Leonce - Next Liberty

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 BEGLEITMATERIAL
NEXT LIBERTY
Kinder- und Jugendtheater
Kaiser-Josef-Platz 10
8010 Graz
Karten: 0316-8000 (Theaterkasse)
Leonce und Lena Von Georg Büchner Regie Steinbauer&Dobrowsky Ausstattung Wolfgang Dobrowsky Mit König Peter, Gouvernante Susanne Zöllinger
Prinz Leonce Johannes Schedl
Prinzessin Lena, Rosetta Beatrice Boca
Valerio Helmut Pucher
Premiere 01.12.2006, 19.30 Uhr VORSTELLUNGSTERMINE Fr
1.12.06
19.30 Premiere
Dezember
Mi 20.12.06 10.30 + 19.30 Do 21.12.06 10.30 Jänner
Do 11.1.07 10.30 + 19.30 Fr 12.1.07 19.30 Februar
Fr 9.2.07 10.30 + 19.30 Do 15.2.07 10.30 + 19.30 Fr 16.2.07 10.30 Fr 23.3.07 10.30 + 19.30 Mi 28.3.07 10.30 + 19.30 Fr 30.3.07 10.30 + 19.30 März
SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000
ZUM STÜCK
Steinbauer&Dobrowsky, vor allem durch ihre unakademisch frechen und dennoch werkgetreuen Klassikeradaptionen bekannt, inszenieren Georg Büchners Leonce und Lena als zeitgemäßes Stück für Jugendliche im Next Liberty. Regieteam um das „steirische“ Theaterurgestein Dorothee Steinbauer und Wolfgang Dobrowsky in ihrer für das Next Liberty neu adaptierten Fassung. In der puristischen Ausstattung von Wolfgang Dobrowsky feiern vier Schauspieler des Next Liberty Ensembles am 1. Dezember die Premiere. Den abgründig verzweifelten und erschreckend hoffnungslosen Prinzen Der melancholische, traumversunkene Prinz Leonce vom Königreich Popo soll Prinzessin Lena vom Königreiche Pipi heiraten. Gefragt hat ihn keiner. Also flüchtet er mit dem Bonvivant Valerio nach Bella Italia. Und lernt auf seiner Reise eine junge Frau kennen, in die er sich verliebt. Doch wie es der Zufall so will: Es ist Lena, die ebenfalls vor der geplanten Hochzeit geflohen ist. Und sie will nichts von ihm. Noch nicht. Während Valerio den jungen Prinzen aus seiner juvenilen Depression herausreißt, probt der ganze Staat den feierlichen Empfang des erwarteten Hochzeitspaares. Wie kann man seine Zeit verbringen ohne sich zu langweilen? Und: Ist die Jugend wirklich die schönste Zeit im Leben? Die Antwort auf diese Fragen findet das Leone gibt Johannes Schedl. Begleitet wird er von Valerio (Helmut Pucher), dem nichts wichtiger zu sein scheint, als möglichst „schweiß- und schwielenfrei“ über die „Heerstraße des Lebens“ zu wandeln. Als weibliches Gegenüber verkörpert Bea Boca die existentialistisch denkende Prinzessin Lena und Susanne Zöllinger wird als deren Gouvernante, sowie als „über die logische Unmöglichkeit einer Heirat bei Abwesenheit des Brautpaares“ sinnierender König Peter zu sehen sein. Die Präzision und Komplexität des Textes und die an Wortwitz und Sprachspiel reiche Rhetorik nehmen Steinbauer/Dobrowsky als Geschenk dankbar an. Sie inszenieren damit eine Geschichte, die durch den selbstverständlichen Umgang mit der zum Teil schwierigen Sprache Büchners SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000
mitten in unserem Leben stattfindet und gerade deshalb für junge Theaterbesucher greifbar nahe rückt. Ein Klassiker als spannendes Theater für Jugendliche ab 14 Jahren. Inszenierung: Steinbauer&Dobrowsky Ausstattung: Wolfgang Dobrowsky Regieassistenz: Mimo Leonce: Johannes Schedl Valerio: Helmut Pucher Lena, Rosetta: Bea Boca König Peter, Gouvernante: Susanne wandeln. So wird er zum heiteren Begleiter von Prinz Leonce und dessen Lebensretter. König Peter (Helmut Pucher) „Über die logische Unmöglichkeit einer Heirat bei Abweseneheit des Brautpaares“ sinnierend, versucht König Peter seiner Verantwortung als Staatsoberhaupt gerecht zu werden. Er ist überaus eifrig damit beschäftigt zu denken, denn er muss auch für seine Untertanen denken, „denn: Sie denken nicht! Sie denken nicht!“ BASISINFORMATIONEN
