DLG Merkblatt 343 Legehennenhaltung

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DLG-Merkblatt 343
Legehennenhaltung
Autorenteam:
- Dr. Michael Lühe, Landwirtschaftskammer NRW, Bonn
- Robert Pottgüter, Lohmann Tierzucht GmbH, Cuxhaven
- Prof. Dr. Michael Grashorn, Universität Hohenheim
Alle Informationen und Hinweise ohne jede Gewähr und Haftung
Herausgeber:
DLG e.V., Eschborner Landstraße 122, D-60489 Frankfurt am Main
Fachzentrum Land- und Ernährungswirtschaft
Ausschuss für Geflügelproduktion
1. Auflage, Stand 1/2007
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Legehennenhaltung
In der Bundesrepublik Deutschland wurden im Jahr 2005 nach vorläufigen Schätzungen 206 Eier pro Kopf der Bevölkerung und Jahr verzehrt. Dies entspricht einem Rückgang von ca. 8 % gegenüber dem Jahr 2000. Wichtig für die richtige Bewertung des
Pro-Kopf-Verbrauches ist jedoch auch die Tatsache, dass nach Berechungen der ZMP
bis zu 36 % der Eier nicht als Schaleneier, sondern als Eiprodukte und eiprodukthaltige
Lebensmittel konsumiert werden.
Der Selbstversorgungsgrad für Eier lag im Jahr 2005 in der Bundesrepublik bei
etwa 70 %, nachdem er im Jahr 2000 noch über 75 % erreichte. Die übrigen 30 %
stammen auch weiterhin zum überwiegenden Teil aus den Niederlanden.
Nach der Änderung der Vermarktungsnormen erfolgt die Erzeugung zurzeit entweder in Batterien, in Boden- oder in Freilandhaltung (siehe Abbildung 1). Betrieben
mit über 3.000 Haltungsplätzen ist der Anteil der Batteriehaltung auf nunmehr 73,2 %
zurückgegangen, während die Anteile für Bodenhaltung auf 14,0 % und für Freilandhaltung auf 12,7 % gestiegen sind.
Abb. 1 : Batterie-, Boden- und Freilandhaltung
Nicht unerheblichen Einfluss auf diese Entwicklung hatte dabei die Veränderung der
Warenströme bezogen auf die Absatzwege. Im Jahr 2005 entfielen nach dem GfK
Haushaltspanel fast 46 % der Eiereinkäufe deutscher Haushalte auf die verschiedenen
Discounter und nur noch etwa 28 % auf Verbrauchermärkte und Supermärkte und den
traditionellen Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Besonders stark rückläufig ist aber der
Absatz über Wochenmärkte und der Absatz direkt über die Erzeuger, der nur noch bei
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insgesamt ca. 21 % rangiert. Daneben entfallen 5 % des Eierabsatzes auf andere Absatzwege.
Bedingt durch die zumindest teilweise Umstellung Ihres Sortiments auf Bodenund Freilandware und aktuell auch auf das Biosegment bei den Discountern ist außerdem die Verschiebung der Warenströme hin zum Alternativsegment leicht nachvollziehbar. Allerdings geht diese Verschiebung auch mit einem deutlichen Preisverfall bei
der alternativen Ware einher.
Mit der Verlagerung der Erzeugung hin zu alternativen Haltungsformen, aber
auch durch die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen für die Haltung von Legehennen haben sich die Anforderungen im Hinblick auf die Erzeugung eines qualitativ
hochwertigen Eies deutlich verschoben.
So muss der Hygiene in Verfahren mit Einstreu und dem Angebot von Auslaufflächen deutlich mehr Augenmerk gewidmet werden. Aber auch an die Tiere und die
Erhaltung ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit werden in derartigen Systemen andere Ansprüche gestellt. Insbesondere in kleinen und mittleren Betrieben mit mehreren
Altersgruppen in einem Stall und einer arbeitsintensiven Direktvermarktung können
diese Anforderungen sogar dazu führen, dass bestimmte Haltungsformen nur bedingt
genutzt werden können.
Mit den folgenden Ausführungen sollen die Grundlagen für eine ökonomische
erfolgreiche Erzeugung von qualitativ hochwertigen Eiern in den unterschiedlichen Haltungsformen aufgezeigt werden.
1 Tiere
Wichtigstes Ziel ist schon bei der Auswahl der Legehennenherkunft die Erzeugung einer
möglichst hohen Zahl an vermarktungsfähigen Eiern. Schalenstabilität und wenig zweite Wahl Eier sind somit neben der Legeleistung eine entscheidende Basis für eine wirtschaftlich erfolgreiche Eiererzeugung.
Von grundlegender Bedeutung für den Erfolg der Eiererzeugung ist die Anzahl der für
die vorgesehene Haltungsform am besten geeigneten Legehennenherkunft. Bei Legehennen für die alternative Haltung sind beispielsweise Merkmale wie die Robustheit im
Hinblick auf Krankheiten oder auch im Hinblick auf die Aggressivität das Verhalten in
größeren Gruppen genauso von Bedeutung, wie eine gute Nestgängigkeit und dadurch
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bedingt wenig verlegte Eier. Merkmale also, die in geschlossenen Haltungssystemen mit
kleinen Gruppen ohne Kontakt zur Einstreu weniger zu beachten sind. Verluste von bis
zu durchschnittlich etwa 10 % bei braunen Hennen in Bodenhaltung und nur ca. 6 %
in der Käfighaltung sind genug Beleg dafür, dass es Herkünfte gibt, die sich für bestimmte Haltungsformen besser eignen als andere. Die überwiegende Verwendung von
Herkünften, die braunschalige Eier legen, für die Boden- oder Freilandhaltung ist allerdings auf die Verbrauchererwartungen an Eier aus Alternativhaltungen zurückzuführen.
Neben diesem Kriterium ist aber mindestens genauso entscheidend, dass bei der
Wahl der richtigen Legehennenherkunft die Art der Vermarktung und damit verbunden
die Kundenwünsche im Hinblick z. B. auf die bevorzugten Eigewichte oder die Eifarbe
Berücksichtigung finden. Wird im LEH heute immer mehr das braune Ei nachgefragt
und wünschen die Kunden in der Direktvermarktung vornehmlich größere Eier, werden
weiße Eier mittlerer Größen vornehmlich für die Eiproduktindustrie produziert.
Vom Absatzweg hängt auch ab, wie lange eine Legehenne Eier produzieren soll.
So kann bei überwiegendem Direktabsatz die Durchführung einer Mauser und damit
eine längere Nutzungsdauer sinnvoll sein, da so der Anteil von großen Eiern mit akzeptabler Schalenstabilität pro eingestallter Henne erhöht werden kann.
