www.anas-hockenheim.de Frühling 2016 auf der Hockenheimer Streuobstwiese (Armin Konrad – 23.04.2016) Nach der Ruhephase des Winters schaffen längere Tageslichtdauer und höhere Temperaturen die Voraussetzungen des biologischen Frühlings. Pflanzen aktivieren ihre gespeicherten Nährstoffe und transportieren diese in Knospen. Frühblüher liefern erste Pollen- und Nektarnahrung für Insekten. Diese wiederum bestäuben andere Pflanzen und sind selbst Nahrung für Spinnen, Vögel, Eidechsen und andere Tiere. Zu den ersten blühenden Gehölzen gehören Haselstrauch, Sal-Weide, Kornelkirsche und die Kirschpflaume. Die Kornelkirsche gehört), wie der einheimische Rote Hartriegel (Cornus sanguineum) zur Familie der Hartriegelgewächse (CORNACEAE). Die ursprüngliche Heimat der Kornelkirsche ist Südeuropa. In Deutschland wird sie vielfach in Parks und Gärten angepflanzt, da sie ihre gelben Blüten bereits im Vorfrühling erscheinen. Die nektar- und pollenreichen Blüten liefern neben den Salweiden die erste Nahrung für Honig- und Wildbienen. Kornelkirsche (Cornus mas), 24.02.2016 (Hockenheim, Streuobstwiese) © Armin Konrad 1 Die Kirschpflaume oder Myrobalane (Prunus cerasifera) gehört wie die meisten unserer Obstgehölze zur Familie der Rosengewäche (ROSACEAE). Sie bildet Sträucher oder niedrige Bäume. Ihre ursprüngliche Heimat ist die Region von Balkan bis Kleinasien. Sie wird seit sehr langer Zeit bei uns in Kultur angebaut. Und hat sich in Obstanbaugebieten weit verwildert. In Parks wird häufig die rosablühende und rotblättrige Zuchtform angepflanzt, die sogenannte Blutpflaume. Im Gebiet der Hockenheimer Streuobstwiese wachsen sowohl Normalform wie auch die Blutpflaume. Die kleine Früchte der Kirschpflaume sind essbar, schmecken aber etwa fade. Kirschpflaumee (Prunus cerasifera), 31.03.2016 - Hockenheim, Streuobstwiese © Claudia Zieboll Die rotblättrigen Formen weisen auch mehr Rottöne in den Blüten auf. Kirschpflaume (Prunus cerasifera), 31.03.2016 - Hockenheim, Streuobstwiese © Claudia Zieboll Die Kirschpflaume war bereits den Kelten bekannt. Unsere Kulturpflaumen (Zwetschge, Pflaume, Mirabelle…) entwickelten sich aus Hybriden (Kreuzungen) von Schlehe und Kirschpflaumen. Die Blüte der Kirschpflaume erscheint vor den ihren Blättern, etwa zeitgleich mit der Mandelblüte und wenige Wochen vor den Blüten der Schlehen (Schwarzdorn). 2 Kirschpflaume (Prunus vcerasifera), 24.02.2016 - Hockenheim, Streuobstwiese © Armin Konrad 3 Die am 30.01.2016 gepflanzten jungen Schlehenbüsche blühen. Schlehenbüsche gehören zu den wichtigsten Wildsträuchern für Tiere. Ihre Blüten, Blätter und Holz liefern Nahrung für Schmetterlinge und viele Insekten. Die Beeren werden von ca. 20 einheimischen Vogelarten gefressen. Die dornigen Schlehenhecken bieten speziell den sogenannten Strauchbrütern einen idealen Schutz- und Nistraum. Schlehe oder Schwarzdorn (Prunus spinosa) 06.04.2016 - Hockenheim, Streuobstwiese © Armin Konrad 4 Wildsträucher sind rund um das Jahr wichtige Nahrungsquellen. Während im zeitigen Frühling die ersten bereits wieder blühen, finden sich an manchen noch die Beeren des Vorjahres. Früchte des Gemeinen Schneeballs (Viburnum opulus) aus