Das Journal der Staatsoper Hannover seitenbühne 05–07 seitenbühne . Mai bis Juli 2013 PROSZENIUM ERLEBNISRÄUME SCHAFFEN »Lohnt sich Ihre Arbeit?« fragt mein Gesprächspartner auf der Orest-Premierenfeier, ein langjähriger Abonnent. Ich bin verwundert. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass im Zuge der »Musikvermittlungswelle«, die momentan Schulen, Freizeit- und Kultureinrichtungen erfasst, Kunst mit und für junges Publikum allgemein als relevant angesehen wird. »Zahlt sich das aus? Wie viele der Kinder und Jugendlichen, mit denen Sie arbeiten, werden später Abonnenten?« Ob sich Musikvermittlung lohnt, ließe sich leicht in Zahlen beantworten. Über 30.000 Kinder, Jugendliche, Lehrer und Erzieher haben bisher allein in dieser Spielzeit Vorstellungen der Oper und der Jungen Oper besucht, knapp 1.300 Grundschüler nehmen im laufenden Schuljahr an unserem neuen Kooperationsprojekt Opernstarter teil. Hinzu kommen mehrere hundert Kinder und Jugendliche, die teilweise seit vielen Jahren an verschiedenen Clubs, Ferienprojekten und Workshops teilnehmen. Stolze Zahlen, die sich sehen lassen können. Natürlich freuen wir uns über volle Zuschauerreihen, über ausverkaufte Veranstaltungen und Wartelisten bei Projekten. Es macht uns Mut, weitere Schritte zu gehen, gemeinsam mit dem jungen Publikum neue Formen, Inhalte und Ideen zu suchen und diese auf die Bühne zu bringen. Und nicht zuletzt müssen wir als öffentlich subventioniertes Haus auch wirtschaftlich denken. Sähen wir manche später als Abonnenten wieder, wäre das doppelt erfreulich. Doch was später kommt, weiß niemand. Was heute ist, interessiert uns: Wir wollen einem anspruchsvollen, vollwertigen jungen Publikum anspruchsvolles, vollwertiges Musiktheater bieten, das die Zuschauer ernst nimmt. Und ihnen dabei Möglichkeiten geben, Musiktheater selbst auszuprobieren, neue (Bühnen-)Welten zu gestalten, sich unabhängig vom sozialen Hintergrund künstlerisch mit Musiktheater, Gesellschaft und Welt auseinanderzusetzen, und kulturelle Teilhabe ermöglichen. Dabei können auch wahrnehmungs- und persönlichkeitsbildende Prozesse in Gang gebracht werden: Im szenischen oder musikalischen Spiel setzt man sich seinen Mitspielern aus, positioniert sich neu, riskiert, scheitert, gewinnt. Dabei wollen wir in unserer Vermittlungsarbeit nicht der »Leichtigkeitslüge« (Holger Noltze) verfallen und das Niveau der Kunst so weit herunterschrauben, dass sie »leicht« zugänglich ist, sich inhaltlich aber selbst verrät. Wir können Musiktheater nicht in seiner Gesamtheit erfassen oder gar erklären, wohl aber Möglichkeiten des Erlebens finden. Und das ist auch gut so, denn die Unergründlichkeit gehört zur Kunst – auch wenn das im schulischen Kontext manchmal schwer auszuhalten ist. Wir wollen Zugänge schaffen, um Kinder und Jugendliche an einen hohen künstlerischen Anspruch heranzuführen, Zugänge, die sie dort abholen, wo sie sich befinden. Sie sollen sich berühren lassen und sich an Musik, Szene und der besonderen Atmosphäre im Theater erfreuen. Diese Freude kann Motor für die Neugierde sein, tiefer ins Musiktheater einzudringen. Ist dies gelungen – und das loten wir täglich aufs Neue aus – dann, finde ich, lohnt sich unsere Arbeit! Ihre Tamara Schmidt Leitung Musiktheaterpädagogik und Leitung Junge Oper 02.03 OPER 3 1 0 2 L L A B N R OPE ! H C S I D R I R E B Ü H C A EINF K KRUSZEWSKI E R A M N E F A R G U N S E R E S FOTO IM P R E S S IO N E N OPER ! ren ren Hauptsponso Wir danken unse 04.05 BALLETT BRIGITTE KNÖSS VERGNÜGT AUF DEN ABGRUND ZU Zur Uraufführung des Balletts Inferno – Eine Italo-Revue von Jörg Mannes »Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.« – Ist dieses Motto heute gesellschaftsfähig oder gilt es nur im Stillen? Wer es schamlos vorlebt, wird dafür auch bewundert. Wie sonst ließe es sich erklären, dass Silvio Berlusconis Mitte-Rechts-Partei 2013 bei der Wahl zur italienischen Abgeordnetenkammer fast ein Drittel der Stimmen erringen konnte? Die Antwort kann nicht heißen: obwohl er ein rechtmäßig verurteilter Betrüger und Lügner ist. Sie muss lauten: weil er es ist. Amore: Giulia (Catherine Franco) betört Rodrigo (Denis Piza) Ehrlichkeit und Bescheidenheit haben als Tugenden ausgedient, jedenfalls im Zusammenhang mit dem viermaligen italienischen Ministerpräsidenten, der zu den Reichsten in seinem Land zählt. Berlusconi punktet mit Respektlosigkeit, Zynismus und großen Versprechungen. Früher trat er als Sänger in Nachtclubs und auf Kreuzfahrtschiffen auf, heute bewährt sich sein Showtalent in eigener Sache. Glamour und Verschwendung gelten als sexy, und sein Machismo adelt den Cavaliere. Das Phänomen ist nicht neu und beileibe nicht auf Italien beschränkt. Allerdings findet der Blick zurück in die Geschichte gerade in Rom ein außergewöhnliches Beispiel von Machtgier und Skrupellosigkeit: Die Familie der Borgia ist Ende des 15. Jahrhunderts eine der einflussreichsten Europas. Das ist kein Zufall, sondern die planmäßige Arbeit mehrerer Generationen. Mit bloßem Geschick, klugen Investitionen, guter Verwaltung und diplomatischen Verhandlungen allein ist diese Führungsposition nicht zu erreichen, aber an krimineller Energie mangelt es Rodrigo Borgia nicht, der als Papst Alexander VI. die Familiendynastie zum Höhepunkt führt. Ihm gelingt es, die Position der Kirche zu festigen und gleichzeitig seine persönliche Situation zu optimieren. Der Luxus und die rauschenden BALLETT Feste dieses Heiligen Vaters, seine Maßlosigkeit und Unersättlichkeit übertreffen alles bisher Gekannte. Erpressung und Korruption sind an der Tagesordnung, und selbst vor Mord schreckt der Pontifex nicht zurück. Ballettdirektor Jörg Mannes ist fasziniert von solchen »Ehrenmännern«, die weder gute Hirten noch treu sorgende Landesväter sind. Sie verbergen ihre wahren Machenschaften hinter einer glitzernden Fassade und präsentieren Politik als Showgeschäft. Und das Volk lässt sich gerne von ihnen an der Nase herumführen. »Es ist verblüffend, dass die Menschen denen applaudieren, die sie mit Grandezza in den Untergang treiben. Niemand kann behaupten, nicht zu wissen, was gerade in Italien und anderswo abläuft. Macht- führt Jörg Mannes zum Hintergrund seiner neuen Produktion aus. Inferno stellt Geschichte und Gegenwart nebeneinander, konfrontiert Fiktion und Realität. Der ständige Wechsel zwischen den Zeitund Erzählebenen erinnert an das Zappen im Fernsehen. Der Choreograph beschreibt das so: »Der Abend hat Show-Charakter. Immer wird das Publikum angespielt und direkt angesprochen. Wir lassen eine Ansammlung von Bildern und viele verschiedene Geschichten Revue passieren. Auch musikalisch bleibe ich diesem Prinzip treu, wobei alle Stücke etwas Bildhaftes, Filmisches haben – von Five Days Five Nights, einer Filmusik von Dmitri Schostakowitsch über Ennio Morricones The Good, the Bad and the Ugly (Zwei glorreiche Halunken) bis zu Azzurro oder Yuppi Du von Adriano Celentano. Es Passione: Rodrigo (Denis Piza) begehrt Giulia (Catherine Franco) missbrauch setzt sich offenbar endlos fort, und es gibt immer auch Bewunderung für diejenigen, die moralische Grenzen überschreiten. Das ist heute genauso wie damals bei den Borgia. Deren Familienbande erinnern deutlich an Mafia-Strukturen, die ein System von Abhängigkeit und Vorteilnahme schaffen. Vielleicht werden jetzt andere Mittel benutzt, oder sie werden besser versteckt. Tatsächlich ist selbst in unseren Tagen mitten in Europa schon mancher verschwunden oder wurde tot unter einer Brücke gefunden. Ich denke da nicht zuletzt an die zweifelhaften Geschäfte der Vatikanbank und an die Indizien, die für einen Giftmord an Papst Johannes Paul I. sprechen«, liegt beim Zuschauer, die Elemente zu verknüpfen und daraus ein Ganzes zu schaffen.« Allen Skandalen und Krisen zum Trotz: Das private Bild der meisten Deutschen von Italien ist kaum zu erschüttern. Pizza, pasta e vino. O sole mio. Gelato al limone. La dolce vita. L’amore. Und tatsächlich, das Schöne, Liebenswerte und Genussvolle existiert nach wie vor. Widersprüche, die auch Jörg Mannes reizen. Diesmal scheut er sich nicht, Klischees zu benutzen und dick aufzutragen. Opulenz, Emotion, Schönheit, Spaß. Auf der Welle der Italianità treiben alle gemeinsam vergnügt dem Abgrund zu. 06.07 BALLETT INFERNO – EINE ITALO-REVUE Ballett von Jörg Mannes Musik von Adriano Celentano, Ennio Morricone, Dmitri Schostakowitsch u.a. CHOREOGRAPHIE Peter Hörtner Jörg Mannes DRAMATURGIE BÜHNE Alexandra Pitz KOSTÜME Silke Fischer LICHT Brigitte Knöß Ballett der Staatsoper Hannover URAUFFÜHRUNG 11. Mai 2013, 19.