MESOPOTAMIEN – DAS LAND ZWISCHEN EUPHRAT UND TIGRIS Mesopotamien (griechisch mesopotamia: Land zwischen den Strömen) ist eines der frühesten Zivilisationszentren Vorderasiens im Gebiet des heutigen Irak und Ostsyriens zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris. Im Alten Orient umfasste es die historischen Länder Assyrien und Babylonien. Es fehlten die natürlichen Grenzen und der natürliche Reichtum des Landes hatte schon früh ärmere Völker aus den angrenzenden Gebieten angezogen. Die Geschichte der Region ist daher von ständigen Einwanderungen und Überfällen geprägt. Die Landwirtschaft war auf künstliche Bewässerung angewiesen. 1) FRÜHE MESOPOTAMISCHE REICHE 9. Jahrtausend: Übergang von Jäger- zu Sammlerkulturen 8. Jahrtausend: voll ausgebildete Ackerbau- und Viehzuchtkulturen seit etwa 6000 v. Chr.: größere Ansiedlungen nachgewiesen Im 4. Jahrtausend v. Chr. entstanden die ersten Städte. Eine der bedeutendsten frühen Gründungen ist die Stadt Uruk (biblisch Erech) im Süden des Landes. Die Entwicklung von städtischer Organisation und Verwaltung förderte die Erfindung der Keilschrift. Die Urheber dieser frühen Stadtkultur, die sich nördlich des Euphrats ausbreitete, waren vermutlich die Sumerer. Zu den bedeutendsten Städten des Landes, die lange um die Vorherrschaft kämpften, gehörten neben Uruk, Kisch, Larsa, Lagasch und vor allem Ur. Ihren Mittelpunkt bildete der auf einem künstlichen Terrassenberg (Zikkurat) angelegte Tempel, der zugleich Gotteshaus, Residenz des Priesterkönigs war und Vorratskammer war. um 2350 v. Chr.: Eroberung des Gebietes von den Akkadern, einem semitischen Volk aus dem mittleren Teil Mesopotamiens König Sargon I. gründete die Dynastie von Akkad und schuf das erste Großreich der Geschichte. 2. Jahrtausend v. Chr.: Einwanderung westsemitischer Nomadenstämme; übernahmen überlegene sumerisch-akkadische Kultur 18. Jahrhundert v. Chr.: Hammurabi, Herrscher von Babylon, einigte das Zweistromland „Codex Hammurabi“ – älteste erhaltene Gesetzessammlungen der Geschichte auf einer 2 m hohen Steinsäule (Gesetzesstele), etwa 300 Paragraphen; enthält strafund familienrechtliche Bestimmungen, setzt Preise und Löhne fest, umfasst Verordnungen über den Hausbau; waren außerordentlich streng; keine Gleichheit vor dem Gesetz; ausschlaggebend für Strafausmaß war sozialer Rang von Opfer und Täter Tod Hammurabis Zerfall des Reiches, durch Einfall der Hethiter endgültig vernichtet 2) DIE ASSYRER UND DIE CHALDÄER Um 1350 v. Chr. übernahm das Königreich Assyrien die führende Rolle im Norden von Mesopotamien. Die Assyrer eroberten Babylon und dehnten bis etwa 1100 v. Chr. ihr Gebiet bis zum Mittelmeer aus. Das assyrische Reich erreichte seine größte Ausdehnung etwa zwischen 750 und 670 v. Chr. und beherrschte in dieser Zeit den Alten Orient von Ägypten bis zum Persischen Golf. Die wegen ihrer Grausamkeit verhassten Assyrer wurden von den Medern und Chaldäern um 610 v. Chr. vernichtet. Die Meder übernahmen die Kontrolle über das Bergland und überließen Mesopotamien den Chaldäern unter Nebukadnezar II. Diese regierten bis 539 v. Chr. in Mesopotamien, als der Perserkönig Kyros der Große Babylon besiegte. 3) DIE PERSISCHE HERRSCHAFT Unter den Persern wurde Mesopotamien in die Satrapien (Provinzen) Babylon und Assur aufgeteilt, wobei Babylon die führende Rolle im neuen Reich übernahm. Die aramäische Sprache wurde zur gemeinsamen Sprache, und eine straffe Verwaltung brachte Stabilität in die Region. 4) HELLENISTISCHE UND RÖMISCHE ZEIT Nach der Eroberung Kleinasiens durch Alexander den Großen (331 v. Chr.) übernahm die griechische Dynastie von Seleukos I. die Herrschaft in Mesopotamien (Seleukidenherrschaft) und um 250 v. Chr. die Parther. Sie richteten mehrere autonome Vasallenstaaten ein, in denen sich griechische und persische Kultur vermischten. Nach der Abwehr römischer Angriffe wurden 226 die Parther von den Sassaniden aus Persien bezwungen, die ihre Herrschaft vom Euphrat bis zum heutigen Afghanistan ausdehnten. Wiederholte Konflikte mit der römischen Provinz Syrien und mit den Arabern in den Grenzgebieten der Wüste führten 635 n. Chr. zur Zerstörung des Sassanidenreiches. Die Araber führten die neue Religion des Islam ein. 6) VOM MITTELALTER BIS ZUR GEGENWART Zwischen 635 und 750 wurde Mesopotamien von den Kalifen aus Damaskus, den Omaijaden, beherrscht. Während dieser Zeit siedelten sich umherziehende Stämme in diesem Gebiet an, und die arabische Sprache begann die griechische und persische zu verdrängen. Konflikte zwischen den Muslimen führten zur Errichtung von Bagdad, der neuen Hauptstadt eines muslimischen Reiches unter dem Herrschergeschlecht der Abasiden. Die Kalifen von Bagdad führten türkische Leibwachen ein, die allmählich die Macht übernahmen und eigene Dynastien im Land gründeten. Die Plünderung Bagdads durch die Mongolen 1258, der Verfall der Verwaltung und weitere Angriffe durch Beduinen und Mongolen (1401) führten zum wirtschaftlichen Niedergang des Landes. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert kämpften die Türken und das persische Herrschergeschlecht der Safawiden um die Vorherrschaft in Mesopotamien. Die Türken gewannen schließlich die Oberhand. Im 1. Weltkrieg eroberten britische Truppen nach schweren Gefechten das Gebiet. Der Völkerbund erteilte Großbritannien das Mandat über den Irak und Frankreich das Mandat über Syrien. Der Irak wurde 1932 und Syrien 1945 unabhängig.