schul - Bundesverband deutscher Banken

Werbung
schul|bank Ausgabe 03
2014
Wirtschaft für den Unterricht
Arbeitsmarkt
Schattenwirtschaft rückläufig
S. 2
Geldvermögen
Deutsche Anleger sind risikoscheu
S. 3
Bankenspiel
Foto: Rainer Sturm (Pixelio)
Finalisten von SCHUL/BANKER stehen fest S. 6
Öffentliche Finanzen
Kommunen investieren mehr, aber nicht genug
Die Finanzlage der Kommunen hat sich aufgrund steigender
chen müssen. Die Bedingungen für eine Darlehensaufnahme
Steuereinnahmen zwar weiter entspannt, doch bleibt sie in
werden weiterhin als gut eingeschätzt. Dennoch zeigen viele
vielen Gemeinden unbefriedigend.
Städte ein wachsendes Interesse daran, ihre Finanzierung auch
über Anleihen zu steuern.
Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts haben
die Gemeinden das vergangene Jahr mit einem Überschuss von
Investitionsstau wird nicht aufgelöst
rund 4 Milliarden Euro abgeschlossen, nachdem es 2012 sogar
Trotz der höheren Steuereinnahmen geben sich viele Städte
5,2 Milliarden Euro waren. Ende September 2013 betrug die
und Gemeinden weiter skeptisch, was ihre finanzielle Lage
kommunale Gesamtverschuldung damit knapp 128 Milliarden
anbelangt. Das geht aus der jüngsten Umfrage der staatlichen
Euro (Kernhaushalte ohne Stadtstaaten), davon waren rund
Förderbank KfW unter 246 kommunalen Finanzfachleuten
38 Prozent kurzfristige Kassenkredite. Durch die gestiegenen
hervor. 55 Prozent der befragten Kämmerer schätzte die jewei-
Einnahmen vieler Kommunen hat sich das Wachstum dieser
lige Finanzierungssituation als „bestenfalls ausreichend“ ein,
Kassenkredite mit plus 2 bis 3 Prozent zuletzt deutlich abge-
knapp die Hälfte bezeichnete die Aussichten für die kommen-
schwächt.
den sechs Monate als „eher nachteilig“ oder „sehr nachteilig“.
Folglich ist auch nur ein Teil der deutschen Städte und bereit,
Kassenkredite sind mit dem Dispositionskredit von Privatperso-
wieder mehr zu investieren. Insgesamt, so die KfW-Forscher,
nen vergleichbar und dienen eigentlich dem Zweck, Zahlungs-
reiche der Anstieg des kommunalen Investitionsvolumens,
schwankungen auszugleichen. Inzwischen aber werden sie von
der für dieses Jahr auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt
den Kommunen eher als Dauerlösung zur Finanzierung vieler
wird, nicht aus, um den auf 128 Milliarden Euro bezifferten In-
Verwaltungsaufgaben genutzt. Auch zukünftig dürften sie zu
vestitionsstau der Städte und Gemeinden spürbar abzubauen.
diesem Zweck eingesetzt werden, weswegen sich die Kom-
Vielmehr gehe der Vermögensverzehr auf kommunaler Ebene
munen nach wie vor keine Sorgen um eine Kreditklemme ma-
weiter.
Arbeitsmarkt
lichen Teil im privaten Umfeld stattfindet, so erwarten die
Schattenwirtschaft rückläufig
Forscher allerdings negative Auswirkungen durch einige
Reformvorhaben der großen Koalition. Sowohl der flächen-
Erfreuliche Entwicklung: Die Schattenwirtschaft in Deutschland
deckende Mindestlohn als auch die leicht steigenden Sozial-
ist zuletzt deutlich geschrumpft. Hält dieser Trend an?
versicherungsbeiträge könnten die Schwarzarbeit attraktiver
machen, so die Befürchtung.
