Neues Departement, neues Studienprogramm, neue Zeitschrift

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© 2009 Newsletter Studienbereich Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit Nr. 5
Neues Departement, neues Studienprogramm, neue Zeitschrift
Monica Budowski und Sebastian Schief
Mit dem Herbstsemester 2009 ergeben sich einige Veränderungen für
den Studienbereich Sozialarbeit und Sozialpolitik. Das Fach Soziologie
war an der Universität Fribourg bisher auf zwei Fakultäten aufgeteilt
und wurde nicht als eigenständiges Studium in beiden Sprachen
Deutsch und Französisch angeboten. Im Rahmen einer Reorganisation
schafft die Universität nun ein neues Departement in der
Philosophischen Fakultät. Das neue Departement wird Studienprogramme in «Soziologie», «Sozialarbeit und Sozialpolitik» und
«Gesellschafts-, Kultur und Religionswissenschaften» anbieten. Damit
wird es in Fribourg erstmals möglich sein, das Hauptfach Soziologie
von der Bachelor- über die Masterstufe bis zum Doktorat sowohl in
Deutsch als auch in Französisch oder aber zweisprachig zu studieren.
Im Studienbereich Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit werden
demnach ab Herbstsemester 2009 die Studienprogramme «Soziologie»
und «Sozialarbeit und Sozialpolitik» in deutscher und französischer
Sprache sowie bilingue angeboten.
Als weitere Neuerung planen wir, eine neue Zeitschrift zu etablieren,
die Zeitschrift für Sozialpolitik. Wir befinden uns hier noch im Status
der Planung, wollen aber diesen Anlass nutzen, um alle potentiellen
Autorinnen und Autoren sowie Leserinnen und Leser auf dieses neue
Forum zur Diskussion und Analyse schweizerischer und
internationaler Sozialpolitik aufmerksam zu machen. Wir hoffen, im
nächsten Jahr die erste Ausgabe online stellen zu können.
Das neue Studienprogramm «Soziologie» im Bachelor und im Master
Das Programm «Soziologie» bietet einen Überblick über die Vielfalt soziologischer
Theorien, Methoden und Analysen und vermittelt entsprechende AnalyseForschungs- und Entscheidungskompetenzen. Es fusst auf drei Säulen: (i) Allgemeine
Soziologie, (ii) spezielle Soziologien (z.B. Entwicklungs-, Gesundheits-, Familien-,
Konflikt-, Wirtschafts-, Arbeits-, Organisationssoziologie, Politische Soziologie,
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Gender Studies) und (iii) Sozialforschung. Das Studium in Fribourg zeichnet sich
durch die Vermittlung von theoretischen und methodologischen Grundkenntnissen
(Begriffe, Theorien, Klassiker, wissenschaftstheoretische Positionen) in Verbindung
mit einer breiten Ausbildung in quantitativen und qualitativen Methoden aus. Dabei
wird Bezug auf aktuelle soziale Probleme und die dadurch ausgelösten Debatten
genommen.
Das Programm «Soziologie» kann auf Bachelorstufe als Programm zu 120 ECTSPunkten (Bereich I) studiert werden; es wird mit einem Programm zu 60 ECTSPunkten (BereichII) ergänzt. Ausserdem wird das Programm «Soziologie» für
Studierende anderer Studienbereiche als Programm zu 60 ECTS-Punkten (BereichII)
oder als Programm zu 30 ECTS-Punkten angeboten.
Auf
Masterstufe
bietet
das
Programm
«Soziologie»
mehrere
Spezialisierungsprogramme an. Spezialisierungsprogramme stellen kleinere Einheiten
(zu 30 ECTS-Punkten) dar und erlauben es, ein Vertiefungsprogramm innerhalb des
Studienbereichs zu ergänzen und eine thematische Akzentsetzung innerhalb des sehr
breiten Felds der Soziologie vorzunehmen. Für Masterstudierende anderer
Studienbereiche steht Soziologie als Nebenprogramm zu 30 ECTS offen.
