Ein Schädling fliegt auf Spargel - Landwirtschaftskammer Schleswig

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Pflanze
BAUERNBLATT l 4. Mai 2013 ■
Schaderregerüberwachung und Insektizideinsatz
Ein Schädling fliegt auf Spargel
überwintern die Tiere bis zum
Schlupf im nächsten Jahr. Der Befall
wird sichtbar durch deutlich gekrümmte Stangen, die im weiteren
Verlauf vergilben und absterben.
Starker Befall kann sich langfristig
auf den Ertrag auswirken, da die
Spargelpflanze aufgrund beschädigter Triebe eine geringere Assimilationsleistung hat und weniger Reservestoffe einlagert. Die Ernte und
der Austrieb im folgenden Frühjahr
fallen dann deutlich schwächer aus.
In Spargelanlagen treten zahlreiche Schädlinge auf, die den Erfolg
dieser Kultur gefährden können.
Spezialisierte Schadorganismen
wie Spargelfliege, Spargelhähnchen und Spargelkäfer sowie unspezialisierte, das heißt auch in anderen Kulturen anzutreffende Insekten wie Wurzelfliegen, Wiesenwanzen, Erdraupen, Schnellkäferlarven, Blattläuse und Thripse sind
in der Lage, Spargelpflanzen zu
schädigen.
Als Hauptschädling in Junganlagen vom ersten bis dritten Standjahr sowie Ertragsanlagen mit frühem Ernteende gilt die Spargelfliege (Platyparea poeciloptera). Daher soll im Weiteren ausführlich auf
dieses Tier aus der Familie der Bohrfliegen eingegangen werden.
Adulte Spargelfliege an Grünspargel.
Die Spargelfliege
mag es warm
Die zirka 8 mm großen Tiere sind
gut zu identifizieren, da ihre Flügel
ein charakteristisches Streifenmuster aufweisen. Die Lebensdauer der
adulten Fliegen beträgt bis zu 24
Tage.
Je nach Wetterlage und Region
tritt das ortsfeste Insekt mit einer
Generation zwischen Mitte April
und Anfang August auf. In Schleswig-Holstein ist der Zeitraum auf
Ende April bis Mitte Juli eingegrenzt. Bei kühler Witterung und
Überwachung
und Bekämpfung
Schon im Herbst kann sich der
Anbauer ein Bild von einem möglichen Befall mit der Spargelfliege
und den daraus resultierenden
Nässe ist nicht mit einer Gefährdung zu rechnen, sobald die Temperaturen allerdings 20 °C übersteigen, nimmt die Aktivität rasant zu.
Die Weibchen legen 60 bis 80 Eier
im Bereich des Kopfes gerade ausgetriebener Spargelstangen ab.
Daraus schlüpfen nach drei bis vier
Tagen 10 mm lange, hellgelbe
Maden, die unverzüglich in die Triebe eindringen.
Dort fressen sich die Larven in
den unterirdischen Teil des Stängels
ein, bis sie sich nach etwa drei Wochen verpuppen. Im Stadium der
sogenannten
Tönnchenpuppe
Abbildung 1: Flug der Spargelfliege in Schleswig-Holstein
von 2012
Fraßgang mit Larve der Spargelfliege.
14
Abbildung 2: Flug der Spargelfliege in der Region Alt-Mölln
von 2007 bis 2012
12
10
16
Klein Kummerfeld
8
14
Aukrug
Breitenfelde
12
Buchholz
6
Hamberge
Wedel
4
2
0
Anzahl Fliegen
Anzahl Fliegen
28
2007
10
2008
8
2009
2010
6
2011
4
2012
2
0
KW 17
18
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20
21
22
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25
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28
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B=150mm
H=306mm
■ BAUERNBLATT l 4. Mai 2013
Konsequenzen machen. Pro Anlage sind zehn
bis 20 Spargeltriebe, verteilt über die Fläche,
dicht über dem Boden abzuschneiden. Sind im
Querschnitt Fraßgänge zu erkennen, liegt Befall
vor und erfordert Maßnahmen im nächsten
Jahr. Sind die Schnittflächen sauber, braucht sich
der Landwirt fürs folgende Jahr über die Spargelfliege keine Gedanken zu machen. Bei Feststellung eines Befalls ist die Notwendigkeit einer Pflanzenschutzmaßnahme von der Schaderregerüberwachung ab Ende April des darauffolgenden Jahres abhängig.
