Die Schweiz verstehen

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Blaser, Kernen, Moser-Léchot DIE SCHWEIZ VERSTEHEN
Was muss ich wissen, um als Ausländerin oder Ausländer den Einbürgerungstest zu bestehen und damit das Schweizer Bürgerrecht zu erwerben?
Die Schweiz verstehen vermittelt die entsprechenden Kenntnisse auf fundierte und zeitgemässe Art.
Das neu entwickelte Heft führt in die Schweizer Geografie, Geschichte
und Kultur ein, informiert über Politik, Wirtschaft, Recht und Soziales und
zeigt, was typisch ist für Land und Leute.
Die Schweiz verstehen enthält ein Glossar mit allen wichtigen Begriffen,
Fragen zur Lernkontrolle sowie weiterführende Fragen zur Vertiefung und
Diskussion. Mit der kostenlosen App zum Heft kann man den Stoff trainieren und sein Wissen anhand von Originalfragen aus Einbürgerungstests
überprüfen.
Die Schweiz verstehen dient als Lehrmittel für Einbürgerungskurse sowie
zur selbstständigen Vorbereitung auf den Einbürgerungstest. Zudem eignet es sich auch für den Staatskundeunterricht an Berufsfachschulen, Fachmittelschulen und Gymnasien.
Andreas Blaser
Urs Kernen
Daniel V. Moser-Léchot
Lernen, trainieren, nachschlagen:
die kostenlose App zum Heft
Andreas Blaser ist ehemaliger Schulleiter einer Berufsfachschule. Er war während
zehn Jahren Grossrat des Kantons Bern und dort massgeblich an der Entwicklung der
Einbürgerungskurse beteiligt.
Urs Kernen unterrichtet als KV-Lehrer am Bildungszentrum Interlaken. Er ist Projektleiter für die Erstellung von Sprachstandanalysen und Einbürgerungstests.
Daniel V. Moser-Léchot ist Doktor der Geschichte. Er war bis zu seiner Pensionierung
Primar-, Sekundar- und Gymnasiallehrer sowie Dozent für Geschichte und Geschichtsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Bern.
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DIE SCHWEIZ
VERSTEHEN
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Vorwort
Was ist die Schweiz? Was hält diese Nation zusammen? Was verstehen wir unter diesem vielseitigen Land mit vier Landessprachen und Kulturen? Solche Fragen tauchen regelmässig in der
Politik und den Medien auf und sorgen jeweils für heftige Diskussionen. Doch wenn schon den
Schweizerinnen und Schweizern eine Antwort darauf schwerfällt, wie viel schwieriger ist sie für
Zugewanderte, die in der Schweiz eine neue Heimat gefunden haben?
Die Schweiz verstehen ist eine Handreichung auf dem Weg zur Einbürgerung. In sechs Kapiteln gibt das Heft mögliche Antworten auf die obigen Fragen und bereitet so auf den Einbürgerungstest vor. Mit einem Glossar und einer kostenlosen App kann das Wissen repetiert und
überprüft werden.
Die Schweiz verstehen richtet sich aber nicht nur an Personen, die das Schweizer Bürgerrecht erwerben wollen, sondern auch an Ausländerinnen und Ausländer, Schweizerinnen und
Schweizer, welche die Schweiz besser kennenlernen wollen. Das Kapitel Geografie, Geschichte,
Sprachen behandelt die naturräumlichen, historischen und sprachlichen Gegebenheiten des Landes. Das Kapitel Religionen, Brauchtum, Kultur gibt einen Einblick in die religiöse und kulturelle Vielfalt. Das Kapitel Föderalismus, Demokratie, Politik erklärt die politischen Abläufe der
Schweizer Demokratie, während im Kapitel Gesetze, Rechte, Pflichten die Grundregeln unseres
Zusammenlebens geschildert werden. Schliesslich informieren die Kapitel Wirtschaft, Arbeit,
Bildung sowie Versicherungen, Soziale Sicherheit, Gesundheit über den wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Alltag sowie über die umfassenden Instrumente unseres Sozialstaates.
Die Schweiz verstehen eignet sich auch für den Einsatz in Berufsfachschulen, Fachmittelschulen und Gymnasien. Das vermittelte Grundlagenwissen zur Schweiz fördert die politische
Bildung und gibt mit weiterführenden Fragen am Schluss jedes Kapitels Anstösse zum Vertiefen
und Vernetzen.
Die Autoren danken dem Bildungszentrum Interlaken für die Herausgeberschaft, dem
Rechtsanwalt Adrian S. Müller für die textliche Mitarbeit bei den juristischen und staatskundlichen Themen, dem Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik in Aarau für die Evaluation des Manuskripts, dem Kanton Bern für die finanzielle Unterstützung und dem Projektleiter
Lukas Meier für seine professionelle Betreuung und Beratung sowie für sein sorgfältiges Lektorat.
