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Hannibal - Sohn des Hamilkar Barkas
Der Entschluss
Sofort nach seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber (nach dem Tod Hasdrubals, 221 v.Chr.),
beschloss Hannibal den Krieg gegen Rom. Die Gelegenheit war günstig, da das Keltenland
von Unruhen erschüttert wurde und ein Krieg zwischen Rom und Makedonien bevor stand.
Die auf der Iberischen Halbinsel liegende Stadt Sagunt, die unter römischem Schutz stand,
war Ziel seines ersten Angriffs. Rom konnte keinen Schutz leisten, da seine Streitkräfte an
anderen Kriegsschauplätzen gebunden waren. Nach achtmonatiger Belagerung fiel, 219
v.Chr., die reiche Handelsstadt in die Hände der Punier. Nach der Zerstörung Sagunts
erschien eine römische Gesandtschaft in Karthago, um die Auslieferung Hannibals zu fordern.
Als ihnen diese Forderung verweigert wurde, erklärte Rom Karthago den Krieg. Den Winter
219/218 v. Chr. nutzte Hannibal, um sich auf den Feldzug gegen Rom vorzubereiten. Die
Zahl seiner Streitkräfte betrug 120.000 Mann Fußvolk, 16.000 Reiter und 58 Elefanten (32
bemannte). Seine Armee setzte sich aus Puniern, Spaniern und Libyern zusammen. Im
Frühling brach Hannibal schließlich mit einem Teil seiner Streitkräfte auf, um das Römische
Reich anzugreifen. Der Rest wurde zur Sicherung Spaniens und Afrikas genutzt. Die Römer
erwarteten die Punier auf dem Meer. Sie bauten auf ihre Seeüberlegenheit. Mit zwei stark
bemannten Flotten wollten sie den Gegner gleichzeitig in Afrika und Spanien angreifen, den
Kernländern karthagischer Macht.
Kriegselefanten
Viel zu spät erfuhren die Römer, dass Hannibal den Ebro, das Pyrenäengebirge und sogar
schon die reißende Rhone überschritten hatte. Erst jetzt wurde den Römern bewusst, dass der
Punier auf dem Landweg nach Italien einfallen wollte. Dabei hoffte er auf die Unterstützung
der Gallier, wenn er die Po-Ebene erreichte. Der größte Teil der römischen Truppen war
außer Landes. Gerade noch gelang es, die Küstenstraße zwischen Alpen und Meer zu sperren.
Nun geschah etwas gänzlich Unerwartetes: Hannibal wich aus und wählte den Weg durch das
Hochgebirge der Alpen. Mit Afrikanern und Spaniern, die noch niemals Firnisschnee betreten
hatten, mit seinen Kriegselefanten und der gesamten Reiterei wagte er sich noch im
Spätherbst in das Hochgebirge südlich des Mont Blanc. Unter dem Stein- und Geschoßhagel
wilder Bergstämme wälzte sich der endlose Heereszug mühsam die steilen Pfade hinauf. Die
Soldaten aus dem fernen Süden packte die Angst. Bis zum Bauch brachen die Wüstenrosse
immer wieder durch trügerischen Neuschnee. Gähnende Abgründe verschlangen ausgleitende
Elefanten, scheuende Pferde, erschöpfte, vom Schwindel gepackte Menschen und
umschlagende Karren. In wirbelndem Schneesturm, der kaum eine Sicht ermöglichte,
mussten Wege gebahnt und Schluchten überbrückt werden. Die Verpflegung wurde immer
knapper. Endlich war der Gebirgskamm erreicht. Bei Sturm und Eis wurde ein Notlager
aufgeschlagen. Das völlig erschöpfte Heer durfte zwei Tage rasten. Für Augenblicke rissen
die braunen Nebelmassen auf: Italiens gesegnete Fluren glänzten tief unten in vollem
Sonnenlicht. Hannibal wies in die Ferne: "Haltet aus! Das soll euer sein, wenn die Berge
bezwungen sind". Der Abstieg begann. Nach fünfzehn entbehrungsreichen Tagen hatte die
erschöpfte Truppe die Alpen überschritten, doch nicht einmal die Hälfte des stolzen Heeres
hatte das tollkühne Wagnis überstanden. Sein großes Heer war auf nur noch 20.000 Mann
Fußtruppen und 6000 Reiter herabgeschmolzen. Im nächsten Frühjahr (217 v. Chr.) hielt das
Apenningebirge den punischen Vormarsch auf. Römer und Karthager lagen sich im Feldlager
gegenüber. Da ließ der listige Hannibal ein paar Soldaten zur Täuschung der Römer im
karthagischen Lager viele kleine Feuer schüren. Er selbst umging mit dem Heer bei Nacht die
