Diplomarbeit Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in Oberwart/Felsőőr Ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs unter der Leitung von Ao. Univ. Prof. Arch. DI Dr. techn. Bob MARTENS Institut für Architektur und Entwerfen Eingereicht an der Technischen Universität Wien Fakultät für Architektur und Raumplanung von Simon HOSEMANN Matrikelnr.: 0825535 Theresiengasse 51/9, 1180 Wien Wien, Mai 2015 Kurzfassung Das Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in Oberwart/Felsőőr, ein Gebäude, welches in seiner ursprünglich geplanten Form und Nutzung nicht mehr erhalten ist. Der Tempel wurde im Jahr 1904 errichtet und von der jüdischen Gemeinde bis zur Annexion Österreichs durch das Nationalsozialistische Deutsche Reich genutzt. Nach dem nur 34 Jahre andauernden Bestehen des Gebäudes wurde es zweckentfremdet und zu einem Feuerwehrlöschgerätehaus umfunktioniert. Die heutige Nutzung der Räumlichkeiten der ehemaligen Synagoge als Büround Lehrräume der örtlichen Zentralmusikschule besteht seit dem Jahr 1997. Durch diese vielfältigen Umbaumaßnahmen ist heute nur mehr wenig Substanz des historischen Entwurfs erhalten. Im ersten Teil der Arbeit werden das Leben und die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Oberwart/Felsőőr beschrieben, um einen Einblick in die heute nicht mehr existierende Gemeinschaft zu vermitteln. Des Weiteren wird die Entstehung und Entwicklung deren Israelitischen Kultusgemeinde erläutert. Der zweite Teil widmet sich im Speziellen dem Gebäude der Synagoge, dessen geschichtlichen Werdeganges und dessen Architektur, sowie vergleichbaren Synagogen. In weiterer Folge wird die Arbeitsweise im Prozess der virtuellen Rekonstruktion beschrieben. Dies beinhaltet eine nachvollziehbare Dokumentation der Vorgänge, von der intensiven Recherchephase und dadurch ermittelten Quellenmaterialien, bis zur Modellierung des Gebäudes mittels CAD (computeraided design) -Software. Abschließend wird die Vorgehensweise in der Visualisierung des virtuellen Modells beleuchtet und die Ergebnisse dargestellt. Die Schaubilder sollen einen Eindruck vermitteln, wie die Synagoge in Oberwart/Felsőőr in ihrer ursprünglichen Erscheinung ausgesehen hat. Abstract The aim of this master thesis is the virtual reconstruction of the synagogue in Oberwart/Felsőőr, a building that no longer exists in its originally planned form and use. The temple was built in 1904 and used by the Jewish community until the annexation of Austria by the NS regime. After only 34 years of existence, the building was converted into a fire station. Since 1997 the former synagogue has been used as a Central Music School. Because of these rebuilding actions, almost none of the original structure of the historical design was preserved. In the first part of this thesis, the history and the development of the Jewish community in Oberwart/Felsőőr will be described in order to provide an insight into the community, which no longer exists. The second part is devoted to the building structure of the synagogue, its historical development and architecture, and to comparable synagogues. Subsequently, the operation method in the virtual reconstruction process will be described. This includes the documentation of the research phase and the materials determined in that process as well as the modelling of the building using CAD (computer-aided design) -software. In the final part, the visualization procedure of the virtual model and the results will be illustrated. The renderings are intended to give an impression of what the synagogue in Oberwart/Felsőőr looked like in its original appearance. Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG 1 2. DIE JÜDISCHE GESCHICHTE VON OBERWART/FELSŐŐR 3 2.1 Von der ersten Ansiedelung bis zur Filialgemeinde 3 2.2 Von der Filialgemeinde zur Kultusgemeinde 3 2.3 Ein Einblick in das jüdische Leben in Oberwart/Felsőőr 4 2.4 Das Ende jüdischen Lebens in Oberwart/Felsőőr 11 2.5 Nach dem Ende des NS-Regimes 1945 11 3. 13 DIE SYNAGOGE IN OBERWART/FELSŐŐR 3.1 Der geschichtliche Werdegang der Synagoge 13 3.2 Die städtebauliche Situation 19 3.3 Die Architektur des Tempels 21 3.3 Vergleichsobjekte 23 4. 25 DIE VIRTUELLE REKONSTRUKTION 4.1 Recherche 25 4.2 Quellenmaterialien 28 4.3 Arbeitsprozess 38 Die Gebäudeabmessungen 44 Die Dachkonstruktion 45 Die Fassaden 46 Der Innenraum 49 Die Umgebung 57 4.4 Modellierung mittels ArchiCAD 5. 6. 61 Die Geschosse 62 Die Ebenen (Layer) 63 Die Objektbibliothek 66 Das Schalen-Werkzeug 68 Das Morph-Werkzeug 68 Die Oberflächenmaterialien 69 VISUALISIERUNG 71 Die Texturen 72 Die Beleuchtung 73 Die Visualisierungen 73 SCHLUSSFOLGERUNG 85 LITERATURVERZEICHNIS 86 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 88 ANHANG 95 1. Einleitung Mit der virtuellen Rekonstruktion der Synagoge in der Wiener Neudeggergasse wurde im Jahr 1998 ein Projekt von Prof. Bob Martens und DI Herbert Peter gestartet, welches sich zum Ziel setzte die zerstörten Synagogen Wiens nachzubauen. Durch das stetig wachsende Interesse an diesem Projekt wurde eine Erweiterung des Konzeptes in Angriff genommen, welche die Rekonstruktion von Synagogen der Österreichisch-Ungarischen Kronländer vorsah. So ist das Ergebnis der Rekonstruktion der Synagoge in Oberwart/Felsőőr ein Teil dieses Projektes. Eine Besonderheit dieses Gebäudes ist, dass es heute noch in einer adaptierten Form existiert. Dennoch ist die Bezeichnung „Rekonstruktion“ angebracht, denn sie bezieht sich auf das Nachbilden des ursprünglichen Zustandes der Synagoge. Aufgrund der baulichen Umwandlungen ist es heute nur sehr schwer nachzuvollziehen, welche Elemente ursprünglich vorhanden waren und wie das tatsächliche Erscheinungsbild des Tempels ausgesehen hat. Das Ergebnis der Modellierung und die Visualisierung der virtuellen Synagoge versuchen dieses historische Erscheinungsbild darzustellen. In Anbetracht einer eventuell zukünftigen Ergänzung oder Bearbeitung des digitalen Modells stellen die Dokumentation der recherchierten Materialien und Erläuterungen der Arbeitsprozesse eine Grundlage für diese dar. So knüpft das Modell an das Gesamtprojekt „virtuelle Rekonstruktion von Synagogen“ an und ermöglicht dennoch eine Adaption. 1 2 2. Die jüdische Geschichte von Oberwart/Felsőőr Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Oberwart/Felsőőr ist eine, im Vergleich zu anderen Gemeinden des Burgenlandes, sehr kurze. Doch in einem nur etwa hundertjährigen Entwicklungszeitraum konnte die jüdische Bevölkerung eine Gemeinschaft mit wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung bilden. Die Kultusgemeinde konnte, bis zum „Anschluss“ Österreichs an das „Großdeutsche Reich“ 1938, Grundstücke und Bauwerke wie die Synagoge, ein Rabbinatshaus und einen Friedhof ihr Eigentum nennen. 2.1 Von der ersten Ansiedelung bis zur Filialgemeinde Eine genaue Jahreszahl, wann sich die ersten Juden und Jüdinnen in Oberwart/Felsőőr ansiedelten ist nicht bekannt, doch die erste registrierte Datierung stammt aus dem Jahr 1793 und in der „Conscriptiones Judaeorum“ (statistische Aufzeichnung über die jüdische Bevölkerung) sind ab 1822, Juden in Oberwart/Felsőőr verzeichnet. 1 Mit dem im Jahr 1840 vom ungarischen Reichstag verabschiedeten Gesetz wurde den Juden in ganz Ungarn das Betreiben von Handel und Gewerbe erlaubt. 2 Daraufhin zogen viele jüdische Familien, vor allem aus der Gemeinde Schlaining, nach Oberwart/Felsőőr. Die Juden und Jüdinnen der Nachbargemeinde hatten mehrere Gründe sich in Oberwart/Felsőőr niederzulassen: die bessere verkehrstechnische Anbindung und Infrastruktur, die besseren Wohnverhältnisse, die Markterhebung 1841 und die damit einhergehende Entwicklung zum Verwaltungszentrum der Region. 3 Im Jahr 1868 wurde schließlich in Oberwart/Felsőőr eine Filialgemeinde der Kultusgemeinde Schlaining gegründet. 2.2 Von der Filialgemeinde zur Kultusgemeinde Bereits Ende des 19. Jahrhunderts lebte die Mehrzahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinde außerhalb von Schlaining und ab 1905 waren mehr 1 MINDLER, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr, p.22-23 HABRES, REIS, Jüdisches Burgenland, p.153 3 MINDLER, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr, p.27 2 3 Gemeindemitglieder in Oberwart/Felsőőr ansässig als in der Muttergemeinde selbst. Diese Entwicklung dürfte auch daher rühren, dass 1904 die Synagoge in Oberwart/Felsőőr eröffnet wurde. 4 Der Großteil der Kultussteuer wurde mittlerweile von Oberwarter Gemeindemitgliedern bezahlt und die Schlaininger Vorstandsmitglieder hatten immer weniger Einfluss. 5 Der Rabbiner Dr. Felix Blau kündigte am 17. Jänner 1923 in Schlaining, da er zu wenig Gehalt bekam und übersiedelte nach Oberwart/Felsőőr. Die Gemeinde Schlaining wollte dennoch nicht den offiziellen Sitz der Kultusgemeinde an Oberwart/Felsőőr weitergeben. 6 Dieser Streit begründete sich vermutlich nicht nur auf finanziellen und wirtschaftlichen Argumenten, sondern auch auf einem Zwiespalt zwischen einer traditionellen und einer liberalen Gemeinde. Denn bereits während Oberwart/Felsőőr noch zum Königreich Ungarn gehörte, haben sich die Juden und Jüdinnen zu den Neologen-Kongress-Gemeinden bekannt. Das Bezirksrabbinat wurde schließlich im Jahr 1929 nach Oberwart/Felsőőr verlegt und im Mai 1930 wurde die konstituierende Versammlung der Israelitischen Kultusgemeinde Oberwart abgehalten. Die jüdische Gemeinde von Schlaining wurde zur Filialgemeinde. 7 (Ebenfalls der Kultusgemeinde von Oberwart/Felsőőr angeschlossen waren: Badersdorf, Großpetersdorf, Markt Allhau, Oberschützen und Pinkafeld. 8) 2.3 Ein Einblick in das jüdische Leben in Oberwart/Felsőőr Die jüdische Gemeinde zählte im Jahr 1900 über 100 Mitglieder, bei einer Gesamtbevölkerung von 3471 Einwohnern. Die Juden und Jüdinnen waren in wirtschaftlicher Hinsicht ein durchaus wichtiger Teil der Stadt. Sie übten Berufe aus, wie Gemischtwarenhändler, Marktfahrer oder Textilhändler. Die Familien betrieben zumeist Klein- und Mittelbetriebe, allerdings wurden auch freie Berufe ausgeübt, wie der des Arztes oder Rechtsanwaltes. 9 Die Wohnungen und 4 MINDLER, Grenz-Setzungen im Zusammenleben, p.93 HABRES, REIS, Jüdisches Burgenland, p.153 6 MINDLER, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr, p.34 7 HÖRZ, Jüdische Kultur im Burgenland, p.396 8 GENÉE, Synagogen in Österreich, p.99 9 HÖRZ, Jüdische Kultur im Burgenland, p.394 5 4 Geschäfte der jüdischen Bevölkerung waren nicht in einem eigenen Viertel situiert, wie es in anderen Städten durchaus üblich war, sondern befanden sich vor allem entlang der Hauptstraße. 10 Die jüdischen BewohnerInnen dürften laut Aussagen von Zeitzeugen bis 1938 in der Oberwarter Gesellschaft weitgehend integriert gewesen sein. So wurden Juden und Jüdinnen auch in örtlichen Vereinen, wie dem Gewerbeverein oder dem örtlichen Fußballclub aufgenommen und gründeten nur wenige eigene Vereine. 11 Eine eigene jüdische Volksschule dürfte es in Oberwart/Felsőőr nicht gegeben haben. Die meisten Kinder jüdischen Glaubens gingen in die evangelische Volksschule und erhielten gesonderten Religionsunterricht vom Rabbiner oder Religionslehrer. Um ihre Kinder in eine israelitische Volksschule schicken zu können, mussten die Eltern auf umliegende Ortschaften ausweichen, wie zum Beispiel Szombathely, was aber nur wenige Familien taten. 12 Neben der evangelischen Volksschule, gab es noch eine katholische (in welcher die damals sogenannten „Zigeuner“ unterrichtet wurden) und eine reformierte Volksschule. Der jüdische Religionsunterricht dürfte in der Synagoge und im Rabbinatshaus abgehalten worden sein. Weiterführende Schulen gab es keine in Oberwart/Felsőőr, das nächstgelegene (evangelische) Gymnasium befand sich in Oberschützen. 13 Über Synagogendiener (Schammes), Kantoren, Schächter, Rabbiner oder andere aktive Mitglieder in der Synagoge der jüdischen Gemeinde ist nicht sehr viel bekannt. Der Rabbiner Dr. Felix Blau (1861-1932) war jedenfalls, wie bereits erwähnt, seit Jänner 1923 nicht mehr in der Gemeinde Schlaining tätig, sondern ab Mai/Juni 1923 in Oberwart/Felsőőr. Außerdem hatte er seit dieser Zeit die Aufsicht über die koschere Herstellung von Produkten inne, wie in der Abbildung 1 zu sehen ist. 10 HABRES, REIS, Jüdisches Burgenland, p.153 HÖRZ, Jüdische Kultur im Burgenland, p.397-398 12 MINDLER, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr, p.50 13 MINDLER, Grenz-Setzungen im Zusammenleben, p.115-118 11 5 Abb. 1: Rabbiner Dr. Felix Blau als „Maschgiach“ beim Koscherstempeln in Oberwart/Felsőőr, ca. 1920 Die rituellen Schlachtungen der Tiere wurden vom Schächter („Schochet“) durchgeführt, welche Emanuel (Manó) Kern (1845-1922), Leopold Hochfelder (gest. 1923) und Michael Rosenberg waren. 