52 3. Die mechanischen Eigenschaften der Stoffe und ihre molekulare Struktur 4 s um 20 cm hineingedruckt werden. Welche Leistung ist dazu notwendig, wenn der Querschnitt des Kolbens auf der Lastseite 0,1 m2 und die Kraft (Last) dort tOS N sind? 3.3.2 Der Druck in der Wasserleitung betrage im Erdgeschoß eines Hauses 2 ·tOS N l m2 • Wie hoch ist er 18m darüber im 6. Stockwerk? 3.3.3 Eine Platte aus dem Material der Dichte 0,88 glcm3 ruht auf einer Salzlösung der Dichte 1,10glcm3 . Welcher Teil ihres Volumens taucht nicht ein? 3~3.4 Wie groß ist der Überdruck im Gleichgewicht, den eine Luftblase von 0,1 mrn Durchmesser in Wasser haben muß (a = 0,073 N/ m)? Wie hoch ist die Wassersäule, die auf der Erde denselben hydrostatischen Druck hat? 3.3.5 Das Glasrohr in Abb. 3.38a wird so weit heruntergeschoben, daß seine Länge außerhalb des Wassers kleiner als dessen Steighöhe ist. Strömt jetzt Wasser oben aus dem Rohr aus? Begründung. .. . . .. • • 3.3.6 Von einem Medikament sind bei einem Radius R = 1,00 mm, vgl. Abb . 3.39, 10 Tropfen verordnet. Wieviel Tropfen ergeben bei R = 0,625 mm dieselbe Masse (Dosis)? 3.4 Ruhende Gase I o I I I I I s I I I I I 'fJ·10 -7 on Abb. 3.40. Momentbild der Moleküle in Zimmerluft. (Aus Pohl) F Abb. 3.41. Messung von Druck und Volumen eines Gases Abb. 3~42. Boyle-Mariottesches Gesetz 3.4.1 Dichte, Druck und Volumen. Die Dichte der Gase ist sehr gering. Bringen wir ein luftleer gepumptes Glasgefäß auf eine Waage und lassen die Luft wieder einströmen, so finden wir aus der kleinen Gewichtszunahme, daß 1 Liter Luft bei Zimmertemperatur die Masse 1,293 g hat. Die Raumerfüllung der Luftmoleküle in der Nähe der Erdoberfläche veranschaulicht uns Abb. 3.40. Sie ist gewissermaßen eine Momentaufnahme in der Vergrößerung 2 · 106• Nur etwa 1/1000 des Raumes wird von den Luftmolekülen selbst ausgefüllt. Die Moleküle eines Gases haben also im Gegensatz zum festen und flüssigen Aggregatzustande einen verhältnismäßig großen Abstand. Die zwischenmolekularen Kräfte sind daher in Gasen außerordentlich klein, und wir können sie im Grenzfall des sog. idealen Gases völlig vernachlässigen. Im folgenden beschränken wir uns einmal darauf und behandeln außerdem die mechanischen Stoffeigenschaften der Gase in der sog. Kontinuumsnäherung, bei der wir den molekularen Aufbau und die Wärmebewegung der Moleküle nicht im einzelnen verfolgen. Auch ohne darauf einzugehen, lassen sich nämlich viele sehr wichtige Vorgänge in Gasen gesetzmäßig formulieren. Die spätere Behandlung im molekularen Bilde kann auf diesen empirischen Erfahrungen aufbauen, muß aber vor allem die Temperatur als Zustandsgröße und die kinetische Wärmetheorie quantitativ mit einschließen. Darauf kommen wir in Abschn. 5.3.1 ff. zurück. Um sowohl das Gleichartige als auch das Unterschiedliche im mechanischen Verhalten von Flüssigkeiten und Gasen herauszustellen, beginnen wir mit dem Stempeldruck. Er wird am besten durch seine Flüssigkeit, z. B. Quecksilber, auf das Gas übertragen und mit einem Flüssigkeits-Manometer M gemessen, s. Abb. 3.41. Über den Druckzustand im Gas und die von ihm ausgeübten Druckkräfte gilt dasselbe wie beim Stempeldruck in Flüssigkeiten. Nur verkleinert sich, anders als bei der praktisch inkompressiblen Flüssigkeit, das Gasvolumen sehr beträchtlich, wenn der Stempeldruck wächst. Bei konstanter Temperatur ergeben die Messungen das BoyleMariottesche Gesetz: pV= const. (3.23). Das ist die sog. Isotherme des idealen Gases, eine Hyperbel, s. Abb. 3.42. Die eingeschlossene Gasmenge oder -masse m muß dabei selbstverständlich konstant bleiben. So läßt sich das Boyle-Mariottesche Gesetz auch formulieren als p/{! = const, wenn man bedenkt, daß die Dichte {! = m/V ist. Der Druck eines idealen Gases ist also seiner Dichte proportional. Schließlich ist ein Gas nicht nur stark kompressibel. Umgekehrt dehnt es sich nach Boyle-Mariotte bei nachlassendem äußeren Druck beliebig aus, oder es füllt ein ihm angebotenes Volumen so aus, daß überall die gleiche Dichte herrscht. Weder Flüssigkeit noch Festkörper haben wegen der Kohäsionskräfte diese Eigenschaft. - Beim Einatmen erweitern wir das Volumen der Lunge, dadurch entsteht ein Unterdruck, und es strömt Luft ein. 3.4 Ruhende Gase 53 Den isothermen Kompressionsmodul K , vgl. Abschn. 3. 