Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen Dr. Simon Hahnzog Folie 1 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 1 Soziale Gruppen Folie 3 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 3 Soziale Gruppen Folie 4 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 4 Soziale Gruppen Folie 5 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 5 Soziale Gruppen Folie 6 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 6 Inhaltsübersicht Dr. Simon Hahnzog Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen 1. Grundlagen und Funktion sozialer Gruppen 2. Sozialisation und Gruppenbildung 3. Sozialer Einfluss und Gehorsam 4. Gruppenleistung 5. Führung Folie 7 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 7 Soziale Gruppen Grundlagen Merkmale einer Gruppe (nach Rosenstiel 2009): Räumliche Nähe und bloßes Miteinander alleine machen noch keine soziale Gruppe aus. Hier spricht man von einem Aggregat. Zu einer „echten“ Gruppe wird eine Personenkonstellation erst, wenn zwischen den Mitglieder eine Interaktion (wechselseitige Beeinflussung) entsteht. Weitere Merkmale: • mehrere Personen (mindestens zwei) • Zusammengehörigkeitsgefühl ( Kohäsion) • zeitliche Dauer • bestimmte Spielregeln untereinander ( Normen) • Existenz von Strukturen • Rollendifferenzierung ( Rolle) • gemeinsame Ziele, Interessen und Handlungserlebnisse • Ausmaß an Durchlässigkeit Folie 8 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 8 Soziale Gruppen Grundlagen • Position: Positionen in einer meist hierarchischen Struktur sind bestimmte Stellen/Orte innerhalb dieser Hierarchie. • Funktion: Die Funktion beschreibt die Aufgaben, die mit einer entsprechenden Position für die Organisation und den Positionsinhaber verbunden sind. • Rolle: Rollen sind gebündelte Erwartungen, die mit den Funktionen einer Position verbunden sind. Kommt es zu Konflikten mit der Rollenidentität, werden Inter- und Intrarollenkonflikte unterschieden (sh. nächste Folie). • Status: Status ist der Wert, den ein Positionsinhaber für eine Gruppe hat, unabhängig von der Person, die diese Position innehat. Folie 9 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 9 Soziale Gruppen Grundlagen Exkurs: Rollenkonflikte • Rollenkonflikte im beruflichen Kontext entstehen z.B. aus • einer Sandwichposition als mittlere Führungskraft • einer Doppelfunktion als Mitarbeiter und Betriebsratsmitglied • einer Doppelfunktion als „Diener zweier Herren“, z.B. Stabsberater für konkurrierende Unternehmensbereiche • Zu unterscheiden sind zwei Rollenkonflikttypen: • Interrollenkonflikt: Anforderungen mehrerer Parteien mit unterschiedlichen Zielen, dabei sind Prioritäten und Loyalitäten immer wieder neu zu setzen. • Intrarollenkonflikt: z.B. aus den emotional belastenden oder unterschiedlichen/sich widersprechenden Anforderungen einer Berufsrolle heraus, die ohne Ausgleich nicht dauerhaft erfüllbar sind. Folie 10 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 10 Soziale Gruppen Funktion sozialer Gruppen Funktion von Gruppen: • Soziobiologische Perspektive ( Zugehörigkeitsbedürfnis): Das Bilden einer Gruppe ermöglichte Menschen effektiver mit Bedrohungen (Feinde, Raubtiere etc.) umzugehen und durch Zusammenarbeit Aufgaben (Jagd, Landwirtschaft) produktiver zu erreichen. • Kognitive Perspektive ( Theorie des sozialen Vergleichs, vgl. Kap.5.3): Gruppen verhelfen dem Individuum die Welt zu verstehen. • Instrumentelle Perspektive ( Austauschprozesse): Durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe können eigene Bedürfnisse leichter befriedigt werden, indem man materielle Güter, interpersonelle Hilfe oder psychologische „Güter“ (z.B. Liebe, Freundschaft, Zustimmung) mit diesen Mitgliedern austauscht. Folie 11 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 11 Inhaltsübersicht Dr. Simon Hahnzog Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen 1. Grundlagen und Funktion sozialer Gruppen 2. Sozialisation und Gruppenbildung 3. Sozialer Einfluss und Gehorsam 4. Gruppenleistung 5. Führung Folie 12 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 12 Soziale Gruppen Gruppensozialisation Exkurs: Sozialisation • Definition: Sozialisation beschreibt „einen wechselseitigen Prozess zwischen einem Individuum und seiner sozialen wie gegenständlichen Umwelt, der durch intendierte wie willkürliche, durch bewusste wie unbewusste Einflussnahme sowohl die Persönlichkeitsstruktur des Einzelnen als auch seine Umwelt verändert.