Unter vergleichbaren Haltungsbedingungen können in modernen Käfighaltungen bei 12 Legemonaten heute je Anfangshenne Leistungen zwischen 300 und 333
Eiern bei weißen Legehybriden und zwischen 304 und 324 bei braunen Herkünften
erzielt werden (Ergebnisse Legeleistungsprüfung 2002 – 2004, Haus Düsse). Unter guten Bedingungen können verschiedene Herkünfte auch unter Bodenhaltungsbedingungen eine Legeleistung von 281 bis 299 Eier je Anfangshenne erbringen (5. Bayrischer
Herkunftsvergleich von Legehybriden in Bodenhaltung). Wichtige Voraussetzung ist
allerdings hier insbesondere, dass der Prüfungsstall strikt im Rein-Raus-Verfahren geführt wird. Eigewichte von ca. 63 – 66 g bei weißen und 64 – 68 g bei braunen Herkünften in der Käfighaltung und 62 – 67 g bei verschiedenen Herkünften in der Bodenhaltung zeigen ferner, dass der Auswahl der richtigen Henne im Hinblick auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Eiererzeugung große Bedeutung zukommt.
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2 Aufzucht
Die in der heute arbeitsteiligen Geflügelzucht durch spezialisierte Betriebe durchgeführte Aufzucht von Küken bis zur legereifen Junghenne soll in diesen Ausführungen
nur unter dem Aspekt der Bedeutung der Aufzucht für die spätere Eiererzeugung angesprochen werden.
Ziel der Aufzucht ist es, dem Legehennenbetrieb eine möglichst uniforme Junghennenpartie zu liefern. Dabei sollte die körperliche Kondition der geschlechtlichen
Entwicklung angepasst sein, da untergewichtige Junghennen Schwierigkeiten beim Start
in die Legeperiode bekommen können.
Die Junghenne muss während der Aufzucht möglichst gut auf die späteren Haltungsbedingungen vorbereitet werden. Junghennen, die später für eine Bodenhaltung
vorgesehen sind, müssen an die Nutzung von Tränke-, Fütterungssystemen und Sitzstangen oder bei Bodenhaltungssystemen mit mehreren Ebenen (Volieren) an die Bewegung zwischen verschiedenen Ebenen gewöhnt sein. Trotz aller Vorbereitung müssen Junghennen in Bodenhaltungen zunächst eine Eingewöhnungsphase bekommen,
damit die Nutzung der Versorgungseinrichtungen und vor allem der Nester optimiert
ist. Die Einstallung mit 16 bis 18 Lebenswochen sollte daher in diesen Systemen neben
den ausreichend bemessenen Servicezeiten für eine gründliche Reinigung und Desinfektion bei der Planung vorgesehen werden.
Neben der Vorbereitung auf die künftige Haltungsform muss durch den Aufzuchtbetrieb auch die korrekte Immunisierung der Junghennen nach eventuell betriebsspezifisch zu ergänzenden Impfprogrammen vorgenommen werden. Der Impfschutz muss
dabei so rechtzeitig etabliert werden, dass er bei Umstallung in den Legebetrieb auch
belastbar ist.
Ein häufig unterschätzter, aber für die erfolgreiche Eiererzeugung sehr wichtiger
Faktor ist die Abstimmung des Lichtprogramms im Aufzuchtbetrieb mit dem Lichtregime im Legebetrieb. Auf Grund der Sensibilität des Huhnes für Lichtreize wird mit der
Steuerung des Lichttages im Zusammenspiel mit der Fütterung die Entwicklung der
Junghenne gesteuert. Ein auf Grund fehlender Abstimmung zu krasser Wechsel in der
Lichttagslänge hat immer Einbußen bei der Legeleistung zur Folge. In Legehennenstäl-
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len mit mehreren Altersgruppen ergeben sich hier klare, aber kaum zu vermeidende
Nachteile.
3 Rechtlicher Rahmen der Legehennenhaltung in Deutschland
Mit der nunmehr 2. Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung wurde am 1.
August 2006 die EU-Richtlinie zu Festlegung von Mindestanforderungen zum Schutz
von Legehennen aus dem Jahr 1999 in nationales Recht umgesetzt. Nach dieser Verordnung dürfen Legehennen in Deutschland nach einer Übergangsfrist ab dem Jahr
2009 in Deutschland nur noch in Bodenhaltungen oder Bodenhaltungen in mehreren
Ebenen jeweils mit oder ohne Zugang zu einem Auslauf im Freien sowie in Kleingruppenhaltungen gehalten werden. Dabei ist für die Nutzung alter Batterien eine Übergangsfrist von zwei Jahren vorgesehen.
3.1 Allgemeine Vorgaben
Nach § 13 dieser Verordnung müssen alle Haltungseinrichtungen dabei eine Mindestfläche von 2,5 m² aufweisen und so ausgestattet sein, dass sich die Hennen darin ihren
Bedürfnissen entsprechend angemessen bewegen können. Insbesondere muss ihnen
das artgemäße Fressen, Trinken, Ruhen und Staubbaden ermöglicht werden. Außerdem
muss die Möglichkeit zum Aufsuchen eines Nestes gegeben sein.
Die Beleuchtung ist so auszuführen, dass sich zum einen die Tiere untereinander
erkennen und zum anderen die mit der Fütterung und Pflege betrauten Personen die
Tiere in Augenschein nehmen können.
Grundsätzlich muss der Boden so beschaffen sein, dass die Tiere festen Stand finden
können. Die Legehennen müssen ferner gleichermaßen Zugang zu ausreichend dimensionierten und verteilten Fütterungseinrichtungen haben. Gleiches gilt für das Angebot
von Tränkeeinrichtungen
Die Haltungseinrichtungen sind außerdem mit einem zumindest während der
Legephase frei zugänglichen Nest auszustatten, dessen Boden so gestaltet sein muss,
dass die Tiere nicht mit Drahtgitter in Berührung kommen.
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Neu ist ferner die Forderung, einen Einstreubereich mit geeignetem Einstreumaterial einzurichten, der es den Legehennen ermöglicht, ihre artgemäßen Bedürfnisse
wie Picken, Scharren und Staubbaden zu befriedigen.
Unabhängig vom Haltungssystem muss den Legehennen einer Gruppe ein
gleichzeitiges ungestörtes Ruhen auf einer Sitzstange ermöglicht werden. Außerdem
muss ein ausreichender Krallenabrieb, unter Umständen sogar durch das Anbringen
von besonderen Vorrichtungen, gewährleistet werden.
3.2 Spezielle Vorgaben
§13a der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung regelt die speziellen Anforderungen
an die Bodenhaltung von Legehennen. Danach gibt es künftig die klassische Bodenhaltung, die Bodenhaltung in mehreren Ebenen und beide Formen in Kombination mit
einem Zugang zu einem Auslauf ins Freie. Grundsätzlich dürfen bei diesen Haltungen
maximal neun Hennen pro m² nutzbarer Fläche gehalten werden, wobei in Bodenhaltungen mit mehreren Ebenen eine Besatzdichte von maximal 18 Tieren pro m² erlaubt
ist. Ohne räumliche Trennung, z. B. durch Drahtgitter, dürfen in Deutschland außerdem nur noch höchstens 6000 Legehennen gehalten werden. Die genauen Vorgaben
zum Angebot an Trog-, Tränkefläche, Sitzstangen, Nest-, Scharrfläche und alle sonstigen Maße sind der Tabelle zu entnehmen.