Stellung der ahnungslosen Römer. In großer Eile marschierte Hannibal auf der neu erbauten
römischen Heerstraße der Hauptstadt Italiens entgegen. Die Römer zogen hinter ihm her, um
ihn einzuholen. Im nebelverhangenen Engpass am Trasimenschen See versperrten ihnen
plötzlich gefällte Baumstämme den Weg. Von den bewaldeten Höhen stürmten mit einem
Male die wilden Scharen Hannibals herab. Die überraschten Römer sahen sich auf drei Seiten
eingeschlossen. Am sumpfigen Ufer des Sees verbluteten Roms Legionen. Entgegen aller
Erwartungen griff Hannibal jedoch Rom nicht an. Er war überzeugt, dass die Stadt nicht im
Handstreich einzunehmen war. Auch erhielt er aus der Heimat nur unzureichende
Unterstützung, um eine längere Belagerung wagen zu können. Ein weiterer Grund war, dass
die Kelten keine zuverlässigen Verbündeten waren. Im Gegensatz dazu war die italienische
Eidgenossenschaft an politischer Festigkeit und militärischen Hilfsmitteln den Puniern
überlegen. Einen Kriegsstillstand, wie im Falle einer Belagerung, konnte sich Hannibal nicht
leisten, da er seine taktische Überlegenheit sonst verlieren würde.
Ohne Bündnis
Somit zog Hannibal an Rom vorbei und wandte sich nach Süden. Bevor er die Hauptstadt
angriff, wollte er versuchen, die römischen Bundesgenossen in Mittel- und Unteritalien auf
seine Seite zu bringen. Allerdings eine Stadt nach der anderen schloss ihre Tore, nicht eine
einzige italienische Gemeinde schloss ein Bündnis mit Karthago. Damit war für die Römer
viel gewonnen. Der römische Diktator Fabius Maximus folgte den Puniern mit seinen in Rom
gebildeten Ersatzlegionen und dem Heer von Ariminum. Er vermied es jedoch, sich auf eine
Schlacht einzulassen. Die Bevölkerung Roms aber erwartete Taten und Erfolge von ihren
Feldherren. Nach Ablauf seiner Amtszeit wurden wieder zwei Konsuln, Terentius Varro und
Aemelius, gewählt.
Im Lager
Bei Cannae hatte Hannibal sein Lager bezogen. In einiger Entfernung errichteten die Römer
zwei Lager und bereiteten sich auf den Angriff vor. Am 2. August rückten die Truppen aus
beiden Lagern aus und nahmen auf dem rechten Ufer des Aufidius ihre Gefechtsformationen
ein. An diesem Morgen standen 69.000 Römer mit Front gegen Süden. Wie Hannibal später
erfuhr, wiederholte sich dort ein ähnlich misslicher Vorgang, wie er sich schon öfters bei den
Römern abspielte.
Meinung gegen Meinung
Aemelius der Erfahrene wollte die Armee nur nach gründlicher Geländeerkundigung
einsetzen; Terentius Varro war für das Losschlagen aus dem Stand heraus. Meinung stand
gegen Meinung, und man verbrachte mehr Zeit mit Zänkereien als mit Beratung. Als sehr
nachteilig sollte sich auch heraus stellen, das Oberkommando über die gesamte Armee von
Tag zu Tag zwischen beiden Konsuln zu wechseln, so dass Terentius an diesem Tag seinen
Plan durchsetzen konnte: Angriff auf der Stelle! Das Ziel Terentius Varro war, mit der
geballten Kraft der Schwerbewaffneten ins schwache Zentrum der Karthager zu brechen und
so den Feind zu vernichten. Die römischen Leichtbewaffneten eröffneten das Gefecht. Sie
stießen schnell vor und sorgten für die ruhige Entfaltung der schweren Truppen. Auf den
linken Flügel preschten Hannibals Reiter vor und stürzten sich auf den rechten Flügel der
römischen Armee. Die Gallier kämpften nach Barbarenart: nach gezielten Hieben und Stößen
umklammerten sie den Gegner und zogen ihn vom Pferd. Die Römer schlugen sich mehr mit
Erbitterung als mit Ausdauer, ihre ersten Reihen wichen zurück. Die karthagischen Reiter
waren ihnen 5:3 überlegen und sie nutzten diese Chance gnadenlos aus. Sie jagten die Gegner
vor sich her, den Fluss entlang. Von Befehlen war keine Rede mehr. Als die römischen
Schwerbewaffneten auf die im Zentrum positionierten Kelten und Iberer trafen, wendete sich
das Blatt. Im Nahkampf kämpften nun fünf römische Schwerter gegen drei karthagische!