3.1, erhalten wir für ein ideales Gas mit (3.12) durch Differentiation des Boyle-Mariotteschen Gesetzes: dp K = - V- = p (3 .24 a) dV 3.4.2 Die Lufthülle der Erde und der Luftdruck. Da ein Gas ein Gewicht hat, haben wir, wie bei einer Flüssigkeit, in jedem gaserfüllten Raume einen von oben nach unten zunehmenden Schweredruck, der sich nicht nur als Bodendruck äußert, sondern je nach Orientierung der angegriffenen Fläche auch seitwärts oder nach oben wirkt. Daher erfährt auch in einem Gase jeder Körper einen Auftrieb entsprechend dem Archimedischen Prinzip. Auf der Erde befinden wir uns auf dem Boden eines gewaltigen Luftmeeres. Hier steht die Luft unter einem Schweredruck, der gleich dem Gewicht der auf der Flächeneinheit lastenden Luftsäule ist. Dieser Druck wird uns im allgemeinen nicht bewußt, weil die von ihm allseitig auf unseren Körper ausgeübten Kräfte sich stets das Gleichgewicht halten. Den Nachweis eines Luftdruckes hat zuerst Otto von Guericke 4 erbracht, als er zeigte, wie zwei dicht aufeinander gesetzte und luftleer gepumpte Halbkugeln durch den äußeren Atmosphärendruck so stark zusammengepreßt wurden, daß beiderseits je 8 Pferde nötig waren, um sie zu trennen, vgl. Abschn. 2.3.3. - Dem Versuch von Torricel/i folgend, füllen wir eine an einem Ende verschlossene, etwa 1m lange Glasröhre vollständig mit Quecksilber. Dann verschließen wir die Öffnung mit dem Finger, drehen das Rohr um und tauchen es mit dem zugehalte4 Otto von Guericke, 1602 - 1682, Bürgermeister von Magdeburg, Erfinder der Luftpumpe. nen Ende in eine Schale mit Quecksilber. Nehmen wir nun den Finger weg, so fließt das Quecksilber so weit aus, bis es im Glasrohr etwa 76 cm höher als im äußeren Gefäße steht. In diesem Gleichgewichtszustande ist also der Luftdruck auf den äußeren HgSpiegel gleich dem hydrostatischen Druck der 76 cm hohen Quecksilbersäule, s. Abb. 3.43 . Neigen wir das Rohr, so bleibt die Höhe von 76 cm erhalten, da ja der Druck der Quecksilbersäule nur von ihrer vertikalen Höhe abhängt. Im Raume oberhalb der Quecksilberkuppe haben wir, abgesehen von einer Spur von Quecksilberdampf, einen von Materie freien Raum, ein Vakuum. Da Quecksilber das spez. Gewicht y = eg = 13,59 103 • 9,81 = 133,3 . 10 3 N/m 3 hat, beträgt der hydrostatische Druck einer Hg-Säule von 0,76 m Höhe yh = 101 , 3. 103 2 . N/m . Diesen Druck nennt man auch eine physikalische Atmosphäre (atm). Weitere auch früher gebräuchliche, aber heute nicht mehr zugelassene - Druckeinheiten und ihre exakten Umrechnungsfaktoren findet man in Tab. 3.3. Die SI-Einheit für den Druck ist 1 N/ m2 = 1 Pa (Pascal). Abb. 3.43. Messung des Luftdruckes Der Luftdruck ist zeitlichen Schwankungen unterworfen und ändert sich außerdem noch mit der Höhe. Der Wert von 1013 mbar (101 ,3 kPa) ist ein für Meereshöhe geltender Durchschnittswert. Da eine Luftsäule von 10m Höhe und 1 m 2 Querschnitt unter ormalbedingungen etwa die Masse m = 12,9 kg hat, vermindert sich der Luftdruck in Meereshöhe auf lOm Höhenzuwachs um m · g, das sind rund 127 Pa oder 1,27 mbar. Wäre die Luft inkompressibel wie eine Flüssigkeit, so würde der Druck linear mit der Höhe abnehmen und in 8 km Höhe eine scharfe Grenze mit 0 mbar haben, s. Abb. 3.44 (ge trichelte Gerade). Die unteren Luft chiehren werden aber durch das Gewicht der über ihnen liegenden zusammengedrückt, die oberen haben ent prechend geringere Dichte. Der Druckabfall auf 10m Höhenunter- Tabelle 3.3. Druckeinheiten, in eckigen Klammern nicht mehr zugelassene 1 Pa(Pascal) = 1 N/ m2 [=1,019710 - 5 kp/ cm 2 ] 1 mbar = 100 Pa oder 1 bar = 105 Pa Zum normalen Luftdruck: [1 atm = 760 mmHg = 101325 Pa) [1 at = 1 kp/ cm 2 = 98066,5 Pa] 1 mmHg = [1 Torr) = 133,322 Pa [1 m WS = 9806,65 Pa] physikalische Atmosphäre technische Atmosphäre für Blutdruck in der Medizin zulässig Meter Wassersäule Höhe über Meer Abb. 3.44. Der Luftdruck in Abhängigkeit von der Höhe bei konstanter Temperatur 86 Abb. 5.1. Zur Wärmeausdehnung eines Gases bei konstantem Druck Abb. 5.2. Änderung des Gasdruckes mit der Temperatur bei konstantem Volumen. Gasthermometer 5. Wärmelehre Nahordnung und Assoziation) beruht, spielt im Haushalt der Natur insofern eine große Rolle, als sie das Ausfrieren von stehenden Gewässern bis zum Grunde verhindert. Die tiefste Wasserschicht kühlt sich auf 4 °C ab, und das kältere, leichtere Wasser schichtet sich darüber. Der Wärmeverlust erfolgt dann nur noch sehr langsam durch Wärmeleitung und nicht durch Konvektion (Absehn. 5.5.2). Ruhendes Wasser und die obere Eisdecke sind schlechte Wärmeleiter, stellen also einen guten Wärme- bzw. Kälteschutz dar (Abschn. 