Anforderungen an Bodenhaltungen
Besatzdichte
max. 9 Hennen pro m² nutzbare Fläche, bei Bodenhaltung in mehreren Ebenen max. 18 Tiere pro m²
Stallgrundfläche
Ebenen
max. 4 Ebenen übereinander, wobei der Stallboden die
erste Ebene bildet, Anrechung einer Ebene nur, wenn
kein Kot auf die darunter liegende Eben fallen kann,
Abstand zwischen Ebenen 45 cm
Gruppengröße
ohne räumliche Trennung maximal 6000 Tiere
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Fütterung
Längstrog
mind. 10 cm Kantenlänge pro Tier
Rundtrog
mind. 4 cm Kantenlänge pro Tier
Tränke
Rinnen-/ Rundtränke
mind. 2,5 cm/min. 1 cm Kantenlänge pro Tier.
Nippel-/Bechertränke
mind. 2 Tränkestellen für bis zu 10 Tiere und eine jeweils
für weitere 10 Tiere
Nester
Gruppennest
mind. 1 m² für max. 120 Tiere
Einzelnest
max. 7 Tiere pro Nest (35 cm * 25 cm)
Sitzstangen
mind.15 cm pro Tier, dabei muss der waagerechte Abstand zwischen den Stangen mind. 30 cm und zur Wand
20 cm betragen
Einstreubereich
mind. ein Drittel der Stallgrundfläche und mind. 250 cm²
pro Tier
Kaltscharraum
Alle nach dem 4. August 2006 in Betrieb genommenen
Haltungseinrichtungen mit einem Zugang zu einem Auslauf im Freien müssen mit einem Kaltscharrraum ausgerüstet sein, wenn nicht bautechnische Gründe oder sonstige rechtliche Gründe dagegen sprechen
Durchlassöffnungen
Kaltscharrraum
zum mind. 35 cm hoch und 40 cm breit, mind. 1 m für 500
Tiere gleichmäßig über die Außenwand verteilt (bei unverhältnismäßig hohem Aufwand 1 m für 1000 Tiere)
Licht
bei nach dem 13. März 2006 in Benutzung genommenen
Ställen 3 % der Grundfläche, in vorhandenen Gebäuden
kann künstliche Beleuchtung erfolgen, wenn eine vor
allem gleichmäßige natürliche Beleuchtung nicht oder
nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand möglich ist
In Deutschland ist neben der Bodenhaltung außerdem die Haltung in Kleingruppen
erlaubt. Die Anforderungen an diese Haltungsform werden in § 13b der TierschutzNutztierhaltungsverordnung festgelegt. In der Kleingruppenhaltung werden die Tiere in
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kleineren, sozial stabilen geschlossenen Gruppen gehalten. Die kleinste Gruppengröße
liegt in diesem Haltungssystem in Abhängigkeit vom Tiergewicht bei 27 bis 31 Hennen.
Der wichtigste Unterschied zur Bodenhaltung besteht neben der Gruppengröße aber
vor allem in der hygienisch vorteilhaften Trennung der Hennen von ihren Exkrementen.
Abb. 2: Räumliche Trennung bei der Bodenhaltung in mehreren Ebenen
Die Mindestanforderungen für die Kleingruppenhaltung sind ebenfalls in der Tabelle
zusammengestellt.
Anforderungen an Kleingruppenhaltungen
Mindestfläche
2,5 m²
Fläche pro Tier
mind. 800 cm² pro Tier, bei mehr als 2 kg schweren Tieren 900 cm²
Höhe der Haltungseinrich-
mind. 60 cm an der Trogseite gemessen, an keiner Stelle
tung
weniger als 50 cm
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Anordnung der Haltungs- mind. 90 cm Gangbreite zwischen den Reihen der Haleinrichtungen
tungseinrichtungen, Abstand der Haltungseinrichtung
zum Boden des Gebäudes mind. 35 cm
Nestfläche
für jeweils bis 10 Tiere mind. 900 cm², bei Gruppengrößen über 30 Tieren ist das Nest für jedes weitere Tier 90
cm² zu vergrößern
Futtertrog
mind. 12 cm pro Tier, bei mehr als 2 kg schweren Tieren
mind. 14,5 cm
Sitzstangen
mind. 15 cm Sitzstangenlänge pro Tier, mind. zwei in
unterschiedlicher Höhe angebrachte Sitzstangen pro Haltungseinheit
Licht
bei nach dem 13. März 2006 in Benutzung genommenen
Ställen 3 % der Grundfläche, in vorhandenen Gebäuden
kann künstliche Beleuchtung erfolgen, wenn eine vor
allem gleichmäßige natürliche Beleuchtung nicht oder
nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand möglich ist
Abb. 3: Kleingruppenhaltung
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4 Allgemeine Managementempfehlungen
4.1 Haltung
Neben dem bereits beschriebenen genetischen Einfluss wird der Erfolg der Eiererzeugung insbesondere durch die Haltungsumwelt und das Management bestimmt. Für den
Leghennenhalter gilt es, diese Umwelt unter Beachtung der rechtlichen Vorgaben möglichst zu optimieren.
Ziel ist es, die Legehennen gesund zu erhalten, da ein im Krankheitsfall notwendiger Einsatz von Medikamenten auf Grund von vorgeschriebenen Wartezeiten heute
nur noch sehr eingeschränkt möglich und letztlich ökonomisch nachteilig ist.
Die beste Prophylaxemaßnahme ist die möglichst konsequente Durchführung
des Rein-Raus-Prinzips. Nur indem Ställe immer komplett geräumt und vor der Neubelegung gründlich gereinigt und desinfiziert werden, ist die effektive Unterbrechung von
Infektionsketten möglich. Insbesondere auch der Reinigung von technischen Einrichtungen wie Tränken oder Fütterungseinrichtungen muss dabei höchste Aufmerksamkeit
gewidmet werden.
Eine längere Leerstehphase zwischen zwei Durchgängen unterstützt die Wirkung
dabei deutlich. Bei der Desinfektion sollte ausschließlich auf Desinfektionsmittel zurückgegriffen werden, die durch die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft geprüft wurden.
In der Praxis ist es jedoch bedingt durch die Anforderungen in der Vermarktung
häufig nicht möglich, das Rein-Raus-Prinzip konsequent durchzuführen. Gerade in
kleinere Betrieben sind daher oftmals Tiere unterschiedlichsten Alters in einem Stall
anzutreffen. Eine gemäß Anwendungsvorschrift durchgeführte komplette Reinigung und
Desinfektion sollte aber auch in derartigen Betrieben im Sinne einer erfolgreichen Erzeugung zumindest in gewissen Zeitabständen im Stall durchgeführt werden.