LEONCE UND LENA (GEORG
Zöllinger BÜCHNER)
1. Der Verleger Cotta (Stuttgart) schrieb am 26. 1. 1836 einen Wettbewerb für die beste Ein- oder Zwei-Akt-Komödie aus, der Abgabetermin war der 1. 7. 1836. Büchner erhoffte sich durch das Preisgeld von 300 Gulden die Verbesserung seiner finanziellen Lage in Straßburg. Er reichte dann aber seinen Beitrag zu spät ein, so dass der Brief ungeöffnet wieder zurückgeschickt wurde. Büchner überarbeitete das Manuskript und baute die Komödie zu einem Drei-Akter um. Die Veröffentlichung erlebt er nicht mehr, sie wird von seinem Gönner Karl Gutzkow unternommen (basierend auf einer "saubern Abschrift" von Büchners Verlobter, Wilhelmine Jaegle); die Uraufführung findet 1895 in München statt. Büchners Werke finden erst gegen Ende des 19. Jh großes Interesse bei Naturalisten wie Gerhart Hauptmann. 2. Büchner verfasste ein Lustspiel, das zu einem Großteil aus Zitaten und Anspielungen (*) besteht und auch inhaltlich an die Tradition und Die Helden des Stücks
Prinz Leonce (Johannes Schedl) Abgründig verzweifelt und erschreckend hoffnungslos – Prinz Leonce, von Lebensleere und Langeweile geplagt, auf der Flucht vor der bevorstehenden Vermählung. Prinzessin Lena (Beatrice Boca) Die existenzialistisch denkende Prinzessin Lena. Romantisch-grazil die Mondscheinnacht genießend, wird sie verzaubert durch die Ankunft „ihres“ Prinzen. Valerio (Susanne Zöllinger) Nichts scheint ihm wichtiger zu sein, als möglichst “schweiß- und schwielenfrei” über die “Heerstraße des Lebens” zu SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000
Grundmuster der Verwechslungskomödien Shakespeares anknüpft: Liebespaare, die für einander bestimmt sind, finden sich schließlich auch, obwohl - oder gerade indem - sie sich aus dem Wege zu gehen versuchen. Damit kreist Büchners Lustspiel ideengeschichtlich um die Frage: "Vorsehung oder Zufall?" (* Primärquellen: W. Shakespeare "Wie es euch gefällt", A. de Musset "Fantasio" (1833) und C.v.Brentano: Ponce de Leon (1804). Eine Liste der Quellen und motivischen Anleihen findet man bei Knapp S.156/7). 3. Das mehr oder weniger direkte Zitieren aus Quellen unterschiedlichster Art ist ein charakteristisches Merkmal von Büchners Werken: - Die Flugschrift "Der Hessische Landbote" zitiert aus Statistiken. - Die Erzählung 'Lenz' bezieht sich z.T. wörtlich auf das Tagebuch des Pfarrers Oberlin. - Das Drama 'Dantons Tod' zitiert aus den Protokollen der Revolutionssitzungen. - Dem Drama "Woyzeck" liegen die Gerichtsgutachten des Dr. Clarus zugrunde. Grund: Büchner arbeitete an der Umsetzung eines persönlichen literaturästhetisches Programmes: Er sah den Zweck von Kunst darin, der unbeschönigten, unidealisierten Wirklichkeit gerecht zu werden 4. In 'Leonce und Lena' aber benutzt er keine dokumentarischen Vorlagen, sondern er recycelt - vielleicht auch aus Zeitmangel - literarische Muster und Handlungs-Motive. Mögliche Intentionen: - Er stellt das traditionelle und vielleicht auch verbrauchte Genre Lustspiel in Frage und unterwandert deren vordergründige Harmlosigkeit und Weltferne. - Er benutzt diese politisch unverdächtige Gattung