F Fannia canicularis Fliegenmaden Fasciola Erregerbezeichnung Fasciola spec. Synonym Große Leberegel, Riesenleberegel Morphologie Bis zu 40 mm lange und 13 mm breite Saugwürmer (Trematoden). Dorsoventral abgeplattete Hermaphroditen mit zwei Saugnäpfen (Mundund Bauchsaugnapf) und blind endendem Gabeldarm. Darm und Testes stark verzweigt. Taxonomie Klasse: Ordnung: Familie: Arten: Digenea Echinostomatida Fasciolidae Fasciola hepatica, F. gigantica Historie F. hepatica war bereits Linné bekannt (1758) und gehört damit zu den ersten Helminthen, die taxonomisch eingeordnet wurden. Die Erstbeschreibung liegt allerdings deutlich weiter zurück (de Brie 1379). F. hepatica war auch der erste Trematode, dessen Entwicklungszyklus vollständig aufgeklärt wurde (Leuckart 1882, Thomas 1883). F. gigantica wurde erstmals 1855 von Cobbold beschrieben. Erkrankungen/Symptome Fasciolose: Beide Fasciola-Arten sind als Adultwürmer Bewohner der großen und mittleren Gallengänge, deren Infektionsstadien (Metazerkarien) im Duodenum aus der Zystenhülle freigesetzt werden und über Darmwand, Bauchhöhle und Leberkapsel ins Leberparenchym einwandern, sich zu Subadulten entwickeln, die Gallengänge aufsuchen und dort zum Adultwurm heranwachsen. Migration verursacht Perihepatitis, eosinophile nekrotische Abszesse, Zerstörung des Parenchyms, Hyperplasie des Gallengangepithels, Cholangitis, Cholecystitis, Cholelithiasis. Akutes Krankheitsbild selten; nur bei starkem gleichzeitigen Befall; dann 2–6 Wochen p.i. Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchbeschwerden, allergische Erscheinungen. Die chronische Phase beginnt nach einigen Monaten: Kolikartige Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Ikterus, Fieber. Bakterielle Sekundärinfektionen komplizieren das Krankheitsbild. Nicht selten auch ektopische Ansiedlung mit entzündlichen Reaktionen und Abszessbildung der betroffenen Organe. Differenzialdiagnose Differenzialdiagnostisch ist von Leberkrankungen anderer Genese mit entsprechenden Symptomen zu unterscheiden, so z.B. Opisthorchose, Schistosomose, Echinokokkose u.a. Labordiagnostik Mikroskopie. Durch Nachweis der 130–150×63– 90 µm großen gedeckelten Eier in Stuhl oder Galle, gegebenenfalls auch im Punktat (Zysten, Abszesse). Die Eiausscheidung beginnt ca. 3–4 Monate p.i. (Präpatenz). Serologie. Als Nachweisverfahren kommen der indirekte Immunfluoreszenztest und Enzymim239 Fasciola muntests in Frage, die jedoch noch wenig spezifisch sind und nur von Speziallaboratorien ausgeführt werden. hängt. Erste Symptome können 2–6 Wochen p.i. auftreten. Therapie Die durch Leberegel hervorgerufene Immunantwort führt weder zur Abtötung des Parasiten noch schützt sie vor Reinfektionen. Immunantwort Praziquantel (Biltricide®) ist unwirksam. Erfolgversprechend scheint eine Behandlung mit dem in der Veterinärmedizin eingeführten Triclabendazol (Fasinex®). Bisher erprobte Dosierung: 10mg/kg postprandial, einmalig oder an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Prüfung noch nicht abgeschlossen. Wirtsbereich Spezifische Merkmale Die Infektion mit Fasciola ist primär eine Zoonose herbivorer Säugetiere und hat ein weites Wirtsspektrum. Gegenüber den z.T. sehr hohen Prävalenzen bei diesen Tieren tritt die Befallshäufigkeit beim Menschen deutlich zurück. Transmission Risikogruppen Infektion des Menschen ausschließlich durch Verzehr von metazerkarienbehafteten Pflanzen, unter denen die Brunnenkresse (Nasturtium officinale) die wichtigste ist. Personen, die Wasserpflanzen oder in Gewässernähe wachsende Pflanzen in rohem oder ungarem Zustand verzehren. Vermehrung und Inkubationszeit Der Befall des Menschen mit Fasciola kommt überall dort vor, wo mit Metazerkarien behaftete Brunnenkresse oder andere Wasserpflanzen geerntet und verzehrt werden. Dies trifft auf zahlreiche Länder in Europa, Afrika, Asien und Amerika zu, vor allem solche, in denen Rinder und Schafe die Gewässer kontaminieren. In Europa wurden in Frankreich wiederholt kleinere Epidemien beim Menschen beobachtet. Epidemiologie Entwicklungszyklus: Ausscheidung der Eier mit dem Stuhl → Schlüpfen der Larve (Miracidium) im Wasser → Befall des 1. Zwischenwirts (aquatische oder amphibische Schnecken der Familie Lymnaeidae) → Larvenentwicklung (Sporozyste → Redie → Zerkarie) in der Schnecke →Ausschwärmen der Zerkarien und Festsetzen an Pflanzen → Enzystierung und Umbildung zur Metazerkarie → Infektion des Endwirts durch orale Aufnahme und Befall der Leber (u.a. Organe) → Heranwachsen zum Adultwurm → Beginn der Eiproduktion ca. 3–4 Monate p.i. (= Präpatenz, Präpatentperiode). Die Hauptvermehrungsphase der Fasciola-Arten findet auf dem Larvenstadium im 1. Zwischenwirt (Schnecke) statt. Im Endwirt (Mensch, herbivore Säugetiere) entspricht die Zahl der beherbergten Adultwürmer derjenigen der aufgenommenen Infektionsstadien (1 Metazerkarie → 1 Adultwurm). Die Vermehrung im Endwirt besteht lediglich in der Produktion von Eiern, die zur Weiterentwicklung ins Freie gelangen müssen. Eine Inkubationszeit lässt sich in der Regel nicht präzise definieren, da das Entstehen von Krankheitserscheinungen von der Zahl der – in der Regel akkumulativ – aufgenommenen Metazerkarien und der Dauer der Infektion ab240 Prävention Eine Fasciola-Infektion kann vermieden werden, wenn Brunnenkresse u.a. im oder am Wasser gedeihende Pflanzen nur in abgekochtem Zustand verzehrt werden. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Die Bekämpfung der Fasciolose muss bei der Behandlung der herbivoren Säugetiere ansetzen, um eine Kontamination der Gewässer und damit die Infektion der Schnecken zu verhindern. Maßnahmen zur Schneckenbekämpfung sind problematisch. Meldepflicht Nach §§ 6 und 7 Infektionsschutzgestz (IfSG) gehört Fasciolose nicht zu den meldepflichtigen Filarien Krankheiten wie auch der Nachweis der Krankheitserreger nicht meldepflichtig ist. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche parasitologische und tropenmedizinische Institutionen. Expertenlaboratorien ◗ Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Parasitologie, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg ◗ Institut für Medizinische Parasitologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn ◗ Institut für Parasitologie, Rudolf-BuchheimStr. 2, 35392 Gießen ◗ Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559 Hannover ◗ Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Königsweg 65, 14163 Berlin ◗ Institut für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart 2. Dalton JP (ed) (1998) Fascioliasis. CAB International, Wallingford 3. Janitschke K et al (1998) Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik: Parasitosen. MiQ 4. Fischer, Stuttgart et al 4. Mehlhorn H, Eichenlaub D, Löscher T, Peters W (1995) Diagnostik und Therapie der Parasitosen des Menschen. 2. Aufl. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 5. Rommel M et al. (Hrsg) (2000) Veterinärmedizinische Parasitologie. Paul Parey, Berlin Fasciolopsis F Darmegel Filaria bancrofti Wuchereria bancrofti Filaria demarquayi Mansonella ozzardi Filaria malayi Brugia Web-Adressen Deutsche Gesellschaft für Parasitologie: http://www.dgp.parasitologie.de Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit: http://www.dtg.mwn.de Robert Koch-Institut Berlin: http://www.rki.de Universität Berlin: Lehrstuhl für molekulare Parasitologie: http://www.biologie.hu-berlin.de/molpara British Society for Parasitology: http://www.abdn.ac.uk/bsp/ American Society of Parasitologists: http://www.museum.unl.edu/asp CDC-Center for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/ WHO-World Health Organization: http://www.who.int/ Schlüsselliteratur 1. Beaver PC, Jung RC, Cupp EW (1984) Clinical Parasitology. 9th Edition. Lea & Febiger, Philadelphia Filaria medinensis Dracunculus medinensis Filaria oculi Loa loa Filaria volvulus Onchocerca volvulus Filarien Brugia spec.; Loa loa; Mansonella ozzardi; Mansonella streptocerca; Mansonella perstans Onchocerca volvulus; Wuchereria bancrofti 241 Filoviren Filoviren virus wurde 1989 bei Affen entdeckt, die aus den Philippinen stammten. Erregerbezeichnung Erkrankungen/Symptome Marburgvirus, Ebolavirus Mit Ausnahme des Reston-Stammes führen Marburgvirus und Ebolavirus beim Menschen zu schwerem hämorrhagischem Fieber mit Letalitätsraten zwischen 30% und 90%. Die klinischen Symptome sind in beiden Fällen ähnlich. Nach einer Inkubationszeit von 3–16 Tagen kommt es zum plötzlichen Krankheitsausbruch mit Fieber, Kopfschmerz, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerz. In der Folge treten Schwindel, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall auf. Bei der Mehrzahl der Patienten treten nach 5–7 Tagen schwere hämorrhagische Erscheinungsbilder mit multiplen Blutungen auf. Am häufigsten betroffen sind der Gastrointestinaltrakt, die Lunge und das Zahnfleisch. Blutungen sind die Vorboten für einen tödlichen Ausgang, der im Allgemeinen nach 7–16 Tagen in einem schweren Schockzustand eintritt. Filoviren zeigen einen ausgeprägten Tropismus für Zellen des retikuloendothelialen Systems, Fibroblasten und interstitielles Gewebe. Die Infektion breitet sich über den gesamten Organismus aus, wobei Leber, Niere, Milz und Lunge besonders stark befallen sind. Synonym Keine Daten vorhanden. Morphologie Die Viruspartikel sind filamentös, verzweigt, Uförmig, 6-förmig oder zirkulär. Die Länge kann bis zu 14 µm erreichen, der Querschnitt beträgt 80 nm. Die Viren besitzen eine Lipidhülle mit Spikes, die 7 nm lang sind und einen Abstand von 10 nm voneinander haben. Im Inneren liegt das Nukleokapsid, das eine helikale Struktur mit einer zentralen Axe von 20 nm Durchmesser besitzt. Das Virusgenom besteht aus unsegmentierter, linearer, einzelsträngiger RNS mit negativer Polarität. Es kodiert in der Reihenfolge der einzelnen Gene für das Hauptnukleokapsidprotein NP, das vermutlich zum PolymeraseKomplex gehörende VP35, das Matrixprotein VP40, das Oberflächenglykoprotein GP, ein zweites Nukleokapsidprotein VP30, ein zweites Matrixprotein VP24, sowie das Polymeraseprotein L. Taxonomie Differenzialdiagnose Marburgvirus und Ebolavirus bilden die Familie Filoviridae, die das Genus Ebolavirus mit den Spezies Sudan, Zaire, Reston und Elfenbeinküste sowie das Genus Marburgvirus umfasst. Differenzialdiagnostisch sollten bei viral bedingtem hämorrhagischem Fieber Infektionen mit Hanta-Virus, Lassa-Virus, Krim-Kongo Virus bzw. Gelbfiebervirus ausgeschlossen werden. Darüber hinaus ist auch an Malaria, Typhus und Kala-Azar zu denken. Historie Marburgvirus wurde 1967 als erstes Filovirus bei einem Ausbruch von hämorrhagischem Fieber, von dem ca. 30 Patienten in Deutschland und Jugoslawien betroffen waren, isoliert. Infektionsquelle waren grüne Meerkatzen (Cercopithecus aethiops), die aus Uganda stammten. Vereinzelte Marburgvirusepisoden traten 1975, 1980 und 1987 in Süd- und Ostafrika auf. Ebolavirus wurde zum ersten Mal 1976 im Sudan und in Zaire beobachtet. In den gleichen Ländern kam es 1977, 1979 und 1995 zu weiteren Ausbrüchen, bei denen jedesmal mehrere hundert Personen betroffen waren. Kleinere Ausbrüche traten an der Elfenbeinküste und in Gabun auf. Das vermutlich nicht humanpathogene Reston242 Labordiagnostik Wegen der hohen Pathogenität dieser Viren müssen beim Umgang mit infektiösem Material besondere Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden. Virus kann aus dem Serum akut erkrankter Patienten in Vero-Zellen angezüchtet werden, sowie aus Leber, Milz, Lymphknoten, Niere und Herz von Verstorbenen. Während der virämischen Phase können Viruspartikel elektronenmikroskopisch nachgewiesen werden. Serumantikörper lassen sich durch indirekte Immunfluoreszenz und ELISA nachweisen. Zum Genomnachweis hat sich die RT-PCR bewährt. Filoviren Therapie Es gibt keine spezifischen immuntherapeutischen oder antiviralen Behandlungsmethoden. Die symptomatische Behandlung richtet sich gegen disseminierte intravaskuläre Koagulopathie, Schock, Hirnödem, Nierenversagen, Superinfektionen, Hypoxie und Hypotonie. Bei der Behandlung ist auf strikte Isolierung der Patienten und Schutz des klinischen Personals (Schutzkleidung, Respiratoren) zu achten. Spezifische Merkmale Infektionen mit Marburgvirus und Ebolavirus gehören zu den gefährlichsten übertragbaren Erkrankungen beim Menschen. Arbeiten mit diesen Erregern können deswegen nur in Hochsicherheitslaboratorien (L4) durchgeführt werden. Marburgvirus und Ebolavirus sind typische Vertreter der sog. „emerging viruses“. Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Eine Infektion mit Marburg- oder Ebolavirus führt zu Läsionen in Leber, Milz, Nieren und Lymphknoten. Im Spätstadium der Infektion kommt es zu Hämorrhagien in fast allen Organen, so auch in den Nierentubuli, wo auch Ablagerungen von Fibrin und Fibrinspaltprodukten festgestellt werden können. Zugleich ist die Blutgerinnung gestört. Transmission Filovirusinfektionen sind Anthropozoonosen. Die Übertragung von Mensch zu Mensch, vermutlich aber auch vom Tier auf den Menschen, erfolgt in erster Linie über den Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten, obwohl Aerosolinfektionen nicht auszuschließen sind. Während der Übertragungsweg nur bei wenigen Primärfällen identifiziert werden konnte, haben Sekundärfälle in der Regel nosokomiale Ursachen oder gehen auf engen Kontakt mit Patienten zurück. In einem Fall wurde die sexuelle Übertragung einer Marburgvirusinfektion 60 Tage nach der Erstinfektion beobachtet. Vermehrung und Inkubationszeit Der Wirtszelltropismus der Filoviren fokussiert sich auf die Zellen des retikuloendothelialen Systems, die Fibroblasten und interstitiellen Gewebe. Bevorzugt findet die Vermehrung in den Epithelzellen der Leber statt. Im Spätstadium der Infektion sind fast alle Gewebe betroffen, neben der Leber besonders auch Niere, Milz und Lunge. Die Inkubationszeit beträgt 4–16 Tage. Resistenz Keine Daten vorhanden. Immunantwort Eine humorale Immunantwort kann 10–14 Tage nach der Infektion festgestellt werden. Die Antikörper sind hauptsächlich gegen die viralen Oberflächenglykoproteine gerichtet. Bislang ist nicht klar, ob sie auch neutralisierend wirken. Auch hinsichtlich einer zellulären Immunantwort ist wenig bekannt. Wirtsbereich Das natürliche Reservoir dieser Viren ist unbekannt, obwohl in Einzelfällen die Übertragung von Primaten (grüne Meerkatzen, Schimpansen) auf den Menschen nachgewiesen werden konnte. Als Tiermodelle dienen Primaten, Meerschweinchen und Mäuse, für die die Infektion, u.U. nach mehreren Passagen, in der Regel tödlich ist. Risikogruppen Hierzu gehören in erster Linie Ärzte, Pflegepersonal und Mitpatienten infizierter Patienten, im weiteren Sinne aber auch allgemein Ärzte und Pflegepersonal in endemischen Gebieten. Epidemiologie Ebolavirus und Marburgvirus kommen in Afrika endemisch vor. Durch Affenexport können die Viren in andere Länder übertragen werden. Bei den afrikanischen Ebolavirus-Ausbrüchen wurde die Infektion in der Regel vom Primärfall auf die nächsten Angehörigen übertragen. Nach der Einlieferung infizierter Patienten in ein Krankenhaus kam es dort in der Regel zu massiver Ausbreitung der Krankheit durch kontaminierte ärztliche Instrumente und direkten Blut- und Sekretkontakt. Durch Verbesserung der hygienischen Bedingungen kam es dann regelmäßig zum Erliegen des Ausbruchs. Genetik Das Filovirus-Genom ist eine einzelsträngige, nichtsegmentierte Minus-Strang-RNA von ca. 19 kb Länge, die nicht infektiös ist (siehe auch Morphologie). 243 F Fischbandwurm Accession-No. der viralen Nukleinsäuresequenzen: Marburgvirus, (Stamm Musoke, Kenya 1980): J04337 Ebolavirus, Zaire: J04337 Prävention 3. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio Fischbandwurm Diphyllobothrium latum Chemotherapie- oder Immunisierungsansätze zur prä- oder postexpositionellen Prophylaxe von Filovirusinfektionen sind nicht bekannt. Flaviviren, seltene humanpathogene Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Strikte Isolierung der Patienten und Schutz des behandelnden Personals durch Sicherheitskleidung und Respiratoren sind geeignete Mittel gegen die Ausbreitung der Krankheit. Erregerbezeichnung Institut für Virologie, Philipps-Universität, Robert-Koch-Str. 17, D-35037 Marburg, Tel.: 06421/ 28-4313, -5360, -3691, Fax: 06421/28-8962, EMail: [email protected] Die humanpathogenen Flaviviren, die als Arboviren von Vertebraten auf Nicht-Vertebraten und umgekehrt übertragen werden, sind mit ihren klinischen und epidemiologischen Eigenschaften in Tabelle 1 (durch Zecken übertragene Flaviviren) und Tabelle 2 (durch Moskitos übertragene Flaviviren) zusammenfassend dargestellt. Frühsommer-MeningoenzephalitisVirus und Russische Frühjahrs-Sommer-Enzephalitisvirus, Gelbfiebervirus, Japanisches Enzephalitisvirus und Dengueviren werden wegen ihrer herausragenden medizinischen Bedeutung in eigenen Abschnitten abgehandelt. Neben diesen relativ häufig vorkommenden Erregern gibt es seltene humanpathogene Flaviviren, die im folgenden kurz beschrieben werden (mit * gekennzeichnete Viren in Tabelle 1 und Tabelle 2). Web-Adressen Synonym Meldepflicht Meldepflichtig bei Verdacht, Erkrankung und Tod. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Konsiliarlaboratorium für Bunyaviren, Filoviren Institut für Virologie, Philipps-Universität, Marburg (http://www.med.uni-marburg.de/ wwwmzh/viro.htm) Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg (http://www.bni.uni-hamburg.de/) Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e.V. (http://www.dvv-ev.de) Gesellschaft für Virologie e.V. (http://www. medizin.uni-koeln.de/projekte/gfv/) Centers for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/ Keine Daten vorhanden. Morphologie Die seltenen humanpathogenen Flaviviren gleichen morphologisch dem Gelbfiebervirus. Taxonomie Alle hier erläuterten Viren gehören zum Genus Flavivirus aus der Familie Flaviviridae. Historie Schlüsselliteratur 1. Klenk, H.-D., Slenczka, W., and Feldmann, H.: Encyclopedia of Virology, pp 827–832, Academic Press, 1994 2. Peters, C.J., Sanchez, A., Rollin, P.E., Ksiazek, T.G., and Murphy, F.A.: Filoviridae: Marburg and Ebola Viruses. Fields Virology, Third Edition, pp 1161–1176, LippincottRaven, New York, 1996 244 Im Sommer 1933 wurden Kansas City und St. Louis in den USA von einem Enzephalitis-Erreger heimgesucht. Nach Inokulation von infiziertem Gewebe in Rhesus-Affen und Albino-Mäuse konnte ein Virus isoliert werden, welches als St.-Louis-Enzephalitis-Virus (abgek. SLE-V) benannt wurde. Das Murray-Valley-Enzephali- Flaviviren, seltene humanpathogene Tabelle 1 Durch Zecken übertragene humanpathogene Flaviviren. aVakzine ist in Entwicklung. FSME = Frühsommermeningoenzephalitis; RSSE = Russische Frühjahrs-Sommer-(Russian Spring Summer-) Enzephalitis. * Seltene humanpathogene Flaviviren. # Vektor ist Ixodes ricinus; menschliche Infektionen sind äußerst selten (meist infolge eines direkten Kontaktes mit infizierten Schafen) Virus natürlicher Wirt FSME Nager und andere Säugetiere RSSE Nager und andere Säugetiere Powassan* Nager Kyasanur* Affen, Nager Louping ill # Nager, Schafe Omsker-Hämorrhagi- Nager und andere sches-Fieber Säugetiere Verbreitungsgebiet Krankheit Vakzine Zentral- und Westeu- Enzephalitis ropa Asiatisches Russland Enzephalitis ja Nordamerika Indien (Kartanaka) Großbritannien Westsibirien nein ja nein nein Enzephalitis Fieber, Enzephalitis Enzephalitis Hämorrhagisches Fieber neina F Tabelle 2 Durch Moskitos übertragene humanpathogene Flaviviren; HF = Hämorrhagisches Fieber; SS = Schocksyndrom. * Seltene humanpathogene Flaviviren Virus natürlicher Wirt Verbreitungsgebiet Krankheit Gelbfieber Affe, Mensch Afrika, Südamerika Japanische Enzephali- Vögel, Schwein tis Dengue-Serotypen 1– Mensch 4 St.-Louis-Enzephalitis* West-Nil-Fieber* Vögel Murray Valley Enzephalitis* Rocio* Wesselsbron* Vögel Ostasien Europa, Mittelmeer, Ostasien, Westindien, Nordafrika Nord- und Südamerika, Jamaica, Haiti Afrika, Asien, Europa Vakzine Fieber, Gelbsucht, HF, ja SS Enzephalitis ja Fieber, Exanthem, Myalgien, HF, SS nein Enzephalitis nein nein Vögel Fieber, Exanthem, Enzephalitis Australien, Neuguinea Enzephalitis unbekannt Schaf Südostbrasilien Afrika, Thailand nein nein tis-Virus (abgek. MVE-V) wurde 1917/18 in Queensland und im Murray Valley entdeckt. Die Stadt Powassan im nördlichen Ontario gab dem Powassan-Virus (abgek. POW-V) seinen Namen. Dort konnte es aus dem Gehirn eines 5jährigen Jungen, der an Enzephalitis verstorben war, zum ersten Mal isoliert werden. Im Jahre 1975 konnte das Rocio-Virus (abgek. ROC-V) während einer Enzephalitis-Epidemie in der südlichen Küstenregion des Staates Sao Paulo (Brasilien) aus dem Gehirn eines Opfers isoliert. Das West-Nil-Virus (abgek. WN-V) wurde erst- Enzephalitis Fieber nein mals in der West-Nil-Provinz von Uganda gefunden. Das Wesselsbron-Virus (abgek. WSLV) wurde 1957 aus einem Schaf in dem Dorf Wesselsbron (Südafrika) isoliert. Die erste Isolierung des Kyasanur-Forest-Disease-Virus (abgek. KFD-V) gelang 1957 aus einem toten Affen, der im Kyasanur-Waldgebiet des heutigen Staates Karnataka in Indien gefunden wurde. Das Omsker-Hämorrhagisches-Fieber-Virus (abgek. OHF-V) konnte 1947 in der Region Omsk (Zentral-Russland) erstmals nachgewiesen werden. 245 Flaviviren, seltene humanpathogene Erkrankungen/Symptome Die seltenen humanpathogenen Flaviviren lassen sich nach den von ihnen hervorgerufenen Krankheitsbildern in 3 Gruppen einteilen: Enzephalitis-assoziierte (SLE-V, MVE-V, POW-V, ROC-V), hauptsächlich mit Fieber, Arthralgien und Exanthem einhergehende (WN-V, WSL-V) und mit hämorrhagischem Fieber assoziierte (KFD-V, OHF-V) Krankheitserreger. SLE-V. Über 99% der Infektionen verlaufen asymptomatisch. Bei klinisch manifester Infektion tritt abrupt Fieber auf, das von anderen unspezifischen Symptomen (Abgeschlagenheit, Schwindelgefühl, Erbrechen und Kopfschmerzen) begleitet wird. Das ZNS kann in Form von aseptischer Meningitis oder Enzephalitis betroffen sein (Nackensteife, Benommenheit, Ataxie, Verwirrungszustände und Desorientiertheit). Die Mortalität bei manifest Erkrankten beträgt bei über 50-Jährigen 7–24%; bei Personen unter 50 Jahren ist sie kleiner als 5%. Als Spätfolgen können Müdigkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen und Ataxie auftreten. MVE-V. In der Mehrzahl der Fälle asymptomatische Verläufe wie bei den meisten ArbovirusInfektionen. Die Letalität bei Erkrankung wird mit 20–40% beziffert. Symptome sind Fieber, Schwindelgefühl, Erbrechen und schwere Kopfschmerzen im Frontalbereich. Mild bis schwer verlaufende Enzephalitiden (Koma, Paraplegie, Atemlähmung) können sich entwickeln. Bei Überlebenden einer schweren Enzephalitis bleiben in der Regel neurologische Defekte zurück. POW-V. Es kann Enzephalitis, Meningoenzephalitis und aseptische Meningitis verursachen. ROC-V. Die Erkrankung beginnt mit Fieber, Kopfschmerzen und Erbrechen. Darauf können Symptome einer Enzephalitis auftreten. Fulminante Verläufe mit letalem Ausgang sind beschrieben. Die Mortalität beträgt etwa 10%. In 20% der Fälle bleiben nach der Infektion schwere neurologische Schäden zurück. WN-V. Die Inkubationszeit beträgt 3–6 Tage. In den meisten Fällen handelt es sich um eine relativ mild verlaufende fiebrige Erkrankung, die plötzlich beginnt. Nach dem Fieber treten Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen auf. Über 246 okuläre Schmerzen und Pharyngitis wird häufig berichtet. Einige Tage nach Fieberbeginn zeigt sich bei ca. 50% der Erkrankten ein makulopapuläres, nicht juckendes Exanthem. Gewöhnlich erscheint das Exanthem zuerst am Stamm, um sich schließlich auch auf Gesicht und Extremitäten auszubreiten. Der Ausschlag kann für eine Woche bestehen bleiben. Kinder erholen sich rasch. Dagegen kann bei Erwachsenen die Rekonvaleszenzphase protrahiert verlaufen. Die Prognose ist insgesamt gut. Nur selten ist das Zentralnervensystem am Krankheitsgeschehen beteiligt. Todesfälle wurden bei älteren Personen vereinzelt beobachtet. WSL-V. Nach Infektion treten plötzlich Fieber, schwere Kopfschmerzen und retroorbitaler Schmerz auf. Lichtphobie und Hyperästhesie der Haut sind weitere Symptome. Nicht selten wird ein Exanthem beobachtet. Arthralgien und Myalgien sind ebenfalls häufig. In schweren Fällen können Zeichen einer Enzephalitis hinzukommen. In der Regel erholen sich die Patienten jedoch ohne bleibende neurologische Defekte. KVD-V. Nach einer Inkubationszeit von 3–8 Tagen tritt plötzliches Fieber (bis 40°C) auf; Weitere Symptome sind: Kopfschmerzen, Muskelschmerzen (hauptsächlich Rücken, Nacken); im akuten Stadium papulovesikuläre Schleimhautläsionen im Bereich des weichen Gaumens; zervikale und axilläre Lymphadenopathie; hämorrhagische Diathese mit Blutungen aus der Nase und dem Gastrointestinaltrakt. Die Mortalität beträgt 5–10%. OHF-V. Plözlicher Beginn mit Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen; hämorrhagische Diathesen (Epistaxis, gastrointestinale Blutungen, Urogenitalblutungen); Bronchopneumonie als häufige Komplikation; seltener Meningitis mit psychomotorischen Langzeitfolgen; meist gutartiger Verlauf mit einer Letalität von etwa 1%. Differenzialdiagnose Enzephalitiden und fieberhafte Hämorrhagien in Endemiegebieten. Flaviviren, seltene humanpathogene Labordiagnostik SLE-V. Virusisolationen aus Serum oder Liquor sind meist nicht möglich, können aber aus Autop-sie-Material (Hirngewebe) gelingen. Für die Anzüchtung werden Babymäuse verwendet. Die Diagnose kann serologisch ab dem 3. bis 5. Tag durch den Nachweis von virusspezifischen IgMAntikörpern im ELISA gestellt werden. Nach etwa 2 Monaten sind die viruspezifischen IgMAntikörper in der Regel wieder verschwunden; sie können aber in 25% der Patienten bis zu 1 Jahr persistieren. Andere serologischen Verfahren (HHT, KBR) sind wegen der Kreuzreaktivität mit anderen Flaviviren schwer zu interpretieren. MVE-V. Die Virusisolierung aus Blut oder Liquor ist nicht erfolgreich. Nach Inokulation von infiziertem Gehirngewebe in Babymäuse, Hühnerembryonen oder geeigneten Zellkulturen kann Virus isoliert werden. Der serologische Nachweis durch IF, HHT, NT ist möglich, wobei jedoch Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren (u.a. Dengueviren) auftreten können. Der Nachweis von virusspezifischen IgM-Antikörpern in Serum und Liquor ermöglicht die frühe Diagnose. ROC-V. Viren können nur nach Inokulation von infiziertem Hirngewebe in Babymäuse oder geeignete Zellkulturen (z.B. Verozellen) isoliert werden. Bei der Serodiagnose mittels HHT, KBR und NT müssen Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren berücksichtigt werden. WN-V. Für die serologische Diagnose werden als Testverfahren HHT, NT, ELISA und IF verwendet. Da Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren auftreten, kann die Interpretation der serologischen Untersuchungen bei Patienten mit einer früheren Flavivirenexposition Schwierigkeiten bereiten. Die Virusisolierung aus dem Blut in der virämischen Phase kann erfolgreich sein, wenn geeignete Zellen für die Inokulation verwendet werden. WSL-V. Die Diagnose wird in der Regel serologisch gestellt. Eine Virusisolierung aus dem Blut des infizierten Patienten kann versucht werden. KVD-V. Für die serologische Diagnostik werden HHT, KBR und NT eingesetzt. Die Virusisolie- rung kann durch Inokulation von Babymäusen oder unterschiedlichen Vertebraten-Zellkulturen versucht werden. OHF-V. Das Virus kann am Anfang der Fieberphase isoliert werden (aus Blut oder Urin). In der Regel wird die Diagnose jedoch serologisch gestellt, wobei die Verwandtschaft zum Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus und Russisches Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus Probleme bereiten kann. Therapie Eine spezifische Therapie der Infektionen mit seltenen humanpathogenen Flaviviren existiert nicht. Es sind lediglich supportive Maßnahmen möglich. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Aufgrund der Antigenstruktur, die derjenigen des Japanischen Enzphalitisvirus ähnlich ist, werden das SLE-V, das WN-V und das MVE-V zu der Gruppe der durch Moskitos übertragenen Enzephalitis-assoziierten Flaviviren gerechnet. Allerdings sollte bei dieser strukturell begründeten Gruppierung berücksichtigt werden, dass das WN-V nur selten eine Enzephalitis verursacht und hauptsächlich mit Fieber, Arthralgien und Exanthem einhergeht. Über die Pathogenität und Virulenz der seltenen humanpathogenen Flaviren ist noch wenig bekannt. Untersuchungen mit monoklonalen Antikörpern haben gezeigt, dass das JE-V eine gewisse Antigenvariabilität aufweist; die pathogenetische und epidemiologische Bedeutung dieses Befundes ist jedoch vermutlich gering. Transmission SLE-V: Verschiedene Culex-Moskitos sind an der Übertragung beteiligt. MVE-V: Culex annulirostris wird als der Hauptvektor betrachtet. POW-V: Hauptvektor in Nordamerika ist die Schildzecke Ixodes cookei. ROC-V: Der Transmissionszyklus des Virus ist noch nicht aufgeklärt. WN-V: Das Virus wird meistens durch Moskitos des Genus Culex übertragen. WSL-V: Hauptvektoren sind Aedes-Moskitos. KFD-V: Der Hauptvektor ist die Zecke Haemaphysalis spinigera. OHF-V: Zecken der Spezies Derma247 F Flaviviren, seltene humanpathogene centor reticulatus werden als Vektor verdächtigt. ein Überschwappen der ausgeprägten epizoonotischen Aktivität des Virus unter Vögeln dar. Vermehrung und Inkubationszeit WSL-V. Als Wirte fungieren in der Regel Schafe. Menschen infizieren sich durch Moskitostiche oder durch direkten Kontakt mit infizierten Tierleichen bzw. Gewebeproben. Bei Erkrankungen, die durch das SLE-V hervorgerufen werden, beträgt die Inkubationszeit 4 bis 21 Tage. Es ist anzunehmen, dass die durch andere seltene humanpathogene Flaviviren hervorgerufenen Erkrankungen ähnliche Inkubationszeiten aufweisen. Spezifische Fakten über die Vermehrung dieser Flaviviren sind nicht bekannt. Resistenz Keine Daten verfügbar. Immunantwort Bei Personen, die mit dem SLE-V infiziert wurden, lassen sich wie bei anderen Flavivirus-Infektionen IgM- und IgG-Antikörper nachweisen. Es ist anzunehmen, dass auch eine T-ZellAntwort generiert wird. Wirtsbereich KFD-V. Neben Affen können auch andere Vertebraten wie Ratten, Fledermäuse und Vögel infiziert sein. OHF-V. Als virämische Wirte fungieren in erster Linie Nager, insbesondere die Bisamratte. Menschen infizieren sich durch Zeckenbiss oder durch direkten Kontakt mit Urin, Fäzes oder Blut von infizierten Bisamratten. Risikogruppen Die meisten Infektionen mit OHF-V in Westsibirien betreffen Jäger von Bisamratten und deren Angehörige. Epidemiologie SLE-V. Als Virusreservoir dienen Vögel, die jedoch keine Symptome zeigen. Beim Saugakt an virämischen Vögeln wird das Virus auf Mücken übertragen; diese Vektoren bleiben lebenslang infiziert und geben den Erreger beim Saugen weiter. Übertragungen von Mensch zu Mensch wurden bisher nicht beobachtet. Im primären Infektionszyklus spielen Säugetiere keine Rolle. Möglicherweise sind jedoch Fledermäuse für die Vektoren während der Überwinterung wichtige Wirte. SLE-V. Dieses Virus wird als die Hauptursache von viral bedingten Enzephalitis-Epidemien in den USA betrachtet. Die Erkrankung tritt in den Sommermonaten auf. Folgende Gebiete sind betroffen: Ohio-Mississippi-Becken, Osten von Texas, Florida, Kansas, Colorado und Kalifornien. In Zentral- und Mittelamerika können gelegentlich Fälle von SLE auftreten. Seit 1955 wurden in den USA 5000 SLE-Erkrankungen registriert. Im Jahre 1994 wurden in den USA 20 gesicherte Fälle von SLE-V-Erkrankungen verzeichnet. MVE-V. Insbesondere große Wasservögel (z.B. Reiher, Pelikane) sind die wichtigsten virämischen Wirte. MVE-V. Die durch den Erreger hervorgerufene Enzephalitis ist eine seltene menschliche Erkrankung (weniger als 1000 Fälle), die bisher nur in Australien und Neuguinea aufgetreten ist. Ausbrüche fanden bisher immer in den Sommermonaten statt. Die letzte Epidemie wurde 1974 registriert; seitdem wurde nur noch über sporadische Fälle berichtet. POW-V. In der Regel werden Säugetiere infiziert. WN-V. Dieses Virus wird hauptsächlich in Wildvögeln amplifiziert. Daneben kann es auch eine Reihe anderer Haus- und Wildtiere und den Menschen infizieren. Beim Menschen ist die Virämie nach Infektion wenig ausgeprägt, so dass eine Übertragung von Mensch zu Mensch praktisch nicht vorkommt. Ausbrüche in menschlichen Populationen stellen daher nur 248 POW-V. Nur weniger als 50 Fälle (in Kanada, USA und Russland) wurden bisher weltweit bekannt. ROC-V. Erkrankungen traten bisher nur in einem Küstenbereich des südlichen Teils des Flaviviren, seltene humanpathogene Staates Sao Paulo in Brasilien auf. Zwischen 1975 und 1978 wurden 821 Fälle registriert. Seit 1980 sind keine weiteren Erkrankungen vorgekommen. WN-V. In Afrika ist die WN-V-Infektion die weit verbreitetste Arbovirusinfektion. Das WNFieber kommt jedoch auch im mittleren Osten (z.B. Israel), in Südosteuropa (Mittelmeerraum, Portugal, Südfrankreich, Zypern und westliche Gebiete der früheren Sowjetunion) und in Indien vor. Ausbrüche der Erkrankung beim Menschen werden wie bei anderen Arbovirusinfektionen auch von klimatischen Faktoren stark beeinflusst. Schwere Regenfälle und hohe Temperaturen im Sommer führen zu einer dramatischen Zunahme der Aktivität der Culex-Moskitos und einem entsprechend hohen Risiko der Übertragung auf den Menschen. Eine saisonale Häufung im Sommer wird insbesondere in Ägypten und Israel beobachtet. WSL-V. Es tritt außer in Südafrika auch in anderen Teilen Afrikas auf: Simbabwe, Kamerun, Nigeria, Zentralafrikanische Republik, Senegal, Elfenbeinküste, Uganda, Kenia und Madagaskar. Darüber hinaus wurde das Virus in Thailand gefunden. Da WSL-V den Tod von neugeborenen Lämmern verursacht, besitzt es – insbesondere in Südafrika – veterinärmedizinische Bedeutung. KFD-V. Die Krankheit ist bis jetzt auf den indischen Bundesstaat Karnataka begrenzt. Es treten jedes Jahr etwa 500 Fälle auf. Laborinfektionen sind in Indien und den USA vorgekommen. OHF-V. Naturherde kommen hauptsächlich in Westsibirien vor. Genetik Das Genom der seltenen humanpathogenen Flaviviren besteht aus einzelsträngiger RNA mit einer Länge von ungefähr 11 000 Basen (MVE-V: 11 014 Basen; WN-V: 10962 Basen). Prinzipiell gleichen die genetischen und biochemischen Eigenschaften der seltenen humanpathogenen Flaviviren denjenigen des Gelbfiebervirus. Für das JE-V wurden unterschiedliche Genotypen definiert. Die Accession-Nummern für das virale Genom bzw. das Vorläufer-Protein sind: NC_ 001563 bzw. NP 041724 für WN-V und NC_000943 bzw. NP 051124 für das MVE-V. Prävention Wegen der relativ geringen medizinischen Bedeutung der seltenen humanpathogenen Flaviviren gab es bisher keinen Anreiz für die Entwicklung von lizensierten Impfstoffen. Allerdings gab es Impfkampagnen gegen die Kyasanur Forest disease in Indien. Dabei wurde ein Formalin-inaktiviertes KFD-V, welches in Fibroblasten von Hühnerembryonen hergestellt wurde, als Vakzine verwendet. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle SLE-V. Die Bekämpfung der Vektoren stellt die wichtigste prophylaktische Maßnahme dar. Zur Überwachung werden die Moskitos auf virale Nukleinsäuren mit Hilfe der PCR untersucht. Hühner werden als Indikatoren der Virusverbreitung eingesetzt, um drohende Epidemien unter Menschen vorherzusagen. Als persönliche Prophylaxe kommen Schutz vor Mückenstichen durch mückenabweisende Mittel und durch die Verwendung von Moskitonetzen insbesondere nachts und in der Dämmerung in Betracht. WN-V. Als biologisches Frühwarnsystem für den Menschen werden oft Tiere (Hamster, Meerschweinchen, Ziegen, Hühner oder Tauben) an strategisch wichtigen Plätzen gehalten. Die Moskitos befallen zuerst die Tiere. Daher wird deren Blut in regelmäßigen Abständen auf virusspezifische Antikörper untersucht. Nach Auftreten von Antikörper in den „Sondentieren“ können die Behörden gezielt prophylaktische Maßnahmen ergreifen (Einsatz von Insektiziden, Vorsichtsmaßnahmen seitens der gefährdeten Bewohner). Persönliche Prophylaxe kann auch hier durch Schutz vor Mückenstichen betrieben werden. WSL-V. Es gibt keine besonderen Empfehlungen, um menschliche Infektionen zu vermeiden. Besondere Vorsicht ist jedoch beim Umgang mit WSL-V im Labor geboten, um Laborinfektionen zu verhindern. OHV-V. Vermeidung von Zeckenbissen und Vorsicht im Umgang mit infizierten Tierlei249 F Flaviviren, seltene humanpathogene chen. Möglicherweise verleiht die FMSE-Vakzine aufgrund der großen Verwandtschaft beider Viren auch Schutz gegen OHF-V. Meldepflicht Nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 des neuen Infektionsschutzgesetzes (IfSG) – seit dem 1. Januar 2001 in Kraft – ist vom feststellenden Arzt bei Krankheitsverdacht, Erkrankung sowie Tod an virusbedingtem hämorrhagischen Fieber der Patient namentlich dem Gesundheitsamt zu melden (unverzüglich, spätestens innerhalb von 24 Stunden). Die seltenen humanpathogenen Flaviviren stellen zwar in Deutschland derzeit keine Gefahr für die Allgemeinheit dar. Nach § 7 Abs. 2 des IfSG besteht jedoch Meldepflicht bei Krankheitserregern, die örtlich und zeitlich so gehäuft auftreten, dass mit einer schwerwiegenden Gefahr für die Allgemeinheit gerechnet werden muss. Mit Hilfe dieser Regelung sollen neu auftretende Krankheitserreger möglichst schnell identifiziert werden, um Gefahr für die Allgemeinheit abzuwenden. Weiterführende Informationen zum IfSG sind auf der unten aufgeführten Web-Adresse des Robert-Koch-Instituts zu finden. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Institutionen in Deutschland Hamburg Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg, Tel.: 00 49 (Vorwahl Deutschland) 40 (Vorwahl Hamburg) 42818-401/-460 (Institut) Berlin Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Diedersdorfer Weg 1, Tel.: 00 49 (Vorwahl Deutschland) 30 (Vorwahl Berlin) 8412-2261 (Institut) Institutionen in Österreich Wien Institut für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Universität, Kinderspitalgasse 15, 1095 Wien, Tel.: 00 43 (Vorwahl Österreich) 1 (Vorwahl Wien) 404 90 380 (Institut) 250 Institutionen in der Schweiz Basel Schweizerisches Tropeninstitut, Socinstraße 57, 4002 Basel, Tel.: 00 41 (Vorwahl Schweiz) 61 (Vorwahl Basel) 284 8111 (Institut) Web-Adressen Centers for disease control and prevention (Empfehlungen und Standards in der Kontrolle und Diagnostik von Infektionen): http://www.cdc.gov/ Introduction to virology: http://www-micro.msb.le.ac.uk/109/ introduction.html All the virology on the www: http://www.virology.net/ Virus databases on-line: http://life.anu.edu.au/viruses/ WHO World Health Organization (Aktuelles über Infektionskrankheiten, Empfehlungen und Programme der WHO): http://www.who.int/ Institut für Klinische und Molekulare Virologie, Universität Erlangen: http://www.virology.uni-erlangen.de/hyp.htm Links to further information on viruses: http://www2.rki.de/infekt/enivd/rs1.htm National center of biotechnology information: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ The International Commitee on Taxonomy of Viruses: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ICTV/ The big picture book of viruses: http://www.virology.net/Big_Virology/ BVHomePage.html Der reisemedizinische Infoservice der Universität München: http://www.fit-for-travel.de/ Robert-Koch-Institut (RKI) (Infektionsschutzgesetz, IfSG): http://www.rki.de/INFEKT/IFSG/ IFSG.HTM Robert-Koch-Institut (RKI): http://www.rki.de Robert-Koch-Institut (RKI) (Steckbrief seltener und „importierter“ Virusinfektionen, u.a. Gelbfiebervirus: http://www.rki.de/INFEKT/ STECKBRF/STBR_HOM.HTM) Robert-Koch-Institut (RKI) (Epidemiologisches Bulletin): http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM Rote Liste (Medikamente): http://www.rote-liste.de/ Gesellschaft für Virologie: http://www. medizin.uni-koeln.de/projekte/gfv/index.html Flavobacteriacea Schlüsselliteratur Erkrankungen/Symptome 1. Traavik, T. (1999). Tick-borne Encephalitis and Wesselsbron Viruses. In: Webster, R.G. and Granoff, A. (eds.) Encyclopedia of Virology (2nd edition), p. 430. London: Academic Press Limited. 2. Schoub, B.D. and Blackburn, N.K. (2000). Flaviviruses. In: Zuckerman, A.J., Banatvala, J.E. and Pattison, J.R. (eds.) Principles and Practice of Clinical Virology (4rd edition), p.485. Chichester: John Wiley & Sons. 3. Monath, T.P. and Heinz, F.X. (1996). Flaviviruses. In: Fields, B.N., Knipe, D.M., Howly, P.M. et al. (eds.) Virology (3rd edition), p.961. Philadelphia: Lippincott-Raven Publishers. 4. Monath, T.P. and Heinz, F.X. (1995). Flaviviruses (Yellow fever, Dengue, Dengue haemorrhagic fever, Japanese encephalitis, St. Louis encephalitis, tick-borne encephalitis). In: Mandell, G.L., Benett, J.E., Dolin, R. (eds.) Principles and practice of Infectious Diseases (4th edition), p.1465. New York: Churchill Livingstone Inc. 5. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio „Flavobakterien“ kommen als Erreger menschlicher Erkrankungen nur selten vor. Am bekanntesten sind Neugeborenen-Meningitiden (auch epidemisch) durch C. meningosepticum und Kolonisierung/Infektion des Respirationstrakts nach antimikrobieller Therapie, vor allem durch C. indologenes. Flavobacteriacea Erregerbezeichnung Chryseobacterium, Empedobacter, Myroides, Sphingobacterium, Weeksella, Bergeyella Synonym Nicht bekannt. Labordiagnostik Mikroskopie. Unbewegliche gramnegative Stäbchen. Chryseobacterien sind oft in den zentralen Abschnitten weniger weit als in den peripheren und können Fäden bilden. Anzüchtung. Nur auf aerob bebrüteten festen und flüssigen (nicht auf enterischen) Medien zwischen 20° und 37°C. Biochemische Differenzierung. Durch eine Reihe von Merkmalen wie Pigmentbildung, BetaGalaktosidase, Indolbildung, Urease, Aeskulinspaltung, oxidative Bildung von Säure aus Zuckern. Alle „Flavobakterien“ sind obligat aerob und Oxidase-positiv. Pathogenitätsmechanismen. Bisher nicht bekannt. Gramnegative, unbewegliche Stäbchen. Typisierung. Serotypisierung von C. meningosepticum. Taxonomie Therapie Morphologie Die Taxonomie der medizinisch wichtigen „Flavobakterien“ ist im Fluss. Bernardet et al. (1994, 1996) unterscheiden die folgenden Gattungen: Chryseobacterium mit den Spezies C. meningosepticum, C. indologenes, C. gleum; Myroides v.a. mit M. odoratus; Empedobacter mit E. brevis; Sphingobacterium mit S. thalpophilum, S. mizutaii, S. yabuuchiae, S. spiritivorum und S. multivorum; Weeksella mit W. virosa; und Bergeyella mit B. zoohelcum. „Flavobakterien“ (mit Ausnahme von Bergeyella und Weeksella) sind multiresistent. Rifampicin, Sulfamethoxazol-Trimethoprim, Clindamycin, Erythromycin und Ciprofloxazin werden allein und in Kombination verwendet. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Nicht bekannt. Transmission Historie Das frühere Genus Flavobacterium, das gramnegative, oxidative, gelb pigmentierte gramnegative Stäbchen umfasst, wurde 1923 von Bergey et al. kreiert. Seitdem sind mehrere Genera (s.o.) definiert worden. Vorwiegend von der Umgebung (Wasser, Boden) auf den Menschen bei Chryseobacterium, Myroides und Sphingobacterium. B. zoohelcum hingegen wird meist durch Biss vom Hund auf den Menschen übertragen. W. virosa kommt vor allem in Urin- und Vaginalproben vor und 251 F Fliegenmaden wird möglicherweise auf sexuellem Weg übertragen. Fliegenmaden Vermehrung und Inkubationszeit Erregerbezeichnung Vermehrung wie P. aeruginosa, Inkubationszeit nicht bekannt. Fliegenmaden Synonym Resistenz Myiasis-Erreger Nicht bekannt. Morphologie Immunantwort Nicht bekannt. Wirtsbereich Mit Ausnahme von B. zoohelcum (im Respirationstrakt von Hunden), W. virosa (die nur beim Menschen vorkommt) und C. meningosepticum, das auch bei Vögeln beobachtet wurde, sind „Flavobakterien“ Umgebungskeime. Risikogruppen Neugeborene sowie Patienten im Spital unter Antibiotikatherapie. Epidemiologie Siehe Typisierung, Transmission, Wirtsbereich. Genetik Nicht bekannt. Prävention Bisher keine wirksamen Maßnahmen bekannt. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Als Maden bezeichnet man die Larvenstadien der höheren Fliegen. Der Madenkörper ist keiloder spindelförmig und von einem dicken widerstandsfähigen Chitinmantel umgeben. Maden sind fußlos und besitzen keine Kopfkapsel. Ihre Mundöffnung ist mit Chitinhaken als Mundwerkzeugen ausgestattet. Das Körperhinterende ist meist breiter als das Vorderende und trägt Afteröffnung und Stigmen. Der Körper ist gewöhnlich in Segmente unterteilt und mit Chitinborsten oder -dornen besetzt. Die Größe der Larven variiert je nach Larvenstadium und Fliegenspezies. Sie kann zwischen wenigen mm und 3 cm Körperlänge betragen, wobei die großen Maden einen Durchmesser von 5–8 mm erreichen. Taxonomie Die als Myiasis-Erreger des Menschen in Frage kommenden Maden gehören der Insektenordnung Diptera an und sind überwiegend in den Familien Muscidae, Calliphoridae, Gastrophilidae, Oestridae, Phoridae, Piophilidae und Syrphidae zu finden. Nicht bekannt. Historie Meldepflicht Keine Meldepflicht nach IfSG. Referenzzentren Keine offiziellen Zentren. An „Flavobakterien“ arbeiten vor allem: Laboratorium voor Microbiologie, Universität Gent, B-9000 Gent. Schlüsselliteratur 1. Köhler, W., H. J. Eggers, B. Fleischer, R. Marre, H. Pfister, G. Pulverer (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie, 8. Auflage. Urban & Fischer, München, 2000 2. Murray, P., E. J. Baron, M. Pfaller, F. Tenover, R. H. Yolken (eds.) Manual of Clinical Microbiology, 7th edn. Amer. Soc. Microbiology, 1999 3. Burkhardt, F. (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1992 252 Der Begriff „Myiasis“ wurde bereits 1840 von Hope für den Befall des Menschen mit Dipteren-Larven eingeführt. Zumpt (1965) definierte Myiasis als Befall lebender Wirbeltiere mit Dipteren-Larven, die sich zumindest für eine bestimmte Zeit von den Körperflüssigkeiten, dem lebenden oder abgestorbenen Gewebe oder auch der aufgenommenen Nahrung des Wirtes ernähren. Erkrankungen/Symptome Je nach Lokalisation des Erregers wird der Befall als Urogenitalmyiasis, Analmyiasis, Intestinalmyiasis, Beulenmyiasis, Ophthalmomyiasis etc. bezeichnet. Fliegenmaden Anal- und Urogenitalmyiasis. Der Befall der Analregion oder des Urogenitalbereichs erfolgt in Mitteleuropa meist während der Sommerzeit, in wärmeren Gebieten dagegen auch ganzjährig. Gewöhnlich sind es die Weibchen der Stubenfliege (Musca domestica) und der mit ihr verwandten Arten (Muscina stabulans, Fannia canicularis), die ihre Eier in der Anal- oder Genitalregion ablegen. Die geschlüpften Larven dringen dann in die Vagina und die Urethra bis zur Blase oder in das Rectum vor. Exkrete und Darminhalt dienen als Nahrung. Innerhalb weniger Tage wachsen die Maden zu einer Größe von 7–11 mm heran und lassen sich dann mit dem Eintreten der Verpuppungsreife mit dem Urin oder Stuhl ausscheiden. Eine leichte Zystitis und brennende Schmerzen beim Harnlassen sowie Abgeschlagenheit im Allgemeinbefinden sind die vorherrschenden Symptome der Urogenitalmyiasis. Bei analer (rektaler) Myiasis treten gewöhnlich keine speziellen Symptome außer leichtem Juckreiz im Analbereich und vereinzelt auch Diarrhöen auf. Intestinalmyiasis. Bei der Mehrzahl der als Intestinalmyiasis beschriebenen Fälle handelt es sich tatsächlich aber um Analmyiasis. Vereinzelt können aber auch Fliegenlarven mit verdorbener Nahrung aufgenommen werden und aufgrund ihres Chitinmantels die Magen-DarmPassage unbeschadet überstehen. Sofern es zu keiner Weiterentwicklung der Larven im Darmtrakt gekommen ist, handelt es sich um eine Pseudomyiasis. Sie ist von der echten Myiasis, die zu einer Weiterentwicklung der Fliegen führt, zu unterscheiden. Dermal- oder Beulenmyiasis. Furunkuloide Form der Myiasis, bei der sich eine junge Fliegenmade unbemerkt in die Haut des Wirtes eingebohrt und im Laufe der Entwicklung eine furunkelähnliche Hautbeule hervorgerufen hat. Solche Beulen weisen stets eine zentral gelegene Öffnung auf, die mit seröser Flüssigkeit gefüllt ist und der Larve die für ihre Entwicklung erforderliche Sauerstoffzufuhr garantiert. Die Larven können je nach Spezies auf eine Länge von bis zu 2,5 cm heranwachsen und die Hautbeulen Walnussgröße erreichen. Lokal juckende und stechende Schmerzen veranlassen den Patienten zu heftigem Kratzen. Komplikationen sind Sekundärinfektionen. Typische Erreger der Dermalmyiasis sind Cordylobia anthropophaga (Tumbufliege) in Afrika und Dermatobia hominis in Süd- und Mittelamerika. Nasalmyiasis. Der Befall des Nasen-RachenRaums wird meist durch die obligatorisch parasitisch lebenden Larven der Nasenfliegen von Wild- und Haustieren, so z.B. des Schafes (Oestrus ovis), verursacht. Die Weibchen dieser Arten spritzen ihre Larven während des Fluges in die Nüstern der Wild- oder Haustiere, gelegentlich aber auch in die Nähe der Nasenlöcher oder Augenhöhlen des Menschen. Die Larven wandern und können schmerzhafte Entzündungen und katarrhähnliche Krankheitsbilder hervorrufen. Infestationen des Nasen-RachenRaums mit Fliegenmaden sind in Mitteleuropa seltener, treten in Südeuropa und in wärmeren Ländern aber häufiger auf. Die Dauer des Befalls beschränkt sich auf wenige Tage bis 2 Wochen. Oral- und Dentalmyiasis. Der Befall der Mundhöhle bzw. der Wurzelhaut des Zahns mit Fliegenmaden tritt bei Menschen mit fehlender Mundhygiene, mit Abszessen in der Mundhöhle oder mit faulenden Zähnen auf. Durch den üblen Mundgeruch angelockt, setzen die Fliegenweibchen je nach Spezies Eier oder Larven direkt am Mundwinkel ab. Die schnell schlüpfenden jungen Maden wandern in die Mundhöhle und penetrieren das eitrige oder faulige Substrat, wobei sie bis zur Zahnwurzel vordringen können. Die Patienten klagen über stechende und juckende Schmerzen und einen verstärkten Mundgeruch. Ophthalmomyiasis externa. Auf den Augapfel gelangende Maden mancher Fliegenarten halten sich vorwiegend auf der Oberfläche der Augenschleimhäute auf, wo sie eine recht schmerzhafte Konjunktivitis hervorrufen können. Die Reizwirkung geht auf die Sekretabsonderung und auf die mechanische Reizung durch die Mundhaken und Hautdornen der Maden zurück. Gelegentlich können Maden in die Tränendrüse eindringen und dort eine Dakryozystitis hervorrufen. Ophthalmomyiasis interna. Wird z.B. durch Larven von Dasselfliegen (Hypoderma) verursacht. Normalerweise entwickelt sich diese Fliegenbrut subkutan und im Rückenmarkskanal 253 F Fliegenmaden verschiedener Wild- und Haustiere. Der Mensch ist ein Fehlwirt, bei dem die Maden, sofern sie in die Augenhöhle gelangen, sich durch Bindehaut, Sklera oder Kornea hindurchbohren. Subretinale gangförmige Depigmentierungen oder klumpige Pigmentveränderungen mit toxischen oder mechanischen Schädigungen der Netzhaut und Uveitis sind typische Markmale, die mit dem Parasitenbefall einhergehen. Otomyiasis. Ursache dieser selten zu beobachtenden Myiasisform ist meist eine eitrige Ohrentzündung, die bei fehlender Hygiene Fliegenweibchen zur Eiablage am äußeren Gehörgang anlockt, wo sich die Larven entwickeln. In seltenen Fällen kommt es zu malignen Entartungen, d.h. zur Penetration des inneren Gehörgangs. Wundmyiasis. Angelockt durch spezifischen Wundgeruch setzen Fliegenweibchen auf der Wunde und oder in unmittelbarer Nähe des Wundgebiets je nach Art entweder Eier oder bereits kleine Larven ab. Die Maden dringen dann in die Wunde oder das Geschwür ein. Aufgrund günstiger Brutbedingungen (hohe Temperaturen bei ausreichendem Nahrungsangebot) wachsen sie innerhalb weniger Tage zu 8–15 mm großen Tieren heran. Je nach Spezies begnügen sich die Maden mit dem Wundsubstrat, oder aber sie fermentieren auch gesundes Gewebe und können dann schwere Zerstörungen bis zum Funktionsverlust des betroffenen Organs hervorrufen. Außer Wunden werden auch Gangräne und Ulzera befallen. Länger anhaltende und deshalb gefährliche Wundmyiasis setzt eine Indolenz oder Immobilisation des Patienten und fehlende Wundversorgung voraus. Die Maden einiger Fliegenarten, so z.B. von Wohlfahrtia magnifica, sind in der Lage, auch intakte Haut zu durchbohren und selbst Wunden zu erzeugen. Diese sind meist nur knapp 1 cm im Durchmesser, gehen aber bis zu 5 cm tief und sind im Umkreis von 10 cm unterminiert. Der Befall ruft sehr starke Schmerzen hervor und kann zum Verlust des befallenen Organs führen. pungsreife Maden werden mit dem Stuhl oder Urin ausgeschieden und dabei entdeckt. Verwechselungen mit Helminthen (z.B. Bandwurmsegmenten) sind bei oberflächlicher Betrachtung möglich, wenn die Parasiten mit dem Stuhl abgesetzt werden. Bei der Haut- und Beulenmyiasis wird die Hautbeule nicht selten mit einem Furunkel verwechselt und zunächst antibiotisch behandelt. Die zentrale Öffnung in der Hautbeulung, gefüllt mit seröser Flüssigkeit und den darin erkennbaren Bewegungen der Made, ermöglichen eine einfache Diagnosestellung. Die Nasalmyiasis wird aufgrund ihrer unspezifischen Beschwerden meist nur zufällig als solche erkannt, insbesondere wenn die Maden mit Husten oder Niesen ausgeschieden und vom Patienten entdeckt werden. Oral- und Dentalmyiasis werden ebenfalls meist nur als Zufallsbefunde diagnostiziert. Extrem fauliger Mundgeruch bei bestehendem Abszess sollte vor allem in warmen Regionen mit hoher Fliegendichte auch an eine Myiasis denken lassen. Ein Auswaschen der Abszesshöhle mit einem Antiseptikum treibt die Larven aus ihrem Versteck. Bei der Ophthalmomyiasis interna weisen subretinale gangförmige Depigmentierungen oder klumpige Pigmentanhäufungen auf den Befall mit einer Hypoderma-Larve hin, auch wenn die Made nicht sofort im Auge zu erkennen ist. Im Wundbereich sind größere Maden aufgrund ihrer lebhaften Bewegungen leicht identifizierbar. Dringen sie aber tief in ein Ulcus ein, weisen nur noch gelegentlich schwache Bewegungen im Eiter auf einen Parasitenbefall hin. Sofern der Patient aus warmen Regionen mit hoher Fliegendichte stammt oder sich dort aufgehalten hat, sollen schwer heilende Ulzera, die keine ausreichende Wundversorgung erhalten haben, auch auf einen Befall mit Fliegenmaden überprüft werden. Labordiagnostik Keine Daten verfügbar. Therapie Differenzialdiagnose Bei Anal-, Intestinal- und Urogenitalmyiasis ist nur in seltenen Fällen mit einer gezielten Diagnose die Myiasis zu identifizieren. Meistens handelt es sich um Zufallsbefunde, d.h. verpup254 Sofern die Myiasis als solche erkannt ist, können die Fliegenmaden mechanisch mit einer Pinzette entfernt werden. In den meisten Fällen ist der Befall ohnehin zeitlich begrenzt, da die Tiere innerhalb weniger Tage/Wochen den Wirt Fliegenmaden verlassen, um sich zu verpuppen. Eine Ausnahme stellt die Ophthalmomyiasis interna dar; die Entfernung der gelegentlich sehr mobilen Larve kann Probleme bereiten. Hält die Made sich in der Vorderkammer des Auges auf, ist sie nach einer Inzision zu entfernen; wandert sie jedoch am Fundus oder am Glaskörper, ist möglicherweise eine Lichtkoagulation angeraten, sofern ein Visusverlust bereits eingetreten ist. Besteht dagegen Symptomfreiheit, kann zunächst auch abgewartet werden, da gelegentlich der Parasit das Auge auch spontan verlässt. Prävention Zu den Maßnahmen der individuellen Prophylaxe zählen Körper-, Wund- und Kleidungshygiene. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche parasitologische und tropenmedizinische Institutionen. Expertenlaboratorien Spezifische Merkmale Transmission Bei der Anal- und Urogenitalmyiasis setzen die Fliegenweibchen Eier oder Larven direkt in der Nähe des Befalls ab. Die Ursache der intestinalen Myiasis kann auf mit Fliegenmaden verunreinigte Nahrung (verdorbenen Käse, faulige Früchte etc., die z.B. von kleinen Kindern gegessen werden), und eine unbeschadete MagenDarm-Passage der Fliegenlarve zurückzuführen sein. Bei Wund-, Nasal-, Ophthalmo- und Otomyiasis werden die Eier oder Maden in unmittelbarer Nähe des späteren Befalls von den Fliegenweibchen abgesetzt. Bei der Beulenmyiasis, hervorgerufen durch die afrikanische Tumbufliege (Cordylobia anthropophaga) erfolgt die Eiablage auf mit Schweiß oder Urin verunreinigtes Substrat, z.B. auf Wäsche. Die auf der Wäsche schlüpfenden Larven bohren sich dann beim nächsten Körperkontakt beim Menschen ein. Die neotropische Dasselfliege (Dermatobia hominis) klebt anderen Stechinsekten ihre Eier an, die diese zum Wirt tragen, wo die Fliegenmaden dann in dessen Haut eindringen. Wirtsbereich Myiasis tritt nicht nur beim Menschen, sondern auch bei verschiedenen Wirbeltierarten einschließlich einheimischer Haus- und Wildtiere auf. Risikogruppen Besondere Risikogruppen sind nicht bekannt. Epidemiologie Myiasis kann überall dort auftreten, wo ein enger Kontakt zwischen bestimmten Fliegenpopulationen und dem Menschen gegeben ist. ◗ Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Parasitologie, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Tropenmedizin, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg ◗ Institut für Medizinische Parasitologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn ◗ Institut für Parasitologie, Rudolf-BuchheimStr. 2, 35392 Gießen ◗ Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559 Hannover ◗ Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Königsweg 65, 14163 Berlin ◗ Institut für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Institut für Tropenmedizin, Wilhelmstr. 31, 72074 Tübingen ◗ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart ◗ Landesinstitut für Tropenmedizin, Engeldamm 62/64, 10179 Berlin Web-Adressen für Parasiten ◗ Deutsche Gesellschaft für Parasitologie: http://www.dgp.parasitologie.de ◗ Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft: http://www.dvg.net u.a. Infos zur Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ ◗ Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit: http://www.dtg.mwn.de ◗ British Society for Parasitology: http://www.abdn.ac.uk/bsp/ 255 F Fort Sherman Virus ◗ American Society of Parasitologists: http://www.museum.unl.edu/asp ◗ Universität Berlin: Lehrstuhl für molekulare Parasitologie: http://www.biologie.hu-berlin.de/molpara ◗ CDC-Center for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/ ◗ WHO-World Health Organization: http://www.who.int/ Schlüsselliteratur 1. Hall MJR, Smith KGV (1993) Diptera causing myiasis in man. In: Lane RP, Crosskey RW (eds) Medical insects and arachnids; pp 429–469. Chapman & Hall, London 2. Hall M, Wall R (1995) Myiasis of humans and domestic animals. Adv Parasitol 35: 257–334 3. Zumpt E (1965) Myiasis in man and animals in the Old World. Butterworths, London Fort Sherman Virus Bunyaviren Francisella tularensis Erregerbezeichnung Francisella (F.) tularensis. Hierbei wird unterschieden zwischen F. tularensis subsp. tularensis, F. tularensis subsp. holarctica (Biogruppe I, II und Japonica) und F. tularensis subsp. mediaasiatica. Synonym F. tularensis Typ A bzw. F. tularensis subsp. nearctica für F. tularensis subsp. tularensis. F. tularensis Typ B bzw. F. tularensis subsp. palaearctica für F. tularensis subsp. holarctica Biogruppe I (Erythromycin empfindlich) und Biogruppe II (Erythromycin resistent), F. tularensis var. palaearctica japonica für F. tularensis subsp. holarctica Biogruppe Japonica. Morphologie F. tularensis ist ein gramnegatives, strikt aerob wachsendes, unbewegliches, kokkoides Kurzstäbchen von der Größe 0,2×0,2–0,7 µm. Taxonomie Der Gattung Francisella werden gegenwärtig außer F. tularensis auch noch die Spezies F. no256 vicida (zunehmend als Biogruppe III von F. tularensis subsp. holarctica diskutiert) sowie die halophile Spezies F. philomiragia (frühere Bezeichnung Yersinia philomiragia) zugeordnet. Historie 1912 erfolgte durch McCoy und Chapin aus Organmaterial von im Bezirk Tulare, Kalifornien, verendeten Erdhörnchen die pestähnliche Veränderungen aufwiesen, die Anzüchtung von Bakterien, die als Bacterium tularense bezeichnet wurden. 1914 isolierten Wherry, Lamp und Vail in Ohio die gleichen Bakterien aus Konjunktivalabstrichen erkrankter Personen. In den folgenden Jahren wurden durch E. Francis die epidemiologischen Zusammenhänge zwischen den pestähnlichen Erkrankungen bei Nagern und dem „Deer Fly-Fever“ beim Menschen aufgeklärt. Seit 1974 wird diese Bakterienspezies offiziell als Francisella tularensis bezeichnet und gilt als Erreger der Tularämie (syn. in Japan Ohara's Disease, Yatobyo; in den USA Francis Disease, Market Men's Disease, Rabbit Fever, Deer Fly Fever, Pahyvant Valley Plaque und in Norwegen Lemming-Fieber). Erkrankungen/Symptome Erkrankungen durch F. tularensis lassen sich in die sog. äußere Form (ca. 85–90% der beschriebenen Fälle) und in die sog. innere Form der Tularämie unterscheiden. Äußere Form. An der Eintrittspforte des Erregers entsteht eine Hautpapel (Primärläsion). Diese nimmt an Größe zu, schmilzt ein und zerfällt geschwürig. Innerhalb von 2–4 Tagen Bildung eines Primärkomplexes, begleitet von Fieber. Die regionären Lymphknoten schwellen erheblich an, vereitern u. U. und schmelzen ulzerös ein (= ulzero-glanduläre Form). Bei unbehandelten Fällen kann die Letalitätsrate bis zu 5% betragen. Gelegentlich Fehlen des Primäraffektes möglich, sodass nur Schwellungen der Axillar- oder Inguinallymphknoten auftreten (= glanduläre Form). Dringt der Erreger über die Konjunktiven ein, dann entsteht das Bild der sog. Parinaudschen Konjunktivitis (= okulo-glanduläre Form). Innere Form. Nach Inhalation des Erregers kann es zum Entstehen einer Lungen- und/oder Rippenfellentzündung (= pulmonale oder tho- Francisella tularensis rakale Form) kommen. Dieses Krankheitsbild geht als unproduktiver Husten, mit oder ohne radiologischen Zeichen einer Pneumonie einher. Die orale Aufnahme von F. tularensis kann, je nach Organmanifestation, zu Entzündungen der Rachenschleimhaut (= oropharyngeale Form), zu Milzschwellung oder Durchfall, verbunden mit starken Leibschmerzen (= abdominale Form) führen. Bei der Generalisation treten während des langwierigen Verlaufs intermittierende Fieberschübe (= typhöse Form) auf. Bei unbehandelten Fällen beträgt die Letalitätsrate ca. 30%. In vereinzelten Fällen wurde im Zusammenhang mit einer F. tularensis-Infektion das Auftreten von Schmerzen, ähnlich wie bei Angina pectoris, verbunden mit EKG-Veränderungen, beobachtet. Infektionen mit F. novicida wurden bislang nur sehr selten, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten, nachgewiesen. Differenzialdiagnose Bei den vielfältigen klinischen Krankheitsbildern müssen differenzialdiagnostisch vor allem Tuberkulose, Katzenkratzkrankheit, Lymphogranulomatose, Aktinomykose, infektiöse Mononukleose, Virusgrippe, atypische Pneumonie, Typhus, Q-Fieber, Ornithose, Brucellose sowie evt. auch Rattenbissfieber, Malaria und Pest ausgeschlossen werden. Labordiagnostik Die Diagnose der Tularämie erfolgt in den meisten Fällen serologisch. Antikörpernachweis. Hierbei erweist sich die Mikroagglutination, unter Verwendung eines gefärbten Antigens, zuverlässiger als die Röhrchenlangsamagglutination. Frühestens 8–10 Tage nach erfolgter Infektion fällt die Langsamagglutination positiv aus und die höchsten Titer werden in der 4.–5. Krankheitswoche nachgewiesen. Titer von 1:80 und höher oder ein 4facher Titeranstieg während der serologischen Verfolgsuntersuchung gelten als Hinweis für das Vorliegen einer Infektion mit F. tularensis. Diese Bakterienspezies weist allerdings mit Brucellen, Yersinia enterocolitica 0:9 sowie Proteus vulgaris 0X19 Antigengemeinschaften auf, die zu serologischen Kreuzreaktionen führen und u.U. die serologische Diagnostik der Tularämie erschweren können. Die getrennte Erkennung von IgA-, IgM- und IgG-Antikörpern ist mittels ELISA-Test möglich, der zunehmend in der Serodiagnostik der Tularämie zur Anwendung kommt. Weitere einsetzbare serologische Verfahren sind der indirekte Hämagglutinationstest und die Komplementbindungsreaktion. Mikroskopie. Die mikroskopische Untersuchung von Ausstrichpräparaten oder Gewebeschnitten, jeweils gefärbt nach Gram, hat keinen großen diagnostischen Wert. Mittels fluoreszierender Antikörper ist dagegen ein Nachweis von F. tularensis möglich. Kultur. Der kulturelle Erregernachweis erfordert infolge der hohen Infektiosität von F. tularensis die strenge Einhaltung besonderer Hygiene-Schutzmaßnahmen von Seiten des Laborpersonals und sollte daher nur in entsprechend eingerichteten Laboratorien (L3) durchgeführt werden! Neuerdings ist auch mittels PCR ein Nachweis von F. tularensis möglich. Als Untersuchungsmaterial eignen sich, je nach Krankheitsbild, Ulkusmaterial der Primärläsion, Eitermaterial, Exzisionsmaterial von vergrößerten Lymphknoten, Konjunktivalsekret, Sputum oder Heparinblut. Die Anzüchtung von F. tularensis ist nur unter Verwendung von Blut-Glukose-Zystin-Agar oder koagulierten Eidotternährböden möglich. Nach 2–5tägiger aerober Bebrütung bei 37°C bilden sich 1–2 mm große, runde, feuchte, milchig-weiße Kolonien. Deren erste Identifizierung erfolgt mittels Gram-Färbung (dicht zusammengelagerte, aber einzeln liegende, schwach angefärbte, gramnegative, zarte, kokkoide Stäbchen) und einer positiven Objektträgeragglutination mit monospezifischem F. tularensis-Antiserum. Die serologische Untersuchung erlaubt keine Unterscheidung der verschiedenen Biogruppen von F. tularensis, dies ist nur mittels Bunter Reihen möglich. Biochemische Differenzierung. Stämme, die kein Glyzerin spalten – trifft vorwiegend für Isolate in Europa, Iran und Japan zu – werden F. tularensis subsp. holarctica zugeordnet, während Stämme, die Glyzerin spalten – trifft hauptsäch257 F Francisella tularensis lich für Isolate in Nordamerika zu – F. subsp. tularensis angehören. naten kann F. tularensis in Oberflächenwasser bei +4oC überleben. Therapie Immunantwort Mittel der Wahl ist Streptomycin, täglich 0,5– 1,0g, mindestens 10–14 Tage lang (i.m.) verabreicht u.U. in Kombinationmit Doxycyclin, täglich 0,2g oral. Auch Gentamicin (3–5mg/kg/Tag) ist wirksam. Behandlung in jedem Falle bis mindestens 5 Tage nach der Entfieberung durchführen. Antikörper gegen F. tularensis können jahrelang persistieren. Mittels ELISA ist eine Unterscheidung von frischen bzw. chronischen Infektionen möglich, durch Erfassung von IgM- bzw. IgG-Antikörpern. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität F. tularensis bildet neben dem klassischen Endotoxin, das in seiner Wirkung dem der Enterobacteriaceae entspricht, auch ein thermolabiles Toxin. Die Antigene von F. tularensis enthalten Lipopolysaccharide, welche die Immunantwort der befallenen Wirte stimulieren. Transmission Die Ansteckung des Menschen mit F. tularensis erfolgt in den meisten Fällen durch direkten Kontakt mit Ausscheidungen, Blut oder Organen beim Aufbrechen, Zerlegen oder Abhäuten infizierter Tiere (Hasen!). Im amerikanischen Schrifttum werden zunehmend infizierte Katzen als direkte Ansteckungsquellen für den Menschen beschrieben. Außerdem ist die Erregerübertragung auf den Menschen durch Bisse oder Stiche blutsaugender Arthropoden möglich; ferner durch Inhalation von erregerhaltigem Staub, z.B. bei Verarbeitung von Getreide, das mit Sekreten und Exkreten infizierter Nager kontaminiert ist. Durch Verzehr von infizierten Hasen oder Wildkaninchen sowie durch Genuss von kontaminiertem Trinkwasser kann es ebenfalls zu einer Infektion mit F. tularensis kommen. Wirtsbereich F. tularensis wurde bislang außer beim Menschen bei mehr als 125 Säugetierarten, aber auch bei Vögeln, Reptilien, Fischen und insbesondere bei Arthropoden nachgewiesen. Vor allem Hasen, Wildkaninchen, Mäuse, Ratten, Biber und Erdhörnchen gelten als die wichtigsten Erregerreservoire. Risikogruppen Personen, wie z.B. Jäger, Wildbrethändler, die aufgrund ihrer Tätigkeit intensiven Kontakt mit Wildtieren (Hasen!) haben, sind besonders gefährdet, außerdem Menschen in ländlichen Gegenden. Epidemiologie Das Vorkommen der Tularämie beim Menschen entspricht weitgehend der Verbreitung von F. tularensis bei Tieren. Die epidemiologisch wichtigsten Naturherde sind derzeit in den USA, in Japan und in Gebieten der ehemaligen UdSSR anzutreffen. Europäische Endemiegebiete sind vor allem in Schweden, in der ehemaligen CSSR, in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland (Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Mainfranken) bekannt. Jährlich werden in den USA ca. 300 Erkrankungen beim Menschen (Inzidenzrate 0,6–1,3/Million Einwohner) erfasst, in Deutschland sind es 2–3 Fälle (Inzidenzrate 0,02–0,06/Million Einwohner) pro Jahr. Inkubationszeit und Vermehrung Die Inkubationszeit beträgt 2–10 Tage, in seltenen Fällen 1–14 Tage. Die Vermehrung von F. tularensis erfolgt intrazellulär. Resistenz In toten Tieren kann der Tularämie-Erreger mindestens 133 Tage, in Tierhäuten mindestens 40 Tage vermehrungsfähig bleiben. Bis zu 5 Mo258 Genetik F. tularensis enthält nicht nur viel Lipide (21% des Trockengewichtes), sondern auch 2 Phospholipide, Phosphatdylethanolamin und Phosphatdylglcerol, sowie verschiedene ungewöhnliche, langkettige Fettsäuren wie 2–Hydroxyhexadeconat und 3-Hydroxyoctadeconat. Der GC% beträgt 33–36%, im Vergleich 40–45% bei Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus und Russisches Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus Pasteurellen, 46–50% bei Yersinien und 55–58% bei Brucellen. Accession-No. der Nukleinsäuresquenz: Derzeit liegen keine offiziellen Angaben vor. Accession-No. der Proteinsequenzen: Derzeit liegen keine offiziellen Angaben vor. Prävention Personen (siehe Risikogruppen), die aufgrund ihrer Tätigkeit besonders gefährdet sind, sollten beim Umgang mit Wildtieren, insbesondere Hasen, stets arbeitshygienische Maßnahmen beachten. Verzehr nur von gekochtem bzw. durchgebratenem Hasen- oder Wildfleisch. Bei Untersuchung von Tularämie-verdächtigem Material müssen im L3-Labor unbedingt die gesetzlich vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Expertenlaboratorium Bundesanstalt für Tierseuchenbekämpfung, Robert Koch Gasse 11, A 2340 Mödling/Österreich. Web-Adressen http://yellow-fever.rki.de.INFEKT/STECKBRF/ STBR_B/TULA.HTM http://yellow-fever.rki.de/INFEKT/NRZ/ NRZ01.HTM Schlüsselliteratur 1. Ohara, Y., Sato, T., Fujita, Uenoo, T., Homma, M., Clinical manifestations of tularemia in Japan Analysis of 1355 cases observed between 1924 and 1987, Infection (1991) 19:14–21. 