Die gute Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre und
die Rekordbeschäftigung haben entscheidend dazu beigetra-
Schattenwirtschaft in Deutschland rückläufig
gen, dass die Schwarzarbeit in Deutschland nach Berechnun-
in Prozent des BIP 1)
gen der Universität Linz und des Tübinger Instituts für Ange-
17,2
wandte Wirtschaftsforschung (IAW) deutlich zurückgegangen
ist. Machte sie im Jahr 2009 noch 14,8 Prozent des Bruttoin-
17
landsproduktes (BIP) aus, was einem Umsatz von 352 Milliarden Euro entsprach, so prognostizieren die Forscher für das
16
Volumen
2014
33 Mrd. €
Volumen
15
241 Mrd. €
laufende Jahr nur noch einen Wert von 12,2 Prozent des BIP.
Im Vergleich zu anderen Industrieländern liegt Deutschland
15
damit im Mittelfeld. In den südeuropäischen Ländern macht
die Schattenwirtschaft laut der Studie 18 bis 24 Prozent des BIP
14
aus. In Österreich, der Schweiz und den USA hingegen ist der
13,0
Anteil kleiner als 10 Prozent.
13
12,2
Schwarzarbeit künftig wieder attraktiver?
12
Bei den Zahlen handelt es sich um ungefähre Angaben, die
das Ergebnis einer Modellberechnung sind, in die Faktoren
11
wie die Steuerbelastung, die Höhe der Sozialbeiträge oder
15
die Arbeitsmarktentwicklung einfließen. Was die künftige

0,2

die
2014
Quelle: F.A.Z.
Entwicklung der Schwarzarbeit angeht, die zu einem erheb-
sind
2003
durch-
ben des Statistischen Bundesamtes eine Verdienstzunahme
schnittlichen Reallöh-
von 1,3 Prozent und ein Preisanstieg von 1,5 Prozent.
ne der Beschäftigten
Eine Ursache für den Reallohnverlust war der Rückgang
in Deutschland 2013 gesunken, nachdem sie in den vorheri-
der häufig erfolgsabhängigen Sonderzahlungen wie Weih-
gen drei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils zugelegt hat-
nachtsgeld oder Boni. Wegen der schwachen Konjunktur
ten. Hinter diesem leichten Minus verbergen sich nach Anga-
seien diese nur knapp ausgefallen.
Lektüre-Tipp:
Das Wirtschafts-Buch
Verlag Dorling Kindersley, München 2013, 352 Seiten, 24,5 Euro.
Ein graphisch und inhaltlich äußerst ansprechendes Kom-
lichen Kontext auszublenden. Besonders lobenswert ist,
pendium, das einen schnellen Zugang zur bunten Welt der
dass Bezüge zwischen den einzelnen Kapiteln dargestellt
ökonomischen Theorien ermöglicht. Das chronologisch an-
und Querverweise zu ähnlichen Denkern aufgeführt wer-
geordnete Werk zeichnet sich vor allem durch seine Über-
den. Bunte Diagramme, kurze Textzitate, Eckdaten, knappe
sichtlichkeit und durch seinen Anspruch aus, Wirtschaftsge-
Zusammenfassungen der historischen Hintergründe werten
schichte als eine anregende Ideengeschichte zu erzählen,
das Buch zusätzlich auf. An manchen Stellen hätte aller-
ohne den jeweiligen politischen, sozialen und gesellschaft-
dings noch mehr Erklärungsbedarf bestanden.
