Wirtschaftspolitik - jochen

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INHALTSVERZEICHNIS
SEITE
1. GRUNDLAGEN
1.1.WIRTSCHAFTSLIBERALISMUS …………………………………...
2
1.2.BEDEUTUNG UND METHODEN DER WIRTSCHAFTSPOLITIK ………
3
2. ZIELE DER WIRTSCHAFTSPOLITIK
2.1. ZIELE UND GRENZWERTE ……………………………………….
4
2.2.ZIELKONFLIKTE UND „MAGISCHES VIERECK“ …………………...
5
3. GESAMTWIRTSCHAFTLICHE UNGLEICHGEWICHTE ……………………
7
4. WIRTSCHAFTSPOLITISCHE ANSÄTZE
4.1.ANTIZYKLISCHE WIRTSCHAFTSPOLITIK (KEYNES) ……………….
8
4.2.PARALLELPOLITK ………………………………………………..
9
4.3.ANGEBOTS- UND NACHFRAGEORIENTIERTER ANSATZ ……………
9
4.4.KONKRETE INSTRUMENTE DER WIRTSCHAFTSPOLITIK
4.4.1. STAATLICHE INSTRUMENTE ………………………………… 11
4.4.2. INSTRUMENTE DER ZENTRALBANK …………………………. 12
4.4.2.1. GELDMENGENKONZEPTE …………………………….. 12
4.4.2.2. STEUERINSTRUMENTE DER ECB ……………………..
12
5. MODELLHAFTE ERFASSUNG VOLKSWIRTSCHAFTLICHER ZUSAMMENHÄNGE IN
DER VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN GESAMTRECHNUNG …………………
14
5.1. GESAMTWIRTSCHAFTLICHE KONSUMFUNKTION ………………….
15
5.1.1. DER KLASSISCHEN NATIONALÖKONOMIE …………………… 16
5.1.2. NACH KEYNES ……………………………………………… 18
5.2.DIE GESAMTWIRTSCHAFTLICHE INVESTITIONSFUNKTION …………
19
5.3.GESAMTWIRTSCHAFTLICHES GÜTERMARKTGLEICHGEWICHT ……..
19
5.4.DER INVESTITIONSMULTIPLIKATOR ……………………………….
20
5.5.MULTIPLIKATORPROZESS IN DYNAMISCHER BETRACHTUNG ……… 21
6. EINFLUSS DER STAATSAUSGABEN AUF DIE GESAMTWIRTSCH. ENTW. … 22
6.1.GESAMTWIRTSCHAFTLICHES GLEICHGEWICHT ……………………
22
6.2.GLEICHGEWICHTSEINKOMMEN BEI VERÄNDERTEN TRANSFORMATIONSAUSGABEN DES STAATES …………………………………………. 23
6.3.GLEICHGEWICHTSEINKOMMEN BEI VERÄNDERTEN TRANSFERAUSGABEN
DES STAATES ……………………………………………………...
24
6.4.GLEICHGEWICHTSEINK. BEI VERÄNDERTEN STEUEREINNAHMEN …. 24
7. AUßENHANDELSEINFLÜSSE AUF DIE GESAMTWIRTSCH. ENTWICKLUNG … 25
7.1. ZAHLUNGSBILANZ ………………………………………………… 25
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7.2. INTEGRATION DES AUßENHANDELS IN DIE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG……………………………………………………. 28
7.3. EINFLUSS DER WECHSELKURSE AUF DIE KONJUNKTUR ……………..
WIRTSCHAFTSPOLITIK
1. Grundlagen
1.1 Wirtschaftliberalismus (Adam Smith)
Entstehung des Wirtschafsliberalismus als Ergebnis des bürgerlichen Freiheitskampfes gegen den Absolutismus darlegen
Konstitutive Merkmale der Freien Marktwirtschaft (Folie: Freie Marktwirtschaft, Folie 1)
Freie Marktwirtschaft
• Egoismus des Einzelnen führt zu
maximalem gesellschaftlichem Nutzen
• „Nachtwächterstaat“ beschränkt sich auf
Überwachung allgemeiner Gesetze
• Angebot und Nachfrage regeln die
Wirtschaft und führen automatisch zu
Wohlstand und Vollbeschäftigung
Fehlentwicklungen darstellen oder ableiten lassen:
•
•
•
•
•
Soziale Schere
Fehlender Arbeitsschutz
Keine Sozialversicherung
Keine Gewerkschaften und entsprechende Lohnentwicklung
Wirtschaftskrisen
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• Unrentable Ziele werden nicht erreicht: Umweltschutz, Nahverkehr, Versorgung ländlicher Gebiete
• Freie Marktwirtschaft Folie Nr.2
Probleme der freien Marktwirtschaft
• Soziale Schere (Machtlosigkeit der
Arbeitnehmer führt zu deren völliger
Ausbeutung)
• Keinerlei Arbeitsschutz
• Selbstheilungskräfte der Wirtschaft
versagen in Krisen
• Fehlentwicklungen treten auf
1.2 Bedeutung und Methoden der Wirtschaftspolitik
Ausgehen von Beispielen unter folgenden Fragestellungen:
• Wie wären die Verhältnisse ohne Politik?
• Wie kann die Politik regelnd eingreifen?
Mögliche Beispiele:
• Lösung der Sozialen Schere (Zulassung der Gewerkschaften, Arbeitskampfrecht, Sozialversicherung)
• Umweltschutz (Gesetze oder Subventionen)
• Öffentlicher Nahverkehr
• Wirtschaftskrisen
Also:
• Wirtschaftspolitik versucht, die Fehlentwicklungen der freien Marktwirtschaft (vor allem in sozialer Hinsicht) in Grenzen zu halten und soziale
Härten zu vermeiden. Dadurch wird die Freie Markwirtschaft zur Sozialen
Markwirtschaft (Freie Marktwirtschaft Folie 3). Der Protagonist dieses
Umbaus nach dem 2. Weltkrieg war Ludwig Erhard
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Fehlentwicklungen der freien Marktwirtschaft
Beeinflussung durch
Wirtschaftspolitik
Soziale Markwirtschaft
• Um dieses Ziel zu erreichen, kann sich die Wirtschaftspolitik der Gesetze
bedienen oder Rahmenbedingungen schaffen, die ein gewünschtes Verhalten begünstigen (Freie Marktwirtschaft Folie 4) Was ist sinnvoller? Pro
und Kontra!
Methoden der Wirtschaftspolitik
• Ordnungspolitische
Maßnahmen
(=Gesetze)
• Setzen von
Rahmenbedingungen, die eine
gewünschte
Entwicklung
begünstigen
2. Ziele der Wirtschaftpolitik
2.1. Ziele und Grenzwerte
Anhand der Freie Marktwirtschaft Folie 5 (Stabilitätgesetz) die Ziele der
Wirtschaftspolitik nennen, deren Berechnung besprechen und die Grenzwerte
zeigen.
Die Grenzwerte sind weder gesetzlich vorgegeben noch in der Literatur einheitlich. Die hier angegebenen Grenzwerte sind diejenigen, die per Konferenzbeschluss 2015 an der KonradAdenauer-Schule als richtig festgelegt wurden. Es gibt dazu abweichende Meinungen und Einschätzungen!!!
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In einigen meiner Arbeitsblätter werden noch früher für richtig
gehaltene Grenzwerte verwendet. Bitte aktualisieren!
Gesetz zur Förderung der Stabilität und des
Wachstums der Wirtschaft
§ 1: Bund und Länder haben bei ihren wirtschaftsund finanzpolitischen Maßnahmen die
Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen
Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind
so zu treffen, dass sie im Rahmen der
marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur
Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen
Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem
Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem
Wirtschaftswachstum beitragen.
HINWEIS: „Im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung“ legt den Schwerpunkt auf das Setzen von Rahmenbedingungen!!!
2.1.1. Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum
Indikator: Bruttoinlandsprodukt (=Wert aller in einer Volkswirtschaft hergestellten Güter und Dienstleistungen eines Jahres)
Ziel ist erfüllt, wenn das BIP innerhalb eines Jahres um 1%-3% gewachsen ist.