Es werden folgende Spezialisierungsprogramme angeboten: Weltgesellschaft,
Kulturelle und soziale Differenzen, Wohlfahrtsregime und Konflikte, Gender,
Gesellschaft, Sozialpolitik und Soziale Probleme und Sozialpolitik.
Spezialisierungsprogramme als Ergänzung zur Soziologie
Spezialisierungsprogramm Weltgesellschaft
Das Konzept der Weltgesellschaft geht von der Annahme aus, dass es eine globale,
Nationalstaaten übergreifende Gesellschaft gibt. Diese Weltgesellschaft integriert
Individuen, Organisationen und Staaten und bildet damit kulturelle, politische und
wirtschaftliche Sphären, deren Analyse zu Unrecht immer noch im Schatten der
Analysen von nationalstaatlichen Strukturen und Prozessen steht. So ist absehbar,
dass mit fortschreitender Globalisierung die inter- und transnationalen Interaktionen
weiter an Bedeutung gewinnen und damit den Handlungsspielraum und
Entscheidungen von nationalen Akteuren verstärkt beeinflussen. Die Analyse der
Weltgesellschaft umfasst Fragestellungen, die auf Strukturen, Akteure und Prozesse
fokussieren. Von Interesse sind beispielsweise globale Ungleichheitsstrukturen,
Armut, kulturelle Diversität und internationale Regimes. Relevante Akteure sind
vornehmlich Staaten, internationale NGOs und NPOs, transnationale Unternehmen
und Policy Groups sowie Migrantinnen und Migranten. Prozesse von Interesse sind
transnationale
und
internationale
Konflikte,
Allianzformationen
und
Problembearbeitungsansätze und -muster, Entwicklungsprozesse und –zusammen-
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arbeit sowie Migrationen und der Transfer von kulturellen Inhalten und
ökonomischen Gütern. Ausgehend von der empirisch fundierten Prämisse, dass sich
in der Weltsozialstruktur drei regionale Ländergruppen (Zentrum, Semiperipherie,
Peripherie) identifizieren lassen, stehen in den Kursen jeweils Analysen des
wirtschaftlich hoch entwickelten Zentrums und/oder der ärmeren Peripherie im
Vordergrund. Profunde Kenntnisse der Weltgesellschaft sind vor allem für all jene
Studierenden von Vorteil, die sich auf eine Berufskarriere in aussenpolitisch und –
wirtschaftlich orientierten Abteilungen der Bundesverwaltung oder transnational
tätigen Unternehmen, NPOs oder NGOs vorbereiten. Methodische Schwerpunkte
sind Fallstudien und international vergleichende Analysen.
Spezialisierungsprogramm Kulturelle und soziale Differenzen
Soziale und kulturelle Differenzen (wie Bildung, Einkommen, Geschlecht bzw.
Nationalität, ethnische Gruppe, Religion) sind zentral im Hinblick auf soziale
Ungleichheiten. Vielfach widerspiegeln sie unterschiedliche Zugänge zu
ökonomischen, sozialen und anderen gesellschaftlich wertgeschätzten Gütern. Solche
Mechanismen der Verteilung von Lebenschancen führen zu systematischen
Privilegierungen und Benachteiligungen. Dabei entstehen latente und manifeste
soziale Probleme. Sozialarbeit und Sozialpolitik werden als institutionelle Antworten
zur
Prävention
oder
zur
Bearbeitung
sozialer
Probleme
und
Konflikte verstanden. Das Spezialisierungsprogramm vermittelt Kenntnisse und
Analysekompetenzen zum Verständnis von Ursachen, Wahrnehmung und
Auswirkungen von Problemlagen, die im Zusammenhang mit kulturellen Differenzen
oder der ungleichen Verteilung sozialer Lebenslagen stehen. Dabei werden
strukturelle und lebensweltliche Aspekte berücksichtigt. Innerhalb dieses
Spezialisierungsprogramms wollen wir die sozialen und kulturellen Differenzen in
ihren vielfältigen lokalen, nationalen und transnationalen Dimensionen verständlich
machen. Konkrete Themen sind soziale Ungleichheiten, Armut, Prekarität,
Vulnerabilität, Geschlecht, Familie, Migration, Minderheiten oder Multikulturalität.
