® Auf Effizienz programmiert. Auf Komfort eingerichtet. DIE NEUE GENERATION DER HAUS- UND GEBÄUDESTEUERUNG. ERLEBEN SIE ES. // www.BUSCH-JAEGER.de MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R Energieeffizienz puls 02 | 2010 Living Space Null-Energie-Haus surPlushome von Manfred Hegger Vernetzung und Automation – Das intelligente Gebäude Busch-ComfortPanel ® Quo vadis, Nachhaltigkeit? Öko-Konzepte – zu Besuch bei Behnisch Architekten www.BUSCH-JAEGER.de 02 | 2010 Christoph Reichelt » Editorial Ästhetisch anspruchsvolle und konsequent nachhaltige Architektur stellen für Architekt Werner Sobek seit jeher keine Gegensätze dar. Zur Sache: Nachhaltigkeit & Ästhetik puls im Gespräch mit Werner Sobek Ihre große Leidenschaft gilt der energieautar- Erstens in einer Reduktion der „grauen“ bzw. gungsästhetik gekennzeichnete Architektur ken Architektur. Was treibt Sie an, diesen „embodied“ Energie, also derjenigen Energie, wird nie den Weg in die Herzen der Menschen Weg so konsequent zu verfolgen? die zur Gewinnung der Rohstoffe, der Herstel- finden und damit à la longue auch nicht durch- Nichts anderes als die Erkenntnis, dass wir lung der Ausgangsprodukte bzw. Halbzeuge setzbar sein. Nein: Nachhaltiges Bauen muss nicht so weiterbauen dürfen. Wir nutzen wert- sowie allen damit verbundenen Transport- atemberaubend schön sein! vollste Rohstoffe wie Erdöl oder Kohle, um und Montagevorgängen erforderlich ist. Das Energieeffizienz wird zwar unser Leben Energie zu erzeugen, anstatt sie zur Herstel- zweite große Einsparpotenzial liegt in einer bestimmen. Aber kann die Evolution mit die- lung hochqualitativer Kunststoffe zu bewah- konsequenteren Nutzung der auf unsere Ge- ser von Ihnen gewünschten radikalen Verän- ren. Die Emissionen, die bei dieser Energieer- bäude eingestrahlten solaren Energie. Das drit- derung überhaupt Schritt halten? zeugung entstehen, sind auch Ursache für das te große Einsparpotenzial liegt im Energiema- Ich denke: Ja. Angesichts der Veränderungen, Global Warming, dem dritten großen ökologi- nagement unserer Gebäude. die die unterschiedlichen Gesellschaften auf schen Problem unserer Zeit. Wir müssen des- Sie haben mit Ihrem Wohnhaus R 128 bewie- unserer Erde in den vergangenen zwanzig, halb zu einer Architektur gelangen, die ohne sen, dass energieeffiziente Gebäude durchaus dreißig Jahren durchlaufen sind und die sie in fossile Energieträger auskommt (und zwar bei auch höchsten architektonischen Ansprüchen den kommenden Dekaden noch durchlaufen der Herstellung wie im Betrieb) und die eine genügen können. werden, ist der Schritt – trotz seiner Radikalität maximale Recyclingquote hat. Die Schaffung von Schönheit ist das alleinige – hin zu einer nachhaltigen gebauten Umwelt Energieeffizienz ist zum Schlagwort des 21. Ziel meiner Arbeit. Dies ist untrennbar verbun- hoher Gestaltqualität noch der am einfachsten Jahrhunderts geworden. Worin liegt Ihrer den mit dem Erzielen hoher Funktionalität und zu bewältigende. Er ist auch gerade deshalb zu Meinung nach in der Architektur das größte Nachhaltigkeit. Letztere bedeuten das Beherr- verwirklichen, weil man seine Notwendigkeit Einsparpotenzial? schen avancierter Technologien. Eine von Entsa- jedem Bürger vermitteln kann. 02 puls 02 | 2010 Quo vadis, Nachhaltigkeit? – auf der Suche nach einem neuen Baustil > S. 4 Siegesserie mit null Energie > S. 14 Komfortables Wohnen dank Gebäudesteuerung > S. 20 Schöne neue grüne Welt > S. 26 „Nachhaltiges Bauen ist in erster Linie gesunder Menschenverstand.“ > S. 30 Der vertikale Garten von Jean Nouvel in Paris > S. 38 04 10 14 20 Titelbild: Thomas Ott Bildbearbeitung: Raphael Pohland / stilradar 26 Macro Quo vadis, Nachhaltigkeit? Von Falk Jaeger Micro Das intelligente Gebäude Von Richard Staub Praxis I Siegesserie mit null Energie– zwei Siegerentwürfe des Solar Decathlon Wettbewerbs Praxis II Wohnkomfort neu erleben – Technik und Ambiente in einem Wohnhaus bei Frankfurt Visionen Green buildings, neue Städte 30 36 38 40 42 43 Zu Besuch Interview mit Stefan Behnisch, Behnisch Architekten Rückblende Die Urahnen des Busch-Controlpanel Material Jean Nouvel über organisches Material Einblicke Informationen über Produkte aus dem Hause Busch-Jaeger Denkanstoß Die Preisfrage zum aktuellen Thema Impressum 03 H. G. Esch » Macro Das Atrium – ein mittlerweile fester Bestandteil der nachhaltigen Büroarchitektur. Im Lufthansa Aviation Center konzipierten Ingenhoven Architekten die Bepflanzung als Kälte-, Wärme- und Luftpuffer und sorgten so für eine gesunde Arbeitsumgebung. Quo vadis, Nachhaltigkeit? Anders als in ihren Anfängen sieht man heute nachhaltiger Architektur ihre ökologische Intention nicht unbedingt gleich an. Es hat sich eine Vielfalt der Stile entwickelt. Dabei stellt das breite Angebot an Verfahren zur Verbesserung der Ökobilanz den Architekten mitunter vor die Qual der Wahl. Auch über die Kriterien, nach denen nachhaltige Architektur zu bewerten wäre, herrscht noch wenig Einigkeit. Von Falk Jaeger Seit der Einführung von Walzstahlträger und Stahlbeton die Entwicklung von Solarzellen einen Entwicklungs- hat das Bauwesen nicht mehr einen solchen bautechni- sprung bei der Effektivität, mal die Biogasanlagen. Neue schen Umbruch erlebt wie im vergangenen Jahrzehnt. verlustarme Stromübertragungstechniken machen plötz- Alles, was Architekten entwerfen und was Ingenieure kon- lich Windparks mitten in der Nordsee wirtschaftlich inter- struieren, kommt auf den Prüfstand: Ist der Bau nachhaltig, essant, ebenso wie die nahe liegende Idee, die leeren Wüs- ist er energieeffizient, welche Ökobilanz hat er vorzuwei- ten Nordafrikas zur Gewinnung von Sonnenenergie zu nut- sen? Noch nie freilich waren die Kriterien, nach denen gut zen. Das auf die Schiene gebrachte internationale Projekt und böse zu unterscheiden waren, so unsicher, so schwam- Desertec ist von der Größenordnung her bislang einzigar- mig, so unpräzise – und so manipulierbar. Was ein „Passiv- tig und soll 2050 15 Prozent des Energiebedarfs in Europa haus“ ist, definiert im Zweifel die PR-Agentur des Bauträ- decken. Geplant sind großflächige Parabolspiegelfelder, die gers. Der Stararchitekt verkauft seinem Klienten das „Öko- Sonnenlicht in einen Empfänger bündeln, wo ein Spezialöl Hochhaus“, ungeachtet der Tatsache, dass ein Hochhaus erhitzt wird, das wiederum Turbinen antreibt. Eine Schlüs- ungefähr so ökologisch ist wie ein Formel-1-Renner, der mit selrolle kommt dem Stromtransport von Nordafrika zu den Biosprit gefahren wird. Verbrauchern in Mitteleuropa zu, das Unternehmen BuschJaeger ist hier an zentraler Stelle an dem Projekt beteiligt. Neue Techniken der Energiegewinnung Wenn es um kostengünstige Systeme geht, wird wohl noch Die Verunsicherung um die Möglichkeiten und Techniken das Aufwindkraftwerk trotz geringerem Wirkungsgrad ins beim Energieverbrauch ist beträchtlich, doch wie sollte sie Spiel kommen. 30 Quadratkilometer „Treibhaus“ und ein geringer sein als bei der Gewinnung von Energie? Solar- tausend Meter hoher Thermikschacht mit Windturbine strom, Windenergie, Erdwärme, eigentlich müsste sich bedingen hohe Investitionskosten, doch der Betrieb mit doch inzwischen herauskristallisiert haben, welche Verfah- simpler Technik ist konkurrenzlos günstig. Aber vielleicht ren Zukunft haben. Doch das Rennen läuft, und bei allen macht die Produktion von Biomasse in Algenzuchtanlagen Techniken sind Zwischenspurts zu beobachten. Mal macht das Rennen, deren Entwicklung in den Anfängen steckt. 05 Ruedi Walti Das Ökohaus zur Gewinnung von Solarenergie. Architektonisch noch Die Fortschritte der großtechnischen Nutzung alternativer ungelöst ist die Gestaltung von Warmwasserkollektoren, Energieformen kommen naturgemäß auch den Projekten die so gut wie immer als unansehnliche Pakete auf dem im Kleinen zugute. Doch auch hier scheinen die Protagonis- Dach liegen, als schwarze Löcher in die Dachfläche ein- ten von der Vielfalt der Ansätze herausgefordert. Ihren schneiden oder aufgebockt auf dem Flachdach hocken. Anfang nahm die Entwicklung des „Ökohauses“ in den Integrierte Lösungen bringen unweigerlich die Abkehr achtziger Jahren, nachdem die baubiologisch orientierten vom herkömmlichen Bild des Hauses mit sich. Da dies Architekten sich zusätzlich für Energiebilanzen zu interes- ohnehin ein aktueller Trend ist, da Architekten heute ohne- sieren begannen. Das frühe Ökohaus revolutionierte das hin gerne mit dem Typus spielen, Satteldachhäuser ohne Bild vom Einfamilienhaus, trotzdem wurde Nachhaltigkeit Dachüberstand mit Außenhaut aus Edelstahl, Beton oder kein Baustil. Der massive Kern des Hauses bildet die wärms- gar Gabionen, Glas oder Faserplatten erdenken, müsste es te Zone und ist von einem temperierten Glashaus umfan- eigentlich möglich sein, auch mit den Wasserkollektoren gen, das als Wärmepuffer wirkt. Eine grüne Hülle reagiert radikale Konzepte zu verwirklichen. Der Solararchitekt Rolf auf die Jahreszeiten. Auf der Nordseite schützen immergrü- Disch aus Freiburg im Breisgau hat einen Ausweg gefun- ne Rankpflanzen vor Wind, an West-, Süd- und Ostseite ver- den, indem er Vakuumröhrenkollektoren als Brüstungsele- schatten blattabwerfende Pflanzen im Sommer und ge- mente seines Turmhauses „Heliotrop“ einsetzte, was inso- währen der Sonne im Winter Einlass. Nicht ohne Geräteauf- fern auch effektiv ist, als die Röhren auch in schräger Be- wand kommt die wärmetechnische Organisation des Hau- sonnung volle Leistung bringen. Und da sich das 