14 Letzterer sollte Dr. Felix Blau nach seinem Tod 1932 als Rabbiner ersetzen, was allerdings mit Komplikationen verbunden war, da Michael Rosenberg (geb. 1904 im heutigen Lettland) kein österreichischer Staatsbürger war. Seit dem 7. Juni 1932 arbeitete er als Vorbeter („Kantor“), Religionslehrer und Schächter. Letztendlich erhielt er doch im Folgemonat eine Aufenthalts- und Anstellungsbewilligung. Nachdem Rosenberg allerdings keinen „Inländerstatus“ hatte, musste die Kultusgemeinde immer wieder um eine Verlängerung der Beschäftigungsbewilligung ansuchen. Die Israelitische Kultusgemeinde wollte Rosenberg eine fixe Anstellung als Rabbiner gewähren, welche er schließlich für einen Zeitraum von einem Jahr bis zum 31. Dezember 1937 bekam, jedoch nur unter der Bedingung, einen „inländischen Ritualfunktionär“ auszubilden, welcher ihn selbst ersetzten würde. Ein weiteres Ansuchen der IKG im Jahr 1938 wurde von der nationalsozialistischen Reichsstatthalterei abgelehnt, woraufhin Rosenberg vermutlich im Mai 1938 nach Wien und von dort aus nach Ungarn floh. 15 Näheres ist über das Verbleiben von Michael Rosenberg nicht bekannt. 14 15 6 MINDLER, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr, p.50-52 MINDLER, Grenz-Setzungen im Zusammenleben, p.107-108 Abb. 2: Michael Rosenberg (zwischen den Kerzen) in Oberwart/Felsőőr, 1937 Das Rabbinatshaus in Oberwart/Felsőőr, ein eingeschossiges Gebäude, befand sich durch einen Hof getrennt in unmittelbarer Nähe zur Synagoge. In der Literatur und den Arisierungsakten wird das Gebäude auch als „Amtshaus/ gebäude“, „Beamtenhaus“, „Rabbinerhaus“ und zum Teil auch fälschlicher Weise „jüdische Schule“ bezeichnet. Das Rabbinatshaus beherbergte eine Wohnung für den Rabbiner, in welcher bis zum Jahr 1938 die Witwe und Tochter des Rabbiners Dr. Felix Blau wohnten. Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern, einer Küche und einem weiteren Raum. Des Weiteren befand sich ein Amtszimmer des Rabbiners im Gebäude, wo die Sitzungen der Kultusgemeinde abgehalten wurden und zum Teil auch der Religionsunterricht stattfand. 16 Im Zuge des Nationalsozialismus wurde das Gebäude im Jahr 1940 „arisiert“ und die Stadtgemeinde „kaufte“ am 24.Juli 1940 die Liegenschaften der Israelitischen Kultusgemeinde Oberwart/Felsőőr. 17 Spätestens ab Mai 1939 wurde das Gebäude vom Feuerwehrkommandanten bewohnt. Im selben Jahr wurde es renoviert und von der Stadtgemeinde verwaltet. Der Bürgermeister der Stadt bestätigte am 29. Mai 1946 die Enteignung des Rabbinatshauses und der Synagoge. 18 Entgegen der Annahmen in der Literatur, befand sich das Rabbinatshaus nicht in der heutigen Ambrosigasse 15, sondern laut Fortführungsmappe (Katastermappe) aus den Jahren 1928 (siehe Abb. 9) und 1934, einem 16 Angaben von Benjamin Israel Heinrich, vormaliger Vorstand der IKG Oberwart. Aktennotiz, IKG Wien, Rechtsbüro, 22.7.1940. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 3. 17 Kaufvertrag zwischen der IKG Oberwart/Felsőőr und der Stadtgemeinde Oberwart/Felsőőr, Wien, 24.7.1940. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 4. 18 Bürgermeister Franz Weisch an IKG Wien, Oberwart/Felsőőr, 29.5.1946. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 5. 7 Grundbuchsauszug vom 24. Mai 1939 19 und dem Kaufvertrag vom 24. Juli 194015, in der heutigen Ambrosigasse 13 (nord-östlich der Synagoge). Nach der Nutzung als Wohnung des Feuerwehrkommandanten beherbergte das Gebäude Gemeindewohnungen. 20 Im Jahr 2014 wurde das Objekt abgetragen. Abb. 3: Das Rabbinatshaus in Oberwart/Felsőőr, undatiert (um 1928). Ausschnitt einer Ansichtskarte Der jüdische Friedhof von Oberwart/Felsőőr ist die einzige Liegenschaft der Israelischen Kultusgemeinde, welche noch weitgehend in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit erhalten ist. In der Stadt befinden sich heute insgesamt sechs Friedhöfe. Der reformierte Friedhof und der sogenannte „Russenfriedhof“ (Sowjetischer Soldatenfriedhof) liegen am südwestlichen Rand der Stadt. Die Friedhöfe der Konfessionen römisch-katholisch, evangelisch (A.B.), jüdisch und der nichtkonfessionelle Gemeindefriedhof befinden sich östlich des Stadtzentrums. Wann genau, der jüdische Friedhof angelegt wurde, ist nicht belegt. Allerdings dürfte es jedenfalls erst nach dem Februar 1892 dazu gekommen sein, da die „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ in diesem Monat über die Einleitung der nötigen Schritte berichtete. 21 Der älteste, noch erkennbare Grabstein stammt aus dem Jahr 1896 und der jüngste ist mit dem Todesjahr 1950 datiert. Der jüdische Friedhof dürfte (wie heute noch) eingezäunt gewesen sein und eine Zeremonienhalle befand sich auf dem Grundstück 22, welche im Zuge des „Anschlusses“ 1938 zerstört wurde, sowie auch Gräber und Grabsteine 19 Grundbuchs-Auszug, Amtsgericht Oberwart, 24.5.1939. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 1. 20 BAUMGARTNER, Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Schlaining, p.36 21 MINDLER, Grenz-Setzungen im Zusammenleben, p.118-119 22 Vermögensbestandsanmeldungen, 1939. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 4. 8 geschändet wurden. 23 Der jüdische Friedhof in Oberwart/Felsőőr wird heute von der Stadtgemeinde erhalten. 24 Abb. 4: Jüdischer Friedhof in Oberwart/Felsőőr, 2014 Einen guten Einblick in das jüdische Leben einer Oberwarter Familie gewährt ein Interview mit dem Zeitzeugen Joseph Paul Weber: „Ich wurde am 16.März 1922 in Oberwart im Burgenland geboren, meine Schwester Magdalene ein Jahr später. […] Mein Vater Simon Weber wurde 1891 in Szepetk geboren, ein kleiner Ort in Ungarn. […] Mein Vater und Onkel József wurden im Ersten Weltkrieg an der russischen Front gefangen genommen. […] Als mein Vater zurückgekommen war, wurde er 1921 mit meiner Mutter Lenke Maschanzker, Älteste von fünf Geschwistern, verheiratet. […] Meine Eltern zogen in die westungarische Kleinstadt Felsőőr, heute Oberwart. Sie hatten eigentlich nicht vor, Ungarn zu verlassen, sie waren Ungarn wie auch alle anderen in ihrer Familie, aber durch den Vertrag von Trianon im Jahr 1920 kam dieser Teil Westungarns zu Österreich und wurde zum Burgenland. […] Am Anfang hatten meine Eltern ein Geschäft im Obertrumm von Oberwart. […] Als ich etwa vier Jahre alt war, zogen meine Eltern nach einer Auseinandersetzung mit unserer Vermieterin, die mir und meiner Schwester etwas antun wollte, ins Untertrumm auf die Hauptstraße Nummer 85. […] Ich ging in die evangelische Volksschule in Oberwart. Ein Rabbiner hielt den Religionsunterricht für die jüdischen Schüler. Danach besuchte ich die Hauptschule und hatte auch dort nur lauter Einser im Zeugnis. Meine Eltern und Lehrer erkannten, dass ich für eine höhere Schule geeignet war, und so schrieben sie mich im Evangelischen Realgymnasium in Oberschützen ein, das ich vier Jahre, von der zweiten bis zur fünften Klasse, besuchte. Aber es wurde immer ärger, wie man mich dort behandelte. Die Schüler verprügelten mich und schimpften mich »Saujud«, damals ein üblicher Schimpfname. […] Der Antisemitismus meiner Klassenkameraden wurde so unerträglich, dass ich es nicht mehr aushielt. Mein Vater fand für mich eine Schule in Wien, wo diese Probleme nicht so groß waren, und schrieb mich 1937 in der 23 24 MINDLER, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr, p.64-65 MINDLER, Grenz-Setzungen im Zusammenleben, p.120 9 Lehranstalt für Maschinenbau und Elektrotechnik ein. […] Ein paar Tage vor dem 12. März gab es bereits Gerüchte, dass irgendetwas passieren wird. […] Als ich wieder mit den anderen Klassenkameraden in der Schule war, kam ein neuer Lehrer durch die Tür und sagte: »Heil Hitler!« Wir sagten: »Das ist eine jüdische Klasse«, und er drehte sich um und ging. Man schickte uns dann nach Hause. […] Nach ein paar Tagen fuhr ich mit meinem Koffer im Zug nach Hause. […] Im Mai kamen drei Männer in unseren Laden und »arisierten« unser Geschäft. […] Wir mussten alles dem Deutschen Reich übergeben. Wir verloren unser Einkommen, unseren Lebensunterhalt, alles, was uns am Leben erhielt. Im Mai nahmen sie uns das Geschäft weg und ein, zwei Monate später wurden die Juden zu einem der schon leeren Löwy-Kaufhäuser beim Oberwarter Park beordert. Dort waren zwei große junge Gestapo-Männer aus Deutschland, sie hatten einen starken Akzent. […] Mein Vater wollte schlau sein und sagte: »Wir sind keine Österreicher, wir sind Ungarn«, was in gewisser Weise sogar richtig war, aber der Gestapo-Mann antwortete nur: »Ich gebe dir vier Tage, um, das Land zu verlassen, oder deine ganze Familie landet im Konzentrationslager!« Ich glaube, er erwähnte Dachau. […] Wir verkauften alles, was wir zurücklassen mussten, billigst an die Nachbarn, die unsere Situation ausnutzten. Dann mieteten wir einen Lastwagen für das restliche Umzugsgut und fuhren nach Wien, wo wir eine Wohnung in Untermiete fanden.“ 25 Joseph Paul Weber konnte 1939 mit seinen Eltern und seiner Schwester nach Shanghai flüchten, wo sie bis 1947 blieben (1943-1945 im Ghetto). Nach einem Zwischenaufenthalt in San Francisco/USA übersiedelten Herr Weber und seine Frau über Kolumbien nach La Paz/Bolivien. Im Jahr 1952 erhielten sie schließlich ein Visum für die USA und zogen nach San Francisco.26 Joseph Paul Weber ist 2008 verstorben. 27 Im Zuge der Recherche konnte der Verfasser dieser Arbeit mit einer Enkelin von Herrn Weber Kontakt aufnehmen, welche die Abbildung 2 zur Verfügung stellte, auf der ein Teil der jüdischen Gemeinde von Oberwart/Felsőőr zu sehen ist. 25 Joseph P. Weber (geb. 1922) im Interview. In: LANG et al. (Hgg.), Vertrieben, p.377-384 Joseph P. Weber (geb. 1922) im Interview. In: LANG et al. (Hgg.), Vertrieben, p.386-397 27 MINDLER, Grenz-Setzungen im Zusammenleben, p.397 26 10 2.4 Das Ende jüdischen Lebens in Oberwart/Felsőőr So abrupt wie das Leben der Familie Weber in Oberwart/Felsőőr endete, wurden alle jahrelang aufgebauten Existenzen jüdischer Mitglieder der Gemeinde beendet. Wie vielerorts kam es bereits am 11. März 1938 durch ortsansässige NationalsozialistInnen zu Übergriffen und Verhaftungen. Spätestens im Mai 1938, mit dem Abreisen von Michael Rosenberg, dürfte sich die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr aufgelöst haben und im August 1938 waren alle Juden und Jüdinnen der Gemeinde vertrieben worden. Viele von ihnen flüchteten nach Ungarn, da noch einige die ungarische Staatsbürgerschaft innehatten, die Sprache beherrschten und Verwandte in Ungarn hatten. Allerdings wurden spätestens im März 1944 auch in Ungarn viele Flüchtlinge deportiert und ermordet. Einige Verfolgte konnten nach Jugoslawien gelangen, wo sie aber auch nicht lange sicher waren und später demselben Schicksal erlagen. Die meisten Juden und Jüdinnen aus dem Burgenland versuchten über Wien in die USA auszureisen (wie zum Beispiel Familie Weber). Jene, welchen dies nicht gelang, wurden deportiert und ermordet. 28 2.5 Nach dem Ende des NS-Regimes 1945 Von 141 in Oberwart/Felsőőr lebenden „jüdischen“ Personen (1938 von den NationalsozialistInnen registriert) ist nur von 42 Personen belegt, dass sie überlebt haben. Zurück nach Oberwart/Felsőőr kamen nur vier Personen, wobei Hermine Glaser bereits 1950 verstarb und Max Schein, welcher 1945 aus dem KZ-Mauthausen zurückkehrte, 1948 nach Paraguay und später in die USA auswanderte. (Da er in seinem Heimatort niemanden seiner Familie oder der ehemaligen jüdischen Gemeinde vorfand.) Lediglich das Ehepaar Alfred und Cäcilie Glaser lebte wieder seit 1947, bis zu ihrem Ableben in Oberwart/Felsőőr. 29 Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr war die jüngste jüdische Gemeinde des heutigen Burgenlandes. Sie ging auf die nichtjüdische Umgebung ein, in wirtschaftlicher, aber auch sozialer Hinsicht. Sie war neolog 28 29 MINDLER, Grenz-Setzungen im Zusammenleben, p.213-223 MINDLER, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr, p.128-139 11 (liberal) ausgerichtet und in gewisser Weise sehr fortschrittlich. Umso tragischer ist die Tatsache, dass sie nicht mehr besteht. Heute gibt es nur wenige sichtbare Spuren der jüdischen Gemeinde in Oberwart/Felsőőr, wie eine Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge, einen Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus im Stadtpark/Kulturpark und die erhaltenen Überreste des jüdischen Friedhofes. 30 30 MINDLER, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr, p.141 12 3. Die Synagoge in Oberwart/Felsőőr Im Laufe der Zeit hat das Gebäude der Synagoge in Oberwart/Felsőőr viele bauliche Veränderungen über sich ergehen lassen müssen, wobei die ursprüngliche Nutzung als Tempel von verhältnismäßig kurzer Dauer war. Im Gegensatz zu den meisten Synagogen des Burgenlandes, welche während des Nationalsozialismus gesprengt, abgerissen oder später abgetragen wurden, ist die Bausubstanz durch den Umstand der anderwärtigen Nutzungen noch heute in Grundzügen erhalten. 