Doppeldiagnosen Teil 1 09.05.12 Chronische Erkrankungen und Psychopathologie Anpassungsstörung ¨ externalisierende und ¨ internalisierende Symptome ¨ Lavigne, J.V., & Faier-Routman, J. (1992). Psychological adjustment to pediatric physical disorders: A meta-analytic review. Journal of pediatric Psychology, 17 (2), 133-157. DOPPELDIAGNOSEN Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Häufigste Probleme bei Epilepsie Definition Aufmerksamkeitsstörung ¨ Denkstörungen ¨ Soziale Probleme markante Verhaltensänderung mit neurologischen, psychiatrischen und psychischen Symptomen ¨ ¨ sind bei anderen chron. Erkrankungen nicht erhöht in engem zeitlichen Zusammenhang mit einer erworbenen Hirnschädigung Rodenburg, R. et al.: Psychopathology in children with epilepsy: A Meta-Analysis. Journal of Pediatric Psychology 30(6) pp.453-468, 2005. Oxford University Press. Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at 1 Doppeldiagnosen Teil 1 09.05.12 Veränderungen nach cerebraler Schädigung Verhalten ¨ kognitive Fähigkeiten, ¨ Symptomatik z.B. Frontalhirnsyndrom ¨ Emotionen Beginn: ½-1½ Jahre nach der Schädigung Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Cascap-D ICD-10 MAS ¨ ¨ ¨ ¨ Achse I: Klinischpsychiatrisches Syndrom Achse II: Umschriebene Entwicklungsstörungen Achse III: Intelligenzniveau Achse IV Körperliche Symptomatik Psychopathologisches Befundsystem für Kinder und Jugendliche ¨ ¨ Achse V Assoziierte aktuelle abnorme psychosoziale Umstände Achse VI: Globale Beurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus 1. 2. 3. 4. 5. 6. Remschmidt H, Schmidt M, Poustka F (Hrsg) (2001). Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters nach ICD-10 der WHO.Bern:Huber. 7. 8. Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Interaktion Oppositionell-dissoziales Verhalten Entwicklungsstörungen Aktivität und Aufmerksamkeit Psychomotorik Angst Zwang Stimmung und Affekt Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at 2 Doppeldiagnosen Teil 1 09.05.12 Cascap-D Psychopathologisches Befundsystem für Kinder und Jugendliche 9. Essverhalten 10. Körperliche Beschwerden Depression 11. Denken und Wahrnehmung 12. Gedächtnis und Orientierung 13. Andere Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Merkmale einer Depression: Merkmale einer Depression: Psychische Symptome Körperliche Symptome Denken, Fühlen, Motivation sind beeinträchtigt Ø Niedergeschlagenheit Ø Gefühl der Sinnlosigkeit Ø Interesselosigkeit Ø Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Ø Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Ø Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit Ø Gefühl der Gefühllosigkeit Ø Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Ø Suizidgedanken Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Ø Gewichtsabnahme, verminderter Appetit Ø Schlafstörungen: Durchschlafstörungen, Morgentief Ø Druck- und Engegefühl im Hals und über der Brust Ø Schweißausbrüche, Herzklopfen, Ø rheuma-ähnliche chronische Schmerzzustände Ø Sexuelle Lustlosigkeit Ø Kraftlosigkeit und fehlende Frische, rasche Erschöpfbarkeit 3 Doppeldiagnosen Teil 1 09.05.12 Merkmale einer Depression: Haupt- und Nebenkriterien nach ICD-10 Verändertes Verhalten Suizidgedanken / Suizidale Handlungen Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Ø Sozialer Rückzug Ø Psychomotorische Hemmung / Agitiertheit Ø Veränderte (Körper) - Sprache Ø Antriebslosigkeit / Apathie Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit Ø Suizid, Suizidversuche, Suizidankündigungen Verlust von Interesse u. Freude Depressive Stimmung Verminderter Antrieb Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Appetitminderung Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Schlafstörungen Pathologische Angst 16 Angst und Panikstörungen ¨ Angstreaktionen sind der Situation nicht