1994 ses aus, die auf Verschattungssysteme, automatisch ge- gebaute „Heliotrop“ mit der Sonne dreht, stehen die Kollek- steuerte Luftwege zwischen den verschiedenen Zonen des toren immer im besten Sonnenlicht. Das gilt natürlich auch Hauses und den Wärmespeichern für das Energiemanage- für die Photovoltaik, für die Disch die Radikallösung reali- ment angewiesen ist. Später erkannte man die Vorzüge des siert hat. Das Sonnensegel, eine Sonderkonstruktion oben zweigeschossigen Kettenhauses als Passivsolararchitektur. auf dem Bauwerk, vom Haus immer in die Sonnenrichtung Die lichtdurchflutete Halle des Patchwork-Hauses von pfeifer roser kuhn architekten (links) bildet nicht nur die kommunikative Verbindung zwischen den beiden Wohnparteien, sondern ist auch zentrales Element eines ausgeklügelten Innenklimasystems. In Peking kombinierte Mario Cucinella für die Universität SIEEB Solarpaneele mit attraktiven Dachgärten (rechts). gedreht, folgt auch durch den anpassbaren NeigungswinRadikallösung mit Sonnensegel kel heliostatisch dem Sonnenstand und hält die Photozel- Meist benötigt der Ökoarchitekt jedoch seine Dachfläche len ständig in optimaler Stellung. Kein Rezept für jeder- 06 puls 02 | 2010 Daniele Domenicali mann und jedes Haus natürlich, doch Disch zeigt Konse- fantastische neue Gläser, die alle unerwünschte Strahlung quenz auch beim „normalen“ Reihenhaus. „Solarsiedlung abhalten, natürlich ohne sich selbst aufzuheizen, die am Schlierberg“ nennt sich das ab 2000 nach und nach ent- traumhafte Wärmedämmwerte erreichen und keinen Laut standene Quartier mit „Plusenergiehäusern“, deren Gebäu- passieren lassen. Man verweist auf die Lüftungsflügel, die de eine positive Energiebilanz aufweisen. Die flach geneig- sich bei Wind einen Spalt breit, ansonsten mindestens fünf ten Satteldächer haben einen langen Schenkel nach Süden Zentimeter öffnen lassen. Kurzum, die Doppelfassade, aus Photovoltaikpaneelen. Es gibt keine herkömmliche kaum entwickelt, ist schon wieder obsolet geworden. Denn Dachdeckung mehr, sondern die Kollektoren selbst bilden ihre Leistungen können heute durch eine einschalige Glas- die Dachhaut, eine Ersparnis, die in die Gestehungskosten fassade erbracht werden, so die Protagonisten. Diese ste- der Anlage gegengerechnet werden kann. hen allerdings in der gegenwärtigen konjunkturellen Situation unter enormem Kostendruck, und so wird man den Die ökologische Fabrik Beteuerungen zunächst wenig Glauben schenken und kon- Kein Verwaltungsgebäude, das heute nicht mit ökologi- krete Erfahrungen und Messergebnisse abwarten müssen. schen Versprechungen angepriesen würde. Nirgends wird Die Entwicklung bedeutet aber auch, dass hinfort alle derart mit Energie- und Ökobilanzen jongliert wie auf dem Hochhausfassaden wieder gleich aussehen werden und Tummelplatz der Investoren. Wie sieht ein ökologisches dass sich ein architektonischer Typus des ökologischen Hochhaus aus? Mögen Hochhäuser auch hier und da im Hochhauses in der kurzen Zeit nicht hat herausbilden kön- Betrieb eine akzeptable Energiebilanz aufweisen, auf eine nen. Wohl aber beim normalgeschossigen Verwaltungsge- wirtschaftliche (und damit auch ökologische) Bilanz kön- bäude, das vor allem ein Element in allen Ausprägungen nen sie nicht getrimmt werden, denn die Investitionskos- variiert: das begrünte Atrium. Die Heizungs- und Lüftungs- ten lasten als unaufgelöste Hypothek auf den Projekten. konzepte beziehen das Atrium in verschiedener Weise mit Aus Kostengründen hat man sich wieder auf einschalige ein. Das ausgeklügelte Lüftungssystem arbeitet sowohl mit Fassaden verlegt. Diese leiste, so die verkündete Überzeu- einer Doppelfassade, an anderer Stelle mit innen liegenden gung, dank neuer Techniken genauso viel wie die Doppel- Kaminen und Deckenkanälen, mit einem Erdkanal zum fassaden, benötige aber weniger Material, Konstruktions- Kühlen im Sommer und Erwärmen im Winter sowie mit aufwand und vor allem weniger Platz. Man verweist auf dem Atrium, dessen Thermodynamik eine entscheidende 07 Rolle spielt. Bleibt die Frage nach einem allgemeingültigen Typus der ökologischen Fabrik. Nur wenige Beispiele stehen zur Ansicht, denn Investitionen in ökologische Maßnahmen und Verhältnisse sind teuer und auf lange Sicht zu bilanzieren, doch Werkshallen ist heute keine lange LebensMarcel van der Burg, primabeeld dauer beschieden. Die „Ökofabrik“ ist deshalb bisher vor Transparent und ökologisch: Das gläserne Büro- und Wohnhaus von Opus Architekten schließt in Darmstadt eine Baulücke. Im Dach befindet sich eine Photovoltaik- und Solarthermiefläche. allem ein programmatisch kommunizierter Werbefaktor im Prototypenstadium, das heißt, wer eine „Solarfabrik“ wie jene in Freiburg im Breisgau betreibt, produziert darin Solartechnik, und wer eine „Nullemissionsfabrik“ gebaut hat wie Solvis in Braunschweig, der ist nicht nur umweltbewusster Wohltäter der Menschheit, sondern er erforscht und produziert in dem Gebäude solartechnische Heizsysteme. Das Solvis-Werk, entworfen von den Bochumer Architekten Elke Banz und Dietmar Riecks, unterscheidet sich Die ungewöhnlich plastische Fassade von Marc Koehlers Ilburg Haus (oben) verwandelt sich im Lauf der Zeit in einen vertikalen Garten. Räume, die die Aura großer Freiheit ausstrahlen und dank moderner Haustechnik sparsam mit Energie umgehen: Der Neubau der Firma Solon in Berlin von Schulte-Frohlinde Architekten (Mitte). Das mit Solarzellen bestückte Sonnensegel des 1994 von Rolf Disch erbauten Heliotrops dreht sich mit dem Lauf der Sonne (unten). auf den ersten Blick nicht von anderen neuen Fabrikanlagen. Die hoch gedämmten Wände fallen nicht auf, die avancierten Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind nicht zu sehen, die Anlieferungsboxen, die im Winter ein Be- und Entladen der LKW bei geschlossenen Toren ermöglichen, sehen wie große Garagen aus. Einzig die Solarpaneele auf dem Dach prägen zeichenhaft das Erscheinungsbild. Große Kollektorflächen über den Ladeboxen sind zusätzlich für die Energiegewinnung in Funktion. Keine typusbildenden Elemente also, sondern Attribute, die allerdings wegen der vom übrigen, streng kubisch gegliederten Gebäude abweichenden schrägen Anordnung viel Signifikanz und einen hohen Aufmerksamkeitsgrad myrzik&jarisch © SOLON SE haben. Ein Neubau der Firma Solon in Berlin weist den Weg für künftige, mit dem Siegel der Nachhaltigkeit versehene Gewerbearchitektur. Es ist eine Kombination aus architektonisch-konzeptionellen Überlegungen und einschlägiger Haustechnik, die es den Architekten ermöglicht, Räume von größerer Freiheit zu entwerfen und neue Typologien der Arbeitsorganisation zu erproben. Solon stellt Photovoltaiksysteme her, die natürlich auch an diesem Bau Demonstrativcharakter haben. Nachhaltiger wird der Bau darum nicht, doch Energieeffizienz folgt aus dem ganzheitlichen Konzept, das zum Beispiel auch den Personentransport mit einem neu entwickelten Paternoster einbezieht. Noch fehlen die Instrumente, Methoden und Normen, um die Nachhaltigkeit eines Gebäudes objektiv und vollständig bemessen und bewerten zu können. Die Bausteine, die Kriterien dazu sind weitgehend bekannt, an den Evaluationsmetho- Rolf Disch SolarArchitektur den wird gearbeitet. Prof. Dr. Falk Jaeger studierte Architektur und Kunstgeschichte in Braunschweig, Stuttgart und Tübingen und ist seit 1983 freier Architekturkritiker und seit 2000 Professor für Architektur und Architekturtheorie an der TU Dresden. Derzeit schreibt er an einem Buch über Stadienarchitektur, das pünktlich zur Fußball-WM in Südafrika erscheinen soll. puls 02 | 2010 Eibe Sönnecken » Micro Im Sinne einer energetischen Nachhaltigkeit hat sich gerade die integrale Gebäudeautomation bewährt: Bisher getrennte Anlagen zur Raumklimaregelung, Beleuchtungs- und Sonnenschutzsteuerung werden in einem System integriert. Das intelligente Gebäude Vernetzte Gebäude- und Raumautomation trägt maßgeblich zur Nachhaltigkeit eines Gebäudes bei und erhöht gleichzeitig die Behaglichkeit der Raumnutzer. Moderne Kommunikationstechnik ermöglicht den Übergang von Einzelanlagen zu einem Gesamtsystem und schafft damit Synergien, die gerade auch im Sinne von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit unbedingt genutzt werden sollten. Von Richard Staub Auf dem Weg zum Green Building werden die Möglichkei- vor allem wenn dies auch durch ein entsprechendes Zertifi- ten der Gebäudeautomation immer stärker beachtet. kat belegt wird – in Deutschland steht diesbezüglich sicher Neben einer optimalen Geometrie und Ausrichtung der das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen DGNB im Gebäude, einer hochgedämmten Hülle und einem hohen Vordergrund. Anteil an regenerativer Energie kann auch die Steuerung und Regelung der Gebäudetechnik einen wichtigen Beitrag Energetische Wirkung zur Energieeffizienz leisten. Dies gilt ganz besonders auch Grundsätzlich gibt es zwei Faktoren, wie die Gebäudeauto- für ältere Zweckbauten, die oft wahre Energieschleudern mation den Energieverbrauch beeinflussen kann: sind. Veraltete Beleuchtungsanlagen mit schlechtem Wir- - Bau/Umbau des Gebäudes: Senkung des Energiebedarfs kungsgrad, Beschattungseinrichtungen ohne Automation, überdimensionierte Lüftungs- und Klimaanlagen ohne Wärmerückgewinnung, um einige Beispiele zu nennen. Veraltete Automationsanlagen ohne Vernetzung und durch effiziente Automatisierung und Regelung - Betrieb des Gebäudes: Senkung des Energieverbrauchsdurch Überwachung, Optimierung