2
Finanzmärkte im Blick
Anleihenmarkt erklären Teilnehmer diese Entwicklung mit
Krimkrise sorgt für Unsicherheit
den unterschiedlichen Aussichten für die Konjunktur und die
Geldpolitik auf den beiden Seiten des Atlantiks. Auch wenn
Die anhaltende Krim-Krise hat sich auch auf die Aktienmärkte
in den vergangenen Wochen viele Konjunkturindikatoren
in Europa und in den USA ausgewirkt und den Dax zeitweilig
aus den USA wegen der wirtschaftlichen Folgen des strengen
auf den tiefsten Stand des Jahres gedrückt. Deutsche Aktien ste-
Winterwetters enttäuscht haben, erwarten viele Marktteil-
hen vor allem deshalb im Blickpunkt, weil hiesige Firmen von
nehmer eine weitere Belebung
einer Verschlechterung der Beziehungen zu Russland besonders
der amerikanischen Wirtschaft
Viele Marktteilnehmer
stark betroffen wären. Die Investoren mussten schon in der ers-
und in ihrer Folge steigende
erwarten eine weitere
ten Märzhälfte befürchten, dass die Besetzung der ukrainischen
Renditen amerikanischer An-
Halbinsel Krim zu Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland
leihen. Die Wirtschaft in Euro-
Belebung der amerika­
führt, das dann seinerseits mit Handelseinschränkungen reagie-
pa hingegen dürfte langsamer
ren dürfte. Leidtragende wären jene Unternehmen, für die Russ-
wachsen. Daraus leiten Markt-
land ein wichtiger Absatzmarkt ist. Die Anleger bleiben auf der
teilnehmer auch die Folgerung ab, dass die Fed ihre Leitzinsen
Hut, auch wenn die meisten Experten eine Krise der Weltwirt-
eher erhöhen wird als die Europäische Zentralbank. Da nicht
schaft und damit einen Börsencrash (noch) nicht voraussehen.
wenige Experten die Gefahr einer Deflation im Euroraum he-
nischen Wirtschaft. «
raufbeschwören, könnte sogar eine weitere Lockerung der
Derweil hat der Renditeabstand zwischen zehnjährigen Bun-
Geldpolitik durch die EZB ein plausibles Szenario sein – auch
desanleihen (1,64 Prozent) und zehnjährigen Staatsanleihen
wenn sie Anfang März auf diesen Schritt zunächst verzichtet
der Vereinigten Staaten (2,79 Prozent) in der ersten März-
und zur Begründung auf das – wenn auch bisher schwächli-
hälfte den höchsten Stand seit mehreren Jahren erreicht. Am
che – Wirtschaftswachstum im Euroraum verwiesen hat.
Geldvermögen
Sicher angelegt
Deutsche Anleger sind risikoscheu
Das Geldvermögen der Deutschen
Verteilung auf Anlageformen in Prozent
Die deutschen Anleger scheuen das Risiko: Eher nehmen sie
4,3 Festverzinsliche
einen realen Wertverlust in Kauf, als dass sie ins Ungewisse
gehen.
5,5 Aktien
40,5Bargeld und
Die Deutsche Bundesbank attestiert den deutschen Anlegern
Einlagen
8,7 Fonds
eine deutliche Risikoaversion, da sie in erster Linie auf Sicherheit aus seien. Auch eine negative Rendite, die sich daraus er-
Gesamt:
5.070
Mrd. Euro
gibt, dass die Zinsen niedriger als die Inflationsrate sind, habe
keine abschreckende Wirkung. Die Zahlen scheinen diesen
30,2Ansprüche aus
Versicherungen
Eindruck zu bestätigen: Zum Ende des dritten Quartals 2013
4,6Sonstige
verfügten die Deutschen über 5,07 Billionen Euro Geldvermögen, wovon allein 2,05 Billionen auf Bargeld und zinslose
6,2Ansprüche aus
bzw. niedrigverzinste Einlagen entfallen. Dieser Bestand ist in
Pensionsrück­stellungen
den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Aktien­
Quelle: Deutsche Bundesbank.
bestände hingegen werden seit zwei Jahren abgebaut; gegenwärtig besitzen die Deutschen nur noch Aktien im Gegenwert
von rund 280 Milliarden Euro. Immerhin enthalten viele Fonds
konnten. Bei einem durchschnittlichen Festgeldzins von 0,7
Aktien, so dass diese Anlageprodukte mit einem Volumen von
Prozent und einer Inflationsrate von 1,3 Prozent haben sie
440 Milliarden Euro das Bild etwas aufhellen.
stattdessen einen Vermögensverlust in Kauf genommen. Dabei sollte die in Umfragen nachgewiesene Furcht vieler Men-
Vermögensverluste
schen vor einer möglichen Altersarmut Anlass dazu geben,
Dennoch: Das geringe Investment in Aktien ist verantwortlich
das Vermögensportfolio breiter zu streuen, um so eine realis-
dafür, dass viele Anleger von der guten Entwicklung an
tische Chance zu haben, zumindest eine Rendite in Höhe des
den Börsen in den vergangenen zwei Jahren kaum profitieren
Inflationsausgleichs zu erzielen.