3.1 Der geschichtliche Werdegang der Synagoge Der erste schriftlich festgehaltene Nachweis über das Vorhaben der jüdischen Gemeinde einen Tempel zu errichten, stammt aus dem Jahr 1902. Die „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ dokumentierte die einzelnen Schritte des Bauvorhabens bis zur Einweihung der Synagoge. „Bethausbau in Oberwarth. Unter den israelitischen Glaubensgenossen in Oberwarth hat sich ein Komitee gebildet, welches den Bau eines Bethauses anstrebt. Aus diesem Anlasse begab sich am letzten Dienstag eine Deputation nach Rothenthurm um Se. Exzellenz den Herrn Grafen Julius Erdödy zu ersuchen, das Protektorat über das Bethausbaukomitee zu übernehmen. Se. Exzellenz empfing das Komitee sehr freundlich und hat auch das Protektorat bereitwilligst übernommen.“ 31 Der Wunsch der jüdischen Gemeinde nach einem Bethaus dürfte auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass aufgrund der stetig wachsenden Gemeinde, das Zimmer im Maisl’schen Hause zu klein wurde. Jenes Zimmer wurde bis zur Eröffnung der Synagoge als Betraum genutzt. 32 Des Weiteren dürfte die Loslösung von der Muttergemeinde Schlaining auch ein Anstoß zur Durchführung jenes Bauvorhabens gewesen sein. Im April 1904 kam es schließlich zu einer Ausschreibung, in welcher ein Zimmermeister aus Rotenturm den Zuschlag erhielt. 31 N.N., Bethausbau in Oberwarth. In: Oberwarther Sonntags-Zeitung, 29.2.1902, p.4 N.N., Einweihung des israel. Bethauses in Felsöeör. In: Oberwarther Sonntags-Zeitung, 13.11.1904, p.3 32 13 „Tempelbau in Felsöeör. Am 21. d. fand die Minuendo-Lizitation zum Tempelbau in Felsöeör statt und wurde der Bau dem Zimmermeister Johann Konrad in Vas:Vörösvár übergeben.“ 33 In einem Artikel der „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ über die Einweihung der Synagoge, werden Johann Konrath und Samuel Strobl als Bauleiter bezeichnet. Ein gewisser Ingenieur/Architekt Alexander László wird als „Meister“ des Bethauses genannt. 34 Im Juni 1904 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau der Synagoge. „Grundsteinlegung. Am 1.Juni Vormittag ½ 8 Uhr wurde von den Vorstehern der israelitischen Kultusgemeinde in Felsö.Eör der Grundstein für den neu zu erbauenden Tempel in feierlichster Weise gelegt.“ 35 Nach einer Bauzeit von nur fünf Monaten, welche laut Zeitungsberichten zufolge auch durch die Bemühungen „Andersgläubiger“ unterstützt wurde, fand die Einweihung der Synagoge statt. 36 Abb. 5: Programm zur Einweihung der Synagoge, 1904 33 N.N., Tempelbau in Felsöeör. In: Oberwarther Sonntags-Zeitung, 24.4.1904, p.3 N.N., Einweihung des israel. Bethauses in Felsöeör. In: Oberwarther Sonntags-Zeitung, 13.11.1904, p.3-4 35 N.N., Grundsteinlegung. In: Oberwarther Sonntags-Zeitung, 5.6.1904, p.4 36 N.N., Einweihung des israel. Bethauses in Felsöeör. In: Oberwarther Sonntags-Zeitung, 13.11.1904, p.3 34 14 In der Zeitschrift „Die Wahrheit – Unabhängige Zeitschrift für jüdische Interessen“ wird die feierliche Einweihung des Tempels beschrieben. Es geht hervor, dass sowohl Vertreter der jüdischen Gemeinde Szombathely, Rechnitz und Schlaining, als auch Vertreter der evangelischen Kirche von Oberwart/Felsőőr (aber nicht der katholischen Kirche) teilnahmen. „Schlaining. (Tempeleinweihung.) Zu Felsö Eör wurde am 6. d. M. ein neuer Tempel mit großer Feierlichkeit eingeweiht. Was der Feierlichkeit die Krone aufsetzte, war die imposante Kundgebung der ungetrübten Eintracht unter den Einwohnern der ganzen Gemeinde. Das Protektorat über den neuerbauten Tempel hat Seine Exzellenz Herr Geheimrat Graf Julius Erdödy, der Abgeordnete des Bezirkes, übernommen. […] Zum größten Bedauern der Gemeinde war derselbe infolge schwerer, plötzlicher Erkrankung eines Familienmitgliedes verhindert, persönlich zu erscheinen. Er sandte daher seinen Sekretär als seinen Vertreter, der in warmen Worten die Gefühle des edlen Grafen verdolmetschte. Die Feierlichkeit begann im alten Bethause, wo Herr. M. Ehrlich, Rabbiner aus Rechnitz, rührende Abschiedsworte vom alten gewohnten Bethause sprach. Sodann wurden die Thorarollen aus demselben herausgenommen und unter dem Baldachin von den anwesenden Rabbinern in den neuen Tempel getragen. Es war ein imposanter Zug, an welchem sich alle Konfessionen beteiligten und die ausgerückte Feuerwehr bildete Spalier zu beiden Seiten. Als der Zug sich in Bewegung setzte, erdröhnten Pöllerschüsse. Voran schritten weißgekleidete Mädchen, die Psalmen sangen. Als der Zug beim neuen Tempel anlangte, wurde der vergoldete Schlüssel von einem Mädchen dem Vertreter des Grafen überreicht, der denselben mit herzlichen Worten übernahm und den Tempel an die Gemeinde übergab. Beim Eintritte in das schöne Gotteshaus stimmte Herr Kantor Leopold Hochfelder unter Assistenz des Chores das Ma tauwoh an. Nach dem Einheben der Thorarollen in die heilige Lade bestieg Herr Rabbiner Felix Blau aus Schlaining die Kanzel und hielt eine schöne Einweihungsrede, worauf er das Ner Tomid [Ewiges Licht] anzündete und die übliche Schehechejonu-Bendiktion sprach. Hierauf folgte eine großangelegte Einweihungsrede des Herrn Rabbiners Dr. Bela Bernstein aus Steinamanger, die auch auf die Nichtjuden starken Eindruck machte. Es wurden noch mehrere Psalmen gesungen und das Minchagebet verrichtet, womit die erhebende Feier zu Ende war. Nach der Einweihung fand ein Bankett zu 100 Gedecken statt, an welchem sich der Vertreter des Grafen und die Intelligenz des Ortes ohne Unterschied der Konfession beteiligten. […] Beim Abschiede von dem gelungenen Feste nahm jeder das erhebende Bewußtsein mit, daß in diesem Orte ein ungetrübtes friedliches 15 Einvernehmen unter den Konfessionen herrscht, was in der gegenwärtigen Zeit der Gehässigkeit und Verhetzung besonders wohl tut.“ 37 Die letzten Worte dieses Artikels verdeutlichen die liberale Einstellung der jüdischen Gesellschaft von Oberwart/Felsőőr und welche besondere Akzeptanz sie in der restlichen Gemeinde hatte. Was sich allerdings spätestens nach dem „Anschluss“ 1938 ändern sollte. „Im April 1938 wurde vom Bürgermeisteramt Herrn Julius Schwarz, Schriftführer der Kultusgemeinde, der Auftrag erteilt, das Tempelgebäude zu räumen. Das Tempelgebäude in Oberwart wird dzt. als Feuerrequisitenhaus benützt, das Wohngebäude in Oberwart vom Kommandaten der dortigen Feuerwehr bewohnt.“ 38 Das Inventar an Ritualgegenständen (14 Thorarollen) wurde von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien in Verwahrung genommen und vermutlich nach Wien gebracht. Im Juni 1939 wurde vom Stab des Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich an die Aufbaufonds Vermögenverwaltungs GmbH in Wien berichtet, dass die Synagoge für die Kreisfeuerwehr umgebaut wurde. Ab 1940 wurde das Gebäude von der Feuerwehr als Gerätehaus und Feuerwachraum genutzt, sowie eine Klasse der kaufmännischen Handelsschule die Räumlichkeiten nutzen konnte. 39 Abb.6: Feuerwehrhaus, ehem. Synagoge von Oberwart/Felsőőr, undatiert (Nach 1989 da die Gedenktafel angebracht ist) 37 38 N.N., Tempeleinweihung. In: Die Wahrheit, 18.11.1904, p.10 Vermögensanmeldungen, Simon Weber, Wien, o.D. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 4. 39 MINDLER, Grenz-Setzungen im Zusammenleben, p.113 16 Mit dem Kaufvertrag vom 24. Juli 1940 gehen der Tempel und alle anderen Liegenschaften der israelitischen Kultusgemeinde Oberwart/Felsőőr (vertreten durch den Leiter der IKG Wien, Dr. Josef Israel Löwenherz) in den Besitz der Stadtgemeinde Oberwart (vertreten durch Bürgermeister Franz Weisch) über. 40 Am 29. Mai 1946 bestätigt der Bürgermeister von Oberwart/Felsőőr die Enteignung in einem Schreiben an die Israelitische Kultusgemeinde Wien. 41 „Im Jahre 1953 wurde die ehemalige Synagoge samt dem angrenzenden Wohngebäude für Zwecke der Stadtfeuerwehr von der israelitischen Kultusgemeinde käuflich erworben.“ 42 In der „Chronik der Stadtfeuerwehr Oberwart“ wird die Enteignung allerdings nicht thematisiert und es entsteht der Eindruck, dass die selbstverständliche Umfunktionierung auch noch mit mühevollen baulichen Maßnahmen einherging. „[…] die bereits zur Stadtfeuerwehr avancierte Löschmannschaft übersiedelte im Jahre 1939 in die Ambrosigasse Nr. 11. Dieses Gebäude war ursprünglich das Bethaus der israelischen Kultusgemeinde. Es musste erst durch umfangreiche Baumaßnahmen zum Feuerwehrhaus umfunktioniert werden. So mussten zuerst die Tore herausgebrochen und für den Lehrsaal eine Decke eingezogen werden.“ 43 Im Jahr 1989 wurde eine Gedenktafel an den Leidensweg der „ehemaligen jüdischen Mitbürger“, auf Initiative der Israelitischen Kultusgemeinde Graz, am Gebäude angebracht. 44 Abb. 7: Gedenktafel an der Fassade der ehem. Synagoge in Oberwart/Felsőőr, 2014 40 Kaufvertrag, Wien, 27.7.1940 A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 4. Bürgermeister von Oberwart/Felsőőr an IKG Wien, Oberwart/Felsőőr, 29.5.1946 A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 5. 42 KAPAI Ernst, Drei Jahrzehnte Kommunalpolitik in Oberwart 1945-1975. In: Die Obere Wart. Festschrift zum Gedenken an die Wiedererrichtung der Oberen Wart im Jahre 1327. Oberwart 1977, p.279-286, hier: p.280. 43 N.N., Die Feuerwehrhäuser der FF Oberwart. http://www.feuerwehroberwart.at/downloads/geschichte/allgemein/Download/Geschichte_der_FF_Oberwart.pdf, Zugriff: 19.04.2015 44 HÖRZ, Jüdische Kultur im Burgenland, p.402 41 17 Eine tatsächliche Zerstörung des Bethauses durch die Nationalsozialisten fand nicht statt, denn das Gebäude wurde zweckentfremdet und baulich adaptiert, woraus die Gemeinde einen Nutzen zog und dies in gewisser Weise auch heute noch der Fall ist. Die Gedenktafel ist heute an der süd-westlichen Fassade montiert. Die letzten Umbaumaßnahmen des Gebäudes wurden im Jahr 1996 durch den Gemeinderat beschlossen. Für die Zentralmusikschule Oberwart soll das Gebäude adaptiert werden und das Platzproblem durch einen Umzug lösen. 45 Die Planung übernahm der ortsansässige Arch. DI Walter Neubauer, welche folgende bauliche Maßnahmen vorsah: „[…] Das vorliegende Projekt sieht nun die Entfernung des Schlauchturmes und die Sichtbarmachung des historischen Kubus vor, an der Nordostseite wird ein Zubau errichtet, welcher den Saal für die Zentralmusikschule aufnehmen soll. Der vorgelegte Entwurf versucht an den Langseiten durch vertikale Lichtbänder die ursprüngliche Rythmisierung wieder aufzunehmen, sowie auch den Synagogeneingang mit der darüber liegenden Rosette, welche in den Rohbaumaßen noch vorhanden sind, wieder aufzunehmen. Hierbei wären auch die entsprechenden Details abzustimmen.“ 46 Abb. 8: „Färbelung Entwurf“ der Zentralmusikschule in Oberwart/Felsőőr von Arch. DI Walter Neubauer, undatiert Am 3.Oktober 1997 wurde das Gebäude, mit der Nutzung als Musikschule, eröffnet.45 Bei den Umbauarbeiten sollen Deckengemälde entdeckt worden 45 N.N., Die Geschichte der Zentralmusikschule Oberwart. http://zentralmusikschuleoberwart.com/geschichte/, Zugriff: 21.04.2015 46 Dokument des Bundesdenkmalamts, Wien, 5.7.1996 Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Burgenland 18 sein, welche freigelegt werden sollen, „wenn die Gemeinde einmal sehr viel Geld“ haben sollte, was wohl nie passieren wird. 47 3.2 Die städtebauliche Situation Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Oberwart/Felsőőr befindet sich nur etwa 250 Meter Luftlinie, vom Hauptplatz der Gemeinde entfernt. Das Grundstück war in der Tempelgasse (heute Ambrosigasse 11) gelegen, welche in den Wehoferbach mündete (dieser ist heute größtenteils verbaut). Auf der Liegenschaft der Kultusgemeinde, nicht direkt anschließend, sondern durch einen Hof getrennt, befand sich das Rabbinatshaus. befanden sich eine Holzhütte für In dem selbigen Hof Geflügelschlachtung, Klosetts, eine Holzkammer und ein Brunnen. 48 Abb. 9: Fortführungsmappe (Katastralmappe) des Grundstücks der IKG Oberwart/Felsőőr (rote Markierung) und dessen Umgebung, 1928 47 48 HÖRZ, Jüdische Kultur im Burgenland, p.402 Vermögensanmeldungen, Simon Weber, Wien, o.D. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 4. 19 Der straßenseitige Eingang der Synagoge befand sich an der nord-westlichen Fassade und der Eingang der Frauen befand sich an der nord-östlichen Seite. So wie die meisten Synagogen des Burgenlandes, war auch jene in Oberwart/Felsőőr freistehend, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass es kein eigenes „Judenviertel“ in der Gemeinde gab oder dass der Tempel der neologen jüdischen Gemeinde im Vergleich zu anderen burgenländischen Synagogen verhältnismäßig spät errichtet wurde. Abb. 10: Ansicht von Oberwart/Felsőőr, 1937 Wie in der Abbildung 10 ersichtlich, befand sich das Gebäude inmitten dreier Kirchen: der römisch katholischen, der evangelischen H.B. (reformierten) und der evangelischen A.B. (v.l.n.r.). Dieses Motiv wurde um 1930 sehr oft für die Erstellung von Ansichtskarten ausgewählt, möglicherweise um die Eintracht der Glaubensrichtungen und darunter auch jene der jüdischen Gemeinde, zu zeigen. 