Ausgangsdatei Word 2002 Grundlagen

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Hannibal - Sohn des Hamilkar Barkas
Der Entschluss
Sofort nach seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber (nach dem Tod Hasdrubals,
221 v.Chr.), beschloss Hannibal den Krieg gegen Rom. Die Gelegenheit war günstig,
da das Keltenland von Unruhen erschüttert wurde und ein Krieg zwischen Rom und
Makedonien bevor stand. Die auf der Iberischen Halbinsel liegende Stadt Sagunt, die
unter römischem Schutz stand, war Ziel seines ersten Angriffs. Rom konnte keinen
Schutz leisten, da seine Streitkräfte an anderen Kriegsschauplätzen gebunden
waren. Nach achtmonatiger Belagerung fiel, 219 v. Chr., die reiche Handelsstadt in
die Hände der Punier. Nach der Zerstörung Sagunts erschien eine römische
Gesandtschaft in Karthago, um die Auslieferung Hannibals zu fordern. Als ihnen
diese Forderung verweigert wurde, erklärte Rom Karthago den Krieg. Den Winter
219/218 v. Chr. nutzte Hannibal, um sich auf den Feldzug gegen Rom vorzubereiten.
Die Zahl seiner Streitkräfte betrug 120.000 Mann Fußvolk, 16.000 Reiter und 58
Elefanten (32 bemannte). Seine Armee setzte sich aus Puniern, Spaniern und
Libyern zusammen. Im Frühling brach Hannibal schließlich mit einem Teil seiner
Streitkräfte auf, um das Römische Reich anzugreifen. Der Rest wurde zur Sicherung
Spaniens und Afrikas genutzt. Die Römer erwarteten die Punier auf dem Meer. Sie
bauten auf ihre Seeüberlegenheit. Mit zwei stark bemannten Flotten wollten sie den
Gegner gleichzeitig in Afrika und Spanien angreifen, den Kernländern karthagischer
Macht.
Kriegselefanten
Viel zu spät erfuhren die Römer, dass Hannibal den Ebro, das Pyrenäengebirge und
sogar schon die reißende Rhone überschritten hatte. Erst jetzt wurde den Römern
bewusst, dass der Punier auf dem Landweg nach Italien einfallen wollte. Dabei hoffte
er auf die Unterstützung der Gallier, wenn er die Po-Ebene erreichte. Der größte Teil
der römischen Truppen war außer Landes. Gerade noch gelang es, die Küstenstraße
zwischen Alpen und Meer zu sperren. Nun geschah etwas gänzlich Unerwartetes:
Hannibal wich aus und wählte den Weg durch das Hochgebirge der Alpen. Mit
Afrikanern und Spaniern, die noch niemals Firnisschnee betreten hatten, mit seinen
Kriegselefanten und der gesamten Reiterei wagte er sich noch im Spätherbst in das
Hochgebirge südlich des Mont Blanc. Unter dem Stein- und Geschoßhagel wilder
Bergstämme wälzte sich der endlose Heereszug mühsam die steilen Pfade hinauf.
Die Soldaten aus dem fernen Süden packte die Angst. Bis zum Bauch brachen die
Wüstenrosse immer wieder durch trügerischen Neuschnee. Gähnende Abgründe
verschlangen ausgleitende Elefanten, scheuende Pferde, erschöpfte, vom Schwindel
gepackte Menschen und umschlagende Karren. In wirbelndem Schneesturm, der
kaum eine Sicht ermöglichte, mussten Wege gebahnt und Schluchten überbrückt
werden. Die Verpflegung wurde immer knapper. Endlich war der Gebirgskamm
erreicht. Bei Sturm und Eis wurde ein Notlager aufgeschlagen. Das völlig erschöpfte
Heer durfte zwei Tage rasten. Für Augenblicke rissen die braunen Nebelmassen auf:
Italiens gesegnete Fluren glänzten tief unten in vollem Sonnenlicht. Hannibal wies in
die Ferne: "Haltet aus! Das soll euer sein, wenn die Berge bezwungen sind". Der
Abstieg begann. Nach fünfzehn entbehrungsreichen Tagen hatte die erschöpfte
Truppe die Alpen überschritten, doch nicht einmal die Hälfte des stolzen Heeres
hatte das tollkühne Wagnis überstanden. Sein großes Heer war auf nur noch 20.000
Mann Fußtruppen und 6.000 Reiter herabgeschmolzen. Im nächsten Frühjahr (217 v.
