PowerPoint-Präsentation über das Projekt des Projektpartners EECMY aus Äthiopien Wasser Marsch Projektemagazin 20010/11 Herausgeber Diakonisches Werk der EKD e.V. für die Aktion „Brot für die Welt“ Postfach 101142 70010 Stuttgart Redaktion Konstantin Francke, Helge Bendl, Thomas Knödl Fotos Helge Bendl Gestaltung Thomas Knödl Folie 3 Äthiopien: So reichhaltig die Kulturen in diesem Vielvölkerstaat verbreitet sind, so arm sind seine Menschen. Seit Jahrzehnten rangiert das von Dürren, Krieg und Korruption gebeutelte Land unter den 10 ärmsten der Erde. In einem südlichen Teil leben die Konso. 16 ihrer Dörfer gehören zum Projektgebiet des „Brot für die Welt“-Partners Ethiopian Evangelical Church Mekane Yesus (EECMY). Die Organisation erreicht so etwa 40.000 der insgesamt 250.000 Konso. Folie 4 Die Konso leben und arbeiten seit vielen Generationen auf den Anhöhen der hügeligen Landschaft. Um das spärliche Regenwasser dieser trockenen Gegend optimal ausnutzen zu können, legen sie ihre Felder traditionell terrassenförmig an. Folie 5 In den vergangenen Jahren wurden die Niederschläge in der Region seltener und die Erträge schlechter. Die ausgelaugten Böden der begrenzten landwirtschaftlichen Flächen gaben nicht mehr genug her, um die wachsenden Familien zu ernähren – viele hungerten. Folie 6 So sahen sich die Konso gezwungen, die Hügel zu verlassen und auch das trockene Tiefland zu bebauen. Doch die Bewässerungsmethoden mit Wehren aus Ästen und Gestrüpp reichten für einen ertragreichen Landbau nicht aus. Sie forderten ständige und aufwendige Instandhaltungsarbeiten – besonders nach den kurzen aber heftigen Schauern der beiden Regenzeiten. Folie 7 Auf der Suche nach professioneller Hilfe wandten sich die Dorfbewohner an Toraito Kussia, der vielen als ehemaliger Grundschullehrer noch bekannt war. Inzwischen arbeitete er für das Entwicklungsprogramm der Ethiopian Evangelical Church Mekane Yesus (EECMY) und war sofort bereit, beim Bau eines dauerhaften Bewässerungssystems zu helfen. Folie 8 Das im Jahr 2001 von der Mekane Yesus Kirche ins Leben gerufene ländliche Entwicklungsprogramm zielt neben einer Verbesserung der gesundheitlichen Situation vor allem auf die Wasserkonservierung und die Verbesserung der Anbausituation in der Ebene ab. Mit Hilfe der EECMY, unter der fachlichen Anleitung von Ingenieuren und mit einem enormen Arbeitseinsatz, legten die Konso Bewässerungskanäle und Wehre an. Folie 9 In Handarbeit hoben 500 Frauen und Männer gigantische Kanäle aus: fast 50 Kilometer lang, bis zu vier Meter tief und zwei Meter breit. „Wir haben die Experten der Regierung eingebunden und unser ganzes Netzwerk an Fachkräften genutzt“, sagt Toraito Kussia. Folie 10 Gespeist werden die Kanäle von sechs Wehren aus Stahl und Beton. Diese stauen die Flüsse aber nicht komplett, sondern leiten nur die jeweils benötigte Menge Wasser auf das fruchtbare Ackerland. Um eine dauerhafte Wasserversorgung zu gewährleisten, müssen auch weiterhin alle mit anpacken: „Jedes Wehr hat seine eigene Kooperative – die Bauern sind für die Instandhaltung selbst verantwortlich“, sagt Halgete Orano von der Bauernvereinigung. Folie 11 Durch das Bewässerungssystem entstanden im eigentlich trockenen Tiefland bereits 4.000 Hektar Ackerland – weitere 2.000 Hektar sollen folgen. Schon bald soll das Projekt direkt und indirekt die Ernährung von 100.000 Menschen sichern. Folie 12 „Ob Kohl, Tomaten oder Sesam: Viele Pflanzen sind unbekannt, weil es nie genügend Wasser gab, um sie anzubauen“, erklärt Vorarbeiter Johannes Berisha. In Gärtnereien lernen die Bauern deshalb den Anbau von Gemüse und Früchten. Außerdem erfahren sie, wie sie Schädlinge bekämpfen und Kompost als natürlichen Dünger verwenden können. Folie 13 Derzeit pflanzen die Bauern auf ihren Feldern vor allem Mais und Sorghum an – so wie seit vielen Jahren. Doch Johannes Berisha, der Vorarbeiter, denkt schon einen Schritt weiter: „Für Sesam und Chili lassen sich auf dem Markt gute Preise erzielen“, so der Fachmann. „Wir ermuntern die Bauern deswegen, ihren Anbau zu diversifizieren.