5.5 .1). dige Berührung des Gases mit einem Wärmebehälter und langsame Zustandsänderung), so gilt für diese sog. isotherme Zustandsänderung bei idealen Gasen das uns bereits bekannte Gesetz von Boyle-Mariotte (Abschn. 3.4.1): 5.1.4 Thermische Zustandsgleichung des idealen Gases. Jedes Gas nähert sich in seinem Verhalten dem eines sog. idealen Gases, wenn nur die Temperatur genügend hoch wird und dabei sein Druck genügend gering bleibt. Das ideale Gas ist also ein Grenzfall 1, ähnlich wie der ideale elastische Festkörper oder die ideale und zähe Flüssigkeit (Abschn. 3.2.2 und 3.5.1). Bei Zimmertemperatur und Normaldruck sind Helium und Wasserstoff ideale Gase, Luft ist es noch in guter Näherung, während Wasserdampf erst oberhalb 800 °C ein ideales Gas ist. Wir beschränken uns in diesem Abschnitt auf die thermischen Eigenschaften von idealen Gasen und besprechen dabei sehr wichtige, relativ einfache Gesetze, die auch in der kinetischen Wärmetheorie eine besondere Rolle spielen (Absehn. 5.3.2). Im Unterschied zu Festkörper und Flüssigkeit dürfen beim Gas wegen seiner hohen Kompressibilität Änderungen des äußeren Druckes nicht unbeachtet bleiben, wenn wir seine Volumenänderungen verfolgen. Der physikalische Zustand einer gegebenen Gasmenge ist also durch drei Größen bestimmt: 1. durch das Volumen, das sie einnimmt, 2. durch den Druck, den sie auf die Wände ausübt und 3. durch die Temperatur. Diese drei Größen, die den Zustand eines Gases eindeutig beschreiben, nennen wir die Zustandsgrößen des Gases. Ändern wir eine dieser drei Größen, etwa die Temperatur, so ändern sich im allgemeinen die beiden anderen mit. Beginnen wir mit den einfachen Fällen, bei denen immer eine der drei Größen konstant gehalten wird. I. Halten wir eine bestimmte Gasmenge unter konstanter Temperatur (enge und stän- II. Halten wir den Druck konstant, isobare Zustandsänderung, so gilt für die Wärmeausdehnung dieselbe Beziehung wie bei Flüssigkeiten, hier Gesetz von Gay-Lussac genannt, Um Mißverständnisse zu vermeiden, sei betont, daß Reibungskräfte auch in idealen Gasen auftreten. PV= const. (3.23) V= V0 (1 + yt) , (5.5 a) wobei V0 das Volumen bei ooc ist. Dazu wird z. B. die Volumenänderung des Gases an einem Hg-Pfropfen in einer Kapillaren verfolgt, s. Abb. 5.1. Y ist der kubische Wärmeausdehnungskoeffizient. Das Erstaunliche ist, daß sich für alle idealen Gase unabhängig von ihrer chemischen Zusammensetzung derselbe Wert ergibt, nämlich y= 366 ·10- 5 K - 1 = 1/273 K -t. Führen wir jetzt die absolute Temperatur Tein, so folgt V= V0 (1 +-2731- t) = V0 ~ 273 oder V T 273 v;= = T T0 (5.5b) Die Volumina verhalten sich also wie die absoluten Temperaturen. 111. Sperren wir eine bestimmte Gasmenge ab und halten ihr Volumen konstant, isochore. Zustandsänderung, so steigt der Druck mit der Temperatur nach dem Gesetz P = Po(1 +ßt). (5.6) Hier ist Po der Druck des Gases bei 0 oc. Der Druck wird mit einem Hg-Manometer ge~essen, dessen rechter Schenkel beweglich Ist, s. Abb. 5.2. Er ist vor jeder Druckmessung so einzustellen, daß der linke Quecksil- 5.1 Thermometrie, Wärmeausdehnung, ideales Gas bermeniskus den Dorn D berührt. Dann bleibt das eingeschlossene Gasvolumen konstant. ß wird als Spannungskoeffizient bezeichnet. Bei etwas oberflächlicher Betrachtung überrascht es zunächst, daß die Messungen ß= 11273 K - 1 liefern, also denselben Wert wie für y. Man sollte aber bedenken, daß nach dem Boyle-Mariotteschen Gesetz für jede Temperatur p V einen konstanten Wert hat. Wenn also bei konstantem Druck p das Volumen V sich linear mit der Temperatur ändert, so muß sich der Wert p V ebenso linear mit der Temperatur ändern, so daß allgemein gilt: P V = Po V0 (1 + yt) . (5.7a) Dann führen Versuch li (p = const) und III (V= const) auf dieselbe Beziehung, insbesondere auf ß = y. Beim Übergang zur Kelvin-Skala, die aus diesem Gesetz ihre physikalische Begründung nimmt, wird daraus: (5 .7b) Der absolute Nullpunkt (T = 0) ist demnach die Grenze, bei der p V eines idealen Gases extrapoliert 2 gegen Null geht. Die Größe Po V0 / T0 bleibt zwar bei Zustandsänderungen konstant, aber ihr absoluter Wert hängt natürlich von der benutzten Gasmenge ab. V0 ist nun für jeden Stoff gleicher Zusammensetzung der Masse m proportional. Bilden wir also p 0 V0 / T0 m, so erhalten wir eine Stoffkonstante, aber für jedes Gas eine andere. Wenn wir aber statt der Masse m die Stoffmenge n =mi M verwenden (Abschn. 