Im Zusammenhang mit einer effektiven Krankheitsvorbeuge gehört im Rahmen
der allgemeinen Hygiene neben einer konsequenten Schadnager– und Insektenbekämpfung auch die konsequente Abschirmung der Bestände gegen den Eintrag von
Krankheiten durch Personenverkehr. Hygieneschleusen und Einmalschutzkleidung sind
auf Grund der Gefahren in Zusammenhang mit der Bedrohung durch Tierseuchen unerlässlich.
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Neben der bereits angesprochene Sicherung einer Grundimmunisierung in der
Aufzucht, die neben den gesetzlich vorgeschriebenen Impfungen (z. B. Newcastle Disease, Salmonellen) auch betriebsspezifisch abgestimmt werden muss, ist gerade in der
Boden- und Freilandhaltung eine regelmäßige und konsequente Bekämpfung von
Darmparsiten wie z. B. Würmer und Kokzidien unumgänglich.
Eine besondere Bedeutung kommt in der Legehennenhaltung auch der Klimaführung im Stall zu. Diese muss jederzeit die ordnungsgemäße Be- und Entlüftung der Ställe sicherstellen. Die Auslegung der Lüftungsanlage sollte dabei den Vorgaben der einschlägigen DIN-Normen entsprechen. Gerade bei niedrigen Besatzdichten wie z. B. in
der Bodenhaltung kann für die Winterlüftungssituation sogar eine zusätzliche Heizmöglichkeit erforderlich sein. In der Sommerlüftungssituation haben sich gerade bei extremen Temperaturen vor allem in Systemen ohne Einstreu auch Luftkühlungssysteme als
vorteilhaft erwiesen.
Im Hinblick auf die Schadgasgehalte in der Stallluft (z. B. Grenzwert Ammoniak
20 ppm) ist es empfehlenswert, zum einen die anfallenden Exkremente möglichst oft
aus dem Stall zu entfernen und zum anderen durch Wasserentzug aus den Exkrementen
die durch Abbauprozesse bedingte Freisetzung von Schadgasen zu minimieren. Kotbandbelüftungen in Kleingruppenhaltungen und geschickte Abluftführung über die Kotkanäle in Bodenhaltungssystemen sollten heute Standard sein.
Grundsätzlich ist ferner davon auszugehen, dass der Ausstoß von Stäuben in
Haltungssystemen mit Einstreu deutlich höher ist, als in einstreulosen Systemen. Staubfiltersysteme haben sich jedoch bislang noch nicht etablieren können und sind daher
zur Zeit nicht Stand der Technik.
Im Hinblick auf die Beleuchtung von Legehennenställen gibt der rechtliche
Rahmen vor, dass den Tieren mindestens eine achtstündige Dunkelphase zu gewähren
ist. Über die Gestaltung des Lichtprogramms lässt sich nicht nur der Beginn der Legetätigkeit und damit über die Körpergewichtsentwicklung auch das Eigewicht steuern,
sondern sowohl Futteraufnahme und Eigröße und sogar der Knickeianfall können über
die Steuerung des Lichttages positiv beeinflusst werden. In der Praxis ist es vielfach üblich, die Beleuchtungsdauer von anfänglich 12 bis 14 Stunden auf etwa 16 Stunden bis
zum Ende des Legejahres bis anzuheben.
Zu beachten ist jedoch, dass das gewählte Lichtprogramm mit dem Junghennenaufzüchter abgestimmt wird, da die verschiedenen Herkünfte unterschiedlich auf ein
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Lichtregime reagieren. Auf Grund des spezifischen Sehvermögens der Hühner sollten
nur flimmerfreie Lichtquellen verwendet werden, da sich andere Lichtquellen negativ
auf das Verhalten auswirken können (erhöhte Aggressivität).
Abb. 4: Mobilstall
Abb. 5: Wintergarten
4.2 Fütterung
4.2.1 Besonderheiten im Verdauungssystem
Im Gegensatz zu den Säugetieren haben Vögel keine Zähne und schlucken das Futter
unzerkleinert im Ganzen ab. Das Futter gelangt zunächst in den Kropf, wo eine Durchfeuchtung stattfindet. Der Kropf hat die Funktion eines Vorratsspeichers, von dem das
Futter in den Drüsenmagen gelangt, wo es mit Verdauungssekret versetzt wird. Im anschließenden Muskelmagen wird das Futter zerkleinert und gelangt dann in den Darm,
wo die Nährstoffe freigesetzt und aufgenommen werden.
Eine weitere Besonderheit des Geflügels liegt in der Anatomie der Ausscheidungsorgane. Im Gegensatz zu den Säugetieren wird Kot und Harn über eine einzige
Öffnung (Kloake) abgegeben. Der Harn besteht zudem hauptsächlich aus Harnsäure
und nicht aus Harnstoff wie bei den Säugetieren. Geflügelharn enthält deshalb wesentlich weniger Wasser als Urin der Säugetiere, was sich günstig auf die Gewinnung von
Trockenkot (Gemisch aus Harn und Kot) und die Einstreubeschaffenheit bei der Bodenhaltung auswirkt.
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4.2.2 Allgemeine Grundlagen der Legehennenfütterung
Das Futter und die Fütterung ist eine wesentliche Grundlage für ein normales Wachstum des Geflügels vom Küken über das Junghennenstadium bis zur ausgewachsenen
Henne in der Legephase. Die Zusammensetzung des Futters hat sich konsequent am
Nährstoffbedarf der Tiere zu orientieren. Dieser ändert sich im Laufe der Aufzuchtphase
und in der Legephase kontinuierlich, daher ergibt sich die Notwendigkeit des Einsatzes
verschiedener Futtertypen, abhängig vom Entwicklungszustand und Leistungsverhalten
der Küken, Junghennen und Legehennen (=> Phasenfütterung). Der Nährstoffbedarf
wird ebenfalls beeinflusst von wechselnden Einflüssen im Management der Legehennenbetriebe und von Umwelteinflüssen, insbesondere in alternativen Haltungsformen.
Der Energiegehalt von Rohstoffen und Futtermischungen für die Ernährung des
Geflügels wird in Deutschland nach folgender verbindlicher Formel berechnet
(FMG/FMVO):
ME MJ/kg =
g Rohprotein
x 0,01551
+
g Rohfett
x 0,03431
+
g Stärke
x 0,01669
+
g Gesamtzucker
x 0,01301
(berechnet als Saccharose)
Es wird deutlich, dass diese Formel nicht nur den Energiegehalt des Rohstoffes oder
Futters im herkömmlichen Sprachgebrauch darstellt, sondern ein Maß für die Nährstoffkonzentration - die Nährstoffdichte - darstellt. In der Formel ist die umsetzbare Energie
um die Energiegewinnung aus der Stickstoffverwertung korrigiert.