Das Spezialisierungsprogramm vermittelt eine Übersicht über Ansätze von
Sozialpolitik in verschiedenen Regionen der Weltgesellschaft.
Spezialisierungsprogramm Wohlfahrtsregime und Konflikte
Das Programm vermittelt Kompetenzen zu soziologisch orientierten
Sozialpolitikanalysen und zur Konzeptualisierung sozialer Problembewältigungsmassnahmen. Thematisch im Vordergrund stehen dabei unterschiedliche soziale
Probleme und Sozialpolitik. Wohlfahrtsregimes beinhalten verschiedene Elemente,
die zur sozialen Wohlfahrt beitragen, also nicht nur staatliche Sozialpolitik und
soziale Arbeit, sondern auch Beiträge des Marktes, der Familien, der Privathaushalte
und einer Vielzahl von intermediären, d.h. zwischen Markt, Familie und Staat
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angesiedelten Gruppierungen. Soziale Konflikte lassen sich umschreiben als
Unvereinbarkeiten der kulturellen und sozialen Ziele und/oder politischen und
ökonomischen Interessen zwischen und innerhalb von Akteuren. Als Akteure
kommen dabei vorab Staaten, Organisationen und soziale Bewegungen sowie
Personen in Frage. Eine thematische Verknüpfung von sozialen Problemen und
Sozialpolitiken ist insofern von zentraler Bedeutung, als die Produktion und
Verteilung sozialer Wohlfahrt nicht nur Konflikte (z.B. politische und religiöse
Cleavages) reflektiert, sondern auch zur Befriedung sozialer Konflikte bzw. zur
Bewältigung sozialer Probleme beiträgt.
Spezialisierungsprogramm Gender, Gesellschaft, Sozialpolitik
Gender Studies bewegen sich traditionell zwischen den wissenschaftlichen
Disziplinen und schaffen so Bezug zu unterschiedlichen wissenschaftlichen
Sichtweisen. Dabei reichen die interdisziplinären Untersuchungen von der Frage
nach den Frauen in der Wissenschaft über die Frage nach dem Verhältnis zwischen
Mann und Frau bis zur postmodernen Auflösung des Weiblichen und des Männlichen
im wissenschaftlichen Denken. Bis heute zeigt sich dies in der grossen Vielfalt an
fachspezifischen und theoriegeleiteten Herangehensweisen an die Kategorie Geschlecht, die ihren Niederschlag im theoretischen Rahmen, den methodischen
Zugängen sowie in der Positionierung innerhalb des Wissenschaftsbetriebs finden.
Der spezifische Schwerpunkt des deutschsprachigen Spezialisierungsprogramms ist
der Bezug zwischen Gender, Sozialstaat und Sozialpolitik. Dieser führt die
Studierenden in Theorien des Sozialstaats, seiner Institutionen sowie sozialpolitischer
Massnahmen aus der Genderperspektive ein. Zentrale Konzepte wie Gleichheit,
Differenz, soziale Gerechtigkeit geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und das
Verhältnis zwischen öffentlich und privat werden herangezogen, um sich mit der
Frage auseinanderzusetzen, inwiefern unterschiedliche Sozialstaaten und
sozialpolitische Massnahmen geschlechtsneutral sein können bzw. inwieweit diese das
Geschlechterverhältnis beeinflussen. Dabei wird die Frage aufgeworfen, wie
sozialstaatliche Institutionen und Sozialpolitik zur Reproduktion geschlechtsspezifischer Ungleichheiten oder zu deren Reduktion beitragen, und welche
Vorstellungen von Geschlechterrollen der unterschiedlichen Ausgestaltung der
Sozialstaaten zugrunde liegen. Anhand spezifischer Themen aus den Sozialwissenschaften, wie z.B. Migrations-, Arbeitsmarkt-, Frauen- oder Familien-politik
sowie weiterer verwandter Themen und Disziplinen werden diese Fragen konkretisiert.
