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 24 - C = Ca + cYv c ist die Konsumneigung oder marginale Konsumquote. Beträgt sie beispielsweise 0,7, so heißt das, dass in dieser Volkswirtschaft von jedem zusätzlich verdienten Euro 70 Cent für Konsumzwecke verwendet werden (0,7*100Cent = 70) Logisch, dass in diesem Fall 30 gespart werden (wo sollte das Geld sonst geblieben sein?). Damit ist die Sparneigung (oder marginale Sparquote) dieser Volkswirtschaft s = 0,3. Weil Geld immer nur ausgegeben oder gespart werden kann, gilt allgemein: c=1-s Graphisch lässt sich die Konsumfunktion wie folgt darstellen: Konsum C 45o YB Daraus kann man die Sparfunktion ableiten Ca Yv © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 25 - C Ca YB Yv - Ca Bei einem Einkommen von 0 wird Ca verkonsumiert. Diese Summe muss durch Entsparen aufgebracht werden. Deshalb wird bei einem Einkommen von 0 MINUS Ca gespart. Auf der Winkelhalbierenden im ersten Koordinatensystem gilt C=Y. Dies gilt daher auch am Schnittpunkt der Winkelhalbierenden mit der Konsumfunktion. Dasjenige Einkommen, für das C=Y gilt, nennt man BASISEINKOMMEN. Beim Basiseinkommen ist die Ersparnis logischerweise =0. Damit wurde erfolgreich die Sparfunktion abgeleitet, die die Formel hat: S = - Ca + sYv In diesem Zusammenhang sind folgende weitere Maßgrößen berechenbar: Die durchschnittliche Konsumquote = C . Die durchschnittliche Konsumquote Y entspricht der Steigung des Fahrstrahls zwischen Ursprung und Konsumfunktion und sinkt mit steigendem Yv Die durchschnittliche Sparquote = S . Die durchschnittliche Sparquote entY spricht der Steigung des Fahrstrahls zwischen Ursprung und Sparfunktion und steigt mit steigendem Yv Die marginale Konsumquote c und die marginale Sparquote s entsprechen den Steigungen der Konsum, bzw. Sparfunktion. Da es sich hier um lineare Graphen handelt sind sie für jedes Yv gleich. © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 26 - 5.1.2 Die keynessche Konsumfunktion Von Keynes stammt die Erkenntnis, dass der Verlauf der Konsumfunktionen in der Realität durchaus nicht in oben angenommen linear ist. Er fand heraus, dass im Gegenteil die marginale Konsumquote mit steigenden Volkseinkommen sinkt und die Sparquote steigt: Konsum C Ca Yv Die Keynessche Konsumfunktion ist zwar der Wirklichkeit näher, wird aber im Folgenden wegen Problemen bei der Berechnung nicht weiter verfolgt. 5.2 Die Gesamtwirtschaftliche Investitionsfunktion Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass Investitionen neben anderen Einflussfaktoren von der Höhe des Kapitalmarktzinses abhängig sind. Bei der Berechnung des internen Zinsfußes einer Investition wird dieser mit dem Kapitalmarktzinssatz verglichen, bevor über die Investition entschieden wird. Bei der Berechnung eines Kapitalwerts einer Investition ist der Kapitalmarktzinssatz die Berechnungsgrundlage. Es liegt also nahe für die Menge der Gesamtwirtschaftlichen Investitionen die Gleichung I = f(i) aufzustellen. Zweifel sind dennoch angebracht, da z.B. in Zeiten der Depression, in der i.d.R sehr niedrige Zinssätze gelten, kaum investiert wird, da die Produkte nicht nachgefragt werden. Umgekehrt sind die Investitionen im Boom trotz Höchstzinsen besonders hoch. © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 27 - Die oben formulierte Funktion kann also nur dann richtig sein, wenn sich die Rahmenbedingungen, die die Erträge und damit die Rendite beeinflussen, nicht ändern. Dies sind beispielsweise die Wirtschaftslage, das Verhalten der Konkurrenz usw ( Modellplatonismus) Es gilt also I = f(i) ceteris paribus 5.3. Das gesamtwirtschaftliche Gütermarktgleichgewicht Gleichgewicht auf einem Markt herrscht dann, wenn Angebot = Nachfrage ist. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage entspricht dem Volkseinkommen. Das gesamtwirtschaftliche Angebot besteht aus den hergestellten Konsum- und Investitionsgütern. Gleichgewichtsbedingung in einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat und Außenbeziehungen: Y=C+I (Einkommensentstehungsgleichung) weil auch gilt: Y=C+S (Einkommensverwendungsgleichung), gilt im Gleichgewicht auch I=S 5.4. Der Investitionsmultiplikator Im Gleichgewicht gilt, wie oben bereits gesagt: Y = C+I © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 28 - weil C = Ca + cYv und Y = Yv (es gibt bisher ja keinen Staat, der etwas vom Einkommen wegnimmt oder hinzufügt!) und weil von autonomen Nettoinvestitionen ausgegangen wird, was bedeutet, dass I = Ia deshalb gilt: Yv = Ca + c Yv +I Yv (1-c) = Ca+ Ia Yv = 1 (Ca+ Ia) 1− c Beispiel: Bei einer Konsumfunktion von ergibt sich bei autonomen Nettoinvestitionen von folgendes Gleichgewichtseinkommen Y= C = 40 + 0,8 Yv I = 20 1 (40+20)=5*60= 300 1 − 0,8 erhöhen sich aus irgendwelchen Gründen die autonomen Nettoinvestitionen um 30 auf 50 erhöht sich das Gleichgewichtseinkommen auf Y= 1 (40+50)=5*90= 450 1 − 0,8 Die Erhöhung des Gleichgewichtseinkommens um 150 entspricht dem 5-fachen der Erhöhung der autonomen Nettoinvestitionen. Der Faktor 5 ergibt sich aus 1 =5. Diesen Ausdruck nennt man den Multi1 − 0,8 plikator. Er gibt an, mit welchem Faktor man die Erhöhung (oder Senkung) der autonomen Nettoinvestitionen multiplizieren muss, um die damit erzeugte Erhöhung oder Senkung des Gleichgewichtseinkommens zu ermitteln. Bezieht man in die Überlegungen mit ein, dass der Konsum erst mit einer zeitlichen Verzögerung von einer Periode auf ein erhöhtes Einkommen reagiert (Robertson-lag), so lässt sich der Vorgang im zeitlichen Ablauf wie folgt darstellen: 5.5 Der Multiplikatorprozess in einer dynamischen Betrachtung Siehe auch Arbeitsblatt „Das Multiplikatorprinzig in dynamischer Betrachtung Der Verbrauch des Zeitpunktes t ist also vom Einkommens im Zeitpunkt (t –1) abhängig: © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 29 - Für den Fall, dass in einer Volkswirtschaft eine Konsumfunktion C= 100 +0,75 Yv gelte und die geplanten autonomen Nettoinvestitionen I = 200 seien, muss die Ersparnis im Gleichgewicht ebenfalls S=200 sein, da die Gleichgewichtsbedingung I=S lautet. Das Volkseinkommen entsteht in dieser Volkswirtschaft in Höhe der Summe der produzierten Konsum- und Investitionsgüter. Es berechnet sich also nach Y = C + I = 100+0,75Y+200 0,25 Y = 300 Y = 300/0,25 = 1.200,Der bei diesem Gleichgewichtseinkommen getätigte Konsum beträgt C= 100 + 0,75 * 1200 = 1.000,-. Damit ist der Gleichgewichtszustand dieser Volkswirtschaft in Periode 0 wie folgt gekennzeichnet: Periode I DI C Y DY 0 1 2 3 4 5 .... n 200 300 300 300 300 300 100 100 100 100 100 1000 1000 1075 1131,25 1173,44 1205,08 DC 200 200 225 243,75 257,813 268,359 S DS 1200 1300 1375 1431,25 1473,44 1505,08 100 75 56,25 42,1875 31,640625 300 100 1300 300 1600 400 Erhöhen