um bestehende Verhältnisse lächerlich zu machen, eine Tragödie würde den bestehenden Verhältnissen zu viel Würde und Daseinsberechtigung verleihen. - Vielleicht kam auch noch eine jugendliche Lust am Spiel zu, das Bedürfnis des noch sehr jungen Mannes (22 Jahre), seine noch frischen LektüreErlebnisse aus der Weltliteratur und der Philosophie in eigener Produktion zu verarbeiten. Die neuere Literatur-Wissenschaft sieht gerade in diesem Geflecht von Zitaten, Selbstzitaten und motivischen Anleihen "das entscheidende ästhetische Bauprinzip und Teil der Kommunikationsstrategie" (Knapp S. 155) der Komödie. 5. Die Rezeptionsgeschichte dieses Zitaten- und Anspielungs-Kaleidoskops zeigt zwei gegensätzliche Deutungsschwerpunkte: Einerseits als romantisches Märchen von Liebe, Schwärmerei und Vorsehung (19. Jahrhundert); andererseits Adelskritik und Sozialsatire (20. Jahrhundert) auf die spätfeudalen Zustände der Restaurationszeit: Kleinstaaterei, Metternich, Deutscher Bund, Karlsbader Beschlüsse, Zensur, DemagogenVerfolgung Ein dritter Deutungsansatz: Leonce und Lena als Parodie des Genres 'Lustpiel', ein Spiel mit den Elementen und der Tradition des Liebes- und Verwechslungsstoffes. Im Gegensatz zur Satire ist der Parodie eine Stück Verehrung gegenüber dem parodierten Vorbild eigen. 6. Es spricht alles dafür, 'Leonce und Lena' vor allem als soziale und politische Stellungnahme zu lesen, eine - resignative - Stellungnahme zur schlechten Wirklichkeit in Zeiten von Armut, brutaler Reaktion, allgegenwärtiger Zensur und der historischen Überlebtheit der herrschenden Klasse. SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000
"Ich glaube, man muß in socialen Dingen von einem absoluten Rechtsgrundsatz ausgehen, die Bildung eines neuen geistigen Lebens im Volk suchen und die abgelebte moderne Gesellschaft zum Teufel gehen lassen. Zu was soll ein Ding, wie dieße, zwischen Himmel und Erde herumlaufen. Das ganze Leben desselben besteht nur in Versuchen, sich die entsetzlichste Langeweile zu vertreiben. Sie mag aussterben, das ist das einzig Neue, was sie noch erleben kann." (Büchner an K.Gutzkow, Juni 1836) 7. Unter diesem Vorzeichen ist nicht nur die sozialpolitische Lage im Reiche Popo zu sehen, sondern auch die Identitätsproblematik der Hauptfiguren: Sie sind verzweifelt bemüht, eine innere Leere durch über(ge)zogene Identitäten zu be-kleiden: Siehe König Peters Ankleidungsszene, mit jedem Kleidungsstück kommt eine Kantsche Kategorie der reinen Vernunft hinzu; Lena möchte sich als Naturwesen verstehen, Leonce als tiefsinniger Melancholiker: Übergestülpte Identitäten, Masken, hinter denen nur neue Masken hervorkommen, vgl. Valerios Auftritt in III,3: Peter: Wer seid ihr? gewaltsamer Unterdrückung, das als agitatorische Wirkungsstrategie die Flugschrift durchzieht, , wird im Lustspiel sozusagen zur Hälfte verdeckt. Allein in der Bauernszene (III,2) wird der Vorhang kurz gelüftet, aber auch hier freilich nur in grotesker Überzeichnung. Das Bild der "fürstliche(n) Puppe" bildet einen Referenzpunkt der höfischen Automatenwelt. Die Passage "Geht einmal nach Darmstadt und seht, wie die Herren sich für euer dort lustig machen (...)" liest sich wie ein Subtext des Lustspiels. dort fällt auch das Stichwort vom "Erbprinzen", und direkte Anklänge an III,2 sind gegeben. Erst vor diesem Projektionshintergrund wird der Kunstcharakter des Lustspiels als schneidend dissonante Provokation überhaupt