Heilkräuter im Herbst

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Heilkräuter im Herbst
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Großeltern noch inne war - das Wissen über unsere Natur und deren kostbare Gaben
- über Kräuter, Heilkräuter und deren Wirkung. Wir haben für Sie dieses Wissen aus
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ECHTER ALANT (Inula helenium)
auch genannt: Altkraut, Brustalant, Darmkraut, Darmwurz, Edelwurz, Glockenwurz,
Helenenkraut, Odinskopf, Schlangenkraut
Alant ist eine bis zu zwei Meter hohe mehrjährige krautige Pflanze mit auffälligen
gelben Blütenköpfen. Er blüht von Juli bis September. Die bis zu 50 cm langen
Blätter sind auf der Unterseite mit Filzhaaren besetzt. Der starke Wurzelstock hat
einen aromatischen Geruch. Er enthält viel Inulin, ein dem Fruchtzucker ähnliches
Kohlenhydrat. Bereits in der Antike fand er Verwendung als Heilpflanze.
Ursprünglich kam er in Klein- und Zentralasien und Spanien vor. Heute wird er u.a.
in Deutschland, Holland und auf dem Balkan angebaut. Er bevorzugt leicht feuchte,
halbschattige Standorte.
Als Heilkraut:
Hustenmittel. Ätherische Öle darin wirken auswurffördernd und leicht
krampflösenden. Vorsicht vor größeren Mengen! Diese können zu Erbrechen,
Durchfall, Krämpfen und Lähmungen führen.
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BALDRIAN (Valeriana officinalis)
Der mitteleuropäische Baldrian wächst häufig an Weg- und Waldrändern und
erreicht Wuchshöhen von 50 bis 100 Zentimeter. Der medizinisch verwendete
Baldrian (Valeriana officinalis) hat weiße bis rosafarbene, doldenartige Blütenstände
und gefiederte Blätter.
Als Heilkraut:
Bei allen Zuständen von Nervosität, Schlaflosigkeit und vielen psychosomatisch
bedingten Krankheiten kann Baldrian als Tee, Tinktur oder Pulver eingesetzt werden.
Baldrian wird häufig mit anderen Arzneipflanzen wie Melisse, Hopfen oder Weißdorn
kombiniert, da sich so gegenseitig verstärkende Effekte ergeben können.
Die Wirksamkeit von Baldrianpräparaten im Vergleich zu Placebo bei der
Behandlung der Schlaflosigkeit ist zwar erwiesen; die Wirkung ist jedoch eher als
gering einzuschätzen. Für den ebenfalls zulässigen, häufig propagierten Einsatz von
Baldrianpräparaten bei der Behandlung von Angststörungen ergibt sich keine
ausreichende Evidenz.
Einige Studien bescheinigen einer Baldrian-Johanniskraut-Kombination
jedoch eine gute Wirksamkeit bei Depressionen und Angstzuständen.
Bei nervösen Herzbeschwerden kann Baldrian die Tagesbefindlichkeit
(Konzentration, Leistungsfähigkeit) bessern. Wie bei allen Arzneimitteln können
Interaktionen mit anderen Medikamenten auftreten.
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BEIFUß (Artemisia vulgaris)
auch genannt: Besenkraut, Fliegenkraut, Gänsekraut, Johannesgürtelkraut, Jungfernkraut,
Sonnenwendkraut, Weiberkraut, Wilder Wermut oder Wisch
Der Beifuß ist ein ausdauerndes, kurzlebiges Gewächs, welches 60 bis 155 cm tief
wurzelt. Seine Pollen sind ein häufiger und bekannter Auslöser allergischer
Reaktionen.
Die ursprüngliche Verbreitung des Beifuß ist heute nicht mehr zu bestimmen,
nachdem er durch den Menschen über fast alle nördlichen Gebiete der Erde
verbreitet wurde. Auf nährstoffreichen Böden kommt der Beifuß wild vor. Er ist in
allen Bundesländern Österreichs und Deutschlands häufig anzutreffen.
Auf nährstoffreichen Böden kommt der Beifuß wild vor.
Beifuß wird oftmals mit Wermut verwechselt, was jedoch nicht weiter schlimm ist, da
die Wirkungsweise sehr ähnlich ist.
Der Anbau zur Gewinnung von in der Parfümindustrie genutztem Öl findet in
Nordafrika (Algerien, Marokko) und Südeuropa (Frankreich, Balkan) statt.
Die Erntezeit reicht von Juli bis Oktober. Man schneidet die oberen Triebspitzen,
solange die Blütenkörbchen noch geschlossen sind. Sobald sich diese öffnen, werden
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die Blätter bitter und eignen sich nicht mehr zum Würzen. Die Erntezeit für die
Wurzel ist der Spätherbst.
Als Heilkraut:
Beifuß wird auch phytotherapeutisch eingesetzt. Einige Inhaltsstoffe (beispielsweise
Thujon) sind giftig und machen längere Anwendungen oder hohe Gaben bedenklich.
Wegen der Giftigkeit seiner ätherischen Öle wird vor der Verwendung des Beifuß in
der Aromatherapie gewarnt. Die Droge nennt man Artemisiae herba oder Herba
Artemisiae, es sind die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten
Stängelspitzen mit den Blütenkörbchen. In der traditionellen chinesischen Medizin
findet er Verwendung in der Moxa-Therapie.
Als „Mutter aller Kräuter“ wurde das Heilkraut (Artemisia vulgaris) im
11. Jahrhundert bezeichnet und hauptsächlich zur Behandlung von
Frauenkrankheiten eingesetzt.
In zweiter Linie sollte er Verdauungsstörungen und Harnstauung heilen. Im 19. Jh.
wurden Beifußwurzeln in Deutschland zur Behandlung der Epilepsie eingesetzt,
wovon allerdings das Gesundheitsamt heute abrät.
BEINWELL (Symphytum officinale)
auch genannt: Wallwurz oder Beinwurz
Die etwa 40 Arten sind in Europa, Nordafrika sowie im westlichen und zentralen
Asien beheimatet. Symphytum-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Die
Wurzeln sind verdickt. Die oberirdischen Pflanzenteile sind rau oder borstig behaart.
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Als Heilkraut:
Die Beinwell-Arten wurden schon in alter Zeit als Heilkräuter verwendet. Ihr Name
leitet sich von ihrer Anwendung bei Knochenbrüchen und bei offenen Wunden ab.
Auch bei Verletzungen von Bändern und Sehnen wurde den Pflanzen Heilwirkung
zugeschrieben.
Als Heilpflanze wird besonders der Echte Beinwell (Symphytum officinale) eingesetzt
und auch in Kräutergärten angebaut. Äußerlich angewendet ist er wirksam bei
Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen, der Gebrauch unterliegt jedoch
Beschränkungen.
Ebenso bewährt er sich bei der Behandlung von sogenannten „stumpfen
Traumen“ aufgrund seiner schmerzlindernden,entzündungshemmenden
und abschwellenden Wirkung.
Die Heilwirkung auf die Haut ist auf den Inhaltsstoff Allantoin zurückzuführen, der
heute auch in der Kosmetik zahlreiche Anwendungsgebiete gefunden hat. Allantoin
bewirkt die Beschleunigung des Zellaufbaus und der Zellbildung, was in der alten
Heilkunde vor allem bei der Behandlung von Unterschenkelgeschwüren genutzt
wurde. Es ist über Beinwell nachzulesen: „der Beinwell hat eine solche Kraft zu heilen
und zusammenzufügen, daß zerteilte Fleischstücke wieder zusammenwachsen, wenn
man sie mit Beinwell in einem Topf kocht.“
Beinwell enthält wechselnde Mengen von Pyrrolizidinalkaloiden, die (in
hoher Dosierung und als Einzelsubstanz) leberschädigend und
krebsauslösend wirken.
Daher ist für Deutschland der Gebrauch als Heilpflanze nur unter Einschränkungen
zugelassen. In Kanada und einigen Staaten der USA dürfen Beinwellprodukte zur
inneren Anwendung nicht mehr vermarktet werden.
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BLUTWURZ (Potentilla erecta)
auch genannt: Dilledapp, Durmentill, Natter(n)wurz, Rotwurz, Ruhrwurz, Siebenfinger
oder Tormentill
Die Blutwurz ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von meist 10 bis
30 (5 bis 50) Zentimeter erreicht.
Das Verbreitungsgebiet der Blutwurz umfasst die borealen und gemäßigten Zonen
Europas ostwärts bis zum Altai. Im Süden tritt sie nur in den Gebirgen auf.
