- Busch

Werbung
®
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Sportstätten
puls 03 | 2010
Living Space
Einladen
zum Aufladen.
Ein fester Platz. Für Musik im Leben. Mit dem neuen Busch-iDock – der
Ladestation ohne Kabelgewirr. Für iPod und iPhone. Für eine Wand aus
Klang. Entdecken Sie mehr Funktion auf // www.BUSCH-JAEGER.de
Sportstätten als
Identitätsstifter
von Zwarts & Jansma
Die Ära der Arenen
Busch-iDock
Das moderne Stadion –
ein Hochleistungskomplex
Der Audi Sportpark
Yas – spektakulärer Rennparcours
von Asymptote architecture
www.BUSCH-JAEGER.de
03 | 2010
Uwe Ditz
» Editorial
Meister der Thermen und Bäder: Ernst Ulrich
Tillmanns gründete 1990 gemeinsam mit Partnern das Büro 4a Architekten in Stuttgart.
Zur Sache: sportlich bauen
puls im Gespräch mit Ernst Ulrich Tillmanns, 4a Architekten
Wir gehen mal davon aus, dass Sie die WM in
stadion von Günter Behnisch in München oder
Sport und die dazugehörigen Gebäude kön-
Südafrika im Fernsehen verfolgt haben. Wie
das „Vogelnest“ in Peking. Durch die Vermark-
nen für eine Region oder Stadt identitätsstif-
haben Ihnen die Stadien gefallen?
tung des Sports steht auch für diese Bauaufga-
tend sein. Wie kann Architektur hier unter-
Das Green Point Stadium in Kapstadt hat mich
ben mehr Geld zur Verfügung. Die Chance
stützend wirken?
durch seine Eleganz und Leichtigkeit über-
besteht darin, mit diesem Geld einen architek-
Wir selbst versuchen immer, unsere Gebäude
zeugt. Beim Soccer City Stadium in Johannes-
tonischen Mehrwert zu generieren. Dabei be-
sowohl aus ihrer Funktion als auch aus ihrer
burg ist mir die interessante Hülle aufgefal-
steht die Gefahr, dass Architektur auf medien-
Umgebung zu entwickeln. Bei der Spreewald-
len, die aber leider nicht leicht wirkt. Generell
gerechte Bilder reduziert und die Detail- und
therme haben wir zum Beispiel mit ortstypi-
muss ich sagen, dass Südafrika gerade auch
Funktionsplanung vernachlässigt wird.
schen Materialien wie Reet oder Wandschei-
durch die Architektur der Stadien positiv und
sympathisch in die Welt gestrahlt hat.
ben aus Ziegel gearbeitet. Bei der BodenseeWelche besonderen Herausforderungen stellt
Therme haben wir einerseits die traumhafte
der Sport an die Architektur?
Lage am Ufer des Sees inszeniert, andererseits
Wie kaum eine Architektur werden Sportstät-
Sport ist Emotion. Die Architektur muss dazu
weiße Segel als prägendes Thema für die Be-
ten heute medial verbreitet. Welche Chancen
beitragen, dass sich diese Emotionen entfalten
malung der Decke in der Badehalle gewählt.
und Risiken birgt dies?
können. Das gilt besonders für die Atmosphäre
Sport ist heute ein enormer Wirtschaftsfaktor.
im Gebäude. Aber auch die Außenwirkung des
Gibt es eine Chance, dass Sportstätten auch in
Der Sport ist deshalb darauf angewiesen, in
Gebäudes muss diese Emotionen als Bild nach
Sachen Energieeffizienz Fortschritte machen?
den Medien präsent zu sein. Dafür werden
außen tragen. Die neue Arena in München z.B.
Was für alle sonstigen Gebäude gilt, gilt auch
spektakuläre Bilder benötigt, die sich beim
leistet dies hervorragend nachts durch seine
für Sportstätten. Energieeffizienz und Nach-
Zuschauer einprägen, wie z.B. das Olympia-
starke, außergewöhnliche Beleuchtung.
haltigkeit stehen ganz oben auf der Agenda.
02
puls 03 | 2010
Die Ära der Arenen – die architektonische Königsdisziplin Stadionbau > S. 4 Rennbahn mit Glitzerfaktor > S. 14 Ein Wiedersehen mit der Festung
> S. 20 Viel Luft nach oben > S. 24 Schöne
Aussichten > S. 28 „Mit unseren Entwürfen wollen
wir immer Identität schaffen.“ > S. 32 Beton – ein
zeitloser und demokratischer Baustoff > S. 38
04
10
14
20
24
Titelbild: Katrien Franken
Bildbearbeitung:
Raphael Pohland / stilradar
Macro
Die Ära der Arenen
Von Hubertus Adam
Micro
Höchstleistungskomplex Stadion
Von Holger Wallmeier und Britta Tomaske
Praxis I
Funkelnde Rennbahn – über den Blickfang
der Rennstrecke von Abu Dhabi
Praxis II
Wiedersehen mit der Festung – Aachen Tivoli
Praxis III
Viel Luft nach oben – der Audi-Sportpark
28
32
38
40
42
43
Visionen
Schöne Aussichten
Zu Besuch
Interview mit Rein Jansma,
Zwarts & Jansma Architekten, Amsterdam
Material
ecdm architects über Beton
Einblicke
Informationen über Produkte aus
dem Hause Busch-Jaeger
Denkanstoß
Die Preisfrage zum aktuellen Thema
Impressum
03
Marcus Bredt
» Macro
Bauliche Unverwechselbarkeit
eint die drei WM-Stadien von
gmp: Im Moses Mabhida Stadium in Durban hält ein über
100 Meter hoher Bogen die
Dachlasten. Eine Seilbahn
fährt bis zum als Aussichtspunkt dienenden Scheitelpunkt.
Die Ära der Arenen
Als vergleichsweise junge Bauaufgabe hat der Stadienbau durch die Medienpräsenz von sportlichen Großereignissen enorm an Bedeutung gewonnen.
Seitdem konkurrieren moderne Sportstätten nicht nur um die Gunst der
Fernsehzuschauer, sie können dazu den Tourismus in ansonsten wenig
beachteten Regionen anfeuern und sich als wirksames Tool des in die Mode
gekommenen City Brandings erweisen.
Von Hubertus Adam
Ohne Zweifel gelten Stadien als die eigentliche Königsdis-
orientieren konnte. Erst während des Spiels selbst, bei dem
ziplin der zeitgenössischen Sportarchitektur. Auch wenn
eine kleine Zahl von Akteuren auf eine große Zahl von
sie typologisch an die Amphitheater der römischen Antike
Beobachtern trifft, erfährt das Stadion seine Erfüllung;
anknüpfen, handelt es sich um eine vergleichsweise junge
unübertroffen sind noch immer Goethes Bemerkungen, der
Bauaufgabe, die eigentlich erst mit den Olympiabauten
angesichts der Arena von Verona in seiner Italienischen
1964 von Kenzo Tange in Tokio und dem Olympiagelände
Reise schrieb, er sehe „etwas Großes und doch eigentlich
von Günter Behnisch und Frei Otto für München 1972 zu
nichts“. Der Architekt „bereitet einen solchen Krater durch
einer revolutionären Neuformulierung gefunden hat.
Kunst, so einfach als nur möglich, damit dessen Zierrat das
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Niko-
Volk selbst werde (…) Die Simplizität des Ovals ist jedem
laus Pevsner, der Doyen der englischen Architekturge-
Auge auf die angenehmste Weise fühlbar, und jeder Kopf
schichte, in seiner 1976 erstmals editierten „History of Buil-
dient zum Maß, wie ungeheuer das Ganze sei. Jetzt, wenn
ding Types“ zwar Theater, Bibliotheken, Krankenhäuser
man es leer sieht, hat man keinen Maßstab, man weiß
oder selbst Gefängnisse thematisiert, den Sportstätten aber
nicht, ob es groß oder klein ist.“
– und das im europäischen Mutterland des Fußballs – keine Beachtung schenkt. Tatsächlich bedurfte es bei den
Antike Thermen und ein Klötzchenspiel
meisten Sportarten auch zunächst außer dem Spielfeld in
Nach einer ersten Blüte in den sechziger und siebziger Jah-
Form eines Rasenplatzes keiner besonderen Baulichkeiten;
ren des 20. Jahrhunderts ist die Stadionarchitektur in den
auch bei den Ballsporthallen des Barocks handelte es sich
vergangenen 20 Jahren als architektonische Bauaufgabe
um simple Zweckbauten ohne eigenen Ausdruck. Erst mit
verstärkt in den Fokus gerückt – den Anfang machte 1990
wachsender Zuschauerzahl wurden zunächst temporäre,
Renzo Pianos San-Nicola. Neben Museen („Bilbao-Effekt“)
dann permanente Tribünen nötig, wobei man sich entwe-
oder auch Opernhäusern fungieren Stadien als Elemente
der an den langgestreckten griechischen Stadien oder den
des City Branding. Ausschlaggebend für diese Entwicklung
zu einem Oval geschlossenen römischen Amphitheatern
ist dabei nicht der oft auf wenige Veranstaltungen
05
begrenzte Live-Event, sondern dessen mediale Distribution.
Erfordernissen genügendes Stadion, das mit einem stützen-
Großveranstaltungen wie Olympische Spiele oder Fußball-
freien Dach imponiert; auch in Frankfurt und Köln wurden
Europa- oder Weltmeisterschaften erfreuen sich zuneh-
die Hamburger Routiniers zu dieser Zeit tätig. Architekto-
mender Beliebtheit selbst bei einem bislang sportabstinen-
nisch noch bemerkenswerter aber sind die drei gemeinsam
ten Publikum. Kurioserweise führt das ubiquitäre Medium
mit schlaich bergermann und partner realisierten südafri-
Fernsehen dazu, dass der Ort selbst baulicher Unverwech-
kanischen Neubauten in Port Elizabeth, Durban und Kap-
selbarkeit bedarf. Wer an die Olympischen Spiele 2008 in
stadt für die diesjährige WM. Die Planer haben dabei auf
Peking denkt, dem gerät unweigerlich das als „Vogelnest“
leichte Konstruktionen gesetzt und wollten damit bewusst
titulierte Stadion von Herzog & de Meuron vor das geistige
ein Zeichen setzen gegen das Olympiastadion von Herzog
Auge. Sportbauten sind für die führenden internationalen
& de Meuron in Peking, das zwar als grandioses zeichen-
Architekten attraktiv: So bauten Toyo Ito ein in ökologi-
haftes Bauwerk seinen Platz in der Architekturgeschichte
scher Hinsicht bemerkenswertes Solarstadion in Taiwan,
des 21. Jahrhunderts gefunden hat, mit einem Verbrauch
während Zaha Hadid derzeit im Nordosten von London das
von 45.000 Tonnen Stahl aber kaum als vorbildlich einzu-
Aquatics Centre für die Olympischen Spiele 2012 realisiert,
stufen ist. Wie ein großer, weißer Korb mit sanft schwin-
das von einer gewaltigen, dynamisch geformten Stahltrag-
gendem Rand wirkt das Cape Town Stadium, das auf erhöh-
werks-Konstruktion überspannt wird.
tem Podium in einem öffentlichen Park zwischen dem
Sorgsam eingesetzte Farbeffekte, die mit bewusst roh belassenem Beton korrespondieren: Die Schwimmhalle Biberach von 4a Architekten (l.).
