- Busch

Werbung
puls 02 | 2009
ENTDECKEN SIE INTELLIGENTES JALOUSIEMANAGEMENT MIT DEM
KOMFORT TIMER. LASSEN SIE SICH INSPIRIEREN. ERLEBEN SIE ES.
// www.BUSCH-JAEGER.de
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Büro & Verwaltung
Räume in ihrem ganz persönlichen Licht.
Moderner Bürobau
in Hamburgs City
von Jan Störmer Partner
Büroarbeitszeit ist Lebenszeit
Komfort-Timer f ut ur e ® linear
Gesteigerte Funktionalität
durch Gebäudeautomation
Eine neue Haut für die Stadtwerke Essen
Corporate Architecture – zu Besuch
bei Landau + Kindelbacher
www.BUSCH-JAEGER.de
02 | 2009
Camenzind Evolution
» Editorial
Stefan Camenzinds Bürobauten wurden mehrfach
prämiert. In Zürich gestaltete er das Google-Entwicklungszentrum und das Bürohaus „Cocoon“.
Zur Sache: Die Zukunft des Büros
puls im Gespräch mit Stefan Camenzind, Camenzind Evolution
Lässt sich im gegenwärtigen Bürobau ein all-
Google zum Beispiel gab uns keine CI-Vorga-
Welche Einflüsse und Veränderungen stehen
gemeiner Trend ablesen? Welche Rolle spielt
ben. Dem Unternehmen war es wichtig, dass
der Arbeitswelt bevor?
die Flexibilität?
das Arbeitsumfeld eben kein Show-Room wird,
Eine Individualisierung der Gesellschaft und
Häufig steht während der Planungsphase der
sondern ein Ort, mit dem sich die Mitarbeiter
somit auch der Arbeitswelt ist eindeutig festzu-
zukünftige Nutzer des Gebäudes noch nicht fest
identifizieren können. Nur eine gelebte Identi-
stellen. Die wissenschaftliche Forschung zeigt,
– wie etwa bei unserem Projekt „Cocoon“. Den-
fizierung mit einem Unternehmen kann eine
dass ein entsprechend gestaltetes Arbeitsum-
noch haben wir die spezifischen Bedürfnisse,
tragfähige Grundlage für eine gebaute CI sein.
feld Innovation, Kooperation und Konzentration
die beim Gebäude eine Rolle spielen, vorab ge-
Wie sieht die Bürokultur der Zukunft aus?
positiv beeinflussen kann. Entsprechend wer-
nau definiert, woraus sich automatisch die
Und was bedeutet dies für die Architektur?
den den Mitarbeitern in der Zukunft Arbeitsräu-
möglichen Benutzergruppen ergaben. Immer
Einer der wichtigsten Faktoren, die über den
me der verschiedensten Art angeboten werden,
mehr Bauherren verstehen, dass es mehr Sinn
Erfolg einer Firma entscheiden werden, ist der
die sie als Team oder individuell nutzen können.
macht, Produkte zu entwickeln, die für spezifi-
Grad an Innovationskraft. Um innovativ sein zu
Wie schätzen Sie angesichts wirtschaftlich
sche Nutzergruppen das Optimum bieten, als
können, braucht es eine Firmenkultur, die dies
schwieriger Zeiten die Chance zur Verwirkli-
Durchschnittsprodukte zu liefern. Mit entspre-
bewusst fördert, und ein Arbeitsumfeld, welches
chung innovativer Bürobauten ein?
chend cleverer Planung kann auch problemlos
dies ermöglicht. Google mag hier exemplarisch
Wirtschaftlich schwierige Zeiten sind eigent-
die längerfristige Nutzungsflexibilität gewähr-
sein, was aber nicht bedeutet, dass jedes Unter-
lich ein optimaler Antrieb für Innovation und
leistet werden.
nehmen Rutschbahnen und Sitzungszimmer in
Veränderung. Neue Bürobauten sind in diesem
Bürogebäude sind heute auch Visitenkarten.
Eierform braucht. Vielmehr müssen Projektpro-
Umfeld wirtschaftlich nur sinnvoll, wenn sie
Was sind Ihre Erfahrungen bei der baulichen
zesse angewendet werden, die den Firmenkul-
zukunftsweisend sind und dem Mieter einen
Umsetzung einer Corporate Identity?
turen optimierte Lösungen liefern.
Mehrwert ermöglichen.
02
puls 02 | 2009
„Büroarbeitszeit ist Lebenszeit“ – ein Plädoyer für
intelligente Architektur > S. 04 Gute Aussichten
in Hamburg > S. 14 Eine Haut aus Licht und
Glas für die Stadtwerke Essen > S. 20 Arbeiten
am Kölner Rheinauhafen > S. 24 Neue Konzepte
für das Büro der Zukunft > S. 28 „Wir betrachten
uns ein Stück weit als Maßschneider“ > S. 32
04
10
14
20
24
Titelbild: Ralf Buscher
Bildbearbeitung: Raphael
Pohland / stilradar
28
Macro
Büroarbeitszeit ist Lebenszeit – Aktuelle
Tendenzen im Bürobau. Von Falk Jaeger
Micro
Gesteigerte Funktionalität durch Gebäudeautomation. Von Achim Heidemann
Praxis I
Arbeiten ganz exklusiv in Hamburgs City –
Büroneubau Hohe Bleichen 14 - 16
Praxis II
Ein neues Gesicht für die Stadtwerke Essen
Praxis III
Pier 15 – Arbeiten am Rheinauhafen in Köln
Visionen
Neue Konzepte für das Büro der Zukunft
32
36
38
40
42
43
Zu Besuch
Interview mit Landau + Kindelbacher über
Corporate Architecture
Rückblende
Die Genese des modernen Büros
Material
ff-Architeken über das Material Gold
Einblicke
News und Produktneuheiten aus dem Hause
Busch-Jaeger
Denkanstoß
Die Preisfrage zum aktuellen Thema
Impressum
03
Dorfmüller + Kröger, Hamburg
» Macro
Das Büro als Event und Identifikationsstifter: 60 Mitarbeiter
finden in dem Konferenzraum
Platz, den König + Vearncombe
Architekten als schwebendes
Raumschiff für die Hamburger
Multimediaagentur fluxx.com
inszenierten.
Büroarbeitszeit ist Lebenszeit
Bürobau bewegt sich heute zwischen der Produktion von profillosen Spekulationsobjekten und der Entwicklung ansehnlicher und Signifikanz versprechender
Firmenrepräsentanzen, zwischen der Bereitstellung rentabilitätsoptimierter
Normflächen und der Schaffung komfortabler Bürolandschaften mit Wohlfühlfaktor. Unser Autor beschreibt, welche Kräfte gegenwärtig auf die Szenerie
einwirken, und gibt einen Ausblick.
Von Falk Jaeger
Mit Architektur ist wieder Staat zu machen, Architektur
wird ein Miet- oder Kaufobjekt in Flächenorganisation und
trägt zur Corporate Identity bei, signature architecture ist
Raumzuschnitten niemals genau den Bedürfnissen der
ein wichtiger Faktor im Firmenmarketing, so lautet derzeit
Nutzer entsprechen können und sich auch nicht als reprä-
ein gängiges Credo der Fachzeitschriften. Die Einigkeit unter
sentative, identitätsstiftende Hauptverwaltung eignen.
den Architekturkritikern überrascht und zeugt von einer
auf die Highlights der Architekturproduktion fokussierten
Streben nach Corporate Identity
Wahrnehmung. Was in jüngster Zeit landauf, landab an
Unverständlich deshalb zum Beispiel das Verwirrspiel der
profilloser Büroarchitektur entstanden ist, spricht eine
Deutschen Bahn, deren Firmenzentrale im Berliner Haupt-
andere Sprache, nämlich die der anonymen Profitorientie-
bahnhof geplant war, zunächst aber in den Dreiturm Trias
rung. Denn der größte Teil der Büroflächen wird nicht mehr
an der Holzmarktstraße und dann ins Sony Center am Pots-
von den späteren Nutzern selbst, die ein genuines Interesse
damer Platz zog. Wegen hoher Mietkosten wurde ein Neu-
an der Qualität und dem Erscheinungsbild der Architektur
bau neben dem Bahnhof geplant und wieder verworfen;
hätten, bei Architekten geordert, sondern wird von Investo-
der neue Vorstand will nun doch die Bügelbauten über
ren gebaut und vermarktet. Manche Objekte haben schon
dem Hauptbahnhof beziehen. In Zeiten der Pleiten und
zum Zeitpunkt der Fertigstellung ein- oder mehrmals den
Verkäufe auch großer Traditionsunternehmen ist die zu
Eigentümer gewechselt. Viele werden geplant und gebaut,
intensive Identifikation mit einem Gebäude manchmal
ohne dass ein künftiger Nutzer feststeht. Zwei gravierende
allerdings von Nachteil, wenn etwa an einem Hochhaus in
Nachteile ergeben sich aus dieser Praxis. Einerseits leidet
Düsseldorf jahrzehntelang der Konzernname Mannes-
darunter die architektonische Qualität grundsätzlich,
mann prangte und plötzlich der Schriftzug Vodafone mon-
denn ein Investor hat weder Interesse an perfekten Details,
tiert werden muss. Gleichwohl, nicht nur die Vergangen-
anregender Raumwirkung oder ausgeklügelter Lichtwir-
heit bis weit zurück ins neunzehnte Jahrhundert, auch das
kung, noch interessieren ihn die Nachhaltigkeit des Bau-
jüngste Jahrzehnt hat gezeigt, dass die spektakulärsten,
werks und die langfristigen Betriebskosten. Andererseits
aber auch innovativsten und qualitätvollsten Bürogebäude
05
ESA Architects, London / Simon Atkinson; Splitterwerk / © Nikolaos Zachariadis (r.)
von Firmen für den eigenen Bedarf direkt oder über Wett-
ordern Flächen, die sich möglichst vielfältig gestalten las-
bewerbe bei renommierten Architekten in Auftrag gege-
sen. Auch die Teilbarkeit der Gebäude und der Geschosse in
ben wurden. Das Streben nach einer angemessenen Selbst-
separat zu vermietende Tranchen ist eine häufige Forde-
darstellung, nach Corporate Identity und Unverwechselbar-
rung. Die Parameter zusammengenommen ergeben fast
keit ist vorrangiger Antrieb dieser Entwicklung.
von selbst 14 bis 15 Meter breite Grundrisse, die als Einzel-,
Gruppen- und Kombibüro organisiert werden können. Sel-
Platz ist derzeit das kostbarste Gut im Büro
tener werden Dreibundanlagen mit weitgehend künstlich
Verwaltungszentren wie die dvg in Hannover von Hascher +
belichteter Innenzone realisiert, die mit 15 - 18 Meter
Jehle aus dem Jahr 2000, die 2001 entstandene Swiss Re in
Grundrissbreite wirtschaftlicher sind. Die Größe der Ein-
München von Bothe Richter Teherani oder das Lufthansa
heiten von 400 Quadratmetern folgt aus der maximal mög-
Aviation Center in Frankfurt aus dem Jahr 2007 sind noch
lichen Größe des Brandabschnitts. Umfangreichere Flächen
nicht überholt und übertroffen worden. Es handelt sich um
müssten mit aufwendigen Brandschutzmaßnahmen reali-
Firmen, die über den CI-Gedanken hinaus ihre hoch qualifi-
siert werden, was zu einem Kostensprung führt und des-
zierten Mitarbeiter durch Bereitstellung einer angenehmen
halb normalerweise nicht in Frage kommt.
