Bunya-Viren - IMD Berlin

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Institut für Medizinische Diagnostik Berlin – Potsdam MVZ GbR
Laboratoriumsmedizin
z
Mikrobiologie
z
Infektionsepidemiologie
z
Transfusionsmedizin
Diagnostik-Info
262
Stand: Juni 2012
Bunya-Viren
Hantavirus-Infektionen
Sandfliegenfiebervirus-Infektion
-
besonders bei Reiserückkehren beachten -
Hantaviren und auch das Sandfliegenfiebervirus gehören zur Familie der Bunyaviren und
sind weltweit verbreitet. Dabei handelt es sich
um behüllte, ca. 90 – 100 nm kleine RNAViren.
-
der Aufenthalt in und – vor allem – die
Reinigung von Scheunen, Schuppen,
Ställen oder Häusern, in denen Nager
vorkommen oder vorkamen
Klinik
Hantavirus
Unterschiedliche Spezies kleiner Nagetiere
(z. B. Mäuse und Ratten) dienen den verschiedenen Hantavirus-Typen als Reservoir und
sind Quelle für Infektionen des Menschen Die
Übertragung auf den Menschen erfolgt durch
das Einatmen viruskontaminierter Aerosole,
kontaminierten Staubs oder den direkten Kontakt mit den kontaminierten Ausscheidungen
der asymptomatischen, lebenslang infizierten
Nager (Speichel, Urin, Kot). Infektionen durch
Bisse infizierter Tiere sind ebenfalls beschrieben. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist
möglich, jedoch nicht der Hauptübertragungsweg und bisher überwiegend für den südamerikanischen Typ beschrieben
Hantavirus-Infektionen kommen das ganze
Jahr über vor. Besonders hoch ist die Infektionsgefahr jedoch in den Frühjahrs- und
Sommermonaten (Mai bis September), eng
gekoppelt an die massenhafte Vermehrung der
Reservoirtiere (bes. in Eichen- und Buchenwäldern).
Tätigkeiten/Berufe mit besonderem Infektionsrisiko:
Arbeiten in der Forstwirtschaft oder im
Bauwesen
der Aufenthalt im Freien, der zu Kontakt
mit Nagern und/oder deren Ausscheidungen führen kann (z. B. Soldaten
im Feld, Gartenarbeiten, Holzschlagen
oder – stapeln, Jagen, Joggen, Zelten)
Die Erkrankung verläuft häufig asymptomatisch.
Symptomatische
Erkrankungen
werden unter dem Begriff „Hämorrhagisches
Fieber mit renalem Syndrom“ (HFRS) zusammengefasst und treten nach einer Inkubationszeit von ca. 2 – 4 Wochen in Erscheinung.
Krankheitsbild und Verlauf einer Erkrankung
sind abhängig vom Virustyp.
Die durch in Mitteleuropa vorkommenden
Hantaviren verursachten Erkrankungen verlaufen zunächst grippeähnlich (toxische
Phase):
abrupt einsetzendes, über 3 – 4 Tage anhaltendes hohes Fieber (> 38°C)
-
Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen
In dieser Phase kommt es zu einer Leukozytose (oft > 20.000/ml), Thrombozytopenie
und zum Auftreten von punktförmigen Blutungen (Petechien) am Rumpf und weichen
Gaumen.
In der darauffolgenden
(renale Phase) kann es zu
Krankheitsphase
-
Blutdruckabfall,
-
Nierenfunktionsstörungen
(Kreatininanstieg, Proteinurie) und schließlich
-
zu akutem Nierenversagen kommen.
Die symptomatische Infektion ist häufig durch
eine monatelange Rekonvaleszenzphase geprägt. Die Erkrankung heilt dann jedoch vollständig aus.
bitte wenden
Berlin
Nicolaistraße 22, 12247 Berlin (Steglitz)
Tel (030) 77 001 322, Fax (030) 77 001 332
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Potsdam
Friedrich-Ebert-Straße 33, 14469 Potsdam
Tel (0331) 28095 0, Fax (0331) 28095 99
[email protected], www.medlab-pdm.de
Die Nephropathia epidemica stellt eine milde
Variante des Hämorrhagischen Fiebers dar,
bei der die hämorrhagischen Manifestationen
ausbleiben.
Man geht davon aus, dass in Zentraleuropa
ein erheblicher Teil der bisher als idiopathische
interstitielle
Nephritiden
klassifizierten
Erkrankungen durch Hantavirus-Infektionen
verursacht
werden.
Aufgrund
des
unspezifischen Krankheitsbildes bleibt jedoch
eine Vielzahl von Hantavirus-Infektionen in
Deutschland unentdeckt.
Vorkommen
In Deutschland sind 2 Hantavirus-Serotypen
endemisch:
im
Süden
und
Westen
Deutschlands
ist
das
Puumala-Virus
vorherrschend, im Osten und Norden das
Dobrava-Virus. In den letzten Monaten wurde
eine deutliche Zunahme von Infektionen mit
Hanta-Viren
in
den
bekannten
Endemiegebieten (z.B. die Schwäbische Alb,
der Bayerische Wald, der Raum Osnabrück,
das Münsterland) beobachtet. So ist bei
symptomatischen Reiserückkehren aus
diesen Gebieten eine Hantavirus-Diagnostik
empfohlen.
