Volkswirtschaftslehre II VWL VWL – Berechnung des BIP - - - - Summe aller Einkommen oder Summe aller Ausgaben für den Erwerb von Gütern Beruhend auf dem Prinzip des Wirtschaftskreislaufes, welcher in zwei Systeme unterteilt ist o Faktorenkreislauf: Haushalte bieten den Unternehmen Arbeit an, welche wiederum den Haushalten Ware anbieten o Geldkreislauf: entgegengesetzt, also die Haushalte geben Geld aus und Unternehmen zahlen den Haushalten Einkommen Die Regeln zur Berechnung des BIP sind o Wertmaßstab ist der Marktpreis (Stromgröße, und deshalb Währung / Zeit) o BIP beschreibt nur die laufende Produktion (Produzierte Produkte aber in der selben Periode nicht verkaufte Produkte werden so behandelt, als ob sie vom Lager gekauft wurden (Lagerinvestition) o BIP enthält nur den Wert der Endprodukte. So zum Beispiel nur die 3 Euro, für die ein Imbiß eine Wurst verkauft, obwohl er sie für1 Euro eingekauft hat. In anderen Worten wird die Summe der Wertschöpfung o Güter, die nicht auf dem Markt gehandelt werden (Eigentumswohnungen da keine Mietzahlung) werden zu inputierten, also kalkulatorischen Preisen ins BIP aufgenommen. Staatl. Dienstleistungen wie Polizei, Lehrer werden mit den Kosten zur Erstellung (Gehalt) aufgenommen. Einige Sachen wie Heimdienstleistungen oder Schwarzarbeit werden nicht aufgenommen o Vergleich zwischen mehreren Volkswirtschaften eignet sich somit aufgrund der verschiedenen Anteile nur im Hinblick auf die Änderungsrate Das europäische System zur Berechnung des BIP (GDP) unterteilt folgende Sektoren: o Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften (AGs, Betriebe des Staates, Krankenhäuser....) o Finanzielle Kapitalgesellschaften 8Versicherungen, Banken...) o Private Haushalte (Einzelpersonen) o Private Organisationen ohne Erwerbszweck (Parteien, Gewerkschaften...) o Staat o Übrige Welt (Wirtschaftseinheiten, die den Wohnsitz außerhalb des Wirtschaftsgebietes haben) Die Gesamtrechnung teilt die Ausgaben in folgende Komponenten o Privater Konsum CP o Konsumausgaben des Staates CSt (Transformationsausgaben, also Käufe von Waren, die den privaten Haushalten für den Konsum zur Verfügung gestellt wird (Kinderspielzeug in Kindergärten) o Investitionen I (Güter die gekauft werden, um sie in Zukunft zunutzen. Aufteilung in Bruttoanlageinvestitionen (Invest. In Ausrüstung (maschinen....) Bauten, sonstige Anlagen (Urheberrechte, Software) Vorratsveränderungen (Lagerinvestition) werden zusammengefasst mit dem Nettozugang an Wertsachen) o Nettoexporte NX = Ex-Im (Differenz von Exporten und Importen; also das, was wirklich für Exporte ausgegeben bzw eingenommen wurde) o Die Berechnung erfolgt dann durch: BIP (Y) = CP+CSt+IP+ISt+NX o Da in Deutschland und USA insbesondere der staatliche Anteil anders berechnet wird gilt: G=CSt+ISt Somit: BIP = CP+IP+G+NX © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 1 Volkswirtschaftslehre II VWL - BIP misst den Wert der im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen. Vor 1998 wurde das Bruttonationaleinkommen (BNE) als Bruttosozialprodukt (BSP) bezeichnet. o Addiert man zum Bruttoinlandsprodukt die Primäreinkommen, die aus der übrigen Welt empfangen wurden, und subtrahiert die an die übrige Welt geleisteten Primäreinkommen. (Inländerkonzept; also auch das, was Deutsche im Ausland verdient haben. Nur das was von Deutschen verdient wurde) o Das BIP ist dagegen das Inlandskonzept, also alle im Inland konsumierten Produkte und somit vollzogene Wertschöpfung (Inlandskonzept: auch das, was Ausländer in Deutschland verdient haben). o Subtrahiert man vom Bruttonationaleinkommen noch Abschreibungen, erhält man das Nettonationaleinkommen o Das Volkseinkommen ist die Summe der Arbeitnehmerentgelte und Unternehmenseinkommen - Nach der offiziellen Behörde die zur Bestimmung der Berechenregeln für das BIP zuständig ist, gibt es drei verschiedene Berechnungsverfahren: Entstehungsrechnung Verwendungsrechnung Verteilungsrechnung Bruttowertschöpfung Konsumausgaben pr. Haushal. Arbeitnehmerentgelt - Subventionen + Konsum des Staates + Unternehmensvermögen + Steuern + Bruttoanlageinvest. = Volkseinkommen = BIP + Außenbeitrag + Produktionsabagben an Staat + Saldo der Primäreinkommen + Nettoexport - Subventionen = Bruttonationaleinkommen = BIP =Nettonationaleinkommen - Abschreibungen + Abschreibungen = Nettonationaleinkommen = Bruttonationaleinkommen - Primäreinkommen =BIP - Unterscheiung zwischen realem und nominalem BIP: o Bsp.: nominal: p(Fahrrad, 2003) * x(Fahrrad, 2003) + p(DVD,2003)*x(DVD,2003) =BIP (nominal 2003) Als nominales BIP bezeichnet man den in laufenden Preisen gemessenen Wert der Güter (also Preise um gleichen Jahr wie Menge) o Das reale BIP misst den Wert zu konstanten Preisen. Dazu wird ein Basisjahr festgelegt, bsp. 2005. Dann wird bewertet mit: P(Fahrrad, 2005)*x(Fahrrad, 2006) + p(DVD,2005)*x(DVD,2006) Die verkauften Mengen von 2006 werden mit den Preisen von 2005 genommen. Da die Preise konstant gehalten werden ändert sich das BIP nur dann, wenn die Mengen geändert werden. Beim nominalen kann sich das BIP aber auch bei der Preisänderung erhöhen Reale BIP ist besserer Indikator für Wohlfahrt als das nominale. So könnte beim nominalen weniger verkauft werden, aufgrund der Inflation jedoch die Preise gestigen sein. Somit würden weniger Räder ausreichen, trotzdem ein höheres BIP zu erzielen! o Außerdem gibt es einen so genannten Bruttoinlandsprodukt-Deflator, der das allgemeine Preisniveau einer Wirtschaft beschreibt. Er berechnet sich aus : © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 2 Volkswirtschaftslehre II VWL - Die Erfassung der Arbeitslosigkeit o Arbeitslosigkeit definiert durch: Arbeitssuchende im Alter von 15a bis 65a Weniger als 15h/week areiten Keine Schüler, studenten, berufliche Weiterbildung Nicht arbeitsunfähig (erkrankt) Kein Empfang von Altersrente Sofort zur Arbeitsaufnahme zur Verfügung stehen o Langzeitarbeitslose sind Leute, die länger als 1 Jahr arbeitslos sind o Erwerbslosigkeit (durch statistisches Bundesamt) 15a bis 74a nicht beschäftigt innerhalb der letzen 4 Wochen um Arbeit bemüht innerhalb der nächsten 2 Wochen arbeitsbereit Erwerbspersonen L sind die Summe aus Erwerbslosen U(nemplyed) und E(mployed) o Ökonomisch sind die Leute unschuldig arbeitslos, wenn sie zum bestehenden Lohn Arbeit anbieten aber nicht nachgefragt wird o Die Arbeitslosenquote ist der prozentuale Anteil von Arbeitslosen zu Erwerbspersonen: Die Nettoerwerbsquote berechnet sich aus der Formel: o o o o Als verdeckte Arbeitslose werden die arbeitslosen bezeichnet, die nicht zu den registrierten Arbeitslosen gezählt werden aber staatlich geförderte arbeitspolitische Maßnahmen Leistungen erhalten: Subventionierte (1€, Mainzer Modell) Nicht erwerbstätige Maßnahmeteilnehmer (altersteilzeit...) Da die potentielle Arbeitskraft der Arbeitslosen nicht genutzt wird, kann man sehr wohl erwarten, dass das BIP geringer ist, wenn die Arbeitslosenquote hoch ist. Jedoch führt Wachstum des BIP erst ab einem bestimmten Niveau zu einer Verringerung der Arbeitslosenquote. Es zeigt sich ein negativer zusammenhang: Eine um einen Prozent höhere arbeitslosenquote bedeutet für Deutschland einen Wachstumsverlust von 0,9 Prozent. Diesen Zusammen hang nennt man Okuns Gesetz. Arbeitslosigkeit zieht zwar starke finanzielle einschnitte mit sich, aber nicht zu vernachlässigen sind auch die persönlichen Enttäuschungen. © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 3 Volkswirtschaftslehre II VWL Ein klassisches Modell zum Bruttoinlandsprodukt - - Dieses Modell soll folgende Fragen beantworten: o Wodurch wird die Höhe des BIP bestimmt? o Wie wird das Einkommen verteilt? o Wieviel des BIP wird für Konsum, Investitionen und Staatsausgaben verwendet? o Welcher mechanisms stellt sicher, dass Angebot und nachfrage sich ausgleichen? Produktion o Die Wirtschaft produziert mit Hilfe von Arbeit L und Kapital K; dabei sind der kapitalstock und die Arbeit exogen o Die Produktionsfunktion ist wie immer: Y=f(K,L) o Ist in der Wirtschaft nun der Kapitalstock und die Arbeit vorhanden, ist das Angebot an waren und Dienstleistung o - Dieser Output muss dem Gesamteinkommen entsprechen Neoklassische Verteilungstheorie o Welche Anteile des BIP enthalten die Faktoren als Entlohnung? o Lohnsumme ergibt sich aus dem Faktorpreis also dem Lohn w * gel. Arbeit o Entsprechend bestimmt der Zins r die nutzung des Kapitals o In der neoklassischen Theorie wird von Konkurrenzarbeitsmärkten ausgegangen, bei denen Faktorbesitzer und Unternehmen als Mengenanpasser gelten. o Ist das Kapital fest vorgegeben, so versucht das Unternehmen den Gewinn zu maximieren mit: Die Bedingung lautet Das produkt aus Outputpreis und Grenzprodukt ist das Wertgrenzprodukt, welches dem Faktorpreis w (Lohn) entsprechen muss. Somit ergibt sich bei fixem Kapitalstock der Gewinn aus: o o Diese Gleichung ist bei festen Gewinn Pi die isogewinnlinie, also alle Kombinationen, die den selben Gewinn bedeuten Der punkt auf der Produktionsfunktion bei dem der höchste Gewinn erzielt wird, also Steigung der Isogewinnlinie gleich Steigung der Produktionsfunktion ist das Optimum. Die komparative Statik sagt aus, dass bei hohem Lohn weniger Arbeit nachgefragt wird, als bei niedrigem Lohn. Produktivitätsfortschritte können genutzt werden, um Beschäftigung oder Löhne zu erhöhen – Zusammenfassend gilt, dass bei abnehmenden Grenzprodukten der Einsatzfaktoren die Unternehmen dessen nachfrage solange erhöhen, bis deren Grenzprodukte den realen faktorpreisen entsprechen Der Unternehmengewinn berechnet sich aus o Somit gilt: o Das Einkommen teilt sich also auf in arbeitseinkommen, kapitaleinkommen und Unternehengewinn o o o © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 4 Volkswirtschaftslehre II VWL o o o - Das Euler-Theorem besagt, dass bei einer Funktion f(K,L) immer gilt. Bei vollkommenem Wettbewerb ist der Unternehmensgewinn immer 0. Zusammenfassend gilt also, dass die gesamte Produktion des BIP auf die entlohnung von Kapital und Arbeit aufgeteilt wird. Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen Konsumgüternachfrage o Die Nachfragekomponenten des BIP sind (nach Verwendungsrechnung) Privater Konsum C Private Investitionen I Staatsausgaben G Nettoexporte NX Die Nachfragegleichung lautet somit : o Das verfügbare Einkommen der Haushalte ergibt sich nach Abzug der Steuern T. o Die Haushalte können selbst entscheiden, wie viel sie von ihrem Einkommen sparen und wie viel sie konsumieren. Es wird angenommen, dass der Konsum mit verfügbaren einkommen steigt. (Verhaltensannahme) o Die marginale Konsumquote (wie viel gibt man mehr aus, wenn das Einkommen um 1 Euro steigt) ist definiert durch o Die Keynesianische Konsumfunktion mit (also Basiskonsum ist größer 0) besagt, dass die marginale Konsumquote MPC konstant ist, die durchschnittliche Konsumquote jedoch sinkt. o Da die Haushalte mit ihrem verfügbaren Einkommen entweder sparen oder konsumieren, und somit dann auch wieder die verhaltensannahme dass bei höherem Y mehr gespart wird Nach Ableiten erhält man: Investitionsgüternachfrage o Investitionsgüter werden nur von Unternehmen nachgefragt, um den Kapitalstock zu erhöhen oder verschlissenen zu ersetzen o Je höher die Zinsen sind, desto unrentabler sind neue Projekte. Somit ist die Verhaltensannahme diesmal, dass die Investitionen sinken, sobald der Zinssatz steigt, da es teurer wird, sich Geld zu leihen o Man unterscheidet dabei zwischen nominalen und realen Zinsen Nominale Zinsen: wie in der Zeitung; diese muss man bezahlen, wenn man einen Kredit aufnimmt Reale Zinsen: sind um die Inflationseffekte bereinigt. Nominale zB 8%, infaltion 2% : reale Zinsen 6% Die realen Zinsen beschreiben somit die wahren Kosten der Verschuldung und deshalb die realen Zinsen die Investitionsentscheidung Staatsausgaben o o o o Staatsausgaben G bestehen aus den Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden. Sind die Staatsausgaben höher als die Steuereinnahmen, spricht man vom Budgetdefizit Sind die Staatsausgaben geringer als die Steuereinnahmen, spricht man vom Budgetüberschuss Der politische Prozess, der die Höhe von Steuern und Staatsausgaben steuert wird nicht betrachtet. Also ist die Verhaltensannahme, dass sowohl die Kosten wie auch die Einnahmen exogen sind. © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 5 Volkswirtschaftslehre II VWL - Gleichgewicht o Dieses Modell besteht aus den endogenen Variablen Y,r, und den exogenen Variablen G,T sowie den Verhaltensannahmen und Konsum, Investitionen und Staatsausgaben o Ein Gleichgewicht gilt dann, wenn Nachfrage dem Angebot entspricht. und (also dem produktionsvolumen) Setzt man die zuvor gefundenen Verhaltensannahmen in die Nachfragegleichung ein, so ergibt sich Da im Gleichgewicht ist, folgt: o Daraus lässt sich erkennen, dass das Angebot der nachfrage entspricht. Nur der Zinssatz r ist nicht festgelegt, alles andere ist exogen. Somit wird der Zinssatz dafür sorgen, dass die Nachfrage so hoch wie das Angebot ist. Zum Verständnis davon: Im Finanzmarkt gilt: . Somit also S ist dabei die gesamtwirtschaftliche ersparnis und somit ist I=S. Somit folgt, dass die investition gleich dem Ersparnis ist. Daraus wird ersichtlich, dass der Zinssatz dafür sorgen muss, dass die Investitionen die gleichgewichtige Höhe erhalten. Dies wird auch noch an linker Grafik deutlich, da die Investitionen (also die Kreditnachfrage), das ersparnis (also das kreditangebot) über den Zinssatz, also den Preis für Kredite gesteuert wird. o - Würden nun die Staatsausgaben ansteigen, erhöht sich die nachfrage nach Gütern. Da die Produktion (da exogen) nicht steigen kann, muss eine anderen Nachfragekomponente (obiger Gleichung) sich ändern. Der Konsum ändert sich jedoch auch nicht, da die Löhne gleich bleiben. Somit muss sich der Zinssatz ändern, und zwar steigen, um auf das Gleichgewicht zurückzukehren. Durch Steigen des Zinssatzes nehmen Investitionen ab , man spricht vom crowding out. o Ändert sich bei unverändertem Zinssatz die Investitionsnachfrage, dann verschiebt sich die Investitionsfunktion (z.B. ermöglicht durch verbesserten steueranreiz). Die erhöhte Nachfrage nach investitionen führt (da die ersparnis konstant bleibt) zu einer Erhöhung des gleichgewichtigen Zinses. Also folgt: Die erhöhung der Investitionsnachfrage lässt den Zins ansteigen. Der Zinsanstieg jedoch erhöht die Ersparnis (da mehr Leute sparen, da Zinsen höher sind) und verringert den Konsum. Die erhöhte ersparnis steht für zusätzliche Investitionen zur Verfügung. Somit sind im neuen Gleichgewicht sowohl Zinsen, als auch Investitionsvolumen gestiegen. Zusammenfassung: o Zu dem anfangs gestellten Fragen lässt sich nun sagen: Wodurch wird die Höhe des BIP bestimmt? Die Höhe wird durch die vorhandenen Produktionsfaktoren und die produktionstechnologie bestimmt Wie wird das Einkommen verteilt? Auf vollkommenen Konkurrenzmärkten entsteht kein Unternehmensgewinn und somit wird das gesamte BIP durch die entlohnung ausgeschöpft © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 6 Volkswirtschaftslehre II VWL Wieviel des BIP wird für Konsum, Investitionen und Staatsausgaben verwendet? Der Output wird für Konsum C, Investitionen I und Staatsausgaben G ausgegeben. Dabei gelten die verhaltensannahmen Lohn hoch Konsum hoch; Zinsen hoch Investitionen runter, G vorgegeben Welcher mechanismus stellt sicher, dass Angebot und nachfrage sich ausgleichen? Der reale Zinssatz stellt sicher, dass das kreditangebot der Kreditnachfrage entspricht. Kapitel 3 – Wachstum - - - Wie kommt es bei dem Vergleich mehrerer Länder dazu, dass z.B. die USA ein 35 mal höheres pro-Kops Einkommen als Nigeria; oder China als bevölkerungsreichstes Land weniger als 1/5 des pro-Kopf-Einkommens von Deutschland mit deutlich weniger Einwohner hat? Die möglichen Ursachen werden im Solow-Modell diskutiert; also wie der Output und somit der Wachstum des Outputs durch Investitionen und ersparnis, Bevölkerungswachstum und technischen Fortschritt beeinflusst wird. Es gelten zunächst folgende Annahmen: o (Produktionsfunktion) o Diese produktionsfunktion weist konstante Skalenerträge auf, also die ver – z-facung ergibt o Ersetzt man z durch 1/L, da man ja das pro-Kopf Einkommen erhalten will, (y) so o o o o o erhält man: welches definitionsgemäß so ist Diese Funktion beschreibt das Pro-Kopf Einkommen in Abhängigkeit vom Kapital pro Erwerbstätigen, also die Kapitalintensität Ableiten ergibt die Steigung, und zeigt an, um wie viel der output pro erwerbstätigen ansteigt, falls zusätzlich eine Einheit kapital pro erwerbstätigen investiert wird. Dies nennt man MPK; Marginal Product of Capital, wiederum positiv aber abnemend: Die Güternachfrage Y setzt sich aus der Konsum und Investitionsgüternachfrage zusammen Da das Solow-Modell ein Modell ohne Staat für eine geschlossene Wirtschaft ist, wird angenommen, dass ein konstanter Bruchteil s des Einkommens gespart wird und der Rest onsumiert. Demnach Einsetzen ergibt dann wobei ist. Dies muss nach der Bedingung Erspranis=Investition sein © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 7 Volkswirtschaftslehre II VWL - Steady State Gleichgewicht (GGW mit konstantem wachstum) o Der Kapitalbestand pro erwerbstätigen ändert sich bei Investitionen, die den Kapitalbestand erhöhen und Abschreibungen, die den kapitalbestand reduzieren Abschreibungen sind durch die Abschreibungsrate gekennzeichnet. Somit o Die Änderung des Kapitalstocks wird dann beschrieben durch . Da folgt o Sind die investitionen höher als die abschreiungen, steigt der kapitalstock. Sind die investitionen kleiner, sinkt der kapitalstock. Entsprechen sich inestitionen und Abschreibungen, dann ist der kapitalstock unverändert. Dieses Gleichgewichtsniveau nennt man Steady-State-Niveau, oder stationäres Niveau: o In diesem GGW ändert sich also der kapitalbestand pro beschäftigten nicht, also gilt: und nach Umformen erhält man © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 8 Volkswirtschaftslehre II VWL o - - Somit folgt, dass das Erreichen der Wirtschaft von diesem GGW dazu führt, dass der wert der Produktion nicht mehr wächst. o Ist k (Kapitalintensität pro Kopf) kleiner als im Steday State GGW, dann sind die investitionen größer als die Abschreibungen und die Kapitalintensität wächst an. Hierbei erhöht sich die produktion und es werden Wachstumsraten des pro-KopfEinkommens beobachtet. Wirtschaftswunder kann man als einen solchen anpassungsprozess auffassen! Sparen und Wachstum o Jetzt wird untersucht: Was hat Sparen mit Wachstum zu tun? o Die Länder der erde zeichnen sich auch durch unterschiedliche Sparquoten aus. Nachfolgende Skizze zeigt die Erhöhung der Sparquote von s1 auf s2: o Die Erhöhung führt dazu, dass am vorherigen Steady-State GGW die investitionen größer sind als die Abschreibungen und deshalb die kapitalintensität ansteigt. Es beginnt ein wachstumsprozess bis k2* erreicht wurde. Hier ist die wachstumsrate des einkommes pro Beschäftigten zwar 0, das Niveau der produktion ist aber größer als vorher. o Somit führt eine hohe Sparquote zu einer höheren Kapitalintensität pro Kopf als eine niedrigere sowie zu einem höheren Produktionsniveau y o Also: hohe Sparquote hohes y; niedrige Sparquote niedriges y o Auch hier wird aber wieder nur ein Anpassungsprozess beschrieben, der im Steday State GGW endet! Bevölkerungswachstum o Nun wird untersucht, welchen Einfluss die bevölkerung auf das pro Kopf Einkommen hat o Es gilt ja also das Pro-Kopf-Einkommen y ist das Volkseinkommen durch Anzahl der Bevölkerung. Es kann dabei sowol Y als auch L wachsen. o Im Solow-Modell wird angenommen, dass die zahl der Erwerbstätigen mit konstanter Rate n wächst. Eine größere Anzahl von Erwerbstätigen lässt die kapitalintensität k sinken. Also Bsp: Kapitalstock Jahr 1=100000 bei L=20000 menschen ist k=100000/20000=5; bei einem wachstum von 1% gilt im jahr 2: 100000/(20000*(1,01))=4,95 etc Der kapitalstock K bleibt jedoch nicht konstant, sondern ändert sich durch investitionen und Abschreibungen. Der kapitalstock pro erwerbstätigen ändert sich somit auf . Die änderung ist: © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 9 Volkswirtschaftslehre II VWL Dies bedeutet also, dass unter berücksichtigung von Investitionen, Abschreibungen und bevölkerungswachstum gilt: o Daraus lässt sich erkennen, dass die Investitionen pro Kopf die notwendig sind um die Kapitalintensität trotz Abschreibungen und Bevölkerungswachstum konstant zu halten folgendes betragen muss: . Dies bezeichnet man als Break-evenInvestition. o o Obiges Bild zeigt die Folge einer Reduktion des Wachstums von n1 auf n2. Eine geringere Bevölkerungswachstumsrate bedeutet eine höhere kapitalintensität und damit eine höhere pro-Kopf-Produktion. Daraus folgt, dass Länder mit niedrigen Bevölkerungswachstumsraten reicher sind als Länder mit hohen Bevölkerungswachstumsraten Außerdem folgt daraus, dass wenn die Bevölerungsrate mit n wächst auch der output mit n wächst, nicht jedoch der pro-Kopf Output. Iow: Bevölkerungswachstum führt zu wachstum des BIP nicht aber zu wachstum des BIP pro Kopf! Bisher konnte also geklärt werden: 1. Es existiert ein positiver Zusammenhang zwischen Sparquote und Reichtum (also Sparen hoch Reichtum hoch) 2. Es existiert ein negativer Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstumsrate und Reichtum (also hohes wachstum, armes Land) Das Modell kann aber noch nicht erklären, warum der Lebensstandard (pro-Kopf-Einkommen) in allen Ländern beständig wächst. Deswegen: - Technologischer Fortschritt o Ändert sich die produktion so, dass man mit dem selben Input mehr Output erhält, dann spricht man von technischem Fortschritt. o Dieser technische Fortschritt wirkt quasi arbeitsvermehrend, da das, was 100 arbeiter damals schafften, heute nur 90 brauchen. Es wird angenommen, dass die Arbeitseffizienz E mit konstanter rate g wächst o Angenommen wird: Zahl der erwerbstätigen wächst mit konstanter Rate n Also die Arbeit gemessen in Effizienzeinheiten L*E wächst mit Rate n+g. o Damit man den technischen Fortschritt in das Solow-Modell integrieren kann, wird folgender Trick angewandt: ist Output pro Effizienzeinheit der Arbeit ist kapital pro effizienzeinheit der Arbeit ist Investitionen pro effizienzeinheit der Arbeit Somit beträgt die Änderung der Kapitalintensität dann © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 10 Volkswirtschaftslehre II VWL o o Dies ergibt nun, dass der Output pro erwerbstätigen y*E=Y/L wächst mit der rate des technischen Fortschritts g. Dadurch ist geklärt, dass die anhaltende rate des Wachstums beim Pro-Kopf Einkommen durch den technischen Fortschritt erklärt