Rowohlt Theater Verlag · Hamburger Straße 17 · D-21465 Reinbek · Tel. 040 - 72 72 270 · Fax 040 - 72 72 276 · E-Mail: [email protected] www.rowohlt-theater.de 2013 / 14 Rowohlt-Theater_2013_Cover.indd 1 Fatih Akin Thomas Arzt Sibylle Berg Thomas Birkmeir Olivier Choinière Martin Crimp Michel Decar John von Düffel David Gieselmann Maxim Gorkij David Greig Olga Grjasnowa Anne Habermehl Händl Klaus Brigitte Helbling Niklaus Helbling Rolf Hochhuth Henrik Ibsen Elfriede Jelinek Dennis Kelly Jonas Hassen Khemiri Lucy Kirkwood Finegan Kruckemeyer Dirk Kurbjuweit Rolf Lappert Siegfried Lenz Philipp Löhle Duncan Macmillan Alistair McDowall Katie Mitchell Tuğsal Moğul Tina Müller Laura Naumann Sally Nicholls Nolte Decar René Pollesch Oliver Reese Thilo Reffert Erich Maria Remarque Michele Riml Moritz Rinke Oliver Schmaering Holger Schober Markus Schönholzer Günter Senkel Tim Staffel Gerhild Steinbuch Simon Stephens Ulrike Syha Theresia Walser Feridun Zaimoglu Juli Zeh 04.12.2013 10:11:23 Inhalt Martin Crimp, In der Republik des Glücks 1 Thomas Arzt, In den Westen 24 Martin Crimp, Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino 2 Michel Decar, Jenny Jannowitz 25 David Greig, Die Ereignisse 2 Nolte Decar, Helmut Kohl läuft durch Bonn 25 Duncan Macmillan, Atmen 3 Tuğsal Moğul, Die Ware Mensch 26 Alistair McDowall, Geniale Abenteuer 4 Tuğsal Moğul, Die deutsche Ayşe 26 Jonas Hassen Khemiri, Ich rufe meine Brüder 5 Tuğsal Moğul, Das Summen der Montags­würmer 27 Olivier Choinière, Die Domäne 6 Moritz Rinke, Wir lieben und wissen nichts 27 Thilo Reffert, Mein Jahr in Trallalabad 28 Simon Stephens, Supergute Tage oder Die sonderbare 6 Tim Staffel, Macht der Wölfe 28 Dennis Kelly, Die Opferung von Gorge Mastromas 7 Holger Schober, Roma Romeo und Sinti Carmen 30 Elfriede Jelinek, Strahlende Verfolger. 8 Tina Müller, Falk macht kein Abi 30 Elfriede Jelinek, Kein Licht. 8 Finegan Kruckemeyer, Der Junge mit dem ­längsten Elfriede Jelinek, Tod-krank.Doc 8 Elfriede Jelinek, Rein Gold 9 Welt des Christopher Boone Schatten Finegan Kruckemeyer, Eine lacht, eine weint, eine bleibt 31 32 Sibylle Berg, Und jetzt: die Welt! 10 Michele Riml, Der Junge auf dem Baum 32 Ulrike Syha, Mao und ich 11 Lucy Kirkwood / Katie Mitchell, Die Schöne und das Biest 33 Gerhild Steinbuch, Sleepless in my Dreams 11 Thomas Birkmeir, Die Nibelungen 33 Anne Habermehl, Wie Mücken im Licht 12 Brigitte Helbling, Niklaus Helbling, Markus Schönholzer, Anne Habermehl, Belgrader Hund 13 Laura Naumann, Raus aus dem Swimmingpool rein in Der Zauberer von Oz 34 Sally Nicholls, Wie man unsterblich wird 35 14 Rolf Lappert, Pampa Blues 35 Theresia Walser, Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel 15 Juli Zeh, Land der Menschen 36 Rolf Hochhuth, 9 Nonnen fliehen 16 Juli Zeh, Nullzeit 36 John von Düffel, Weltkrieg für alle 16 Olga Grjasnowa, Der Russe ist einer, der Birken liebt 37 John von Düffel, Kirschgarten – Die Rückkehr 17 Dirk Kurbjuweit, Angst 38 Händl Klaus, Thomas 18 Fatih Akin, Soul Kitchen 38 Händl Klaus, Rechne 18 Siegfried Lenz, Deutschstunde 39 Feridun Zaimoglu / Günter Senkel, Moses 19 Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues 39 David Gieselmann, Die Phobiker 20 Oliver Reese, Wahlverwandtschaften 40 David Gieselmann, Container Paris 21 John von Düffel, Orest 41 Oliver Schmaering, Theorie des Praktischen 22 Henrik Ibsen 42 Philipp Löhle, Du (Normen) 22 Maxim Gorkij 43 Philipp Löhle, Wir sind keine Barbaren! 23 Ur- und Erstaufführungen 44 mein Haifischbecken (Arbeitstitel) Der Rowohlt Verlag wird in Zukunft ausgewählte Theaterstücke als E-Book Only publizieren. Mehr dazu unter: www.rowohlt-theater.de/aktuell. Die ersten fünf Titel sind ab November 2013 erhältlich. «Martin Crimp lässt seine Figuren virtuos zwischen Archetypen und moderner Psychologie oszillieren.» Sü ddeutsch e Zeitu ng formen, ich-fixiert zu sein und ewig zu leben. Bis sich die Bühne ein drittes Mal verwandelt und verengt zu einem geisterhaften Endspiel: Die Welt draußen scheint untergegangen, doch unbeeindruckt hält ein Herrscherpaar an seinem Terrorregime fest. ■ Mit In der Republik des Glücks M artin Crimp In der Republik des Glücks «Wo ist die Welt hin? Was haben wir getan? … Haben wir sie aus Versehen gelöscht?» E s beginnt wie ein überbelichtetes «well-made play»: In trauter Zwietracht ist die Familie um den Weihnachtsbaum versammelt und packt in schönster Komödientradition ihre peinlichsten Geheimnisse aus. Dann wechselt radikal die Szene: Ein Diskursraum öffnet sich, in dem von denselben Schauspielern die «Grundfreiheiten des Individuums» eingefordert werden – die Freiheit, ein furchtbares Trauma zu erleiden, flächendeckend überwacht zu werden, den eigenen Körper umzu- knüpft Martin Crimp an sein Erfolgsstück Angriffe auf Anne an und entwirft das Inferno unserer Gegenwart, eine «danteske Reise aus der Familienhölle durchs therapeutische Fegefeuer in einen sehr ungemütlichen, kalten Himmel … Crimp ist ein unerreichter Meister der offenen Form … Er lässt dem Publikum die Option, sein eigenes Stück zu kreieren. Dabei gelingt es ihm immer aufs Neue, den Zuschauer auf dem falschen Fuß zu erwischen – und genau damit alles richtig zu machen. Eine der besten Pro­duk­tio­nen des Londoner Theaterjahres.» (Süddeutsche Zeitung) «In der Republik des Glücks ist Martin Crimps bisher innovativstes und zugleich unmittelbar politischstes Stück … Seine Dialoge sind ebenso poe­ tisch wie präzise in ihrem Angriff auf Ego-Wahn, alltägliche Grausamkeit und die Konsequenzen einer Konsumgesellschaft, die uns nicht als Menschen, sondern Kunden sieht … Ein Text voller Wut und abgründiger Komik.» (Tribune) «In der Republik des Glücks ist von geradezu hypnotischer Brillanz.» (The Times) Martin Crimp ■■ In der Republik des Glücks (In the Republic of Happiness) Deutsch von Ulrike Syha 5 D – 3 H U: 12.12.2012 Royal Court Theatre, London (Regie: Dominic Cooke) DSE: 28.11.2013 Deutsches Theater Berlin (Regie: Rafael Sanchez) Weitere Insze­nie­ rungen bisher: Thalia Theater Hamburg (Regie: Anne Lenk), Theater Ingolstadt (Regie: Christian von Treskow) www.rowohlt-theater.de 1 «Wenn ich eine Spur in der Welt hinterlassen will, dann muss ich es jetzt tun. Die einzigen Mittel, die ich habe, sind Kunst oder Gewalt. Und ich war nie gut im Zeichnen.» Martin Crimp ■■ Alles Weitere ­ ennen Sie aus k dem Kino (The Rest Will Be Familiar to You from Cinema) Nach Euripides’ Die Phönizierinnen Deutsch von Ulrike Syha 3 D – 8 H – Mädchen­ chor Auftragswerk für das Deutsche Schau­ spielhaus Hamburg U: 24.11.2013 Deutsches Schau­spielhaus Hamburg (Regie: Katie Mitchell) David Greig ■■ Die Ereignisse (The Events) Deutsch von Brigitte Auer 1 D – 1 H – Laienchor U: 04.08.2013 Traverse Theatre, Edinburgh, als internationale Ko­pro­ duk­tion im Rah­men des Edinburgh Fringe Festival (Regie: Ramin Gray) DSE: 22.11.2013 Schauspielhaus Wien (Regie: Ramin Gray) Ausgezeichnet mit dem Scotsman Fringe First Award und dem Carol Tambor Best of Edinburgh Award M artin Crimp Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino «Multipliziert sich eine Sphinx nicht einfach endlos – wie die Anzahl der Fragen?» E in gespenstischer Mädchenchor holt die bekannten Figuren aus dem alten Mythos neu ans Licht der Jetztzeit: Noch einmal wird der Krieg um Theben aufgerufen, noch einmal der Kampf zwischen den Brüdern Eteokles und Polyneikes, der für beide tödlich endet, ebenso für ihre Mutter Iokaste, die mit Ödipus unwissentlich ihren eigenen Sohn geheiratet hatte. Wie Wiedergänger ihrer selbst erinnern und durchleben sie alle in Crimps Stück, das seinerseits auf Euripides’ Die Phönizierinnen zurückgreift, ein weiteres Mal ihr furchtbares Schicksal, dessen Fäden sich endgültig verwirrten, als Ödipus die Frage der Sphinx beantwortete. In einer Sprache, die nahtlos zwischen antikem Tragödienton, Slang und aktuellem Militär-, Politik- und Wirtschaftsvokabular wechselt, zeigt Martin Crimp, wie die Lösung eines Rätsels nur weitere Rätsel produzierte und eine Spirale der Gewalt in Gang setzte, deren Wucht bis heute wirkt. ■ Übersetzt hat beide Stücke Ulrike Syha, d ­ eren Mao und ich im Dezember 2013 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt wird (siehe S. 11). David Greig Die Ereignisse S taatlich subventionierte multikulturelle Propaganda» nennt ein rechter Politiker Claires Chor. Alte, Flüchtlinge, Immigranten, junge Mütter und Arbeitslose haben hier unter ihrer Leitung zusammen gesungen. Bis vor ein paar Monaten ein Junge in den Gemeindesaal trat und das Feuer auf sie eröffnete. Claire hat überlebt, aber in ihr altes Leben findet sie nicht mehr zurück. Ihr Wunsch, die Tat zu begreifen, den Jungen zu verstehen, gerät zur Besessenheit – nur wenn sie einen Grund für die Ereignisse findet, kann alles, woran sie mal geglaubt hat, wieder Sinn ergeben. Doch je weiter Claire forscht, umso uneindeutiger werden die Erklärungen, umso mehr entzieht sich das Böse dem Begreifen. In seinem Stück für zwei Darsteller und einen Chor geht es David Greig weniger um das Psychogramm eines Amokläufers als um die Nachbeben seiner Tat und die Frage, wie Zuversicht trotz allem möglich ist. unaufgeregter, zurückhaltender Text voller Mitgefühl, ein kraftvolles Stück über nicht eine, sondern viele verlorene Seelen. Es geht um Trauer, Wut und Rache, aber auch um das, was unsere Gesellschaft zusammenhält, was uns trennt und was uns menschlich macht … Ein Stück, das es wagt, in die Dunkelheit in uns allen zu blicken und nach einem Funken Licht zu suchen.» (The Guardian) ■ «Ein ■ Zuletzt wurde David Greigs Jugendstück Mons­ ter am Staatsschauspiel Hannover erstaufgeführt 2 www.rowohlt-theater.de Eine Sommernacht, Burgtheater (Vestibül) Wien (Regie: Mina Salehpour). Weitere Inszenierungen bisher: Theater Bremen / Moks (Regie: Michael Talke), Staatstheater Braunschweig (Regie: Ulrike Hatzer), TiG7, Mannheim (Regie: Peter Klein). Monster ist «ein witziges, emotionsgeladenes, hervorragend gearbeitetes und auch sprachlich ziemlich ausgefuchstes Stück … ein wunderbares Beispiel für die Lebendigkeit, die Vielstimmigkeit und auch die Furchtlosigkeit von Theater.» (Hannoversche Allgemeine Zeitung) «Aus (Greigs) kleiner Geschichte für Jugendliche wird großes Theater, das berührt und das vor allem nachhallt, weil es etwas zu sagen und zu zeigen hat.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung) wird in dieser Spielzeit Eine Sommernacht von David Greig und Gordon M ­ cIntyre am Theater Biel-Solothurn (Regie: Dominik von Gunten), Theater Praesent, Innsbruck (Regie: Elke Hartmann), Theater Augsburg (Regie: Pascal W ­ ieandt) sowie an der Komödie Winterhuder Fährhaus, Hamburg (Regie: Folke Braband), nachgespielt. Der Brite Duncan Macmillan, geboren 1980, ist Autor und Regisseur. Für Atmen gewann er 2013 bei den Off West End Awards den Preis für das beste neue Stück. Ebenfalls 2013 war er mit seiner zusammen mit Katie Mitchell und Lyndsey T ­ urner erarbeiteten Bühnenfassung von ­Friederike ­Mayröckers Reise durch die Nacht zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Zurzeit schreibt ­Macmillan u. a. an einem Auftragswerk für das National ­Theatre, London. ■ Außerdem «Das schönste, anrührendste Stück des Jahres.» Su n day Express Duncan M acmill an Atmen W er will heute noch ein Kind? Die Erde ist überbevölkert, die Rohstoffe werden knapp, die Wirtschaft kollabiert. Ein Einwand folgt dem nächsten, als sich ein junges Paar an der Kasse bei Ikea die Frage nach einem Baby stellt, das sich beide dennoch wünschen. Doch sollten nicht gerade gute, verantwortungsbewusste Menschen, die Fairtrade kaufen, den Müll trennen und Filme im Original mit Untertiteln schauen, darauf verzichten, durch ihre Vermehrung zum Untergang des Planeten beizutragen? Oder gilt das genaue Gegenteil? Und Duncan Macmillan ■■ Atmen (Lungs) Deutsch von Corinna Brocher 1 D – 1 H U: 28.09.2011 Studio Theatre, Washington D. C. (Regie: Aaron Posner) DSE: 30.11.2013 Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin (Regie: Katie Mitchell) www.rowohlt-theater.de 3 Alistair McDowall, 1987 in Nordengland geboren, war 2012 Teilnehmer des Young Writers Festival am Londoner Royal Court Theatre. Zurzeit schreibt er an einem neuen Stück für die Theater­kompanie Paines Plough sowie an einem Drehbuch für ­Channel 4. Alistair McDowall ■■ Geniale Abenteuer (Brilliant Adventures) Deutsch von John Birke 6H U: 05.03.2013 Royal Exchange Theatre, Manchester (Regie: Caroline Steinbeis) DSE: März 2014 Nationaltheater Mannheim (Regie: Robert Teufel) Ausgezeichnet mit dem Bruntwood Prize for Playwriting wie verändert ein Kind das eigene Leben, welche Einschränkungen bedeutet es, im Beruf wie in der Freizeit? In einem zeitlich raffiniert verschachtelten Dialog, der zwischen zwei Repliken manchmal ganze Jahre überspringt, verhandelt Duncan Macmillan in Atmen leichthändig die großen Daseinsfragen. Von Panik über Euphorie bis zu Ernüchterung reicht die Skala der Gefühle, wie sie fast jeder aus eigener Erfahrung kennt. zeichnet Macmillan nach, wie aus Gewissheiten Zweifel werden, enthüllt Betrug und Selbsttäuschungen mit einem kenntnisreichen und oftmals beunruhigenden Blick auf heutige Paar­ beziehungen.» (The Times) «Mit jeder Wendung des fesselnden Gesprächs detoniert ein neuer Sprengsatz.» (Evening Standard) «Macmillan bringt das Dilemma der modernen Mittelschicht auch und vor allem sprachlich auf den Punkt, in Sätzen, die fragmentarisch, überlappend und immer wieder sehr, sehr komisch sind.» (­Metro) ■ «Grandios Alistair McDowall Geniale Abenteuer L uke, 19, Stotterer und Physikgenie, hat in seiner schäbigen Sozialwohnung eine Zeitmaschine gebaut. Von einer Sekunde auf die nächste könnte sie ihn wegbeamen – weg von seinem großen Bruder Rob, einem Dealer, weg von seinem dementen Vater, der an der Nadel hängt und wie ein Hund angeleint werden muss, weg von Greg, Lukes Kumpel, der auch gern ins Drogengeschäft einstiege, und weg von den Junkies in der Nachbarschaft. Das Problem ist nur, dass die Maschine lediglich in eine Richtung funktioniert: Sie schickt den Zeitreisenden fort ohne Chance zur Rückkehr, sodass man Gefahr läuft, sich irgendwann, in der Vergangenheit oder Zukunft, selbst zu begegnen. Erst als Ben auftaucht, ein reicher, überaus gewaltbereiter Investor, der die gesamte Gegend aufkaufen und mit seinem Stoff versorgen will, wird Luke gezwungen, seine Erfindung wohl oder übel anzuwenden. trifft auf Science-Fiction trifft auf Quentin Tarantino: «Alistair McDowalls faszinierendes Debütstück spielt nach seinen eigenen Regeln … Mit größter Selbstverständlichkeit verwirklicht es die wildesten Ideen und unterläuft sämtliche Erwartungen.» (The Times) «Wie McDowall die Grenzen zwischen Realismus und Fantastik überwindet, ist voller Überraschungen. Mit spielerischer Ernsthaftig«Du musst aufhören keit verbindet er psychologische Motive mit den Fantasiewelten aus Playstation, Menschen zu verklären. Dr. Who und Star Wars. Dass er dabei nie Menschen sind die existenziellen Konflikte der Figuren verrät, ist das Besondere.» (Ingoh Brux nicht so wichtig.» im Jahrbuch 2013 von Theater heute) 4 www.rowohlt-theater.de ■ Sozialdrama war im September 2013 die deutschsprachige Erstaufführung von Apathisch für Anfänger am Staatstheater Braunschweig (Regie: Mina Salehpour). «Jonas Hassen Khemiri hat eine sprachlich präzise, bissig satirische, wirklich witzige und raffiniert vielschichtige dramatische Konstruktion geschaffen … eine Reportage über Flüchtlingskinder als Bühnenkrimi.» (Die Deutsche Bühne) «Aus einem Stück, das so tut, als sei es eines über Rassismus, wird ein Stück über Sprachmacht und Sprachmanipulation.» (Nachtkritik) «Wie hier ein ernstes Thema mit Witz, aber auch mit analytischer Ernsthaftigkeit angegangen wird, das nimmt das Publikum von der ersten Szene an gefangen.» (Deutschlandradio) ■ Zuletzt Jonas Hassen Khemiri Ich rufe meine Brüder A mor ist kein Terrorist. Auch wenn wir das annehmen könnten, nachdem wir uns 24 intensive Stunden lang in seinem Kopf befunden haben. Amor ist schwedischer Student, bester Kumpel, hilfsbereiter Cousin und fürsorglicher Enkel. Er ist unschuldig. Auch wenn er selbst daran zu zweifeln beginnt, einen Tag nachdem in Stockholm eine Auto­bombe explodiert ist. Er bewegt sich durch die Stadt und geht möglichst unauffällig seinem Alltag nach. Aber wie sieht man aus, wenn man sich ganz normal verhält? Amor fängt an, sich selbst zu beobachten. Ist das schon paranoid, oder ist die Stadt tatsächlich in Angst erstarrt? Wie gut, dass ihm seine Verbündeten, Pardon, seine Liebsten zur Seite stehen – zumindest am Telefon. So spricht er mit seiner Cousine in Tunesien, mit seiner Jugendliebe Valeria, sogar mit seiner Oma im Jenseits und schließlich auch mit Shavi, der schon eine Stunde nach dem Attentat gute Ratschläge für ihn hatte. Er ruft seine «Brüder», um sich zu vergewissern, wo die Grenze zwischen Täter und Opfer, Phantasie und Wirklichkeit verläuft. Ich rufe meine Brüder zeigt, wie brüchig diese Grenze ist und wie leicht sich die Blicke manipulieren lassen in einer Gesellschaft, die zwanghaft alles beobachten muss. Khemiri hat das in seinem offenen Brief an die schwedische Innenministerin mit scharfsinnigem Humor eindrücklich dargestellt. Der Brief schlug in Schweden hohe Wellen und wurde neben dem kompletten Stücktext auch in Theater heute 07 / 2013 abgedruckt. Jonas Hassen Khemiri ■■ Ich rufe meine Brüder (Jag ringer mina ­bröder) Deutsch von Jana Hallberg 2 D – 2 H U: 18.01.2013 Stads­ teater Malmö (Regie: Farnaz Arabi) DSE: 20.04.2013 Landestheater Nieder­ österreich, St. Pölten, in Ko­produk­tion mit dem Ball­haus Naunyn­ straße, Berlin (Regie: Michael Ronen) Abdruck in Theater heute 07 / 2013 Apathisch für Anfänger, Staatstheater Braunschweig www.rowohlt-theater.de 5 Olivier Choinière ■■ Die Domäne (Nom de domaine) Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel 1 D – 2 H U: 16.10.2012 Théâtre de Quat’Sous, Montréal (Regie: Olivier Choinière) Werkstattinszenierung im Rahmen des Festival Primeurs im November 2012 in Saarbrücken Die Ursendung als Hörspiel war unter dem Titel Gute alte Zeit im Februar 2013 im SR2 (Regie: Harald Klewer). 