“ (Hahnzog 2011, S. 14). • Im Allgemeinen werden drei Sozialisationsphasen unterschieden: • Primäre Sozialisation: Einfluss durch Eltern und Familie • Sekundäre Sozialisation: Einfluss durch Peers, Freunde, Schule und Ausbildung • Tertiäre Sozialisation: Einfluss durch den Beruf Diese Phasen bauen aufeinander auf und können daher nicht unabhängig voneinander betrachtet werden! Folie 13 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 13 Soziale Gruppen Gruppensozialisation Exkurs: Sozialisation • Berufliche Sozialisation: Lempert (2009) unterscheidet frei Unterphasen der beruflichen Sozialisation: 1. Sozialisation für den Beruf: Der implizite Einfluss vorheriger Sozialisationsprozesse auf die Berufswahl und die individuelle Ausübung des Berufs. 2. Sozialisation in den Beruf: Der explizit auf den Beruf vorbereitende Sozialisationsprozess während der Ausbildungs- und/oder Studienphase, sowie in einem weiteren Verständnis auch Fort- und Weiterbildungen. Sozialisation stellt einen lebenslangen Entwicklungsprozess dar! 3. Sozialisation durch den Beruf: Das Individuum ist bereits in seinem Beruf tätig Einfluss durch die berufliche Lebenswelt. Folie 14 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 14 Soziale Gruppen Gruppensozialisation Die Sozialisation eines Individuums durch eine Gruppe verläuft in mehreren Phasen (Moreland & Levine 1982): 1. Erkundung: Gruppe sucht Personen, die sie beim Gruppenziel unterstützen könnten. 2. Sozialisation: Wenn Individuum und Gruppe die wechselseitigen Kriterien für eine Mitgliedschaft erfüllen, kommt es zum Eintritt in die Gruppe ( Initiation). Anschließend kommt es zur Sozialisation in der die neuen Mitglieder die Normen der Gruppe und ihre eigene Rolle kennen lernen 3. Aufrechterhaltung: Hohes Niveau an Festlegung (commitment) auf die Gruppe – sowohl die Gruppe als auch das Mitglied sehen die Mitgliedschaft als gewinnbringend. Die eigene Rolle wird beständig aktualisiert und ausgehandelt. Folie 15 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 15 Soziale Gruppen Gruppensozialisation Die Sozialisation eines Individuums durch eine Gruppe verläuft in mehreren Phasen (Moreland & Levine 1982): 4. Resozialisierung: Wenn die Gruppenmitglieder mit ihrer Rolle unzufrieden sind, eine andere, attraktivere Gruppe gefunden haben oder den Erwartungen der anderen nicht mehr gerecht werden, kann dies zu einem Interessenverlust an der Gruppe führen (Divergenz) und eine Randpositionierung nach sich ziehen. Druck, Ausgrenzung, Vorenthalten von Informationen. Scheitert die Resozialisierung folgen: Der Austritt durch das Mitglied ( Bedeutung von Austrittsritualen!) oder der Ausschluss durch die Gruppe ( häufig neg. Folgen für Ex-Mitglied!) 5. Erinnerung: Gegenseitige Bewertung aus der Retrospektive: positiv oder negativ. Erinnerungseffekte ermöglichen auch anschließend Wechselwirkungen! Folie 16 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 16 Soziale Gruppen Gruppensozialisation Die Sozialisation eines Individuums durch eine Gruppe verläuft in mehreren Phasen (Moreland & Levine 1982): Abb. aus: Jonas et al. 2007, S. 417 Folie 17 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 17 Soziale Gruppen Gruppensozialisation Experiment zur Aufwandsrechtfertigung – Zur Bedeutung von Initiationsriten (Aronson & Mills 1959) - Durchführung: • Teilnehmerinnen wurden für eine Gruppendiskussion über Sexualität rekrutiert • UV: TN sollen dem Versuchsleiter Wörter mit explizit sexuellem Bezug vorlesen, „ob sie nicht zu verlegen sind.“ Zwei Gruppen: a) Kleine Hürde: relativ unverfängliche Wörter (z.B. Prostituierte, Jungfrau, Petting) b) Große Hürde: Extreme, obszöne Wörter • Anschließend beobachten die TN eine (auch 1959!) sehr langweilige Diskussion über Sexualität: “…secondary sex behavior in the lower animals. The participants inadvertently contradicted themselves and one another, mumbled several non-sequiturs, started sentences that they never finished, hemmed, hawed, and in general conducted one of the most worthless and uninteresting discussions imaginable.“ (Aronson & Mills, 1959) Folie 18 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 18 Soziale Gruppen Gruppensozialisation Experiment zur Aufwandsrechtfertigung – Zur Bedeutung von Initiationsriten (Aronson & Mills 1959) - Ergebnisse: • AV: Bewertung der Diskussion und ihrer Teilnehmer Hypothese: Je größer der Aufwand, desto mehr Rechtfertigungsdruck: „Jetzt muss ich die Sache aber auch gut finden.“ • Ergebnis: Große Hürde bessere Bewertung sowohl der Teilnehmer, als auch der beobachteten Diskussion. • Ähnliche Mechanismen finden sich bei auch bei anderen Initiationsritualen, z.B. in Stämmen, Burschenschaften, Gangs oder Militäreinheiten, aber auch im Berufsfeld oder im Freundeskreis. Folie 19 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 19 Soziale Gruppen Gruppenbildung Phasen der Gruppenbildung (Tuckman & Jensen 1977): 1. Forming / Einstiegsphase: Die Anfangsphase, in der sich die Gruppe konstituiert und ihre Aufgabe kennen lernt. Die Atmosphäre ist geprägt von Unsicherheit, Höflichkeit und vorsichtiges Abtasten. Die Gruppenmitglieder versuchen in dieser Phase vor allem eine „gute Figur“ zu machen und erste Erkundungen