Vorkommen im östlichen Nordamerika beruhen möglicherwesie auf Einschleppung.
Als Standort werden Mischwälder, Heiden, Magerwiesen, Niedermoore mit mäßig
sauren Böden bevorzugt. Die Pflanze gilt als Magerkeitszeiger.
Als Heilkraut:
Die Blutwurz hat ihren Namen von dem blutroten Saft, der beim Anschneiden aus
dem gelblich-weißen Rhizom austritt.
Im Mittelalter wurden mit Blutwurz noch verschiedene Drogen bezeichnet, denen
man blutstillende Eigenschaften nachsagte, heute meint man damit ausschließlich
den Tormentill, den die moderne Phytotherapie als ausgezeichnet verträgliche
Gerbstoffdroge schätzt, die akute Durchfälle lindert.
In einigen Regionen, z. B. im Bayerischen Wald, wird aus Blutwurz ein
Likör oder Schnaps hergestellt, der als Digestif gereicht wird.
In der Pflanzenheilkunde wird das schwarzbraune, bevorzugt im Frühjahr oder im
Herbst (kurz vor oder kurz nach der Blüte) ausgegrabene, in der Sonne getrocknete,
von den Wurzeln befreite und zerkleinerte Rhizom verwendet, entweder als
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alkoholischer Auszug (Tinktur), oder als Tee. Wirksame Inhaltsstoffe sind neben
Gerbstoffen (Tanninen) der rote Farbstoff Tormentol, das Glykosid Tormentillin,
Flavonoide, Phenolkarbonsäure, Saponine, Harz, Gummi und ätherische Öle. Der
Saft der Pflanze wirkt im Laborversuch hemmend auf das Wachstum von
Bakterien und Viren.
Rhizom der Blutwurz
Blutwurz wirkt stark zusammenziehend (adstringierend), austrocknend und
entzündungshemmend (antiphlogistisch), Zubereitungen des Tormentill werden
daher wie andere gerbstoffhaltige Drogen (Eichenrinde, Ratanhiawurzel) äußerlich in
Form von Spülungen oder Pinselungen bei entzündlichen Erkrankungen der Mundund Rachenschleimhaut, bei Entzündungen des Zahnfleischs und anderen
Erkrankungen des Rachens und des Kehlkopfes und gegen Hämorrhoiden
verwendet, außerdem bei Verbrennungen.
Innerlich genommen werden sie bei akuten, unspezifischen
Durchfallerkrankungen eingesetzt und sind indiziert bei Enteritis und
Fieber sowie zur Stärkung des Magens.
Die früher angenommene blutstillende Wirkung der aus dem Rhizom gewonnenen
Stoffe wurde aus der Signaturenlehre hergeleitet und ist medizinisch
unbegründet. Nicht verwechselt werden darf die Blutwurz mit der Kanadischen
Blutwurz (Sanguinaria canadensis), ebenfalls eine Heil- und Giftpflanze, die zu den
Mohngewächsen (Papaveraceae) gehört.
Weitere Verwendung:
Der beim Anschneiden des Rhizoms der Blutwurz austretende rote Farbstoff besteht
aus folgende Komponenten: Kondensierte Gerbstoffe: Hauptfarbstoffe: CatechinGerbstoffe, Ellagsäure und Chinovasäure.
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Auf mit Alaun und Weinstein vorgebeizter Wolle kann man mit dem Absud des
Rhizoms eine gelbbraune Färbung erzielen. Mit einer Beize aus Kupfersulfat und
Kaliumbichromat erhält man eine rotbraune Färbung. Früher haben die Samen ihre
rot gefärbt.
Rentierfelle mit Blutwurz gleichzeitig gegerbt und
BRAUNWURZ (Scrophularia)
Die Braunwurz-Arten findet man auf der ganzen Nordhalbkugel in den gemäßigten
Breiten bis ins südliche Asien. Diversitätszentrum (Zentrum derArtenvielfalt) ist der
Himalaya. In Europa und Nordamerika findet man nur einen kleinen Teil der Arten.
Während die diploiden Sippen trockene Standorte bevorzugen, findet man die
außerhalb des Himalayas wachsenden polyploiden Arten oft in lichten Wäldern, in
Gebüschen oder in mehr oder weniger feuchten Staudenfluren.
Es sind vier Staubblätter vorhanden. Die Staminodien sind schuppenartig oder
fehlen selten.
Die Narben sind kopfig bis zweilappig. Die Kapselfrüchte enthalten viele Samen.
Als Heilkraut:
Scrophularia nodosa findet Anwendung als Wirkstoff in homöopathischen
Arzneimitteln. Die zugeschriebene Wirkung besonders gegen Schwellungen, Ekzeme
und Geschwüre ist wissenschaftlich jedoch nicht bestätigt.
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Die Braunwurz wurde früher als Mittel gegen die Scrophula, eine Form der
Tuberkulose verwendet. Daher hat die Gattung ihren wissenschaftlichen
Namen Scrophularia.
EIBISCH (Althaea officinalis)
auch genannt: Althee, Alter Thee, Samtpappel, Ibischwurz, Heilwurz, Weiße Malve,
Sumpfmalve, Adewurz oder Schleimwurzel.
Der Eibisch gehört zur Familie der Malvengewächse. Er erreicht eine Größe von 60
bis 150 cm. Er ist eine wertvolle Bienenfutterpflanze.
Der echte Eibisch kommt wild in den Steppenzonen Südrusslands und
Kasachstans östlich bis zum Altai vor.
Im Westen reicht die Verbreitung in Südeuropa vom Balkan über Italien bis zur
Iberischen Halbinsel. Nach Mitteleuropa wurde die Pflanze durch den Menschen
gebracht. Bevorzugt werden sonnige warme Standorte mit nährstoffreichen, gut
wasserversorgten Lehm- oder Tonböden.
Als Heilkraut:
Die Pflanze wurde in der Volksheilkunde gegen eine Vielzahl von Leiden verwendet,
beispielsweise gegen Lymphdrüsenschwellungen, gegen Hautleiden und zur
Wundheilung, bei Halskrankheiten oder als harntreibendes Mittel.
Die Schleimstoffe wirken einhüllend und reizmildernd.
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Im Tierversuch konnten auch entzündungshemmende und immunstabilisierende
Wirkungen nachgewiesen werden. Verschiedene Zubereitungen kommen zur
Anwendung bei Entzündungen des Mund- und Rachenraums, zur Minderung des
Hustenreizes, bei leichten Entzündungen im Magen-Darm-Bereich.
Weitere Verwendung:
Aus Substanzen des Eibischs wurde ursprünglich die Süßware Marshmallow
hergestellt, die heute vor allem mit den USA assoziiert wird, die aber auf die
französische pâte de guimauve bzw. den sogenannten Eibischteig zurückgeht. Der
Name Marshmallow leitet sich von der englischsprachigen Bezeichnung marsh
mallow (deutsch: Sumpf-Malve) für den Eibisch ab. Verwendet wurden dafür sowohl
die Stängel undBlätter als auch die Wurzel; heute verwendet die Industrie dafür
Ersatzstoffe.
Gegessen hat man früher auch die Wurzeln, die zuerst gekocht und dann
gebraten wurden. Essbar sind auch die Blüten, und die jungen Blätter können im
Salat mitgegessen werden. Die Römer verwendeten die Pflanze als Suppenkraut und
zur Füllung von Spanferkeln.
Bei Hungersnöten hat man die weiße mohrrübenähnliche Wurzel als Nahrung
verwendet.
ENGELWURZ (Angelica archangelica)
auch
genannt: Argelkleinwurzel, Artelkleewurzel, Brustwurz, Brustwurzel,
Dreieinigkeitswurzel, Engelwurtz, Gartenangelik, Geilwurzel, Geistwurzel, Giftwürze, Gölk,
Glückenwurzel, Glüthenwurzel, Heiligengeistwurzel, Lidtpfeiffenkraut und Luftwurzel
Die Arznei-Engelwurz ist eine sommergrüne, zwei- bis vierjährige, nur einmal
blühende Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 1,2 bis 3 Meter, selten nur 50
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Zentimeter. Sie besitzt ein dickes Rhizom, das bei Wildpflanzen rübenförmig
ausgebildet ist.
Die Engelwurz ist in Nord- und Osteuropa sowie Sibirien, Himalaya und
Nordamerika verbreitet. Sie kommt in Mitteleuropa an feuchten Standorten vor.
Sie wird auch kultiviert.