Bsp.:
BIP2012 = 600Mrd € --- 100%
BIP2013= 630 Mrd € --- X%
X=
%∗
%
= 105 %
WiWatum = 5%
WiWatum erreicht, da
zwischen 1% und 3%
2.1.2. Preisstabilität
Indikator: Inflationsrate bzw Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI)
Ziel ist erfüllt, wenn sich der HVPI nahe unter 2% erhöht hat. (Zielerreichung lt
EZB: Inflationsrate soll nahe, aber unter 2% liegen. Von einer Deflation spricht
man bei einer negativen Inflationsrate)
Berechnung der Steigerung des HVPI:
Man erhebt zunächst, welche Waren und Dienstleistungen ein durchschnittlicher
4-Personen-Haushalt in der BRD pro Jahr verbraucht. Dieser „Warenkorb“ wird
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dann in aktuellen Preisen bewertet und dem Wert des gleichen Warenkorbs aus
dem Vorjahr gegenübergestellt. So ergibt sich die Preissteigerungsrate.
Bsp.:
Warenkorb2012 kostet
Warenkorb2013 kostet
X=
%∗
26.000,- € --- 100%
27.000,- € --- X%
=
%∗
.
.
= 103,85%
Erhöhung des HVPI
(=Inflationsrate)= 3,85%
Das Ziel ist nicht erreicht, weil die Erhöhung des HVPI >2%
Nominaleinkommen = Der Betrag, der eingenommen wird.
Realeinkommen = das, was man sich für das Nominaleinkommen kaufen kann.
• Wenn die Nominaleinkommenszunahme > Inflationsrate Realeinkommen steigt
• Wenn die Nominaleinkommenszunahme < Inflationsrate Realeinkommen sinkt.
Bsp.:
Bei Lohnverhandlungen setzt die Gewerkschaft eine Tariferhöhung von 2%
durch. Die Inflationsrate beträgt 2,6%
Bei einem Ausgangseinkommen von 1000,- steigt das Nominaleinkommen um
2% auf 1020,-. Trotzdem sinkt das Realeinkommen, da die Inflationsrate >
Lohnerhöhung:
Vorher konnte man 1000 Produkte zu 1,-€ Wert kaufen. Durch die Inflation erhöht sich deren Preis auf 1,026 €. Das Nominaleinkommen steigt durch die
Lohnerhöhung auf 1020,-€. Für dieses Einkommen kann man jetzt nur noch
1020/1,026= 994,15 Produkte kaufen.
Auslösemöglichkeiten für Inflation:
• Lohn-Preisspirale: Wenn Löhne steigen Preise steigen wegen gestiegener Nachfrage Angebot steigt (wg N+) Neueinstellung von AN
N steigt
• Importierte Inflation: Preise ausländischer Güter (v.a. Energie- und Rohstoffpreise) steigen Importe Preissteigerung der ausländ. Güter auch
in der BRD. Inflation
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2.1.3 Vollbeschäftigung
%∗
Indikator: Arbeitslosenquote [ALQ]=
!
!
" # # $% &
" # #
# ä "(
Ziel ist erreicht, wenn die ALQ < 3% ist
2.1.4. Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
Der Indikator ist der Außenbeitrag, der sich aus der Differenz von
• Import (= Im Ausland hergestellte Güter und Dienstleistungen werden
mit im Inland verdientem Geld bezahlt)
• Export (= Im Inland hergestellte Güter und Dienstleistungen werden mit
im Ausland verdientem Geld bezahlt)
folgendermaßen berechnen lässt:
Außenbeitrag = |Export – Import|
Das Ziel des Außenwirtschaftlichen Gleichgewichts ist erreicht, wenn der Außenbeitrag einen Exportüberschuss von 1,5%-2% des BIP ausmacht.
Grundsätzlich ist für jede Volkswirtschaft ein Exportüberschuss vorteilhaft, weil
das Land dadurch „reicher“ wird, weil es mehr verkauft als es einkauft. Damit
steigen die Devisenreserven, man häuft „Vermögen“ an.
Das Gesetz will diesen Exportüberschuss aber nicht unendlich steigen lassen,
weil der Exportüberschuss des einen Landes einen Importüberschuss eines anderen Landes erzeugt. Herrscht in einer Volkswirtschaft dauerhaft ein Importüberschuss, dann verschuldet sich diese immer mehr, bis dann irgendwann die Zahlungsunfähigkeit eintritt. Dies ist nicht im Interesse der „reichen“ Länder, weil
dann die angehäuften Forderungen gegen das Schuldnerland bei einer Währungsreform verloren gehen.
2.2. Zielkonflikte und Magisches Viereck
WELCHES VERHÄLTNIS VERMUTEN SIE ZWISCHEN DEN EINZELNEN ZIELGRÖßEN?
Um die Auswirkung einer wipol. Maßnahme herauszufinden, muss man zunächst deren Auswirkung auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage überlegen:
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich zusammen aus
• Nachfrage der Haushalte (Konsum)
• Nachfrage der Unternehmen (Investitionen)
• Nachfrage des Staates (Konsum und Investition)
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• Nachfrage des Auslands
Steigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage,
erhöht sich die Inflationsrate (Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage: Wenn die Nachfrage steigt, steigen also auch die Preise)
steigt das Wirtschaftswachstum (wird mehr nachgefragt, kann mehr verkauft werden. Wird mehr verkauft, wird mehr verdient. Also steigern die
Unternehmen ihre Produktion.)
weil mehr produziert wird, werden auch mehr Arbeitnehmer benötigt.
Leute werden eingestellt, die ALQ sinkt Vollbeschäftigung wird besser
erreicht.
steigende Preise (bei steigender Nachfrage) mindern die Konkurrenzfähigkeit deutscher Waren im Ausland Export wird behindert. Umgekehrt werden ausländische Waren immer attraktiver (Preis!) import
wird begünstigt.
Wenn in der BRD eine Inflation (5%) herrscht und im Ausland nicht, dann:
VW Wechselkurs 1:1
Ford
in BRD
in den USA
Preis 2010
20.000 €
20.000$
20.000$
Preis 2011
21.000 €
21.000$
20.000$
Sinkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
sinkt die Inflationsrate (Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage:
Wenn die Nachfrage sinkt, sinken also auch die Preise)
sinkt das Wirtschaftswachstum (wird weniger nachgefragt, kann weniger
verkauft werden. Wird weniger verkauft, wird weniger verdient. Also
senken die Unternehmen ihre Produktion.)
Weil weniger produziert wird, werden auch weniger Arbeitnehmer benötigt. Leute werden entlassen, die ALQ steigt Vollbeschäftigung wird
schlechter erreicht.
Sinkende Preise (bei sinkender Nachfrage) verbessern die Konkurrenzfähigkeit deutscher Waren im Ausland Export wird begünstigt. Umgekehrt werden ausländische Waren weniger attraktiv (Preis!) Import
wird behindert.
Also:
Nachfrage Preisstabilität Vollbesch. WiWatum
Steuersenkung
steigt
-
+
+
AwiGl
-
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Staatsaufträge
erhöhen
Subventionen
erhöhen
Gehälter im öffentlichen
Dienst erhöhen
Abschreibungsmöglichkeiten
erhöhen
Steuererhöhung
Staatsaufträge
senken
Subventionen
senken
Gehälter im öffentlichen
Dienst senken
Abschreibungsmöglichkeiten
verringern
steigt
-
+
+
-
steigt
-
+
+
-
steigt
-
+
+
-
steigt
-
+
+
-
sinkt
sinkt
+
+
-
-
+
+
sinkt
+
-
-
+
sinkt
+
-
-
+
sinkt
+
-
-
+
Ergebnis: Mit einer wirtschaftspolitischen Maßnahme werden immer zwei Ziele
(WiWatum und Vollbesch oder Preisstab und Awigl) begünstigt, während die
anderen beiden behindert werden. Man nennt diese vier Ziele auch ein „Magisches Viereck“, weil man nicht mit einer Maßnahme alle vier Ziele fördern
kann.
Vorgehen also: Man analysiert, welche Ziele nicht erfüllt sind und trifft dann
eine Maßnahme, die diese Ziele fördert. Achtung: „Übersteuern“ droht!
FREIE MARKTWIRTSCHAFT FOLIE 6
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Magisches Viereck
Außenwirtschaftliches
Gleichgewicht
Preisstabilität
Vollbeschäftigung
Wirtschaftswachstum
Fazit: Egal, ob die Nachfrage erhöht oder vermindert wird: Jede wirtschaftspolitische Maßnahme begünstigt immer zwei Ziele und beeinträchtigt gleichzeitig die anderen beiden Ziele.
