Suedhang express 3-15

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Die Zeitschrift des Südhang | Ausgabe 3/15
Eine Sucht kommt selten allein
Psychiatrische Begleiterkrankungen
Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht
Bild aus dem Südhang
Impressionen vom Südhangfest 2015
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Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht
Inhalt
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Südhangfest 2015
Editorial
Impressum
Angst, Depression und Co.
Begleiterkrankungen einer Sucht
Affektive Störungen
Neurotische- und Belastungsstörungen
Service / Wissenswertes
Persönlichkeits- und
Verhaltensstörungen
125 Jahre Südhang
Schizophrenie und
wahnhafte Störungen
Agenda
Körperliche Folgeschäden
Südhang Broschüren
Impressum
Herausgeberin | Südhang – Kompetenzzentrum
für Mensch und Sucht, 3038 Kirchlindach,
Telefon 031 828 14 14, Fax 031 828 14 24
www.suedhang.ch, [email protected]
Redaktion | Kurt Mächler (KM), Sibylle Maier-Haas
(SM), Stephan Mathys (StM), Brigit Ryter (Ry)
Konzept und Gestaltung |
Werbelinie AG – Agentur für Kommunikation
Druck | rubmedia, Wabern/Bern
Auflage | 4'200 Exemplare
Urheberrecht | Die Verwendung von Beiträgen ist
nur auf Anfrage und mit Quellenangaben gestattet.
Kontakt | Sibylle Maier-Haas, Telefon 031 828 14 14,
[email protected]
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Eine Krankheit kommt selten allein: Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) werden in der heutigen Zeit immer wichtiger. Einerseits weil
die Bevölkerung im Durchschnitt um Jahre, sogar um Jahrzehnte
älter wird als noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts, andererseits
weil die Medizin derartige Fortschritte gemacht hat, so dass viel mehr
Krankheiten erkannt und behandelt werden. Nicht zuletzt spielen Komorbiditäten auch in der Finanzierung von Krankenhausaufenthalten (DRG; Diagnose basierte Pauschalen) eine immer wichtigere Rolle, da sie zu Verlängerungen eines Klinikaufenthaltes führen können.
In Europa ist bei jedem vierten Todesfall eines Mannes im
Alter von 35 bis 65 Jahren direkt oder indirekt Alkohol im Spiel (Krankheiten, Unfälle, Gewaltdelikte etc.). Gemäss einem Bericht der WHO
(Weltgesundheitsorganisation) über den Alkoholkonsum und seine
Folgen in Europa (2012) wurden inzwischen über 60 (!) verschiedene
Krankheiten oder problematische Zustände beschrieben, die durch
den übermässigen Konsum von Alkohol verursacht werden. Dazu
gehören psychische Krankheiten, körperliche Folgeschäden sowie
pränatale Probleme (Schädigung des Embryos während der Schwangerschaft). Dabei wurden alle die sozialen Probleme, die wir bei
unseren Patienten und Patientinnen immer wieder beobachten,
nicht einmal erwähnt: Konflikte bei der Arbeit und Erwerbslosigkeit,
finanzielle Schwierigkeiten, Schulden, Zerrüttung der Familien, soziale Isolierung, Unfälle etc.
Was bedeutet das für eine Suchtfachklinik wie den Südhang? Drei
Punkte sind entscheidend: Es braucht erstens moderne Erfassungsund Diagnoseinstrumente, zweitens an die Komorbiditäten angepasste Therapieangebote und drittens entsprechend geschultes
Therapiepersonal. Vieles konnten wir in den letzten Jahren bereits
umsetzen: Ein ausführliches Assessment (detaillierte Abklärung)
beim Eintritt in die Klinik, neue therapeutische Angebote für Patienten und Patientinnen mit psychischen Begleiterkrankungen, die
Zusammenarbeit mit «Localmed» Bern bei körperlichen Zusatzerkrankungen, die Einführung eines Kliniksozialdienstes – und mit
allem verbunden gesteigerte Anforderungen an das Therapiepersonal. Im Hinblick auf die immer wieder neuen Krankheitsbilder und
Behandlungsmethoden gilt es wach zu bleiben und sich mit internen und externen Weiterbildungen auf dem Laufenden zu halten.
In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die wichtigsten körperlichen
und psychischen Komorbiditäten einer Suchterkrankung sowie
deren Behandlungsmöglichkeiten vor. Ich wünsche Ihnen dabei eine
interessante Lektüre.
Peter Allemann | Chefarzt
express 3 | 2015
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Thema | Angst, Depression und Co.
Angst,
Depression und Co.
Begleiterkrankungen einer Sucht
Von Stefan Gaschen,
therapeutischer Leiter Klinik Südhang
Das Nebeneinander verschiedener Krankheiten wird in der Fachsprache als «Komorbidität» bezeichnet. Erhebungen zeigen,
dass bei bis zu 35 Prozent aller abhängigkeitserkrankten Menschen mindestens eine Begleiterkrankung auf​getreten
ist. Oft ist also bei unseren Patienten und
Patientinnen nicht nur mit organischen
Erkrankungen wie beispielsweise Leberfunktionsstörungen zu rechnen, sondern
auch mit psychischen Komorbiditäten.
Nun stellt sich die Frage, was zuerst ist:
Huhn oder Ei? Sucht oder Depression? Die
Frage ist nicht so einfach zu beantworten.
Einmal ist das Huhn, einmal das Ei zuerst da – und manchmal tauchen sie beide
gleichzeitig auf. Es gibt also verschiedene
Modelle, anhand derer versucht wird, das
zeitnahe Auftreten von mehreren psychiatrischen Störungen zu erklären:
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Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht
•• Psychische Störungen können unmittelbar durch den Konsum eines Suchtmittels verursacht werden, zum Beispiel lässt sich eine Depression als Folge des chronischen Alkoholtrinkens
erklären.
•• Psychopathologische Symptome können im erweiterten Entzug auftreten,
es beginnt sich beispielsweise eine
Angststörung zu zeigen, die während
der Phase des Suchtmittelkonsums
noch überdeckt war.
•• Psychopathologische Symptome können eine Reaktion auf suchtbedingte
psychosoziale Veränderungen sein:
Die Abhängigkeit von einem Suchtmittel führt zum Verlust des
Arbeitsplatzes oder zur Trennung von
einer Partnerin, einem Partner, und
diese Ereignisse wiederum können
beim Betroffenen zum Beispiel eine
Anpassungs- und Belastungsstörung
auslösen.
Thema | Angst, Depression und Co.
Stefan Gaschen
Therapeutischer Leiter Klinik
Südhang
•• Die Einnahme eines Suchtmittels stellt
einen Bewältigungsversuch von psychopathologischen Symptomen (Selbstmedikation) dar, um etwa eine vorhandene bipolare («manisch-depressive»)
Phase oder eine emotional-instabile
Persönlichkeitsstörung mit Alkohol zu
therapieren.
•• Abhängigkeitserkrankung und psychische Störungen werden durch einen gemeinsamen dritten Faktor verursacht,
beispielsweise durch eine Persönlichkeitsveränderung als Folge einer hirnorganischen Verletzung durch einen
Unfall.