Im Februar 2017
Andreas Blaser, Urs Kernen, Daniel V. Moser-Léchot
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Inhaltsverzeichnis
1
Geografie | Ge­sch­i­ch­te | Sprachen
5
Die Schweiz verstehen: Schwyzerdütsch
6
Geografie
Geschichte
Sprachen
7
10
13
2
Religionen | Brauchtum | Kultur
17
Die Schweiz verstehen: Kirchenglocken
18
Religionen
Brauchtum
Kultur 19
21
24
3
Föderalismus | Demokratie | Politik
29
Die Schweiz verstehen: Landsgemeinde
30
Föderalismus
Demokratie
Politik
31
34
40
4
Gesetze | Rechte | Pflichten
45
Die Schweiz verstehen: Milizarmee
46
Gesetze
Rechte
Pflichten
47
51
55
5 Wirtschaft | Arbeit | Bildung
59
Die Schweiz verstehen: Berufsbildung
60
Wirtschaft
Arbeit
Bildung 61
64
68
6
Versicherungen | Soziale Sicherheit | Gesundheit
73
Die Schweiz verstehen: Gut versichert
74
Versicherungen
Soziale Sicherheit
Gesundheit
Glossar
75
77
83
87
4
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Wasserschloss
Alpen
Jura
1 |Geografie
Ge­sch­i­ch­te
Sprachen
Mittelland
Bundesbrief
Reformation
Helvetische Republik
Bundesverfassung
Landessprachen
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Die Schweiz verstehen:
Schwyzerdütsch
Schweizerdeutsch oder eben Schwyzerdütsch ist die mündliche Sprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer. Dabei gibt es bedeutende regionale Unterschiede. Normalerweise erkennt man sofort, ob jemand aus St. Gallen, Zürich oder
Bern stammt. Zudem gibt es oft auch innerhalb einer Region zahlreiche Sprachvarianten. Manchmal kann man sogar hören, aus welchem Dorf oder Stadtteil jemand kommt. Trotz dieser grossen Unterschiede verstehen sich praktisch alle, die
Schweizerdeutsch sprechen, gegenseitig. Da das Schwyzerdütsch untrennbar mit der
Schweizer Kultur und Mentalität verbunden ist, möchten auch viele Zugewanderte,
die bereits gut Hochdeutsch sprechen, Mundart lernen. Kurse, in denen der lokale
Dialekt unterrichtet wird, erfreuen sich in letzter Zeit grosser Beliebtheit.
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Geografie
Geografischer Steckbrief
Fläche
41 285 km2
Bundesstadt
Bern
Nachbarländer
Frankreich, Italien, Fürstentum Liechtenstein,
Österreich und Deutschland
Grenzlänge
1882 km
Nord-Süd-Ausdehnung
max. 220 km (von Bargen SH bis Chiasso TI)
West-Ost-Ausdehnung
max. 348 km (von Chancy GE nach Val Müstair GR)
Höchster Punkt
Dufourspitze (Kanton Wallis), 4634 m ü. M.
Tiefster Punkt
Lago Maggiore (Kanton Tessin) 192 m ü. M.
Drei Naturräume
Die Schweiz liegt in Mitteleuropa und ist ein Binnen­­land, hat also keinen Zugang zu einem Meer. Die
Schweiz hat drei grosse geografische Naturräume,
die praktisch das ganze Land umfassen: den Jura, das
­Mittelland und die Alpen.
Der Jura liegt im Nordwesten der Schweiz und
nimmt rund 10 % ihrer Gesamtfläche ein. Das Kalk­
steingebirge weist eine mittlere Höhe von 700 Metern
über Meer auf und liegt teilweise auch in Deutschland
und Frankreich. Auf Schweizer Gebiet erstreckt sich der
Jura über die Kantone Genf, Waadt, Neuenburg, Bern,
Jura, Solothurn, Basel-Landschaft und Aargau. Knapp
die Hälfte des Juras ist bewaldet, weitere 43 % sind
Landwirtschaftsgebiet.
Das Mittelland nimmt ca. 30 % der Gesamtfläche der
Schweiz ein. Es reicht vom Genfersee im Südwesten bis
zum Bodensee im Nordosten des Landes und ist eine hügelige Fläche mit fruchtbaren Ebenen, eingebettet zwischen dem Jura im Norden und den Alpen im Süden. Im
Mittelland sind die meisten grossen Städte und rund zwei
Drittel der Schweizer Bevölkerung angesiedelt. Etwa die
Hälfte des Mittellands ist Landwirtschaftsgebiet, ein
Viertel Wald. Wohngebiete und Infrastruktur umfassen
16 % des Mittellandes, etwa doppelt so viel wie im Jura.
Der Jura
Das Mittelland
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Geografie
­ egen der Klimaerwärmung schmelzen die Gletscher,
W
und das Klima im Alpenland Schweiz verändert sich
stark. Die Wasserreserven sind dadurch in Zukunft
­gefährdet.