bankenverband
Im Fokus
Länderstudie
Im Fokus: Türkei – Ende der Erfolgsgeschichte?
Die türkische Wirtschaft hat eine goldene Dekade hinter sich.
Inzwischen aber hat das Wirtschaftswachstum deutlich nachgelassen und die türkische Lira erheblich an Wert verloren.
Foto: Bildpixel (Pixelio)
Politische Instabilitäten tragen mit dazu bei, dass hinter der
weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ein großes Fragezeichen steht.
Kein anderes Land im Nahen Osten hat in den vergangenen
Jahren eine derartige wirtschaftliche Erfolgsgeschichte aufzuweisen wie die Türkei. Das Bruttoinlandsprodukt stieg seit dem
das Land ein beständiges Leistungsbilanzdefizit auf und ist da-
Jahr 2000 im Durchschnitt um sechs Prozent und hat sich mitt-
mit abhängig von ausländischen Kapitalzuflüssen, die umso
lerweile mehr als verdreifacht. In den Jahren 2010 und 2011
teurer werden, je schwächer die eigene Währung ist. Ursäch-
konnte das Land am Bosporus mit einem BIP von 9,2 und 8,8
lich für das Defizit in der Leistungsbilanz ist die hohe Abhän-
Prozent sogar das weltweit zweitgrößte Wirtschaftswachstum
gigkeit der Industrie von Energie, Rohstoffen und halbfertigen
nach China erzielen.
Industrieprodukten. Die türkische Regierung plant diverse
Maßnahmen und Reformen, um dieses chronisch hohe Defizit
Die türkische Erfolgsgeschichte
zu reduzieren. Dazu gehört einerseits die Verringerung ihrer
Der wirtschaftliche Aufstieg der Türkei ist eng mit der Regie-
(Energie-) Importabhängigkeit u.a. durch die verstärkte Nut-
rungsübernahme durch die AKP im Jahre 2002 und mit dem
zung von erneuerbaren Energien, andererseits die Förderung
Namen des türkischen Premierministers Erdogan verknüpft. Die
ihrer Exportwirtschaft.
AKP öffnete das Land der Globalisierung wie keine andere Regierung zuvor. Stabile politische Verhältnisse, massive Investiti-
Verschuldung der Bevölkerung
onen in die Infrastruktur, Wirtschaftsreformen, niedrige Löhne
Ein wichtiges Thema ist auch die Stärkung der im internatio­
und eine aktive Privatisierungspolitik zogen Investoren aus aller
nalen Vergleich sehr niedrigen nationalen Sparquote. Mit der
Welt an. Ergebnis: Seit 2002 hat sich das durchschnittliche Pro-
Förderung von Spareinlagen im privaten Rentenversicherungs­
Kopf-Einkommen der Türken nicht nur verdreifacht; insbeson-
system sowie der Einschränkung des stark ausgeprägten kre-
dere der Mittelstand in Anatolien hat vom wirtschaftlichen Auf-
ditfinanzierten Privatkonsums versucht die Regierung, das
schwung profitiert. Der Export hat in diesem Zeitraum deutlich
Sparbewusstsein in der Bevölkerung zu erhöhen. Denn in der
zugenommen, und zwar nicht nur nach Europa, sondern in alle
Tat gehört es in der Türkei zum Volkssport, auf Pump zu kon-
Richtungen: Vor allem der Handel mit den Staaten im Nahen
sumieren, was den Import von Waren befeuert. Nahezu jeder
Osten und in Vorderasien ist überproportional gewachsen.