sich die autonomen Nettoinvestitionen in Periode 1 um 100 auf 300, so erhöht sich in dieser Periode das Volkseinkommen um genau diese 100, da der Konsum, der sich ja am Einkommen des Vorjahres (Periode 0) orientiert, (also C=100+0,75*1200=1000) aufgrund des Robertson-lag noch nicht verändert hat. Y= C+I = 1000+300=1300 . Das Volkseinkommen ist also in Periode 1 auf 1300 gestiegen. In der Folgeperiode (2) wird jetzt der Konsum auf diese Einkommenserhöhung reagieren. Er beträgt jetzt C=100+0,75*1300 = 1075. Das Volkseinkommen steigt dadurch wegen Y=C+I auf 1075 + 300 = 1375 Dieses erhöhte Volkseinkommen wirkt sich wieder auf den Konsum des Folgejahres aus, welcher wieder das Volkseinkommen erhöht. Nach grundsätzlich unendlich vielen Perioden tritt dann der neue Gleichgewichtszustand der Periode n ein: Das Volkseinkommen muss um 400 gestiegen sein, da der Investitionsmultiplikator = 1/s = 1/0,25 = 4 ist. Das heißt, dass das Volkseinkommen um das 4fache der Erhöhung der autonomen Nettoinvestitionen (=4 * 100) steigen musste. Der zugehörige Konsum ist 1300, so dass sich I=S=300 ergibt, was der Gleichgewichtsbedingung entspricht. 6. Der Einfluss der Staatsausgaben und Steuern auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 30 - Der Staat erzeugt 3 relevante Ströme, die für das Gleichgewichtseinkommen bestimmend sind: • autonome (politische Entscheidungen) Staatsausgaben (Transformationsausgaben) G, was nichts anderes darstellt als die staatliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen (auch Gehälter etc.) • autonome Transferzahlungen Z, die keinen Nachfrageeffekt haben, da sie ohne Gegenleistung abgegeben werden. Es handelt sich lediglich um eine Umverteilung. Es wird das zur Verfügung stehende Einkommen bestimmter Bürger erhöht. • autonome Steuereinnahmen T (wobei hier von einer einheitlichen Kopfsteuer ausgegangen wird, die sich bei unveränderter Bevölkerungszahl nicht verändern wird.) 6.1. Das Gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Voraussetzungen: • Keine gewinnabhängigen Investitionen: I=Ia • Nur pauschale Kopfsteuer • Ausgeglichener Haushalt, also T=Z+G Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist also: N = C(Yv) + Ia + Ga Da ein Gleichgewicht besteht, wenn das Volkseinkommen Y (das ja in Höhe des Wertes der angebotenen – hergestellten – Güter und Dienstleistungen entstanden ist) gleich der Nachfrage ist: Y=N also: (1) Y =C(Yv) + Ia + Ga (=Gleichgewichtsbedingung) außerdem gilt (2) C = Ca + cYv und: (3) Yv = Y – Ta + Za (3) in (2) ergibt: (4) C = Ca + c *(Y – Ta + Za) (4) in (1) ergibt Y = Ca + cY - cTa + cZa + Ia + Ga das ergibt nach Y aufgelöst die Bedingung für das Gleichgewichtseinkommen: Y= 1 c (Ca + Ia + Ga) + (Za – Ta) 1− c 1− c © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 31 - Überlegen: Sollte antizyklische Politik eher die Sozialhilfe erhöhen oder lieber Staatsaufträge ausgeben? Der Multiplikator der Staatsausgaben (Transformationsausgaben) ist größer! 