Graue Monotonie sieht anders
aus: In Leeds sorgen ESA Architects für eine lebendige Form
der Raumteilung. Im Grazer
Gebäude „Frog Queen“ fordert
Splitterwerk den Betrachter mit
einem Wechsel zwischen innen
und außen heraus.
Arbeitswelt an die Firma binden wollen. Die Fürsorge besteht vor allem aus dem kostbarsten Gut, das man den Mit-
Von Architekten wird Flexibilität verlangt
arbeitern gönnen kann und das diese Projekte mehr als
Wie die Flächen dann unterteilt werden, entscheidet sich
andere zu bieten haben: Platz. Fläche genug, um sich auszu-
oft erst während der Planung oder gar während des Baus.
breiten und den Individualabstand zum Kollegen selbst
Auch diese Flexibilität wird dem Architekten abverlangt.
wählen zu können, Raum für Kommunikation, Bewegung
Meist lassen sich die Firmen für die Gestaltung der Arbeits-
und Erholung. Alle Bürobauten, die wir bewundern und
welt von Unternehmensentwicklern wie Quickborner
deren Benutzer wir beneiden, haben diese Raumfreiheit,
Team, P.O.T. , Congena oder anderen beraten, die individuell
die über das normierte Zellenbüro und die minimierten
zu entscheiden versuchen, welche Büroform für den Klien-
Erschließungsflure hinausgeht. Die anderen, insbesondere
ten die höchste Effektivität verspricht. Sie tun das üblicher-
wenn es sich um typische Investorenobjekte handelt, sind
weise während des Baus – und ändern während des Prozes-
von der gefragten Flexibilität bestimmt. Die Vermieter
ses auch schon mal beherzt ihre Meinung, wenn es ihnen
06
puls 02 | 2009
opportun erscheint. Architekten haben es in einem solchen
sche Errungenschaften werden entwickelt. Beispiel für die
Umfeld schwer, gute Konzeptionen zu entwickeln und die
intelligente räumliche Gliederung eines flexibel organisier-
meist notwendigen Kostensenkungsrunden ohne Quali-
baren Bürogrundrisses ist das Paul-Wunderlich-Haus in
tätsverlust durchzustehen.
Eberswalde. Das von GAP Architekten Berlin gebaute, 2007
eingeweihte Landratsamt gilt nicht nur als Prototyp eines
Intelligentes Energiemanagement
ökologisch orientierten Bürozentrums mit beispielhaft
Favorit bei den Organisatoren ist seit einigen Jahren das
günstigen Energiekennwerten. Bei den schiefwinkligen,
Kombibüro, in dem einzelne Zellen oder auch Besprechungs-
unregelmäßigen Grundrissen der vier zusammengeschlos-
räume eingesetzt werden können. Die Mitarbeiter können
senen Gebäude ist es gelungen, die notwendige serielle
optisch in Kontakt bleiben, denn die Trennwände bestehen
Vereinfachung zu verhehlen und Räume von hoher Indivi-
prinzipiell aus Glas, wobei einzelne visuelle Abschirmun-
dualität zu erzeugen. Zellen und kleinere Büroabschnitte
gen möglich sind. Ein Großraum also mit flexibler Raum-
sind gegen die Mittelzone voll verglast, der durchlaufende,
gliederung in Form des Raum-in-Raum-Konzepts, das Offen-
in intensiven Farben gestrichene Sturz sorgt dennoch für
heit und Transparenz bietet und eine hohe Flexibilität hin-
ein Gefühl räumlicher Trennung. Die räumliche Vielfalt der
sichtlich der Nutzung des Gebäudes aufweist. Das Groß-
Geschosse regt geradezu einen virtuosen Umgang mit den
raumbüro der sechziger Jahre ist nicht mehr gefragt, denn
Flächen an. Die drei Innenhöfe weisen unterschiedliche
die arbeitsorganisatorischen Einheiten sind kleiner gewor-
Klimate und entsprechend differenzierte Bepflanzungen
den. Zudem hatten sich die Störungen und Beeinträchti-
auf. Beim Lufthansa Cargo Center am Flughafen Frankfurt
gungen der Mitarbeiter durch Lärm und Lüftungs- bezie-
sind die Lichthöfe noch intensiver in das Raumprogramm
hungsweise Klimatisierungsprobleme als unvermeidbar
und das Belüftungssystem einbezogen. Sie dienen faktisch
erwiesen. Heute Open Space genannt, funktionieren Groß-
als Außenweltersatz, da das Gebäude aufgrund seiner Lage
raumbüros nur mit ausgeklügelter Möblierung und geziel-
auf extreme Weise gegen Lärm geschützt werden muss. Die
ten schallschluckenden Maßnahmen. Fortschritte im Büro-
verglasten Einschnitte in das kammartig gegliederte Gebäu-
bau werden heute ohnehin hauptsächlich in technischer
de sind mit Gärten unterschiedlicher Klimazonen bestückt.
Hinsicht gemacht. Intelligentes Energiemanagement, indi-
Das mittige Rückgrat des Gebäudes ist eine multifunktio-
viduelle Beleuchtung und Belüftung und andere techni-
nale Erschließungszone mit einer Mall im Erdgeschoss,
07
geschwungenen Treppen, Pausenzonen und allseitigem
Einblick in die Gartenhöfe und die Büroebenen. Mehr Kommunikation und Architekturerlebnis während der Arbeitszeit geht nicht – oder doch? Das Gebäude der dvg am Rand
der Hannovermesse unter einer riesigen gläsernen Welle
Hans-Georg Esch/Lufthansa
gleicht einem Terrassenbau in einem Gewächshaus. Viele
Arbeitsplätze liegen auf diesen Terrassen, quasi im Freien,
mit Blick auf die Gärten. Als eines der wenigen Verwaltungsgebäude ist es konsequent als Nomadenbüro konzipiert. Die meisten Mitarbeiter holen sich morgens ihren
Rollcontainer, wählen den schönsten Arbeitsplatz und loggen Laptop und Telefon ein (hierbei sind Frühaufsteher
Die Natur bleibt nicht vor der Tür: Das Lufthansa Cargo Center in Frankfurt (oben) hat Gärten aus den unterschiedlichsten Klimazonen in seiner
Mitte, während das Gebäude der dvg in Hannover* (Mitte) an einen
Terrassenbau in einem Gewächshaus erinnert. Unten: Eine von 4A Architekten gestaltete Informationsstation im Businesscenter BCB in Pilsen.
eindeutig im Vorteil). Nur wenige Firmen sind so strukturiert, dass sie mit einem solchen System arbeiten können,
das durchaus 20 Prozent der gebauten Arbeitsplätze sparen
kann, weil Leerstand infolge Fluktuation, Krankenstand
*Hascher + Jehle / Heinle, Wischer und Partner, Planungsgemeinschaft dvg, Berlin
und Außendienst vermieden wird.
Den emotionalen Faktor pflegen
Während sich die Büroorganisation in den vergangenen
fünfzehn Jahren wenig geändert hat, zeigen hochwertige
Bürogebäude als Merkmal die besondere Ausstattung mit
Gemeinschaftsflächen, Pausenzonen, Espressolounges,
Cafeterien, Casinos etc. sowie mit Grünräumen. Als zum
Beispiel die Swiss Re 2001 aus München nach Unterföhring
hinauszog, war es Anliegen der BRT Architekten, den Englischen Garten „mitzunehmen.“ Die einzelnen Baukörper
wurden über angelegten Gärten aufgeständert und mit
einer grün überwucherten Pergola umgeben, die den Blick
in das unattraktive Gewerbegebiet abschirmt. Den emotionalen Faktor zu pflegen, die Arbeitszeit als Lebenszeit zu
begreifen, die angenehm gestaltet werden sollte und die
Identität der Mitarbeiter mit ihrer Firma fördert, war das
Ziel der engagierten Architekten. Dieses Ziel anzustreben,
war in den Zeiten der Hochkonjunktur einfacher. In der
Svenja Bockhop, Berlin
gegenwärtigen Finanzkrise befürchten Architekten englische oder amerikanische Verhältnisse, in denen sich die
auf Zahlen fixierten Projektsteuerer zu Lasten der Qualität
durchsetzen. Ein Investor wie Dieter Becken in Hamburg,
für den BRT Architekten bemerkenswerte Projekte wie das
Doppel-XX, den Berliner Bogen oder das Bürohaus Deichtor
entworfen haben, ist eine rühmliche Ausnahme. Becken
vertraut den Architekten und bekommt dafür hochwertige
Architektur, die er bislang immer gewinnträchtig verkau-
4a Architekti/Ales Jungmann
fen konnte. Eigentlich sollten es ihm alle nachtun.
Prof. Dr. Falk Jaeger studierte Architektur und Kunstgeschichte in Braunschweig, Stuttgart und Tübingen und ist seit 1983 freier Architekturkritiker.
Nach Lehraufträgen in Berlin, Braunschweig und Dresden ist er seit 2000
Professur für Architekturkritik und Architekturtheorie an der TU Dresden.
Viel Platz und eine Arbeitsumgebung, die dank einer
Lichtinstallation des Künstlers Steven Scott ständig ihr
Aussehen ändert. Den Hauptsitz von Deloitte in Kopenhagen entwickelte das Büro
3XN konsequent nach dem
Konzept des Open Office.