In vielen Fällen kann die Entwicklung
einer Abhängigkeit als Sekundärphänomen
zum Beispiel einer Angststörung, Depression oder Persönlichkeitsstörung angesehen
werden. Mit anderen Worten: Zuerst war die
Angst oder die Depression da, und dann erst
die Abhängigkeitserkrankung. Die Einnah-
me eines Suchtmittels stellt in diesen Fällen
besteht. So wird ausgeschlossen, dass es sich
welche kurzfristig durchaus zur Linderung
Entzugs handelt.
also eine ungeeignete Selbstmedikation dar,
der Primärsymptome beiträgt. Damit nimmt
nicht bloss um die kurzfristigen Folgen des
In der Klinik Südhang werden Komorbi-
aber oft eine ungünstige Entwicklung ihren
ditäten in der Entwöhnungstherapie einer-
gativ auf die Primärsymptome aus, dazu
Einzelgesprächen bearbeitet, andererseits
Lauf: Der Suchtmittelkonsum wirkt sich nekommen körperliche Adaptionsprozesse wie
Entzugserscheinungen oder Toleranzbildung
(die Organe versuchen mit dem Suchtmittel «Schritt zu halten», so muss die Konsum-
menge stetig gesteigert werden, um die er-
wünschte Wirkung zu erzielen). Auf die Dau-
er fördert dieser Kreislauf die Entstehung
einer Suchtmittelabhängigkeit. Dies bedeutet
für die Suchttherapie, dass es eine koordinier-
te gleichzeitige Behandlung beider Störungen
seits gezielt in den psychotherapeutischen
in den therapeutischen Gruppenangeboten
«Affektive Störungen», «Stress- und Konflikt-
management» und «Gruppe für emotionale
und soziale Kompetenzen». Zudem zeigt die
Teilnahme in den Angeboten der Fachbereiche Körper- und Bewegungstherapie, Ergothe-
rapie, Spiritualität und Kunsttherapie ebenfalls positive Wirkungen auf die Begleiter-
krankungen der Patienten und Patientinnen.
braucht, also der Abhängigkeitserkrankung
und der Angststörung, Depression etc. Zu
beachten ist, dass die Diagnose einer psychia-
trischen Störung bei Suchtmittelabhängigen
nur gestellt werden sollte, wenn die Symptomatik auch bei mehrwöchiger Abstinenz fort-
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Thema | Affektive Störungen
Affektive
Störungen
Von Céline Vuille, Psychologin
Céline Vuille Psychologin
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Der Oberbegriff «Affektive Störungen»
steht für Erkrankungen, bei denen hauptsächlich das Gefühlsleben im Vordergrund
steht. Darin sind Zustände mit gedrückter
(Depression) und gehobener Stimmungslage (Manie) eingeschlossen. Depressionen kommen in ganz unterschiedlichen
Arten und Schweregraden vor. Früher hat
man den Unterschied zwischen «endogenen» und «exogenen» Formen gemacht.
Endogen bedeutet, dass innere Faktoren
als Ursachen angeschaut werden, wie
zum Beispiel die Vererbung oder Aspekte der Persönlichkeit. Unter exogenen
Ursachen werden Reaktionen auf plötzliche oder langandauernde Belastungen
verstanden. Die Ursachen der Depression
sind bis heute nicht vollständig geklärt.
Man geht aber davon aus, dass bei der Entstehung einer Depression immer mehrere Faktoren zusammenspielen. Zur Erklärung der Erkrankung wird daher das Vulnerabilitäts-Stress-Modell herangezogen.
Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht
Eine allgemeine Verletzlichkeit oder Anfälligkeit (Vulnerabilität) und das Auftreten von Belastungen können zur affektiven Erkrankung führen, wenn eine kritische Grenze überschritten wurde. Die besondere Verletzlichkeit resultiert aus einer
möglichen erblichen Veranlagung, Aspekten der Persönlichkeit wie zum Beispiel
einer besonderen Sensibilität, einem geringen Selbstwertgefühl und/oder lebensgeschichtlichen Ereignissen. In den letzten Jahren wurde die Bedeutung der individuellen Bewältigung stärker gewichtet.
Eigene Bewältigungsressourcen und -strategien können dazu beitragen, dass depressive Erkrankungen gemindert oder sogar
ihr Auftreten verhindert werden.
Depression
Die drei Hauptsymptome der Depression sind eine gedrückte Stimmung, Interessensverlust und Freudlosigkeit und die
Verminderung des Antriebs beziehungsweise die erhöhte Ermüdbarkeit. Weitere Symptome sind verminderte Konzent-
Thema | Affektive Störungen
ration und Aufmerksamkeit, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen,
Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit, negative und pessimistische
Zukunftsperspektiven, Suizidgedanken,
erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen, Schlafstörungen und verminderter Appetit.
Es wird unterschieden zwischen
leichten, mittelgradigen und schweren
depressiven Episoden, je nach dem, wie
viele Symptome auftauchen. Die Symptome müssen mindestens zwei Wochen
andauern, damit die Diagnose vergeben
werden kann. Eine depressive Episode
kann einmalig auftreten, handelt es sich
aber um mehrere Episoden, spricht man
von einer rezidivierenden (wiederkehrenden) depressiven Störung.
Bipolare Störung
Eine bipolare Störung ist eine Erkrankung,
bei der sich depressive Episoden mit manischen Phasen abwechseln. Früher wurde die bipolare Störung auch manisch-depressive Erkrankung genannt. Der Wechsel zwischen den beiden Zuständen kann
schleichend oder auch sehr dramatisch
erfolgen. Die Betroffenen bewegen sich
sozusagen zwischen grenzenloser Euphorie und absolutem Tief. Die Manie lässt sich
am besten mit einer gehobenen, angetriebenen Stimmung und einer Steigerung
im Ausmass und der Geschwindigkeit der
körperlichen und psychischen Aktivität beschreiben. Dies äussert sich beispielsweise
in starkem Rededrang, einer Ideenflut, in
der Sprunghaftigkeit – und die Bedürfnisse
nach Schlaf oder Essen verschwinden. Teilweise können auch psychotische Symptome, die mit einem zeitweiligen Verlust des
Realitätsbezugs einhergehen, auftauchen.
Manische Episoden führen oftmals zu
einer erheblichen Beeinträchtigung des
Sozialverhaltens. Auch hier dauern die
Phasen unterschiedlich lang.
Dysthymie
Darunter wird eine anhaltende depressive Störung verstanden. Es handelt sich um
eine leichtere, lang fortbestehende Depressionsform (erreicht nicht Ausprägung einer
Depression, jedoch das Erleben von zusätz-
lichen depressiven Episoden ist möglich).
Tritt meist schon in Jugendzeit auf.
Zyklothymie
Unter Zyklothymie wird eine andauernde Instabilität in der Stimmung verstanden, die geprägt ist durch mehrere leichte depressiven Episoden und Episoden mit
leicht gehobenen Stimmungszuständen,
die über mindestens zwei Jahre andauern.
Die Phasen sind nicht so sehr ausgeprägt,
dass sie die Kriterien einer Manie, einer
mittelgradigen oder schweren Depression
erfüllen.
Psychodiagnostik
Zur Vergabe von Diagnosen werden internationale Klassifikationssysteme wie
das ICD-10 und das DSM-IV hinzugezogen.
Ebenso stehen Selbst- als auch Fremdbeurteilungsinstrumente zur Verfügung.