Klima
Die Alpen
Die Schweizer Alpen sind Teil des europäischen Alpengebirges, das sich von Nizza über 1200 Kilometer
bis nach Wien zieht. In der Schweiz liegen die Alpen im
Süden des Landes und erstrecken sich vom Genfersee
im Westen bis an die Grenze zu Österreich im Osten.
Die Alpen umfassen etwa 60 % der Gesamtfläche der
Schweiz. Doch nur gerade 11 % der Gesamtbevölkerung leben in den Alpen, denn ein grosser Teil davon
liegt in hoher Lage und ist mit Geröll, Fels, Schnee­
flächen und Gletschern bedeckt. Die Schweizer Alpenpässe wie der Gotthard, der Simplon und der Grosse
St. Bernhard sind seit Jahrhunderten wichtige Über­
gänge zwischen Nord- und Südeuropa.
Wasserschloss
Die Schweiz gilt als das Wasserschloss Europas. Rund
6 % der Trinkwasserreserven des Kontinents befinden
sich in der Schweiz, und 4 % der Gesamtfläche des
Landes entfallen auf Seen und Flüsse. Mit dem Rheinfall verfügt die Schweiz über den grössten Wasserfall
­Europas, und die Mauer des Grande-Dixence-Stausees
im Wallis zählt mit 285 Metern zu den höchsten Staumauern der Welt. Die vier Flüsse Rhone, Rhein, Inn und
Tessin haben ihre Quelle alle in den Schweizer ­Alpen
und fliessen in unterschiedliche Meere: die Rhone ins
Mittelmeer, der Rhein in die Nordsee, der Inn via ­Donau
ins Schwarze Meer und der Tessin via Po in die Adria.
Es gibt in der Schweiz über 1500 Seen. Viele davon
gehen auf Vertiefungen durch Gletscher zurück, die sich
während der letzten Eiszeit gebildet haben. Der Genfersee im französisch-schweizerischen Grenzgebiet ist
der grösste See Mitteleuropas. Der grösste See, der ganz
auf Schweizer Boden liegt, ist der Neuenburgersee.
Die Nähe zum Atlantik bestimmt weitgehend das Klima
in der Schweiz. Die feucht-milden Winde aus westlichen
Richtungen bewirken sowohl im Winter- als auch im
Sommerhalbjahr eine Mässigung des Klimas. Im Sommer kühlen diese Westwinde, im Winter wärmen sie.
Ausserdem führen sie das ganze Jahr über zu Niederschlägen. Auch die Alpen beeinflussen das Klima der
Schweiz stark. Sie wirken als Klimaschranke zwischen
der Nord- und der Südschweiz. Oft staut sich der Niederschlag am Alpennordhang. Gleichzeitig schützen die
Alpen die Südschweiz vor den kalten Winden von Norden. So ist der Winter im Süden deutlich milder als im
Norden.
Neben dem Westwind weht in der Nordschweiz der
Föhn, ein trockener warmer Südwind, der nördlich der
Alpen schönes Wetter bringt. Der Nordwind, die sogenannte Bise, bringt hingegen im Norden kaltes und trockenes Wetter.
Bei der Niederschlagsmenge gibt es sehr grosse regionale Unterschiede. In den Hochalpen, in der Innerschweiz und im Tessin fällt am meisten Regen. Die inneralpinen Täler wie das Wallis und das Engadin weisen
hingegen sehr wenig Niederschlag auf.
Bevölkerung
Die Schweiz hat heute (2016) rund 8,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Knapp ein Viertel davon,
also gut 2 Millionen, sind Ausländerinnen und Ausländer. Damit gehört die Schweiz zu den europäischen Ländern mit den höchsten Ausländeranteilen. Rund zwei
Drittel der ausländischen Bevölkerung stammen aus einem EU-Land. Das häufigste Herkunftsland ist Italien,
gefolgt von Deutschland und Portugal. Nur rund 15 %
der ausländischen Bevölkerung stammen von ausserhalb
Europas.
Umgekehrt leben über 760 000 Schweizerinnen und
Schweizer im Ausland. Das entspricht ungefähr der Bevölkerungszahl des Kantons Waadt, des drittgrössten Kan-
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Geografie
Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz
nach Herkunftsland
350000
300000
250000
200000
150000
100000
50000
D
eu
ts
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Quelle: Bundesamt für Statistik, 2016
tons der Schweiz. Fast zwei Drittel dieser Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer leben in Europa, die
meisten davon in Frankreich, Deutschland oder Italien.
Noch vor 150 Jahren war die Schweiz stark ländlich
geprägt und mit einer Einwohnerzahl von 2,5 Millionen schwach besiedelt. Heute lebt nur noch ein Viertel
der Schweizer Bevölkerung auf dem Land. Drei Viertel
der Einwohnerinnen und Einwohner wohnen in Städten
und Agglomerationen. Die Stadt Zürich ist die grösste
Stadt der Schweiz mit rund 400 000 Einwohnern. Daneben weist die Schweiz fünf weitere Grossstädte mit
mehr als 100 000 Einwohnern auf: Genf, Basel, Bern,
Lausanne und Winterthur.