durchzuführen, welche Koalitionspartner in der Gruppe zu finden sind. 2. Storming / Konfliktphase: Die Gruppe hat sich zunächst etabliert und ist nun geprägt von Unruhe, Konflikten und gegenseitig erhobenen Machtansprüchen. Konkurrenz und Cliquenbildung bestimmen diese Phase und eine formelle Gruppenleitung wird in Frage gestellt oder abgelehnt. Die Teammitglieder kämpfen selbst um (informelle) Führung und stellen sich selbst (in teilweise überzogenem Maße) zur Schau. Folie 20 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 20 Soziale Gruppen Gruppenbildung Phasen der Gruppenbildung (Tuckman & Jensen 1977): 3. Norming / Regelphase: Neue Gruppennormen und –standards werden entwickelt und die Gruppe einigt sich auf gemeinsame Spielregeln. Ein Gefühl für Gruppenzusammenhalt, ein Wir-Gefühl, entsteht und die Mitglieder beginnen sich mit der Gruppe zu identifizieren. Konflikte werden bearbeitet und bereinigt. Gruppenkohäsion (Zusammenhalt) ist in dieser Phase die Kraft, die die Mitglieder dazu veranlasst weiter Mitglied der Gruppe zu bleiben. Hierbei werden unterschieden: • aufgabenbezogene Kohäsion: Zusammenhalt aufgrund der Aufgabe • interpersonelle Kohäsion: Zusammenhalt aufgrund von Sympathie Folie 21 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 21 Soziale Gruppen Gruppenbildung Phasen der Gruppenbildung (Tuckman & Jensen 1977): 4. Performing / Arbeitsphase: Die Gruppe hat ihre volle Leistungsfähigkeit erreicht. Die Rollen sind flexibel und funktional verteilt und es herrscht eine Atmosphäre der Arbeitsorientierung, Offenheit und Solidarität. Im Fokus stehen Problembewältigung und Zielorientierung, das gemeinsame Handeln erfüllt die Gruppe. 5. Adjourning / Abschieds- bzw. Auflösungsphase: Die Aufgabe ist erfüllt und die Gruppe löst sich auf. Hierzu sollte genau abgeklärt werden ob die zu erfüllenden Aufträge bearbeitet worden sind oder welche Fortsetzung notwendig ist. Ein klar definierter Abschied rundet den Arbeitsprozess ab. Folie 22 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 22 Inhaltsübersicht Dr. Simon Hahnzog Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen 1. Grundlagen und Funktion sozialer Gruppen 2. Sozialisation und Gruppenbildung 3. Sozialer Einfluss und Gehorsam 4. Gruppenleistung 5. Führung Folie 23 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 23 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss • Definition – Sozialer Einfluss: „Veränderungen von Einstellungen, Überzeugungen, Meinungen, Werten bzw. Verhaltensweisen infolge der Tatsache, dass man mit den Einstellungen, Überzeugungen, Meinungen, Werten bzw. Verhaltensweisen anderer Menschen konfrontiert ist.“ (Hewstone et al. 2007) Das Konzept soll helfen, die Vorgehensweisen von Überzeugung und Überredung besser zu verstehen. Sozialer Einfluss kann sowohl beiläufig als auch absichtlich erfolgen. • Definition – Soziale Norm: „Spezifische Erwartungen bezüglich sozial akzeptierter Einstellungen und Verhaltensweisen, die in den expliziten oder impliziten Regeln einer Gruppe verankert sind.“ (Gerrig & Zimbardo 2008) Folie 24 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 24 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Grundlagen: Konformität: Veränderung von Einstellungen, Verhaltensweisen oder Werten aufgrund des Einflusses einer Referenzgruppe. Funktionen von Konformität: • Sicherheit, jetzt die Dinge „richtig“ zu sehen. • Zustimmung und Akzeptanz von als positiv bewerteten Anderen. • Vermeidung eines Selbstkonzepts, das anders, abweichend oder im Widerspruch zur Ingroup stünde und das Gruppenziel gefährden könnte. Dementsprechend werden unterschieden: • Normativer Einfluss: Einfluss, der wirksam ist aufgrund des Effekts, dass Individuen von anderen akzeptiert werden und Strafen vermeiden wollen. • Informativer Einfluss: Einfluss, der darauf beruht, dass Informationen, die man von anderen erhält, als Hinweis auf die Realität akzeptiert werden. Folie 25 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 25 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Grundlagen: Compliance: Verhaltensänderung (des öffentlichen Verhaltens), die in Übereinstimmung mit der direkten Bitte einer Kommunikationsquelle steht. z.B.: - Tischmanieren nur wenn die Eltern anwesend sind - Mitläufer in sozialen Bewegungen Normativer Einfluss führt häufig (nur) zur Compliance. Konversion: Verhaltensänderung (des privaten/verdeckten Verhaltens), die in Übereinstimmung mit der direkten Bitte einer Kommunikationsquelle steht. z.B.: - Tischmanieren auch wenn man alleine isst - Überzeugte Anhänger und Vertreter sozialer Bewegungen Informativer Einfluss führt eher zur Konversion. Folie 26 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 26 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Soziale Normen: Soziale Normen haben verschiedene Funktionen: • Sie verringern