Beispiele von Selbstbeurteilungsbögen
sind der Depressionstest nach Goldberg
oder das Beck-Depressions-Inventar. Die
Hamilton Depressionsskala hingegen ist
ein Fremdbeurteilungsinstrument. Diese Instrumente beinhalten Fragen, die auf
Symptome zielen, die typisch für Depressionen sind. Ganz zentral bei der Diagnosestellung ist eine ausführliche Anamnese («Erinnerung»). Die Anamnese fasst
die Leidensgeschichte der Betroffenen aus
deren persönlicher Erfahrung zusammen.
Dazu gehört die präzise Befragung zu
Suchterkrankungen, zu früheren Verhaltensauffälligkeiten oder familiären Vorbelastungen. Um eine körperliche Ursache
der Symptome ausschliessen zu können,
sind körperliche Untersuchungen zur Abklärung sehr wichtig.
wie sie sich gegenseitig beeinflusst haben
oder noch beeinflussen könnten. Unter
adäquater (passender) Behandlung klingen die meisten Depressionen nach wenigen Wochen bis mehreren Monaten langsam ab. Einen typischen Verlauf der Erkrankung gibt es hingegen nicht. Sowohl
in den Einzel- als auch in den Gruppentherapien geht es also darum, sich ein
Erklärungsmodell zu erarbeiten, damit
daraus Bewältigungsstrategien und die
individuelle Rückfallprophylaxe erstellt
werden können. Dazu gehören die Planung von positiven Aktivitäten und das
Pflegen von sozialen Kontakten. Zudem
ist es hilfreich, den depressiven Grundüberzeugungen auf der Spur zu bleiben
und sie gegebenenfalls zu widerlegen sowie ein Gleichgewicht von angenehmen
und notwenigen Tätigkeiten herzustellen.
Falls ein Antidepressivum verschrieben
wird, ist die kontinuierliche Einnahme
wichtig. Sehr empfohlen wird das Installieren einer psychotherapeutischen Nachsorge oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe (die es sowohl für Betroffene als auch für Angehörige gibt). Schlussendlich geht es darum, die Frühwarnsymptome zu erkennen, um einer möglichen
Zustandsverschlechterung oder einem
Rückfall vorzubeugen.
Behandlungsmöglichkeit
Depressionen gehören zu den am häufigsten verbreiteten psychischen Störungen,
welche zusammen mit Sucht auftreten.
Zwischen den beiden Krankheiten gibt es
vielfältige wechselseitige Beziehungen.
Damit die bestmögliche Therapie durchgeführt werden kann, ist es von zentraler
Bedeutung, die Zusammenhänge zwischen den beiden Erkrankungen zu beleuchten und dabei auszuarbeiten, inwiefern sie in einem Zusammenhang stehen,
express 3 | 2015
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Thema | Neurotische- und Belastungsstörungen
Neurotische- und
Belastungsstörungen
Von Lisa Oberkircher und Nathalie Weber,
Psychologinnen
Unter den neurotischen und Belastungsstörungen werden psychische Störungen
verstanden, welche im Zusammenhang
mit Ängsten stehen. Angst an und für sich
ist eine lebenswichtige Emotion, welche
uns hilft, Gefahrensituationen im Alltag
zu erkennen und zu bewältigen: Angst
löst eine Aufmerksamkeitszuwendung
zur Gefahrenquelle aus und bewirkt eine
Beschleunigung der Reaktionen, mit welcher die Gefahr unschädlich gemacht oder
vermieden werden kann.
Werden Ängste jedoch ohne reale Gefahr
und in übertriebenem Masse erlebt, ist
es wichtig, eine allfällige Angststörung
abzuklären. Eine ausgeprägte Angststörung kann weitläufige Auswirkungen in
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beruflichen, sozialen und psychischen Bereichen haben und in einigen Fällen auch
die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung mit sich bringen, indem Betroffene zum Beispiel durch Alkohol versuchen, die Ängste (kurzfristig) zu reduzieren.
Ängste
In den Zuweisung- und Problembeschreibungen der Patienten und Patientinnen
mit Abhängigkeitserkrankungen finden
sich sehr häufig Doppeldiagnosen mit Panikstörungen, Posttraumatischen Belastungsstörungen und Sozialphobien. Dabei können diese Probleme sowohl eine
auslösende wie auch eine aufrechterhaltende Rolle bei der Suchtentwicklung
spielen: Eine Beruhigungspille gegen die
Panikgefühle, eine Flasche Rotwein zur
Ertränkung der belastenden Gefühle,
Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht
welche bei der Erinnerung an die eigene
Kindheit aufkommen, oder ein Schluck
Wodka vor dem Weihnachtsfest der Firma.
Kurzfristig kann diese «Selbstmedikation» zur Linderung der Symptome führen,
man entspannt, vergisst, hat Mut. Kommt
es aber zu einer regelmässigen Einnahme,
können daraus Abhängigkeiten entstehen,
denn durch die Toleranzentwicklung des
Körpers werden die Symptome nicht mehr
gedämpft, und es wird eine immer grössere Menge benötigt, um die erhoffte (kurzfristige) Wirkung erzielen zu können –
wodurch die Gefahr besteht, dass sich ein
Teufelskreis und somit die Spirale der Sucht
entwickelt.
Psychodiagnostik und Behandlung
Zur Diagnostik im Rahmen der stationären Therapie gehören einerseits die
Thema | Neurotische- und Belastungsstörungen
Überprüfung der Berichte von vorbehandelnden Stellen und das Studium der bisherigen Krankengeschichte des Patienten
oder der Patientin. Dadurch können oftmals in Zusammenarbeit mit den Patienten, den Patientinnen bereits bestehende
Diagnosen übernommen oder gegebenenfalls umgeändert werden. Andererseits
helfen die Problembeschreibungen der
Patienten und Patientinnen dabei, eine
angemessene Diagnose zu stellen, wobei wichtig ist, den Verlauf beispielsweise
einer Panikstörung zu beobachten, um zu
erkennen, ob diese trotz der längerfristigen
Abstinenz bestehen bleibt.
Zusätzlich können während des Therapieverlaufs verschiedene Fragebögen zu
Hilfe genommen werden, um gemeinsam
mit den Patienten und Patientinnen eine
Angststörung zu erkennen. Nennenswert
ist hierbei beispielsweise das Diagnostische Interview bei Psychischen Störungen
für DSM-IV-TR von Schneider und Margraf
(2011), welches bei der Klassifikation einer
psychischen Störung, in diesem Falle einer
Angststörung, hilfreich ist.
Häufig kommen solche psychischen
Störungen erst im Verlauf der Therapie zum Vorschein, da diese bisher durch
den übermässigen Alkoholkonsum gedämpft wurden. Gemeinsam mit den Patienten und Patientinnen kann dann erarbeitet werden, ob die jeweilige psychische
Störung bereits vor dem übermässigen
Suchtmittelkonsum vorhanden war oder
erst im Zusammenhang mit der Abhängigkeitserkrankung entstanden ist, wobei
die Frage nach Huhn oder Ei nicht immer
abschliessend beantwortet werden kann.
Ausserdem ist es von Bedeutung, zu klären, welche Funktion der Alkohol bei der
Linderung beziehungsweise Dämpfung
der Symptome spielt. Da der nun abstinenzbedingt fehlende Alkohol eine Lücke
im bisherigen Verhalten hinterlässt, ist es
im weiteren Verlauf der Therapie wichtig,
herauszufinden, welche kognitiven Muster
und aktiven Verhaltensweisen erarbeitet
und eingeübt werden müssen, um einen
angemessenen Umgang mit der komorbiden psychischen Störung zu erlernen.