©3XN / Photographer Adam Mørk
Klaus Frahm/artur, Bernadette Grimmenstein/artur (o.)
» Micro
Optimale Lösungen lassen sich
durch eine Automatisierungstechnik erzielen, die als homogenes System alle Gewerke
integriert. Hypolux Bank in
Luxemburg (oben), Bürohaus
Reederei Rickmers, Hamburg.
Steigerung der Funktionalität
durch Gebäudeautomation
Die Qualität moderner Bürogebäude wird maßgeblich durch ihre Funktionalität
und ein überzeugendes, die Technische Gebäudeausrüstung integrierendes
Gesamtkonzept bestimmt. Einen wichtigen Aspekt stellt dabei Flexibilität dar –
um den Anforderungen eines sich wandelnden Unternehmens gerecht zu werden.
Leisten kann dies eine gut geplante Gebäudeautomation, die bestenfalls durch
einen „Integrationsplaner“ in das architektonische Konzept eingepasst wird.
Von Prof. Dipl.-Ing. Achim Heidemann
Moderne Büro- und Verwaltungsbauten zeichnen sich
Funktionalität moderner Büro- und Verwaltungsbauten.
neben guter und nachhaltiger Architektur vor allem durch
Um die gewünschten Gebäudefunktionen optimal und im
ihre Funktionalität aus. Aktuell diskutierte Funktionen
späteren Betrieb fehlerfrei sicherzustellen, muss also der
sind dabei zum Beispiel hohe Flexibilität bei Umnutzun-
Gebäudeautomation besondere Beachtung geschenkt wer-
gen, Unterstützung der Produktivität von Mitarbeitern, die
den. Der Nichtfachmann sieht sich zunächst mit einem
Verbesserung der Sicherheit eines Unternehmens – aber
Begriffswirrwarr konfrontiert: Gebäudeautomation, Raum-
auch niedrige Nutzungskosten und ein niedriger Energie-
automation, Gebäudesystemtechnik sind Begriffe, hinter
verbrauch. Diese Funktionen werden maßgeblich durch die
denen im Prinzip derselbe Grundgedanke steht, nämlich
Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) bereit-
die Automation von Systemen der TGA. Diese Begriffe sind
gestellt, deren Anteil an den Gesamt-Herstellkosten in den
in unterschiedlichen Gewerken entstanden und gelangen
vergangenen Jahren signifikant zugenommen hat – Ten-
durch verschiedene Vertriebswege an den „Markt“, und
denz steigend. Bei hochfunktionalen Gebäuden beträgt der
zwar je nach Anbieter in guter oder bedenklicher Qualität.
Anteil der Technischen Gebäudeausrüstung an den Gesamtherstellkosten mittlerweile über 50 Prozent.
Übergeordnete Konzepte planen
Optimale Lösungen lassen sich erzielen, wenn die Auto-
Mehr Funktionalität durch Gebäudeautomation
matisierungstechnik als homogenes, integrierendes Sys-
Grundlagen für die Funktionen der Systeme und Geräte der
tem über alle Gewerke der Technischen Gebäudeausrüs-
verschiedenen Gewerke der Technischen Gebäudeausrüs-
tung aufgesetzt wird. Dies erfolgt jedoch in der Regel
tung (TGA) ist die Automatisierungstechnik – oder wie es
nicht, da nach wie vor in der traditionell in Gewerken den-
im Bauwesen heißt: die Gebäudeautomation – die heute
kenden Baubranche innerhalb der einzelnen technischen
aus keinem technischen Gewerk mehr wegzudenken ist.
Gewerke unterschiedliche Systeme geplant und imple-
Die Gebäudeautomation bestimmt letztendlich die Funk-
mentiert werden. In anderen Worten: So wie Automatisie-
tionen der Technischen Gebäudeausrüstung und somit die
rungstechnik heute in den meisten Fällen geplant und
11
umgesetzt wird, kann sie nicht richtig funktionieren. Um
Software hergestellt. Damit hat das Bauwesen eine neue
alle Potenziale moderner Automatisierungstechnik mit
Dimension erhalten, denn die Erstellung von Software
ihren seriellen Bussystemen als Medium für den Informa-
unterscheidet sich maßgeblich von der üblichen Vorgehens-
tionsaustausch ausschöpfen zu können, muss ein Architekt
weise am „Bau“. Um kein Fiasko zu erleben, wie es sicher
daher also darauf achten, dass die beteiligten Fachplaner
schon mancher Architekt leidvoll erfahren hat, müssen
ein übergeordnetes Konzept für die Gebäudeautomation
Methoden des Software Engineering angewandt werden.
Intelligente Gebäudesteuerung
steigert die Funktionalität
moderner Bauten: Bellevue
Jurmala, Riga (links), Büroetage, Braun + Voigt, Frankfurt
(Mitte), Arken-Museum of
Modern Art, Kopenhagen
entwickeln. Dies wird ihm einfacher fallen, wenn er einen
Koordinator hinzuzieht, zum Beispiel einen Fachmann für
Basisfunktionen zur Energieoptimierung
Integrationsplanung.
Weiterhin ist es wichtig, bei der Planung vom Raum her zu
beginnen. Die Summe der Anzahl der Anwendungsfunk-
Einsparungen bei den Nutzungskosten
tionen der einzelnen Räume bildet dann die Anforderun-
Natürlich entstehen durch Automation auch Kosten. Des-
gen an die Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung,
halb ist zu empfehlen, vor Beginn einer Planung zunächst
um zum Beispiel Medien bereitzustellen. Dabei empfiehlt
die gewünschten Funktionen ins Verhältnis zu den Kosten
es sich, die einzelnen im Raum gewünschten Anwen-
zu stellen. Dabei sollten neben der Herstellkosten (Baukos-
dungsfunktionen anhand der vorher erwähnten Prioritä-
ten) auch die späteren Nutzungskosten (zum Beispiel die
tenmatrix auszuwählen. Basisfunktionen berücksichtigen
Betriebskosten) einbezogen werden, da sich höhere Inves-
Raumluftkonditionierung (Heizung, Kühlung, Lüftung),
titionen häufig durch Einsparungen bei den Nutzungskos-
Raumbelichtung (Beleuchtung, Blendschutz, Lichtlenkung),
ten amortisieren. Bewährt hat sich dabei die Erarbeitung
Sicherheit (Einbruch, Brand, Zugang), Bedienung (Schalter,
einer Prioritätenmatrix, durch die gemeinsam mit dem
Displays, Touch-Screen, PC), Medientechnik (Video, Audio).
Investor oder Nutzer sein persönliches individuelles Anfor-
Darüber hinaus lassen sich sogenannte Funktionsmakros
derungsprofil erstellt werden kann. Die Funktion der Ge-
etablieren, zum Beispiel das Zusammenspiel verschiedener
bäudeautomation wird heute nahezu ausnahmslos über
Basisfunktionen zur Energieoptimierung. In diesem Bei-
12
puls 02 | 2009
Klaus Frahm/artur, Ralph Richter (M.), Dirk Robbers/artur (r.)
spiel würden durch die Automation verschiedene Parame-
heute noch fehlende Methodik dar, Funktionen der Raum-
ter erfasst und gemäß eines Algorithmus Einfluss auf den
automation in der Planung eindeutig und allgemein aner-
Energieverbrauch genommen. Diese Parameter könnten
kannt zu spezifizieren, um damit eine klare Vorgabe für die
sein: Anwesenheit einer Person im Raum oder im Unter-
Kalkulation und die Ausführung von Raumautomationslö-
nehmen, vorgegebene Raumtemperatur, Außenhelligkeit,
sungen zu schaffen. Eine Richtlinienkommission des Ver-
vorgegebene Raumhelligkeit, Sonnenstand und -inten-
eins Deutscher Ingenieure nimmt sich seit einigen Jahren
sität, Fensterstellung, Zeit. Durch eine Studie an einem
dieser Thematik an und hat eine Richtlinienreihe entwi-
realen Objekt, dem Forum Hohenwart in der Nähe von
ckelt, die diese Lücke schließen wird. Mit der Veröffentli-
Pforzheim, konnte gezeigt werden, dass Energieeinsparun-
chung der VDI 3813-2 ist im Sommer 2009 zu rechnen.
gen von über 50 Prozent möglich sind.
Diese Richtlinie enthält den Hinweis:
Flexibilität bei Umnutzung
„Die Koordination der Gebäudeautomation einschl. der
Durch den Einsatz von Bussystemen in Kombination mit
Raumautomation mit den klassischen TGA-Gewerken
geeigneter Hard- und Software lässt sich darüber hinaus
(HLSE) sowie zunehmend technisierten Baugewerken (z. B.
die Flexibilität bei Umnutzungen erheblich steigern. Wo
Fenster/Fassaden/Sonnenschutz, Schließsysteme …) erfor-
bei einer konventionellen Ausführung im Falle einer
dert eine besondere Qualifikation bei der Objektplanung
Umnutzung Geräte ausgetauscht oder umgebaut, Kabel
(gemäß Honorarordnung der Architekten und Ingenieure)
verlegt und Folgebaumaßnahmen erforderlich sind, ist bei
oder den Einsatz eines Integrationsplaners.“
moderner Gebäudeautomation in der Regel nur eine einfache Änderung der Software erforderlich. Vorteil für den
Nutzer: deutlich geringere Umbaukosten, wenig Beeinflussung der laufenden Geschäftsprozesse und eine wesentlich kürzere Umbauzeit. Eine Lücke stellt allerdings die
Prof. Dipl.-Ing. Achim Heidemann ist Geschäftsführer der Heidemann &
Schmidt GmbH (www.integrationsplanung.de). Er lehrt als Professor
für Energie und Gebäudeautomation im Studiengang Facility Management an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen.
13
» Praxis
Freie Sicht auf die City
Hohe Bleichen – das ist in Hamburg per se
eine gute Adresse. Hier schufen die Architekten von Jan Störmer Partner einen prägnanten Bürobau, der seine wahren Stärken im
Inneren offenbart.