die Unsicherheit darüber, ob man sich angemessen verhält. • Individuelle Verhaltensweisen können durch Normen koordiniert werden. • Soziale Normen helfen dabei Leistungsergebnisse mehrerer Personen gerecht zu verteilen. Soziale Normen können sowohl durch Tradierung als auch spontan, situativ entstehen. Weitergegeben werden sie vor allem durch: • Absichtliche Belehrung, praktische Beispiele, Rituale usw. • Passiv durch nonverbale Verhaltensweisen oder implizite Standards. • Schließen auf Normen aufgrund der Beobachtung der Verhaltens Anderer. Normen werden häufig erst salient nachdem sie verletzt wurden! Folie 27 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 27 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Spontane Entstehung sozialer Normen: Experiment auf Grundlage des autokinetischen Effekts (Sherif, 1936) • Durchführung: 1. Phase – Individualsitzung: Vpn soll die Distanz der Bewegung vom Mittelpunkt schätzen. 2. Phase – Gruppensitzungen: Vpn sehen Licht in Gruppe und sollen erneut Distanz schätzen. • Ergebnis: • Konvergenz der Schätzung nach wenigen Durchgängen. • Stabilität der Norm: Ein Jahr später entsprechen die Schätzungen in Einzelsitzungen immer noch der Gruppennorm. Experiment losgelöst von objektiven Wissen, d.h. hier spielt wirklich nur die soziale Norm eine Rolle! Folie 28 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 28 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Spontane Entstehung sozialer Normen: Experiment auf Grundlage des autokinetischen Effekts (Sherif, 1936) Ergebnisse Variante a): Ergebnisse Variante b): Abb. aus: Jonas et al. 2007, S. 367 Folie 29 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 29 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Weitergabe sozialer Normen: Experiment aufbauend auf Sherifs Setting von 1936 (Jacobs & Campbell 1961) Durchführung: • Vpn geben Schätzungen über Ausmaß der „Bewegung“ des Lichtpunkts ab. • Konfidenten in der Gruppe etablieren zu Beginn des Experiments durch extreme Schätzungen eine extreme Norm. • Nach und nach werden die Konfidenten durch „naive“ Vpn ersetzt. Eine „Generation“ umfasst 30 Schätzdurchgänge. Ergebnis: • Die willkürliche Norm wurde über mehrere Generationen weitergegeben, gleicht sich jedoch immer mehr der Norm der Kontrollgruppe (alleine) an. • Im Vergleich zur Kontrollgruppe ist erst ab der fünften Generation kein signifikanter Unterschied mehr auszumachen. Folie 30 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 30 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Beiläufiger sozialer Einfluss: Die bloße Anwesenheit Anderer führt zu einer Veränderung der Leistung (Zajonc, 1965). Zunächst ist es bei diesem beiläufigen Einfluss jedoch entscheidend, ob die Einzelleistung messbar ist oder nicht. Dementsprechend können sich zwei unterschiedliche Auswirkungen ergeben: • Soziale Erleichterung („social facilitation“: Einzelleistung messbar) • Soziales Faulenzen („social loafing“: Einzelleistung nicht messbar) Diese Effekte sind zudem stark abhängig davon, wie sehr die Person erwartet, dass sie von diesen Anderen bewertet wird. Je intensiver die Bewertungsangst, desto größer die entstehende Erregung und die daraus folgende Hemmung oder Erleichterung. Außerdem: Aufmerksamkeitsdefizit, Ablenkungskonflikt Folie 31 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 31 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Beiläufiger sozialer Einfluss – Folgen: Einfache Aufgaben: Leistungssteigerung Soziale Erleichterung Einzelleistung messbar Anwesenheit anderer Aufmerksamkeit Bewertungsangst Ablenkungskonflikt Erregung Schwierige Aufgaben: Leistungsabfall Soziales Faulenzen Einzelleistung nicht messbar Keine Bewertungsangst Entspannung Einfache Aufgaben: Leistungsabfall Schwierige Aufgaben: Leistungssteigerung Folie 32 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 32 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Absichtlicher sozialer Einfluss - Mehrheitseinfluss : Der Einfluss durch die Mehrheit in einer Gruppe ist von verschiedenen Faktoren abhängig: • Relative Größe im Verhältnis zum Rezipienten, z.B.: Die Fehlerrate vervielfachte sich bei Aschs Experiment, je nachdem ob ein Konfident (2%), zwei(13%) oder mehr Konfidenten (Ø 32%) anwesend waren. • Identifikation der Gruppenmitglieder als unabhängige Individuen, z.B.: Asch: Hat die Vpn die Konfidenten nicht zuvor kennengelernt (individualisiert), so ist bleibt der Einflusseffekt gleich, egal ob 3 oder mehr Konfidenten. • Der Einfluss ist am größten, wenn sich die Personen „live“ gegenüberstehen. • Einstimmigkeit der Mitglieder der Mehrheit, z.B.: Asch, bzw. Allen & Levine (1975): Weicht einer der Konfidenten von der Mehrheitsmeinung ab, sinkt das Konformitätsniveau der Vpn drastisch. Folie 33 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 33 