der Familie der Moschuskrautgewächse (ADOXACEAE) Früchte des Gewöhnlichen Ligusters (Ligustrum vulgare) aus der Familie der Ölbaumgewächse (OLEACEAE) jeweils 24.02.2016 - Hockenheim Streuobstwiese © Armin Konrad 5 Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum, Fam Lippenblütler, LAMIACEA), Vogelmiere (Stellaria media, Fam. Nelkengewächse, CARYOPHYLLACAEA) und der Wiesen-Gelbstern (Gagea pratensis) aus der Familie der Liliengewächse (LILIACEAE). Letzterer steht auf der Roten Liste der bedrohten Pflanzenarten mit der Einstufung 3 (gefährdet). 31.03.2016 - Hockenheim, Streuobstwiese © Claudia Zieboll Ebenfalls als gefährdet (3), wird das Sand-Vergissmeinicht in der Roten Liste der bedrohten Pflanzenarten geführt). Die Blüten des Sand-Vergissmeinnichts haben nur einen Durchmesser von 1-3 mm. Sand-Vergissmeinicht (Myosotis stricta), Familie Raublattgewächse (BORAGINACEAE) 31.03.2016 (Hockenheim, Streuobstwiese) © Armin Konrad 6 Wo es blühende Pflanzen gibt, finden auch Tiere Nahrung. Die Vorkommen an blühenden Pflanzen in unserer Natur- und Kulturlandschaft geht leider dramatisch zurück. Damit verschwindet die Lebensgrundlage für viele Insekten und deren Fressfeinde (Spinnen, Vögel, Reptilien, Amphibien u. a.). Auch unsere Honigbienen finden immer weniger Nahrung. Wenn die Bienen fehlen, können viele Pflanzen nicht mehr bestäubt werden, was letztendlich auch zunehmend dramatische Folgen für die Produktion vieler Nahrungsmittel haben wird. Auf der Hockenheimer Streuobstwiese konnten Frau Prof. Karin Gorgas, Claudia Zieboll und Armin Konrad in den letzten beiden Jahren bereits 149 verschiedene Pflanzenarten nachweisen. Damit bildet die Streuobstwiese ein überaus wichtiges Refugium der Artenvielfalt. Mitte April, die Kirschbäume blühen! Der Tisch ist gedeckt für Honigbienen: Europäische Honigbiene (Apis mellifera) Fam.: Echte Bienen (APIDAE) und Rosenkäfer: Goldgänzender Rosenkäfer (Cetonia aurata) Fam.: Blatthornkäfer (SCARABAEIDAE) beide Bilder 20.04.2016 (Hockenheim, Streuobstwiese) © Armin Konrad 7 Bei den Bienen auf dem nachfolgenden Bild handelt es sich nicht um Honigbienen, sondern um die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius). Familie: Seidenbienen (COLLETIDAE). Die Frühlingsseidenbienen besitzen ein Körperlänge von 13 – 15 mm.. Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius) - 31.03.2016 (Hockenheim, Streuobstwiese) © Claudia Zieboll Die Frühlings-Seidenbienen überwintern als fertig entwickelte Insekten. Es sind solitäre Wildbienen. Sie fliegen wesentlich früher als alle anderen Arten der Familie. Als Lebensraum bevorzugen sie sandige Standorte. Seidenbienen sind eng auf bestimmte Nahrungspflanzen spezialisiert, C. cunicularius im zeitigen Frühjahr auf blühende Weiden (z. B. Sal-Weide) als Pollenquelle. Die Männchen erscheinen einige Tage vor den Weibchen und schwärmen dann in niedriger Höhe über den Brutplätzen des Vorjahres. Die Seidenbienen übernachten in selbstgegrabenen Höhlen. Die Tiere erkennen und finden andere ihrer Art durch einen artspezifischen Duft (zitrusartig). Bei C. cunicularius werden die Weibchen von den Männchen ausgegraben. Die Paarung erfolgt meist unmittelbar darauf. 