Abschlussbericht des DAAD Rise Stipendienprogramms Fabian Fröhlich – Universidad Nacional de Colombia, Bogotá (8.8. – 27.9.2014) Im Sommer 2014 habe ich im Zeitraum vom 8. August bis zum 27. September 2014 ein Praktikum im Rahmen des DAAD Rise Stipendienprogramms an der Universidad Nacional de Colombia (UNAL) in Bogotá am Lehrstuhl für Geowissenschaften absolviert. Mein Tätigkeitsbereich befand sich am Lehrstuhl für Lagerstättenkunde unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Cramer. Die von Herrn Prof. Dr. Cramer aufgebaute Forschungsgruppe GEGEMA (Grupo de Estudios en Geología Económica y Mineralogá Aplícada), welche an Lagerstätten interessiert ist und sich aus zahlreichen Studenten und Studentinnen, sowie Geologen, Biologen und Soziologen zusammensetzt, beschäftigt sich dort mit unterschiedlichen rohstoffwissenschaftlichen Themenbereichen. Das Hauptforschungsgebiet des Lehrstuhls sind strategische Rohstoffe, wie z.B. das Erz Coltan, aus dem das Metall Tantal gewonnen wird. Tantal wird in der Mikroelektronik eingesetzt, v.a. in Mobiltelefonen und hat somit eine große Bedeutung für den technischen Fortschritt unserer Gesellschaft, birgt jedoch ein hohes Konfliktrisiko, da es zumeist unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut wird und durch die Gewinne Kriege finanziert werden (z.B. im Kongo). In den Projekten des Lehrstuhls werden Coltan Lagerstätten im östlichen Teil von Kolumbien an der Grenze zu Venezuela untersucht. Auf mehreren Exkursionen in diese Gegend haben Studierende des Lehrstuhls Gesteins- und Bodenproben genommen, welche in der Universität untersucht werden. Geplant war für meinen Aufenthalt eine Exkursion mit den Studierenden in das Coltan Lagerstätten Gebiet Kolumbiens. Diese wurde jedoch aufgrund von bürokratischen Schwierigkeiten abgesagt, sodass ich mich an der Uni mit den bereits vorhandenen Proben beschäftigt habe. An den Schliffen der Proben habe ich u.a. mikroskopische Durch- und Auflicht Untersuchungen durchgeführt und dadurch den Mineralgehalt bzw. die Gesteinsart klassifiziert. Hierfür wurde auf Dünnschliffe und Anschliffe von zahlreichen Exkursionen zurückgegriffen. Durch die Durchlichtmikroskopie konnten die meisten Gesteine als sehr Biotit (Dunkelglimmer) reiche Granite, Gabbros oder Granodiorite anhand des QAPF Streckeisendiagramms identifiziert werden. Zudem wurden einige opake Phasen identifiziert, welche sich jedoch nicht durch Durchlichtmikroskopie genauer bestimmen lassen. Hierzu wurden die Anschliffe der jeweiligen Proben verwendet. Durch meine Erfahrung in der Auflichtmikroskopie durch meine Bachelorarbeit konnte ich bei der Identifizierung helfen. Bei den opaken Phasen handelte es sich zumeist um Sulfide wie Pyrit oder Oxide wie Magnetit oder Ilmenit. In der Auflichtmikroskopie werden Minerale am unterschiedlichen Reflektionsverhalten erkannt. 1 Die meisten oxidischen Minerale erscheinen dabei in grauen Farbtönen, wobei sulfidische Minerale eine gelbe Farbe besitzen. Silikatische (Gang) Minerale erscheinen sehr dunkel. Zudem habe ich unter Anleitung mittels Röntgenfluoreszenzanalyse (XRF) Minerale in Proben aus den Coltan Lagerstätten bestimmt. Hierbei werden die Proben bestrahlt und mit einem Computerprogramm die Peaks der einzelnen Elemente ausgewertet. Mir wurde die Benutzung der Software beigebracht, sodass ich selber die Proben messen und bei der anschließenden Auswertung mithelfen konnte. Durch die Peaks kann dann die Formel des angestrahlten Minerals errechnet werden. Es stellte sich jedoch dabei heraus, dass die als Coltanerze vermuteten Proben meist nur Magnetit und Ilmenit enthielten, welche keine Anteile von Tantal oder Niob haben. Geholfen habe ich außerdem bei der Sortierung und Benennung von Gesteinen aus der Region Vichada im Osten Kolumbiens. Dies hat