Service | Wissenswertes
Kompetenzzentrum Südhang
Klinik Südhang in Kirchlindach
Lisa Oberkircher
Psychologin
Nathalie Weber
Psychologin
Phobien und Störungen
Spezifische Phobien Beispielsweise Tierphobien oder Ängste vor bestimmten Situationen wie beispielsweise Höhenangst.
Sozialphobie Angst vor Situationen, in
denen man mit (unbekannten) Personen
in Kontakt kommt und von diesen möglicherweise beurteilt werden könnte.
Agoraphobie Angst vor Situationen in der
Öffentlichkeit, insbesondere wenn die
Flucht aus dieser Situation schwierig ist
(beispielsweise bei Menschenansammlungen).
Panikstörung Plötzlich und unerwartet
auftretende Panikattacken.
Posttraumatische Belastungsstörung
Wiederkehrende, stark belastende Erinnerungen an ein vergangenes traumatisierendes Ereignis.
Zwangsstörung Wiederholte, unangemessene Gedanken und Verhaltensweisen
(wie zum Beispiel Händewaschen, Lichter
kontrollieren), welche Angst auslösen, wenn
sie unterbrochen oder nicht durchgeführt
werden.
Südhang 1, 3038 Kirchlindach
Information, Beratung und Anmeldung zu
einem Abklärungsgespräch: Telefon 031 828 14 14
Stationäre Entzugstherapie und Abklärungen
•Qualifizierter Entzug und Abklärungen: max. 40 Tage
•Eintritt werktags nach voran­gehendem
Aufnahmeverfahren
Stationäre Entwöhnungstherapien
Behandlungsprogramme:
•Entwöhnungsprogramm: Dauer 8 oder 12 Wochen
•Entwöhnungsprogramm plus: in der Regel 16 Wochen
•Eintritt jeweils dienstags nach vorangehendem
Aufnahmeverfahren
Arbeitsintegration
Das Programm beinhaltet:
•Arbeitstraining
•Bildungsveranstaltungen
•Persönliche Beratung
Tagesklinik Südhang in Bern
Bubenbergplatz 4b, 3011 Bern
Informationen, Beratung und Terminplanung:
Telefon 031 828 80 00
Teilstationäre Entwöhnungstherapien
•Behandlungsdauer: bis zu 9 Wochen,
jeweils Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr
•Eintritt nach vorangehendem Abklärungsgespräch
Ambulatorien Südhang
•suchtmedizinische Abklärung
•ambulanter, qualifizierter Entzug
•suchtspezifische Psychotherapie
Behandlungsdauer: nach Vereinbarung
Ambulatorium Südhang in Bern
Bubenbergplatz 4b, 3011 Bern
Informationen und Beratung nur nach
Terminvereinbarung Telefon 031 828 80 00
Ambulatorium Südhang in Biel
Bahnhofplatz 2, 2502 Biel
Information und Beratung nur nach
Terminvereinbarung: Telefon 032 338 80 40
Neuer Standort seit 1. September 2015:
Ambulatorium Südhang in Burgdorf
Kirchbergstrasse 97, 3400 Burgdorf
Information und Beratung nur nach
Terminvereinbarung: Telefon 034 422 14 95
Informationsveranstaltungen
Für interessierte Personen jeweils am letzten
Freitag des Monats in der Klinik in Kirchlindach.
Weitere Informationen unter www.suedhang.ch
oder [email protected]
express 3 | 2015
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Thema | Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
Persönlichkeits- und
Verhaltensstörungen
Von Stefan Stucki, Psychologe
Stefan Stucki Psychologe
Alle Menschen unterscheiden sich in ihrer Persönlichkeit: So sind die einen Menschen sehr offen und suchen viel Kontakt,
andere sind eher scheu und verschlossen;
die einen sind chaotisch, andere mögen
es ordentlich, und so weiter. Eine Persönlichkeitsstörung (PS) geht über diese normalen Färbungen hinaus. Damit gemeint
sind eine Reihe spezifischer Erlebens- und
Verhaltensmuster, welche extremer oder
spezieller sind als dies die meisten
Menschen in einer ähnlichen Situation
zeigen beziehungsweise erleben würden.
Zudem sind diese Verhaltensweisen starr
und können somit nicht an die jeweilige
Situation angepasst werden. Das heisst,
Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung reagieren immer wieder ähnlich,
egal, wer oder was ihnen gerade gegenüber steht. Diese Verhaltensmuster entwickeln sich in der Regel im Jugendalter oder
im frühen Erwachsenenalter und bleiben
danach langfristig erhalten. Sie haben vor
allem Folgen für die Beziehungen der Betroffenen, welche dadurch oft stark beeinträchtigt oder in Frage gestellt werden.
Verschiedene Persönlichkeitsstörungen
Menschen mit einer Narzisstischen PS haben den grossen Wunsch, von anderen
Menschen Bewunderung zu erhalten, weshalb sie sich gerne als überlegen darstellen. Gleichzeitig sind sie jedoch auch sehr
10 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht
unsicher und fürchten zu versagen oder
aufzufliegen. Bei einer Histrionischen PS
werden Emotionen übertrieben stark und
theatralisch gezeigt, um sich die Aufmerksamkeit anderer Menschen zu sichern. Bei
der Emotional-Instabilen PS (u. a. Borderline
PS) ist das Selbstbild instabil, die Gefühle
und die Beziehungen wechseln häufig und
schnell, zudem besteht eine grosse Impulsivität. Menschen mit einer Selbstunsicheren PS fühlen sich in sozialen Situationen
sehr unsicher und gehemmt, haben grosse
Angst abgelehnt zu werden und halten sich
den anderen Menschen gegenüber für deutlich unterlegen. Bei der Dependenten PS
wird in Beziehungen zu andern stark unterwürfiges und gleichzeitig anklammerndes Verhalten gezeigt. Betroffene
haben grosse Angst davor, verlassen zu
werden, weshalb sie sich ihrem Partner,
ihrer Partnerin bedingungslos anpassen
und alles für ihn oder sie tun. Für Menschen mit einer Zwanghaften PS muss
alles perfekt sein und bestimmten Regeln und Ordnungen gerecht werden, was
dazu führt, dass sie sich schnell in Details
verlieren und kaum mehr vom Fleck kommen oder in Konflikte mit andern Personen geraten, welche diese Regeln nicht
befolgen wollen. Menschen mit einer
Passiv-Aggressiven PS fühlen sich ständig von andern ungerecht behandelt
und umgangen, weshalb sie im ständigen Kampf mit allen stehen, ihre Angriffe
allerdings sehr verdeckt, aus dem Hinterhalt, ausführen.
Thema | Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
Es ist möglich, dass mehrere verschiedene
PS bei einer Person gleichzeitig vorhanden
sind. In diesem Fall wird von einer Kombinierten PS gesprochen. Es gibt eine grosse
Überschneidung zwischen PS und Suchterkrankungen. Man geht davon aus, dass bei
einer erheblichen Anzahl Menschen mit
einer Suchterkrankung gleichzeitig eine PS
vorliegt. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass Menschen mit einer PS in Beziehungen und der Lebensführung sehr
viele Probleme und Misserfolge erleben,
was sie anfälliger für eine Suchterkrankung – als vermeintlicher Lösungsversuch
– machen kann. Da die Persönlichkeitsstörungen sich schon im Jugendalter entwickeln, gehen sie der Suchterkrankung in
der Regel voraus.
