psychiatrische störungen im schulbetrieb

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PSYCHIATRISCHE STÖRUNGEN IM
SCHULBETRIEB
DIAGNOSE UND THERAPIE IM AMBULANTEN BEREICH
Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at
Marvin, 12a
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Marvin, 12a
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Verweigerung des Schulbesuchs seit der 1.Klasse HS wenige
Wochen nach Schulbeginn. Er hat Angst vor neuen,
unbekannten Mitschülern
Psychotherapie, dann kinder- und jugendpsychosomatische
Station, dann EH, dann Schulwechsel. Fremdunterbringung
aus Trennungsangst verweigert
Wird aggressiv, wenn seine Mutter ihn in die Schule bringen
will. Schreit sie an, greift ihr ins Lenkrad während der Fahrt,
steigt nicht aus. Geht nicht mehr in den Fußballclub, läßt sich
zur Abschlussfeier führen, steigt aber nicht aus. Schwitzt
dann vor Angst sein T-Shirt durch
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Marvin,12 a
Psychiatrische Symptome:
¨  Jede Abweichung von seinem Tagesablauf stört ihn
¨  Extreme Langeweile allein zu Haus´
¨  Duscht sich mehrmals täglich
¨  Braucht ewig beim Umziehen, ist immer der Letzte
¨  Kratzt sich Hautstellen auf, nässt sein T-Shirt mit dem
Mund ein, hält den Teddybären, der „die Katze
nicht mag“
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Marvin, 12a
Marvins Störung:
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F42.1 Zwangshandlungen
F40.1 Sozialphobie
Psychodynamik: Autonomie-Abhängigkeitskonflikt
Auslöser: Traumatisches Erlebnis im Rahmen einer Polypen-OP
im 3.Lj. mit schlechter Sedierung und unbegleitet über eine
Stunde im Aufwachraum
Erhaltende Bedingungen: Genetik, Trennung der Eltern im 4.Lj.
Wollte nie mehr zu seinem Vater, der dies auch mit Gewalt zu
erzwingen suchte
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Maximilian, 11a
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Maximilian, 11a
Im Kindergarten „schlimm“ gewesen
¨  Im zweiten Kindergarten gut gelaufen
¨  „gemobbt“ ab der 3.Klasse VS, erlebt subjektiv, mit
Stöcken geschlagen und von den Lehrern missachtet
zu werden. Erlebt sich als Opfer, das sich körperlich
wehren muß
¨  In der HS fühlt er sich körperlich bedroht
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Maximilian, 11a
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In der Nachmittagsbetreuung in der Schule
aufwendiges Verhalten: er strippt in der Klasse,
steckt sich Schokolade in den After und isst diese
dann, beschimpft ausländische Mitschüler, wenn
diese sich von ihm distanzlos behandelt fühlen.
Beschimpft vor der Klasse seine eigene Mutter als
„Hure“, schreibt vor den Mitschülern in Facebook,
seine Mutter „arbeite in einem Puff“. Muss ständig
im Mittelpunkt stehen.
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Maximilian, 11a
Zu Hause Kampf um jede Hausübung, droht der
Mutter mit dem Messer, ritzt Schimpfwörter in den
Parkettboden, wirft Gegenstände aus dem Fenster.
¨  Distanzlos Unbekannten gegenüber, kann Autorität,
Regeln und Grenzen nicht akzeptieren
¨  Abends Angst vor der Dunkelheit, vor Geistern, im
Keller, wird ohnmächtig vor Angst bei medizinischen
Eingriffen wie Gipsen eines Bruches.