verständlich." (Knapp S. 159) Quellen: G.P.Knapp: Georg Büchner, Metzler Stuttgart 2000 Joseph Kiermeier-Debre, Nachwort zu Büchner: Leonce und Lena, Bibliothek der Erstausgaben, dtv 1998 Valerio: Weiß ich's? ... Bin ich das? oder das? oder das?" Auch ein Interpretationsansatz: 'Leonce und Lena' und 'Der Hessische Landbote' "Als Projektionshintergrund des Lustspielscheins ist die Realität des "Hessischen Landboten" nicht wegzudenken: "ach die erbärmliche Wirklichkeit!" Das schon eingangs mit dem Bild: "Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag (...) Das Leben der Bauern ist ein langer Werktag" enthüllte eklatante Missverhältnis von Privileg und Ausbeutung, gesetzlichem Zustand und SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000
ZUM AUTOR
Zürich fliehen. Dort widmete er sich Büchner,Georg neben seiner Tätigkeit als Privatdozent (1813-1837) für Medizin dem Schreiben. Im Alter von Deutscher
Dramatiker, geboren in Goddelau bei Darmstadt, gestorben in Zürich. nur 23 Jahren starb er an Typhus. Als Arztsohn studierte Büchner in Straßburg und später in Gießen Naturwissenschaften, Medizin und Philosophie. In Gießen befasste sich Büchner ausführlich mit der Geschichte der Französischen Revolution und begann, sich als Gegner der Reaktion politisch zu engagieren. 1834 gründete er die Gießener "Gesellschaft für Menschenrechte" und verfasste unter dem Motto "Friede den Hütten, Krieg den Palästen" die von F. L. Weidig überarbeitete Flugschrift Der Hessische
Landbote. Schon bald nahm er eine führende Rolle in der politischen Opposition Oberhessens ein und betrieb deren Umgestaltung von liberaldemokratischer Opposition zu sozialrevolutionärer Agitation. Von seinem Vater wurde Büchner nach Darmstadt zurückbeordert, wo er sein erstes Stück zu schreiben begann. Aufgrund seiner radikalen politischen Aktivitäten musste Büchner 1835 über Straßburg nach Sein erstes Stück, die Tragödie Dantons
Tod, verfasste er 1835. Er zeigt darin anhand des Schicksals des französischen Revolutionärs Georges Jacques Danton den verhängnisvollen Lauf der Geschichte auf und bringt dadurch wohl auch seine eigene Enttäuschung über den Ausgang der Französischen Revolution zum Ausdruck. Büchners Drama Woyzeck (1836), das erste soziale Drama in Deutschland, schildert die Tragödie eines einfachen verwirrten Mannes, der unter dem Druck gesellschaftlicher Ungerechtigkeit zum Mörder seiner Geliebten wird. In dem bei Büchners Tod unvollendeten Stück kommt seine pessimistische Lebenshaltung besonders stark zum Ausdruck. Den Stoff des Dramenfragments verarbeitete der österreichische Komponist Alban Berg zu seiner berühmten Oper Wozzeck
(uraufgeführt 1925). Büchners einziges Lustspiel Leonce und Lena (1838) ist ein sozialkritisch-satirisches Stück. Aufgeführt wurden diese drei Bühnenstücke erst nach Büchners Tod. Sie beeinflussten maßgeblich die SERVICENUMMER NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000
Entwicklung des deutschen Dramas und gelten als Vorläufer der in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstandenen naturalistischen
Dramen, in denen Themen wie Armut und Unterdrückung aufgearbeitet wurden. Ebenso sind sie Vorbilder des Expressionismus, der nach dem 1. Weltkrieg Ausdrucksmittel für die Desillusionierung von Künstlern und Intellektuellen war. http://www.kerbernet.de/literatur/deutsch/drama/buechner
/buebikur.htm
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