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Absichtlicher sozialer Einfluss - Mehrheitseinfluss: Ursachen: • Argumente der Majorität sind zahlreicher: „The power oft sample size“ (Fiedler, 2000). • Argumente der Majorität werden intensiver diskutiert: Personen reden lieber über Meinung, die von anderen geteilt wird. • Replication and Repetition: Wiederholen verschiedene Personen das gleiche Argument, wird auf das Argument attribuiert (Kelley). • Sozialer Einfluss durch Mehrheiten entspricht der Strategie, interpersonale Konflikte zu reduzieren. • Fehlender Konsens mit der Mehrheit erzeugt Unsicherheit. Folie 34 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 34 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Absichtlicher sozialer Einfluss - Minderheiteneinfluss: Wenn sozialer Einfluss nur auf Konformität gegenüber der Mehrheit beruhen würde, wären Innovationen, neue Ideen oder Änderungsprozesse von Gruppen nicht zu erklären. Zentraler Aspekt für die Wirksamkeit des Einflusses einer Minderheit ist die Konsistenz Ihrer Einstellungen und Verhaltensweisen. Weitere Faktoren für erfolgreichen Minderheiteneinfluss sind: • Flexibler Verhandlungsstil gegenüber der Mehrheit (Kompromissbereitschaft) • Konflikterzeugung bei den Mitgliedern der Majorität • Starke Argumente, um den Glaubwürdigkeitsnachteil auszugleichen • Richtige Balance zwischen Ähnlichkeit und Differenzierung zur Mehrheit • Involviertheit und kognitive Voraussetzung bei den Mitgliedern der Majorität erzeugen, um Motivation zu ermöglichen. Erfolgreicher Minderheiteneinfluss widerstandsfähiger als Majoritäteneinfluss! Folie 35 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 35 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Absichtlicher sozialer Einfluss - Minderheiteneinfluss: Experiment zum Minoritäteneinfluss (Moscivici et al. 1969) Durchführung: • 6 Vpn sollen die Farbe einer Projektion einschätzen (KG: 99,75% blau) • Minorität: 2 Konfidenten bezeichnen die Projektion als „grün“ • Zwei Experimentalgruppen: Gruppe 1: konsistentes Minoritätenverhalten (immer „grün“) Gruppe 2: Inkonsistentes Minoritätenverhalten (zufällig „blau“ oder „grün“) Abb. aus: Jonas et al. 2007, S. 384 Folie 36 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 36 Soziale Gruppen Sozialer Einfluss Zusammenfassend: Sechs Waffen der Einflussnahme (Cialdini 2009): • Reziprozität (Wechselseitigkeit): Wenn man Hilfe vom Anderen bekommt, will man diesem ebenso helfen. • Commitment (Verpflichtung) und Konsistenz: Commitment: „Steh zu deinem Wort.“ und Konsistenz: „Bleib dir treu.“ • Soziale Bewährtheit (Orientierung an Anderen): „So viele Menschen können nicht irren.“ • Autorität: Experten traut man eher zu, die „Wahrheit“ zu sagen. • Sympathie: Gesteigert durch Hervorhebung von Ähnlichkeiten, Komplimente, Attraktivität • Knappheit: Je knapper ein Gut, desto beliebter ist es. Folie 37 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 37 Soziale Gruppen Gehorsam Grundlagen: • Gehorsam bedeutet, dass ein Individuum die Verhaltensweisen zeigt, die ein autorisierter Befehl, eine Regel oder eine Instruktion verlangen. • Gehorsam ist ein kultur- und geschlechterübergreifendes Phänomen, wie die Untersuchungen Milgrams belegen konnten: Vergleichbare Untersuchungen in den USA, Deutschland, Österreich, Spanien, Italien, Jordanien Südafrika oder Australien zeigten ähnliche Ergebnisse für Gehorsam. Geschlechterunterschiede konnten nicht belegt werden. • Nur 10% der Befragten glaubten, dass Sie sich in einer entsprechenden Situation ähnlich verhalten würden. Folie 38 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 38 Soziale Gruppen Gehorsam Zur Bedeutung sozialer Normen und der Wirkung der Situation: Stanford Prison Experiment (www.prisonexp.org, Zimbardo 2008) • Durchführung an der Stanford University (USA) 1971 • Ziel: Die Erforschung von menschlichem Rollenverhalten in einer Gefängnissituation. • Setting: 24 freiwillige Versuchspersonen werden per Zufall in „Gefangene“ und „Wärter“ aufgeteilt und sollen zwei Wochen in diesen Rollen bleiben. Als Gefängnis dient ein umgebauter Flur im Keller der Universität. Die Gefangenen müssen drastische Einschränkungen in Kauf nehmen: anstatt Kleidung tragen sie nur „Nachthemd“ und sind zu dritt in einer engen Zelle. Die Wärter müssen für Ordnung sorgen und setzen dies u.a. durch drastische Maßnahmen um, z.B. bestrafen sie aufmüpfige „Häftlinge“, indem sie ihnen die Betten wegnehmen, sie ausziehen oder mit Feuerlöschern „abkühlen“. Folie 39 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 39 Soziale Gruppen Gehorsam Zur Bedeutung sozialer Normen und der Wirkung der Situation: Stanford Prison Experiment 1971 Abu Ghraib 2003 Folie 40 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 40 Soziale Gruppen Gehorsam Zur Bedeutung sozialer Normen und der Situation: Stanford Prison