3. Gesamtwirtschaftliche Ungleichgewichte
3.1. Arten möglicher Ungleichgewichte
Wenn nicht alle Ziele des Stabilitätsgesetzes erfüllt sind, liegt ein „Ungleichgewicht“ vor
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Marktwirtschaftliche Fehlentwicklungen und
Ungleichgewichte
Typen von gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichten
Strukturelle
Saisonale
Konjunkturelle
Ungleichgewichte Ungleichgewichte Ungleichgewichte
3.1.1. Saisonale Ungleichgewichte (Beispiel: Bauarbeiter). Vergehen wie sie kommen mit der Saison. Keine wirtschaftpolitischen Aktivitäten i.d.R. sinnvoll, da die saisonalen Einflüsse
normalerweise nicht beeinflussbar sind. (Wenn Jahresdurchschnittswerte angegeben sind, kommen natürlich keine saisonalen Ungleichgewichte in Frage)
3.1.2. Strukturelle Ungleichgewichte Impulse setzen. Arbeitsmarktzahlen: ca. 4Mio Arbeitslose, ca. 1 Mio Frei Arbeitsplätze. Ungleichgewicht hat seine Ursache in der Struktur der
Wirtschaft und kann daher auch nur durch Strukturveränderungen bewältigt werden. (Wenn ein Ungleichgewicht nicht
mit der Nachfragelage einer konjunkturellen Situation erklärt
werden kann und kein saisonales Problem vorliegt, dann
muss ein Strukturproblem zugrunde liegen. Bsp.: Hohe ALQ
im Boom)
3.1.3. Konjunkturelle Ungleichgewichte Mit Folie 8 den Konjunkturverlauf und die zugehörigen Phasen darstellen. Zustand der wirtschaftspolitischen Ziele in den einzelnen Phasen ableiten!
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BruttoInlands-
Der Konjunkturzyklus
produkt
Jahre
Phasen des Konjunkturzyklus:
Depression
Aufschwung
Hochkonjunktur (Boom)
Rezession
Extrem niedrige Nachfrage, dadurch
sehr geringe Preissteigerung, dadurch
gute Exportposition, aber auch durch
geringes Wirtschaftswachstum hohe
Arbeitslosigkeit
Zunahme der Nachfrage
Extrem hohe Nachfrage, dadurch sehr
hohe Preissteigerung (Inflation),
dadurch schlechte Exportposition, aber
auch durch hohes Wirtschaftswachstum geringe Arbeitslosigkeit
Rückgang der Nachfrage
3.2. Fallbeispiel für die Einschätzung gesamtwirtschaftlicher
Ungleichgewichte
Folgende Jahresdurchschnittsdaten werden erhoben:
Wirtschaftswachstum: 3,5%
erreicht
Arbeitslosenquote
5%
nicht erreicht
HVPI
2,4%
nicht erreicht
Exportüberschuss
1% (des BIP)
erreicht
Exportüberschuss
1,2%
(Vorjahr)
Vorgehen:
1. Ziele des Stabilitätsgesetzes auf Erreichung überprüfen (Indikatoren berechnen und checken, ob sie sich innerhalb der erlaubten
Bandbreiten befinden)
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2. Wenn alle Ziele erreicht sind
Wirtschaft ist im Geleichgewicht,
sonst:
3. Überprüfen, ob saisonale Ursachen vorliegen (Möglich wenn „Winterzahlen“. Hier wären Auswirkungen z.B. auf Wiwatum und ALQ
denkbar, da im Winter manche Wirtschaftszweige nicht produzieren können). Bei saisonalen Ungleichgewichten sind keine Maßnahmen erforderlich, da die Probleme mit der veränderten Jahreszeit von alleine wieder verschwinden werden. Im Beispiel: Kein
saisonales Ungleichgewicht: Durchschnittszahlen!
4. Überprüfen ob konjunkturelle Ursachen vorliegen:
a. Anhand der Erreichung des Zieles „Wiwatum“ die gesamtwirtschaftliche Nachfragelage analysieren. (Wiwatum erreicht
Nachfrage hoch; Wiwatum nicht erreicht Nachfrage
niedrig) Wiwatum erreicht
hohe Nachfrage vorhanden
b. Überprüfen, welche Ziele bei der ermittelten Nachfragelage
erfüllt sein müssten. Sind Ziele davon abweichend nicht erfüllt
keine konjunkturellen Ursachen zu vermuten. Hohe
Nachfrage es müssten erreicht sein:
• Wirtschaftswachstum √,
• Vollbeschäftigung (hier nicht der Fall) . Folgerung:
Wirtschaftswachstum ist zumindest konjunkturell
mitbedingt. Aber Vollbeschäftigung ist nicht erreicht
hierfür kommen keine konjunkturellen oder saisonalen (siehe oben) Ursachen in Frage. Also muss
das Ungleichgewicht der zu hohen ALQ strukturell
bedingt sein.
Wegen der hohen Nachfrage dürften nicht erreicht sein:
• Preisstabilität √ (erwartungsgemäß nicht erfüllt: zumindest konjunkturell mitbedingt.)
• Begünstigung des Imports, Behinderung des Exports √
(Erwartungsgemäß sinkt der Exportüberschuss
zumindest konjunkturell mitbedingt
5. Strukturelle Ungleichgewichte liegen vor, wo weder saisonale noch
konjunkturelle Ursachen vorliegen ALQ (ist weder saisonal noch
konjunkturell erklärbar
hier liegt offensichtlich ein Strukturproblem vor)
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4. Wirtschaftspolitische Ansätze
4.1 Antizyklische Wirtschaftspolitik nach Keynes
Ausgehend von der Folie 8 die Probleme von konjunkturellen Schwankungen
ableiten:
• Planungsprobleme der Wirtschaft (v.a. bei langfristigen Fragestellungen,
Investitionen, Außenhandel)
• Inflation bedroht die Währung, Arbeitslosigkeit den sozialen Frieden
Also:
Konjunkturelle Ausschläge müssen vermindert werden=Schaffung von Nachfrage durch den Staat in der Depression bzw Verminderung von Nachfrage im
Boom.
Zwei mögliche Ansätze:
• Anlage einer Konjunkturausgleichsrücklage im Boom (der Staat erhöht Einnahmen oder vermindert Ausgaben: Steuererhöhung, Zurückstellen von Staatsaufträgen usw.) vermindert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und bremst Wirtschaftswachstum und Inflation; Erhöht die ALQ
und begünstigt die Exporte)
Auflösung der Konjunkturausgleichsrücklage in der Depression (der
Staat senkt Einnahmen oder erhöht Ausgaben: Steuersenkung, Zusätzliche Staatsaufträge usw.) erhöht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und
fördert das Wirtschaftswachstum und die Inflation; senkt die ALQ und
behindert die Exporte)
• Nachfrageerhöhung in der Depression (der Staat senkt Einnahmen oder
erhöht Ausgaben: Steuersenkung, Zusätzliche Staatsaufträge usw.) erhöht
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und fördert das Wirtschaftswachstum und die Inflation; senkt die ALQ und behindert die Exporte). Wird
über Staatsverschuldung (=deficit spending) finanziert.
Tilgung der Verschuldung im folgenden Boom. (der Staat erhöht Einnahmen oder vermindert Ausgaben: Steuererhöhung, Zurückstellen von
Staatsaufträgen usw.) vermindert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
und bremst Wirtschaftswachstum und Inflation; Erhöht die ALQ und begünstigt die Exporte)
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BruttoInlands-
Antizyklische Wirtschaftspolitik
produkt
Depression
Jahre
4.2 Paralellpolitik
Ausgehend von der Inflation 1923 die Genese der Brüningschen Deflationspolitik (Einnahmen = Ausgaben) beschreiben und Auswirkungen auf Konjunkturverlauf ableiten
Vor dem Hintergrund der großen Inflation von 1923/24 wurde die Parallelpolitik
(Grundprinzip: Staatseinnahmen = Staatsausgaben) als Maxime der Wirtschaftspolitik installiert. Damit waren die Staatsausgaben in Zeiten einer Hochkonjunktur hoch, erhöhten die hohe Nachfrage noch mehr und verstärkten den Boom.
In der Depression waren die Staatsausgaben entsprechend niedrig und senkten
die niedrige Nachfrage noch mehr und verstärkten die Depression
Ergebnis Folie 10
BruttoInlands-
Parallelpolitik
produkt
Depression
Jahre
4.3.Angebots- oder nachfrageorientierter Ansatz
Der angebotsorientierte Ansatz wird von neoliberalen Wirtschaftswissenschaftlern propagiert. Eigentlich handelt es sich dabei gar nicht um einen wirtschaftspolitischen Ansatz, da gefordert wird, dass sich der Staat ganz im Sinne
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von Adam Smith aus dem Wirtschaftsgeschehen heraushalten soll. Seine Aufgabe bestehe zunächst darin, die Rahmenbedingungen für eine (freie) Marktwirtschaft herzustellen. Rechtssicherheit, Infrastruktur, keine Sozialpolitik.