3.1.2), um die Gasmenge anzugeben, dann ergeben die Messungen, daß Po V0 / T 0 n für alle idealen Gase eine universelle Konstante ist. Wir nennen sie die molare Gaskonstante R und können mit P VI Tn = R schreiben Diese Beziehung wird als thermische Zustandsgleichung der idealen Gase, auch als allgemeine Gasgleichung, bezeichnet. R ergibt sich aus der Steigung der zugehörigen Meßkurve, s. Abb. 5.3, R = 8,314 J/K mol. Es ist eine allgemeine Naturkonstante, über deren Bedeutung wir in Abschn. 5.3.1f. näher Aufschluß erhalten werden. Wir betrachten zu den Gasgesetzen ein AnwendungsbeispieL Haben wir eine Gasmenge vom Volumen V unter dem Druck p in mbar und bei der Temperatur T aufgefangen, so finden wir die eingesperrte Gasmenge in mol folgendermaßen: Zuerst berechnen wir das sog. reduzierte Volumen Vo, welches das Gas bei Normalbedingungen, Po= 1013 mbar und T0 = 273,15 K, einnehmen würde, nach der Gleichung V. _ V·p·273,15 0 1013 · T - (5.9a) Dann haben wir nur noch das Verhältnis n = V0 1 Vmol zu bilden. Das sog. Molvolumen Vmol nimmt 1 mol eines idealen Gases unter Normalbedingungen ein. Es gilt daher RT 3 vmol = -0 = 0,022414 m / mol ' (5.9b) Po wozu man den Normaldruck in der SI-Einheitp0= 1,013·105 Pa ein etzen muß. Bei Gemischen idealer Gase ist die ge amte Stoffmenge einfach gleich der Summe der Stoffmengen der einzelnen Bestandteile n = n 1+ n 2+ n 3 + ... . Man spricht auch vom Partialdruck p 1 = n 1R TI V eines mit der Stoffmenge n 1 beigemischten, reinen Gases. Wir würden den Druck p 1 messen, wenn dieses Gas allein das Volumen V ausfüllen würde. Damit ist der Gesamtdruck gleich der Summe aller Partialdrücke (Daltonsches Gesetz). Aufgaben (5 .8) 5.1.1 Ein Fieberthermometer soll bei einem Durch· messer seiner Kapillaren von 0,2 mm für 1 K Temperaturerhöhung eine Meniskusverschiebung von 5 mm an· zeigen. Welches Quecksilbervolumen wird benötigt? (Vgl. Tabelle 5.1). Die Messungen am idealen Gas müssen allerdings bei etwas höheren Temperaturen durchgeführt werden, weil es nur dort Gase gibt, die sich ideal verhalten. 5.1.2 Das Thermometerglas hat den linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten 0,80 · 10- s K- 1 • Welches Quecksilbervolumen wird dann unter den Bedingungen von Aufgabe 5.1.1 benötigt? p V= nRT. 2 87 -5/ ] I. ~ J ~z ~I ... , 1.!,,-_ - ~6--..l..-.,:"..-'-~ 0 ZOO IJJO 600 K T Abb. 5.3. Zur thermischen Zustandsgleichung idealer Gase 5. Wärmelehre 92 Dte isotherme Kompressionsarbeit oder Kompressionswarme ist nur fUr sehr kleine Volumenänderungen, bei denen der Druck praktisch noch konstant bleibt, gegeben durch ij<J,; = - ptJ V. Beim Vorzeichen ist zu bedenken, daß die Arbeit W.._ positiv, die Volumenänderung LI V bei der Kompression aber negativ ist. Wenn ich das Volumen stärker ändert, muß man beim idealen Ga. e rechnen ( V2 < '1'1 ): »J,;= - ~2 "i dV ~ jpdV= - nRTJ -=nRTJn-l.. (5.17) v1 ~V J'2 Bei isothermer Expansion ( 1'2 > '1'1) wird derselbe Betrag an Arbeit vom idealen Gase nach außen geleistet (W.._ negativ, W positiv). Ihm muß die gleiche Energi.e als Wärme von der Umgebung zugeführt werden, dam1t eine Temperatur konstant bleibt. Wir können das Gas aber auch ohne Wärmeableitung komprimieren. Eine Zustandsänderung, bei der das Gas weder nach außen Wärme abgibt noch von außen aufnimmt (Q:::: 0), heißt adiabatisch. Wir verwirklichen sie dadurch, daß wir entweder für eine ehr gute Wärmeisolation des Gases sorgen, . Abschn. 5.5.1 ff., oder die Zustandsänderung so rasch vornehmen, daß praktisch kein Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfindet. Komprimieren wir ein Gas adiabatisch, so steigt seine Temperatur, was eine zusätzliche Druckerhöhung bedeutet. Daher steigt der Druck bei der adiabati chen Kompre sion stärker als bei der i. othermen, d. h. die Adiabate, gestrichelte Kurve in Abb. 5.6, verläuft steiler als die Isotherme durch denselben Punkt des Diagramms. Ein Bei piel fur eine adiabatische Kompre sion ist die Er~·ärmu ng der Luft und der P umpe beim Au fpumpen eines Fahrradrei fen . Bei dt!r adiabatischen Expan\ion kühlt sich das Gas ab. was bei Kühlma~chinen ausgenullt wird. Das Gas leitet Arbeit auf Koten einer inneren Energie W= - AU. Q = 0. c Mtt die' 1 Aeziehung berechnen \\ir d~:n Tempcraturahlall T - T - To etnCl 1d..:alen Gases na h dl'r adia· b.1ti hell t\pllllsion von .i1V = \' - Vo . Bes der sehr kleinen Ausdehnung d\l ki tet .1 mol de~ Gase die Arbett dW :: - dU p · d\! Rl dV/ ~' . \gl. (5.17>. Dte mn re Energse SJnkt um dU \.of, vdT (dT ist negativ). Na h Emsetzen und Umfonnen erhalt man = -(x ·1) dV \' . Bei der zweiten Umformung wird (5 .16b) benutzt. Die Integration ergibt: IoT= -ln(vx- 1)+const, was sich in die P oisson-Gieichung umschreiben läßt: rvx- 1 = To Vox- 1 = const . Daraus entsteht die Gleichung für die Adiabate von Abb. 5.6 mit H ilfe der thermischen Zustandsgleichung (5.8): p vx = const , (5.18) Der adiabatische Kompressionsmodul, der für die Schallgeschwindigkeit maßgebend ist, läßt sich gemäß GI. (3.12) alsK ::::- Vdp / dV berechnen, wenn man die Poisson-Gleichung differenziert. Man erhält K = xp (Abschn. 