6 www.rowohlt-theater.de Olivier Choinière Die Domäne «Ich habe meine Söhne auf einer Pornoseite im Internet ertappt, wo es ein unglaublich brutales Online-Spiel gibt. Sie sagen, Ihr Sohn hat sie da eingeführt. Ich halte es für richtig, Sie ­darüber zu informieren.» P ornographie und Gewalt im Internet – der Schrecken aller Eltern. Als die Mutter erfährt, dass ihr 16-jähriger Sohn angeblich Nachbarskinder in brutale Online-Spiele einführt, setzt sie sich sofort aufgeschreckt an den Computer. Ihr Mann schließt sich im Büro ein und stattet der angeblichen Pornoseite ebenfalls einen Besuch ab – allerdings treibt ihn eher erotische Neugier als elterliche Besorgnis. Gleichzeitig schwänzt der Sohn die Schule und geht ebenfalls online. Aber statt wie erwartet inmitten von Sex und Perversion zu landen, klicken sich die erstaunten Eltern in eine streng religiöse Dorfgemeinschaft des 19. Jahrhunderts. Mutter, Vater und Sohn, die im echten Leben seit dem Unfalltod der kleinen Tochter kaum noch miteinander sprechen, treffen sich in der «Domäne» als archaische Kleinfamilie am hölzernen Küchentisch. Hier gibt es klare Regeln zu befolgen; gute Taten werden belohnt, schlechte bestraft – fast heilsam für eine zerfallende und verstörte Familie, wie sie es sind, könnte man meinen. Doch die Erleichterung der Mutter hält nicht lange an. Denn auch hier gibt es eine Tochter: ein böses kleines Mädchen, das gezüchtigt werden muss, damit Punkte gesammelt werden. Um ihr Kind diesmal retten zu können, muss die Mutter gegen alle Vorschriften der Domäne verstoßen. Gefangen in der düsteren Parallelwelt des Spiels, brechen sich Schuld, Trauer und Wut der drei Spieler endlich Bahn. Simon Stephens S imon Stephens’ Bühnenfassung von Mark Haddons Roman Supergute Tage oder Die son­ derbare Welt des Christopher Boone wurde bei ihrer deutschsprachigen Erstaufführung «begeistert aufgenommen … In Christophers Welt kündigen sich ‹supergute Tage› an, wenn fünf rote Autos einer Reihe vorbeifahren. Fünf Aufführungen dieses Stücks en suite würden diesem Kriterium auch entsprechen» (Dresdner Neueste Nachrichten). Christophers Geschichte «ist mehr als nur rührend … Der Junge findet (zwar) mutig seinen Weg hinaus ins teils selbstbestimmte Leben, doch nur sympathisch wird er uns nicht. Weil die Konflikte zwar ansatzweise gelöst werden, aber Christophers Egoismus und die Härte der Probleme weiter bestehen bleiben» (Deutschlandfunk). «Nach und nach (kommt) ein kantiges Sozial- und Familiendrama zum Vorschein und darin das Bild eines jugendlichen Außenseiters, der sich einer für ihn völlig konfusen und unverständlichen Welt ausgesetzt sieht» (Nachtkritik). Stück und Inszenierung «verraten das Komische nie an das Lächerliche und finden in der alltäglichen Tragik einer zersplitterten Familie zu einer berührend rea­listi­schen Darstellung» (Dresdner Morgenpost). Nachgespielt wurde bzw. wird Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone bisher am Nationaltheater Mannheim (Regie: Marcelo Diaz), neuen theater halle (Regie: Boris von Poser), Münchner Volkstheater (Regie: Nicole Oder), Theater Ulm (Regie: Andreas von Studnitz), Theater Bielefeld (Re­gie: Michael Heicks), Jungen Theater Bonn (Regie: N. N.), Volkstheater Wien (Österreichische Erstaufführung, Regie: Matthias Kaschig) und am Staatstheater Nürnberg (Regie: Christoph Mehler). B l i ck zu r ü ck n ac h vo r n Stephens’ Three Kingdoms, 2011 als internationale Koproduktion an den Münchner Kammer­ spielen uraufgeführt (Regie: Sebas­ tian Nübling) und 2012 in der Kritikerumfrage von Theater heute zum besten ausländischen Stück des Jahres gewählt, wurde bzw. wird bisher nachgespielt am Theater Kiel (Regie: Ulrike Maack), Landes­ theater Tübingen, LTT (Regie: Stefan Rogge) sowie am Theater Osnabrück (Regie: Dominik Günther). ■ Simon Mark Haddon / Simon Stephens ■■ Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone (The Curious Incident of the Dog in the NightTime) Nach dem Roman von Mark Haddon Für das Deutsche Schauspielhaus Hamburg hat Simon Stephens das Auftrags­werk Carmen Dis­ ruption geschrieben, dessen Uraufführung im März 2014 sein wird (Regie: Sebastian Nübling). ■ Bühnenfassung von Simon Stephens Deutsch von Barbara Christ 5 D – 5 H Kelly steht für ein Theater der Dringlichkeit wie kein anderer zeitgenössischer Autor, seine Stücke sind tiefe Blicke in die Abgründe menschlicher Seelen … In Die Opferung von Gorge Mastromas nimmt Kelly das Signum der Zeit und bricht es auf private Geschichten herunter … Mit seinem offenen Schluss beleuchtet er das moralische Dilemma an sich (welche Entscheidung kostet welches Opfer?) und setzt gleichzeitig hellste Schlaglichter auf die Verfasstheit unserer Gesellschaft … Ein Ereignis.» (Deutschlandradio) «Kellys Stück beschreibt die Brüchigkeit von Moral, wenn der bedingungslose Mensch sich über sie hermacht … Raffiniert tauscht Kelly die Perspektiven, erzählende und dramatische Szenen wechseln sich ab. Das hemmt das Pathos, aber nicht die Wirkung.» (Nachtkritik) «Ein großer Wurf.» (Die Deutsche Bühne) ■ «Dennis Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone, Staatsschauspiel Dresden ■ Auch Dennis Kellys Waisen hatte bzw. hat in der Dennis Kelly D ennis Kellys Stück Die Opferung von ­Gorge Mastromas hatte im September 2013 nicht nur seine englischsprachige Erstaufführung als Eröffnungspremiere von Vicki Featherstones ­neuer Intendanz am Londoner Royal Court Theatre, sondern wird in der aktuellen Saison auch an vielen deutschsprachigen Theatern nachgespielt: am Schauspiel Essen (Regie: Thomas Ladwig), Hans Otto Theater, Potsdam (Regie: Elias Perrig), ­Theater Bern (Schweizer Erstaufführung, Regie: Markus Kubesch), Theater Kanton Zürich (Regie: Rüdiger Burbach), Theater Ingolstadt (Regie: ­Jochen Schölch), E. T. A. Hoffmann Theater, Bamberg (Regie: Frank Behnke), und am Theater Bonn (Regie: Stefan Rogge). aktuellen Saison weitere Premieren, u. a. am Theater der Keller, Köln (Regie: Sandra Reitmayer), Pfalztheater Kaiserslautern (Regie: Harald Demmer), Schauspielhaus Graz (Regie: Lina Hölscher), an der Landesbühne Niedersachsen Nord, Wilhelmshaven (Regie: Anne Spaeter), sowie am St. Pauli Theater, Hamburg (Regie: Wilfried Minks). schreibt Dennis Kelly an den Dreh­ büchern für die zweite Staffel seiner TV-Serie Utopia, die in England Anfang 2013 auf Channel 4 angelaufen ist. ■ Zurzeit U: 02.08.2012 National Theatre, London (Regie: Marianne Elliott) DSE: 15.09.2013 Staats­ schauspiel Dresden (Regie: Jan Gehler) Ausgezeichnet mit sieben Olivier Awards, darunter für das beste neue Stück Dennis Kelly ■■ Die Opferung von Gorge Mastromas (The Ritual Slaughter of Gorge Mastromas) Deutsch von John Birke Besetzung variabel, mind. 2 D – 4 H U: 12.05.2012 Schauspiel Frankfurt in Koproduktion mit den Ruhr­fest­spielen Reckling­hausen (Regie: Christoph Mehler) www.rowohlt-theater.de 7 Kein Licht. «Jetzt sehe ich schon klarer, aber diese Klarheit ist nicht hell. Und eigentlich sehe ich gar nichts. Hell? Es darf nie wieder das Wort Helligkeit ausgesprochen wer­ den, denn es hat den künstlichen Beigeschmack, der dem Tod zuge­ setzt wird, damit wir uns ihm nicht nähern, das Wort Helligkeit ist uns also dauerhaft vergällt.» Aus «Kei n Licht (Epi log?)» Elfriede Jelinek ■■ Strahlende Verfolger. Besetzung variabel Entstanden auf ­An­regung des Deutschen Schau­spiel­ haus Hamburg U: 11.01.2014 Deutsches Schau­spielhaus Hamburg (Regie: Karin Beier) Elfriede Jelinek ■■ Kein Licht. Besetzung variabel, mind. 3 Darstel­ler/innen U: 30.09.2011 ­Schau­spiel Köln (Regie: Karin Beier) 8 www.rowohlt-theater.de Elfriede Jelinek Strahlende Verfolger. «Deutscher zu sein, das genügt schon, dann ist man mehr, dann wird man zur Kenntnis genommen, auch wenn man sich selbst nicht kennt.» D eutschland ist eine Exportnation, verschifft jedoch nicht nur Ware in die Welt, sondern ebenso gern das Wahre, was für die anderen nicht immer schön und gut ist. Hatten sich die Deutschen in Elfriede Jelineks Wolken.Heim. (1990) nicht von zu Hause fortbewegt und waren am Schluss zum Wald geworden, schwärmen sie nun in Strahlende Verfolger. aus und richten den Scheinwerfer ihrer Vernunft bis in die hintersten, dunklen Ecken, aktuell vorzugsweise in Europa, wo niemand mehr zahlt als die Deutschen, niemand aber auch mehr Geld verdient. Kaum sind sie in der Fremde angekommen, werden sie dort bisweilen heimischer als daheim, vermessen gründlich unbekannten Grund und erweitern die Grenzen ihres Spielraums, um darin zügig Ernst zu machen. Ausgehend von Geschichten deutscher Auswanderer im 19. Jahrhundert, die sich im neuen Land sofort selbstbewusst als Einwanderer begriffen, hat Elfriede Jelinek einen so bitterbösen wie umwerfend komischen Text über deutsche Wertarbeit, deutschen Größenwahn und das deutsche Wesen an sich geschrieben: ganz besonders dessen berüchtigte Tiefe, in die man leicht hineinfällt. F ukushima revisited. Seit der Uraufführung von Kein Licht. 2011 hat Elfriede Jelinek ihre Beschäftigung mit dem Super-GAU in Japan fortgesetzt und ihr Stück mittlerweile um zwei neue Teile erweitert. Prolog? ist eine Art negativer Schöpfungsgeschichte, die nach den Grundbedingungen des Sprechens fragt, während in Epilog? auf der Folie von Sophokles’ Antigone eine Stimme an den Ort des Geschehens zurückkehrt und durch eine apokalyptische Landschaft streift. Text spricht die Sprache der Wut. Wut angesichts der Katastrophe, an der wieder einmal die anderen oder die Natur schuld sein sollen. Die Kunst ist hier machtlos. Sie verkommt zur sinnentleerten, puppenhaften Betriebsamkeit, deren kaputte Protagonisten sich nur noch selbst kommentieren.» (die tageszeitung) «Ein grandioses Wort-Requiem … Die Melodien künden von Trauer, Verzweiflung, von Hohn und leisem Aberwitz als Antwort auf die lautstarke Brutalität der Geschichte.» (Die Welt) Kein Licht. wurde bzw. wird nachgespielt am Schauspielhaus Salzburg (Österreichische Erst­auf­ führung, Regie: Thomas Oliver Niehaus), Schlosstheater Moers (Regie: Philipp Preuss), Metropolitan Theatre, Tokio (Japanische Erst­auf­führung, Regie: Motoi Miura) sowie als Koproduktion von Drama Graz mit dem Kosmos Theater Wien (Regie: Ernst M. Binder). ■ «Jelineks Tod-krank.Doc I m Wald», «In der Maschine», «In der Krankheit», «Im Bus», «Im Keller» und «In der Hölle» heißen die sechs Teile von Tod-krank.Doc. Sie eint der «Einbruch des unfassbar Unvorhergesehenen. Ein schockoffenkundiges Geworfensein in das Andere, Fremde, Kontingente, Gottlose, das nur scheinbar Verwandte der Natur, die eben niemals Heimat sein, die menschengemachte Welt der Maschinen, die immer hybrid, letztlich (selbst-)zerstörerisch bleiben wird. Der Mensch, das Mangelwesen. Der schon immer kranke, der unheilbare, unerlöste, ertrinkende und sich verzweifelt und mit Gewalt Land suchende Prothesengott. Jelinek vollzieht Spiele nach, die immer schon entschieden waren. Und auch nur scheinbar offen gespielt wurden. Und doch sind sich nicht alle Verlierer gleich … Es gibt auch Verantwortliche, Täter, auch wenn es Opfer sind, die zu Tätern werden, schuldlos Schuldige.» (Benjamin von Blomberg im Jahrbuch 2013 von Theater heute) Ursprünglich war Tod-krank.Doc für Christoph Schlingensief entstanden, der dann aber – mit Jelineks Einverständnis – in seiner Ready-made-Oper Mea Culpa 2009 am Wiener Burgtheater nur wenige Sätze daraus verwendete. «Im Bus» wurde 2010 am Schauspiel Köln uraufgeführt (zusammen mit Das Werk und Ein Sturz, Regie: Karin Beier). Rein Gold I m März 2013 erschien im Rowohlt Verlag die Buchausgabe von Elfriede Jelineks Bühnen­essay Rein Gold: «Zweifellos einer von Jelineks besten Texten: übervoll an Anspielungen, streng durchkomponiert – und ohne jedes Versöhnungsangebot an die Gegenwart.» (Neue Zürcher Zeitung) «Es ist ein Wunder, mit welcher Selbstverständlichkeit Rein Gold neben Wagners Ring-Tetralogie entlangspringt, mit und jenseits von ihr bestehen kann … Eine fulminante Kapitalismuskritik.» (Frankfurter Rundschau) «Eine Fantasie über Wagner, die den Sog seiner Musik in die Struktur des Textes überführt und seine Mythen-Aneignungen in Dialog mit der Realität von heute treten lässt.» (die tageszeitung) «Spektakulär in diesem semantisch pral- len Bühnenessay ist, wie die Morde der Zwickauer NSU-Zelle in die Ring-Mythologie integriert werden. Die neudeutsche Hassfolklore in altdeutschem Licht – es schnürt einem den Hals zu. Großartig, wie hier in der Wunde gestochert wird.» (Die Zeit) hat Elfriede Jelinek für das Düsseldorfer Schauspielhaus ihr Debütstück Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften (1977) um den Text Nach Nora ergänzt, der den Blick von der Textilarbeiterin Nora Helmer (nicht nur) auf die heutige Massenproduktion von Kleidung in den Sweatshops der Dritten Welt lenkt. Uraufgeführt wurde Nach Nora im Oktober 2013 (Regie: Dušan David Parizek). Und auf Anregung des Schauspielhaus Zürich entstand für Über Tiere ein neuer dritter Teil, in dem Jelinek Besonderheiten der Schweizer Sex­ industrie, vor allem deren soeben eingeführte «Verrichtungsboxen», thematisiert. Uraufführung ist im Februar 2014 (Regie: Tina Lanik). ■ Außerdem Elfriede Jelinek ■■ Tod-krank.Doc Besetzung variabel Uraufführung des gesamten Textes: 29.11.2013 Theater Bremen (Regie: Mirko Borscht) Elfriede Jelinek ■■ Rein Gold Besetzung variabel U: 09.03.2014 Staats­ oper unter den Linden, Berlin (Regie: Nicolas Stemann) der Saison 2013 / 2014 wird – neben zahlreichen weiteren Jelinek-Stücken im In- und Ausland – besonders das Sekundärdrama zu Goethes Faust, FaustIn and out, mehrfach nachgespielt, das 2013 für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert war: u. a. am Deutschen Theater Göttingen (Regie: Swantje Möller), Theater Aachen (Regie: Ludger Engels), Theater Bremen (Regie: Felix Rothenhäusler), Residenztheater (Cuvilliés­thea­ter) München (Regie: Johan Simons). Dušan David Parizeks Uraufführungsinszenierung wechselt vom Schauspielhaus Zürich an das Düsseldorfer Schauspielhaus. ■ In Simons Urauf­füh­rungs­­ insze­nie­rung von Jelineks Die Straße. Die Stadt. Der Über­ fall. (Münchner Kammerspiele) war 2013 zum Berliner Theater­ treffen eingeladen; Sandra Hüller wurde darin zur besten Schauspielerin des Jahres gewählt. ■ Johan Die Straße. Die Stadt. Der Überfall., Münchner Kammerspiele www.rowohlt-theater.de 9 Sibylle Berg ■■ Und jetzt: die Welt! Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen Besetzung variabel, mind. 1 D Auftragswerk für das Maxim Gorki Theater, Berlin U: 23.11.2013 Maxim Gorki Theater, Berlin, in Kooperation mit dem jungen theater basel (Regie: Sebastian Nübling) Sibylle Berg Und jetzt: die Welt! Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen «Grenzenlos und unendlich wollen wir sein. Und sind doch nur wer, der besoffen ist und mit jemandem nach Hause geht, der auch nur mit jemandem nach Hause geht.» S ie sind klug, gut ausgebildet und leben in prekären Verhältnissen, weil auch das x-te Praktikum kein Geld bringt. Sie verkaufen selbstgekochte Drogen im Internet, schreiben Mode-Blogs und steigern den Marktwert ihres Körpers im Fitnessstudio, obwohl sie den Markt verachten. Sie kommunizieren per Skype, SMS, Chat oder Telefon, und doch bleibt da ein Gefühl von überwältigender Einsamkeit. Eine junge Frau bilanziert in Sibylle Bergs «Text für eine Person und mehrere Stimmen» ihr bisheriges Leben: früher Mitglied einer brutalen Mädchengang, heute friedlich Yoga, früher unbeholfenes Knutschen mit Jungs im Zeltlager, heute Gender-Fragen und die Projekte «Sex» und «Liebe» mit Männern oder Frauen, früher hochfliegende Ideale, heute Pragmatismus. Sehnsucht ist etwas, das man hauptsächlich aus Filmen kennt, Familie Angst reist mit, Staatstheater Stuttgart 10 www.rowohlt-theater.de ein Verbund, den man sich selbst zusammenstellt, und immer lauert draußen die Welt, stellt Forderungen und diktiert Bilder, denen man unmöglich genügen kann. Gnadenlos und zugleich mit großer Zärtlichkeit porträtiert Sibylle Berg vier Frauen Anfang 20, die – schwankend zwischen Aggression und Apathie, Aufbruch und Abgeklärtheit – unsicher sind, wofür sie kämpfen sollen, und bei denen schon das Wort «wir» für berechtigte Skepsis sorgt. der vergangenen Saison wurde am Theater Bonn Sibylle Bergs Stück Die Damen warten uraufgeführt (Regie: Klaus Weise), dessen nächste Premiere im Januar 2014 an den Hamburger Kammerspielen ist (Regie: Kai Wessel), sowie am Staats­theater Stuttgart das Reiseoperepos Angst reist mit (Regie: Hasko Weber, Ko-Regie: ­Sibylle Berg), das im Juni 2014 am Schau­spiel Leipzig nachgespielt wird (Regie: Schirin Khodadadian). ■ In Ulrike Syha Ulrike Syha ■■ Mao und ich Mao und ich Besetzung variabel, mind. 2 D – 3 H Auftragswerk für das National­theater Mannheim «Vielleicht ist eine chinesi­sche Stunde nicht ­dasselbe wie eine deutsche Stunde.» U: 07.12.2013 National­ theater Mannheim (Regie: Ali M. Abdullah) E in Kongresshotel in der chinesischen Millio­nen­­ stadt Chongqing. Ruth und Marek, seit vielen Jahren ausdrücklich kein Paar, sollen hier Vorträge über internationalen Kulturaustausch halten. Doch ausgerechnet in der Fremde begegnen die zwei Westeuropäer hauptsächlich sich selbst – wenn auch einem anderen Selbst, als sie es vermutet hätten. Ruth erhält Einblicke in die Vergangenheit ihres Ehemanns, die eher zu neuen Fragen als zu Antworten führen, während Marek unverhofft auf seinen Stiefvater trifft, Lars, einen Globetrotter alter Schule. Dessen Abenteuer bilden einen fast demütigenden Kontrast zu Mareks eigenem ereignis­armen Leben, dem er sich bisweilen mit erfundenen Biographien entzieht. Noch weiß er dabei nicht, dass Lars ebenfalls ein paar Geheimnisse bewahrt. Für alle prallen fernab von zu­Hause liebgewonnene Fiktionen auf eine ungewohnte Wirklichkeit, die ihrerseits immer irrealer wird und in der das Gefühl für Zeit und Raum verschwimmt. Nicht ohne Grund nennt Ulrike Syha ihr Stück einen «Film für das Theater», denn eingeblendet in ihr konfliktgeladenes Kammerspiel und die lakonisch-sarkastischen Dialoge ist das wimmelnde Szenario einer global agierenden Metropole, deren Alltag keine Rücksicht auf Privates nimmt und rasant fortschreitet auf dem Weg ins 22. Jahrhundert. Syhas Bühnenfassung von John Steinbecks Jen­seits von Eden wird nach Inszenierungen am Theater Basel (Regie: Peter Kastenmüller), Theater Biele­feld (Regie: Christian Schlüter), an der Schauburg München (Regie: Gil Mehmert) und der Kon­zert­direktion Landgraf (Regie: Alexander Schilling) in dieser Saison am Staats­thea­ter Darm­ stadt Premiere haben (April 2014, Regie: Martin Ratzinger). ■ Ulrike Außerdem hat Ulrike Syha Martin Crimps Stücke In der Republik des Glücks und Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino ins Deutsche übersetzt (siehe S. 1). Gerhild Steinbuch ■■ Sleepless in my Dreams Ein DornröschenErweckungskuss 1 D – 2 H Auftragswerk für das Schauspiel Frankfurt Gerhild Steinbuch Sleepless in my Dreams U: 10.02.2013 Schau­ spiel Frank­furt (Regie: Pedro Martins Beja) Ein Dornröschen-Erweckungskuss «Wahr ist ohnehin nur das, woran man glauben mag.» D ie Zwerge herrschen über ein Sanatorium im Wald. Hier bringt man die wilden Kinder hin, die Kinder, die stören, die nicht «funktionieren», die, die manchmal wütend alles kurz und klein ­schlagen. «Hier werden Menschen gemacht. Wir fangen früh damit an.» Draußen schleicht der Wolf herum, deshalb bleibt man besser drinnen, arbeitet, singt und schläft und erzählt sich Geschichten, denn «das Reden formt die Gemeinschaft. Die Gemein- www.rowohlt-theater.de 11 Anne Habermehl ■■ Wie Mücken im Licht 1 H Auftragswerk für das Schauspielhaus Wien U: 09.10.2013 Schau­ spiel­haus Wien (Regie: Anne Habermehl) schaft formt ihre Legende und umgekehrt.» Aber die Welt, die die Zwerge erzählen, ist den Kindern zu eng, sie stoßen sich die Köpfe und die Arme an, und der Wolf will nicht draußen bleiben, er fährt ihnen in die Glieder und in die Gesichter. Verzweifelt versuchen sie, die alten Geschichten neu zu erfinden, die bösen Sagen vom Wolf, von der mörderischen Spindel, vom Jäger, der Bäuche aufschneidet, und vom Prinzen, der die Prinzessin im Schlaf überrascht. Immer wieder setzen sie an, die Welt hinter den Lügen zu entdecken, immer wieder scheitern sie. Immer mehr zerfallen die Erzählungen, und die rettende, die eine Wahrheit ist nirgendwo in Sicht … schreibt Gerhild Steinbuch im Auftrag der Opéra de Lille das Libretto für eine Oper von Wolfgang Mitterer, deren Uraufführung im März 2016 geplant ist (Regie: Ludovic Lagarde). ■ Zurzeit ■ Die Medien­perfor­mance Normarena (Produk­ tion: am apparat / Jan Machacek), für die Steinbuch den Text geschrieben hat, wird im November 2013 am brut Wien uraufgeführt und gastiert anschließend beim Spielart Festival in München. lief beim steirischen herbst 2013 Gerhild Steinbuchs und Jörg Albrechts Dia­vortrag Friendship is – Eine Besichtigungstour durch Pony­ ville, der danach auch im HAU, Berlin, und am Theater Braunschweig zu sehen war. ■ Zuletzt 12 www.rowohlt-theater.de Anne Habermehl Wie Mücken im Licht «Wenn die Revolution kommt, kommt sie für mich zu spät.» M ai 1918, Wien: In den letzten Wochen der Donaumonarchie schreibt ein junger Kommunist mit Kohle an die Wand seiner Gefängniszelle. Juli 1989, Bratislava: Am Vorabend der «Samtenen Revolution» verfasst ein Mann Briefe an seine in den Westen geflohene Frau. In Form von Wetterberichten beschreibt er sein untergehendes Land – bis er die absichtsvoll nicht ganz unmerkliche Überwachung jedes seiner Schritte nicht mehr erträgt. Wien heute, keine Revolution: Ein Jugendlicher macht seinen Geschwistern Frühstück, klaut im Supermarkt, irrt durch die Stadt. Sein Weg ist anhand seiner elektronischen Spuren lückenlos nachvollziehbar, nicht aber, warum er im Laufe des Tages ein Mädchen zusammenschlägt. «Was bringt Menschen dazu, sich zur Wehr zu setzen? Wann bringt ein repressiver Staat Widerstand hervor, und gibt es einen solchen überhaupt, wenn keine Feindbilder existieren? … Mich mit Geschichte zu befassen, hat nichts mit Vergangenheit zu tun, sondern mit einer Auflösung und Wiederholbarkeit von Zeit. Ich kann Dinge zu Hilfe nehmen, die bereits besser analysiert sind. Seltsamerweise fällt das Heute immer am ratlosesten aus … Eine Form von Widerstand ist vielleicht, Figuren im Widerstand zu erfinden.» (Anne Habermehl) Belgrader Hund E ine Autofahrt von Stuttgart Richtung S­ erbien. Bogdan und Liljana fahren in die Ferien, aber Urlaubsstimmung will nicht aufkommen. Nicht nur, dass es das Land, aus dem sie beide stammen, nicht mehr gibt: Was sie damit verbinden und wie sie mit der Erinnerung daran umgehen, könnte unterschiedlicher nicht sein. Zwar leben sie seit Jahren in Deutschland, trotzdem haben sie hier nie wirklich Fuß gefasst: Während Liljana sich noch heute schuldig fühlt, den Krieg in dem Land verbracht zu haben, das Bomben auf Belgrad werfen ließ, hält Bogdan die Erinnerung an Serbien hoch … Belgrader Hund, geschrieben für eine Pro­duk­ tion in einem Auto, geht in zwei längeren Szenen, gerahmt von assoziativen Vignetten, den Erschütterungen nach, die die Jugoslawienkriege, mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem Ende und weit über die Landesgrenzen hinaus, nach sich ziehen. Januar 2013 war am Schauspielhaus Wien die Uraufführung von Anne Habermehls Luft aus Stein (Regie: Anne Habermehl), das u. a. zu den Autoren­theater­tagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen war. ■ Im «Anne Habermehl ist ein beeindruckendes Stück gelungen … Diese Dramatikerin begegnet unserer gesellschaftlichen Steinzeit mit viel Empathie und zarten Bildern. Habermehl schenkt den Gefallenen, den elenden Kindern ihrer Zeit Flügel – sie dürfen bei ihr abheben über das Desaster der Situation. Poesie als Mittel gegen die mitläuferische Zeitgenossenschaft der Akteure und die Unvernunft der Liebe als schöner Triumph über die Agenda der Verkommenheiten … Im Wiener Schauspielhaus wurde ein wichtiges, man könnte fast sagen ‹wahrhaftiges› Stück entdeckt.» (Süddeutsche Zeitung) «Diese reduzierte Familienskizze ist ein spannendes und berührendes Panorama … Ein Theaterabend, der aus dem von der jüngsten Generation beklagten ‹Vergangenheitskrebs› das Beste macht.» (Wiener Zeitung) Anne Habermehl ■■ Belgrader Hund 1 D – 1 H Auftragswerk für das Staatstheater Stuttgart U: 26.10.2013 Staats­ theater Stuttgart (Regie: Stefan Pucher, Ko-Regie: Tom Stromberg) der aktuellen Spielzeit ist Anne Habermehl Hausautorin am Schauspielhaus Wien, für das sie u. a. an einem Libretto schreibt, dessen Uraufführung für 2015 geplant ist. Im Sommer 2014 ist sie Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart. ■ In Luft aus Stein, Schauspielhaus Wien www.rowohlt-theater.de 13 Laura Naumann ■■ Raus aus dem Swimmingpool rein in mein Haifischbecken (Arbeitstitel) 2 D – 1 H – ein/e weitere/r Darsteller/in Auftragswerk für das Schauspielhaus Bochum U: 13.03.2014 Schau­ spiel­haus Bochum (Regie: Malte C. Lachmann) L aur a Naum ann Raus aus dem Swimmingpool rein in mein Haifischbecken (Arbeitstitel) «Ich glaube an so was wie Liebe. Und Güte. An Gerechtigkeit. An Verständigung. Ich weiß, dass es das gibt. Nur in den großen Zusammenhängen seh ich es nirgends.» N achrichtensprecherin ruft zu Massen­ suizid auf. Nehmen Sie sich in Acht vor der Menschenhasserin.» Dabei hat Christiane in der 20-Uhr-Sendung eigentlich bloß die richtigen Fragen gestellt: Nützt es irgendetwas, informiert zu sein, wenn man doch nichts ändert? Wird man seiner Verantwortung als mündiger Bürger gerecht, indem man Abend für Abend die immer gleichen Meldungen über Staatsbesuche, Gesetzesentwürfe, einstürzende Textilfabriken konsumiert? Dass sie sich für die Verkündung ihrer Sinnkrise ausgerechnet die Primetime aussucht, garantiert Christiane nicht nur den Rausschmiss und unerwünschte Medienpräsenz, sondern auch Ärger mit ihrer Tochter Moana, einer Unternehmensberaterin, die ihre gerade beginnende Karriere durch ihre Mutter massiv gefährdet sieht. Statt das System zu umarmen und Verantwortung zu übernehmen «für mein Team. 14 www.rowohlt-theater.de Für die Firma. Für die Wirtschaft. Für mein Land», hat sich Moana jetzt allerdings erst mal beide Arme gebrochen und ist angewiesen auf die Hilfe ihres Freundes Boris, der durch das verbale Minenfeld zwischen den beiden Frauen ähnlich stoisch navigiert wie durch die alltäglichen Demütigungen seines Flugbegleiterjobs. Aber so abgebrüht sie auch tun mögen, die Frage nach dem richtigen Leben im (wahrscheinlich) falschen lässt keine der drei Figuren kalt. Und so stürzen sie sich kopfüber und kopflos zugleich in die Suche nach der Antwort auf die ganz große Frage: Was ist zu tun? September 2013 wurde Laura Naumanns de­ mut vor deinen taten baby am Theater Bielefeld uraufgeführt (Regie: Babett Grube). Die Inszenierung gewann den Publikumspreis beim Festival «Radikal jung» in München und war zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. In der Produktion des Wiener Burgtheaters wurde das Stück auch bei den Autorentheatertagen in Berlin gezeigt. «Die gerade beginnende Theatersaison hat mit Laura Naumann ihre erste Entdeckung.» (Deutschlandradio) Ein «schlauer, ein bisschen zynischer und ein bisschen utopiesehnsüchtiger Text über die Unmöglichkeit aller Utopien, den man ebenso gut als hoch ironische Abrechnung mit einer Elterngeneration lesen kann, die sich im Heldentum einer ehemals rebellischen Jugend sonnt und ihren Kindern nicht den klitzekleinsten Raum für Ausbruch lässt.» (Theater heute) Weitere Inszenierungen bisher: Burgtheater (Vesti­ bül) Wien (Österreichische Erstaufführung, Regie: Alexander Ratter), Theater Kosmos Bre­ genz (Regie: Stephan Kasimir), Staatstheater Braunschweig (Regie: Lisa Kempter), Thea­ter Vor­ pom­mern, Greifs­wald (Regie: Sonja Weichand), Staats­theater Mainz (Regie: Philipp Löhle), Theater Erlangen (Regie: Katja Blaszkiewicz), Staats­theater Nürn­ berg (Regie: Frauke Buch), Thea­ ter Reut­ lingen (Regie: Barbara Herold). ■ Im B l i ck zu r ü ck n ac h vo r n Theresia Walser T heresia Walsers Ich bin wie ihr, ich liebe Äp­ fel wurde bzw. wird bisher nachgespielt am Deutschen Nationaltheater Weimar (Regie: Danie­ la Kranz), an Den Nationale Scene, Bergen (Norwegische Erstaufführung, Regie: Petter Næss), am Schauspielhaus Wien (Österreichische Erstaufführung, Regie: Sebastian Schug,), Theater Trier (Regie: Werner Tritzschler) und in einer Tourneeproduktion der Konzertdirektion Landgraf. Text ist ebenso unheimlich wie komisch … Drei Gattinnen ehemaliger Diktatoren geraten immer heftiger aneinander, verstricken sich immer tiefer in den grausamen Taten ihrer Vergangenheit, überbieten sich gegenseitig mit Monstrositäten.» (Spiegel online) «Die eiskalte Schönheit der Macht untersucht Walser in ihrem neuen Stück … (und) entwickelt einen sprachlich starken, dialogbetonten Zickenkrieg mit komischen Untertönen.» (Nachtkritik) «(Sie) benutzt die Talkshow, genauer: das Vorbereitungspalaver hinter den Kulissen, um die Banalität des Bösen zur absurden Groteske zu verfremden … Eine Komödie der Eitelkeiten.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung) «90 Minuten Schlagfertigkeit, grausam komische Katastrophen und Unbelehrbarkeiten. Jeder Satz ein zynisches ■ «Walsers Zitat von Niedertracht, das man festhalten möchte – und doch nicht kann, weil das Pointenfeuerwerk unweigerlich weiter feuert.» (Mannheimer Morgen) wird 2013 / 2014 Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm nachgespielt am Wallgraben Theater, Freiburg (Regie: Hans Poeschl) und am Wolfgang Borchert Theater, Münster (Regie: Tanja Weidner), sowie Eine Stille für Frau Schirakesch am Theater der Keller, Köln (Regie: Heinz Simon Keller), Theater Aalen (Regie: Tina Brüggemann & Tonio Kleinknecht) und am Thea­ter für Niedersachsen (TfN), Hildesheim (Regie: Petra Wüllenweber). ■ Außerdem schreibt Theresia Walser zusammen mit Karl-Heinz Ott für die Stadt und das Stadttheater Konstanz an einem großen Freilichtstück zum 600. Jahrestag des Konstanzer Konzils. Uraufführung ist im Juni 2014 (Regie: Johannes von Matuschka). ■ Zurzeit Theresia Walser ■■ Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel 3 D – 1 H Auftragswerk für das Nationaltheater Mannheim U: 12.01.2013 National­ theater Mann­heim (Regie: Burkhard C. Kosminski) Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel, Nationaltheater Mannheim www.rowohlt-theater.de 15 Rolf Hochhuth ■■ 9 Nonnen ­fliehen 3 D – 8 H (Doppelbesetzungen möglich) – Statisten Auftragswerk für das Goethe-Theater Bad Lauchstädt, Urlesung: 06.09.2013 (u. a. mit Dominique Horwitz, Uwe Bohm, Bernhard Schütz und Anna Thalbach, Regie: Albert Lang) Im März 2014 er­ scheint im Rowohlt Taschenbuch Verlag die Buchausgabe des Stücks. Rolf Hochhuth 9 Nonnen fliehen «Man kann Martin nicht genug zitieren: Nicht nur jeder Einzelne ist anders albern – auch jede Epoche.» M artin Luther, das rebellische Idol, Martin Luther, der engagierte Reformator und Erneuerer der deutschen Sprache, Martin Luther, der Machtmensch und Opportunist: In drei Akten entwirft Rolf Hochhuth das facettenreiche Bild einer der wichtigsten Personen der Weltgeschichte. Am Anfang stehen neun Nonnen – darunter Katharina von Bora –, die aus ihrem Kloster fliehen, um sich Luthers Bewegung in Wittenberg anzuschließen, hoffend, dass bald Schluss sein wird mit Hexen­ver­ bren­nun­gen und der herrschenden rigiden Sexual­ moral. Bald darauf sind Luther und Bora l­iiert, Luthers bahnbrechende Bibelübersetzung hat ihn berühmt gemacht, doch finanziell geht es ihm nach wie vor schlecht, und gesamtgesellschaftlich hat sich erschreckend wenig verändert. Am Ende schließlich wird Luther immer stärker zum Gegenstand offener Kritik. Nicht nur sein «Haus­maler» Lucas Cranach bemängelt, dass er über dem «ewigen Himmel die Erde» vergesse; auch die Bauern­kriege haben begonnen, und anstatt sich ihrer Sache anzuschließen, lässt sich Luther vom «Establishment» korrumpieren. Nonnen fliehen hat den «Reiz, die Leerstellen der historischen Überlieferung lustvoll fabulierend zu füllen … Luther wird als ein Mann voller Schwächen gezeigt, dem nach seinem größten Sieg, dem über die eigene Angst vor der Größe dessen, was er mit dem Aufstand gegen die Machtstrukturen der Römischen Kirche angezettelt hatte, zunehmend die Konsequenz und auch die Kraft ausgingen.» (Mitteldeutsche Zeitung) «Hochhuths Dialoge sind pointiert … (und) das Stück ist eine Geschichts- und Personen-Entzauberung.» (Nachtkritik) ■ 9 16 www.rowohlt-theater.de John von Düffel Weltkrieg für alle Eine kurze Geschichte des Friedens W eltkrieg für alle ist eine politisch unkorrekte Farce, in der jedes Familienmitglied eine weltpolitische Position einnehmen darf. So hat jedes Weihnachtsfest bei Hansens wahrlich apokalyptisches Potential. 