23night stop - Arsenal Berlin

Werbung
23
Steps for the Future:
Night Stop
Regie: Licinio Azevedo
Land: Mosambik/Südafrika 2003. Produktion: Steps for the Future
(Kapstadt), Ebano Multimedia (Maputo). Regie, Produzent: Licinio
Azevedo. Kamera: João Costa. Ton: Gita Cerveira. Musik: Chico Antonio. Schnitt: Orlando Mesquita.
Format: Digi Beta PAL, Farbe. Länge: 48 Minuten.
Sprachen: Ndebele, Schona, Nhungwe, Englisch, Portugiesisch.
Uraufführung: 7. Februar 2003, Internationales Forum, Berlin.
Weltvertrieb: TV2 Denmark, Sortedam Dossering 55 a, Kopenhagen,
DK 2100. Tel.: (45-35) 37 22 00. e-mail: [email protected]
Inhalt
Nirgendwo in Mosambik findet man so viele HIV-infizierte Menschen
wie entlang der drei großen Transportstraßen, über die der Großteil
der Waren aus der Region weitergeleitet wird. Diese ‘TransportstraßenKorridore’ spielen eine wichtige Rolle für die Wirtschaft des Landes
und sind zu ‘Todeskorridoren’ geworden.
Licinio Azevedos düsterer Dokumentarfilm beschreibt eine Nacht im
Leben der Lastwagenfahrer, die mit ihren Autos auf diesen Straßen
unterwegs sind, und der Frauen, die von diesen Männern leben.
Die Lastwagen halten auf zwei großen Freiflächen vor den Toren der
Stadt gleich beim Hotel ‘Montes Namuli’ mit angeschlossener Bar und
Restaurant. Hier bieten drei Gruppen von jungen Frauen den Truckern
ihre Dienste an. Die Gruppe der ‘Calamities’ besteht aus fünf Mädchen
im Alter zwischen vierzehn und fünfzehn. Die ‘Gründungsmitglieder’
sind über zwanzig Jahre alt. Sie haben sich selbst diesen Namen
gegeben, weil sie die Ersten waren, die mit dieser Arbeit dort angefangen haben. Die ‘Studentinnen’ sind zwischen fünfzehn und achtzehn Jahren alt und sehen besser aus als die ‘Calamities’.
Als es Nacht wird, machen sich die Mädchen auf den Weg zum ‘Montes
Namuli’, wo bereits ungefähr fünfzig Lastwagen geparkt haben. Die
Trucker essen zu Abend und ruhen sich von den Strapazen der langen
Fahrt von den Städten Malawis, Sambias, Simbabwes, Tansanias und
Südafrikas zu den mosambikanischen Häfen aus. Als die Mädchen
ankommen, sind die Männer im Restaurant, in der Bar oder bei ihren
Autos, um einem möglichen Diebstahl vorzubeugen oder um kleine
Reparaturen auszuführen.
In diesem Moment wacht Kasaba auf. Er ist achtzehn, schlecht angezogen und barfuß. Einige Meter vom Parkplatz entfernt schläft er auf
einem offenen, rostigen Metallregal. Gleich daneben steht eine Hütte, die er als Reparaturwerkstatt für Räder nutzt. Kasaba kauft den
Synopsis
The highest incidence of HIV in Mozambique is concentrated along three roads, over which a large part of the
region’s merchandise passes. Known as “road transport
corridors,” with an important role in the economy of the
country, they have been transformed into “The Corridor of
Death.”
Licinio Azevedo’s dark documentary depicts a night in the
life of the truckers who travel these roads and the women
who make their living from them.
The trucks stop in front of the Hotel Montes Namuli, Bar
and Restaurant, on the outskirts of town, in a large open
space that extends along the two sides of the road. It is
here that three groups of young women sell their services
to the truckers who stop over for the night.
“The Calamities” are five girls aged between 14 and 15.
“The Founding Members” are over 20 years old. They gave
themselves their name because they were the first to start
plying their trade on that spot in front of the Monte Namuli.
“The Students” are between 15 and 18 and are betterlooking than “The Calamities.”
Night falls and the groups of girls, after getting ready for
the night’s work, head directly to the Montes Namuli where
some fifty trucks are already parked so their drivers can
have supper and rest after the long journey they have
made during the day from cities in Malawi, Zambia, Zimbabwe, Tanzania and South Africa, to or from the Mozambican
ports. As the girls arrive, the drivers are in the restaurant
and bar or walking around their trucks, concerned about
theft or busy with mechanical problems.
It is then that Kababa wakes up. He is 18, barefoot, badly
dressed. He sleeps in the open on a rusty metal shelf, next
to a shack which serves as a tyre repair shop, set up a few
metres from the trucks. Kababa buys diesel from the drivers of the fuel transport trucks, who are so underpaid they
need this extra money to eat. With the resale of the diesel, Kababa supports five young brothers and sisters and
his unemployed father.
The women from the various groups approach the drivers
and offer to provide some fleeting moments of pleasure in
1
unterbezahlten Fahrern der Dieseltankwagen Kraftstoff ab, mit deren
Wiederverkauf er seine fünf jungen Geschwister und seinen arbeitslosen Vater ernährt.