Verkehrsnetz
Die Schweiz weist ein dichtes Strassennetz und einen
sehr gut ausgebauten öffentlichen Verkehr auf. Fast jedes Dorf im Land ist mehrmals am Tag mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Eine besondere Bedeutung hat
dabei die Eisenbahn. Die Schweiz weist das d
­ ichteste
Bahnnetz der Welt auf, und die Schweizerinnen und
Schweizer sind Weltmeister im Bahnfahren (gemessen
an der Anzahl Kilometer pro Jahr). Zudem verfügt
das Land mit dem 2016 eröffneten Gotthard-Basis­
tunnel nun über den längsten Eisenbahntunnel der Welt
(57 Kilometer).
Ein Zug fährt in den neuen Gotthard-Basistunnel ein
Für den Personen- und Güterverkehr sind insbesondere die Verbindungen zwischen Lausanne und Genf sowie zwischen den Städten Basel, Zürich und Bern wichtig. Die Hauptverkehrsachsen von Westen nach Osten
und von Norden nach Süden sind zudem bedeutende
Teilstücke europäischer Verkehrsachsen. So durchquert ein Grossteil des internationalen Güterverkehrs
zwischen Nord- und Südeuropa die Schweizer Alpen.
Der grösste Flughafen der Schweiz befindet sich in Zürich-Kloten; zudem verfügt die Schweiz mit Genf und
Basel-Mulhouse über zwei weitere grössere Flughäfen.
BEGRIFFE
Diese wichtigen Begriffe werden im Glossar erklärt:
• Alpen
• Auslandschweizer
• Binnenland
• Bise
• Föhn
• Jura
• Mittelland
• Wasserschloss
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Geschichte
Das Besondere an der Schweiz ist, dass sie weder ethnisch noch religiös eine Einheit darstellt. Das Schweizer
Nationalgefühl gründet denn auch nicht auf einer bestimmten Ethnie, Sprache oder Kultur, sondern auf der
Bundesbrief
Im 13. und 14. Jahrhundert gelingt es
gewissen Talschaften und Städten im
Gebiet der heutigen Schweiz, mehr
Eigenständigkeit zu erlangen. Sie werden neu direkt dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches unterstellt und
nicht mehr lokalen Grafen. In diesem
Zusammenhang schliessen Uri, Schwyz
und Nidwalden Anfang August 1291
einen Bund zur Wahrung des Friedens.
Dieser Bundesbrief gilt als Beginn der
Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Eidgenossenschaft
der acht Orte
Aus diesem Bündnis entwickelt sich
zwischen 1332 und 1481 ein Bündnissystem zwischen acht Orten. Neben
Uri, Schwyz und Unterwalden gehören
ihm Zug und Glarus sowie die Städte
Luzern, Zürich und Bern an. Dieses
Bündnisgeflecht wird ab 1350 Eidgenossenschaft genannt. Ihr Zweck
ist es, fremde Übergriffe abzuwehren
und die Macht der einheimischen Führungsschichten zu sichern.
Eidgenossenschaft der 13 Orte
Zwischen 1481 und 1513 treten die
Städte Freiburg, Solothurn, Basel,
Schaffhausen und der Landort Appenzell der Eidgenossenschaft bei.
Neu erfasst der Staatenbund 13 Orte.­
gemeinsamen Geschichte und den gemeinsamen politischen Werten. Deshalb bezeichnet man die Schweiz oft
als eine Willensnation. Wie diese entstanden ist, zeigt
die folgende Übersicht.
Hinzu kommen die Zugewandten Orte,
wie etwa Graubünden und das Wallis,
die ebenfalls Bündnisse mit der Eidgenossenschaft abgeschlossen haben,
aber nicht Vollmitglied sind. Zudem er­obert die Eidgenossenschaft neue Ge­biete und schafft so die Gemeinen
Herrschaften, Untertanengebiete, die
von den eidgenössischen Orten gemeinsam verwaltet werden.
Reformation
1523 beginnt in Zürich unter Huld­
rych Zwingli die Reformation, eine
Erneuerungsbewegung mit dem Ziel,
die römisch-christliche Kirche umzugestalten. Während sich in Teilen der
Eidgenossenschaft die Reformation
durchsetzt, bleiben andere Orte dem
katholischen Glauben treu. Diese
Spaltung der Eidgenossenschaft in
katholische und protestantische Orte
führt bis ins 19. Jahrhundert hinein
zu Konflikten und bewaffneten Auseinandersetzungen. Genf (das damals
noch nicht Teil der Eidgenossenschaft
ist) entwickelt sich ab 1536 unter Jean
Calvin zu einem reformierten Zentrum
mit internationaler Ausstrahlung.
