EXPERIMENTE WILLKOMMEN

Werbung
OW_08-2016_16-21.qxp_Layout 1 11.07.16 09:48 Seite 18
Im Focus
EXPERIMENTE WILLKOMMEN
Ligeti, Kotík, Mofakham, Cígler, Ayres, Xenakis: Die ehemalige Industriestadt
Ostrava hat sich zu einem bedeutenden Zentrum für Neues Musiktheater entwickelt
K
onservative Kulturauguren orakeln
gern über den ach so segensreichen,
straff zentralistischen alten Nationalstaat, in dem die Hauptstadt alles, der
Rest «Provinz» ist. Nun gilt dies nicht einmal für
die Paradebeispiele Frankreich und England, wo
sich die «Wasserkopf»-Funktion von Paris oder
London lähmend für das ganze Land auswirkt.
Denn das Widerspiel von Zentralisierung und Dezentralisierung spielte hier immer wieder eine
Rolle, obwohl die Hauptgelder meist doch im Zentrum, zumal in Paris, blieben – allen Lippenbekenntnissen zum Trotz. Das bedauerliche Ende
18
der Avantgarde-Musikfestivals in Royan wie Metz
jedenfalls war ein Lehrstück. In Russland und Italien wirkte immerhin der Antagonismus MoskauSankt Petersburg respektive Rom-Mailand der
allzu starren Fixierung auf die Kapitale entgegen.
Deutschland hat das Fehlen einer «richtigen»
Hauptstadt, die produktive Rivalität von Residenzen und Freien Reichsstädten eine eminente kulturelle Vielfalt beschert.
Dass Prag Herzstück der Tschechischen Republik ist, steht außer Frage. Aber auch hier ist das
Bild variantenreicher: Das Janácek Festival im
mährischen Brünn hat traditionell Gewicht. Die
andere mährische Großstadt, Ostrava, mit 300 000
Einwohnern die viertgrößte in Tschechien (noch
vor Pilsen), konzentriert sich vor allem auf die
Moderne. Die Stadt ist zwar alt, doch haben Großbrände wenig Historisches übriggelassen. Aber
auch die Zeit der Schwerindustrie ging vorüber, in
den 90er-Jahren wurden Kohlegruben und Stahlwerke geschlossen. Gleichwohl ist das Klima vital,
auch wegen der Randlage: Nach Krakau und Kattowitz ist es nicht weit – und die Beschriftungen
im schön angelegten Zoo sind tschechisch und
polnisch. Tschechien gilt als Land der Musik, hat
aber eigene Begriffe: Musik heißt «hudba», Thea-
OPERNWELT August 2016
von Gerhard R. Koch
OW_08-2016_16-21.qxp_Layout 1 11.07.16 09:48 Seite 19
Im Focus
OPERNWELT August 2016
Szene aus Ligetis «Aventures & Nouvelles Aventures» mit Markus Hollop,
Lena Haselmann, Lydia Brotherton und Festivalleiter Petr Kotik Foto: Theater
ter «divadlo», die Geige «housle». Auch Namen
werden dekliniert: So heißt das Opernhaus «Divadlo Antonína Dvoráka». Das hat man sich
schnell angeeignet, genießt die Mixtur aus Vertrautem und Fremdem.
Vom Musikfaible zeugen das Mährisch-Schlesische Nationaltheater mit zwei Spielstätten – und
zwei Orchestern, das für die Oper (die gerade
Smetanas rare «Brandenburger in Böhmen» neu
auflegte; siehe Seite 20) und die Janácek Philharmonie. Vor allem aber gibt es seit dem Jahr 2000
das Zentrum für Neue Musik, gegründet von dem
Komponisten, Dirigenten und Flötisten Petr Kotik,
der auch das S.E.M.-Ensemble in Buffalo leitete.
Kotik ist ein weltoffen undogmatischer Musiker,
der sich manches bei John Cage abgeschaut hat.