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN 15.05., 20.05. (18.30 Uhr), 26.05. (16 Uhr), 01.06., 04.06. und 06.06.2013, jeweils 19.30 Uhr (sofern nicht anders angegeben) Papst Alexander VI. DIE BORGIA Eine Familie von Gottes Gnaden? Alonso de Borja stammt aus der spanischen Provinz. Der Jurist in Staats- und Kirchendiensten avanciert vom gefragten Berater zum Bischof von Valencia. Auch in Rom kommt er zu Ansehen, wird zum Kardinal erhoben und 1455 zum Papst gewählt. Als Kalixt III. nützt er die drei Jahre seines Pontifikats in erster Linie im Hinblick auf die Versorgung seiner Verwandten, Freunde und Gefolgsleute. Nepotismus verhilft ihnen zu einträglichen Gütern und Ämtern und verpflichtet sie zu Loyalität. Vor allem sein Lieblingsneffe Rodrigo, der inzwischen den Namen Borgia führt, profitiert von der Zuneigung des Onkels. Als 25-Jähriger zum Kardinal ernannt, bekommt er wenig später sogar das Amt des Vizekanzlers übertragen. Damit wird Rodrigo zum zweitwichtigsten Mann der Kirche. Er weiß durch seine imponierende Erscheinung und durch prunkvolles Auftreten zu beeindrucken. Sein juristisches Wissen, seine Menschenkenntnis und sein Verhandlungstalent, das die geschickte Täuschung einschließt, macht ihn zum wichtigsten Gesandten des Papstes an den europäischen Fürstenhöfen. Davon profitiert nicht nur die Kurie, mit politischem Instinkt begabt setzt Rodrigo sein Wissen skrupellos stets zu seinem Vorteil ein und kommt zu Macht und Reichtum. Nach dem Tod Kalixts III. droht Rodrigo, den erlangten Einfluss zu verlieren, doch mit Ausdauer und Kalkül erobert er seine Machtstellung zurück. Er fühlt sich von Gott mit besonderen Fähigkeiten beschenkt und zum höchsten Amt auserkoren. Zwar scheitert er 1484 bei der Papstwahl im Konklave, aber 1492 sichert er sich die Stimmen der Kardinäle: Mit Pfründen und Gütern erkauft Rodrigo die notwendige Zweidrittelmehrheit. Elf Jahre regiert er als Alexander VI. Rom ist zur damaligen Zeit nicht prüde, immer wieder gibt es Kardinäle, die Kinder zeugen, aber dieser zweite Borgia auf dem Stuhl Petri geht weiter. Er hat mit vermutlich sieben Frauen mindestens zehn Nachkommen, die er alle – und besonders das erregte die Gemüter – anerkennt. Er brüstet sich mit ausgeprägter sexueller Leistungsfähigkeit und entspricht damit dem herrschenden Männlichkeitsideal. Mätressen und Kinder gehen im Papstpalast ein und aus. Am nächsten stehen ihm seine Tochter Lucrezia und die Söhne Cesare, Giovanni und Jofré aus der Verbindung mit Vannozza de’Cattanei. Als seine Lieblinge sind sie Instrumente und zugleich Nutznießer seiner Politik beim Ausbau des Familienimperiums. Die schöne und kluge Lucrezia wird mehrfach taktisch verheiratet. Sie, ebenso wie ihre Mutter Vannozza, vertritt sogar offiziell den Papst in Abwesenheit. Cesare gilt als unberechenbar und operiert mit Bestechung, Erpressung und Mord als zwielichtiger Helfer an der Seite seines Vaters. Auch die Mätressen wissen ihre Lage auszunutzen: Legendär ist die Geschichte der Giulia Farnese, die Jahre lang, von ihrem Bett aus, die entscheidenden Fäden zu ziehen vermag – sehr zum Vorteil ihres Bruders Alessandro, den Alexander VI. zum Kardinal ernennt. Die Borgia sind maßlos in ihrer Prunksucht und ihrer Machtgier. Es gibt ausschweifende Gelage und man munkelt von Orgien. Dass nicht alles aus den Privatgemächern nach draußen dringt, beflügelt die Spekulation. Viele sprechen von Rodrigo Borgia als Teufel auf dem Papstthron, und sind gleichzeitig fasziniert von den großartig inszenierten Auftritten Alexanders VI. in der Öffentlichkeit. Die prächtigen Gewänder des groß gewachsenen Pontifex, die Ausstattung seines Gefolges, werden bewundert und beneidet. Gleichzeitig wachsen die Zweifel an diesem Heiligen Vater. Die Widersacher mehren sich und müssen mit Geschick und Gewalt in Schach gehalten werden. Rodrigo Borgia gelingt es, sein Imperium auf halb Europa auszudehnen, abgesichert durch Verschwägerung und andere Verbindlichkeiten. Als er 1503 mit 72 Jahren stirbt, ist sofort von Giftmord die Rede, aber tatsächlich sind die Folgen einer Malaria die Ursache. Nach seinem Tod beginnt der langsame Verfall des Borgia-Reiches, doch als die Familie Mitte des 18. Jahrhunderts ausstirbt, ist sie längst zur Legende geworden. OPER S O M M E RGASTSPIEL 2013 ATEMBERAUBENDE SOMMERGASTSPIELE Tanguera – das Tango-Musical und STOMP kommen nach Hannover In den ersten beiden Juliwochen gastieren zwei international gefeierte Produktionen an der Staatsoper Hannover: Provokant, sinnlich, erotisch – das einzigartige Tango-Musical Tanguera kommt direkt aus Argentinien vom 2. bis 7. Juli erstmalig nach Hannover. Gleich im Anschluss, vom 9. bis 14. Juli sorgt STOMP für staunende Augen, klingelnde Ohren und erschöpfte Lachmuskeln: Das furioseste, originellste und witzigste Rhythmusspektakel der Erde ist nach acht Jahren endlich wieder in Hannover zu erleben, neben Bekanntem mit neu entwickelten Szenen. VORSTELLUNGTERMINE: »Tanguera« Di, 02.07., 19.30 Uhr | Mi, 03.07., 19.30 Uhr | Do, 04.07., 19.30 Uhr | Fr, 05.07., 19.30 Uhr | Sa, 06.07., 15.30 und 19.30 Uhr | So, 07.07., 15.30 und 19.30 Uhr » STOMP« Di., 09.07., 19.30 Uhr | Mi., 10.07., 19.30 Uhr | Do., 11.07, 19.30 Uhr | Fr., 12.07., 19.30 Uhr | Sa., 13.07., 15.30 und 19.30 Uhr | So., 14.07., 15.30 und 19.30 Uhr In Zusammenarbeit mit 08.09 OPER KLAUS ANGERMANN ZWISCHEN VORGESTERN UND ÜBERMORGEN Zur Premiere von Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg Als Richard Wagner 1845, im Jahr der Uraufführung des Tannhäuser, mit dem Gedanken spielte, mit den Meistersingern von Nürnberg ein ähnliches Thema in Gestalt einer heiteren Satire zu behandeln, schreckte er zunächst davor zurück. Eine komische Oper, die das Verhältnis von Künstler und Gesellschaft thematisiert, erschien ihm in den bewegten Jahren des Vormärz und der deutschen Revolution unangemessen. Wenige Jahre später entschuldigte sich Wagner regelrecht für diese Idee, indem er in der Mitteilung an meine Freunde aus dem Exil schrieb: »Ich muss diesen Versuch jetzt selbst als die letzte Äußerung des genusssüchtigen Verlangens betrachten, das mit seiner Umgebung der Trivialität sich aussöhnen wollte und dem ich im Tannhäuser bereits mit schmerzlicher Energie mich entwunden hatte.« Die Arbeit an Lohengrin, Tristan und dem Ring hatte erst einmal Vorrang. Erst am Ende des Exils, 16 Jahre später, nachdem die Verzweiflung über die gescheiterte Revolution abgeklungen war und die Erfüllung des Traumes von einem deutschen Nationalstaat allmählich in greifbare Nähe rückte, trat der Plan wieder ins Bewusstsein. Noch in Paris beginnt Wagner 1861 mit der weiteren Ausarbeitung der Dichtung, die schon im folgenden Jahr beendet wird. Allerdings kommt die Komposition aufgrund von Wagners chronischen Finanznöten nur sehr schleppend voran. Auf der Flucht vor Gläubigern trifft er 1864 in Stuttgart auf einen Abgesandten des Königs von Bayern, der ihn einlädt, an den Hof Ludwigs II. nach München zu kommen. Wagners Geldprobleme sind damit vorerst behoben, doch Ludwigs Interesse an den Meistersingern ist eher mäßig. Er möchte lieber, dass Wagner den Ring fertigstellt. Wieder stagniert die Arbeit an der Nürnberg-Oper, die erst 1867 vollendet wird, nachdem Wagner München auf öffentlichen Druck verlassen musste und sich in Tribschen am Vierwaldstätter See niederließ. Die Uraufführung des Werkes am 21. Juni 1868 unter der Leitung von Hans von Bülow im Münchner Hoftheater war trotz zahlreicher negativer Kritiken der größte Erfolg Wagners. Der Komponist durfte, entgegen üblicher Hofetikette, den Beifall des Publikums in der Loge des Königs entgegennehmen. Durch Aufführungen in den Folgejahren in zahlreichen europäischen Städten wurde die Oper zu einem der populärsten Werke Wagners, durch das er erst zu einer festen Größe im deutschen Musikleben wurde. »ETWAS DEUTSCHES, IM BESTEN UND SCHLIMMSTEN SINN« Die Meistersinger von Nürnberg gelten bis heute als Festoper schlechthin, an der sich aber auch von Anfang an die Geister schieden. Für den Musikkritiker Eduard Hanslick, im Allgemeinen ein Wagner-Gegner mit der Fähigkeit zu einem durchaus differenzierten Urteil, gehörte die Oper »zu den interessanten musikalischen Abnormitäten«, die als Regel »das Ende der Musik bedeuten« würden. Und Friedrich Nietzsche, der anfangs von Wagners Schaffen hingerissen war und OPER es später mit umso größerer Polemik ablehnte, erkannte darin »etwas Deutsches, im besten und schlimmsten Sinn des Wortes, etwas auf deutsche Art Vielfaches, Unförmliches und Unausschöpfliches ... zugleich jung und veraltet, übermürbe und überreich noch an Zukunft.« und folgerte daraus: »Diese Art von Musik drückt am besten aus, was ich von den Deutschen halte: sie sind von vorgestern und von übermorgen – sie haben noch kein Heute.« Die Rezeption des Werkes in Deutschland hat ein Übriges getan, um kontroverse Reaktionen herauszufordern. Schon bald nach Wagners Tod wurde das Stück für nationalistische Ideologie in Anspruch genommen und als Manifestation eines »siegreichen Kampfes des germanischen Ideals gegen die fremden, also feindlichen Mächte« interpretiert. Vor allem mit der Vereinnahmung durch die Nazis, die die Meistersinger zum festen Programmpunkt der Nürnberger Reichsparteitage machten und sie als »Inkarnation unseres Volkstums schlechthin« verklärten, verlor das Werk seine Unschuld. Die Geschichte hat in Wagners Oper markante Spuren hinterlassen und es fällt heute wahrhaftig schwer, eine unvoreingenommene Haltung gegenüber einem Stück zu gewinnen, in dem ein Hans Sachs am Schluss »welschen Dunst« und »welschen Tand« geißelt, um dagegen die »heil’ge deutsche Kunst« zu setzen. Freilich wäre es zu billig, in den Meistersingern lediglich ein Dokument eines deutschen Nationalismus sehen zu wollen, der im 20. Jahrhundert einen perversen Höhepunkt erreichte. Betrachtet man nämlich das Werk genauer, so wird man feststellen, dass die gedankliche Konstruktion dieser Oper, so widersprüchlich sie auch immer ist, zahlreiche Aspekte aufweist, die nationalistischen oder faschistoiden Tendenzen geradezu entgegengesetzt sind. »EIN MEISTERSINGER MÖCHT ICH SEIN« Das Auftauchen des jungen adligen Walther von Stolzing in der zünftigen Behäbigkeit des Nürnberger Bürgertums löst zunächst große Irritation und Abwehr bei den Meistern, den Honoratioren der Stadt, aus. Stolzing (nomen est omen), den nach eigenem Bekunden »zur Kunst die Lieb« in die Noris verschlug, ist der Fremde, dem man mit Misstrauen begegnet, zumal er hier nicht nur bescheiden leben und lernen will, sondern gleich begehrt, in die höchsten gesellschaftlichen Schichten aufgenommen zu werden: Ein »Meister« will er sein, obwohl ihm der komplizierte Regelkanon der Meistersinger »fremd vor’m Ohr« klingt und er sich im Grunde genommen bis zum Schluss nicht wirklich dafür interessiert. Und Wagner lässt keinen Zweifel daran, dass seine Sympathie diesem jungen Stürmer und Dränger gehört, der mit seinem naiven und ungestümen Dilettantismus eingefahrene Gewohnheiten kräftig in Frage stellt. Dennoch ist Stolzings Streben ebenfalls auf ein höchst bürgerliches Ziel gerichtet: Er sucht die Integration in diese ihm fremde Bürgerwelt, indem er sich zunächst Hals über Kopf 10.11 OPER verliebt und dann nach dem Meistertitel greift, weil er anders die Begehrte nun mal nicht bekommen kann. Im Grunde aber bleibt ihm Eva genauso fremd wie die Meisterregeln; bis zum Schluss ist unklar, was die beiden eigentlich verbindet; weder eine Geistesverwandtschaft noch eine Naturgewalt wie bei Tristan und Isolde motiviert diese Liebe. »BECKMESSER! KEINER BESSER!