Über 8.000 Solarpaneele versorgen das von Toyo Ito entworfene und 2009 im taiwanesischen Kaohsiung eröffnete
Stadion mit Energie (r.).
Tafelberg Signal Hill und dem Atlantik Platz gefunden hat.
Das Vogelnest ist die Referenz
Die im Schnitt parabolische Tribünenanlage wird von einer
Südafrika, das diesjährige Austragungsland der Fußball-
horizontal gegliederten PTFE-Membranfassade umgeben;
Weltmeisterschaft, konnte gleich mit einer Anzahl von
für das Dach wurde eine hybride Kombination aus Seilhän-
zehn erneuerten oder neu errichteten Arenen auftrumpfen.
gedach und Fachwerkbinderkonstruktion verwendet. Nachts
Die drei wichtigsten neuen Stadien stammen vom Ham-
leuchtet das Stadion weiß und wird zur stadtbeherrschen-
burger Büro gmp, das sich seit 40 Jahren mit dieser Bauauf-
den Großskulptur – die Orientierung an der Allianz Arena
gabe befasst. Für die WM 2006 verwandelten von Gerkan
von Herzog und de Meuron ist unverkennbar. Eine andere
Marg und Partner das historisch belastete Berliner Olympia-
Art der Fassadenhülle wählten die Architekten und Ingeni-
stadion von Werner March in ein modernen funktionalen
eure beim Nelson Mandela Bay Stadium in Port Elizabeth.
06
puls 03 | 2010
Christian Richters, Uwe Ditz (l.)
Die Ringformation des Tribünendachs besteht alternierend
einem Café ausgestattet, das ganzjährig genutzt wird, wäh-
aus mit Blech verkleideten Trägern und dazwischen
rend die Schanze selbst nur an einem Tag während der
gespannten Membranfeldern, sodass sich eine plastische
Vierschanzentournee internationale Aufmerksamkeit
Struktur aus Rippen und Kehlen ergibt. Vielleicht trägt das
genießt. Auch die neue Sprungschanze in Garmisch-Par-
Moses Mabhida Stadium in Durban bei der Konkurrenz der
tenkirchen von dem Münchner Büro terrain: loehnhart &
drei gmp-Bauten den Sieg davon. Ein 104 Meter hoher
mayr kann betreten worden. Ziel war hier eine skulptural
Bogen, der sich stadtseitig gabelt, hält die Dachlasten,
wirkende Architektur, welche auf die Topographie reagiert,
wobei der die Fassade abschließende Druckring als Wider-
dennoch aber als Sportmaschine verstanden werden kann.
lager fungiert. Ein eingespannter Zugring schnürt die Hän-
Im Bereich der Sportarchitektur stellen Bauten für Großan-
geseile ein und begrenzt die Membranhaut des Dachs.
lässe allerdings nur die Spitze des Eisbergs dar. Sport ist
zunächst einmal ein Breitenphänomen, aus dem sich ein-
Grundversorgung der Bevölkerung
zelne Spitzenleistungen heraus entwickeln. Schwimmen,
Die Nachnutzung von Bauten für Großveranstaltungen ist
Leichtathletik, Fußball sind die beliebtesten Sportarten,
eine wichtige Frage auch beim Bau von Stadien mit ihren
und Orte für ihre Ausübung gehören gleichsam zur Grund-
horrenden Baukosten. Fußball, Rugby, Konzerte lautet das
versorgung der Bevölkerung. Gerade Schwimmbäder wer-
Konzept für die Stadien in Südafrika, deren oberen Ränge
den von den Gemeinden eher als Belastung angesehen –
sich demontieren lassen. Eine besondere touristische Nach-
man spricht eher von Schließung oder Umbau zu einem
nutzung erlaubt das Stadion von Durban: Eine Seilbahn
Spaßbad durch einen privaten Träger als von einem Neu-
fährt bis zu dem als Aussichtspunkt dienenden Scheitel-
bau. Eines der seltenen Beispiele für ein neues Hallenbad
punkt des großen, das Bauwerk überspannenden Bogens.
ist die von 4a architekten aus Stuttgart geplante Schwimm-
Die Logik ist klar: Wenn Sportbauten schon als urbane
halle in Biberach, ein expressives Gebäude, bei dem die tra-
Generatoren und Motoren des City Branding dienen, so
gende, bewusst roh belassene Betonstruktur wirkungsvoll
sind sie auch für viele Besucher attraktiv, die durch Ein-
in Kontrast zu den einzelnen Farbakzenten tritt. Zur glei-
trittsgelder zum Unterhalt beitragen. Der Kopf der elegant
chen Zeit entstand in Le Havre eines der spektakulärsten
geschwungenen Skischanze von Zaha Hadid auf dem
Bäder der jüngsten Zeit: Mitten in die der Konversion har-
Bergisel bei Innsbruck wurde aus dem gleichen Grund mit
renden Dockanlagen pflanzte Jean Nouvel seine „Les bains
07
des docks“, eine 5.000 Quadratmeter messende Badeanlage, die mit verschiedenen Becken, Anwendungsbereichen
und Ruhezonen an antike Thermen anknüpfen will.
Schwarz lasierte Betonfertigteile bilden die äußere Hülle
des flachen Gebäudes, im Inneren ist alles in Schneeweiß
gehalten. Die Umhüllungen der einzelnen Badebereiche
City-Branding à la Jean Nouvel: Mit „Les bains des docks“
zitiert der Architekt in Le
Havre antike Thermen und
sorgt für ein faszinierendes
Spiel aus Quadern, Würfeln
und Kuben.
bestehen aus Quadern, Würfeln und Kuben, als handele es
sich um ein überdimensionales Klötzchenspiel. Zugegeben,
bei „Les bains des docks“ geht es sich nicht kaum darum, die
Grundversorgung der Bevölkerung mit Schwimmbädern zu
verbessern. Hier soll Architektur das ramponierte Image
der Hafenstadt aufpolieren. „Perret, Niemeyer, Nouvel –
drei Meister der Architektur“ wirbt das lokale Tourismusbüro.
Das vertikale Sportzentrum
Nicht immer indes sollen Sportbauten mit ihren großen
Volumina ihre Umgebung beherrschen. Dem kroatischen
Architekturbüro 3LHD ist es gelungen, eine zum Teil versenkte Handballhalle durch eine topographisch geformte,
von bandartigen Strukturen übergriffene Struktur in einen
Vorort von Rijeka zu implantieren. Die vertikale Stapelung
von Sporteinrichtungen wird in zwei ganz unterschiedlich
gearteten Konzepten in Caracas und Marseille erprobt. Im
Damir Fabijani´c
Barrio La Cruz der venezolanischen Hauptstadt hat Urban
Think Tank ein vertikales Sportzentrum errichtet. Da der
einstige Fußballplatz von der dichten Häusermasse der
Slums umbaut ist, entschied man sich, in die Höhe zu
erweitern und das Fußballfeld auf dem Dach neu zu instalIn Bale, einem Dorf in Istrien, realisierte das kroatische Architekturbüro 3lhd
2007 eine neue Sporthalle, die mit ihrer etwas schroffen Außenfassade an die
traditionellen Schäferhütten der Region erinnert. Die multifunktionale Halle ist
nach der Kirche das größte Gebäude des Ortes (oben) Die leuchtenden, 60
Meter hohen Stahltürme prägen den Charakter des konsequent rechtwinklig
gehaltenen RheinEnergiestadion von gmp, das die Architekten für die Fußball
WM 2006 umbauten (unten).
lieren; andere Sportangebote finden auf den Ebenen darunter Platz. Ziel ist es nicht zuletzt, den Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubieten.
Bizarr schließlich mutet das Fußball-Etagenhaus „Le Bloc“
nach dem Entwurf von MOA architecture aus Marseille an.
Gegenüber von einem Multiplexkino in der Agglomeration
der südfranzösischen Metropole haben die Architekten
eine roh wirkende viergeschossige Struktur errichtet, deren
Erdgeschoss als Einstellhalle für Autos dient. Darüber
befinden sich ein angesagtes Restaurant und schließlich,
auf zwei Etagen angeordnet, Boxen für „Etagen-Fußball“
samt Tribünen. „Etagen-Fußball“ ist eine Schrumpfform
des Fußballs: Gespielt wird mit vier Spielern auf einem Feld
von 10 x 3 Metern, und es gibt inzwischen sogar eine Liga
dafür. Ob sich dieser Sport durchsetzt, bleibt ungewiss.
Doch an Squashhallen oder Halfpipe-Parcours hätte vor
Heiner Leiska
einigen Jahrzehnten auch noch niemand gedacht.
Hubertus Adam ist Redakteur der Fachzeitschrift „archithese“ und arbeitet für
diverse Tageszeitungen und Magazine. Zahlreiche Buchpublikationen, Buchbeiträge, Katalogaufsätze und Zeitschriftentexte über die Architektur des
20. Jarhhunderts. Vor kurzem wurde Hubertus Adam zum neuen Leiter des
Schweizerischen Architekturmuseums in Basel ernannt.
puls 03 | 2010
Roland Halbe; Philippe Ruault
» Micro
Moderne Stadien sollen auch
visuell in den Bann ziehen. So
sorgen in der Rhein-NeckarArena mit dem Einsetzen der
Dämmerung die 400 unter
dem Dach platzierten Leuchtstoffleuchten für eine Portion
Schwerelosigkeit.