Chr.) hielt das Apenningebirge den punischen Vormarsch auf. Römer und Karthager
lagen sich im Feldlager gegenüber. Da ließ der listige Hannibal ein paar Soldaten zur
Täuschung der Römer im karthagischen Lager viele kleine Feuer schüren. Er selbst
umging mit dem Heer bei Nacht die Stellung der ahnungslosen Römer. In großer Eile
marschierte Hannibal auf der neu erbauten römischen Heerstraße der Hauptstadt
Italiens entgegen. Die Römer zogen hinter ihm her, um ihn einzuholen. Im
nebelverhangenen Engpass am Trasimenschen See versperrten ihnen plötzlich
gefällte Baumstämme den Weg. Von den bewaldeten Höhen stürmten mit einem
Male die wilden Scharen Hannibals herab. Die überraschten Römer sahen sich auf
drei Seiten eingeschlossen. Am sumpfigen Ufer des Sees verbluteten Roms
Legionen. Entgegen aller Erwartungen griff Hannibal jedoch Rom nicht an. Er war
überzeugt, dass die Stadt nicht im Handstreich einzunehmen war. Auch erhielt er aus
der Heimat nur unzureichende Unterstützung, um eine längere Belagerung wagen zu
können. Ein weiterer Grund war, dass die Kelten keine zuverlässigen Verbündeten
waren. Im Gegensatz dazu war die italienische Eidgenossenschaft an politischer
Festigkeit und militärischen Hilfsmitteln den Puniern überlegen. Einen
Kriegsstillstand, wie im Falle einer Belagerung, konnte sich Hannibal nicht leisten, da
er seine taktische Überlegenheit sonst verlieren würde.
Ohne Bündnis
Somit zog Hannibal an Rom vorbei und wandte sich nach Süden. Bevor er die
Hauptstadt angriff, wollte er versuchen, die römischen Bundesgenossen in Mittelund Unteritalien auf seine Seite zu bringen. Allerdings eine Stadt nach der anderen
schloss ihre Tore, nicht eine einzige italienische Gemeinde schloss ein Bündnis mit
Karthago. Damit war für die Römer viel gewonnen. Der römische Diktator Fabius
Maximus folgte den Puniern mit seinen in Rom gebildeten Ersatzlegionen und dem
Heer von Ariminum. Er vermied es jedoch, sich auf eine Schlacht einzulassen. Die
Bevölkerung Roms aber erwartete Taten und Erfolge von ihren Feldherren. Nach
Ablauf seiner Amtszeit wurden wieder zwei Konsuln, Terentius Varro und Aemelius,
gewählt.
Im Lager
Bei Cannae hatte Hannibal sein Lager bezogen. In einiger Entfernung errichteten die
Römer zwei Lager und bereiteten sich auf den Angriff vor. Am 2. August rückten die
Truppen aus beiden Lagern aus und nahmen auf dem rechten Ufer des Aufidius ihre
Gefechtsformationen ein. An diesem Morgen standen 69.000 Römer mit Front gegen
Süden. Wie Hannibal später erfuhr, wiederholte sich dort ein ähnlich misslicher
Vorgang, wie er sich schon öfters bei den Römern abspielte.
Meinung gegen Meinung
Aemelius der Erfahrene wollte die Armee nur nach gründlicher Geländeerkundigung
einsetzen; Terentius Varro war für das Losschlagen aus dem Stand heraus. Meinung
stand gegen Meinung, und man verbrachte mehr Zeit mit Zänkereien als mit
Beratung. Als sehr nachteilig sollte sich auch heraus stellen, das Oberkommando
über die gesamte Armee von Tag zu Tag zwischen beiden Konsuln zu wechseln, so
dass Terentius an diesem Tag seinen Plan durchsetzen konnte: Angriff auf der
Stelle! Das Ziel Terentius Varro war, mit der geballten Kraft der Schwerbewaffneten
ins schwache Zentrum der Karthager zu brechen und so den Feind zu vernichten.
