Carbonsäuren Nach Art des Restes R unterscheidet man aliphatische Carbonsäuren und aromatische Carbonsäuren. Außerdem unterscheidet man genauer, von welcher Stoffgruppe der Rest abstammt, so gibt es zum Beispiel Alkansäuren, Alkensäuren und Alkinsäuren. Fettsäuren sind unverzweigte Monocarbonsäuren mit mindestens 4 Kohlenstoffatomen. Als Harzsäuren bezeichnet man Carbonsäuren, die in Harzen vorkommen. Nach der Anzahl der Carboxylgruppen unterscheidet man Monocarbonsäuren, die eine Carboxylgruppe besitzen. Die einfachste Monocarbonsäure ist die Ameisensäure. Dicarbonsäuren haben zwei Carboxylgruppen, wie zum Beispiel die Oxalsäure, Tricarbonsäuren drei (wie zum Beispiel die Zitronensäure) und so weiter. Neben den gesättigten Carbonsäuren existieren auch ungesättigte Carbonsäuren, also Carbonsäuren mit mindestens einer Doppelbindung. Die kürzeste Säure dieser Gattung ist die Acrylsäure, die beiden Isomere der Butendisäure heißen Maleinsäure und Fumarsäure. Die OH-Gruppe der Carbonsäuren verhält sich anders als bei Hydroxiden oder Alkoholen: NaOH ist eine Lauge, da es im Wasser Na+ und OHin Form von Ionen vorliegt: C2H5OH ist weder Säure noch Lauge, C2H5OH es dissoziiert nicht CH3COOH ist eine Säure, da sie CH3COO- und H3O+ H3O+- Ionen bildet I Ethansäure Name des neu Ester z. B.: Salzes alt Natrium-Acetat Ethanoat Ethyl-ethanoat Butansäure -butyrat Säure Butanoat Ethyl-butanoat Oxalsäure -oxalat Salizylsäure -salicylat Weinsäure -tartrat Die stärkste Carbonsäure ist die Methansäure, mit zunehmender Kettenlänge nimmt die Säurestärke ab. Mit zunehmender Kettenlänge wird der Geruch immer schweißartiger (vor allem C3 bis C6). Ab C4 (mit gerader Anzahl von Kohlenstoffen) spricht man von "Fettsäuren". Methansäure "Ameisensäure" Stärkste Carbonsäure, in roten Ameisen und Brennnesseln enthalten, ätzend. HCOOH Ethansäure "Essigsäure" CH3COOH Herstellung aus verdünntem Ethanol mit Essigsäurebakterien, Verwendung als Gewürz, Konservierungsmittel (E260), in Putzmitteln (gegen Kalk), zur Herstellung von Lösungsmitteln, Aspirin, Textilien, etc. Propansäure "Propionsäure" C2H5COOH Propionsäure wird von den lochbildenden Bakterien im Emmentaler-Käse hergestellt. Butansäure "Buttersäure" 2,4-Hexadiensäure "Sorbinsäure" Ethandisäure "Oxalsäure" "Fettsäuren" Benzensäure "Benzoesäure" 2-Hydroxy-benzensäure "Salizylsäure" 1,4-Benzendisäure "Terephthalsäure" Kürzeste Fettsäure, kommt im Milchfett (siehe "Ester") vor, Geruch von ranziger Butter. Kommt in der Eberesche vor, wird als Konservierungsmittel verwendet (E 200), ist ungefährlich, wird vor allem in Form ihrer Salze verwendet (K-Sorbat). Kommt in vielen Pflanzen vor (Rhabarber, Sauerampfer, Endiviensalat, etc.), ist gefährlich, da es im Körper mit Ca zu Ca-oxalat reagiert. Kann chronisch zu Nierenschäden und Harnsteinen führen und in größeren Mengen tödlich sein (da es den Ca-Spiegel stört). "Lange" Carbonsäuren C4 bis C22, meist gerade Anzahl von Kohlenstoffen, können gesättigt oder ungesättigt sein (siehe "Ester"). Kommt in vielen Harzen und auch in Heidel- und Preiselbeeren vor, Konservierungsmittel (E 