Schritt für Schritt wichen die Karthager zurück. Nicht zu schnell, der Feind durfte nicht zu
früh etwas von der Falle bemerken. Schon im Siegesrausch stürzten die Römer in die Bresche,
konzentrierten sich ganz auf die Mitte. Die rechts und links vom Zentrum anschließenden
Libyer dehnten ihre Reihen und schwenkten rechts und links im Bogen herum.
Die Falle
Erst jetzt erkannten die Römer die Falle. Zu spät! Die Römer wurden nun in der Flanke und
im Rücken von Truppen Hannibals angefallen. Die Reiterei auf dem linken römischen Flügel
wurde nun ebenfalls angegriffen und musste zurückweichen. Im Zentrum igelten sich die
Legionäre in kleinen Truppen ein, wie sie es gelernt hatten. Doch durch andauernde Attacken
von allen Seiten fielen sie, einer nach dem anderen. Von Minute zu Minute starb der Kern.
Der Rest war Abschlachten. Hannibal ließ sie gewähren. Nicht einmal er hätte ihrem Hass
und Rachedurst die Grenzen weisen können. Am Abend zählte man die Toten: 60.000 Tote,
10.000 gefangene Römer. Hannibals Verluste betrugen etwa ein Zehntel der römischen. Die
größte Niederlage der römischen Geschichte.
Hannibal vor Rom
Jahre vergingen, bis Hannibal endlich gegen Rom marschierte. Durch die Gassen gellte der
Ruf "Hannibal ad Portas" (Hannibal bei den Toren) der sprichwörtlich blieb. Aber der Punier
wurde zur Umkehr gezwungen. Die Römer gaben nicht auf, sondern stellten wieder ein neues
Heer auf, in das sogar freigelassene Sklaven und Verbrecher aufgenommen wurden. Und so
gelang ihnen allmählich, die abtrünnigen Städte Unteritaliens und Siziliens zurückzuerobern.
Hannibals Bruder Hasdrubal brach derweil von Spanien nach Italien auf. Gemeinsam wollten
sie Rom angreifen, einer von Norden und einer von Süden. Da wurde eines Nachts ein Paket
über den Wall von Hannibals Feldlager geschleudert. Es enthielt Hasdrubals Haupt. Am Fluss
Metaurus, zweihundert Kilometer nordöstlich von Rom, wurde er im Jahre 207 v. Chr. von
den Römern geschlagen. Hannibals letzte Angriffspläne scheiterten: Rom blieb für ihn
unerreichbar. Drei Jahre später wagte der römische Feldherr Publius Cornelius Scipio, der in
langjährigen Kämpfen Spanien den Puniern entrissen hatte, den Stoß ins Herz der feindlichen
Macht. Er setzte nach Afrika über und zog gegen Karthago. Hannibal, von den Karthagern
nach Afrika zurückgerufen, trat ihm hier entgegen. Bei Zama kam es im Jahre 202 v. Chr. zur
Schlacht. Sie endete mit einem entscheidenden Sieg der Römer. Die besetzte Stadt musste auf
Spanien verzichten und fast alle Kriegsschiffe ausliefern. Außerdem durfte sie ohne Erlaubnis
der Römer keinen Krieg mehr führen. Auch musste sie die Kosten des langjährigen Krieges
tragen. Rom hatte im zweiten Punischen Krieg (218-201) nicht nur seine Großmachtstellung
behauptet, sondern auch den stärksten Gegner im westlichen Mittelmeer niedergerungen.
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