Neutralität
Nach dem Dreissigjährigen Krieg erhält die Eidgenossenschaft im Westfälischen Frieden von 1648 faktisch
die Souveränität zugesprochen, sie
gilt nun also als unabhängiger Staat
und nicht mehr als Teil des Heiligen
Römischen Reiches. Die Eidgenossenschaft vertritt zunehmend eine Politik
der Neutralität. Dies bedeutet, dass
sie sich nicht an bewaffneten Konflikten zwischen anderen Staaten beteiligt. Mit vielen europäischen Staaten
schliesst sie aber Verträge über Söldnerlieferungen ab.
Helvetische Republik
1798 kommt es in Basel und in der
Westschweiz zu revolutionären Bewegungen. Darauf besetzen Napoleons
Truppen die Schweiz. Nach französischem Vorbild ent­
steht die Helve­
tische Republik, die zentralistisch organisiert ist. Zum ersten Mal wer­den
allen Männern Freiheitsrechte und po­
litische Rechte zugestanden. Die Untertanengebiete werden aufgehoben.
Mediation
1803 gibt Napoleon der Schweiz eine
neue Verfassung. Die Kantone erhalten
ihre staatliche Selbstständigkeit zurück,
und aus den ehemaligen Untertanen­
gebieten und den Gemeinen Herrschaften entstehen sechs neue Kantone:
St. Gallen, Graubünden, Aargau, Thur­
gau, Tessin und Waadt. Damit umfasst
die Schweiz neu 19 Kantone. Diese
Phase der Mediation dauert bis 1814.
Wiener Kongress und
­Restauration
Nach der Niederlage Napoleons beginnt 1815 die Zeit der Restauration.
In den meisten Kantonen gelangen die
Konservativen an die Macht und stellen weitgehend die alte Ordnung vor
1798 wiederher. Die Kantone schlies­
sen einen neuen Bundesvertrag ab,
der ihnen mehr Selbstverwaltung zugesteht. Genf, Neuenburg und Wallis
treten der Eidgenossenschaft bei. Am
Wiener Kongress 1815 anerkennen
die europäischen Grossmächte die bis
heute gültigen Schweizer Landesgrenzen sowie die Neutralität der Schweiz.
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Geschichte
Reformation in Zürich 1523
Helvetische Revolution in Basel 1798
Gründung des Bundesstaates 1798
Regeneration und
Sonderbunds­krieg
die direktdemokratischen Volksrechte
werden erweitert. 1891 überlassen die
Freisinnigen (heute FDP) den Katholisch-Konservativen (heute CVP) einen
Sitz im Bundesrat.
nur beschränkt aufgenommen. Die
Rationierung von Lebensmitteln ver­
hindert Hunger.
1830 beginnt die Zeit der Regenera­
tion. In vielen Kantonen kommen die
Liberalen an die Macht und führen dort
die Gewaltenteilung und die Presseund Wirtschaftsfreiheit ein. Doch die
Forderung der Liberalen, anstelle des
losen Staatenbundes einen Bundesstaat
zu gründen, scheitert am Widerstand
der katholisch-konservativen Kantone.
1847 kommt es zwischen den beiden
Lagern zu einem kurzen Bürgerkrieg,
dem Sonderbunds­krieg, in dem sich
die liberalen gegen die katholisch-konservativen Kantone durchsetzen.
Erster Weltkrieg
Die Schweiz bleibt im Ersten Weltkrieg
(1914–1918) neutral und wird von
Kriegshandlungen verschont. Doch das
Land ist wirtschaftlich schlecht auf den
langen Krieg vorbereitet. Die Ernährungslage ist kritisch. Die Nahrungsmittelpreise steigen, die Kaufkraft der
Löhne sinkt. 1918 kommt es zu einem
Landesstreik der Arbeiterschaft.
Zwischenkriegszeit
Gründung des Bundesstaats
Mit dem Sieg der liberalen Kräfte ist der
Weg frei für die Gründung des Bundes­
staates. Nachdem das Volk die neue
Bundesverfassung gutgeheissen hat,
wird im September 1848 der schweizerische Bundesstaat geschaffen. Alle
Schweizer Männer erhalten politische
Rechte, und die Glaubens- und Pressefreiheit wird eingeführt. Die Schweiz
wird zu einem einheitlichen Wirtschafts­raum. Die Kantone behalten aber eine
grosse Selbstständigkeit.
Ausbau der Volksrechte und
Industrialisierung
Im jungen Bundesstaat entsteht ein
dichtes Eisenbahnnetz, das die Mobilität und die Industrialisierung fördert. Die Schweiz erlebt eine Phase
des Wirtschaftsbooms und entwickelt
sich vom Agrar- zum Industriestaat.
1874 wird die Bundesverfassung total revidiert: Der Bund wird gegenüber den Kantonen gestärkt, und
1919 wird der Natio­nalrat erstmals nicht
mehr nach dem Mehrheitsprinzip (Majorz), sondern im Verhältnis der Wähleranteile (Proporz) gewählt. Dadurch
verliert die Freisinnig-Demokratische
Partei (FDP) ihre absolute Mehrheit; die
Sozialdemokratische Partei (SP) und
die Bauernpartei (heute SVP) gewinnen
hingegen an Einfluss. Infolge der Weltwirtschaftskrise erleben die faschistischen Gruppen, Fronten genannt, und
die Kommunisten Zulauf; aber die Demokratie behauptet sich. Aufgrund der
Bedrohung aus dem Ausland rücken
die Arbeiterschaft und die Arbeitgeber
näher zusammen.
