Pressemitteilung Gebündelte Kompetenz gegen Tumoren in der Leber Die Expertengruppe Selektive Interne Radiotherapie erhält Verstärkung durch Hepatologen und Onkologen Berlin, 30.06.2016 – Die Selektive Interne Radiotherapie (SIRT) hat sich etabliert und ist in der Palliativtherapie des hepatozellulären Karzinoms (HCC) und hepatischer Metastasen zu einer festen Option geworden. Sie wird in Deutschland an fast 50 Kliniken angewandt. Diese positive Entwicklung nimmt die im November 2011 gegründete Expertengruppe Selektive Interne Radiotherapie zum Anlass, das Spektrum ihrer Arbeit zu erweitern. Bei der SIRT oder Radioembolisation werden winzige Harzkügelchen, die den Betastrahler Yttrium-90 enthalten, in die Leberarterie injiziert. Die Mikrosphären sammeln sich in den präkapillaren Gefäßen im und um das Tumorgewebe und verkleinern so den Tumor oder zerstören ihn gänzlich. „In der ersten Phase unserer Arbeit stand im Vordergrund, unseren Kollegen, aber auch Patienten und Angehörigen die SIRT vorzustellen und ihnen grundlegende Informationen zu der Therapie und ihrer Anwendung zu vermitteln“, erläutert Prof. Dr. med. Jens Ricke, Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Magdeburg und Vorsitzender der Expertengruppe. „Wir wollen unser Informationsangebot jetzt ausweiten und die Möglichkeiten, die diese loko-regionäre Therapie bietet, noch besser beleuchten. Außerdem möchten wir den fachlichen Austausch der unterschiedlichen Disziplinen fördern.“ Die SIRT wird zurzeit vor allem beim Leberzellkrebs (HCC) und beim Gallengangskarzinom (CCC) im mittleren und fortgeschrittenen Stadium sowie bei Lebermetastasen in mittlerer und starker Ausprägung angewandt. Sie ist indiziert, wenn die Tumoren nicht operiert werden können oder nicht ausreichend auf Chemotherapie ansprechen. Die Therapie wird manchmal auch zur Reduktion der Tumorgröße (Downsizing) angewandt, um bei einem zunächst nicht operablen Befund später erfolgreich operieren zu können. Besonders erprobt ist sie zwar bei Lebermetastasen des Dickdarm- und Enddarmkrebses (mKRK), aber auch bei metastasierten neuroendokrinen Tumoren und Lebermetastasen des Brustkrebses wurde die SIRT bereits erfolgreich eingesetzt. Zur Wirksamkeit der SIRT beim mKRK liegen aktuelle Daten aus der großen internationalen SIRFLOX-Studie vor. „Die Ergebnisse der SIRFLOX-Studie zeigen, dass bei Patienten mit Darmkrebs die Lebermetastasen-Behandlung mit SIRT und Chemotherapie das progressionsfreie Überleben in der Leber deutlich verlängern kann und dort wirksamer ist als die alleinige Chemotherapie1“, erklärt Dr. med. Marlies Michl, Fachärztin für Innere Medizin, 1 Guy A. van Hazel, Volker Heinemann, Jens Ricke et al.: SIRFLOX: Randomized Phase III Trial Comparing First-Line mFOLFOX6 (Plus or Minus Bevacizumab) Versus mFOLFOX6 (Plus or Minus Bevacizumab) Plus Selective Internal Radiation Therapy in Patients With Metastatic Colorectal Cancer. J Clin Oncol 34. © 2016 by American Society of Clinical Oncology. Hämatologie und Internistische Onkologie, die am Darmkrebszentrum der LMU München Ansprechpartnerin für onkologische Studien, unter anderem auch für SIRFLOX, ist. Voraussetzung für die SIRT ist, dass keine oder kaum Metastasen außerhalb der Leber vorliegen und die Leber das für das Überleben des Patienten bestimmende Organ darstellt. Wichtig ist zudem, dass die Leberfunktion trotz Lebermetastasen ausreichend gut ist. Um eine frühzeitige Identifizierung geeigneter Patienten zu fördern, möchte die Expertengruppe verstärkt die zuweisenden Onkologen ansprechen. Dabei wird der niedergelassene Onkologe Dr. med. Oliver Marschal die Gruppe unterstützen. „Die SIRT wird als Behandlungsoption für nicht-operable Lebertumoren immer wichtiger“, resümiert Prof. Dr. med. Thomas Berg, Leiter der Sektion Hepatologie an der Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig. Für die Tumorboards sei es daher ein wesentlicher Fortschritt, auf diese Therapie zurückgreifen zu können. „Um das sicherzustellen, bündeln wir die Kompetenzen verschiedener Fachrichtungen in unserem interdisziplinären Forum. Wir wollen erreichen, dass die Patienten die für sie jeweils bestmögliche Therapie erhalten.“ Über die Expertengruppe Selektive Interne Radiotherapie Die Expertengruppe Selektive Interne Radiotherapie ist eine von praktizierenden Ärzten mit langjähriger Therapieerfahrung gebildete Initiative, die sich für eine schnelle und effektive SIRT-Behandlung von Patienten mit Tumoren oder Metastasen in der Leber einsetzt. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Therapie und ihre Vorteile in der breiten Öffentlichkeit und in Fachkreisen bekannter zu machen. Alle Interessierten sollen umfassend und fundiert über die SIRT informiert werden. Für die Betroffenen möchte die Expertengruppe den Zugang zur SIRT-Behandlung erleichtern. Hierbei kann sie bundesweit auf die Hilfe zahlreicher Spezialisten zurück greifen. Mitglieder der Expertengruppe SIRT sind: - Prof. Dr. Thomas Berg, Leiter der Sektion Hepatologie an der Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig - Dr. Benjamin Garlipp, Facharzt an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg - PD Dr. Tobias Jakobs, Chefarzt der Diagnostischen und Interventionellen Radiologie, Krankenhaus Barmherzige Brüder München - Dr. Oliver Marschal, Facharzt für Innere Medizin und Palliativmedizin, Onkologische Schwerpunktpraxis Dres. M. Adler, O. Marschal und A. Pies, Braunschweig - Dr. Marlies Michl, Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik III sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin des Darmkrebszentrums, Klinikum der Universität München - Prof. Dr. Felix Manuel Mottaghy, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Aachen - Prof. Dr. Jens Ricke, Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Magdeburg - Prof. Dr. Hans Scherübl, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie, Vivantes Klinikum am Urban, Berlin - Prof. Dr. Dr. Klaus Tatsch, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin, Städtisches Klinikum Karlsruhe Weitere Informationen zur Expertengruppe Selektive Interne Radiotherapie finden Sie unter www.leberkrebstherapie.org. Gern stehen wir Ihnen für Interviews zur Verfügung. Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Expertengruppe Selektive Interne Radiotherapie c/o ipse Communication Martina Dörmann Albrechtstraße 14 B 10117 Berlin Tel. Fax Mail 030 288846-12 030 288846-46 [email protected]