(„Schlanker Staat“)
Wirtschaftsschwankungen werden als Auswirkungen staatlicher Eingriffe in die
Wirtschaft gesehen (z.B. Steuersenkung, um die Wirtschaft in der Depression
anzukurbeln Nachfrage steigt . Wenn nun diese Maßnahme nicht rechtzeitig
zurückgenommen wird, so „übersteuert“ die Wirtschaftspolitik und fördert im
mittlerweilen entstandenen Boom die Nachfrage zu einer Verschärfung des konjunkturellen Ausschlags führen kann.)
Man geht davon aus, dass der Markt sich selbst krisenfrei lenkt, wenn sich der
Staat heraushält und eine freie Konkurrenz herrscht.
Beispiel: Eine bestehende Arbeitslosigkeit verschwindet ohne Sozialpolitik,
wenn der Markt die Löhne festlegt. Konkret heißt das: Wenn mehr Arbeit angeboten wird als nachgefragt wird (=Arbeitslosigkeit), dann sinkt der Preis der Arbeit so lange bis die Nachfrage nach (billigerer) Arbeit die Arbeitslosen in Arbeit gebracht hat. Diese Nachfrage entsteht von alleine, wenn die Löhne sinken,
da dann der Einsatz von menschlicher Arbeit für die Unternehmen wieder rentabel wird.
Die Rolle des Staates besteht darin, den Unternehmen gleichbleibend gute Investitionsbedingungen [dabei kommen neben materiellen Vergünstigungen
wie Steuersenkungen oder –erleichterungen, Subventionen, Abschreibungsverbesserungen, Staatsaufträgen auch immaterielle Maßnahmen in Frage wie
z.B.Beschneidung von Arbeitnehmerrechten, Kündigungsschutz zurückfahren,
Verminderung Urlaub, Senkung Lohnnebenkosten durch stärkere Belastung der
Arbeitnehmer, Gesundheitsreform – steuerfinanzierte Krankenversicherung ]
zu bieten und keine Sozialleistungen zu gewähren, weil diese die Marktkräfte
behindern würden.
Konkret: Wer Hartz4 erhält, ist nicht verdammt, zu jedem Preis zu arbeiten.
Dadurch können die Löhne nicht ausreichend sinken und der Markt seine Arbeit
nicht verrichten
Kritik:
1. Der Markt hat seine Unfähigkeit, Krisen selbst zu heilen im 19. Jh ausreichend bewiesen
2. Die Theorie geht von einem Konkurrenzmarkt aus. Die Realität zeigt aber
einen oligopolistischen Markt mit erheblicher und wachsender Marktmacht auf Seiten der Unternehmen.
3. Der Ansatz ist hochgradig unsozial und führt zu einer Umverteilung von
unten nach oben. Gefahr sozialer Verelendung und Unruhen.
Beim nachfrageorientierten Ansatz werden die erhöhten Staatsausgaben in erster
Linie in die Taschen der Haushalte fließen (Steuersenkungen, Erweiterung sozi© by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler
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aler Subventionen, Neueinstellung von Staatsbediensteten, Lohnerhöhungen im
öffentlichen Dienst).
Abgesehen von politischen Entscheidungen gibt die Wissenschaft in dieser Frage den Hinweis, dass die marginale Konsumquote (der Anteil eines jeden zusätzlich verdienten Euro, der für Konsumzwecke verwendet wird) um so höher
ist, je niedriger das Einkommen des jeweiligen Einkommensempfängers ist.
Eine Erhöhung der Sozialhilfe ist also stärker nachfragewirksam als eine Senkung des Einkommenssteuersatzes eines Spitzenverdieners.
Nachfrageorientierung
NACHFRAGESTEIGERUNG NACH KONSUMGÜTERN
LAGERRÄUMUNG UND NEUEINSTELLUNGEN IN
DER KONSUMGÜTERINDUSTRIE
Erweiterungsinvestitionen
Lagerräumung und Neueinstellungen in der Investitionsgüterindustrie
Kritik:
• Nachfrageerhöhung muss zunächst eine ganze Weile vom Staat finanziert
werden, bis die Lager geräumt sind und die positiven Effekte auftreten
• Geschaffene Nachfrage kann international verpuffen (
Globalisierung)
• Zeitliche Verzögerungen treten auf, bis die Wirkung eintritt, aber auch,
bis sie wieder aufhört. Es kann also zu „Übersteuerungen“ kommen.
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4.4 Konkrete Instrumente der Wirtschaftspolitik
Wirtschaftspolitik
Staatliche Wirtschaftspolitik(=Fiskalpolitik)
Zentralbankpolitik (Geldpolitik)
Ziele des StaBG
Primäres Ziel: Geldwertstabilität
Wenn diese erreicht ist:
Unterstützung der Wipol der
nationalen Regierungen
4.4.1 Staaliche Instrumente
Instrumente staatl. Wirtschaftspolitik
Steuerpolitik
Staatsaufträge
Entlohnung und Zahl der
Staatsbediensteten
Gebührenpolitik
Verwaltungserleichterungen
Subventionen
4.4.2 Instrumente der Zentralbank (ECB)
Zentralbank ist
• Unabhängig von den Weisungen der nationalen Regierungen
• der „Refinanzierungsgeber“ der Geschäftsbanken
• eine Behörde und nicht gewinnorientiert
4.4.2.1 Geldmengenkonzepte
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Zur Einschätzung der Nachfragelage ermittelt die Zentralbank ständig die Größe
der Geldmenge (Geld, das sich in den Taschen der Haushalte oder Unternehmen befindet, kann zur Nachfrage von Gütern verwendet werden Nachfrage). Je nach Liquiditätsgrad unterscheidet man (genauer: die ECB) die Geldmengen
• M 1: Bargeldumlauf + Giralgeldguthaben des Nichtbankensektors ( August 2005: 3.267 Mrd €)
• M 2: = M 1 + Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren + Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu drei Monaten (August 2005:
5.852 Mrd €)
• M 3: = M 2 + Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten, Geldmarktpapiere, Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu 2
Jahren
4.4.2.2 Steuerinstrumente der ECB
Die Veränderung der Geldmenge verändert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Ist mehr Geld da, ist die Nachfrage größer, ist weniger Geld da, sinkt die
Nachfrage.
Aufgabe der Zentralbank ist die Versorgung der Wirtschaft mit Geld:
Angebot
Nachfrage
BIP
Geldmenge
Die Geldmenge (=Nachfrage) muss so viel höher sein als das BIP (=Angebot),
dass sich ein Anstieg des HVPI um „unter nahe 2%“ ergibt. Dann gibt es einen
Anreiz für ein Wirtschaftswachstum (N>A) ohne, dass eine unerwünschte Inflation droht.
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• Die Mindestreserve ist derjenige Betrag, den die Geschäftsbanken bei
der Zentralbank halten müssen. Er bemisst sich nach einem bestimmten
Prozentsatz der Einlagen, den die Kunden der betreffenden Geschäftsbank
bei dieser unterhalten.
Würde der Mindestreservesatz erhöht, müssten die Geschäftsbanken mehr
Geld bei der ECB festlegen und könnten daher weniger Kredite ausgeben.
Dadurch sänke die Geldmenge und damit die Nachfrage.
Die Mindestreserve ist seit Bestehen der ECB nicht verändert worden (ca
2%) und dient aktuell nicht mehr als Instrument.
• Die ständigen Fazilitäten sind
o Hauptrefinanzierungsfazilität
Hier schreibt die Zentralbank i.d.R. wöchentlich bestimmte Tender
(=Mengen) an Refinanzierungsmöglichkeiten an die Geschäftsbanken aus. Diese Kreditangebote haben eine Laufzeit von 1-2 Wochen
und werden mit dem Zinssatz der Hauptrefinzierungsfazilität verzinst. Die Absicherung er Kredite erfolgt über Wertpapierpensionsgeschäfte (Wertpapiere der Kategorie I oder II werden an die Zentralbank verkauft, wobei gleichzeitig der Rückkauf nach Ablauf der
Kreditzeit vereinbart wird)
Die HRF ist das wichtigste Steuerinstrument der ECB.