Experiment • (www.prisonexp.org, Zimbardo 2008) Bereits nach sieben Tagen muss das Experiment abgebrochen werden. Zimbardo beschäftigte sich in der Folge insbesondere mit der Ergründung „böser“ Verhaltensweisen und deren Entstehung (u.a. auch als Gutachter in den Abu-Ghraib-Prozessen). Bestätigung von Lewins Feldtheorie: Die Situation (nicht nur die Persönlichkeit) hat einen elementaren Einfluss auf menschliches Verhalten! Folgerungen: • Deindividuation (durch Nummern statt Namen, Einschränkung der Handlungsfreiheit, rollenkonsistente Kleidung etc.) hatte bedeutendsten Einfluss auf die Verhaltensweisen – sowohl auf Seiten der Häftlinge als auch der Wärter! • Die strikte Befolgung sozialer Normen erleichtert gehorsames Handeln. Folie 41 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 41 Soziale Gruppen Gehorsam Experimente von Stanley Milgram (1963, 1974 – vgl. Kap.1): Schüler-“Proteste“: Abb. aus: Aronson et al. (2008), S. 264 Folie 42 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 42 Soziale Gruppen Gehorsam Experimente von Stanley Milgram (1963, 1974 - vgl. Kap.1): Gehorsam gegenüber einer Autorität (Person von höherem Status) ist unter anderem abhängig von folgenden Faktoren: 1. Nähe zum Opfer Abb. aus: Jonas et al. 2007, S. 402 Folie 43 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 43 Soziale Gruppen Gehorsam Experimente von Stanley Milgram (1963, 1974): 2. Verhalten von Personen gleichen Ranges: 3. Autorität des Versuchsleiters: Bei Anwesenheit des VL 65% maximaler Gehorsam, bei Anweisungen über Telefon 21%, bei Autoritätsübertragung auf Konfidenten 20%. Abb. aus: Jonas et al. 2007, S. 403 Folie 44 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 44 Soziale Gruppen Gehorsam Experimente von Stanley Milgram (1963, 1974): Ursachen für Gehorsam: • Soziokulturelle Faktoren: Wir werden sozialisiert, Autoritätspersonen zu gehorchen. • Entrapment („In die Falle gehen“): Durch schrittweises Erhöhen der Gehorsamsleistung wird eine Verpflichtung gegenüber Autorität und Handlung erzeugt. • Verantwortungsübertragung: In hierarchischen Systemen Untergeordnete schieben die Verantwortung für Ihr Verhalten häufig auf höhere Autoritäten ab. • Wirkung der Situation Für Ungehorsam ist vor allem ein früher Zeitpunkt entscheidend: Nur 17% der Vpn, die früh Protest zeigten gingen über 150 Volt. Folie 45 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 45 Inhaltsübersicht Dr. Simon Hahnzog Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen 1. Grundlagen und Funktion sozialer Gruppen 2. Sozialisation und Gruppenbildung 3. Sozialer Einfluss und Gehorsam 4. Gruppenleistung 5. Führung Folie 46 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 46 Soziale Gruppen Gruppenleistung Je nach Art der Gruppenaufgabe ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an die Gruppe: • Additive Aufgabe: Das Potential der Gruppe liegt in der Summe der Einzelleistungen. • Disjunktive Aufgabe: Das Gruppenpotential liegt in der besten Einzelleistung. • Konjunktive Aufgabe: Das Gruppenpotential liegt in der schlechtesten Einzelleistung. Beeinträchtigungen der Gruppenleistung durch: • Koordinationsverluste (Individueller Beitrag wird nicht optimal koordiniert) • Motivationsverluste (Einzelne strengen sich nicht so an, wenn sie Mitglied in einer Gruppe sind Ringelmann-Effekt (Ringelmann 1913) Folie 47 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 47 Soziale Gruppen Gruppenleistung • Motivationsverluste ( Verringerung der Leistung) durch: • Soziales Faulenzen: Ursache: Der individuelle Beitrag zur Gruppenleistung ist nicht messbar. • Trittbrettfahren: Ursache: Individueller Beitrag hat scheinbar nur geringen Einfluss auf GL. • Trotteleffekt: Ursache: Aus der Erwartung, dass sich andere Mitglieder wenig anstrengen, wird die eigene Leistung verringert, um nicht ausgenutzt zu werden. • Motivationsgewinne ( Steigerung der Leistung) durch: • Sozialen Wettbewerb: Ursache: Individuelle Leistung identifizierbar (Mitglieder auf gleichem Niveau). • Soziale Kompensation: Stärkere Mitglieder arbeiten härter als alleine, um Schwache zu kompensieren. • Köhlereffekt: Schwache Mitgl. arbeiten härter als alleine, um nicht verantwortlich zu sein. Folie 48 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 48 Soziale Gruppen Gruppenleistung • Gruppendenken (group think, Janis 1982) • Definition: „Ein Syndrom, bei dem es zu schlechten Entscheidungen in Gruppen kommt. Dabei streben die Mitglieder einer kohäsiven Gruppe nach Einmütigkeit und zwar auf Kosten einer realistischen Bewertung alternativer Handlungsverläufe.