Helicobacter pylori Eigenschaften, Diagnostik und Resistenzbestimmung Tamara Savic Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie Graz Gastroskopie? Atemtest? Kultur? Schnelltest? PCR? „Ein Schluck Helicobacter pylori revolutionierte die Gastroenterologie“ Barry Marshall, ist ein preisgekrönter Forscher (Nobelpreis für Medizin 2005) und gilt als der Entdecker dieses Bakteriums(1983) Helicobacter pylori H. pylori ist das einzige pathogene Bakterium, das in seinem Wirt lebenslang extrazellulär persistieren kann, eine Eigenschaft, die sonst nur bei Bakterien der physiologischen Flora vorkommt. Helicobacter pylori ein spiralförmiges oder gebogenes gramnegatives Stäbchenbakterium, besitzt an einem Ende mehrere Geißeln und kann sich schnell bewegen Helicobacter pylori kommt: • • • • in der Magenschleimhaut vor, wo er die besten Lebensbedingungen und Schutz vor der aggressiven Magensäure gefunden hat nur vereinzelt in der Zahnplaque, Mundschleimhaut und im Speichel im Stuhl Trinkwasser (Karim 1989; Chile und Peru), Nahrungsmittel (West 1990) Helicobacter pyloriPrävalenz Die Prävalenz ist abhängig von ethnischer Zugehörigkeit, sozioökonomischem Status und Alter, möglicherweise auch von genetischer Empfänglichkeit und von bakteriellen Virulenzfaktoren. In westlichen Ländern: • • bei jungen, asymptomatischen Personen 10-15% bei älteren (über 60 Jahre) bis 60% In den Entwicklungsländern: • bei Kindern ab 5 Jahre bis 100% • bei Erwachsenen bis 80% Neuinfektionsrate pro Jahr • Kinder 1 % • Erwachsene 0,5 % Der Mensch gilt als das einzige Reservoir für Helicobacter pylori ÜBERTRAGUNG erfolgt: • • • • • • „Mund zu Mund“ (Marshall 1985); Kinder sind für eine Infektion empfänglicher als Erwachsene gastral-oral (über Erbrochenes) fäkal-oral - Schmierinfektionen über die Hände (Koletzko 1997) Indirekte Übertragung über kontaminiertes Trinkwasser, Nahrungsmittel (z.B.Milch) Unzureichend desinfizierte Endoskope (Langenberg 1990) Ferner wird auch eine mögliche Übertragung durch Schmeißfliegen diskutiert. Helicobacter pylori – Besonderheiten im Aufbau Motilität: Dank den 2-6 Flagellen (lange, spiralförmige Proteinfäden) kann sich H.pylori mit raschen, schraubenförmigen Bewegungen durch die Mucusschicht des Magens bewegen. Dies ist von Bedeutung, da sich der Keim nur in neutralem Milieu (pH 7,08,0) vermehren kann. Urease: Um sich vor der agresiven Magensäure zu schützen, produziert das Bakterium durch Spaltung von Harnstoff mit Hilfe des Enzyms Urease große Mengen an Ammoniak, die eine schützende Wolke um den Keim bilden. Blockierung der Protonenpumpe: Im Rahmen der Erstinfektion kommt es durch Blockierung der Protonenpumpen vorübergehend zu einer Anazidität des Magens. Helicobacter pylori – Besonderheiten im Aufbau Adhäsine: Durch die Adhärenzproteine (BabA, SabA) heften sich einige Bakterien an Epithelzellen an, während die anderen ein schwimmendes Reservoir im Mucus bilden. Durch Rekombination zwischen verschiedenen Adhäsingenen kann sich das Bakterium an die Oberflächenantigene der Wirtsepithelzelle adaptieren Die Fähigkeit DNA-Fragmente anderer ko-kolonisierender H.pylori Stämme aufzunehmen extreme genetische Variabilität jeder Patient hat