Davon zeugte nun auch die dritte Biennale für
Neues Musiktheater, die vier durchaus heterogene
Novitäten zwischen zwei Schlüsselwerke epochaler Altmeister stellte. Und gleich am ersten Abend
fühlte man sich zur Ruhrtriennale versetzt: stillgelegte Industriearchitektur als Hintergrund und Gehäuse für Neues Musiktheater. Dul Hlubina heißt
ein großes Kohlebergwerk mit zwei mächtigen
Fördertürmen. In einem Nebengebäude der verrottenden Anlagen, der Bühne Staré koupelny, begegneten sich zwei Extreme, zeitlich wie strukturell. György Ligetis «Aventures & Nouvelles Aventures» (1962/65) und Petr Kotíks Hommage zu
Shakespeares 400. Todestag: «William William».
Ligetis surrealistisch-dadaistischer Nonsens-Mikrokosmos zählt sicher zu seinem Avanciertestem.
Doch Ligeti war eine Art «Cardillac», konnte seine
Werke nicht loslassen, hat zwar deren Abnehmer
nicht ermordet, wohl aber mit Bannflüchen die Interpreten vergrault. Das galt zwar auch für den
«Grand Macabre», die robustere Anti-Antioper,
durch Ligetis Einsprüche gebremst wurde aber vor
allem die Rezeption der «Aventures». Nun ist
seine Vision einer absurd-horrorhaften SlapstickGroteske, filmisch inspiriert, ein halbes Jahrhundert alt: Mag sein, dass die jähen Umschwünge
von Hektik und Erstarren heute weniger greifen.
Insofern war Katharina Schmitts quasi choreografisch coole Salon-Beweglichkeit für das Protagonisten-Trio ein plausibler Weg, manchen Absurditäts-Klischees auszuweichen, ohne allen Theaterzauber immanent der Musik zu folgen, allerdings
um den Preis schreckensfreier Flüssigkeit.
Verzichtet Ligeti auf Semantik zugunsten spukiger Affektfetzen, so verwendet Kotík durchaus
Literatur, sogar höchster Dignität. Shakespeares
«Timon von Athen» ist eines seiner schwärzesten
Stücke, geht in der rabiaten Menschenfeindlichkeit
noch über «Coriolan» und «King Lear» hinaus.
Bei Kotík kommen noch Picasso-Zitate und ein
kurzer Text von Isaak Babels Tochter Nathalie
hinzu. Doch um Narration, «Vertonung», geht es
dem Komponisten nicht, die Sprachanteile verlaufen simultan: «Timon» und Picasso werden gesun-
gen, Nathalie spricht, für das Drama agiert ein
Tanz-Quartett. Das Ganze ist eine «Dance Opera»,
weniger im barocken Sinne, eher im Geiste von
Cages hierarchiefreiem Nebeneinander der Materialien. Zwecks Pathos- und Identifikations-Vermeidung ist das Instrumentale auf zwei virtuos«schräge» Violinen («String Noise») reduziert.
Also eine Literaturoper, explizit abseits von Literatur wie Oper, mehr Mobile als Botschaft. Als Gegenentwurf zu manch expressiv aufgetürmten
Shakespeare-Adaptionen hat dies seinen guten
Sinn.
Ist Kotík ein international prominenter Komponist, so stammten die drei anderen Uraufführungen von weniger bekannten. Der Iraner Idin
Samimi Mofakham und die polnische Librettistin
Martyna Kosecka zielen in «At the Waters of
Lethe» auf die Fusion heterogener Sphären: In der
griechischen Mythologie ist Lethe der Fluss des
Vergessens. Hier wird er personifiziert durch eine
andere Justitia, die über Schuld und Unschuld der
bewusstlos im Niemandsland Gestrandeten urteilt.
Diese freilich sind keine Nobodys, sondern veritable Komponisten-Schmerzensmänner: Gesualdo,
Schumann und Schnittke – ergänzt um den fiktiven Engländer Mordake. Im Hades dösen sie lemurengleich vor sich hin, raffen sich zu Statements auf und versacken. Man denkt an frühe
Marthaler-Stücke, auch an Louis Andriessens und
Peter Greenaways Oper «Rosa», die von ermorde-
19
OW_08-2016_16-21.qxp_Layout 1 11.07.16 09:48 Seite 20
Im Focus
ten Komponisten handelt. Rätselhaft fahl wie auf
de Chirico-Gemälden stagnieren die Figuren. In
Mofakhams Musik glaubt man Anklänge an iranische Traditionen heraushören zu können. Die
Traumspiel-Uraufführung fand in einem anderen
Off-Theater mit dem hübsch anspielungsreichen
Namen «Cooltour» statt. Ostrava ist auch eine Studentenstadt.