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Maximilian, 11a
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Schlechter Selbstwert, geringe Frustrationstoleranz
Lustlos, interesselos, gereizt, anhedon, depressiv,
Leeregefühl, Langeweile, verminderter Antrieb
Kopfschmerzen seit Jahren, Verspannungen in Beinen
und Armen, Jucken verbunden mit Gereiztheit,
Müdigkeit, Erschöpfung mit Opposition, Nägelbeissen
Wurde und wird aggressiv nach Trennungen.
kann sich nicht selbst beschäftigen
Kann kein Lob akzeptieren
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Maximilian, 11a
Maximilians Störung:
¨  F43.1 Sequentielle komplexe
Traumatisierungsstörung
¨  F32.1 Bipolare Störung
¨  F41.1 Generalisierte Angststörung
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Maximilian, 11a
Ursache: Gewalttätiger Vater 0.-5.Lm, dann
Frauenhaus, danach Anraten der behandelnden
Psychologen, bei Maximilian seien trotz massiver
Angst vor seinem Vater die Besuchskontakte bei
diesem durchzuführen. Vater drogenabhängig,
bipolare Störung, Stalking der Mutter bis zum 5.Lj.
Dann Hochzeit mit Stiefvater, seither extrem
unterstützende Familienverhältnisse. Dennoch:
weiterhin Besuchskontakte beim Vater auf Anraten des
Jugendamts und der behandelnden Psychologen
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Und was geht das jetzt die Schule an?
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Und was geht das jetzt die Schule an?
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Schulisch massiv relevante Symptombildung
Soziale Konflikte zwischen Patienten, Mitschülern,
Lehrern und Eltern
Oft zugeschobene Zuständigkeiten im Rahmen von
Stellvertreterkonflikten
Unklare Leistungsbeurteilungskriterien bei
diagnostizierten psychiatrischen Störungen
Äußerst geringe erlaubte Möglichkeiten, Grenzen und
Konsequenzen zu setzen
Äußerst geringe Ressourcen, um spezifische Förderung
angedeihen zu lassen
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Interventionen auf schulischer Ebene
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Schularzt
Schulpsychologe
Mediatoren
Beratungs- und Vertrauenslehrer
Elternsprechtag
Mitteilungsheft
Gleichzeitig aber keine Information über gestellte
Diagnosen und empfohlene Vorgehensweisen im
Einzelfall, außer die Eltern sind kooperativ
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Risiken für kooperative Eltern
Überforderungsgefühl auf Seiten des Lehrkörpers
¨  Schuldzuweisung
¨  Verschiebung von Verantwortlichkeiten in beide
Richtungen
¨  Fehlende Vertraulichkeit mit konsekutiven
Reaktionen der Mitschüler und der Eltern der
Mitschüler
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Hannah, 14a
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Risikobeispiel: Hannah, 14a
Häufiges Ausbleiben des Schulbesuchs
¨  Konsekutiv unbeurteilt in der 3.Klasse AHS, daher
Wiederholung
¨  Extreme Angst vor der Schule
¨  Angst, von Mitschülern körperlich attackiert zu
werden
¨  Sie sei voriges Jahr von Mitschülern einmal
beschimpft worden
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Hannah, 14a
In der Früh vor dem Schulbesuch Übelkeit
¨  Stirnbetonte Kopfschmerzen
¨  Kann sich nicht mehr konzentrieren
¨  Denkt und handelt verlangsamt
¨  Ritzt sich tief und vielfach
¨  Die Lautstärke in der Schule wird ihr vor allem in
den Pausen zu viel
¨  Häufig Streit mit der Mutter über den Schulbesuch
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Hannah, 14a
Suizidale Impulse: Plant, von einem Hochhaus zu
springen oder sich die Pulsadern aufzuschneiden
¨  Hat so das Gefühl, die Mitschüler schweben über
den Schulgang
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Hannah, 14a
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Kommt in der Früh einfach nicht aus dem Bett
Massive Schlafstörung, schläft nur 2-4 Stunden pro Nacht,
telefoniert mit ihrer Freundin von 2-6 Uhr früh
Zu Hause Angst vor der Türklingel, da könnten Einbrecher
oder Hunde hereinstürmen
Hebt am Handy ab und bemerkt dann, dass niemand dran
ist, hat es aber klingeln gehört
Angst, in der Nacht umgebracht zu werden
Sieht in der Nacht im Bett liegend rotglühende Asche zu
Boden fallen
Wenn sie in den Spiegel sieht, graut ihr vor ihrem verzerrten
Gesicht
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Hannah, 14a
Hannahs Störung:
F 32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
Hintergrund: Psychiatrisch erkrankter Vater, teilt eigene Diagnose
nicht mit, aber mehrere Psychiatrie-Aufenthalte. Trennung der
Eltern schon im Säuglingsalter.