Sie wächst in feuchten Wiesen, an Ufern und kommt hauptsächlich auf nassen,
zeitweise überschwemmten, nährstoffreichen Tonböden vor.
Als Heilkraut:
Wirkungen auf die Haut: Die fluoreszierenden Furocumarine als phototoxische
Substanzen können auf der Haut eine Dermatitis bewirken, die schwere Störungen
des Allgemeinbefindens zur Folge haben kann. Auf frisch gemähten Wiesen kann die
Berührung mit dem Saft der Pflanze die sogenannte „Badedermatitis“ hervorrufen,
ähnlich wie bei „Heracleum sphondylium“. Sehr empfindliche Menschen
können bei Hautkontakt mit frischem Pflanzensaft gegen Sonnenlicht
sensibilisiert werden.
Pharmakologische Wirkung: Es sind Vergiftungen bei der Anwendung größere
Dosen von Radix- bzw. Oleum Angelicae zur Abtreibung bekannt.
Verwendung finden vor allem die unterirdischen Pflanzenteile (als Droge Angelicae
radix), die Bitterstoffe und ätherische Öle enthält, also zu den Amara-Drogen gehört.
Alkoholische Auszüge oder Tees werden gegen Appetitlosigkeit, leichte Magen- und
Darmkrämpfe, Völlegefühl und Blähungen eingesetzt. Engelwurz wirkt karminativ,
antimikrobiell und regt die Magensaft- und Bauchspeicheldrüsen-Sekretion an.
In der Volksmedizin wird das ätherische Öl (als Droge Angelicae aetheroleum) aus
den Wurzeln innerlich gegen Schlaflosigkeit und äußerlich gegen Rheuma und
Neuralgien angewendet. In größeren Mengen ist das ätherische Öl toxisch.
Weitere Verwendung:
Das Öl aus Wurzeln und Samen ist Bestandteil von Kräuterlikören und
Bitterschnäpsen, wie Boonekamp, Bénédictine und Chartreuse.
Kandierte Stängel werden als Süßigkeit und als Verzierung für Backwaren angeboten.
Engelwurz ist auch Bestandteil des Schneeberger Schnupftabaks.
Mit den Früchten werden Wermutwein, Gin und Chartreuse aromatisiert.
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ESSIGBAUM (Rhus typhina)
auch genannt: Hirschkolben Sumach
Der Essigbaum wächst als sommergrüner Strauch mit Wuchshöhen von meist 3 bis 5
Metern und kann in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet unter günstigen
Bedingungen einen bis zu 12 Meter hohen, mehrstämmigen kleinen Baum bilden.
Meist wächst diese Art strauchförmig mit breiten Kronen und kurzen, krummen
Stämmen mit maximal 35 cm Stammdurchmesser. Auf nährstoffarmen, sandigen
Böden können sie zahlreiche Jungtriebe aus flachwachsenden Wurzeln bilden, die
sich zu kleinen Dickichten entwickeln und nicht selten bis über zehn Meter vom
Stamm entfernt wuchern.
Er stammt aus dem östlichen Nordamerika und wurde um 1620 in Europa
eingeführt. Er ist wegen seiner ausgeprägten Herbstfärbung ein weit verbreitetes
Ziergehölz. Die Blätter werden dabei gelb, später orangefarben und im Oktober
leuchtend karmesinrot.
Als Heilkraut:
Für einige Indianerstämme war Rhus typhina von medizinischer Bedeutung. Die
Wurzeln dienten als Mittel zur Blutstillung, die Früchte halfen gegen Erkrankungen
der Lunge und der Tee aus der inneren Wurzelrinde linderte „innere Beschwerden“.
Für den Europäer ist die Pflanze als Heilkraut eher ungewohnt, und kann
bei oraler Aufnahme in größeren Mengen zu Magen- und Darmbeschwerden führen.
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Auf der Haut soll der Milchsaft zu Hautentzündungen führen, Spritzer in die Augen
können Bindehautentzündungen auslösen.
Weitere Verwendung:
Die innere Rinde wurde zur Herstellung einer hellgelben Farbe für die
Kriegsbemalung oder das Färben von Stoffen verwendet
Das als Indian Lemonade bezeichnete Erfrischungsgetränk wird aus Wasser und den
Früchten des Essigbaums hergestellt und weist einen hohen Gehalt an
Vitamin C auf. Die Früchte werden zuweilen bei der Essigherstellung verwendet.
FENCHEL (Foeniculum vulgare)
Beim Fenchel handelt es sich um eine zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze,
die Wuchshöhen von 40 bis 200 cm erreicht und würzig (anisähnlich) riecht. Es ist
eine heute weltweit verbreitete Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze und wurde zur
Arzneipflanze des Jahres 2009 gekürt.
Die kleinen Früchte sind mehr oder weniger zylindrisch und nicht geflügelt mit fünf
charakteristischen, breiten, stumpfen Rippen.
Fenchel ist eine alte, ursprünglich mediterrane Kulturpflanze, die in Mitteleuropa
gelegentlich verwildert. Sie benötigt einen wärmebegünstigten Standort mit mäßig
trockenem, nährstoff- und basenreichem Lehm- oder Lössboden.
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Als Heilkraut:
Fenchelsamen werden häufig zu einem Tee aufgegossen, der beruhigend bei Magenund Darmbeschwerden, wie beispielsweise Völlegefühl, wirkt. Fencheltee gehört
neben Pfefferminz- und Kamillentee zu den meistgeschätzten Kräutertees. Oft wird
er als Mischung in Kombination mit Anis und Kümmel angeboten. Neben
Verdauungsbeschwerden können die in den Früchten enthaltenen ätherischen Öle
durch ihre antibakterielle Eigenschaft auch Atemwegsbeschwerden lindern.
Weitere Verwendung:
Weiterverarbeitet und genossen werden einerseits die Knollen (v. a. in Salaten,
Gemüsegerichten und als Beilage zu gedünsteten Fischgerichten), andererseits die
Samen, die mit dem Anis vergleichbar sind. Letztere werden manchmal als Gewürz in
Schwarzbrot mitgebacken.
Fenchel gehört traditionsgemäß zu Fisch. Gegrillter Seebarsch und Rote
Seebarbe werden auf getrocknetem Fenchel flambiert. Er wird Saucen und
Hackfleisch beigemischt. Fein gehackte Fenchelblätter nimmt man in geringer Menge
zum Würzen von Suppen, Salaten, Mayonnaisen und für die „Sauce vinaigrette“. Die
GenferLongeole wird traditionell mit Fenchelsamen aromatisiert.
Mukhwas: Fenchelsamen mit Zuckermantel als Bestandteil einer indischen
Gewürzmischung zur Munderfrischung
Auch in der indischen Küche sind Fenchelsamen sehr beliebt und verbreitet. Sie sind
Bestandteil von Gewürzmischungen (Panch Phoron) und werden häufig nach dem
Essen – sowohl mit als auch ohne Zuckerummantelung – als Munderfrischer
gegessen.
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HAGEBUTTE (Rosa canina)
auch genannt: Hägen, Hiefe, Hiffen, Hiften, Rosenäpfel, Hetschhiven, Hetscherl, Hiven,
Hetschepetsche, Mehlbeere, Wildrosen, Hunds-Rose
Die Hagebutte ist eine Sammelfrucht, die viele kleine Nüsse enthält.
Das Fruchtfleisch der im Spätherbst geernteten Früchte entsteht aus dem fleischigen
Blütenboden. Es ist süßsauer und reich anVitaminen, insbesondere Vitamin C
(Ascorbinsäure), aber auch Vitamin A, B1 und B2. Die Nüsschen der Hagebutte sind
mit feinen, widerhakenbestückten Härchen bedeckt, die bei Hautkontakt Juckreiz
hervorrufen. Daher sollten die Samen nicht mitgegessen oder -verarbeitet werden.
Vor allem Kinder nutzen sie gelegentlich zum Herstellen von Juckpulver, das bei
Berührung schmerzt, juckt und eine Allergie hervorrufen kann.
Wildwachsende Rosen sind wertvolle Nähr- und Schutzgehölze für viele
Tierarten. So bieten Hagebutten ebenso wie die Früchte von Eiben, Sanddorn und
Vogelbeere eine leicht zu findende, vitaminreiche Nahrung für viele Standvögel.
Als Heilkraut:
Die getrockneten roten Beeren (die Sammelfrucht) kommen als Fructus cynosbati in
den Handel, die eigentliche Frucht (die „Kerne“) als Semen cynosbati.