Diagnostik
Spezifische Antikörper (IgG, IgM) sind schon
nach 5-8 Tagen nachweisbar. Eine akute
Infektion zeigt sich durch eine IgGSerokonversion mit oder ohne IgM-Nachweis.
Der gesicherte IgG-Nachweis in NichtEndemiegebieten weist im Zusammenhang mit
entsprechenden klinischen Symptomen auf
eine Infektion hin.
Differentialdiagnosen
-
Leptospirose, Ornithose, Influenza
bei entsprechendem epidemiologischen
Hinweis:
andere
virusbedingte
hämorrhagische Fieber (Gelbfieber, KrimKongo-, Marburg-, Ebola- und LassaViren)
Therapie und Prophylaxe
Die Therapie erfolgt rein symptomatisch
(Analgetika,
Volumensubstitution,
ggf.
Dialyse).
Ein Impfstoff ist erst in der Entwicklung. Eine
Infektion hinterlässt jedoch eine Serotypspezifische Immunität.
Es
besteht
nach
§7
IfSG
eine
Labormeldepflicht
gegenüber
dem
Gesundheitsamt sofern der Nachweis auf eine
akute Infektion hinweist.
Sollte
sich
ein
virologisch
bedingtes
hämorrhagisches Fieber bestätigt haben, muss
nach §6 IfSG auch eine Meldung durch den
Arzt erfolgen.
Virus
Reservoir
Vorkommen
Krankheits-bild
Puumala
Rötelmaus
Nord-, West- und Mitteleuropa
HFRS, NE
Dobrava
Brand-/ Gelbhals-maus
Mittel- und Osteuropa, Balkan
Seoul
Ratten
weltweit
Hantaan
Brandmaus,
gestreifte
koreanische Feldmaus
Südostasien, Südeuropa, östliches Russland
Sin
Nombre
Hirschmaus
Südamerika
HFRS
=
NE
HCPS
=
=
Hämorrhagisches
Fieber
renalem Syndrom
Nephropathia epidemica
Hantavirus-induziertes
kardiopulmonales Syndrom
HFRS
HCPS
mit
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Sandfliegeenfieber-Virus
Das Sandfliegenfieber-Virus hat nur eine
reisemedizinische
Bedeutung
(bes.
Mittelmeerländer).
Sandfliegenfieber wird durch 3 neurotrope
Virus-Serotypen hervorgerufen: Toskana-Virus
(STF), Sizilianisches Virus (SFS) und
SFS
SFN
Balkan, Naher Osten (bis Pakistan)
Neapolitanisches Virus (SFN). Das Virus wird
durch Sandfliege (Phlebotomus spp.)
übertragen, die hauptsächlich in der
Dämmerung und nachts aktiv ist. Als Reservoir
gelten Nager, Schafe und Ziegen.
SFT
Italien, Portugal, Spanien, Zypern
In den Endemiegebieten kommt es von April bis zum Herbst zu Infektionen, Höhepunkt ist im
Hochsommer.
Klinik
Diagnostik
Nach einer Inkubationszeit von 3-6 Tagen
kommt es zu einem plötzlichen Fieberanstieg
mit Kopfschmerzen, Photophobie, Myalgien
und Arthralgien. Gelegentlich treten Übelkeit
und Erbrechen auf. Die Symptome halten in
der Regel nur ein paar Tage an. Bei einer
Infektion mit SFT kann es nach ca. 2 Wochen
Abklingen
der
oben
beschriebenen
Symptomatik häufig auch zu einer aseptischen
Meningitis
mit
einer
protrahierten
lymphozytären Liquorpleozytose kommen
(gelegentlich
auch
zu
einer
Meningoenzephalitis).
Alle Formen der Erkrankung bilden sich ohne
bleibende Folgen zurück.
Indikationen sind unklares Fieber und/oder
Meningismus
nach
Aufentahlt
im
Mittelmeerraum. Der Nachweis spezifischer
Antikörper (IgG, IgM) gelingt schon ab dem 5.8. Krankheitstag.
Therapie und Prophylaxe
Die Therapie
(Analgetika).
erfolgt
rein
symptomatisch
Expositionsprophylaxe
durch
Repellents.
Moskitonetze bieten keinen Schutz, da die
Maschenweite oft >2 mm. Eine Impfung steht
nicht zur Verfügung.
Eine Meldepflicht besteht nicht.
Diagnostik und Abrechnung
Anforderung
Material
Serologie (IgG- und IgM-Antikörpernachweis)
Bunyavirus
oder Hantavirus bzw. Sandfliegenfiebervirus
Serum (1ml)
Die Diagnostik ist in EBM und GOÄ abrechenbar.
Bitte vergessen Sie nicht, auf dem Überweisungsschein die Ausnahmeziffer (32006) zu vermerken.
Hinweis: eine Hanta-Virus-PCR ist keine Kassenleistung und ist nicht zur Primärdiagnostik geeignet.
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