« Insofern ist sein Konkurrent und Gegenspieler Beckmesser gar nicht so weit von Stolzing entfernt. Auch ihm geht es um sein Prestige, von dem er als Stadtschreiber und Zensor schon ein gehöriges Maß erreicht hat. Nur eine Frau fehlt ihm noch. Sein Nachteil ist allerdings seine mangelnde Kreativität und Phantasie. Deshalb flüchtet er sich in seine toten Regeln, und da Stadtschreiber im 16. Jahrhundert auch die Polizeichefs waren, muss ihm Stolzings anarchisches Auftreten als besondere Provokation treffen. Bekanntlich wollte Wagner mit der Figur des Beckmesser eine boshafte Karikatur des ihm feindlich gesonnenen Kritikers Hanslick zeichnen. Erstaunlich ist aber, dass die karikierende Absicht sich in einer Musik manifestiert, die wohl zu den bizarrsten Momenten der ganzen Partitur gehört. Ob mit Absicht oder gegen den Willen des Komponisten wird Beckmesser auf der Festwiese zum eigentlichen »Zukunftsmusiker«, der das gestohlene Preislied auf eigenwillige Art umformt und dabei als einziger auch das Unbehagen am lärmenden Pomp dieses Festes artikuliert: Wo es im Original Stolzings hieß »Sei euch vertraut, welch hehres Wunder mir geschehn«, da singt Beckmesser unmissverständlich »Heimlich mir graut, weil es hier munter will hergehn.« Doch die Feierlaune darf man nicht ungestraft verderben. Beckmesser hat verloren. Er wird erbarmungslos ausgelacht. Seine letzte Regieanweisung lautet: »Er stürzt wütend fort und verliert sich unter dem Volke.« Was er dort künftig tun wird, bleibt offen. »ES KLANG SO ALT, UND WAR DOCH SO NEU« Das Faszinierende der Meistersinger liegt ohnehin in der Dialektik des Werkes. Dem Widersprüchlichen und Gespaltenen der Personen entspricht die Ambivalenz der Situation, deren biedermeierliche Gemütlichkeit ständig von einer unterschwelligen Aggression durchzogen wird. Jederzeit kann diese Aggression in offene Gewalt umschlagen, und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die allgemeine Prügelei am Ende des zweiten Aktes ausgerechnet vom Ordnungshüter Beckmesser ausgelöst wird. Alle diese Widersprüche aber vereinigen sich in der Person des Hans Sachs, der alles in einem ist: Außenseiter und anerkannte Autorität, Hüter der Tradition und Förderer des Neuen, derb zuschlagender Bollerkopf und sensibler Lenker der Geschichte, schlauer Taktiker und mitfühlender Freund, sich nach Liebe sehnender Mann und entsagende Vaterfigur. Sachs ist der einzige, der auch seine eigenen Widersprüche erkennen und beherrschen kann. Und er weiß deshalb, dass die Gesellschaft, in der er lebt, gewisse Regeln braucht, um nicht im Chaos zu versinken. Er weiß aber auch, dass diese Gesellschaft im Chaos versinkt, wenn die Regeln nicht dynamisch angewandt werden und keine Ausnahmen mehr zulassen. Diese zwiefache Lektion erteilt er sowohl den Meistern als auch Stolzing. Natürlich werden die Verirrungen damit nicht abgeschafft, aber wenigstens pragmatisch gemeistert. jenseits jeder nationalen Zuordnung steht. Darauf deutet auch die Verknüpfung mit den Adjektiven »wahr« und »echt«. In modernen Worten ausgedrückt würde Sachs demnach eine authentische Kunst meinen, die er den seichten Produkten eines in konventionellen Regeln erstarrten Kunsthandwerks entgegen stellt. Trotzdem bleibt der Versuch, die Dialektik von Ordnung und Störung, das Spannungsverhältnis zwischen Regelkanon und Regelverletzung, die Reibung von Tradition und Traditionsbruch, von Nietzsches »Vorgestern« und »Übermorgen« durch eine verklärende Utopie von »wahrer« Kunst aufzulösen, in seinem pseudo-sakralen Pathos widersprüchlich. Und vielleicht liegt in diesem Widerspruch die eigentliche Komik eines Werkes verborgen, das man ansonsten entgegen Wagners ursprünglichem Plan nur bedingt als Komödie bezeichnen kann. DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner MUSIKALISCHE LEITUNG Olivier Tambosi Karen Kamensek BÜHNE Bengt Gomér INSZENIERUNG KOSTÜME Carla Caminati LICHT Elana Siberski CHOR Dan Ratiu DRAMATURGIE Klaus Angermann HANS SACHS Albert Pesendorfer WALTHER VON STOLZING Robert Künzli BECKMESSER Stefan Adam EVA Josefine Weber DAVID Ivan Turšić VEIT POGNER Per Bach Nissen FRITZ KOTHNER Michael Dries MAGDALENA Mareike Morr u.a. Chor, Extrachor, Statisterie der Staatsoper Hannover Niedersächsisches Staatsorchester Hannover »EHRT EURE DEUTSCHEN MEISTER!« Dennoch lässt die Schlussansprache des Sachs durch Wagners Wortwahl heute leicht erschauern. Der nationalistische Beigeschmack dieser Apotheose der deutschen Kunst besitzt allerdings noch eine andere Facette: Wagner hatte in seinen Dichtungen ein ausgeprägtes Gefühl für die Wortetymologie, und so schwingt in dem Begriff »deutsch« auch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes »einfach, volkstümlich« mit, die EINFÜHRUNGSMATINEE 2. Juni 2013, 11 Uhr, Laves-Foyer PREMIERE 8. Juni 2013, 17 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN 16., 23. und 26.06.2013 Die Premiere wird live auf NDR Kultur übertragen. Mit freundlicher Unterstütztung Mit freundlicher Unterstützung OPER DIE SPIELZEIT 2013/14 Neugierig auf die nächste Saison? Aufgrund der großen Nachfrage steht ab dem 24. August für fünf Vorstellungen L’Opera seria von Florian Leopold Gassmann wieder auf dem Programm, erneut im Galeriegebäude Herrenhausen. Die neue Spielzeit startet traditionell mit dem Konzert zugunsten der Stiftung Staatsoper Hannover. Neben Solistinnen und Solisten des Ensembles begrüßen wir am 31. August als Gast Kammersängerin Helen Donath, die mit uns ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feiern wird. Am Tag darauf steht das Eröffnungskonzert der Spielzeit auf dem Programm. Die erste Premiere folgt am Samstag, den 14. September mit Giuseppe Verdis Ein Maskenball in der Inszenierung von Olivier Tambosi. Die Spielzeit- und Konzerthefte 2013/14 liegen im Opernhaus aus und wurden bereits an alle Abonnenten per Post verschickt. Das Programm finden Sie auch zum Download auf unserer Website. Wenn Sie ein Exemplar per Post zugesendet haben möchten, können Sie dies unter [email protected] bestellen. Der Vorverkauf für die gesamte nächste Spielzeit im Opernhaus startet am Montag, den 5. August 2013. Eintrittskarten für alle August- und September-Vorstellungen können ab Freitag, den 28. Juni 2013 (mit Erscheinen des Leporellos) an den Theaterkassen erworben werden. NACHTWANDLER Der beste Freund des Menschen Vergnüglich und dabei politisch völlig inkorrekt entführen Sie Martin G. Berger und Klaus Angermann mit einer musikalisch-sexistischen Revue in eine selige Zeit, als das Weib dem Manne noch untertan war. Mit historischen Dokumenten in Form von Arien, Liedern und Schlagern machen Sie Mitglieder des Opernensembles an einem geheimen Ort hinter den Kulissen des Opernhauses mit der maskulinen Perspektive auf die Frau vertraut. »Ein Weib tut wenig, plaudert viel« wussten schon Mozart und Schikaneder. Und Franz Lehár lehrt uns, dass das Studium der Weiber schwer ist – und eben deshalb nur den Männern möglich, die den Frauen den gut gemeinten Rat geben: »Kindchen, du sollst nicht so schrecklich viel denken«. Zwar meinen manche Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, dass die Männer alle Verbrecher seien. Aber lieb sind sie eben doch, und deshalb haben auch Frauen Zutritt zu dieser lehrreichen Veranstaltung. FESTLICHER OPERNABEND »EUGEN ONEGIN« Michaela Kaune und Bo Skovhus zu Gast an der Staatsoper Zum Abschluss der Festlichen Opernabend der Saison 2012/13 begrüßen wir in Peter I. Tschaikowskys Eugen Onegin zwei Weltstars der internationalen Opernszene. Die Titelpartie singt der dänische Bariton Bo Skovhus, der an den führenden Opernhäusern in Europa, Amerika und Japan ein gefragter Gast ist. Neben seinem weit gefächerten Opernrepertoire, das von Mozart über Wagner und Strauss bis zur zeitgenössischen Musik reicht, hat sich Skovhus auch als Liedsänger einen Namen gemacht. Als Tatjana steht ihm die Sopranistin Michaela Kaune zur Seite, die seit 1997 dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin angehört und an vielen internationalen Opernhäusern gastiert. Besonders hervorzuheben ist die regelmäßige Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper München und der Semperoper Dresden, sowie Auftritte u. a. bei den Salzburger Festspielen, den Bayreuther Festspielen, dem Maggio Musicale Firenze und den Berliner Festwochen. Freitag, 10. Mai, und Samstag, 11. Mai 2013, jeweils 22 Uhr, Treffpunkt Büh- EUGEN ONEGIN neneingang Sonntag, 2. Juni 2013, 18.30 Uhr 12.13 MIRIAM KO bedeutet zprojekt n a T s de. a D » und Freu ortschritt F h en ic d n m für n Freu it meine m n n a k . n ze Ich lasse tan aus der K Spaß.