Die Nährstoffdichte eines Futters in ME MJ/kg ist die wesentlichste „Kenngröße“
zur Beschreibung der Wertigkeit eines Futters/Rohstoffes für den Einsatz in der Geflügelfütterung. Ein Vergleich von Futtermischungen auf Basis verschiedener Energiebewertungssysteme ist nicht möglich!
Der Einsatz der einzelnen Futtersorten (Phasenfutter) und die Auswahl der eingesetzten Rohstoffe (Getreide, Proteinträger, pflanzliche Fette und Öle, Mineralstoffe, Zusatzstoffe) ist streng auf Basis des Nährstoffbedarfes der Tiere festzulegen. Es dürfen nur
Rohstoffe mit hoher Nährstoffverfügbarkeit und einwandfreier hygienischer Qualität
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sowie entsprechend der Positivliste (Herausgeber: Zentralausschuss der Deutschen
Landwirtschaft, Normenkommission für Einzelfuttermittel) zum Einsatz gelangen.
Es sollte möglichst nur Futter in homogener, griesiger Mehlstruktur gefüttert werden. Zu hohe Anteile sehr feiner Struktur sowie zu grober Struktur führen zu stark selektiver Futteraufnahme und ungleichmäßiger Nährstoffversorgung der Tiere in jedem Altersstadium. Unvermahlene Getreidekörner sollten im Mehlfutter nicht enthalten sein.
Zu feines Futter reduziert die Futteraufnahme der Tiere und führt zur Nährstoffunterversorgung.
4.2.3 Junghennenfütterung
Die bedarfsgerechte Fütterung der Legehenne beginnt bereits in der Aufzucht. Schon in
der Aufzucht wird die Grundlage für die Legephase und den späteren Leistungscharakter gelegt.
Legereife Junghennen zur Aufstallung in alternativen Haltungssystemen zeichnen
sich insbesondere aus durch ein optimales Körpergewicht der Tiere. Dieses sollte mindestens das Sollgewicht der betreffenden Rasse/Zuchtlinie bei Legereife betragen, besser ist jedoch ein um 50-100g höheres Junghennengewicht bei Umstallung in den Legebetrieb.
Die Fütterung der Junghennen hat auf Basis der Nährstoffanforderungen der jeweiligen Zuchtgesellschaft für die betreffende Linie zu erfolgen.
Hierfür bietet ein 4-phasiges Aufzuchtfutterprogramm (Kükenstarter, Kükenfutter, Junghennenfutter, Vorlegefutter) die besten Voraussetzungen.
Beispiel für ein praxiserprobtes Aufzuchtfutterprogramm:
Junghennen-
Vorlege-
futter
Futter
18,5
14,5
17,5
Kükenstarter
Kükenfutter
21,0
Nährstoffe
Rohprotein %
Methionin
%
0,48
0,40
0,33
0,36
Lysin
%
1,20
1,00
0,65
0,85
Calcium
%
1,05
1,00
0,90
2,00
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Phosphor
%
0,75
0,70
0,60
0,65
Natrium
%
0,18
0,17
0,16
0,16
12,0
11,4
11,4
11,4
ME MJ/kg
Der Wechsel der einzelnen Futterphasen hat streng auf Basis des Körpergewichtes der
Tiere zu erfolgen (Küken, Junghennen wiegen!).
Für Junghennen, die in Boden- oder Volierensystemen aufgezogen werden und
auch in diese Systeme als Legehenne eingestallt werden, ist die Nutzung eines Vorlegefutters besonders zu empfehlen. Das Vorlegefutter besitzt gegenüber dem Junghennenfutter einen etwa verdoppelten Calciumgehalt sowie höhere Protein- und Aminosäurengehalte. Daher ist der Einsatz ca. 14 Tage vor dem geplanten Legebeginn von Vorteil
- bei früher Umstallung in den Legestall zwingend (siehe unter Fütterung zu Legebeginn). Dieses Futter verbessert die Uniformität der Herden, indem es frühreifen Tieren
ermöglicht, ausreichend Calcium für die Schalenbildung der ersten Eier aufzunehmen
und spätreife Tiere besser mit Nährstoffen versorgt.
Die Einstallung zu leichter Junghennen ist zu vermeiden. Diese Hennen zeigen
zu keiner Zeit im Laufe der Legeperiode ein normales Leistungsverhalten entsprechend
ihrer genetischen Veranlagung.
Die Junghennen dürfen nicht mit zu langem Einsatz von Kükenfutter auf ein hohes Körpergewicht gefüttert worden sein, der Einsatz von Junghennenfutter von der 9. 16. Lebenswoche ist zwingend notwendig zur Erreichung einer ausgereiften Junghenne
und eines guten Futteraufnahmevermögens.
4.2.4 Legehennenfütterung
Die „Gesellschaft für Ernährungsphysiologie“ hat auf wissenschaftlicher Basis Bedarfsnormen für die Fütterung von Legehennen veröffentlicht (DLG-Verlag 1999; ISBN 37690-0577-5).
Demnach kann der Nährstoffbedarf der Legehenne unterteilt werden in den Bedarf für Erhaltung, Körperzuwachs und Eibildung.
Auf diese Weise können Bedarfsempfehlungen unabhängig vom Produktionsverfahren formuliert werden.
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Der Erhaltungsbedarf der Legehenne beträgt ca. 60-65% des Gesamtenergiebedarfes. Im Vergleich zur Haltung von Legehennen unter standardisierten Haltungsbedingungen ist der Erhaltungsbedarf in alternativen Systemen durch die erhöhte Bewegungsaktivität höher, um 10% in der Bodenhaltung und um 15% in der Freilandhaltung. Dies stellt bei einem Futterverzehr von 110g/Henne/Tag einen erhöhten Futteraufwand von 6,6 g/Henne/Tag in der Bodenhaltung und einen um 10 g/Henne/Tag erhöhten Futteraufwand in der Freilandhaltung dar (Basis: Futter mit 11,4 MJ/kg).
Die täglich erzielte Nährstoffaufnahme der Legehenne ergibt sich aus der Formel:
Nährstoffgehalt im Futter x Futteraufnahme/Tier/Tag = Nährstoffaufnahme/Tier/Tag
Beispiel: 11,4 MJ/kg x 115g/Tier/Tag = 1,31 MJ/Tier/Tag
Die notwendigen Voraussetzungen für eine gute, ausreichend hohe Nährstoffaufnahme der Henne werden deutlich:
¾ ausreichend hoher Energiegehalt/Nährstoffdichte des Futters
¾ ausreichende Futteraufnahme des Tieres
Da die Nährstoffdichte und der Nährstoffgehalt des Legehennenfutters ökonomisch
sinnvoll nur bedingt zu erhöhen sind, ist eine ausreichende Futteraufnahme pro Tier
und Tag eine zwingende Voraussetzung für eine normale Ausprägung des genetischen
Leistungsvermögens der Hennen.