Von Heinrich Wähning
Das anhaltende Wachstum der Hafencity bindet derzeit die
öffentliche Aufmerksamkeit – doch auch in der Hamburger
Innenstadt hat sich längst eine rege Bautätigkeit entwickelt. Westlich des Hanseviertels sind bereits einige Neubauten entstanden, ganze Straßenzüge erhielten ein verändertes Gesicht und somit ein neues Profil, im Schnitt erhöht
um zwei Staffelgeschosse. Das Bürohaus, das Jan Störmer
Partner für die Quantum AG in der exklusiven Büro- und
Geschäftsstraße Hohe Bleichen errichtete, fügt sich mit seinen acht Vollgeschossen plus Staffelgeschoss in diesen Kontext ein und bildet mit seiner blockhaften Erscheinung eine
markante Adresse. So war sehr bald eine traditionsreiche
Hamburger Reederei interessiert, diesen Standort zu beziehen, statt sich an der Alster oder in Hafennähe anzusiedeln.
Lebendige Oberflächenwirkung
Den ersten Eindruck bestimmen die großen, steinern
umrahmten Felder der Fassade, in denen Fensterbänder
zusammengefasst sind. Die Entscheidung der Architekten
für eine großformatige Fassadengestaltung erschließt sich
durch das Betrachten der unmittelbaren Nachbarschaft, wo
14
Ralf Buscher
und Brüstungen aus Aluminium geschossübergreifend
Jan Störmer Partner, Ralf Buscher (r.)
etwa die Kolossalordnung der schräg gegenüberliegenden
Das neue Haus ist über der zweigeschossigen, 60 Stell-
ehemaligen Hypothekenbank, einem Neorenaissancebau
plätze fassenden Tiefgarage des Vorgängerbaus errichtet,
von 1897 mit reich gegliederter Sandsteinfassade, den Ton
da im Fall eines kompletten Neubaus nur 30 erlaubt wor-
angibt. Auch auf die unmittelbar angrenzenden Hansevier-
den wären. So ergibt sich die Pfeilerstellung im Erdgeschoss
telpassagen mit ihren charakteristischen Backsteinpassa-
mit Rücksicht auf einen vorgefundenen Höhenvorsprung im
gen reagiert der Neubau mit seiner Gebäudegeometrie, bei
Boden wie auch auf die massiven Stützen des Bestands, mit
der Wahl des Materials blieb man autonom. Und das ist
deren raumgreifender Verkleidung im Eingangsbereich
hier eine echte Innovation: Faserbeton. Da die Armierung
Foyer und Lounge sinnvoll voneinander abgegrenzt sind.
aus Glasfasern keine Rostschutzüberdeckung erfordert,
Auf der gleichen Ebene befindet sich auch die freundlich
konnte die Plattenstärke auf 22 Millimeter reduziert wer-
gestaltete Kantine, die sich mit einer Terrasse zum Hof hin
den. Damit lassen sich große Formate aufbringen, auch
öffnet. Zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss
L-förmige Eckverkleidungen fertigen; die Wetterschicht
sorgen tiefe Unterzüge für den optimalen baulichen
bleibt leicht, die lebendige Oberflächenwirkung des Betons
Anschluss an die neuen Bürogeschossen.
Der gläserne Innenhof erlaubt
Durchblicke, die die Etagen in
ihrer ganzen Ausdehnung
erfassen lassen, und sorgt so
für Transparenz. Große, steinern umrahmte Felder prägen die Fassade.
erhalten. Die kann sich hier trotz des relativ geringen Flächenanteils genügend entfalten, doch sind es erst die kon-
Lichthof sorgt für Helligkeit am Arbeitsplatz
textuell bedingten Einschnitte in den Baukörper, die den
Der Grundriss zeigt sich als gelungene Synthese der typologi-
Eindruck der Beliebigkeit gar nicht erst aufkommen lassen.
schen Ansprüche des Bürobaus mit den Gegebenheiten des
16
puls 02 | 2009
Ortes – alle Arbeitsräume sind natürlich belichtet und zu-
Architekten zum schönsten Erfolg des Entwurfs umzu-
dem flurseitig, wo immer möglich, bodentief verglast. Der
widmen gewusst: Im Zentrum des Gebäudes öffnet sich ein
Baukörper entwickelt sich vom straßenseitigen Kubus zum
Lichthof, dessen geschlossene Flächen mit orangefarbenen
weiß verputzten, bandbefensterten Riegel im Hof. Wenn-
Aluminiumpaneelen verkleidet sind. Er steigt auf über dem
gleich sich dort deutlich zeigt, dass das größere Budget der
fensterlos gehaltenen Konferenzraum im Zentrum des
Schauseite zur Straße vorbehalten blieb, wirken die Rücksei-
ersten Obergeschosses und versorgt sämtliche Bürogeschos-
ten nicht vernachlässigt. Die Anlieger hatten sich erbeten,
se wie auch die direkt anliegenden Besprechungsräume mit
nicht mit einem stumpfen Volumen konfrontiert zu werden.
Tageslicht. Dabei werden die wechselnden Stimmungen des
Daraufhin trafen die Architekten eine einfache Maßnahme
natürlichen Lichts durch die besondere, changierende Be-
mit doppeltem Effekt: Sie fügten Balkone an die Stirnseite
schichtung der Paneele noch intensiviert. Durch Form und
des Riegels, umgeben von den weitergeführten Brüstungs-
Farbe ist ihm das Schachtartige weitgehend ausgetrieben.
bändern der Längsseite. Das dynamisiert noch die leicht
Bei Regenwetter sorgt der dunkle, mit schwarzem Stein aus-
spitzwinklige Übereckansicht und verleiht auch innen dem
gelegte Boden für interessante Spiegeleffekte.
Bereich eine eigene räumliche Qualität. Während außen die
Körper kontrastieren, folgen die Innenräume einander in
Sichtbeziehungen über die gesamte Haustiefe
ungebrochener Kontinuität; geschwungene Wände vermit-
Vor allem aber in der Horizontalen kommt die Licht wie
teln zwischen den Richtungen. Und deren Konflikt haben die
Durchblick spendende Mitte dem gesamten Haus zugute.
17
Ralf Buscher
Ralf Buscher
» Praxis
Grundriss 3-D-Ansicht
Die Vorstandsetage mündet in eine großzügige Dachterrasse, die einen atemberaubenden Ausblick über die Hamburger City bietet.
Schnitt
Westansicht
Der mit orangefarbenen Aluminumpaneelen verkleidete
Lichthof sorgt mit seinen
gebogenen Glasscheiben für
helle Büroflure. Die farbige
Beschichtung der Paneele
intensiviert die wechselnden
Launen des Tageslichts.
Sobald die Jalousien der Besprechungsräume geöffnet werden, ergeben sich Sichtbeziehungen über die gesamte Haustiefe, vom Hof bis zur Straße. Doch der entscheidende Zuge-
Projektbeteiligte
winn des durchaus ökonomisch bemessenen Raumzusammenhangs besteht darin, dass sich durch den Lichthof für
den Betrachter immer wieder interessante Perspektiven
Bauherr
ergeben. Der Schlüssel zur Steigerung von künstlichen Licht-
Quantum AG, Hamburg
quellen, Jalousien und anderer Elektronik verbirgt sich in
einem schlichten Wandschrank. BUS-Technik regelt die
Architekten
elektronischen Konferenzelemente und die Klimaanlage.
Jan Störmer Partner, Hamburg
Dabei ist die künstliche Beleuchtung der Flure, des Außenbereichs und der Fassaden an den Anteil des einfallenden
Haustechnik
Sonnenlichts gekoppelt. Die Geschäftsführung tagt im ge-
Ing. Gesellschaft Ridder und Meyn mbH, Hamburg
räumigen Dachgeschoss. Der Innenausbau präsentiert sich
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger:
angenehm zurückhaltend, blauer Teppichbelag sorgt für
KNX-System, Controlpanel
kühle Eleganz. Raum ist der wahre Luxus, den sich das Bürogebäude in den Hohen Bleichen leistet – und wer den atem-
Bauvolumen
beraubenden Blick von der Dachterrasse genießt, braucht
11.300 Quadratmeter
auch keinen Hafen in der unmittelbaren Nachbarschaft.
19
» Praxis
Eine neue Haut aus Licht, Glas und Holz
Den Umbau der Stadtwerke Essen gestalteten die Architekten von
Koschany + Zimmer als sensible und einfallsreiche Symbiose aus Alt
und Neu. Sie erhielten den Bestand, kombinierten ihn mit Materialien
wie Holz und Glas und verliehen den Räumen somit eine ungeahnte
Portion Eleganz, Charme und Transparenz.
Von Lasse Ole Hempel Fotos Daniel Sumesgutner
„Wir wollten Alt und Neu in Form einer Schichtung zusam-
heit am besten verwirklicht sahen. Das Konzept der Archi-
menführen“, betont Petra Kuhlmann, Architektin bei Ko-
tekten sorgte dafür, dass die Materialien Glas und Holz im
schany + Zimmer. 2003 hatte die Stadtwerke Essen AG einen
Zusammenspiel mit Licht die vorhandene Bestandsschicht
Realisierungswettbewerb für den Umbau ihrer Hauptver-
optisch aufwerten und den Innenräumen einen kunden-
waltung an der Rüttenscheider Straße ausgelobt, den Petra
freundlichen Charakter geben. Die neue Strahlkraft reicht
Kuhlmann und ihre Kollegen für sich entscheiden konnten.
bis in den Straßenraum – durch weit auskragende Vordä-
In ihrem Konzept erhielten sie den historischen Bestand, lie-
cher, die in der Manier von Lichtobjekten Akzente setzen,
ßen ihn weiterhin sichtbar erscheinen, indem sie ihn mit
und durch ein Lichtband, das sich horizontal an der Haupt-
neuen Elementen kombinierten, die dem Ganzen eine zu-
fassade entlangzieht. Die architektonische Kombination
gleich helle und repräsentative Atmosphäre verleihen. 2006,
verschiedener Schichtungen ist für einen sensiblen, aber
nach zum Teil komplizierten Eingriffen in den Gebäudebe-
doch unübersehbaren Verwandlungsprozess verantwort-
stand, wurden die Umbauarbeiten fertiggestellt. Neben der
lich. Dem Besucher bietet sich ein vertrautes, aber doch ver-
Empfangshalle und dem Kundeninformationszentrum KIZ
ändertes Bild. Dabei kommen Materialien als wiederkeh-
im Erdgeschoss verhalfen die Architekten auch der Lobby,
rende Elemente zum Einsatz und verbinden so unterschied-
den Flur- und Konferenzbereichen des Vorstandsgeschosses
liche Räume und Etagen optisch miteinander.
Lichtelemente setzen im
Eingangsbereich gestalterische Akzente, hinterleuchtete Inschriften verweisen
auf die Kernkompetenzen
der Stadtwerke.
sowie zwei Vordächern zu neuem Glanz.