mir einen guten Eindruck über die Vielfältigkeit der dortigen Gesteine gegeben. Neben den mikroskopischen Laboruntersuchungen besuchte ich in der ersten Woche meines Praktikums einen Kurs an der Universität über Thermobarometrie. Dieser Kurs hat mir nicht nur Einblicke in ein für mich neues Themengebiet gegeben, sondern er half mir auch sehr, sich an die spanische Sprache zu gewöhnen und diese im Unterricht zu üben. Zu den Aufgaben im Kurs zählte die computergestützte Modellierung eines 3D Modells mit dem Programm „Cygwin“, welches es erlaubt Messdaten aus dem Feld graphisch darzustellen. Zweck der Modellierung war die Darstellung der Druck- und Temperaturbedingungen von Gesteinen anhand eines beispielhaften Modells aus der Sierra Nevada im Norden von Kolumbien. Bildungstemperaturen und damit verbundene Druckbedingungen sind in der Lagerstättenkunde besonders wichtig für das detaillierte Verständnis von Lagerstätten. Im Rahmen des Kurses besuchte ich den Geologischen Dienst von Kolumbien in Bogotá. Dort hörte ich zwei Vorträge von renommierten Wissenschaftlern aus den USA und Deutschland, welche sich auf das Fachgebiet Thermobarometrie spezialisiert hatten. Um den kolumbianischen Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern einen Einblick in deutsche Forschungsprojekte zu geben, präsentierte ich meine Bachelorarbeit in einem einstündigen Vortrag in der Universität in englischer Sprache. Da ich mich in meiner Bachelorarbeit mit einer Platin Lagerstätte in ultramafischen Gesteinen in Südafrika beschäftigt hatte, bot es sich an, einen Vergleich zur Geologie Kolumbiens zu ziehen. Kolumbien liegt zum Teil auf dem Amazonas Kraton (Kernbereich eines Kontinents), welcher vereinzelt Platin bergen kann. Ich erläuterte u.a. geochemische Methoden, damit die Studierenden diese in Kolumbien anwenden können und Genese Modelle zu Platin Lagerstätten erstellen können. 2 Zu meinen Aufgaben zählte am Lehrstuhl auch die Unterstützung der Organisation einer Exkursion nach Deutschland einer Gruppe kolumbianischer Studierender im kommenden Jahr, welche durch den DAAD finanziert werden soll. Ich habe bei der Übersetzung von Internetseiten und Anschreiben vom Spanischen und Englischen ins Deutsche geholfen. Darüber hinaus habe ich Professoren an deutschen Universitäten kontaktiert und um Einladungsschreiben für die Exkursion nach Deutschland gebeten. Ich habe zudem die Studenten in der Reiseplanung (Busfahrten und Flüge) unterstützt, sodass nun ein fertiger Reiseplan aufgestellt ist. Zurzeit kümmere ich mich an meiner hiesigen Universität, der TU Bergakademie Freiberg (TUBAF), um die Organisation von deutscher Seite und unterstütze Herrn Prof. Dr. Cramer in der Planung. Zum Abschluss meines Praktikums habe ich selbstständig eine Exkursion in die berühmten Smaragdabbaugebiete Kolumbiens, nördlich von Bogotá, organisiert, da ich mich während des Praktikums aus eigenem Interesse mit diesen beschäftigt habe. Kolumbien ist einer der größten Smaragdexporteure der Welt und die Qualität kolumbianischer Smaragde ist weltweit bekannt. Durch die Exkursion in das Smaragdabbaugebiet Muzo, bot sich mir die Möglichkeit, eine der gewerblichen Smaragdminen zu betreten. Mit Sicherheitsausrüstung (Gummistiefeln, Helm und Kopflampe) wurde ich von einem Arbeiter durch die sich im Abbau befindende Mine geführt. Hierbei konnte ich den „Vortrieb“ im Stollen sehen. Die kolumbianischen Bergleute hämmern dort das Schwarzschiefer Gestein in ca. 40 Meter Tiefe mit Hämmern und Presslufthämmern heraus, um später Übertage daraus die wertvollen Smaragde zu bergen. Mir wurde von den Bergleuten die Genese der Smaragde in der Mine erklärt. Die Smaragde haben sich in Muzo durch hydrothermale Lösungen gebildet, welches mit einer starken tektonischen Aktivität einherging. Die hydrothermalen