“ (Jonas et al. 2007, 397) • Ursachen: Insbesondere durch homogene Gruppenbildung (d.h. Gruppenmitglieder mit ähnlichen Einstellungen) kann es zu solchen Entscheidungspolarisierungen kommen. Norm, Konsens und Harmonie sollen in einem solchen Fall erreicht bzw. aufrechterhalten werden und informationaler Einfluss wird ausgeblendet. • Kritik: empirisch kaum nachweisbar, schwer zu operationalisieren. Folie 49 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 49 Soziale Gruppen Gruppenleistung • Gruppendenken (group think, Janis 1982) Abb nach Janis (1982), aus: Jonas et al. 2007, S. 398) Folie 50 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 50 Soziale Gruppen Gruppenleistung • Hidden-Profile-Situation (Brodbeck et al. 2007) • Hintergrund: Die Leistungsfähigkeit einer Gruppe hängt von der Zusammensetzung ihrer Mitglieder ab, d.h. bestimmte Konstellationen ermöglichen eine höhere Potentialnutzung als andere und kann sogar die Summe der Einzelpotentiale übertreffen ( vgl. Gestaltpsychologie). • Hidden Profile: Bei einer Gruppenentscheidung verfügen häufig nicht alle Mitglieder über dieselben Informationen – d.h. vor jedem Mitglied sind einige Informationen „verborgen“. Erst in einer Gruppe, in der alle Mitglieder alle Informationen zusammenlegen kann umfassend („manifest“) entschieden werden. In der Realität scheitern Gruppen jedoch häufig an dieser Aufgabe und erreichen die „verborgenen Profile“ nicht. Folie 51 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 51 Soziale Gruppen Gruppenleistung • Hidden-Profile-Situation – Beispiel (Jonas et al. 2008, S. 460): • Annahme: Personalauswahlgremium mit 3 Mitgliedern (X, Y, Z) muss entscheiden, wer der drei KandidatInnen (A, B, C) die Position des neuen Vertriebsleiters erhält. Folie 52 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 52 Soziale Gruppen Gruppenleistung • Hidden-Profile-Situation – Beispiel (Jonas et al. 2008, S. 460): Folie 53 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen 53 © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 53 Soziale Gruppen Gruppenleistung • Hidden-Profile-Situation – Beispiel (Jonas et al. 2008, S. 460): Ergebnis: • Einzelentscheidungen: X entweder B oder C (jeweils 2 Vorzüge (+) und 1 Nachteil (-)) Y entweder B oder C (jeweils 2 Vorzüge (+) und 1 Nachteil (-)) Z entweder B oder C (jeweils 2 Vorzüge (+) und 1 Nachteil (-)) • Gruppenentscheidung (Berücksichtigung aller Informationen): A: 3 Vorzüge, 2 Nachteile B: 2 Vorzüge, 3 Nachteile C: 2 Vorzüge, 3 Nachteile A Folie 54 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 54 Soziale Gruppen Gruppenleistung • Hidden-Profile-Situation (Brodbeck et al. 2007) Gründe für Scheitern der Gruppe: • Verhandlungsfokus: Gruppen neigen dazu, Entscheidungen aufgrund der Einzelpräferenzen zu treffen, anstatt alle relevanten Informationen offen auszutauschen. • Diskussionsverzerrung: Geteilte Informationen werden stärker und häufiger diskutiert als ungeteilte. Gründe: Geteilte Informationen werden öfter wiederholt, da jedes Mitglied sie einbringt. Das einzelne Mitglied bringt/wiederholt eher Informationen, die im Einklang mit der ursprünglichen Einzelpräferenz stehen ( Selbstreferenz; kogn. Diss.). • Bewertungsverzerrung: Geteilte Informationen werden für glaubwürdiger und relevanter gehalten als ungeteilte ( Minoritäten-/Majoritäteneinfluss; sozialer Vergleich). Folie 55 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 55 Inhaltsübersicht Dr. Simon Hahnzog Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen 1. Grundlagen und Funktion sozialer Gruppen 2. Sozialisation und Gruppenbildung 3. Sozialer Einfluss und Gehorsam 4. Gruppenleistung 5. Führung Folie 56 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 56 Soziale Gruppen Führung Definition: „Führung (in Organisationen) ist die Beeinflussung, Motivierung und Befähigung anderer, etwas zur Effektivität der Arbeitseinheiten und der Organisationen beizutragen“ (GLOBE) „Führung heißt: Jemand hat mehr zu tun, als er alleine schaffen würde.“ (L. v. Rosenstiel) „Führung strukturiert sich grundlegend aus Interaktion, Erleichterung der Arbeit, Zielorientierung und Mitarbeiterorientierung.“ (Browers & Seashore) Folie 57 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 57 Soziale Gruppen Führung Beispiele für Führungsstile • Transformationale Führung (Bass 1985): Gruppenziele und individuelle Bedürfnisse werden in Einklang gebracht, indem eine starke „Vision“ die Mitglieder anzieht. Hauptelemente: • Idealisierter Einfluss (Leiter verhält sich vorbildlich Identifikation) • Inspirierende Motivation (Aufgabe wird als Vision offeriert Inspiration) • Intellektuelle Stimulierung (Anregung der Mitglieder zu Kreativität) • Individualisierte Mitarbeiterorientierung • Transaktionale Führung (Burns 1978): Zentraler Aspekt ist der Austausch von Ressourcen. Hauptelemente: • Kontingente Belohnung (offener Erwartungsaustausch: Leistung vs. Lohn) • Aktive Kontrolle (Mitglieder überwachen und Probleme vorwegnehmen) • Passive Kontrolle (Warten bis Probleme auftreten) Folie 58 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 