Licht- und Informationsschichten
Offenheit und positive Ausstrahlung
Die neue „Haut“, die dem Bestand vorgelagert ist, besteht
Die Stadtwerke versprachen sich von der Umgestaltung
weitestgehend aus Glas, das effektvoll hinterleuchtet wird.
eine bis in den Straßenraum spürbare moderne und vor
Petra Kuhlmann spricht in diesem Zusammenhang von ei-
allem transparente Außenwirkung und entschieden sich
ner „Lichtschicht“, der eine zusätzliche „Informationsschicht“
für den Entwurf von KZA, da sie hier Bürgernähe und Offen-
hinzugefügt wurde. Oberflächen wurden mit Worten und
20
puls 02 | 2009
Grundriss Erdgeschoss
Durch den Einsatz wiederkehrender Materialien werden
Räume und Ebenen miteinander verbunden. Auch die
Besucher- und Konferenzbereiche erhielten ein modernes,
kundenfreundliches Gesicht.
Als zentrale Kommunikationsinsel kommt dem Empfangstresen im Konzept eine
besondere Rolle zu. Hier befindet sich auch ein zentrales elektronisches Steuerelement, mit dem sich in sämtlichen Räumen Licht und Klima regeln lässt.
Bildern bedruckt, die exemplarisch für die Kernkompetenzen der Stadtwerke stehen. Zusätzlich griffen die Architekten bei der Gestaltung der Außen- und Obergeschosse die
Logofarben des Bauherren Stadtwerke auf, ein Farbverlauf
von Blau, Grün bis Gelb.
Projektbeteiligte
Der Empfang ist zugleich Steuerungsinstanz
Der modern gestaltete Empfangstresen aus Schweizer Birn-
Bauherr
baum ist ein erster Anlaufpunkt für jeden Besucher, der die
Stadtwerke Essen AG
Räume der Stadtwerke betritt. Als zentrale Kommunikationsinsel kommt ihm besondere Bedeutung zu, die optisch ent-
Architekt
sprechend definiert wurde. So erhielt auch der Empfangstre-
Koschany + Zimmer Architekten KZA, Essen
sen eine vorgelagerte, partiell beleuchtete Glashaut, die dem
Prinzip der „zweiten Schicht“ entspricht und dem Bereich
Fachplaner technische Gebäudeautomation
Offenheit und Eleganz verleiht. Direkt am Empfang ist eine
Ingenieurbüro Dohrmann, Essen
zentrale Steigerung untergebracht, mit der sich im gesamten
Gebäude Licht und Temperatur regeln lässt. Das Control-
Haustechnik
panel von Busch-Jaeger übernimmt auch im Besprechungs-
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger:
bereich eine entscheidende Rolle. Laufen hier doch Licht,
KNX-System, Controlpanel sowie Bedienelemente
Raumklima und die Bedienung der komplexen Konferenz-
der Schalterserien carat und future linear,
technik an einer Schnittstelle zusammen und lassen sich so
Controlpanel B&O Bang & Olufsen color
problemlos regeln. An die Bedieneinheit angeschlossen sind
auch eine High-End-Stereoanlage von Bang & Olufsen sowie
zwei ausladende 47 bzw. 69 Zoll große Bildschirme.
23
» Praxis
Im neuen Hafen
Der Kölner Rheinauhafen wandelt sich zusehends in ein attraktives Areal, in dem
sich Unternehmen ansiedeln. In dieses Umfeld passt auch der Büroneubau Pier
15, der gleichwohl durch Form und Material an die Historie des ehemaligen
Güterumschlagplatzes erinnert. Das 2008 vollendete Gebäude bringt die ästhetische Philosophie des Büros römer partner auf den Punkt: klare Konturen, helle
Fassade, keine unnötigen Schnörkel und ein feines Gespür fürs Wesentliche.
Von Ralf Johnen Fotos Jens Willebrand
„Mit den einfachen Dingen fangen wir an“, präzisiert Bernd
Pier 15 sei eindeutig die Lage. Der 37-Jährige ist seit zwei
Römer die Philosophie seines Kölner Büros. „Und die ziehen
Jahren Römers Partner, und seine Bewertung ist nachvoll-
wir dann auch durch. Dabei steht für uns stets im Vorder-
ziehbar: Die Ostseite der rund 6000 Quadratmeter Nutzflä-
grund, eine ortsspezifische Lösung zu finden.“ Am unlängst
che umfassenden Immobilie öffnet sich zu den Kaimauern
gentrifizierten Rheinauhafen ist so unter dem Namen Pier
des einst betriebsamen Güterumschlagplatzes, wo nun die
15 ein Bürogebäude entstanden, das auf den ersten Blick
Yachten vor sich hinschaukeln. Zudem hat sich das ganze
nüchtern und elegant erscheint, bei näherem Hinsehen je-
Viertel zu einer Spielwiese für kreative Architektur entwi-
doch durchaus verspielte Elemente preisgibt. Eine Heraus-
ckelt – in unmittelbarer Nachbarschaft reihen sich extrava-
forderung war die Erfüllung der städtebaulichen Vorgabe,
gante Objekte nur so aneinander: Die Kranhäuser von Hadi
auf dem Areal einen großzügigen Durchgang auszusparen.
Teherani und Alfons Linster oder das RheinauArtOffice, in
Dadurch musste das Gebäude in zwei separate Trakte auf-
dem Microsoft residiert. Aber auch die entkernten Speicher-
geteilt werden, die über eine Freitreppe erschlossen wer-
hallen, die unter dem Namen „Siebengebirge“ zur Premium-
den. Beide Baukörper weisen einen trapezförmigen Grund-
Adresse für loftige Appartements avancierten.
Der helle portugiesische Kalkstein ist Teil einer Reminiszenz
an die industriellen Bauten des
ehemaligen Güterhafens. Dabei
fügt sich das Bürohaus Pier
15 in die Nachbarschaft der
umliegenden gläsernen Bürobauten ein.
riss auf und werden von einem gemeinsamen Sockel vereint, den der Hochwasserschutz gebietet. Ebenfalls auffäl-
Portugiesischer Stein und funktionale Flexibilität
lig: Beim südlichen Trakt weicht das Erdgeschoss graduell
In diesem Umfeld will jedes architektonische Statement
zurück, sodass sich die darüberliegenden Etagen auf einem
wohlbedacht sein: Die Wahl des Materials für die Fassade
Vorsprung befinden.
etwa verstehen Römer und Partner als Reminiszenz an die
altehrwürdigen Industriebauten des Viertels, die in neuem
Eine Spielwiese für kreative Architektur
Glanz erscheinen: Es handelt sich um einen vergleichsweise
Stephan Kögeler betrachtet diese gestalterischen Elemente
groben, hellen portugiesischen Kalkstein, der naturbelassen
jedoch nur als Beiwerk. Die eigentliche Besonderheit von
ist und durch Pressfugen so weit gefügig gemacht wurde,
24
puls 02 | 2009
dass unschöne Übergänge ausbleiben. Ansonsten steht das
die 1989 vom Kölner Unternehmer Horst Will gegründet
Design der sechs Geschosse ganz im Zeichen der Fassade, bei
wurde und 370 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen
der sich die offenen und geschlossenen Elemente in schma-
ist auf betriebswirtschaftliche Beratung in Verbindung
len Rechtecken abwechseln. Lediglich dort, wo es die Ansprü-
mit informationstechnischem Know-how spezialisiert. Von
che der Innenarchitektur erfordern, durchbricht Römer die-
zentraler Bedeutung, erklärt Kögeler, sei also die Funk-
sen Rhythmus, indem er größere Glasflächen zulässt. Das
tionstüchtigkeit des Servers. Aus Gründen des Hochwas-
Innenleben steht weitgehend im Zeichen funktionaler Flexi-
serschutzes befinden sich alle wichtigen technischen Anla-
bilität. „Heute ist überall Großraum angesagt“, sagt Kögeler.
gen daher im ersten Obergeschoss. Durch ein KNX-System
Doch niemand könne vorhersagen, ob Unternehmen nicht
lassen sich die Belichtung und das Fahren der Jalousien
schon eines nahen Tages wieder Zweipersonenbüros den
programmieren und spezifisch steuern. Überall im Gebäu-
Vorzug geben. Daher ist das komplette Gebäude mit einem
de sorgen Präsenzmelder für das richtige Maß an Hellig-
Achsraster ausgestattet, bei dem im Abstand von 1,35 Meter
keit und tragen zur Energieersparnis bei.
Ein städtebaulich vorgegebener Durchgang führte zu
einer Zweiteilung des Gebäudes. Durch eine Freitreppe
bleiben aber die separaten,
einheitlich gestalteten Trakte miteinander verbunden.
Zwischenwände eingezogen werden können. Auch die gängige Hierarchie wird bei den 17,50 Meter tiefen Geschossen
Das Bauhaus stand Pate
eingehalten: Unten befinden sich Empfangsräume sowie ein
Pier 15 ist das zweite markante Gebäude, mit dem sich
kleines Casino, auf den darüberliegenden Etagen gewöhnli-
Bernd Römer im Rheinauhafen verewigt: Im Jahre 2005
che Büros und unter dem Dach die Vorstandsetage. Entwi-
wurde die Wohnwerft komplettiert, ein kombiniertes
ckelt wurde Pier 15 von der Günter Fischer Gesellschaft für
Wohn- und Geschäftshaus unmittelbar am Ufer des Flus-
Baubetreuung aus Köln, alleiniger Mieter ist die Firma ifb,
ses, das das Stadtbild von der anderen Rheinseite nachhal-
26
puls 02 | 2009
Grundriss
Schnitt
tig prägt. Der Betrachter erkennt auch hier, warum sich
Römer nicht vor dem Bekenntnis scheut, dass seine Arbeiten vom Bauhaus inspiriert sind – „auch wenn es ein
wenig abgedroschen klingen mag“.