wird! Der gesamtoutput der Wirtschaft Y=y*E*L wächst mit der rate n+g. - Entwicklung und Konvergenz der Länder o Werden die reichen Länder immer reicher und die armen immer ärmer und gibt es keine Chance, dass sich die Länder aufholen? Sprich: konvergieren die Pro-Kopf einkommen, sodass der gleiche Lebensstandard überall gilt? o Wenn zwei Länder sich in der Kapitalintensität unterscheiden, dann zeigt das SolowModell, dass das Land mit der niedrigeren Kapitalintensität die höheren Wachstumsraten aufweist o Somit: reiches Land langsameres Wachstum (Konvergenz der OECD-Länder) o Bei Betrachtung der gesamten Welt jedoch fällt auf, dass dies nicht so ist, es lässt sich also keine Konvergenz feststellen Konvergenzclub: OECD Länder konvergieren Tiger-Staaten wie China, die niedriges BIP / Kopf aber hohe wachstumsrate; Andere Länder wie in Afrika wachsen nicht oder negativ! o Die hier vorliegende Divergenz liegt darin, dass diese Länder gegen ein anderes Steady-State konvergieren. Dies bedeutet, dass Land B fast schon sein Steady state erreicht hat und deswegen nicht mehr so schnell wächst, während Land A noch weit entfernt ist von einem anderen und deswegen schneller wächst. Diese verschiedenen Steady States kommen aufgrund von einer anderen Sparquote, Bildungsniveau und Bevölkerungswachstumsrate zu Stande: - Wachstumspolitik o Was kann der Staat tun, um einen hohen Lebensstandard zu erzeugen? o Eine hohe Sparquote führt zu einer höheren Produktion (da mehr investiert wird) aber gleichzeitig zu weniger Konsum. Eine niedrige Sparquote führt jedoch zu keiner Produktion und somit ist auch kein Konsum möglich, da nichts produziert wird o Es gibt eine Sparquote, bei der der Pro-Kopf-Konsum maximal ist. Die Politik kann jedoch nicht einfach bestimmen, dass Leute genau so viel sparen sollen, sondern hat nur folgende Möglichkeiten, um auf die Sparquote Einfluss zu nehmen: Erhöhung der öffentlichen Ersparnis (Abbau der Staatsschulden) Erhöhung der privaten Ersparnis (Sparförderung (Riester), rentensparverträgen) o Betrachtet man nun Steady-State Gleichgewichte k*, so folgt: Kapitalintensität hoch: höheren Produktion und somit höherer Konsum Kapitalintensität hoch: viele abschreibungen, hohe ersatzinvestitionen (um steady state zu halten) © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 11 Volkswirtschaftslehre II VWL o Der Pro-Kopf-Konsum ist somit maximal, wenn die Differenz aus Produktion und Abschreibung maximal ist Der gleichgewichtige Konsum ist also dort maximal, wo die Differenz aus Produktion und Break-Even-Investition am größten ist. Dies nennt man Golden-Rule-Niveau o o o o o o Mathematisch ist dies also, wenn die Steigung der Produktionsfunktion (MPK) gleich der Steigung der Break-even-Investition ist: Der Konsum im Steady-State-GGW wird beschrieben durch . Maximiert indem man die Ableitung gleich 0 setzt: Damit der Pro-Kopf-Konsum also maximal ist, muss gelten, dass das Nettogrenzprodukt ( der Wachstumsrate des Outputs entsprechen muss (n+g)! Zusammenfassend also: Das Golden-Rule-Niveau wird nur erreicht, wenn die Sparquote die obige Höhe besitzt. Die Sparquote muss also den Wert annehmen, die zum Steady-State-GGW führt, in dem die kapitalintensität gerade das Golden-RuleNiveau erreicht! Weicht die Kapitalintensität ab, dann muss durch wirtschaftspolitische Maßnahmen dieses Niveau wieder erreicht werden. Ist die Kapitalintensität kleiner also die Golden-Rule-Kapitalintensität muss die Sparquote erhöht werden und vice versa Bsp: Die kapitalintensität ist zu groß. Also wird die Sparquote gesenkt auf das Golden-Rule Niveau. Sofort wird der Konsum angekurbelt bei noch gleicher Produktion. Mit der Zeit passt sich die Wirtschaft jedoch an und die Produktion nimmt ab. Jedoch ist der Konsum immer noch höher! Ziel erreicht, Lebensstandard gehoben: Ist jedoch die Kapitalintensität zu klein, so muss die Sparquote erhöht werden. Dann geht sofort der Konsum zurück. Auf die lange frist jedoch wird mehr produziert, da die Investitionen steigen und nach einiger Zeit nimmt auch der Konsum zu. Die eventuell entstehenden nachteile aus dem sofortigen Konsumeinbruch sind jedoch abzuschätzen Gesamtwirtschaftliches Erspranis o Die Investitionsquote ist die entscheidende Größe für den Wohlstand von Nationen. Bevor jedoch eine wachstumspolitische Empfehlung gegeben werden kann, muss die Frage beantwortet werden, wie hoch die Sparquote eines Landes im Moment ist und © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 12 Volkswirtschaftslehre II VWL somit größer oder kleiner als die von der Golden Rule veranschlagten. Die Golden Rule lautet ja o Gilt so folgt, dass die Sparquote zu hoch ist Gilt so ist die Sparquote zu niedrig. Bsp.: Deutschland Die wachstumsrate n+g des BIp beträge 2% Das MPK wird bestimmt durch: Der kapitalstock ist ca. 3 mal so groß wie das BIP, also K=3Y oder k=3y Die baschreibungen betragen ca. 15% des BIP, also Der Anteil des Kapitals am Gesamteinkommen beträgt ca. 30%. Daraus folgt: MPK*K=0,3*Y also MPK*k=0,3*y Somit gilt also Auch gilt: o also Einsetzen in obige Formel ergibt: regeln wären dann eine Erhöhung der Sparquote angebracht Nach obigen Allokation der Investitionen o o o o o o o o Die Frage lautet, dass wenn Investiert wird, wohin soll investiert werden? Investitionen können sein Anlagevermögen (Maschinen, Gebäude) Infrastruktur (Straßen…) Humankapital (Wissen…) Investitionen sollten dort getätigt werden, wo das Grenzprodukt am höchsten ist (also dort, wo der Zusatz pro Geldeinheit am größten ist) Es gibt jedoch Investitionen, wo das soziale Grenzprodukt höher ist (also der gesellschaftliche Zuwachs ist höher als das private). Die messung hiervon ist aber unmöglich. Politiker, die solche Grenzprodukte finden wollen stehen vor einem problem, das sie nicht lösen können. Dies ist z.B. die Finanzierung von neuen Unternehmen (venture Capital) und es ist schwierig dies herauszufeinden (Cargolifter) Meist ist eine solche Industriepolitik regionalpolitisch geprägt. Also ein Politiker versucht möglichst viel Geld in seine Region zu bekommen. So führt dies z.B. bei Teilfinanzierungen durch die EU dazu, dass die Politiker auch nur bei gleichen Nutzen von der Hälfte der Kosten ausgehen, die sie tragen müssen. Andere, wichtigere Projekte bleiben so außen vor (Bsp.: Gifhorner Stadthalle) Zuschüsse bezeichnet man als Subventionen; quasi als Geschenk Subventionen dienen dazu, Kosten zu verringern. Oft ist dies aber nicht der Fall, da da „Subventionsmitnahmen“ stattfinden, die die Kosten erhöhen. Man bezeichnet eine Subventionsmitnahme als folgendes: Wenn eine Region sowieso eine halle gebaut hätte, unabhängig von Subventionen, diese dann aber doch noch bezuschusst erhält! So passieren Dinge, dass z.B. Anti-raucher-Kampagnen subventioniert, als auch tabak-Industrie subventioniert wird! Da anhaltendes Wachstum nach dem Solow-Modell ja nur nur technischen Fortschritt möglich ist kann der Staat diesen fördern, indem er Patente als Schutz vor Imitation bietet Grundlagenforschung anbietet © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 13 Volkswirtschaftslehre II VWL Geld und Inflation - - - - Im Prinzip ist Geld nichts anderes, als ein Vermögensbestandteil und jeder muss sich fragen, wie er sein Vermögen hält: Als Geld, Haus, Aktien, Autos etc Geld ist besonders dafür geeignet, folgende Funktionen zu erfüllen: o Wertaufbewahrung: Geld wird nicht schlecht; Außer: Inflation o Recheneinheit: Als einheitlicher Maßstab dient eine Geldeinheit o Tauschmittel: damit ein Tausch zu Stande kommt, muss eine Doppelkoinzidenz vorliegen, also beide das des anderen begehren. Ist dies nicht so, kommt kein tausch zu Stande. Geld dagegen kann leicht in alles andere getauscht werden, wohingegen Geld selbst nichts bringt Geld kann ich verschiedenen Formen auftreten o Warengeld: Wert aus sich heraus, also Aufhebung des Problems der Doppelkoinzidenz. Bspw Zigaretten. Eingekauft wurde in Zigaretten o Nominalgeld: Papiergeld / Münzen. Modernes Geld ist nicht durch Gold gedeckt sondern der Wert besteht allein aus der allgemeinen Akzeptanz sowie der Knappheit der Scheine o Giralgeld: Guthaben auf einem Girokonto, also das Versprechen einer Bank, gegen Aufforderung Nominalgeld auszuzahlen Die Zentralbanken von Ländern oder Währungsregionen ($,€) bestimmen das Geldangebot und somit wie viele Scheine in Umlauf gesetzt werden (Zentralbankgeld M0). Die Steuerung der Geldmenge wird geregelt durch: o Offenmarktpolitik: Die EZB kauft und verkauft Wertpapiere von Privaten. Bsp: Kauft die EZB einen Bundesschatzbrief, dann erhält Frau Reich Zentralbankgeld und die Geldmenge ist gestiegen. Verkauft die EZB ein Wertpapier an Herrn Alt, dann bezahlt Herr Alt mit Euro und die Geldmenge ist gesunken. Dies so eben beschriebene Verfahren ist das Hauptinstrument mit einem Viertel des gesamten Finanzvolumens der EZB: Wertpapierpensionsgeschäfte. Die Geschäftsbanken leihen sich von der Zentralbank Geld und hinterlegen bei der EZB dafür notwendige Sicherheiten wie Wertpapiere etc. Dies wird jede Woche durchgeführt. Der von der EZB geforderte Mindestbietungssatz wird Hauptrefinanzierungssatz genannt. IAW: Geschäftsbanken leihen sich in einem Auktionsverfahren Zentralbankgeld gegen Zinszahlung und Einlage von Sicherheiten (Pensionsgeschäft, also Besitzer von wertpapieren gibt diese für eine Woche an Pensionsnehmer unter Übernahme der Rückkaufverpflichtung). Das Geld wird dabei den höchstbietenden Geschäftsbanken zugeteilt. Die EZB legt jedoch einen Mindestbietungssatz fest (hauptrefinanzierungssatz, oft als Leitzins bezeichnet) (Haupttender). o Mindestreservepolitik: Unter dieser Maßnahme versteht man, dass die Banken einen Bruchteil ihrer Einlagen als Mindestreserve bei der EZB halten. Dieser Bruchteil heißt Mindestreservesatz und liegt bei 2%. Die Banken zahlen also 2% ihrer Einlagen und Schuldverschreibungen verzinst auf ein Girokonto bei der EZB o Ständige Fazilitäten: Mit der Spitzenrenditerefinanzierungsfazilität können sich Banken über Nacht Geld von der EZB leihen, mit deutlich höheren Zinsen als der Marktzins (Spitzenrefinanzierungssatz). Mit der Einlagenfazilität können sie das Geld über Nacht bei der Bank zinsbringend anlegen, mit niedrigeren Zinsen als den Marktzinsen (Einlagesatz) Die im Umlauf befindliche Geldmenge wird jedoch nicht nur durch die Zentralbank sondern auch durch die Geschäftsbanken kontrolliert. So können diese z.B. Geld schöpfen, indem sie aus ihren Einlagen Kredite vergeben. Das prinzip funktioniert folgendermaßen: o Herr Tausch verkauft ein Wertpapier für 10000. Somit ist mehr Geld im Umlauf. Diese Summe legt er auf sein Girokonto. © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 14 Volkswirtschaftslehre II VWL o - - Die Bank A muss 200 als Mindesteinlage abführen und 9800 vergibt sie als Kredit an Frau Borg. o Diese zahlt das Geld auf ihr Girokonto ein und die Bank muss auch 196 abführen als Mindesteinlage. Des Restbetrag vergibt die Bank als Kredit… o Setzt man die fort, erhält man, dass die Banken in der lage sind, aus jedem Euro Euro zu machen. Dies nennt man Geldschöpfungsmultiplikator Wenn die ganzen Privaten ihr Geld jedoch auch teilweise nicht auf dem Konto haben, so ist weniger Giralgeld zur Verfügung und es kann weniger Geld gemacht werden Geld an sich wird auch hinsichtlich seiner Liquidität