58 Soziale Gruppen Führung Konfliktbeispiel: Das Dilemma der mittleren Führungsebene: Mittlere FK sind oft in einer „Sandwich-Position“ gefangen: • Durch Nähe zu Kunden und Mitarbeitern der Basis verpflichtet, z.B. ihre Abteilung nach „oben“ zu verteidigen. • Von „oben“ Anforderung, MA auf Linie zu bringen, anzuleiten, für Effizienz zu sorgen, die Abteilung soll „laufen“. Kritik gelangt nicht nach oben, dort bleibt die Illusion guter Führung erhalten. Folie 59 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 59 Soziale Gruppen Führung Notwendigkeit erfolgreicher Führung: Delegation Typgerechte Delegation (nach Maas 2002): Qualifikation niedrig Motivation hoch niedrig hoch „Totalausfall“ dirigieren „Ausgebrannt“ partizipieren „Potentialträger“ „Leistungsträger“ anleiten deligieren Folie 60 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 60 Soziale Gruppen Führung Notwendigkeit erfolgreicher Führung: Delegation Umsetzung typgerechter Delegation (Qualifikation/Motivation) +/- Partizipieren: Aufgabenauswahl nach Neigungen und Qualifikationen, Motivierungsgespräche (z.B. Wege zur Zielerreichung diskutieren), klare Zetivorgaben und Zwischenziele bei fachlichen Freiheiten, Lob und ggf. Sanktionen androhen. +/+ Delegieren: Ziele und Bedeutung der Aufgabe aufzeigen, weitgehende Befugnisse übergeben, Umsetzung ganz überlassen. -/+ Anleiten: Fortbildungen ermöglichen, stufenweise anspruchsvollere Aufgaben stellen, erreichte Kompetenzen stabilisieren, fachlich kontrollieren, anerkennen und loben, keine Sanktionen bei Fehlern. -/- Dirigieren: Übertragen umsetzbarer, neigungsgerechter Aufgaben, klare Zwischenziele mit engmaschigen Kontrollen, Lob und Sanktionen. Folie 61 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 61 Soziale Gruppen Führung Führung und Gruppenbildung: In den Phasen der Gruppenbildung sollte die Führungskraft beachten: 1. Forming: Für die Leitung ist es wichtig, im Vorfeld und zur Rollenfindung klare Aufgabenstellungen zu geben und Regeln deutlich zu definieren. 2. Storming: Die Führungskraft sollte sensibel und offen auf Konflikte reagieren und diesen entsprechenden Raum und Zeit geben: vgl. Ruth Cohn – TZI (2009): Störungen haben Vorrang. 3. Norming: Die Führungskraft sollte darauf achten, dass konkrete und erreichbare Ziele aufgezeigt werden, nach denen die Mitglieder ihr Verhalten steuern können. Folie 62 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 62 Soziale Gruppen Führung Führung und Gruppenbildung: In den Phasen der Gruppenbildung sollte die Führungskraft beachten: 4. Performing: Der Führungskraft kommt vor allem die Aufgabe der Koordination zu: Einzelne Aufgaben und Personen aufeinander abstimmen. Weitere Aufgaben sind: Globalziele vorgegeben und Überwachung, ob die Gruppe auf eine frühere Stufe der Gruppenbildung zurückfällt. 5. Adjourning: Aufgabe der Führungskraft ist es zu ermöglichen, dass sich alle Mitglieder aus der Gruppe verabschieden und in ihre nächste Aufgabe übergehen können Folie 63 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 63 Soziale Gruppen Führung Folgende Variablen der Gruppe sollte eine Führungskraft berücksichtigen: • Gruppenziel, z.B.: Wie klar sind die Ziele festgelegt? Besteht Übereinstimmung? Sind Einzelziele der Mitglieder deutlich? • Gruppennorm, z.B.: Welche offiziellen/inoffiziellen Normen gibt es? Wie verbindlich sind die Normen? Was geschieht bei Normverstoß? • Gruppenkommunikation, z.B.: Welche Kommunikationsmittel werden eingesetzt? Welche ~-störungen gibt es? Wie ist die Kommunikationshäufigkeit auf die Mitglieder verteilt? Wie ist die ~-struktur? • Gruppenzusammenhalt, z.B.: Inwieweit ist die Gruppe eine geschlossene Einheit? Gibt es Untergruppen, Sündenböcke, Außenseiter? • Gruppenfunktion und Rollenverteilung, z.B.: Wer führt welche aufgaben- bzw. gruppenprozessfördernden/hindernden Funktionen aus? Folie 64 Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 64 Soziale Gruppen Literatur Lehrbücher: • Aronson, E., Wilson, T.D. & Akert, R.M. (2008). Sozialpsychologie. München: Pearson Studium. • Baron, R. A., Branscombe, N. & Byrne, D. (2008). Social Psychology. Boston: Pearson. • Bierhoff, H.-W. & Frey, D. (Hrsg.)(2006). Handbuch der Sozialpsychologie und Kommunikationspsychologie. Göttingen: Hogrefe. • Gerrig, R. & Zimbardo, P. (2008). Psychologie. München: Pearson. • Jonas, K., Stroebe, W. & Hewstone, M. (Hrsg.) (2007). Sozialpsychologie. Heidelberg: Springer. • Marmet, O. (2006). Ich und du und so weiter. Kleine Einführung in die Sozialpsychologie. Weinheim: Beltz. • Werth, L. & Mayer, J. (2008). Sozialpsychologie. Berlin: Spektrum. Weitere Quellen und Literatur erhalten Sie gerne auf Anfrage oder in unseren Literaturempfehlungen unter www.hahnzog.de Ausgewählte Aspekte der Sozialpsychologie: Soziale Gruppen Folie 65 © hahnzog 2011 - Dr. Simon Hahnzog – Folie 65