4.2.5). 5.2.5 Carnotscber Kreisprozeß. Die Umwandlung von Arbeit in Wärme, etwa in Reibungswärme, ist immer restlos möglich. Dagegen ist erfahrungsgemäß umgekehrt die dauernde, restlose Umwandlung von Wärmeenergie in Arbeit nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Um einen Einblick in die wesentlichen Punkte zu gewinnen, betrachten wir einen sog. Kreisprozeß. Bei einem solchen durchläuft ein System von Körpern ganz allgemein eine Reihe von Zuständen und kehrt schließlich wieder in den Anfangszustand zurück. Wir unterscheiden umkehrbare oder reversible und irreversible Vorgänge. Irreversibel nennen wir einen Prozeß dann, wenn ohne von außen geleistete Arbeit sein Ausgangszustand nicht wiederherzustellen ist; Beispiele sind der Temperaturausgleich, die Entstehung von Reibungswärme, das Ausströmen eines Gases in einen Unterdruckmum oder die Diffusion. - Umkehrbar ist ein Prozeß dann. wenn man das System dadurch in den Anfangszustand zurückbringen kann. daß es alle Zustände in umgekehrter Reihenfolge durchläuft. Da!. ist bei der Zustandsänderung eines Gases nur möglich, wenn der Vorgang sehr langsam verläuft, so daß das System ständig im Druck- bzw. Temperaturgleichgewicht ist. Läßt man dagegen ein Gas in einem Zylinder plötzlich einen Kolben gegen äußeren Unterdruck heraustreiben, so ist die innen vom Gas geleistete Arbeit fpdV wegen der Druckdifferenz größer als die 5.2 Wärme und Arbeit 9 außen gewonnene poL1V. Es geht mechanische Energie .,verloren", die sich in Wärme umsetzt und beim Rücklauf fehlt (irreversibel). Beim reversiblen Prozeß muß der äußere Druck so einreguliert werden, daß er in jedem Moment gleich dem inneren ist. Beim Carnotschen Kreisprozeß durchläuft ein ideales Gas, das sich ständig im Gleichgewicht befinden möge, der Reihe nach folgende vier Zustandsänderungen, an deren Ende e wieder seinen Anfangszustand einnimmt: 1. eine isotherme Expansion bei der Temperatur T1 von A bis B, s. Abb. 5.7; 2. eine adiabatische Expansion von B bis C, wobei sich das Gas auf die Temperatur T2 abkühlt; 3. eine isotherme Kompression bei der Temperatur T2 von C bis D; 4. eine adiabatische Kompression von D bis A, also bis zur ursprünglichen Temperatur T1• Nach Durchlaufen des 4. Prozesses haben Druck, Volumen und Temperatur des Gases wieder ihre ursprünglichen Größen angenommen. Um einen solchen Prozeß zu verwirklichen, brauchen wir je einen Wärmepeicher der Temperatur T1 und T2 • Auf dem Weg AB bzw. CD wird das Gas in enge Berührung mit dem Wärmespeicher T1 bzw. T2 gebracht. Bei den adiabatischen Zustandsänderungen BC und DA wird das Gas thermisch isoliert, so daß kein Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfindet. Auf dem Wege ABC leistet das Gas äußere Arbeit, seine Arbeitsleistung ist also positiv, auf dem Rückweg CDA ist sie dagegen negativ. Für jeden Teilweg ist die Arbeit durch Jp d V gegeben (Abschn. 5.2.4). Beim ganzen Kreisprozeß leistet das Gas nach außen eine Arbeit W, die gleich der Fläche ABCD ist. Während der isothermen Expansion AB hat e eine Wärmemenge Q1 aus dem Wärmespeicher mit T 1 aufgenommen, und bei der i othermen Kompression CD gibt es eine kleinere Q 2 an den Wärmespeicher mit T2 ab. Es muß nach dem ersten Hauptsatz gelten: (5.19) Da man diesen Kreisprozeß, bei dem mechanische Arbeit gewonnen wird, beliebig oft wiederholen kann, hat man die Möglich- keit, ihn in einer Wärmekraftma chine zu verwirklichen. Wir erkennen aber au den obigen Betrachtungen, daß eine derartige, periodisch arbeitende Wärmekraftma hin immer nur zwi chen ärme peichern verschiedener Temperatur arb iten kann und daß nur ein Teil der vom peicher h hercr Temperatur abgegebenen Wärmemenge Q 1 in mechani ehe Energie W umgewandelt wird. Dieser Bruchteil beträgt: w Qt - Q2 Ql Ql 1'f-=- '- . (5.~0) Die übrige W rme Q 2 geht hin ichtli h der Arbeitsleistung nutzlo ,. er Ioren" . 