Lösungen kamen höchstwahrscheinlich aus unterlagernden salzhaltigen Gesteinsschichten. Dadurch konnten die im Salz enthaltenen Ionen Natrium (Na+) und Kalzium (Ca2+) gelöst werden. Während dieses Prozesses wurden die für die Bildung von Smaragd notwendigen Elemente wie Silizium (Si), Beryll (Be), Chrom (Cr) und Vanadium (V) aus dem Schwarzschiefer gelöst. Zusammen wurden sie mit Kalzit und Pyrit in hydrothermalen Adern abgelagert. Wenig später konnte sich auch Quarz ablagern. Heute sind die Kalzit- und Quarzadern deutlich an ihrer weißen Farbe im Vergleich zum umgebenden Schwarzschiefer in den Minen zu erkennen. In diesen Adern ist Smaragd zu finden, sodass die Bergleute in Muzo die Adern Untertage aufspüren und diese hunderte Meter verfolgen. Die Suche gestaltet sich schwierig, da die Minen teils schlecht ausgeleuchtet und staubig sind. Zudem herrscht in den Minen eine hohe Luftfeuchtigkeit und Temperatur von ca. 30 °C (trotz Klimaanlage!), welche durch immer noch zirkulierende hydrothermale Wässer erzeugt werden. Die Arbeitsbedingungen entsprechen nicht den europäischen Standards. 3 Jedoch nicht nur fachlich konnte ich viel aus dem Praktikum lernen. Ich habe auch die kolumbianische Kultur in den 7 Wochen kennengelernt. Noch vor meiner Reise nach Kolumbien hat mir der studentische Leiter der GEGEMA eine Unterkunft in der Nähe der Universität organisiert. In Bogotá bzw. in Kolumbien müssen die Studenten normalerweise privat unterkommen. Ich hatte jedoch Glück in einem sogenannten „Casa de Estudiantes“ zu wohnen. Zumeist handelt es sich um ein Haus, welches extern verwaltet wird und einige kleine Zimmer hat (teils ohne Fenster). Im Preis für einen Monat Unterkunft sind Mahlzeiten (Morgens, Mittags und Abends), Reinigungsservice und Internet inbegriffen. Dies hat sich für mich nach ein paar Tagen im Land als optimale Unterkunft herausgestellt, da in dem „Casa“ ausschließlich Kolumbianer, Venezolaner und Mexikaner lebten. Dadurch musste ich sofort Spanisch sprechen, sodass ich nun Spanisch nach sieben Wochen gut beherrsche und einen Spanisch Kurs auf fortgeschrittenem Niveau in Deutschland an meiner hiesigen Universität belegt habe. Zudem habe ich dadurch sehr gut die lateinamerikanische Kultur kennengelernt und schnell Kontakte knüpfen können. Auch in der Universität wurde neben Englisch viel Spanisch gesprochen, sodass ich auch geologische Fachbegriffe auf Spanisch lernte. Generell ist Kolumbien geprägt von einer äußerst großzügigen Gastfreundlichkeit und Offenheit. Das findet leider selten Erwähnung in der hiesigen Presseberichterstattung, die häufig nur über Kriminalität in Kolumbien berichtet. Mit Kriminalität war ich während meines Aufenthaltes nicht konfrontiert, selbstverständlich gilt es für Fremde, Regeln einzuhalten und Warnungen zu berücksichtigen. Teilweise wird abgeraten, in bestimmte Gegenden des Landes zu reisen, da dort in den durch die von Guerilla und paramilitärischen Gruppen kontrollierten Bezirken die Kriminalität hoch ist. Jedoch ist es in den meisten, nicht abgelegenen Gegenden, sicher. In Großstädten, v.a. Bogotá sollte darauf geachtet werden, dass man bei Einbruch der Dunkelheit sich nicht in verlassenen Gegenden aufhält und nachts ein Taxi auf dem Heimweg nimmt. Generell habe ich meine Zeit in Bogotá jedoch nicht als unsicher empfunden – ganz im Gegenteil, denn die Feste und Partys der Kolumbianer sind äußerst einladend und fröhlich! Da ich in den letzten beiden Wochen Zeit hatte das Land zu bereisen, habe ich auch viel von den unterschiedlichen Vegetations- und Klimazonen des Landes erfahren. Insgesamt habe ich innerhalb von zwei Wochen alles von Amazonas Dschungel bis schneebedecktes Hochgebirge gesehen. In den unterschiedlichen Klimazonen Kolumbiens variiert die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt als auch die der Speisen sehr. Ein typisches Gericht in Kolumbien besteht z.B. wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern aus Fleisch, Reis und Bohnen, jedoch gibt es ausgefallenere Gerichte mit viel Früchten und Avocados (welche Größen eines kleinen Fußballs annehmen können). Als Getränk sind 4 insbesondere die „Jugos“(Säfte) hervorzuheben, denn in Kolumbien gibt es zahlreiche verschiedene tropische Fruchtsorten. Organisatorisches Für mein Praktikum brauchte ich vor Antritt der Reise kein Visum. Dies war am Anfang schwer herauszufinden, da kaum Informationen auf der kolumbianischen Botschaftsseite zu finden sind. Generell ist es aber so, dass man kein zuvor beantragtes Visum als deutscher Staatsangehöriger für studentische Aufenthalte bis 90 Tage benötigt. Man bekommt am Einreiseflughafen in Kolumbien das PIP-6 Visum gegen Vorlage eines Einladungsschreibens der betreuenden Universität. Nach Kolumbien bin ich mit TAP Portugal Airlines über Lissabon geflogen. Auf dem Rückflug gab es einen Zwischenstopp in Panama. Ich habe ca. 5 Monate im Voraus im Internet über STA-Travel gebucht, welche auch Studentenrabatt gewähren. Geld abheben kann man in Kolumbien an zahlreichen Geldautomaten, sog. „Cajeros“. Am besten ist es Geld in geschlossenen Gebäuden und nicht direkt an der Straße abzuheben, da Geldautomaten häufig manipuliert sind. Ich habe meine ING-DiBa und Comdirect Kreditkarte genutzt, mit denen ich auch schon in anderen Ländern gute Erfahrungen hatte. Diese ermöglichen das gebührenfreie Abheben von Geld im Ausland. Zwei Kreditkarten können von Vorteil sein, falls eine Karte gestohlen wird. Für den Aufenthalt in Kolumbien werden die Standardimpfungen empfohlen. Bei Reisen in das Amazonas Gebiet Kolumbiens ist zudem eine Gelbfieberimpfung zwingend vorgeschrieben. Dazu habe ich mich vor meiner Abreise in Deutschland impfen lassen. Impfungen wie Tollwut sind nicht vorgeschrieben und ich würde diese auch nicht empfehlen, da sie den Körper mehr belasten, als dass sie in Kolumbien nötig wären. Ansonsten hatte ich vor meiner Abreise Kontakt mit meinem Betreuer und habe einige Formalitäten geklärt. Mit den Studenten der oben genannten GEGEMA Gruppe hatte ich die Unterkunft abgestimmt (s.o.) und eigentlich auch eine Exkursion in den ersten Wochen geplant, die dann aber leider bei meiner Ankunft abgesagt wurde (s.o.). Zur weiteren Vorbereitung auf die Kultur und das Land habe ich das Buch „Kolumbien – Fürs Handgepäck“ gelesen, welches Eindrücke der Kultur und Lebensweise in Kolumbien anhand von Kurzgeschichten vermittelt. Dieses würde ich jedem Kolumbienreisenden empfehlen. Außerdem habe ich mich fachlich vorbereitet und einige Publikationen über die Geologie Kolumbiens gelesen, um bereits einen kleinen fachlichen Einblick zubekommen. Spanisch hatte ich davor nur ein halbes Jahr in einem Kurs in der Universität gelernt, jedoch nicht ausreichend, um sich fließend zu verständigen. Wie oben erwähnt, war das Erlernen der 5 Sprache im Land jedoch kein Problem, sodass ich mich am Ende des Praktikums ausschließlich auf Spanisch unterhalten habe. Insgesamt hat mich Kolumbien und seine Bevölkerung in den sieben Wochen sehr beeindruckt und ich habe es durch die zahlreichen sehr freundlichen Kontakte in mein Herz geschlossen. Ich bin sehr dankbar für die Erlebnisse und Eindrücke, die mir das DAAD Rise Programm, Herr Prof. Dr. Cramer und die Studierenden dort ermöglicht haben. Ich plane auf jeden Fall nach Kolumbien zurückzukehren und mehr vom Land zu entdecken. Da eine Kooperation der Lehrstühle Lagerstättenkunde der UNAL und der TUBAF angestrebt ist, hat mein Praktikum insgesamt sehr zu einer Verstärkung dieser Beziehung beigetragen und es freut mich, dass meine Erfahrungen an meiner hiesigen Universität miteinfließen können. 6