20 3.3 Die Architektur des Tempels Aufgrund der Tatsache, dass das Gebäude der ehemaligen Synagoge von Oberwart/Felsőőr heute noch in Grundzügen erhalten ist, kann man die architektonische Ausführung immer noch ablesen. Es handelte sich um einen rechteckigen, einschiffigen Grundriss, mit einer Außenabmessung von etwa 7,90m x 16,35m. Das Satteldach wurde als dreifach stehender abgestrebter Pfettendachstuhl ausgeführt und mündete in einer Firsthöhe von etwa 10,50m. Gedeckt wurde das Dach mit roten Dachziegeln und bei den Wänden handelte es sich um ein verputztes Ziegelmauerwerk. Die seitlichen Fassaden wurden von jeweils drei hohen Rundbogenfenstern und einem Rundfenster gegliedert. An der nord-östlichen Fassade befand sich eine Rundbogentüre unter dem Rundfenster. An der süd-östlichen (rückwertigen) Wand dürfte lediglich eine kreisrunde Öffnung ausgeführt worden sein, welche in den Raum des Dachstuhls führte. Auf manchen Ansichtskarten ist eine hervorstehende Umrandung der Fensteröffnungen (Fasche) zu erkennen. Direkt unter der Traufe bildete ein Kranzgesims mit Hohlkehle den oberen Abschluss der Außenwände. Ein umlaufender, etwa 70 cm hoher Sockel bildete den unteren Abschluss des Gebäudes. Die straßenseitige Fassade dürfte mittels eines Gurtgesimses, über der Rundbogentüre (Haupteingang), gegliedert worden sein. Darüber befand sich des Weiteren ein großes Rundfenster, welches von unverputzten Ziegelsteinen eingefasst war. Im Giebeldreieck der Straßenfassade war eine schmale Rundbogenöffnung eingelassen. Auf Zentralmusikschule Fotografien ist zu vom erkennen, Umbau dass die des Gebäudes Hauptfassade zur mittels Mauersprünge und Bogenfriese gegliedert wurde. Die wohl auffälligste bauliche Ausführung des Tempels, welche das Gebäude von der umliegenden Architektur unterscheidet, sind zwei Zwiebeltürmchen an den Ecken der Eingangsfassade. Bis etwa einem halben Meter über der Traufhöhe ragten quadratische Säulen und mündeten in die besagten Türmchen. 21 Abb. 11: Ausschnitt einer Postkarte von Oberwart/Felsőőr, Kaufmann Julius Kohn, 1905 Über den Innenraum der Synagoge in Oberwart/Felsőőr können nur wenige detaillierte Aussagen getroffen werden, da es keine Beschreibungen und nur eine Fotografie, auf welcher der Innenraum ansatzweise zu sehen ist, vorhanden sind. Des Weiteren ist die heutige Ausgestaltung im Inneren des Gebäudes kaum mehr vergleichbar mit jener des originalen Entwurfs. Die seitliche Eingangstüre verrät uns, dass im vorderen Viertel des Tempels ein Aufgang zur Frauengalerie vorhanden war, wo sich auch ein Vorraum befand. Die im Einreichplan, für den Umbau zur Zentralmusikschule, eingezeichneten Mauerstücke im Vorraumbereich lassen vermuten, dass es einen Abstellraum oder Garderobenraum gegenüberliegend der Treppe gab. Die Frauengalerie umfasste den gesamten Raum in U-Form. Auch im Inneren bildeten Gesimse einen oberen Abschluss der Wände und darüber wurde eine Hohlkehle ausgeführt, welche in die Decke überleitete. Die Holzbankreihen im Erdgeschoß wurden durch einen Mittelgang unterbrochen. Laut einer Auskunft von Benjamin Heinrich, dem vormaligen Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Oberwart/Felsőőr beherbergte das Tempelgebäude ca. 120 Sitzplätze. 49 Der in die Wand eingelassene Thoraschrein befand sich auf einem Podest, welches auf einem weiteren, über die gesamte Breite des Innenraums gebauten, Podest stand. Eine Wandmalerei in Steinoptik zierte die süd-östlich ausgerichtete Wand und vermutlich einen Teil der Seitenwände. Das Steinmotiv 49 Angaben von Benjamin Israel Heinrich, vormaliger Vorstand der IKG Oberwart. Aktennotiz, IKG Wien, Rechtsbüro, 22.7.1940. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 3. 22 könnte auf eine Anlehnung an das Aussehen der Klagemauer in Jerusalem zurückzuführen sein. Abb. 12: „Shavuot Feier in Oberwart mit all den jüdischen Kindern“, undatiert 3.3 Vergleichsobjekte Aufgrund der Tatsache, dass das recherchierte Quellenmaterial für die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in Oberwart/Felsőőr sehr beschränkt ist, müssen Vergleichsobjekte herangezogen werden. Es wurde versucht jene Synagogen der näheren Umgebung, mit einem annähernd gleichen Entstehungsjahr, einer vergleichbaren Größe und einem ähnlichen Baustil zu erforschen. Nachstehende Objekte ermöglichten eine angemessene Interpretation der ermittelten Unterlagen. Abb. 13: Ehem. Synagoge in Kobersdorf, 2006 Eckdaten der Synagoge in Kobersdorf: Baujahr 1860 Größe 23m x 15m 23 1938-1945 Verwüstet Heute Wird restauriert 50 In einem Artikel der „jüdischen Kulturzeitschrift – David“ wird die Synagoge in Oberwart/Felsőőr mit jener in Kobersdorf verglichen, welche dem Stil der NeoRenaissance zugeordnet wird. 51 Abb. 14: Synagoge in Neunkirchen, 1946 Eckdaten der Synagoge in Neunkirchen: Baujahr 1883 Größe 16m x 9m 1938-1945 Verwüstet, Lager für jüdische Zwangsarbeiter Heute 1984 abgerissen, Außenmauern stehen als Mahnmal Obwohl sich die Gemeinde Neunkirchen in Niederösterreich befindet, hatte die jüdische Gemeinde einen starken Bezug zum Burgenland, da sich in den Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts viele Juden aus dem heutigen Burgenland in Neunkirchen ansiedelten. Die Synagoge wurde nach dem Vorbild des Kobersdorfer Tempels, im historistischen Stil, errichtet. 52 50 SHIRION, Gedenkbuch der Synagogen und jüdischen Gemeinden Österreichs, p.195 GENÉE, Die Juden des Burgenlandes und ihre Synagogen. In: David – Jüdische Kulturzeitschrift, Dezember 1989, p.6-13, hier p.13 52 SHIRION, Gedenkbuch der Synagogen und jüdischen Gemeinden Österreichs, p.137 51 24 4. Die virtuelle Rekonstruktion Um ein virtuelles Modell der Synagoge in Oberwart/Felsőőr erstellen zu können, wurden grundsätzliche Informationen über das Gebäudes benötigt. Diese Informationen konnten durch einen intensiven Rechercheprozess ermittelt werden. Schlussendlich standen Planmaterialien, Fotografien und eine Analyse und Vermessung des Gebäudes im heutigen Zustand, sowie textliche Beschreibungen des Tempels zur Verfügung. In Folge wurde versucht, mit jenen ermittelten Daten, eine angemessene Interpretation der Ausgestaltung der Synagoge abzuleiten. Als Hilfestellung für diesen Prozess dienten die zuvor beschriebenen Vergleichsobjekte. Aufbauend auf diese Arbeitsschritte konnte die tatsächliche virtuelle Rekonstruktion, mit Hilfe von folgenden Programmen, begonnen werden: ArchiCAD 18 der Firma Graphisoft für die Erstellung des 3D-Modells und Artlantis Studio 5 ebenfalls der Firma Graphisoft zur Generierung von Visualisierungen. 4.1 Recherche Im Zuge einer Besichtigung der Stadt Oberwart/Felsőőr und des Gebäudes der ehemaligen Synagoge wurde mit dem Bauamt der Stadtgemeinde Kontakt aufgenommen und ermittelt, welche Unterlagen in Form von Plänen vorhanden sind. Es stellte sich heraus, dass keine Pläne der Synagoge vorhanden sind, da seinerzeit das Rathaus und sämtliche Unterlagen verbrannt wurden. Laut einem historischen Abriss auf der Internetseite der Stadtgemeinde wurde das Rathaus im Jahr 1945, vor der Besetzung der Stadt Oberwart/Felsőőr durch die Rote Armee, angezündet. „Sozusagen im letzten Augenblick waren die letzten zivilen Verwaltungsstellen evakuiert worden, vor ihrer Flucht vernichteten sie sämtliche Papiere und zündeten dabei auch gleich das Rathaus an, das gänzlich ausbrannte.“ 53 53 N.N., Stadt Oberwart – Geschichte. http://www.oberwart.gv.at/index.php?option=com_content&task=view&id=59&Itemid=352, Zugriff: 08.05.2015 25 Allerdings wurde vom Bauamt der Einreichplan zum Umbau des Gebäudes zur Musikschule zur Verfügung gestellt, welcher, wie sich später herausstellte, durch einen Auswechslungsplan ersetzt wurde. Des Weiteren wurden Kontaktinformationen des planverfassenden Architekturbüros übermittelt. Ein Gespräch mit Arch. DI. Walter Neubauer lieferte allerdings keine neuen Informationen. In späterer Folge wurde Kontakt mit einem Mitarbeiter des Architekturbüros aufgenommen, welcher Skizzen der Bestandsaufnahme des Gebäudes vor dem Umbau zur Musikschule übermittelte. Am Bezirksgericht Oberwart wurde die historische Grundbuchseintragung eingesehen, diese verzeichnete allerdings nur den Kaufvertrag mit der Einverleibung des Eigentumsrechts durch die Stadtgemeinde Oberwart und eine Eintragung des Gebäudes als Feuerwehrlöschgerätehaus. Im Burgenländischen Landesarchiv in Eisenstadt konnten die Arisierungsakten begutachtet werden und es wurden Ansichtskarten übermittelt, auf welchen die Synagoge zu erkennen ist. Das Aufsuchen des Österreichischen Staatsarchives lieferte keine konkreten Unterlagen betreffend der Synagoge, allerdings konnte Einsicht in die Satzungen für die Israelitische Kultusgemeinde Oberwart genommen werden. Durch eine Internetrecherche und dem Gespräch mit einer Verwandten des Trafik-Besitzers, welcher oben erwähnte Ansichtskarten vertrieb, wurde mit einer Interessensgemeinschaft Kontakt aufgenommen, welche alte Stadtansichten, Postkarten und Briefmarken sammelt und untereinander austauscht. So wurden eine Aufnahme des Gebäudes während des Umbaus zur Musikschule und eine Fotografie aus dem Jahr 1929, mit der Synagoge im Hintergrund, übermittelt. Die Internetrecherche verhalf auch zu dem Kontakt zu Dr. Ursula Mindler, welche sich intensiv mit dem Thema der jüdischen Gemeinde von Oberwart/Felsőőr beschäftigte. In ihren Büchern werden auch die Synagoge und deren Werdegang beschrieben und sie übermittelte Zeitungsartikel der „Oberwarther Sonntags-Zeitung“. Die Onlinepräsenz aller Ausgaben der „jüdischen Kulturzeitschrift DAVID“, in welchen die Themen „Juden im Burgenland und burgenländische Synagogen“ 26 behandelt wurden, ermöglichten es einen Überblick über jene Thematiken zu erhalten. Genaue Informationen über die Synagoge in Oberwart/Felsőőr waren allerdings nicht enthalten. Um einen Überblick über die Eingliederung des Tempels in das Stadtgefüge zu erlangen, wurde das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen sowohl in Wien, als auch in Oberwart kontaktiert und es wurden die Urmappe aus dem Jahr 1857 und die Fortführungsmappen aus den Jahren 1928 und 1934 zur Verfügung gestellt. Mithilfe dieser Unterlagen konnten die umliegenden Gebäude der Synagoge in abstrakter Form rekonstruiert werden. Das Bundesdenkmalamt - Landeskonservatorat für Burgenland dokumentierte den Umbau des Gebäudes zur Musikschule. Unter jenen Unterlagen befand sich ein Auswechslungsplan des Architekturbüros, welcher den ausgeführten Baumaßnahmen entspricht. Er enthält auch die Baubeschreibung und Fotografien der Baustelle während der Umbaumaßnahmen. Im Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wurden die Akten, betreffend die israelitische Kultusgemeinde Oberwart begutachtet, welche unter anderem Vermögenswertaufstellungen, Grundbuchsauszüge und den Kaufvertrag beinhalten. Im Bildarchiv des Jüdischen Museums Wien konnten Fotografien aus den 1980er Jahren, mit dem Gebäude als Feuerwehrlöschgerätehaus, ausfindig gemachten werden. Das Fotoarchiv in Yad Vashem – The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority (Jerusalem, Israel) lieferte ein, für die Rekonstruktion der Synagoge in Oberwart/Felsőőr, wichtiges Quellenmaterial. Eine Innenaufnahme des Tempels, welche das Fotoarchiv in Yad Vashem von der Tochter des ehem. Kantors, Michael Rosenberg erhielt. 27 4.2 Quellenmaterialien Aufbauend auf die zuvor angeführten, recherchierten Unterlagen erfolgte eine Analyse und Auswahl der, für den Prozess der virtuellen Rekonstruktion dienlichen Quellenmaterialien. Neben den Unterlagen, welche einen Einblick in das jüdische Leben in Oberwart/Felsőőr gewährten, konnten folgende Planmaterialien, Fotografien und Bestandsaufnahmen eine angemessene Rekonstruktion der Synagoge und deren Umgebung ermöglichen. Abb. 15: Historischer Kataster – Urmappe, Übersicht Oberwarth/ Felsőőr, 1857 Für die Darstellung der umliegenden Gebäude wurde die Urmappe aus dem Jahr 1857 herangezogen und der in der Abb. 15, weiß markierte Auszug benötigt. Dieser Ausschnitt wurde so eingegrenzt, dass die Kirchen der drei unterschiedlichen Konfessionen enthalten sind und sich die Synagoge im Mittelpunkt befindet. 