türkische Bürger hat mehr als nur eine Kreditkarte. Es gibt
kaum ein Produkt, das nicht auf Raten gekauft werden kann,
Zugleich ist viel ausländisches Kapital in das Land geflossen.
und kaum eine Firma, die keine Ratenzahlung anbietet – nicht
So zählte allein die deutsch-türkische Handelskammer in Is-
nur bei Autos oder Häusern, sondern auch bei Kleinstbeträgen.
tanbul in den vergangenen zehn Jahren 4.000 Firmengründungen in der Türkei, an denen deutsches Kapital beteiligt
Vor allem die noch immer geringen Einkommen und die hohen
war. Allerdings war der Kapitalimport nicht nur der Politik Er-
Lebenshaltungskosten treiben immer mehr Türken in die Schul-
dogans geschuldet, sondern auch der Niedrigzinspolitik der
denfalle. Laut dem Risikozentrum der Türkischen Bankenverei-
US-Notenbank, die in den vergangenen zehn Jahren rund 400
nigung (TBB) haben seit 2009 mehr als eine Million Bürger ihre
Milliarden Dollar in die Türkei strömen ließ.
Verbraucherkredite nicht zurückgezahlt. 42 Prozent der Konsumentenkredite werden von Menschen getragen, die weniger als
Strukturschwächen der Wirtschaft
700 Euro im Monat verdienen. Die Zahl der risikoreichen Kredit-
Zieht ein Land mehr ausländisches Kapital an, als es selbst
nehmer dürfte weiterhin zunehmen, so die Sorge der Experten.
im Ausland investiert, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass
die Leistungsbilanz negativ sein muss, die Güterimporte also
Ende der Wachstumsrekorde
höher sind als die Exporte. Dies trifft auch auf die Türkei zu.
In den letzten ein, zwei Jahren ist die türkische Volkswirt-
Denn trotz in der Vergangenheit gestiegener Exporte weist
schaft aus zwei Richtungen unter Zugzwang gekommen: Ei
Im Fokus
nerseits wurde die Wachstumsdynamik der Vorjahre dadurch
droht, weil sich die meist kurzläufigen Kredite wegen des Lira-
gedämpft, dass die Exportwirtschaft im Zuge der Krise im
Verfalls täglich verteuern. Klar ist: Die ausländischen Kredite
Euro-Raum einen starken Rückgang der Nachfrage aus wichti-
haben den Boom nicht nur angeheizt, sondern die türkische
gen Absatzmärkten verzeichnen musste. Zum anderen hat der
Wirtschaft auch verletzlich gemacht. Bleibt das ausländische
private Konsum als eigentlicher Motor der türkischen Wirt-
Kapital fern bzw. wird es abgezogen, ist ein kreditfinanzier-
schaft zu stottern begonnen. Die zunehmende Verschuldung
tes Wachstum nicht nur unmöglich, sondern die bestehenden
der Verbraucher fordert ihren Tribut; die jüngste Leitzinserhö-
Schulden können nicht refinanziert werden, insbesondere
hung der Zentralbank treibt die Zinsen für Immobilien-, Kfz-
wenn das Zinsniveau steigt, was in der Türkei der Fall ist.
und Verbraucherkredite in die Höhe. Zudem sorgen höhere
Inflationsraten dafür, dass das Realeinkommen sinkt. Die Ver-
Kapitalabzug und Lira-Verfall
braucher sehen sich gegenwärtig mit Preiserhöhungen kon-
Der Kapitalabzug, dem die Türkei seit einem knappen Jahr
frontiert, wie sie sie seit Jahren nicht mehr gewohnt sind.
ausgesetzt ist, betrifft auch andere Schwellenländer und steht
in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Ankündi-
Inzwischen hat sich das Wirtschaftswachstum deutlich abge-
gung der amerikanischen Notenbank Fed vom Mai 2013, dem
schwächt, betrug 2012 nur noch 2,2 Prozent und dürfte 2013
Markt zukünftig weniger Liquidität zur Verfügung zu stellen.