und Kommunikation der Systemkomponenten Managementstationen, oft für jedes Gewerk ein anderes Diese zwei Elemente umfasst die 2007 veröffentlichte Fabrikat. Die Folge: Schlechte Behaglichkeit für die Nutzer Norm „Auswirkungen der Gebäudeautomations-Funktio- wie Zugluft, Blendung, aufwendiger und teurer Unterhalt, nen auf die Energieeffizienz“ (EN 15232). Grundsätzlich geht hohe Energiekosten und vieles mehr. Der Ersatz durch eine es um die Vermeidung von „Betrieb ohne Nutzen“: Warum zeitgemäße Gebäude- und Raumautomation schlägt quasi soll die Beleuchtung im Büro brennen, wenn gar niemand zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits werden der Kom- anwesend ist? Warum soll sie auf voller Stärke leuchten, fort, die Ergonomie und die soziokulturelle Akzeptanz obwohl bereits zusätzlich genug Tageslicht einfällt, um sie erhöht, was nachgewiesenermaßen die Produktivität mar- reduzieren zu können? Warum soll die Lüftung auf voller kant erhöhen kann. Andererseits wird die Energie effizien- Leistung arbeiten, wenn in einem Open-Space-Büro mo- ter eingesetzt, was den Wert einer Immobilie klar erhöht, mentan nur wenige Mitarbeiter anwesend sind? Bereits 11 Eibe Sönnecken vor drei Jahren kam die Hochschule Biberach in einer Stu- die Vernetzung kann Synergie geschaffen werden. Ein Bei- die über das Energieeinsparpotenzial durch Gebäudeauto- spiel: Durch die Fenster eintretendes Sonnenlicht sorgt für mation zu folgendem Ergebnis: In der Klimatechnik kön- einen Wärmeeintrag in den Raum, der je nach Raumtem- nen in einem Verwaltungsgebäude bis zu 40 Prozent und peratur willkommen oder unwillkommen ist. Eine Ther- bei der Wärmeenergie bis zu 25 Prozent eingespart werden. moautomatik – die Raumtemperatur wird sowieso für die Wird die Primärenergie betrachtet, kann der Bedarf um bis Regelung Heizung/Lüftung gemessen – übernimmt in zu 50 Prozent reduziert werden. Moderne Sensorik (zum unbelegten Räumen nun die Kontrolle über den Sonnen- Beispiel Präsenzmelder, Tageslichtfühler und Luftqualitäts- schutz zur Unterstützung von Heiz- oder Kühlvorgängen. sensoren) sowie die verknüpfte Steuerung und Regelung So können im Sommer eine Überhitzung vermieden und aller Gewerke im Raum durch integrale Raumautomation im Winter die Heizung durch solare Gewinne entlastet ermöglichen die Umsetzung. und der Energieverbrauch für Kühlen und Heizen mini- Effizienz durch Vernetzung: Eine Thermodynamik, die die Kontrolle über die Sonnenschutzvorrichtungen in Abhängigkeit von den Heiz- und Kühlvorgängen übernimmt, trägt zur Energieersparnis bei. miert werden. Zweitens ermöglicht die Raumautomation Integrale Raumautomation im „individuellen Raum“ wie Büro, Hotelzimmer oder Die Norm EN 15232 definiert die vier Klassen A - D (A steht Wohnraum die Möglichkeit, die individuell sehr unter- für die höchste Effizienz, C entspricht dem Stand bisheri- schiedlichen Anforderungen des jeweiligen Nutzers ein- ger „normaler“ Anlagen) und beschreibt detailliert, welche fach zu erfüllen. Darin liegt wohl der nachhaltigste Beitrag Voraussetzungen in der Automation erfüllt sein müssen, der Raumautomation, denn nur was vom Nutzer akzep- um das Ziel einer die Energieeffizienz fördernden Klasse A tiert wird, kann Bestand haben. Die Bedürfnisse der Nut- oder B zu erreichen. Dabei zeigt sich, dass die Klasse A nur zer sind dynamisch, je nach momentanem Befinden, Tätig- durch eine integrale Raumautomation erreicht werden keit und Alter benötigt das Individuum mal mehr oder kann. Diese ist ein integriertes System, das die bisher weniger Licht, Beschattung, Heizung oder Kühlung, um getrennten Anlagen zur Beleuchtungs- und Sonnenschutz- sich behaglich zu fühlen. Der moderne Mensch ist indivi- steuerung sowie der Raumklimaregelung umfasst. Durch duell und autonom, und so möchte er auch seinen Arbeits- 12 puls 02 | 2010 platz empfinden. Untersuchungen zeigen beispielsweise, mehr Anwendungen wie Sprachübertragung („IP-Telefo- dass schon die Möglichkeit, ein Fenster jederzeit öffnen zu nie“, Unified Communications), Audio, Video und Sicher- können, die Akzeptanz einer Lüftungsanlage entscheidend heit (zum Beispiel Überwachungskameras) hinzu. Warum erhöht. Möglich gemacht wurde die integrale Raumauto- also nicht zusammenführen, was zusammengehört? Eine mation durch die Entwicklung von modernen Bussyste- Multi-Service IP-Plattform, welche die Kommunikation men wie KNX, welche Sensoren (befehlsgebende Geräte zwischen allen Gebäudetechniksystemen ebenso unter- wie Taster oder Temperaturfühler) und Aktoren (befehls- stützt wie kommerzielle Sprach-, Daten- und Video-Servi- ausführende Geräte wie Lichtdimmer, Schaltgeräte für ces. Das Resultat: vernetzte, intelligente Gebäude, die Jalousieantriebe oder Ventilantriebe) über ein System durch das Zusammenführen von IT-Netzwerken und digital kommunizieren lässt. Die Funktionen werden Gebäude-Automationssystemen echten Mehrwert brin- durch Programmierung bestimmt und sind dementspre- gen. Der Nutzen am konkreten Beispiel: Jedes Gerät am chend flexibel anpassbar, was für ein einfaches Flächen- IP-Netz – zum Beispiel das Telefon oder der PC am Arbeits- management genutzt wird: Anpassung der Gebäudetech- platz – wird fast kostenlos zur komfortablen Bedienein- nik an veränderte Räume gemäß Achsensystem durch heit. Der Architekt als „Generalplaner“ eines Gebäudes Umparametrierung statt Uminstallation. hat hier die Möglichkeit, zusammen mit dem Investor oder Betreiber frühzeitig Weichen zu stellen, um auch Optimierte Vernetzung bezüglich Gebäude- und Kommunikationstechnik einen Kilometer Netzwerkkabel gehören heute in modernen nachhaltigen Weg vorzugeben. Gebäuden ebenso zur Infrastruktur wie Leitungen für Wasser, Elektrizität oder Gas. In der Datenübertragung hat sich das Internetprotokoll IP/TCP als universeller Transportstandard etabliert. In den letzten Jahren kamen auf diesen Netzwerken neben der PC-Vernetzung immer Richard Staub ist Elektroingenieur, Installateur und Systemintegrator. Er leitet das 1998 in Zürich gegründete Beratungsunternehmen BUS-HOUSE und arbeitet als Fachjournalist. Richard Staub ist zudem Dozent und Verbandsleiter im Bereich Gebäudeautomation und intelligentes Wohnen. 13 » Praxis Siegesserie mit null Energie Mit dem „Plus-Energie-Haus“ haben Professor Manfred Hegger und seine Studenten der TU Darmstadt 2007 in den USA den Solar Decathlon gewonnen, den prestigeträchtigen Wettbewerb für nachhaltiges Bauen. Jetzt tourt das zu einem Prototypen weiterentwickelte Gebäude durch Deutschland. Auch Heggers neuester, abermals in Washington prämierter Entwurf für ein Null-Energie-Haus, das „surPLUShome“, wird bald der breiten Öffentlichkeit vorgeführt. Von Christof Bodenbach Wer Ende Februar über den Frankfurter Rathenauplatz – in diesem Sektor fördern. In Form einer Bauausstellung wer- unweit von Börse, Alter Oper und der Haupteinkaufsstraße den Prototypen gezeigt, die zukunftsorientierte Modelle des Zeil – schlenderte, der rieb sich verwundert die Augen. Der Bauens mit der Sonne vorstellen. Blick fällt auf ein elegantes Gebäude, mit hölzernen Lamellen und flachem Dach. Ein neues Café? Mitnichten: Es han- Solarer Zehnkampf delt sich um das „Plus-Energie-Haus“, vom Bundesministe- Energie sparen beim Bauen ist nicht erst neuerdings ein rium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) auf Thema, das auch in den USA an Boden gewinnt. Und so ist Deutschland-Tour geschickt, um die Öffentlichkeit über der „Solar Decathlon“ auch beileibe keine Insider-Veranstal- energiesparendes und nachhaltiges Bauen zu informieren. tung: Im Spätsommer 2007 verwandelte sich die breite Seit 2009 tourt das Haus durch deutsche Großstädte, in National Mall im Herzen der Hauptstadt Washington DC Hamburg, Berlin und München warb es schon für zukunfts- zum dritten Mal für zwei Wochen in ein solares Dorf. Über fähige Bauweisen. Noch bis zum 21. Mai kann man den 150.000 Interessierte informierten sich über das energieeffi- innovativen Bau nun in der Mainmetropole besuchen. Wie ziente Bauen und die damit zusammenhängenden Techno- kam es dazu? Vor dem Hintergrund der energie- und klima- logien; Teams von zwanzig Universitäten aus aller Welt politischen Ziele der Bundesregierung übernahm das wetteiferten um das innovativste, funktionalste und schöns- BMVBS im Jahre 2007 die Schirmherrschaft über den deut- te Solarhaus. Die Qualität und Funktionalität der Modell- schen Beitrag zum „Solar Decathlon“. Das ist nicht, wie man Häuser wurde dabei als solarer Zehnkampf in zehn Teilwett- zunächst vermuten könnte, ein Zehnkampf unter sengen- bewerben (u. a. Architektur, Belichtung, Energiebilanz, der Sonne, sondern ein vom US-Energieministerium seit „Engineering“) unter Beweis gestellt und gewertet. Das von 2002 ausgeschriebener Hochschul-Wettbewerb. Er soll die der Technischen Universität Darmstadt unter der Leitung Potenziale des nachhaltigen und solaren Bauens einer brei- von Professor Manfred Hegger entwickelte Haus gewann ten Öffentlichkeit vorstellen und gleichzeitig die Innovation den renommierten Wettbewerb mit einem Entwurf, der 14 Optimierte Verschattung trifft auf Solartechnik: Hinter der holzverkleideten Außenhülle verbirgt das „Plus-EnergieHaus“ eine Kombination aus energiesparenden Materialien und Techniken. puls 02 | 2010 Thomas Ott BMVBS/Leon Schmidt (l.); Thomas Ott (M.); Leon Schmidt (r.) nicht nur technisch, sondern auch gestalterisch überzeugte. heit und Reduktion überzeugte. Das Haus mit seinen 