„Plätze, nach denen Hamburg sich gesehnt hat“

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m etathema
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Hafe nCity
Ham b u rg
Nr. 10
oktober 2007
news
Auf den Marco-Polo-Terrassen entspannen sich die Besucher der HafenCity mit Blick auf den Grasbrookhafen
„Plätze, nach denen
Hamburg sich gesehnt hat“
Mit einem dreitägigen Entdecker-Fest wurden die Marco-Polo-Terrassen, der Vasco-da-Gama-Platz
und die Dalmannkaipromenade am Grasbrookhafen eröffnet
Der Vasco-da-Gama-Platz mit seinen Gastronomien und dem Basketballkorb wird zum Treffpunkt
auf dem Dalmannkai
HAFENCITY Wenn Entdecken so einfach
wäre – Marco Polo und Vasco da Gama wären
niemals so berühmt geworden, dass sogar fern
ihrer Heimat öffentliche Plätze in Hamburg
nach ihnen benannt worden wären. „Entdecken“ war das Motto eines dreitägigen Fests,
mit dem Anfang September die Marco-PoloTerrassen und der Vasco-da-Gama-Platz am
Grasbrookhafen eröffnet wurden und das Kinder und Erwachsene einlud zu staunen – ohne
all die Gefahren, die Marco Polo und Vasco da
Gama auf ihren Entdeckerreisen vor mehr als
500 Jahren überstehen mussten.
Auf einer nachempfundenen Seidenstraße
entlang der Promenade am Dalmannkai reisten
die Besucher auf Marco Polos Spuren durch
Asien. Mit exotischen Gewürzen und Speisen,
Teppichhändlern und einem Märchenerzähler
wurde der Orient lebendig.
Die Sonnenstrahlen auf dem Pflaster der
Marco-Polo-Terrassen tauchten die Szene in
helles Licht, das fast vergessen ließ, dass nicht
die Wellen des Mittelmeers an die Kaimauern
stoßen, sondern die der Elbe. Der nach einem
Entwurf des Architektenbüros EMBT aus Barcelona gestaltete Freiraum bringt Leichtigkeit
in die Hamburger HafenCity.
„Mit diesen Plätzen haben Sie geschaffen,
wonach Hamburg sich gesehnt hat“, lobte
der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Axel Gedaschko, die Architekten: einen
innerstädtischen Ort am Wasser, auf dem Besucher sich wohlfühlen. Auf den hölzernen Liegeflächen können sich die Menschen wie auf
einem Strandlaken in die Sonne legen, auf den
Rasenhügeln können sie sich ausruhen oder
bei einem Glas Wein auf der Promenade den
Blick auf den Grasbrookhafen genießen. Die
HafenCity Ham burg News
E R I C U S S P ITZ E
Spiegel öffnet Fenster zur Stadt
Wie das Medienunternehmen sich
architektonisch präsentiert
Seite 3
E L B P H I L HAR M O N I E
Auf dem Weg zu einem Wahrzeichen
Wie aus dem Kaispeicher A ein
Konzertsaal wird
Seite 4–5
Lungomares, die steinernen, wellenförmigen Sitz- und Liegeflächen auf
der Promenade, sind eine besondere
DAL MAN N K AI
Entwicklung der EMBT-Architekten
Erste Maschen eines sozialen Netzes
– und stehen auch auf der StrandWie die Bewohner zu einer Nachbarpromenade von Barcelona. Auf den
schaft zusammenwachsen
Dalmannkaitreppen am westlichen
Seite 6–7
Ende der Promenade reichen die Rasenflächen bis fast an die Kaimauer.
Die Marco-Polo-Terrassen und der
Vasco-da-Gama-Platz sind nicht
nur nach Entdeckern benannt, sondern laden auch selbst zum Entdecken ein:
Dass beide Terrassen als Orte, wo Wasser
Die Architekten haben eine ganze Reihe von und Land sich treffen, in besonderem Maße
Hommagen an die hafentypische Umgebung dem Wechselspiel der Gezeiten ausgesetzt
eingeplant, die gestalterisch in ein mediter- sind, haben die Architekten bewusst in ihren
ranes Flair eingebunden sind. Die Warftwän- Entwurf mit einbezogen. Bei Hochwasser
de nehmen die Backsteinornamente der Spei- wird die Elbe über die unteren Ebenen der
cherstadt auf; die Lampen sind Hafenkränen Terrassen und über die Promenade steigen.
nachempfunden. Das Kopfsteinpflaster und
Aus diesem Grund sind dort widerstandsdie Betonplatten haben an anderen Stellen fähige Materialien verarbeitet worden. Die
im Hafen gelegen, bevor sie heute die Lauf- Liegeflächen bestehen aus Bongossi-Holz,
fläche der Promenade bilden.