210) für saure Lebensmittel. Kommt in der Spierstaude und in Kamillenblüten vor, wirkt gegen Schmerzen, Entzündungen und Fieber. Besser verträglich ist der Essigsäuresalicylester ("Aspirin") - siehe "Ester". Wichtig zur Herstellung von Polyester - siehe "Ester" Hydroxycarbonsäuren (E 270) Wird von Milchsäurebakterien aus Zucker 2-Hydroxy-propansäure hergestellt. Das passiert bei der "Milchsäure" Herstellung von Sauermilchprodukten und auch im Mund (=> Karies). Milchsäuregärung auch im Sauerkraut, in Futtersilos und im Sauerteig. 2-Hydroxy-butandisäure (E 296) Kommt - wie die Weínsäure "Apfelsäure" in Äpfeln, Trauben und anderen Früchten vor. 2,3Dihydroxybutandisäure "Weinsäure" 3-Carboxy-3-hydroxypentandisäure "Zitronensäure" (E 334) Kommt in vielen Früchten vor, kristallisiert bei der Weinherstellung als "Weinstein" (Kaliumhydrogentartrat*), wird als Säure in der Nahrungsmittelindustrie verwendet. (E 330) Ist die weitestverbreitete Pflanzensäure, spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und wird in der Nahrungsmittelindustrie verwendet (Brause, Limonaden, Marmeladen, etc.). Wird heute mithilfe eines Pilzes aus Melasse hergestellt. Monocarbonsäuren Ameisensäure, Methansäure, HCOOH, ist die stärkste der unsubstituierten Carbonsäuren. Sie tritt in bestimmten Ameisen, im Zellsaft der Brennhaare von Brennnesseln und in den Nesselkaspeln der Hohltiere auf. Beim Erwärmen mit konzentrierter Schwefelsäure zerfällt die Ameisensäure in Kohlenmonoxid und Wasser. Essigsäure, Ethansäure, CH3COOH, eine der wichtigsten organischen Säuren, entsteht durch Oxidation von Ethylalkohol über Acetaldehyd als Zwischenprodukt. In kleineren Mengen ist Essigsäure im Holzteer enthalten. Die Hauptmenge der technisch hergestellten Essigsäure wird aus Ethin oder Ethen gleichfalls über Acetaldehyd gewonnen. Die Essigsäure als Hauptbestandteil des Speiseessigs entsteht durch bakterielle Oxidation des Alkohols vergorener Fruchtsäfte oder von Wein. Im Gegensatz zur alkoholischen Gärung unterbleibt die Essiggärung bei Luftabschluss, weil Sauerstoff als Wasserstoffakzeptor oder Oxidationsmittel notwendig ist: CH3CH2OH + O2 -> CH3COOH + H2O Reine Essigsäure ("Eisessig") erstarrt bei 16,6°C zu einer eisartigen, festen Masse. Sie ist ein wichtiges Zwischenprodukt zur Herstellung ihrer Salze, zur Darstellung ihrer Ester (z.B. Celluloseacetat) und wird überall dort verwendet, wo eine billige organische oder schwache Säure gebraucht wird. Buttersäure, Butansäure, C3H7COOH, kommt als Glycerinester in der Butter vor. Ranzige Butter und Schweiß enthalten geringe Mengen der freien Säure. Durch bestimmte Bakterien können Kohlenhydrate zu Buttersäure vergoren werden. Im Gegensatz zur Säure besitzen ihre Ester oft einen angenehm-fruchtartigen Geruch (Verwendung als Aromastoffe). Die eigentlichen Fettsäuren, Laurinsäure (C11H23COOH), Palmitinsäure (C15H31COOH) und Stearinsäure (C17H35COOH) bilden als Glycerinester den Hauptanteil pflanzlicher und tierischer Fette. Von den ungesättigten Carbonsäuren besitzt die Acrylsäure sowie die Methacrylsäure zur Herstellung glasartiger Polymerisate