28 Abb. 16: Historischer Kataster – Urmappe, Oberwarth/Felsőőr, Ausschnitte der Blätter 11, 15 und 16, 1857 Da die Synagoge allerdings erst im Jahr 1904 erbaut wurde, ist sie im historischen Kataster nicht eingetragen. Sie sollte in späterer Folge an der Stelle der weißen Markierung, siehe Abb. 16, errichtet werden. Um die Bauaktivitäten der auf das Jahr 1857 folgenden Jahre zu eruieren, wurden die Fortführungsmappen aus den Jahren 1928 und 1934 herangezogen (siehe Abb. 18). Diese Katasterpläne beinhalten allerdings nur einen beschränken Ausschnitt um das Gebäude der Synagoge und so wurden unterstützend Ansichtskarten der Stadt Oberwart/Felsőőr analysiert. Dabei war vor allem eine kolorierte Aufnahme, etwa aus dem Jahr 1928 von Bedeutung, welche die Stadt aus der Sicht vom Turm der katholischen Kirche zeigt. Abb. 17: Ansichtskarte Oberwart/Felsőőr, um 1928 29 Abb. 18: Fortführungsmappen, 1928 (rechts), 1934 (links) Nachdem die Grundmauern des Gebäudes in der heutigen Form gleich der des Tempels sind, konnten die Maße des Auswechslungsplanes und einer Vermessung Vorort verwendet werden. Abb. 19: Grundriss EG, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996 30 Abb. 20: Schnitt, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996 Für die Rekonstruktion des Dachstuhls wurden die Ergebnisse der Vermessung des Gebäudes herangezogen. Abb. 21: Dachstuhl der ehem. Synagoge in Oberwart/Felsőőr, 2014 Wie das Synagogengebäude allerdings in seiner gesamten Erscheinung ausgesehen hat, kann nur an den Darstellungen der Ansichtskarten abgelesen werden. (siehe Abb. 22 und Abb. 23) Um gewisse Maße und Details zu analysieren halfen Fotografien des Gebäudes als Feuerwehrlöschgerätehaus, Aufnahmen des Umbaus zur Zentralmusikschule und die Begutachtung des Gebäudes in seiner heutigen Gestalt. 31 Abb. 22: Ausschnitt einer Abb. 23: Ausschnitt einer Postkarte von Ansichtskarte von Oberwart/Felsőőr, Oberwart/Felsőőr, Kaufmann 1937 Julius Kohn, 1905 Abb. 24: Feuerwehrhaus, Abb. 25: Feuerwehrhaus, ehem. Synagoge von ehem. Synagoge von Oberwart/Felsőőr, 1996 Oberwart/Felsőőr, undatiert Abb. 26 - 28: Umbau des Feuerwehrhauses zur Zentralmusikschule, 1996 32 Abb. 29: Zentralmusikschule, Abb. 30: Zentralmusikschule, ehem. Synagoge von ehem. Synagoge von Oberwart/Felsőőr, 2014 Oberwart/Felsőőr, 2012 Die einzige Aufnahme des Innenraumes scheint bei der ersten Betrachtung, aufgrund der großen Personenzahl welche fotografiert wurde, nicht sehr aufschlussreich zu sein. Allerdings konnten durch eine Fotobearbeitung und einer genauen Analyse folgende Informationen abgelesen werden: Abb. 31: „Shavuot Feier in Oberwart mit all den jüdischen Kindern“, Analyse der Innenaufnahme, undatiert 33 #1 Die Frauengalerie verlief an den Seiten bis nach vorne zur süd-östlichen Außenwand. #2 Die Form und Ausgestaltung der Bänke ist zu erkennen und ermöglicht eine Rekonstruktion. #3 An den seitlichen Wänden im vorderen Bereich waren ebenfalls Bänke positioniert. #4 Die dunkle Farbe des Fußbodens lässt vermuten, dass es sich um einen Holzbelag handelte, was in der Synagoge in Kobersdorf auch zugetroffen haben dürfte. (In den Bestandsplänen der Kobersdorfer Synagoge ist ein Holzbohlenbelag eingetragen.) Ein heller Bereich direkt über dem Boden weist auf einen Sockel hin, auf welchem die Kinder der dritten Reihe von vorne stehen. #5 An der Vorderkante des Sockels war ein Holzgeländer, mit einem Handlauf montiert. #6 Auf der Fotografie ist ein Teil des Musters des Thoravorhangs („Parochet“) zu erkenne. Vor dem Vorhang hängte das Ewige Licht („Ner Tamid“). Der Thoraschrein selbst ist nicht sichtbar. #7 Zwei Thorarollen werden von den Kindern gehalten. #8 Rechts neben dem Thoraschrein befand sich eine Uhr. Des Weiteren ist die Bemalung der süd-östlichen Wand mit einem Steinmuster zu erkennen. Aufgrund der Aufstellung der Kinder kann darauf geschlossen werden, dass sich der Thoraschrein auf einem weiteren Podest befand, da die hintersten Personenreihen erhöht standen. Da das Quellenmaterial der Synagoge in Kobersdorf sehr aufschlussreich und vielfältig war, wurde dieses für die Rekonstruktion einiger Details der Synagoge herangezogen. Von Bedeutung waren in diesem Fall weniger die Grundrisse und Schnitte der Bestandspläne aus dem Jahr 1977, sondern die Detailpläne der Tischlerarbeiten für die Eingangstüre und die Ausgestaltung der Fenster. Fotografien jener Details unterstützten den Prozess der Rekonstruktion. Auch ein, für die Gestaltung des Innenraums wichtiges Detail, wurde in seiner Ausformung der Synagoge in Kobersdorf nachempfunden, nämlich der 34 Kronleuchter, welcher durch Innenaufnahmen der Synagoge rekonstruierbar wurde. Abb. 32: Detailplan Türe, Synagoge Abb. 33: Aufnahme Kobersdorf, 1977 der Türe, Synagoge Kobersdorf, 1984 Abb. 34: Detailplan Fenster, Abb. 35: Aufnahme Synagoge Kobersdorf, 1977 eines Fensters, Synagoge Kobersdorf, 2007 35 Abb. 36: Detailplan Rosettenfenster, Abb. 37: Aufnahme Synagoge Kobersdorf, 1977 eines Rosettenfensters, Synagoge Kobersdorf, 2007 Abb. 38: Innenaufnahme der Synagoge Kobersdorf, undatiert 36 Das Quellenmaterial der Synagoge in Neunkirchen beschränkte sich auf Fotografien vor (siehe Abb. 14) und während des Abbruches des Gebäudes. Abb. 39: Abbruch der Synagoge Abb. 40: Abbruch der Synagoge Neunkirchen, 1984 Neunkirchen, 1984 37 4.3 Arbeitsprozess Die Vorgangsweise im Prozess der virtuellen Rekonstruktion einer Synagoge oder auch anderer Gebäude, hängt vor allem von den vorhandenen Unterlagen und Materialien ab. Im durchaus ungewöhnlichen Fall der Synagoge in Oberwart/Felsőőr war die Tatsache, dass das Gebäude in Grundzügen nach wie vor erhalten ist ausschlaggebend dafür, eine Herangehensweise zu entwickeln, welche sich auf diese Tatsache stützt. Konkret bedeutet dies, dass die Vermessung und Analyse des Bestandes grundlegend für die virtuelle Rekonstruktion war. Allerdings wären diese Prozesse nicht von so großer Bedeutung gewesen, wenn Planunterlagen der Synagoge vorhanden gewesen wären. Aufgrund der mehrmaligen Umbauten des Gebäudes können heute aber nur wenige Schlüsse auf das tatsächliche Aussehen des Tempels gezogen werden, was dazu führte, dass eine Interpretation anhand von Fotografien und Vergleichsobjekten notwendig wurde. Durch diese Vorgehensweise wurde versucht eine digitale Nachbildung der Synagoge in Oberwart/Felsőőr anzufertigen, welche durch nachvollziehbare Vergleiche und Annahmen, dem tatsächlichen Aussehen des Gebäudes entspricht. Die folgenden Darstellungen sollen nachvollziehbarer Weise erläutern. 38 die Herleitung einiger Details in Abb. 41: Analyse – Grundriss Erdgeschoss Hinter dem Thoraschrein dürfte sich eine Wandnische befunden haben, welche erst mit dem Umbau zur Zentralmusikschule verschlossen wurde. Ob sich die Ausgestaltung des Stiegenhauses, vor der Umfunktionierung des Gebäudes zum Feuerwehrlöschgerätehaus von jener danach wesentlich unterschieden hat, konnte nicht eruiert werden. Die Öffnung der Eingangstüre wurde im Zuge des ersten Umbaus verschlossen und davor ein Holzturm zum Aufhängen und Trocknen der Feuerwehrschläuche errichtet. 39 Abb. 42: Analyse – Grundriss Empore Im vorderen Drittel der nordöstlichen Wand gab es im Inneren einen Wandsprung, welchem das Gesimse und die Hohlkehle an der Decke folgten. Jene beiden Gestaltungselemente sind heute noch erhalten. Ebenso die Öffnung des Rundfensters, sie dürfte ähnlich der originalen Ausführung sein. 40 Abb. 43: Analyse – Ansicht Eingangsfassade Im Zuge des Umbaus zur Zentralmusikschule wurde die Fassade der originalen Ausgestaltung nachempfunden. Dies geschah vermutlich durch Studien der Überreste, welche sich hinter dem Holzturm befanden. Dieses Quellenmaterial wurde ebenfalls im Prozess der virtuellen Rekonstruktion herangezogen. 41 Die Zwiebeltürmchen konnten nur anhand der Aufnahme von 1904 rekonstruiert werden. Da über die Beschaffenheit der Fenster und Türen keine Informationen aufgetrieben werden konnten, wurden die Details der Synagoge in Kobersdorf adaptiert. Abb. 44: Analyse – Schnitt Der Dachstuhl des heutigen Gebäudes ist noch jener aus der Zeit der Errichtung der Synagoge. Dieser wurde vermessen und analysiert. Sowohl die Form des Gesimses an der Fassade, als auch jene der Gesimse im Inneren sind nach wie vor erhalten. Ein Holzabschluss bildete eine Umrandung der Galerie und konnte anhand der Innenaufnahme rekonstruiert werden. Wie die 42 Ausgestaltung der Fensteröffnungen im Inneren ausgesehen hat, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, allerdings lässt eine Aufnahme während dem Umbau des Gebäudes zur Zentralmusikschule eine Interpretation zu. Abb. 45: Analyse – Ansicht Nord-Ost-Fassade Die ungefähre Höhe und Tiefe des Sockels an den Außenfassaden konnte durch die erhaltenen Reste festgestellt werden. Eine Ansichtskartenaufnahme bestätigt die Annahme, dass es Faschen um die Fenster- und Türöffnungen als Fassadengestaltung gab. Einheitlich wurden für die Rekonstruktion der Fenster und Türen die Details der Synagoge in Kobersdorf herangezogen. Aufbauend auf diesen Analysen und Entscheidungen bezüglich der Vergleichsobjekte konnte mit der Erstellung des dreidimensionalen Modells begonnen werden. 43 Die Gebäudeabmessungen Da die Abmessungen der Grundmauern sowohl in den Einreichplänen zum Umbau zur Zentralmusikschule, als auch durch die Bestandsaufnahme und Vermessung gegeben waren, konnten diese laut jenen Unterlagen erstellt werden. Bei der Geschoßhöhenermittlung wurde die Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1996 herangezogen, wobei beim Umbau zum Feuerwehrlöschgerätehaus eine durchgehende Decke eingezogen wurde und diese nicht mit Gewissheit dieselbe Höhe der ursprünglichen Decke hatte. Daher wurde zur Überprüfung eine Analyse des Innenraumfotos der Synagoge durchgeführt: Abb. 46: Analyse – Innenraumfoto Durch die Ermittlung des Fluchtpunktes der Aufnahme konnte der Boden und die Galerie ergänzt werden und so wurde die Raumhöhe ermittelt. Die Deckenstärke der Empore wurde mit 25cm festgelegt. Dies ist ein Maß, welches bei der Synagoge in Kobersdorf vorzufinden war und auch in etwa am Innenraumfoto abzulesen ist. Des Weiteren wurde die Abmessung des Luftraums abgeleitet. Der oberste Abschluss des Innenraumes ist heute noch erhalten und die Höhe konnte durch die Vermessung festgestellt werden. 44 Die Dachkonstruktion Ebenfalls im Bestand ablesbar war die Konstruktion des Dachstuhls. Nach der Vermessung konnten Grundriss und Schnitte angefertigt werden, um auf deren Basis das dreidimensionale Modell aufzubauen. Beim dreifach stehenden abgestrebten Pfettendachstuhl wird der Pfosten unter der Firstpfette abgestrebt, um so einen Hängepfosten zu erhalten, welcher einen begehbaren Dachraum in der Mitte ermöglicht. Dies wurde ebenfalls durch die Abstrebung der Mittelpfette ermöglicht. 54 Abb. 47: Schnitte und Grundriss der Dachkonstruktion 54 SCHMITT, Die Bauteile und das Baugefüge Grundlagen des heutigen Bauens, p.487 45 Abb. 48: Rekonstruktion des Dachstuhls Die Fassaden Die Rekonstruktion der straßenseitigen Fassade wurde zum Großteil auf einer Fotografie aus dem Jahr 1996 gestützt. Es konnten folgende Details abgeleitet werden: Abb. 49: Rekonstruktion der Eingangsfassade 46 Die Kontur der repräsentativen Zwiebeltürmchen konnte nicht eindeutig festgestellt werden, da die wenigen Aufnahmen die Synagoge nur sehr klein zeigen und die Auflösung dementsprechend klein ist. Dennoch wurde eine Interpretation anhand des vorhandenen Materials abgeleitet. Die zwei Türmchen dürften ident in Erscheinung getreten sein, lediglich der Sockel wurde unterschiedlich ausgeführt. [Nachdem die Materialität der Zwiebeltürmchen nicht eindeutig zuordenbar ist, wurde im Prozess der Visualisierung eine dunkle Metalltextur zugewiesen. (Vergleichbar mit einer angelaufenen Bronze- bzw. Kupferlegierung.) Die Säule unter den Zwiebeltürmchen zeigt sich lediglich in der Aufnahme aus dem Jahr 1905 mit einer dunklen Materialität. Daher wurde in der Visualisierung eine weiße Fassadenfarbe eingesetzt.] Abb. 50: Rekonstruktion der Zwiebeltürmchen Da die Gesimse im Traufenbereich an der Zentralmusikschule nach wie vor ablesbar sind, konnten sie anhand der Einreichpläne aufgebaut werden. Die genaue Ausformung vermittelte die Analyse des Bestandes. Abb. 51: Rekonstruktion der Gesimse 47 Im Falle der Fensteröffnungen waren laut Bestand die Breite und Position dieser gegeben, allerdings wurden die Höhen verändert. Diese wurden anhand eines Rasters, welcher auf der Fotografie aus dem Jahr 1904 aufgetragen wurde, ermittelt. Das Ergebnis wurde mit demselben Prozess, anhand anderer Fotografien und Aufnahmen vom Umbau 1996, verglichen und bestätigt. Abb. 52: Höhenermittlung Fensteröffnungen Nachdem, aufgrund der fehlenden Unterlagen, keine Rekonstruktion der Fenster und Türen der Synagoge in Oberwart/Felsőőr erstellt werden konnte, wurde das Vergleichsobjekt Synagoge Kobersdorf herangezogen. Abb. 53: Rekonstruktion der Fenster und Türen 48 Der Innenraum Das Inventar und die Ausgestaltung des Betraumes konnte nur anhand der einzigen Innenaufnahme der Synagoge und dem Vergleichsobjekt in Kobersdorf rekonstruiert werden. Doch nachdem durch die Analyse der Aufnahme des Innenraumes einige Details festgestellt werden konnten, bilden diese einen wichtigen Teil in der Modellierung des Tempels. Durch Verzerren des Bildausschnittes mit den Sitzbänken konnte das seitliche Profil dieser dargestellt werden. Daran anschließend wurde eine Sitzfläche und eine Rücklehne mit Lesepult und Fach für Gebetsbücher modelliert. Was nicht aus der Aufnahme hervorgeht ist, ob sich die Sitzbänke auf einer hölzernen Erhöhung befunden haben. Da dies aber in den meisten Synagogen der Fall war, wurde es in der Rekonstruktion so dargestellt. Abb. 54: Rekonstruktion der Sitzbänke Bei der Aufstellung der Sitzbänke waren lediglich die Abstände der ersten Sitzreihen im Bereich des Mittelganges abzuschätzen. Bei der Anordnung wurde allerdings auch auf die ungefähre Anzahl der Sitzplätze geachtet, denn diese belief sich, laut dem vormaligen Vorstand Kultusgemeinde Oberwart/Felsőőr, auf ca. 120 Plätze. 