Das Stadion – ein technischer
Hochleistungsbetrieb
Sportstadien sind hoch emotionale Orte der Identifikation und Hingabe. Gleichzeitig handelt es sich um moderne „locations“, die auf den Punkt genau und höchst
effizient zu funktionieren haben. Wie sich all diese Faktoren unter einen Hut bringen lassen, schildert unser Autor anhand eines Beispiels aus der eigenen Praxis,
der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim.
Von Holger Wallmeier und Britta Tomaske Fotos Christian Richters
Auch wenn „eco sells“, grüne Label und Zertifikate en
chungssystem inklusive Kontrollzentrum, moderne
vogue sind und Journalisten und Laien wohlklingenden
Medientechnik oder Arbeitsplätze für Journalisten und
und möglichst komplexen technischen Lösungen a priori
Fernsehstudios vorhanden und permanent gewährleistet
Anerkennung zollen, sind die besten, wirtschaftlichsten
sein. Mit effizienten Materialien, Bauteilen und Technolo-
und effizientesten Lösungen meist unspektakulär. Oft ist
gien sowie einer optimierten Gebäudeautomation und
es das Zusammenspiel vieler kleiner Maßnahmen, z. B. auf
einem optimal eingestellten Anlagebetrieb können trotz-
allen Stufen der Energieversorgung (Primärenergiebezug,
dem Ressourcen gespart werden.
Umwandlung und Nutzung) und ihre Benutzer- und Wartungsfreundlichkeit, die ein technisches Konzept langfris-
Störungsfreie Sicherheit
tig erfolgreich machen. Denn was nützt die beste Technik,
Video-Überwachungstechnik ist ein wichtiger Bestandteil
wenn es niemanden gibt, der sie bedienen, optimieren und
der DFL-Statuten zur Früherkennung von Störungspotenzi-
warten kann, Ersatzteile teuer sind oder die Benutzer sie
alen. In der Rhein-Neckar-Arena werden Tribünenränge
nicht anwenden? Die Bedeutung von Sicherheits-, Medien-
der Heim- und Gästefans sowie die Eingangsbereiche und
und Elektrotechnik für ein semi-öffentliches Großgebäude
Parkplätze mit Farbbildkameras in Schwenk-Neige-Technik
lässt sich am Beispiel der Rhein-Neckar-Arena belegen, die
videoüberwacht. Eine zusätzliche Kamera im Stadionin-
2009 fertiggestellt wurde. Zunächst einmal kommen bei
nenbereich kann flexibel definierte Bereiche individuell
einem Stadion besondere Faktoren ins Spiel: Flutlicht und
einfangen. Alle Kameras werden in der Sicherheitszentrale
Beschallung des Großraums, große Medienwände, digitale
aufgeschaltet und lassen sich über insgesamt neun TFT-
Werbebanden oder die Videoüberwachung der Zuschauer.
Monitore einzeln kontrollieren. Dank Standbilderaufzeich-
DFL- und UEFA-Vorschriften spielen eine ganz wesentliche
nung und hochwertigem Ausdruck können Personen
Rolle. So müssen eine leistungsstarke Flutlichtanlage, eine
erkannt und abgeglichen werden. Sicherheitstechnik heißt
ausfallsichere Stromversorgung, ein modernes und effi-
natürlich auch Brandschutz. Bei einem öffentlichkeitsin-
zientes öffentliches Kommunikationssystem, ein Überwa-
tensiven Gebäude wie einem Stadion muss die Brandmel-
11
detechnik lückenlos sämtliche Bereiche des Stadions ein-
Auch die Wechselwirkungen zwischen den Gewerken
schließlich der Zwischendecken überwachen. Neben
konnten so genutzt werden. Das integrierte System der
Dimension, Maßen und Komplexität der Anlagen stellte in
Gebäudeleittechnik (GLT) schaffte eine effiziente und zen-
Sinsheim die Erstellung der Brandfallmatrix, d. h. Chronolo-
tralisierte Parametrierung, Bedienung und Programmie-
gie und Zusammenspiel aller Maßnahmen im Falle eines
rung. Die Aufgaben der GLT, an die der überwiegende Teil
Brandes, die Planer vor eine weitere Herausforderung: In
der sicherheitstechnischen und haustechnischen Anlagen
diesem Fall greifen nahezu zehn Gewerke der Brandfall-
sowie die Kommunikationsanlagen angeschlossen wur-
steuerung ineinander und agieren parallel.
den, umfassen die Überwachung, Alarmierung und
Funktionen wie Überwachung
und Medientechnik müssen
exakt funktionieren. Mit effizienten Materialien, Bauteilen,
Technologien sowie einer
Gebäudeautomation lassen
sich Ressourcen sparen.
Zustandsabfragen der angeschlossenen Untersysteme wie
Schaltstelle Gebäudeautomation
Heizung, Lüftung, Elektro- und Energiemanagementsys-
Gebäudeautomation (GA), also die Gesamtheit von Über-
tem. Die GLT erlaubt eine einheitliche Alarmbearbeitung
wachungs-, Steuer-, Regel- und Optimierungseinrichtun-
aller Meldungen nach Prioritäten.
gen in Gebäuden, führt ganz besonders in den technikintensiven Sportstätten zu Effizienz und gesteigertem Kom-
Medientechnik
fort. Beim Bau der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim etwa
Dank einem intelligenten GA-Konzept lassen sich
waren die Anforderungen u. a. eine einfache Bedienbar-
Medientechnik und Gebäudeautomation (Beleuchtung,
keit der technischen Systeme, die konsistente Datenhal-
Sonnenschutz, Regulierung der Luftzirkulation usw.) ein-
tung von Betriebsdaten, eine hohe Betriebssicherheit und
zeln oder kombiniert bedienen. Sogar individuelle Szenen
Anlagenverfügbarkeit und Energieeffizienz. Diese Anfor-
und Stimmungen können erzeugt, gespeichert, hinterlegt
derungen konnten erfüllt werden, indem man die techni-
und mit einem Knopfdruck aufgerufen werden. Beispiel:
schen Gewerke konsequent zusammenführte. So waren
Zum Ende eines Spiels können die Lichter gedimmt, der
eine zentrale Visualisierung mit Alarmmanagement und
Sonnenschutz ausgefahren und „Chill-out-Musik“ mit
ein jederzeit nachvollziehbarer Anlagenbetrieb möglich.
einem Zusammenschnitt des Spiels eingespielt werden.
12
puls 03 | 2010
Eine weitere Forderung der UEFA/DFL betrifft die Wer-
chert geplant, sämtliche Elektroverteilungen für Catering,
bung per digitaler LED-Bande, die Spots und digitale Wer-
Beleuchtung, allgemeine Verbraucher, Flutlicht und
bebanner per Computer einspielt: in Sinsheim realisiert,
sicherheitsrelevante Stromkreise sind getrennt. Die
bislang aber noch immer eine Ausnahme.
gesamte Beleuchtung wurde energiesparend geplant, es
wurden vorwiegend energiesparende Downlights einge-
Intelligent und zukunftsfähig
setzt, die in den öffentlichen Bereichen auch dimmbar
Immer wichtiger in Großgebäuden von Wirtschaft, Ver-
sind.
waltung und Unterhaltung ist das elektronische Zutrittskontrollsystem. Es sorgt nicht nur für ein bedienfreundli-
Ein Stadion ist in vieler Hinsicht kompromisslos. Sicher-
ches und wartungsfreies Schließ- und Zugangssystem,
heit, Übertragungsqualität, internationale Wettkampf-
sondern ermöglicht auch individuelle Schließberechti-
richtlinien, Führen und Versorgen der Zuschauer usw.
gungen der einzelnen Schlüssel und Kontrolle aller
erfordern hohen baulichen und energetischen Aufwand,
Schließvorgänge – jeder Schließvorgang wird mit Datum,
bieten aber gleichzeitig die Chance zur Ausschöpfung von
Uhrzeit und Schlüsselinhaber gespeichert. Ein Stadion ist
erheblichen Spar- und Effizienzpotenzialen. Dazu muss
ein Großgebäude. Entsprechende Dimensionen und Ver-
ein Gebäude keine Zertifizierung tragen, eine lebenszy-
bräuche sind üblich. Bei einem Spiel beträgt der Strom-
klus- und effizienzorientierte Planung mit einfachen, pra-
verbrauch beispielsweise je Stunde ca. 2.500 Kilowatt-
xisnahen und wirtschaftlichen Technikkonzepten kann
stunden, was dem jährlichen Verbrauch eines Zweiperso-
hier einiges an Energien und Ressourcen sparen. Und dies
nenhaushaltes entspricht. Es gibt über 1.400 Datenan-
nachhaltig.
schlüsse im gesamten Gebäude und getrennte Datennetze (intern/Verein, Catering, Presse, Sicherheitsträger/Polizei). Um eine maximale Betiebssicherheit zu gewährleisten, ist in Sinsheim das gesamte Stromnetz weit gefä-
Dipl.-Ing. Holger Wallmeier ist Geschäftsführer der siganet GmbH,
einer hundertprozentigen Tochter der agn Niederberghaus & Partner
GmbH.
13
» Praxis
Funkelnde Rennbahn
Mit der Rennstrecke Yas Marina im Emirat
Abu Dhabi ist die Formel 1 um eine Attraktion
reicher. Die New Yorker Architekten Asymptote
steuerten für das luxuriöse neue Areal auf der
Halbinsel Yas eine Landmarke bei: das Yas
Marina Hotel.
Von Lasse Ole Hempel
Es waren Bilder wie aus einem Traum, die im November
2009 um die Welt gingen: Die hochgezüchtesten Rennwagen der Gegenwart rasen in dunkler Nacht durch eine hell
erleuchtete, funkelnde Glitzerlandschaft. Sie passieren
einen Tunnel, streifen die Ausläufer einer mondänen Hafenanlage, um dann – den visuellen Reiz auf die Spitze treibend – unter einer Brücke durchzutauchen, die zwei verführerisch, in den Farben Rot und Blau funkelnde, ungewöhnlich geschwungene Gebäudeflügel verbindet. Mit
dem ersten Grand Prix von Abu Dhabi auf Yas Island sind
nun auch die Vereinigten Arabischen Emirate Teil des Formel-1-Zirkus. Die Strecke, die von dem Deutschen Hermann
Tilke entworfen wurde, ist in jedem Fall spektakulärer als
die des Nachbarn Bahrain, der bereits 2003 bewiesen hat,
dass man durchaus Formel-1-Rennen in der Wüste fahren
kann. Wegen der Temperaturen bedarf es in Abu Dhabi hitzebeständigen Spezialasphalts, gestartet werden kann daher erst am frühen Abend. Das Finale des Rennens fällt damit in die Nacht, es ist aber weniger das Flutlicht, das das
Rennen zu einem visuellen Erlebnis macht, sondern Gebäude wie das Fünf-Sterne-Hotel Yas Island, das zwei Tage vor
der Rennpremiere auf der Halbinsel Yas eröffnet wurde.