große Bedeutung. Plexiglas ist ein polymerer Methacrylsäureester. Höhere ungesättigte Carbonsäuren wie Ölsäure (mit einer Doppelbindung) und Linolsäure (mit zwei Doppelbindungen) treten ebenfalls als Glycerinester in Fetten und "fetten Ölen" auf (Olivenöl, Leinöl u.a.). CH3 (CH2)7CH=CH (CH2)7COOH Ölsäure CH3 (CH2)4CH=CHCH2CH=CH (CH2)7COOH Linolsäure Mehrprotonige Carbonsäuren Die als saures Kaliumsalz im Sauerklee, Rhabarber und vielen anderen Pflanzen (Spinat, Trauben usw.) vorkommende Oxalsäure ist die einfachste Dicarbonsäure. Die beiden gleichsinnig polarisierten C=O-Bindungen verringern die Stabilität der C-C-Bindung, erhöhen aber gleichzeitig die Polarität der O-H-Bindung. Oxalsäure ist daher eine viel stärkere Säure als Ameisensäure; die feste, gut kristallisierende Substanz zerfällt aber schon bei mäßigem Erhitzen in Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Wasser. Durch Oxidationsmittel (z.B. KMnO4) wird sie leicht zu Kohlendioxid und Wasser oxidiert. Von ihren Salzen dient das Calciumoxalt wegen seiner Schwerlöslichkeit zur quantitaven Bestimmung von Ca2+-Ionen. Vorkommen und Wirkung Oxalsäure (und Kaliumoxalat, ihr Kaliumsalz) sind in Spinat, den Stielen von Rhabarber, in Bambussprossen und im Kakao, außerdem in Klee und Sauerampfer in relativ großen Mengen, d. h. zu etwa 0,5 % enthalten. In den Blättern von Rhabarber kommt sie in noch größeren Mengen vor. Als in den Notzeiten nach dem Ersten Weltkrieg Menschen diese Blätter als Gemüse gegessen haben, kam es zu Todesfällen. Oxalsäure reagiert mit dem im Blut und den Zellen enthaltenen Calciumverbindungen zu unlöslichem Calciumoxalt und bringt so den Calciumstoffwechsel durcheinander. Isst man häufig oxalsäurereiche Lebensmittel, können Nierensteine auftreten. Diese junge Rhabarberpflanze Andere mehrprotonige Säuren sind Malonsäure, Bernsteinsäure (ein Destillationsprodukt von Bernstein), Adipinsäure (Rohstoff zur Herstellung von Nylon) sowie die beiden stereoisomeren Maleinsäure und Fumarsäure: Aromatische Carbonsäuren Benzoesäure (entdeckt durch Destillation von Benzoeharz, einem aromatisch riechenden Harz), eine feste, in Wasser wenig lösliche Substanz, steht in ihrer Säurestärke zwischen der von Ameisen- und Essigsäure. Natriumbenzoat dient zur Konservierung von Lebensmitteln. Salizylsäure und manche ihrer Derivate wirken als Heilmittel gegen Schmerzen und Fieber; Aspirin ist der Essigsäureester von Salizylsäure. Hydroxysäuren Säuren, welche neben der Carboxyl- noch eine (oder mehrere) Hydroxylgruppen (-OH) enthalten, werden als Hydroxysäuren (früher auch Oxysäuren) bezeichnet. Zu ihnen gehören viele wichtige Naturstoffe: Milchsäure, alpha-Hydroxypropansäure, entsteht aus Zucker durch "Milchsäuregärung", die durch bestimmte Bakterien hervorgerufen wird, und tritt in saurer Milch, in Sauerkraut, in altem Käse u.a. auf. Im arbeitenden Muskel entsteht aus Glykolen freie Milchsäure, wenn die Sauerstoffzufuhr nicht ausreichend ist. Weinsäure kommt als saures Kaliumsalz im "Weinstein" vor, der sich als schwerlösliches Salz in Wein bei längerem Stehen ausscheidet und den