unterschieden, also der Fähigkeit schnell tauschen zu können. Man definiert somit folgende Geldmengenaggregate: o o o o M0 : Zentralbankgeld: Also Geld im Umlauf wie Münzen und Scheine M1: Bargeld + Sichteinlagen (täglich fällige Einlagen wie z.B. Geld auf Girokonto) M2: M1+ Einlagen mit Laufzeit Jahre + Einlagen mit 3-Monatiger Kündigungsfrist M3= M2+Repogeschäfte+Geldmarktfondsanteile+Geldmarktpapiere+Schuldverschreibung en bis 2 Jahre Repogeschäfte sind befristete Transaktionen mit Forderungen von Rückkaufvereinbarungen, bei der eine Bank (im Euro-Raum) einem nichtmonetären Finanzinstitut (Versicherung) Geld leiht Geldmarktfondsteile sind kurzfristige Anlagen in Termingelder etc Quantitätstheorie des Geldes - Jetzt wird untersucht, welchen Einfluss die Geldmende auf Output, Einkommen und Preise besitzt. Da Geld für Transaktionen zur Verfügung steht, gilt: - Da jedoch die Anzahl der Transaktionen quasi unmöglich zu messen ist, der Output eines Landes (BIP) jedoch porpotional zur Transaktionszahl ist, gilt demnach: o - Hier macht die Verwendung des BIP-Deflators Sinn, da er ein impliziter Preisindex ist und ein Maß für das Preisniveau darstellt Die Wirtschaftssubjekte fragen idR Geld nach. Die Geldnachfrage, die für Transaktionsgeschäfte genutzt wird bezeichnet als Realkasse= Annahme: Geldnachfrage ist proportional zum Einkommen. Die Geldnachfragefunktion lautet dann: wobei k der Kassenhaltungskoeffizient ( (Ich brauche k* Geld) ist. Somit ist klar, dass gelten muss: © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 15 Volkswirtschaftslehre II VWL - Nach Umformen erhält man: wobei V=1/k ist. Nimmt man an, dass die Umlaufgeschwindigkeit V konstant ist, so erhält man die Quantitätstheorie des Geldes: o - Die Quantitätstheorie des Geldes lässt nun sagen, dass bei einer Änderung der Geldmenge eine proportionale Änderung des Outputs P*Y erfolgen wird. Geht man nun noch davon aus, dass der reale Output durch die Produktionsfaktoren und die Technologie bestimmt wird, dann bleibt das Preisniveau übrig. Eine Erhöhung der Geldmenge führt also zu einem erhöhten Preisniveau Erweitert man die Quantitätstheorie des Geldes für Prozentuale Änderungen, so gilt: Geldmengenwachstumsrate + Wachstumsrate der Umlaufgeschwindigkeit = Inflationsrate + Wachstumsrate des realen BIP Da nach der Annahme die Umlaufgeschwindigkeit nicht wächst und das BIP konstant ist (Annahme s.o., da Technik nicht beeinflusst werden kann), steuert die Zentralbank, da diese die Geldmenge steuern kann, auch die Inflationsrate. o Milton Friedman sagte: „Inflation ist immer und überall ein monetäres Problem“, welches ja genau diese Problemstellung wiederspiegelt. Geldnachfrage - Die Geldnachfrage ist jedoch nicht nur, wie in der Quantitätstheorie angenommen, nur vom Einkommen abhängig. Das Baumol-Tobin-Modell zeigt, dass die Geldnachfrage auch vom nominalen Zinssatz abhängt. o Annahme: konstantes Preisniveau P. Eine Person möchte Y Euro im Jahr ausgeben. Das Geld kann auf einem Sparkonto mit Zinsen i angelegt werden und jederzeit abgeholt werden, wodurch Kosten der Höhe F entstehen. o Wird das gesamte Geld am Anfang des Jahres abgehoben, so wird F umgangen, jedoch auch keine Zinsen eingenommen. Die Opportunitätskosten der Geldhaltung (also im Porte-Monnaie) sind also die Zinsen. o Würde die Person 2 mal Y/2 abheben, dann ist der durchschnittliche bargeldvorrat Y/4, für den keine Zinsen eingenommen werden. Wird N-mal abgehoben, so ist die durchschnittliche Geldhaltung Wird N-mal abgehoben, so sind die o entgangenen Zinsen (Opportunitätskosten der Geldhaltung) Die Gesamtkosten der Geldhaltung bei N-Maligem Abheben sind demnach o Durch Ableiten nach N und 0-setzen wird das Maximum gefunden und man erhält für die optimale Anzahl N: . Einsetzen in die durchschnittliche Geldhaltung gibt: - - o Somit ist die Geldhaltung abhängig vom Zins i sowie dem Einkommen Y. Legen wir nun folgende Verhaltensannahmen zu Grunde: also den Zins konstant und das Einkommen hoch, so folgt: o Einkommen hoch, Geldnachfrage hoch o Zins hoch, Geldnachfrage zurück (da im Nenner / Leute bekommen mehr Zinsen) Dies ändert sich auch bei einer Inflation nicht. Beispiel: o Die nominalten Zinsen, die man bei Vertragsbeginn verhandelt hat sind 6%. Legt man nun 200€ an, so erhält man in einem Jahr 212€. Wie viel man sich jedoch für 212€ kaufen kann hängt von der Inflationsrate ab. o Ist die Inflationsate 4%, dann kann man sich so viel kaufen wie für 212/1,04 = 203,85€. © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 16 Volkswirtschaftslehre II VWL o o Der reale Zins der Anlage betrug somit: Der Realzinssatz ist die Differenz zwischen Nominalzinssatz und Inflationsrate. Dies besagt die Fisher-Gleichung: o Die Fisher-Gleichung sagt nun aus, dass sich der nominale Zins ändert, wenn sich der reale Zins oder die Inflationsrate ändert. Der Quantitätstheorie des Geldes zur Folge führt ein Geldmengenwachstum von 1% dazu, dass die Inflationsrate um 1% wächst (P). Laut Fisher steigen dann aber auch die nominalen Zinsen um 1%. Dies nenne man Fisher-Effekt. Die obige Formel setzt voraus, dass die Inflationsrate bekannt ist. In der Realität ist diese jedoch nur mit zeitlichen Verzögerungen bekannt. Die realistischere Bezeichnung lautet somit: e=erwartet Dies hat Einfluss bei folgendem Problem: Legt man 100€ bei unendlicher Laufzeit bei 4% nominalen Zinsen an, so erhält man 4€. Würden die Zinsen 8% betragen, erhielt man 8€. Ein Wertpapier, dass hier 4€ liefern würde, wäre nur 50€ Wert (da man dann aber schon die 100€ zu 4€ angelegt hat ist es schlecht). Anleger erwarten also bei niedrigen Zinsen einen Zinsanstieg und dies nennt man Spekulationskassennachfrage. Die opportunitätskosten der Geldhaltung sind also die nominalen Zinsen! (nach Keynes) o o Inflationssteuer und Seigniorage - - - - Es stellt sich die Frage, weshalb ein Staat überhaupt so viel Geld anbieten soll, dass Inflation entsteht. Betrachtet man die drei Einnahmequellen, mit denen der Staat Ausgaben tätigen kann: o Steuern o Kredite o Druck von Geld und somit Erhöhung der Geldmenge (verboten) Würde der Staat Geld drucken und dafür Waren kaufen, so würde die Geldmenge steigen. Daraufhin würden auch wieder die Preise steigen. Somit würde dies für Leute, die Geld halten einer Steuer auf das Geld halten entsprechen. Dies nennt man auch Inflationssteuer o Die Inflation beträgt 11%. Heute kostet ein Fernseher 100€. In einem Jahr kostet er dann 111€. Die Leute, die damals 100€ halten mussten (termingeld zb) haben dann eine geringere Kaufkraft, da sie sich nur 90% von dem Fernseher leisten können, nämlich 100€. Die Inflation war also die Steuer auf das Halten des Geldes Die Einnahmen, die man durch das Drucken von Geld erzielt werden als Seigniorage bezeichnet o Bsp: Frau Reis macht eine Reise in die Karibik und bezahlt ihre Hotelrechnung mit einem Cheque. Der Hotelier bezahlt mit diesem Cheque wiederum eine Lebensmittelrechnung. Der Lebensmittelverkäufer damit wieder was anderes etc. Der Cheque ist eine Währung, da man ja diesen jederzeit einlösen kann. Frau Reis hingegen wird nie mit dem Cheque belastet. Dies ist ihre Seigniorage, da sie sozusagen mehr Geld in Umlauf gebracht hat Die EZB erzielt Gewinne indem sie Zinsen auf das verliehene Geld bei ihren Wertpapierpensionsgeschäften verlangt. Sowie eventuell durch Devisengeschäfte. © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 17 Volkswirtschaftslehre II VWL Die sozialen Kosten der Inflation - - Man unterscheidet bei der Diskussion um Inflation zwischen erwarteter (korrekt antizipierter) und überraschender Inflation. Korrekt erwartete Inflation hat folgende Kosten o Shoeleather costs: Da bei einer korrekt erwarteten Inflation der Nominalzins steigt (nach der Fisher-Gleichung) werden die Leute ihr Geld auf dem Konto halten, also anlegen und versuchen die Geldhaltung zu reduzieren. Dadurch müssen sie jedoch häufiger zur Bank gehen. Dabei läuft man sich die Schuhsohlen ab. o Speisekartenkosten: Bei einer hohen Inflation werden die Unternehmen die nominalen Preise erhöhen, um real nicht weniger zu verdienen. Sie drucken also neue Menukarten oder Kataloge. Diese dabei entstehenden Kosten werden Speisekartenkosten genannt o Kalte Progression: Inflation wird in den Steuergesetzen ignoriert. Durch die Nominallohnanpassung (Lohn an die Inflation angepasst, also real genau so hoch) verdient der Arbeitnehmer mehr (nicht wirklich, da er sich für das Geld immer noch die gleichen Mengen kaufen kann). Da das Steuergesetz aber über den Grundfreibetrag für jeden zusätzlichen Euro andere Steuern erhebt, muss der Arbeiter mehr Steuern zahlen, kann sich also weniger kaufen o Änderung der Maßeinheit führt zu Umrechnungskosten Bei einer falsch erwarteten Inflation belaufen sich die Kosten zusätzlich auf o Willkürliche Umverteilung von Vermögen: Nimmt man einen Kredit auf und hat 6% Zinsen und rechnet die Bank mit einer Inflation von 2%, dann ist die real erwartete Verzinsung für die Bank 4%. Ist die letztendliche Inflation jedoch dann 4%, dann ist der reale Ertrag der Bank nur 2%. Dies führt zu einem Vorteil für den Schuldner und somit zu einer willkürlichen Umverteilung von Vermögen! o Bei hoher Inflation sind zudem die Inflationsraten schwankend. Bei schwankenden Inflationsraten ändert sich das Verhalten der Banken und vergibt keine Kredite mehr. Das Bankensystem wird also ineffizient Geldpolitik im Euroraum - - - Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken ist es, Preisstabilität zu gewährleisten. Preisniveaustabilität wird dabei von der EZB durch den harmonisierten Verbraucherpreisindex veranschlagt und liegt bei 2% gegenüber dem Vorjahr Die Unabhängigkeit der Zentralbank wird gewährleistet durch o Institutionelle Unabhängigkeit: Kein Staat oä kann der EZB Weisungen geben o Finanzielle Unabhängigkeit: Sie besitzt einen eigenen Haushalt und es wird nicht vorgeschrieben, wofür die Gelder verwendet werden müssen o Operative Unabhängigkeit: Das Ziel der Preisstabilität ist vorgegeben, der Weg dorthin ist aber offen o Personelle Unabhängigkeit: Die Direktoriumsmitglieder sind auf 8 Jahre gewählt und können nicht wiedergewählt werden Weshalb die Zentralbanken unabhängig sein sollten zeigt sich anhand von empirischen Untersuchungen. Hier wird deutlich, dass je unabhängiger eine Zentralbank ist, desto geringer ist in der Regel auch die Inflation (Außnahmen sind gegeben) © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 18 Volkswirtschaftslehre II VWL Die offene Volkswirtschaft (also nun wird nicht mehr nur eine Volkswirtschaft betrachtet) - Die Länder der Welt sind wirtschaftlich eng miteinander verflochten. Die meisten Firmen in Deutschland leben nur vom Export der Güter o Die Anteile des Exports am BIP von D sind bei 45%. Die Haupthandelspartner sind Frankreis USA, Großbritannien. o Hauptsächlich exportiert Deutschland Investitionsgüter im Sektor Automobilbau (20%) Maschinenbau (14%) etc o Auch die Finanzmärkte sind eng miteinander verflochten. ZB wirkt eine Änderung im Dow Jones sich auch sofort auf eine Änderung im DAX aus. Dies wird deutlich, wenn man beachtet, dass das Welthandelsvolumen von Waren nur viermal so groß ist wie das Handelsvolumen an Börsen an einem Tag Der Zusammenhang zwischen Güter und Kapitalströmen - In einer offenen Volkswirtschaft wird nur ein kleiner Teil