1969: Opa Hans-Heinrich wähnt sich aufgrund eines Gefechtstraumas noch immer mitten im Krieg, seine Frau Ingrid ist schon seit Jahren Pazifistin und schwärmt für einen Turnschuh tragenden Frankfurter Taxifahrer namens Fischer. Tochter Helga hat es mit der freien Liebe etwas übertrieben: Ob der Erzeuger ihres Neugeborenen ein Amerikaner oder ein Russe ist, lässt sich nicht ausmachen, und nachdem auch ihre Beziehung zu einem Franzosen (für ihren Vater ohnehin der Erbfeind) perdu ist, gibt sie ihren Sohn in die Obhut ihrer Eltern. 1981: Der zwölfjährige Josch K., der von seiner Oma streng pazifistisch erzogen wird, bekommt Besuch von seinen beiden möglichen Vätern Stanislaw Petrow und Ronald McReagan. Im Kampf um den verlorenen Sohn beginnt ein beispielloses Wettrüsten. Zwischen slapstickartigen Szenen um rote Telefone und verbrannte Gänsebraten, die als Giftgasanschlag missinterpretiert werden, zwischen denglish radebrechenden Präsidenten, kriegsbegeisterten Opas und friedensbewegten Omas wird bei allem deftigen Spaß sehr deutlich, dass die Welt bedenklich lange am Rand eines Dritten Weltkriegs entlanggeschrammt ist. «Die Zimmer, die Flure und Treppen, ich erkenne alles wieder. In meinen Träumen war ich immer hier.» Kirschgarten – Die Rückkehr D ie Urenkel von Tschechows Figuren treffen aufeinander, und noch erbitterter als ihre Vorfahren streiten sie um den Kirschgarten, der eigentlich längst nicht mehr existiert. Die Familie Ranjewskaja ist in den USA zu Reichtum gekommen. Doch Anja, benannt nach ihrer Großmutter, fühlte schon immer die Sehnsucht nach der alten Heimat. Zusammen mit ihrem Bruder Gajew, ­einem eher unsentimentalen Militär, ist sie zurückgekehrt, um Lopachin den ehemaligen Familiensitz wieder abzukaufen und den Kirschgarten neu aufzuforsten. Denn tatsächlich: Der Nachfahre des Kaufmanns führt die Geschäfte weiter, allerdings mittlerweile mit besten Kontakten in das Mafiamilieu. Noch weitere alte Bekannte begegnen sich in diesem «Kirschgarten revisited», durch den möglicherweise sogar noch der Geist des alten Firs spukt. Trotz diverser Systemumbrüche gelten erstaunlich schnell wieder die alten Herrschaftsverhältnisse. Doch dann kommt es erneut zu einem sentimentalen Abschied und zu einem skrupellosen Sieg des schlitzohrigen Lopachin. Und der Kirschgarten bleibt abgeholzt. John von Düffel hat eine kluge Komödie geschrieben über Tradition und Neuanfang, über den Traum von der guten alten Zeit und die Hoffnung auf Fortschritt. war im September 2013 die Uraufführung von John von Düffels Orest am Residenz­ theater München (siehe S. 41). ■ Zuletzt sechzehn Jahre im Sommer wurde seit der Uraufführung am Theater Koblenz (Regie: Markus Dietze) bisher nachgespielt am Hessischen Staatstheater Wiesbaden (Regie: Tobias Materna), Deutschen Theater Göttingen (Regie: Erich Sidler), Hans Otto Theater, Potsdam (Regie: Tobias Wellemeyer), und am Theater Bielefeld (Regie: Michael Heicks). ■ Alle John von Düffel ■■ Weltkrieg für alle Eine kurze Geschichte des Friedens 2 D – 4 H Auftragswerk für das Hessische Staats­ theater Wies­baden U: 01.06.2014 Hessisches Staats­ theater Wies­baden (Regie: Tobias Materna) John von Düffel ■■ Kirschgarten – Die Rückkehr 2 D – 5 H Auftragswerk für das Hans Otto Theater, Potsdam U: 07.02.2014 Hans Otto Theater, Potsdam (Regie: Tobias Welle­meyer) Alle sechzehn Jahre im Sommer, Hessisches Staatstheater Wiesbaden www.rowohlt-theater.de 17 Händl Klaus ■■ Thomas Musik: Georg Friedrich Haas, Libretto: Händl Klaus 3 D – 5 H Auftragswerk für die Schwetzinger SWR Festspiele U: 24.05.2013 Schwetzinger SWR Festspiele (Regie: Elisabeth Gabriel) Händl Klaus ■■ Rechne 2 D – 2 H Auftragswerk für das Schauspielhaus Zürich U: 04.05.2013 Schau­ spielhaus Zürich (Regie: Sebastian Nübling) Händl Kl aus Thomas «Verzeih mir, daß ich leben muß.» T homas’ Freund Matthias liegt sterbend im Krankenbett, aber eigentlich befinden wir uns bereits jenseits der Uhren. Thomas ist ein Requiem, angestimmt mit den letzten Atemzügen eines Menschen. Aus lakonischen Dialogsplittern fügen sich die Gespräche, die stockend um das kaum Sagbare kreisen. Die biblischen Namen – neben Thomas wacht auch der Pfleger Michael am Sterbebett – sind nicht zufällig gewählt. Doch zunächst geht es um profanste Dinge des Krankenhausalltags, die von Ärzten und Bestattern – die Anatomie des Todes durchbuchstabierend – an den frisch Trauernden herangetragen werden. Nach den feststehenden Abläufen, die beinah rituelle Qualität entwickeln, bleibt Thomas allein am Bett des Toten zurück; und der Autor stellt dem Tod als auflösendem Moment schlechthin eine geistige und zugleich empfundene Kraft gegenüber – die Kraft der Liebe. ■ «Im Dialog fügen sich die Worte zusammen, eine irisierende Art der gegenseitigen Vergewisserung entsteht so. Der Text changiert zwischen Ahnungen und Konkretem, zwischen Unausgesprochenem und Bedeutungsvollem – ein Meisterwerk, in sich schon eine Musik, Sprachmusik, die Schmerz und Poesie ebenso berührt wie das Kalte, Objektive, das mit dem Tod nun einmal einhergeht.» (Süddeutsche Zeitung) «Händl Klaus nennt die Sache in unbarmherziger Genauigkeit beim Wort – und tut das einmal mehr auf einem sprachlichen Niveau, das die mikroskopische Schärfe der Betrachtung jederzeit im Bewusstsein hält.» (Neue Zürcher Zeitung) «Ein schmerzhaft realistischer Blick auf das Sterben und seine heutigen Begleitumstände.» (Deutschlandradio) Rechne D Thomas, Schwetzinger SWR Festspiele 18 www.rowohlt-theater.de as Kurzstück Rechne ist eine «genial zynische Spielvorlage von Händl Klaus. Er hat einen szenischen Text verfasst, in welchem zwei absurd reiche Freundinnen ihr Geld ehrlich als Belastung empfinden und loswerden wollen. Händls Text kostet die sorgenlose Verzweiflung der beiden bestbetuchten Damen und die hinterfotzige Gier der dazugeladenen Banker in einem brutal zerhackten Konversationston aus.» (Basler Zeitung) Moses, Passionstheater Oberammergau «Nie wurde der notgeile Narzissmus unserer Zeit und die Verschränkung ihrer Topdogs so chaplinesk auf die Bühne gebracht. Rechne ist ein charmanter Wiener Schmäh aufs Haben, Geben, Gieren.» (Tages-Anzeiger) «Händl Klaus’ Text spannt die Milliardärinnen und ihre Zudiener in eine Korsage aus Höflichkeitsfloskeln und Gemeinplätzen, die soziale Isolation und Realitätsferne anmahnen.» (Nachtkritik) Dezember 2013 hat am Staatstheater Nürnberg Eine Schneise seine deutsche Erstaufführung in einer Schauspielfassung (Regie: Stefan Otteni). Die Uraufführung war im August 2012 in der Musiktheaterfassung unter dem Titel Meine Bienen. Eine Schneise bei den Salzburger Festspielen. ■ Im schreibt Händl Klaus an einer Opernfassung seines Stücks (Wilde) Mann mit traurigen Augen für die Schwetzinger SWR Festspiele (Musik: Hèctor Parra). Die Uraufführung ist für Sommer 2015 geplant. ■ Zurzeit Feridun Zaimoglu / Günter Senkel Moses «Moses Unchained» Theater der Zeit F eridun Zaimoglu und Günter Senkel besinnen sich in ihrer Fassung auf den archaischen Kern der Figur Moses, die in drei Religionen als Prophet verehrt wird. Sie «revidieren die Bibel nicht, sie verschärfen sie und machen sie gleichzeitig menschlicher. Was im Alten Testament oft nur verschämt angedeutet, sprachlich verklausuliert wiedergegeben wird, legen sie bloß, füllen es mit dem saftigen erzählerischen Fleisch der Legenden auf und lassen keinerlei Zweifel aufkommen, worum es in jeder Sekunde geht» (Süddeutsche Zeitung). Ihr Moses wird zu «einer faszinierend aktuellen Darstellung von religiösem Fanatismus und Parallelwelten» (Nachtkritik). Zu Beginn ist er vor allem ein Entwurzelter, ein Thronanwärter niederer Herkunft, der von den Israeliten nicht mehr als einer von ihnen angesehen wird. Erst nach Jahrzehnten des Feridun Zaimoglu / Günter Senkel ■■ Moses 4 D – 10 H (Doppelbesetzungen möglich) Auftragswerk für das Passionstheater Oberammergau U: 05.07.2013 Passionstheater Ober­ ammergau (Regie: Christian Stückl) www.rowohlt-theater.de 19 Feridun Zaimoglu / Günter Senkel Exils kehrt er als Gottgesandter zurück und wird zum Anführer der Gläubigen. Doch sein unerbittlicher Religionskrieg fordert nach und nach so viele Opfer, dass selbst Moses in einem seltenen Moment des Zweifels ausruft: «Gefräßig bist Du, Gott. Du befiehlst, dass wir nicht Leben nehmen. Aber ich töte und töte und töte – in Deinem Namen.» und Senkel legen den Schwerpunkt weniger auf die altbekannte Lebensgeschichte Moses’, als vielmehr darauf, «modern und doch sprachlich genau an die alten Stoffe angelehnt, die psychologischen Konflikte, die Zweifel, die Rufe nach Gerechtigkeit herauszuarbeiten.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung) «Keine religiöse Erbauung, aber natürlich erst recht keine platte Religionskritik. Religion ist eine ernste, zuweilen todernste Sache. Zaimoglu und Senkel führen ihre Moses-Figur in ein wahres Gewitter moralischer Widersprüche, wenden sie hin und her, ersparen ihr nichts.» (Die Welt) ■ Zaimoglu 20 www.rowohlt-theater.de David Giesel m ann Die Phobiker «Geldgeilheit und Abscheu gegenüber dem Kapitalismus schließen sich nicht aus.» D rum prüfe, wer sich ewig bindet … Angesichts der vielen unterschiedlichen Lebensentwürfe, die auf uns zu und an uns vorbeirauschen, schwinden sämtliche Gewissheiten. Wie soll man sich da bitte schön bei der Partnerwahl sicher sein? Völlig überfordert sind dementsprechend die Figuren in dieser turbulenten Komödie. Claire und Clemens feiern zwar JunggesellInnenabschied, aber ob sie wirklich heiraten sollen oder sich gar noch lieben, ist mehr als fragwürdig. Väter und Mütter sowie die jeweils besten Freunde von Braut und Bräutigam sind durch die Gerüchte um eine Trennung des Paares mehr oder weniger aufgeschreckt und versuchen, auf die ein oder andere Weise zu intervenieren. Dabei stiften sie mit plötzlichen Insolvenzen und überraschenden Coming-outs, mit Drogenproblemen, Brillenphobien und Raclette­ grills nur zusätzlich Verwirrung. Atemlos hetzt die Hochzeitsgesellschaft durch eine Nacht, in der virtuose Verwechslungsspiele selbst die Identitäten der Figuren auszulöschen drohen. Am Ende steht nur fest, dass Claire und Clemens nicht nicht heiraten wollen. Mehr Gewissheit ist einfach nicht drin. wird der Wahnsinn durch einen bunten Strauß bester Einfälle, die das Stück zu einem kleinen Juwel wunderbarer Theaterunterhaltung machen – und vielleicht sogar zu mehr. Immerhin hat Gieselmann dem Stück mit den Freunden Siegrid und Steffo zwei vermeintliche Nebenfiguren beigegeben, die ein wenig traurig am Rand stehen und in ihrer kleinen Tragik viel Sympathie ernten.» (Nachtkritik) ■ «Ergänzt Container Paris «Wenn ich mal verschwunden bin, Grothe, ja? Dann wende ich mich an Sie, ja? Ich bin weg und suche mich selber. Wenn dem mal so sein sollte: Sie werden mich schon finden.» D er brave, eher langweilige Hans-Peter Grothe findet sich plötzlich an der Spitze eines Konzerns wieder, der innerhalb weniger Wochen zum milliardenschweren Player aufgestiegen ist. Eben noch hat er sich als Angestellter eines Logistik­ unter­nehmens gewissenhaft seinem Spezialauftrag gewidmet: Er ist quer durch Europa einem mysteriösen Container auf der Spur. Dass er dabei regelmäßig den Weg des Topmodels Lynn Preston (auf der Google-Rangliste noch VOR Porno!) kreuzt, ist nicht die einzige Merkwürdigkeit, die seine Recherche begleitet. Grothe wird bedroht und scheint selbst eine Bedrohung darzustellen, und immer mehr Personen interessieren sich für das gesuchte Objekt: konkurrierende Firmen, die katholische Kirche, sogar die Schweiz und irgendwann natürlich die Öffentlichkeit. Grothe gründet eine Firma und bringt seine Suche nach dem Container an die Börse, alles mit Unterstützung von Lynn, tabletten­ abhängig und völlig durchgeknallt, aber ansonsten ganz liebenswürdig. Doch jetzt steht der große Moment bevor: Grothe muss enthüllen, was im Container ist. Nach Die Tauben und Falscher Hase schickt uns Gieselmann im dritten Teil seiner Trilogie des Verschwindens nicht nur auf eine (aber-)witzige Jagd durch eine globalisierte Wirtschaftswelt, die nach undurchschaubaren Mechanismen von irrationaler Gewinnkalkulation und medialem Super-Hype funktioniert. Der Container wird auch zu einem modernen goldenen Kalb, das Profitversprechen gerät zum Heilsversprechen und die Suche nach der metallenen Kiste ist der Sinn allen Strebens. David Gieselmann ■■ Die Phobiker 3 D – 3 H Auftragswerk für das Theater Osnabrück U: 06.09.2013 Theater Osnabrück (Regie: Christian Brey) David Gieselmann ■■ Container Paris 3 D – 5 H Eine erste Fassung des Stücks wurde im Rahmen des Festivals Marstallplan in einer szenischen Lesung am Residenztheater München präsentiert (Einrichtung: Robert Gerloff). ■ Zurzeit schreibt David Gieselmann für das Thea- ter Bielefeld an einem Auftragswerk, dessen Uraufführung im Mai 2014 sein wird. Die Phobiker, Theater Osnabrück www.rowohlt-theater.de 21 Philipp Löhle Du (Normen) «Ich gebe ja viel Geld aus. Aber nur für Dinge, die sich auch lohnen, die sich refinanzieren.» Oliver Schmaering ■■ Theorie des Praktischen 3D I Oliver Schm aering Theorie des Praktischen «Ohne Theorie keine Praxis der Beherrschung. Heißt es in meiner Theorie.» F reiberuflerinnen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Bea ist Hauptmieterin einer Bürogemeinschaft selbstständiger Büroschaffender, Chantal arbeitet als Hure und Monika ist «Schef­ sekre­tä­rin mit schwacher Rechtschreibung». Regelmäßig treffen sie sich nach Feierabend zu e­ inem Gin Tonic und würden so gerne einfach mal abschalten. Stattdessen reden sie sich um Kopf und Kragen. Zum Beispiel wird die Frage erörtert, ob Arbeit aufhört, Arbeit zu sein, wenn sie Spaß macht. Oder ob der Mensch nur arbeitet, um nicht an den Tod denken zu müssen. Ist Bea deshalb unablässig auf der Suche nach dem nächsten Projekt? Aber auch Traummänner und solche, die es mal waren, werden diskutiert. Dabei können sich die drei F ­ rauen noch so sehr anstrengen, aus dem Stück wird einfach keine romantische Komödie, selbst wenn gegen Ende einige genretypische Überraschungen aus dem Hut gezaubert werden. Happy End sieht hier so aus: Chantal ist schwanger und wird wenigstens kurzzeitig arbeitslos, bevor Bea das Kind aufzieht – als neues Projekt. In dem verzweifelt komischen Kampf, den Schmaerings Figuren ausfechten, geht es nur vordergründig um Begrifflichkeiten, in Wahrheit jedoch um nichts Geringeres als die Selbstbestimmung der eigenen Position. st der Homo oeconomicus die Krone der Schöpfung? In der Evolution gibt es keine Moral, sondern nur Gewinner und Verlierer. Wie im Zeitraffer ziehen die ersten 200 000 Jahre des Menschen am Anfang des Stücks an uns vorbei, von der Ursuppe über die Französische Revolution bis in eine Flugzeugtoilette hoch über dem Atlantik. Dort wird Normen gezeugt. Seine Mutter: eine Stewardess. Sein Vater: eine Zufallsbekanntschaft. Kindheit und Jugend verlaufen normal. Während des Stu­ diums übt Normen bereits, die Menschen in seiner näheren Umgebung zu seinem eigenen Nutzen einzuspannen. Später lässt er in fernen Ländern andere für sich arbeiten und wird erfolgreicher Unternehmer. Er zieht ein Geschäft mit Billigklamotten auf, spekuliert mit Lebensmitteln, schaltet Widersacher aus und gründet eine Familie. Je rücksichtsloser er schreibt Oliver Schmaering an einem Stück für das Theater Rampe, Stuttgart. ■ Zurzeit Du (Normen), Nationaltheater Mannheim 22 www.rowohlt-theater.de sich verhält, umso besser laufen die Geschäfte. Gebannt verfolgen wir den Aufstieg dieses eigentlich eher mittelmäßig Begabten und wissen, dass irgendwann der Absturz folgen muss. Oder? spitzfindige Text, der von der Karikatur bis zur dunkelsten Abgründigkeit reicht, macht diese Aufführung zu einem Feuerwerk der Pointen. Löhles Gesellschaftskritik ist geladen mit Biss und Genialität. Damit gehört er ohne Zweifel, wie er schon häufiger beweisen durfte, zu den exzellentesten Komödienschreibern unter den jungen deutschen Dramatikern.» (Die Deutsche Bühne) Philipp Löhle ■■ Du (Normen) 3 D – 4 H Auftragswerk für das Nationaltheater Mannheim ■ «Der Wir sind keine Barbaren! «Aber das ist unser Wohlstand. Der gehört uns. Das ist doch ein Schaden im westlich zivilisierten Hirn, dass es denkt, immer geben und ­helfen zu müssen.» W enn das Fremde in Person eines mysteriösen Flüchtlings vor der Tür steht, gerät die Welt des durchschnittlichen Wohlstandsbürgers aus den Fugen – mit tödlichen Folgen. Idyllische Klänge läuten das Stück ein: Ein Heimatchor, der im weiteren Verlauf immer wieder in trauter Eintracht die Stimme erhebt, besingt eine Gemeinschaft, in der das WIR großgeschrieben wird. WIR sind alle gleich, werden 73 Jahre alt und haben mindestens drei Hobbys. WIR sind in diesem Fall Barbara und Mario und deren neue Nachbarn Linda und Paul. Auch wenn das erste Kennenlernen mehr als holprig verläuft, finden die beiden Pärchen doch ausreichend gemeinsame Interessen – Flachbildschirme für die Männer, Yoga für die Frauen –, um eine höfliche Freundschaft zu pflegen. Doch als eines Nachts ein Fremder auftaucht, dem Barbara kurzerhand Asyl in ihrer Wohnung gewährt, ist es mit den Höflichkeiten vorbei. Schon was Namen und Herkunft des Flüchtlings betrifft, kann man sich nicht einigen. Er heißt entweder Klint oder U: 01.06.2013 Nationaltheater Mannheim (Regie: Katrin Lindner) Bobo und kommt aus Asien oder Afrika. Jedenfalls hat er Schreckliches durchgemacht, was doch zu uneingeschränkter Hilfsbereitschaft verpflichten sollte. Oder stellt er eine Bedrohung dar? Oder vielmehr eine exotische Verlockung? Noch bevor darüber endgültig entschieden werden kann, verschwinden Barbara und der Mann. Und nur der Heimatchor hat sein Urteil bereits gefällt. ■ Zurzeit schreibt Philipp Löhle für das Staats­thea­ ter Stuttgart ein Kurzstück mit dem Titel Flucht­ fahrer. Es wird als zweiter Teil zu Alfred Anderschs Fahrerflucht im Dezember 2013 uraufgeführt (Regie: Dominic Friedel). in der Spielzeit 2013 / 2014 gibt es zahlreiche Neuinszenierungen von Das Ding, u. a. am Thea­ter Ingolstadt (Regie: Katrin Lindner), Theater Magdeburg (Regie: Alexander Marusch), Thea­ter Drachengasse, Wien (Österreichische Erstaufführung, Regie: N. N.), Theater Heilbronn (Regie: Martina Eitner-­Acheampong), Strasnicke Theatre, Prag (Regie: Jiri Honzirek) und am Theater Arena, Bratislava (Regie: Alena Lelková). ■ Auch Abdruck in Theater heute 08 / 2013 Philipp Löhle ■■ Wir sind keine Barbaren! 