Projektbeteiligte
Städtebauliche Optimierung steht noch aus
Für den Architekten Bernd Römer, der selbst in einem
Bauherr
Bürogebäude in direkter Nachbarschaft zum Kölner Dom
Günter Fischer Gestaltung für Baubetreuung, Köln
residiert, ist der Rheinauhafen derzeit das einzige größere
Areal in der Domstadt, wo architektonische Standards
Architekt
gesetzt würden – Standards, für die Köln auch überregio-
römer partner architektur, Köln*
nal Applaus einheimse. Das aber bedeutet nicht, dass es
kein kollektives Interesse an einer weiteren Optimierung
Haustechnik
der städtebaulichen Situation gibt. Noch trennen eine
bähr ingenieure gmbh, Köln
Bahnlinie und die Rheinuferstraße, eine viel befahrene
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger:
Magistrale, den Rheinauhafen von Innenstadt und Süd-
KNX-System, Präsenzmelder,
stadt. Um das Projekt zu vollenden, bedarf es genau jener
Wetter- und Tastsensoren.
städteplanerischen Abhilfe, die der zurzeit von Albert
*bis 30. 6. 2007: Oxen + Römer und Partner
Speer für die Stadt entwickelte Masterplan verspricht.
27
Zaha Hadid Architects
Arbeiten im Büro der Zukunft
Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entstehen innovative Arbeitsumgebungen,
die ganz unterschiedliche architektonische Ansätze verfolgen. Ob Gigantomanie oder
sinnvolle Effizienz – den Ideen scheinen keine Grenzen gesetzt, und so viel steht fest:
Der Architektur steht eine spannende Zeit bevor.
Zaha Hadid Architects: Neues Hafenhaus, Antwerpen
Es mag am ikonischen Charakter ihres Entwurfs für Antwerpens neues Hafenhaus liegen, dass die in Bagdad geborene Star-Architektin einmal mehr einen internationalen, prestigeträchtigen Wettbewerb für sich entscheiden konnte. Die Antwerpener Hafengesellschaft benötigt ein neues Hauptquartier und will fortan die auf mehrere Häuser verteilten Mitarbeiter in einem bündeln.
Zaha Hadids Konzept sieht einen 46 Meter hohen und 111 Meter langen Körper als Aufstockung auf das denkmalgeschützte Hansahaus vor und bietet Raum für 500 Mitarbeiter. Lediglich auf drei skulpturalen Betonpfeilern ruhend, wirkt der hinzugefügte Gebäudeteil fast schwebend und avanciert zum neuen Wahrzeichen der belgischen Hafenstadt. Der Kopf des Gebäudes schaut gen Süden,
fungiert somit als „Fenster zur Stadt" und markiert deutlich den Hafenbeginn. Erschlossen wird das Gebäude über die drei in den
Betonpfeilern versenkten Aufzüge beziehungsweise Treppenhäuser. Die gesamte äußere Erscheinung erweist der Antwerpener
Diamantenindustrie ihre Reverenz: Die Außenhaut besteht aus gläsernen Dreiecken, die entweder durchsichtig oder reflektierend
gestaltet sind. Sie bilden keine plane Fläche, sondern sind gegeneinander abgewinkelt, was zu changierenden Lichteffekten führt.
28
» Visionen
Bernhardt + Partner:
Haus der Astronomie, Heidelberg
Die gute alte Sternwarte lässt der Darmstädter Archititekt Manfred Bernhardt weit hinter sich. In seinem Entwurf für das neue
Heidelberger Haus der Astronomie ruhen
Hörsaal und Projektionskuppel im Zentrum
eines Komplexes, der auch E. T. gefallen hätte. Mit modernster Technik werden in der
aus Glas und Beton geschaffenen Galaxie
Phänomene wie Schwarze Löcher, Rote Rie-
Kern des Gebäudes kreisen „Spiralarme“, in
denen Büros, eine Terrasse zur Beobachtung
der Sterne sowie eine Astronomie-Schule
untergebracht sind. Hier werden Kinder und
Jugendliche praxisnah in die Geheimnisse
der Naturwissenschaften eingeweiht, Lehrer
besuchen Fortbildungen, und Interessierte
Architekten Bernhardt + Partner
sen oder Weiße Zwerge dargestellt. Um den
können in Abendseminaren ihr Wissen
erweitern. Zur Deckung des internen Energiebedarfs müssen auch die Himmelskörper
herhalten: Das Zentralgestirn Sonne liefert
Emergent Architecture: Cheongna City Tower, Incheon
die Energie und Planet Erde die Wärme. In
„Höher, schneller, weiter.“ So könnte das Motto des jungen amerikanischen Architekturbüros
räumlicher Nachbarschaft zum Max-Planck-
Emergent Architecture aus Los Angeles lauten, denn sein Entwurf für einen Büroturm in der süd-
Institut für Astronomie und der Landes-
koreanischen Hafenstadt Incheon soll 400 Meter hoch in den Himmel ragen. Besonders daran ist
sternwarte wird die Miniaturgalaxie ab 2011
die Tragstruktur aus Stahl, die nicht wie gewohnt das Gebäude von innen aussteift, sondern wie
Besucher auf ihre Umlaufbahn locken.
bei einem Schalentier außen liegt. Über drei Hauptstränge werden die Kräfte abgeleitet, in
Abhängigkeit der tatsächlich auf das Gebäude wirkenden Kräfte sind die Strukturen filigraner
oder massiver ausgebildet. Was dabei entsteht, ähnelt einem Abdruck der Statik. Für das Innenleben bedeutet dies weitestgehend freie Gestaltungsmöglichkeiten auf allen Geschossen. Geplant
Emergent Architecture
sind unter anderem Wintergärten mit Deckenhöhen von 50 Metern und eine Sternwarte.
J. Mayer H.
J. Mayer H. : Justizgebäude, Hasselt
Im Mittelalter suchte man in Europa oftmals Schutz unter einem großen Baum, um Recht zu sprechen. Warum also nicht mit der Formgebung eines Gerichtsgebäudes an diese Tradition erinnern? Die Arbeitsgemeinschaft um die Büros J. Mayer H. Architekten (Berlin), a20 Architekten und Lensoass Architekten aus Hasselt, die 2005 den zweiphasig ausgeschriebenen Wettbewerb der belgischen Stadt Hasselt gewinnen
konnte, sucht nicht nur Inspiration im Mittelalter, sondern erweist auch dem Auftraggeber seine Reverenz. Schließlich ziert auch das Wappen
der 30 Kilometer westlich von Maastricht gelegenen Stadt ein Baum. Hinzu kommen Anklänge an den Jugendstil, der ein wichtiger Teil des
kulturellen Erbes der Region darstellt. Wer genau hinschaut, mag sich auch an die kompakten Bauten der Stahlindustrie erinnert fühlen, die
hier einst den Ton angaben. Im Februar 2011 soll das Gerichtsgebäude eingeweiht werden, das Teil eines vollkommen neu geplanten Areals
rund um den Hauptbahnhof ist. Ein Park und städtische Wohnblocks werden dem neuen, ikonenhaften Komplex, der aus drei miteinander
verbundenen Baukörpern besteht und die Idee des „Zwillingsturms“ frei interpretiert, Gesellschaft leisten.
Behnisch Architekten: Unilever, Hamburg
Schiefe, spitze Winkel und geneigte Flächen – wie ein Fels in der Brandung
mutet das neue Verwaltungsgebäude
von Unilever Deutschland am Elbufer
an. Diese spezielle Formensprache hat
nicht nur einen ästhetischen, sondern
auch einen statischen Hintergrund. Wer
nämlich schon einmal in der Hamburger
Hafencity spazieren war, der weiß, welche steife Brise einem dort ins Gesicht
schlagen kann. Statt dem Wind mit viel
Kraft entgegenzutreten, haben sich die
Stuttgarter Architekten entschlossen, ihm
Behnisch Architekten Stuttgart
möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Der Bau ist für 1.000 Mitarbeiter
konzipiert und entsteht an prominenter
Stelle zwischen Elbphilharmonie und
dem Schiffsterminal. Das unterste Geschoss ist öffentlich zugänglich und bietet
sturmgeplagten Spaziergängern Schutz.
puls 02 | 2009
MAD: Fake Hills, Beihai
Die Köpfe von MAD aus Peking gelten als Pioniere
der neuen experimentierfreudigen Architekturszene in China. Unvergessen ist ihr wandernder
Chinatown-Stern, vorgestellt auf der letzten Architekturbiennale in Venedig. Nun wollen sie nicht
nur Schöpfer eindrucksvoller Bauten sein, sondern
gleich ein ganzes Gebirge schaffen. Statt mobiler
Architektur entstehen gerade in Beihai die „Fake
Hills“, riesige Büro- und Wohnkomplexe, die als
künstlicher Gebirgszug das Ufer zieren sollen. Beihai, die Küstenstadt im äußersten Süden Chinas,
gilt weltweit als eine der am stärksten wachsenden Stadtregionen. Zwischen 2001 bis 2006 hat
sich hier die Bevölkerung verdoppelt. Um möglichst viele neue Arbeitsplätze und Wohnungen
mit Meerblick zu schaffen, sollen nun in Beihai
430.000 Quadratmeter Nutzfläche zu einem Betongebirge getürmt werden. MAD sprechen von einer
aktuellen Weiterentwicklung chinesisch-traditioneller Architektur mit starkem Bezug zur Natur. Es
mag am Fortschrittsoptimismus der Architekten
Comic-Darstellungen einer Hügellandschaft als an
chinesische Landschaften erinnert.
MAD
liegen, dass das Projekt „Fake Hills“ derzeit eher an
» Zu Besuch
„Wir sehen uns ein Stück weit
als Maßschneider“
Das Münchner Büro Landau + Kindelbacher Architekten gestaltet seit Jahren
erfolgreich Büro- und Präsentationsräume, die die Unternehmensphilosophie
der Auftraggeber abbilden. Eine aufgeräumte Ästhetik, die durch Transparenz
und Eleganz ihre Wirkung erzielt, wurde zum Markenzeichen der Architekten.
puls sprach mit Gerhard Landau über seine gestalterische Philosophie.
Von Lasse Ole Hempel
Corporate Architecture – das bedeutet für Gerhard Landau,
Für diesen analytischen Prozess ist also eine Reihe intensi-
Unternehmensphilosophie in gebauten Raum verwandeln.
ver Gespräche nötig?