im Inland verkauft (domestic c). Der Rest geht als Exporte (EX) ins Ausland. Das BIP berechnet sich also zu Mit C= Konsum, I= Investition und G= Staatsausgaben o Der Konsum im Inland wiederum setzt sich zusammen aus dem Konsum inländischer Güter und ausländischer Güter foreign f. Ähnliches gilt auch für Investitionen und Staatsausgaben, sodass folgt: Einsetzen in die Gleichung für das BIP wie oben ergibt: , wobei die letzte Klammer die Importe darstellt und EX-IM ist gerade wieder der nettoexport Formt man dies wieder nach den Nettoexporten um erhält man - - An dieser Gleichung erkennt man, dass wenn die inländischen Ausgaben kleiner als der Gesamtoutput sind, dann der Rest exportiert wird. Wird weniger produziert, so sind die Ausgaben höher als der Output und negative Nettoexporte führen somit zu Importen Betrachtet man Finanzmärtke und Gütermärkte zusammen, so erhält man aus nach entsprechender Umformung: Somit folgt: Nach Umformen Leistungsbilanzsaldo - wobei S-I die Nettoauslandsinvestitionen darstellt und NX das Die Nettoexporte sind also die Differenz aus Ersparnis und Investition in die Volkswirtschaft. Die Nettoauslandsinvestition zeigt, ob das Land eher Kredite erhält oder vergibt. o Ist NX positiv, so ist auch S-I positiv, da das Land dann als Kreditgeber fungiert. © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 19 Volkswirtschaftslehre II VWL Wechselkurse - - - - - - Wechselkurse, also die relativen Preise von Währungen werden jeden Tag veröffentlicht. Man unterscheidet: o Direkte oder Preisnotierung (Bsp: 0,83€ pro $) – wieviel an eigener Währung muss gezahlt werden, um eine Einheit Fremdwährung zu erhalten o Indirekte oder Mengennotierung: (Bsp: 1,20$ pro €) – wieviel Fremdwährung man zahlen muss, um eine eigene Währung zu erhalten. Steigt der Kurs der Mengennotierung an, so spricht man von einer Aufwertung des Euros, da es teurer wird für andere Euro zu kaufen. Dies verteuert die Güter für Ausländer. Ein „starker“ Euro ist somit gut für Konsumenten, da diese dann für wenig Euro viel Dollar erhalten, aber schlecht für einheimische Firmen, da weniger Leute ihre Waren kaufen im Ausland Auf dem Devisenmarkt werden Fremdwährungen gehandelt. Hier agieren o Geschäftsbanken o Unternehmen (wenn sie in mehreren Ländern tätig sind und Löhne im Ausland zahlen müssen) o Finanzdienstleister o Zentralbanken Man geht davon aus, dass Arbitrage (also Gewinn aus Devisentransaktionen) nur sehr selten möglich sind, da viele Devisenhändler dies nutzen wollen und somit dies nur sehr kurz möglich ist Der Dollar dient als Vehikelwährung und somit wird auf eine Doppelkoinzidenz der Tauschwünsche verzichtet Im Allgemeinen gibt es verschiedene Wechselkurse: o Devisenkassakurs: Transaktion findet sofort statt; das was in der Zeitung steht o Devisenterminkurs: Risiko von Währungsschwankungen geht auf den Käufer über, da man einen Termin vereinbart, zu dem man Geld tauscht zu einem festen Kurs. Dem anderen können Gewinne entstehen, wenn der aktuelle Kurs dann höher ist als der vereinbarte! o Devisenswaps: Eine Währung wird verkauft und gleichzeitig der Rückkauf zu einem anderen Zeitpunkt festgelegt. Geringere Gebühren als bei erstem Kassatausch und anschließenden Termingeschäft o Terminkontrakt: man erhält die Zusage an einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Menge Geld in anderer Währung zu erhalten, zahlt aber schon heute. Der Vorteil: Man kann damit handeln und an der Börse weiterverkaufen o Devisenoptionen: Das Recht, innerhalb der laufzeit einen Betrag zu einem festen Preis zu kaufen (call) oder zu verkaufen (put). Sinnvoll, wenn der aktuelle Kurspreis über dem Optionspreis liegt Der nominale Wechselkurs sagt nichts darüber aus, wie viel man sich im Ausland kaufen kann. Der reale Kurs sagt hingegen aus, zu welchem Kurs man die im Ausland gekauften Güter im Inland verkaufen kann. Der nominale Wechselkurs sagt nur etwas darüber aus, in welchem Verhältnis die Währung des einen Landes in die Währung des anderen Landes getauscht werden kann. o o Ein Maiskolben in Deutschland kostet 1,25€ und in den USA 1,75$. Der Wechselkurs beträgt . Ein deutscher Maiskolben kostet dann in $: o Beim Vergleich der Preise erhält man: o Deutschland 7,1% teurer als in den USA. Ist also der reale Wechselkurs hoch, so sind einheimische Güter teurer also ist ein Maiskolben in © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 20 Volkswirtschaftslehre II VWL - - - - Sind ausländische Güter billig, so werden diese nachgefragt und dessen Importe steigen o Sind im Umkehrschluss der reale Wechselkurs klein, so werden im Ausland einheimische Güter nachgefragt also steigen die Exporte. o Die Verhaltensannahme lautet also: Der reale Wechselkurs stellt den gleichgewichtigen Preis für Angebot an Währung und Nachfrage dar. Der reale Wechselkurs stellt den Schnittpunkt zwischen Nettoexporten und der inländischen Differenz aus Ersparnis und Investition dar, weil: o Die Differenz aus Ersparnis und inländischen Investitionen S-I sollen im Ausland investiert werden. Dafür müssen Euro in Dollar getauscht werden – also wird € angeboten und Dollar nachgefragt o Ist die inländische Ersparnis größer als die inländische Investition, werden Kredite vergeben o Ist die inländische Ersparnis kleiner als die inländische Investition, werden Kredite aufgenommen o Um Wahren in Deutschland zu kaufen müssen Ausländer ihre Währung in € tauschen – somit bieten diese ausländische Währung an und fragen € nach Das Gesetz der Kaufkraftparitäten besagt, dass alle Währungen in allen Ländern dieselbe Kaufkraft besitzen, da sonst Arbitrage möglich wäre o Mit Hilfe des Big-Mac-Indexes z.B. kann dies verdeutlicht werden. Der Kaufpreis eines Bic Macs in den USA wird verglichen mit denen in anderen Ländern und umgerechnet, wieviel Dollar ein Bic Mac in anderen Ländern kostet in Euro. o Eine Überbewertung der anderen Währung liegt vor, wenn einheimische Güter aufgrund des Wechselkurses teurer sind als das Gut im Ausland o Eine Unterbewertung der anderen Währung liegt vor, wenn einheimische Güter aufgrund des Wechselkurses billiger sind als das Gut im Ausland Es gilt ja also realer Wechselkurs = nominaler Wechselkurs * Preisverhältnis Nach Umformen erhält man: Prozentuale Änderungen des nominalen Wechselkurses sind also gleich den prozentualen Änderungen des realen Wechselkurses + Differenz der Änderung der Inflationsrate o Empirische Untersuchungen bestätigen dies: Ist die Inflationsrate einer Währung größer als die Inflationsrate des Euro, dann wird der nominale Wechselkurs sinken und die Währung somit abgewertet. Globalisierung - - Unter der Globalisierung versteht man die Integration von Ökonomien über Grenzen hinweg o Außerdem gekennzeichnet durch freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen o Ideen der Marktorientierung werden gefördert Die Chancen der Globalisierung bestehen in größeren individuellen Freiheiten wie o Warenauswahl erhöht © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 21 Volkswirtschaftslehre II VWL - - - o Dienstleistungsauswahl billiger und erhöht o Finanz- und Realkapital besser verfügbar o Wohnsitz und Arbeitsplatz freier wählbar So zeigt sich in Deutschland, dass insbesondere der Maschinen- und Fahrzeugbau von der Globalisierung profitieren da diese viel exportieren Globalisierungskritik o Staat verliert Souveränität o Unternehmen werden mächtiger als Staaten o Globalisierung verursacht Massenarmut o Globalisierung verursacht sinkende Löhne und schlechtere Arbeitsbedingungen o Umweltverschmutzung steigt o Habgier wird erzeugt o Globalisierung zerstört die Vielfalt der Kulturen Wahre Kritikpunkte sind o Mobile Faktoren sind schwer zu belasten, wie z.B. Kapital o Arbeit immobiler als Kapital o Da man Kapital z.B. nicht besteuern kann da es immer dort ist wo es keine Steuern zahlen muss, trägt die Kosten der Sozialversicherung der Faktor Arbeit Andererseits profitiert dieser Faktor auch davon, da er einer besseren Umwelt und Sozialstandard erfährt o Eine Belastung des Kapitals ist nur dann möglich, wenn komparative Vorteile wie Rechtssicherheit, Sozialkapital und Humankapital gewährleistet wird Die Risiken der Globalisierung werden aus ihr selbst definiert o Ein hohes Pro-Kopf-Einkommen kann nur durch eine Marktwirtschaft, einen großen Realkapitalstock (hohes Anlagevermögen), hohen Bildungsstand und hohes Sozialkapital erreicht werden. o Darum muss sich jede Generation die Globalisierung neu erarbeiten, fortentwickeln und verbessern o Durch die Globalisierung stehen Umverteilungsgemeinschaften im Wettbewerb. Deutschland ist eine Umverteilungsgemeinschaft und steht um Wettbewerb mit anderen, da Leute bleiben müssen, von denen auf andere verteilt werden kann o Das Problem besteht darin, dass die Zahler in diesem System dorthin gehen wo sie am wenigsten zahlen müssen; Nehmer aber dorthin, wo sie am meisten erhalten o Somit ist es für verschiedene Länder unterschiedlich schwer, einen Sozialstaat zu organisieren o Bleibt die Frage zu beantworten, wer wo wie und wann eine Umverteilungsgesellschaft darstellt. Wie man Mitglied wird und wann und ob man aus und wieder eintreten kann! © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 22 Volkswirtschaftslehre II VWL Konjunktur Konjunkturmessung und Phaseneinteilung - - - - Die gesamtwirtschaftliche Lage wird als Konjunktur bezeichnet. Diese schwankt immer im Verlaufe der Zeit Phänomene o Wächst (schrumpft) die Wirtschaft schneller als der Trend, dann spricht man von Aufschwung (Abschwung) o Rezession: zwei aufeinander folgende Quartale mit sinkendem realen BIP. Schwere Rezession: reale BIP hat sich in einem Jahr um mindestens 2% verringert o Boom: konjunkturelle Hochphase: vollausgelastete kapazitäten mit wenigen arbeitslosen o Stagnation: Längerer Zeitraum mit Konstanz des BIP Aufgrund von Schwankungen innerhalb eines jahres (Bsp: am Anfang des Jahren Rückgang des BIP aufgrund von vielen zu zahlenden Rechnungen, oder Hochphase am Ende des Jahres aufgrund Einzelhandel) muss zum Vergleich der Quartalsergebnisse das Ergebnis bereinigt werden: Saisonbereinigt Vergleicht man allgemein Konjunkturverläufe, so lassen sich einige stilisierte Fakten erkennen (immer zutreffende): o Unterschiedliche Zeitreihen besitzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihre Extrema o Gewinne schwanken und sind prozyklisch (Abweichung vom Trend positiv korreliert mit Abweichungen o Investitionsgüterproduktion schwankt stark; Warenproduktion eher nicht. Dienstleistungen eher konstante Nachfrage o Lagerinvestitionen schwanken o Asymetrischer Konjunkturzyklus: Einem langen und langsamen Aufschwung folgt ein kurzer aber heftiger Abstieg Es gibt viele Konjunkturindikatoren. Viele werden durch Institute erhoben oder sind statistisch: o Kapazitätsauslastung von Eurostat o Ifo Geschäftsklimaindex Monatliche Befragung von 7000 Unternehmen hinsichtlich der Geschäftslage (gut, befriedigend, schlecht) und den Erwartungen für die nächsten 6 Monate (besser, gleichbleibend, ungünstiger). Der Geschäftsklimaindex ergibt sich letztendlich ein transformierter Mittelwert o BIP, Arbeitslosenzahlen (Spätindikator), Aktienkurse (Frühindikator), Preise, Inflation Konjunkturtheorien - Man differenziert zwischen endogenen und exogenen Theorien. Exogene Theorien machen exogene Impulse wie Wetter, Ölschocks