Unter «abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle» werden verschiedene Krankheitsbilder gefasst, bei welchen
die Betroffenen starke, unkontrollierbare
Impulse verspüren, etwas Bestimmtes immer wieder zu tun. Hierzu gehören pathologisches Spielen, pathologische Brandstiftung, pathologisches Stehlen und Trichotillimanie (zwanghaftes Ausreissen der
eigenen Haare). Auch hier besteht eine Verbindung zu Suchterkrankungen: Bei beiden Krankheiten ist die Fähigkeit vermindert, Impulsen zu widerstehen, weshalb
ein gleichzeitiges Auftreten möglich ist.
Psychodiagnostik
Es gibt international anerkannte Kriterien,
welche festlegen, ab wann eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur als Persönlichkeitsstörung gewertet werden kann. Um
eine PS festzustellen, wurden verschiedene Fragebögen und klinische Interviews
entwickelt, welche nach den jeweiligen
Merkmalen fragen. Ein Problem dabei ist
jedoch, dass den meisten Menschen mit
einer PS nicht bewusst ist, dass ihr Verhalten von dem anderer Menschen abweicht,
und sie deshalb nur schwer Auskunft
darüber geben können. Ein anderer Zugang
ist die Beobachtung von Verhaltensweisen
in der Interaktion mit anderen Menschen
über längere Zeit hinweg. Meist können PS
erst im Verlauf einer Therapie festgestellt
werden, wenn bestimmte Verhaltensweisen und Schwierigkeiten immer wieder
auftauchen. Um einen aufkommenden
Verdacht zu überprüfen, können klinische
Interviews wiederum sehr hilfreich sein.
Behandlungsmöglichkeiten und
Prognosen
Persönlichkeitsstörungen galten lange Zeit
als praktisch nicht behandelbar. Inzwischen wurden verschiedene spezifische
Behandlungsansätze für PS entwickelt.
Ziel dieser Therapien ist es, dass die Betroffenen mehr Einsicht in die eigene
Funktionsweise gewinnen und erkennen,
welchen (negativen) Einfluss das eigene
Verhalten auf andere Menschen hat. Es
wird versucht, den Ursachen der PS auf den
Grund zu gehen und ein neues, erweitertes
Verhaltensrepertoire aufzubauen, welches
ein flexibleres und situativ angepasstes
Reagieren ermöglicht. Auch für die Störungen der Impulskontrolle gibt es spezifische Behandlungsverfahren, welche
Betroffenen helfen können. Die Therapie
einer PS braucht meist viel Zeit und dauert
deshalb länger als andere Therapien. Dabei
kann und soll eine Therapie keinen komplett neuen Menschen aus den Betroffenen
machen. Das Ziel ist, dass die Patienten und
Patientinnen ihre Symptome soweit in den
Griff bekommen oder verändern, dass sie
ein erfülltes Leben führen und ihre eigenen Ziele zu erreichen vermögen.
Thema | 125 Jahre Südhang
Der Südhang feiert
Jubiläum!
Die Anfänge des Südhangs reichen weit zu-
rück: 1891 wurde die «Trinkerheilstätte Nüch-
tern» gegründet. Somit feiern wir 2016 unser
125-jähriges Jubiläum! Mit den nächsten drei
Ausgaben unserer Hauszeitschrift versuchen
wir, den langen Weg hin zum Kompetenz-
zentrum für Mensch und Sucht zu erzählen.
Das erste Heft wird literarisch: Bekannte und
neu zu entdeckende Autorinnen und Autoren
schreiben exklusiv für uns Geschichten über
Abhängigkeit und Unabhängigkeit. Im zweiten
Heft versuchen wir die Kunst der Therapie zu
ergründen und zeigen in der Ausstellungsreihe
«Südsicht 16», wo der Südhang zuhause ist: am
Frienisberg. Eigens für den Südhang erschafft
Raoul Ris Bilder von Landschaften und Leuten,
dazu zeigen wir Skulpturen der Frienisberger
Künstler Max Roth und Werner Neuhaus. Im
dritten Heft schliesslich schauen wir nochmals
zurück auf die lange Geschichte unserer
Institution – und wagen einen Blick von der
Gegenwart in die Zukunft. All dies finden Sie
in unserer Hauszeitschrift, der wir bei dieser
Gelegenheit ein neues Kleid verpassen. Lassen
Sie sich überraschen!
express 3 | 2015 11
Thema | Schizophrenie und wahnhafte Störungen
Schizophrenie und
wahnhafte Störungen
Die Schizophrenie äussert sich im Allgemeinen durch charakteristische Störungen in der Wahrnehmung,
im Denken und Fühlen. Betroffene glauben beispielsweise häufig, dass ihre Gedanken und Gefühle anderen
Menschen bekannt sind, oder sie erleben akustische Halluzinationen wie beispielsweise Stimmen, die ihr
Verhalten und ihre Gedanken kommentieren. Das Erscheinungsbild ist sehr heterogen (uneinheitlich), so
können bei einer Patientin Halluzinationen im Vordergrund stehen (paranoide Schizophrenie), und bei einem
anderen Patienten herrscht eine flache und unangepasste Stimmung vor, begleitet von einer ungeordneten
Sprache oder hypochondrischen Klagen (hebephrene Schizophrenie).
Von Nadja Scheurer, Psychologin
Wahnhafte Störungen zeichnen sich durch einen langandauernden Wahn aus, wie beispielsweise Verfolgungswahn oder Eifersuchtswahn. Im Vergleich zur
Schizophrenie beschränkt sich die Symptomatik bei
wahnhaften Störungen auf einen einzigen Wahninhalt,
sonstige Symptome bleiben aus. Der Wahn hält über
mehrere Monate bis lebenslänglich an. Die Klarheit
des Bewusstseins und die intellektuellen Fähigkeiten
sind in der Regel nicht beeinträchtigt. Dennoch bringt
die Erkrankung meist massive Auswirkungen in beruf
lichen, sozialen und psychischen Bereichen mit sich.
Sucht
Der Konsum von Suchtmitteln und der Verlauf einer
Schizophrenie beeinträchtigen sich gegenseitig. Einer-
trischen Interviews werden beschriebene und beobachtete Symptome klassifiziert und schliesslich eine
Diagnose gestellt. Die Schizophrenie beginnt in der
Regel in der Pubertät. Daher wird die Diagnose der
Schizophrenie kaum erst im Rahmen der stationären
Therapie in der Klinik Südhang gestellt. Patienten und
Patientinnen mit der Doppeldiagnose Schizophrenie
sind deutlich weniger häufig als beispielsweise Patienten und Patientinnen mit einer zusätzlichen Depression.Aufgrund der schweren Auswirkungen der Schizophrenie lassen sich Betroffene daher meist schon vor
dem Aufenthalt in der Klinik Südhang psychiatrisch
behandeln. Anhand der Krankengeschichte der Patien-
ten und Patientinnen und mit bereits bestehenden
Diagnosen wird die Krankheit im Zusammenhang mit
der Sucht besprochen.