14
Einen Schleier ums Gebäude gelegt
schwenkbaren Glaspaneelen besteht, die in ihrer Formge-
Das von dem New Yorker Büro Asymptote architecture ent-
bung an Diamanten erinnern. Die ungewöhnliche Hüllen-
worfene Hotel bildet mit seinen beiden zwölfgeschossigen,
struktur wirkt als optisch verbindendes Element, verleiht
futuristisch geschwungenen Volumen die ultimative Kulis-
dem Komplex eine Portion Leichtigkeit und sorgt durch die
se für den Großen Preis von Abu Dhabi. Das Hotel ist das
Glaspaneele für interessant-schillernde Lichtreflexe, die in
architektonische Herzstück des ambitionierten 36 Milliar-
ihr Zusammenspiel sowohl die Meeresoberfläche, den
den Dollar schweren Masterplans für die Halbinsel Yas.
Himmel und die umgebene Wüstenlandschaft mit einbe-
Rund um die 5,5 Kilometer lange Strecke befinden sich
ziehen. Die Architekten Hani Rashid und Lise Anne Coutu-
sechs weitere Luxushotels, eine 60 Meter hohe VIP-Tribüne
re, die das Büro Asymptote 1989 gründeten und sich
und ein Ferrari-Themenpark. Das Yas Hotel wurde von den
zunächst durch kühne, am Computer generierte urbane
New Yorker Architekten in eine leicht gewellte zweite Haut
Visionen einen Namen gemacht haben, wollten in Abu
gehüllt, die sich wie ein locker gelegter Schleier um den
Dhabi eine moderne Landmarke schaffen. Eine Kulisse mit
Gebäudekern legt. Zum Areal gehören zwei Hoteltürme
absolutem Wiedererkennungswert, die auf das Medien-
und jene für unzählige Medien abgelichtete Brücke, die in
spektakel Formel 1 reagiert und gleichzeitig in mehreren
Ganzschalenbauweise konstruiert wurde und die beiden
visuellen Rückgriffen auf die arabische Kultur Harmonie
Komplexe miteinander verbindet. Die Gebäudehülle
und Eleganz ausstrahlt. Die Architekten rekurrieren dabei
basiert auf einer Gitterstruktur, die wiederum aus 5.800
auch auf die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene
16
Exklusivität trifft Formel 1: Die
ungewöhnliche Gitterstruktur,
die aus 5.800 schwenkbaren
Glaspaneelen besteht, prägt
das Verbindungselement, das
die Rennstrecke überragt (r.).
In den Innenräumen wird das
gestalterische Element wieder
aufgenommen (links).
puls 03 | 2010
Marina – etwa indem sie sich für ein wellenförmiges Dach
bequem zwischen speziellen Lichtszenarien wählen –
entschieden oder dafür sorgten, dass sich die beiden Gebäu-
mittels im Raum verteilter Schalterelemente oder per Fern-
deflügel im Grundriss die Silhouette eines Fisches ergeben.
bedienung, mit der sich auch die Raumtemperatur regeln
In der maritimen Umgebung bleibt das Hotel Yas jederzeit
und die Vorhänge steuern lassen. In den Suiten leisten
Fixpunkt des neuen Ensembles am Arabischen Golf.
Busch-ComfortPanels® eine allumfassende Steuerung der
Raumfunktionen, auch die Musikauswahl kann der Gast
Neuer Superlativ
über das Bedienelement vornehmen. Das Hotel verfügt
Mit dem Bau des Yas Hotels versammelte sich einmal mehr
über 13 behindertengerechte Einheiten, in denen KNX-
internationales bautechnisches Know-how am Arabischen
Technik in einer akuten Notsituation das entsprechende
Golf: Für die Gitterstruktur sind unter anderem die Stutt-
Signal von mehreren Orten im Zimmer an die Rezeption
garter Bauingenieure Schlaich Bergermann verantwortlich,
sendet. Das gesamte Raum-Management-System des Hotels
die als technischer Partner nahezu alle Stadienbauten von
ist mit 14 KNX-Routern und einer Software zur Visualisie-
gmp Architekten begleiten. Auf die aufwendige Beleuch-
rung ausgestattet, die dafür sorgt, dass das Hotel-Manage-
tungstechnik des Hotels hat das internationale Ingenieur-
ment jederzeit den Status eines jeden Zimmers abfragen
büro ARUP maßgeblichen Einfluss gehabt. Im Inneren kom-
kann. Ob ein Zimmer nun gerade besetzt ist, gereinigt wird,
men moderne Anwendungen für mehr Komfort und Ener-
oder der Gast gerade nicht gestört werden will – alle diese In-
gieeffizienz zum Einsatz. In jedem Zimmer kann der Gast
formationen lassen sich bequem an zentraler Stelle ablesen.
17
» Praxis
Obere vertikale Stützstrebe
Horizontale Stützstrebe
Knotenpunkt Glaspanele
Glaspanel
Die Glaspanele der zweiten Gebäudehülle sorgen für interessant-schillernde
Lichtreflexe, die auf dem Dach das Blau von Himmel und Pool mit einbeziehen.
Ringankerverbindung
Untere Stütze
Detail
Höhepunkt des Großen Preises von Abu Dhabi ist die
Durchfahrt durch die geschwungene, in ganzschalenbauweise konstruierte Brücke,
die die zwei Gebäudeflügel
des Fünf-Sterne-Hotels Yas
Island verbindet (links).
Grundriss
Die Zukunft der Formel 1
Insgesamt ist das Areal um die neue Rennstrecke – wie
sollte es in dem mit Rohölvorkommen verwöhnten Emirat
Projektbeteiligte
anders sein – ein Projekt der Superlative: Die 5,5, Kilometer lange Strecke des Großen Preis von Dubai ist die teuerste in der Geschichte der Formel 1. Wenn die Herrscher im
Bauherr
mittlerweile von der Finanzkrise angeschlagenen Dubai
Aldar Properties PJSC, Abu Dhabi
voller Stolz mit dem Burj Kalifa den höchsten Turm ihr
Eigen nennen dürfen, wird Abu Dhabi zukünftig jährlich
Architekten
die Welt an den luxuriösen Renn-Parcours Yas Marine
Asymptote Architecture, New York
laden. Kritiker der neuen Strecke, die zunächst sieben
Jahre lang zum Formel-1-Zirkus gehören soll, bemängeln,
Bautechnik
dass trotz spektakulärer Effekte, Yas niemals zu den
Dewan Architects & Engineers, Abu Dhabi
mythenbeladenen Rennen wie Le Mans oder Monte Carlo
ARUP, New York
wird aufschließen können. Formel-1-Funktionär Bernie
Ecclestone sieht die Sache allerdings ganz anders. „So
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
sieht die Formel 1 der Zukunft aus“, rief er begeistert als
KNX-Sensoren, KNX-Dimmer, KNX-Raum-
Zeuge des Nachtrennens von Yas Island aus. Am 14.
temperaturregler, Busch-ComfortPanel® sowie
November wird auf der Halbinsel Yas das letzte Rennen
Busch-Infoline als Notrufsystem in den behinderten-
der Formel-1-Saison 2010 ausgetragen.
gerechten Zimmern
19
» Praxis
Wiedersehen mit der
Festung Tivoli
Das alt-ehrwürdige Tivoli Stadion, in dem die Alemannia aus Aachen
seinen Zuschauern mitreißende Spiele bieten konnte, war in die Jahre
gekommen. Der 2009 eröffnete Neubau braucht aber den Vergleich
mit seinem berühmten Vorgänger nicht zu fürchten. Den Charme der
Kult-Arena Tivoli haben die Architekten gekonnt in die Neuzeit übersetzt.
Von Ralf Johnen
Ein repräsentatives Aushängeschild, ein effizientes Raum-
ten, erhielt das Büro „agn“ aus Ibbenbüren den Zuschlag für
nutzungskonzept, zeitgemäßer Komfort für Spieler und
die Konzeption des neuen Tivoli. Projektleiter war seinerzeit
Zuschauer und nicht zuletzt deutlich erweiterte Kapazitäten
Stefan Nixdorf, für dessen Entwurf im Rahmen einer inter-
für Fans und Geldgeber: Das sind gemeinhin die Faktoren,
nen Prüfung auch 58 Prozent der befragten Alemannia-Fans
die einen Fußballverein zum Neubau eines Stadions
stimmten. Realisiert wurde die Arena für 32.900 Zuschauer
motivieren. Vor allem für die eingefleischtesten Fans aber
von der Hellmich-Gruppe, die neben zahlreichen anderen
gehen dafür meist ein Stück Geschichte und viel Identität
Stadien auch für die Veltins Arena von Schalke 04 verant-
verloren. Zudem hat sich so manches ehrwürdige Stadion
wortlich zeichnet. Die Interessen des Vereins vertrat Ste-
als eine Art Festung etabliert: Die Alemannia aus Aachen
phan van der Kooi. In der Spielzeit 2009/10 konnte das 50
etwa konnte in den Jahren 2004 bis 2007 auf ihrem alten
Millionen Euro teure Stadion schließlich in Betrieb genom-
Tivoli den großen FC Bayern drei Mal in die Knie zwingen.
men werden. Nur einen Steinwurf vom alten Tivoli entfernt,
In Schwarz-Gelb gehüllt: Die
Vereinsfarben dominieren sowohl die Fassade des Stadions
als auch die Tribünenbereiche.