“ In den Versuchsgärtnereien wird der Anbau von Sesam bereits getestet. Folie 14 Auch Kale Godana aus dem Dorf Geldaha hat bei den Arbeiten an den Bewässerungskanälen mitgemacht. Ihre neuen Felder liegen 40 Kilometer von ihrem Dorf entfernt – eine Strecke, für die sie zu Fuß einen ganzen Tag benötigt. „16 Dörfer aus dem Gebiet von Jarso haben dort ihr traditionelles Land, auch meines war darunter“, erzählt sie. Und der lange Marsch in die Ebene lohnt sich: „Dort ist der Boden besser und vor allem gibt es genügend Wasser. Inzwischen lässt das Wasser meinen Mais so hoch sprießen, wie ich es noch nie erlebt habe“, berichtet sie stolz. Folie 15 Und weiter erzählt sie: „Außerdem gibt es ganz in der Nähe meiner Felder eine Versuchsgärtnerei – Bananenpflanzen habe ich mir schon geholt, nächstes Jahr will ich auch Obstbäume pflanzen. Mango, Papaya, Orangen – das kannte ich früher gar nicht. Auf meinen alten Feldern wuchs kein Obst, sie sind zu steinig und haben zu wenig Nährstoffe.“ Folie 16 „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Maiskolben sehe – denn ich weiß, dass meine Familie auch im nächsten Jahr genug zu essen haben wird“, so Kale Godana weiter. „Alle können sich satt essen! Doch selbst dann bleibt noch etwas übrig. Und so nehme ich dann einen 50-Kilo-Sack Mais huckepack und marschiere die zwölf Kilometer in die Stadt. Dort kaufe ich vom Erlös ein wenig Salz und ein paar Bündel Kaffeeblätter, um daraus Tee zu kochen. Das Wichtigste sind aber Kleider für die Kinder.“ Folie 17 Auch Galuto Gahano aus dem Dorf Baya Ea erwirtschaftet dank der bewässerten Felder Überschüsse: „Meine neun Hektar Land haben mir 100 Säcke Mais à 90 Kilo eingebracht – zum Essen braucht meine Familie aber nur zehn Säcke. Den Rest kann ich verkaufen“, berichtet er. Inzwischen kann er sogar Helfer bezahlen, die ihn bei der Feldarbeit unterstützen. Seine sieben Kinder, vier Jungs und drei Mädchen, schickt der Bauer nämlich lieber in die Schule als zur Feldarbeit. Und dort sollen sie mehr als nur Lesen und Schreiben lernen: „Sind ihre Noten gut, dann schicke ich sie später auch aufs College.“ Folie 18 Eine treibende Kraft hinter dem Bewässerungsprojekt ist Hagaia Gelsimo, die Vorsitzende der Bäuerinnen in der Gegend von Jarso. Sie hat viele ihrer Mitbürger davon überzeugt, bei dem von „Brot für die Welt“ geförderten Programm mitzuarbeiten. Weil Geburtstage abseits der Städte nur selten aufgeschrieben werden, kennt sie ihr genaues Alter nicht – so wie die meisten hier. Folie 19 Wenn Hagaia Gelsimo von ihrer Kindheit erzählt, wird deutlich, was das Entwicklungsprogramm im Gebiet der Konso alles verändert hat: „Junge Mädchen wie ich hatten keine Chance, zur Schule zu gehen. Wir mussten den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten. Auch das Wasser holen war eine Strapaze, denn die Quelle war weit weg. Und oft bin ich hungrig eingeschlafen, denn es gab nicht genug zu essen.“ Heute muss dagegen niemand mehr hungern. Hagaia Gelsimo macht oft Maisbällchen mit gekochten Blättern des Moringa-Baumes, ein traditionelles Gericht der Konso. Folie 20 Dank der guten Ernteerträge, die sie auf dem Markt in Konso-Stadt an lokale Kunden und Großhändler verkaufen können, sind viele Bauern nun in der Lage, landwirtschaftliche Hilfskräfte zu beschäftigen. Und ihre Kinder, die nicht mehr ständig auf den Feldern schuften müssen, können endlich eine Schule besuchen. Folie 21 Bei den Konso ist die Arbeit zwischen Männern und Frauen schon immer verhältnismäßig gleich verteilt – sowohl auf dem Feld als auch im Haushalt. Auch das Wasserholen am Brunnen erledigen Frauen und Männer gleichermaßen. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist auch eine Kernforderung des von „Brot für die Welt“ geförderten Entwicklungsprogramms. Inzwischen haben die Frauen der Konso bei sämtlichen Entscheidungsprozessen ein Mitspracherecht. „Bei Versammlungen im Dorf oder Treffen in der Kirche sagen Frauen ihre Meinung und werden ernst genommen. „Früher hätten wir zu Hause warten und die Entscheidungen hinnehmen müssen“, so Hagaia Gelsimo. Folie 22 Hoffnung macht sich breit im Gebiet der Konso. Zeigt doch dieses Projekt, dass es möglich ist mit lokal angepassten Methoden etwas mehr Unabhängigkeit vor den Kapriolen des Wetters zu erlangen und stabile Erträge zu sichern. Und die Menschen hier wissen: Dies ist das Werk aller. Nur durch die gemeinsame Kraft von Frauen und Männern wird der Hunger in Zukunft keine Chance mehr haben.