Die Mädchen der verschiedenen Gruppen bieten den Truckern für wenig Geld einige Momente des Vergnügens an. Die Trucker bevorzugen
die jungen, hübschen ‘Studentinnen’, die immer zuerst angesprochen
werden. Von den ‘Gründungsmitgliedern’ erfährt man, dass die ‘Calamities’ und die ‘Studentinnen’ sich für ein wenig mehr Geld auf Sex
ohne Kondome einlassen und dass viele von ihnen Geschlechtskrankheiten haben. Die ‘Gründungsmitglieder’ lehnen es ab, dieses Risiko
einzugehen. Um im Wettbewerb neben den anderen zu bestehen,
bieten sie traditionelle Aphrodisiaka an.
Ein junger Aktivist einer Anti-AIDS-Organisation verteilt Kondome und
versucht, die Mädchen von der Notwendigkeit zu überzeugen, darauf
zu bestehen, dass die Fahrer sie benutzen. Die jüngsten Mädchen
schenken ihm wenig Beachtung. Sie nehmen die Kondome an, ihr
Verhalten ändern sie jedoch nicht.
Verführerisch und besser angezogen als die anderen steigt – trotz
dreißig Grad Hitze in einer Jacke aus Leopardenfellimitat – die ‘Reisende’ aus einem Lastwagen und verabschiedet sich von dem Trucker.
Sie heißt Regina, ist fünfundzwanzig Jahre alt und von ungewöhnlicher Schönheit. Ihre Ankunft führt zu einem gewissen Aufruhr unter
den Anwesenden. Mit Leichtigkeit und Grazie bewegt sie sich durch
die Menge der Mädchen und Fahrer hindurch. Man erfährt, dass sie
keinen festen Wohnsitz hat, sondern von Land zu Land reist und die
Trucker begleitet.
Die Nacht ist lang. Einige Fahrer sind allein, andere in Begleitung in
ihre Lastwagen zurückgekehrt. Auch einige Mädchen gehen langsam
nach Hause, andere bleiben noch. Zusammen helfen sie Kasaba, als
zwei Polizisten den Dieseltreibstoff beschlagnahmen wollen. Am frühen Morgen machen sich die ersten Trucker wieder auf den Weg.
Vor dem nunmehr verlassenen ‘Montes Namuli’ schläft Regina, in ihre
auffällige Jacke gehüllt, auf einem Stuhl.
exchange for a small sum of money. The truckers prefer
“The Students,” who are younger and prettier, and they
are the first to be solicited or to press their services.
Through the comments of “The Founding Members” we learn
that for a slightly higher fee “The Students” and “The Calamities” accept having sex without condoms, and that
many of them have sexually-transmitted diseases. “The
Founding Members” refuse to accept these risks. In order
to compete with the younger ones they offer special
pleasures provided by the use of traditional drugs that
“heat up” the women or increase the men’s potency.
One young activist from an organisation trying to fight
AIDS distributes condoms amongst the women and tries to
convince them of the need to insist that the drivers use
them. The youngest ones pay him little heed. They accept
the offer of the condoms but this does not influence their
behaviour.
Beguiling, better-dressed, with an imitation leopard-skin
jacket despite the nearly 30-degree heat, “The Traveller”
climbs out of a truck and says good-bye to its driver. Her
name is Regina. She is 25 years old, with an unusual beauty,
and her arrival provokes a certain agitation amongst the
others. She circulates amongst the women and drivers with
ease and grace. When she speaks, one learns that she
doesn’t have a fixed residence. She goes from one country
to the other as a part-time companion of the drivers.
It is a long night. When nearly all the drivers are back in
their trucks, some alone, others with company, some women
begin to leave. They go together to back up Kababa when
two police officers want to confiscate the diesel that he
bought. In the early morning the first trucks begin to leave.
In front of the Montes Namuli, now deserted, Regina sleeps
in a chair, wrapped up in her eye-catching jacket.
Der Regisseur über seinen Film
Aus menschlicher Sicht war der Film für mich eine bereichernde Erfahrung. Ich hatte eine sehr enge und intensive Beziehung mit einer
ansonsten stigmatisierten Gruppe, die am Rande unserer Gesellschaft
lebt.
Der Film enthält keine Botschaft im eigentlichen Sinne. Ich hatte
einfach das Bedürfnis, einen Film zu machen, der einen sozialen
Nutzen erfüllt. Außerdem wollte ich einen Satz von Pasolini mit dem
Publikum teilen: „Das Kino ist eine Explosion meiner Liebe zur Wirklichkeit.“
Director’s statement
It was an enriching experience from a human viewpoint,
since I lived in a quite close and intense relationship with
a stigmatised and socially marginalised group.
There isn’t a message as such. There is only the desire to
have made a socially useful film and to get the audience
to share with me a phrase of Pasolini’s: “The cinema was
an explosion of my love for reality.”
Biofilmographie
Licinio Azevedo – geboren am 27. Mai 1951 in Porto Alegre (Brasilien) – ist ein unabhängiger Filmemacher und Mitbegründer der mosambikanischen Produktionsfirma Ebano Multimedia. Als Regisseur und
Produzent hat Azevedo zahlreiche Dokumentarfilme gedreht. Er ist
außerdem als Schriftsteller tätig. Ein Band seiner Kurzgeschichten
über den mosambikanischen Unabhängigkeitskrieg war die Grundlage
für das Drehbuch des ersten mosambikanischen Spielfilms.
2
Biofilmography
Licinio Azevedo, born on 27 May, 1951 in Porte Alegre,
Brazil, is an independent filmmaker and co-founder of the
Mozambican film production company Ebano Multimedia.
He has directed and produced many documentaries. He is
also a writer and his collection of stories on the Mozambican
war of independence formed the basis of Mozambique’s
first full-length feature film.
Herunterladen