75 Und das kam nicht von ungefähr. Deutsche Technologie in Quadratmetern erzeugt mehr Energie, als es verbraucht, der Sachen Energieeffizienz ist weltweit führend, die Studieren- Überschuss, so Projektleiterin Barbara Gehrung, kann ins den des Fachgebiets Entwerfen und Energieeffizientes Bau- Netz eingespeist werden – oder ein Elektroauto antreiben! en am Fachbereich Architektur der hessischen TU beschäfti- „Eine Klasse für sich, ein Maximum an Innovation“, urteilte gen sich seit Jahren unter der Leitung von Professor Man- schließlich die Jury. Und der Student Hannes Guddat beton- fred Hegger mit der Zukunft des Bauens. Als einzige europä- te, dass es doch eine besondere Genugtuung bedeute, ausge- ische Universität neben Madrid schafften die Darmstädter rechnet „im Land der Energieverschwender“ zu gewinnen. mit ihrem integrierten Konzept den Sprung in den amerika- Denn dass der Wettbewerb vom US-Energieministerium nisch dominierten Wettbewerb. ausgeschrieben wird, beweist, dass weltweit – auch im ener- Auf 75 Quadratmetern garantiert das Plus-Energie-Haus behagliches Innenklima. Auch von der ansprechend reduzierten Gestaltung des Prototyps konnten sich Interessierte in Frankfurt überzeugen. gieverliebten Amerika – die Nutzung erneuerbarer Energien Eine Klasse für sich hohe und steigende Achtung erfährt. Das „Plus-Energie- Drei Semester lang bearbeiteten die beteiligten Studenten Haus“ des BMVBS, das nun in Frankfurt Station macht, ist das Projekt und erhielten so die einmalige Chance, von der ein vergrößerter Nachbau eben dieses Siegerhauses und ersten Idee bis zur letzten Schraube im Team zu planen und dient als prototypisches Anschauungsobjekt der BMVBS- zu bauen. Nicht nur Architekten, auch Bauingenieure und Forschungsinitiative „Zukunft Bau“, die seit 2006 mit einem Elektrotechniker der TU arbeiteten mit, um schließlich Gesamtbudget von rund 34 Millionen Euro Innovationen einen schlichten, mit Eichenholz verkleideten Kubus über am Bau fördert und ihren Fokus auf die angewandte For- den Atlantik zu schicken, der auch im Inneren durch Klar- schung legt. Die Umplanung und Weiterentwicklung des 16 puls 02 | 2010 „Solar Decathlon“-Siegers zum „Plus-Energie-Haus“ erfolgte ohne technische Hilfsmittel ein weitestgehend behagliches durch das von Professor Hegger und seinen Partnern Doris und energieeffizientes Innenraumklima ermöglichen. Erst Hegger-Luhnen und Günter Schleiff 1980 gegründete Büro wenn die passiven Maßnahmen nicht mehr ausreichen, um Hegger, Hegger, Schleiff Planer + Architekten AG aus Kassel den geforderten Wohnkomfort einzuhalten, werden sie in Zusammenarbeit mit dem „Entwicklerteam Gelber Pool“. durch aktive Systeme wie zum Beispiel Photovoltaik oder eine Wärmepumpe ergänzt. Das „Plus-Energie-Haus“ wurde Kombination passiver und aktiver Elemente nach den Gesichtspunkten und Kriterien des Passivhaus- Das Grundkonzept des im „Plus-Energie-Haus“ eingesetzten Standards entworfen. Dies bedingt, vor allem im Hinblick energetischen Gebäudesystems besteht darin, möglichst auf die gewählte Holzständerbauweise, den Schutz vor som- wenig Energie über die Gebäudehülle zu verlieren sowie merlicher Überhitzung (durch entsprechende Verschat- sinnvoll und effizient Energie zu erzeugen. Dies wird durch tungselemente) und die gleichzeitige Nutzung solarer ein optimales Zusammenspiel verschiedener passiver (Low- Gewinne bei flach stehender Sonne im Winter. Zusätzliche Tech) und aktiver (High-Tech) Elemente erreicht. Dabei ist thermische Speichermasse erlaubt die zeitversetzte Aufnah- die ganzheitliche und sinnvolle Kombination der einzelnen me und Abgabe von Raumwärme über den Tag. Der Innen- Subsysteme sehr wichtig für ein optimiertes und innovati- raum des Hauses ist offen, großzügig und flexibel nutzbar. ves Gesamtsystem, das Bauteile und Gebäudetechnik inte- Nicht einzelne Zimmer prägen das Bild, sondern ein großer griert und Synergien nutzt. Im Sinne einer ganzheitlichen Raum, der durch die Platzierung eines Sanitär- und Technik- Betrachtung des Gebäudes sind bereits im Entwurfsprozess kerns die große Fläche in verschieden nutzbare Zonen auf- Baustoffe und Konzepte berücksichtigt worden, die auch teilt. Nach Betreten des Gebäudes über den Haupteingang 17 im Norden gelangt man in eine Vorzone, die mit Fachbro- PLUS“ steht dabei für den Mehrwert, den die Weiterentwick- schüren und einem interaktiven Bildschirm den Besucher lung aus Sicht ihrer Schöpfer bietet und der einen „neuen, über das „Plus-Energie-Haus“, CO2-Gebäudesanierung und effizienten Lebensstil“ ermöglichen soll. Dazu schlagen die Förderprogramme informiert, dann gelangt man in den gro- Darmstädter einen großen Raum über zwei Geschosse vor, ßen Vortragsraum, der bis zu 40 Besuchern Platz bietet. der durch Bodenversprünge und eine eingeschobene Galerie Manfred Hegger legt Wert darauf, dass das Haus ausschließ- gegliedert wird. Die innovative Kühldecke saugt bei Bedarf lich Technik einsetzt, die bereits am Markt vorhanden ist. warme Luft an und kühlt diese durch eine mit Salzhydrat „Das hat nichts mit Zukunftsvisionen zu tun“, betont er. gefüllte Platte um rund sechs Grad ab – eine Niedrigenergie- Und auch vom Passivhaus spricht er nicht gern: „Passiv, das Klimaanlage. Alle Hausgeräte sind zentral über ein Touch- klingt in vielen Ohren eher negativ. Wir sollten es lieber pad steuerbar, dabei wäre, so Hegger, auch eine Applikation Aktivhaus nennen!“ möglich, die das Haus mittels Handy steuerbar mache. Statt Im 2009 prämierten SurPLUShome minimiert innovative Haustechnik zusätzlich den Energiebedarf. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichteinfall lassen sich über ein Touchpad steuern. mit gewöhnlichen Glühbirnen wird das Haus mit LeuchtEin neuer Lebensstil dioden erhellt, die mit ihrer langen Lebensdauer in Sachen Am 16. Oktober 2009 wurde, wiederum in Washington DC, Stromverbrauch selbst Energiesparlampen überflügeln. der Sieger des vierten „Solar Decathlon“ bekanntgegeben: Außen ist das „surPLUShome“ komplett mit neu entwickel- „And the winner is ... Germany!“ Zum zweiten Mal in Folge ten Dünnschicht-Solarzellen verkleidet, die nicht nur in der gewann das Team der TU Darmstadt unter Leitung von Pro- Produktion weniger energie- und materialaufwendig sind fessor Manfred Hegger den hoch angesehenen Wettbewerb als herkömmliche Zellen, sondern auch deutlich leistungs- mit einer Weiterentwicklung, dem „surPLUShome“. „Sur- fähiger. Sie liefern auch bei bedecktem Himmel noch Ener- 18 puls 02 | 2010 Eck-Detail Detailschnitt Thomas Ott Energie-Konzept gie, wodurch der Überschuss steigt. Für Hegger liegt hier ein wesentlicher Ansatz: „Wir müssen Mobilität und Immobilie zusammenbringen. Häuser können den Strom liefern, den Elektroautos brauchen. Und die Fahrzeuge können umge- Projektbeteiligte kehrt Energiespeicher für’s Haus sein." Das „Plus-Energie-Haus“ ist auf dem Rathenauplatz in Wettbewerb Frankfurt am Main noch bis zum 21. Mai 2010 dienstags bis Solar Decathlon (2007, 2009) sonntags jeweils von 11:00 - 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Es werden kostenlose Führungen angeboten, zu Architekten denen keine gesonderte Anmeldung notwendig ist. Manfred Hegger / TU Darmstadt Anschließend wird das „Plus-Energie-Haus“ in Düsseldorf Hegger, Hegger, Schleiff Planer + Architekten AG und Hannover zu sehen sein. Integrierte Produkte von Busch-Jaeger Der aktuelle Gewinner, das „surPLUShome“, wird im Rah- KNX-Sensoren, Controlpanel sowie men der Kulturhauptstadt Ruhrgebiet vom 26. April bis Bedienelemente der Schalterserie Future linear. Ende Mai auf dem Essener Burgplatz präsentiert werden. Weitere Informationen: www.ee.architektur.tu-darmstadt.de 19 » Praxis Wohnkomfort neu erleben Was Haustechnik heute im Wohnbereich leisten kann, beweist der Besuch in einer Villa nahe Frankfurt. Architekten, Licht- und Elektroplaner arbeiteten hier erfolgreich Hand in Hand und gestalteten ein stilvolles und nutzerfreundliches Wohnambiente. Von Peter Sieger Fotos Wolfram Schroll Das „intelligente Haus“ ist schon lange keine Utopie mehr. Doch einige Bauherren schrecken immer noch vor der Investition in zukunftssichere Bustechnik zurück. Hauptgrund: Die Furcht vor einer komplizierten, vom Laien nicht beherrschbaren Technologie. Das Beispiel einer perfekt und nach modernsten Erkenntnissen ausgestatteten Villa bei Frankfurt zeigt, dass diese Sorge unbegründet ist, wenn Bauherr und Elektroplaner dieselbe Sprache sprechen. Und wenn sie sich für Systeme entscheiden, die sich durch intuitive Bedienbarkeit auszeichnen, wie in diesem Fall für die Raumsteuerung Busch-priOn® von Busch-Jaeger. Perfekte Vernetzung Bustechnik (Bus steht für Binary Unit System) unterscheidet sich von der traditionellen Form der Elektroinstallation insbesondere dadurch, dass zusätzlich zur „normalen“ 230Volt-Stromversorgung ein Niedervoltkabel verlegt wird. Diese Leitung transportiert Informationen und Impulse, die für die Steuerung nahezu der gesamten Haustechnik genutzt werden können. Führend in der Welt der Bustechnologie ist der KNX-Standard, der nicht nur die Vernetzung von Beleuchtung, Heizung, Jalousien oder Alarmanlagen ermöglicht, sondern auf Wunsch auch Waschmaschine und HiFi-Anlage in das System mit einbezieht. 