« e g n e eine M e b a h h Ic ler olf, Schü Marlon W JUNGE OPER/BALLETT NERT S E L? N I E I D R Ü Runde. REIF F die zweite eise geht in roie zweite P d s s e tr S nach kts in liegen ist NER-Proje T Herr der F R A P S D N per s TANZFO r Staatso e d tt duktion de e ll a em B s drei on mit d Schüler au d Kooperati n u n e n in ten 75 Schüler r Integrier e d t) h Hannover. c a d n un en seit echs, siebe en arbeit d Klassen (s in L r e v o ption hule Hann r Tanzada e in Gesamtsc e n a res ing. s Schuljah illiam Gold Beginn de W n o v s n a mten Rom des berüh teuerr Eine Aben DER SOU NDT rojekt s Tanzp ie mit a d e d n hn »Ich fi ich noc nt, weil zerinnen und a s s e r inte en Tän selber sionell e. Ich b a profes h t z n er eine n geta nge, ab la Tänzer n o h Hop.« uch sc ar Hiptanze a und zw t r, r A e rmeiste ander e Baue o Z y il Em rin Schüle DIE CHO REOG RAPHIE »Um 75 Schüler auf einm gen zu al auf de können, r Bühne müssen b e w eLehrer, T alle mit heaterpä h elfen: T dagogen änzer, Schüler und natü selbst. rlich auc Es mus lichsten h die s auf d Bedürfnis ie unters se einge c fangen b h iedgangen ei der Be werden, weg ung a dividuell n gein der G e Proble ruppe üb me der S e rengega r inchüler b ngenen is hin zu Training r v phie ents e rl oshose. D teht, ind ie Chore em wir u o des Buc g ra ns zu ein hes Ged zelnen S anken m zenen sich die achen: Figuren? Wie verh Wie kön Vorschlä alten nten sie ge der S s ich bew c h ü ler werd e oder b e g en? en von m arbeitet, ir arrang um zu e kommen ie rt in em feste . 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Neben v sollen, w Soundde orproduz sign live erden b Elemente ie is rt a u e zur f m der Büh Material und atm ne gema wird vie osphäris technike c l h c M t. h ue D n zentra abei sin Sounds l. Die Sc d rhythm sowie k tersuche h ü la is le c s r h s is e sind akti n die Re che Gerä v an die quisiten uschmac formulie sem Proz auf ihre herren klan e s m s u b s eteiligt: gliche Zie ikalische versuche Sie unn Qualitä le, die ic . Dazu g ten, find h dann m ehört na en Soun it Samplin ihnen zu türlich a ds, g, Effekte sammen uch der n, Filtern zu erreic Bereich zum Mus , etc. Mis d h e e r n ikinstrum Klangma chpult, C nipulatio ent.« omputer Andreas n mit und Effe Tiedema ktgeräte nn, Kom werden ponist, M usikalisc her Leite r JUNGE OPER ran n st n e h c i li e end einer Jug f d rink u n T a llt . s r n u stur z e e t u d s fl s Ü C K on K in zeugab lein ge b er T Ü S ie v l Flug sich a nd im ahr. W DA S ruppe m i f f G e s e die n G lz t au ist Eine ach ei ine s d is nd Ho e a n k n u W D er t l u det droh ieren? twort: Inse rung n n ae s e n A ni t et sam r, Nah n auß chs orga ? Die ä e o ön s e v s u z pp en s br wa en, Gru sch st . Die b en n e and e l e nft, i h n u r d M vo selb amme er n es ich V s d s n u d en us v e rur w ir Nat sitzt in erten Z en geg inder e f r p ame d eK lisi wah Fein ln zivi ieb käm pe, di emeins in e r e r g rup um wah n Reg he nd T eG n glic schläg t rte kt u lten di n e n ä i i f l eine t n b en Ins er, r a spa , b e d e n l e l n D f r cke mp Üb e eneina nd . htkä ehme des und geg g n Mac ng u n f u z u t p t i t e m e a b en verroh f um R ten K od . Erar lassen r r e T p K d d tte u ha Kam erbi b en un en mit ität im re z e n e l d r W l ea an eine f um Le flektie in? e R t üb er e n n e s p e e r d g zu ei ch r Kam chüler , Ma achtlos pe fü hre i s S e h t p Die auc n, m Gru eute fes b ed s sich a die s Stof a t e ha d: W hlt ban Wie fü tung ehrt? r o ? w gek ben Verant d um n e u h c n elne Einz we nn »Ich d fi M u mit sik ie gan nde e ma b s ze e c w Kl sch das hen e s ic . Ic gt un asse ön, hh d a sic h of bin fener viel s abe lle m h zu ich gew elbs auch oti der vi t vie l si orden bewu das G ert s c e b ste Cha und her füh r e in. l rlo tte Vortr r bei Dadu und , r ä R c Sel g e h e fer n ige ate r, S .« n chü leri n Ph ilipp uer VIDEO na Wiesa le da ag M em an n HNE lm an n BÜ nd reas Tied M US IK A hias Br üh er at tz M lö K E it HI TH EA AP t / Bi rg CH OR EO GR or ton M US IK esa K lemen ma Ja ne M ÜME Ther Em ST IK KO OG a RPÄDAG Contag-L ad NZ THEATE m Konert TA GIE M ir ia UR AT AM DR a H ar ri son AG OG IK Ev TE RPÄD r er H an nove r St aats op nden Ba llett de ts chule Li am es G en iert gr te In r Sc hü ler de PR EM IE RE W EI TE RE el haus , Sc haus pi 6. 2013 13, 18 U hr ), Mo, 17.0 20 i n Ju . 12 6. (16 U hr .0 h, 16 oc , tw So it ), M 9 U hr o, 13.0 6. (1 UN GE N D VO RS TE LL haus ER – N DS PA RTN n TA N ZF O förder t vo at ive ge iti d In ir w ne en Schulen. Ei r IG S Li nd tionen und rb eit m it de itu ta st ek in oj nz Pr D ie chen Ta af ten zw is Partnersch Fonds für es nd s Bu st if tu ng de der Ku lt ur haus piel (11 U hr), Sc DA S B ÜHN ENBIL »Auf d D er Suc h e nach diese einem g roße Raum, Grupp gen kö in dem e von nnen, J u wir g endlic h ab en w eleme h en b ew ir uns nte a ev u ie s gedac le Büh drehba ht, die nenbil r, und d b e d weglic ie ver möglic schied h sind hen, w e , n ie e irgend Aktion z.B. sic wo hin e n e rh zu v auf zu erstec viel P ken o kletter latz z der n . Daz um Ta Kämpfe wisch nzen, en ist n . Auß Laufen e r dem h , Jage tungse ab en w n und lemen te eing ir viele kalisch e b Aussta aut, die nutzen twir au könne Gedan ch mu n. Als ken ge siwir un macht radies s darü hab en ausseh , wie u b er en kö b ew us nser In n n te, ist st gew selpauns sc orden, unb erü hmer z dass hrte In lich es pa seln h Unsere r a d e iesisch u t e gar Meere e, nicht m leiden Versch ehr gib unter mutzu t ! ngspro einem stikmü blem, massiv ll wir t e o n n d nenwe an Str mit de ise P änden n dram laanges atischs Tier- u chwem ten Ko nd Pfla m n s t, e quenz nzenw schen en für elt. Die unsere d ie s e r n Kon roman einsam trast z tischen en Ins wiel und Vorste lerweil llung der Re e ein d a er li t v ä ö t, die u llig an bietet, ns mit deres, wollen t e in w dem h ir auch düster es Bild ab en w thema t ir is ieren. der un einen AußerVideok s dab ei hilft ünstle walten r an B , vor all in Sze ord, em die ne zu Magda setzen Naturg lena W .« eiesaue r, Büh nenbil dnerin gefällt »Das Tanzprojekt s in der un mir sehr, weil wir auen und rtr ve en Gruppe beim Tanz , wenn aß Sp helfen. Es macht « . en wir alle tanz ler Mio Förtsch, Schü 14.15 t r e z n o K P e t e r n kan . l P a a n m s un JUNGE OPER OHRLABOR – DER KONZERTCLUB (15 BIS 19 JAHRE) EINE PRODUKTION DES CLUBS XS (8 BIS 11 JAHRE) »Für mich ist das wichtigste, dass nichts kontrollierbar ist. Im Konzert ist alles live, und alles kann zum ›Konzert‹ werden – solange jemand zuhört. ›Konzert‹ wird durch die Entscheidung des Zuschauers definiert.« (Malte) »Ein Konzert beginnt doch eigentlich schon, wenn die Musiker ihr Equipment aufbauen, stimmen und den Ton einrichten!« (Puya) »Beginnt ein Konzert nicht mit Stille? Und endet mit Applaus? Dazwischen spielen auf der Konzertbühne Musiker, das Publikum sitzt im Zuschauerraum und hört zu. Man sollte sich aufs Hören konzentrieren und möglichst wenig sprechen – es wird höchstens gehustet.« (Judith) »Der Musiker kann nur überzeugen, wenn er ehrlich und zweihundertprozentig bei der Sache ist.« (Jakoba) Schon der erste Termin des Konzertclubs Ohrlabor Anfang Februar zeigt: Für die zehn Jugendlichen verbirgt sich hinter der scheinbar ehrwürdigen Institution »Konzert« ein Hör- und Erlebnisraum, der keine Grenzen kennt: mit Musik von Klassik bis Elektro, von Punkrock bis Singer-Songwriter. Zuhörer greifen selbst zum Instrument, das auch mal eine Blechdose oder der MP3-Player des Handys sein kann. Was kann »Konzert«? Und überhaupt, was ist eigentlich Kunst? Beatles gleich Beethoven? Konzertsaal gleich Jazzclub? Hintergrundmusik beim Erledigen der Hausaufgaben gleich Konzerterlebnis? Kann »Konzert« nicht auch ohne Publikum stattfinden? Bis Juni 2012 macht sich das Ohrlabor auf die Suche nach Antworten und noch viel mehr Fragen und entwickelt dabei ein eigenes Konzertformat. Unterstützt von dem Komponisten Calogero Scanio wird zudem an eigenen Stücken gearbeitet, die Klang und Performance auf unterschiedlichste Weise verbinden. Probebühnen, Fahrstühle, die Opernfoyers, die Kröpcke-Passage oder eine Verkehrsinsel – alles wird zum Ort, an dem »Konzert« stattfindet. Am 21. und 22. Juni ab 23 Uhr zeigen die zehn Jugendlichen des Ohrlabors im Rahmen der Reihe Nachtwandler ihr Konzert – als Parcours durch die Opernfoyers! Basierend auf der Geschichte von Peter Pan, beschäftigen sich die zwanzig Kinder mit der Frage, was sie von Erwachsenen unterscheidet oder gar mit ihnen verbindet. Einige der Kinder berichten davon, wie sie mit ihren Eltern spielen, dass diese sogar albern sein können und immer noch von ihrer Phantasie Gebrauch machen. Doch gibt es auch Familien, in denen manchmal ein Spielpartner fehlt – dieser wird spätestens bei der wöchentlichen Probe gefunden. Bei den Proben wird manches aus der berühmten Geschichte neu erfunden. So stellen sich die Kinder Nixen als selbstsüchtige, hinterlistige aber hübsche Wesen vor, die Menschen als Schätze bewahren wollen. Eines haben alle Figuren gemeinsam: Sie sind von Peter Pan fasziniert, vielleicht sogar in ihn verliebt. Aber kann er mit dieser Faszination umgehen, steigt sie ihm zu Kopf? Der Kampf um Anerkennung erfordert manch akrobatisches Geschick. Rowena Ansell, Choreographin der Produktion, baut die Kampfvorschläge der Kinder in die Tanzeinlagen ein. Der Kampf soll echt aussehen; nicht immer ganz einfach! Mit großem Einsatz werden die Rückwärtsrollen und Sprünge mit Linksdrehung vorgeführt. An der Mimik muss aber noch gefeilt werden, dabei hilft Theaterpädagogin Mihaela Iclodean. Es ist gar nicht so einfach, den bösen Blick beizubehalten. Denn die roten Wangen glühen, und ein Dauergrinsen hat sich schon im Gesicht festgesetzt. Christiane Friedrich lässt die Kinder die Stimmung der Nixen musikalisch improvisieren: Ob mit Geige, Klavier oder Lotusflöte, Cabassa oder Conga, alle Instrumente sind erlaubt. Keine leichte Aufgabe für die Quicklebendigen. Assistentin Sabina Grbo sorgt dafür, dass alle ihren Platz finden. LEITUNGSTEAM Calogero