dank erneuter massiver staatlicher Investitionen bei 3,5 Pro-
Seit diesem Zeitpunkt hat die türkische Lira gegenüber dem
zent liegen. Die Regierung versucht zwar, mit immer größeren
Euro um 30 Prozent verloren. Da die Schulden in Dollar oder
Prestigeprojekten die Baukonjunktur am Leben zu halten. Die
Euro bezahlt werden müssen, verteuern sie sich durch den
Kapazitätsauslastung der Industrie ging Anfang 2014 aller-
Verfall der Lira ständig. Bei einer schwachen Währung droht
dings zurück, und das Verbrauchervertrauen ist auf ein Vier-
zudem eine höhere Inflation, weil sich die Importe verteuern.
Jahres-Tief gesunken.
Um die Kapitalflucht ausländischer Anleger zu stoppen, erEs scheint sich nun zu rächen, dass das Wirtschaftswachstum
höhte die türkische Zentralbank im Januar dieses Jahres ihren
der letzten Jahre – so die Einschätzung von Experten – die
Leitzins von 4,5 auf 10 Prozent. Die höheren Zinsen sollen es
industrielle Basis und die Produktivität der Wirtschaft insge-
für ausländische Geldgeber attraktiver machen, ihr Geld in
samt nicht ausreichend gestärkt hat, sondern vor allem der
der Türkei anzulegen. Es steht allerdings zu befürchten, dass
Bauwirtschaft zugutekam. Mit den billigen Dollar-Krediten er-
die Leitzinserhöhung am gegenwärtigen Trend nichts ändern
richteten Unternehmen in Istanbul und Ankara teure Prestige-
wird, während sie im Umkehrschluss aber zu höheren Kredit-
bauten, während öffentliche Programme zum Bau Tausender
kosten führt, was die Investitionen sowie den Konsum verteu-
Straßenkilometer und Hunderter von Staudämmen führten.
ert und damit die Wirtschaftsentwicklung bremst.
Der Ausbau der Infrastruktur war notwendig, doch warnen
Politische Unsicherheiten
Ökonomen vor einer Blase in der Bauwirtschaft, die zu platzen
Zu der strukturellen Schwäche der türkischen Wirtschaft gesellen sich auch noch Unsicherheiten über die weitere politische
Ausgewählte Handelspartner der Türkei
Entwicklung. Nicht nur die gewaltsame Reaktion des türkischen
Staates auf die Gezi-Park-Proteste, auch die aktuellen Korrupti-
Handelsvolumen in Mrd. Euro
onsskandale haben signifikant zum Vertrauensverlust ausländischer Investoren in die Türkei beigetragen. Die gegenwärtig zu
EU
beobachtenden semi-autoritären Strukturen werfen kein gutes
Licht auf die Türkei, die zeitgleich mit der Europäischen Union
Iran
über einen späteren Beitritt zur EU verhandelt.
Importe 2005
Exporte 2005
Für einen Abgesang auf die türkische Wirtschaft ist es viel zu
Importe 2012
Exporte 2012
Irak
früh, doch eine Trendwende zeichnet sich gegenwärtig auch
nicht ab. Die Europäische Kommission korrigierte ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum der Türkei für die Jahre
Russland
2014 und 2015 deutlich nach unten. Der schwächere Konsum
werde nach und nach die Investitionen nach unten ziehen
0
10
20
30
40
50
60
70
und dadurch die Wachstumsleistung in der ersten Hälfte des
Quelle: Türkisches Wirtschaftsministerium.
Jahres in Gänze verschlechtern – so die Prognose.
5
bankenverband
Bankenplanspiel
treten live gegeneinander an, um am Ende mit ihrem Team
Finalisten von SCHUL/BANKER
stehen fest
als beste Bank zu gewinnen. Im Anschluss findet die festliche
Preisverleihung in Berlin statt. Die drei besten Teams gewinnen Geldpreise in Höhe von 5.000, 4.000 und 3.000 Euro für
ihre Schulen.