8 Frühlings-Seidenbienen bei der Paarung. 06.04.2016 (Hockenheim, Streuobstwiese) © Armin Konrad 9 Frühlings-Seidenbienen bei der Paarung. Deutlich sind die Mandibeln (die Mundwerkzeuge) des Weibchens zu erkennen. Mit ihrer Hilfe bauen sie mehrzellige verzweigte Nester im Sandboden. 10 Frühlings-Seidenbiene auf Sandboden. Auf dem unteren Bild der Eingang zu einem Brutnest. Oft findet man mehrer Nester kolonieartig benachbart. beide Bilder 20.04.2016 (Hockenheim, Streuobstwiese) © Armin Konrad 11 Eine weitere im zeitigen Frühjahr (April bis Mai) fliegende Wildbienenart ist die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) aus der Familie MEGACHILIDAE. Sie sammelt Pollen von verschiedenen frühblühenden Pflanzenarten. Sie sind, wie die meisten Wildbienen Solitärbienen und in der Wahl ihrer Neströhren sehr flexibel. Auch Nisthilfen werden gerne angenommen. Das im Januar ergänzte Element des Insektenhotels war Mitte April bereits von der gehörnten Mauerbiene besiedelt (verschlossene Bohrlöcher). links: 6. 04.2016 unten: 20.04.2016 (Hockenheim, Streuobstwiese) © Armin Konrad Nach dem dramatischen Rückgang der Honigbienenbestäubung (Varroamilbe, Nahrungsmangel), werden im Obstanbau gezielt auch Hummeln und Mauerbienen vermehrt und durch Nisthilfen gefördert. „So werden heute in Japan ca. 75 % der Obstanbauflächen durch Mauerbienen bestäubt.“ (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Mauerbienen - Stand 23.04.2016) 12 Hain-Schnirkelschnecke (Synonym: Hain-Bänderschnecke) Cepaea nemoralis Familie: Schnirkelschnecken (HELICIDAE) Das Gehäuse der Hain-Schnirkelschnecke hat im Unterschied zur Garten-Schnirkelschnecke einen dunklen Mundsaum. Meist zeigt das Gehäuse der Hain-Schnirkelschnecke dunkle Bänder auf hellem Grund . Die Zahl der Bänder pro Umgang kann variieren. Diese können auch ganz fehlen. Hain-Schnirkelschnecken ernähren sich hauptsächlich von abgestorbenen Pflanzenteilen. Gehäuse einer Weinbergschnecke (Helix pomatia) Cepaea nemoralis Familie: Schnirkelschnecken (HELICIDAE) beide Bilder 31.03.2016 (Hockenheim, Streuobstwiese) © Claudia Zieboll 13 Blühende Hainbuche (Carpinus betulus) Birkengewäche (BETULACEAE) Blüte des Acker-Stiefmütterchens (Viola arvensis) Veilchengewächse (VIOLACEAE) links: Keine weiße Taubnessel sondern die ein Albino einer Purpuroten Taubnessel (Lamium purpureum), Familie: Lippenblütler (LAMIACEAE) Durch eine Mutation (Gendefekt) hat diese Pflanze die Fähigkeit zur Bildung rotvioletter Farbstoffe (Anthocyane) verloren. Die Blüten sind deshalb reinweiß und die Blätter durch das Blattgrün (Chlorophyll) rein grün gefärbt. Aufnahmen jeweils Streuobstwiese Hockenheim oben: 20.04.2016 © Armin Konrad links: 31.03.2016 © Claudia Zieboll 14 Der Höhepunkt der Kirschblüte 20.04.2016 - (Hockenheim, Streuobstwiese) © Armin Konrad 15 Beginn der Apfelblüte 20.04.2016 - (Hockenheim, Streuobstwiese) © Armin Konrad 20.04.2016 – 17:00 Uhr Die Nachtigall ist zurück aus dem Winterquartier und singt im Gebüsch an der Streuobstwiese zum Anhören des Gesangs z. B. bei https://www.youtube.com/watch?v=QCGj0qQIXJY alle Vogelstimmen z. B. bei: http://www.vogelstimmen.de/ 16