Scanio (Komponist), Tamara Schmidt, Katharina Ortmann LEITUNGSTEAM Mihaela Iclodean (Musiktheaterpädagogik, Staatsoper Hanno- ver), Christiane Friedrich (Musikerin), Rowena Ansell (Choreographin), Sabina Grbo (Freie Theaterpädagogin) PREMIERE Samstag, 22. Juni 2013, 15 Uhr, Probebühne 2 WEITERE VORSTELLUNGEN PREMIERE Freitag, 21. Juni 2013, 23 Uhr WEITERE VORSTELLUNG TREFFPUNKT 22.06.13, 23 Uhr Bühneneingang Das Kinder- und Jugendprogramm wird unterstützt von 23.06. (14.30 Uhr) und 24.06.13 (17 Uhr) TREFFPUNKT Verwaltungseingang r Wir alle Blick n k für imc ü r u z mer zu- vorn sammen EINE PRODUKTION DES CLUBS XM (12 BIS 15 JAHRE) EINE PRODUKTION DES CLUBS XL (16 BIS 20 JAHRE) Am Anfang eines Probenprozesses steht die Stückauswahl. Es folgt die Entwicklung eines Konzeptes, der Entwurf eines Bühnenbildes, die Überlegung, wie die Kostüme aussehen könnten und natürlich die szenische Umsetzung und Einstudierung derselben. Diesen und anderen Herausforderungen stellten sich die 17 Jugendliche des Clubs XM unter der Leitung von Zuzana Masaryk und ihrem Team. Entstanden ist das Musiktheaterstück Wir alle für immer zusammen nach dem gleichnamigen Roman des Kinderbuchautors Guus Juijer. Schnell wird klar, welche Themen das Stück behandeln, welche Wünsche, Träume aber auch Konflikte jeder der Jugendlichen kennt und auf die Bühne bringen will. Gemeinsam mit Musiker Sebastian Witte und Theaterpädagogin Rebekka Hock haben die Jugendlichen die Romanvorlage bearbeitet und in Musik übersetzt. Die so entstandenen Musikstücke ziehen sich wie ein roter Faden durch das Stück, fangen die im Text verankerten Stimmungen auf und spiegeln so auf musikalische Weise die Emotionen eines Teenagers wider. Für eine gelungene Aufführung sind die Kostüme unerlässlich: Fundusmitarbeiterin Karin Fliegel versucht die Kostümvorstellungen der Jugendlichen mit Sorgfalt und Liebe zum Detail zu verwirklichen. Inhaltlich dreht sich das Stück um die 13-jährige Polleke. Sie hat es wirklich nicht leicht! Ihr Traum von einer harmonischen Beziehung mit ihrer großen Liebe, will zunächst nicht wahr werden. Im Gegenteil. Sie möchte einfach nur in Ruhe erwachsen werden. Doch da Eltern und Lehrer keine Ahnung davon haben, was im Kopf eines Teenagers vorgeht, jagt eine Katastrophe die nächste. Zum Glück hat Polleke ihre Gedichte … Ob am Ende alles halbwegs gut ausgeht, wie man sich durch die Verstrickungen der Teenagerzeit laviert und welche Mühen das Erwachsenwerden in einer multikulturellen Gesellschaft mit sich bringt, darüber erzählt Wir alle für immer zusammen. Für ihr Stück Blick zurück nach vorn haben die Teilnehmer des Clubs XL in einer siebenmonatigen Probenphase gemeinsam gebrainstormt, improvisiert und das Thema »erwachsen werden« in den verschiedenen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts untersucht. War früher alles leichter? Was ist heute anders als damals? Was heißt es überhaupt, »erwachsen« zu sein? Während der wöchentlichen Proben konzentrierte sich zunächst alles auf die Erfindung von Charakteren und die improvisatorische Entwicklung szenischer Sequenzen, die einen direkten Weg ins Skript gefunden haben. Musiker und Komponist Christoph van Hal komponierte eigens für die 8-köpfige Band Musikstücke und Songs, die an die musikalischen Strömungen der Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts angelehnt sind. Entstanden ist die Geschichte von elf Schülern einer Abschlussklasse, die unfreiwillig aufeinander treffen: Da gibt es den Hipster Emil, der gerne in Anglizismen redet; die als »Schlampe« verschriene Jacky, die eigentlich nur gemocht werden will; die strebsame Merle, die Halbwissen nicht ausstehen kann; den stets nörgelnden Henry, der lieber ein bisschen so wäre wie die immer gut gelaunte Sonja, die sich aufgrund ihres Gemütes Sunny nennen lässt und die flippige Magda, die die Lebenseinstellung YOLO (you only live once) nur allzu wörtlich nimmt. Komplettiert wird das zufällig zusammen gewürfelte Planungskomitee durch die Intrigen der Oberzicke Sarah, den leicht verpeilten, aber immer hilfsbereiten Maxi, das Computergenie Elli, den überall beliebten Beau Mike und den unscheinbaren Jan. Bei dem Versuch, die eigene Abschlussparty zu organisieren, reisen die ungleichen Charaktere in die verschiedenen Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts, um festzustellen, dass Abschlussklassen letztlich schon immer vor den gleichen Fragen gestanden haben: Wie geht es jetzt weiter? Was wird aus uns werden? Und wann sind wir endlich erwachsen!? LEITUNGSTEAM Zuzana Masaryk (Regieassistenz und Abendspielleitung, LEITUNGSTEAM Eva Harrison (Musiktheaterpädagogik, Staatsoper Hannover), Staatsoper Hannover), Sebastian Witte (Musiker), Rebekka Hock (Freie Thea- Christoph van Hal (Musiker und Komponist) und Kirsten Corbett (Studentin terpädagogin) der Szenischen Künste) PREMIERE Samstag, 25. Mai 2013 (17 Uhr) WEITERE VORSTELLUNGEN 26.05., 14.30 Uhr und 26.05.13, 18 Uhr, Probebühne 2 TREFFPUNKT Verwaltungseingang PREMIERE Samstag, 11. Mai 2013, 17 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN 12.05. (16 Uhr) und 13.05.13 (18 Uhr), Probebühne 2 TREFFPUNKT Verwaltungseingang 16.17 KONZERT SWANTJE KÖHNECKE BEGLÜCKENDER SPASS, OFFENER AUSTAUSCH Gespräch mit zwei Orchestermusikern über ihre Kammerkonzerte Die Kammerkonzerte des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover haben eine lange Tradition. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts etablierten sie sich als regelmäßige Veranstaltungsreihe. Die Quartettabende des damaligen Konzertmeisters Joseph Joachim waren irgendwann sogar beliebter als die Abonnementskonzerte. Auch heute noch erfreuen sich die Kammerkonzerte großer Beliebtheit und einer treuen Hörerschar. Grund genug, zwei Orchestermitglieder – Konzertmeisterin Lucja Madziar und Klarinettist Ralf Pegelhoff – zu ihrer Konzertreihe zu befragen. Swantje Köhnecke Frau Madziar, als Sie 2010 nach Hannover kamen, wie war Ihr erster Eindruck von der hiesigen Kammerkonzertreihe? Lucja Madziar Relativ viele Orchester spielen Kammermusik-Matineen. Sonntagvormittags haben wir keinen Dienst, deshalb bietet sich der Termin an. Aber ich finde toll, dass es eine große Abwechslung in den acht Programmen gibt und wir sie selber gestalten können. Man kann mit Kollegen zusam- men etwas auf die Beine stellen. Köhnecke Was bedeutet Kammermusik für Sie? Wann haben Sie Ihre ersten Erfahrungen damit gemacht? Madziar Für mich ist das sehr wichtig, ich habe schon immer Kammermusik gemacht! Mit meinem Bruder, der Cello spielt, habe ich erst kleine Sachen geübt, mit elf oder zwölf Jahren dann in einem Klaviertrio – dabei hatten wir sehr viel Spaß gemacht! Ich habe das Glück, dass ich im Moment auch in einem festen Klaviertrio spiele. Ohne Kammermusik könnte ich es mir überhaupt nicht vorstellen. Ralf Pegelhoff Ich war auf einem Musikgymnasium, wo wir relativ früh ein Bläserquintett hatten. Auch im Studium war es mir immer wichtig, Kammermusik zu spielen. Man erlebt sich da anders als im Orchester: als Gestaltender. Man ist nicht fremdbestimmt durch einen Dirigenten; man kann viel mehr ausprobieren; man kann sich seine KONZERT Zeit selber einteilen. Die Proben im Orchester sind oft sehr strikt, da muss ein bestimmtes Pensum abgearbeitet werden, und in der Kammermusik kann man einfach mal spielerisch ins Detail gehen, das finde ich wunderbar. Mit Kollegen, die auf einem ähnlichen geistigen und musikalischen Niveau arbeiten – das ist absolut beglückend. Köhnecke Wie entstehen Programme, zum Beispiel jetzt beim 8. Kammerkonzert am 26. Mai? Madziar In diesem Fall war das Programm meine Idee, weil ich sehr gerne das Klarinettenquintett von Brahms spielen wollte, zum ersten Mal! Dann habe ich überlegt, was gut dazu passen würde. Streicher mit einem Blasinstrument zu kombinieren, ist immer sehr spannend, weil Streicher und Bläser normalerweise eher unter sich bleiben. So kam ich auf die zwei anderen tollen Stücke, Mozarts Oboenquartett und Brittens Phantasy-Quartett mit Oboe. Und alle Kollegen, die ich dafür gefragt habe, waren sofort gerne dabei. Köhnecke Was ist für Sie der Unterschied zwischen fest bestehenden KammermusikEnsembles und freien Gruppen? Pegelhoff Eigentlich ist es schöner, wenn man länger zusammen spielt. Für ein einziges Konzert eine neue Besetzung zusammenzustellen, ist sehr aufwändig. Auch die Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander ist eine andere. Man muss sich erstmal vorsichtig »rantasten«: Wie offen ist der andere, wieviel Feedback, wieviel Kritik ist möglich? Köhnecke Diese Art der Kommunikation untereinander ist in Orchesterproben so nicht möglich? Pegelhoff Nein, da sitzen wir mehr oder weniger ohne künstlerisches Feedback und ohne offenen Austausch untereinander da. Das finde ich sehr bedauerlich. Mir fehlt diese Ebene im Orchesterspiel. Madziar Ich empfinde es als Bereicherung, in einem festen Ensemble zu spielen. Aber es ist auch nicht immer einfach, wenn sich Persönlichkeiten begegnen oder im schlimmsten Fall aufeinander prallen – da muss man sehen, ob es menschlich zusammen funktioniert. Mit manchen Musikern klappt das wunderbar, und mit manchen nicht ganz so gut … Deshalb gibt es in der Kammermusikwelt auch immer wieder Geschichten von Quartetten, die sich nach 20 Jahren auflösen, weil sie nicht mehr miteinander sprechen wollen. Kammermusik ist wie eine Beziehung: Man ist aufeinander angewiesen und darauf, dass man die Grenzen abschätzen kann. Köhnecke Bei den Kammerkonzerten des Staatsorchesters wird eine große Vielfalt an Werken aufgeführt. Sie haben eine große Freiheit in der Programmgestaltung. Pegelhoff Leider verarmt heutzutage die Vielfalt des Kammermusikrepertoires. Freie Veranstalter suchen häufig das gängige Repertoire, um auf der sicheren Seite in Bezug auf den Publikumszuspruch zu sein. Unsere Kammermusikreihe bietet die Möglichkeit, das zu präsentieren, was ein bisschen entfernter liegt. Jeder hat vielleicht ein Stück, das einem am Herzen liegt und welches er im Leben noch unbedingt aufführen will. Dafür ist es schön, dass es diese Reihe gibt. Dabei ist die Qualität sehr gut, und die Arbeit mit den Kollegen macht viel Spaß. Der hohe Publikumszuspruch zeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. LUCJA MADZIAR (VIOLINE) ist seit 2010 Erste Konzertmeisterin im Niedersächsischen Staatsorchester. Mit sechs Jahren erhielt die gebürtige Polin ersten Geigenunterricht und begann 1995 als Jungstudentin ihr Studium in Rostock, dem ein Studium in Graz folgte. Lucja Madziar erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise. Nach ihrer ersten Orchesterstelle als Konzertmeisterin der Essener Philharmoniker unter Stefan Soltesz wechselte sie nach Hannover. 