Das Futteraufnahmevermögen der Legehenne ist von vielen Faktoren abhängig und
kann ebenfalls durch züchterische Maßnahmen beeinflusst werden, es ist besonders
abhängig von:
¾ Körpergewicht der Henne
¾ Legeleistung
¾ Umgebungstemperatur
¾ Befiederungszustand des Tieres
¾ Energiegehalt des Futters
¾ Genetik
¾ Gesundheitszustand
- 19 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
Kurz vor dem Legebeginn erfolgt die Umstallung der Junghennen in den Legestall,
insbesondere in alternativen Systemen müssen sich die Hennen rechtzeitig an die neue
Umgebung gewöhnen.
In alternativen Systemen hat es sich deshalb bewährt, die Junghennen schon früh
mit einem Alter von 16-17 Lebenswochen in den Legestall umzustallen. Mit diesem
Alter sind die Junghennen physiologisch noch nicht ausgewachsen und dürfen deshalb
noch kein Legefutter erhalten, da dieses die Hennen durch den hohen Calciumgehalt
zu früh zur Aufnahme der Legetätigkeit „treibt“. Im Alter von 16-18, bzw. 17-19 Lebenswochen erhalten die Hennen im Legestall daher noch das Vorlegefutter (siehe Aufzuchtprogramm) für einen Zeitraum von etwa zwei Wochen. Erst wenn ca. 5 % Legeleistung erreicht sind, erfolgt der Wechsel auf ein hochwertiges Legestartfutter. Der
Zeitraum des Einsatzes von Vorlegefutter und der optimale Umstallungszeitpunkt sollte
mit dem Junghennenaufzüchter abgestimmt werden.
Die Umstallung der Hennen bedeutet für die Tiere eine besondere Belastung.
Der Übergang vom Junghennenstadium zum Beginn der Legetätigkeit stellt für das Tier
zusätzlich eine grundlegende Umstellung der physiologischen Vorgänge dar. Der Organismus muss sich umstellen von Wachstum/Körperansatz auf das Einsetzen der Legetätigkeit, gleichzeitig sind die Hennen zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgewachsen.
Durch die in dieser Phase im Tier hormonell gesteuerten Veränderungen leidet auch
die Futteraufnahme. Als Folge hiervon beträgt die Futteraufnahme oft deutlich weniger
als 100g/Tier/Tag.
Dies ist jedoch in Relation zum Nährstoffbedarf der Henne und den üblichen Energiegehalten des eingesetzten Futters absolut zu wenig. Es müssen in dieser Phase alle
Anstrengungen unternommen werden, die Futteraufnahme rasch auf möglichst
115g/Tier/Tag zu erhöhen wie z.B.:
¾ mehrmaliges Füttern pro Tag
¾ Füttern auf leeren Trog
¾ attraktives Futter in optimaler Mehlstruktur anbieten
¾ Fütterungsanlagen beleuchten
- 20 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
Zur Unterstützung der Nährstoffaufnahme hat es sich auch bewährt, den Hennen ein
Futter mit höherer Nährstoffdichte anzubieten (11,6 - 11,8 MJ/kg), mit entsprechend
erhöhten Gehalten an Aminosäuren.
Eine Nährstoffunterversorgung der Henne in der Legestartphase gefährdet den Erfolg der gesamten Legeperiode und führt zu irreversiblen Einbußen in der Legeleistung.
Zu frühes Anbieten eines Legefutters mit einem Calciumgehalt über 3% ist zu
unterlassen. In Abstimmung mit dem Junghennenaufzüchter empfiehlt sich der Einsatz
von Vorlegefutter. Die Hennen müssen zum Start der Legeperiode schnell eine ausreichende Futteraufnahme erreichen. Eine Nährstoffunterversorgung der Henne zum Legebeginn belastet den Stoffwechsel der Tiere und kann zum Auftreten des Fettlebersyndroms beitragen.
Eine allgemeingültige Umrechnung dieser Nährstoffbedarfsangaben für alle Fütterungssituationen, als Nährstoffgehalte bezogen auf 100 kg Futter, ist nicht möglich, da
insbesondere der realisierte tägliche Futterverzehr pro Tier und Tag in der Praxis erheblich variiert.
Es wird jedoch erneut sehr schnell deutlich, dass eine normale Leistung der Hennen in
alternativen Systemen sowohl einer hohen Nährstoffdichte des Futters bedarf als auch
einer möglichst hohen Futteraufnahme; das Ziel sollten mindestens 120 – 125 g/Tier
sein!
4.2.4.1 Fütterung während der Legeperiode
Bedarfsnormen für Legehennen in Käfig-, Boden- und Freilandhaltungen:
g bei 100 g täglicher Futteraufnahme in Phase
1
2
3
Nährstoff:
Rohprotein
g
19,6
18,4
17,8
Methionin
g
0,44
0,38
0,36
Methionin + Cystein
g
0,80
0,71
0,67
Lysin
g
0,87
0,83
0,78
Trytophan
g
0,21
0,20
0,19
- 21 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
Threonin
g
0,64
0,58
0,55
Calcium
g
4,10
4,30
4,40
Phosphor
g
0,60
0,54
0,47
Natrium
g
0,17
0,17
0,17
Chlorid
g
0,17
0,17
0,17
Linolsäure
g
2,00
1,60
1,20
Umsetzbare Energie
MJ
1,415
1,410
1,398
Eine allgemeingültige Umrechnung dieser Nährstoffbedarfsangaben für alle Fütterungssituationen, als Nährstoffgehalt bezogen auf 100 kg Futter, ist nicht möglich, da insbesondere der realisierte tägliche Futterverzehr pro Tier und Tag in der Praxis erheblich
variiert und in der Konzeption einer Futtermischung berücksichtigt werden muß.
Beispiel für ein praxiserprobtes Phasenfütterungsprogramm für Legehennen in alternativen Haltungssystemen:
Phase
1
2
3
11,6
11,4
11,4
Rohprotein %
18,0
17,0
16,5
Methionin %
0,40
0,38
0,35
Lysin %
0,90
0,80
0,75
Calcium %
3,70
3,70
4,00
Phosphor % *
0,50
0,45
0,4
Linolsäure %
2,00
1,60
1,10
Natrium %
0,15
0,15
0,15
Nährstoff:
ME MJ/kg
* Bei Einsatz von Phytase
Abweichungen von diesen Beispielen sind möglich und je nach Produktionszielen und
individuellen Gegebenheiten zu realisieren.
- 22 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
Die verschiedenen Zuchtgesellschaften bieten umfangreiche und detaillierte Informationen zur Erstellung eines optimalen Fütterungsprogrammes für die speziellen
Rassen bzw. das jeweilige Zuchtprodukt an.