Zweiter Weltkrieg
Auch im Zweiten Weltkrieg (1939–
1945) bleibt die Schweiz neutral, ist
aber wirtschaftlich eng mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbunden. Die Schweiz wird nicht angegriffen
und bleibt von Kampfhandlungen verschont. Bis 1944 werden Flüchtlinge
Phase der Hochkonjunktur
Wie ganz Westeuropa erlebt auch die
Schweiz nach dem Krieg eine lange
Phase mit starkem Wirtschaftswachstum. Der Lebensstandard steigt, die
soziale Sicherheit wird verbessert. Ab
1959 teilen sich die vier stärksten Parteien (inklusive der Sozialdemokraten)
die sieben Bundesratssitze nach einem
festen Schlüssel, der sogenannten Zauberformel auf: Die drei grössten Parteien erhalten je zwei Sitze, die viertgrösste Partei einen. Erst 1971 erhalten die
Schweizer Frauen auf Bundesebene das
Stimm- und Wahlrecht.
Entwicklung zur
Dienstleistungsgesellschaft
Infolge der Erdölkrise von 1973 gerät
die Schweizer Wirtschaft in die Krise. In
den folgenden Jahren entwickelt sich
das Land immer mehr zu einer Dienstleistungsgesellschaft. 1979 ent­steht
der 26. Kanton der Schweiz: der Kanton
Jura. 1999 wird die Bundesverfassung
total revidiert. Die neue Verfassung
betont die Zusammenarbeit zwischen
Bund und Kantonen und bezieht die
Gemeinden stärker mit ein.
Aussenpolitische Öffnung
Anfang des neuen Jahrtausends erfolgt
eine sanfte aussenpolitische Öffnung.
2002 tritt die Schweiz der UNO bei.
2000 und 2005 nimmt das Stimmvolk
die bilateralen Verträge mit der EU an.
Weitere Integrationsschritte in Richtung
Europäische Union lehnt das Schweizer
Stimmvolk hingegen ab.
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Geschichte
ab den 1980er-Jahren wieder. 2002 wird für Angehörige von EU- und EFTA-Staaten der freie Personenverkehr eingeführt. Aus den übrigen Staaten wird dagegen
nur noch die Einwanderung hoch qualifizierter Spezialistinnen und Spezialisten zugelassen.
Beziehungen zu Europa
Italienische Gastarbeiter verreisen über Weihnachten 1964
ab Zürich in ihre Heimat
Ein- und Auswanderung
Seit jeher verlassen Menschen ihre angestammten Lebensräume, um bessere Lebensbedingungen zu finden
und vor Kriegen oder Naturkatastrophen zu flüchten.
So gelangen im 17. Jahrhundert Zehntausende protestantische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich in die
Westschweiz. Im 19. Jahrhundert kommen viele politische Flüchtlinge aus Deutschland in die liberale Eid­
genossenschaft.
Damals ist die Schweiz aber vor allem ein Auswanderungsland. Zwischen 1850 und 1914 etwa wandern
rund 300 000 Schweizerinnen und Schweizer aus. Sie
fliehen von der Armut ihrer Heimat und suchen ihr
Glück vor allem in Amerika und Australien.
Nach 1880 setzt eine verstärkte Einwanderung in
die Schweiz ein. Vor allem aus den Nachbarländern
Italien, Deutschland und Frankreich kommen Zehntausende Menschen, von denen viele auf dem Bau und
in Fabriken arbeiten. Bis zum Ersten Weltkrieg bleibt
die Migrationspolitik der Schweiz sehr liberal. Der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer steigt von 3 %
(1850) auf fast 15 % (1910).
Danach kommt es erst wieder in der Hochkonjunktur der 1950er- und 1960er-Jahre zu einer starken Einwanderung. In dieser Zeit herrscht in der Schweiz ein
Mangel an Arbeitskräften, und viele Migranten aus
­Italien und später auch aus anderen südeuropäischen
Nationen kommen ins Land. Sie gelten als Gastarbeiter und erhalten nur eine zeitlich befristete Aufenthalts­
bewilligung. Während der Wirtschaftskrise in den
1970er-Jahren müssen denn auch über 300 000 Ausländerinnen und Ausländer in ihre Heimatstaaten zurückkehren. Doch die Einwanderung kommt auch in dieser
Zeit nicht vollständig zum Erliegen und verstärkt sich
Die Entwicklungen in der Schweiz und in Europa sind
seit langer Zeit eng miteinander verbunden. In der Antike gehört das Gebiet der Schweiz teilweise zum Römischen Reich. Im Mittelalter ist die Eidgenossenschaft
Teil des Heiligen Römischen Reiches. Die faktische Unabhängigkeit erlangt die Eidgenossenschaft erst 1648.