8. KAMMERKONZERT WOLFGANG AMADEUS MOZART Oboenquartett F-Dur KV 370 BENJAMIN BRITTEN Oboenquartett Phantasy op. 2 JOHANNES BRAHMS Klarinettenquintett h-Moll op. 115 MIT Matthieu Petitjean (Oboe), Katharina Arend (Klarinette), Lucja Madziar und Urara Oku (Violine), Stefanie Dumrese (Viola) und Reynard Rott (Violoncello) Sonntag, 26. Mai, 11 Uhr, Gebäude der VGH Versicherungen, Haus D RALF PEGELHOFF (KLARINETTE) ist seit 1983 Mitglied des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover. Er war Schüler des Musikgymnasiums der Stadt Köln, studierte Klarinette in Köln und Hannover. Er war Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie und Gründungsmitglied des Ensemble Modern. Nebenberuflich arbeitet er seit 2008 als Konfliktberater und Mediator. 18.19 KONZERT KATHARINA ORTMANN 8. SINFONIEKONZERT KONZERTFEST »Italienische Nächte« »Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, Kennst du es wohl? Dahin! Dahin Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.« Goethes Worte aus dem Bildungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre haben die Italiensehnsucht der Deutschen sprichwörtlich gemacht – als Bild einer kollektiven Sehnsucht, die bis heute anhält. Mit seinem autobiografischen Bericht Italienische Reise wurde Goethe zudem zu einem Trendsetter, denn er offenbarte ein Italien, das nicht nur für ihn, sondern für viele bedeutende (deutsche) Künstler zum Ziel werden sollte. Ein Land, dessen Vielfalt die Kunstwelt – vor allem Maler, aber auch Literaten und Komponisten – enorm bereicherte. Seit dem 18. Jahrhundert pilgerte man nicht mehr nur vereinzelt um der Religion, der Musik und der Wissenschaft Willen nach Italien, sondern aufgrund seines historisch-kulturellen Erbes und seiner landschaftlichen Schönheit, von beidem intellektuelle und künstlerische Inspiration erhoffend. Bis heute ist die Anziehungskraft Italiens ungebrochen, genährt weniger durch einen tiefergehenden geistigen Bildungsgedanken wie im 18. und 19. Jahrhundert, als vielmehr durch ein Lebensgefühlt, das dem heimischen entgegen zu stehen scheint: Als Gegenbild zum tristen, grauen Himmel, der das deutsche Gemüt (und Klima) beschwert, lockt die vermeintliche Leichtigkeit des italienischen Lebens, das Bild vom dolce vita (»süßes Leben«) südlich der Alpen, des dolce far niente (»süßes Nichtstun«) unter heißer italienischer Sonne. In den 1950er Jahren brach ein regelrechter Tourismus-Boom aus, der die Westdeutschen scharenweise Italien bereisen ließ. Seither sind kurze Abstecher nach »Bella Italia« auch inmitten unseres Alltags möglich – mit Espresso und Cappuccino statt Bohnenkaffee, Gnocchi und Spaghetti statt Bratkartoffeln. Warum also nicht auch einen Ausflug nach Italien über die reichhaltige Welt der italienischen Tonkunst antreten? Das Konzertfest der Staatsoper Hannover zum Abschluss der Saison 2012/13 bietet dazu reichlich Gelegenheit, mit Werken großer italienischer Komponisten wie Verdi oder Rossini, aber auch Komponisten wie dem Tschechen Bohuslav Martinů , den eine Italienreise zu großer Musik inspirierte. Gioachino Rossini erklingt mit einer seiner berühmtesten Orchesternummern: Seine Oper La gazza ladra (Die diebische Elster) steht weitaus seltener komplett auf dem Programm als deren Ouvertüre mit ihrer Mischung aus brillantem Spielwitz, Einfallsreichtum und Virtuosität. Umgekehrt ist es dem Ballett aus Giuseppe Verdis Oper Don Carlo ergangen: Nach der Uraufführung in Paris, für das Verdi es entsprechend der dortigen Gepflogenheit komponiert hat, ist die Oper mit wenigen Ausnahmen nur noch ohne das Ballett der Königin aus dem 3. Akt gespielt worden. Was dramaturgisch nachvollziehbar, doch musikalisch bedauerlich ist – weshalb es hier konzertant aufgeführt wird. Bohuslav Martinů besuchte in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts auf seiner Italienreise die Chorkapelle San Francesco in Arezzo und war von den farbenprächtigen Fresken des RenaissanceMalers Piero della Francesca so tief beeindruckt, dass dieses Erlebnis seinen Nachklang in einem schwelgerischen Tongemälde fand, das der Komponist selbst als »ziemlich impressionistisch« charakterisierte. Monumentale Gemälde, dazu außerordentlich raffiniert instrumentiert, sind auch die Werke der sogenannten Römischen Trilogie, mit der der Italiener Ottorino Respighi der »ewigen Stadt« Rom, ihren Brunnen, Pinien und Festtagen, huldigte. Aus ihr erklingt die viersätzige Sinfonische Dichtung Pini di Roma. Doppelt italienisch sogar ist Respighis Ballettmusik La boutique fantasque (Der Zauberladen), 1919 von den Ballets Russes in London uraufgeführt: Für die Ge- KONZERT OPEN STAGE Junge Ensembles stürmen das Opernhaus schichte um einen magischen Puppenladen in Nizza orchestrierte er Tänze von Gioachino Rossini, die ursprünglich für Klavier komponiert waren. Im Umfeld des Konzertes im Opernhaus darf bis in die späteren Abendstunden in den Foyers der Italiensehnsucht noch weiter nachgehangen werden: Mit Kammermusik, einem unterhaltsamen Abstecher ins Musiktheater und mit reichlich italienischen Canzoni über die schönste Sache der Welt, die in keiner anderen Sprache so musikalisch daherkommt: l’amore! 8. SINFONIEKONZERT KONZERTFEST »ITALIENISCHE NÄCHTE« GIOACHINO ROSSINI Ouvertüre zu La gazza ladra (Die diebische Elster) (1817) BOHUSLAV MARTINŮ Die Fresken des Piero della Francesca (1955) OTTORINO RESPIGHI Am 15. Juni heißt es in der Staatsoper wieder: »mit open stage für junge Ensembles eine Konzertnacht der Superlative erleben«. Die Jugendkonzertnacht wurde 2009 ins Leben gerufen, um Jugendlichen eine Plattform zu bieten, sich musikalisch vor Publikum zu präsentieren und (erste) Bühnenerfahrungen zu sammeln. Nachdem die zahlreichen Bewerber angehört wurden, trifft die Jury eine Auswahl. Anschließend beginnt der logistische Teil der Vorbereitungen. Die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Ensembles müssen eingeholt und ausgelotet werden, wer liefert wann seine Instrumente an, wo werden die Musiker backstage untergebracht, etc. Zeitgleich besuchen die so genannten Orchesterlotsen – allesamt Musiker des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover – punktuell Proben der ausgewählten Ensembles, um sie für ihren Auftritt zu coachen. Für den reibungslosen Ablauf am Tage der Veranstaltung sind eine ganze Reihe freiwilliger Helfern nötig, die sich für die verschiedenen Ensembles verantwortlich zeigen, bis zum Ende der Veranstaltung gut gelaunt Fragen beantworten und zuverlässig etwaige Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. Ohne sie wäre eine solche Großveranstaltung nicht durchführbar. Und dann sind da noch die Zuhörer denen sich mancher mit Herzklopfen präsentiert: Schließlich ist es ihre Aufmerksamkeit, ihr Applaus, wofür die jungen Musiker wochenlang geprobt haben. Deshalb laden wir Sie an dieser Stelle ein: Kommen Sie zahlreich zum Hören und Staunen, wenn am 15. Juni ab 18 Uhr 21 Ensembles die Bühnen stürmen, um ihre Leidenschaft für Musik auf ganz unterschiedliche Art und Weise ausleben. Suite La Boutique fantasque (Der Zauberladen) P 120 (1919) GIUSEPPE VERDI Le Ballet de la Reine (Das Ballett der Königin) aus Don Carlos (1867) OTTORINO RESPIGHI Pini di Roma P 141 (1924) Samstag, 29. Juni 2013, 19.30 Uhr Sonntag, 30. Juni 2013, 17 Uhr DIRIGENTIN Karen Kamensek Teilnehmer open stage 2013: JBO YoungStars Seelze, Senior Concert Band der Schillerschule Hannover, Jugendblasorchester der Musikschule Nienburg, La Winds, Soundgarden, Big Band des Schillergymnasiums Hameln, Käthe Concert Band, KKS Big Band, Percussion tonal, U-Jazz, Cindy MacKensen, Fearless, Handglockenchor Wiedensahl, Ensemble Leggero, Anton & Jeffrey, Mister Given, Kroner, Die Postpunk, Diamond, Ylvie, sueño y sonido sowie das Niedersächsische Staatsorchester Hannover. Niedersächsisches Staatsorchester Hannover Mit freundlicher Unterstützung Mit freundlicher Unterstützung 20.21 20 ORCHESTER MICHELLE NEUPERT REINGEHÖRT! Mit dem Trompeter Alexander Mayr »Die erste Oper, die ich hörte, war Mozarts Così fan tutte. Damals spielten die Berliner Philharmoniker, das war schon faszinierend«, erinnert sich Alexander Mayr an seinen ersten Opernbesuch. Sein Dialekt verrät, dass er aus dem Süden stammt. Aufgewachsen im Salzburger Land, kam der Trompeter bereits sehr früh mit der österreichischen Blasmusiktradition in Berührung. So begann er im Alter von sechs Jahren mit dem Trompetenspiel und konnte sein musikalisches Interesse als Jugendlicher an der Musikschule weiter vertiefen. Am Gymnasium gab es außerdem einen sehr engagierten Musiklehrer, der mit seinen Schülern monatlich eine Vorstellung im Salzburger Festspielhaus besuchte. »Dass ich selbst auch einmal im Graben sitzen würde, hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht.« Angeregt durch das regelmäßige Hören renommierter Orchester hatte Alexander Mayr jedoch schon bald den Wunsch, selbst Berufsmusikers zu werden. Nach einem Vorbereitungsstudium in Linz nahm er im Jahr 2006 sein Studium in Wien auf. Die Begeisterung fürs Theater und die Opernliteratur wuchs während seiner Studienzeit. So sammelte der junge Musiker viele Erfahrungen als Aushilfe in großen Orchestern, u.a. bei den Wiener Philharmonikern, bis er schließlich im Jahr 2011, nach erfolgreichem Probespiel, seine erste feste Stelle am Niedersächsischen Staatsorchester Hannover erhielt. Dass er den Sprung in den hohen Norden nicht bereut, merkt man Alexander Mayr an. Begeistert berichtet er von seinem Orchesteralltag. »Der Wagner-Ring im letzten Jahr war für mich ein Highlight. Den wollte ich schon immer mal spielen. In dieser Spielzeit freue ich mich besonders auf die Sinfonia domestica von Richard Strauss, die wir zurzeit proben.« Privat hört der junge Trompeter gerne echte, österreichische Volksmusik, besonders, wenn er länger nicht in der Heimat war. Auch jazzig oder rockig darf es sein, am meisten schwärmt er jedoch für die Sinfonien Gustav Mahlers. Neben seiner Beschäftigung als Orchestertrompeter ist Alexander Mayr bemüht, auch andere Projekte zu pflegen. So hat er mit Orchesterkollegen das Blechbläserquintett StaatsBrass gegründet, das beim 1. Kinderkonzert der nächsten Spielzeit im November zu hören sein wird. Doch auch seiner Studentenstadt Wien ist er weiter verbunden. Das Wiener Blechbläserensemble phil Blech, in dem er ebenfalls mitspielt, bringt eigene Arrangements bekannter Werke aus Oper und sinfonischer Literatur zu Gehör und hat im Januar dieses Jahres eine erste CD herausgebracht. Es gehört viel Ausdauer und Fleiß dazu, um den beruflichen wie den eigenen Anforderungen gerecht zu werden, bestätigt Alexander Mayr, doch die Freude an der Musik spornt ihn an. Wie er als Musiker neben der Arbeit für Ausgleich sorgt? »Wir haben vom Orchester aus eine Gruppe, mit der wir zweimal pro Woche Fußball spielen gehen. Ich fahre gleich nach Döhren. Dort gibt es einen Soccer Park mit ein paar Kleinfeldplätzen, auf denen man spielen kann«, verrät er und macht sich sofort auf den Weg. EMPFEHLUNGEN + G. Mahler 5. Symphonie, Wiener Philharmoniker, Lorin Maazel (Sony Classical, 2006) + The Talisman Collection …along the way… (Classic Concert, 2010) + phil Blech Wien (Deutsche Grammophon, 2013) AUS DEN ABTEILUNGEN JESSICA LÜDERS »MIT DEN SÄNGERN MITATMEN« Mit den Souffleusen Katharina Hickmann und Karin Seinsche »Ich verdiene mein Geld damit, dass ich Menschen anschreie«, beschreibt Katharina Hickmann ihre Arbeit als Souffleuse an der Staatsoper Hannover. Pro Probe benötigt sie gut 1,5 Liter Wasser, um den Sängern durchgehend eine gute Stütze sein zu können. Als Souffleuse geht es darum, mit den Sängern mitzuatmen. Man muss immer vordenken und immer wissen, was als nächstes kommt – denn wenn ein Sänger einen Aussetzer haben sollte, muss man sofort einsteigen können. So kommt es auch mal vor, dass von dem Soufflagepult einfach laut mitgesungen wird, um den Künstlern zu helfen. »Wenn ein Blackout eintritt, ist es im Allgemeinen der Fall, dass man an den Kollegen gar nicht mehr rankommt. Manche sind aber mittlerweile sehr auf unsere Stimmen konditioniert, sie kennen unsere Stimmfrequenzen und warten auf unsere Wortanfänge.« Neben Hickmann arbeitet auch Karin Seinsche in der Soufflage, derzeit in der Produktion Eugen Onegin von Peter I. Tschaikowsky. Besonders dort wird der Aufwand eines einwandfreien Soufflierens deutlich: Die Oper wird in der Originalsprache Russisch gesungen. »Ich habe diese Spielzeit schon die russische Oper Lady Macbeth von Mzensk souffliert. Als Vorbereitung auf die Oper habe ich mich jeden Tag zwei Stunden mit einer russischen Kollegin getroffen und bin mit Hilfe einer auf russisch gesprochenen CD des Librettos jede Betonung und Aussprache durchgegangen.« Denn neben dem Hereinrufen von Strophen- oder Wortanfängen während der szenischen Proben und Vorstellungen korrigieren Seinsche und Hickmann auf Anfrage auch die Aussprache. Hierbei wird jeder Sänger unterschiedlich unterstützt. Während der Probenzeit einer Produktion markieren sich Seinsche und Hickmann jede Problemstelle und gehen auf die Soufflagewünsche jedes einzelnen Künstlers ein: Manche bitten um eine ganze Phrase, manchen reicht ein Laut und einige wollen gar nicht souffliert werden. Jedoch muss nicht nur auf die Künstler eingegangen werden – auch Seinsche und Hickmann koordinieren untereinander, wie bestimmte Markierungen aussehen sollen. Denn wenn eine von beiden einmal krankheitsbedingt ausfällt, muss die andere sofort erkennen, welche Textstellen für den Sänger schwierig sind. »Der ernste Tenor ist hellblau, der Buffotenor ist hellgrün. Die Soubrette und der dramatische Sopran sind ganz klischeehaft in Rottönen gehalten.« Aufgeregt sind Seinsche und Hickmann vor solch spontanen Vorstellungen jedoch nicht. Denn als Souffleuse muss man sein Ego absolut ausschalten. »Die Sänger fühlen sich unwohl mit jemandem, der da eigentlich gar nicht sitzen will oder selbst total nervös ist. Sie müssen das Gefühl haben, dass sie sich auf dich verlassen können. Du musst als Stütze und Aufmunterer agieren – ganz nach dem Motto ›Wir schaffen das schon!‹« Darüber hinaus sind Karin Seinsche und Katharina Hickmann schon lange im Theaterbereich tätig. Seinsche ist im Theaterbetrieb aufgewachsen und wusste früh, dass sie später einmal zur Oper will. Während ihres musikwissenschaftlichen Studiums arbeitete sie bereits als Regieassistentin, und war in der Öffentlichkeitsarbeit, Beleuchtung, Requisite und Regie tätig. Neben diesen Engagements lehrt Seinsche auch heute noch szenischen Unterricht an Musikhochschulen, u.a. an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Auch Hickmanns Interesse am Theater erwachte früh: »Ab der Studententheatergruppe war ich vollkommen mit dem Theatervirus infiziert, ich konnte nicht mehr weg von der Bühne.« Unmittelbar vor ihrem Engagement in Hannover war Hickmann in einem kleineren Theater in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, wo sie parallel für Bühnenbild und Kostüme zuständig war. Davor arbeitete sie in Bereichen der Produktionsleitung, der Inspizienz sowie der Regieassistenz. Seinsche resümiert: »Wir brauchen das Theaterleben. Die Zusammenarbeit mit den Menschen sowie den Sängern eine gewisse Sicherheit geben zu können und bei wunderschöner Musik zu arbeiten, fasziniert mich.« 22.23 KANTINENPLAUSCH KATHARINA ORTMANN »DA WO ICH BIN, FÜHL ICH MICH WOHL!« Mit der Mezzosopranistin Julie-Marie Sundal »Da wo ich bin, fühl ich mich wohl!« JulieMarie Sundal wiederholt diesen Satz noch einmal, denkt dann nach, und ergänzt: »Nur das Meer fehlt mir.« Vor zwölf Jahren ist sie aus ihrem Heimatland Norwegen weggegangen, zuerst in die USA und dann nach Deutschland. »Ich bin glücklich in meinem Beruf, das macht es mir leicht, mich überall zurecht zu finden.« Vielleicht hilft ihr auch die erstaunliche Tatsache, dass es für sie schon als Kind selbstverständlich war, mit unterschiedlichen Sprachen und Nationalitäten umzugehen: Sie stammt aus einer norwegisch-deutsch-amerikanisch-französischen Familie! Noch bevor sie in die Schule kam, sprach Julie-Marie Sundal vier Sprachen – eine Fähigkeit, die aus Sicht der Sängerin mit ihrer musikalischen Begabung zusammenhängt. »Ich lerne glücklicherweise sehr schnell über das Hören. Als Kind im Kirchenchor oder beim Klavierunterricht habe ich meine Stimme schnell gelernt. Das ist bis heute sehr hilfreich.« Aufgewachsen ist Julie-Marie Sundal aber nicht nur mit Kirchenmusik, sondern vor allem mit einem anderen Komponisten, den sie bis heute liebt: »Ich habe Wagners Musik schon sehr jung erlebt, weil sie in meiner Familie eine große Rolle spielte. Wagner ist mein Zuhause. Das hat sich für mich bei meinem ErdaDebüt in Siegfried bestätigt.« Das war am Theater in Lübeck, wo Sundal 2009/10 ins Opernstudio aufgenommen wurde. In Lübeck blieb sie nur eine Spielzeit, seit 2010/11 ist die Mezzosopranistin Mitglied im Ensemble der Staatsoper Hannover, wo sie seither schon über 20 Partien gesungen hat und auch in mehreren Sinfoniekonzerten mitwirkte. Ein Höhepunkt war für sie Mahlers 2. Sinfonie unter Wolfgang Bozic, die Partie der Zita in Gianni Schicchi in der Regie von Sebastian Baumgarten, Barrie Koskys Inszenierung des Rings, in der sie fünf Rollen verkörperte, und Mrs. Quickly in Falstaff in der Regie von Olivier Tambosi. Derzeit singt sie die Partie der Olga in Eugen Onegin sowie erneut La Badessa in Suor Angelica und Zita in Gianni Schicchi (Il trittico). Für Sundal war schon immer klar, dass sie Sängerin werden würde. Sie begann ihr klassisches Musikstudium an der Toneheimschule in Hamar, weitere Studien folgten am Konservatorium ihrer Heimatstadt Stavanger und an der Universität von Massachusetts (USA) in den Fächern Schauspiel und Oper. Neben Singen wurde auch die Schauspielerei zu einer ernstzunehmenden Berufsperspektive für sie, was zu Engagements an kleineren Schauspielbühnen in den USA führte. Die Tatsache, dass sie als Opernsängerin Schauspiel und Gesang gleichwertig miteinander verbinden kann, ist für die Sängerin essentiell. Auf der Opernbühne ist das nicht zu übersehen: Die Sängerin verkörpert ihre Rollen mit auffallender darstellerischer Präsenz, Differenziertheit und Leidenschaft. Neben dem Singen und Spielen hat Sundal eine weitere große Leidenschaft, der sie seit ihrer Kindheit nachgeht: das Kochen. Auch hier offensichtlich mit professionellem Potenzial: Begeistert von ihren Fähigkeiten als Köchin, bat ihre Gesangslehrerin sie, für eine Feier für den Präsidenten des Smith College (Northampton, Massachusetts) zu kochen. Das verlief so erfolgreich, dass Sundal weitere Angebote erhielt – und plötzlich ein kleines Catering-Unternehmen hatte. Der Aufwand war zwar enorm, aber der Spaß auch. »Kochen ist für mich mehr als ein Hobby. Es hat etwas Meditatives. Und es hat genauso viel mit dem Bauch zu tun wie das Singen!