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Hannah, 14a
Reaktion der Schule auf Mitteilen der Diagnose durch
die Mutter:
Information der gesamten Klasse mit Diagnose vor
dem Wiederkommen Hannahs
¨  Reaktion des Elternvereins gegen die Beschulung
ihrer Kinder an Seite einer psychiatrisch erkrankten
Mitschülerin
¨  Vorschlag seitens des Direktors, die Schule freiwillig
zu verlassen
¨ 
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Hannah, 14a
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Verstärkung von Hannahs psychotischen Schulängsten
durch die reale Ablehnung in ihrer Schule
Versuch des Schulwechsels
Die von mir empfohlene Schule lehnt das Mädchen trotz
Kooperation mit der Schulärztin wegen meines Befundes
ab
Das Mädchen durchgehend kooperativ, soweit das ihre
Krankheit erlaubt
Inzwischen psychopharmakologisch stabilisiert, dennoch
Ablehnung seitens der beiden Schulen
Seit September 2011 dritte Schule mit sehr
unterstützenden Lehrern
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Kinder- und Jugendpsychiatrie
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Epidemiologie
weitaus größter Teil der Kinder entwickelt sich positiv bzw. unauffällig
aber
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Verunsicherung bei Eltern (Erziehungsgutachten des wiss. Beirats
Familienfragen 2005)
Shell Studie: 50% der befragten Eltern wissen nicht, woran sie sich in
der Erziehung halten sollen (Deutsche Shell, 2000)
Zunahme von Verhaltens-/psychischen Störungen
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Kinder und Jugendliche: 18% bis 27% (Petermann et al., 2000)
Kindergartenkinder: ca. 18% (Hahlweg, & Miller, 2001)
unter Dreijährige: ca. 20% (Remschmidt,1998)
rasche, schwer vorhersehbare Veränderungen von ökonomischen,
sozialen und beruflichen Lebensbedingungen
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Diagnosezeitpunkt KJP-Erkrankungen
Vorschulalter
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Schulalter
PTSD, Angst, Affektive Störungen
und Essstörungen: ab 0.-3.Lj.
Motorische Entwicklungsstörung: ab
1 ½. Lj.
Sprachentwicklungsstörungen: ab
2.Lj.
Tiefgreifende
Entwicklungsstörungen: ab 2.Lj.
Bindungsstörungen: ab 2.Lj.
Motorische Ticstörung: ab 2.Lj
(Durchschnitt 6.Lj.)
Frühkindliches Trauma
ADHS: ab 4.Lj.
Störung des Sozialverhaltens: ab
4.Lj.
Enuresis und Enkopresis: ab 5.Lj.
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Umschriebene Lese- und
Rechtschreibstörung: ab 6.Lj.
Umschriebene Rechenstörung: ab
6.Lj.
Vokale Ticstörung: ab 8.Lj.
Suizid: ab 10.Lj.
Zwangserkrankung: ab 10.Lj.
Schizophrenie: ab 10.Lj.
Sucht: ab 12.Lj.
Persönlichkeitsstörungen: ab
16.Lj.