Erwachsenenalter das Risiko vervierfacht, an einer
Behandlungsmöglichkeiten und
Prognosen
psychoaktiver Substanzen das Auftreten einer Schizo-
Ein Grossteil der Patienten und Patientinnen lebt mit
seits weiss man, dass Cannabiskonsum im frühen
Schizophrenie zu erkranken – und dass der Konsum
phrenie begünstigt. Andererseits kann die Schizophrenie eine Suchtkrankheit sowohl auslösen als auch aufrechterhalten. Man geht davon aus, dass gut 30 Pro-
zent der an Schizophrenie erkrankten Patienten und
Patientinnen einen Alkoholmissbrauch oder eine andere Abhängigkeit entwickeln. So kann der Alkohol die
Symptome einer Schizophrenie auf angenehme Weise
lindern, zumindest vorübergehend. Beispielsweise verschwindet das Hören von Stimmen oder die Stimmung
wird angeregt. Werden längerfristig die Symptome
mit Alkohol erträglich gemacht, besteht die Gefahr,
eine Abhängigkeit zu entwickeln.
Psychodiagnostik
Eine Diagnose der schizophrenen Erkrankung basiert
auf dem psychopathologischen Befund: inhaltliche
Denkstörungen, Halluzinationen, Verflachung des
Affektes. Mit Hilfe von psychologischen und psychia-
Die Schizophrenie ist grundsätzlich gut behandelbar.
Hilfe von Medikamenten längerfristig symptomfrei,
jedoch häufig mit starken Nebenwirkungen, welche
die Lebensqualität einschränken. Die Abstinenz von
Suchtmitteln verbessert die Prognose der Schizophrenie deutlich. Daher ist es besonders wichtig, die Patien-
ten und Patientinnen, die für eine Alkoholentwöh-
nungstherapie in unsere Klinik kommen, in ihrem Ziel
der Abstinenz individuell zu begleiten. Ein wichtiges
Thema ist der Umgang und die Einnahme der Medika-
mente. Einerseits wird die Wirkung der Medikamente
durch den Konsum von Suchtmitteln verändert, andererseits beugt eine regelmässige Einnahme der Medi-
kamente einen erneuten Ausbruch der Schizophrenie
vor. Ein wichtiges Ziel der Behandlung ist daher, mit
den Patienten und Patientinnen neue Strategien und
Verhaltensweisen zu entwickeln, um den Alltag ohne
Suchtmittel bewältigen zu können.
12 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht
Nadja Scheurer
Psychologin
Agenda | Anlässe
Termine
Angebote über die Festtage
Klinik Südhang
Reformierte Kirche Kirchlindach
24., 25. und 31. Dezember 2015, sowie am 1.
Donnerstag, 17. Dezember 2015 um 19:30 Uhr
Vorweihnachtswoche 17. - 23. Dezember 2015:
Vorschau Weihnachtstage
Januar 2016 herzlich dazu eingeladen, gegen ei-
Konzert der Gesangschüler/–innen von
Familienweihnacht für
zu essen. Das Essen beginnt um 18.00 Uhr und
Samstag, 19. Dezember 2015 um 17 Uhr
Pfrn. L. Rahe Schopfer und
Ehemalige Patientinnen und Patienten sind am
nen bescheidenen Betrag in der Klinik zu Abend
wir bitten Sie, sich bis zum 17. Dezember im Se-
kretariat unter Tel. 031 828 14 14 anzumelden.
Noe Fröscher Ito der Musikschule Wohlen
Weihnachtskonzert mit
Elisabeth Profos–Sulzer an der Orgel
Sonntag, 20. Dezember 2015 um 17 Uhr
Gottesdienst zum 4. Advent mit
Pfr. Michael Graf
Montag, 21. Dezember 2015 um 19:30 Uhr
Text und Musik zum Advent
Uta Pfautsch (Orgel) und Pfrn. Lore Rahe
Schopfer (Texte und Blockflöte)
24.12.2015 um 17 Uhr:
Familien mit kleinen Kindern
Elisabeth Profos–Sulzer, Orgel
24.12.2015 um 23 Uhr:
Christnachtfeier in der Kirche,
Pfrn. Lore Rahe Schopfer
25.12.2015 um 10 Uhr:
Festgottesdienst mit Abendmahl
Anna Dähler, Blockflöte und Uta Pfautsch, Orgel
Predigt: Pfrn. Lore Rahe Schopfer
Dienstag, 22. Dezember 2015 um 19:30 Uhr
Weihnachtssingen mit Dieter und Elisabeth
Profos-Sulzer
Anlässe
Das traditionelle Jassturnier findet in der Regel
Kunstausstellung «Südsicht 2016»:
Frienisberg
Südhang statt. Eingeladen sind aktuelle und
erschafft der Berner Maler Raoul Ris eigens Bilder
Informations-Veranstaltungen
Jassen
hörige oder Arbeitgeber) können sich jeweils
am letzten Freitag des Monats in der Klinik
Interessierte Personen (z.B. Betroffene, Angeam letzten Freitag jeden Monats von 14:00
bis 15:00 Uhr direkt und unverbindlich über
die Therapieangebote in der Klinik Südhang in
Kirchlindach informieren. Eine Anmeldung ist
nicht nötig.
Nächster Termin:
Freitag, 18. Dezember 2015 ausnahmsweise
eine Woche früher (25.12. Weihnachten)
Termine 2016:
Freitag, 29. Januar 2016
Freitag, 26. Februar 2016
ehemalige Patient-/innen.
Start ist um 19.30 Uhr. Anmeldeschluss ist
jeweils am Vortag d.h. am Donnerstag bis
12:00 Uhr unter Telefon Nr. 031 828 14 14
Nächster Termin:
Freitag, 18. Dezember 2015 ausnahmsweise
Freitag, 19. August 2016
eine Woche früher wegen Südhangfest
Freitag, 30. September 2016
Freitag, 28. Oktober 2016
Freitag, 25. November 2016
Freitag, 30. Dezember 2016
Skulpturen. Notieren Sie sich bereits das Datum
der Vernissage: Freitag, 24. Juni 2016.
Südhang bieten wir montags bis freitags ein
Freitag, 26. Februar 2016
Freitag, 29. April 2016
Freitag, 29. Juli 2016
Künstler Werner Neuhaus und Max Roth ihre
Freitag, 29. Januar 2016
Freitag, 29. April 2016
Freitag, 24. Juni 2016
Mathys. Im Aussenraum zeigen die Frienisberger
Öffentliche Cafeteria in Kirchlindach
Termine 2016:
Freitag, 18. März 2016
Freitag, 27. Mai 2016
vom Frienisberg, ergänzt mit Texten von Stephan
eine Woche früher (25.12. Weihnachten).
Freitag, 18. März 2016
eine Woche früher wegen Karfreitag (25.3.16)
Zum 125-jährigen Jubiläum des Südhangs
eine Woche früher wegen Karfreitag (25.3.)
Freitag, 27. Mai 2016
Freitag, 24. Juni 2016
Freitag, 29. Juli 2016
In der Cafeteria im Herrenhaus der Klinik
komplettes Mittagsmenu, eine vegetarische
Variante sowie Snacks und Sandwiches an.
Zudem verwöhnen wir unsere Gäste mit einem
frischen und reichhaltigen Salatbuffet. Bitte
melden Sie Gruppen ab vier Personen telefo-
nisch beim Sekretariat an: Tel. 031 828 14 14.