Aus der getrockneten Schale der Hagebutte kann man einen vitaminreichen Aufguss
machen, der wegen seines hohen Gehaltes an Pflanzensäuren und Pektiden leicht
harntreibend und abführend ist. Er eignet sich daher für die unterstützende Therapie
bei Blasen- und Nierenleiden und bei Erkältungskrankheiten.
Das Mus eignet sich besonders wegen seiner austreibenden Wirkung und
wird wie der Aufguss gegen Gicht und Rheuma verwendet.
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Die Marmelade fördert den Appetit und ist, wie der Aufguss, reich an Vitamin C und
Lycopin.
Aus den Kernen kann ein Hagebuttenöl gewonnen werden, welches zur Hautpflege
verwendet wird. Rosa Mosqueta wird etwa aus den Kernen der chilenischen
Wildheckenrose gewonnen.
Das Pulver der Hagebutte kann bei Arthrose-Erkrankungen eingesetzt
werden.
Eine dänische Forschergruppe um Larsen identifizierte im Jahr 2003 den in der
wilden Hagebutte vorkommenden aktiven Inhaltsstoff Galaktolipid, das bei
Temperaturen über 40 Grad Celsius zerstört wird. Diese Forscher führten zwei
Studien durch, in denen nach Einnahme von 5 g Hagebuttenpulver eine Senkung des
C-reaktiven Proteins festgestellt wurde, sowie eine erhöhte Beweglichkeit des
Hüftgelenks und eine Reduktion des Schmerzmittelverbrauchs um 44 %. Auffallend
war der weit über das Studienende hinausgehende Langzeiteffekt.Eine
Forschergruppe um Arsalan Kharazmi an der Universität Kopenhagen bestätigte
2004 die positiven Effekte einer Ernährungstherapie mit Hagebuttenpulver.
Weitere Verwendung:
Hagebutten können roh gegessen werden, nachdem die Nüsschen entfernt wurden.
Je später man sie pflückt, desto süßer sind sie. Die Früchte bleiben oft den ganzen
Winter am Strauch und sind meist auch noch im Frühling nach Durchfrieren
problemlos genießbar.
Die Früchte können zu Mus oder Konfitüre (Hagebuttenmark)
verarbeitet werden. Traditionell werden damit die fränkischen Krapfen gefüllt.
Aber auch zum Würzen von Wildgerichten eignen sich Hagebutten. In Schweden
wird Hagebuttensuppe als süße Suppe genossen.
Hagebutten lassen sich auch zu Fruchtwein, Likör und Aufgussgetränken
verarbeiten;
die
meisten
der
im
Lebensmittelhandel
erhältlichen
Früchteteemischungen bestehen hauptsächlich aus Hagebutten. Da reiner
Hagebuttentee nicht stark gefärbt ist, enthält die „Teemischung Hagebutte“ meist
einen Anteil Malve, besonders Hibiskus, als stark rotfärbende Komponente.
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SCHWARZER HOLUNDER (Sambucus nigra)
Holunder-Arten sind meist verholzende Pflanzen und wachsen als Halbsträucher,
Sträucher oder kleine Bäume. Sie erreichen meist Wuchshöhen zwischen 1 und 15
Meter und sind oft sommergrün. Die beerenähnlichen Steinfrüchte können bei Reife
schwarz, blau oder rot sein und enthalten drei bis fünf Samen. Die Samen besitzen
eine häutige Testa.Rinde und Mark enthalten Calciumoxalat-Kristalle.
Der Schwarze Holunder ist ein bis 11 Meter hoher Strauch oder kleiner Baum mit
starker Verzweigung. Die Zweige des Holunders sind oftmals bogenartig
ausladend. Im August und September beginnen die anfangs roten, später schwarzen
Vitamin-C- und Kalium-reichen, ungefähr sechs Millimeter großen „Beeren“
(eigentlich Steinfrüchte, die auch als „Fliederbeeren“ bezeichnet werden) zu reifen.
Sie besitzen einen burgunderroten Saft, der aus Textilien kaum auswaschbar ist, und
bilden jeweils drei Samen. Während diese Früchte reifen, färben sich auch die Stiele,
an denen sie sitzen, rötlich. Die Beeren sind nach dem Abkochen oder
Vergären essbar. Die Früchte werden hauptsächlich durch Vögel (z. B. Amseln,
Drosseln, Stare und Mönchsgrasmücken) verbreitet, doch auch Säugetiere und
Menschen tragen zur Verbreitung bei.
Die Pflanze kann etwa 100 Jahre alt werden.
Der Schwarze Holunder ist eine der in Mitteleuropa häufigsten
Straucharten. Ebenfalls anzutreffen ist er im restlichen Europa, in Westsibirien, im
nördlichen Indien, demKaukasus, Kleinasien und in Nordafrika.Von Vorteil dafür ist
sicher seine Robustheit und Anspruchslosigkeit. Holunder ist ausgesprochen
frosthart und gedeiht gut imHalbschatten auf Unkraut- und Ruderalfluren,
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Waldlichtungen oder an Wegrändern, schätzt jedoch insbesondere mittelschwere bis
sandige, stickstoffreiche und frische, schwach saure Lehmböden. Als Stickstoffzeiger
findet man ihn konzentriert an übermäßig Stickstoff-reichen Standorten. In den
Alpen ist er bis in die mittlere Gebirgslage von etwa 1500 m anzutreffen.
Sowohl in den Blättern, der Rinde, unreifen Beeren und in den Samen
reifer Beeren ist das cyanogene Glycosid Sambunigrin enthalten. Über die
Giftigkeit beim Menschen gibt es unterschiedliche Angaben. Sie reichen von
ungiftig bis „zu vermeiden“. Bei Kindern und sensiblen Personen führt der Verzehr zu
Symptomen von Erbrechen und leichten Krämpfen bis hin zu starkem Durchfall oder
Magenbeschwerden. Bei Schweinen, Hunden, Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen
und Hamstern kommt es zu Erbrechen, Durchfall und Atembeschwerden. Vögel
zeigen
bei
Aufnahme
unreifer
Beeren
und
anderer
Pflanzenteile
Verdauungsstörungen und Erbrechen, bei ihnen kann die Aufnahme großer Mengen
sogar zum Tod führen.
Durch Erhitzen zerfällt Sambunigrin und die Beeren verlieren ihre Giftigkeit.
Als Heilkraut:
Holundersaft und die Holunderbeeren, aber auch Tees aus Rinde und Blütenständen
gelten als probate Hausmittel gegen Erkältung, Nieren- und Blasenleiden sowie zur
Stärkung von Herz und Kreislauf und finden bis heute Anwendung.Als Faktoren
dieser Wirkung gilt das in den Früchten mit 180 mg/kg reichlich enthaltene Vitamin
C sowie Vitamin B, Fruchtsäuren, ätherische Öle, die auch in den Blüten enthalten
sind,
und
vor
allem
farbgebende
Anthocyanidine
(als
Glycoside
Sambucin,Sambicyanin, Chrysanthemin).
Dieses Antioxidans schützt die Zellmembranen vor Veränderungen
durch freie Radikale und verlangsamt so den Alterungsprozess derPflanzenzellen
wie auch der Zellen des menschlichen Konsumenten. Zusätzlich soll es einen
entzündungshemmenden und dadurch schmerzlindernden und fiebersenkenden
Effekt haben. Polyphenole, die aus den Früchten des schwarzen Holunders gewonnen
wurden, zeigten in einer Studie interessante zell- und gewebeschützende Effekte, die
die durch den oxidativen Stress bei diabetischer Stoffwechsellage entstandenen
Gefäßschäden reduzieren konnten.
Studien haben gezeigt, dass Holunder-Extrakte ein wirksames Mittel zur
Behandlung der Grippe sind.
Die ätherischen Öle mit ihren Aromakomplexen wirken leicht schweißtreibend und
schleimlösend. Auch bei Magenbeschwerden wird Holundertee in der
Hausmedizinerfolgreich angewendet. Die getrockneten Blüten werden als „Flores
Sambuci“ in Drogerien und Apotheken angeboten. Studien konnten auch diesen eine
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entzündungswidrige Wirkung nachweisen. Volkstümliche Anwendung finden neben
den Früchten und den Blüten des schwarzen Holunders bisweilen auch seine Blätter
(Folia Sambuci), diese werden bei rheumatischen Erkrankungen angewendet.
Die aus der volkstümlichen Überlieferung bekannte Verwendung von
Holunder als Heilpflanze bei Diabetes mellitus wurde in Studien in vitro
untersucht, dabei konnte eine insulinähnliche sowie die Sekretion von
Insulin stimulierende Wirkung nachgewiesen werden. Studiendaten
beim Menschen liegen hierzu nicht vor.