2 D – 2 H Auftragswerk für das Theater Bern und das Stück Labor Basel U: 08.02.2014 Theater Bern (Regie: Volker Hesse) DE: Juli 2014 National­ theater Mann­heim (Regie: Dominic Friedel) und Einsen wird im Mai 2014 am Stadttheater Gießen im Großen Haus nachgespielt (Regie: Dirk Schulz). ■ Nullen www.rowohlt-theater.de 23 Thomas Arzt ■■ In den Westen 3 D – 3 H Auftragswerk für das Nationaltheater Mannheim U: 23.11.2013 National­ theater Mannheim (Regie: Cilli Drexel) Thom as Arzt In den Westen «Entweder weggehen. Oder sterben. Oder j­ emand anderm beim Sterben zusehen.» W enn daheim die Geschäfte zumachen, die Frauen nicht mehr für ihre Kinder sorgen Alpenvorland, Landestheater Linz können und die Heimat zu einer rauen Gegend wird, dann wenden sich die Glückssucher und Verzweifelten gen ■ Alpenvorland, für das Thomas Arzt den Auto­ Westen, die legendäre Himmelsrichtung, die eine ren­ preis des Heidelberger Stückemarkts erhielt, bessere Zukunft verspricht. In einer öden Gegend wurde im April 2013 am Landestheater Linz uraufhat sich eine Ersatzfamilie zusammengefunden, am geführt (Regie: Ingo Putz), dicht gefolgt von der Rand eines Dorfes, am Rand der Legalität. Es ist ein deutschen Erstaufführung am Theater Heidelberg recht wilder Haufen, der sich zu seinem Anführer (Regie: Jens Poth). Im März 2014 hat es am LandesSam erkoren hat, den alle Baby nennen und den sie theater Tirol in Innsbruck Premiere (Regie: Fabian gerade aus dem Gefängnis befreit haben. Doch Sam Kametz). widersetzt sich der geplanten Flucht über die Berge. «Sprachlich erinnert Arzts Stück an die VolksstüSpätestens seit seinem Gefängnisaufenthalt hält ihn cke Ödön von Horváths, dessen Kunstdialekt Arzt das Bild eines erschossenen Cowboys in Bann. Und gekonnt ins Heute fortschreibt, ohne sein Vorbild egal, ob es sich um eine Erinnerung aus der Kind- plump zu kopieren. Die Taktung zwischen Reden heit, ­einen Heldenmythos oder ein Gespenst han- und ratlosem Schweigen gelingt eindrucksvoll.» delt: Sam verwandelt sich selbst zunehmend in den (Theater der Zeit) unbeugsamen, einsamen Kämpfer. Den Glücksver«Arzt geht es um ein Lebensgefühl der allgegensprechen eines Neuanfangs glaubt er nicht mehr, wärtigen Brüchigkeit. Auf was aber können die eine Flucht hält er für feige, auch wenn an seinem Figuren bauen, wenn selbst Liebesdinge so prekär Starrsinn die Gruppe zerbricht. Die Straße nach zerbröseln wie der Mittelstand?» (Theater heute) Westen führt bald in eine blutige Sackgasse, in der jeder für sich schauen muss, dass er durchkommt. ■ Zurzeit schreibt Thomas Arzt ein Libretto für das Schauspielhaus Wien. 24 www.rowohlt-theater.de Michel Decar Jenny Jannowitz Die Autoren Michel Decar und Jakob Nolte wurden Ende der 1980er Jahre in westdeutschen Kleinstädten geboren. Nachdem sie in München bzw. Berlin erste selbstverfasste Texte auf kleinen Bühnen inszenierten und Regieassistenzen machten, studieren sie zurzeit Szenisches Schreiben an der Universität der Künste, Berlin. Nolte Decar nahmen in der Spielzeit 2012 / 2013 an den Werkstatttagen des Wiener Burgtheaters teil. «Karlo, ich glaube, du verstehst mich nicht. Bei uns gibt es keine Festanstellungen, du kannst nicht kündigen, keiner kann das.» K arlo Kollmar hat gerade eine ganze Jahreszeit verschlafen. Als er an seinen hektischen Arbeitsplatz zurückkehrt, sind einige Dinge in seinem Leben merkwürdig durcheinandergeraten. Der Chef möchte viel lieber sein Kumpel sein, seine Mutter nur noch mit Vornamen angeredet werden, sein bester Freund entwickelt sich zum Widersacher, und seine Freundin heißt Sybille … oder Sabine oder Sabynne. Gut, dass Carlo Collmar – das klingt gleich viel globaler und schicker – auf seinen Chef gehört hat und flexibel genug ist, sich auf alles Neue einzustellen. So kann er auch immer weiter nach Osten versetzt werden – bis er in Hannover landet. Eigentlich stehen dem jungen Collmar alle Möglichkeiten offen, und trotzdem hat er das deutliche Gefühl, keine Wahl zu haben und ständig etwas zu verpassen. Doch bevor er an der Suche nach einem feststehenden Koordinatensystem völlig verzweifelt, begegnet ihm Jenny Jannowitz, die eine ganz andere Sicht auf die Dinge hat. Michel Decar hat ein schwindelerregendes Stück über den alltäglichen Wahnsinn der modernen Welt geschrieben, über die komischen Seiten unserer unendlichen Verlorenheit. wurde von Michel Decar das mit dem Förderpreis des Berliner Stückemarkts ausgezeichnete Werk Jonas Jagow am Maxim Gorki Theater, Berlin, uraufgeführt (Regie: Jan Gehler). «Es ist eine ziemlich wilde Geschichte, die Michel Decar sich da ausgedacht hat. Und es ist ein witziger und sprachlich imposanter Ritt durch die Genres, Zeiten und Gefühlslagen.» (RBB) ■ Zuletzt Nolte Decar Helmut Kohl läuft durch Bonn Michel Decar ■■ Jenny Jannowitz 3 D – 3 H Nolte Decar ■■ Helmut Kohl läuft «Rom ist untergegangen, Babylon ein Trümmerhaufen, aber Bonn wird ewig ­strahlen …» D ieser Text ist eine rasante Zeitreise durch die besten Jahre der BRD. Nichts bleibt uns erspart, vieles hatten wir längst verdrängt. Zum Beispiel, wie der gerissene Kohl den Streber Schmidt im Kanzlerduell übers Ohr haute, wie der Postminister die schlechten Nachrichten noch selbst überbrachte und wie sich schließlich die drei Söhne Helmuts um das Erbe stritten, das Reich auseinanderrissen und den alten König in die Wüste schickten. Aber unsere Erinnerung kehrt schnell zurück. Genauso hat es sich angefühlt, unter der Herrschaft des letzten Regierungschefs mit ganz ungebrochenem Welt-, Europa- und Selbstverständnis. Neben den Spitzenpolitikern aus Bonns Blütezeit treten auch die französische Ehefrau Hannelore, die adelige Mutter Kohls und die beste Putzfrau Bonns (völlig überqualifiziert und hellsichtig) auf. Nur ein Spielverderber wird einzelne Fakten korrigieren wollen. Alle anderen erkennen tatsächlich die Mechanismen patriarchaler Demokratie, väterlicher Herrschaft ohne Wenn und Aber – sie erkennen, wie es wirklich war in der guten alten BRD. «Noch ein geglücktes Beispiel klug-verquerer Dramatik: Die ‹Kohl›-Farce wirft als kalauerwütige King Lear-Variation ein paar grelle Schlaglichter auf die Regentschaft des Einheits-Kanzlers. Auf 16 schwarze Jahre also. Und tatsächlich: selbst über die kann man lachen.» (Der Tagesspiegel) durch Bonn Besetzung variabel U: 18.12.2013 Theater Bonn (Regie: Markus Heinzelmann) Szenische Lesung im Rahmen des F.I.N.D. Festivals an der Schau­bühne am Lehniner Platz, Berlin (Einrichtung: Patrick Wengenroth) www.rowohlt-theater.de 25 Tuğsal Moğul ■■ Die Ware Mensch Nach einer Idee von Tuğsal Moğul Texte von Matthias Buss, Lena Kußmann, Helga Lauenstein, Tuğsal Moğul und Jonas Vietzke 1 D – 2 H U: 22.05.2013 Theater an der Glocksee, Hannover (Regie: Tuğsal Moğul) Im Herbst 2013 wird Die Ware Mensch nachgespielt von dem Hamburger Ensemble Einwirkzeit. Tuğsal Moğul ■■ Die deutsche Ayşe Türkische Lebensbäume 3D Auftragswerk für das Theater Münster U: 08.03.2013 Theater Münster (Regie: Tuğsal Moğul) Im November 2013 ist das Stück nach Stuttgart zum Festival «Made in Germany» eingeladen. Tuğsal Moğul ■■ Das Summen der Montagswürmer Von Tuğsal Moğul und Antje Sachwitz 4 D – 2 H Auftragswerk für das Ballhaus Naunyn­ straße, Berlin U: 09.10.2013 Ballhaus Naunyn­straße, Berlin (Regie: Tuğsal Moğul) 26 www.rowohlt-theater.de Tuğsal Moğul Die Ware Mensch E in Transplantationschirurg, eine Repro­duk­tions­medi­zi­ne­rin und ein Arbeitsloser mit dem falschen Body-Mass-Index: Aus drei wechselnden Perspektiven stellt Tuğsal Moğul die Die deutsche Ayşe, Theater Münster Frage nach dem Wert des Menschen, der auf der reinen Materialebene gering ausfällt: 93 Prozent Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff, der Rest Elemente wie Kalzium, Phosphor oder Magnesium. Groß hingegen sind seine Türkische Lebensbäume Träume: von Glück, Wohlstand und Unversehrtheit, vom ewigen, perfekten Leben. Doch auch Träume haben ihren Preis. Der Körper muss optimiert und ontiert aus eigenen Erinnerungen, vor allem notfalls kommerzialisiert werden, auf 1046 Organaber aus Interviews mit drei Türkinnen der spender kommen derzeit 12 000 Empfänger, was zu ersten Einwanderergeneration, ist Die deutsche Ayşe einem lukrativen Handel führen kann, und längst «ein spitzzüngiges Sittenbild über die Anfänge der lassen sich Designer-Babys klonen, wenn man das Migration in Deutschland. Über drei starke Frauen, nötige Geld dafür hat … die trotz aller Anfeindungen voller (Überlebens-) Elan mitwirkten am wirtschaftlichen Wiedererstarken ihrer neuen Heimat … Tuğsal Moğul schaut ■ «Eine künstlerische Forschungsreise in medizinisch-ethische Randgebiete» hat der Arzt, Autor tief hinein in die Abgründe der deutschen Gesellund Regisseur Tuğsal Moğul seinen Text untertitelt. schaft der 1960er und 70er Jahre. Er persifliert aber «Moğul hat drei Monologe sehr geschickt miteinan- gleichermaßen auch türkische Verhaltensmuster.» der verwoben … Die Ware Mensch vermittelt viele (Westfälische Nachrichten) «Während Politik wie medizinische Fakten, trotzdem ist es kein Vortrag, Theater Integrationsgeschichten gerne als Tragö­ sondern ein Theaterstück. Ein ziemlich gutes so- dien inszenieren, bringt Moğul schlicht drei Lebensläufe konzentriert auf die Bühne, ohne sie gar.» (Hannoversche Allgemeine Zeitung) «Harte Themen schneidet es an … (aber) so ge- dramaturgisch zu verbiegen … Er weckt Neugier ballt die Texte daherkommen, sie lassen doch Raum für die drei Schicksale und macht zugleich klar, dass für Atmosphäre, für Fragen, für Verwundern über sie ganz und gar typische Einwanderer-Lebensläufe den sich allmächtig dünkenden Menschen. Und für sind.» (Nachtkritik) «Moğul flicht sein Material zu eine fein abgestimmte Pointe am Schluss.» (Neue einem lockeren, narrativ-musikalischen Netz … Sein Abend richtet den Blick auf einen blinden Presse) Fleck in der öffentlichen Wahrnehmung.» (Theater heute) «Ein zeitlos-aktuelles, sensibles Stück, das man nicht so schnell vergisst.» (WDR) Die deutsche Ayşe M Das Summen der Montagswürmer E in ganz gewöhnlicher Arbeitstag in einem deutschen Krankenhaus: Vier Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, treten ihren Dienst an. Eine Oberärztin mit 14-Stunden-Schichten, deren Liebe zum Beruf trotz des Klinikwahnsinns nicht zu erschüttern ist. Eine Reinigungskraft, die nach 40 Jahren Schufterei nicht wahrhaben will, dass der Laden eines Tages auch ohne ihre Hilfe weiterlaufen wird. Eine strenge und erfahrene Krankenschwester kurz vor der Rente sowie eine junge Klinikmanagerin, Überzeugungstäterin in Sachen Innovation und Effizienz. Ihr gemeinsamer Alltag gerät aus den Fugen, als eines Montagmorgens ein älterer Mann in die Rettungsstelle eingeliefert wird: Ein völlig normaler Vorgang lässt unvermutet alte Wunden aufreißen, die scheinbar auch die beste Ärztin nicht mehr zusammennähen kann … Dezember 2013 hat außerdem Moğuls Stück Fremdraumpflege Uraufführung, das er zurzeit für das Theater Pforzheim in Koproduktion mit dem Badischen Staatstheater Karlsruhe entwickelt. ■ Im Frühjahr 2013 ist im LIT Verlag das von Tuğsal Moğul und Alfred Simon herausgegebene Buch Intensiv erleben – Menschen in klinischen Grenzsituationen erschienen. ■ Im B l i ck zu r ü ck n ac h vo r n Moritz Rinke M oritz Rinkes Wir lieben und wissen nichts wurde bzw. wird bisher nachgespielt am Thea­ ter Aachen (Regie: Robin Telfer), Theater Bern (Schweizer Erstaufführung, Regie: ­ Matthias Schönsee), Theater Bielefeld (Regie: Michael Heicks), Hamburger Kammerspiele (Regie: ­Ulrike Maack), Staatstheater Kassel (Regie: Markus Dietz), von der Helmut Förnbacher Theater Company, Basel (­ Regie: Verena Buss), am Vorarlberger Landes­ theater Bregenz (Österreichische Erstaufführung, Regie: Dirk Diekmann), Zimmertheater Heidelberg (Regie: Ute Richter), Kleines Theater Landshut (Regie: N. N.), Theater Regensburg (Regie: Günther Beelitz), Wolfgang Borchert Theater, Münster (Regie: Johannes Kaetzler), an der Landesbühne Niedersachsen Nord, Wilhelmshaven (Regie: Ingo Putz), am Theater Lübeck (Regie: Katrin Lindner), Theater Lüneburg (Regie: Rüdiger Walter Kunze) sowie in einer Tourneeproduktion der Kon­zert­direk­tion Landgraf. Stück ist ein Stresstest für die moderne Bürgerlichkeit … geschrieben in einem so geistreich-witzigen DialogPingpong, wie das wahrlich nicht jeder deutsche Autor hinkriegt.» (Süddeutsche Zeitung) «Sein pointengespicktes Drama präsentiert uns exemplarisch verlorene Paare, die sich ausdauernd selbst erschöpfen: lachhaft traurige Existenzen auf der Suche nach dem Kennwort für ein gelingendes Leben.» (die tageszeitung) «Bis zum Schluss ergreift Moritz Rinke nicht Partei: Letztlich sind alle Figuren gleichermaßen fragil, stehen ihre jeweiligen Denk- und Lebenssysteme gleichermaßen zur Disposition. Dies ist der Abgrund, der unter der Komödie klafft.» (Nachtkritik) «Wenn sich in dem Stück immer mehr die Sehnsucht nach dem pulsierenden Leben meldet, so entdeckt sich eine weitere geistige Herkunft: Mit dieser Melange aus tragischen und komischen Elementen führt Rinke eine Traditionslinie fort, an deren Beginn Tschechow steht.» (Neue Zürcher Zeitung) ■ «Rinkes Wir lieben und wissen nichts, Schauspiel Frankfurt Moritz Rinke ■■ Wir lieben und ­wissen nichts U: 14.12.2012 Schau­spiel Frankfurt (Regie: Oliver Reese) Nominiert für den ­Mül­heimer Drama­ tikerpreis 2013 Im Mai 2013 erschien im Rowohlt Taschen­ buch Verlag die Buch­ ausgabe des Stücks. www.rowohlt-theater.de 27 Kinder- und Jugendtheater «Erkennst du es? Es ist unser Loch. Das aus dem Zaun. Ich habe es gerettet. Du kannst es mitnehmen.» Thilo Reffert ■■ Mein Jahr in Thilo Reffert 1 D – 2 H, empfohlen ab 6 Jahre Mein Jahr in Trallalabad Auftragswerk für das Landestheater Tübingen, LTT E Trallalabad Gefördert im Rahmen von «Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater» U: 07.12.2013 Landes­ theater Tübin­gen, LTT (Regie: Marion Schneider-Bast) 28 www.rowohlt-theater.de Thilo Reffert, geboren 1970 in Magdeburg, schreibt ­Theaterstücke, Hörspiele und ­Romane. Für seine Hörspiele erhielt er u. a. den Hörspielpreis der Kriegsblinden und den Deutschen Hörspielpreis (2010, für Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle) sowie den Deutschen Kinderhörspielpreis (2011, für Nina und Paul). Auch seine Theaterstücke wurden bereits vielfach ausgezeichnet: Für Leon und Leonie erhielt er den Berliner Kindertheaterpreis 2011; Nina und Paul, für das er 2012 bereits den Kaas & Kappes Preis erhalten hatte, gewann 2013 den Mülheimer KinderStückePreis. Zurzeit arbeitet Thilo Reffert an einem Auftragswerk für das Grips Theater, Berlin. milia ist aufgeregt: Sie geht mit ihren Eltern ins Ausland, ein ganzes Jahr. Nur wohin genau, das