2. Pearson, A., Tularemia. In Palmer, S.R., Soulsby, L., Simpson, D.i.H.: Zoonoses, Oxford University Peress (1998), 267 - 279. 3. Wong, J.D., Shapiro, D.S., Francisella. In: Murray, P.R. (ed. Chief): Manual of Clinical Microbiology, 7th. Ed., ASM Press, Washington, (1999) 647–651. 333.33.33. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Schutzimpfungen sind möglich, mittels LVS, ein attenuierter russischer F. tularensis-Stamm, aber im deutschsprachigen Raum derzeit nicht erforderlich. Bei Verdacht einer möglichen Ansteckung sind serologische Kontrolluntersuchungen, jeweils im Abstand von 8–10 Tagen angebracht (Titeranstieg). In „Risikojahren“ mit extremer Mäuseplage ist in Endemiegebieten die serologische und/oder bakteriologische Untersuchung erlegter Hasen zu empfehlen. Frühsommer-MeningoenzephalitisVirus und Russisches FrühjahrsSommer-Enzephalitis-Virus Erregerbezeichnung Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (abgek. FSME-Virus) und Russisches FrühjahrsSommer-Enzephalitis-Virus (abgek. RSSE-Virus) Meldepflicht Nach § 7 des Infektionsschutzgesetzes, gültig ab 01.01.2001, ist in Deutschland der direkte oder indirekte Nachweis von F. tularensis beim Menschen namentlich zu melden, soweit ein entsprechender Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. Der Nachweis der Tularämie bei Tieren unterliegt nach dem Tierseuchengesetz in Deutschland der Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Synonym FSME-Virus: engl. Central European encephalitis virus (CEE virus), Tick-borne encephalitis (TBE)-Central European subtype. RSSE-Virus: engl. Russian spring-summer encephalitis virus (RSSE virus), Tick-borne encephalitis (TBE)Far Eastern subtype Morphologie FSME- und RSSE-Virus gleichen morphologisch dem Gelbfiebervirus. Taxonomie Referenzzentrum Nationales Referenzlaboratorium für die Epidemiologie der Zoonosen, Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), Diedersdorfer Weg 1, 12777 Berlin (Tel.: 030/8412-2220). Das FSME- und RSSE-Virus sind Mitglieder des Genus Flavivirus in der Familie der Flaviviridae. Der Prototyp dieser Erreger ist das Gelbfiebervirus. FSME-Virus und RSSE-Virus unterscheiden sich nur im E-Protein und in einem NichtStrukturprotein. Beide Erreger gehören zum 259 F Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus und Russisches Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus Zeckenbissenzephalitis-Komplex (engl. tickborne encephalitis, abgek. TBE). Der TBE-Komplex umfasst eine Untergruppe von Viren innerhalb des Genus Flavivirus: u.a. das FSME-Virus, das RSSE-Virus und einige seltene humanpathogene Flaviviren (Omsker-hämorrhagischesFieber-Virus, Kyasanur-Forest-Virus, Powassan-Fieber-Virus). Diese sind hinsichtlich der Antigendeterminanten enger miteinander verwandt als mit anderen Flaviviren. RSSE- und FSME-Virus können durch monoklonale Antikörper, die gegen das E-Protein der Hülle gerichtet sind, voneinander unterschieden werden. Beide Viren unterscheiden sich auch hinsichtlich der Vektoren und des Verlaufs der im Menschen hervorgerufenen Erkrankung. Historie Im Jahre 1932 kam es im fernöstlichen Teil Russlands zu einem Ausbruch von Enzephalitis-Fällen. Weitere Fälle traten in den nächsten Jahren auf. Schließlich konnte Silber et al. 1937 das verantwortliche Virus aus menschlichem Gehirn isolieren und den Übertragungsweg (Zecken) aufklären. Das Virus bekam den Namen Russisches Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus (RSSE-Virus). In westlichen Teilen Russlands konnte man aus Zecken ein ähnliches Virus isolieren. Die folgenden Jahre zeigten nun, dass das zweite Virus für viele Enzephalitis-Fälle in Zentraleuropa und Skandinavien verantwortlich ist. Dieses Virus wurde in Abgrenzung von dem zuerst entdeckten RSSE-Virus als FrühsommerMeningoenzephalitis-Virus (FSME-Virus) bezeichnet. Erkrankungen/Symptome Die Angaben über die Häufigkeit von klinischen Manifestationen schwanken und liegen zwischen 5% und 30% der Infizierten. Der Krankheitsverlauf ist biphasisch. Zunächst treten grippeähnliche Symptome auf: Fieber (meist nicht über 38°C), Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Erbrechen. Gelegentlich gibt es bereits jetzt neurologische Symptome. Insbesondere das Sehvermögen kann dann betroffen sein (z.B. Diplopie). Diese erste Phase der Krankheit dauert 4–6 Tage. Danach lassen die Beschwerden für 2–3 Tage nach. Der größte Teil der Patienten (70–80%) macht nur diesen unspezifischen Teil der Erkrankung durch. In der zweiten Phase der Erkrankung, die nur 20–30% der 260 Patienten erleiden, stellen sich meningeale Symptome ein. Es kommen Zeichen der Enzephalitis hinzu (Meningoenzephalitis, in ca. 80% der Fälle mit einer zweiten Phase). Vor allen Dingen bei älteren Patienten kann sich zusätzlich eine Myelitis entwicklen (Gefahr der Bulbärparalyse und Phrenikusparese). In diesen schweren Fällen beträgt die Letalität ungefähr 1–2% und die Gefahr von bleibenden Schäden besteht. Extrapyramidale und zerebelläre Symptome können oft noch Monate nach Rekonvaleszenz persistieren. Gewöhnlich kommt es aber selbst bei schweren Verläufen zur völligen Heilung ohne bleibende neurologische Ausfälle (in 10–20% der schwereren Verläufe muss mit bleibenden psychomotorischen Defekten gerechnet werden). Insgesamt betrachtet sind die Krankheitsbilder, Paresen und bleibenden Schäden bei Erwachsenen ausgeprägter als bei Kindern. Die RSSE beginnt weniger akut als die FSME. In der Prodromalphase kommt es zu Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Anorexie, Photophobie und Nackensteife. Schließlich können sich unterschiedliche neurologische Symptome entwickeln (sensorische und visuelle Ausfälle, Paresien, Paralysen, Krämpfe). Die Mortalität liegt mit etwa 20% wesentlich höher als bei der FSME. Einen weiteren Unterschied zur FMSE stellt die Tatsache dar, dass Kinder schwerer erkranken als Erwachsene. Auch die Rate der bleibenden neurologischen Schäden ist mit 30% bis 60% höher als bei der FSME. Differenzialdiagnose Die Differenzialdiagnose der durch Flaviviren hervorgerufenen Meningitis/Enzephalitis umfasst viele andere virale Erreger. Häufig sind Enteroviren als Ursache anzuschuldigen. In Nordamerika sind das LaCrosse-Virus (Bunyaviren) und das St.-Louis-Enzephalitis-Virus (seltene humanpathogene Viren) die häufigsten durch Arthropoden übertragenen Enzephalitis-Erreger. Auch an die therapierbare Herpes-Enzephalitis (Herpes-simplex-Virus) muss gedacht werden, obwohl sie nur selten auftritt. Andere Herpesviren (CMV, VZV, EBV, HHV-6) können vor allem bei immunsupprimierten Patienten eine ZNS-Symptomatik verursachen. Darüber hinaus kommen als Ursache einer Meningitis/ Enzephalitis Masern-, Mumps-, Röteln- und Influenzaviren in Betracht. Epidemiologische Hinweise wie Jahreszeit und Wohnort in einem Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus und Russisches Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus bekannten Endemiegebiet erleichtern die Diagnose einer Flavivirus-Enzephalitis. Labordiagnostik Die Diagnose wird in der Regel aufgrund des Nachweises von virusspezifischen IgM-Antikörpern im Serum und ggf. im Liquor durch das ELISA-Verfahren gestellt. Berücksichtigt werden müssen mögliche Kreuzreaktionen durch Antikörper gegen andere Flaviviren (Gelbfiebervirus, Dengueviren, Japanisches Enzephalitisvirus und seltene humanpathogene Flaviviren). Kreuzreaktionen können durch Neutralisations-Testverfahren ausgeschlossen werden, die allerdings nur Speziallaboratorien durchführen. Andere serologische Testverfahren wie KBR und HHT spielen keine Rolle mehr. Bei der Befundinterpretation muss auch daran gedacht werden, dass FSME-Impfungen zu lange Zeit nachweisbaren Spiegeln von FSME-spezifischen IgM-Antikörpern führen können. Die Virusisolierung aus dem Blut von Infizierten ist für die Routinediagnostik bedeutungslos, da sie nur selten gelingt und sehr aufwändig ist. Therapie Es kommen nur supportive Maßnahmen in Betracht, da eine spezifische antivirale Therapie nicht zur Verfügung steht. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität FSME-Virus und RSSE-Virus sind hinsichtlich ihrer Antigenstruktur eng verwandt und nur durch spezielle Techniken unterscheidbar, obwohl sie unterschiedliche biologische Eigenschaften aufweisen. Sie besitzen unterschiedliches pathogenes Potenzial im Tierexperiment: Mit RSSE-Virus infizierte Schafe und Affen entwickeln schwerere Symptome als mit FSME-Virus infizierte Tiere. Auch beim Menschen verlaufen Infektionen mit RSSE-Virus schwerer als FSME-Virus-assoziierte Erkrankungen. Transmission Das Auftreten der Infektionen mit FSME- bzw. RSSE-Virus spiegelt die geographische Verteilung der Hauptvektoren wieder. Im Falle des FSME-Virus ist dies die Schildzecke Ixodes rici- nus. Das RSSE-Virus wird durch Ixodes persulcatus übertragen. Nach dem Biss der Schildzecken gelangen die Viren über den infizierten Speichel in das Blut des Wirtes. Die Zecken sind besonders im Frühjahr und frühen Sommer aktiv, so dass in dieser Periode auch die meisten Erkrankungen auftreten. In Endemiegebieten der FSME sind etwa 1% der Vektoren durchseucht. Dagegen wird bei RSSE die Durchseuchungsrate der Zecken auf 20% geschätzt. Ixodes ricinus, auch Holzbock genannt, hat für jedes Lebensstadium unterschiedliche Wirte (Larvenstadium: Kleinsäuger, Eidechsen, Vögel; Nymphenstadium: Igel, Eichhörnchen, Mäuse, Vögel und der Mensch; adultes Stadium: u.a. Füchse, Ziegen, Schafe, Rehe, Hasen, Rinder). Um einen Wirt zu erreichen, kriechen Zecken an Pflanzen hoch, jedoch in der Regel nicht höher als 50 cm bis 70 cm. Es trifft also nicht zu, dass Zecken sich aus der Höhe von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen. Etwa 10–20% der FSME-Infektionen werden nicht durch Zeckenbiss, sondern über Rohmilchprodukte von infizierten Kühen, Schafen und Ziegen übertragen. Dieser letzte Infektionsweg ist jedoch in Deutschland ohne praktische Bedeutung. Laborinfektionen kommen ebenfalls vor. Vermehrung und Inkubationszeit Nach dem Zeckenstich vermehrt sich das inokulierte Virus zunächst lokal in Endothelzellen, Makrophagen, Langerhans-Zellen und Granulozyten. Über das lymphatische System gelangen die Erreger in das Blut (erste Virämie). Nach weiterer Vermehrung im retikulohistiozytären System kommt es zur zweiten Virämie, die die Ausbreitung in das zentrale Nervensystem ermöglicht. Die Inkubationszeit beträgt 7–14 Tage. Resistenz Keine Daten verfügbar. Immunantwort Gegen das Glykoprotein der Hülle werden hämagglutinationshemmende und neutralisierende Antikörper gebildet. In der Regel werden zunächst IgM-Antikörper produziert und erst danach IgG-Antikörper. Auch eine zelluläre Immunantwort wird generiert. 