Die römischen Leichtbewaffneten eröffneten das Gefecht. Sie stießen schnell vor
und sorgten für die ruhige Entfaltung der schweren Truppen. Auf den linken Flügel
preschten Hannibals Reiter vor und stürzten sich auf den rechten Flügel der
römischen Armee. Die Gallier kämpften nach Barbarenart: nach gezielten Hieben
und Stößen umklammerten sie den Gegner und zogen ihn vom Pferd. Die Römer
schlugen sich mehr mit Erbitterung als mit Ausdauer, ihre ersten Reihen wichen
zurück. Die karthagischen Reiter waren ihnen 5:3 überlegen und sie nutzten diese
Chance gnadenlos aus. Sie jagten die Gegner vor sich her, den Fluss entlang. Von
Befehlen war keine Rede mehr. Als die römischen Schwerbewaffneten auf die im
Zentrum positionierten Kelten und Iberer trafen, wendete sich das Blatt. Im
Nahkampf kämpften nun fünf römische Schwerter gegen drei karthagische! Schritt für
Schritt wichen die Karthager zurück. Nicht zu schnell, der Feind durfte nicht zu früh
etwas von der Falle bemerken. Schon im Siegesrausch stürzten die Römer in die
Bresche, konzentrierten sich ganz auf die Mitte. Die rechts und links vom Zentrum
anschließenden Libyer dehnten ihre Reihen und schwenkten rechts und links im
Bogen herum.
Die Falle
Erst jetzt erkannten die Römer die Falle. Zu spät! Die Römer wurden nun in der
Flanke und im Rücken von Truppen Hannibals angefallen. Die Reiterei auf dem
linken römischen Flügel wurde nun ebenfalls angegriffen und musste zurückweichen.
Im Zentrum igelten sich die Legionäre in kleinen Truppen ein, wie sie es gelernt
hatten. Doch durch andauernde Attacken von allen Seiten fielen sie, einer nach dem
anderen. Von Minute zu Minute starb der Kern. Der Rest war Abschlachten. Hannibal
ließ sie gewähren. Nicht einmal er hätte ihrem Hass und Rachedurst die Grenzen
weisen können. Am Abend zählte man die Toten: 60.000 Tote, 10.000 gefangene
Römer. Hannibals Verluste betrugen etwa ein Zehntel der römischen. Die größte
Niederlage der römischen Geschichte.
Hannibal vor Rom
Jahre vergingen, bis Hannibal endlich gegen Rom marschierte. Durch die Gassen
gellte der Ruf "Hannibal ad Portas" (Hannibal bei den Toren) der sprichwörtlich blieb.
Aber der Punier wurde zur Umkehr gezwungen. Die Römer gaben nicht auf, sondern
stellten wieder ein neues Heer auf, in das sogar frei gelassene Sklaven und
Verbrecher aufgenommen wurden. Und so gelang ihnen allmählich, die abtrünnigen
Städte Unteritaliens und Siziliens zurückzuerobern. Hannibals Bruder Hasdrubal
brach derweil von Spanien nach Italien auf. Gemeinsam wollten sie Rom angreifen,
einer von Norden und einer von Süden. Da wurde eines Nachts ein Paket über den
Wall von Hannibals Feldlager geschleudert. Es enthielt Hasdrubals Haupt. Am Fluss
Metaurus, zweihundert Kilometer nordöstlich von Rom, wurde er im Jahre 207 v. Chr.
von den Römern geschlagen. Hannibals letzte Angriffspläne scheiterten: Rom blieb
für ihn unerreichbar. Drei Jahre später wagte der römische Feldherr Publius
Cornelius Scipio, der in langjährigen Kämpfen Spanien den Puniern entrissen hatte,
den Stoß ins Herz der feindlichen Macht. Er setzte nach Afrika über und zog gegen
Karthago. Hannibal, von den Karthagern nach Afrika zurückgerufen, trat ihm hier
entgegen. Bei Zama kam es im Jahre 202 v. Chr. zur Schlacht. Sie endete mit einem
entscheidenden Sieg der Römer. Die besetzte Stadt musste auf Spanien verzichten
und fast alle Kriegsschiffe ausliefern. Außerdem durfte sie ohne Erlaubnis der Römer
keinen Krieg mehr führen. Auch musste sie die Kosten des langjährigen Krieges
tragen. Rom hatte im zweiten Punischen Krieg (218-201) nicht nur seine
Großmachtstellung behauptet, sondern auch den stärksten Gegner im westlichen
Mittelmeer niedergerungen.
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