Freitag, 19. August 2016
Wir freuen uns, dass ab 1. Januar 2016 die
Freitag, 30. September 2016
Cafeteria Südhang führen wird.
eine Woche früher wegen Südhangfest
Freitag, 28. Oktober 2016
Freitag, 25. November 2016
Freitag, 30. Dezember 2016
Stiftung Bächtelen mit ihren Lernenden die
Die Stiftung Bächtelen ist ein Kompetenz-
zentrum, welches sich für die Ausbildung und
Integration von jungen Lernenden mit besonderem Förderbedarf einsetzt.
Mehr Informationen sind auf der Homepage
www.baechtelen.ch zu finden.
express 1 | 2015 13
Thema | Körperliche Folgeschäden
Körperliche Folgeschäden
der Sucht
Neben den psychischen Problemen von Abhängigkeitserkrankungen setzen wir uns im klinischen Alltag auch mit den körperlichen
Schädigungen auseinander. Diese treten entweder direkt durch die
toxische Wirkung der Substanz oder indirekt als Folgereaktion von
körperlichen Entzündungsreaktionen auf.
Von Dr. med. Anita Kohler, Oberärztin
Auf unserer Entzugs- und Abklärungsstation stehen vor allem akut auftretende
somatische (körperliche) Probleme im
Vordergrund. Entzugserscheinungen wie
Zittern, Schwitzen, erhöhter Blutdruck
und schneller Puls sowie allenfalls
Magen-Darmprobleme sind meist vorübergehender Natur und verschwinden in
der Regel nach ein paar Tagen. Respekt
haben wir vor epileptischen Anfällen
(spontan auftretende Krämpfe) und Delirien. Bei Risikopatienten und -patientinnen, das heisst bei solchen mit vorgängig bekannten epileptischen Anfällen, bei
Epileptikern, bei vorbekannten hirnorganischen Schädigungen oder langbestehendem hohem Alkoholkonsum mit entsprechender Toleranz, verschreiben wir für
einige Tage prophylaktisch (vorbeugend)
ein Antiepileptikum, welches nach erfolgtem körperlichem Entzug rasch wieder
abgebaut wird. Findet dennoch ein epileptischer Anfall statt, was zum Glück sehr
selten geschieht, wird der Patient, die Patientin notfallmässig mit Benzodiazepinen
behandelt und, falls der Anfall andauert
oder die betroffene Person instabil ist, eine
Verlegung in ein Spital vorgenommen.
Noch gravierender ist das Alkoholentzugsdelir, was sich in zeitlicher, örtlicher, situativer oder sogar autopsychischer Desorientierung des Patienten, der Patientin zeigt,
allenfalls begleitet durch akustische oder
optische Sinnestäuschungen. Die Betroffenen sind in solchen Situationen meist nicht
mehr absprachefähig und kaum noch führbar. Lebensgefährliche Ursachen des De-
lirs müssen unverzüglich ausgeschlossen
oder behandelt werden. Der Patient oder
die Patientin braucht eine engmaschige
intensivmedizinische Betreuung. Da in der
Klinik Südhang weder die akutdiagnostischen Möglichkeiten noch die personell
dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen, muss der Patient, die Patientin notfallmässig in ein somatisches Spital
verlegt werden. Ähnliche Probleme stellen sich auch beim Benzodiazepinentzug,
jedoch lässt sich durch ein entsprechend
gestaltetes Abbauschema die Problematik
besser steuern und damit entschärfen.
Leber
Bei chronischen Folgeschäden des Alkoholkonsums sind verschiedene Organsysteme betroffen. Am bekanntesten mag der
Einfluss auf die Leber sein. Je nach kumulativ konsumierter Alkoholmenge, Dauer des
Konsums und individueller Veranlagung
treten verschiedene Stadien von der Fettleber – ein Prozess, der noch rückgängig gemacht werden kann –, der Fibrose (bindegewebiger Umbau), der Zirrhose (Vernarbung) bis schlimmstenfalls Leberkrebs
auf. Die Leber verliert dadurch zunehmend ihre Fähigkeit, Gerinnungsfaktoren,
Eiweisse und Galle herzustellen und Entgiftungsfunktionen vorzunehmen, was
sich beim Patienten, der Patientin in Form
von vermehrten Blutungen, Wassereinlagerungen – vor allem in der Bauchhöhle
(Aszites) –, Gelbverfärbung von Augen und
Haut mit zunehmendem Juckreiz, bis zum
mangelnden Abbau von Harnstoff – was
sich durch zunehmende Verwirrung äussert – manifestiert.
14 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht
Magen-Darm
Das gesamte Magen-Darm-System kann
von Schädigungen betroffen sein. Da meist
der Alkoholkonsum auch mit intensivem
Tabakgebrauch einhergeht, ist das Risiko, an Zungen- und Mundhöhlenkrebs zu
erkranken, massiv erhöht. Patienten und
Patientinnen leiden häufig auch unter
Sodbrennen und Magenentzündungen, da
Alkohol und Nikotin die Schliessfähigkeit
des unteren Schliessmuskels der Speiseröhre beeinträchtigen und so Magensäure zurückfliessen kann. Durch Blutstau in
der Leber, bedingt durch Zirrhose, kann es
zu «Krampfadern» der Speiseröhre (Oesophagusvarizen) kommen, welche bei
erhöhtem Druck oder Verletzungen platzen und zu lebensbedrohlichen Blutungen
führen können. Durch vermehrten Alkoholkonsum, vor allem mit Bier, kann sich
die Darmflora verändern. Dies und die
zusätzlich toxische Wirkung des Alkohols
bewirken oftmals massive Durchfälle, welche so schwer sein können, dass wichtige
Vitamine, Mineralien und Spurenelemente nicht mehr ausreichend aufgenommen
werden. Zusätzlich zur bereits meist qualitativ und quantitativ mangelhaften Nahrungsaufnahme bei chronischem Alkoholkonsum entwickelt sich das Bild einer
Mangelernährung.
Die Bauchspeicheldrüse leidet ebenfalls unter chronischem Alkoholkonsum.
Eine akute Pankreatitis (Entzündung der
Bauchspeicheldrüse) in der Vorgeschichte unserer Patienten und Patientinnen
ist keine Seltenheit. Sie äussert sich als
sehr schmerzhaft und dramatisch, kann
jedoch im Idealfall noch folgenlos ab-
Thema | Körperliche Folgeschäden
heilen. Schwieriger ist die chronische Pankreatitis, welche oft sehr lange unerkannt
bleibt, bis erhebliche Funktionseinbussen,
zum Beispiel die Unfähigkeit, Nahrungsbestandteile verdauen zu können, bis zum
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), auftreten. Oft bleiben dann die Patienten und
Patientinnen auf die lebenslange Einnahme von Verdauungsenzymen und allenfalls sogar auf Insulin angewiesen.
Herz
Das Herz-Kreislaufsystem wird sowohl
durch Alkohol als auch durch Tabakkonsum geschädigt. Schreibt man geringen
Mengen Alkohol gar protektive (schützende) Wirkungen zu, weiss man klar, dass
Alkohol in grösserer Menge über einen
gewissen Zeitraum den Herzmuskel schädigen kann. Dies führt zur Abnahme der
Pumpleistung und der körperlichen Leistungsfähigkeit. Rauchen beschleunigt den
Alterungsprozess des gesamten arteriellen
Systems und führt zu kalkartigen Ablagerungen. Die Folgewirkungen sind bekannt:
erhöhte Risiken für Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolien und andere Thrombosen. Oftmals verändert sich das Blutbild bei chronischem Alkoholüberkonsum:
Die roten Blutkörperchen sind aufgrund
von Folsäure- und Vitamin B12-Mangel
verändert; ebenso die Blutplättchen, was
das Blutungsrisiko erhöht.
