Selektive Interne Radiotherapie in Mannheim

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Selektive Interne Radiotherapie in Mannheim
Seit Anfang des Jahres bietet das Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin des
Mannheimer Universitätsklinikums ein neues Therapieverfahren zur Bekämpfung von
Krebserkrankungen der Leber an: die Selektive Interne Radiotherapie (SIRT).
Diese neuartige Therapie wird in Deutschland bisher nur an wenigen Kliniken durchgeführt und
kann sowohl Patienten zugute kommen, die an einem Primärtumor der Leber erkrankt sind,
als auch solchen, bei denen im Verlauf einer anderen Krebserkrankung Lebermetastasen
aufgetreten sind. Es handelt sich dabei um ein minimalinvasives Verfahren, bei dem kleine
radioaktive Kügelchen – so genannte Mikrosphären – über die Leberarterie in den Tumor
eingebracht werden. Dies geschieht, ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung, in
lokaler Betäubung über die Leiste des Patienten. Die Mikrosphären führen mittels
hochenergetischer Strahlung zu einer Verkleinerung oder sogar zu einer kompletten
Zerstörung des Tumors „von innen heraus“. Da das angrenzende gesunde Lebergewebe nur
wenig in Mitleidenschaft gezogen wird und sich in der Regel sehr schnell erholt, ist die SIRTherapie im allgemeinen für die Patienten gut verträglich.
Die Selektive Interne Radiotherapie kommt immer dann zum Einsatz, wenn es nicht gelingt,
Tumoren der Leber mit Hilfe herkömmlicher Therapien zu zerstören. Da jedoch nicht jeder
Patient mit Leberkrebs für diese Behandlungsmethode geeignet ist, muss im Vorfeld eine
genaue Auswahl getroffen werden, um den höchstmöglichen Nutzen für den jeweiligen
Patienten zu erreichen. Die Entscheidung zur Durchführung einer SIRT erfolgt am
Universitätsklinikum Mannheim interdisziplinär mit ausgewiesenen Experten aus der
Onkologie, Strahlentherapie und Chirurgie.
Durchführung der SIR-Therapie
Bevor die Selektive Interne Radiotherapie durchgeführt wird, müssen die behandelnden Ärzte
sicher gehen, dass der Lebertumor weder operativ entfernt noch durch eine Chemotherapie
zerstört werden kann. Zudem müssen eine Reihe anderer Kriterien erfüllt sein – so zum
Beispiel eine intakte Leberfunktion und die Durchlässigkeit der Leberarterie. Auch sollte die
Leber zuvor noch nicht strahlentherapeutisch behandelt worden sein.
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So wird der SIRT-Eingriff durchgeführt. (Abbildung: Sirtex Medical Europe GmbH)
Die Vorbereitung auf die SIRT erfolgt in mehreren Etappen, zu denen auch moderne
Schnittbildverfahren wie die Kernspintomographie oder die Positronen-Emissions-Tomographie
gehören. Der eigentliche Eingriff wird am Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin
gemeinsam von erfahrenen Radiologen, Nuklearmedizinern und Strahlenschutzexperten
durchgeführt und dauert nicht länger als eine halbe Stunde. Der Patient erhält eine lokale
Betäubung in der Leiste. Durch einen kleinen Schnitt wird ein dünner Plastikschlauch
(Katheter) in die Schlagader des Beckens eingeführt und in die Leberarterie geschoben. Vor
dem Einschwemmen der radioaktiven Mikrosphären in das befallene Tumorgewebe werden alle
Arterien verschlossen, die zu anderen Organen führen – auf diese Weise ist sicher gestellt, dass
tatsächlich bösartiges Gewebe in der Leber vernichtet wird und das gesunde Gewebe in den
umliegenden Organen verschont bleibt.
Nach der Behandlung halten die SIRT-Patienten vier bis sechs Stunden Bettruhe ein. Außerdem
ist es medizinisch sinnvoll, dass sie eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben – am
Universitätsklinikum Mannheim werden sie zu diesem Zweck in der Klinik für Strahlentherapie
und Radioonkologie untergebracht. Schwerwiegende Komplikationen sind bei SIRBehandlungen bisher extrem selten beobachtet worden. Kurz nach dem Eingriff kann es zu
Schmerzen im Oberbauch kommen, und gelegentlich treten Übelkeit, Erbrechen und Fieber
auf. Diese Symptome können allerdings medikamentös problemlos behandelt werden.
Krebserkrankungen der Leber
Am häufigsten wird SIRT bei Patienten mit so genannten sekundären bösartigen
Lebertumoren eingesetzt. Dies sind in der Regel Metastasen eines Primärtumors, etwa bei
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Lebertumor mit Gefäßen während der Behandlung mit den Mikrosphären" (Abbildung: Universitätsklinikum
Mannheim)
Darm-, Brust- oder Hautkrebs. Eine SIR-Therapie empfiehlt sich zum einen, wenn sich
herkömmliche Behandlungen von Metastasen als nicht wirksam erweisen. Außerdem kann sie
zum Einsatz kommen, wenn die Nebenwirkungen dieser Therapien für die betreffenden
Patienten so stark sind, dass sie in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen.
Da Leberkrebs in der Regel zunächst keine Beschwerden verursacht, werden etwa 70 Prozent
der Fälle erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die Aussicht auf Heilung ist in
diesen Fällen ungünstig – umso mehr gewinnen Therapien wie SIRT an Bedeutung, die den
Krebs zumindest zurückdrängen und damit die Lebenserwartung der Patienten erhöhen sowie
gleichzeitig deren Lebensqualität verbessern können. Weltweit wurden bisher rund 7.000
Patienten mit SIRT behandelt. Dabei gelang es, die Überlebenszeit um mehrere Monate zu
verlängern.
Quelle: Universitätsklinikum Mannheim - 04.04.08
Fachbeitrag
13.04.2008
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