Das prächtige Dvorák-Opernhaus kreierte
«Protracted Sinuous Movement of a Longitudinal
Object» des Komponisten und Molekularforschers
Petr Cígler. Der kryptische Titel verweist aufs Experimentelle, quasi eine Käfig-Situation. Schon der
Stacheldraht vorn auf der Bühne signalisiert: Unentrinnbarkeit. In einem Haus lebt ein Trio infernal: Mann, Frau, Klapperschlange. Um deren mäandernde Beziehungen geht es: Spannung, Nähe,
Kampf, Beruhigung – Auseinandersetzung aller
mit allen. Zwar gibt es Hinweise auf konkrete Requisiten wie Sandpapier oder Kartoffelschäler, aber
realistisch, gar naturalistisch ausagiert wird da
nichts. Nun ist das Thema der Kohabitation von
Mensch und Tier nicht neu, derzeit wohl am witzigsten in den Eskapaden des kommunistischen
WG-Kängurus, das der Berliner Liedermacher, Kabarettist und Autor Marc-Uwe Kling erfunden hat.
Alma Samimi (Lethe) in Mofakhams
«At the Waters of Lethe» Foto: Theater
Doch auf psychologisierende Sozialkritik legt es
Cígler nicht an, er belässt das Ganze bei einer Versuchsanordnung, arbeitet musikalisch mit unzähligen Taktwechseln, aber auch Liegeklängen – und
gleichsam minimalistischen Repetitionen im Vokal- wie Sprecherquartett, Tonleiterausschnitten,
sogar Siciliano-Patterns. Krass auseinanderdriftende Bewegungsabläufe zwischen Stille, mäßigem
und rasendem Tempo sind eher selten.
Der Engländer Richard Ayres nennt sein Stück
«No. 42 (In the Alps)» ein «Melodrama». Es ist
eine Art Heidi-Pastorale, in der wieder Tiere eine
Rolle spielen, aber auch mythologische Versatzstücke: Schöpfungsgeschichte, Zeus’ Unbehagen. Ein
Flugzeug stürzt im Hochgebirge ab. Nur ein kleines Mädchen überlebt, wird von Ziegen großgezogen und lernt von den Bergtieren himmlisch singen. Im Tal lebt der stumme Bobli, der dafür herrlich Trompete spielt. Die beiden hören einander
gebannt, doch die Beziehung muss scheitern.
Auch hier werden keine Texte gesungen: Sie erscheinen als Projektionen wie im Stummfilm. Und
analog zu solchen Stereotypen operiert auch Ayres’
Partitur mit Allusionen zu volkstümlicher oder
auch landschaftlicher Musik. Das Mädchen auf unerreichbarer Höhe lässt an Brünnhilde denken,
ZUR KENNTLICHKEIT VERFREMDET?
Das Mährisch-Schlesische Nationaltheater in Ostrava reaktiviert Smetanas
erste Oper «Die Brandenburger in Böhmen» als surrealistischen Bilderbogen
A
ngesichts des brandgefährlichen
«patriotischen Frühlings», den
Europas Rechtsaußen gerade feiern, denken wir an den Dichterfürsten. «Der Patriotismus», so
Goethe, «verdirbt die Geschichte.» Verschließt die
Augen. Verstopft die Ohren. Und Oscar Wilde formulierte, «patriotism is the virtue of the vicious»,
Patriotismus sei die Tugend der Bösartigen. Freilich, wenn Patriotismus, Nationalismus nicht von
Populisten auf der Straße, in Wirtshäusern und
Kasernenhöfen hochgekocht, sondern von Kreativen, Künstlern, Intellektuellen zugerichtet wird,
mag sich dies relativieren. Als etwa im 19. Jahrhundert einige Nationen Mitteleuropas ihre spezielle Identität innerhalb des Habsburg-Imperi-
20
ums zu finden suchten, bekam die Kunst, besonders die Musik, quasi einen Sauerstoffschub.