Aber auch danach beeinflussen europäische Ereignisse
immer wieder die Entwicklungen in der Schweiz, so
etwa die Französische Revolution von 1789, die europäischen Revolutionen von 1830 und 1848, die Industrialisierung oder im 20. Jahrhundert die beiden Weltkriege und der Fall der Berliner Mauer 1989.
Auch wenn die Schweiz nicht Mitglied der Europäischen Union ist, ist sie doch politisch und wirtschaftlich eng mit den europäischen Ländern verbunden. Seit
1963 ist die Schweiz Mitglied des Europarats. Mit der
Europäischen Union hat die Schweiz seit 2000 verschiedene bilaterale Abkommen abgeschlossen, z. B. über
den Freihandel und die Personenfreizügigkeit.
BEGRIFFE
Diese wichtigen Begriffe werden im Glossar erklärt:
• Bundesbrief
• Gemeine Herrschaften
• Helvetische Republik
• Mediation
• Neutralität
• Reformation
• Regeneration
• Restauration
• Sonderbundskrieg
• Souveränität
• Willensnation
• Zauberformel
• Zugewandte Orte
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Sprachen
Viersprachige Schweiz
Vielsprachige Schweiz
Die Schweizerische Eidgenossenschaft ist offiziell viersprachig. Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch sind gemäss Verfassung die Landessprachen
der Schweiz. Deutsch, Französisch und Italienisch sind
auch Amtssprachen. Dies bedeutet, dass im Parlament
in diesen Sprachen gesprochen wird und dass sämt­liche
amtlichen Publikationen des Bundes in den Sprachen
veröffentlicht werden müssen. Das gilt sowohl für Gesetze, Erlasse und Berichte als auch für andere Texte,
die das ganze Land betreffen, etwa amtliche Webseiten,
Broschüren, Informationsblätter oder Beschriftungen
von Fahrzeugen und Gebäuden. Im Verkehr mit Personen rätoromanischer Sprache gilt seit 1996 auch das
Rätoromanische als Amtssprache.
Rund 64 % der Bevölkerung sprechen hauptsächlich
Deutsch bzw. Schweizerdeutsch, 23 % Französisch, 8 %
Italienisch und 0,5 % Rätoromanisch. Italienisch wird
in der Südschweiz, Französisch in der Westschweiz gesprochen. Rätoromanisch ist eine romanische Sprache,
die nur in Teilen des Kantons Graubünden gesprochen
wird. Rund 22 % der Schweizer Bevölkerung sprechen
eine andere Sprache als die vier Landessprachen. Am
meisten verbreitet sind Englisch mit ca. 4,6 %, Portugiesisch mit 3,6 % und Albanisch mit 3,0 %. Die Schweiz
hat sich also aufgrund der Einwanderung in den letzten
Jahrzehnten von einem viersprachigen zu einem vielsprachigen Land entwickelt.
Die Sprachenkarte der Schweiz
 Deutsch
 Französisch
 Italienisch
 Rätoromanisch
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Schweiz verstehen_buch.indb 13
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Sprachen
Mehrsprachige Kantone
17 der 26 Kantone haben nur Deutsch als Amtssprache. Einsprachig französisch sind die vier Kantone
Genf, Waadt, Neuenburg und Jura. Die Sprachgrenzen
verlaufen aber längst nicht immer entlang der Kantonsgrenzen: Drei Kantone haben Deutsch und Französisch
als Amtssprache, nämlich Bern, Freiburg und Wallis.
Im Tessin ist nur Italienisch Amtssprache. Graubünden
schliesslich ist der einzige dreisprachige Kanton: Hier
sind Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch Amts­
sprachen.
Die Sprachgrenze zwischen der deutsch- und der
französischsprachigen Schweiz verläuft im Kanton Freiburg entlang der Saane. Man bezeichnet diesen Flusslauf
oft als Röstigraben und meint damit die politischen und
kulturellen Unterschiede zwischen der Deutsch- und
der Westschweiz. Denn die Rösti, ein Kartoffelgericht,
gilt als typisches Essen der Deutschschweizerinnen und
Deutschschweizer.
Dialekte
Schweizerdeutsch ist die Umgangssprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer. Es wird praktisch in allen Situationen und in allen sozialen Schichten
gesprochen. Dabei gibt es viele verschiedene Dialekte,
die sich je nach Kanton und Region unterscheiden.
Als Schriftsprache und in der Schule verwenden die
Deutschschweizer nicht Schweizerdeutsch, sondern
die deutsche Standardsprache. Dieses Schweizer Hoch-
Ein auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch beschriftetes Verbot
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Schweiz verstehen_buch.indb 14
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Sprachen
Die Saane bildet den Röstigraben
deutsch ist eine sprachliche Variante des in Deutschland
gesprochenen und geschriebenen Hochdeutschs und ent­hält Wörter, die nur in der Schweiz verwendet werden.