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Epidemiologie der bekanntesten KJPErkrankungen
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ADHS: 2-5%
Störung des Sozialverhaltens: 5%
Depressive Verstimmung im Jugendalter: 30%
Essstörungen:
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Anorexie: 1%
Bulimie: 3%
Adipositas: 10%
Selbstverletzendes Verhalten: m:10% w:20%
Suizidgedanken: 25% (m=w)
Suizidversuche: 8% (m:w=1:6)
Suizide: 0,07% (m:w=4:1)
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Suizidalität
häufigste Todesursache bei 15 –25-jährigen Männern,
zweithäufigste bei Frauen
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auf 10-20 Suizidversuche kommt ein erfolgreicher Suizid
8-9% der Jugendlichen verüben einen Suizidversuch (2-3%
ärztlich versorgt)
1% der Kinder verüben einen Suizidversuch
1 von 1,500 Jugendlichen stirbt an Suizid
Ein Suizidversuch bei Jugendlichen erhöht die Gefahr eines
Suizids im Erwachsenenalter um das 100-fache.
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Für Jugendliche (12-17 Jahre) weltweit Lebenszeitprävalenz:
– 19.8-24.0 % Suizidgedanken
– 3.1-8.8 % Suizidversuche
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Also – was tun?
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Also – was tun?
Anamnese
¨  Mehrebenig denken
¨  Screening
¨  Mut zu fragen
¨  Relevanz und Häufigkeit anerkennen
¨  Eltern ent-schuldigen
¨  Zuweisen
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Anamnese Bsp:
Gesprächsführung Suizidalität
Herantasten: „Bist Du zwischendurch verzweifelt und
hoffnungslos?“
¨  „Hast Du schon einmal gedacht: Besser, ich wäre gar
nicht mehr auf der Welt?“
¨  „Denkst Du dir manchmal, ich könnte mich umbringen?“
¨  „Hast Du Dir schon überlegt, wie?“
¨  „Hast Du es schon einmal versucht?“
¨  „Wie oft?“
¨  „Wer weiß davon?“
¨ 
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Einschätzung
0 ______________________________________10
Keine Suizidgedanken
Suizidversuch
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Mehrebenig denken:
ICD-10 MAS
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Achse I: Klinischpsychiatrisches Syndrom
Achse II: Umschriebene
Entwicklungsstörungen
Achse III: Intelligenzniveau
Achse IV Körperliche
Symptomatik
¨ 
¨ 
Achse V Assoziierte
aktuelle abnorme
psychosoziale Umstände
Achse VI: Globale
Beurteilung des
psychosozialen
Funktionsniveaus
Remschmidt H, Schmidt M, Poustka F (Hrsg) (2001). Multiaxiales
Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und
Jugendalters nach ICD-10 der WHO.Bern:Huber.
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Screening: Bsp
Teilleistungsstörung schulischer Fertigkeiten
Relevanz und Häufigkeit anerkennen
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ADHS: Dopamin und Noradrenalin
Präfrontaler Kortex
Hinterer
parietaler Kortex
(Großhirnrinde im
vorderen Stirnlappen)
(Großhirnrinde im Scheitellappen)
Dopamin:
wesentliche Rolle bei Antrieb
und Motivation
Vorderes Aufmerksamkeitssystem
Hinteres Aufmerksamkeitssystem
Noradrenalin:
wesentliche Rolle bei der
Aufmerksamkeit
Modifiziert nach Pliszka et al. (1996): Catecholamines in attention-deficit hyperactivity disorder. J Am Acad Child Adolesc
Psychiatry,
35 (3): 264--272, sowie Himelstein et. al (2001):The neurobiology of attention-deficit hyperactivity disorder. Front Biosci
5:D461-78
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ADHS-Differentialdiagnose
Traumatisierung
¨  Depression
¨  Epilepsie
¨ 
¨ 
ADHS: häufig Fehldiagnose, aber die Kinder, die es
wirklich haben, werden unterdiagnostiziert!