kann sie sich einfach nicht merken. Muvistan oder so ähnlich, vielleicht? Und den Namen der Hauptstadt denken sich ihre Freunde Linus und Renzo für sie aus: Trallalabad. Einerseits freut Emilia sich, andererseits ist so eine Reise auch ganz schön beängstigend, vor allem, wenn man seine besten Freunde zurücklassen muss. Besonders Linus macht Emilia den Abschied nicht leicht: Gibt es in Muvistan wirklich kein Weihnachten, dafür aber giftige Blutegel in den Wasserleitungen? Isst man da Flamingo und kriegt tödliche Krankheiten? Renzo wiederum meint, das wird gar nicht so schlimm – aber wenn Emilia nicht mehr mit will, könnte er ja an ihrer Stelle gehen? Ihre Eltern merken das nie, so viel, wie die arbeiten … Zum Glück weiß Emilia eigentlich ganz gut, was sie sich traut. Gegen tödliche Krankheiten ist sie längst geimpft, und das muvistanische Knallschotenfest ist schließlich weltberühmt. Und als Emilia ihren Eltern in all dem Aufbruchschaos schließlich fast verlorengeht, sind Renzo und Linus genau die Freunde, die sie braucht, um ihr Aben­teuer doch noch gut zu beginnen. Mein Jahr in Trallalabad ist ein Stück über Aufbruch und Abschied, über Zusammenhalten und Loslassen. Es geht um Sehnsucht und Mut und natürlich um Freundschaft – und was sie ausmacht. Tim Staffel Macht der Wölfe «Die Wölfe verbinden uns alle. Drinnen, also zu Hause, da soll Liebe und Friede sein. Aber draußen ist Krieg. Sobald sie dich rausschicken, lernst du das.» I n einer verlassenen Höhle prallen Welten aufeinander. Die Wohlstandskids Jakob und Charlotte betreten unwissentlich das Revier der Gang von Leyla, Sam und Manuel, die in der Hochhaussiedlung leben und in dem unterirdischen Bau schon länger live Computergames nachspielen. Außerhalb der Reichweite von Eltern, Polizei und Handynetzen trifft Fantasy auf Realpolitik, «Eliteghetto» auf «Unterschicht». Anfangs scheinen Jakob und Charlotte, die in der Höhle vor allem ökonomisches Potential sehen, klar die Überlegenen zu sein. Doch allmählich bröckeln bisherige Allianzen, wechseln Kinder- und Jugendtheater Fronten. Jeder wird für sich vor grundsätzliche Fragen gestellt: Wie frei bin ich in meinen Entscheidungen? Was bin ich mir wert? Und was bedeuten mir die anderen? bereits in seinem Jugendstück Next Level Parzival «verknüpft Tim Staffel die reale mit der virtuellen Welt … Er entwickelt daraus eine hochbrisante Situation, in der es am Ende um Leben und Tod geht, (und) zeichnet ein feinsinniges Psychogramm von fünf Teenagern ganz unterschiedlicher Herkunft … Er mischt die Beziehungen ständig ■ Wie neu, sodass jeder mal Opfer, mal Täter ist.» (Rhein Neckar Zeitung) «Das Stück verlangt von seinen Zuschauern, die Helden keineswegs ‹cool› zu finden, sondern über Konfliktlösungen und falsche Vorbilder nachzudenken … Es erfüllt die liebeshungrigen Frauen und Männer, die sich wie Tarzan auf die Brust trommeln, so verführerisch mit Leben, dass die Jugendlichen wirklich einen kühlen Kopf brauchen, um zu beurteilen, was in der höllischen Höhle schiefläuft.» (Mannheimer Morgen) Tim Staffel ■■ Macht der Wölfe 2 D – 3 H, empfohlen ab 14 Jahre Auftragswerk für das Junge Theater Heidelberg U: 23.04.2013 Theater Heidelberg (Regie: Alexandra Holtsch) 2013 kam Tim Staffels Film Wester­ land in die deutschen Kinos. Zurzeit schreibt er an seinem Hörspiel Wellenreiter, das er für den WDR inszenieren wird (Ursendung: Januar 2014), sowie für das junge theater basel in Koproduktion mit dem Theater-Board Augusta Raurica an einem neuen Auftragsstück mit dem Arbeitstitel Cäsa­ rencamp, dessen Uraufführung für Sommer 2014 geplant ist. ■ Anfang Macht der Wölfe, Theater Heidelberg www.rowohlt-theater.de 29 Kinder- und Jugendtheater Tina Müller Falk macht kein Abi Holger Schober ■■ Roma Romeo und Sinti Carmen 1 D – 1 H, empfohlen ab 12 Jahre Auftragswerk für das Badische Staats­theater Karlsruhe U: 21.09.2013 Badisches Staats­theater Karls­ruhe (Regie: Timo Krstin) Tina Müller ■■ Falk macht kein Abi 1 D – 2 H, empfohlen ab 14 Jahre Auftragswerk für das Theater Freiburg U: 22.11.2013 Theater Freiburg (Regie: Sylvia Sobottka) 30 www.rowohlt-theater.de Holger Schober Roma Romeo und Sinti Carmen C armen und José können sich nicht leiden, aber dann erhalten sie in der Schule ein gemeinsames Projekt. Sie sollen ein Referat über Roma und Sinti in Deutschland erarbeiten. Anfangs finden die beiden das Thema «total langweilig», aber je intensiver sie sich damit beschäftigen, umso mehr gehen sie darin auf. Sie beschließen, von nun an selbst als Zigeuner durch Europa zu ziehen, weil «das ja so romantisch» ist und «eine tolle Art zu leben jenseits des korrupten Systems». Aber bald merken sie, dass man nicht überall auf Fans stößt, wenn man nicht so ist wie die anderen. Ein Roadmovie über die Grenzen von Klischee und Wahrheit, Liebe, Hass und Vorurteile und über das Leben, das irgendwo da draußen auf uns wartet. virtuoser schiebt Holger Schober in seinen Stücken verschiedene Ebenen ineinander, Gegenwart und Vergangenheit, Erzählen und Dialog, Referat und Spiel, Realität und Fiktion. Und stets greift er dabei zu großen Themen, in diesem Fall die Verfolgung der ‹Zigeuner› im Dritten Reich und die bis heute anhaltende Diskriminierung von Sinti und Roma. Das Stück spielt von Anfang bis Ende humorvoll mit Klischees.» (Die Deutsche Bühne) ■ «Immer «Kinder wollen letztlich, dass man ihnen sagt, was sie wollen. Und ich will, dass ­dieses Kind möglichst bald weiß, dass es ans Gymnasium will.» D er Tag der ersten schriftlichen Abiturprüfungen. Mathematik. Isa wird ein Top-Abi schreiben und als Erste in ihrer Familie studieren. Sonntag galt früher als schwer erziehbar, hat sich aber entschieden, erst den Schulabschluss und dann richtig Karriere zu machen. Und Henri, Sohn reicher Eltern, bleibt wohl wie immer Mittelmaß. So weit, so vorhersehbar. Aber dann ist da noch Falk. Das «besondere Kind», wie ihn seine Eltern schon früh mit leichtem Bedauern genannt haben. Falk, wegen dessen Mathenote seine Mutter in der dritten Klasse fast die Schule verklagt hätte. Falk, der Gymnasiast wider Willen, der Schulabbrecher und Systemverweigerer, der sich doch bis hierher durchgekämpft hat. Noch sitzt er auf seinem Platz und nimmt mit den anderen den Prüfungsbogen entgegen. Für Isa, Henri und Sonntag ein entscheidender Moment: Immerhin hat Sonntag ihm in der Grundschule gezeigt, was Rebellion heißt. Isa hat ihn überzeugt, dem System noch eine Chance zu geben. Und Henri wäre fast mit ihm zusammen von der «besonders schönen Schule ohne Noten» geflogen. Gespannt warten sie ab, was Falk jetzt tut. Ist er dankbar für das bisher Erreichte? Oder gibt er gleich das Blatt mit den Aufgaben zurück, grüßt freundlich und geht? Braucht einer wie Falk überhaupt das Abitur? Und was ist, wenn nicht? Kinder- und Jugendtheater Die Geschichte eines Außenseiters, erzählt von dreien, die sich entschieden haben, nach den Regeln zu spielen – Falk macht kein Abi untersucht den schmalen Grat zwischen Anpassung und Selbstbestimmung in einem Schulsystem, das allen gerecht werden will und dabei nicht für jeden passt. Januar 2013 wurde am Schauspiel Frankfurt das Jugendprojekt Swing Again. Eine Zusam­ menrottung zur Verübung gesellschaftlichen Unfugs (Text: Tina Müller, Regie: Martina Droste) uraufgeführt. Die Swing Kids, jugendliche SwingFans, deren Lust am Nonkonformismus der nationalsozialistischen Obrigkeit ein Dorn im Auge war, sind Ausgangspunkt einer gemeinsamen Recherche zu Zivilcourage und Opportunismus, Freiheit und Repression. Was mit der schwungvollen Überzeugung beginnt, dass man selbst natürlich auf der Seite von Spaß und Selbstbestimmtheit gestanden hätte, weicht mit dem Fortschreiten des Stücks dem Zweifel: «Hätten wir wirklich? Mitgetanzt, gegen die Nationalsozialisten rebelliert und das Leben riskiert? Und wie kämpft man überhaupt für Freiheit?» (Frankfurter Allgemeine Zeitung) ■ Im Finegan Kruckemeyer Der Junge mit dem längsten Schatten «Ich glaube, du hast nicht begriffen, was es heißt, zwölf zu werden, Atticus.» A tticus wird gemobbt. Und das, obwohl sein Bruder einer der coolsten Jungs der ganzen Schule ist. Adam ist zwar nur zwei Minuten älter, aber die Zwillinge könnten unterschiedlicher kaum sein. Adam, eine Minute vor der Jahrtausendwende geboren, fährt BMX-Rad, baut Schlachtschiffe aus Lego und ist beliebt. Atticus, eine Minute nach der Jahrtausendwende geboren, hat eine Vorliebe Finegan Kruckemeyer ■■ Der Junge mit dem längsten Schatten (The Boy With the Longest Shadow) Deutsch von Thomas Kruckemeyer 2 oder 3 Darsteller, empfohlen ab 10 Jahre U: August 2011 Tasmanian Theatre Company, Hobart (Regie: Annette Downs) DSE: 26.09.2013 Düsseldorfer Schau­ spiel­haus (Regie: Hanna Müller) Der Junge mit dem längsten Schatten, Düsseldorfer Schauspielhaus www.rowohlt-theater.de 31 Kinder- und Jugendtheater Finegan Kruckemeyer ■■ Eine lacht, eine weint, eine bleibt (This Girl Laughs, This Girl Cries, This Girl Does Nothing) Deutsch von Thomas Kruckemeyer Besetzung variabel, mindestens 3 D, ­empfohlen ab 8 Jahre U: April 2011 AmarGinadof Grupo Teatral, Buenos Aires (Regie: Solange Perazzo) DSE: 28.09.2014 Theaterhaus Frankfurt (Regie: Rob Vriens) Michele Riml ■■ Der Junge auf dem Baum (Tree Boy) Deutsch von Karen Witthuhn 1 D – 2 H, empfohlen ab 8 Jahre U: April 2007, Green Thumb Theatre, Vancouver DSE: 28.09.2013 Theater Aalen (Regie: Winfried Tobias) für historische Mauern, interessiert sich für Koch­rezepte und ist beliebt … bei den Lehrern. An seinem zwölften Geburtstag beschließt Atticus, dass Schluss sein muss mit den Schikanen und dass er genauso lässig wird wie sein großer Bruder. Dafür entwickelt er einen ausgefuchsten Plan: Er verwandelt sich in eine billige Kopie von Adam, imitiert mehr schlecht als recht einen Superstar und mimt selbst einen Mobber. Seine Versuche münden in kleineren Katastrophen, was für alle anderen sehr amüsant ist, aber die Geschwister in eine tiefe Krise stürzt. Schließlich erkennt Atticus – nicht ganz ohne Hilfe seines großen Bruders –, dass er sich selbst lieben muss, bevor seine Umgebung ihn respektieren kann. Eine lacht, eine weint, eine bleibt W ie Der Junge mit dem längsten Schatten handelt auch dieses Stück von sehr ungleichen Geschwistern. In Eine lacht, eine weint, eine bleibt, in dem es um drei Schwestern geht, spannt Kruckemeyer den Bogen jedoch ungleich weiter – in räumlicher wie zeitlicher Hinsicht. Nachdem ihre Familie auseinandergebrochen ist, machen sich Albienne und Beatrix in entgegengesetzten Richtungen auf die Reise um die Welt. Erst 20 Jahre später werden sie einmal den Globus umrundet haben und wieder dort ankommen, wo ihre Schwester Carmen die ganze Zeit über auf sie gewartet und ihr Leben gelebt hat. In ihren abenteuerlichen Biographien probieren die drei ganz unterschiedliche Rollen aus. Sie sind Hausfrau, Kriegerin, Köchin, Superstar, Mutter, Forscherin, sie wechseln Berufe und Berufungen und bleiben sich dabei doch immer treu. Mit der glücklichen Wiedervereinigung der drei Heldinnen erfüllt sich, was den Kern dieses ermutigenden Märchens ausmacht: Entscheidungen, die man im Laufe seiner Geschichte trifft, können revidiert werden, Lebenswege sind veränderbar, und selbst wenn es länger dauert als gedacht, zur Not findet man doch immer wieder nach Hause zurück – oder zumindest zu sich selbst. Michele Riml Der Junge auf dem Baum «Hatten etwa die Pioniere ­massen­produzierte, nachgemachte, pseudooffizielle Weltmeister­ schaftsfußbälle? Ich glaube kaum.» M ax hat sich in luftiger Höhe verschanzt. Er will die Welt retten! Oder wenigstens seinen Lieblingsbaum, den sein Vater einfach fällen will. Dafür ist er auch zu Opfern bereit: Kein Fernsehen, keine Videospiele, Schluss mit den Annehmlichkeiten der Zivilisation. Aber niemand scheint ihn ernst zu nehmen: Papa will Platz fürs Auto, die große Schwester nichts als ihren Föhn zurück, und sogar seine beste Freundin Sam lässt ihn im Stich. Max steht eine einsame (und unheimliche) Nacht im Baumhaus bevor. Was braucht es, um ein echter Öko-Held zu werden? Der Junge auf dem Baum, ­Theater Aalen 32 www.rowohlt-theater.de Kinder- und Jugendtheater Thom as Birkmeir Lucy Kirkwood / K atie Mitchell Die Schöne und das Biest «So eine Frechheit! Das Theater ist gelangweilt von Märchen? Wir werden ihnen zeigen, wozu eine Fee so fähig ist!» D as französische Volksmärchen von Belle, die in die Fänge eines furchterregenden Biests gerät, ist wohl eine der schönsten Geschichten von der Identitätsfindung einer jungen Frau und von der Kraft der Liebe. Obwohl ihr Verstand und der Augen­schein Belle sagen, dass sie es mit einer grauen­haften Bestie zu tun hat – ihr Herz verrät ihr, dass sich hinter der hässlichen Fratze dieses Ungeheuers ein edles Wesen und ein schaurigschönes Geheimnis verbergen … Wohl keine der unzähligen Versionen ist so originell und lustig wie die Theaterbearbeitung Lucy Kirkwoods und Katie Mitchells. Bei ihnen präsentiert ein eigen­williges Moderatoren-Duo die Märchen-Show. Der ebenso zauber- wie divenhafte Mister Pink und seine charmante, aber unbarmherzig unterforderte, französische Assistentin Cécile liefern sich ein spitzzüngiges Duell um die Interpretationshoheit über die Geschichte. Außerdem sind sie auf ganz besondere Weise untrennbar mit Belle und dem Biest verbunden – was das erhoffte Happy End zwischen den beiden Liebenden zusätzlich in Gefahr bringt … ■ «Der unverschämt freche Text von Lucy Kirkwood, der auf erfrischende Weise Beauty viel selbstbewusster darstellt als üblich, ist ein Segen.» (Evening Standard) «Clever, temporeich und bezaubernd, mit grandiosen Beleidigungen und echten Wagnissen.» (The Times) Die Nibelungen K ämpfen, erobern, töten – und, wenn es die Zeit erlaubt, «minnen» –, das sind akzeptable Beschäftigungen für einen Helden. Was die zugehörigen Frauen davon halten, zum Zwecke politischer Befriedung an den Meistbietenden verschachert zu werden, wenn sie nicht gleich als Teil der Kriegsbeute gelten, davon ist meistens nur wenig zu hören. In Thomas Birkmeirs Jugendtheaterfassung des größten deutschen Heldenepos hingegen melden sich Kriemhild und Brünnhilde durchaus lautstark zu Wort – ohne dass das allerdings zunächst viel an dem ihnen zugedachten Schicksal ändert. Beobachtet und zunehmend ungläubig kommentiert von Kriemhilds und Brünnhildes noch ungeborenen Söhnen, nimmt die bekannte Handlung ihren Lauf: Der Drachentöter Siegfried heiratet Kriemhild und verschafft deren Bruder Gunter mit schmutzigen Tricks nicht nur Brünnhildes Hand, sondern auch Zugang zu ihrem Bett, bevor er selbst von Gunter hinterrücks ermordet wird. Mord folgt auf Mord, denn Kriemhild und Brünnhilde wollen den Verrat nicht auf sich sitzen lassen. Beim Festmahl im Haus des Hunnenkönigs Etzel, Kriemhilds neuem Mann, kommt es zum furiosen Showdown, den nur die Frauen überleben, die in Zukunft ihr Schicksal in eigene Hände nehmen werden. Lucy Kirkwood / Katie Mitchell ■■ Die Schöne und das Biest (Beauty and the Beast) Deutsch von Katharina Schmitt 4 D – 4 H, empfohlen ab 8 Jahre U: 01.12.2010 National Theatre, London (Regie: Katie Mitchell) DSE: 22.11.2013 Theater Oberhausen (Regie: Lily Sykes) Thomas Birkmeir ■■ Die Nibelungen 2 D – 7 H, empfohlen ab 12 Jahre U: 16.04.2013 Theater der Jugend, Wien (Regie: Gerald M. Bauer) Birkmeir demontiert in seiner «Bühnenversion der Nibelungen-Saga den Heldenmythos mit hintersinnig-schwarzhumorigem Witz, als wäre es die Spielvorlage für einen Action-Film von heute» (Wiener Zeitung). «Birkmeir verdankt das trostloseste Heldenlied der Deutschen eine neue Zukunftsperspektive … Im Theater der Jugend wird ein uralter Stoff neuartig und hochwertig erzählt.» (Der Standard) ■ Thomas www.rowohlt-theater.de 33 Kinder- und Jugendtheater Der Zauberer von Oz, Theater Basel Brigitte Helbling, Niklaus Helbling und Markus Schönholzer ■■ Der Zauberer von Oz Nach L. Frank Baum 4 D – 4 H, empfohlen ab 6 Jahre Auftragswerk für das Theater Basel U: 12.11.2012 Theater Basel (Regie: Niklaus Helbling) Brigit te Helbling, Nikl aus Helbling und M arkus Schönholzer Der Zauberer von Oz «Vergesst eure Handys Vergesst euer Skype Werft weg euer iPad Ist doch alles nur Hype» D er Klassiker von L. Frank Baum für die «Generation Face­ book»: Brigitte und Niklaus Helbling (Text) sowie Markus Schönholzer (Musik) versetzen Dorothys wundersame Reise vom beschaulichen Kansas in das Reich des Zauberers von Oz ins Heute, ohne den Charme des Originals an die digitale Gegenwart zu verraten. Musical-Version bleibt der berühmten Verfilmung mit Judy Garland von 1939 bis in die Bubble-Gum-Kolorierung treu … Das könnte schiefgehen, tut es aber nicht … Dass Theater doch lebendiger bleibt als Zelluloid, ist nicht zuletzt dem ■ «Diese 34 www.rowohlt-theater.de neu erfundenen Dr. Zukunft zu verdanken, der sein Publikum hinreißend mit der