261 F Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus und Russisches Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus Wirtsbereich Wie alle Flaviren besitzen das FSME-Virus und das RSSE-Virus ein weites Wirtsspektrum und infizieren unterschiedliche Zelllinien. Risikogruppen Das Infektionsrisiko ist für Personen am höchsten, die permanent in FSME-Endemiegebieten wohnen bzw. dort beruflich tätig sind (Landund Forstwirtschaft). Aber auch Freizeitaktivitäten (Wandern, Campen, etc.) in Endemiegebiten kann selbst bei kurzer Aufenthaltsdauer zur Infektion führen. Die Zeckensaison dauert etwa von März bis Oktober. Außerhalb dieser Zeitspanne besteht an warmen Tagen ein gewisses Infektionsrisiko. Epidemiologie Im Gegensatz zu denjenigen Arboviren, die durch Moskitos übertragen werden, kommen die zum TBE-Komplex gehörenden Arboviren bis auf wenige Ausnahmen nur in Asien, Osteuropa und Westeuropa vor. Das Verbreitungsgebiet der FSME erstreckt sich von Russland im Osten, über Finnland und Schweden im Norden, nach Deutschland und Frankreich im Westen bis herunter nach Italien, Griechenland und dem ehemaligen Jugoslawien im Süden. Naturherde in Deutschland befinden sich größtenteils in Baden-Württemberg, Bayern und in den östlichen Bundesländern. Die RSSE ist vorwiegend in der russischen Taiga und in Westsibirien lokalisiert. FSME und RSSE stellen endemische Erkrankungen dar, die hauptsächlich in den Sommermonaten auftreten. Die hier herrschenden Temperaturen und die Feuchtigkeit fördern die Aktivität der Zecken. Besonders waldreiche Flusstäler sind potenzielle Zeckengebiete. Oberhalb von 1000 Metern ist keine Zeckengefahr mehr gegeben. In Zentraleuropa gibt es zwei Häufigkeitsgipfel der FSME-Infektion: Mai/Juni und September/Oktober. Der Erkrankungsgipfel hinkt entsprechend etwa 3–4 Wochen hinterher. FSME-Fälle treten in geographischen Foci auf, deren Verteilung relativ konstant ist und mit den natürlichen Habitaten der Zecken korreliert. Genetik Das Genom des FSME-Virus besteht aus einzelsträngiger RNA mit einer Länge von 10.477 Basen. Prinzipiell gleichen die genetischen und 262 biochemischen Eigenschaften von FSME- und RSSE-Virus denjenigen des Gelbfiebervirus. Die Accession-Nummer für das virale Genom bzw. das Vorläufer-Protein des FSME-Virus sind NC_ 001672 bzw. NP 043135. Prävention Die FSME-Impfung ist eine Indikationsimpfung und betrifft Personen, die sich in Risikogebieten aufhalten oder beruflich gefährdet sind (z.B. Forstarbeiter). Für die Impfung wird ein komplettes, Formol-inaktiviertes Virus verwendet, welches auf Hühnerfibroblastenzellkulturen angezüchtet und anschließend gereinigt wurde. 3 Impfungen sind für einen vollständigen Impfzyklus notwendig, wobei die Effizienz des Impfschutzes bei 97% bis 98% liegt. Auffrischimpfungen sollten alle 3–4 Jahre durchgeführt werden. Früher beobachtete Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit) treten heute nicht mehr auf, da die Vakzine nun durch einen Ultrazentrifugationsschritt hochaufgereinigt wird. Frühzeitige Gabe von FSMEHyperimmunglobulin innerhalb von 96 Stunden nach Zeckenbiss kann möglicherweise eine Erkrankung verhindern. Nach Ablauf von 96 Stunden ist die Gabe von FSME-Hyperimmunglobulin nicht mehr sinnvoll. Da Berichte über schwere Krankheitsverläufe nach postexpositioneller passiver Immunisierung vorliegen, sollte die Indikation genau geprüft werden. Wegen möglicher Nebenwirkungen bei Kindern ist die passive Immunisierung bis auf weiteres auf Erwachsene und Jugendliche nach der Vollendung des 14. Lebensjahres eingeschränkt. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Der sicherste Infektionsschutz besteht darin, Zeckenhabitate zu meiden. Ist dies nicht möglich, sollte geschlossene Kleidung getragen werden. Repellentien wie beispielsweise Autan haben eine zeitliche begrenzte Wirkung (2 Stunden) gegen Zecken. Nach Risikoaufenthalten sollte der Körper nach Zecken abgesucht werden (bevorzugte Zeckenlokalisationen: Unter den Armen, im Nacken, am Haaransatz des Kopfes und generell an dünnen, gut durchbluteten Hautpartien). Fuchsbandwurm, kleiner Meldepflicht Nach § 7 Abs. 1 Nr. 1 des neuen Infektionsschutzgesetzes (IfSG), welches seit dem 1. Januar 2001 in Kraft ist, muss das Labor jeden direkten oder indirekten (serologischen) Nachweis von FSME durch das Labor dann namentlich melden, wenn er auf eine akute Infektion hinweist. Weiterführende Informationen zum IfSG sind auf der unten aufgeführten Web-Adresse des Robert-Koch-Instituts zu finden. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Essen Universitätsklinikum Essen, Institut für Virologie, 45122 Essen, Tel.: 00 49 (Vorwahl Deutschland) 201 (Vorwahl Hamburg) 723 3550 (Institut) The big picture book of viruses: http://www.virology.net/Big_Virology/ BVHomePage.html Der reisemedizinische Infoservice der Universität München: http://www.fit-for-travel.de/ Robert-Koch-Institut (RKI) (Infektionsschutzgesetz, IfSG): http://www.rki.de/INFEKT/IFSG/IFSG.HTM Robert-Koch-Institut (RKI): http://www.rki.de Robert-Koch-Institut (RKI) (Steckbrief seltener und „importierter“ Virusinfektionen): http://www.rki.de/INFEKT/STECKBRF/ STBR_HOM.HTM Robert-Koch-Institut (RKI) (Epidemiologisches Bulletin): http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM Rote Liste (Medikamente): http://www.rote-liste.de/ Gesellschaft für Virologie: http://www. medizin.uni-koeln.de/projekte/gfv/index.html Berlin Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Diedersdorfer Weg 1, Tel.: 00 49 (Vorwahl Deutschland) 30 (Vorwahl Berlin) 8412-2261 (Institut) Web-Adressen Centers for disease control and prevention (Empfehlungen und Standards in der Kontrolle und Diagnostik von Infektionen): http://www.cdc.gov/ Introduction to virology: http://www-micro.msb.le.ac.uk/109/ introduction.html All the virology on the www: http://www.virology.net/ Virus databases on-line: http://life.anu.edu.au/viruses/ WHO World Health Organization (Aktuelles über Infektionskrankheiten, Empfehlungen und Programme der WHO): http://www.who.int/ Institut für Klinische und Molekulare Virologie, Universität Erlangen: http://www.virology.uni-erlangen.de/hyp.htm Links to further information on viruses: http://www2.rki.de/infekt/enivd/rs1.htm National center of biotechnology information: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ The International Commitee on Taxonomy of Viruses: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ICTV/ Schlüsselliteratur 1. Traavik, T. (1999). Tick-borne Encephalitis and Wesselsbron Viruses. In: Webster, R.G. and Granoff, A. (eds.) Encyclopedia of Virology (2nd), p. 430. London: Academic Press Limited. 2. Schoub, B.D. and Blackburn, N.K. (2000). Flaviviruses. In: Zuckerman, A.J., Banatvala, J.E. and Pattison, J.R. (eds.) Principles and Practice of Clinical Virology (4rd edition), p.485. Chichester: John Wiley & Sons. 3. Monath, T.P. and Heinz, F.X. (1996). Flaviviruses. In: Fields, B.N., Knipe, D.M., Howly, P.M. et al. (eds.) Virology (3rd edition), p.961. Philadelphia: Lippincott-Raven Publishers. 4. Monath, T.P. and Heinz, F.X. (1995). Flaviviruses (Yellow fever, Dengue, Dengue haemorrhagic fever, Japanese encephalitis, St. Louis encephalitis, tick-borne encephalitis). In: Mandell, G.L., Benett, J.E., Dolin, R. (eds.) Principles and practice of Infectious Diseases (4th edition), p.1465. New York: Churchill Livingstone Inc. 5. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio FSME-Virus Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus und Russisches Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus Fuchsbandwurm, kleiner Echinococcus multilocularis 263 F Fusarium Fusarium Erregerbezeichnungen Fusarium solani, Fusarium oxysporum. Über 40 weitere, als Infektionserreger in der Humanmedizin weitaus seltenere Fusarium-Arten. Synonym F. solani: Teleomorph: Haematonectria haematococca = Nectria haematococca = Nectria haematococca var. brevicona Morphologie Im Wirtsgewebe. Radiär wachsende, hyaline, septierte, sich spitzwinklig (30 bis 50° verzweigende Myzelien einheitlichen Kalibers (3 bis 4 µm). Gut anfärbbar mit Grocott-Gomorri-Versilberung oder Perjodsäure-Schiff-Reagenz (PAS). Ohne Immunhistologie nicht von Aspergillus und Scedosporium (Pseudallescheria) unterscheidbar. In der Kultur. Nach 3 bis 5 Tagen auch bei 37°C auf Sabouraud-Glucose-Agar wachsende, weißliche bis cremefarbene Kolonie mit reichlich Luftmyzel. Fusarium solani: Rückseite der Kultur grün bis bläulich-braun. Mikroskopische Merkmale: Die Traghyphen (Konidophoren) entspringen seitlich vom Luftmyzel. Schon nach wenigen Tagen finden sich massenhaft kleine, längliche Mikrokonidien (1 × 3 µm), die jeweils einzeln terminal an einer Traghyphe gebildet werden. Nach 5 bis 10 Tagen treten zahlreiche terminale oder intercalare, glatt- oder rauhwandige, einzeln oder paarweise liegende Chlamydosporen auf. Nach 10 bis 30 Tagen schließlich werden charakteristische Makrokonidien auf kürzeren, verzweigten Konidophoren gebildet. Diese sind spindelförmig, leicht gebogen, zugespitzt und 3- bis 5zellig. Fusarium oxysporum: Das weiße Luftmyzel wird gewöhnlich bereits nach wenigen Tagen purpurfarben. Rückseite der Kultur farblos bis dunkelblau oder dunkelpurpurn. Mikroskopische Merkmale: Die Traghyphen (Konidophoren) sind kurze, einzelne, seitliche Monophialiden am Luftmyzel. Mikrokonidien, Chlamydosporen und Makrokonidien unterscheiden sich nicht von denjenigen bei F. solani. 264 Taxonomie Abteilung: Ascomycota Klasse: Euascomycetes Ordnung: Hypocreales Familie: Hypocreaceae Gattung: Fusarium Die Taxonomie auf Spezies-Ebene wurde in den letzten Jahren aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen der ITS-rDNA, der 26S-rDNA, der mitochondrialen DNA und der Sequenz des Beta-Tubulin-Gens neu definiert. Danach wurden bis heute mehr als 40 Spezies unterschieden. Bei F. oxysporum wurden darüber hinaus über 30 wirtsspezifische Varianten beschrieben. Historie Mykotoxikose. In der ehemaligen UdSSR starben 1944 bis 1947 mehr als 100.000 Menschen an einer Nahrungsmittelvergiftung durch verschimmeltes Getreide (Marasas et al. 1984; Fusarium sporotrichoides und Fusarium poae). Invasive Fusariose. Der erste Fall einer disseminierten invasiven Fusariose wurde 1973 von Cho et al. bei einem Kind mit einer akuten lymphatischen Leukämie beschrieben. Erkrankungen/Symptome Mykotoxikose. Alimentäre, toxische Agranulozytose. Fusarium-Infektionen. Auge: Keratitis, Endophthalmitis; Haut: kutane und subkutane Infektion bei Verbrennungswunden oder Hautulzera, Onychomykose; Sinusitis; invasive, disseminierte Fusariose: Peritonitis bei kontinuierlicher ambulanter Peritonealdialyse (CAPD), zentralvenöse Katheterinfektion, Endokarditis, Myokarditis. Differenzialdiagnose Invasive pulmonale und disseminierte Aspergillose, Scedosporidiose, Zygomykose. Die Klärung der Differenzialdiagnose wird erst bei erfolgreicher Kultur möglich. Labordiagnostik Untersuchungsmaterial. Hornhaut vom Auge, Glaskörperpunktat, Hautbiopsien, Nagelmaterial, Peritonealflüssigkeit, Blutkulturen, Katheterspitzen. Fusarium Histologie. Die histologische Untersuchung von Biopsiematerial befallenen Gewebes erlaubt die Diagnose Hyalohyphomykose (z.B. Aspergillose, Fusariose, Scedosporidiose). Kultur. Die Ätiologie kann nur durch eine erfolgreiche Isolierung des Erregers gesichert werden. Das Untersuchungsmaterial wird auf Sabouraud-Glucose-Agar-Platten mit antibakteriellen Zusätzen ausgestrichen und 3 Wochen bei 28°C und bei 37°C inkubiert. Nach 3 bis 5 Tagen wachsen auch bei 37°C weißliche bis cremefarbene Kolonie mit reichlich Luftmyzel. Die Identifizierung erfolgt mikromorphologisch (siehe Morphogie) oder molekulargenetisch (in Speziallaboratorien). Serologische Teste sind nicht verfügbar. Über die Entwicklung spezieller Nukleinsäurenachweisverfahren gibt es Berichte, bisher ist aber kein kommerzieller Test verfügbar. Resistenz Die Fusarien zeichnen sich durch eine schlechte in vitro Empfindlichkeit (im Vergleich zu anderen Pilzen relativ hohe MHK-Werte) gegenüber allen bisher verfügbaren Antimykotika (Amphotericin B, Flucytosin, Fluconazol, Itraconazol) aus. Immunantwort Keine Daten verfügbar. Wirtsbereich Fusarium spp. sind weit verbreitete Pflanzenpathogene oder leben als Saprophyten auf abgestorbenen Pflanzenteilen und im Erdboden. Einige Arten finden sich regelmäßig auf Pflanzensamen, speziell auf Getreide. Fusarien stellen zusammen mit Cladosporium-, Alternaria- und Aspergillus-Arten einen Großteil des „MykoPlanktons“ der Luft. Therapie Risikogruppen Amphotericin B hat von allen gängigen Antimykotika noch die größte in vitro-Aktivität gegenüber Fusarium-Arten. Die klinische Erfolgsrate ist dennoch sehr bescheiden, tatsächlich noch schlechter als bei invasiver Aspergillose. Alimentäre Mykotoxikose. Hungernde Bevölkerungsgruppen in der Dritten Welt. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität F. solani und F. oxysporum sind in Risikogruppe 2 eingeordnet. Ein Grund für die Humanpathogentität dieser beiden Arten ist ihre Fähigkeit bei 37°C zu wachsen. Alimentäre Vergiftungen sind durch die Produktion von Mykotoxinen der Fusarien bedingt. Transmission Alimentäre Mykotoxikose. Verzehr verdorbenen Getreides. Fusariose. Auge: Mikrotraumata der Hornhaut durch Verletzung mit Pflanzenteilen; aerogen verbreitete Mikrokonidien, die sich auf Haut und Kathetern absiedeln bzw. inhaliert werden. Vermehrung und Inkubationszeit In vitro zeichnen sich die humanpathogenen Fusarien durch rasches Wachstum aus. Die Inkubationszeiten der humanen Fusariosen sind unbekannt. Keratitis. Gärtner, Waldarbeiter. Invasive, disseminierte Fusariose. Immunsupprimierte Patienten, z.B. nach Steroidbehandlung oder zytotoxischer Chemotherapie, mit Agranulozytose, Leukämie, AIDS; Patienten mit intravenösen oder intraperitonealen Dauerkathetern, Verbrennungspatienten. Epidemiologie Die alimentäre Mykotoxikose durch FusariumToxine (T-2-Toxin) hat große historische Bedeutung (>100.000 Tote in der ehemaligen UdSSR 1945) sowie aktuelle Bedeutung in einigen Entwicklungsländern. Die invasive Fusariose wird in den letzten Jahren zunehmend häufiger bei immunsupprimierten Patienten beschrieben (1000 Fälle weltweit, Juni 1996). Genetik Fusarium spp. sind eukaryonte Organismen, deren Genomgröße – je nach Spezies – etwa 27– 30 Megabasenpaare beträgt. Das Genom verteilt sich auf 6–9 Chromosomen mit einer Größe zwischen 0,4 bis 6,5 Mb. Da Fusarien in der Pflanzenpathologie eine große Rolle spielen, sind die Sequenzen einer Reihe von Genen und 265 F Fusobacterium Proteinen bekannt. Die Accession-Numbers sind unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov abrufbar. Prävention Mykotoxikose. Vernichtung verschimmelten Getreides. Keratitis. Tragen von Schutzbrillen bei Arbeiten mit Verletzungsgefahr durch Pflanzenteile. Invasive Fusariose. Hochrisikopatienten, z.B. Knochenmarktransplantierte, sollten die Inhalation von Fusarium-Konidiosporen vermeiden. Dies ist in Räumen, die mit R3-Luftfiltern ausgestattet sind, gewährleistet. Bei unumgänglichem Transport für diagnostische Maßnahmen, muss die Passage durch stark Konidienhaltige Luft (wie sie z.B. bei Baumaßnahmen entsteht) vermieden werden, bzw. die Patienten müssen einen Mundschutz tragen. Sorgfältige Pflege von Langzeitkathetern. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Keine Daten verfügbar. Meldepflicht Im Rahmen gehäuft auftretender nosokomialer Infektionen (gleichzeitig in einem Stationsbereich 2 oder mehr invasive Fusariosen) besteht eine nichtnamentliche Meldepflicht an das zuständige Gesundheitsamt. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen ◗ Centraalbureau voor Schimmelcultures, PO Box 273, NL-3740 AG Baarn, The Netherlands. Phone +31–35–5481211, fax +31–35–5416142, EMail: [email protected]. ◗ Fusarium Research Center, Department of Plant Pathology, The Pennsylvania State University, University Park, Pennsylvania 16802, USA. Phone +1–814–865–9773, Fax +1–814– 863–7217. ◗ National Center of Biotechnology Information: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ Schlüsselliteratur 1. De Hoog GS, Guarro J, Gene J, Figuera MJ. 2000. Atlas of Clinical Fungi, 2nd ed. Fusarium, pp. 681–705. Centraalbureau voor Schimmelcultures, Utrecht. 266 2. Boutati EI, Anaissie EJ. 1997. Fusarium, a significant emerging pathogen in patients with hematologic malignancy: ten years' experience at a cancer center and implications for management. Blood 90: 999–1008. 3. Nelson PE, Dignani MC, Anaissie EJ. 1994. Taxonomy, biology, and clinical aspects of Fusarium species. Clin Microbiol Rev 7: 479–504. Fusobacterium Erregerbezeichnung Fusobacterium spp. Synonym Entfällt Morphologie Fusobakterien sind gramnegative, obligat anaerobe, unbewegliche, nicht sporenbildende, schlanke, 0,2–0,3 µm breite, spindelförmige Stäbchen mit einer wechselnden Länge von 0,5– 10 µm. F. nucleatum hat spitzzulaufende Enden und zeigt im mikroskopischen Präparat aufgrund zahlreicher intrazelluläre Granula ein gekörntes Aussehen. F. periodonticum hat eine vergleichbare Morphologie, während F. naviforme kahnförmig imponiert. Zellen von F. necrophorum sind pleomorph, oft gekrümmt mit teilweise sphärischen Ausstülpungen, es kommt häufig zu filamentösen Formen (bis zu 70 µm Länge). Taxonomie Familie: Bacteroidaceae Genus: Fusobacterium Spezies: F. alocis, F. gonidiaformans, F. mortiferum, F. naviforme, F. necrogenes, F. necrophorum (ssp. necrophorum, ssp. funduliforme), F. nucleatum (ssp. animalis, ssp. fusiforme, ssp. nucleatum, ssp. polymorphum, ssp. vincentii), F. periodonticum, F. russii, F. sulci, F. ulcerans, F. varium, „F.“ prausnitzii, (F. perfoetens, F. simiae). Historie In der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts wurden von zahlreichen Wissenschaftlern (Bang, Löffler, Miller, Plaut, Schmorl, Vincent, Veillon und Zuber) spindelförmige und fusiforme Stäbchenbakterien aus dem Mund von gesunden und erkrankten Menschen, sowie von verschiedenen Tierarten beschrieben. Die meist pleo- Fusobacterium morphen Bakterien wurden verschiedenen Spezies zugeordnet, bis 1923 von Knorr für obligat anaerobe gramnegative fusiforme Stäbchenbakterien der Gattungsname Fusobacterium innerhalb der Familie der Bacteroidaceae vorgeschlagen wurde. Derzeit gehören zu dieser Gattung 13 humanpathogene Arten (F. perfoetens wurde bislang ausschließlich im Stuhl von Schweinen, F. simiae aus dem Mund von Makaken isoliert), wobei allerdings „F.“ prausnitzii aufgrund phylogenetischer Studien nicht mehr zur Gattung Fusobacterium gezählt werden wird, allerdings bislang noch nicht endgültig klassifiziert ist (die wahrscheinliche Zuordnung wird zu der Gruppe Clostridium oder Eubacterium erfolgen). Bei den beiden Spezies F. necrophorum und F. nucleatum sind zudem mehrere Subspezies beschrieben, deren endgültige taxonomische Stellung ebenfalls noch nicht endgültig geklärt ist. Der ursprünglich beschriebene Biotyp C von F. necrophorum, der zwischenzeitlich als eigene Spezies F. pseudonecrophorum eingeordnet wurde, ist identisch mit F. varians. Erkrankungen/Symptome Zusammen mit Arten der Bacteroides fragilissowie Porphyromonas melaninogenicus-Gruppe ist F. nucleatum das gramnegative anaerobe Bakterium, das am häufigsten bei menschlichen Infektionen isoliert wird. Ebenso ist F. necrophorum eindeutig menschenpathogen, in der Vorantibiotikaära war es ein häufiger Erreger von eitrigen Infektionen der Mundhöhle und des oberen Respirationstraktes. Fusobakterien treten typischerweise bei Infektionen mit Nekrosebildung und Ulzerationen auf. Sie sind am häufigsten bei Infektionen im Kopf- Halsbereich, Hirn- und Leberabszessen, sowie nach Tier- und Menschenbissen nachweisbar. Finegold fand 1977, dass ein Viertel aller Isolate von aneroben pleuropulmonalen Infektionen zur Art F. nucleatum gehörten. Die sicherlich bekannteste Infektion, mit der F. nucleatum assoziiert ist, ist die Angina Plaut-Vincent oder Fusospirochätose. Weiterhin spielt F. nucleatum neben P. gingivalis, P. intermedia, B. forsythus, E. corrodens, Capnocythophaga spp., A. actinomycetemcomitans und Eubacterium spp. eine herausragende Rolle bei Periodontalerkrankungen. Bei einer ganzen Reihe weiterer Infektionen wurden Fusobakterien als Erreger beschrieben, wie tropische Hautulcerationen (z.B. No- ma), Peritonsillarabszesse, Pyomyositis und septische Arthritis, Septikämie und Leberabszesse, intrauterine Infektionen, bakterielle Vaginose, Harnwegsinfektionen, Meningitis, sowie Peri- und Endocarditis. F. necrophorum ist der Verursacher der humanen Nekrobazillose oder Lemierreschen Erkrankung, einer seltenen, aber lebensbedrohlichen Sepsis mit Halsschmerzen, Fieber und septischer Lungenembolie ausgehend von einer akuten Pharyngotonsillitis oder Tonsillarabszess. F. necrophorum spielt ebenfalls in der Veterinärmedizin eine außerordentlich wichtige Rolle und wird dort häufig isoliert bei nekrotisierenden und gangränösen Infektionen bei Rindern, Schafen und Schweinen, während Carnivore offensichtlich nicht empfänglich für Infektionen durch diese Erregergruppe sind. Die übrigen Fusobakterienarten werden ebenfalls gelegentlich aus humanen klinischen Materialien isoliert, sind aber offensichtlich von untergeordneter Bedeutung. Differenzialdiagnose Abszesserkrankungen, gen, Pyomyositis. Peridontalerkrankun- Labordiagnostik Zum optimalen Wachstum benötigen Fusobakterien eine Temperatur von 37°C und nährstoffreiche Medien, speziell mit Trypticase, Pepton oder Hefeextrakt. Sie sind nichtfermentativ bis schwach fermentativ. Glukose kann durch Einbau in zelluläre Komponenten verwertet werden. Die Koloniemorphologie auf Blutagar der einzelnen Arten ist unterschiedlich, wobei diese Unterschiede meist nicht für eine eindeutige Identifizierung ausreichen: F. nucleatum bildet flache, unregelmäßige und glänzende Kolonien, F. necrophorum kreisrunde, flache bis konvex, rauhe und oft β-hämolysierende Kolonien mit einem Durchmesser von 1–4 mm, die Koloniefarbe ist je nach Biotyp von metallisch grau (ssp. necrophorum), gelblich (ssp. funduliforme) oder graugelb (Biotyp AB). F. varians bildet nach 3tägiger Bebrütung knopfförmige, am Rand gewellte, rauhe, gräuliche, durchscheinende Kolonien mit einem Durchmesser von 2– 3 mm. Kolonien von F. ulcerans haben ebenfalls einen Durchmesser von 2–3 mm, sind rund, flach, nichthämolysierend und von cremeweißer Farbe. Metabolische Endprodukte sind vor allem Acetat und Butyrat. Propionat, Succinat, 267 F Fusobacterium Laktat, Formiat wird in geringeren Mengen und speziesunterschiedlich gebildet. Gemeinsam ist neben dem Vorkommen von geradkettigen, gesättigten und einfach-ungesättigten, langkettigen zellulären Fettsäuren der Aufbau der Peptidoglykanschicht sowie die Glutamatstoffwechsel (Glutamat-dehydrogenase-positiv). Differenzierende biochemische Charakteristika sind u.a. der Indolabbau (nur F. mortiferum und F. russii sind negativ), Wachstum in Gegenwart von 20% Galle und Äskulinhydrolyse (nur F. mortiferum ist positiv), Nitratreduktion (F. ulcerans ist positiv) sowie die Hippurathydrolyse (F. periodonticum ist positiv). Resistenz Resistenz besteht gegen Vancomycin, Aminoglykoside (außer Kanamycin) und Erythromycin. Unterschiedlich ist die Empfindlichkeit gegen Tetrazyklin. Da diese Substanz häufig bei periodontitischen Infektionen eingesetzt wurde, kam es zur zunehmenden Ausbildung von resistenten F. nucleatum-Stämmen, so dass der Einsatz von Tetrazyklinen nicht mehr uneingeschränkt gerechtfertigt ist. F. nucleatum kann eine β-Laktamase produzieren, ist aber dann voll empfindlich auf β-Laktam/β-Laktamaseinhibitor-Kombinationen. F. varium und F. mortiferum sind resistent gegen Rifampicin. Immunantwort Therapie Neben der chirurgischen Abszessbehandlung muss immer eine Antibiotika-Therapie erfolgen. Fusobakterien sind empfindlich gegen eine Vielzahl von Antibiotika wie Penicilline, Cephalosporine, Peneme, β-Laktam/β-Laktamaseinhibitor-Kombinationen, Metronidazol, Clindamycin, Linezolid und Chloramphenicol. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Natürlich vorkommende Infektionen durch F. necrophorum und F. nucleatum belegen die Infektiosität und Pathogenität für Mensch und Tier. Tierexperimentelle Untersuchungen zeigten die Bedeutung eines synergistischen Mechanismus in der Pathogenese von Mischinfektionen mit Fusobakterien. Bisher sind wenige spezielle Pathogenitäts- bzw. Virulenzfaktoren von Fusobakterien im Detail untersucht und beschrieben. Sie umfassen Zellwandlipopolysaccharide mit Endotoxin-ähnlicher Wirkung, Hämagglutinine (F. nucleatum), Outer-membrane-Proteine (F. nucleatum) und Leukocidin (F. necrophorum). Transmission Es handelt sich meist um endogene Infektionen. Exogene Übertragung möglich durch Tier- und Menschenbiss. Vermehrung und Inkubationszeit Inkubationszeit variabel, da meist eine endogene Infektion. 268 Bei Infektionen mit Fusobakterien sind verschiedentlich spezifische Serumantikörper gegen diese Bakterien beschrieben. Wirtsbereich Fusobakterien kommen natürlicherweise bei Menschen und Warmblütlern vor, jedoch sind auch Fusobakterien-ähnliche Arten im Gastrointestinaltrakt von Wanzen und Heuschrecken beschrieben. Der Standort beim Menschen ist der Oropharynx (F. nucleatum, F. alocis, F. naviforme, P. periodonticum und F. sulci) und der Gastrointestinaltrakt (F. necrophorum, F. gonidiaformans, F. mortiferum, F. necrogenes, F. russii und F. varium). F. ulcerans wurde bisher lediglich bei chronischen tropischen Ulzera beschrieben, gleichzeitig allerdings auch aus Schlammproben, so dass hier evt. ein Standort außerhalb des Menschen in Betracht kommt. Im Speichel wird die Keimzahl von Fusobakterien auf 5×104 geschätzt und in der Zahnplaqueflora machen sie zwischen 0,4 und 7% der anzüchtbaren Erreger aus. Allerdings liegen erhebliche individuelle Unterschiede vor und besonders bei fortgeschrittenen chronischen Periodontalerkrankungen und akuter ulzerierender Gingivitis kommt es zum Überwiegen von F. nucleatum mit Keimzahlen zwischen 3,3×107 bis 9,5×107 pro Gramm Feuchtgewicht. In der Darmflora machen Fusobakterien nur einen kleinen Teil aus, der je nach Diät zwischen 1% und 7% beträgt. Hauptvertreter sind F. mortiferum, F. russii und „F.“ prausnitzii, wobei letztere Art insgesamt der zweithäufigste Keim der Darmflora nach B. fragilis ist. Inwieweit Fusobakterien zur normalen Flora des menschli- Fusobacterium chen Urogenitaltraktes gehören, ist noch unklar. In verschiedenen Untersuchungen ließen sich F. necrophorum bzw. F. nucleatum intravaginal, in der Klitorisregion als auch in Vorhautsekreten isolieren. In ähnlicher Weise wie beim Menschen kommen Fusobakterien im Oropharynx und Gastrointestinaltrakt von einer Vielzahl von Tierarten vor und spielen dort wohl auch eine ähnliche Rolle als Bestandteil der Normalflora und als Erreger von endogenen Infektionen. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Konsiliarlaboratorium für anaerobe gramnegative Stäbchen, Abteilung für Medizinische Mikrobiologie, Hygieneinstitut Universität Tübingen, Silcherstr. 7, 72076 Tübingen (Herr Prof. Dr. I. B. Authenrieth, Frau Priv. Doz. Dr. med. U. Schumacher) Web-Adressen Außer den unter „Wirtsbereich“ gemachten Ausführungen sind keine weiteren Untersuchungen bekannt. http://merops.sanger.ac.uk/speccards/ SP002291.htm http://www.cbs.dtu.dk/services/GenomeAtlas/ Bacteria/Fusobacterium/nucleatum/ ATCC25586/ http://www.hon.ch/HONselect/RareDiseases/ C01.252.400.110.375.html http://www.bacterio.cict.fr/f/ fusobacterium.html Genetik Schlüsselliteratur Risikogruppen Nicht näher bekannt. Epidemiologie Nukleotidsequenzen ca. 104, Proteinsequenzen ca. 53, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/ query Prävention Es sind keine spezifischen Präventionsmaßnahmen bekannt. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Nicht bekannt. Meldepflicht Keine. 1. Bolstad, A.K., H.B. Jensen, V. Bakken (1996): Taxonomy, biology, and periodontal aspects of Fusobacterium nucleatum. Clin. Microbiol. Rev. 9:55–71. 2. Hofstad, T.: The genus Fusobacterium. In: Balows, A., H. G. Trüper, M. Dworkin, W. Harder, K.-H. Schleifer (Hrsg.) The Prokaryotes. 2. 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