Seit 2007 existiert
das Monitoring
Dieses Monitoring wird vom Pflanzenschutzdienst seit 2007 intensiv betrieben. So konnten
Spargelfliegen an Stableimfalle.
Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wo
der Schädling auftritt und wo er keine oder eine
untergeordnete Rolle spielt. 2012 wurde der
Flug der Spargelfliege an insgesamt 13 verschiedenen Stellen überwacht. Abbildung 1 zeigt aus
Gründen der Übersichtlichkeit eine Auswahl der
Monitoringstandorte. Sämtliche Standorte können im Internet auf www.lksh.de unter Gartenbau -> Pflanzenschutz -> Erwerbsgartenbau ->
Spargel eingesehen werden. Deutlich ist zu erkennen, dass verstärkte Flugaktivitäten Anfang
und Ende Mai auftraten. Dies deckt sich weitestgehend mit den vergangenen Jahren. Ungewöhnlich hoch mit bis zu 30 Tieren pro Woche
und Falle war das Auftreten der Fliege am 22.
Mai und am 31. Mai 2012 auf einer Spargelfläche bei Aukrug. Auffällig ist ebenfalls ein starker Peak Anfang Juli an mehreren Orten, den
es in den Jahren zuvor nicht gegeben hat. Vermutlich war ein plötzlicher Temperaturanstieg
ursächlich für das späte Auftreten.
Aufgrund der Empfindlichkeit des Schädlings
gegenüber Kälte, Nässe und Wind ist er an den
Küsten und im Norden des Bundeslandes nicht
oder nur sehr selten zu finden. Da die Tiere sehr
standorttreu sind, haben sie sich in den Gegenden etabliert, in denen seit vielen Jahren Spargel auf größeren Flächen angebaut wird. Das
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Pflanze
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Tabelle: Insektizide im Spargel (Stand: April 2013)
Präparat
(Wirkstoff/e)
Zulassung
Aufwandmenge
Wasseraufwand
beißende und saugende Insekten
Fastac SC Super Contact max. 1 x 0,125 l/ha
(alpha-Cypermethrin)
400 - 800 l/ha
31.12.2015
Karate Zeon
(lambda-Cyhalothrin)
31.12.2022
beißende Insekten
Trafo WG
(lambda-Cyhalothrin)
31.12.2022
NeemAzal-T/S
(Azadirachtin)
31.10.2012
Spruzit Neu
(Naturpyrethrum +
Rapsöl)
30.6.2013
max. 2 x 0,075 l/ha
max. 2 x 0,15 kg/ha
max. 2 x 1,5 l/ha
600 - 900 l/ha
max.
2 x 6,0 - 12,0 l/ha
Spargelfliege
Perfekthion,
max. 5 x 0,6 l/ha
ROGOR 40 L
400 l/ha
(Dimethoat)
31.12.2015
Spargelkäfer und -hähnchen, Blattläuse
Calypso
max. 2 x 0,2 l/ha
(Thiacloprid)
400 - 1.200 l Wasser
31.12.2015
sind in Schleswig-Holstein das Herzogtum Lauenburg, die Räume Lübeck und Aukrug. Ein weiteres
wichtiges Kriterium ist das Kleinklima der Region, insbesondere die
Windverhältnisse.