Ein hoher Wiedererkennungswert ist damit garantiert.
fällt es heute schon von weitem durch sein AlemanniaAlemannia-Branding
Branding auf: Die Vereinsfarben Schwarz und Gelb finden in
Im Falle des Tivoli fiel der Abschied aber auch deshalb
der Konstruktion der Außenhülle großzügig Verwendung.
besonders emotional aus, weil die Arena der Alemannia seit
Von Sichtbeton über zwei Glasgürtel bis hin zum Wellblech
dem 3. Juni 1928 in Betrieb war. Baufällige Treppen und Zäu-
der Dachkonstruktion ist die Fassade zudem eine Kombina-
ne, den Gegnern kaum noch zumutbare Umkleidekabinen,
tion aus den gängigen Materialien sachlicher Stadionarchi-
der generelle Eindruck von Baufälligkeit und das Fehlen der
tektur. Trotz aller gebotenen Funktionalität mochten die
heutzutage für die Umsätze so wichtigen Business-Lounges
Stadionschöpfer nicht darauf verzichten, ein Charakteristi-
zwangen den Verein jedoch zum Handeln. Im Jahr 2007, als
kum des von den Fans so geliebten Vorgängers aufzugrei-
die Grenzstädter nach einer scheinbar ewigen Durststrecke
fen: Der neue Tivoli versucht nicht den Eindruck zu erwe-
mal wieder eine Saison in der Bundesliga verbringen durf-
cken, in einer Metropole zu stehen. Stattdessen setzt er auf
20
puls 03 | 2010
» Praxis
die bewährte Beschränkung auf nur einen Rang. Dadurch
neuen Südkurve über eine ungewöhnlich große Stehplatz-
sind Intimität und Kompaktheit der Spielstätte gewährleis-
tribüne, die Platz für knapp 10.600 Fans bietet. Ein Garant
tet. Um den Fans eine möglichst große Nähe zum Spielfeld
für geballte verbale Kraft, die auch in Zukunft einen jeden
zu ermöglichen, geht die Konstruktion zudem bis an die
Gegner einschüchtern soll. Hoch liegende Tribünenzugänge
Grenzen des deutschen Baurechts. Die Sitze sind in einem
ermöglichen den Fans zudem einen fast hautnahen Kontakt
Winkel von mehr als 30 Grad übereinander gereiht,
zu den Akteuren: Die erste Reihe befindet sich nur 80 Zenti-
wodurch laut Geschäftsführer Frithjof Kraemer ein Spagat
meter über dem Spielfeldniveau. Der Abstand von den Tri-
gelingt, der den Fußball-Manager glücklich stimmt: Die Are-
bünen zur Torlinie beträgt jeweils 7,50 Meter, entlang der
na kombiniert typische Alemannia-Stimmung mit optima-
Seitenlinien sind es 6 Meter: Das Fundament für „40 Reihen
ler Wertschöpfung.
pure Emotion“, wie es die Verantwortlichen der Alemannia
Der neue Tivoli ist in seinem
ganzen Erscheinungsbild
nicht nur eleganter als sein
Vorgänger, er fasst auch
mehr Zuschauer. Die konsequent eckige Formgebung
macht ihn unverwechselbar.
ausdrücken. Auf die „englischen Verhältnisse“, also die über
Pure Emotion und englische Verhältnisse
Jahrzehnte hinweg lieb gewonnene Nähe zum Spielgesche-
Gelbe und schwarze Sitzschalen akzentuieren die Farbenlo-
hen, muss das Publikum auch im neuen Tivoli nicht verzich-
gik des westdeutschen Traditionsclubs auch im Innenraum
ten. Was die Zuschauergunst angeht, blieb in der vergange-
und garantieren so einen hohen Wiedererkennungswert,
nen Saison allerdings noch Spielraum nach oben. Ausver-
der bei der medialen Verbreitung von Fotos und Filmen aus
kauft nämlich war nur das erste Heimspiel gegen den FC St.
dem Stadioninneren eklatant wichtig ist. In der konsequent
Pauli. Dennoch aber konnte sich die Alemannia in einer
eckigen Arena allerdings sind die Vereinsfarben auf einer
sportlich nur mäßig erfolgreichen Saison 2009/10 über
auffällig großen Fläche ausgespart: Der Tivoli verfügt in der
einen Zuschauerschnitt von 22.252 freuen. Nach den Fuß-
22
puls 03 | 2010
Alemannia-Branding bis ins letzte Detail: Bei dem
Schalterprogramm entschied man sich für BuschJaeger und die Programmserie future® linear“ – in
einer Sonderausführung mit dem Alemannia-Wappen
auf der Schalterwippe.
Grundriss
ballhochburgen Kaiserslautern und Düsseldorf der drittbeste Wert der Liga – und eine Zahl, die um 1.000 über der letzten Kapazität des alten Tivoli liegt. Die Wertschöpfung also
hat sich tatsächlich bereits positiv entwickelt – mit Spiel-
Projektbeteiligte
raum nach oben, wenn der Verein denn wieder ins Fußballoberhaus einziehen sollte. Hierfür kann das ebenfalls neu
Bauherr
konzipierte Trainingsareal den Grundstein legen: Die Trai-
Projektgesellschaft Stadionbau,
ningsinfrastruktur für Lizenzspieler und Nachwuchsbereich
Alemannia Aachen GmbH
wurde verbessert. Die Alemannia verfügt nun über fünf
Großspielfelder, dazu gehören zwei Kunstrasenfelder, die
Architekt
auf dem Dach des angrenzenden Parkhauses angelegt wur-
agn Niederberghaus & Partner
den. Eine Rückkehr zum alten Tivoli ist ausgeschlossen.
(Entwurf, Konzept und Genehmigungsplanung)
Zwar wurden noch keine endgültigen Fakten geschaffen,
doch es sieht danach aus, als würde die geschichtsträchtige
Haustechnik
Arena Anfang 2011 abgerissen. Auch für diesen Fall haben
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger:
die Architekten vorgesorgt: Um Nostalgikern eine Stätte der
Bedienelemente der Schalterserie future® linear
Meditation zu bieten, wurde zum Beispiel die – zuletzt oft
(Sonderausführung mit dem Alemannia-Wappen
defekte – Stadionuhr des alten Tivoli in die neue Arena
auf der Schalterwippe)
implantiert. Als eine Art Reliquie.
23
» Praxis
Viel Luft nach oben
Dass ein potenter Sponsor einen kleinen Fußballverein nach oben katapultieren
kann, hat das Beispiel der TSG Hoffenheim gezeigt. Der FC Ingolstadt 04
spielt noch in der 2. Liga, hat mit dem Audi-Sportpark aber gerade ein
nagelneues, modernes Stadion bekommen. Selbstverständlich weckt das bei
den Verantwortlichen die Hoffnung, sportlich in andere Gefilde vorzustoßen.
Von Franziska Bettac Fotos Stefan Bösl
Mit einem starken Sponsor an der Seite und großen Ambi-
an relativ kleinen „Mundlöchern“, den Zugängen ins Sta-
tionen im Gepäck, beschloss der Vorstand des FC Ingol-
dion, garantiert kurze Wege über maximal zehn Plätze zum
stadt 04 Ende 2008, auf Konversionsflächen einer Raffine-
eigenen Sitz und erzeugt auch ein kompaktes Tribünenbild.
rieanlage ein neues Stadion zu errichten. Da die Sonderge-
Der Lärm und die Stimmung werden dadurch, so hofft man,
nehmigung des DFB für das bisherige, jedoch baulich maro-
im Sportpark verbleiben und den Stadionkessel zum Kochen
de Tuja-Stadion auslief, blieb keine Zeit für ein aufwendiges
bringen. Ein vollflächig verglaster Funktions- und Verwal-
Wettbewerbsverfahren. Vier Planungsteams reichten im
tungsblock empfängt die ankommenden Besucher. Neben
Frühjahr 2009 ihre Entwürfe ein, wovon ar.te plan aus Dort-
der Rezeption befindet sich die Geschäftsstelle des Vereins
mund in Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer
und der Fanshop, auch die Kabinen der Mannschaften und
Hellmich aus Dinslaken den Zuschlag bekam.
ein großzügiger Pressebereich sind im barrierefrei zugäng-
Farbkontraste in Rot und sattem Grün bestimmen den
Blick in den neuen Audi Sportpark des FC Ingolstadt 04.
Steile, vollüberdachte Ränge
und ein großes Stehplatzkontingent sorgen für gute Stimmung bei Heimspielen.
lichen Erdgeschoss untergebracht. Die beiden oberen
Reibungslose Abläufe im Stadion
Geschosse beherbergen das VIP-Restaurant und die insge-
Die Tribünen für 9.000 Sitz- und 6.000 Stehplätze, die
samt 19 Businesslogen , die von Unternehmen für mindes-
Zugänge sowie die Serviceeinrichtungen im Umlauf wur-
tens drei Jahre angemietet und dann auch nach ihren Vor-
den im Audio Sportpark aus Fertigbetonteilen errichtet, nur
stellungen ausgestattet werden können. Für die Gestaltung
so konnte der strenge Kosten- und Zeitplan eingehalten
der Hauptloge für Audi und der Restaurantzone zeichnet
werden. Die vollständige Überdachung der Ränge realisier-
Thorsten Wagner von Raumwerk Frankfurt verantwortlich,
ten die Architekten in einer einfachen Stahlkonstruktion
der bereits mehrere Autohäuser und Präsentationsräume
mit Trapezblecheindeckung. Trotz der extrem kurzen Pla-
der Audi AG entworfen hat. Edle Holzoberflächen für Tische
nungszeit, legten Verein und Stadionsbetreiber viel Wert
und Böden lockern die ansonsten schwarz-weiße Einrich-
auf funktionale Abläufe und einen großen Komfort für
tung auf. Der VIP-Bereich ist mit roten und cremefarbenen
Fans, Sponsoren und Spieler. Insbesondere die große Anzahl
Stühlen des italienischen Herstellers Arper eingerichtet.
24
puls 03 | 2010
Flachbildschirme, integrierte Hochleistungsboxen sowie
direkt auf den Rasen zu fahren, um Bühnenelemente vor
ein modernes Gebäudesteuerungssystem mit Touchpanel,
Ort zu transportieren.
das Licht, Jalousien und Klimatisierung kontrolliert, lassen
auch technisch keine Wünsche offen.