Alle Jahre wieder: Die Finalisten von SCHUL/BANKER stehen
fest und treffen sich im Mai in Potsdam.
Wirtschaft zum Anfassen
Kredite vergeben, Zinsen festlegen, Bilanzen auswerten – wer
SCHUL/BANKER wird zum 16. Mal ausgetragen und gehört zu
führt seine Bank zum Erfolg? Der spannende Wettbewerb
den großen und nachhaltigen Wirtschaftsplanspielen an Schu-
zwischen mehr als 3.700 Schülern erreicht in einigen Wochen
len in Deutschland. SCHUL/BANKER ist ein Projekt, in dem Wirt-
seinen Höhepunkt. Die 20 besten Teams von SCHUL/BAN-
schaft zum Anfassen vermittelt wird: Wer einmal selbst Zinsen
KER, dem Bankenplanspiel des Bundesverbandes deutscher
und Konditionen verhandelt und die Börse beobachtet hat, wer
Banken, stehen nun fest. Das Finale wird vom 3. bis 5. Mai
Chancen und Risiken abwägen musste, der weiß auch später,
2014 in Potsdam ausgetragen. Dort lernen sich rund hundert
worauf es beim eigenen Geld ankommt. Mehr Informationen
Schülerinnen und Schüler erstmals persönlich kennen und
finden Sie auf unserer Internetseite www.schulbanker.de.
Teilnehmer am Finale
Schule
Ort
Bundesland
Team
Friedrich-List-Gymnasium
Asperg
Baden-Württemberg
Park Bank 2.0
Hermann Hesse-Gymnasium
Calw
Baden-Württemberg
Schwabänkle
Kaufmännische Schule Crailsheim
Crailsheim
Baden-Württemberg
KSCr-Bank
Hardenberg-Gymnasium Fürth
Fürth
Bayern
Playbank
Ortenburg-Gymnasium Oberviechtach
Oberviechtach
Bayern
ZINSfuchs
Robert-Schuman-Gymnasium
Cham
Bayern
HHDDMB AG
Städtisches Adolf-Weber-Gymnasium
München
Bayern
PDLK Investments & Savings
Heilwig Gymnasium
Hamburg
Hamburg
Vibanco
Heisenberg-Gymnasium
Hamburg
Hamburg
Genius Bank
Oberschule Bösel
Bösel
Niedersachsen
CheckIn – Ihre Bank mit Herz
Bergstadt-Gymnasium
Lüdenscheid
Nordrhein-Westfalen
Goliath Investment Bank
Berufskolleg Borken
Borken
Nordrhein-Westfalen
FAJC Brothers
Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium
Remscheid
Nordrhein-Westfalen
Sandbank
Gesamtschule Paderborn-Elsen
Paderborn
Nordrhein-Westfalen
DSB-DieSichereBank
Albert-Einstein-Gymnasium
Frankenthal
Rheinland-Pfalz
Maas National Bank
Göttenbach-Gymnasium
Idar-Oberstein
Rheinland-Pfalz
Sonnenbank
Gymnasium Neue Nikolaischule
Leipzig
Sachsen
David National Bank
Bismarckschule
Elmshorn
Schleswig-Holstein
Bismarck-Bank
Gymnasium Brunsbüttel
Brunsbüttel
Schleswig-Holstein
House of gold
Johannes-Brahms-Schule
Pinneberg
Schleswig-Holstein
Spartanian Banks
Quelle: Bankenverband.
Impressum | Herausgeber: Bundesverband deutscher Banken e.V., Postfach 04 03 07, 10062 Berlin | Verantwortlich: Iris Bethge
Redaktion: Dr. Henrik Meyer, Annette Matthies-Zeiß (Assistenz), Telefon +49 30 1663-1293, [email protected], schulbank.de
Druck: Druckstudio GmbH, Düsseldorf | Gestaltung: KD1 Designagentur, Köln

Herunterladen