Im Laufe der vergangenen sechs
Jahre wurden in nahezu allen Regionen, in denen Spargel angebaut
wird, Fallen aufgestellt. Dort, wo
nach zwei Jahren keine oder nur
sehr wenige Tiere auftraten, wurde
das Monitoring eingestellt. Eine
durchgängige Erhebung des Befalls
hat auf Flächen in und um AltMölln stattgefunden (siehe Abbildung 2). Auch hier lassen sich die
zwei Flugzeithöhepunkte Anfang
und Ende Mai erkennen, ebenfalls
der 2012 sehr späte dritte Anstieg
gefangener Spargelfliegen.
ner Falle sollte eine Insektizidbehandlung stattfinden. Bleibt der
Wert unterhalb der Schadensschwelle, kann auf eine Spritzung
verzichtet werden. In der Vergangenheit wurde die SpargelfliegenXn, N, B4
NW468
−
Pyrethroid, Kontakt- und Fraßwirkung
bekämpfung häufig als StandardNW604
Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte
maßnahme durchgeführt, unabNW607
NW701
hängig davon, ob Befall vorlag
oder nicht. Durch das kontinuierliXn, N, B4
NW468
NT108
Pyrethroid, Kontakt- und Fraßwirkung
NW605
Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte
che Monitoring wird dem Anbauer
NW606
ein wichtiges Instrument zur Umsetzung des gesetzlich vorgeschriebenen integrierten PflanzenschutXn, N, B4
NW468
NT108
Pyrethroid, Kontakt- und Fraßwirkung
NW604
Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte
zes zur Verfügung gestellt. Dieser
NW607
sieht ausdrücklich die Beachtung
B4
−
−
Azadirachtin, systemische Wirkung, Fraßstopp
von Schadensschwellen vor. Ebenso
Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte
ist die Bienengefährlichkeit (B1)
keine Verlängerung der Zulassung
der für die Bekämpfung zugelasseAufbrauchfrist: 30.4.2014
nen dimethoathaltigen PflanzenXi, N, B4
NW468
NT101
Pyrethrine, Kontakt- und Fraßwirkung
schutzmittel unbedingt zu beachNT103
Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte
NW604
ten (siehe Tabelle). Sind erste BlüNT109
langfristige Zulassung erwartet
NW605
ten an den Spargelpflanzen geöffNW606
NW607
net oder befinden sich blühende
Unkräuter im Bestand, dürfen derartige Mittel nicht mehr eingesetzt
Xn, N, B1
NW468
NT108
Organophosphat, systemisch, Kontakt- und
werden. Dann muss der Landwirt
NW642
Dauerwirkung
Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte
auf nicht bienengefährliche InsekNicht in blühenden Beständen!
tizide aus der Gruppe der Pyrethroide (Karate Zeon, Fastac SC Super
Contact) ausweichen. Hierbei ist zu
Xn, N, B4
NW 605
Neonicotinoid, Kontakt- und systemische Wirkung
NW 606
Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte
beachten, dass sich bei Mischungen
NW 701
von Pyrethroiden mit Azol-Fungiziden die Bienengefährlichkeit der
Einmal pro Woche werden die Tankmischung von B4 nach B2 verbestrichen oder zuvor mit Klebefolie umwickelt, auf die der Leim auf- Fallen ausgezählt. Die Anzahl der schiebt.
getragen wird. So ist die Reinigung identifizierten Tiere wird an jeder
Tobias Plagemann
der Stäbe weniger aufwendig. Pro der drei Fallen von Woche zu WoLandwirtschaftskammer
Spargelanlage werden drei Fallen che addiert.
Tel.: 0 41 20-70 68-225
Beim Überschreiten der Schaim Abstand von 10 m in einer Reihe
[email protected]
densschwelle von zehn Tieren an eiaufgestellt.
Gefahrensymbole, Auflagen Auflagen
BienenGewässer Terrestrik
gefährlichkeit
sonstige Hinweise
Technische Voraussetzungen
für Monitoring gering
Die technischen Voraussetzungen für das Monitoring sind gering.
Als Fallen dienen grüne, 40 bis
60 cm lange, zirka 2 cm breite Stäbe, die von der Firma Temmen
GmbH bezogen werden können.
Genauso geeignet sind auf die benötigte Länge zugeschnittene
Rundhölzer oder Pflanzenstützstäbe in grüner Farbe. Diese werden
entweder direkt mit Insektenleim Gesunder Spargel aus Schleswig-Holstein.
Fotos: Tobias Plagemann
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