etc für Schwankungen verantwortlich. Bei endogenen Theorien geht man davon aus, dass ein marktwirtschaftliches System aus sich selbst zu Schwankungen führt. Ursache der Instabilität können sein: o Konsumglättung (Konsumenten passen ihren Konsum nicht immer den Konjunkturphasen an sondern kaufen stetig) o Investitionen brauchen Zeit (time to build) und somit längere Anpassungsprozesse o Läger dienen als Puffer (zunächst um Produktion konstant zu halten – uU Verschiebung des Problems) o Vorübergehend hohe Löhne veranlassen Mehrarbeit und somit Stärkung des Produktivitätsschocks o Anpassungskosten verhindern sofortige Anpassungen o Nur teilweise Reaktion auf Schocks, weil erst festgestellt werden soll, ob die Änderung dauerhaft ist © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 23 Volkswirtschaftslehre II VWL o Suche nach neuen Arbeitsplätzen braucht Zeit Das Keynesianische Kreuz - - - - Kurzfristig geht Keynes davon aus, dass der Output nicht durch die Produktionsfaktoren und die Technologie bestimmt wird, sondern eine mangelnde Nachfrage zu einer Unterauslastung der Kapazitäten führt Dies zeigt sich in Betriebsschließungen und Kurzarbeit Somit wird kurzfristig das Einkommen einer Volkswirtschaft durch die Ausgaben von Haushalten (konsum), Staat und Unternehmen (Investition) bestimmt (da in kurzer Frist Technikverbesserung nicht zählt) Die geplanten Ausgaben sind o Da ist, also der Konsum vom verfügbaren Einkommen abhängt, gilt dass wenn das Einkommen steigt, auch der Konsum steigt Investitionen, Staatsausgaben und Steuern seien exogen Die Wirtschaft befindet sich dann im Gleichgewicht, wenn die erwarteten Ausgaben gleich den tatsächlichen Ausgaben Y sind (entspricht einer 45°-Linie). Es gilt deshalb weil die Unternehmen ihre Produktion so anpassen, dass keine Investitionen durchgeführt werden müssen. - Ist nun die Produktion Y=Y1 sodass die (erwarteten) Ausgaben E1 größer als die Produktion Y1 ist, dann tritt ein Lagerabbau ein, da mehr gekauft als produziert wird. Um diesen in Zukunft auszuweichen erhöhen die Firmen ihre Produktion Y bis die tatsächlichen Ausgaben auch wieder den Erwarteten entsprechen Ist dagegen Y=Y2, also die tatsächliche Produktion Y2 also größer als die (erwarteten) Ausgaben, so entsteht ein Lageraufbau. Um diesen zu vermeiden wird die Produktion heruntergefahren. - Erhöht nun der Staat die Ausgaben ohne die Steuern zu erhöhen, so spricht man von einer expansiven Fiskalpolitik. Eine Erhöhung der Staatsausgaben um erhöht das gleichgewichtige Einkommen um . Dieses ist dabei um ein Vielfaches größer! Dies liegt daran, dass ein Multiplikatorprozess vorliegt: o etc. Also Staatsausgaben steigen an. Dadurch wird mehr nachgefragt auf dem Markt. Dadurch verdienen die Unternehmen und das verfügbare Einkommen steigt. Durch das erhöhte Einkommen wird mehr konsumiert © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 24 Volkswirtschaftslehre II VWL - Da der soeben beschriebene Multiplikatorprozess im Prinzip unendlich oft geschieht, folgt nach Auflösen der dadurch entstehenden Reihe , welches den Staatsausgabenmultiplikator darstellt o Bsp: erhöht der Staat seine Ausgaben um 1€, bei marginaler Konsumquote von 0,8 (also bei 1€ mehr Einkommen konsumiere ich 80cent mehr), gilt nach der Formel , also dass der Staat dann das BIP um 5€ erhöht - In der Realität liegt dieser jedoch nur nahe bei 1! Die IS-Kurve - - Die geplanten Investitionen hingegen hängen von den Zinsen ab. Hier ist die Annahme, dass die Investitionen sinken, wenn die Zinsen steigen (da es teurer ist, Geld zu bekommen) Die IS Kurve (I=Investment S=Saving) ist der Ort aller Kombinationen von Zinssatz und Volkseinkommen bei denen Gleichgewicht auf dem Gütermarkt herrscht. o Dies beruht darauf, dass bei unterschiedlichen Gleichgewichten unterschiedliche Zinssätze vorliegen. Herleitung: Die Höhe des Einkommens hängt auch von der Fiskalpolitik ab. Werden wieder die Staatsausgaben erhöht bei einem konstanten Zinssatz für Investitionen, so verschiebt sich die IS Kurve nach rechts mit © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 25 Volkswirtschaftslehre II VWL - Die IS Kurve stellt alle Kombinationen von Zinssatz und Einkommen dar, bei denen ein kurzfristiges Gleichgewicht herrscht. Eine Erhöhung der Staatsausgaben verschiebt die IS Kurve nach rechts (da bei gleichem Zinssatz und somit gleichen Investitionen die geplanten Ausgaben E steigen (siehe oben). Steuern verschiebt die IS Kurve nach links. LM-Kurve - Nach dem Baumol-Tobin-Modell ergab sich eine Geldnachfrage die vom Einkommen und Zins abhängt. Die durchschnittliche Geldhaltung ist demnach: - - - - - (F=Kosten des Geldabhebens) Die Verhaltensannahmen lauten hierbei: Einkommen hoch -- Geldnachfrage hoch; Zins hoch – Geldnachfrage runter Da in diesem Modell die kurze Frist gilt, also die Preise starr sind, folgt nach der FischerGleichung eigentlich . Da aber keine Inflation gilt Das Geldangebot wird jedoch durch die EZB bestimmt. Somit ist die verfügbare Geldmenge exogen vorgegeben o Dies bedeutet, dass egal welcher Zins vorherrscht, immer die gleiche Geldmenge zur Verfügung steht auf dem Markt Der Geldmarkt ist genau dann im GGW, wenn die Geldnachfrage L dem Geldangebot M entspricht: Zeichnet man die verschiedenen GGWte für verschiedene Einkommen auf, so erhält man die LM-Kurve: Eine expansive Geldpolitik verschiebt die LM-Kurve nach unten. Denn erhöht die Zentralbank das Geldangebot, dann sinkt bei konstanten Einkommen der Zins, bei dem der Geldmarkt im GGW ist. Die Reduktion des Zinses verschiebt die Kurve nach unten Die LM Kurve zeigt alle Kombinationen von Zins und Einkommen, bei denen Gleichgewicht auf dem Geldmarkt herrscht! o Eine Erhöhung des Geldangebots führt zu einer Verschiebung nach unten o Eine Verringerung des Geldangebots führt zu einer Verschiebung nach oben © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 26 Volkswirtschaftslehre II VWL - Stellt sich noch die Frage, wie Geld wirkt: Transmissionsmechanismus o Änderung der Schlüsselzinssätze führt zu Auswirkungen auf Zinssätze für kurzfristige Kredite o Geldpolitik kann auch mit den vorhergehenden Erwartungen an Änderungen Aktienkurse beeinflussen (Zins hoch Aktien runter, da nun Zins attraktiver) o Veränderung der Zinssätze wirkt sich auch auf Spar- Konsum und Invesitionsverhalten aus (bei höheren Zinsen lieber sparen als investieren; weniger Kreditaufnahmen) o Wenn die Zinsen jedoch sinken, so steigen die Investitionen wieder an. Kurz darauf steigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wieder an – Keynesianisches Kreuz (Multiplikatoreffekt) Simultanes GGW - In einem simultanen GGW befinden sich sowohl der Güter- als auch der Geldmarkt im GGW. (Schnittpunkt von IS und LM) - Der Output Y* kann es jedoch sein, dass keine Vollbeschäftigung vorliegt und auch keine Auslastung der Produktionskapazitäten vorliegt, woran eine mangelnde wirtschaftliche Nachfrage Schuld hat Man kann nun Überlegungen anstellen, um die Auslastung etc. zu erhöhen. o Expanisve Geldpolitik: Dadurch verschiebt sich die LM-Kurve nach unten. - o Wie zu sehen ist wird also durch Erhöhung der Geldmenge der Output erhöht aber die Zinsen sinken. Dadurch steigen wieder die Investitionen und der expanive Effekt wird verstärkt (siehe Transmissionsmechansmus) Der Übergang von dem ersten GGW zum Zweiten benötigen Zeit und sind nicht sofort zu sehen. Man beobachtet, dass die Zinsen etwas schneller sich ändern als der Output. Allgemein werden Gleichgewichte auf dem Geldmarkt schneller erreicht als es auf dem Gütermarkt der Fall ist, weshalb Anpassungsprozesse über die LM Kurve stattfinden Expansive Fiskalpolitik: Dies verschiebt jedoch die IS-Kurve nach rechts. Dadurch steigen jedoch die Zinsen und der Output an. Durch die höheren Zinsen werden Investitionen verdrängt (crowding out) © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 27 Volkswirtschaftslehre II VWL Stabilitätspakt im Euroraum - - Das Modell des simultanen GGW beschreibt eine geschlossene Volkswirtschaft. In einer offenen Volkswirtschaft finden jedoch Kapitalexporte und Importe statt, sodass der Zins nicht durch die inländischen Gegebenheiten bestimmt wird, sondern durch den internationalen Kapitalverkehr! In Deutschland wird die Fiskalpolitik von Bund, Ländern und Gemeinden bestimmt. Die Geldpolitik jedoch von der EZB. Zusätzlich kann das Geld im ganzen Euroraum fließen Bsp: Wenn die Zinsen in Deutschland steigen, ist es attraktiver, in Deutschland zu investieren. Französische Anleger werden ihre Aktien verkaufen und in Deutschland investieren. In Frankreich sinkt dadurch die Geldmenge, in Deutschland steigt sie. Dadurch steigen in Frankreich die Zinsen und in Deutschland sinken sie. Dies geht so lange, bis GGW herrscht o Am Anfang herrscht sowohl in D als auch in EU die gleichen Zinsen o Nun erhöht die Bundesregierung ihre Staatsausgaben, wodurch sich die IS-Kurve in Deutschland nach rechts verschiebt. Dadurch steigt das Einkommen in D und die Zinsen. o Dadurch ist es attraktiver in D zu investieren und die Leute deinvestieren in der EU (Geldmenge verrigert sich, LM nach oben) und investieren in Deutschland (Geldmenge erhöht sich dort, LM nach unten) o Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis wieder ein GGW herrscht. Allerdings stieg das Einkommen in Deutschland an und das in der EU sank ab o Damit die expansive Fiskalpolitik eines Staates nicht von den anderen Staaten getragen werden muss, wurde der Pakt für Stabilität und Wachstum geschlossen. Dieser verpflichtet alle EU-Länder dazu nicht über 3% des BIP sich neuzuverschulden, um eine schuldenfinanzierte Fiskalpolitik zu vermeiden! © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 28 Volkswirtschaftslehre II VWL Das Mundell-Fleming Modell - Bisher wurde nur eine geschlossene Volkswirtschaft betrachtet. Nun wird jedoch auch dessen Verflechtung im Gütermarkt mit betrachtet durch Ex und Importe Die Investitionen hängen von den Zinsen ab. Da Kapital aber beweglich ist hängen diese auch noch von den Wechselkursen ab. Somit hängt die IS-Kurve von Wechselkursen ab Die LM Kurve hingegen bleibt unverändert, da von flexiblen Wechselkursen ausgegangen wird (siehe oben und später) Für die IS-Kurve gilt: o Die erwarteten Ausgaben lauten also diesmal o Sind Güter im Inland billig, werden viele Exporte nachgefragt aus dem Ausland. Den Preis, den Ausländer zahlen müssen, hängt vom Wechselkurs ab. Zahlen sie in Euro, müssen sie mit dem nominalen Wechselkurs multiplizieren um den zu zahlenden Preis zu ermitteln o Je höher also der Wechselkurs, (weniger Euro für mehr $), desto teurer werden unsere Exporte o Steigt das Einkommen im Ausland, werden auch mehr Güte nachgefragt, also auch in Deutschland. Es gelten somit folgende Verhaltensannahmen: Die Exporte sind also negativ mit dem Wechselkurs und positiv mit dem ausländischen Einkommen verbunden (starker Euro schlecht für Unternehmen) o Bei Importen jedoch wendet sich das Blatt. Da ein hoher Wechselkurs uns es ermöglicht für relativ wenig Geld viel Fremdwährung zu kaufen, kann mehr importiert werden. Es gilt somit: . Die Importe sind also positiv mit dem inländischen Einkommen und dem Wechselkurs verknüpft o Für die Nettoexporte gilt somit, dass diese negativ mit dem wechselkurs, positiv mit dem ausländischen Einkommen und negativ mit dem