Die Früchte haben eine leicht abführende Wirkung.
Holunderöl wird durch Kaltpressung aus Samen gewonnen und findet in
Kosmetik, Pharmazie und Medizin Anwendung.
Die Beeren des Schwarzen Holunders enthalten den violetten Farbstoff Sambicyanin.
Dieses zu den sekundären Pflanzenstoffen gehörende Flavonoid befindet sich
überwiegend in den Schalen der Beeren (bis zu 60 %) und soll als Radikalfänger auch
das Risiko von Herz-/Kreislauferkrankungen und Krebs senken.
Weitere Verwendung:
Die Beeren wurden früher zum Färben von Haaren und Leder eingesetzt. Mit dem
Saft färbte man auch Rotwein, mit den Blüten wurde Weißwein fruchtig lieblicher
aromatisiert.
Nachdem sowohl die Konsumenten als auch die Lebensmittelindustrie inzwischen
höhere Ansprüche an Färbemittel und Farbstoffe stellen, gewinnt dieser natürliche
Farbstoff heute wieder an Wert. Er wird für Süßigkeiten und Molkereiprodukte in der
Lebensmittelindustrie sowie in der Textilindustrie verwendet.
Eine bekannte Zubereitungsform für die Blüten sind ausgebackene
Holunderblüten, die im deutschen Sprachraum als Hollerküchel, HolunderPfannekuchen, Holunderküchle oder Hollerschöberl bezeichnet werden.
Dabei werden die Schirmrispen in einen dünnflüssigen Teig aus Mehl, Eiern und
weiteren Zutaten, beispielsweise in Wein- oder Bierteig getaucht und anschließend in
der Pfanne gebacken oder frittiert.
Darüber hinaus werden die Blüten als geschmacksgebende Komponente für Getränke
verwendet. Besonders weit verbreitet sind Holunderlimonade bzw. -sirup und
Holundersekt.
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Die Blüten werden in eine Zuckerlösung gelegt und nach einigen Tagen abfiltriert. In
dieser Zeit hat die Zuckerlösung das Holunderblütenaroma angenommen. Es ist
ebenfalls möglich, aus dem Holunder einen (Wild-)Obstbrand herzustellen. Dabei
dürfen jedoch ausschließlich die vollständig reifen und schwarzen Beeren verwendet
werden, die vor dem Maischvorgang von den Dolden entfernt werden müssen.
Die Beeren müssen daher vor der Verarbeitung zu Gelee, Mus, Muttersaft
oder Obstwein erhitzt werden. In Norddeutschland kocht man aus den Beeren
eine Fliederbeersuppe; sie finden zum Backen Verwendung und kommen als Zutat in
Rote Grütze vor. Ebenfalls in Norddeutschland ist die Verwendung des eingedickten
Saftes aus den Früchten in Grog üblich (d. h. mit heißem Wasser und Rum gemischt).
Die Beeren lassen sich problemlos einfrieren. Der Saft ist in der gustatorischen
Wahrnehmung sehr aromatisch, aber säurearm und kaum süß. Daher wird er oft mit
Apfelsaft oder anderen süßen Fruchtsäften gemischt.
Der Likör namens Sambuca muss nicht immer Holunder enthalten.
ECHTER KÜMMEL (Carum carvi)
auch genannt: Wiesen-Kümmel, Gemeiner Kümmel - nicht zu verwechseln mit
Kreuzkümmel, Schwarzkümmel oder Königkümmel
Der Echte Kümmel ist eine zweijährige Halbrosettenpflanze mit Wurzelrübe.
Blütenökologisch handelt es sich um intensiv duftende „Nektar führende
Scheibenblumen“. Bestäuber sind Fliegen und Käfer. Die Früchte werden durch
Huftiere ausgebreitet; daneben erfolgt Zufallsausbreitung durch den Menschen. Die
Samen sind Lichtkeimer. Die Samenreife beginnt im Juni bis August.
Der Wiesen-Kümmel ist in Vorderasien und den Mittelmeerländern
beheimatet. Die Verbreitung erstreckt sich heute bis nach Europa und
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Sibirien. Wild wächst der Wiesen-Kümmel an Wegrändern und Wiesen. Er tritt in
kollinen, subalpinen bis alpinen Höhenstufen auf. Er ist Kennart der
pflanzensoziologischen Ordnung Arrhenatheretalia. In den Allgäuer Alpen steigt der
Wiesen-Kümmel im Tiroler Teil am Luxenacher Sattel bis in eine Höhenlage von
2070 Meter auf.
Kümmel ist eine sommergrüne, zweijährige krautige Pflanze und erreicht meist
Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimeter, unter günstigen Bedingungen auch bis zu 120
Zentimeter. Die Pflanze entwickelt eine rübenartige Wurzel. Der kahle Stängel ist
sparrig verzweigt.
Kümmelfrüchte wurden in Ausgrabungen von Pfahlbauten gefunden, die sich auf
3000 v. Chr. zurückdatieren lassen. Seine Verwendung in der Küche lässt sich bereits
in dem Apicius zugeschriebenen Kochbuch De re coquinaria nachweisen, das
wahrscheinlich im 3. Jahrhundert n. Chr. entstand. Von Plinius dem Älteren und
Pedanios Dioscurides wird der Kümmelanbau erwähnt.
Als Heilkraut:
Als Droge im pharmazeutischen Sinn dienen die getrockneten, reifen Früchte
kultivierter Sorten und das Kümmelöl.
Hauptwirkstoffe sind ätherische Öle mit Carvon als Hauptbestandteil und
Geruchsträger, das darin bisweilen zu weit über 50 % enthalten ist, daneben Limonen
(über 30 %), Phellandren und andere Monoterpene; Phenolcarbonsäuren, Flavonoide
und in Spuren Furocumarine.
Kümmel regt die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen an und hat beachtlich
blähungswidrige und krampflösende Eigenschaften. Man verwendet ihn bei
Verdauungsstörungen mit Blähungen und Völlegefühl, bei leichten Krämpfen im
Magen-, Darm- und Gallenbereich sowie bei nervösen Herz-Magen-Beschwerden.
Man nimmt die Kümmelsamen als Tee oder das ätherische Öl und seine
Zubereitungen, häufig kombiniert mit Fenchel oder Anis und Koriander
bzw. mit deren ätherischen Ölen.
Kümmel hat von diesen Drogen die stärkste krampflösende Wirkung. Für Kümmelöl
wurden antimikrobielle Eigenschaften nachgewiesen, so dass es sinnvoll auch in
Mundwässern und Zahnpasten enthalten ist. Das Kauen einiger Kümmelfrüchte soll
schlechten Mundgeruch verhindern.
Die Kümmelpflanze ist reich an ätherischen Ölen, insbesondere die Samen
enthalten mehr als 3 % ätherisches Öl, bei neueren Züchtungen kann der Anteil auf
7 % steigen. Sie können durch Wasserdampfdestillation ausgetrieben und durch
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anschließende Extraktion isoliert werden. Im ätherischen Öl stellt D-(+)-Carvon
neben D-(+)-Limonen den Hauptbestandteil dar. Außerdem sind Myrcen, αPhellandren, p-Cymol, β-Caryophyllen, cis- und trans-Carveol, cis- und transDihydrocarvon, trans-Dihydrocarveol, α- und β-Pinen, Fettsäuren und Gerbstoffe
enthalten. Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze beträgt 224,6 mg pro 100 g
Frischgewicht.
Die Pflanze gilt als wenig oder kaum giftig, aber hautreizend.
Hauptwirkstoffe sind das ätherische Öl mit Carvon als Hauptbestandteil neben
Limonen.
Die Hauptwirkung des ätherischen Öls besteht in einer Reizung der Haut. In der
Literatur sind mehrmals allergische Reaktionen durch Kümmelöl beschrieben
worden. In diesen Zusammenhang ist erwähnenswert, dass Kümmel auch natürliche
Pestizide enthält.
Vergiftungserscheinungen treten auch bei chronischem Missbrauch von
kümmelhaltigen Branntweinen auf, neben dem Einfluss des Alkohols kommen dabei
auch Schädigungen insbesondere der Leber durch Kümmelöl als Giftstoff in Betracht.
MARIENDISTEL (Silybum marianum)
auch genannt: Christi Krone, Donnerdistel, Fieberdistel, Frauendistel, Heilandsdistel,
Marienkörner oder Stechkörner
Die Mariendistel ist eine ein- bis zweijährige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 20 bis
150 cm erreicht.