Regenerative Energie und Wassernutzung
Stolz präsentiert das Stadionmanagement den Bau als
Open-Air-Konzerte und nagelneue Karosserien
„eines der ökologischsten Stadien Europas“. Die Solaranla-
Neben Fußballevents soll vor allem die in mehrere Berei-
ge auf dem Tribünendach erzeugt 400.000kWh pro Jahr,
che unterteilbare VIP-Zone für Business-Veranstaltungen
auch an eine Grundwassernutzung zur Rasenbewässerung
genutzt werden. In Ingolstadt gibt es bisher kein Kongress-
der Spiel- und Trainingsplätze und wasserlose Urinale wur-
zentrum, das Veranstaltungen mit Catering von 10 bis 1500
de gedacht. Die Fans können mit Bus oder Fahrrad bequem
Personen ermöglicht, somit hoffen die Betreiber auf regen
zum Spiel gelangen, Fahrradstellplätze und Busshuttle sind
Zuspruch. Eine große Öffnung in der Fassade des 1. OG mit
eingerichtet. Dafür leistet man sich eine Flutlichtanlage
anfahrbarer Hebebühne ermöglicht es insbesondere dem
mit 1.200 Lux statt der vom DFB geforderten 800 Lux, die
Hauptsponsor, mitten im großzügigen Restaurant seine
von zwölf hoch aufragenden Fluchtlichtrahmen aus das
Produktneuheiten zu präsentieren: An Spieltagen wird das
Spielfeld in gleißendes Licht tauchen. Die Stärken des Audi
jeweils aktuelle Audi-Modell zwischen Stehtischen und
Sportpark liegen sicherlich in der guten Organisation, der
Buffet glänzen. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit stellen
technischen Ausstattung und den durchdachten Grundris-
Open-Air-Veranstaltungen dar, das Stadion kann Konzerte
sen. Dieses Stadion hält, was es verspricht: kurze Wege,
für bis zu 12.000 Personen ausrichten. Zwei der ebenerdi-
optimierte Abläufe und klare schlichte Formen, die sich im
gen Spielfeldzugänge erlauben selbst einem großen LKW,
einheitlichen Design der Verkaufskioske und Toiletten
26
Eine großzügige Glasfassade
empfängt die Besucher und
erlaubt Einblicke in den VIPBereich (oben). Zu diesem
gehören 19 Business-Logen,
die für mindestens drei Jahre gemietet werden (rechts).
puls 03 | 2010
Schnitt
Grundriss
ebenso niederschlagen wie in Handläufen, Mülleimern
und Drehkreuzen, den oftmals vernachlässigten Ausstattungselementen der Architektur.
Projektbeteiligte
Große Zukunftspläne
Langfristig plant der Verein, seine Gesamtaktivitäten mit
Vereinsheim und zusätzlichen Trainingsplätzen an der
Bauherr
Scheelestraße zu bündeln. Nun heißt es jedoch erst einmal,
FC Ingolstadt 04 Stadionbetreiber GmbH, Ingolstadt
den Ligenplatz zu halten und im neuen Stadion heimisch
zu werden. Sollte dem Verein gar der Aufstieg in die 1. Bundes-
Architekten
liga gelingen, ist in der aktuellen Konzeption bereits die
ar.te plan, Dortmund
Erweiterung mitgedacht: Auf die bestehenden Tribünen
lassen sich zusätzliche Ränge aufstocken, und die Infra-
Generalunternehmer
struktur ist bereits für größere Zuschauerzahlen ausgelegt.
Hellmich-Gruppe, Dinslaken
So bleibt nur, dem FC Ingolstadt 04 zu seinem sportlichen
Ehrgeiz für einen Erweiterungsbau auch verstärkte archi-
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
tektonische Ambitionen zu wünschen, – eine etwas spekta-
Bedienelemente der Schalterserie future® linear,
kulärere Dachkonstruktion könnte man sich vorstellen, um
teilweise mit rotem Rahmen der Schalterserie
in Zukunft nicht nur Fußball-, sondern auch Architektur-
Busch-axcent.
fans in die oberbayrische Donaustadt zu locken.
27
gmp Architekten
Schöne Aussichten
Selbstverständlich überlassen Planer bei den prestigeträchtigen sportlichen Großereignissen der Zukunft wenig dem Zufall. Ganze Städte und Regionen werden umfassend neu
geplant und mit originellen Ideen für die Infrastruktur verknüpft. Die überzeugendsten
Sportstätten der Zukunft strahlen positiv auf ihre Umgebung ab und liefern viele Impulse.
gmp: Stadion Manaus, Brasilien
Der brasilianische Fußballbund feiert 2014 sein 100-jähriges Bestehen, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das Land des RekordTurniersiegers den Zuschlag für die Weltmeisterschaft von 2014 erhielt. Im Nordwesten des Landes, mitten im tropischen Regenwald am
Amazonas, liegt die Stadt Manaus, hier soll ein ehrgeiziger, weil besonders nachhaltiger Stadionentwurf verwirklicht werden. Die ehemalige Kautschukmetropole ist heute vor allem ein Anziehungspunkt für Ökotouristen und Ausgangspunkt vieler Dschungeltouren. Aufgrund des feucht-tropischen Klimas ist täglich mit starken Regenschauern zu rechnen. Inspiriert von der Formenvielfalt des Urwaldes
besteht die Dachkonstruktion aus einem Netz sich gegenseitig stützender Kragarme, die gleichzeitig als große Wasserrinnen fungieren,
um das Dach selbst bei enormer Wassermenge effektiv zu entwässern. Die Dachhaut aus transluzentem Glasfasergewebe hat eine spezielle Beschichtung, die die Wärme reflektiert und ein Aufheizen der Tribünen verhindert. Die Architekten streben für das Stadion eine
Umwelt-Zertifizierung nach dem strengen amerikanischen LEED-System an, welches nicht nur die Energiebilanz des Gebäudes bewertet,
sondern auch Herstellung, Transport und Entsorgung des Baumaterials sowie den Betrieb der Baustelle in die Beurteilung mit einbezieht.
28
puls 03 | 2010
» Visionen
AS-P: Bewerbung zur Fußball-WM 2022, Katar
In der Geschichte der FIFA Fußballweltmeisterschaft hat
das Event bislang noch niemals in einen Land des Mittleren
Ostens stattgefunden. Daher wurde die Präsentation der Stadienentwürfe zur Bewerbung des Wüstenstaats Katar für die
FIFA-Weltmeisterschaft 2022 mit großer Spannung erwartet.
Die neuen Stadien können, als besonderes Detail, mit einer
Weltneuheit aufwarten: Eine CO2-neutrale Technologie wird die
Kühlung der Sportstätten, Fanfeste und Ausbildungszentren
sicherstellen. Drei neu geplante und zwei zu sanierende Stadien
wurden vorgestellt. Das Al Shamal-Stadion im Norden Katars
mit 45.120 Plätzen ist der traditionellen Form der lokalen
Fischerboote nachempfunden. Die Form des Al Khor-Stadions,
im Nordosten des Emirats gelegen, wurde nach einem asymmetrischen Muschelmotiv entwickelt. 45.330 Zuschauer sollen in
diesem Stadion Platz finden. In der Nähe der Hauptstadt Doha
soll das existierende Al Gharafa-Stadion erweitert werden,
sodass die Zuschauerzahl bei 44.740 liegen wird. Aus den Landesfarben aller qualifizierten Turnierteilnehmer soll die bunte
Fassade des Stadions gewoben werden und so Freundschaft,
Toleranz und Fairplay symbolisieren. Das renommierte Stadtplanungsbüro Albert Speer & Partner aus Frankfurt hat den
Masterplan inklusive aller notwendigen Infrastruktur entwickelt und wird den weiteren Projektverlauf steuern. Ein neues
Metro-Netz mit einer Gesamtlänge von 320 Kilometern soll 2021
fertiggestellt sein, was dem sehr kompakten Austragungskonzept zusätzlich zu Gute kommt: Da alle Stadien innerhalb einer
Stunde Fahrt von der Hauptstadt Doha erreichbar sind, kann
der Fan mehr als ein Spiel pro Tag zu besuchen. Die Stadien sind
an das Schnellstraßennetz Katars angebunden; einige Stadien
AS & P
könnten sogar mit Wassertaxis angefahren werden.
West 8
West 8:Berliner Spielwiesen,Deutschland
Auf der Suche nach einer sinnvollen Nachnutzung des 420 Hektar großen Flughafenareals Tegel in Berlin haben sich die niederländischen Landschaftsarchitekten West8
mit einem besonders attraktiven Konzept hervorgetan. Ihre Idee der „Berliner Spielwiesen“ schlägt einen großen Freizeit-, Event- und Sportpark vor. West8 regen auch
eine Olympia-Bewerbung der Stadt mit den vorhandenen Flächen an. Die Spielwiesen sollen naturnahe Freizeit- und Sportnutzungen ermöglichen. Auf das aufwendige
Mähens der Flughafenwiesen will man verzichten, vielmehr wird zukünftig eine Herde halbwilder Weidetiere für einen kurzen Rasen sorgen. Der vorhandene Flughafensee wird erweitert und an das Berliner Wassersystem angeschlossen und kann so Ruderern, Kanufahrern und Tretbootfreunden Trainingsmöglichkeiten bieten. Der
Mountainbike-Parcours, die BMX-Bahn, der künstliche Rodelhügel (errichtet aus den Trümmern der entfernten Start- und Landebahn) und ein großer Campingplatz sind
weitere Attraktionen des Entwurfs für das frei werdende Gelände.
Njiric +: Za(breg) 2012, Kroatien
Den Bilbao-Effekt provozieren und Zagreb zu einer architektonischen Ikone verhelfen, war Leitidee von Njiric +
Architekten für ihren Entwurf des neuen Stadions
Za(breg) 2012. Kaum waren die Ergebnisse des Wettbewerbs veröffentlicht, hatte der Siegerentwurf den Spitznamen „Blauer Vulkan“ weg – ein erstes Indiz dafür,
dass die Rechnung der Architekten, eine symbolhafte
Architektur zu schaffen, aufgehen dürfte. Das neue Stadion ist in einen künstlichen Berg aus recycelten Autoreifen eingegraben und bildet – ähnlich dem griechischen Amphitheater – einen Hügel. Damit passt das Stadion gut in das Stadtentwicklungskonzept Zagrebs, welches drei Erhebungen für den Sport vorsieht: Medvednica heißt der Hausberg zum Skifahren, die ehemalige
Deponie Jakuševac soll zum zentrumsnahen Freizeithügel werden – und nun eben ein Vulkan für den Fußball.