55 der Israelitischen So ergab sich in der Rekonstruktion eine Aufstellungen mit 72 Sitzplätzen im Erdgeschoss und 52 Sitzplätzen auf der Empore. 55 Angaben von Benjamin Israel Heinrich, vormaliger Vorstand der IKG Oberwart. Aktennotiz, IKG Wien, Rechtsbüro, 22.7.1940. A / VIE / IKG / I-III / IKG / Oberwart / 1 / 3. 49 Abb. 55: Sitzbankaufstellung, Links: Erdgeschoss, Rechts: Empore Das Profil des Handlaufs der Brüstung ist auf der Fotografie zu erkennen, allerding nicht der restliche Teil des Geländers. Im Modell wurde eine Kassettierung eingefügt, da dieses Gestaltungs- und Konstruktionselement in der Synagoge in Kobersdorf ausgeführt wurde. Abb. 56: Rekonstruktion der Brüstung 50 Im Innenraum zwischen den Fenstern befinden sich, zum Teil auch noch heute Gesimse. Sie bilden einen Übergang zur Hohlkehle, welche bis zur Decke verläuft. Das Detail wurde Vorort vermessen und konnte so modelliert werden. Abb. 57: Rekonstruktion der Gesimse Innen Fehlende Unterlagen bezüglich Leuchtkörper im Betraum machten das Heranziehen eines Vergleichsobjektes notwendig. Es wurde ein Leuchter (nicht der Hauptleuchter) der Synagoge in Kobersdorf, mittels fotografischer Vorlage, nachmodelliert. Abb. 58: Rekonstruktion des Leuchters 51 Ein anderes wichtiges Gestaltungselement des Innraumes der Synagoge in Oberwart/Felsőőr war die Bemalung der Wände in Stein- oder Marmoroptik. Dieses Muster wurde mittels Fotobearbeitungsprogramm aus der Aufnahme extrahiert und vervielfältigt. Dann wurde die Vervielfältigung so abgeändert, dass insgesamt eine homogene und nicht repetitiv wirkende Gesamtoberfläche entstand. So wurde ein Pattern mit ungefähr 40 Einzelteilen generiert, in Graustufen abgewandelt und im Zuge des Visualisierungsprozesses auf die Wand aufgetragen. Abb. 59: Rekonstruktion der Wandbemalung Der Thoravorhang wurde im dreidimensionalen Modell als eine dünne, leicht gewellte Fläche erstellt, welche aber noch nicht den Informationsgehalt der Fotografie beinhaltete. Um das Motiv des Vorhanges zu modellieren, wurden zunächst die Umrisse des Musters, mittels CAD-Software mit Linien und Splines, nachgezeichnet. Anschließend wurden, mittels Fotobearbeitungsprogramm, diese Konturen färbig ausgefüllt und mit einer Stofftextur versehen. Für die Farbe und Struktur des Samtes wurde von einer Fotografie, eines Thoravorhanges das Motiv entfernt und hinter das nachmodellierte Muster gelegt. Die Ergänzung der seitlichen und unteren Sterne, sowie die Umrandung des Vorhanges und die Farbgebung sind reine Interpretation des vorhandenen und recherchierten Materials. Der Schriftzug über der Krone ist auf der Aufnahme ebenfalls nicht eindeutig zu erkennen. Lediglich der Buchstabe ( שhebräisch: Shin) ist lesbar. Allerdings wurde ein ähnlicher Thoravorhang recherchiert, welcher diesen Buchstaben an etwa derselben Stelle enthielt. Er ist Teil der Aufschrift: 52 Übersetzt: „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich unter ihnen wohne.“ 56 Dieselbe Aufschrift befindet sich über dem Haupteingang der großen 5F Synagoge in Budapest (in der Dohány-Straße), möglicherweise eine Bestätigung der Interpretation der Aufschrift (Zugehörigkeit zu Ungarn). Die beiden Lettern links und rechts neben der Krone sind ein häufig verwendetes Motiv in der Gestaltung von Thoravorhängen. Der rechte, in der Fotografie sichtbare Buchstabe ist ein: ( כhebräisch: Kaph), der Anfangsbuchstabe des Wortes Ketubim (Schriften). Ergänzend, links neben der Krone, befand sich der Buchstabe: ( תhebräisch: Taw), der Anfangsbuchstabe des Wortes Thora. Abb. 60: Rekonstruktion des Thoravorhanges Die Form und Ausgestaltung des Thoraschreins konnte nicht anhand der Fotografie des Innenraumes abgelesen werden. Der Grund dafür sind die aufgehängten Zweige, welche die Sicht auf den Thoraschrein versperren. Die Aufnahme wurde im Zuge einer Schawuot Feier angefertigt. Schawuot, das jüdische Wochenfest, ist eines der drei Wallfahrtsfeste und in seiner biblischen Herkunft ein Erntefest. Es erinnert an die Offenbarung am Sinai, wo die zehn Gebote empfangen wurden. Während dieses Festes besteht oft der Brauch das Haus und die Synagoge mit frischem Grün zu schmücken. 57 56F 56 Lutherbibel 1912, 2.Mose 25:8 DIENEMANN Max, Schawuot. In: Jüdisches Fest / Jüdischer Brauch – Ein Sammelwerk. 1979, p.280-287 57 53 So wurde nur eine sehr abstrakte Darstellung des Thoraschreins gewählt, welche sich auf eine Aufnahme der Synagoge in Neunkirchen bezieht. Die ungefähre Breite des Schreins konnte der Innenraumfotografie entnommen werden. Abb. 61: Rekonstruktion des Thoraschreins Über die Bima, dem Platz von dem aus die Thora verlesen wurde, ist nichts Näheres bekannt. Vermutlich wurde das Pult, auf welchem die Thorarollen aufgelegt wurden, zum Zwecke der Fotoaufnahme der Schawuot Feier zur Seite geschoben. Es wurde somit auch eine abstrakte Darstellung dieses Einrichtungsgegenstandes erstellt. Abb. 62: Rekonstruktion eines Lesepults 54 Das Ewige Licht (Ner Tamid) hingegen ist ein Einrichtungselement, welches sehr gut auf der Innenaufnahme zu erkennen ist. Dieses wurde durch eine Analyse und Ermittlung der Kontur des Objektes nachmodelliert, sowie auch die Aufhängung mittels Kette dargestellt wurde. Bis zu welcher Höhe die Kette reichte und wie sie befestigt wurde ist nicht zu erkennen. Es wurde eine abstrakte Form eines Hackens, welcher aus dem Thoraschrein ragt, gestaltet. Abb. 63: Rekonstruktion des Ewigen Lichtes 55 Das Ergebnis der Modellierung der Elemente des Innenraumes zeigt eine naheliegende Interpretation der vorhandenen Unterlagen. Es vermittelt so einen Eindruck über die Gestaltung und Nutzung der Synagoge in Oberwart/Felsőőr. Abb. 64: Visualisierung des Betraumes 56 Die Umgebung Bei der Rekonstruktion der umliegenden Gebäude wurde ein Ausschnitt von Oberwart/Felsőőr gewählt, welcher es ermöglichte die Stadtansicht der zahlreichen Ansichtskarten nachzustellen. Zu diesem Zwecke wurde ein etwa 1km x 400m großer Bereich analysiert. Es wurde der historische Kataster als Grundlage herangezogen und mittels Informationen aus Ansichtskarten ergänzt. So konnte ein Schwarzplan mit eingetragenen Straßenzügen der Umgebung erstellt werden. (siehe Abb. 64, Synagoge rot markiert, Kirchen blau markiert) Abb. 65: Schwarzplan von Oberwart/Felsőőr um 1928 Für die dreidimensionale Darstellung dieses Ausschnittes wurden die Gebäudehöhen und Dachformen anhand der Darstellungen der Ansichtskarten und Fotografien einzelner Straßenzüge ermittelt. Im Falle von Oberwart/Felsőőr spielte das Gelände in der Erstellung des Umgebungsmodells auch eine wichtige Rolle. Denn bei Annahme des Niveaus der Synagoge auf ±0,00m, befindet sich die katholische Kirche (in Abb. 64 am rechten Bildrand) auf einer Höhe von etwa +8,50m und die evangelische H.B. (reformierte) Kirche (in Abb. 64 am linken Bildrand) auf einer Höhe von etwa +1,50m. Diese Topografie erhält in einer Darstellung von einem Punkt hinter der katholischen Kirche aus eine sichtbare Bedeutung. Um das Gelände zu modellieren wurde die Software „SketchUp“ zur Hilfe gezogen. Jenes Programm ermöglicht einen Import von „Kartendaten“ und deren Geländeausformungen. Die so erhaltene Topografie, in Form einer Fläche, wurde in das Programm ArchiCAD übertragen und bildete dort eine Grundlage als Objekt. Die Fläche wurde in eine Freifläche gewandelt. Dieser 57 Vorgang ermöglichte es die Straßenzüge auszuschneiden, um ihnen eine differenzierte Materialität zuordnen zu können. Den abstrakt modellierten Umgebungsgebäuden musste ihr Ursprung auf der Höhe des jeweiligen Geländes zugewiesen werden. Die Modellierung der Umgebung im heutigen Zustand wurde anhand der aktuellen digitalen Katastralmappe durchgeführt und als Schwarzplan dargestellt. Es wurde ein kleinerer Ausschnitt gewählt, da im anschließenden Prozess der Visualisierung die Darstellung der Synagoge im Mittelpunkt stand. Abb. 66: Schwarzplan von Oberwart/Felsőőr 2015 Die dreidimensionale Erstellung der heutigen Umgebung erfolgte ebenfalls mittels der importierten Topografie, der Modellierung der Gebäude und dem Anlegen der Straßenzüge, wobei das Niveau der Straßen herabgesetzt wurde, um eine Gehsteigkante zu generieren. Dies war im Falle des historischen Umgebungsmodells nicht notwendig, da es zu jener Zeit laut Ansichtskarten noch keine Gehsteige in diesem Sinne gab. Das Ergebnis sind zwei virtuelle Umgebungsmodelle, welche den Kontext der Synagoge und deren Standort im Stadtgefüge darstellt. 58 Abb. 67: Virtuelle Rekonstruktion der Umgebung um 1928 Abb. 68: Virtuelle Rekonstruktion der Umgebung 2015 59 60 4.4 Modellierung mittels ArchiCAD Im folgenden Kapitel wird beschrieben, wie in der Erstellung des virtuellen Modells mit der eingesetzten Software umgegangen wurde. Es wird im Speziellen erläutert, welche Funktionen und Einstellungen angewandt wurden, um ein gegliedertes und übersichtliches Arbeiten zu ermöglichen. Das Programm ArchiCAD der Firma Graphisoft in der Version 18 (2014) kam zur Anwendung und ermöglichte durch eine objektorientierte Arbeitsweise die Modellierung der dreidimensionalen Rekonstruktion. Als Grundlage für die Erstellung der räumlichen Abbildung dienten zuvor ausgearbeitete, digitale, zweidimensionale Pläne. Die in der Software ArchiCAD 18 vorhandene Einstellung der Gliederung des Modells in Geschosse, ermöglicht eine Bearbeitung dieser und strukturiert die Objekte in der vertikalen Richtung. Eine weitere wichtige Funktion ist die Zuordnung der Elemente zu Ebenen (Layer). Diese können ein- oder ausgeblendet werden, um sie so einzeln bearbeiten zu können und das Gesamtmodell zu gliedern. Die Erstellung von GDL-Objekten (Geometric Description Language) und deren Zuordnung in der „Bibliothek“ ermöglichen einen effizienten Umgang mit diesen, teils aufwendig konstruierten Objekten, wie zum Beispiel Einrichtungselemente oder Fenster. Die folgenden Beschreibungen und Darstellungen sollen die Vorgehensweisen mit diesen Funktionen erklären und anhand von Beispielen einen Einblick in die Arbeitsweise gewähren. So wird die Strukturierung des dreidimensionalen Modells nachvollziehbar erläutert. 61 Die Geschosse Im Modellierungsvorgang war die Geschosseinteilung, vor allem für die Rekonstruierung der Decken, Einrichtungsgegenstände, Rundfenster und des Dachstuhls und deren zugehörigen Referenzhöhen, von Bedeutung. Da sich die Außenwände und Langfenster über zwei Geschosse erstrecken, wurden diese in ihrer gesamten Höhe im Erdgeschoss erstellt und beziehen sich auf jenes Niveau. Die Zuweisung der Elemente auf ein bestimmtes Geschoss zeichnet sich ebenfalls im Grundriss ab, da sie nur auf dem zugewiesenen Geschoss sichtbar werden. Die Geschosse wurden so zugewiesen, dass ihre Höhe von der Fußbodenoberkante des einen, bis zu jener des darüber liegenden Geschosses reicht. Als Ursprung und Nullpunkt wurde das Fußbodenniveau des Betraumes gewählt und insgesamt erstreckt sich das virtuelle Modell der Synagoge in Oberwart/Felsőőr über drei Geschosse. Erdgeschoss: von ±0,00 bis +3,40 Geschosshöhe: 3,40 m Obergeschoss: von +3,40 bis +6,89 Geschosshöhe: 3,49 m Dachgeschoss: von +6,89 bis +10,90 Geschosshöhe: 4,01 m Abb. 69: Geschosse des ArchiCAD-Modells 62 Die Ebenen (Layer) Die Ebenenstruktur der ArchiCAD Software ermöglicht das zielgerichtete Arbeiten mit zugewiesenen Objekten. Sowohl das Ein- und Ausblenden der Ebenen, als auch das Sperren dieser, bietet den Vorteil nur bestimmte Teile des Modells zu bearbeiten. Bei der Modellerstellung wurde keine voreingestellte Ebenenkombination verwendet, sondern eine Struktur angelegt, welche auf die notwendige Anzahl und Benennung der Ebenen Rücksicht nimmt. So wurden insgesamt 14 Ebenen angelegt, wovon 12 auf den nachfolgenden Seiten dargestellt sind. Auf der „07 Hilfsebene“ befinden sich Objekte, welche für die Modellierung der Synagoge notwendig waren. Diese wurden allerdings in der dreidimensionalen Darstellung ausgeblendet. Der Ebene „07 Zeichnung“ wurden zweidimensionale Hilfslinien und Zeichnungen zugeordnet. Die ArchiCADEbene ist eine von der Software vorgegebene Ebene, welche allerdings mit keinen Objekten belegt wurde. Abb. 70: Verwendete Ebenen im