Hauptanteil des "Satzes" von altem Wein bildet. Das Gemisch aus L(+)Weinsäure und D(-)-Weinsäure wird als Traubensäure bezeichnet und ist ein Racemat. Es kommt wie die Mesoweinsäure in der Natur nicht vor, kann aber künstlich hergestellt werden. Beim vorsichtigen Erhitzen von L(+)-Weinsäure bilden sich Anhydride. Bei weiterem Erhitzen tritt unter Karamelgeruch Verkohlung ein. Die Salze der Weinsäure heißen Tartrate. Ist nur ein Wasserstoff-Atom einer Carboxy-Gruppe durch ein Metall-Atom ersetzt, handelt es sich um Hydrogentartrate. Kaliumnatriumtartrat (Seignettesalz) wird als Zusatzstoff in Lebensmitteln eingesetzt und ist Bestandteil der Fehlingschen Lösung. Kaliumhydrogentartat (Weinstein) findet sich im Backpulver. Als Konservierungsstoff in Lebensmitteln; zur Zubereitung von Speiseeis, Backpulver, Brausepulver, Kunsthonig, Limonaden, zur Säuerung von Wein; in der Textilindustrie als Säure und Reduktionsmittel beim Färben und Drucken. Die Zitronensäure ist ebenfalls eine Hydroxysäure. Sie kommt nicht nur in Zitronen, sondern auch in vielen anderen Pflanzen (vor allem Früchten) vor, z.B. in Johannisbeeren und Stachelbeeren. Milchsäure, Weinsäure und Zitronensäure sind bei Zimmertemperatur feste, gut wasserlösliche Substanzen von stark hydrophilem Charakter. Es sind stärkere Säuren als die normalen Carbonsäuren. Ameisen E 236 Kleine Mengen werden im Körper abgebaut, große Dosen giftig, E236 wurde früher als harntreiben des Mittel eingesetzt. Verw.: In Sauerkons erven (außer Sauerkraut ). Sorbinsäure Benzoesäure Weinsäure Essigsäure Milchsäure Propionsä ure Propionate (Salze) E 200 E 210 E 334 E 260 E 270 E 280 E 200 kommt natürlich in der Eberesche vor, wird jedoch meist synthetisch hergestellt. Kann Allergien auslösen, sehr reaktionsfre udig mit andern Zusatzstoffe n. E 210 kommt natürlich in verschiedenen Bereichen vor, wird jedoch meist synthetisch hergestellt. Löst häufig Allergien aus wie z.B. Hautausschläg e, Magenreizung aus; in HundeVerw.: Wird u. Katzenfutter verboten. Ihre in Fertigsalate, Salze können Asthma, Margarine, Konfitüren, Nesselsucht Tiefgekühlte etc. auslösen. Pizza, Milchprodu kten eingesetzt. Keine schädlichen Wirkungen bekannt! Verw.: Wird in Gelees, Eis, Kunsthonig, Limon., Backpulver, Obstprod., Weinsort., Backwaren und Sprudel eingesetzt. Natürliches Säurungsmittel, unbedenklich, wird im Körper problemlos abgebaut.! Verw.: Pickles, Salatsoßen, Brot, Gebäcke, fertige Käsekuchenmischungen. Natürliches Säuerungsmittel, unbedenklich, wird im Körper problemlos abgebaut.! Werden im Körper wie eine natürl. Fettsäure abgebaut; In der Schweiz v.a. in Brot u. Gepäck. Umstritten, in vielen Anwendungen unnötig.! Verw.: Wird in Getränke mit Kohlensäure, Konfekt, fertige Salate und Dressings eingesetzt. Verw.: Wird in Backwaren, Milchprod., fertigen Pudding eingesetzt. Zitronensäure. Citrate E 330 Keine schädlichen Wirkungen bekannt! Verw.: Wird eingesetzt in Limonaden, Gelees, Wein, Eiscreme, Marmeladen Konserven, Torten, Bonbons, Backpulver, Käse eingesetzt. Jahrlich wird etwa 400000t Citronensäure hergestellt (Stand 1995)