inländischen Einkommen verbunden sind, da NX=Ex-Im o Unternehmen müssen sich gegen Wechselkursschwankungen absichern. Dies können sie durch Swaps, Devisenoptionen oder Produktionshedging betreiben (Produktion im Fremdwährungsland) o Da die IS-Kurve also nun von den Exporten abhängig ist, folgt als neue Herleitung: o Die Lage der IS-Kurve ist abhängig von der Höhe des Wechselkurses. Eine Abwertung des Euros führt dazu, dass mehr exportiert wird (da der Euro billiger wird) und somit die Ausgaben-Kurve nach oben verschoben wird. Dadurch bewegt sich die IS-Kurve nach rechts! © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 29 Volkswirtschaftslehre II VWL - - o Auch wenn sich im Ausland die Einkommen steigern werden bei uns Exporte nachgefragt, sodass die IS-Kurve sich nach rechts verschiebt Für die LM-Kurve gilt indes: o Generell unterscheidet man feste und flexile Wechselkurse Feste: Wechselkurs wird von der Zentralbank festgelegt Flexibel: Wechselkurs entsteht als Gleichgewichtspreis auf den Devisenmärkten. Geldmenge wird wie in einer geschlossenen Wirtschaft von der EZB gesteuert (siehe dort) Für den Devisenmarkt gilt: o Auf dem Devisenmarkt werden ausländische Währungen gehandelt. Der Preis der Devisen ist das Reziproke vom Wechselkurs o Devisen werden nachgefragt, um Importe zu tätigen o Devisen werden angeboten, um Exporte bezahlen zu können (Wechsel der Währung in hiesige) o Des Weiteren werden auch Finanzinvestitionen im Ausland getätigt. Die Anlageattraktivität im Ausland hängt ab von den Inflationsraten und dem Zins. Hohe Zinsen im Ausland verleiten Anleger dazu, im Ausland zu investieren. Dafür werden Devisen nachgefragt. Die Nettofinanzinvestitionen sind somit abhängig von dem Zins im Inland und dem Zins im Ausland . Es besteht ein positiver Zusammenhand zwischen Zins im Ausland und NFI und ein negativer zwischen Zins im Inland und NFI, da NFO =Ex-Im, wenn also viel Geld importiert wird, sinkt unser NFI o Als GGW-Bedingung gilt somit NFI-NX. Die Herleitung der Gleichgewichtskurve auf dem Devisenmarkt, die s.g. ZZ-Kurve erfolgt somit: o Betrachtet man den Devisenmarkt im GGW und erhöht sich nun das Einkommen, so werden mehr Importe nachgefragt, die NX sinken also. Durch die höheren Importe werden mehr Devisen nachgefragt. Die höhere Nachfrage wird durch ausländisches Devisenangebot befriedigt, wenn inländische Zinsen hoch sind, da dann im Inland investiert werden will. Somit führt ein höheres Einkommen zu einem höheren Zins. o Die ZZ-Kurve ist flach, da das Kapital mobil ist. Eine kleine Einkommenserhöhung in einem Land führt dort zu gestiegenen Zinsen, weshalb dort das Geld hinfließt © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 30 Volkswirtschaftslehre II VWL o Ist der Devisenmarkt im Ungleichgewicht, so gilt folgendes Bild: Man erkennt, dass in P1 der Zins höher als im GGW ist. Eigentlich ist dies aufgrund von flexiblen Wechselkursen nicht möglich, jedoch hier ein Gedankenexperiment. Beim Einkommen liegt auf dem Markt ein Zins vor. Die Zinsen im Inland sind also höher als im Ausland, sodass mehr Zinsen angeboten als nachgefragt wird. Dadurch fällt der Preis der Devise und die Eigenwährung wird aufgewertet. R Oberhalb der ZZ-Kurve führt also zur Währungsaufwertung! Andererseits ist der Zins unterhalb des GGW bei einem Einkommen, so wird mehr im Ausland investiert und wir müssen Fremdwährung tauschen. Dabei kommt es zu starker nachfrage und unsere Währung wird abgewertet. R unterhalb der ZZ-Kurve führt zur Währungsabwertung. Simultanes Gleichgewicht - Betrachtet man nun die LM, IS und ZZ-Kurve gemeinsam ergibt sich: o o o Die offene Volkswirtschaft befindet sich also im GGW, wenn der Devisenmarkt (ZZ), Gütermarkt (IS) und Geldmarkt (LM)Gleichgewicht ist Das simultane GGW wird erreicht, indem sich immer Zins, Einkommen und Wechselkurs so anpassen, dass sich IS-Kurve, LM-Kurve und ZZ-Kurve schneiden in einem Punkt In einem Beispiel: In der Ausgangssituation (rot) liegt das GGW von Güter und Geldmarkt oberhalb des Gleichgewichtes auf dem Devisenmarkt. Dadurch steigt der Wechselkurs (Zinsen im Inland größer – mehr Eigenwährungsnachfrage). Wegen des steigenden Wechselkurses steigen jedoch auch die Importe (da es für uns billiger ist, ausländische Waren zu kaufen) und die IS-Kurve verschiebt sich nach links weil sich die NX verringern. Dadurch sinkt jedoch auch die Devisennachfrage (da der neue Zins niedriger ist als vorher und nicht mehr so viel bei uns investiert wird) sodass sich die ZZ-Kurve nach oben verschiebt bis das neue GGW (schwarz) gefunden wurde © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 31 Volkswirtschaftslehre II VWL Geld und Fiskalpolitik in der offenen Volkswirtschaft - Expansive Fiskalpolitik: Betrachtet wird folgende Ausgangssituation (schwarz): o - Nun wird durch eine expansive Fiskalpolitik die IS-Kurve nach rechts verschoben. Offensichtlich steigen dadurch Zins und Einkommen an. Gleichzeitig entsteht ein Devisenüberschuss, sodass unsere Währung aufgewertet wird. Die IS-Kurve verschiebt sich daraufhin nach links und die ZZ-Kurve nach oben. Im neuen GGW sind zwar Zins und Einkommen gestiegen, jedoch gedämpft durch die Aufwertung der Währung. Deshalb ist eine expansive Fiskalpolitik relativ unwirksam. Expansive Geldpolitik: Betrachtet wird folgende Ausgangssituation (schwarz): o - Eine expansive Geldpolitik führt dazu, dass sich die LM-Kurve nach unten verschiebt. Das neue GGW liegt unterhalb des Devisengleichgewichtes, sodass bei dem niedrigerem Zins weniger bei uns investiert wird und unsere Währung abgewertet wird da erhöhte Devisennachfrage besteht. Dadurch steigt jedoch unsere IS-Kurve an, da unsere Exporte steigen (aufgrund der günstigen Währung). Die ZZ-Kurve sinkt auch auf das neue GGW. Hier ist das neue Einkommen stärker gestiegen als in einer geschlossenen Volkswirtschaft Zusammenfassend gilt somit, dass in der offenen Volkswirtschaft die Wechselkursunabhängigkeit von NX und NFI betrachtet werden. Das GGW auf dem Devisenmarkt wird durch die ZZ-Kurve beschrieben. Je mobiler das Kapital, desto flacher ist diese. Im vergleich zur geschlossenen Volkswirtschaft führt eine expansive Fiskalpolitik ui einer gedämpften Aufwertung und eine expansive Fiskalpolitik zu einer verstärkten © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 32 Volkswirtschaftslehre II VWL Aufwertung des Einkommens. Jedoch verfolgt die EZB das Ziel der Geldwertstabilität und nicht das Ziel der Einkommensmaximierung! Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht - - - Die keynesianische Sicht im Mundell-Fleming Modell geht davon aus, dass alle güter die nachgefragt werden, auch angeboten werden. Die Preise sind kurzfristig statt und Anpassungen erfolgen nur über die Menge (IS/LM) In der klassischen, langfristigen Sicht jedoch bestimmen die Produktionsfaktoren und die Technologie das Angebot und die Preise passen sich so an, dass die Nachfrage dem Angebot entspricht. (Solow) Nun wird die Frage untersucht, wie sich die Wirtschaft von der kurzen Frist (starre Preise) in die lange Frist (Preisanpassungen) bewegt Gesamtwirtschaftliches Angebot - - Nimmt man zB Tarifverträge, so regeln diese den Nominallohn für 1 Jahr. Der reale Lohn (das was wirklich davon gekauft werden kann), ist jedoch abhängig vom Preisniveau. o Steigt nun das Preisniveau an, so sinkt der Reallohn und die Arbeitsnachfrage steigt o Steigt die arbeitsnachfrage gibt es viele unfreiwillig Arbeitslose, die dann auch bereit sind, zu einem niedrigeren Lohn (bei unverändertem Nominallohn) zu arbeiten o Letztendlich steigt die Beschäftigung an o In der Regel führt z.B. auch Inflation zu einer Änderung des Reallohnes Das Angebot der Arbeit wird wie folgt hergeleitet: o Sei das erwartete Preisniveau und der in den Tarifverträgen bestimmte Nominallohn o In diesem Punkt entsprechen sich die arbeitsnachfrage und das Arbeitsangebot, sodass beschäftigt wird o Bei dieser Menge an beschäftigten Arbeitern zeigt die Produktionsfunktion und ein als konstant angenommenen Kapitalstock (alle produzierten Güter, die dauerhaft in der Produktion eingesetzt wurden), dass die Produktionsmenge angeboten wird o Steigt nun das Preisniveau unerwartet aus an, so sinkt der Reallohn. Da dann das Arbeitsangebot steigt bei gleichem niedrigen Lohn beschäftigen die Unternehmen L1 und produzieren letztendlich . o Somit führt eine Preisniveauerhöhung zu einem vergößerten aggregierten Angebot o Erst dann, wenn das Arbeitsangebot (individuelle) zur limitierenden Seite wird, bei weiterer Erhöhung des Preisniveaus keine weitere Erhöhung des Angebots erreicht o Die aggregierte Angebotsfunktion lässt sich dann schreiben als Liegt das Preisniveau über dem erwarteten Niveau, dann ist die Produktion größer als die natürliche Produktion Liegt das Preisniveau jedoch unter dem erwarteten Niveau, dann ist die Produktion geringer als die natürliche Produktion © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 33 Volkswirtschaftslehre II VWL Gesamtwirtschaftliche Nachfrage - - Die aggregierte Nachfragefunktion beschreibt den Zusammenhang zwischen Preisniveau und der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage o Bei konstanten Preisen erläutert das Mundell-Fleming-Modell die Gleichgewichtsbildung von Geld- Güter und Devisenmarkt Für die Herleitung der aggregierten Nachfrage bilden wir simultane GGW auf den GüterGeld- und Devisenmarkt bei unterschiedlichen Preisniveaus: o Betrachtet man zunächst eine Wirtschaft bei einem Preisniveau und einem Einkommen von im Gleichgewicht o Eine Erhöhung des Preisniveaus verändert die reale Geldmenge (da sich die Leute real weniger kaufen können) o Durch die gesunkene Geldmenge verschiebt sich die LM-Kurve nach oben o Durch das gesunkene Einkommen und den höheren Zins r erhöht die nachfrage nach unserer Währung und die einheimische Währung wertet auf o Dies verschiebt die ZZ-Kurve nach oben und die IS-Kurve nach links bis zum neuen Einkommen o Das neue Einkommen ist jedoch geringer als vorher, sinkt die Nachfrage o Jeder Punkt auf der Nachfragekurve ist auch mit einem geringeren Wechselkurs verbunden o Jede expanisve Änderung im Mundell-Flemming-Modell verschiebt die Aggregierte nachfrage nach rechts Bestimmung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts - Man kann nun die langfristigen und kurzfristigen Auswirkungen von Geld- und Fiskalpolitik auf das inländische Preisniveau und Einkommen untersuchen, indem man die aggregierte Nachfrage und aggregierte Angebotskurve nutzt o Dazu geht man davon aus, dass in der Ausgangssituation die Wirtschaft in einem GGW ist ( ), also die Nachfrage dem langfristigen und dem kurzfristigen Angebot entspricht, und das bei einem Preisniveau, das von den Tarifvertragsparteien erwartet wurde (P*) © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 34 Volkswirtschaftslehre II VWL o o Werden nun die Steuern gesenkt (oder mehr vom Staat ausgegeben), so tritt eine nicht erwartete expanisve Fiskalpolitik auf Dadurch verschiebt sich die aggregierte Nachfragefunktion: o Verändert die Zentralbank das Geldangebot nicht, dann gilt also für die neue Wirtschaft die neue nachfragefunktion o In der kurzen Frist gilt dann die kurzfristige Angebotskurve und man sieht, dass das Einkommen und das Preisniveau gestiegen sind o Die höheren Preise jedoch werden bei der nächsten