Kristallkugel ins Zauberland der Bühne lockt … Märchenhaft perfekt.» (Der Sonntag) «Brigitte und Niklaus Helbling haben die Geschichte mit viel Gespür für Witz auf die Bühne übertragen … Die Dramaturgie schafft es, die Handlung mit der Musik von Markus Schönholzer geschickt zu verweben, die das Abenteuer zur richtigen Zeit mit den richtigen Tönen ergänzt.» (Basler Zeitung) «Was kann das Theater, was die allgegenwärtigen neuen Medien nicht können? … (Die Helblings und Schönholzer) haben sich dazu entschlossen, mit den eingebrannten Filmbildern zu spielen, ohne sie eins zu eins zu kopieren … Absolut unbeschwertes und luftig-leichtes Kindertheater … So erfrischend und lustvoll-ironisch lässt man sich das auch als Erwachsener gerne gefallen. Und erst recht als Kind, wie der begeisterte Schlussapplaus unmissverständlich bestätigte.» (TagesWoche) Kinder- und Jugendtheater Sally Nicholls ■■ Wie man unsterblich wird (Ways to Live Forever) Sally Nicholls Wie man unsterblich wird Sally Nicholls, geboren 1983 in Stockton, England, studierte Philosophie und Literatur. Ihr Debütroman Wie man unsterblich wird, erschienen 2008, wurde international zu einem durchschlagenden Erfolg und war 2009 für den Deutschen Jugend­ literatur­preis nominiert. «In ihrem erstaunlichen Debüt ist Sally Nicholls das Paradoxon gelungen, eine Geschichte vom Sterben zu schreiben, die voller Lebensfreude ist.» Die Zeit S Bühnenfassung von Thomas Birkmeir 3 D – 3 H, empfohlen ab 12 Jahre U: 10.02.2013 Theater der Jugend, Wien (Regie: Thomas Birkmeir) Der Roman Wie man unsterblich wird ist im Hanser Verlag ­erschienen. Rolf L appert Pampa Blues * D am hat Leukämie. Er weiß, dass er noch höchstens ein Jahr leben wird. Genauso wie sein Freund Felix. Aber die beiden lassen sich nicht unterkriegen. Wenn man nur wenig Zeit hat, muss man sie nutzen. Sie beschließen, all das zu machen, was sie immer schon vorhatten: einen Weltrekord aufstellen, mit einem Luftschiff fahren, ein Mädchen küssen … Während sein Vater den Krebs nach Kräften totzuschweigen versucht und seine Mutter ihm mit Fürsorglichkeit und Bio-Gemüse beikommen will, setzt Sam der Verzweiflung und Sprachlosigkeit um ihn herum seine Neugier und seinen Wissensdurst entgegen. In sein Tagebuch schreibt er Listen, Wünsche, Geschichten. Wie es ist, schon wieder auf der Intensivstation zu landen. Wie er an einem schönen Wintertag noch einmal Schlitten fährt, wie er tatsächlich ein Luftschiff steuert und wie seine Mutter auf der Beerdigung seines besten Freundes einen Lachkrampf bekommt. Und natürlich die Fragen, auf die ihm niemand Antwort gibt: Wieso lässt Gott Kinder krank werden? Tut Sterben weh? Wird die Welt noch da sein, wenn ich weg bin? er demographische Wandel hat das Dorf Wingroden – ein Anagramm für «Nirgendwo» – in ein verlassenes Nest verwandelt, das fast nur noch von alten Männern bewohnt wird. Es gibt nicht viel mehr als eine alte Tankstelle, um die sich eine Schicksalsgemeinschaft aus schrägen Figuren schart, in deren Mitte der 16-jährige Ben die Probleme meistern muss, die das Erwachsenwerden und die erste Liebe mit sich bringen. Als der kauzige Visionär Maslow Nachrichten von einem Ufo verbreitet, um den Ort in eine Pilgerstätte zu verwandeln, ist zumindest mal was los. Presse und Polizei verirren sich in die Pampa, und die Journalistin Lena hat es Ben ganz besonders angetan. Mitten im Trubel um die abstruse Marketingstrategie von Aliens in der Provinz muss er feststellen, dass sein langweiliger Alltag plötzlich zum Abenteuer wird und dass das Erwachsenwerden neben einer äußerlichen vor allem einer innerlichen Wandlung bedarf. Birkmeir hat Sally Nicholls’ Bestseller für die Bühne bearbeitet, «zugleich berührend und unsentimental, amüsant und tiefgründig, herrlich komisch und todtraurig» (Die Bühne). «Wie man unsterblich wird macht einen froh, obwohl es ein trauriges Stück ist. Eine wunderbare Geschichte über den Tod.» (Kurier) ■ «Mit ■ Thomas Deutsch von Birgitt Kollmann Liebe zum Detail erweckt Lappert die Figuren zum Leben, die einer vergangenen Zeit zu entstammen scheinen … Sein Roman zeichnet sich durch eine melancholische Grundstimmung aus, die jedoch nie ins Rührselige abdriftet. Er bereichert die Geschichte mit absurden Anekdoten und sorgt dafür, dass man stets mit den rückständigen Dorfbewohnern mitfiebert.» (Spiegel online) Rolf Lappert ■■ Pampa Blues U: 11.05.2014 Altonaer Theater, Hamburg (Regie: Benno Ifland) Pampa Blues ist im Hanser Verlag ­erschienen. * Der Titel liegt nicht als Textbuch vor. www.rowohlt-theater.de 35 Kinder- und Jugendtheater Juli Zeh ■■ Land der Menschen Empfohlen ab 6 Jahre Juli Zeh ■■ Nullzeit U: 06.03.2014 Theater Bonn (Regie: Sebastian Kreyer) Land der Menschen, Juli Zehs erstes Kinderbuch, und der Roman Nullzeit sind im Schöffling Verlag erschienen, der außer­dem im Sommer 2013 einen Sammelband mit Juli Zehs Theaterstücken herausgegeben hat. Juli Zeh Land der Menschen * E s ist Vorweihnachtszeit, und noch immer hat es nicht geschneit. In der überheizten Wohnung sitzt Robs und schaut missmutig hinaus in den Regen. Wo bleiben die Kälte, der Schnee und das Eis? Nur sein Buch über Grönland, das «Land der Menschen», wie es die Bewohner dort nennen, lässt ihn die schlechte Laune wegen des viel zu warmen Wetters für eine Weile vergessen. Doch dann erscheint ihm das Mädchen Nitta, das aussieht, als wäre es geradewegs seinem Lieblingsbuch entstiegen. Sie erzählt ihm, wie Schnee und Eis früher das ganze Land bedeckten und wie sich die Menschen deshalb auch heute noch nach der Kälte und der Schönheit des Eises sehnen. Nittas Aufgabe ist es, ihnen den Winter zu bringen, aber dabei braucht sie Robs’ Hilfe … besondere Charme dieses ganz unverschämt welt- und menschenfreundlichen Buchs liegt in den klaren, leuchtenden und einleuchtenden Bildern, die Juli Zeh für ihr Tagtraumgrönland findet. Da ist kein Platz für Niedlichkeiten und Effekthascherei, sondern einfach eine phantasievoll erzählte Geschichte über Liebe, Angst und Hoffnung, Vertrauen, Furcht und Toleranz. Und, natürlich, über etwas, das fast so magisch ist wie Bücher: Schnee.» (Neue Ruhr Zeitung) «Juli Zeh, auch das erzählt dieses schöne Buch, scheint eine große Verehrerin der kühlen, klaren Jahreszeit zu sein. Und wenn man ihre anderen Werke im Kopf hat, ihre präzisen Betrachtungen des Lebens, ist das nicht verwunderlich.» (Spiegel online) ■ «Der * Die Titel liegen nicht als Textbuch vor. 36 www.rowohlt-theater.de Stoffrechte · Bearbeitungen Nullzeit * «‹Deutschland› war der Name eines Systems, in dem es nur darum ging, was wem gehörte und wer woran Schuld trug.» S ven führt auf Lanzarote eine Tauchschule. Keine Einmischung in fremde Probleme – das ist sein bequemes Lebensmotto. Bis er in eine fatale Dreiecksgeschichte mit seinen neuesten Schülern Jola und deren Lebensgefährten Theo gerät. Die beiden führen eine neurotische Beziehung, bei der nicht ganz klar ist, wer wen am meisten quält. Jedenfalls scheint Jola eine Meisterin der Manipulation zu sein. Während Sven noch versucht, dem zunehmend undurchschaubaren Geflecht aus Täuschungen und Abhängigkeiten zu entkommen, ist ihm Jola immer schon einen Schritt voraus. Das wird umso deutlicher, als Juli Zehs virtuos kon­ stru­ier­ter Psychothriller abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Protagonisten erzählt wird. Es entspinnt sich ein beklemmendes Kammerspiel über Willensfreiheit, Urteilsfindung und Macht. Zehs bislang bester Roman. Die Figuren sind stimmig, die Spannungen bleiben subtil in der Schwebe, und die großen Fragen von Freiheit, Verantwortung und Schuld werden beiläufig und unaufdringlich ins Spiel gebracht.» (Tages-Anzeiger) «Raffiniert spinnt Juli Zeh die Fäden ihrer Geschichte über Lüge und Wahrheit, in der wir uns verfangen wie in einem Netz.» (Frankfurter Rundschau) «Wie bei Patricia Highsmith können wir uns nachträglich fragen, wann eigentlich die Abzweigung von der Normalität in den Wahn erfolgte.» (Die Welt) ■ «Juli wurde im September 2013 das Stück Yellow Line von Juli Zeh und Charlotte Roos am ■ Zuletzt Stoffrechte · Bearbeitungen Olga Grjasnowa Der Russe ist einer, der Birken liebt * M Deutschen Theater Berlin erstaufgeführt (Regie: Brit Bartkowiak). Die Uraufführung in kroatischer Sprache war im Juni 2012 am Staatstheater Braunschweig in Koproduktion mit dem z/k/m Zagreb (Regie: Ivica Buljan). Yellow Line, Deutsches Theater Berlin schreiben Juli Zeh und Charlotte Roos an einem Auftragswerk mit dem Arbeitstitel Mutti für eine Koproduktion des Nationaltheater Weimar mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Die Uraufführung ist im Mai 2014 (Regie: Hasko Weber). ■ Zurzeit ascha ist Deutsche, Jüdin, Aserbaidschanerin und, wenn nötig, auch Türkin und Französin. Sie beherrscht fünf Sprachen fließend und ein paar weitere so «wie die Ballermann-Touristen Deutsch». Mit ihrem Freund Elias lebt sie im multikulturellen Bahnhofsviertel Frankfurts und plant ihre Karriere bei der UNO. Elias will nicht akzeptieren, dass sie nicht über ihre Kindheit in Baku sprechen will. Aber Mascha hasst Diskussionen über ihren «Migrationshintergrund» und Begrifflichkeiten wie «postmigrantisch», ganz besonders, wenn ihr Freund aus der ostdeutschen Provinz sie benutzt. Als sie Elias plötzlich auf tragische Weise verliert, flieht sie verzweifelt nach Israel. In der Wüste sucht sie einen Neuanfang und wird auch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Mit perfekter Ausgewogenheit von Tragik und Komik erzählt Olga Grjasnowa von Figuren, deren Biographien von Brüchen und Widersprüchen bestimmt sind. Ihre Welt ist geprägt von einer allgegenwärtigen Zerbrechlichkeit, von kollabierenden privaten, politischen und gesellschaftlichen Systemen. Olga Grjasnowa ■■ Der Russe ist einer, der Birken liebt U: 20.11.2013 Maxim Gorki Theater, Berlin (Regie: Yael Ronen) Der Roman Der Russe ist einer, der Birken liebt ist im Hanser Berlin Verlag erschienen. Grjasnowa beschreibt «die Heimatlosigkeit und das Erfahrungstempo einer Generation, für die Globalisierung nicht nur eine Floskel aus den Wirtschaftsnachrichten ist, sondern Lebensalltag. Zeitgeschichtlich wacher und eigensinniger als dieser Roman war lange kein deutsches Debüt.» (Die Zeit) ■ Olga * Der Titel liegt nicht als Textbuch vor. www.rowohlt-theater.de 37 Stoffrechte · Bearbeitungen Dirk Kurbjuweit ■■ Angst U: 27.09.2013 Theater Oberhausen (Regie: Martin Kindervater) Der Roman Angst ist im Rowohlt Berlin Verlag erschienen. Fatih Akin ■■ Soul Kitchen Mitarbeit: Adam Bousdoukos U: 11.04.2014 Stadttheater Bremer­ haven (Regie: Tim Egloff) Akins Film Soul Kitchen wurde 2009 bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Spezialpreis der Jury sowie mit dem «Art Cinema Award» beim Hamburger Filmfest ausgezeichnet. * Der Titel liegt nicht als Textbuch vor. 38 www.rowohlt-theater.de Dirk Kurbjuweit Angst * D er Kauf einer schönen Altbauwohnung sollte das i-Tüpfelchen auf Randolph Tiefenthalers bürgerlicher Existenz sein. Der Architekt und seine Familie ahnen nichts Böses, als Herr Tiberius, der Nachbar aus dem Souterrain, ihnen Kuchen vor die Tür stellt. Doch bald wird Tiberius ihnen unheimlich. Er beobachtet Tiefenthalers Frau, schreibt erst verliebte, dann verleumderische Briefe, erstattet sogar Anzeige – Kindesmissbrauch lautet der Vorwurf. Zwar nimmt die Polizei die Anschuldigungen nicht allzu ernst, geht aber auch nicht gegen den Stalker vor. Ohnmacht und Verunsicherung prägen bald das Familienleben. Die zerstörte Sicherheit erschüttert Tiefen­thaler im Innersten. Denn er kennt das Gefühl der Angst schon lange. Sein eigener Vater ist ein Waffennarr, als Kind musste Randolph schießen lernen und fürchtete stets das Schlimmste. Vater und Sohn sind sich seit Jahren fremd – doch nun bringt die unerträgliche Situation Randolph auf einen entsetzlichen Gedanken … Dirk Kurbjuweit schildert mit beklemmender Spannung, wie Ohnmacht eine Familie zur Selbstjustiz treibt. Angst ist das Psychogramm einer Gewalttat, die Geschichte einer in ihrer Sprachlosigkeit berührenden Vater-Sohn-Beziehung – und ein erzählerisches Experiment, das unsere bürgerliche Zivilisation auf die Zerreißprobe stellt. Fatih Akin Soul Kitchen «Sicher ist nur, dass nix sicher ist, und noch nicht mal das ist sicher. / KalenderSpruch, oder was? / Naa, is’ von mir.» D ie Filmkomödie aus dem Jahre 2009, eine Liebeserklärung an Fatih Akins Heimatstadt Hamburg, erzählt die Geschichte einer Gruppe von Menschen, die sich gegen die Gentrifizierung ihres Viertels wehren. Akin nennt Soul Kitchen auch ­einen modernen Heimatfilm: Es geht um «Familie und Freunde, um Liebe, Vertrauen und Loyalität – und um den Kampf für die Heimat als einem Ort, den es in einer zunehmend unberechenbaren Welt zu schützen gilt». Zinos, der Betreiber des bodenständigen Restaurants Soul Kitchen in Hamburg-Wilhelmsburg, hat eine Pechsträhne: Seine Freundin zieht für mehrere Monate nach Schanghai, er selbst hat einen Bandscheibenvorfall und ist nicht krankenversichert, sein Bruder erhält Freigang nach langjähriger Haftstrafe und bittet Zino um einen Gefallen, und ein Immobilienhai will ihm das Restaurant abluchsen. Nach zahlreichen Turbulenzen und ein paar schmerzhaften Veränderungen können die Figuren dennoch hoffnungsfroh in die Zukunft blicken: Das Soul Kitchen hat sich dank eines neuen Kochs und der Band eines Kellners zum Szenetreff entwickelt. Stoffrechte · Bearbeitungen Siegfried Lenz ■■ Deutsch­stunde Der Roman Deutsch­ stunde ist im Hoffmann und Campe Verlag ­erschienen. Erich Maria Remarque ■■ Im Westen nichts Siegfried Lenz Neues Deutschstunde * Der Roman Im Westen nichts Neues ist im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen. «Ein Meisterwerk, dessen Ernst voller Trauer ist – wie es nur bei einem Beobachter sein mag, der Humor hat.» Die Zeit Der Roman liegt auch in einer Bühnenfassung von Dieter Powitz und Jürgen Apelt vor. S iggi Jepsen, Insasse einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche, soll im Deutschunterricht einen Aufsatz über das Thema «Die Freuden der Pflicht» schreiben und – gibt ein leeres Blatt ab. Erst in dem darauf folgenden Arrest gelingt es ihm, sich dem Thema zu widmen, das ihm vertraut ist wie keines sonst. Denn sein Vater, der «nördlichste Polizeiposten Deutschlands», war den Pflichten seines Amtes so rückhaltlos ergeben, dass er nicht zögerte, seinem Jugendfreund, dem Maler Nansen, das von den Nazis über ihn verhängte Malverbot eigenhändig zu überbringen und seine Einhaltung persönlich zu überwachen. Siggi, zu dieser Zeit noch ein Kind, wird Zeuge und bald auch Opfer eines stillen, aber erbitterten Kampfes. Sein Vater ist nun einmal sein Vater, doch seine Zuneigung gehört dem Maler und seinen farbglühenden Bildern. In der Erinnerung wird sein Deutschaufsatz zum Lebensbericht, zum Versuch, sich selbst zu begreifen. Siegfried Lenz’ Deutschstunde zählt zu den wichtigsten Romanen der deutschen Nachkriegsliteratur. Ab November 2014 wird Deutschstunde in einer Tourneeproduktion von a.gon Theaterproduktion, München, gezeigt (Bühnenfassung: Stefan Zimmermann). Rowohlt Theater Verlag vertritt nicht nur Siegfried Lenz’ Bühnenstücke, sondern – in Kooperation mit dem Hoffmann und Campe Verlag – auch die Theaterrechte an seinen Romanen. Neben Deutschstunde ist zurzeit auch eine Dramatisierung von Lenz’ Schweigeminute in Vorbereitung. ■ Der Erich M aria Rem arque Im Westen nichts Neues I n seinem Klassiker der Antikriegsliteratur aus dem Jahr 1928 schildert Erich Maria Remarque nicht nur eindrücklich die Greuel auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs, sondern ebenso die Traumatisierung der Soldaten und die Hindernisse ihrer Wiedereingliederung, die realitätsferne Sicht der Zivilgesellschaft auf den Krieg sowie die Verführungskraft von falschen Heldenmythen und Militärpropaganda. Das Schicksal des Protagonisten Paul Bäumer berührt auch über 80 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung. Remarques Roman wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt und gilt mit einer Auflage von rund 20 Millionen verkauften Exemplaren als eines der meistgelesenen Bücher der Welt. Eine erste Dramatisierung des Romans wird im März 2014 am Thalia Theater, Hamburg, Premiere haben (Regie: Luk Perceval). Eine ganz andere Umsetzungsform wählt das Badische Staatstheater Karlsruhe, das Im Westen nichts Neues ab Mai 2014 als Klassenzimmerstück zeigt. * Der Titel liegt nicht als Textbuch vor. www.rowohlt-theater.de 39 Stoffrechte · Bearbeitungen Wahlverwandtschaften, Düsseldorfer Schauspielhaus Oliver Reese ■■ Wahl­ver­wandt­ schaften Nach dem Roman von Johann Wolfgang von Goethe Oliver Reese Wahlverwandtschaften «Die Verwandtschaften werden erst 3 D – 2 H interessant, wenn sie Scheidungen U: 17.03.2013 Düsseldorfer Schau­ spiel­haus (Regie: Oliver Reese) bewirken.» 