Phasenfütterung:
Die Basis jedes Fütterungsprogrammes insbesondere in alternativen Haltungssystemen
muss der Nährstoffbedarf der Hennen sein. Dieser ändert sich kontinuierlich mit zunehmendem Alter der Hennen. Deshalb muss Futter mit unterschiedlicher Ausrichtung/Konzeption zum Einsatz gelangen:
¾ Legestartfutter (Phase 1) mit hoher Nährstoffdichte für einen sicheren Start der Legeperiode
¾ ausgewogenes Phase 2 Futter zur Absicherung einer guten Legepersistenz mit reduziertem Protein- und Aminosäurengehalt sowie reduziertem Linolsäuregehalt
¾ Phase 3 Futter mit Ausrichtung auf optimale Schalenqualität und angepasste Eigewichte
Die Phasenfütterung ist in ihren Grundzügen auch in Legehennenhaltungen mit mehreren Altersgruppen und Versorgung der Hennen über nur eine Fütterungsanlage möglich. Auch hier kann über die Wahl der entsprechenden Futtertypen den Nährstoffbedürfnissen der Hennen in der jeweiligen Situation und den Produktionszielen entsprochen werden (gegebenenfalls Abstimmung mit einem Fachberater).
Die beste Futter- und Nährstoffversorgung der Tiere, auch unter ökonomischen
Gesichtspunkten, wird erreicht, wenn für jede Altersgruppe ein Futtersilo zur Verfügung
steht.
Bei größeren Einheiten empfiehlt es sich, jede Stalleinheit über zwei Silos zu
versorgen, dies erleichtert das regelmäßige Reinigen der Silos und ermöglicht bei Bedarf einen schnellen Futterwechsel.
Das wechselweise Befüllen von zwei verschiedenen Futtersilos ermöglicht ebenfalls recht einfach die Kontrolle des Futterverbrauches der Herde.
Zu diesem Zweck stehen jedoch auch rechnergesteuerte Systeme auf der Basis
einer exakten Futterverwiegung zur Verfügung. Der Einsatz dieser Systeme ist insbesondere in größeren Einheiten zu empfehlen.
- 23 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
4.2.4.2 Füttern auf Eigewicht
Durch die Ernährung kann in gewissen Grenzen das Eigewicht an die betriebsspezifischen Bedürfnisse angepasst werden. Folgende Faktoren sind besonders zu beachten:
¾ Aufzucht: Die Fütterung auf ein hohes Körpergewicht bei Legebeginn erhöht das
Eigewicht über die gesamte Legeperiode.
¾ Futterkonzeption: Rohprotein, Methionin, Linolsäure; hohe Gehalte erhöhen bei
ausgewogenem Energiegehalt das Eigewicht.
¾ Fütterungstechnik: Futterstruktur, Zeitpunkt der Fütterung, kontrollierte Fütterung,
Häufigkeit der Fütterung; durch Stimulierung der Futteraufnahme kann das Eigewicht erhöht werden, durch kontrollierte Fütterung begrenzt werden.
Die Erreichung eines marktgerechten Eigewichtes hat insbesondere bei der Eiererzeugung in alternativen Haltungssystemen eine herausragende Bedeutung. Gegen Ende der
Legeperiode stehen das erzielte Eigewicht und die Schalenqualität in negativer Beziehung zueinander: Zu hohe Eigewichte gegen Ende der Legeperiode beeinflussen die
Schalenstabilität negativ.
Alle Maßnahmen zur Steuerung des Eigewichtes müssen im Idealfall schon in der Junghennenaufzucht beginnen und rechtzeitig angewandt werden. Eine nachhaltige Reduzierung des Eigewichtes im Nachhinein bei gut legenden Herden ist nur sehr schwer
möglich. Es empfiehlt sich eine Abstimmung mit dem Junghennenaufzüchter und rechtzeitige Abstimmung der eingesetzten Futterrezepturen.
Einfluss des Befiederungszustandes der Hennen auf die Futteraufnahme:
Die Aufrechterhaltung eines intakten Federkleides der Hennen über die gesamte Haltungsdauer sollte ein grundsätzliches Anliegen jeden Geflügelhalters sein. Es ist aus
grundsätzlichen Erwägungen des Tierschutzes angezeigt und dient ebenfalls der Aufrechterhaltung des Gesundheitszustandes der Tiere. Ein intaktes Federkleid der Hennen
schützt diese vor Wärmeverlust und vermeidet so einen erhöhten Futterverzehr:
- 24 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
Einfluss des Befiederungsgrades auf den täglichen Energiebedarf für die Erhaltung:
Gefieder
%
100
90
80
70
60
50
0
7,2
14,4
21,6
28,8
36
0
2,6
5,2
7,8
10,4
13
Zusätzlicher
Erhaltungsbedarf,
kcal
Zusätzlicher
Futterbedarf
g/Tag (x)
(x): Futter mit 2770 kcal, bzw. 11,6 MJ/kg
Der erhöhte Futterbedarf/Nährstoffbedarf der Hennen ergibt sich durch den Anteil von
60-65% des Gesamtnährstoffbedarfes für die Erhaltung, bei geschädigtem Gefieder für
die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Ein täglicher Futterverzehr von 130
g/Tier/Tag (und mehr) ist in besonderen Situationen daher normal.
4.2.5 Wasserbedarf der Legehenne
Gutes Wasser ist für jedes Tier, auch für Geflügel, das wichtigste Nahrungsmittel. Die
Futter- und Wasseraufnahme stehen in engem Verhältnis zueinander, unter normalen
Bedingungen im Verhältnis 1:2. Geflügel, welches durch die verschiedensten Ursachen
nicht ausreichend Wasser aufnimmt, zeigt ebenfalls eine unzureichende Futteraufnahme. Eine regelmäßige Überprüfung der Funktionsfähigkeit des Tränkesystems ist notwendig.
Unter überhöhten Temperaturen oder bei Gesundheitsproblemen zeigen die Tiere eine erhöhte Wasseraufnahme. Wasseruhren ermöglichen sehr kostengünstig eine
regelmäßige Kontrolle der von den Tieren aufgenommen Wassermenge (Wasserverluste
sind zu minimieren).
Das den Tieren angebotene Wasser sollte grundsätzlich Trinkwasserqualität haben, dies mit Blick auf die Gesundheit der Tiere und eine optimale Eiqualität. Der Tierhalter sollte sich stets fragen: Würde ich das Wasser selber trinken? Kann diese Frage
- 25 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
mit „Ja“ beantwortet werden, ist das den Tieren angebotene Wasser i.d.R. weitestgehend in Ordnung.
Regelmäßige Reinigungen der Wasserversorgungseinrichtungen in den Ställen
sind geboten, besondere Sorgfalt ist bezüglich der Kontrolle der Vorlaufbehälter angezeigt.
Bei Verwendung von Brunnenwasser sind regelmäßige Wasseruntersuchungen auf Basis der Trinkwasserverordnung durchzuführen.