« Beim Kochen wie beim Singen legt sie viel Wert auf die eigene Intuition – es sei denn die Formel stimmt. So wie bei der norwegischen Fischsuppe, deren Geschmack sie an das Meer erinnert. NORWEGISCHE FISCHSUPPE 4 Möhren, 2 kleinere Stangen Lauch, 300 ml Kochsahne, 200 ml saure Sahne, 1 kleine Steckrübe, 8 Kartoffeln, Fischfond (sie macht ihren eigenen aus Fischköpfen, einer Zwiebel, Salz, Pfeffer, Wasser und einem Bouquet garni), 400 g Nordseekrabben, Fisch (z.B. Seelachs, Seeteufel, und/oder Lachs), Dill, Petersilie (beides feingehackt), Salz und Pfeffer Während der Fond kocht, die anderen Zutaten vorbereiten. Die Möhren, Kartoffeln, Lauch und Steckrübe in ähnlich große Stücke schneiden. Den Fond durch ein Sieb passieren, das Gemüse und die Kochsahne dazu geben und aufkochen. Wenn das Gemüse gekocht ist, den Herd auf niedrige Temperatur stellen. Die saure Sahne mit einem Schneebesen darunter rühren. Der in Stücke geschnittene Fisch und die Krabben in der Suppe ca. 5 Minuten köcheln lassen. Verfeinern mit ein bisschen Dill und Petersilie, Pfeffer und Salz, und frisch gebackenem Brot. Schnell servieren! FOYER CHRISTINE LOHMANN ELTERN AUF ZEIT Hannoversche Gastfamilien berichten über ihre Zeit mit koreanischen Gesangsstudenten Familie Aschemann mit Eun-Ji Park, Stipendiatin der Saison 2013/14 und Ensemblemitglied der Jungen Oper Seit vier Jahren lädt die Staatsoper Hannover Gesangsstudenten der Yonsei Universität Seoul ein, um drei Wochen lang den Betrieb an einem großen deutschen Opernhaus mitzuerleben sowie Gesangs- und szenischen Unterricht zu erhalten. Ergänzt wird das Programm durch Vorstellungsbesuche und Ausflüge. Am Ende bedanken sich die Studenten mit einem Abschlusskonzert, das zugleich ein »Vorsingen« ist. Ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin wird hier für ein Stipendium ausgewählt und ist in der folgenden Spielzeit für ein Jahr Mitglied der Jungen Oper. Seit drei Jahren wohnen die koreanischen Studenten für die Zeit ihres Aufenthaltes bei Gastfamilien in Hannover, zweimal im Jahr treffen sich die Gasteltern im »Chois«, einem koreanischen Restaurant auf der Lister Meile, zu einem Stammtisch. Karin und Markus Gellert sind von Anfang an dabei, sie zögerten nicht lange, als sie den Aufruf in der HAZ sahen und suchten bereits vor der Ankunft Kontakt zu »ihrer« Studentin, um das Kennenlernen zu erleichtern. Gezielt angebrachte Post-Its in koreanischer, deutscher und englischer Sprache sind im Alltag hilfreich, der sich ansonsten unkompliziert gestaltet. Manche Studenten wärmen sich gerne zum Frühstück das Essen des Vorabends in der Mikrowelle auf oder legen zwischen zwei Brötchenhälften Käse, Schinken, Eiersalat sowie Marmelade. »Wir haben das ›korean style breakfast‹ selbst probiert, aber es überzeugte uns nicht.« erzählt Karin Gellert. Mit einigen ehemaligen Studenten, die vor Jahren an dem deutsch-koreanischen Austauschprogramm teilnahmen und nun in Hannover leben, treffen sich die Gastfamilien auch heute noch: »Wir kochen gemein- sam oder erledigen ganz alltägliche Sachen, wie zum Beispiel einen Fahrrradreifen zu wechseln«, so Markus Gellert. Wie Familie Gellert stehen Michael Ziesenis und Volkhard Oberdalhoff auch bereits das dritte Mal als »Eltern auf Zeit« zur Verfügung. Als Mitglied des Opernchors wusste Volkhard Oberdalhoff früh von der Suche nach Gastgebern. »In diesem Jahr waren wir ein besonders gutes Team,« schwärmt Ziesenis, »zum Abschluss- und Abschiedsessen ins »Chois« kam eine Gruppe von über 50 Leuten zusammen.« Einen Ausflug der Studenten nach Berlin nutzen auch viele Gastfamilien, um sich besser kennen zu lernen und die freie Zeit gemeinsam zu verbringen und zu genießen. An der historischen Haltestelle »Unter den Linden« (heute »Brandenburger Tor«) gab Michael Ziesenis eine Einführung in die Geschichte des geteilten Deutschlands und der besonderen Lage West-Berlins. »Ich hatte das Gefühl, sie haben ein Verständnis für die damalige Situation, sie können es durch die Situation im eigenen Land nachvollziehen«. Opernensemblemitgleid Sung-Keun Park hatte im Jahr 2008 die Idee zu dem deutschkoreanischen Projekt und erläutert den Hintergrund der Initiative: »In Seoul steht das einzige Opernhaus Südkoreas, das mit westlichen Standards vergleichbar ist. Die Studenten empfinden es als Geschenk hier zu sein und sind sehr dankbar Deutschland und den deutschen Opernbetrieb kennenzulernen. Meist können sie später nur im Ausland ihren Beruf ausüben.« betont er. »Wir würden es wieder tun«, da sind sich die Familien einig. Für Familie Aschemann ist es schon bald wieder soweit. Ihre Gaststudentin Eun-Ji Park hat das Stipendium bekommen, wird in der kommenden Spielzeit das Ensemble der Jungen Oper verstärken und ab August auch wieder bei ihnen wohnen. 24 FUNDUS HANNOPERANER UNTERWEGS Ensemblemitglieder gastieren Auch in den Frühjahrs- und Sommermonaten sind Sängerinnen und Sänger des Opernensembles an deutschen Opernhäusern, aber auch im Ausland unterwegs: Michael Dries gastierte im Februar als Don Alfonso in Così fan tutte an der Hamburgischen Staatsoper, während Philipp Heo im März erneut als Fenton in Falstaff am Deutschen Nationaltheater Weimar auf der Bühne stand. Ebenfalls im März verband Tivadar Kiss seine Vorbereitung auf die Premiere von Tschaikowskys Eugen Onegin in Hannover mit einer erneuten Reise in seine Heimat Ungarn, um an der Oper Budapest den Triquet zu geben. Im März und April sang Daniel Eggert den Soljony in den Drei Schwestern an der Züricher Oper. Bariton Stefan Adam übernimmt zwischen März und Juni die Rolle des Alberich in Wagners Siegfried am Anhaltischen Theater Dessau. Eine Rolle aus der Feder des selben Komponisten wird Julie-Marie Sundal übernehmen, wenn sie im Juni am Theater Koblenz im Fliegenden Holländer gastiert. Mezzosopranistin Monika Walerowicz zog es als Jurorin beim XV. Internationalen Ada-SariWettbewerb der Vokalkunst im April nach Neu Sandez in Polen, wo sie ihre gesangliche Expertise und Erfahrung als ehemalige Gewinnerin des Wettbewerbs einbrachte. Neele Kramer, ehemaliges Ensemblemitglied der Jungen Oper Hannover, hat das Finale des Deutschen Musikwettbewerbs 2013 erreicht und wurde mit einem Stipendium für ihre hervorragende Leistung belohnt. Herzlichen Glückwunsch! OPERNRÄTSEL Bei der gesuchten Oper handelt es sich um eine lyrische Tragödie in zwei Akten, deren literarische Vorlagen von Marie-Joseph de Chénier und Alessandro Ercole Graf Pepoli stammen. Der Titel des Stücks verweist nicht nur auf die Protagonistin, sondern auch auf den historischen Hintergrund der Oper. Der erste Akt spielt in Windsor, der zweite in London. Liebe, Intrige und Tod sind wie so oft auch hier die Stoffe, die das Werk eines Vielschreibers ausmachen. Das Gelingen der Uraufführung mit Giuditta Pasta in der Titelrolle im Teatro Carcano war ein bitternötiger Erfolg für den Komponisten, der zuvor ein schweres Fiasko mit einer Oper an der Mailänder Scala erlitten hatte. Ein erneutes Kräftesammeln und schwere Arbeit zahlten sich aus: Seine 35. Oper verschaffte dem Komponisten endlich den lang ersehnten Durchbruch in Mailand und machte ihn zum führenden Komponisten des italienischen Musiktheaters. Im deutschsprachigen Raum war die Oper zum ersten Mal am 26. Februar 1833 am heutigen Theater am Kärntnertor in Wien zu sehen. In diesem Jahr inszenieren Tobias Hoheisel und Imogen Kogge das Stück an der Oper Köln. Der Librettist gilt als einer der bedeutendsten seiner Zeit. Er unternahm nach seinem Studium zunächst ausgedehnte Reisen durch Spanien, Griechenland, Deutschland und Frankreich, bevor er sich als Hauptlibrettist an der Mailänder Scala niederließ. Er band sich jedoch nicht ausschließlich an diese Bühne und war neben dem Verfassen von fast 100 Libretti – u.a. für Rossini, Verdi und Bellini – auch als Dichter und Übersetzer französischer Literatur tätig. Auch zu einer anderen Oper des gesuchten Komponisten, die sich ebenfalls um eine historische Frauenfigur dreht, schrieb der Italiener das Libretto. Gesucht sind der Titel und das Uraufführungsjahr des Stückes, sowie die Namen des Komponisten und Librettisten. Ihre Antwort schicken Sie bis zum 31.05.2013 per Postkarte an die Staatsoper Hannover: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Opernplatz 1. 30159 Hannover, oder per Email an [email protected] Vergessen Sie nicht Ihren Absender und Ihre Adresse! Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 5 x 2 Karten für Così fan tutte am 13.06.2013 um 19.30 Uhr. Im Rätsel der letzten seitenbühne 03/04.2013 suchten wir die Oper Bluthaus von Komponist Georg Friedrich Haas und Librettist Händl Klaus mit der Protagonistin Nadja Albrecht. ORCHESTER IMPRESSUM HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl Andrea Bartsch TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE UMSET ZUNG Birgit Schmidt DRUCK Steppat Druck FOTOS Lena Obst (Titel), Marek Kruszewski (2–3), Gert Weigelt, (4–5), Manuel Navarro de la Fuente (7 links), Steve McNicholas (7 rechts), Monika Rittershaus (11 links), Balmer&Dixon (11 rechts), Christian Nolting (12–13), Thomas Huppertz (17 unten), Swantje Köhnecke (19), Jessica Lüders (21), Thomas M. Jauk (22), privat (1, 8–9, 17 oben, 20, 23) TITELBILD Im Schatten des Maulbeerbaums, Anna Bineta Diouf REDAKTION seitenbühne . Mai bis Juli 2013