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Eltern ent-schuldigen
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Anthropologisches Modell
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Anthropologisches Modell
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Anthropologisches Modell
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Wechselwirkungen
Intelligenzentwicklung ab 3.Lj. Vorwiegend über die
Sprache
¨  Bei gleicher Ausgangsintelligenz haben Kinder mit
Sprachentwicklungsstörung im 15.Lj. Im Schnitt
unterdurchschnittliche Intelligenzwerte
¨  Lernen braucht normale Gefühlszustände
¨ 
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Spracherwerb und Trauma Typ II: körperliche
Misshandlung und Vernachlässigung
Kinder 2,1.Lj: noch kein sprachlicher Rückstand
¨  Kinder 2,7.Lj:
¨ 
¤  Geringerer
aktiver Wortschatz
¤  Kürzere Äusserungen
¤  Weniger Gespräche über nicht sichtbare Gegenstände
Dale P (1996). Language and emotion: a developmental perspective. In: Beitchman J, Cohen D, Konstantareas M, Tannock R (eds).
Language, Learning and Behavior Disorders. New York: Cambridge University Press; 5-22.
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Sprache und Trauma Typ II
Sicher aufwachsende Kinder verwenden einen
komplexeren Wortschatz, um Gefühle wie Liebe,
Hass, Lust, Ekel und Wut zu beschreiben. Sie
verwenden mehr Zeit, um in Worten ihren
physiologischen Zustand wie Hunger, und Durst zu
beschreiben als körperlich misshandelte Kinder. Dies
erlaubt den sicheren Kindern, Strategien zu
entwickeln.
Cicchetti D, White J. Emotion and develpmental psychopathology. In: Stein N, Leventhal B, Trebasso T, eds. Psychological and Biological Approaches to Emotion.
Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associates; 1990: 359-382.
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Lernen braucht normale Gefühlszustände
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Körperliche Misshandlung
¨ 
¨ 
In Österreich jährlich 100.000 Kinder, die einer
ärztlichen Behandlung wegen Misshandlung
bedürfen
77% der Misshandlungen durch ein Familienmitglied
Höllwarth M.E.: Gewalt und Missbrauch an Kindern. Österreichische Ärztezeitung (2004); 17: 26-36
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Körperliche Misshandlung
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Traumatyp II nach Terr
74% der Misshandelten werden durch eine Störung
des Sozialverhaltens auffällig
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ACE-Studie (n=17.337 Personen)
30.1% körperlich misshandelt
¨  19.9% sexuell missbraucht
¨  23.5% Alkoholkrankheit in der Familie
¨  18.8% psychiatrisch erkranktes Familienmitglied
¨  12.5% Partnergewalt unter den Eltern
¨  4.9% Drogenabusus in der Familie
¨ 
Felitti VJ, Anda RF, Nordenberg D, et al. Relationship of childhood abuse and household dysfunction to many of the leading causes
of death in adults. The Adverse Childhood Experience (ACE) Study. Am J Prev Med. 1998;14(4):245-258.
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In welchem Lebensalter geschehen die
meisten Straftaten?
Lösel, F. & Bender, D. (1997a). Antisoziales Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Psycho:
Praxis
und Klinik, 23,
Dr. Zeitschrift
Christoph für
Göttl
www.kinder321-329
jugendpsychiatrie.at
Danke
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Kriterien des Begriffs „Psychiatrische Krankheit“
Statistische Seltenheit
¨  Verletzung sozialer Normen
¨  Subjektives Leiden
¨  Dysfunktionales Verhalten
¨  Activities of daily living (ADL´s)
¨  Selbst- und Fremdgefährdung
¨ 
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Literaturverzeichnis
¨ 
¨ 
¨ 
¨ 
¨ 
Beitchman, J., Cohen, D., Konstantareas, M., & Tannock, R. (5-22). Language,
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Fischer, A., Fritzsche, Y., & Fuchs-Heinritz, W. (2000). Jugend 2000 - 13.
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Dr. Christoph Göttl www.kinder-jugendpsychiatrie.at
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Stein, N., Leventhal, B., & Trebasso, T. (1990). Psychological and biological
approaches to Emotion. NJ: Hillsdale. Lawrence Erlbaum Associates.
Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen. (2005). mpetenzen: Beziehungsklima
und Erziehungsleistungen in der Familie als Problem und Aufgabe (1.Auflage Ausg.).
Juventa.
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