20 Einer der Technologieführer auf diesem Sektor ist die vom Fünffach-Modul mit zentralem Drehregler und Dis- Busch-Jaeger Elektro GmbH, die bereits sehr früh die viel- play bis zum Dreifach-Schalter. Das elegante, flache Design fältigen Möglichkeiten der Bustechnik erkannt hat. Der des Busch-priOn®-Systems, formal konsequent ergänzt Marktführer, der für seine Kunden ein Produktportfolio von durch Steckdosen aus den Busch-Jaeger Programmen pur über 5.500 Artikeln bereithält, hat durch Kooperationen mit edelstahl und c a r a t®, harmoniert perfekt mit einem Inte- Premiummarken die perfekte Vernetzung mit der Unter- rieur, das Bodenbeläge aus Parkett und Naturstein auf haltungselektronik, der Küchentechnik und der Badtechnik allen Etagen mit abgestuften Weiß- und Grautönen sowie realisiert. schwarzen Akzenten kombiniert. In Verbindung mit meh- Warme Holztöne treffen in allen Etagen auf ein bevorzugt in Weiß- und Grautönen gehaltenes Interieur. Wände und Decken sind gezielt als Reflexionsflächen genutzt. reren Displays und rund 140 Schaltaktoren steuern die Intuitiv bedienbare Haustechnik Busch-priOn®-Module nahezu alle Funktionen der Elektro- Die Bauherren der im April 2009 fertiggestellten Villa nahe technik im Gebäude und in den Außenanlagen. Geschätzte Frankfurt entschieden sich für die Edelstahl-Variante, die 21 Kilometer Kabel wurden hier von Dörflinger Elektrotech- sich durch ein weiteres besonderes Merkmal auszeichnet: nik aus Liederbach in 500 Stromkreisen installiert. Die matt schimmernden Oberflächen sind durch eine inno- Geschäftsführer Andreas Dörflinger: „Uns kam es bei der vative Beschichtung geschützt, die Fingerabdrücke zuver- Elektroplanung darauf an, alle Ausstattungswünsche des lässig verhindert. 55 Busch-priOn®-Module wurden in dem Bauherrn so zu erfüllen, dass eine intuitive Bedienung auch von der Architektengemeinschaft Ströbel & Gnabs aus Hof- für Kinder und Gäste gewährleistet ist.“ Dies wurde insbe- heim konzipierten viergeschossigen Wohnhaus installiert – sondere in Form einer durchgängigen Belegung der Funk- 22 puls 02 | 2010 tionstasten der Busch-priOn®-Module erreicht. Egal, in wel- Beheizt und mit warmem Wasser versorgt wird das Gebäu- cher Etage und in welchem Raum man sich befindet, de mit einer Luft/Luft-Wärmepumpe, von der aus warme immer schaltet der oberste Taster das Licht ein und aus, der Luft über im Fußboden verlegte Lüftungskanäle zu den darunter liegende eine individuell für jeden Raum pro- Ausströmern in den Außenwänden gelangt. Auf dem glei- grammierte Szene und der dritte die Jalousie. Diese konse- chen Weg erfolgt im Sommer die Klimatisierung des Hau- quente Belegung wird unterstützt durch die eindeutige ses. Zuständig für die Luftqualität ist einmal mehr das Symbolik der hinterleuchteten Icons der Busch-priOn®- KNX-System, das über Sensoren gesteuert für eine automa- Wippen. Sollte es technische Probleme geben – beispiels- tische Frischluftzufuhr sorgt. Der Spagat zwischen Effizienz weise weil starker Wind die korrekte Jalousiefunktion und Atmosphäre gelang Lichtplaner Michael Wichelhaus beeinträchtigt – warnen blinkende LEDs. Eine ähnliche Sig- von der Overdick GmbH in Neu-Isenburg durch eine ideen- nalisierung erfolgt auf allen Etagen, wenn die Einbruch- reiche Kombination aus LED-Komponenten sowie Halogen- meldeanlage anspricht, die alle Bereiche des Hauses und Hoch- und Niedervoltleuchten, wobei hier bereits die neu- der Außenanlagen überwacht und perfekt in die Gebäude- en, energiesparenden ECO-Leuchtmittel zum Einsatz systemtechnik integriert ist. kamen. Eine wichtige Rolle für die Lichtwirkung spielen Wände und Decken des Gebäudes, die gezielt als Refle- Höchstmaß an Energieeffizienz xionsflächen genutzt werden. Auch bei der Lichtgestaltung, Höchste Effizienz bei maximalem Komfort stand im Las- die Architekturdetails des Hauses geschickt in Szene setzt, tenheft der Planer in Sachen Heizung und Klimatisierung. überzeugt die von den Busch-priOn®-Modulen gesteuerte 23 KNX-Installation durch höchsten Komfort, feinfühlige Regelung der Helligkeit und einfache Bedienung. Die Freiflächen rund um das Gebäude werden bei Dunkelheit durch energiesparende Außenleuchten illuminiert, bestückt mit Leuchtstofflampen und LED-Leuchtmitteln. Ebenfalls einbezogen in die nahezu lückenlose KNX-Steue- Höchste Effizienz bei maximalem Komfort: Die Sensoren des installierten KNX-Systems sorgen für eine automatische Frischluftzufuhr sowie für eine individuell programmierbare Steuerung der Beleuchtung. rung: vier künstlich angelegte Wasserläufe und die Gartenbewässerung. Feuchtigkeitsfühler steuern die Bewässerung vollautomatisch aus dem Reservoir einer vom Regenwasser gespeisten Zisterne. Sollte der Wasservorrat nicht ausreichen, wird automatisch Frischwasser zugeführt. Wie überall im Haus gilt auch hier: eine manuelle Beeinflussung der individuell voreingestellten Automatikfunktionen ist jederzeit auf Fingertipp an allen Touchscreen-Displays im Gebäude möglich. Weitere Highlights der Elektroinstallation sind die Multiroom-Audioanlage, die perfekten Musikgenuss in nahezu allen Räumen ermöglicht, und der großzügige Wellnessbereich im Untergeschoss. Um den Saunagang vorzubereiten, reicht eine Berührung am KNX-Display, und schon startet der Saunaofen sein Aufheizprogramm. Für Benjamin Schneider, zuständiger Projektleiter von Dörflinger Elektrotechnik, ist das Wohnhaus bei Frankfurt ein hervorragendes Beispiel dafür, welche phantastischen Möglichkeiten KNX-basierte Elektroinstallation heute nicht nur im Industrie- und im Zweckbaubereich, sondern auch jedem privaten Bauherrn bietet. „Angst vor der vermeintlich komplexen Technik ist unbegründet“, betont Schneider. „Mit dem richtigen Konzept und bedienungsfreundlichen Komponenten eröffnet KNX für den Wohnkomfort ganz neue Dimensionen.“ Projektbeteiligte Architekt Ströbel & Gnabs GmbH, Hofheim Lichtplanung Overdick GmbH, Neu-Isenburg Elektroplanung Dörflinger Elektrotechnik, Liederbach Integrierte Produkte von Busch-Jaeger Der Bauherr entschied sich für die Edelstahlvariante des Busch-priOn® (Mitte). Um die Multiroom-Audioanlage in Gang zu setzen oder den Saunagang im darunter liegenden, großzügig gestalteten Wellness-Bereich vorzubereiten, genügt dank KNXTechnik ein Fingerdruck aufs Display der Bedieneinheit. 24 KNX-Raumsteuerung Busch-priOn® KNX-Schaltaktoren und -Sensoren Schalterprogramme pur edelstahl und c a r a t® puls 02 | 2010 Vincent Callebaut » Visionen Schöne neue grüne Welt Auffällig beim Blick auf visionäre Projekte im Kampf gegen den Klimawandel: Nicht mehr das einzelne Haus steht im Fokus, sondern die integrale Planung eines Umfeldes – ob Stadt, Oase oder Wohngebiet. Bestehende Städte sollen überlagert oder um Superstrukturen ergänzt werden, um kleine autarke Inseln und funktionierende Gemeinschaften zu schaffen. Vincent Callebaut: Dragonfly, New York Der französische Architekt Vincent Callebaut hat in seinem Entwurf „Dragonfly“ die Ideen der UN-Ernährungskommission konsequent weitergedacht – und visualisiert. Angesichts des globalen Bevölkerungswachstums möchte Callebaut die Landwirtschaft in die Herzen der Städte bringen. Sein Konzept des „Urban Farming“ soll künftig die Nahrungsversorgung in den Metropolen verbessern und die Transportwege erheblich verkürzen. Callebauts Entwurf zeigt diese Idee im Bezug auf die Dimensionen New Yorks als vertikal übereinandergestapelte Felder, als metabolistischen Acker an der Südspitze von Roosevelt Island. Der gigantische Libellenflügel ist 700 Meter hoch und bietet 350.000 Quadratmeter Agrarfläche. Er versorgt sich selbst mit Energie aus Wind, Wasser und Sonne, die Ausrichtung zur Sonne und die Folien an den Seiten sollen einen ganzjährigen Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse ermöglichen. Die in Relation zur Nutzfläche überschaubar gehaltene Grundfläche wird durch eine Konstruktion möglich, die Callebaut detailgenau der Bauweise von Libellenflügeln abgeschaut hat. Im Inneren des Flügels verströmen die wabenförmig gestalteten Lofts urbanen Luxus: Großformatige Fenster geben abwechslungsreiche Blicke auf die grüne Außenhaut des Gebäudes frei. 26 puls 02 | 2010 » Visionen Forschungsgruppe Baubotanik: Living Plant Constructions Bauen mit lebendem Material, das Konstruieren mit Bäumen und anderen Holzpflanzen ist der Forschungsschwerpunkt der Gruppe „Baubotanik“ der Universität Stuttgart. Mit der Unterstützung durch eine temporäre und flexible Schlauch- begehbaren Brücke wachsen und somit eine grüne Fußgängerverbindung über den deutsch-polnischen Grenzfluss Neiße schaffen. Die organische Brücke ist nicht klimaneutral, sondern bindet mittels Photosynthese gar CO2 aus der Atmosphäre. Allerdings hat die 20 Meter überspannende Brücke eine lange Bau- bzw. Wachszeit: Erst nach ungefähr sieben Jah- Ferdinand Ludwig/Forschungsgruppe Baubotanik struktur sollen junge Bäume zu einer ren wird das aufblasbare Gerüst überflüssig und kann den Fußgängern weichen. SMAQ: Xeritown, Dubai Hitze, Trockenheit und extreme Temperaturschwankungen machen die Wüste zu einer lebensfeindlichen Umgebung. Und dennoch, für Dubai, eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt, die einzige Möglichkeit das Stadtgebiet landeinwärts zu erweitern. Das Berliner Büro SMAQ entwarf in Zusammenarbeit mit dem in Dubai beheimateten Büro X-Architects das nachhaltige Wohnquartier Xeritown (griech. xerós = trocken). Die Wüstenstadt, mit deren Realisierung noch dieses Jahr begonnen werden soll, schafft neuen Wohnraum für 7.000 Menschen. Mit ihrem Entwurf greifen die Architekten Prinzipien der traditionellen arabischen Architektur auf, und mit ihrem Low-Tech-Ansatz gelingt es ihnen, günstige klimatische