Die äußere Form, die Topographie des Stadions, soll weitere Sportarten wie Skateboarden oder Klettern ermöglichen. Ein Heliumballon schwebt derweil über dem Sta-
Njiric+
dion und zeigt den aktuellen Spielstand an.
puls 03 | 2010
NBBJ: Dalian Fußballstadion, China
Dalian ist mit etwa sechs Millionen Einwohnern
eine wichtige Hafenstadt, sie liegt direkt an der
Südspitze der Halbinsel Liaodong im Nordosten
Chinas. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat die Stadt
– wie so viele in China – ein umfangreiches
Stadterneuerungsprogramm begonnen, in dessen Zuge insbesondere die Uferbereiche der
Stadt revitalisiert werden sollen: weniger Industrie, mehr Freizeit. Im Rahmen dieser Erneuerung wurde ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben, der dem örtlichen Fußballverein
Dalian Shide ein neues Stadion bringen soll – der
Klub gilt mit acht nationalen Meistertiteln seit
1994 als Chinas erfolgreichster Fußballverein,
und der Stadionneubau soll diesen Ruhm angemessen mehren. Innerhalb des Wettbewerbs hat
das US-amerikanische Büro NBBJ mit einem
spektakulären Stadionentwurf auf sich aufmerksam gemacht: Die Stadionschüssel erscheint an ihrer zum Meer gewandten Seite wie
aufgeschnitten. Von den begrünten, hoch aufragenden Tribünen können die Zuschauer sowohl
gespannt das Spiel verfolgen als auch gelassen
übers Meer blicken. Die Beschattung erfolgt
über ein Kabel- und Seilsystem, das flatternde
NBBJ
Stoffbahnen über den Fans aufspannen soll.
» Zu Besuch
Identität und
Intimität
Seit dem Umbau des traditionsreichen Feyenoord Fußballstadions in Rotterdam gilt das
Amsterdamer Büro Zwarts & Jansma in Holland
als führend im Bereich der Sportbauten. Im
Gespräch mit puls erzählt Rein Jansma, dass
das Büro mittlerweile sogar an der Bewerbung
für die Olympischen Spiele 2028 beteiligt ist.
Von Lasse Ole Hempel
Gegründet wurde das Büro 1990 von Professor Moshé
Zwarts und Rein Jansma. Zum Portfolio gehören Großprojekte wie Sport- und Freizeitgebäude sowie umfangreiche
Modernisierungen von Infrastrukturen. Das Büro hat bislang unter anderem mehrere Designpreise, den MIPIM
Future Projects Award und den niederländischen Sport &
Freizeit Preis erhalten. Zwarts & Jansma wird heute von
Rein Jansma, Reinald Top und Rob Torsing geleitet.
Der Bau von Stadien ist ein spezieller Bereich. Wie sind
Sie dazu gekommen?
Im Grunde hat sich das eher zufällig ergeben: Vor ungefähr
20 Jahren haben wir das Büro gegründet und arbeiteten
gerade an einer Metro-Station in Rotterdam. Es handelte
sich um ein sehr komplexes Modernisierungsprojekt, bei
dem wir um eine bestehende Untergrundlinie herum bauen mussten. Zu jener Zeit plante die Stadt Rotterdam
gemeinsam mit dem Fußballclub Feyenoord Rotterdam die
Sanierung des Feyenoord Stadions. Es ist ein sehr schönes
Johannes Brinkman und Leendert van der Vlugt gebaut
haben – eine sehr leichte Stahl- und Betonkonstruktion
und ein sehr frühes Beispiel für moderne Architektur.
32
Katrien Franken
Gebäude, das die bekannten niederländischen Architekten
Und es gehört zu einem berühmten Fußballclub …
Ja, ein sehr bekannter Club, mit einem Stadion für 50.000
Zuschauer, das mit einer gewissen Ehrfurcht betrachtet
wird. Es wurde auch sehr intensiv genutzt, daher wurden
erhebliche Sanierungsmaßnahmen fällig, um es aufzuwerten. Da es unter Denkmalschutz steht, konnten wir die
Grundkonstruktion nicht ändern, die ebenfalls sehr leicht
und flexibel ist. Wir haben sowohl die Überdachung als
auch die Sitzbezüge als eigenständige Elemente entworfen,
zudem haben wir alle Einrichtungen, zwei Business-Lounges und ein großes Gebäude davor aufgewertet. Es war
offensichtlich ein Erfolg. Wir haben daraufhin viele andere
Stadien für die erste Liga in Rotterdam, Den Haag und Alkmaar entworfen.
Mittlerweile ist Ihr Büro auch im Ausland aktiv und zum
Beispiel an der Planung für die Europameisterschaft 2012
beteiligt, die in Polen und der Ukraine ausgetragen wird.
Derzeit arbeiten wir an einem Masterplan für ein Gebiet in
Polen und bereiten verschiedene Studien für Belgien und
Rein Jansma, 51, gründete 1990 in Amsterdam das Architekturbüro Zwarts & Jansma.
Sein erstes Großprojekt: Die Planung des
niederländischen Pavillons für die Weltausstellung 1992 in Sevilla.
34
die Slowakei vor. Überdies entwickeln wir ein Konzept für
eine riesige Indoor-Golfarena und andere Indoor-Sporteinrichtungen in den Niederlanden. Sehr spannend ist auch
unsere Arbeit für die niederländische Regierung im Rahpuls 03 | 2010
Keine Blocks, sondern ein
sanft geschwungenes Rund
prägen den Entwurf für das
EM-Stadion im oberschlesischen Sosnowitz (l.). Mit
der Renovierung des Feyenoord Stadions (r.) etablierten
sich Zwarts & Jansma im
Stadienbau.
men der Entwicklung des Masterplans für Olympia. Die
Potenzial als Austragungsort hat. Rotterdam auf der ande-
Niederlande wollen die Olympischen Spiele 2028 ausrich-
ren Seite könnte Olympia sehr gut für seine Stadtentwick-
ten. Wir sind der Meinung, dass es viel zu spät ist, mit den
lung nutzen. Es gibt also für jede der beiden Städte über-
Vorbereitungen für ein solches Projekt nur sieben Jahre
zeugende Argumente. Am Ende werden andere entschei-
vorher zu beginnen, denn die Infrastruktur stellt einen
den, wir machen die Recherche.
wesentlichen Teil der Planung dar. Wir entwickeln im Prinzip ein Konzept für die Zeit danach. Was bleibt, wenn die
… und legen dabei offenbar Ihren Schwerpunkt auf Multi-
beiden Wochen in 2028 vorbei sind? Aber wir wollen für
funktionalität und Infrastruktur…
den Fall vorbereitet sein, dass das IOC 2021 sich nicht für
Wir haben festgestellt, dass die Herstellung der Infrastruk-
die Niederlande entscheidet. Dann werden wir sagen: Das
tur in den Gebieten um die Sportanlagen, wie zum Beispiel
ist wirklich schade, aber man muss auch schauen, wo wir
Straßen und öffentlicher Nahverkehr, genauso kostenin-
begonnen und was wir erreicht haben.
tensiv ist wie die Veranstaltungsorte an sich. Kostet die
jeweilige Sportanlage also etwa 100 Millionen Euro, muss
Welche niederländische Stadt wird sich für die Austra-
man noch mal die gleiche Summe für die Infrastruktur
gung von Olympia bewerben?
rechnen.
Amsterdam und Rotterdam würden beide gerne Gastgeber
sein. Ein Teil unserer Recherche besteht auch darin, heraus-
Welche anderen Ereignisse können im Hinblick auf Mul-
zufinden, welche Möglichkeiten sich für beide Städte durch
tifunktionalität in einem Fußballstadion stattfinden?
Olympia eröffnen. Welche Vorteile würden sich für die
Wir meinen, dass der Bau von Stadien im Prinzip völlig
jeweilige Stadt ergeben? Könnten sie gemeinsam als Gast-
unsinnig ist. Wer will schon etwas bauen, das unter
geber auftreten? Wäre dies angesichts der Reisezeiten zwi-
Umständen mehrere Hundert Millionen Euro kostet und
schen den Veranstaltungsorten möglich? In Amsterdam,
nur einmal alle zwei Wochen genutzt wird? Das kann ja
das bekannter ist, geht man davon aus, dass die Stadt auf-
kein gutes Gestaltungskonzept sein. Ein Stadion sollte ein
grund der bereits vorhandenen Sportanlagen genügend
Gebäude sein, das 24 Stunden am Tag nutzbar ist und in
35
gedrängt fühlt. Und außerdem versuchen wir, die Sitze so
nah wie möglich am Spielfeld zu platzieren. Daher sind wir
eigentlich gegen eine Erweiterung von Stadien. Warum
sollten wir zum Beispiel für 22.000 Menschen Sitze einrichten anstatt für 20.000? Es ist viel besser, das Stadion ist
ausverkauft und jeder Platz besetzt, denn so bekommt man
dieses Gemeinschaftsgefühl, das weitaus mehr wert ist als
ein paar freie Plätze mehr.
Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang immer wieder
erwähnt wird, ist der sogenannte C-Wert…
Wenn man auf einer der Tribünen sitzt und auf das Spielfeld schauen möchte, behindert die Person vor einem die
Sicht. Es gibt einen bestimmten numerischen Wert, den
man daraus ableiten kann: den C-Wert, der die Sichtlinienqualität bestimmt. Entscheidend ist die Scheitelhöhe, also
der Abstand der Augen zur Stirn des Vordermanns. Ein Stadion mit 30.000 Sitzplätzen hat die optimale Größe. Sicherlich kann man auch Stadien für 80.000 Zuschauer planen,
das vermittelt auch einen gewissen Kick, aber es gilt trotzdem: Je größer, desto weniger intim sind sie. Ein Stadion
entfaltet seine ganze Aura erst, wenn es ausverkauft ist.
Aber Stadien für Großereignisse wie die Weltmeisterschaft müssen eine gewisse Anzahl an Sitzen bieten…
Ich liebe das Stadion in Peking von Herzog & de Meuron,
aber ich habe gehört, dass es kaum noch voll ausgelastet
wird. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit machen wir keine
Zukunft entsprechend anpassungsfähiger. Es gibt in den
Dinge, die wir nicht die nächsten 20 Jahre auch nutzen.