So auch Friedrich Smetana mit seiner ersten
Oper, «Branibori v Cechách» (nach dem historischen Roman von Kajetán Tyl). Komponiert 18621863 anlässlich eines Preisausschreibens für die
erste nationale tschechische Oper, verbeugt der
Komponist sich dabei ohne Zweifel vor Wagner
und auch vor Verdi; die erste Szene im zweiten
Akt birgt einen deutlichen Hinweis auf den fast
ein Vierteljahrhundert älteren «Nabucco» und dessen Gefangenenchor. Doch das Werk ist auch eine
Art Zauberkasten für Sematans weiteres Schaffen,
an vielen Stellen scheint etwa die kurz danach entstandene «Verkaufte Braut» hervor. Doch bei «Die
Brandenburger in Böhmen» wurde der anfängli-
che Erfolg von dessen dunklem Bruder, dem Vergessen, überholt; heute spielt man das Werk nur
noch selten – vor allem im tschechischen Sprachbereich, wie nun im Juni auch in Ostrava. Wobei
die patriotischen Chöre traditionellerweise Szenenapplaus erhalten.
Die Story stellt den Deutschen kein gutes
Zeugnis aus. Sie beschreibt die Wirren während
der Besetzung Prags durch die Brandenburger gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Man hätte es dem
Regisseur Jirí Nekvasil nicht verübeln mögen,
wenn er sich der jüngeren Vergangenheit bedient
hätte, gerade heute, da diese im Sinne von Brechts
«Der Schoß ist fruchtbar noch» erneut virulent erscheint. Nekvasil versagt sich dies; vielmehr stellt
er einen historischen, oft ironisch gebrochenen
OPERNWELT August 2016
von Gerhard Persché
OW_08-2016_16-21.qxp_Layout 1 11.07.16 09:48 Seite 21
Im Focus
der charismatische Blechbläser an Siegfrieds Horn,
ja an den Michael-Trompeter Markus Stockhausen im «Donnerstag» (siehe auch Seite 16). Bei Ayres freilich fragt man sich, ob die diatonische
Schlichtheit auch der Älpler-Tanzweisen ernst gemeint oder hintersinnige Maske ist. Schon bei
Mauricio Kagels «Kantrimiusik» gab es solch tönende Vexierbilder.
Den «Big Bang» gab es zum Schluss: Iannis Xenakis’ «Oresteia». Das Stück ist die einzige von
ihm als Bühnenwerk bezeichnete Arbeit. Zwischen 1965 und 1989 ist es erweitert worden – der
erratische Stil des späten Xenakis verschränkt sich
mit archaisch skandierten Chören, die aus dem
Geist des Aischylos-Dramas zu schöpfen scheinen.
Die Phalanx der Kollektive, die Ausbrüche der
Protagonisten und die Videoprojektionen hatten
ungemeine Sogkraft. Holger Falk schaltete virtuos
zwischen Bassbariton und androgyner Kopfstimme hin und her, ein sensationelles vokales Porträt des zerrissenen Orest.
Überhaupt ließ das interpretatorische Niveau
keine Wünsche offen, nicht zuletzt dank des 27köpfigen internationalen Ensembles Ostravská
banda, das für die orchestrale Basis der Aufführungen sorgte.