11 b zeichnen wir ab den thermi chen Wirkung grad der Wärmekraftma chine. l•ür den notsehen Krei prozeß eine id al n (" läßt ich 11 berechn n. Man find t u (5 .17) zur i othermen Kompre ion ar bzw. -wärme: Q 1 / Q 2 'r. I 'Tz, und d = 11-- 72 11 = 11 .21) p II bb. 5.7. Carnol her Krei pr zcß 94 dementsprechend erhöhten Siedetemperaturen des Wassers. Trotzdem erreicht man bei Kolbendampfmaschinen auch unter den günstigsten Verhältnissen nur Wirkungsgrade bis zu maximal etwa 0,16. Wirtschaftlicher sind Dampfturbinen, bei denen ein aus einer Düse austretender Dampfstrahl auf ein Schaufelrad wirkt. Den besten Wirkungsgrad besitzen die mit erheblich größeren Temperaturunterschieden arbeitenden Verbrennungsmotoren. Mit Dieselmotoren läßt sich ein Wirkungsgrad von etwa 0,35 erzielen. Den reversiblen Prozeß können wir auch rückwärts laufen lassen, wobei unter Zufuhr von äußerer Arbeit dem Behälter mit der tieferen Temperatur Wärme entzogen und an den Behälter höherer Temperatur abgegeben wird. Das ist das Prinzip der Kältemaschine. Es wird also, aber nur unter Aufwand äußerer Arbeit, ein Körper gegenüber seiner Umgebung abgekühlt. Da beim umgekehrten Durchlaufen eines Kreisprozesses die dem Behälter tieferer Temperatur entzogene Wärme Q2 an den Behälter höherer Temperatur abgegeben wird, kann man einen Körper auch auf dem Wege über eine rückwärtslaufende Wärmekraftmaschine, die wir sinngemäß als Wärmepumpe bezeichnen, heizen. Dieser Weg ist viel günstiger als die direkte Heizung und wird im Zeitalter des "Energiesparens" von der Technik auch beschritten. Man entzieht nämlich den größten Teil der Heizwärme Q1 dem Behälter tieferer Temperatur, z. B. einem See oder der Außenluft, und muß nur die Arbeit W = Q1 - Q2 aufwenden. Dabei bleibt zwar physikalisch der Energieaufwand derselbe, aber die wirtschaftlich teuere und knappe Energieform (Öl, elektrische Energie) wird gespart. 5.2.6 Zweiter Hauptsatz der Wärmelehre, Entropie. Der erste Hauptsatz enthält nur die Aussage, daß bei jeder Umwandlung von Wärme in Arbeit oder umgekehrt die Energie erhalten bleibt. Er gibt uns aber keine Antwort auf die Fragen: Unter welchen Bedingungen und in welchem Umfang kann man aus Wärme Arbeit gewinnen? Die Antwort liegt bereits in den besprochenen Eigenschaften des Carnotschen Kreisprozesses, bzw. dem höchstmöglichen thermischen Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine (Absehn. 5.2.5). Der zweite Hauptsatz drückt das in einer zunächst negativen Formulierung folgendermaßen aus: Es ist unmöglich, eine periodisch arbeitende Maschine zu bauen, die lediglich dauernd einem Körper Wärme entzieht und diese vollsttindig in mechanische Nutzarbeit umwandelt, ohne daß weitere Prozesse ablaufen. Eine solche Maschi- 5. Wärmelehre ne wäre die billigste Energiequelle der Welt. Man bezeichnet sie historisch als Perpetuum mobile zweiter Art, im Unterschied zum nach dem Energieerhaltungssatz unmöglichen Perpetuum mobile, das zur besseren Unterscheidung auch Perpetuum mobile erster Art genannt wird. Man merke wohl, daß in einem einmaligen Vorgange, bei dem das arbeitende System nicht in seinen Ausgangszustand zurückkehrt, es sehr wohl die ganze aufgenommene Wärmemenge in mechanische Arbeit umsetzen kann. Ein ideales Gas von hohem Druck entzieht einem Speicher Wärme und verwandelt sie unter isothermer Expansion restlos in Arbeit, hat aber am Prozeßende nur noch geringen Druck, aber die gleiche innere Energie wie am Anfang, vgl. Abb. 5.7, Weg AB. Mögen Carnotscher Kreisprozeß und Perpetuum mobile 2. Art noch recht abstrakte und unmittelbar wenig durchschaubare Vorgänge darstellen, so gelangt man zu einer anschaulicheren Aussage des 2. Hauptsatzes, wenn man an das Prinzip der Kältemaschine anknüpft. Danach muß man Arbeit leisten, um Wärme von einem Körper tieferer Temperatur auf einen anderen höherer Temperatur zu übertragen. Wärme geht nie von selbst, d.h. ohne Arbeitsaufwand, vom kälteren zum heißeren Körper über, sondern stets umgekehrt. In der Natur suchen sich Temperaturunterschiede auszugleichen, ebenso wie Druck- und Konzentrationsunterschiede. Zur allgemeineren Formulierung des zweiten Hauptsatzes wird eine neue Zustandsgröße eingeführt, die Entropie S. Wir sagen, wenn ein Körper bei der Temperatur T die Wärmemenge Q in einem reversiblen Prozeß aufnimmt, so steigt seine Entropie um (5.22) Bei Wärmeabgabe fällt die Entropie entsprechend. Die Entropie-Änderung L1S ist also die reversibel ausgetauschte Wärmemenge, aber gemessen in einer Skala, die proportional T anwächst. Dieselbe Warmemenge entspricht bei höherer Temperatur einer viel geringeren Entropie als bei tieferer. 