Bedingungen in Gebäuden und auf öffentlichen Plätzen zu schaffen. Großen Wert legen sie auf den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Nutzung erneuerbarer Energie. Der Städtebau wurde in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen – Wind, Sonne und Wasser – entwickelt: Zwischenräume in Windrichtung lassen die kühle Luft vom Meer in die Stadt strömen; Schutz vor der Sonne bieten sowohl die dichte Struktur und die Nord-Süd-Ausrichtung der Gebäude als auch zahlreiche Arkaden. Die clusterförmige Anordnung der Bebauung wird durch Wasservorkommen SMAQ bestimmt, die unbebaut bleiben sollten. CDMB Architects CDMB Architects: Green Desert Mine Der fortschreitenden Wüstenbildung ganzer Klimazonen begegnet der Architekt Christophe Barlieb mit einem innovativen Konzept künstlicher Oasen. Riesige Aufwindkraftwerke sollen den Strom für ein energieautarkes Wüstendorf mit 1.400 Bewohnern erzeugen. Unter insgesamt vier Hektar großen Glasschirmen wird warme Luft gesammelt, mit der mehrere Krafttürme betrieben werden. Gleichzeitig sollen darunterliegende Gärten und kleine Seen, deren Verdunstungswasser gesammelt und zurückgeführt wird, zur Kühlung der Wohnungen und als Ackerfläche dienen. Als nahezu komplett geschlossene Biosphäre erinnert Barliebs Entwurf an Buckminster Fullers in Cornwall verwirklichtes Eden-Projekt. Im Zusammenhang mit den unter dem Namen Desertec bekannten Plänen gigantischer Sonnenkraftwerke in der Sahara scheint Barliebs Idee keineswegs abwegig – Israel und Ägypten zeigten sich bereits an einer Realisierung interessiert. tec und Arup: ECO CITY, Hamburg-Harburg Auf dem Gelände einer ehemaligen Kammfabrik soll im Binnenhafen von Hamburg-Harburg ein ökologisches Stadtviertel der Superlative entstehen: Denkmalgeschütze Fabrikfassaden, Kleinturbinen der neuesten Generation, solarbeheizte Lagergebäude und futuristische Wohntürme sollen sich zu einem Ensemble fügen. tec architekten aus der Schweiz entwarfen in Zusammenarbeit mit dem renommierten Ingenieurbüro Arup die neue Selbstversorger-Stadt, die ohne zusätzliche externe Energie auskommen soll, aus konsequent ökologischen Materialen gebaut wird und trotzdem den wirtschaftlichen Anforderungen des Investors genügt. Zwei große Windturbinen sollen zum Markenzeichen der ECO CITY werden und die Einmaligkeit des Projekts unterstreichen: Noch nie wurden große Turbinen zur Stromerzeugung direkt in Gebäude integriert. Diese Turbinen sollen über tec architekten 10 Prozent des Energiebedarfs des gesamten Viertels abdecken, den Rest liefern Photovoltaikanlagen und Geothermie. Das Wasser der Elbe soll dem autarken Stadtviertel als natürliche Kühlung dienen. puls 02 | 2010 IwamotoScott: Hydro Net, San Francisco Der Frage, wie San Francisco in 100 Jahren aussehen könnte, ist der Wettbewerb „City of the Future“ nachgegangen, der vom amerikanischen History Channel organisiert wird. Das Sieger-Büro IwamotoScott entwickelte für seine Heimatstadt das unterirdische Netzwerk Hydro-Net, das als Verkehrsnetz für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge dient. Gleichzeitig können auch Wasser und Energie über das Netzwerk gesammelt, gespeichert und in der Stadt verteilt werden. Da in San Francisco bis zum Jahr 2108 ein Anstieg des Meeresspiegels von zwei bis fünf Metern erwartet wird, sollen die überschwemmten Küstenstreifen als Anbaufläche für Algen genutzt werden, die Nahrung und den Treibstoff Wasserstoff produzieren. Dieser kann mittels Kohlenstoffnanoröhren über das Netzwerk verteilt werden. Futuristische Architektur markiert die Verbindungspunkte des Hydro Nets mit der oberirdischen Welt: Riesige Bauwerke, sogenannte „Geothermal Mushrooms“, wandeln Erdwärme in Energie um, die Trinkwasserversorgung der Stadt die mit Algen bewachsenen Öko-Hochhäuser entlang der Küste San Franciscos werden die küstennahen Gebiete wieder bewohnbar. IwamotoScott übernehmen sternförmige Nebelfänger, und durch » Zu Besuch „Nachhaltiges Bauen ist in erster Linie gesunder Menschenverstand.“ Immer wieder hat Stefan Behnisch bewiesen, dass nachhaltige Architektur nicht auf die Energiebilanz reduziert werden sollte. Seine viel gelobten und ausgezeichneten Gebäude qualifizieren sich durch offene, einladende Strukturen, die Kommunikation zwischen den Nutzern fördern. Technische Innovationen und Ästhetik werden von ihm als gleichberechtigte Größen behandelt – jüngstes Beispiel: das 2009 vollendete Hauptgebäude des Unilever-Konzerns. Von Lasse Ole Hempel Dass ein berühmter Vater für den Sohn nicht unbedingt Später haben Sie diesen Ansatz in die USA exportiert und Last und Bürde bedeuten muss, beweist der Erfolg des für den Biotech-Konzern Genzyme den neuen Hauptsitz Architekten Stefan Behnisch. Sein Vater Günter schuf mit entworfen ... dem Münchener Olympiastadion eine Ikone Nachkriegs- Wir steckten mitten in der Planung, als George W. Bush an deutschlands, Sohn Stefan hat sich mit Projekten wie dem die Macht kam. Damals dachten wir, dass die nachhaltige Neubau der Nord LB in Hannover einen Namen als ökolo- Orientierung des Projektes dadurch gefährdet würde. Aber gisch bewusster Gestalter gemacht, der Energiebilanz und das Gegenteil war der Fall: Das Interesse an dem Projekt Formwillen eindrucksvoll zu vereinigen weiß. wuchs, auch auf Seiten des Bauherren, der übrigens ein Transparenz und Kommunikation: Die Räume des GenzymeHauptgebäudes in Cambridge, Massachusetts, sind um das den Entwurf dominierende Atrium gruppiert. Das Projekt sollte auch die Angestellten für ökologische Belange sensibilisieren. Holländer ist. 2004 hat es als erstes kommerzielles GebäuHerr Behnisch, seit 1989 betreiben Sie Ihr eigenes Architek- de die LEED Platin-Zertifizierung erhalten, die höchste Klas- turbüro, vollends ins nachhaltige Bauen eingestiegen sind sifizierung, die das US Green Building Council vergibt. Sie aber offenbar mit dem Neubau des Instituts für Forstund Naturforschung im niederländischen Wageningen. Was musste das Genzyme-Gebäude leisten, um sich diese Das Institut war ein europäisches Pilotprojekt für ressour- Anerkennung zu verdienen? censchonendes und menschenfreundliches Bauen. Ein Es handelt sich um ein hoch kommunikatives Gebäude, Labor- und Verwaltungsgebäude für die Umweltbiologen mit vielen Gemeinschaftsbereichen und Kommunika- der damaligen Universität – mittlerweile ist das Institut tionsflächen. Wir haben dort sehr gute Tageslichtbedin- privatisiert. Die Bauherren waren natürlich damals abso- gungen erreicht und gute, effektive Sonnenschutzeinrich- lut die richtigen für solch ein Pilotprojekt, weil das Ver- tungen eingebaut. Dazu haben wir ungefähr um 40 Pro- ständnis bereits vorhanden war. Dieses Projekt hat sich zent des Gebäudes eine Doppelfassade gezogen, um einer- letztlich für unser Büro als ein ganz entscheidendes her- seits den Sonnenschutz gegen Wind, Schnee und Eis zu ausgestellt. Denn seitdem haben wir uns intensiv mit schützen und andererseits eine Puffer-Klimazone zu schaf- einer nachhaltigen Bauweise auseinandergesetzt. fen. Schließlich haben wir die Betreiber eines nahe gelege- 30 puls 02 | 2010 Anton Grassl Adam Mørk nen Kraftwerks überzeugen können, ihren Kühlkreislauf Prozent erst einmal gesunder Menschenverstand. Nach- durch unser Gebäude zu schleifen. Energie, die sowieso haltige Gebäude haben eine spezifische Architektur. Ich vorhanden war, konnten wir für das Gebäude nutzbar kann nicht irgendeine beliebige Architektur nachträglich machen. Absorptionskühlgeräte und die Heizung werden technisch hochrüsten, um diese dann in eine nachhaltige aus dem Kühlkreislauf betrieben. Außer für den Strom ver- zu verwandeln. Immer wenn die Architektur neue The- wenden wir also sogenannte Abfallenergie. Wichtig war men besetzt hatte, denken wir etwa an den Eiffelturm, auch, dass das Gebäude seine Nutzer für das Thema Ökolo- haben diese Themen sich stark prägend verhalten und in gie sensibilisieren und so insgesamt ein schrittweises einer neuen Ästhetik niedergeschlagen. Und ähnlich ist es Umdenken in Gang setzen konnte. Der Bauherr hat etwa jetzt bei der Nachhaltigkeit, die formal prägend wirken bewusst keine Parkplätze zur Verfügung gestellt, dafür wird. Gemeinsam sollten wir also durch unsere Arbeit allerdings Monatskarten. Ich glaube, solche Einflüsse sind daran mitwirken, dass sich eine wirklich nachhaltige letztlich weitaus höher zu bewerten als die Einsparung, Architektur auch im Formalen entwickeln kann. Wer das die wir im Gebäude unmittelbar realisieren konnten. will, sollte aber auch bereits beim ersten Entwurf Größen Zwei Behnisch-Projekte Seite an Seite in der Hamburger Hafencity: Das Unilever-Hauptgebäude wurde 2009 eröffnet, im Marco Polo Tower sind bereits die ersten Wohnungen bezugsfertig. wie Verschattung oder Kühlung in Betracht ziehen. Kritiker meinen, dass Architekten lange Zeit den technischen Aspekt ihres Berufs vernachlässigt hätten. Kehrt Wenn ich mir NordLB anschaue, fällt dann aber doch nun mit der Belebung der nachhaltigen Architektur der zunächst die Ästhetik ins Auge … „Ingenieur im Architekten“ zurück? Zum einen sicherlich, das Gebäude wurde in anderen kli- Um nachhaltige Gebäude zu planen, muss ich als Archi- matischen Verhältnissen gebaut als etwa das Genzyme- tekt schon einigermaßen die Technik verstehen – weil ich Gebäude. Die Formgebung ist hier schon durch die äußeren sonst gar nicht die architektonischen Konsequenzen Einflüsse geprägt. Da ist etwa die vorgelagerte Doppelfas- abwägen kann. Und