6.2. Veränderungen des Gleichgewichtseinkommens bei Veränderungen der Transformationsausgaben des Staates Beispiel: Volkswirtschaft mit einer Konsumfunktion C = 30+0,8*Yv , autonome Nettoinvestitionen sind 10, Transformationsausgaben = 20, Transferzahlungen Z = 10, Pauschalsteuer = 30 Berechnen Sie das Gleichgewichtseinkommen! Ergebnis : 220 Wird in dieser Situation eine Konjunkturausgleichsrücklage aufgelöst, oder ein deficit spending vorgenommen, so erhöhen sich die Tranformationsausgaben um ∆Ga ohne dass die Steuern erhöht werden! Ta bleibt also konstant. Beispiel (Erweiterung): Transformationsausgaben erhöhen sich dauerhaft um ∆Ga = 10; • Neues Gleichgewichtseinkommen (in Gleichgewichtsgleichung eingesetzt)= 270 • Der Multiplikator beträgt 1 = 5 (aus der Gleichgewichtsgleichung er1− c sichtlich, da alle anderen Größen unverändert blieben. • Eine Erhöhung der Transformationsausgaben um 10 erhöhte also das Volkseinkommen um 10 * 5 = 50 • Der Staatsausgabenmultiplikator ist ebenso hoch wie der Investitionsmultiplikator 6.2. Veränderungen des Gleichgewichtseinkommens bei Veränderungen der Transfersausgaben Z des Staates Werden die Transferausgaben um ∆ Za = 10 erhöht (Einsetzen in die Gleichgewichtsgleichung) ergibt sich ein Gleichgewichtseinkommen von 260. der Multiplikator war c = hier: 1− c 0,8 =4 1 − 0,8 also ergibt sich das neue Gleichgewichtseinkommen auch durch: 220 + 4 *10 © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 32 - 6.3. Veränderungen des Gleichgewichtseinkommens bei Veränderungen der Steuereinnahmen Ta des Staates Aus der Gleichgewichtsbedingung Y= 1 c (Ca + Ia + Ga) + (Za – Ta) 1− c 1− c kann man ablesen, dass eine Steuererhöhung das Gleichgewichtseinkommen um ∆Y= - c * ∆ Ta steigen (also schrumpfen) lässt. 1− c Bei einer Steuererhöhung von 30 auf 40 in diesem Beispiel steigt das Gleichgewichtseinkommen also um – 0,8/0,2 * 10 = - 40 und damit von 220 auf 180 Bei Steuersenkungen dreht sich natürlich das Vorzeichen um. Überlegen: Hätte ein steuerfinanziertes stattliches Beschäftigungsprogramm einen Effekt auf das Gleichgewichtseinkommen und damit auf die Konjunktur? Ja, da der Steuermultiplikator kleiner ist als der Multiplikator der Transformationsausgaben. 6.3. Veränderungen des Gleichgewichtseinkommens bei Veränderungen von Ta, Ga und Za Aus der Gleichgewichtsbedingung leicht abzulesen: Y= 1 c (Ca + Ia + Ga) + (Za – Ta) 1− c 1− c ∆Y = 1 c (∆Ga) + (∆Za – ∆Ta) 1− c 1− c 7. Der Einfluss des Außenhandels auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung 7.1. Außenhandel und seine Erfassung in der Zahlungsbilanz © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 33 - Das Ausland ist ein Element der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und muss daher bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen berücksichtigt werden. Der Stand der Außenwirtschaftlichen Beziehungen wird in der Zahlungsbilanz festgehalten. In der Zahlungsbilanz werden Stromgrößen (nicht Bestandsgrößen zu einem bestimmten Zeitpunkt) erfasst, also z.B. die Summe aller erfolgen Warenexporte. Was ist ein Export? Was ist ein Import? Ich lasse mir in Barcelona die Haare schneiden. Export oder Import? In der Zahlungsbilanz werden folgende Ströme erfasst: (siehe Übersicht) (OHP) /// Kopie Zahlungsbilanz mit Erläuterung er einzelnen Bilanzinhalte Erläuterung: • Die zugrundeliegenden Im- und Exporte an Waren, Dienstleistungen und Kapitalerträgen werden als autonom angesehen, da sie den Auslösen abgeben für • die Bilanzen, die sich mit der Bezahlung dieser Leistungen beschäftigen: Devisenbilanz und Kapital(verkehrs)bilanz (und Übertragungsbilanz.) • Die Leistungsbilanz setzt sich zusammen aus Handelsbilanz und Dienstleistungsbilanz (dort sind die irgendwie bezahlten Leistungen einer