angemessen und/oder unbegründet ¨ Angstreaktionen sind überdauernd ¨ keine Möglichkeit zur Erklärung, Reduktion oder Bewältigung der Angst ¨ Angstzustände führen zu einer massiven Beeinträchtigung des Betroffenen Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at 4 Doppeldiagnosen Teil 1 09.05.12 Risikofaktoren ¨ 17 ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Angststörungen im ICD-10 Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Inzidenz deutlich nach 45. Lj. verringert. Familienstand: Risiko bei getrennt lebenden, geschiedenen und verwitweten Personen; für GAS bei Hausfrauen ohne eine Berufstätigkeit (2.5faches Risiko) Familiengenetische Belastungen: Risiko vermutlich bei Panikstörung und Generalisierter Angststörung Live events: bei Panikstörung 38-81% in klinischen Stichproben spezifische Lebensereignisse vor der Panikattacke; häufig bedrohliche Ereignisse sowie Tod, plötzlich schwere Erkrankungen eines Angehörigen oder Freundes, Schwangerschaft oder Geburt 18 Agoraphobie (mit und ohne Panikstörung) ¨ Panikstörung ¨ Spezifische Phobien ¨ Soziale Phobie ¨ Generalisierte Angststörung ¨ Reaktionen auf schwere Belastung und Anpassungsstörungen ¨ Keine Unterschiede hinsichtlich ethnischer Zugehörigkeit, Einkommen, Beschäftigungsverhältnis, Bildung oder ländlichem vs. städtischem Lebensraum. Psychophysiologischer Teufelskreis 19 Panikanfälle beginnen mit einer physiologischen oder psychischen Veränderung (Erregung, körperliche Anstrengung, Hitze, Koffein, etc.) ¨ Die Veränderungen werden von den Personen wahrgenommen und mit Gefahr assoziiert. Es folgt eine Angst bzw. Panik, die zu weiteren physiologischen Veränderungen, körperlichen und/ oder kognitiven Symptomen führt und zu einem weiteren Angstanstieg beiträgt. ¨ Der Panikanfall wird reduziert durch Wahrnehmung von Bewältigungsmöglichkeiten, Vermeidung oder Ermüdung. ¨ Psychosen Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at 5 Doppeldiagnosen Teil 1 Symptombereiche der Schizophrenie Frühstadium ¨ Emotional ¨ Motorisch ¨ Denken ¨ Aufmerksamkeit und Wahrnehmung ¨ Alltagsfertigkeiten Residual- / Alterssymptome 09.05.12 Frühsymptome (Prodromalsymptome) einer Schizophrenie n n n n n n n n n n n n Symptome aus dem emotionalen Bereich n n n n n n flacher Affekt unangebrachter Affekt Anhedonie (Unfähigkeit zum Genießen) Antriebsarmut Probleme beim Erkennen von emotionalen Gesichtsausdrücken und bei der Einschätzung von zu erwartendem Verhalten Widersprüchlichkeit der verschiedenen Ausdrucksebenen von Emotionen Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Gefühle von sozialer Unsicherheit, Sozialer Rückzug Über Wochen gedrückte Stimmung Schlafstörungen Gefühle von Lustlosigkeit, Antriebsstörungen Anspannung, Nervosität, innere Unruhe Gedanken geraten durcheinander, werden von anderen Gedanken unterbrochen Konzentrationsstörungen Erhöhtes Misstrauen, Reizbarkeit, vermehrte Konflikte Gefühle von Unwirklichkeit ("alles wie im Film") Erhöhte Licht- und Geräuschsempfindlichkeit Tendenz belanglose und zufällige Gegebenheiten auf sich zu beziehen Trugwahrnehmungen Motorische Symptome einer Schizophrenie n n n n n n n Verlust der Bewegungsspontaneität Gesten und Manierismen rituelle oder magische Handlungen katatone Rigidität bis Stupor Haltungsstereotypien Flexibilitas carea (wächserne Biegsamkeit) Aber auch katatone Erregung (hypermotorisch) 6 Doppeldiagnosen Teil 1 Katatone Symptome bei Schizophrenen 09.05.12 Störungen der Sprache und des Denkens n n n n n n n n Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen n Erhöhte Empfindlichkeit für Geräusche und optische Eindrücke n Überflutet werden der Sinne fällt schwer die Aufmerksamkeit auf etwas wichtiges zu richten Einschränkungen der Alltagsfertigkeiten n n n Es n Halluzinationen Gelockerte Assoziationen oder Zerfahrenheit des Denkens