Nervensystem
Ebenfalls betroffen von der alkoholtoxischen Wirkung und allfälligem VitaminB-Mangel sind die Nerven im Körper. So
zeigen sich teilweise Gefühlsstörungen,
beginnend in Füssen und Händen mit Verminderung des Vibrationssinnes bis zu
sehr schmerzhaften Missempfindungen.
Im zentralen Nervensystem wird auch
die Abnahme der kognitiven Funktionen
beschleunigt, das heisst des Kurzzeitgedächtnisses, der Auffassungsgabe, der
Konzentrationsfähigkeit und der Handlungsplanung. Über Jahre kann sich das
Bild des Korsakow-Syndroms ausbilden,
welches sich in der Trias Konfabulation
(Überbrücken der Erinnerungslücken mit
erdichtetem Inhalt), bleibender Gedächtnis- und Konzentrations- sowie Orientierungsstörungen zeigt. Oftmals entsteht
das Korsakow-Syndrom aus einer Werni-
cke Enzephalopathie bestehend aus Verwirrtheit, Gang- und Augenbewegungsstörungen. Das Korsakow-Syndrom zeigt ein
demenzielles Bild, welches sehr schwer zu
behandeln und auch von anderen Demenzformen klinisch schwierig abzugrenzen ist.
Je nach vorbestehender Erkrankung werden während der Entzugs- und Entwöhnungsbehandlung die bereits installierten
Medikamente fortgesetzt und weitere Risikofaktoren nach Möglichkeit minimiert.
Ein Vitaminmangel wird regelmässig substituiert. Dank der geschätzten währschaften Südhangküche können die Patienten
und Patientinnen auch wieder an Gewicht
zunehmen. Blutdruck und Blutzucker werden mit Unterstützung unserer somatisch
tätigen Ärztin des Localmed Bern optimiert.
Glossar
Lunge
autopsychische Desorientierung
Der Tabakkonsum ist vor allem mit dem
generell erhöhten Krebsrisiko verbunden.
Nebst Lungenkrebs, welcher sich leider oft
erst in einem späten, nicht mehr heilbaren Stadium bemerkbar macht, ist auch der
Zusammenhang mit anderen Krebsformen
bekannt (unter anderem Brust,- Blasen-,
Mundhöhlen-, Speiseröhrenkrebs). Beim
Cannabiskonsum kann ein ähnliches Risikoprofil vermutet werden. Zusätzlich zeigte
sich bei einer gewissen Subpopulation (Untergruppe) bei Cannabiskonsum ein erhöhtes Auftreten von Lungenemphysemen,
also einer Zerstörung von Lungengewebe.
Bei Eintritt bieten wir allen tabakabhängigen Patienten und Patientinnen die Möglichkeit einer Raucherentwöhnung an, um
auch diese Risikofaktoren zu minimieren.
Obwohl wir keine Opiatentzüge durchführen, betreuen wir auch substituierte
Patienten und Patientinnen (Methadon,
Diaphin, Subutex, Sevre-Long) im Alkohol-/
Benzodiazepinentzug. Einige leiden an HIV
oder chronischer Hepatitis C und erhalten entsprechende Medikamente, welche
wir gemäss infektiologischer Empfehlung
weiter abgeben.
Die körperliche Abklärung, Diagnostik und
Behandlung in der Klinik Südhang ist somit
sehr vielfältig und integraler Bestandteil
der Therapie. Eine nahtlose Weiterbetreuung für die Patienten und Patientinnen
nach Austritt wird rechtzeitig organisiert
und sollte damit gewährleistet sein.
Delirium
Kennzeichnend für das Delirium ist neben der
Bewusstseinsstörung eine Störung der Auf-
merksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens,
des Gedächtnisses, der Psychomotorik und der
Emotionalität. Die akute psychische Störung hat
entweder eine organische Ursache oder entsteht
aufgrund von Drogenwirkung oder Drogenrespektive Alkoholentzug.
Toleranz
Dieses Wort bezeichnet hier die Anpassung eines
Organismus an Alkohol und Drogen.
Benzodiazepine
Medikamentengruppe, die angstlösend, Muskeln
entspannend, sedierend (beruhigend) und schlaffördernd wirkt und ein hohes Abhängigkeitspotenzial hat.
Die Orientierung über die eigene Person, also die
Selbstwahrnehmung ist gestört.
kumulativ konsumierte Alkoholmenge
Aufgerechnete Menge des Alkohols während der
bisherigen Lebenszeit.
Lungenembolie
Verstopfung eines Blutgefässes in der Lunge
Thrombose
Eine Gefässerkrankung, bei der sich ein Blut-
gerinnsel (Thrombus) in einem Blutgefäss bildet.
Folsäure
Vitamin aus dem B-Komplex
Vibrationssinn
Erschütterungssinn, einer der Tastsinne, der durch
mechanische Reize ausgelöst wird.
Korsakow-Syndrom
Eine Form der Gedächtnisstörung, ausgelöst
durch die Schädigung des zentralen Nervensystems (zum Beispiel durch Alkohol).
Wernicke Enzephalopathie
Eine degenerative Erkrankung des Gehirns als
Folge eines Vitamin-B1- Mangels.
Demenz
Oberbegriff für Krankheiten, bei denen zu Beginn
Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit stehen, später auch Inhalte des Lang-
zeitgedächtnisses verschwinden. Die bekannteste
Form einer Demenz ist die Alzheimerkrankheit.
substituieren
Einen Stoff durch einen anderen ersetzen, zum
Beispiel Heroin durch Methadon.
Infektiologische Empfehlung
Die Infektiologie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Erforschung und Behand-
lung von Infektionen beim Menschen beschäftigt.
express 3 | 2015 15
Südhang
Kompetenzzentrum für
Mensch und Sucht
3038 Kirchlindach
Telefon 031 828 14 14
Fax 031 828 14 24
[email protected]
www.suedhang.ch
Ausstieg aus der Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit
In unserer Klinik in Kirchlindach, in der
Tagesklinik und im Ambulatorium in der
Stadt Bern sowie in den Ambulatorien in
Burgdorf und Biel bieten wir vielfältige
Behandlungsmöglichkeiten an. Interessierte können sich jeweils am letzten Freitag jeden Monats von 14 bis 15 Uhr in der
Klinik Südhang unverbindlich über die
verschiedenen Therapieangebote informieren. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Mit unseren Broschüren erhalten Sie bereits einen ersten Einblick in die vielfältigen therapeutischen Programme des Südhangs, Kompetenzzentrum für Mensch
und Sucht. Kostenlose Bestellung unter:
031 828 14 14 oder [email protected]
Sucht tut weh
Stationärer Entzug, Entwöhnungstherapie und Arbeitsintegration
bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit
Sucht tut weh
Teilstationäre­Entwöhnungstherapie­
bei­Alkohol-­und­Medikamentenabhängigkeit
Sucht tut weh
Suchtmedizinische Abklärung und Behandlung
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www.suedhang.ch
P.P.
3038 Kirchlindach
Post CH AG
Die Zeitschrift des Südhang | Ausgabe 3/15
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