seinen eigenen H.pylori-Stamm der sich von allen anderen unterscheidet Besonderheiten im Aufbau • • • Etwa die Hälfte aller H.pylori-Stämme produziert das Zytotoxin VacA : VacA unterbricht die Übertragungswege der T-Zellen und stoppt die Aktivität von Genen, die die lokale Immunabwehr im Magen steuern. Seine Rolle bei der Entstehung von Folgekrankheiten ist noch nicht eindeutig geklärt. Der Virulenzfaktor von H.pylori ist das Protein CagA • Das CagA-Gen liegt auf der s.g. Cag-Pathogenitätsinsel (29 Gene) • das CagA-Protein kann aus dem Bakterium in die Epithelzelle transloziert werden – das Ergebnis: veränderte Migrations- und Wachstumseigenschaften der Zelle. • H.pylori Stämme bei denen Cag-Pathogenitätsinsel fehlt (Cagnegative Stämme) sind signifikant weniger mit Folgekrankheiten assoziiert als cag-positive Stämme Es ist noch immer nicht möglich auf Grund der genetischen Ausstattung des Bakteriums vorherzusagen, welche Patienten Folgekrankheiten wie Ulcus und Karzinom entwickeln und welche asymptomatisch bleiben (genetische Veranlagung des Wirtes!!!) Diagnostik Invasive Methoden (Magenbiopsie): Kultur (Bakteriologie) Histologie CLO-Test (Urease-Schnelltest) PCR: H.pylori-DNA-Nachweis und Resistenzbestimmung für Clarithromycin und Chinolone aus Magenbiopsie Nicht-invasive Methoden: 13C-Urea Atemtest: Serologie (Ak-Nachweis im Serum): bleiben bis zu einem Jahr positiv nach einer durchgemachten Infektion , geeignet für epidemilogisches Screening H.pylori Ag-Nachweis im Stuhl: weist auch nicht stoffwechselaktive Erreger nach PCR: H.pylori-DNA-Nachweis und Resistenzbestimmung für Clarithromycin aus Stuhl Diagnostik 13-C Atemtest •Beim C13-Atemtest trinkt der Patient eine Testlösung mit C13 markiertem Harnstoff. Im Falle einer Infektion spaltet die von Helicobacter produzierte Urease den aufgenommenen Harnstoff und setzt so C13 frei, das man nun in der Ausatemluft als 13CO2 messen kann. Ist kein Keim vorhanden wird Harnstoff im Harn ausgeschieden. •Spezifität und Sensitivität 95% •weist ausschließlich die stoffwechselaktive Erreger nach, es wird deshalb empfohlen den Test 4-6 Wo. nach einer Eradikationstherapie durchzuführen und PPI mind. 2 Wo. vorher abzusetzten Diagnostik Farbumschlag von gelb auf rosarot •Urease Test- beruht auf der Ureaseproduktion von Helicobacter pylori. Wenn eine mit H.p. infizierte Magenbiopsie in einem Medium welches Harnstoff enthält überprüft wird ,wird der Harnstoff durch die Urease zu Ammonium katalisiert; es kommt zu einer pH-Wert-Verschiebung in den alkalischen Bereich und das ganze manifestiert sich mit einem Farbumschlag. Der Farbumschlag erfolgt innerhalb von 30 Minuten. •Spezifität 93-100%; Sensitivität 89-98% •Falsch negative Ergebnisse unter Therapie mit PPi, bei Magenblutungen und in den ersten 4-6 Wochen nach einer Eradikationstherapie H.pylori Ag-Nachweis im Stuhl ELISA-Test (monoklonale Ak) •Für den Test wird eine erbsengroße, frische Stuhlprobe benötigt. In der Stuhlprobe werden bestimmte Antigene des Bakteriums nachgewiesen, •Sensitivität 96%, Spezifität 97% •Einnahme von PPI und GI-Blutungen können zu den falsch negativen Ergebnissen führen •Für die Untersuchungen von Kinder gut geeignet Diagnostik