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Sie ist vor allem im Mittelmeerraum verbreitet, sie kommt aber auch auf den
Kanaren, den Azoren und auf Madeira vor und reicht ostwärts bis Südrussland und
Iran. In Mitteleuropa ist sie mancherorts unbeständig verwildert. Sie ist in Nord- und
Südamerika sowie in Südaustralien als invasive Pflanze eingebürgert. Als Standort
werden Ruderalstandorte wie Schuttplätze, Wegränder, Viehweiden über meist
trockenen, steinigen Böden bevorzugt.
Der Name der Mariendistel entstammt einer alten Legende, nach der die weißen
Flecken auf ihren Blättern von der Milch der Jungfrau Maria stammen.
Als Heilkraut:
Der Wirkstoffkomplex Silibinin soll leberschützend (hepatoprotektiv), leberstärkend,
entgiftend sein und den Gallenfluss sowie die Zirkulation anregend wirken.
Lebervergiftungen (beispielsweise durch den Verzehr von Knollenblätterpilzen
hervorgerufen) sowie Hirnödeme können mit Silybin (synonym Silibinin, Silymarin
I), das aus den Früchten der Distel gewonnen wird, behandelt werden. Silymarin soll
die Struktur der äußeren Zellmembran der Hepatozyten derart verändern, dass
Lebergifte nicht in das Zellinnere eindringen können. Sie wirken
als Radikalfänger stabilisierend und schützen die Hepatozyten durch das
Verhindern der Membranlipid-Oxidation. Weiterhin hemmt Silychristin (syn.
Silymarin II) die Peroxidase und Lipogenase. Silymarin soll die Aktivität
der nukleolären Polymerase A stimulieren, so dass es zur gesteigerten ribosomalen
Proteinsynthese kommt. Dadurch soll die Regeneration der Leber erhöht werden.
Weitere Wirkstoffe der Pflanze sind: Bitterstoffe, biogene Amine, Gerbstoff,
Farbstoffe, in geringem Anteil auch ätherische Öle, unbekannte scharfe Substanzen
und Harze.
Weitere
Anwendungen: Gallenbeschwerden,
dyspeptische
Beschwerden,
Migräne, Reisekrankheit, evtl. Trigeminusneuralgie, Krampfadern, Pfortaderstauung.
Mariendistelfrüchte werden auch im Bereich der Nutztierfütterung eingesetzt, wobei
hier vor allem die lebertherapeutische Wirkung im Vordergrund steht.
Neuere Forschungsergebnisse:
Wissenschaftler vom Krebszentrum der Colorado State University haben 2011 eine
Studie veröffentlicht, wonach die Zufuhr von Mariendistel das Wachstum von
Lungenkrebs bei Mäusen verlangsamt. Außerdem verhindert der Wirkstoff Silibinin
das Eindringen von Lungenkrebszellen in andere Gewebe und ist damit wirksamer
als die gängigen Medikamente.
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MEISTERWURZ (Peucedanum ostruthium)
Die Meisterwurz ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis
100 Zentimetern erreicht. Sie strömt einen starken würzigen Geruch nach Möhren
und Sellerie aus.
Natürliche Vorkommen finden sich in den Pyrenäen. In Deutschland ist die
Meisterwurz ursprünglich nur in den bayrischen Alpen in Höhenlagen zwischen 1450
und 2100 Meter heimisch. Einzelne Vorkommen finden sich aber heute im Gesenke
und den Mittelgebirgen. In ganz Österreich ist die Meisterwurz verbreitet. Bei den
vereinzelten Vorkommen in Nordeuropa, einschließlich Island, Südeuropa und
Osteuropa ist unklar, ob diese natürlich sind. Sicher neophytische Vorkommen
finden sich in Nordamerika in Neufundland.
Meisterwurz ist auf Gebirgswiesen, steilen Hängen, Kar- und
Hochstaudenfluren, auf feuchten Schutthalden, in Lawinenrunsen, auf
Lägerfluren (wo Vieh lagert), im Grün-Erlengebüsch und Krummholz, auf
Rutschstellen in Wäldern, am Fuß von Felsen und an Bachufern innerhalb der Alpen
und Voralpen nicht selten. Er bevorzugt Kalk- und Urgestein in Höhenlagen zwischen
1400 bis 2700 Meter. In den Mittelgebirgen und im Flachland ist die Meisterwurz
selten und zumeist aus ehemaligen Kulturen verwildert.
Als Heilkraut:
Meisterwurz wird traditionell als Heilpflanze verwendet - war in der Antike aber
offenbar unbekannt. Hildegard von Bingen kannte zwar eine Heilpflanze, die
sie Astrencianennt, dabei könnte es sich aber ebenso gut um die Große Sterndolde
(Astrantia major) handeln. Im 16. Jahrhundert zumindest wurde der
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Meisterwurz Astrenz genannt,
Astrenz genannt wurde.
wohingegen
die
Große
Sterndolde Schwartz
Aus den Wurzeln wurden Pillen, Pulver, Dekokte, Aufgüsse oder Salben
gefertigt, die als Universalmittel bei Bronchialkatarrh, Asthma, Delirium
tremens, ansteckenden Krankheiten, Epilepsie, zur Wundbehandlung, bei
Magenbeschwerden, als Gegengift, bei Wassersucht oder Zahnschmerz verwendet
wurden. Meisterwurz war auch Bestandteil des Spiritus carminativus Sylvii. Auch im
Orvietan war sie enthalten, einem aus vierundfünfzig verschiedenen
Kräutern zusammengesetzten Allheilmittel. Aus ihr wird besonders in
Gebirgsgegenden Schnaps und auch Kräuterkäse hergestellt. In Tirol wurde zur
Weihnachtszeit die Stube mit der „Wurzel“ ausgeräuchert. Die „Wurzel“ diente zum
‚Vertreiben von Hexen‘.
GEMEINE NACHTKERZE (Oenothera biennis)
Die Gemeine Nachtkerze ist eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von
0,8 bis 1,8, bei idealem Standort bis zu 2 Meter erreicht.
Die ursprüngliche Heimat der Gemeinen Nachtkerze ist das östliche und zentrale
Nordamerika
Als Heilkraut:
Bereits die nordamerikanischen Ureinwohner verwendeten die zu Brei zerstampften
Samen der Gemeine Nachtkerze als Heilmittel.
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In der Naturheilkunde hat heute vor allem das Nachtkerzenöl eine
Bedeutung. Dieses aus den Samen gewonnene Öl wird zur Behandlung und zur
symptomatischen Erleichterung bei Neurodermitis innerlich eingesetzt. Es wird in
der Naturheilkunde außerdem bei Asthma, Heuschnupfen, Bluthochdruck, Migräne
und Rheumaangewendet. Das Nachtkerzenöl kann auch bei Menstruations- und
Wechseljahrsbeschwerden genutzt werden um die Symptome zu lindern. Ein weiteres
Einsatzgebiet stellt die Haustierpflege dar. Hautreizungen und Haarausfall können
bei Fellproblemen ebenfalls mit dem Öl behandelt werden.
Das Öl enthält große Mengen an Linolsäure, die im menschlichen Körper
in Gamma-Linolensäure umgewandelt wird. Aus ihr bildet der Körper über
weitere Zwischenschritte Prostaglandin E1. Aufgrund einer mangelhaften
Enzymaktivität der Delta-6-Desaturase soll bei Neurodermitikern ein Mangel an
Gamma-Linolensäure bestehen. Die im Nachtkerzenöl in einer Konzentration
zwischen 8 bis 14 % enthaltene Gamma-Linolensäure ermöglicht die vermehrte
Produktion des antiinflammatorisch wirksamen Prostaglandins E1 ohne Delta-6Desaturase-vermittelte
Umwandlung
der cis-Linolsäure
in
die
GammaLinolensäure. Da Nachtkerzenöl sehr teuer ist, wird als Ersatz zunehmend
Hanföl verwendet.
Nach einer Metaanalyse von über 27 Studien zur Wirksamkeit von
Nachtkerzenöl kommt die Cochrane Collaboration 2013 jedoch zur abschließenden
Bewertung, dass sowohl Nachtkerzenöl als auch das ebenfalls Gamma-Linolensäurereiche Borretschöl bei oraler Einnahme keinerlei über einen Placeboeffekt
hinausreichende Wirkung auf Ekzeme hat.