ein nachhaltiges Gebäude ist zu 60 sade, die die frische Luft aus dem Innenhof in die Büros 32 puls 02 | 2010 zieht. Sie ist aber auch Lärm- und Luftpuffer zu den befahrenen Straßen hin. 30 Prozent der elektrischen Energie, die wir auf diesem Planeten produzieren, geht in Kunstlicht. Wir waren damals noch nicht so weit, dass wir alles auf LED-Technik basieren lassen konnten wie bei Unilever. Also haben wir versucht, das Gebäude so zu organisieren, dass 80 Prozent der Jahresarbeitszeit bei natürlichem Licht stattfinden kann. Das macht viel aus und das hat unter anderem auch die Gebäudeform und den Glasanteil geprägt. Heute würde man die Brüstungen höher dämmen. Aber wir lernen ja auch dazu. Sehr ehrgeizige Pläne in Sachen Energieeffizienz verfolgen Sie aktuell in Harvard, beim Neubau eines Laborgebäudes. In Harvard, wo wir den Allston Science Complex bauen, wollten wir wissen, wie sich Forscher heute eigentlich in ihren Labors bewegen. Die Theorie dahinter war die Annahme, dass sich eben die Forschung in den letzten Jahren massiv verändert hat, das Layout der Labore dagegen aber nicht. Also haben wir Shadow Studies betrieben, das heißt, wir sind 14 Tage lang den Wissenschaftlern mit der Stoppuhr gefolgt. Letztlich haben wir festgestellt, dass tatsächlich heute Labors anders genutzt werden als man annimmt und dass durch ein Umprogrammieren, eine Veränderung des Layouts, 25 Prozent der Energie eingespart werden können. 50 Prozent der Energie in einem Labor sind nur den Ventilatoren geschuldet. Also ist hier bereits ein gewaltiges Einsparpotenzial. Dann haben wir zwischen dem Schreibtischbereich und den Laborbänken eine Glaswand eingeführt, mit Türen, die man leicht aufschieben kann. Dadurch haben wir es geschafft, ein Büroklima und ein Laborklima zu schaffen. Im traditionellen Labor sind beide Bereiche noch in einer Raumeinheit untergebracht. Also konnten wir das Luftvolumen, das wir wechseln mussten, erst mal um ein Drittel senken. Im nächsten Schritt konnten wir die Luftwechselzahlen reduzieren. Zu den Zielen gehören eine Energieeinsparung um 60 Prozent gegenüber herkömmlichen Gebäuden und etwa 80 Prozent CO2-Reduzierung. Wo sehen Sie selbst die größten Einsparpotenziale? In Ihren Entwürfen präferieren Sie offenbar Effizienz gegenüber der Möglichkeit, selbst eine regenerative Energiegewinnung ins Gebäudekonzept zu integrieren. Dieser Bereich ist für mich weiter hinten angeordnet, wenngleich es ein wichtiges Thema ist. Wärmeeintrag im Sommer, geringes Heizen im Winter, effiziente Wärmetauscher, das sind alles Themen, die wichtig sind. Tageslicht, effizientes Kunstlicht. Wir sitzen gerade an einem Projekt mit der Firma Zumtobel, wo wir, gemeinsam mit verschiedenen weiteren Firmen wie den Klimaexperten von Transsolar oder den Lichtplanern von Bartenbach, darüber nach- Adam Mørk Das Unilever-Gebäude hat nicht nur eine vorbildliche Energiebilanz, sondern überzeugt auch durch kommunikative Strukturen und offene räumliche Verbindungen zwischen den Ebenen. denken, wie sich die Fassade in Zukunft entwickeln wird. Die Ergebnisse werden auf der light+building 2010 ausgestellt. Wir gehen dem Gedanken nach, dass in nachhaltigen Gebäuden wegen der thermischen Masse die abgehängten Decken verschwinden werden. Die Anzahl der verschiedenen Gewerke wird geringer werden. Also werden wir veredelte Rohbauten bekommen, wie das Gebäude der NordLB zum Beispiel – mit Bauteilkühlung und Bauteilheizung. Wir werden wegkommen von vielen Innenverkleidungen, hin zu thermischen Massen. Das hat natürlich Konsequenzen für die Technik. Ich will also den Rohbau dem Klima aussetzen, um so im Sommer eine Kühlung zu erhalten. Um die schnellen Schwankungen, die einerseits der Mensch durch seine Anwesenheit, die Bürogeräte oder der natürliche Lichteinfall in den Räumen verursachen, auszugleichen und zu nivellieren. Und so untersuchen wir gerade, ob nicht die Fassaden immer intelligenter werden müssen. Auch gerade weil ich viele der Gewerke in die Fassade integrieren kann – das heißt Verkabelung und Licht. Die Fassade ist bereits jetzt ein sehr komplexes Gewerk: Sonnenschutz und Belüftung, dann kommen noch die Wärmetauscher oder die Belüftungsmaschinen ins Spiel. Es entwickelt sich auf technischem Gebiet also einiges, was wiederum Folgen hat für die Architektur. Sind im Unilever-Gebäude bereits Ideen einer komplexeren Fassade verwirklicht? Unilever bedeutete sicherlich einen großen Schritt in die richtige Richtung. Nehmen Sie die Doppelfassade, die immer unter Architekten überbewertet wurde. Hat die Doppelfassade sich doch immer wieder als kostenintensive Maßnahme erwiesen, die oftmals weniger gebracht hat als erwartet. In Hamburg im Unilever-Gebäude leistet die Doppelfassade eben das, was sie leisten muss, aber mit einem geringeren materiellen Aufwand. Indem wir eine Folie einsetzen, die tatsächlich viel leichter ist und dadurch über kurz oder lang auch viel einfacher gehandhabt werden kann. Die Folie ist zugleich Sonnen- und Windschutz und entlässt die Fassade dahinter aus der Pflicht, unbedingt wasserdicht zu sein. Der WitterungsAdam Mørk, Torben Eskerod schutz und der Wärmeschutz werden somit getrennt. Das Iglu mit Wellnesskultur versöhnt: Die weißen, mit Glaselementen kombinierten Kugeln des neuen Thermalbads Bad Aibling (oben) sind innen wie die Gewölbe einer Sternwarte bemustert. An aufgezogene Schubladen erinnert das 2002 eröffnete Gebäude der Norddeutschen Landesbank in Hannover (rechts). Behnisch Architekten sorgten hier für innovative Belüftungs- und Verschattungstechniken. 34 Das Unilever-Gebäude steht auch ganz im Zeichen von Transparenz und Kommunikation. Sind dies die Themen, die Sie besonders umtreiben? Wenn wir Nachhaltigkeit rein quantitativ betrachten, auf Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr, dann kommt am Ende oft ein ganz scheußliches Gebäude heraus, das niemand benutzen mag. Das heißt, ich muss immer auch das Leben berücksichtigen, das in den Gebäuden stattfindet. Die große Frage, die wir uns hinterher immer stellen puls 02 | 2010 Martin Schodder müssen: War es das Gebäude wert, gebaut worden zu sein? Aus funktionaler, menschlicher, kultureller und technischer Sicht. Alle Betrachtungsweisen sind hier entscheidend. Deshalb gehört der Aspekt der Kommunikation auch zu den nachhaltigen Qualitäten eines Gebäudes. Dazu kann es etwa gehören, dass Gebäude nicht nur horizontal gedacht sind, sondern auch vertikal. Die Amerikaner haben hier den Begriff des pancaking – das Stapeln von Pfannkuchen. Wir Architekten neigen dazu, horizontal in Grundrissen zu denken. Dabei sollen wir vielmehr die dreidimensionalen Zusammenhänge beachten. Oftmals stellen sich vertikale Verknüpfungen als die wichtigeren heraus. Außerdem bringe ich die Nutzer so dazu, vermehrt die Treppen zu benutzen und eben nicht auf die Fahrstühle zu warten. Denn Fahrstühle verbrauchen viel Energie. Seit 1989 führt Stefan Behnisch in Stuttgart ein eigenes Architekturbüro. Behnisch Architekten leitet er gemeinsam mit den Partnern David Cook und Martin Haas. Im Zuge eines verstärkten Engagements auf dem amerikanischen Markt wurden Dependancen in Boston und im kalifornischen Venice eröffnet. 35 » Rückblende Die Urahnen des Busch-Comfortpanel® Der intelligente Umgang mit Energie steht nicht erst seit heute im Mittelpunkt des Busch-Jaeger Portfolios. Ein Blick zurück auf die Entwicklung des Systems Busch-Timac X-10® zeigt, wie viel sich seitdem in Sachen Gebäudeautomation getan hat und welche Entwicklungen nötig waren, damit sich Produkte wie das Busch-Comfortpanel® durchsetzen konnten. Von Dagmar Hohnecker „Die Timac X-10 Technik von Busch-Jaeger macht die vor- einheiten steuern. Zudem ließ sich auch bereits diese Lösung handene Installationstechnik im Schulgebilde intelli- problemlos in die vorhandene Hausinstallation integrie- gent“, heißt es in einem Werbefilm aus dem Jahr 1987, der ren. Später entwickelte Busch-Jaeger den Busch-Netzbus X- auf der Videoplattform YouTube abrufbar ist. „So können 10®, der 1995 als Patent angemeldet wurde. Doch bald wur- Sie Energie sparen, Kosten senken, ohne sich dabei einzu- de auch dieses System weiterentwickelt, und auf dem schränken“, klärt die sonore Sprecherstimme auf. Schon Bereich der Gebäudeautomation bildete sich ein Firmen- damals in den Pionierzeiten der modernen Gebäudeauto- konsortium, die Konnex Association mit mittlerweile mehr mation ließen sich mit Timac X-10 alle Funktionen eines als 80 Partnern. Busch-Jaeger entwickelte auf Basis der EIB/ Gebäudes zentral steuern. Die Technik basierte auf der KNX-Technologie die Systeme Busch-Powernet® KNX bzw. Idee, die vorhandene Infrastruktur mittels neuer Technik Busch-Installationsbus® KNX weiter. Mittlerweile hat sich zu nutzen. Denn gerade bei geringen Datenmengen kann der KNX zum weltweit einzigen offenen Standard für Haus- das einfache Stromkabel problemlos und effektiv zur und Gebäudesystemtechnik etabliert. Sensoren und Touch- Datenbahn werden. Power Line Communication (PLC) lau- panels, die heute in der Wand eines zukunftsfähigen Hauses tet der Fachbegriff für diese Datenübertragung via Steck- installiert sind, erinnern nur noch rudimentär an den Vor- dose. So lassen sich über das vorhandene Stromnetz eines läufer Busch-Netzbus X-10®. Wir haben es mit intelligenten Gebäudes Informationen über Schaltvorgänge, Dimm- Geräten zu tun, die stets aktuelle Informationen über den funktionen oder Temperatur transportieren. Busch-Jaeger Zustand des Hauses liefern und selbst komplexe Gebäude optimierte so in den achtziger Jahren den Energiever- mit wenigen Aktionen bedienen lassen. Das Busch-Com- brauch von Schulen, indem Beleuchtung, Verschattung fortpanel® oder die Bedieneinheit Busch-priOn® stehen für und Raumtemperatur über das Stromkabel gesteuert Eleganz, Exklusivität und intuitive Bedienung und bewei- wurden. Einsparungen von bis zu 25 Prozent ließen sich sen, dass die Gebäudesystemtechnik endgültig den Kinder- damit erzielen. Das System Timac X-10® konnte bis zu 256 schuhen entwachsen und zu einer verlässlichen, unver- einzelne oder in Gruppen zusammengeschlossene Geräte- zichtbaren Größe der Gebäudeautomation geworden ist. 36 puls 02 | 2010 1 4 2 3 1 | Intelligente Installationstechnik: Mit dem Busch-Timac X-10® wurde Busch-Jaeger 1981 zum Vorreiter der Gebäudesystemtechnik. 