Volkswirtschaft enthalten) sowie der Übertragungsbilanz (hier sind die unentgeltlich abgegebenen Leistungen einer Volkswirtschaft enthalten: Entwicklungshilfe, Überweisungen in die Heimat bei ausländischen Arbeitnehmern) Zahlungsbilanz Leistungsbilanz • Handelsbilanz • Dienstleistungsbilanz • Übertragungsbilanz Kapitalbilanz Devisenbilanz Bilanz des langund kurzfristigen Kreditverkehrs © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 34 - Beispiel: In einer Volkswirtschaft sind durch autonome Transaktionen Güter im Wert von 200 Mrd € exportiert und im Wert von 170 Mrd € importiert worden. Bezahlung bar. Export > Import Export < Import Export = Import Aktive Handelsbilanz Passive Handelsbilanz Ausgeglichene Handelsbilanz Die Zahlungsbilanz umfasst alle Teilbilanzen Ursachen für Zahlungsbilanzungleichgewichte: • Inländisches Kosten- und Preisniveau zu hoch oder zu niedrig (Niedrige Preise Export>Import wegen hervorragender interationaler Konkurrenzfähigkeit) • Inlandseinkommen niedriger oder höher als im Ausland © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 35 - • Kapitalflucht (politische Gründe, Zinsunterschiede) • strukturelle Entwicklungen (z.B. Verlagerungen er Güternachfrage durch Bedürfnisverschiebungen, technologischer Wandel, bestimmte Rohstoffe nicht mehr nötig usw) Aktive Zahlungsbilanz: • Dauernder Zufluss von Devisen. Ständige Vergrößerung der Devisenreserven. • Gefahr einer importierten Inflation o Wenn die Devisen in € umgetauscht werden, erhöht sich die Geldmenge ohne dass sich die Gütermenge erhöht hätte Inflation o Wenn im Ausland Inflation herrscht und teuerer werdenden (Investitions-)Güter eingekauft werden, steigen aufgrund der damit verbundenen Kostensteigerungen die Preise Inflation Passive Zahlungsbilanz: Abfluss von Devisenreserven: Gefahr von internationaler Illiquidität 7.2. Integration des Außenhandels in volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Unter der (alten) Voraussetzung, dass der Staat • autonome Transformationszahlungen leistet und diese mit • einer Pauschalsteuer finanziert ergibt sich die erweiterte Definitionsgleichung für das verfügbare Einkommen (das ja in der Höhe aller im Inland produzierten Leistungen entsteht): (1) Y = C + I + G + (X – M) (2) Yv = Y - Ta Außerdem soll davon ausgegangen werden, dass der Export autonom (auf die Verhältnisse im Ausland – Kaufkraft, Preisniveau usw hat man im Inland keinen Einfluss, bzw sie sind nicht einheitlich erfassbar) sei, wogegen die Importe vom Einkommen abhängig seien. Es gilt also außerdem: I. C = Ca + c(Y-Ta) © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 36 - II. III. IV. V. VI. M = Ma + q*Y I = Ia G = Ga X = Xa T = Ta setzt man diese Zusatzbedingungen in die Definitionsgleichung des Einkommens (1) ein, so ergibt sich: Y = Ca + cY – cTa + Ia + Ga +Xa – Ma – qY; also: Y – cY + qY =Ca – cTa + Ia + Ga +Xa – Ma ; Y= 1 c (Ca + Ia + Ga + Xa –Ma) Ta 1− c + q 1− c + q oder Y= 1 c (Ca + Ia + Ga + Xa –Ma) Ta s+q s+q 1 ist der Multiplikator aller autonomen Ausgabenveränderungen. Er ist s+q geringer als in einer geschlossenen Volkswirtschaft, da im Nenner die marginale Importquote zur Sparquote addiert wird. Dies ist auch einleuchtend, da ja ein Teil der Nachfrage (nach Importgütern) ins Ausland „abfließt“. Diese Nachfrage bewirkt dann expansive Prozesse im entsprechenden Ausland. (Gerne geschehen…) Beispiel: Wenn s =0,1 und q=0,3 und eine Steuererleichterung für Unternehmen zu einer Steigerung der autonomen Nettoinvestitionen zu einer ∆Ia von 20 Mrd € geführt hätten, dann führt dies zu einer Steigerung des Gleichgewichtseinkommens a) in einer geschlossenen Volkswirtschaft: ∆Y = 1 *∆Ia = 10 * 20 = 200 s Der Multiplikator war also 10 b) in einer globalisierten Volkswirtschaft © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 37 - ∆Y = 1 *∆Ia = 2,5 * 20 = 50 s+q Der Multiplikator beträgt also 2,5 Das bedeutet besonders für kleinere Volkswirtschaften (die eine höhere marginale Importquote haben), dass die Effekte ihrer wirtschaftspolitischen Anstrengungen geringer werden. Dies erklärt auch das Interesse großer Volkswirtschaften (USA) am globalen Freihandel, weil die negativen Aspekte dort erheblich geringer sind. Aufgefangen könnte diese Beeinträchtigung der Wirkung von wirtschaftsfördernden Maßnahmen dadurch werden, dass auch andere Volkswirtschaften (v.a. die Handelspartner des Inlands) gleichgerichtete Anstrengungen unternehmen würden. Diese würden dann wiederum ihrerseits bei dort steigendem Volkseinkommen mehr importieren, was den Export des Inlandes fördern würde. Dieser wiederum steigert im Inland das Volkseinkommen multiplikativ: ∆Y = 1 *∆Xa s+q Beispiel: Der autonome Export einer Volkswirtschaft sei um 20 Mrd € gestiegen. (c=0,9 und q=0,3). Durch den gestiegenen Export wird folgende Veränderung des Volkseinkommens erzeugt: ∆Y = 1 *∆Xa =2,5 * 20 = 50 s+q Durch das gestiegene Volkseinkommen erhöht sich aber auch der Import: ∆M = q * ∆Y = 0,3 * 50 = 15 Effektiv erhöht sich der Export dieser Volkswirtschaft also nur um 20 (ursprüngliche Steigerung des autonomen Exports) – 15 (Durch die Einkommenserhöhung induzierte Zunahme des Imports) = 5 Mrd € ALSO: ERHÖHTE EXPORTE ERHÖHEN AUCH DIE IMPORTE!!! Vor Erledigung des Arbeitsblattes VWL 3 muss die Gleichgewichtsbedingung noch erweitert werden: Abgehen von T = Ta hin zu T=Ga+Za © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 38 - Also: Y= 1 c (Ca + Ia + Ga + Xa –Ma) Ta-Za 1− c + q 1− c + q 7.3. Wechselkurse 7.3.1. Definitionen Die Mengennotierung („indirect quotation“) gibt den Preis einer Einheit der inländischen Währung in Einheiten der ausländischen Währung an 1 € = 0,85 $ Dies ist heute die mehrheitlich verwendete Notierung Daneben gibt es noch die Preisnotierung, die den Preis einer ausländischen Währung in inländischer Währung angibt: 1 $ = 1,18 € Währungen werden also nicht „getauscht“, sondern gekauft und verkauft. Entsprechend richtet sich der Preis einer (frei konvertiblen) Währung nach Angebot und Nachfrage nach dieser Währung. Eine „starke“ Währung hat eine hohe Mengennotierung, also einen hohen Preis. Diesen hat sie deswegen, weil die Nachfrage nach dieser Währung hoch ist. Eine „schwache“ Währung hat eine niedrige Mengennotierung, also einen niedrigen Preis. Diesen hat sie deswegen, weil die Nachfrage nach dieser Währung gering ist. Es gibt viele Ursachen dafür, dass die Nachfrage nach einer Währung steigt (oder fällt). Gründe für eine steigende Nachfrage nach € können z.B. sein: • Das Zinsniveau in Europa ist höher als im Ausland. Deshalb legen Ausländer ihr Geld in Europa an. Um dies tun zu können, muss die ausländische Währung verkauft und € gekauft werden Nachfrage steigt. • Die Wirtschaft Europas boomt. Ausländische Kapitalgeber investieren