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Spezialisierungsprogramm Soziale Probleme und Sozialpolitik
Im Vordergrund des Vertiefungsprogramms «Soziale Probleme und Sozialpolitik»
steht die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit zwei Kernthemen: Soziale
Ungleichheiten und die Produktion von Wohlfahrt.
Soziale und kulturelle Differenzen (wie Bildung, Einkommen, Geschlecht bzw.
Nationalität, ethnische Gruppe, Religion) sind zentral im Hinblick auf soziale
Ungleichheiten. Vielfach widerspiegeln sie unterschiedliche Zugänge zu
ökonomischen, sozialen und anderen gesellschaftlich wertgeschätzten Gütern. Solche
Mechanismen der Verteilung von Lebenschancen führen zu systematischen
Privilegierungen und Benachteiligungen. Dabei entstehen latente und manifeste
soziale Probleme. Reaktionen von Seiten der Benachteiligten sind z.B. politische und
ökonomische Konflikte oder Delinquenz.
Die Thematik der Produktion von Wohlfahrt fokussiert auf die Frage nach
Unterschieden zwischen den Wohlfahrtsregimes, wobei Sozialarbeit und Sozialpolitik
als institutionelle Antworten zur Prävention oder zur Bearbeitung sozialer Probleme
und Konflikte verstanden werden. Da neben dem Sozialstaat noch eine Reihe weiterer
Akteure bei der Produktion von sozialer Wohlfahrt mitwirken, werden ausserdem die
Beiträge des Arbeitsmarkts, der Zivilgesellschaft, und des privaten Bereichs (Familie,
soziale Netzwerke) beleuchtet.
Weitere Informationen unter: http://www.unifr.ch/travsoc/d/
Zeitschrift für Sozialpolitik – Ein neues Forum der Sozialpolitikanalyse
Mit unserer zweiten Neuerung wollen wir zu einer breiteren Diskussion und Analyse
der Sozialpolitik der Schweiz und darüber hinaus beitragen. Die Zeitschrift für Sozialpolitik ist als eine wissenschaftliche Zeitschrift geplant, die alle Felder der Sozialpolitik
und des Sozialstaates behandelt und dabei auch den Vermittlungsaspekt zwischen
Wissenschaft und Praxis betont. Insofern wendet sich die Zeitschrift sowohl an Wissenschafterinnen und Wissenschafter wie auch an alle in diesem Bereich praktisch
Tätigen. Die neue Zeitschrift für Sozialpolitik wird vom Studienbereich Soziologie,
Sozialpolitik und Sozialarbeit der Universität Fribourg verlegt, dort ist auch der redaktionelle Sitz.
Ziele der Zeitschrift für Sozialpolitik
Die Zeitschrift für Sozialpolitik hat sich eine Reihe von Zielen gesetzt. Im Rahmen der
Zeitschrift sollen wissenschaftliche Diskussionen sozialpolitischer Entwicklungen und
Konzepte in der Schweiz und in anderen Ländern sowie im internationalen Vergleich
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Monica Budowski und Sebastian Schief
stattfinden. Wir wollen quantitative, qualitative und komparative Forschung zur
Sozialpolitik publizieren. Selbstverständlich wünschen wir uns auch theoretische
Abhandlungen zum Thema Sozialpolitik. Wichtig ist uns, qualitativ hochwertige
Artikel zum Thema Sozialpolitik zu publizieren, alle eingereichten Artikel werden aus
diesem Grunde ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen.
Zusätzlich zu den inhaltlichen Artikeln und Analysen werden noch Rezensionen
relevanter Bücher sowie Berichte und Neuigkeiten aus dem Studienbereich Soziologie,
Sozialpolitik und Sozialarbeit der Universität Fribourg Inhalt der neuen Zeitschrift
ein.
Call for Papers
Wir fordern alle interessierten Wissenschafterinnen und Wissenschafter sowie
Praktikerinnen und Praktiker auf, uns Manuskripte für die neue Zeitschrift für
Sozialpolitik zu schicken. Beiträge können in deutscher, französischer, italienischer
und englischer Sprache eingereicht werden. Wer sich für detaillierte Angaben der
Einreichung interessiert, kann uns gerne unter [email protected] kontaktieren.
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