Steigt der Zins der HRF, so geben die Geschäftsbanken diese erhöhten Kapitalkosten weiter und die Kredite für Haushalte und Un© by Jochen Niclaus. Veränderungen und unauthorisierte Weitergabe nicht gestattet. Fehler
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ternehmen werden teuerer. Dadurch kann der Kapitalwert mancher
Investitionen negativ werden. Diese werden dadurch nicht mehr
vorgenommen, die Nachfrage sinkt.
Gleichzeitig steigen die Guthabenszinsen der Geschäftsbanken, was
zu einer höheren Sparneigung der Haushalte führt. Dadurch sinkt
die Geldmenge und dadurch sinkt die Nachfrage.
• Spitzenrefinanzierungsfazilität
ist die Möglichkeit für die Geschäftbanken, sich „über Nacht“ also
täglich kurzfristig mit frischem Geld zu versorgen. Man deckt damit
Spitzen des Kapitalbedarfs ab.
Die Zinssätze sind höher als bei der HRF.
• Anlagefazilität
ist die Möglichkeit für die Geschäftsbanken, überschüssiges Geld
„über Nacht“ bei der ECB anzulegen. Der Zinssatz ist niedriger als
bei der HRF.
5. Die modellhafte Erfassung volkswirtschaftlicher Zusammenhänge in der Volkswirtschaftlichen Gesamrechnung
Dreh- und Angelpunkt moderner Wirtschaftspolitik ist die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage. Darunter hat die die gesamte Nachfrage in einer Volkswirtschaft zu
verstehen.
Diese gesamtwirtschaftliche Nachfrage kann verschiedene Quellen haben
Private
Haushalte
Unternehmen
Staat
Ausland
Das Modell erfasst im hier behandelten „Endstadium“ alle diese Komponenten
modellhaft. Dabei sind aber jeweils einige Bedingungen zu beachten, die als
problematisch anzusehen sind.
Das Modell arbeitet gerne mit so genannten „ceteris paribus – Bedingungen.
Dies bedeutet dass alle anderen Einflussfaktoren als die gerade betrachteten als
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konstant anzusehen sind. Diese Bedingungen sind einerseits erforderlich, um
bestimmte Abhängigkeiten und Wirkmechanismen deutlich machen zu können,
bieten aber andererseits einen wirksamen Schutz gegen die Anfechtungen der
Wirklichkeit. Trifft der „dann-„ Teil eine Hypothese nicht ein, so kann dafür ein
Verstoß gegen die ceteris paribus Bedingung verantwortlich gemacht werden.
Die Hypothese bleibt dadurch immer wahr, hat aber eigentlich keine echte Aussagekraft mehr, da nur dann eine Hypothese aussagekräftig ist, wenn sie auch
widerlegt werden kann.
Beispiel eines solchen Modellplatonismus:
Wenn alle Umweltbedingungen des heutigen Tages auch morgen noch gelten, so
wird es morgen in Frankfurt Gold regnen.
Diese Hypothese ist auf grund der ceteris paribus Bedingung nicht widerlegbar.
Zwar ist nicht mit Goldregen zu rechnen, dies lässt sich aber immer mit einem
Verstoß der Wirklichkeit gegen die ceteris paribus Bedingung rechtfertigen: Die
Umweltbedingungen waren eben nicht gleich! Der Luftdruck ist gestiegen.
Ceterum censeo: Solche Modelle sind mit kritischer Vorsicht zu genießen. Die
formulierten Bedingungen sollten immer unter dem Aspekt des Wirklichkeitsbezugs überprüft werden.
5.1. Die gesamtwirtschaftliche Konsumfunktion
Das oben angesprochene Problem lässt sich gut an Hand der Konsumfunktion
zeigen:
Der Konsum in einer Volkswirtschaft ist von vielen Faktoren abhängig. z.B.von:
• der Bevölkerungsgröße (B)
• dem zu Verfügung stehenden Einkommen (Yv)
• dem angesammelten Geldvermögen (Yg)
• der Einkommensverteilung in einem Land (YV)
• dem Preisniveau (P)
• der erwarteten Einkommensentwicklung (Ye)
• und vielem Anderen mehr
Dies erkennt die Theorie auch an, indem sie formuliert:
C = f(Yv, B, Yg, YV, P, Ye)
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Allerdings ist diese Funktion nicht berechenbar. Deshalb setzt man alle Variablen bis auf eine konstant:
C = f(Yv, B, Yg, YV, P, Ye)
konstant
Damit gilt:
C = f (Yv) ceteris paribus
Die als konstant angesehenen Faktoren finden ihren gemeinsamen Ausdruck in der „Konsumneigung“ c.
Diese Konsumneigung c (auch: marginale Konsumquote) gibt an, welcher Anteil eines zusätzlich verdienten Euro in dieser Volkswirtschaft zu Konsumzwecken verwendet wird.
5.1.1. Die lineare Konsumfunktion der klassischen Nationalökonomie
konkretisiert die allgemeine Setzung
C = f (Yv)
ceteris paribuns
Man geht davon aus, dass eine Volkswirtschaft unabhängig von ihrem zu Verfügung stehenden Volkseinkommen konsumieren muss, da die Existenzbedürfnisse der Bürger befriedigt werden müssen.
Dieser Konsum, der unabhängig vom Einkommen vorgenommen werden muss,
ist der autonome Konsum Ca . Ist da zur Verfügung stehende Einkommen kleiner als der Konsum, so wird dieser über Kreditaufnahme oder „Entsparen“
(=Auflösen von Sparguthaben) finanziert.
Über diesen autonomen Konsum hinaus konsumiert jede Volkswirtschaft einen
bestimmten Anteil ihres Einkommens, einen anderen Anteil spart sie.
Damit sieht die Konsumfunktion wie folgt aus:
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C = Ca + cYv
c ist die Konsumneigung oder marginale Konsumquote. Beträgt sie beispielsweise 0,7, so heißt das, dass in dieser Volkswirtschaft von jedem zusätzlich verdienten Euro 70 Cent für Konsumzwecke verwendet werden (0,7*100Cent = 70)
Logisch, dass in diesem Fall 30 gespart werden (wo sollte das Geld sonst geblieben sein?). Damit ist die Sparneigung (oder marginale Sparquote) dieser
Volkswirtschaft s = 0,3.
Weil Geld immer nur ausgegeben oder gespart werden kann, gilt allgemein:
c=1-s
Graphisch lässt sich die Konsumfunktion wie folgt darstellen:
Konsum
C
45o
YB
Daraus kann man die Sparfunktion ableiten
Ca
Yv
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C
Ca
YB
Yv
- Ca
Bei einem Einkommen von 0 wird Ca verkonsumiert. Diese Summe muss durch
Entsparen aufgebracht werden. Deshalb wird bei einem Einkommen von 0 MINUS Ca gespart.
Auf der Winkelhalbierenden im ersten Koordinatensystem gilt C=Y. Dies gilt
daher auch am Schnittpunkt der Winkelhalbierenden mit der Konsumfunktion.
Dasjenige Einkommen, für das C=Y gilt, nennt man BASISEINKOMMEN.
Beim Basiseinkommen ist die Ersparnis logischerweise =0.
Damit wurde erfolgreich die Sparfunktion abgeleitet, die die Formel hat:
S = - Ca + sYv
In diesem Zusammenhang sind folgende weitere Maßgrößen berechenbar:
Die durchschnittliche Konsumquote =
C
. Die durchschnittliche Konsumquote
Y
entspricht der Steigung des Fahrstrahls zwischen Ursprung und Konsumfunktion
und sinkt mit steigendem Yv
Die durchschnittliche Sparquote =
S
. Die durchschnittliche Sparquote entY
spricht der Steigung des Fahrstrahls zwischen Ursprung und Sparfunktion und
steigt mit steigendem Yv
Die marginale Konsumquote c und die marginale Sparquote s entsprechen den
Steigungen der Konsum, bzw. Sparfunktion. Da es sich hier um lineare Graphen
handelt sind sie für jedes Yv gleich.
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5.1.2 Die keynessche Konsumfunktion
Von Keynes stammt die Erkenntnis, dass der Verlauf der Konsumfunktionen in
der Realität durchaus nicht in oben angenommen linear ist. Er fand heraus, dass
im Gegenteil die marginale Konsumquote mit steigenden Volkseinkommen
sinkt und die Sparquote steigt:
Konsum
C
Ca
Yv
Die Keynessche Konsumfunktion ist zwar der Wirklichkeit näher, wird aber im
Folgenden wegen Problemen bei der Berechnung nicht weiter verfolgt.
5.2 Die Gesamtwirtschaftliche Investitionsfunktion
Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass Investitionen neben anderen Einflussfaktoren von der Höhe des Kapitalmarktzinses abhängig sind.