verstärkt in Europa. Um dies tun zu können, muss die ausländische Währung verkauft und € gekauft werden Nachfrage steigt. • Die politischen Verhältnisse in Europa sind sicherer als im Ausland. Europa ist also ein „sicherer Hafen“, um sein Geld anzulegen. Um dies tun zu können, muss die ausländische Währung verkauft und € gekauft werden Nachfrage steigt. • Die Inflation in Europa ist geringer als im Ausland. Damit ist das Geld wertbeständiger. Bei gleicher Zinshöhe rentiert daher eine Geldanlage in © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 39 - Europa besser als im Ausland. Dazu muss die ausländische Währung verkauft und € gekauft werden Nachfrage steigt. • Die Erwartung auf steigende Kurse veranlasst Spekulanten, in großem Maße € zu kaufen. Nachfrage steigt In der Realität ist die Kursentwicklung das Ergebnis aus allen oben genannten Faktoren, die sich auch gegenseitig unterstützen oder behindern können. So wird ein Anleger wohl hohe Zinsen und niedrige Inflation schätzen (nachfragefördernde Faktoren), wenn aber in dem entsprechenden Land ein Krieg oder innere Unruhen drohen (nachfragemindernde Faktoren), ist die Anlageentscheidung ungewiss. 7.3.2. Wechselkurse und Konjunktur 7.3.3. Einflussnahme der Zentralbank auf die Wechselkurse © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de Seite - 40 - Einige der oben genannten Faktoren, die die Nachfrage nach einer Währung beeinflussen, können durch die Zentralbank im Rahmen wirtschaftpolitischer Entscheidungen beeinflusst werden. 1. Durch die Veränderung des Satzes der Hauptrefinanzierungsfazilität werden die Zinsen der Geschäftsbanken beeinflusst. Bei funktionierendem Wettbewerb wird z.B. eine Leitzinssenkung ein Sinken der Anlagezinssätze bei den Geschäftsbanken verursachen. Wenn diese sinken, wird das Sparen weniger attraktiv und es wird Kapital in andere (ertragreichere) Länder „abfließen“. Das heißt, Anleger werden ihre Euros gegen z.B. Dollar verkaufen, wenn die Zinsen in USA höher sind. Der Kurs des Euro wird dadurch sinken, die Exporte werden begünstigt (weil die europäischen Produkte im Ausland billiger werden) Natürlich hat eine solche Maßnahme weitere Auswirkungen: Die niedrigeren Zinsen erhöhen die inländische Nachfrage, weil Investitionen jetzt besser rentieren und weil Sparen unrentabel wird. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt. Das Steigen der Nachfrage führt zu inflationären Tendenzen, was den Kurs noch weiter abbröckeln lassen wird, aber die Exporte werden durch die Inflation für das Ausland teurer, so dass die Exportnachfrage leidet. Der niedrige Kurs führt zu einem Kostendruck auf die inländische Industrie, die auf Energielieferungen aus dem Ausland (Öl, Gas und viele Rohstoffe werden in $ bezahlt) angewiesen sind. Durch die gestiegenen Kosten können die Preise steigen und eine Inflation ausgelöst werden. 2. Die Zentralbank kann selbst als Nachfrager oder Anbieter von Währungen auf dem Devisenmarkt auftreten. Sollte es als sinnvoll angesehen werden (z.B. um die Energiekosten der europäischen Wirtschaft zu senken), den Euro-Kurs hoch zu halten, so kann die EZB aus ihren Devisenbeständen Dollar auf dem Devisenmarkt anbieten und Euro dafür kaufen. Natürlich ist dieses Vorgehen endlich. © by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler sind möglich. Kann heruntergeladen werden über www.jochen-niclaus.de