Neuerdings schreibt die Schweizer Bevölkerung aber
vermehrt auch auf Schweizerdeutsch. So verfassen viele
ihre Textnachrichten in Mundart. Dafür gibt es jedoch
keine Rechtschreiberegeln.
Im Tessin sprechen einige Leute noch lombardische
Dialekte. In Graubünden unterscheidet sich die rätoromanische Sprache teilweise von Tal zu Tal. Die offizielle
Amtssprache, das Rumantsch Grischun, ist eine Schriftsprache, ähnlich dem Hochdeutsch in der Deutschschweiz. In der französischen Schweiz hingen sind die
unterschiedlichen Dialekte, die Patois, weitgehend
verschwunden. Jede Region hat zwar noch ihre Eigenheiten und Akzente, das mündliche Schweizer Französisch weicht aber nur geringfügig vom Standardfranzösisch ab.
Ein zweisprachiges Strassenschild in Biel/Bienne
BEGRIFFE
Diese wichtigen Begriffe werden im Glossar erklärt:
• Amtssprache
• Dialekt
• Landessprache
• Rätoromanisch
• Röstigraben
• Standardsprache
Ein Verkehrsschild in rätoromanischer Sprache in Zuoz
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Zusammenfassung
Die drei geografischen Naturräume der Schweiz sind der Jura, das Mittelland und die Alpen. Im Mittelland wohnen zwei Drittel der 8,3 Millionen zählenden Bevölkerung. Das Klima
in der Schweiz ist mitteleuropäisch, doch beeinflussen die Berge das Wetter stark: Häufig
staut sich der Niederschlag am Alpennordhang. Gleichzeitig schützen die Alpen die Südschweiz vor den kalten Winden aus Norden. Die wichtigsten Eisenbahn- und Autobahnlinien
verlaufen aus Norden nach Süden durch die Alpen sowie von Südwesten nach Nordosten
durch das Mittelland.
Die Schweizerische Eidgenossenschaft war bis Ende des 18. Jahrhunderts ein lockerer
Staatenbund einer wachsenden Anzahl von Stadt- und Landorten. 1798 brachten die französischen Armeen die Ideen der Revolution in die Schweiz. Napoleons Versuch, in der Schweiz
einen Zentralstaat nach französischem Vorbild zu schaffen, scheiterte, doch die von ihm aus
den früheren Untertanengebiete und gemeinsam verwalteten Gebieten geschaffenen neuen Kantone blieben bestehen. 1848 erhielt die Schweiz eine liberale Verfassung und wurde
zum Bundesstaat. In den folgenden 70 Jahren erlebte die Schweiz eine starke Industrialisierung. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg blieb die Schweiz von Kriegshandlungen verschont. In der Nachkriegszeit gab es in der Schweiz bis in die 1970er-Jahre eine
lange Phase der Hochkonjunktur, die mit einer starken Einwanderung aus Südeuropa verbunden war. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts kam es mit dem Beitritt zur UNO und dem Abschluss der bilateralen Verträge mit der EU zu einer aussenpolitischen Öffnung des Landes.
Die Schweiz kennt vier Landessprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Deutsch, Französisch und Italienisch sind auch Amtssprachen. Sechs Kantone haben
zwei Amtssprachen, der Kanton Graubünden sogar drei.
REPETITIONSFRAGEN
1. Wie heissen die drei Naturräume der Schweiz?
2. In welche Meere fliessen die Schweizer
­Gewässer?
3. Aus welchem Land stammen die meisten
­Ausländerinnen und Ausländer?
4. Nennen Sie die sechs Schweizer Grossstädte.
5. Welche drei Orte haben 1291 den Bundesbrief besiegelt?
6. Was ist die Helvetische Republik?
7. 1848 gilt als Gründungsjahr der modernen
Schweiz. Warum?
8. Welches sind die vier Landessprachen der
Schweiz?
9. In welchen Kantonen sind Französisch und
Deutsch Amtssprachen?
10.In welchen Kantonen ist Italienisch Amts­
sprache?
WEITERFÜHRENDE FRAGEN
1. Welches Gewässer liegt in Ihrer Nähe?
Wohin fliesst es?
2. Begründen Sie die Tatsache, dass die Niederschläge in der Schweiz so ungleich verteilt
sind.
3. Welche Verkehrsmittel benützen Sie in der
Regel? Begründen Sie.
4. Informieren Sie sich über die Lokalgeschichte
Ihres Wohnorts.
5. Wählen Sie eine Epoche der Schweizer Geschichte aus und informieren Sie sich dazu
vertieft im Internet.
6. Erläutern Sie den Verlauf der Einwanderung
in die Schweiz im 20. Jahrhundert.
7. Welche Dialekte oder Sprachen sprechen Ihre
Nachbarn?
8. Mit welchen Herausforderungen ist die
­rätoromanische Sprache konfrontiert?
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