Bei der Berechnung des internen Zinsfußes einer Investition wird dieser mit dem
Kapitalmarktzinssatz verglichen, bevor über die Investition entschieden wird.
Bei der Berechnung eines Kapitalwerts einer Investition ist der Kapitalmarktzinssatz die Berechnungsgrundlage.
Es liegt also nahe für die Menge der Gesamtwirtschaftlichen Investitionen die
Gleichung
I = f(i)
aufzustellen.
Zweifel sind dennoch angebracht, da z.B. in Zeiten der Depression, in der i.d.R
sehr niedrige Zinssätze gelten, kaum investiert wird, da die Produkte nicht nachgefragt werden. Umgekehrt sind die Investitionen im Boom trotz Höchstzinsen
besonders hoch.
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Die oben formulierte Funktion kann also nur dann richtig sein, wenn sich die
Rahmenbedingungen, die die Erträge und damit die Rendite beeinflussen, nicht
ändern. Dies sind beispielsweise die Wirtschaftslage, das Verhalten der Konkurrenz usw ( Modellplatonismus)
Es gilt also
I = f(i) ceteris paribus
5.3. Das gesamtwirtschaftliche Gütermarktgleichgewicht
Gleichgewicht auf einem Markt herrscht dann, wenn Angebot = Nachfrage ist.
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage entspricht dem Volkseinkommen.
Das gesamtwirtschaftliche Angebot besteht aus den hergestellten Konsum- und
Investitionsgütern.
Gleichgewichtsbedingung in einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat
und Außenbeziehungen:
Y=C+I
(Einkommensentstehungsgleichung)
weil auch gilt:
Y=C+S
(Einkommensverwendungsgleichung),
gilt im Gleichgewicht auch
I=S
5.4. Der Investitionsmultiplikator
Im Gleichgewicht gilt, wie oben bereits gesagt:
Y = C+I
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weil
C = Ca + cYv
und
Y = Yv
(es gibt bisher ja keinen Staat, der etwas vom Einkommen wegnimmt oder hinzufügt!)
und weil von autonomen Nettoinvestitionen ausgegangen wird, was bedeutet,
dass
I = Ia
deshalb gilt:
Yv = Ca + c Yv +I
Yv (1-c) = Ca+ Ia
Yv =
1
(Ca+ Ia)
1− c
Beispiel:
Bei einer Konsumfunktion von
ergibt sich bei autonomen Nettoinvestitionen von
folgendes Gleichgewichtseinkommen
Y=
C = 40 + 0,8 Yv
I = 20
1
(40+20)=5*60= 300
1 − 0,8
erhöhen sich aus irgendwelchen Gründen die autonomen Nettoinvestitionen um
30 auf 50 erhöht sich das Gleichgewichtseinkommen auf
Y=
1
(40+50)=5*90= 450
1 − 0,8
Die Erhöhung des Gleichgewichtseinkommens um 150 entspricht dem 5-fachen
der Erhöhung der autonomen Nettoinvestitionen.
Der Faktor 5 ergibt sich aus
1
=5. Diesen Ausdruck nennt man den Multi1 − 0,8
plikator. Er gibt an, mit welchem Faktor man die Erhöhung (oder Senkung) der
autonomen Nettoinvestitionen multiplizieren muss, um die damit erzeugte Erhöhung oder Senkung des Gleichgewichtseinkommens zu ermitteln.
Bezieht man in die Überlegungen mit ein, dass der Konsum erst mit einer zeitlichen Verzögerung von einer Periode auf ein erhöhtes Einkommen reagiert
(Robertson-lag), so lässt sich der Vorgang im zeitlichen Ablauf wie folgt darstellen:
5.5 Der Multiplikatorprozess in einer dynamischen Betrachtung
Siehe auch Arbeitsblatt „Das Multiplikatorprinzig in dynamischer Betrachtung
Der Verbrauch des Zeitpunktes t ist also vom Einkommens im Zeitpunkt (t –1)
abhängig:
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Für den Fall, dass in einer Volkswirtschaft eine Konsumfunktion C=
100 +0,75 Yv gelte und die geplanten autonomen Nettoinvestitionen
I = 200 seien, muss die Ersparnis im Gleichgewicht ebenfalls S=200
sein, da die Gleichgewichtsbedingung I=S lautet. Das Volkseinkommen entsteht in dieser Volkswirtschaft in Höhe der Summe der produzierten Konsum- und Investitionsgüter. Es berechnet sich also
nach
Y = C + I = 100+0,75Y+200
0,25 Y = 300
Y = 300/0,25 = 1.200,Der bei diesem Gleichgewichtseinkommen getätigte Konsum beträgt
C= 100 + 0,75 * 1200 = 1.000,-. Damit ist der Gleichgewichtszustand dieser Volkswirtschaft in Periode 0 wie folgt gekennzeichnet:
Periode
I
DI
C
Y
DY
0
1
2
3
4
5
....
n
200
300
300
300
300
300
100
100
100
100
100
1000
1000
1075
1131,25
1173,44
1205,08
DC
200
200
225
243,75
257,813
268,359
S
DS
1200
1300
1375
1431,25
1473,44
1505,08
100
75
56,25
42,1875
31,640625
300
100
1300
300
1600
400
Erhöhen sich die autonomen Nettoinvestitionen in Periode 1 um 100 auf 300, so
erhöht sich in dieser Periode das Volkseinkommen um genau diese 100, da der
Konsum, der sich ja am Einkommen des Vorjahres (Periode 0) orientiert, (also
C=100+0,75*1200=1000) aufgrund des Robertson-lag noch nicht verändert hat.
Y= C+I = 1000+300=1300 . Das Volkseinkommen ist also in Periode 1 auf
1300 gestiegen. In der Folgeperiode (2) wird jetzt der Konsum auf diese Einkommenserhöhung reagieren. Er beträgt jetzt C=100+0,75*1300 = 1075. Das
Volkseinkommen steigt dadurch wegen Y=C+I auf 1075 + 300 = 1375 Dieses
erhöhte Volkseinkommen wirkt sich wieder auf den Konsum des Folgejahres
aus, welcher wieder das Volkseinkommen erhöht. Nach grundsätzlich unendlich vielen Perioden tritt dann der neue Gleichgewichtszustand der Periode n
ein: Das Volkseinkommen muss um 400 gestiegen sein, da der Investitionsmultiplikator = 1/s = 1/0,25 = 4 ist. Das heißt, dass das Volkseinkommen um das 4fache der Erhöhung der autonomen Nettoinvestitionen (=4 * 100) steigen musste. Der zugehörige Konsum ist 1300, so dass sich I=S=300 ergibt, was der
Gleichgewichtsbedingung entspricht.
6. Der Einfluss der Staatsausgaben und Steuern auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung
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Der Staat erzeugt 3 relevante Ströme, die für das Gleichgewichtseinkommen
bestimmend sind:
• autonome (politische Entscheidungen) Staatsausgaben (Transformationsausgaben) G, was nichts anderes darstellt als die staatliche Nachfrage
nach Gütern und Dienstleistungen (auch Gehälter etc.)
• autonome Transferzahlungen Z, die keinen Nachfrageeffekt haben, da
sie ohne Gegenleistung abgegeben werden. Es handelt sich lediglich um
eine Umverteilung. Es wird das zur Verfügung stehende Einkommen bestimmter Bürger erhöht.
• autonome Steuereinnahmen T (wobei hier von einer einheitlichen Kopfsteuer ausgegangen wird, die sich bei unveränderter Bevölkerungszahl
nicht verändern wird.)
6.1. Das Gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht
Voraussetzungen:
• Keine gewinnabhängigen Investitionen: I=Ia
• Nur pauschale Kopfsteuer
• Ausgeglichener Haushalt, also T=Z+G
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist also:
N = C(Yv) + Ia + Ga
Da ein Gleichgewicht besteht, wenn das Volkseinkommen Y (das ja in Höhe des
Wertes der angebotenen – hergestellten – Güter und Dienstleistungen entstanden ist) gleich der Nachfrage ist:
Y=N
also:
(1)
Y =C(Yv) + Ia + Ga (=Gleichgewichtsbedingung)
außerdem gilt
(2)
C = Ca + cYv
und:
(3)
Yv = Y – Ta + Za
(3) in (2) ergibt:
(4)
C = Ca + c *(Y – Ta + Za)
(4) in (1) ergibt
Y = Ca + cY - cTa + cZa + Ia + Ga
das ergibt nach Y aufgelöst die Bedingung für das Gleichgewichtseinkommen:
Y=
1
c
(Ca + Ia + Ga) +
(Za – Ta)
1− c
1− c
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Überlegen: Sollte antizyklische Politik eher die Sozialhilfe erhöhen
oder lieber Staatsaufträge ausgeben?