Gemeinsam mit dem Innenarchitekten Ludwig Kindelba-
Ja, wir sehen uns auch ein Stück weit als Maßschneider.
cher betreibt er seit 19994 ein eigenes Büro, das mittler-
Diese Gespräche sind für uns ganz besonders wichtig und
weile über 30 Mitarbeiter beschäftigt. In den mehrfach
haben schon Workshop-Charakter. Wir erarbeiten mit den
ausgezeichneten Projekten teilt sich eine reduziert-klare
Leuten in sehr langen Sessions eine Strategie, um ihre Zie-
und bis ins Detail geplante Formsprache mit.
le umzusetzen. Die Kunden sind letztlich sehr dankbar für
2008 mit dem Deutschen
Preis für Innenarchitektur ausgezeichnet: Der Himmel, der
über dem Konferenzbereich zu
schweben scheint, ist eine
Reminiszenz an die alte
Schuhfabrik, auf deren Gelände die KangaROOS-Hauptverwaltung entstand.
die Kreativität, die wir investieren. Dabei hinterfragen wir
Ein Schwerpunkt Ihres Büros liegt in der Corporate Architec-
auch einzelne Dinge kritisch.
ture. Wo sehen Sie die Herausforderungen dieses Bereiches?
Uns geht es immer zunächst darum zu verstehen, welche
Für die Hauptverwaltung des Sportherstellers KangaROOS
Geschichte das jeweilige Unternehmen mitbringt und wo
erhielten Sie 2008 den Deutschen Preis für Innenarchitek-
es hin will. In der Realität bedeutet dies: genau hinhören.
tur. Wie kamen Sie beispielsweise auf den künstlichen
Dabei ist es manchmal gar nicht so einfach, die wichtigen
Himmel, der über dem Besprechungsbereich thront?
Entscheidungsträger kennenzulernen. Gibt es doch gerade
Im Falle von KangaROOS ging es darum, in diesem großen
in großen Unternehmen eine Vielzahl von Personen, die
Besprechungsraum – der auch intern unter dem Begriff „Big
die Strategie der Firma bestimmen. Und in den verschiede-
Show“ bekannt war – etwas zu inszenieren. Es war von
nen Stufen der Firmenhierarchie werden natürlich auch
Anfang an klar, dass dort etwas anderes entstehen musste
Profile verwässert, weil zum Teil politisch agiert wird. Die
als eine Gipskartondecke. Früher war dieser Bereich der
Farben und Bilder und die Architektur – das ist unser
offene Innenhof einer Schuhfabrik, wenn man dies weiß,
Handwerk, aber das Verstehen der Unternehmensphiloso-
liegt die Idee der Transformation gar nicht mehr so weit
phie steht auf einem ganz anderen Blatt und stellt sich ab
weg – also den ehemaligen Innenhof mit einem künst-
und an als die wahre Herausforderung heraus.
lichen Himmel ein Stück weit wiederauferstehen zu lassen.
32
puls 02 | 2009
Florian Holzherr
Christian Hacker (l.), Michael Voit (r.)
Repräsentieren und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter.
und es auch sehr stark um Effizienz geht, wesentlich anders.
Sind beide Größen immer zusammenzubringen?
Ich beobachte derzeit bei großen, international aufgestell-
Das ist sehr unterschiedlich. KangaROOS zum Beispiel hat
ten Firmen, dass sie massiv Arbeitsplatz reduzieren, um sehr
seinen Sitz in Pirmasens, in einer sehr strukturschwachen
stark auf einen non-territorialen Arbeitsplatz zu setzen. In
Gegend – dort konnten wir, was die Fläche angeht, tatsäch-
diesem Konzept hat der Einzelne keinen festen Arbeitsplatz
lich aus dem Vollen schöpfen, um zum Beispiel Empfangs-
mehr. Für mich als Architekten bedeutet dies, gleichwohl
bereiche zu kreieren, die 400 bis 500 Quadratmeter groß
eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Mitarbeiter
sind. Auch die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sind sehr geräu-
noch wohl fühlt und sich eben nicht als kleines Rädchen
mig – breite Schreibtische und Platz nach allen Seiten. Das
sieht. Das ist derzeit eine Riesenaufgabe, mit der internatio-
ist in Ballungsräumen, wo der Quadratmeterpreis höher ist
nale Unternehmen auf uns zukommen.
Der Schnitt eines Rennboots
wurde beim Bürobau für einen
internationalen Investor zum
Formgeber. Ein angedeuteter
Bug überdacht den Empfang,
das Heck des imaginären Boots
bildet ein Appartement.
Wenn man sich Ihre bisherigen Projekte anschaut, fällt
eine Vorliebe für weiße Flächen auf.
Ja, aus dem einfachen Grund, dass Weiß hervorragende
Eigenschaften hat und sehr gut mit Licht harmoniert. Habe
ich doch nirgends so einen guten Schattenwurf wie bei Weiß.
So erreiche ich Schattenwirkung, den maximalen Kontrast
und eine faszinierende Raumwirkung.
Auch Ihr eigenes Büro haben Sie sehr hell gestaltet.
Das neue Büro ist ein Passepartout für unsere Ideen. Durch
Klassischer Architekt trifft auf Innenarchitekten: Gerhard Landau (l.) und Ludwig
Kindelbacher leiten seit nunmehr 15 Jahren erfolgreich ihr Architekturbüro. Eine
klare Trennung der Aufgabenbereiche gibt es zwischen den beiden nicht.
34
die Dominanz von Weiß wird es zu einem Bilderrahmen für
die Materialität, die sich darin befindet. Anders als auf den
Fotos, die davon existieren, sind die Räume meist mit jenen
puls 02 | 2009
Materialien vollgestellt, mit denen wir gerade arbeiten. Dabei
haben wir uns bewusst für ein Großraumbüro entschieden,
da diese Form einfach extrem kommunikativ ist. Wir haben
auch an Thekenbereiche gedacht, an denen man sich informell treffen und besprechen kann. Ich schätze es nicht, wenn
die Menschen abgeschottet im Zimmer sitzen, weil so keine
freien Gedanken entstehen.
Lichtszenarien spielen bei vielen Ihrer Projekte eine Rolle.
Die Leuchten sind offenbar Spezialanfertigungen.
Der Lichtmarkt bietet nur wenig für den hochwertigen
Besprechungsbereich. Da verlangen die Kunden CustomMade-Lösungen. Sie möchten nicht, dass Besucher zum
Aufgeräumte Arbeitsbereiche,
die auf Ideen warten: Landau
+ Kindelbacher setzten bei
der Gestaltung ihres eigenen
Büros auf das Großraumkonzept und schneeweiße, puristisch anmutende Räume.
Beispiel in die Maximilianstraße kommen und dort die
ich habe entsprechende Steuerungssysteme, das Licht
gleiche Leuchte sehen, unter der sie schon im Frankfurter
dimmt sich, die Jalousien fahren automatisch herunter.
West End gesessen haben. Daher sind viele auch bereit, in
Diese Szenarien müssen ja programmiert und gesteuert
diesem Bereich ein Budget für individuelle Lösungen zur
werden. Auch der Bereich der Video- und Telefonkonferen-
Verfügung zu stellen.
zen ist technisch sehr aufwendig, etwa in Hinblick auf die
Mikrofontechnik. Das Ziel der Unternehmen ist dabei,
Welche Bedeutung messen Sie in Ihren Projekten einer
durch den Aufwand an Medientechnik die Flugstunden
intelligenten Gebäudesteuerung bei?
ihrer Mitarbeiter zu begrenzen. Der Trend geht eindeutig
Auf jeden Fall eine sehr große. In der Regel geht es nicht
dahin, vermehrt über Videokonferenzen zu kommunizie-
nur darum, Licht zu steuern. Oft sind diese Besprechungs-
ren, anstatt die Mitarbeiter wie bisher den Globus umkrei-
räume komplett mit Medientechnik bestückt. Das heißt,
sen zu lassen.
35
» Rückblende
Die Genese des modernen Büros
Erst moderne Erfindungen wie der Stahlskelettbau oder der Aufzug
machten es möglich, dass sich seit dem frühen 20. Jahrhundert die
Arbeit des Menschen gewandelt hat und sich mehr und mehr in jenen
vier Wänden abspielt, die allgemein als Büro bekannt sind. Unsere
Autorin gibt einen Überblick über die wichtigsten Errungenschaften.
Von Dr. Susanne Liehr
Bereits in der Antike gab es Schreibbüros, die entweder in
takuläre Weise in dem Johnson-Wax-Verwaltungsgebäude
großen Sälen oder in aneinandergereihten Raumparzellen
in Buffalo 1939 verwirklicht. In Europa regulieren Bau- und
untergebracht waren. In der heutigen Dienstleistungsge-
Arbeitsschutzgesetzgebung den im 20. Jahrhundert einset-
sellschaft verbringen die meisten von uns einen Großteil
zenden Hochhausboom. An Stelle von tiefen, künstlich be-
ihrer Lebenszeit an einem Schreibtisch in einem Büroge-
leuchteten und klimatisierten Großraumbüros mit fehlen-
bäude. Seit der Renaissance führt die Ausbildung des
der Privatsphäre und hohem Lärmpegel wird das Zellen-
modernen Staats- und Wirtschaftswesens zu einem steti-
büro mit regelbarer Belüftung und Belichtung zum Stan-
gen Bedarf an Räumen, die ausschließlich der Verwaltung
dard. Es entstehen Kontorhäuser, zur beliebigen Verteilung
dienen. Stattliche Regierungsgebäude wie die Uffizien in
und Vermietung, wie das Chilehaus 1923 in Hamburg von
Florenz, von Vasari 1560 begonnen und erst später zur
Fritz Höger, und repräsentative Konzernzentralen, wie das
Gemäldegalerie umgewidmet, verkörpern fortan die Macht
Frankfurter IG-Farben-Haus – 1930 das größte Bürogebäude
der Behörden. Neue Berufsfelder entstehen durch die Grün-
Europas. In der Nachkriegsmoderne wird das Bürohoch-
dung von Privatbanken und Versicherungen und durch die
haus zum Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung,
Expansion der Industrie-, Handels- und Verkehrsunterneh-
zum Beispiel das Dreischeibenhaus in Düsseldorf, 1957 –
men. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert verbrei-
1960 von Hentrich, Petschnigg und Partner für die Firma
ten sich neue Konstruktionsverfahren. Die Erfindung des
Thyssen errichtet, oder die markanten, von Egon Eiermann
Aufzuges (1853) und die Stahlskelettbauweise (1884) ermög-
entworfenen Bürotürme für den Olivetti-Firmensitz in
lichen höhere Gebäude. Die ersten Hochhäuser werden in
Frankfurt. Ab Mitte der 1980er-Jahre setzt die digitale Revo-
Chicago gebaut. Telefon, elektrisches Licht und die Schreib-
lution neue Maßstäbe und verändert die Bürostrukturen
maschine (1900) erleichtern die Büroarbeit, Arbeitsabläufe
nachhaltig. Bei aller Vielfalt der architektonischen Hülle
werden spezialisiert. In Amerika setzt sich die Grundrissge-
und trotz der neuen Flexibilität der Arbeitsplätze und ihrer
stalt der Bürosäle mit den durch verglaste Wände abgetren-
elektronischen Vernetzung im virtuellen Raum bleibt im
nten Chefzimmern durch, von Frank Lloyd Wright auf spek-
Alltag das Büro der reale Ort der Kommunikation.