40 www.rowohlt-theater.de E duard und Charlotte sind in zweiter Ehe verheiratet – eine Jugendliebe, die in der Idylle eines abgelegenen Schlosses mit 20-jähriger Verspätung gelebt werden soll. Ein erster fröhlicher Sommer steht bevor, das Paar lädt Gäste ein: Eduards besten Freund, den Hauptmann, und Ottilie, Charlottes blutjunge Nichte. Und plötzlich fühlen sich die Figuren unwiderstehlich aus den bestehenden Lebens- und Liebesverhältnissen heraus zueinander hingezogen. Was wie ein spannendes naturwissenschaftliches Experiment beginnt, endet mit dem Verlust von Illusionen, in Einsamkeit und Tod. Oliver Reese hat den Roman, den Goethe selbst für seinen besten hielt, zu einem konzentrierten Kammerspiel verdichtet. «Ein Ehepaar im Gespräch. Man plaudert. Man scherzt und kokettiert. Eine intakte Beziehung. Und doch schlummert da etwas unter der ruhigen Oberfläche des Dialogs. Jeder der beiden hat eine Sehnsucht – nach jeweils ­einem anderen Menschen. Und aus der Paarsituation wird bald ein Quartett. Und aus der Konversation ein Drama.» (Oliver Reese) ■ Im September 2013 wurde am Schauspiel Frank- furt außerdem Ich bin Nijinsky. Ich bin der Tod. (Text und Regie: Oliver Reese) uraufgeführt. Aus den 1919 entstandenen Tagebüchern des Jahrhunderttänzers und -choreographen destilliert Reese einen Monolog, der Nijinskys kometenhaften Aufstieg an der Schwelle zum unaufhaltsamen Absturz reflektiert; eine verstörende und berührende Dokumentation seiner fortschreitenden Schizophrenie. Der Abend «zeigt, wie der Wahnsinn … bisweilen herausbricht, schrecklich herausbricht, aber man darf auch immer noch den Mann ahnen, dem man gerne zuhört und den man bewundert hätte … Eine zärtliche, respektvolle Stunde.» (Frankfurter Rundschau) Klassiker «Wo keine Liebe ist, ist kein Betrug, Und was nicht lebt, kann man nicht töten. Ein Denkmal haben wir gestürzt, Stein zerhauen! Noch heute spür ich keine Reue, sondern friere nur Bei der Erinn’rung, so ausgestorben war es um ihn her. Es tut mir leid für euch, euch Vaterlose, Ich hätt euch einen guten Stern gewünscht, Aber den Vater, dem du nachtrauerst, Elektra, Es hat ihn nie gegeben.» John von Düffel Orest M it Orest führt John von Düffel sein Antikenprojekt fort, das er 2012 mit Ödipus Stadt am Deutschen Theater Berlin mit großem Erfolg begonnen hat. Auch hier verbindet er drei antike ­Dramen (Sophokles’ Elektra, Aischylos’ Die Toten­ weihe und Euripides’ Orestes) zu einer n ­ euen Gesamttragödie um Rache und Schuld. Orest, der – angetrieben und unterstützt von Elektra – seine Mutter und deren Mann schlachtet, um den ermordeten Vater zu rächen, steht im Zentrum von John von Düffels «beeindruckender Antikenbearbeitung, (die er) zwar nicht mehr ‹Tragödie› nennt, (die) aber in (ihrem) tragischen Antihelden, in dessen schmerzhaftem, auch komischem Leiden durchaus eine Tragödie bleibt.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung) «Im Plot von John von Düffel, einer so zügigen wie schlüssigen ‹Orest-Kompilation›, morden die Atriden unter einem götterlosen Himmel … Hier gibt es nur die eigene Tat, die eigene Schuld, die Selbstverantwortung … Aigisthos und Klytaimnestra sind tot – doch es stellt sich kein Triumph ein, so sehr Elektra ihn auch beschwört. (Ihr und ihrem Bruder Orest bringt) die Rache keinen Frieden, keine Versöhnung, sondern im Gegenteil: Qual. Pein. Unerlöstheit.» (Süddeutsche Zeitung) John von Düffel ■■ Orest nach Sophokles, Aischylos, Euripides Interlinearübersetzung von Gregor Schreiner 3 D – 2 H U: 14.09.2013 Residenz­ theater München (Regie: David Bösch) Mehr zu John von Düffel auf Seite 16 Schweizer Erst­auf­führung von Ödipus Stadt ist im Mai 2014 am Theater St. Gallen (Regie: Katja Langenbach). ■ Die Orest, Residenztheater München www.rowohlt-theater.de 41 Klassiker Baumeister Solness, Schauspielhaus Zürich Henrik Ibsen Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel ■■ Baumeister Solness 3 D – 4 H ■■ Die Wildente 3 D – 12 H ■■ Ein Volksfeind 2 D – 9 H ■■ Hedda Gabler 4 D – 3 H ■■ John Gabriel Borkman 5 D – 3 H ■■ Nora oder Ein Puppenhaus 4 D – 4 H ■■ Rosmersholm 2 D – 4 H 42 www.rowohlt-theater.de Henrik Ibsen Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel H inrich Schmidt-Henkels Übersetzungen von Henrik Ibsens Stücken gehören mittlerweile zu den meistgespielten überhaupt. Seit Kurzem liegt nun auch Die Wildente neu auf Deutsch vor. Die Erstaufführung ist im März 2014 am Nationaltheater Mannheim in der Regie von Elmar Goerden. Zahlreiche weitere Ibsen-Übersetzungen von Hinrich Schmidt-Henkel hatten in der letzten bzw. haben in dieser Saison Premiere, darunter Bau­ meister Solness am Schauspielhaus Zürich (Regie: Barbara Frey), Ein Volksfeind am Stadttheater Bremerhaven (Regie: Tobias Rott), Meininger Theater (Regie: Lars Wernecke), Volkstheater München (Regie: Bettina Bruinier) und am Schauspielhaus Graz (Regie: Christine Eder), Hedda Gabler am Theater Bielefeld (Regie: Michael Heicks), Thea­ ter Aachen (Regie: Ludger Engels), Theater Kiel (Regie: Dedi Baron), Theater Münster (Regie: Katharina Rupp) und am Staatstheater Nürnberg (Regie: Christoph Mehler), John Gabriel Borkman am Theater Baden-Baden (Regie: Otto Kukla) und am Schauspielhaus Graz (Regie: Elmar Goerden) sowie Nora oder Ein Puppenhaus am Nationaltheater Mannheim (Regie: Cilli Drexel), an den Wuppertaler Bühnen (Regie: Tilo Nest), am Landestheater Coburg (Regie: Malte Kreutzfeldt & Dariusch Yazdkhasti) und am Düsseldorfer Schauspielhaus (Regie: Dušan David P ­ arizek). Herbert Fritschs Nora-Inszenierung am Theater Oberhausen war 2011 zum Berliner Theatertreffen eingeladen und seither auf vielen weiteren internationalen Festivals zu sehen. Klassiker Kinder der Sonne, Deutsches Theater Berlin M a xim Gorkij Deutsch von Ulrike Zemme F ür das Schauspielhaus Bochum hat Ulrike Zemme, die für den Rowohlt Theater Verlag auch sämtliche Stücke Anton Tschechows übersetzt hat, Maxim Gorkijs Wassa Schelesnowa (in der 2. Fassung von 1935) neu ins Deutsche übertragen. Die Erstaufführung war am 02.10.2013 in der Regie von Jan Neumann. Ulrike Zemmes Neuübersetzung der ursprünglichen Wassa Schelesnowa-Fassung von 1910 ist in Vorbereitung. Gorkijs Die Letzten hatte in Zemmes Übersetzung in der vergangenen Saison Premiere am Theater Biel Solothurn (Regie: Katharina Rupp) und am Landestheater Tübingen, LTT (Regie: Ralf Siebelt) sowie im September 2013 am Hessischen Staatstheater Wiesbaden (Regie: Markus Dietz). Kinder der Sonne lief in Zemmes Übersetzung zuletzt u. a. am Stadttheater Gießen (Regie: Wolfram Starczewski), am Volkstheater Wien (Regie: Nurkan Erpulat) und am Schauspielhaus Zürich (Regie: Daniela Löffner); ab Januar 2014 ist Nurkan Erpulats Inszenierung in neuer Besetzung am Maxim Gorki Theater, Berlin, zu sehen. Stephan Kimmig wurde 2011 für seine Inszenierung von Kinder der Sonne am Deutschen Theater Berlin mit dem «Faust»-Regiepreis ausgezeichnet. Maxim Gorkij Deutsch von Ulrike Zemme ■■ Barbaren 8 D – 15 H ■■ Die Letzten 6 D – 7 H ■■ Kinder der Sonne 7 D – 9 H ■■ Nachtasyl Szenen aus dem Untergrund 5 D – 12 H ■■ Sommergäste 7 D – 11 H ■■ Wassa Schelesnowa (2. Fassung, 1935) 7 D – 6 H www.rowohlt-theater.de 43 Ur- und Erstaufführungen Uraufführungen: Fatih Akin ■■ SOUL KITCHEN * Stadttheater Bremerhaven 11.04.2014 Regie: Tim Egloff Jörg Albrecht ■■ MY LOVE WAS A GHOST. AND YOUR LOVE, YOUR LOVE, YOUR LOVE WAS LEAVING THIS ROTTEN TOWN (Arbeitstitel) * Schauspiel Leipzig 04.06.2014 Regie: Mirja Biel und Joerg Zboralski Tariq Ali ■■ DIE NEUEN ABENTEUER DES DON QUIJOTE Schauspiel Essen 01.11.2013 Regie: Jean-Claude Berutti Thomas Arzt ■■ IN DEN WESTEN Nationaltheater Mannheim 23.11.2013 Regie: Cilli Drexel Sibylle Berg ■■ UND JETZT: DIE WELT! Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen Maxim Gorki Theater, Berlin 23.11.2013 Regie: Sebastian Nübling Martin Crimp ■■ ALLES WEITERE KENNEN SIE AUS DEM KINO Deutsches Schauspielhaus Hamburg 24.11.2013 Regie: Katie Mitchell John von Düffel ■■ OREST Nach Sophokles, Aischylos, Euripides Residenztheater München 14.09.2013 Regie: David Bösch John von Düffel ■■ KIRSCHGARTEN – DIE RÜCKKEHR Hans Otto Theater, Potsdam 07.02.2014 Regie: Tobias Wellemeyer John von Düffel ■■ WELTKRIEG FÜR ALLE Eine kurze Geschichte des Friedens Hessisches Staatstheater Wiesbaden 01.06.2014 Regie: Tobias Materna William Gaddis ■■ JR * Dramatisierung von Tom Peuckert Wuppertaler Bühnen 21.02.2014 Regie: Marcus Lobbes David Gieselmann ■■ DIE PHOBIKER Theater Osnabrück 06.09.2013 Regie: Christian Brey David Gieselmann ■■ NOCH OHNE TITEL * Theater Bielefeld Mai 2014 Regie: N. N. Marcell Gödde / Andreas Muhlack ■■ CONNI – DAS MUSICAL * Nach den Conni-Büchern von Liane Schneider im Carlsen-Verlag Cocomico Theater 18.05.2014 Regie: Marcell Gödde Olga Grjasnowa ■■ DER RUSSE IST EINER, DER BIRKEN LIEBT * Maxim Gorki Theater, Berlin 16.11.2013 Regie: Yael Ronen Anne Habermehl ■■ WIE MÜCKEN IM LICHT Schauspielhaus Wien 09.10.2013 Regie: Anne Habermehl Anne Habermehl ■■ BELGRADER HUND Staatstheater Stuttgart 26.10.2013 Regie: Stefan Pucher, Ko-Regie: Tom Stromberg Elfriede Jelinek ■■ STRAHLENDE VERFOLGER. Deutsches Schauspielhaus Hamburg 11.01.2014 Regie: Karin Beier Elfriede Jelinek ■■ REIN GOLD Staatsoper Unter den Linden, Berlin 09.03.2014 Regie: Nicolas Stemann 44 www.rowohlt-theater.de Elfriede Jelinek ■■ TOD-KRANK.DOC Theater Bremen 29.11.2013 Regie: Mirko Borscht Imre Kertész ■■ Liquidation * 29.11.2013 Théâtre National de Strasbourg Regie: Julie Brochen Dirk Kurbjuweit ■■ ANGST * Theater Oberhausen 27.09.2013 Regie: Martin Kindervater Rolf Lappert ■■ PAMPA BLUES * Altonaer Theater, Hamburg 11.05.2014 Regie: Benno Ifland Philipp Löhle ■■ WIR SIND KEINE BARBAREN! * Theater Bern 08.02.2014 Regie: Volker Hesse Tuğsal Moğul ■■ DAS SUMMEN DER MONTAGSWÜRMER Ballhaus Naunynstraße, Berlin 09.10.2013 Regie: Tuğsal Moğul Tuğsal Moğul ■■ FREMDRAUMPFLEGE Badisches Staatstheater Karlsruhe in Koproduktion mit Theater Pforzheim 20.12.2013 Regie: Tuğsal Moğul Tina Müller ■■ FALK MACHT KEIN ABI Theater Freiburg 22.11.2013 Regie: Sylvia Sobottka Laura Naumann ■■ RAUS AUS DEM SWIMMINGPOOL REIN IN MEIN HAIFISCHBECKEN (Arbeitstitel) Schauspielhaus Bochum 13.03.2014 Regie: Malte C. Lachmann Nolte Decar ■■ HELMUT KOHL LÄUFT DURCH BONN Theater Bonn 18.12.2013 Regie: Markus Heinzelmann René Pollesch ■■ GLANZ UND ELEND DER KURTISANEN * Volksbühne am RosaLuxemburg-Platz, Berlin 06.09.2013 Regie: René Pollesch René Pollesch ■■ CAVALCADE OR BEING A HOLY MOTOR * Burgtheater (Akademie­ theater) Wien 25.09.2013 Regie: René Pollesch René Pollesch ■■ GASOLINE BILL* Münchner Kammerspiele 16.11.2013 Regie: René Pollesch René Pollesch ■■ HEREIN! HEREIN! ICH ATME EUCH EIN! * Schauspielhaus Zürich 26.01.2014 Regie: René Pollesch René Pollesch ■■ JE T’ADORNO Schauspiel Frankfurt 08.03.2014 Regie: René Pollesch Simon Stephens ■■ CARMEN DISRUPTION * Deutsches Schauspielhaus Hamburg 15.03.2014 Regie: Sebastian Nübling Theresia Walser / Karl-Heinz Ott ■■ KONSTANZ AM MEER (Arbeitstitel) Theater Konstanz zusammen mit Konzil­ stadt Konstanz 27.06.2014 Regie: Johannes von Matuschka Juli Zeh ■■ NULLZEIT * Theater Bonn 06.03.2014 Regie: Sebastian Kreyer Juli Zeh / Charlotte Roos ■■ Mutti * (Arbeitstitel) Nationaltheater Weimar in Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen Mai 2014 Regie: Hasko Weber René Pollesch ■■ NOCH OHNE TITEL * Volksbühne am RosaLuxemburg-Platz, Berlin 24.05.2014 Regie: René Pollesch Thilo Reffert ■■ MEIN JAHR IN TRALLALABAD Landestheater Tübingen, LTT 07.12.2013 Regie: Marion SchneiderBast Erich Maria Remarque ■■ IM WESTEN NICHTS NEUES * Thalia Theater Hamburg in Koproduktion mit NTGent März 2014 Regie: Luk Perceval Holger Schober ■■ ROMA ROMEO UND SINTI CARMEN Badisches Staatstheater Karlsruhe 21.09.2013 Regie: Timo Krstin Ulrike Syha ■■ MAO UND ICH Nationaltheater Mannheim 07.12.2013 Regie: Ali M. Abdullah Erstaufführungen: Alan Ayckbourn ■■ BÜRGERWEHR Theater Münster 28.02.2014 Regie: Thomas Ladwig Louis-Ferdinand Céline ■■ REISE ANS ENDE DER NACHT * Residenztheater München 31.10.2013 Regie: Frank Castorf Martin Crimp ■■ IN DER REPUBLIK DES GLÜCKS Deutsches Theater Berlin 28.11.2013 Regie: Rafael Sanchez David Greig ■■ DIE EREIGNISSE Schauspielhaus Wien 22.11.2013 Regie: Ramin Gray Ur- und Erstaufführungen Mark Haddon / Simon Stephens ■■ SUPERGUTE TAGE oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone Staatsschauspiel Dresden 15.09.2013 Regie: Jan Gehler Jonas Hassen Khemiri ■■ APATHISCH FÜR ANFÄNGER Staatstheater Braun­ schweig 13.09.2013 Regie: Mina Salehpour Lucy Kirkwood ■■ ERST WAR ES LEER OHNE HERZ, ABER JETZT GEHT’S WIEDER Theater Drachengasse, Wien 20.09.2013 Regie: Alex Riener Lucy Kirkwood / Katie Mitchell ■■ DIE SCHÖNE UND DAS BIEST Theater Oberhausen 22.11.2013 Regie: Lily Sykes Finegan Kruckemeyer ■■ DER JUNGE MIT DEM LÄNGSTEN SCHATTEN Düsseldorfer Schau­ spielhaus 26.09.2013 Regie: Hanna Müller Duncan Macmillan ■■ ATMEN Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 30.11.2013 Regie: Katie Mitchell Bildnachweise: Reinhard Werner (Cover: Szenenfoto aus Cavalcade or Being a Holy Motor von René Pollesch, Burgtheater [Akademietheater] Wien) Gaultier Deblonde / nb pictures (S. 1) Kathrin Ribbe (S. 2) Reinhard Werner (S. 3 o.) Nick Leyland (S. 4) Leif Hansen (S. 5 o.) Volker Beinhorn (S. 5 u.) Kathrin Ribbe (S. 6 r.) David Baltzer (S. 7 l.) Karin Rocholl (S. 8) Julian Röder (S. 9) Katja Hoffmann (S. 10 o.) Sonja Rothweiler (S. 10 u.) Christian Kleiner (S. 11 o.) Tobias Bohm (S. 11 u.) Benjamin Wolf (S. 12) Alexi Pelekanos (S. 13) Paula Reissig (S. 14) Ekko von Schwichow (S. 15 o.) Christian Kleiner (S. 15 u.) ddp images / Michael Gottschalk (S. 16 l.) Katja von Düffel (S. 16 r.) Thomas Müller (S. 17) Patricia Marchart (S. 18 o.) SWR / Wolfgang Runkel (S. 18 u.) Arno Declair (S. 19) Freese / drama-berlin.de (S. 20 l.) Thomas Aurin (S. 20 r.) Uwe Lewandowski (S. 21) Hans Jörg Michel (S. 22 u.) Alistair McDowall ■■ GENIALE ABENTEUER Nationaltheater ­Mannheim März 2014 Regie: Robert Teufel Juli Zeh / Charlotte Roos ■■ YELLOW LINE Deutsches Theater Berlin 14.09.2013 Regie: Brit Bartkowiak Nick Payne ■■ KONSTELLATIONEN Schauspielhaus Wien 31.12.2013 Regie: Ramin Gray Michele Riml ■■ DER JUNGE AUF Die mit * markierten Titel liegen nicht oder noch nicht als Textbuch vor. DEM BAUM Theater Aalen 28.09.2013 Regie: Winfried Tobias Impressum: Fernando Perez Re (S. 23) Nina Grünberger (S. 24 o.) Christian Brachwitz (S. 24 u.) Reinhard Werner (S. 25) Achim Hehn (S. 26 l.) Jochen Quast (S. 26 r.) Joscha Jenneßen (S. 27 o.) Birgit Hupfeld (S. 27 u.) Jochen Jezussek (S. 29 o.) Florian Merdes (S. 29 u.) Kay Meyer (S. 30 r.) Andy Rasheed (S. 31 o.) Sebastian Hoppe (S. 31 u.) Rita Newman (S. 33 r.) Judith Schlosser (S. 34) René Lappert (S. 35 u.) Daniel Finck (S. 36) René Fietzek (S. 37 o.) Arno Declair (S. 37 u.) Maurice Weiss / Ostkreuz / Der Spiegel (S. 38 l.) Ingrid von Kruse (S. 39 l.) Erich Maria Remarque-Friedens­ zentrum Osnabrück (S. 39 r.) Sebastian Hoppe (S. 40 o.) Freese / drama-berlin.de (S. 40 u.) Andreas Pohlmann (S. 41) Matthias Horn (S. 42) Arno Declair (S. 42) Alle weiteren Abbildungen sind über das Archiv des Rowohlt Theater Verlags nachweisbar oder konnten nicht ermittelt werden. Rowohlt Theater Verlag Hamburger Straße 17 D-21465 Reinbek bei Hamburg Tel: 040 - 72 72 - 270 Fax: 040 - 72 72 - 276 [email protected] www.rowohlt-theater.de Leitung: Nils Tabert ([email protected]) Lektorat: Maren Zindel ([email protected]) Bastian Häfner ([email protected]) Aufführungsverträge: Tanja Müller ([email protected]) Honorarbuchhaltung: Marion Steinert ([email protected]) Kerstin Runte ([email protected]) Redaktion: Bastian Häfner, Nils Tabert, Maren Zindel Layout: Das Herstellungsbüro, Hamburg Druck: Bartels Druck, Lüneburg Rowohlt Theater Verlag · Hamburger Straße 17 · D-21465 Reinbek · Tel. 040 - 72 72 270 · Fax 040 - 72 72 276 · E-Mail: [email protected] www.rowohlt-theater.de 2013 / 14 Rowohlt-Theater_2013_Cover.indd 1 Fatih Akin Thomas Arzt Sibylle Berg Thomas Birkmeir Olivier Choinière Martin Crimp Michel Decar John von Düffel David Gieselmann Maxim Gorkij David Greig Olga Grjasnowa Anne Habermehl Händl Klaus Brigitte Helbling Niklaus Helbling Rolf Hochhuth Henrik Ibsen Elfriede Jelinek Dennis Kelly Jonas Hassen Khemiri Lucy Kirkwood Finegan Kruckemeyer Dirk Kurbjuweit Rolf Lappert Siegfried Lenz Philipp Löhle Duncan Macmillan Alistair McDowall Katie Mitchell Tuğsal Moğul Tina Müller Laura Naumann Sally Nicholls Nolte Decar René Pollesch Oliver Reese Thilo Reffert Erich Maria Remarque Michele Riml Moritz Rinke Oliver Schmaering Holger Schober Markus Schönholzer Günter Senkel Tim Staffel Gerhild Steinbuch Simon Stephens Ulrike Syha Theresia Walser Feridun Zaimoglu Juli Zeh 04.12.2013 10:11:23