Schnelle Themawechsel Unzusammenhängende Bemerkungen Gedankenabriss Neologismen (Traurig + grausam = trauram) Perseverationen (Wiederholungen) Wahnvorstellungen Suizid bei 10-15% der Patienten n Ausfall sozialer Fertigkeiten und Wegfall sozialer Kontakte Ausfall von Exekutiv- und Planungsfähigkeiten Schwere Verwahrlosung ist oft die Folge n Meist auditorisch die kommentieren, warnen oder anweisen n Aber auch alle anderen Sinne n Stimmen n n Gedankeninduktion, Gedankenentzug Störungen der Augenfolgebewegungen Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at 7 Doppeldiagnosen Teil 1 09.05.12 Residual- (Rest-) Symptome einer Schizophrenie n n n n n Meist Rückkehr zum Stadium der Frühsymptome Flacher Affekt „Merkwürdiges“ Verhalten Soziale Zurückgezogenheit Aber keine akuten Wahn- oder Halluzinationssymptome Psychopharmaka Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Substanzgruppen Einteilung der Antidepressiva Antidepressiva ¨ Antipsychotika (Neuroleptika) ¨ Stimmungsstabilisierer ¨ Anxiolytika/Tranquilizer/Hypnotika ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Trizyklika - z.B. Amitriptylin (Saroten) Tetrazyklika - z.B. Maprotilin (Ludiomil) MAO-Hemmer Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)- z.B. Fluoxetin (Fluctin) Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI) - z.B. Reboxetin Duale selektive Serotonin- und NoradrenalinWiederaufnahme-Hemmer (SSNRI) - z.B. Venlafaxin (Trevilor) Präsynaptische Alpha-2-Antagonisten mit 5HT2/5HT3Antagonismus (NaSSA) - z.B. Mirtazapin (Remergil) 8 Doppeldiagnosen Teil 1 Antipsychotika Indikationen Antipsychotika wirken nicht gegen psychotische Krankheiten sondern gegen psychotische Symptome und Syndrome 09.05.12 Stimmungsstabilisierer Lithium ¨ Antiepileptika ¨ ¤ Carbamazepin ¤ Akute psychotische Zustandsbilder ¤ Rezidivprophylaxe i.R. psychotischer Störungen ¤ Psychotische Symptome bei Borderline-Persönlichkeitsstörung ¤ Rezidivierende unipolare Depressionen ¤ Bipolar affektive Störungen ¤ Schlafstörungen ¤ Schizophrene Prodromalsymptome (Tegretal) ¤ Valproat Stimmungsstabilisierer Lithium Stimmungsstabilisierer Lithium Indikationen: Rezidivprophylaxe bei bipolaren affektiven Störungen, rezidivierende depressive und schizoaffektive Störungen ¨ Akutbehandlung der Manie ¨ Zusätzliche Therapie bei therapieresistenten Depressionen ¨ Suizidalität bei bipolar affektiver Störung ¨ Cluster-Kopfschmerz ¨ ¨ Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at Geringe therapeutische Breite ¤ Dosierung akute Manie 1.0 - 1.2 mmol/l, Rezidivprophylaxe 0.5 - 0.8 mmol/l ¤ CAVE NW: feinschlägiger Tremor, Polyurie, Gewichtszunahme, Gedächtnisstörungen, Hyperthyreose ¤ CAVE Intoxikation bei Li > 1.5 mmol/l: Verlangsamung, Schläfrigkeit, Dysarthrie, Ataxie 9 Doppeldiagnosen Teil 1 09.05.12 Stimmungsstabilisierer Lithium Stimmungsstabilisierer ¨ ¨ ¤ Zuvor Untersuchungen ¤ ¤ Körpergewicht, RR, BB, Elektrolyte, SD-Werte, Nierenwerte, Urinstatus, Krea-Clearance, EKG, EEG, ggf. SS-Test ¨ ¨ ¤ ¤ Bei Behandlungsbeginn ¤ Aufdosierung ¤ unter Plasmaspiegelkontrolle Behandlung mit Lithium gehört in die Hand des Psychiaters Carbamazepin ¤ Bei Lithium Non-Respondern Bei „Rapid-Cycling“ (> 3 Krankheitsphasen/Jahr) Rezidivprophylaxe bei schizoaffektiver Psychose, akuter Manie Stationäre Behandlung des Alkoholentzugssyndroms (wenn Krampfschwelle niedrig) Kombination mit Neuroleptika möglich Fraglich antiaggressive Einsatzgebiete Dosierung: 200 - 800 mg/die ¨ Nebenwirkungen: allergische Reaktionen, AV-Block, Leberenzymveränderungen ¨ Anxiolytika/Tranquilizer/ Hypnotika ¨ Benzodiazepine und benzodiazepinähnliche Beruhigungsmittel ¤ Anxiolytisch, sedativ, antikonvulsiv, muskelrelaxierend Abhängigkeit ¤ Entzugssymptome: Schlafstörungen (71%), Angst (56%) ¤ CAVE Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at 10