36
puls 02 | 2009
1
2
3
4
5
6
1 | 1939 Ikone des Bürobaus: Johnson Wax Headquarters in Racine, Wisconsin, von Frank Lloyd Wright 2 | 1902 Flatiron
Building – das von Daniel Hudson Burnham erbaute Gebäude ist eines der ältesten Hochhäuser New Yorks 3 | 1900 Die KleinAdler 2 war eine der ersten portablen Schreibmaschinen 4 | 1899 Busch-Exzenterschalter 5 | 1935 Arbeitsleuchte von
George Carwardine: Die Anglepoise war die erste Federzugleuchte 6 | 1948 Tischfernsprecher W48 der Deutschen Bundespost
37
» Material
Gold
Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben
Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch
was denken Architekten über „Material-Klassiker“
heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.
Antworten von ff-Architekten, Berlin
Bereits aus der Ferne strahlt die Stadtbibliothek in Luckenwalde
majestätischen Glanz aus. Ist sie denn auch tatsächlich aus Gold?
Nein, reines Gold hätte unser Budget gesprengt. Es handelt sich um
eine Aluminium-Kupferlegierung, die etwas abgewandelt auch in
den europäischen 20-Cent-Münzen verwendet wird. Der Farbton
ändert sich auch bei Bewitterung nicht grundsätzlich – im Gegensatz zu vielen anderen Materialien mit einem hohen Kupferanteil.
Gleichwohl entwickelt das Material im Laufe der Zeit eine Patina.
Mit Gold assoziiert man heute immer noch Reichtum und langfristigen Wert. Hat dies bei Ihrer Planung eine Rolle gespielt?
Zunächst fragten wir uns, welches Material überhaupt geeignet ist,
einen solchen geometrisch komplexen Baukörper zu bekleiden und
seine skulpturale Wirkung zu unterstützen. Dabei war die besondere Aufmerksamkeit, die die goldfarbene Fassade auf sich zieht,
natürlich intendiert: Ziel war es, die Umnutzung des Bahnhofs zur
Bibliothek durch ein signifikantes Zeichen in einem schwierigen
städtebaulichen Kontext zum Ausdruck zu bringen.
Waren Sie am Ende selbst ein bisschen überrascht von dem
Effekt, den das Material erzielt hat?
Was uns überrascht hat: Durch die Schrägstellung der Wände wird
direkt einfallendes Sonnenlicht zu bestimmten Tageszeiten auf den
Platz reflektiert, sodass sich auf dem Platzbelag goldfarbene Lichtmuster abzeichnen und dem Gebäude eine eigene Aura verleihen.
Trotz aller Modelle und Computeranimationen haben wir diesen
Mit der goldenen Stadtbibliothek erhält Luckenwalde
einen neuen Blickfang.
ff-Architekten (l.),raumprobe
Effekt im Vorfeld nicht darstellen können.
Beschattungsanlagen schützen vor neugierigen Blicken und zu viel Licht. Busch-Timer® fahren die Jalousien immer dann, wenn es nötig ist: einzeln oder in Gruppen –
zu gewünschten Zeiten oder bei spezifischen Ereignissen.
Ein System – vielfältige Möglichkeiten, um Jalousien zentral zu steuern: Der Jalousieschalter (l.)
ermöglicht die Vor-Ort-Bedienung durch separate Wippen für jede Fahrtrichtung. Das IR-Bedienelement (M.) erlaubt neben der Vor-Ort-Bedienung
eine zusätzliche Steuerung über die Infrarot-Fernbedienung (u.). Der Busch-Memoryschalter (r.)
bietet die Vor-Ort-Bedienung sowie die Möglichkeit, die Jalousie zu gewünschten Zeitpunkten
automatisch öffnen und schließen zu lassen.
Diese Zeitpunkte werden jeden Tag wiederholt.
Neue Dimensionen mit dem Busch-Jaeger
Jalousie-Management
Bei der Gestaltung von Büroräumen spielt ein adäquates Raumklima eine immer wichtigere
Rolle. Ist für eine perfekte Arbeitsumgebung gesorgt, profitieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber
gleichermaßen. Motorbetriebene Jalousien, Rollläden und Markisen sorgen hier für den nötigen
Schutz vor Überhitzung durch Sonneneinstrahlung sowie für einen komfortablen Blendschutz.
Das Busch-Jaeger Jalousie-Management bietet eine Steuerung über ein zentrales System: Mehr
Komfort, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit sind die Folge. Mit dem Jalousie-Management von
Busch-Jaeger können Jalousien einzeln oder in Gruppen bewegt und eingestellt werden.
40
puls 02 | 2009
» Einblicke
Variabel und zuverlässig – der Busch-Timer®
Im Rahmen des Busch-Jaeger Jalousie-Managements stehen
Einstellung individueller Werte lässt sich einfach vorneh-
Bedienelemente für die manuelle Fern- und Zeitsteuerung
men. Busch-Jalousiecontrol® II Unterputz-Einsätze unter-
zur Verfügung. Die Timerlösungen von Busch-Jaeger bein-
stützen das Zusammenfassen von einzelnen Jalousien zu
halten neben absoluter Zuverlässigkeit einen intuitiven
Gruppen. In einer Gruppe können etwa alle Jalousien
Bedienkomfort und abgestimmte Automatikfunktionen. So
einer Gebäudefront gebündelt und durch einen Hellig-
stellen die neuen Busch-Timer® automatisch von Sommer-
keitssensor gesteuert werden. Eine zweite Gruppe könnte
auf Winterzeit um. Ein zusätzlicher Helligkeitssensor öff-
aus den Jalousien einer weiteren Gebäudefront bestehen,
net und schließt die Rollläden in Abhängigkeit von der
die ebenfalls in Abhängigkeit der Sonne gesteuert wird.
Sonneneinstrahlung. Lichtverhältnisse und Temperatur
Auch in Konferenz- und Besprechungsräumen sorgt die
lassen sich so jederzeit regulieren. Der spezielle Glasbruch-
Zusammenfassung der jeweiligen Rollläden zu einer
melder erkennt die Zerstörung einer Fensterscheibe und
Gruppe für Effizienz – wenn etwa für eine Filmpräsenta-
leitet ein sofortiges Herunterfahren der Rollläden ein.
tion die Räume abgedunkelt werden sollen. Selbstver-
Mobiliar wird dadurch geschützt. Beide Timer-Varianten
ständlich bleibt bei einer Gruppensteuerung die gewohnte
verfügen über ein integriertes Astroprogramm und passen
Bedienung vor Ort in vollem Umfang erhalten. Zusätzlich
somit bei Bedarf die Fahrzeiten automatisch an den Lauf
zu einer Gruppensteuerung lässt sich eine Zentralsteue-
der Sonne an. Je nach Timer sind bis zu vier Schaltzeiten
rung einrichten, über die sich sämtliche Jalousien eines
pro Tag einstellbar. Die Bedienung der neuen Busch-Timer®
Gebäudes regulieren lassen. Die Bedienelemente des
ist so einfach wie noch nie: Uhrzeit und Datum reichen für
Busch-Jaeger Jalousie-Managements sind in allen Design-
die Inbetriebnahme aus, voreingestellte Werte sorgen
linien und Farben erhältlich, passend zu den jeweiligen
dafür, dass das Gerät sofort betriebsbereit ist. Auch die
individuellen Gestaltungswünschen.
Mit dem Wind- und Sonnensensoreinsatz (links) fahren die Jalousien in Abhängigkeit von Wind, Regen und Sonne.
Die Busch-Timer® (rechts) überzeugen durch einfache Bedienung und übersichtliche Benutzerführung. Extrem
flach schmiegen sich die Busch-Timer® an die Wand an.
41
» Denkanstoß
Aus welchem speziellen Holz ist
der neue Empfangstresen der
Stadtwerke Essen gestaltet?
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage.
Die Gewinner erhalten eine Belohnung in Form eines
Buchpreises.
Ausfüllen, kopieren und faxen an:
+49 (0)1805-66 99 09
E-Mail an: [email protected]
Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig
regelmäßig frei Haus zu.
Vorschau puls 03-2009:
Zu Wasser und zu Luft
Vom Flughafengebäude bis zum Luxusliner –
Antwort
puls 03-2009 zeigt architektonische Lösungen
Der neue Empfangstresen der Stadtwerke Essen wurde aus
aus der Welt der Luft- und Seefahrt.
gestaltet.
Name
Büro
istock
Straße
PLZ/Ort
Impressum
Telefon
puls
Zeitschrift für Bewegung in der Architektur
Fax
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.busch-jaeger.de
E-Mail
Zu gewinnen:
Unter allen richtigen Einsendungen verlost Busch-Jaeger je ein
Exemplar der Bücher Inspiration
Office vom Verlag DOM publishers
Daniel Sumesgutner (l.), DOM publishers
sowie Frank Lloyd Wright, erschienen bei Callwey. Einsendeschluss
ist der 15. Oktober 2009. Der/die
Gewinner/in wird in der nächsten
Ausgabe von „puls“ veröffentlicht.
Gewinner des letzten Preisrätsels:
Wolfgang Luig, 58708 Menden,
und Phryni Kumbier, 14167 Berlin.
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.gkt-publishing.de
Redaktionsteam Busch-Jaeger:
Dieter Lautz, Tobias Schlitzer,
Christiane Schulte, Mirko Simon
Redakteure Gesellschaft für Knowhow-Transfer:
Britta Rohlfing, Lasse Ole Hempel
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
© by Busch-Jaeger
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in
Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch
Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle
veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
puls 02 | 2009
Büro & Verwaltung
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Moderner Bürobau
in Hamburgs City
von Jan Störmer Partner
Büroarbeitszeit ist Lebenszeit
Gesteigerte Funktionalität
durch Gebäudeautomation
Eine neue Haut für die Stadtwerke Essen
Corporate Architecture – zu Besuch
bei Landau + Kindelbacher
02 | 2009
Herunterladen