Niederlanden bereits ein Stadion, bei dem das ganze Spiel-
Eines der Schlüsselkonzepte könnte zum Beispiel die
feld einfach herausgerollt werden kann, sodass man es für
Option sein, dass man die höheren Teile des Gebäudes als
andere Events nutzen kann. Zudem kann das Spielfeld
Wohnungen oder Büros nutzt. Man könnte die Sitze als her-
angehoben werden, wodurch ein zusätzlicher funktionaler
ausnehmbare Elemente anlegen und so einen ganz ande-
Raum darunter zur Verfügung steht. Wir entwickeln im
ren Bereich schaffen: Die meiste Zeit gleicht das Spielfeld
Moment auch versenkbare Dächer, die je nach Bedarf
einem Park. Es ist eine grüne offene Freifläche, und nur
geöffnet oder geschlossen werden können. Wenn das Sta-
manchmal wird darauf Fußball gespielt.
dion nicht für Fußball genutzt wird, kann es als Kino dienen, denn es bietet sehr viele Sitzplätze, und man kann die
Und die Bewohner müssten keinen Eintritt zahlen…
Projektionsfläche einfach herunterziehen. Und wenn man
Genau, und vielleicht könnten sie ihre Freunde für ein Spiel
die Halle unterteilt, hat man viele kleinere Kinos.
zu sich einladen. Dies wäre ein wirklich soziales Ereignis.
Konzepte für Stadien werden oft an ihrer atmosphäri-
Viele Sporthallen sollen auch das Image der jeweiligen
schen Qualität gemessen. Wie stellt man diese her?
Stadt befördern. Wo kann hier der Architekt ansetzen?
In einem Stadion geht es nicht nur darum, das Spiel zu
Die Städte werden immer größer, und gleichzeitig ver-
sehen. Das Erlebnis ist entscheidend. Es gibt diesen emotio-
sucht man, für ihre Identität zu fördern. Da die Spieler
nalen Aspekt, dass man das Spiel mit vielen anderen Men-
häufig von einem Verein zum nächsten wechseln, benöti-
schen verfolgt und wirklich miterleben kann. Die Atmo-
gen auch die Clubs auch eine eigene Identität. Das ist für
sphäre entsteht durch das Miteinander. Daher planen wir
die Architekten eine große Herausforderung. Und am
die Sitzreihen immer so, dass sie im Kreis um das Spielfeld
Ende zählt eben nicht nur der Bau des besten Stadions, das
führen, anstatt vier unabhängige Blocks, bei denen die Eck-
dann überall in der Welt nachgebaut wird. Nein, es geht
plätze jeweils nicht so gut sind und man sich an den Rand
vielmehr darum, Identität zu schaffen.
36
Mit einer Trainingsfläche von
14.000 Quadratmetern wäre
die von Zwarts & Jansma entwickelte Indoor-Golfarena die
weltweit größte ihrer Art (l.).
Die Vereinsfarbe Rot dominiert das neue Stadion des
AZ Alkmaar (r., siehe auch
Seite 33). Die Beleuchtung
steuert ein Busch-Installationsbus® EIB/KNX System.
Katrien Franken
» Material
Beton
Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben
Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch
was denken Architekten über „Material-Klassiker“
heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.
Antworten von Dominique Marrec, ecdm Architekten, Paris
Im Volksmund hat Beton keinen guten Ruf, da ist etwa die Rede
von „Betonbunkern“. Architekten aber, so scheint es, schätzen
dieses Material von Jahr zu Jahr mehr. Wie kommt das?
Beton ist ein zeitloser Baustoff. Neben den ästhetischen Vorzügen
hat er außergewöhnliche Eigenschaften und wird höchsten Anforderungen gerecht. Wer von Betonbunker spricht, vergisst, welche
Anforderungen an Bauwerke gestellt werden. Die Schwierigkeit ist
allerdings, zu vermitteln, worin der Nutzen für die städtische
Weiterentwicklung besteht.
Im Centre de Bus in Thias verwenden Sie Sichtbeton in ganz
ungewöhnlich filigraner Weise. Sind die gestalterischen Potenziale des Betons einfach noch nicht ausgeschöpft?
Der Beton ist der Technik weit voraus. Er ist ein universeller, vielseitiger Baustoff, der den Erwartungen und Ambitionen unserer
Zeit entspricht. Auch im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit
bietet Beton vielfältige neue Experimentierfelder.
Mit den digital gesteuerten Fertigungsprozessen – auch von Schalelementen – können aus dem Beton noch mehr bauliche Möglichkeiten herausgekitzelt werden. Stehen also goldene Zeiten bevor?
Beton ist der demokratischste Baustoff überhaupt, da er überall
lokal verfügbar ist. Das Know-how ist weit verbreitet und ermöglicht Entwicklungen, die der Mehrheit der Menschen zugute kommen. Ich bin überzeugt, dass er noch viele Jahre einer der entschei-
Centre de bus RATP
Benoît Fougeirol
denden Baustoffe sein wird.
Zuhause Kraft tanken und Musik genießen –
das Busch-iDock
Mittels der stetig weiter verbesserten Speichertechnik wird Musik immer mobiler. Gleichwohl
entfaltet sich der audiophile Reiz erst vollends im Zusammenspiel mit der räumlichen Umgebung und den akustischen Bedingungen vor Ort. Musik kann die Atmosphäre in den eigenen
vier Wänden entscheidend beeinflussen und bereichern und ist aus unserem Lebensraum und
somit auch aus unserem Zuhause nicht wegzudenken. Das Busch-iDock von Busch-Jaeger ist
ein Produkt, das auf die geänderten technischen Voraussetzungen reagiert, dabei aber doch
Musik in den eigenen vier Wänden zelebriert. Die neue Lösung bietet die Möglichkeit, iPod*
oder iPhone* direkt und problemlos in der Unterputzdose aufzuladen. Bereits während der
diesjährigen light+building avancierte das Busch-iDock zum Hingucker, so mancher Messebesucher testete die Ladefunktion direkt am Busch-Jaeger Stand. Besonders angetan waren viele
vom Zusammenspiel des Busch-iDock mit dem Busch-DigitalRadio oder der Einbindung in
Busch-AudioWorld®, denn so kann die Musik z. B. vom iPod in wenigen Augenblicken im ganzen Haus übertragen werden.
40
puls 03 | 2010
» Einblicke
Eine starke Kombination
Mit Busch-iDock bekommen iPod und iPhone ihren „Stammplatz“ im Haus und werden auf kabellose und
damit intelligente und attraktive Art und Weise in die vorhandene Elektroinstallation integriert. In
schlichtem Design passt der Busch-iDock zu jedem Ambiente. Mit der Apple-Fernbedienung lassen sich
der iPod oder das iPhone bequem aus der Distanz dirigieren. Auch MP3-Player anderer Hersteller können
an eine 3,5-mm-Klinkenbuchse angeschlossen werden. Exzellentes Zusammenspiel bietet das BuschiDock mit dem Busch-DigitalRadio: Hier integriert sich die elegante Kombination perfekt in die Schalterwelt von Busch-Jaeger. In abgeschaltetem Zustand zeigt das UP-DigitalRadio die Uhrzeit an, auch eine
Weckfunktion ist wählbar. Pro Zimmer lassen sich ein oder zwei der speziell entwickelten Lautsprecher
anschließen. So kann wahlweise Mono- oder Stereosound bester Qualität die Räume beschallen. Das
Busch-AudioWorld® System bietet zusätzlich maßgeschneiderte Lösungen für den Privatbereich und auch
für Ladenlokale, Büros, Arztpraxen, Kanzleien oder größere Wohnanlagen, bei denen sowohl musikalische
Untermalung als auch Ruf- und Wechselsprechfunktionen gefragt sind.
* Apple, das Apple-Logo, iPod, iPod classic, iPod nano und iPod touch sind Markenzeichen der Apple Inc., die in den USA und anderen Ländern eingetragen sind.
iPhone ist ein Markenzeichen der Apple inc. Apple ist nicht verantwortlich für die Funktion dieses Gerätes oder dessen Übereinstimmung mit Sicherheitsstandards und regulativen Normen.
Die heimische Musikanlage
im Format einer SchalterSteckdosen-Kombination vereint: Digitalradio mit BuschiDock und Einbaulautsprecher.
Die Elemente können auch
getrennt installiert werden.
41
» Denkanstoß
Auf wie vielen Kilometern
erstreckt sich der RennParcours von Abu Dhabi?
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine
Preisfrage. Die Gewinner erhalten eine
Belohnung in Form eines Buchpreises.
Ausfüllen, kopieren und faxen an:
+49 (0)1805-66 99 09
E-Mail an: [email protected]
Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig
regelmäßig frei Haus zu.
Vorschau puls 01/2011:
Shopping Malls
puls 01/2011 widmet sich der Kunst des schö-
Antwort
nen Scheins, die nunmal zu einem modernen
Die Rennstrecke von Abu Dhabi geht über eine Distanz von
Einkaufserlebnis dazu gehört.
Kilometern.
Name
Jörg Hempel
Büro
Straße
PLZ/Ort
Impressum
Telefon
puls
Zeitschrift für Bewegung in der Architektur
Fax
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.busch-jaeger.de
E-Mail
Zu gewinnen:
Unter allen richtigen Einsendungen verlost Busch-Jaeger je ein
Exemplar der Bücher 3 Stadia 2010,
Architektur für einen afrikanischen Traum, herausgegeben von
Falk Jaeger, sowie African Arenas,
Fotoband von Thomas Hoeffgen.
Einsendeschluss: 31. November
2010. Der/die Gewinner/in wird in
der nächsten Ausgabe veröffentlicht. Gewinner des letzten Preisrätsels: Frank Keneder, Rösrath,
und Daniel Daubner, Hildesheim
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.gkt-publishing.de
Redaktionsteam Busch-Jaeger:
Dieter Lautz, Tobias Schlitzer,
Christiane Schulte, Mirko Simon
Redakteur Gesellschaft für Knowhow-Transfer:
Lasse Ole Hempel
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
© by Busch-Jaeger
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in
Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch
Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle
veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
®
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Sportstätten
puls 03 | 2010
Living Space
Einladen
zum Aufladen.
Ein fester Platz. Für Musik im Leben. Mit dem neuen Busch-iDock – der
Ladestation ohne Kabelgewirr. Für iPod und iPhone. Für eine Wand aus
Klang. Entdecken Sie mehr Funktion auf // www.BUSCH-JAEGER.de
Sportstätten als
Identitätsstifter
von Zwarts & Jansma
Die Ära der Arenen
Busch-iDock
Das moderne Stadion –
ein Hochleistungskomplex
Der Audi Sportpark
Yas – spektakulärer Rennparcours
von Asymptote architecture
www.BUSCH-JAEGER.de
03 | 2010
Herunterladen