Kirchenführer - Kirchengemeinde Großenaspe

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Besucherführung in der Katharinenkirche zu Großenaspe
Geschichtlicher Hintergrund
Aus geschichtlichen Überlieferungen geht hervor, dass vor dieser Kirche bereits eine ältere
kleine Kapelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite gestanden hat. Diese war jedoch
sehr baufällig, zu klein und sehr alt. Sie stammte vermutlich aus der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts. Aus einem Bericht von 1757 des großfürstlichen Konferenzrat und
Amtmann zu Neumünster, Baron von Mardefeldt an den damaligen Herzog Karl Friedrich
von Holstein geht hervor, dass eine dringend notwendige und grundlegende Sanierung der
Kapelle nunmehr unabdingbar sei. 1760 wurde der Kieler Kirchenbaumeister Rosenberg
beauftragt, den Entwurf für den Bau einer neuen, größeren Kirche einzureichen, doch für
deren Durchführung fehlte das nötige Geld. So gerieten die Pläne zunächst ins Stocken.
Die Legende erzählt, dass Katharina die Große , Zarin von Russland, nach Fertigstellung
der Kirche auf ihrer Durchreise hier Station gemacht hat und den schönen Neubau als
„Viehstall“ bezeichnet haben soll. Großenaspe im Amt Neumünster gehörte damals zu
dem Machtbereich ihres Mannes, dem Herzog von Holstein-Gottorf. Auf ihre
Anregung/Forderung hin wurde nach der Gründung eines eigenen Kirchspiels 1763 mit
der Planung und schließlich mit dem Bau dieser heutigen Kirche begonnen. Geschichte
und Legende vermischen sich in Bezug auf den wahren Grund der Namensgebung für die
Kirche. Es ist aber historisch belegbar, dass der Kirchenbau , anders als in manchen
Kirchen- und Kulturführern geschrieben, nicht von der russischen Zarin finanziert wurde.
Die Gelder kamen aus überregionalen Kollekten (von der Zarin für ihren gesamten
Herrschaftsbereich in Holstein angeordnet), Strafgeldern und Spenden.
Bauweise
Der Bau der Katharinenkirche begann mit der Grundsteinlegung am 24. Juni 1771
(Richtfest am 6. Januar 1772) und wurde Ende August 1772 nach nur 14-monatiger
Bauzeit fertiggestellt. Am 27. September 1772 wurde die Katharinenkirche in
Anwesenheit von u.a. dem großfürstlichen Kammerherrn Caspar von Saldern und dem
Generalsuperintendenten Hasselmann festlich eingeweiht. Sie ist ein Oktogon, ein
achteckiger barocker Ziegel-Zentralbau mit Mansardenzeltdach und vorgestelltem
Kirchturm (Höhe 100 Fuß = ca. 33 m), nach Plänen des großfürstlichen Landbaumeisters
Johann Adam Richter erbaut. Neben der Katharinenkirche in Großenaspe findet sich diese
Bauweise in Schleswig-Holstein auch noch in Rellingen (erbaut 1756) und Hörnerkirchen
(1752) wieder.
Das Fundament besteht aus behauenen Granitsteinen. Insgesamt wurden 237.200
Mauersteine und 11.650 holländische rote Dachpfannen verbaut sowie 646 Tonnen
Segeberger Kalk und 550 Tonnen muschelhaltiger Beth-Kalk. Besonders auffällig am
Mauerwerk sind die Absätze und Hervorhebungen aus vor Ort hergestellten Formsteinen
die sich um den gesamten Kirchenbau an den Hauptgesimsen herumziehen und auch die
Fenster und Turmluken einfassen. Der Bau kostete 8.332 Taler und 10,5 Groschen, was
heute zu Beginn des 21. Jahrhunderts wohl über eine halbe Million Euro entspräche.
Gesamt-Ensemble
Die Katharinenkirche mit Friedhof und Nebengebäuden liegt auf einer Verkehrsinsel im
Zentrum des Dorfes. Zu den weiteren kirchlichen Gebäuden gehört in erster Linie das
heutige Gemeindehaus (altes Pastorat), erbaut um 1850, heute mit viel Leben gefüllt durch
die verschiedensten Veranstaltungen der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenenarbeit.
Sowie das neue Pastorat von 1984 und der ehemalige Kindergarten (1970), heutige
Küsterdienstwohnung.
Den ältesten Teil des hinter der Kirche liegenden Friedhofs umgibt eine Feldsteinmauer.
Über dem Eingangsportal des Turmes ist als lateinische Inschrift zu lesen:
Dem Gottesdienst des höchsten Wesens geweiht durch die Hilfe der Katharina am 27.