5. Wirtschaftlichkeit
Bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit der Legehennenhaltung sind neben den je
nach Vermarktungsweg unterschiedlichen Erlösmöglichkeiten vor allem die Unterschiede bei den Festkosten und den direkten Kosten entscheidend.
Die großen Unterschiede bei den Erlösmöglichkeiten in Abhängigkeit vom Vermarktungsweg können auf Grund der großen Vielfalt der Vermarktungsmöglichkeiten
und der Tatsache, dass die Vermarktung in der Regel in einem Betrieb parallel auf verschiedenen Wegen erfolgt, nicht allgemeingültig dargestellt werden.
Grundsätzlich gilt jedoch, dass der Erlös pro Ei mit der Nähe des Absatzes zum
Kunden steigt. Außerdem steigen das durchschnittliche Preisniveau von der Käfighaltung über die Boden- und Freilandhaltung hin zu Eiern aus biologischer Erzeugung an.
Daneben ist der Grad der Verpackung und die Zahl der Eier pro Verkaufseinheit für die
Preisbildung von Bedeutung.
Den Unterschieden bei den Erlösen stehen anderseits je nach Haltungsform unterschiedliche Fest- und Direktkosten gegenüber. Während die Festkosten vor allem durch
die Bestandsgröße, die Besatzdichte je m² Stallgrundfläche und der notwendigen Ausstattung mit technischen Einrichtungen abhängt, werden die direkten Kosten vor allem
durch die biologischen Leistungen, den Aufwand an Betriebsmitteln und die Unterschiede z. B. im Hinblick auf die Gesunderhaltung des Bestandes bestimmt.
Als guter Maßstab für einen Vergleich der Systeme haben sich die Kosten pro
vermarktungsfähigem Ei bewährt, da dieser Wert neben den nichtvermarktbaren Eiern
(z. B. Schmutz-, Knick-, Bruch- oder Windeier) auch die Leerstandszeiten zwischen
zwei Durchgängen berücksichtigt. In der Tabelle sind beispielhaft die Kosten für unterschiedliche Herdengrößen und Haltungssysteme zusammengestellt.
- 26 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
Grundsätzlich ist mit der Erhöhung der Tierzahl bei allen Haltungssystemen eine
Degression der Kosten zu erkennen, was vornehmlich durch den wirtschaftlicheren
Einsatz teurer Technik (z. B. Antriebe für Eier- und Kotsammlung) und den geringern
Arbeitsaufwand erklärt werden kann.
Im Hinblick auf die Festkosten erreicht die Kleingruppenhaltung in etwa das Niveau der Voliere. Die Bodenhaltung hat vor allem auf Grund des bezogen auf die Stallgrundfläche geringeren Tierbesatzes deutliche Nachteile in diesem Kostenblock. Wird
die Bodenhaltung oder die Bodenhaltung in mehreren Ebenen mit einem Zugang zu
einem Auslauf im Freien kombiniert, erhöhen sich die Festkosten bedingt durch die
Aufwendungen für z. B. die notwendige Einfriedung um etwa 30 Cent pro Tier.
Bei den direkten Kosten schlagen sich die höheren Prophylaxeaufwendungen
und die in der Bodenaufzucht erhöhten Futterkosten im Junghennenpreis nieder. Außerdem muss in der Boden- und Freilandhaltung mit einem höheren Futterverbrauch
gerechnet werden. Ferner kommt in diesen extensiveren Haltungssystemen bedingt
durch den erhöhten Erhaltungsbedarf und den Mehrbedarf durch höhere Bewegungsaktivität ein energiereicheres und damit teureres Futter zum Einsatz.
Zu Buche schlagen auch die Kosten für Wasser-, Energie (z. B. erfordern geringere Besatzdichten zusätzliche Energie) und Hygiene (Impfung, Wurmbekämpfung). Auch
die notwendige Einstreu in extensiveren Systemen verteuert die Erzeugung zusätzlich.
Die Differenzen werden bei der Berechnung der Kosten pro vermarktungsfähigem Ei sogar noch vergrößert. Ursache hierfür sind zum einen die in extensiveren Systemen im Schnitt der Jahre erheblich höheren Leistungsschwankungen. Systembedingt,
vor allem durch den Kontakt der Tiere mit der Einstreu und den eigenen Exkrementen
werden in der Praxis häufiger krankheitsbedingte Leistungsdepressionen bis hin zu Ausfällen beobachtet werden. In der Freilandhaltung kommen zusätzliche Tierverluste
durch Raubtiere oder Greifvögel hinzu.
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Fazit:
Die Wirtschaftlichkeit der Eiererzeugung in den unterschiedlichen Haltungssystemen
wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Letztendlich trifft jedoch der
Verbraucher über den Eiereinkauf die Entscheidung darüber, welches Haltungssystem
in einem Legehennenbetrieb zu bevorzugen ist. Dabei ist zu hoffen, dass bei dieser
Kaufentscheidung künftig nicht nur dem Eierpreis und weniger emotionalen Argumenten, sondern der Produktqualität sowie dem Produktionsprozess größere Bedeutung
beigemessen wird.
- 28 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
Beispielrechnung Erzeugungskosten in unterschiedlichen Haltungssystemen
Simon und Krafeld 2006
Kleingruppenhaltung
Bodenhaltung
Bodenhaltung
in mehreren Ebenen
Freilandhaltung
Plätze
3000
5000
10000
3000
5000
10000
3000
5000
10000
3000
5000
10000
Festkosten/Platz, €*
4,84
4,18
3,20
5,33
4,10
3,22
6,07
4,68
3,22
6,37
4,98
3,52
Direktkosten/Tier, €
12,26
12,06
11,36
13,33
13,13
12,63
13,75
13,55
13,05
14,26
14,06
13,76
Arbeitskosten/Tier, €
2,50
2,00
1,50
2,80
2,30
1,80
3,00
2,50
2,00
3,30
2,80
2,30
Gesamtkosten/
Tier; €
19,60
18,24
16,06
21,46
19,53
17,65
22,82
20,73
18,27
23,93
21,84
19,58
Eier pro Henne und
Jahr
295
275
275
265
% 2. Wahl Eier, %
10
11
11
12
Vermarktungsfähige
Eier**
266
245
245
233
Erzeugungskosten pro
7,9
7,4
6,5
9,4
8,5
7,7
10,0
9,1
8,0
11,1
10,1
Ei in Cent
* Stall Neubau ohne Eigenleistung und Erdarbeiten
** Eier pro Henne und Jahr abzüglich Schmutz-, Knick-, Bruch- und Windeier und Korrekturfaktor für Leerstandzeiten 0,9827
9,1
- 29 DLG Merkblatt: Legehennenhaltung
Abb. 6: Bodenhaltung
Abb. 7: Freilandhaltung
Abb. 8: Kleingruppenhaltung
Abb. 9: Kaltscharrraum
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