Der Multiplikator der Staatsausgaben (Transformationsausgaben)
ist größer!
6.2. Veränderungen des Gleichgewichtseinkommens bei Veränderungen der Transformationsausgaben des Staates
Beispiel:
Volkswirtschaft mit einer Konsumfunktion C = 30+0,8*Yv , autonome Nettoinvestitionen sind 10, Transformationsausgaben = 20, Transferzahlungen Z = 10,
Pauschalsteuer = 30
Berechnen Sie das Gleichgewichtseinkommen!
Ergebnis : 220
Wird in dieser Situation eine Konjunkturausgleichsrücklage aufgelöst, oder ein
deficit spending vorgenommen, so erhöhen sich die Tranformationsausgaben um
∆Ga ohne dass die Steuern erhöht werden! Ta bleibt also konstant.
Beispiel (Erweiterung):
Transformationsausgaben erhöhen sich dauerhaft um ∆Ga = 10;
• Neues Gleichgewichtseinkommen (in Gleichgewichtsgleichung eingesetzt)= 270
• Der Multiplikator beträgt
1
= 5 (aus der Gleichgewichtsgleichung er1− c
sichtlich, da alle anderen Größen unverändert blieben.
• Eine Erhöhung der Transformationsausgaben um 10 erhöhte also das
Volkseinkommen um 10 * 5 = 50
• Der Staatsausgabenmultiplikator ist ebenso hoch wie der Investitionsmultiplikator
6.2. Veränderungen des Gleichgewichtseinkommens bei Veränderungen der Transfersausgaben Z des Staates
Werden die Transferausgaben um ∆ Za = 10 erhöht (Einsetzen in die Gleichgewichtsgleichung) ergibt sich ein Gleichgewichtseinkommen von 260.
der Multiplikator war
c
= hier:
1− c
0,8
=4
1 − 0,8
also ergibt sich das neue Gleichgewichtseinkommen auch durch: 220 + 4 *10
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6.3. Veränderungen des Gleichgewichtseinkommens bei Veränderungen der Steuereinnahmen Ta des Staates
Aus der Gleichgewichtsbedingung
Y=
1
c
(Ca + Ia + Ga) +
(Za – Ta)
1− c
1− c
kann man ablesen, dass eine Steuererhöhung das Gleichgewichtseinkommen um
∆Y= -
c
* ∆ Ta steigen (also schrumpfen) lässt.
1− c
Bei einer Steuererhöhung von 30 auf 40 in diesem Beispiel steigt das Gleichgewichtseinkommen also um – 0,8/0,2 * 10 = - 40
und damit von 220 auf 180
Bei Steuersenkungen dreht sich natürlich das Vorzeichen um.
Überlegen: Hätte ein steuerfinanziertes stattliches Beschäftigungsprogramm einen Effekt auf das Gleichgewichtseinkommen und damit auf die Konjunktur?
Ja, da der Steuermultiplikator kleiner ist als der Multiplikator der Transformationsausgaben.
6.3. Veränderungen des Gleichgewichtseinkommens bei Veränderungen von Ta, Ga und Za
Aus der Gleichgewichtsbedingung leicht abzulesen:
Y=
1
c
(Ca + Ia + Ga) +
(Za – Ta)
1− c
1− c
∆Y =
1
c
(∆Ga) +
(∆Za – ∆Ta)
1− c
1− c
7. Der Einfluss des Außenhandels auf die gesamtwirtschaftliche
Entwicklung
7.1. Außenhandel und seine Erfassung in der Zahlungsbilanz
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Seite - 33 -
Das Ausland ist ein Element der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und muss
daher bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Der Stand der Außenwirtschaftlichen Beziehungen wird in der Zahlungsbilanz
festgehalten.
In der Zahlungsbilanz werden Stromgrößen (nicht Bestandsgrößen zu einem bestimmten Zeitpunkt) erfasst, also z.B. die Summe aller erfolgen Warenexporte.
Was ist ein Export? Was ist ein Import?
Ich lasse mir in Barcelona die Haare schneiden. Export oder Import?
In der Zahlungsbilanz werden folgende Ströme erfasst:
(siehe Übersicht) (OHP) /// Kopie Zahlungsbilanz mit Erläuterung er einzelnen
Bilanzinhalte
Erläuterung:
• Die zugrundeliegenden Im- und Exporte an Waren, Dienstleistungen und
Kapitalerträgen werden als autonom angesehen, da sie den Auslösen abgeben für
• die Bilanzen, die sich mit der Bezahlung dieser Leistungen beschäftigen:
Devisenbilanz und Kapital(verkehrs)bilanz (und Übertragungsbilanz.)
• Die Leistungsbilanz setzt sich zusammen aus Handelsbilanz und Dienstleistungsbilanz (dort sind die irgendwie bezahlten Leistungen einer
Volkswirtschaft enthalten) sowie der Übertragungsbilanz (hier sind die
unentgeltlich abgegebenen Leistungen einer Volkswirtschaft enthalten:
Entwicklungshilfe, Überweisungen in die Heimat bei ausländischen Arbeitnehmern)
Zahlungsbilanz
Leistungsbilanz
• Handelsbilanz
• Dienstleistungsbilanz
• Übertragungsbilanz
Kapitalbilanz
Devisenbilanz
Bilanz des langund kurzfristigen
Kreditverkehrs
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Seite - 34 -
Beispiel:
In einer Volkswirtschaft sind durch autonome Transaktionen Güter im Wert von
200 Mrd € exportiert und im Wert von 170 Mrd € importiert worden. Bezahlung bar.
Export > Import
Export < Import
Export = Import
Aktive Handelsbilanz
Passive Handelsbilanz
Ausgeglichene Handelsbilanz
Die Zahlungsbilanz umfasst alle Teilbilanzen
Ursachen für Zahlungsbilanzungleichgewichte:
• Inländisches Kosten- und Preisniveau zu hoch oder zu niedrig (Niedrige
Preise Export>Import wegen hervorragender interationaler Konkurrenzfähigkeit)
• Inlandseinkommen niedriger oder höher als im Ausland
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• Kapitalflucht (politische Gründe, Zinsunterschiede)
• strukturelle Entwicklungen (z.B. Verlagerungen er Güternachfrage durch
Bedürfnisverschiebungen, technologischer Wandel, bestimmte Rohstoffe
nicht mehr nötig usw)
Aktive Zahlungsbilanz:
• Dauernder Zufluss von Devisen. Ständige Vergrößerung der Devisenreserven.
• Gefahr einer importierten Inflation
o Wenn die Devisen in € umgetauscht werden, erhöht sich die Geldmenge ohne dass sich die Gütermenge erhöht hätte Inflation
o Wenn im Ausland Inflation herrscht und teuerer werdenden (Investitions-)Güter eingekauft werden, steigen aufgrund der damit verbundenen Kostensteigerungen die Preise Inflation
Passive Zahlungsbilanz:
Abfluss von Devisenreserven: Gefahr von internationaler Illiquidität
7.2. Integration des Außenhandels in volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Unter der (alten) Voraussetzung, dass der Staat
• autonome Transformationszahlungen leistet und diese mit
• einer Pauschalsteuer finanziert
ergibt sich die erweiterte Definitionsgleichung für das verfügbare Einkommen
(das ja in der Höhe aller im Inland produzierten Leistungen entsteht):
(1) Y = C + I + G + (X – M)
(2) Yv = Y - Ta
Außerdem soll davon ausgegangen werden, dass der Export autonom (auf die
Verhältnisse im Ausland – Kaufkraft, Preisniveau usw hat man im Inland keinen
Einfluss, bzw sie sind nicht einheitlich erfassbar) sei, wogegen die Importe
vom Einkommen abhängig seien.
Es gilt also außerdem:
I. C = Ca + c(Y-Ta)
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Seite - 36 -
II.
III.
IV.
V.
VI.