Weitere Verwendung:
Die Blätter und Wurzeln der Pflanze wurde von verschiedenen Stämmen der
amerikanischen Ureinwohner als Nahrungsmittel genutzt.
Im Volksmund wird die Nachtkerze auch „Schinkenwurz“ genannt, da sich
ihre Wurzeln beim Garen rötlich verfärben. Ihre weite Verbreitung in Europa ist vor
allem auf ihren im 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert häufigen Anbau als
Gemüsepflanze zurückzuführen. Alte Sprichwörter behaupteten, dass ein Pfund der
Nachtkerzenwurzel so viel Kraft gebe wie ein Zentner Ochsenfleisch. Die Gemeine
Nachtkerze zählt deshalb bis heute zu den typischen Pflanzenarten des
Bauerngartens, auch wenn sie heute nur noch als Zierpflanze angebaut wird.
Neben den rübenförmigen Pfahlwurzeln sind auch die Blätter, Blüten
und Samen essbar. Die Wurzeln kocht man wie Schwarzwurzeln oder Pastinaken
in Fleischbrühe; sie werden gelegentlich auch in Scheiben geschnitten und mit Essig
und Öl angemacht. Geerntet werden die Wurzeln vom Herbst des ersten Jahres
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(Rosettenstadium) bis zum Frühjahr. In der modernen Küche werden die
Blütenblätter gelegentlich als essbare Dekoration verwendet.
In einigen Regionen wie beispielsweise in Masuren verwendete man die
Wurzeln und Blätter auch als Schweinefutter.
Das Nachtkerzenöl findet aufgrund seiner Wirkungen auch Verwendung als Wirkstoff
und Additiv in Kosmetikartikeln, speziell in Hautcremes. Die Inhaltsstoffe
wirken hier vor allem bei reizempfindlicher Haut beruhigend und können
dementsprechend vor allem bei trockener, schuppiger und juckender Haut
pharmazeutisch verwendet werden.
ECHTE NELKENWURZ (Geum urbanum)
Die Echte Nelkenwurz wächst als ausdauernde, immergrüne, krautige Pflanze, die
Wuchshöhen von etwa 30 bis 120 cm erreicht.
Sie hat native Vorkommen in Nordafrika, im gemäßigten Asien und in Europa.
In Deutschland ist die Echte Nelkenwurz gemein in allen Bundesländern zu
finden. Die Vorkommen in Österreich gelten in allen Bundesländern als häufig. In der
Schweiz ist die Echte Nelkenwurz außer in Hochgebirgslagen ebenfalls verbreitet bis
(insbesondere im Nordwesten) häufig. Eingebürgert gilt die Echte Nelkenwurz in
Australien und Neuseeland.
Als Heilkraut:
Im Altertum wurde die Echte Nelkenwurz als Heilpflanze verwendet. Plinius empfahl
sie gegen Brustbeschwerden, für die hl. Hildegard war sie ein probates
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Aphrodisiakum. Im Mittelalter wurde sie beispielsweise bei Gelbsucht, Wassersucht
und Unterleibskoliken eingesetzt. Bei Kräuterpfarrer Künzle kam die Echte
Nelkenwurz bei Gehirnhautentzündung, Blasenschwäche oder Zahnweh zum Einsatz.
In der Homöopathie wird sie bei Entzündungen von Harnblase und Harnröhre
verwendet.
Als Heildroge dienen die getrockneten Wurzeln und die Rhizome.
Wirkstoffe sind: Gerbstoffe, vorwiegend Gallotannine; ätherisches Öl mit einem
hohen Gehalt an Eugenol, das beim Trocknen der Pflanze aus Gein entsteht,
Myrtananal und Myrtanol. Die Zuckerkomponente ist Vicianose, ein Disaccharid aus
Glucose und Arabinose.
Anwendungen:
Die Droge wird heute noch gelegentlich in der Volksheilkunde genutzt. Im
Vordergrund steht die Gerbstoffwirkung, die durch die antiseptischen Eigenschaften
des Eugenols unterstützt wird. Die Anwendung erfolgt bei Durchfall,
Verdauungsbeschwerden, als Gurgelmittel bei Entzündungen der Mund- und
Rachenschleimhaut, als Badezusatz bei Frostbeulen und bei Hämorrhoiden, und bei
Hauterkrankungen als Umschlag oder als Waschung.
Weitere Verwendung:
Die Nelkenwurz dient auch zur Aromatisierung von Likör (Benediktiner) sowie in
der Kosmetik als Zusatz zu Zahnpasten und Mundwässern.
Früher wurde das Rhizom zur Aromatisierung von Wein und Bier verwendet. Diese
Zugabe wurde auch als geeignetes Mittel gesehen, einer möglichen Versäuerung
entgegenzuwirken. Junge Blätter können als Mischgemüse und Salat verwendet
werden.
Aufgrund des starken Duftes wurde der Echten Nelkenwurz eine
antidämonische Wirkung zugesprochen. So wurde das pulverisierte Rhizom
dem Malefizpulver zugesetzt, ein Mittel gegen Hexen und Teufel.
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SONNENHUT (Echinacea)
Echinacea-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen, die je nach Art meist
Wuchshöhen von bis zu 140 cm erreichen. Alle Arten haben ihre Heimat nur im
östlichen und zentralen Nordamerika.
Die Erstveröffentlichung des Gattungsnamens Echinacea erfolgte 1794 durch Conrad
Moench in Methodus plantas horti botanici et agri Marburgensis.
Als Heilkraut:
Der Sonnenhut ist als alte Heilpflanze bekannt. Schon die Indianer Nordamerikas
nutzten angeblich den Sonnenhut als Heilpflanze gegen Husten, Halsschmerzen
und Mandelentzündung. Heute wird er zur Unterstützung bei Atemwegs- oder
Harnwegs-Infekten sowie äußerlich bei schlecht heilenden Wunden eingesetzt.
Dabei finden vor allem die Arten Echinacea purpurea, pallida und angustifolia
Verwendung. Die medizinische Wirkung ist in der Wissenschaft umstritten;
verschiedene Studien und Metastudien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Beim Purpur-Sonnenhut wird der ausgepresste Saft der oberirdischen
Pflanzenteile (Echinaceae purpureae herba) oder die Zubereitung als
Tee verwendet.
Aus einigen Sonnenhutarten gewonnene Medikamente wirken möglicherweise
stimulierend auf das Immunsystem. Dies soll durch die Beeinflussung der Aktivität
der bakteriellen Gewebe-Hyaluronidase geschehen.
Im Handel sind zahlreiche Fertig-Arzneimittel erhältlich.
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GEMEINE WEGWARTE (Cichorium intybus)
auch genannt: Zichorie
Die Gemeine Wegwarte ist eine ausdauernde, krautige Pflanze (Hemikryptophyt), die
Wuchshöhen von 30 bis 140 cm erreicht.
Sie ist in Europa, Westasien und Nordwestafrika heimisch, daneben wurde sie in
Afrika, Nord- und Südamerika eingeschleppt. In Mitteleuropa wächst sie in Weiden,
auf Ruderalstellen und Äckern. Entlang von Wegen und Straßen siedelt sie
charakteristisch in Wegrand- und Trittpflanzengesellschaften.In China und den USA
wird die Pflanze – auch transgene Formen – kommerziell als Futterpflanze angebaut.
Sie kommt vorwiegend auf frischen bis eher trockenen, nährstoffreichen Böden vor
und erträgt auch einen gewissen Salzgehalt. Sie gilt als eine Pionierpflanze und ist ein
Tiefwurzler. Die Vertikalverbreitung reicht bis in die montane Höhenstufe auf 1500
m.
Als Heilkraut:
Diese Pflanzenart wird seit spätestens dem Mittelalter zur Arzneimittelherstellung
genutzt. Sie ist möglicherweise unter dem Namen solsequium eine der Pflanzen aus
der Landgüterverordnung Karls des Großen (der Name ist nicht eindeutig und wurde
auch für Ringelblume, Löwenzahn und Johanniskraut verwandt).
Paracelsus empfiehlt sie bereits als schweißtreibend, Kneipp bei MagenDarm- und Lebererkrankungen.
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In der Pflanzenheilkunde wird sie zur Stimulierung und zur Heilung von Milz, Leber
und Galle eingesetzt, wird aber auch zur allgemeinen Reinigung bei Hautkrankheiten
und Ekzemen angewendet.
Aus Kampanien und Kalabrien stammt die traditionelle Verwendung der Wildform
als Salat oder Gemüse. Sie wird hier cicoria selvatica („Wildzichorie“) oder cicoria
verde („Grüne Zichorie“) genannt.