ArchiCAD-Modell 63 01 Außenwände 01 Fassade 01 Innenwände 02 Decken 03 Dach 03 Dachkonstruktion Abb. 71: Ebeneninhalte Nr. 01-03 64 04 Fenster/Türen 05 Einrichtung 05 Geländer 05 Treppe 06 Umgebung 1928 06 Umgebung Heute Abb. 72: Ebeneninhalte Nr. 04-06 65 Die Objektbibliothek Nach der Modellierung von Einrichtungsgegenständen, Fenstern oder Türen mittels Morphs, Profilen und anderen Funktionen, können die fertiggestellten Elemente als Objekte in der Bibliothek gespeichert werden. So können sie in weiterer Folge leicht vervielfältigt, verschoben, aber auch bearbeitet werden. Ein weiterer Vorteil der Verwendung von Bibliothekselementen ist die Reduzierung der Datenmenge, da die Objekte in der Programmiersprache GDL (Geometric Description Language) gesichert werden. Die in der Abbildung 72 dargestellten Objekte wurden modelliert abgespeichert. Abb. 73: Objekte der Objektbibliothek 66 und als Bibliothekselemente Der Profilmanager Die Funktion des Profilmanagers wurde bei der Modellierung der Brüstungen, Gesimse, Hohlkehlen, Bänke und anderer Elemente eingesetzt. Dieses Tool ermöglicht es ein beliebig gestaltetes Profil entlang einer Wand, einem Unterzug oder einer Säule zu extrudieren. Im Falle der Brüstung wurde der Handlauf und der Sockel, bzw. der Galerieabschluss auf diese Weise konstruiert. Die ebene Fläche dazwischen wurde als einfache Wand hergestellt, von welcher in späterer Folge die Kassettierung abgezogen wurde. Die im Profilmanager erstellten Elemente der Brüstung verhalten sich wie Wandobjekte und werden so bei einem Verlauf über eine Ecke automatisch verschnitten. Abb. 74: Profil der Brüstung Abb. 75: Brüstungsecke 67 Das Schalen-Werkzeug Dieses Werkzeug kam sowohl in der Modellierung der Zwiebeltürmchen, als auch bei Teilen des Leuchters und des Ewigen Lichtes zum Einsatz. Mit der Funktion „Geometriemethode: Rotiert“ wird das zuvor ermittelte Profil um eine Achse gedreht und ergibt so eine Rotationsfläche. Abb. 76: Modellierung der Zwiebeltürmchen Das Morph-Werkzeug Um ein zuvor erstelltes Element frei modellieren zu können, kann dieses in ein „Morph“ konvertiert werden. So setzt sich das Objekt aus Knotenpunkten, Kanten und Flächen zusammen, welche beliebig verändert werden können. Durch die Verschiebung dieser Eigenschaften ändert sich die Geometrie des Morphelements. Das Werkzeug wurde zum Beispiel für die Erstellung der Fensteröffnungen verwendet. Die abgeschrägte innere Fensterlaibung konnte durch die Abänderung eines zuvor erstellten Wandprofils generiert werden. Mittels dem „Solid Element-Befehl: Abzug“, wurde das Negativ der Öffnung aus der Wand herausgeschnitten. 68 Abb. 77: Modellierung der Fensteröffnungen Die Oberflächenmaterialien Bei der Modellierung der Synagoge im Programm ArchiCAD war die Art der Texturen nicht von Bedeutung, da die tatsächliche Materialbelegung in weiterer Folge im Programm Artlantis durchgeführt wurde. Um allerdings die für die Visualisierung sichtbaren Oberflächen mit unterschiedlichen Materialien belegen zu können, war es notwendig auch im Modellierungsprozess verschiedene Oberflächen zuzuordnen. So musste schon in jenem Prozess bedacht und entschieden werden, auf welchen Elementen sich unterschiedliche Materialien zeigen sollten. 69 70 5. Visualisierung Bevor der Prozess der Visualisierung gestartet werden konnte, musste das gesamte dreidimensionale Modell in dem Programm ArchiCAD fertiggestellt werden. So wurden noch Details, wie die Gehsteigkanten oder die Straßenlaternen ergänzt und ergeben dadurch eine Komplettierung des Erscheinungsbildes dieses Modells. Wie in Kapitel 4.4 erläutert, war die Materialzuordnung bereits bei der Modellierung von Bedeutung, allerdings spielte die Art der Materialien zu diesem Zeitpunkt noch keine Rolle. Denn nach der Übertragung der Daten in das Programm Artlantis besteht so die Möglichkeit, die unterschiedlichen Materialien mit verschiedenen „Shaders“ zu texturieren. Die Layerzuordnung ist hier ebenfalls relevant, da die Materialien nach der Oberflächentextur und dem Layer strukturiert sind. Für die Erstellung der Visualisierungen wurde das Rendering-Programm Artlantis Studio 5 verwendet. Diese, für ArchitektInnen und DesignerInnen, entwickelte Software bietet eine zuverlässige Voransicht während des Prozesses der Materialbelegung und Bearbeitung. Die zusätzliche Funktion der Anfertigung von „3D Panoramen“ ermöglicht eine virtuelle Begehung des Modells. Nach der Übertragung des dreidimensionalen Modells in das Programm Artlantis wurden Einstellungen zur Belichtung vorgenommen. Des Weiteren erfolgte eine Ergänzung der Umgebung mittels Bepflanzung. Bei der Materialzuordnung wurde einerseits auf voreingestellte „Shader“ zurückgegriffen, andererseits auch individuelle Texturen erstellt und bearbeitet. Anschließend an den tatsächlichen Rendervorgang wurden die generierten Darstellungen mittels Bildbearbeitungsprogramm verfeinert, um möglichst realitätsnahe Details zu integrieren. 71 Die Texturen Bei der Materialienauswahl wurden entweder programminterne „Shader“ verwendet, abgeändert und bearbeitet, oder eigene Texturen erstellt. Im Falle des Holzbelags im Inneren des Betraumes wurde eine Abbildung eines Holzbretterbodens dahingehend verändert, dass eine möglichst realistische Darstellung in der Visualisierung erreicht wurde. Mittels einer sogenannten Bump Map wurde der Abbildung eine Information über Erhebungen in der Textur zugewiesen. Diese wurde dadurch im Rendervorgang miteinbezogen. Abb. 78: links: Bump Map Holztextur, rechts: Rendering Holzbelag Eine weitere Methode in der Erstellung einer Textur wurde im Falle des Thoravorhanges angewandt (siehe Kaptiel 4.3 Arbeitsprozess/Der Innenraum). Durch das Aufbringen eines einzelnen Bildes (ohne automatische Vervielfältigung) konnte ebenso der Ziegelkranz um das Rundfenster der Straßenfassade erstellt werden. Eine zuvor erzeugte Abbildung der einzelnen Ziegel wurde auf den Kranz aufgetragen und mittels Alpha-Kanal freigestellt. So war es möglich eine Diversität der Ziegeltextur zu erzielen um einen realistischen Eindruck zu erzeugen. Abb. 79: Ziegelkranz – Textur, Alpha-Kanal, Rendering 72 Die Beleuchtung Bei der Ausleuchtung des Modells wurde auf die Funktion „Heliodone“ zurückgegriffen. Diese ermöglicht, durch die Zuweisung eines Ortes, eine Simulation des Sonnenstandes. Es wurden die Koordinaten der ehem. Synagoge in Oberwart/Felsőőr eingegeben und die Nordausrichtung ergänzt. Abb. 80: Screenshot: Projektposition – Heliodone, Artlantis Studio 5 Als Ergänzung zu der natürlichen Belichtung, wurden Lichtquellen in die Straßenlaternen eingesetzt, um so eine Szenerie mit optimaler Ausleuchtung zu erhalten. Nachdem Zeit-, Wolken- und Schatteneinstellungen vorgenommen wurden, konnten Visualisierungen des Außenbereiches, mit der gewünschten Beleuchtung, erstellt werden. Im Innenraum wurden ebenfalls künstliche Lichtquellen in den Leuchter und das Ewige Licht eingesetzt. Diese unterstützen das seitlich einfallende Sonnenlicht und beleuchten den Betraum. Die Visualisierungen Die Abbildungen 81 und 82 zeigen das virtuelle Modell im Kontext der historischen Umgebung und stellen den direkten Vergleich zu einem oft verwendeten Ansichtskartenmotiv her. In den Abbildungen 83 und 84 wird das Gebäude als Synagoge, Feuerwehrlöschgerätehaus und Zentralmusikschule gezeigt und ermöglicht einen direkten Vergleich. Des Weiteren werden die Umbaumaßnahmen und Zubauten, welche in abstrakter Form dargestellt wurden, sichtbar. Die Abbildungen 85 bis 88 zeigen die Synagoge in der heutigen Umgebung, wobei das Rabbinatshaus in seiner ursprünglichen Form dargestellt wurde. Die Visualisierungen des Innenraumes, sowie die Darstellungen der Grundrisse und Schnitte, vermitteln einen Eindruck über den Betraum und zeigen die Struktur des Gebäudes. 73 Abb. 81: Vergleich: Ansichtskarte aus dem Jahr 1932 – Visualisierung 74 Abb. 82: Visualisierung der Synagoge in ihrer Umgebung 1932 75 Abb. 83: Vergleich: Synagoge – Feuerwehrhaus – Musikschule 76 Abb. 84: Vergleich: Synagoge – Feuerwehrhaus – Musikschule 77 Abb. 85: Die Synagoge in der heutigen Umgebung, Blick aus Westen Abb. 86: Die Synagoge in der heutigen Umgebung, Blick aus Norden 78 Abb. 87: Die Synagoge, Blick aus Westen Abb. 88: Die Synagoge, Blick aus Norden 79 Abb. 89: Der Betraum Abb. 90: Blick von der Galerie 80 Abb. 91: Der Grundriss, Erdgeschoss 81 Abb. 92: Der Grundriss, Obergeschoss 82 Abb. 93: Querschnitt 83 Abb. 94: Längsschnitt 84 6. Schlussfolgerung Das Ergebnis des, von der Recherchearbeit bis zur Visualisierung reichenden Prozesses, ist veranschaulicht eine das Interpretation Erscheinungsbild der ermittelten des Gebäudes Unterlagen der und ehemaligen Synagoge in Oberwart/Felsőőr. Einige wenige Schlussfolgerungen für die virtuelle Rekonstruktion konnten aus dem heute noch bestehenden und genutzten Bauwerk gezogen werden. Allerdings wurde die detaillierte Nachbildung der nicht mehr vorhandenen Strukturen durch den Mangel an Planunterlagen und Fotografien wesentlich erschwert. In der Modellierung des virtuellen Modells, mittels der CAD-Software ArchiCAD, wurde auf alle ermittelten bzw. relevanten Unterlagen Bedacht genommen, um so eine möglichst realistische und detailgetreue Abbildung des Tempels darstellen zu können. Ebenso wurde im Visualisierungsprozess darauf geachtet, so wenige Einzelheiten wie möglich auf reine Interpretationsgrundlagen zu stützen. Die so entstandenen Darstellungen verdeutlichen die Relevanz einer intensiven Grundlagenermittlung und ermöglichen es die Synagoge von Oberwart/Felsőőr virtuell zu erleben. Das Gesamtprojekt der virtuellen Rekonstruktionen von Synagogen veranschaulicht, wie ein Teil eines nicht mehr vorhandenen historischen Gutes wieder zum Leben erweckt werden kann. So wird an das jüdische Leben vor dem Nationalsozialismus erinnert und ein Einblick in die Vergangenheit gewährt. Da diese Arbeit ein Teil des Projektes ist und in einer nachvollziehbaren und dokumentierten Arbeitsweise vorgegangen wurde, ist das virtuelle Modell des Tempels, im Falle neuer Erkenntnisse oder Unterlagen, für eine Weiterbearbeitung geeignet. Die stetige Erweiterung des Gesamtprojektes weist auf das wachsende Interesse an diesem Thema hin, welches wünschenswerter Weise bestehen bleibt und fortgeführt werden kann. 85 Literaturverzeichnis BAUMGARTNER Gerhard, Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Schlaining. Österreichisches Institut für Friedensforschung und Friedenserziehung. Stadtschlaining 1988 GENÉE Pierre, Synagogen in Österreich. Löcker Verlag. Wien 1992 GOLD Hugo, Gedenkbuch der untergegangenen Judengemeinden des Burgenlandes. Edition Olamenu. Tel Aviv 1970 HABRES Christof/REIS Elisabeth, Jüdisches Burgenland. Entdeckungsreise. Metroverlag. Wien 2012 HÖRZ Peter F.N., Jüdische Kultur im Burgenland. Historische Fragmente – volkskundliche Analysen (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Ethnologie der Universität Wien 26). Wien 2005 KAPAI Ernst, Drei Jahrzehnte Kommunalpolitik in Oberwart 1945-1975. In: Die Obere Wart. Festschrift zum Gedenken an die Wiedererrichtung der Oberen Wart im Jahre 1327. Oberwart 1977, p.279-286 KRINSKY, Carol Herselle, Europas Synagogen. Architektur, Geschichte und Bedeutung. Marixverlag. Wiesbaden 1997 MINDLER Ursula, Grenz-Setzungen im Zusammenleben. Verortungen jüdischer Geschichte in der ungarisch/österreichischen Provinz am Beispiel Oberwart/Felsőőr (Schriften des Centrums für Jüdische Studien 20). Innsbruck 2011 MINDLER Ursula, Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr. edition lex liszt 12. Oberwart 2013 SCHMITT Heinrich/HEENE Andreas, Hochbaukonstruktion: Die Bauteile und das Baugefüge Grundlagen des heutigen Bauens. Springer Fachmedien. Wiesbaden 1998 SCHWARZ Hans-Peter/HAMMER-SCHENK Synagoge. Klett-Cotta Verlag. Stuttgart 1988 86 Harold, Die Architektur der SHIRION Elisheva/Dr. MEIER SCHWARZ Synagogue Memorial (Hrsg.), Gedenkbuch der Synagogen und jüdischen Gemeinden Österreichs (Ashkenaz House Synagogue Memeorial). Horn 2012 THIEBERGER Friedrich (Hrsg.), Jüdisches Fest/Jüdischer Brauch. Ein Sammelwerk. Jüdischer Verlag. Königstein/Ts. 1979 TSCHÖGL Gert/TOBLER Barbara/LANG Alfred (Hrsg.), Vertrieben. Erinnerungen burgenländischer Juden und Jüdinnen. Mandelbaum Verlag. Wien 2004 Internetquellen Geschichte der Stadt Oberwart auf http://www.oberwart.gv.at/ [Zugriff: 08.05.2015] Kobersdorf auf http://www.austriansynagogues.com [Zugriff: 10.03.2015] Neunkirchen auf http://www.austriansynagogues.com [Zugriff: 10.03.2015] Joseph P. Weber über die Zeit vom März bis November 1938 in Oberwart und Wien auf https://vimeo.com/109899494 [Zugriff: 24.10.2014] Jüdischer Friedhof auf http://www.waechter-oberwart.at/ [Zugriff: 20.10.2014] Oberwart/Burgenland (Österreich) auf http://www.xn--jdische-gemeinden- 22b.de/ [Zugriff: 26.04.2015] Zeitschrift, Die Wahrheit auf http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/ [Zugriff: 30.10.2014] DAVID, Jüdische Kulturzeitschrift auf http://www.davidkultur.at/ [Zugriff: 22.10.2014] HP der Stadtfeuerwehr Oberwart. http://www.feuerwehr-oberwart.at/ [Zugriff: 19.04.2015] HP der Zentralmusikschule Oberwart. http://zentralmusikschule-oberwart.com/ [Zugriff: 21.04.2015] 87 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Rabbiner Dr. Oberwart/Felsőőr, Felix Blau beim Koscherstempeln ca. 1920. Quelle: in http://www.waechter- oberwart.at/typo3temp/pics/119d817cda.jpg, Zugriff: 14.04.2015 Abb. 2: Michael Rosenberg in Oberwart/Felsőőr, 1937. Quelle: Tiffany Weber-Stahlbaum Abb. 3: Das Rabbinatshaus in Oberwart/Felsőőr, undatiert. (Ausschnitt einer Ansichtskarte) Quelle: Burgenländisches Landesarchiv Fotosammlung Abb. 4: Jüdischer Friedhof in Oberwart/Felsőőr, 2014. Quelle: Simon Hosemann Abb. 5: Programm zur Einweihung der Synagoge, 1904. Quelle: VIELMETTI Nikolaus, Die Juden in Oberwart. In: Die Obere Wart. Festschrift zum Gedenken an die Wiedererrichtung der Oberen Wart im Jahre 1327. Oberwart 1977, p.485-486, hier: p.485. Abb. 6: Feuerwehrhaus, ehem. Synagoge von Oberwart/Felsőőr, undatiert. Quelle: Jüdisches Museum Wien – Bildarchiv Abb. 7: Gedenktafel an der Fassade der ehem. Synagoge in Oberwart/Felsőőr, 2014. Quelle: Simon Hosemann Abb. 8: Färbelung Entwurf der Zentralmusikschule in Oberwart/Felsőőr von Arch. DI Walter Neubauer, undatiert. Quelle: Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Burgenland Abb. 9: Fortführungsmappe (Katastralmappe) des Grundstücks der IKG Oberwart/Felsőőr und dessen Umgebung, 1928. Quelle: BEV Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Vermessungsamt Oberwart Abb. 10: Ansicht von Oberwart/Felsőőr, 1937. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung 88 Abb. 11: Ausschnitt einer Postkarte von Oberwart/Felsőőr, Kaufmann Julius Kohn, 1905. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung Abb. 12: „Shavuot Feier in Oberwart mit all den jüdischen Kindern“, undatiert. Quelle: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority – Photo Archive Abb. 13: Ehem. Synagoge in Kobersdorf, 2006. Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/96/Kobersdorfehemalige-Synagoge-nah-(041006).gif, Zugriff: 26.04.2015 Abb. 14: Synagoge in Neunkirchen, 1946. Quelle: http://www.xn--jdischegemeinden-22b.de/images/neunkirchen1.png, Zugriff: 26.04.2015 Abb. 15: Historischer Kataster – Urmappe, Übersicht Oberwarth/Felsőőr, 1857. Quelle: Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Abb. 16: Historischer Kataster – Urmappe, Oberwarth/Felsőőr, Ausschnitte der Blätter 11, 15 und 16, 1857. Quelle: Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Abb. 17: Ansichtskarte Oberwart/Felsőőr, um 1928. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung Abb. 18: Fortführungsmappen, 1928 (rechts), 1934 (links). Quelle: Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Vermessungsamt Oberwart Abb. 19: Grundriss EG, Auswechslungsplan Zentralmusikschule, 1996. Quelle: zur Errichtung einer Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Abb. 20: Schnitt, Auswechslungsplan Zentralmusikschule, 1996. zur Quelle: Errichtung einer Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Abb. 21: Dachstuhl der ehem. Synagoge in Oberwart/Felsőőr, 2014. Quelle: Simon Hosemann 89 Abb. 22: Ausschnitt einer Postkarte von Oberwart/Felsőőr, Kaufmann Julius Kohn, 1905. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung Abb. 23: Ausschnitt einer Ansichtskarte von Oberwart/Felsőőr, 1937. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung Abb. 24: Feuerwehrhaus, ehem. Synagoge von Oberwart/Felsőőr, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Abb. 25: Feuerwehrhaus, ehem. Synagoge von Oberwart/Felsőőr, undatiert. Quelle: Jüdisches Museum Wien – Bildarchiv Abb. 26: Umbau des Feuerwehrhauses zur Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Abb. 27: Umbau des Feuerwehrhauses zur Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Abb. 28: Umbau des Feuerwehrhauses zur Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Christian Benedek Abb. 29: Zentralmusikschule, ehem. Synagoge von Oberwart/Felsőőr, 2014. Quelle: Simon Hosemann Abb. 30: Zentralmusikschule, ehem. Synagoge von Oberwart/Felsőőr, 2012. Quelle: Bob Martens Abb. 31: „Shavuot Feier in Oberwart mit all den jüdischen Kindern“, Analyse der Innenaufnahme, undatiert. Quelle: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority – Photo Archive Abb. 32: Detailplan Türe, Synagoge Kobersdorf, 1977. Quelle: Bundesdenkmalamt Wien, Planarchiv, gez. Arch. DI Rudolf Pamlitschka Abb. 33: Aufnahme der Türe, Synagoge Kobersdorf, 1984. Quelle: WelzKäsznar, Judith Susanna: Synagoge Kobersdorf: Revitalisierung. Verbliebene Jüdische Geschichte im Burgenland, Diplomarbeit, Wien 2008, p.108 90 Abb. 34: Detailplan Fenster, Synagoge Kobersdorf, 1977. Quelle: Bundesdenkmalamt Wien, Planarchiv, gez. Arch. DI Rudolf Pamlitschka Abb. 35: Aufnahme eines Fensters, Synagoge Kobersdorf, 2007. Quelle: Welz-Käsznar, Judith Susanna: Synagoge Kobersdorf: Revitalisierung. Verbliebene Jüdische Geschichte im Burgenland, Diplomarbeit, Wien 2008, p.107 Abb. 36: Detailplan Rosettenfenster, Synagoge Kobersdorf, 1977. Quelle: Bundesdenkmalamt Wien, Planarchiv, gez. Arch. DI Rudolf Pamlitschka Abb. 37: Aufnahme eines Rosettenfensters, Synagoge Kobersdorf, 2007. Quelle: Welz-Käsznar, Judith Susanna: Synagoge Kobersdorf: Revitalisierung. Verbliebene Jüdische Geschichte im Burgenland, Diplomarbeit, Wien 2008, p.107 Abb. 38: Innenaufnahme der Synagoge Kobersdorf, undatiert. Quelle: http://magyarzsido.hu/images/zsinagogak/Kabold.jpg, Zugriff: 10.05.2015 Abb. 39: Abbruch der Synagoge Neunkirchen, 1984. Quelle: Bob Martens Abb. 40: Abbruch der Synagoge Neunkirchen, 1984. Quelle: Bob Martens Abb. 41: Analyse – Grundriss Erdgeschoss. Quelle: Links: Eigenbild; Rechts: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Abb. 42: Analyse – Grundriss Empore. Quelle: Links: Eigenbild; Rechts: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland, Simon Hosemann Abb. 43: Analyse – Ansicht Eingangsfassade. Quelle: Links oben: Eigenbild; Rechts: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland, Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung, Christian Benedek; Unten: Bundesdenkmalamt Wien, Planarchiv, gez. Arch. DI Rudolf Pamlitschka Abb. 44: Analyse – Schnitt. Quelle: Links oben: Eigenbild; Links unten: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance 91 Authority – Photo Archive; Rechts unten: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland; Sonstige: Simon Hosemann Abb. 45: Analyse – Ansicht Nord-Ost-Fassade. Quelle: Oben: Eigenbild; Unten v.l.n.r.: Simon Hosemann, Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung, Bundesdenkmalamt Wien, Planarchiv, gez. Arch. DI Rudolf Pamlitschka Abb. 46: Analyse – Innenraumfoto. Quelle: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority – Photo Archive; Eigenbild Abb. 47: Schnitte und Grundriss der Dachkonstruktion. Quelle: Eigenbild Abb. 48: Rekonstruktion des Dachstuhls. Quelle: Eigenbild Abb. 49: Rekonstruktion der Eingangsfassade. Quelle: Christian Benedek Abb. 50: Rekonstruktion der Zwiebeltürmchen. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung; Eigenbild Abb. 51: Rekonstruktion der Gesimse. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland; Eigenbild Abb. 52: Höhenermittlung Fensteröffnungen. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland; Eigenbild Abb. 53: Rekonstruktion der Fenster und Türen. Quelle: Bundesdenkmalamt Wien, Planarchiv, gez. Arch. DI Rudolf Pamlitschka; Eigenbild Abb. 54: Rekonstruktion der Sitzbänke. Quelle: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority – Photo Archive; Eigenbild Abb. 55: Sitzbankaufstellung, Links: Erdgeschoss, Rechts: Empore. Quelle: Eigenbild Abb. 56: Rekonstruktion der Brüstung. Quelle: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority – Photo Archive; Eigenbild Abb. 57: 92 Rekonstruktion der Gesimse Innen. Quelle: Eigenbild Abb. 58: Rekonstruktion des Leuchters. Quelle: http://magyarzsido.hu/images/zsinagogak/Kabold.jpg, Zugriff: 10.05.2015; Eigenbild Abb. 59: Rekonstruktion der Wandbemalung. Quelle: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority – Photo Archive; Eigenbild Abb. 60: Rekonstruktion des Thoravorhanges. Quelle: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority – Photo Archive; Eigenbild Abb. 61: Rekonstruktion des Thoraschreins. Quelle: Bob Martens; Eigenbild Abb. 62: Rekonstruktion eines Lesepults. Quelle: Eigenbild Abb. 63: Rekonstruktion des Ewigen Lichtes. Quelle: Yad Vashem, The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority – Photo Archive; Eigenbild Abb. 64: Visualisierung des Schnittmodells. Quelle: Eigenbild Abb. 65: Schwarzplan von Oberwart/Felsőőr um 1928. Quelle: Eigenbild Abb. 66: Schwarzplan von Oberwart/Felsőőr 2015. Quelle: Eigenbild Abb. 67: Virtuelle Rekonstruktion der Umgebung um 1928. Quelle: Eigenbild Abb. 68: Virtuelle Rekonstruktion der Umgebung 2015. Quelle: Eigenbild Abb. 69: Geschosse des ArchiCAD-Modells. Quelle: Eigenbild Abb. 70: Verwendete Ebenen im ArchiCAD-Modell. Quelle: Eigenbild Abb. 71: Ebeneninhalte Nr. 01-03. Quelle: Eigenbild Abb. 72: Ebeneninhalte Nr. 04-06. Quelle: Eigenbild Abb. 73: Objekte der Objektbibliothek. Quelle: Eigenbild Abb. 74: Profil der Brüstung. Quelle: Eigenbild Abb. 75: Brüstungsecke. Quelle: Eigenbild Abb. 76: Modellierung der Zwiebeltürmchen. Quelle: Eigenbild 93 Abb. 77: Modellierung der Fensteröffnungen. Quelle: Eigenbild Abb. 78: links: Bump Map Holztextur, rechts: Rendering Holzbelag. Quelle: Eigenbild Abb. 79: Ziegelkranz – Textur, Alpha-Kanal, Rendering. Quelle: Eigenbild Abb. 80: Screenshot: Projektposition – Heliodone, Artlantis Studio 5. Quelle: Eigenbild Abb. 81: Vergleich: Ansichtskarte aus dem Jahr 1932 – Visualisierung. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung; Eigenbild Abb. 82: Visualisierung der Synagoge in ihrer Umgebung 1932. Quelle: Eigenbild Abb. 83: Vergleich: Synagoge – Feuerwehrhaus – Musikschule. Quelle: Eigenbild Abb. 84: Vergleich: Synagoge – Feuerwehrhaus – Musikschule. Quelle: Eigenbild Abb. 85: Die Synagoge in der heutigen Umgebung, Blick aus Westen. Quelle: Eigenbild Abb. 86: Die Synagoge in der heutigen Umgebung, Blick aus Norden. Quelle: Eigenbild Abb. 87: Die Synagoge, Blick aus Westen. Quelle: Eigenbild Abb. 88: Die Synagoge, Blick aus Norden. Quelle: Eigenbild Abb. 89: Der Betraum. Quelle: Eigenbild Abb. 90: Blick von der Galerie. Quelle: Eigenbild Abb. 91: Der Grundriss, Erdgeschoss. Quelle: Eigenbild Abb. 92: Der Grundriss, Obergeschoss. Quelle: Eigenbild Abb. 93: Querschnitt. Quelle: Eigenbild Abb. 94: Längsschnitt. Quelle: Eigenbild 94 Anhang Pläne Grundriss Erdgeschoss, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland 95 Grundriss Obergeschoss, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland 96 Grundriss Dachgeschoss, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland 97 Lageplan, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Schnitt, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland 98 Nordwestansicht, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Südwestansicht, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland Südostansicht, Auswechslungsplan zur Errichtung einer Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland 99 Grundriss Erdgeschoss, Bestandsaufnahme 1996. Quelle: DI Drazen Pletikapic 100 Grundriss Obergeschoss, Bestandsaufnahme 1996. Quelle: DI Drazen Pletikapic 101 Nordostansicht, Bestandsaufnahme 1996. Quelle: DI Drazen Pletikapic 102 Ansichtskarten Postkarte von Oberwart/Felsőőr, Kaufmann Julius Kohn, 1905. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung Fotografie Oberwart/Felsőőr, Synagoge im Hintergrund, 1929. Quelle: Christian Benedek 103 Ansichtskarte Oberwart/Felsőőr, undatiert. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung Ansichtskarte Oberwart/Felsőőr, undatiert. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung 104 Ansichtskarte Oberwart/Felsőőr, undatiert. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung Ansichtskarte Oberwart/Felsőőr, 1932. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung 105 Ansichtskarte Oberwart/Felsőőr, um 1927. Quelle: Burgenländisches Landesarchiv – Fotosammlung 106 Fotografien Fotografien des Feuerwehrlöschgerätehauses, undatiert. Quelle: Jüdisches Museum Wien – Bildarchiv 107 Fotografien des Umbaus des Feuerwehrhauses zur Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland 108 Fotografien vom Umbau des Feuerwehrhauses zur Zentralmusikschule, 1996. Quelle: Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Burgenland 109