M = Ma + q*Y
I = Ia
G = Ga
X = Xa
T = Ta
setzt man diese Zusatzbedingungen in die Definitionsgleichung des Einkommens (1) ein, so ergibt sich:
Y = Ca + cY – cTa + Ia + Ga +Xa – Ma – qY;
also:
Y – cY + qY =Ca – cTa + Ia + Ga +Xa – Ma ;
Y=
1
c
(Ca + Ia + Ga + Xa –Ma) Ta
1− c + q
1− c + q
oder
Y=
1
c
(Ca + Ia + Ga + Xa –Ma) Ta
s+q
s+q
1
ist der Multiplikator aller autonomen Ausgabenveränderungen. Er ist
s+q
geringer als in einer geschlossenen Volkswirtschaft, da im Nenner die marginale
Importquote zur Sparquote addiert wird. Dies ist auch einleuchtend, da ja ein
Teil der Nachfrage (nach Importgütern) ins Ausland „abfließt“. Diese Nachfrage
bewirkt dann expansive Prozesse im entsprechenden Ausland. (Gerne geschehen…)
Beispiel:
Wenn s =0,1 und q=0,3 und eine Steuererleichterung für Unternehmen zu einer
Steigerung der autonomen Nettoinvestitionen zu einer ∆Ia von 20 Mrd € geführt
hätten, dann führt dies zu einer Steigerung des Gleichgewichtseinkommens
a) in einer geschlossenen Volkswirtschaft:
∆Y =
1
*∆Ia = 10 * 20 = 200
s
Der Multiplikator war also 10
b) in einer globalisierten Volkswirtschaft
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Seite - 37 -
∆Y =
1
*∆Ia = 2,5 * 20 = 50
s+q
Der Multiplikator beträgt also 2,5
Das bedeutet besonders für kleinere Volkswirtschaften (die eine höhere marginale Importquote haben), dass die Effekte ihrer wirtschaftspolitischen Anstrengungen geringer werden. Dies erklärt auch das Interesse großer Volkswirtschaften (USA) am globalen Freihandel, weil die negativen Aspekte dort
erheblich geringer sind.
Aufgefangen könnte diese Beeinträchtigung der Wirkung von wirtschaftsfördernden Maßnahmen dadurch werden, dass auch andere Volkswirtschaften (v.a.
die Handelspartner des Inlands) gleichgerichtete Anstrengungen unternehmen
würden. Diese würden dann wiederum ihrerseits bei dort steigendem Volkseinkommen mehr importieren, was den Export des Inlandes fördern würde. Dieser
wiederum steigert im Inland das Volkseinkommen multiplikativ:
∆Y =
1
*∆Xa
s+q
Beispiel:
Der autonome Export einer Volkswirtschaft sei um 20 Mrd € gestiegen. (c=0,9
und q=0,3).
Durch den gestiegenen Export wird folgende Veränderung des Volkseinkommens erzeugt:
∆Y =
1
*∆Xa =2,5 * 20 = 50
s+q
Durch das gestiegene Volkseinkommen erhöht sich aber auch der Import:
∆M = q * ∆Y = 0,3 * 50 = 15
Effektiv erhöht sich der Export dieser Volkswirtschaft also nur um 20 (ursprüngliche Steigerung des autonomen Exports) – 15 (Durch die Einkommenserhöhung induzierte Zunahme des Imports) = 5 Mrd €
ALSO: ERHÖHTE EXPORTE ERHÖHEN AUCH DIE IMPORTE!!!
Vor Erledigung des Arbeitsblattes VWL 3 muss die Gleichgewichtsbedingung
noch erweitert werden: Abgehen von T = Ta hin zu T=Ga+Za
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Seite - 38 -
Also: Y=
1
c
(Ca + Ia + Ga + Xa –Ma) Ta-Za
1− c + q
1− c + q
7.3. Wechselkurse
7.3.1. Definitionen
Die Mengennotierung („indirect quotation“) gibt den Preis einer Einheit der
inländischen Währung in Einheiten der ausländischen Währung an
1 € = 0,85 $
Dies ist heute die mehrheitlich verwendete Notierung
Daneben gibt es noch die Preisnotierung, die den Preis einer ausländischen
Währung in inländischer Währung angibt:
1 $ = 1,18 €
Währungen werden also nicht „getauscht“, sondern gekauft und verkauft. Entsprechend richtet sich der Preis einer (frei konvertiblen) Währung nach Angebot
und Nachfrage nach dieser Währung.
Eine „starke“ Währung hat eine hohe Mengennotierung, also einen hohen Preis.
Diesen hat sie deswegen, weil die Nachfrage nach dieser Währung hoch ist.
Eine „schwache“ Währung hat eine niedrige Mengennotierung, also einen niedrigen Preis. Diesen hat sie deswegen, weil die Nachfrage nach dieser Währung
gering ist.
Es gibt viele Ursachen dafür, dass die Nachfrage nach einer Währung steigt (oder fällt). Gründe für eine steigende Nachfrage nach € können z.B. sein:
• Das Zinsniveau in Europa ist höher als im Ausland. Deshalb legen Ausländer ihr Geld in Europa an. Um dies tun zu können, muss die ausländische Währung verkauft und € gekauft werden Nachfrage steigt.
• Die Wirtschaft Europas boomt. Ausländische Kapitalgeber investieren
verstärkt in Europa. Um dies tun zu können, muss die ausländische Währung verkauft und € gekauft werden Nachfrage steigt.
• Die politischen Verhältnisse in Europa sind sicherer als im Ausland. Europa ist also ein „sicherer Hafen“, um sein Geld anzulegen. Um dies tun
zu können, muss die ausländische Währung verkauft und € gekauft werden Nachfrage steigt.
• Die Inflation in Europa ist geringer als im Ausland. Damit ist das Geld
wertbeständiger. Bei gleicher Zinshöhe rentiert daher eine Geldanlage in
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Europa besser als im Ausland. Dazu muss die ausländische Währung verkauft und € gekauft werden Nachfrage steigt.
• Die Erwartung auf steigende Kurse veranlasst Spekulanten, in großem
Maße € zu kaufen. Nachfrage steigt
In der Realität ist die Kursentwicklung das Ergebnis aus allen oben genannten
Faktoren, die sich auch gegenseitig unterstützen oder behindern können. So wird
ein Anleger wohl hohe Zinsen und niedrige Inflation schätzen (nachfragefördernde Faktoren), wenn aber in dem entsprechenden Land ein Krieg oder innere
Unruhen drohen (nachfragemindernde Faktoren), ist die Anlageentscheidung
ungewiss.
7.3.2. Wechselkurse und Konjunktur
7.3.3. Einflussnahme der Zentralbank auf die Wechselkurse
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Einige der oben genannten Faktoren, die die Nachfrage nach einer Währung beeinflussen, können durch die Zentralbank im Rahmen wirtschaftpolitischer Entscheidungen beeinflusst werden.
1. Durch die Veränderung des Satzes der Hauptrefinanzierungsfazilität werden
die Zinsen der Geschäftsbanken beeinflusst. Bei funktionierendem Wettbewerb
wird z.B. eine Leitzinssenkung ein Sinken der Anlagezinssätze bei den Geschäftsbanken verursachen. Wenn diese sinken, wird das Sparen weniger attraktiv und es wird Kapital in andere (ertragreichere) Länder „abfließen“. Das heißt,
Anleger werden ihre Euros gegen z.B. Dollar verkaufen, wenn die Zinsen in
USA höher sind. Der Kurs des Euro wird dadurch sinken, die Exporte werden
begünstigt (weil die europäischen Produkte im Ausland billiger werden)
Natürlich hat eine solche Maßnahme weitere Auswirkungen: Die niedrigeren
Zinsen erhöhen die inländische Nachfrage, weil Investitionen jetzt besser rentieren und weil Sparen unrentabel wird.
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt.
Das Steigen der Nachfrage führt zu inflationären Tendenzen, was den
Kurs noch weiter abbröckeln lassen wird, aber die Exporte werden durch
die Inflation für das Ausland teurer, so dass die Exportnachfrage leidet.
Der niedrige Kurs führt zu einem Kostendruck auf die inländische Industrie, die auf Energielieferungen aus dem Ausland (Öl, Gas und viele Rohstoffe werden in $ bezahlt) angewiesen sind. Durch die gestiegenen Kosten können die Preise steigen und eine Inflation ausgelöst werden.
2. Die Zentralbank kann selbst als Nachfrager oder Anbieter von Währungen auf
dem Devisenmarkt auftreten. Sollte es als sinnvoll angesehen werden (z.B. um
die Energiekosten der europäischen Wirtschaft zu senken), den Euro-Kurs hoch
zu halten, so kann die EZB aus ihren Devisenbeständen Dollar auf dem Devisenmarkt anbieten und Euro dafür kaufen. Natürlich ist dieses Vorgehen endlich.
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