Volkstümliche Anwendungen umfassen Appetitanregung (ganze Pflanze),
Stimulierung der Sekretion von Verdauungssäften und abführende Wirkungen. Bei
der Appetit- und Verdauungsanregung dürften die bitteren Guajanolide wirksam
sein. Bei anderen Anwendungsgebieten ist die Wirksamkeit wenig belegt. Eine neuere
Studie will jedoch die aus traditioneller Anwendung bekannten sedativen,
psychorelaxierenden und streßeffekt-reduzierenden Wirkungen von Cichorium
intybus ssp. silvestre bestätigt haben. Zusammenfassend schreib Gerhard Madaus
1938: "Wegen seiner umfassenden Wirksamkeit und Zuverlässigkeit wird Cichorium
... zu den wichtigsten Pflanzenheilmitteln gezählt".
Die Gemeine Wegwarte war 2005 „Gemüse des Jahres“ und 2009 „Blume des
Jahres“ in Deutschland.
Weitere Verwendung:
Die Wurzelzichorie wurde geröstet zunächst dem Bohnenkaffee zugesetzt, um diesem
mehr Farbe und Bitterkeit zu verleihen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie
auch allein als Kaffeegetränk („Ersatzkaffee“) verwendet. Als Erfinder
des Zichorienkaffees (→ Muckefuck) gelten der kurhannoversche Offizier
Christian von Heine aus Holzminden und der Braunschweiger Gastwirt Christian
Gottlieb Förster († um 1801), die um 1769/70 Konzessionen für den Betrieb von
Zichorienfabriken in Braunschweig und Berlin erhielten. Gefördert wurde der Anbau
etwa durch Friedrich den Großen.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Wurzelzichorie weit verbreitet angebaut, heute
spielt sie jedoch im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Nutzung als
Kaffeegetränk keine große wirtschaftliche Rolle mehr; das bekannteste
Handelsprodukt mit einem Anteil an Wurzelzichorie unter seinen Inhaltsstoffen ist
Caro-Kaffee. Gleichwohl erlebt ihr Anbau gegenwärtig eine Renaissance, da aus
Wurzelzichorie der von der Lebensmittelindustrie vermehrt für sogenannten
Functional Food eingesetzte, präbiotische Ballaststoff Inulin gewonnen wird.
Vor allem aus dem ausgehenden Mittelalter sind viele Mythen bekannt,
die der Wegwarte unglaubliche Zauberkräfte, vor allem im Liebeszauber,
zuschreiben.
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Sie soll den Träger der (nach einem bestimmten Ritus ausgegrabenen) Pflanze im
Kampf unbesiegbar und allgemein unverwundbar machen. Andere Mythen lauten
dahingehend, dass eine Wegwarte unter dem Kopfkissen der Jungfrau im Traum den
zukünftigen Ehemann erscheinen lässt. Wird die Pflanze am Peterstag mit einem
Hirschgeweih ausgegraben, dann kann man einem anderen Aberglauben zufolge jede
Person betören, die man damit berührt.
Eine Quelle führt eine alte Sage an, nach der die Blüten der Wegwarte die blauen
Augen eines verwandelten Burgfräuleins seien, das am Wege vergeblich auf die
Rückkehr ihres Geliebten vom Kreuzzug in das Heilige Land wartet.
WEIßDORN (Crataegus)
auch genannt: Hagedorn, Heckendorn, Weißheckdorn, Christdorn, Hagapfel, Hagäpfli,
Heinzelmännerchen, Mehlbeerbaum, Mehlbeere (nicht zu verwechseln mit den
eigentlichen Mehlbeeren Sorbus spec.), Mehldorn, Mehlkübeli, Mehlfässel, Mehlfässl,
Mehlfässchen, Mehlwieken, Wibelken, Wubbelken, Wyßdorn, Zaundorn. Rotblühende
Exemplare werden landläufig – besonders im Gartenbau – auch Rotdorn genannt.
Weißdorne finden sich in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel in Wäldern
und Gebüschen, kultiviert auch in Parks und Gärten. Sie sind sommergrüne
Sträucher oder kleine, rundkronige Bäume, die dicht verzweigt und normalerweise
dornig sind.
Die mitteleuropäischen Weißdornarten sind sich sehr ähnlich.
Sie lieben Sonnenlicht, gedeihen aber auch gut im Halbschatten und kommen in
Hecken, Gebüschen, lichten Laub- und Kiefernwäldern sowie Gärten und Parks vor.
Sie wachsen als Sträucher oder kleine Bäume, können mehrere Meter hoch sowie bis
zu 500 Jahre alt werden und sind stets mit bis zu 2,5 cm langen Dornen bewehrt.
Weißdorne beherbergen 54 Arten von Schmetterlingsraupen.
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Als Heilkraut:
Als Heilmittel wird der Weißdorn im europäischen Kulturraum erstmals im 1.
Jahrhundert nach Christus von Pedanios Dioscurides erwähnt. Die Verwendung von
Heilkräutern wie Weißdorn ist aber auch Bestandteil der Traditionellen
Chinesischen Medizin. Auch von Indianerstämmen in Amerika ist bekannt, dass
sie Weißdorn verwendeten.
In der Pflanzenheilkunde werden verwendet: die ganzen oder geschnittenen Blüten
tragenden Zweige (crataegi folium cum flore). Die Inhaltsstoffe der Scheinfrüchte
(crataegi fructus) sind oligomere Procyanidine (OPC), glykosidische Flavone wie
Vitexin und Vitexin-rhamnosid sowie glykosidische Flavonole wie Rutin und
Hyperosid; außerdem finden sich mit einem Gehalt von 0,5 bis 1 % Gerbstoffe.
Haupt-Indikation ist die chronische Myokardinsuffizienz mit daraus
resultierendem zu niedrigem Blutdruck in den Stadien I und II nach
Definition der New York Heart Association (NYHA). (volkstümlich finden WeißdornBlätter mit Blüten aber auch breitere Anwendung – zum Beispiel bei Nervosität)
Weißdorn steigert einerseits die Kontraktionskraft des Herzens, man spricht hier von
einem positiv inotropen Effekt, andererseits erweitert er die Gefäße, insbesondere
Herzkranzgefäße, und verbessert so die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels.
Viele Herzerkrankungen sind
Herzmuskels zurückzuführen.
auf
einen
Sauerstoffmangel
des
Insbesondere
Angina
Pectoris
und
der
Herzinfarkt
gelten
als
Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Die Wirkung ist also einerseits teilweise
mit Digitalis (positiv inotrop), andererseits mit einem ACE-Hemmer
(gefäßerweiternd und darum durchblutungsfördernd) vergleichbar, allerdings über
völlig andere Wirkmechanismen und bei anscheinend viel besserer Verträglichkeit,
da die unerwünschten Wirkungen (u.a. Kumulierung) der Herzglykoside entfallen.
Die Wirkung beruht hauptsächlich auf oligomeren Proanthocyanidinen (OPC) und
tritt im Vergleich zu anderen herzwirksamen Substanzen verzögert ein. Zur
Herstellung werden die Enden der Zweige mit den Blüten und Blättern abgeschnitten
und getrocknet, um daraus Fertigpräparate oder Tee herzustellen. Der Weißdorn
wurde im Jahre 1990 zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
In der Homöopathie wird Crataegus gelegentlich bei Herzinsuffizienz und
Pulsunregelmäßigkeit mit Schmerz unter dem linken Schlüsselbein, brennendem
Ausschlag und Verschlimmerung durch Wärme verwendet.
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Weitere Verwendung:
Vom Weißdorn sind vielerlei mythische und rituelle Bedeutungen aus
unterschiedlichen Epochen überliefert. Die verschiedenen Namen resultieren aus
seiner Verwendung als Heckenpflanze zur Abgrenzung von Grundstücken und aus
seiner Kraft, böse Geister abzuwehren oder vor Verhexung zu schützen. In der
römischen Antike war er dem Ianus heilig. Ein in das Fenster gestellter Zweig des
Weißdorns schützte Kinder vor den nächtlichen Strigen. Außerdem gilt er als
Wohnung der Elfen, weshalb man in Deutschland zu früheren Zeiten Stofffetzen und
Haar in die Äste des Weißdorn flocht, da das die Elfen veranlassen sollte, gute Taten
am Spender zu vollbringen. Kinderwiegen aus Weißdorn sollen verhindern, dass
Kinder von bösen Feen ausgetauscht werden.
Quellennachweis
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www.soulOcean.de
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