2 | Szenen aus einem Busch- Jaeger Werbefilm aus dem Jahr 1987, der auf der Videoplattform YouTube abrufbar ist. 3 | Kontroll- und Steuereinheit des Busch-Timac X-10® 4 | 2008 präsentierte Busch-Jaeger das Busch-Comfortpanel® und damit eine neue komfortable Kontroll- und Meldeeinheit für die Systeme Busch-Installationsbus® KNX und Busch-Powernet® KNX. Die Bedienung erfolgt per Touchscreen. 37 » Material Organisches Material Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch was denken Architekten über „Material-Klassiker“ heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt. Antworten von Didier Brault, Partner bei Jean Nouvel, Paris Architekten sind es gewohnt, bis zur kleinsten Fuge alles zu kontrollieren. Inwieweit ist dies bei „lebendigem“ Material möglich? Der Architekt definiert den Rahmen und die Grenzen der Intervention, danach hängt das Wachstum der Pflanzen von der Pflege ab. Interessant ist es, mit und nicht gegen die Pflanzen zu planen. Beim Musée du Quai Branly waren es weniger die Architekten als die Feuerwehrleute, die nervös wurden: Sie befürchteten, dass die Entwicklung der Vegetation die Öffnung der Fensterrahmen behindern würde. Wie wirkt die grüne Wand in Paris auf die Passanten? Die 20 Meter hohe grüne Wand beschäftigt die Passanten sehr, die Menschen posieren unaufhörlich vor der grünen Fassade. Während des Entwurfs waren wir sehr besorgt, dass die Wand, die bis auf den Bürgersteig hinabreicht, womöglich beschädigt wird. Es gibt sicherlich Leute, die respektlos Teile von Pflanzen abreißen oder Blumen pflücken, aber insgesamt läuft es sehr gut. Eine grüne Fassade ist mit hohem Pflegeaufwand verbunden. Lohnt sich die Mühe im Sinne einer nachhaltigen Äthetik? Eine grüne Wand erfordert in der Tat ein Bewässerungssystem und eine Tropfenversorgung der Pflanzen mit einer Nährlösung. Der Aufwand ist allerdings sehr niedrig und hängt von der Auswahl der Pflanzen ab. Es gibt Arten, die wenig Licht benötigen und auch unter besonderen Bedingungen gedeihen – wie parasitäre Pflanzen etwa. Eine grüne Fassade trägt in jedem Fall zur ästhetischen Qualität der gebauten Umwelt bei und muss unbedingt als Erweiterung der Musée du Quai Branly Roland Halbe; Raumprobe architektonischen Formensprache gesehen werden. Busch-Jaeger und SmartEnergy – der intelligente Weg zu mehr Energieeffizienz Klimaschutz beginnt mit einem Weniger an verbrauchten Ressourcen und kann bereits in den eigenen vier Wänden äußerst effektiv verwirklicht werden. Viel kann mit einer verbesserten Transparenz erreicht werden: Sparen und nachhaltiger Verbrauch – ermöglicht durch die optimale Aufbereitung wichtiger Informationen. Hier kommen die Elektronischen Haushaltszähler (eHz) ins Spiel, die seit dem 1. Januar 2010 in Deutschland bei Neubauten und Kernsanierungen Pflicht sind. Sie schaffen die Voraussetzung für das sogenannte Smart Metering, den Datentausch zwischen Kunde und Energieversorger. Ein flexibles Reagieren auf Tarife oder zu hohen Energieverbrauch folgt im nächsten Schritt. Busch-Jaeger liefert Technologien, die auf die neuen Möglichkeiten reagieren, den Verbrauch drosseln, bares Geld sparen und so gleichzeitig das Klima schonen. Durch SmartEnergy wird jedes Gerät im ganzen Haus erfasst, und über ein Bedienelement wie das Busch-Comfortpanel® kann der Verbraucher gezielt die Energieeffizienz seines Hauses für Strom, Gas, Wasser, Heizöl oder Wärme selbst in die Hand nehmen. 40 puls 02 | 2010 » Einblicke Stromanschluss Bidirektionale Kommunikation zu Netzbetreiber, Drittanbieter Energiemarkt etc. Kommunikation zu Verbrauchsabrechnung/ Zähler (Strom, Wasser, Heizung, Gas) EEBus Kommunikationzwischen elektronischen Geräten, Steuerungszentrale und Energiespeicher 04 02 Mehr Energieeffizienz durch Smart Metering: Die Elektronischen Haushaltszähler (eHz) sammeln Informationen, der Energiedaten Gateway (MUC) organisiert den Datenaustausch zwischen Energieversorger und Endverbraucher und kommuniziert mit allen Sensoren und Verbrauchsstellen im Haus. 01 03 01 Energiedaten Gateway (MUC) 02 Busch-EnergyDisplay 1,5“ 03 Busch-EnergyControl 3,5“ 04 Busch-ComfortPanel Haussteuerung plus Energiemanagement Die Ziele, den Energieverbrauch transparenter abzubilden und Ressourcen sinnvoller einzusetzen, standen Pate bei Entwicklungen wie dem Energiedaten Gateway (MUC) oder dem Software-Update zum Busch-Comfortpanel®. Busch-Jaeger bietet somit eine intelligente Systemlösung, die wichtige Informationen verknüpft: Die Verbrauchsdaten aller Geräte werden gesammelt, der Austausch mit dem Energieversorger ermöglicht den Vergleich der Tarife, und die Haussteuerung übernimmt schließlich das effiziente individuelle Energiemanagement. Der aktuelle Verbrauch an Strom, Wasser, Gas oder Heizöl wird zentral und übersichtlich angezeigt. Der Verbrauch lässt sich visualisieren, und Tarifprognosen sind über einen längeren Zeitraum Das Busch-EnergyControl 3,5 (links) bildet den aktuellen und prognostizierten Verbrauch grafisch ab. Einzelne Geräte lassen sich mittels Touchscreen abschalten. Mit dem Busch-EnergyDisplay 1,5 (rechts) sind Verbrauch, Kosten sowie eine Tarifprognose ablesbar. Aktuell günstige Tarife werden farblich markiert. ablesbar. SmartEnergy fügt sich in das Konzept eines intelligenten Hauses, das in jedem Raum über Sensoren verfügt. Wird etwa die Anwesenheit von Personen registriert, können Licht und Wärme angepasst werden. Bei geöffneten Fenstern schaltet die Heizung ab. Zu später Stunde regelt die Nachtabsenkung die Temperatur. In Zukunft könnten die Wasch- oder Spülmaschine genau zu Billigstromzeiten in Betrieb gehen. Und bald wird womöglich das Elektroauto seine Batterien mit Solarstrom laden, den die eigene Photovoltaikanlage liefert. Im Sinne der technischen Evolution des Lebensraums Haus hat Busch-Jaeger mit dem BuschEnergyControl 3,5 und dem Busch-EnergyDisplay 1,5 ergänzend zum Busch-Comfortpanel® zwei weitere leicht bedienbare Kontroll- und Regelinstrumente entwickelt. Diese bilden die benötigten Informationen grafisch ab oder zeigen sie kompakt auf dem Display an. Ein bequemes, direktes Eingreifen ins Energiemanagement ist jederzeit möglich. Im Busch-Comfortpanel® vereinen sich sämtliche Steuerungsoptionen im Haushalt – von Heizung, Jalousien und Lichtsteuerung über alle Elektrogeräte und Alarmmelder bis hin zu Kommunikations- und Unterhaltungsmedien. Der aktuelle Verbrauch wird angezeigt, und jedes angeschlossene Gerät kann direkt gesteuert werden. 41 » Denkanstoß Mit welchem Speichermaterial arbeitet die Niedrigenergie-Klimaanlage im SurPLUShome? Thomas Ott puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage. Die Gewinner erhalten eine Belohnung in Form eines Buchpreises. Ausfüllen, kopieren und faxen an: +49 (0)1805-66 99 09 E-Mail an: [email protected] Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig regelmäßig frei Haus zu. Vorschau puls 03/2010: Sportstätten Antwort puls 03/2010 widmet sich den neuen Kathe- Die Niedrigenergie-Klimaanlage des SurPLUShome arbeitet mit kämpfen erst ihren Reiz verleihen. dralen des Sports, die internationalen Wett- Name Rainer Rehfeld/artur Büro Straße PLZ/Ort Impressum Telefon puls Zeitschrift für Bewegung in der Architektur Fax Herausgeber: Busch-Jaeger Elektro GmbH Freisenbergstr. 2 58513 Lüdenscheid www.busch-jaeger.de E-Mail Zu gewinnen: Unter allen richtigen Einsendungen verlost Busch-Jaeger je ein Exemplar der Bücher Vertikale Gärten, erschienen in der Deut- Verlag: Gesellschaft für Knowhow-Transfer in Architektur und Bauwesen mbH 70771 Leinfelden-Echterdingen www.gkt-publishing.de Redaktionsteam Busch-Jaeger: Dieter Lautz, Tobias Schlitzer, Christiane Schulte, Mirko Simon schen Verlags-Anstalt, sowie Architecture of Change 2 aus dem Gestalten-Verlag. Redakteure Gesellschaft für Knowhow-Transfer: Lasse Ole Hempel, Britta Rohlfing Einsendeschluss: 15. Juni 2010. Printed in Germany – Imprimé en Allemagne Der/die Gewinner/in wird in der © by Busch-Jaeger Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. nächsten Ausgabe veröffentlicht. Gewinner des letzten Preisrätsels: Eberhard Ritz, Viechtach, und Hans Houben aus Stolberg. ® Auf Effizienz programmiert. Auf Komfort eingerichtet. DIE NEUE GENERATION DER HAUS- UND GEBÄUDESTEUERUNG. ERLEBEN SIE ES. // www.BUSCH-JAEGER.de MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R Energieeffizienz puls 02 | 2010 Living Space Null-Energie-Haus surPlushome von Manfred Hegger Vernetzung und Automation – Das intelligente Gebäude Busch-ComfortPanel ® Quo vadis, Nachhaltigkeit? Öko-Konzepte – zu Besuch bei Behnisch Architekten www.BUSCH-JAEGER.de 02 | 2010