Kultur und Antibiogramm Transportmedium: Portagerm pylori (Transportzeit <24 h) Kultur Pylori Agar Fa. Bio-Merieux Inkubation: mikroaerophil 36+/-1°C, 72h bis10 Tage Antibiogramm (Amoxicillin, Clarithromycin, Metronidazol, Tetracyclin,Rifampicin, Levofloxacin) mittels E-test Müller-Hinton mit 5% Pferdeblut Agar Inkubation: mikroaerophil 36+/-1°C 72h bis 10 Tage 1-4 Wochen vor einer geplanten mikrobiologischen Untersuchung sollten PPI bzw. Antibiotika abgesetzt werden PCR Das NRZ Empfehlung: eine kulturelle Anzucht mit Resistenzbestimmung durchführen. Gelingt diese nicht, so besteht alternativ die Möglichkeit, den Erreger und eine Clarithromycin und Chinolone -Resistenz mittels molekularbiologischer Methoden (PCR) nachzuweisen. Zur Optimierung der Therapie sollte die regionale Resistenzsituation bekannt sein Resistenzentwicklung 2007-2010 (IKM – alle Patienten wurden mind. 1x erfolglos vortherapiert) Resistenzrate 2007-2010 Auswertung der Ergebnisse: 90 80 Keine Resistenz von Amoxicillin und Tetracyclin 70 Metronidazolresistenz konstant (60-75%) Leichter Rückgang der Clarithromycinresistenz (>50%) Zunahme einer gleichzeitigen Resistenz beider Antibiotika R e s is te n t (% ) 60 50 40 30 20 10 0 2007 2008 Amoxicillin 2009 Tetracyclin Metronidazol Clarithromycin 2010 Resistenzentwicklung 2007-2010 (IKM) Resistenzrate 2008-2010 40 Auswertung der Ergebnisse: 35 30 Rifampicin: leichter Rückgang der Resistenz (15-20%) 25 R es is ten t (% ) 20 15 Levofloxacin: deutlicher Rückgang der Resistenz (von 38 auf 25%) 10 5 0 2008 2009 Rifampicin Levofloxacin 2010 Daten des NRZ und IKM über die Resistenzsituation von H.pylori (Stand Dezember 2010) Antibiotikum Nicht vorbehandelt 1 x vorbehandelt Mehrmals vorbehandelt IKM 1x-mehrmals vorbehandelt Metronidazol 30% 50% 82% 68% Clarithromycin 7% 59% 74% 60% Chinolone 14% 20% 22% 25% Hinweis für Helicobacter pylori-Diagnostik (im IKM) Untersuchungsspektrum: •Kultur und Antibiogramm: Kultur und Resistenzbestimmung für Antibiotika Amoxicillin, Clarithromycin, Metronidazol, Tetracyclin, Rifampicin und Chinolone) aus Magenbiopsie (grüner Begleitschein) •PCR: H.pylori-DNA Nachweis und Resistenzbestimmun für Antibiotika Clarithromycin und Chinolone aus Magenbiopsie (gelber Begleitschein) •H.pylori-Antigen Nachweis aus Stuhl (roter Begleitschein) •H.pylori-Antikörper Nachweis aus Serum (roter Begleitschein) Hinweis für Entnahme und Transport des Untersuchungsmaterials: •Magenbiopsie in geeignetem Transportmedium (Portagerm pylori Fa. BioMerieux; Art.Nr. 42041) mit einem vollkommen ausgefüllten Begleitschein (WICHTIG!!! Patient vortherapiert? und wenn ja womit und Datum der letzten Therapie) umgehend ins Labor transportieren (max. 24 Stunden) •Stuhl im Stuhlgefäß innerhalb von 24 Stunden ins Labor transportieren •Serum im Serum-Röhrchen Erfolglose Eradikationen belasten Patienten und finanzielle Ressourcen und sind häufig mit weiteren Resistenzentwicklungen und gelegentlich mit klinischen Komplikationen assoziiert. Deshalb ist eine der Schwerpunktaufgaben eines mikrobiologischen Labors die kontinuierliche Resistenzdatenerhebung und daraus abgeleitete gezielte Therapieempfehlung. Danke für Ihre Aufmerksamkeit