September 1772
Innenraum
Erster Blickfang beim Betreten des Innenraumes ist der hohe Kanzelaltar mit einem
Gemälde des letzten Abendmahls Jesu über dem Altartisch, das von Johann M. Bremer
stammt. Die Holzausstattung entspricht unverändert der Erbauungszeit und wurde, so wie
der gesamte Innenraum und die Turmhaube, 1995 aufwendig und liebevoll restauriert;
Kosten: 1,5 Mio. DM.
Von der erhöhten Kanzel über dem Altar wird heutzutage nicht mehr, wie zur Zeit des
Spätbarock noch üblich, gepredigt, sondern nur vom Stehpult aus. Aus theologischen
Gründen soll nicht mehr „von oben herab“ gepredigt werden, und der Altar im Zentrum
des Blickes stehen.
Einziger Stilbruch der spätbarocken Inneneinrichtung ist ein frühgotisches Eichenkruzifix
(um 1260) links neben dem Kanzelaltar, das vermutlich früher vor Prozessionen
hergetragen wurde.
Dieses Kruzifix, sowie der Kronleuchter (1740), der Armenblock (1736) und das
Pastorenbild (1698) an der Empore stammen noch aus der alten Kirche. Die Inschrift auf
dem Pastorenbild lautet: „Samuel Greimius gibt dieses sein Bildnis auf Begehren seiner
Witwe, weil er 30 Jahr in dortig Gotteshause ein treuer Prediger und Lehrer in der
reinen heiligen evangelischen Lehre gewesen für Jungen und Alten in Gott dem Herrn
selig entschlafen Anno 1698, den 25. Marty, seines Alters 55 Jahr.“
Auf der Empore saßen im ersten Jahrhundert nach der Erbauung zunächst die
hochangesehenen Herrschaften, bevor dort im Jahre 1881 die heutige Marcussen-Orgel
von der Firma Marcussen und Sohn aus Apenrade errichtet und am 2. Advent 1881
feierlich eingeweiht wurde. Sie ist nach Meinung vieler Konzertorganisten ein echtes
Kleinod mit 14 Registern und 2 Manualen, das perfekt auf diesen Kuppelinnenbau
abgestimmt wurde. Heute finden hier regelmäßig Konzerte mit hochkarätigen Organisten
aus ganz Norddeutschland statt. Die Orgel wurde im Jahr 2007 durch die renommierte
Orgelbaufirma Beckerath unter Mithilfe von vielen Gemeindegliedern generalüberholt.
Im Mittelpunkt des Achteckbaues befindet sich das Taufbecken mit einer Reliefschale aus
Messing, welche von dem Kieler Apotheker Conrad Christiani der Kirchengemeinde zur
Einweihung der Kirche geschenkt wurde. Dies geht aus einer Inschrift auf dem
Beckenrand hervor. Mit Sicherheit ist die Schale aber älter als die Kirche.
Auf dem Altar befinden sich zwei silberne Kerzenleuchter mit Zopfmuster.
Rechts neben dem Kanzelaltar befindet sich eine von Rosemarie Springer gestiftete Kopie
eines berühmten Gemäldes der Namensgeberin, Katharina der Großen von Russland, bei
der aus künstlerischer Freiheit statt des Regierungszepters schemenhaft die
Katharinenkirche zu erkennen ist.
Sitzordnung früher: Männer links und Frauen rechts
Gemeinde
Zur Kirchengemeinde Großenaspe mit den Ortsteilen Brokenlande und Freiweide gehören
auch noch die Dörfer Heidmühlen und Latendorf. Die Kirchengemeinde umfasst etwa
2.500 Gemeindeglieder.
Der amtierende Kirchenvorstand hat für die Arbeit in der Gemeinde das folgende Motto
entwickelt: „Wir helfen Menschen, ihre Bestimmung in Jesus Christus zu finden.“
Neben den sonntäglichen Zusammenkünften in Haupt-, Kinder- und Jugendgottesdiensten
liegt ein weiterer Schwerpunkt der Gemeindearbeit auf den wöchentlichen Treffen in
Kleingruppen oder Hauskreisen, um das ausgegebene Motto in die Praxis umsetzen zu
können. Dort wird gesungen, gemeinsam in der Bibel gelesen und Lebenserfahrungen
ausgetauscht. Darüber hinaus gibt es verschiedene Angebote im Bereich der
Lebensberatung und Seelsorge. Seit einigen Jahren gibt es einen Förderverein der
Kirchengemeinde, über den unter anderem ein hauptamtlicher Mitarbeiter für den Bereich
Arbeit mit Kindern und der Pais-Teamleiter finanziert werden. Je nach Spendenaufkommen sind weitere Projekte in Planung.
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