Tarifverhandlung jedoch bei der Bestimmung des neuen Nominallohnes einberechnet o Die aggregierte Angebotsfunktion verschiebt sich dabei so lange nach oben, bis wieder das langfristige Angebot erreicht wurde, sodass bei einer expansiven Fiskalpolitik kurzfristig der Output ansteigt, langfristig jedoch das Preisniveau noch höher steigt und somit Inflation hervorruft. Phillips-Kurve - - Die obige Analyse hat gezeigt, dass eine expansive Fiskalpolitik die nachfrage erhöht und eine Bewegung der kurzfristigen Angebotsfunktion mit sich zog Dadurch stiegen kurzfristig auch die Beschäftigung und der Output, die ALO sinkt also Langfristig ist jedoch das Preisniveau gestiegen und der ursprüngliche Output erreicht worden, sodass man sich für mehr Geld das gleiche kaufen konnte, wie vorher auch. Also ist Inflation entstanden Dies zeigt also, dass man kurzfristig die Arbeitslosigkeit reduzieren kann, wenn man Inflation in Kauf nimmt. Diesen Trade-Off wird durch die Phillips-Kurve beschrieben Die Herleitung: o Die Angebotsfunktion ist ja o Nach Umformen erhält man o Zieht man das Preisniveau des Vorjahres ab, erhält man o In erster Näherung entspricht die Differenz der Preisniveaus der Inflationsrate : o Nach Okun’s Gesetz gilt ja, dass die Arbeitslosenquote u positiv mit dem BIP verbunden ist, also gilt: . Nach Einsetzten erhält man somit: © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 35 Volkswirtschaftslehre II VWL Bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2% ergibt sich eine natürliche ALQ von 10%! - - Zum Einen zeigt die Phillips-Kurve, dass es einen kurzfristigen Trade-Off zwischen ALQ und Inflation gibt. Sie zeigt aber auch, dass falls die Arbeitslosenquote unter die natürliche Arbeitslosigkeit sinkt, die Inflationsrate ansteigt! Deshalb heißt die natürliche Arbeitslosenquote Nonaccelerating inflation rate of unemployment (NAIRU) Die Phillips-Kurve zeigt, dass bei einer expansiven Fiskalpolitik kurzfristig die Arbeitslosigkeit sinkt, wie ja auch schon oben gezeigt bei dem GGW der aggregierten Nachfrage und aggregierten Angebot. Aber die Wirtschaftssubjekte passen daraufhin ihre Inflationserwartungen an, sodass die Phillips-Kurve nach außen verschoben wird und ab dann erwarten die Wirtschaftssubjekte die höhere Inflationsrate. Will man nun die Arbeitslosenquote niedrig lassen, so muss man wieder die Inflation erhöhen! Dadurch entsteht eine Hyperinflation! Der Weg zurück geht dann nur über eine Rezession und erhöhte Arbeitslosigeit! Arbeitslosigkeit Friktionelle Arbeitslosigkeit - Am Arbeitsmarkt verlieren ständig Leute ihren Job und ständig kriegen auch Leute einen neuen Job. Die Suche nach neuer Arbeit kostet jedoch Zeit. Somit ergibt sich folgender Kreislauf: - Der obige Arbeitsmarkt wäre dann im Gleichgewicht, wenn sich die Anzahl der arbeitslosen nicht ändert, also gleich viele Leute den Job verlieren, wie andere einen finden. Dann gilt ja im GGW: © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 36 Volkswirtschaftslehre II VWL Somit zu - Dies zeigt also, dass wenn die die Quote mit der man den Job verliert s steigt, die Arbeitslosenquote steigt. Dies zeigt auch, dass wenn die Quote mit der man einen Job findet f steigt, die Arbeitslosenquote sinkt. Die Arbeitslosigkeit die entsteht, weil die Arbeitsplatzsuche Geld kostet, nennt man friktionelle Arbeitslosigkeit Die Vermittlung von Arbeitsplätzen soll dazu dienen, das Volumen der Arbeitslosigkeit abzubauen. Das Volumen ist Anzahl der Arbeitslosen * Dauer. Daher muss die Langzeitarbeitslosigkeit verringert werden, um das Volumen zu reduzieren! Strukturelle Arbeitslosigkeit (mismatch) - - - Strukturelle Arbeitslosigkeit ist das Ergebnis von Strukturkrisen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt Sie entsteht also dadurch, dass trotz globaer Arbeitsangebot und Nachfrage zu Arbeitslosigkeit kommen kann, da o Ein Schlosser in München gesucht wird, trotzdem ein Schlosser in Nordfriesland arbeitslos ist o Bergleute nicht als Programmierer Des Weiteren tritt sektorale Arbeitslosigkeit auf etwa dadurch, dass der primäre und sekundäre Sektor abgabaut wird, aber dafür Stellen im tertiären Sektor Stellen frei werden. Die Stelle kann jedoch erst nach Umschulungen besetzt werden Außerdem stehen Mobilitätsbarrieren auf Seite des Angebots der Nachfrage gegenüber Hochlohnarbeitslosigkeit - Arbeitslosigkeit entsteht dann, wenn die Löhne höher sind als der GGW-Lohn: - Wie immer bestimmt jedoch die kurze Seite den Markt und die Nachfrage ist bei dem Lohn Lh nur gering. Es bieten zu dem Lohn jedoch mehr Leute ihre Arbeit an als nachgefragt wird, sodass einige Menschen unfreiwillig arbeitslos sind Trotzdem gibt es auch noch freiwillig arbeitslose (green). Diese würden erst ab einem höheren Lohn arbeiten! - - - Allgemein muss man unterschiedliche Segmente betrachten (gelernte Arbeit, ungelernte Arbeit, facharbeiter, Akademiker). Hochlohnarbeitslosigkeit entsteht dabei nicht auf allen Bereichen Die Gründe für eine Hochlohnarbeitslosigkeit sind Mindestlöhne, Anspruchslöhne und Effizienzlöhne © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 37 Volkswirtschaftslehre II VWL - - Anspruchslohn Ein Anspruchslohn wird persönlich definiert und ist der Lohn, der mindestens erreicht werden sollte, damit man arbeitet Er beschreibt also die Oppotunitätskosten, die gegenüber der Arbeitsunterlassung entstehen Hier wird der Anspruchslohn gezeigt. Selbst wenn der Lohn bei W* liegen sollte, entsteht Arbeitslosigkeit. Durch Sozialhilfe und Arbeitslosengeld wird eine art Mindestlohn impliziert. Unterhalb von diesem wäre es irrational zu arbeiten Mindestlohn - Legt der Staat Mindestlöhne gesetzlich fest, so muss die Firma mindestens zu diesem Lohn einstellen. Selbst wenn jemand unter diesem Lohn arbeiten will, darf er dies nicht. Auch hier entstehen wieder unfreiwillig Arbeitslose Effizienzlohn - Der Lohn kann die Produktivität der Arbeitnehmer positiv beeinflussen. Ein höherer Reallohn steigert die Lohnkosten, dafür sinken jedoch evtl. die Arbeitskosten pro Output (da schneller gearbeitet wird). Gründe für den Effizienzlohn sind: o Ernährung und Gesundheit (weniger Ausfallzeit) o Selbstselektion (bei hohem Lohn bewerben sich nur noch die Arbeitnehmer mit hoher Leistungsfähigkeit; andere bewerben sich erst gar nicht mehr) o Drückebergerei (Angestellte arbeiten mehr, da die Strafe beim „Erwischt werden“ beim Nichtstun der Verlust den hohen Lohns ist o Turn-over-costs (Einstellungen und Entlassungen seltener, da durch hohen Lohn weniger Anlass zur Kündigung) o Fairness und Geschenk Austausch (Hohe Löhne als Geschenk führen dazu dass sich Arbeitnehmer zu mehr Arbeit verpflichtet fühlt) o Strategie (bei Konkurrenz kann ein Unternehmen mit hohen kapitaleinsatz billiger produzieren als ein Unternehmen mit hohem Arbeitseinsatz (bei Flächentarifvertägen)) Insider-Outsider - Insider sind die Leute die einen Job besitzen Outsider sind die Arbeitslosen, die den Job der Insider zu günstigeren Lohn machen würden Würde nun ein Outsider zu günstigerem Lohn eingestellt, so können Insider die Konkurrenz verringern indem sie dem Neuen nicht helfen, oder was Falsches sagen. Dadurch erhält das Unternehmen auch mit günstigerem Lohn weniger Produktiviät Hochlohnarbeitslosigkeit in Deutschland ? - Allgemein ist in Deutschland ein hohes Lohnniveau vorhanden. Aber in anderen Ländern mit niedrigeren Löhnen ist auch die Arbeitslosigkeit auf dem gleichen Niveau. Aber schaut man sich nur den Niedriglohnsektor (ungelerntes Handwerk) an, so führen höhere Löhne in der Tat zu höherer Arbeitslosigkeit © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 38 Volkswirtschaftslehre II VWL Kartellisierte Arbeitsmärkte - - In Deutschland liegen kartellisierte Arbeitsmärkte vor, da sowohl die Arbeitnehmer in Gewerkschaften als auch die Arbeitsgeber in Arbeitgeberverbänden miteinander verhandeln müssen für Löhne, somit also ein Bilaterales Monopol entsteht In diesem Monopol kommt es auf die Macht an o Für Arbeitgeber ist auch von Vorteil eine Gewerkschaft zu haben, da dieser weiss, dass Konkurrenz keine höheren Löhne bieten kann / oder niedrigere Löhne bieten kann – somit im Prinzip gleiche Arbeitskosten Sockelarbeitslosigkeit - Betrachtet man z.B. die Ölpreisschocks, so stieg aufgrund höherer Kosten für die Unternehmen die Arbeitslosigkeit. In den USA (Konkurrenzarbeitsmarkt) wurde diese jedoch wieder abgebaut, während in Deutschland eine Persistenz (Hysteresis) entstand, wobei ein entstandener Sockel nicht wieder abgebaut wurde o - Aufgrund des Ölpreisschocks sank die Nachfrage auf die rote Linie. Zunächst blieben die Löhne gleich, aber in mittlerer Frist sanken die Löhne dann wieder herab auf W1. Hier wurden mehr Arbeiter benötigt, sodass L2 entstand. Die Arbeitslosigkeit wurde teilweise abgebaut. Sinkt der Ölpreis wieder, so steigen die Löhne wieder an und die Arbeitslosigkeit sinkt weiter In Deutschland hingegen verhinderten die Gewerkschaften den Lohnrückgang: o Nach dem ersten Ölpreisschock wurde die Arbeitsnachfrage auf die rote Linie gesenkt. Die Gewerkschaften verhandelten gleiche Löhne für die noch arbeitenden. Dadurch kann der Lohn nicht auf das GGW sinken und die Leute bleiben Arbeitslos. Beim zweiten Schock verhandelten die Gewerkschaften das Gleiche und noch weniger Leute waren noch in Arbeit. Sinken die Ölpreise nun wieder, werden nicht mehr Leute eingestellt, sondern die verbliebenden Arbeitnehmer können Lohnsteigerungen erhandeln – die Arbeitslosigkeit bleibt gleich hoch © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 39 Volkswirtschaftslehre II VWL - Naürlich trifft dies nicht ganz zu, da mit sinkenden Preisen auch die Arbeitslosigkeit reduziert wird. Jedoch ist Sockelarbeitslosigkeit insbesondere in ungelernten Berufen zu beobachten! Steuern und Sozialabgaben - Steuern und Sozialabgaben führen auch zu Hochlohnarbeitslosigkeit! Steuern und Sozialabgaben treiben die Arbeitskosten in die Höhe. Der Arbeitnehmer erhält nur Netto, der Arbeitsgeber muss aber Brutto zahlen! Damit sind die Beschäftigung auf L1. L1-L* wollen nicht arbeiten weil ihnen der Lohn Wn zu nierdig ist. - - OECD-studien zeigen, dass Steuern und Sozialabgaben positiv verbunden sind mit der Arbeitslosigkeit Auf einem Kartellmarkt versucht jeder Beteiligte, die Last der Steuern auf den anderen zu überwälzen. Arbeitgeber können die Last mindern, indem sie die Beschäftigung verringern, wodurch weniger Leute arbeiten können. Diese tragen dann die Last. Also tragen Arbeitslose die Last der Steuern auch mit Betrachtet man den Schwarzmarkt so ist dieser nicht durch Steuern belastet. Man kann erwarten, dass einige Menschen auf den Schwarzmarkt ausweichen In der Tat zeigen Studien, dass die Schattenwirtschaft mit steigender Arbeitslosigkeit zunimmt! Auswege - Es gibt unterschiedliche Arten, auf Arbeitslosigkeit zu reagieren Senkt man die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld, bzw streicht es ganz nach einer kurzen Zeit, dann suchen die Menschen schneller einen Job und finden einen Eine kürzere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes führt auch dazu, dass die Menschen keine Zeit haben, sich an dem zunehmenden Geldbedarf zu gewöhnen, sodass Arbeit gesucht wird Ebenso kann man am Kündigungsschutz Änderungen vornehmen. © Hendrik-Jörn Günther; basierend auf VL von Prof. Dr. Sieg 40