110 5. Wärmelehre kleines, so doch endliches Volumen, so daß man ein Gas nicht beliebig komprimieren kann. Der Raum, den man durch Druck verringern kann, ist nicht V, sondern V- b, wo b durch die Raumerfüllung der Moleküle bestimmt ist 17 • Auf Grund derartiger Überlegungen hat van der Waals folgende Zustandsgleichung für das Mol eines realen Gases aufgestellt: (p+ ; 2 )(V-b)=RT. (5.31a) a und b sind Stoffkonstanten des betreffenden Gases. a!V 2 ist der Kohäsionsdruck, der mit zunehmendem Volumen, d. h. mit größer werdendem Abstand der Moleküle, kleiner wird. Aus der Gleichung erkennen wir z. B., daß bei konstant gehaltener Temperatur das Gesetz p V= const nicht mehr gilt, daß aber das Gas um so besser die idealen Gasgesetze erfüllt, je größer sein Volumen, d. h. je geringer seine Dichte ist. Das gilt auch, je höher die Temperatur des Gases ist, denn bei wachsender Temperatur steigt der Druck, so daß das Glied a/V 2 gegenp immer mehr zurücktritt, vgl. Abb. 5.16, Isotherme 77 °C. Die van der Waalssche Gleichung gibt das Verhalten der realen Gase einschließlich ihrer Verflüssigung sehr gut wieder, mit folgender Einschränkung: Unterhalb der kritischen Temperatur liefert sie eine Isotherme mit Maximum, Wendepunkt und Minimum in dem Zustandsbereich, wo Dampf und Flüssigkeit nebeneinander existieren. Das zugehörige horizontale Stück der wahren Isothermen ist gerade die Sekante, die zusammen mit der van der Waals-Kurve zwei gleiche Flächen umschließt. Die von beiden Seiten in dieses Gebiet hereinragc:nden Stücke der Isothermen nach van der Waals geben links das Verhalten von überhitzter Flüssigkeit und rechts von übersättigtem Dampf, zwei nicht stabilen Zuständen, richtig wieder. Die kritischen Daten hängen mit den van der Waalsschen Konstanten a und b zusammen. Die Beziehungen ergeben sich aus der Bedingung, daß am kritischen Punkt die Isotherme eine horizontale Wendetangente haben muß: a (5.31 b) vk = 3 b , Pk = - -2 27 b Sa RTk = - . (5.31c) 27b Daraus folgt RTkiPk =Sb. Vergleicht man Gase mit etwa gleichem Molekülvolumen (b ), so ist großer kritischer Druck mit einer hohen kritischen Temperatur verbunden, vgl. Tab. 5.7, Stoffe der linken Spalte. 17 Abb. 5.17. Joule-Thomson-Effekt b ist gleich dem vierfachen Eigenvolumen aller Moleküle im Mol, das sog. Kovolumen. 5.4. 7 Tiefe Temperaturen. Zur Abkühlung eines Körpers, z. B. eines Präparates, benötigt man ein Kühlmittel, das sich auf tieferer Temperatur befindet und ihm daher Wärme entziehen kann. Besonders wirksam sind dabei Kühlmittel an einem Umwandlungspunkt, weil sie die entzogene Wärmemenge als Umwandlungswärme verwenden und daher nicht selbst wärmer werden. Eis ist ein wohlbekanntes Beispiel. Für tiefere Temperaturen müssen Gase verflüssigt werden, die in oder unter dem betreffenden Temperaturbereich ihren Siede- oder Schmelzpunkt haben, vgl. Tab. 5.6 und 5.3. Um erst einmal die Kältemittel selbst abzukühlen, kann man die Verdampfung einer Flüssigkeit ausnutzen. Gießt man Äther oder Chlorethan, C 2H 5Cl, auf die Haut, so wird dieser die zur Verdampfung nötige Wärme entzogen, und man erhält eine beträchtliche Abkühlung, welche die Schmerznerven unempfindlich macht (Lokalanästhesie). Entsprechend der Dampfdruckkurve (Abschn. 5.4.3) führt Verdampfen unter vermindertem äußeren Druck zu noch tieferen Temperaturen. - Sehr viel wirksamer ist die Verwandelung von Wärme in Arbeit durch adiabatische Expansion, bei der äußere Arbeit geleistet wird, vgl. auch Kältemaschine (Absehn. 5.2.5). Besondere praktische Bedeutung hat die Abhängigkeit der inneren Energie eines realen Gases vom Volumen. Wird es langsam gedrosselt entspannt, so tritt eine Temperaturänderung auf, auch ohne daß es nach außen Arbeit leistet. Wir wollen diesen sog. Joule-ThomsonEffekt zunächst etwas näher betrachten. Aus einem unter dem dauernden Druckp 1 stehenden Behälter ströme Luft durch ein Rohr in einen Behälter mit geringerem Druck p 2 , s. Abb. 5.17, wobei ein Wärmeaustausch mit der Umgebung verhindert wird. Das Rohr sei in der Mitte durch einen Pfropfen aus Watte verstopft, so daß das Gas sehr langsam überströmt, damit keine merkliche Reibungswärme entsteht. Dabei müssen wir beim Durchpressen des Volumens V1 die Arbeitp 1 V1 aufwenden (Abschn. 