OSTRAVA
Ligeti: Aventures & Nouvelles Aventures
Cígler: Protracted Sinuous Movement
of a Longitudinal Object
Premiere am 27. Juni 2016
Uraufführung am 29. Juni 2016
Musikalische Leitung: Petr Kotík
Inszenierung: Katharina Schmitt
Bühne: Pavel Svoboda
Licht: Zuzana Režná
Solisten: Lydia Brotherton (Sopran), Lena Haselmann
(Mezzosopran), Markus Hollop (Bariton)
Musikalische Leitung: Ondrej Vrabec
Inszenierung: Petr Odo Machácek
Bühne: David Bazika
Solisten: Aneta Bendová (Sopran), Eva Gieslová (Sopran),
Vojtech Semerád, (Tenor), Josef Skarka (Bariton); Zdenka
Brychtová, Lenka Chadimová, Vladimir Benderski, Jirí Šimek
(Sprecher)
Kotík: William William
Uraufführung am 27. Juni 2016
Ayres: No. 42 (In the Alps)
Premiere am 29. Juni 2016
Musikalische Leitung: Petr Kotík
Choreografie: Matilda Sakamoto
Licht: Zuzana Režná
Solisten: Alma Samimi (Courtesan), Markus Hollop (Friend),
Adrian Rosas (Timon), Miroslava Georgievová (Erzählerin);
Matilda Sakamoto, Colin Fuller, Rei Masatomi, Isabelle
Ayers, Giordano Bozza (Tänzer)
Mofakham: At the Waters of Lethe
Musikalische Leitung: Rolf Gupta
Inszenierung: Jan Horák, Michal Pechoucek
Bühne: Michal Pechoucek
Solisten: Lydia Brotherton (Girl), János Elmauer (Bobli/
Trompete), Johana Matre, Matyáš Hrebík (Children)
Xenakis: Oresteia
Uraufführung am 28. Juni 2016
Premiere am 30. Juni 2016
Musikalische Leitung: Rolf Gupta
Inszenierung: Ewelina Grzechnik, Marta Gradzka
Live-Elektronik: Martyna Kosecka
Solisten: Alma Samimi (Lethe), Adrian Rosas (Carlo
Gesualdo da Venosa), Arash Roozbehi (Alfred Schnittke),
Abdolreza Rostamian (Robert Schumann), Karol Bartosinski,
(Edward Mordake)
Musikalische Leitung: Petr Kotík
Inszenierung: Jirí Nekvasil
Bühne: David Bazika
Chor: Jurij Galatenko, Kinderchor: Stanislava Buresová
Solisten: Holger Falk (Bariton), Tamás Schlanger (Percussion)
Canticum Ostrava, Children Choir Permonícek
www.newmusicostrava.cz
rischen Folie eine Liebesgeschichte zwischen der
Bürgermeister-Tochter Ludise und dem jungen
Patrioten Junos übergestülpt, wobei Letzterem im
Prager «Doppelagenten» Tausendmark ein Nebenbuhler erwächst. Das Private wirft sich auf
zum Allgemeinen – und Junos hilft als Rebell mit,
das Land zu befreien.
In Kristyna Vylicilová und Luciano Mastro erhält das Liebespaar glaubhafte Gestalt, und auch
Martin Bárta als Tausendmark, David Szendiuch
als Bürgermeister sowie Jan Vacik als Jira, ehemaliger Leibeigener und beliebter Volksaufwiegler, ragen aus dem insgesamt soliden Ensemble heraus.
Sehr gut der Chor. Jakub Klecker am Dirigentenpult agiert mit Übersicht.
Smetana:
Die Brandenburger in Böhmen
OPERNWELT August 2016
Chor des Nationaltheaters Ostrava
Foto: Theater/Martin Popelár
und surrealistisch verfremdeten Bilderbogen hin.
Keine braunen Uniformen für die in Böhmen
«wie Wölfe wütenden» Brandenburger, stattdessen Gestalten im Wolfspelz mit grün flackernden
Augen. Zwei davon treiben anstelle eines Zwischenvorhangs ständig ein großes silbernes Rad
über die Bühne, Symbol auch der gnadenlos über
das Land rollenden fremden Macht. Und der gemalte Bühnenhintergrund wird aus Frauenkörpern geformt, erinnert an die tschechische Surrealistin Toyen (Marie Cerminová) und könnte auch
als Hinweis auf Goethes «... das ewig Weibliche
zieht uns hinan» interpretiert werden. Smetana
und sein Librettist Karel Sabina haben der histo-
OSTRAVA
Premiere am 9., besuchte Vorstellung am 14. Juni 2016
Musikalische Leitung: Jakub Klecker
Inszenierung: Jirí Nekvasil
Bühne: Petr Matásek
Kostüme: Zuzana Krejzková
Chor: Jurij Galatenko
Solisten: David Szendiuch (Volfram Olbramovic), Igor Loskár
(Oldrich Rokycansky), Luciano Mastro (Junos), Martin Bárta
(Jan Tausendmark), Petr Levicek (Varnemann), Jan Vacik
(Jira), Kristyna Vylicilová (Ludise), Eva Drizgová-Jirusová
(Vlcenka), Michaela Kapustová (Decana) u. a.
www.ndm.cz
21
Herunterladen