3.3.3). Andererseits leistet das durchgedrückte Gas hinter der Drossel- lll 5.4 Änderungen des Aggregatzustandes stelle gegen den kleineren Druck p 2 die Arbeit p 2 Vi, indem es das Gas vor sich herschiebt. Für ein reales Gas ist p 1 VI bei konstanter Temperatur nicht gleich p 2 Vi. Die innere Energie eines realen Gases besteht nun aus zwei Beiträgen, nämlich aus seiner molekularen Bewegungsenergie (M cv T für 1 mol) und der von den Anziehungskräften herrührenden potentiellen Energie - al V. Letztere nimmt bei sehr großem Volumen den Grenzwert Null an. Da die potentielle Energie also bei einer Ausdehnung immer zunimmt, muß bei fehlendem Wärmeaustausch die Bewegungsenergie der Moleküle, d. h. die Temperatur, entsprechend abnehmen (sog. innere Arbeit). Dazu kommt die Temperaturänderung wegen der äußeren Gasarbeit. Ist p 2 Vi > p 1 VI, so nimmt die Temperatur zusätzlich ab. Ist hingegen P2 V2 <p 1 VI, was nach der van der Waalsschen Gleichung durchaus möglich ist, so kann es sogar im ganzen zu einer Temperaturerhöhung kommen (Einfluß des Eigenvolumens, Konstante b ). So gibt es für jedes Gas eine Inversionstemperatur. Unterhalb derselben tritt Abkühlung ein, oberhalb Erwärmung. Bei Luft, Wasserstoff und Helium liegt die kritische Temperatur weit unter Zimmertemperatur, so daß man diese Gase zur Verflüssigung entsprechend abkühlen muß. Das von Linde begründete Verfahren beruht auf dem Joule-Thomson-Effekt bei gedrosselter Entspannung. Dazu kommt noch das Gegenstromprinzip. In der Lindemaschine zur Verflüssigung, s. Abb. 5.18, wird die Luft zuerst auf etwa 200 bar komprimiert und ihr dann die Kompressionswärme im Kühler L entzogen. Dann wird sie durch das Ventil V entspannt, wobei sie sich abkühlt. Diese kalte Luft strömt nun durch den Gegenstromapparat in den Kompressor K zurück. Dabei kühlt sie die neu zum Ventil V hinströmende Luft vor, so daß diese nach dem Entspannen eine tiefere Temperatur als die erstmalig entspannte Luft besitzt. So wird die zur Entspannung gelangende Luft ständig weiter abgekühlt, bis sie schließlich beim Ausströmen flüssig wird und in das Vorratsgefäß G abtropft. Flüssige Luft hat bei Atmo phärendruck eine Temperatur von - 191 cc. Da tickstoff einen höheren Dampfdruck oder tieferen iedepunkt als Sauer toff besitzt, s. Tab. 5.6, verdampft der erstere bevorzugt, und die Flüssigkeit wird be1 längerem Stehen immer reicher an Sauerstoff. Entspannt man Wassersraff bei Zimmertemperatur, so erwärmt er sich. Daher muß er erst unter seine Inversionstemperatur von - 80 •c, bei der der Wärmeeffekt das Vorzeichen wech elt, abgekühlt werden, ehe er dem Gegenstromapparat zur Entspannung und Verflü sigung zugeführt werden kann. Tiefsee Temperaturen. Der Siedepunkt von Helturn ist 4,2 K. Läßt man Helium , unter vermindertem Druck sieden, so erhält man Temperaturen bis zu 0,7 K, mit dem Isotop 3He 0,3 K. Temperaturen bis herab zu 5 mK erreicht man heute mit 3 He- 4 He-M1Schkryo taten, die eine räumliebe Phasentrennung de flus. igen Isotopengemi ehe usnutzen . Dabe1 bildet sich ob~.:n un Geraß em~ le1cb re, praktisch reine 1 He- Pha~e. H1e.mu~ ;..hffundiercn , n • wH: be1m Verdampfen. 3 H Atome m die darunterb 'ende 4 He-reiche Pha'"· Di I osung wärme 1 t au , vgl. Abschn. 5.4.2, so daß d1e Flü <1gkeit tm Kry ta 1h abkühlt. Indem man den M1s hkryo,taten · I nutzt und amchheßend da! Verfahren der d1 b tl eh n Kernentmagndhierun anwendet, t t elun en n t körperbis ca. 3 1-1K abLUkuhlen . Beim Entma nett 1 re d. h. beim Absenken d " Magnetfelde,, drehen Kh magnetische Dipole sukze ive us der Pddrichtung heraus, vgl. Ab,chn. 6.6.9 , di dafür erforderliche rbcit muß die therm1'che (mnere) Energie hefern. Mit die,en sog. kryogentn 1ethod n du h "K ltemlll>chinen" gelingt e nicht , ehr verdilnnte G auf e"trem tiefe Temperaturen zu klringen. B t 1hnen führt n den Bereich untcr 1 1-1K d1e KuhJung mtt Laserstrahl n, vgl. Abschn. 7.6.4. Man llenutzt dabe1 d n brem nd n Impulsübertrag eme' Ph ton , \ gl. b hn . 7 6 l und • bei der Abs\lfptwn in etn m entgegenkomm nd n tom auf dte,e-.. Die e erfahren ermoglichten ili Erzeu ung von kalten tom en Quantenga. en in r\r Jten. d1 nut dem obelpre1s 2001 u'geLeJChnet wurden. \ I. Absehn . 7.6.5 Aufgaben 5.4.1 Ein Regler h lt die Temperatur ein Knhlb de auf 10•c, wobei Ei die vom wärmeren Außenraum einströmende Wärme aufnimmt. Welche W rmemenge können dabei 5 kg Ei von o•c im ganzen aufnehmen? 5.4.2 In 50 cm 3 Wa ser werden 9 g eine to fes gelö t . Der Gefrierpunkt w1rd als -2,05 •c bestimmt. Wel he molare Masse hat der Stoff? 5.4.3 Bei Nachtfrostgefahr werden Weinberge in der Blütezeit mit Wasser be prüht. Wie werden aul die e Weise d ie Weinblü ten ge chützt? Abb. 5.18. Schema der Luftverflilssigun ' nach Linde