einem Tropenholz aus zertifiziert nachhalEbenso wie die Magellan-Terrassen symboli- tigem Anbau. Auch den 33 Bäumen machen
sieren die Marco-Polo-Terrassen den Übergang nasse Füße nichts aus: Es handelt sich um
vom Wasser zum Land. Sie führen von den Ha- Sumpfzypressen, Weiden, Promenadeneifenbecken sanft hinauf in den Sandtorpark und chen und Amberbäume. Die Rasenflächen
sind mit einer innovativen Technologie
ausgestattet: Ein grobkörniges Substrat
verhindert Staunässe; in acht Zentimetern
Tiefe liegt zudem ein Vlies, durchzogen mit
dünnen Wasserleitungen, die den Rasen im
Sommer mit Wasser versorgen. Dadurch
verdunsten 50 Prozent weniger Wasser, als
wenn der Rasen von oben bewässert würde. Das Verfahren ist zudem vandalismus­
sicherer. Produktinnovationen wie ein speziDie Dalmannkaitreppen führen dicht an die Elbe heran
elles Kunstmineral für die Bodenbeläge der
den Grasbrookpark, die oberhalb der Terrassen Marco-Polo-Terrassen halfen, das Budget zu
entstehen. Die Pläne für all diese Flächen stam- schonen.
men aus der Feder der EMBT-Architekten.
Fortsetzung auf Seite 2 3
HAFENCITY
news
E D ITO R IAL
Mittlerweile erscheint unser
Newsletter bereits
zum zehnten Mal.
Bei einem Blick in
die ersten Ausgaben aus dem Jahr
2004 wird deutlich,
wie viel sich seitdem in der HafenCity getan hat.
Waren es damals vor allem Zeichnungen
und Modelle, die die Texte des Newsletters
illustrierten, sind es heute Fotos. Die Hafen­
City ist längst nicht mehr nur Plan, sie ist in
weiten Teilen bereits Realität geworden.
Künftig sollen daher nicht nur das Planen
und Bauen, sondern auch soziale Akteure
und Menschen, die Aufgaben in der HafenCity übernehmen, im Newsletter ihren
Niederschlag finden. Denn seit die Wohnhäuser am Sandtorkai und am Dalmannkai
bezogen sind, seit Cafés und Geschäfte eröffnet haben, hat sich die HafenCity mit
Leben gefüllt.
Damit hat ein neuer, spannender Prozess begonnen. Der urbane Reiz der HafenCity liegt
in dem dichten Nebeneinander von Wohnen,
Arbeiten und Freizeitgestaltung, bei dem eine Vielzahl von Interessen aufeinander trifft.
Als Pioniere haben jedoch alle Beteiligten die
Chance, ihren Stadtteil mitzugestalten.
Einige dieser Entwicklungen stellen wir Ihnen in unserem aktuellen Ausgabe vor. Zwei
neue Seiten werden mit Porträts und Interviews über die Menschen und Institutionen
berichten, die das soziale Leben in der HafenCity durch ihre Aktivitäten mitgestalten.
Auf einer weiteren Doppelseite werden wir
unseren Lesern den Blick hinter die Bauzäune ermöglichen und ihnen jeweils ein prominentes Bauvorhaben vorstellen. Den Anfang macht ein Bericht über die Arbeiten im
Kaispeicher A, wo derzeit die Elbphilharmonie entsteht. Und schließlich haben wir einen Beitrag über die IBA, das große Nachbarprojekt auf der Elbinsel, aufgenommen.
Wir hoffen, dass unser Newsletter damit
der wachsenden Vielfalt der HafenCity besser Rechnung trägt und sich Verständnis
und Engagement für die Entwicklung der
HafenCity nochmals steigern.
Ihr Jürgen Bruns-Berentelg
Vorsitzender der Geschäftsführung
HafenCity Hamburg GmbH
Überblick
3 Fortsetzung von Seite 1
An kaum einer anderen Stelle in der Innenstadt kommen die Hamburger und ihre Gäste
so dicht an die Elbe heran wie auf den MarcoPolo- und den Magellan-Terrassen oder den
Dalmannkaitreppen – und doch wird es in der
HafenCity künftig noch engere Berührungspunkte geben: Mit der Marina im Grasbrookhafen entsteht auch ein schwimmender Platz.
Der großzügige Pontonanleger wird öffentlich
zugänglich sein. Allerdings muss ein privater
Betreiber und Investor gefunden werden.
Auf den Marco-Polo-Terrassen soll in den
nächsten Jahren ein frei stehendes Gebäude
mit wellenförmigem Dach, ebenfalls von
EMBT entworfen, entstehen, das sich in die
Topographie des Platzes einfügt. Es soll nicht
nur als Restaurant genutzt werden, sondern
auch für ein Hafenmeisterbüro. Die wichtigste
Ergänzung steht den Wasserplätzen noch bevor: 2008 wird die Pontonanlage für die Traditionsschiffe im Sandtorhafen eingerichtet.
Ganz anders als die weitläufigen MarcoPolo-Terrassen und die geplante Marina liegt
der Vasco-da-Gama-Platz geschützt zwischen den Häusern auf dem Dalmannkai. Die
geschwungene Stahlskulptur, die das Basketball-Spielfeld umrahmt und den Platz
nach oben begrenzt, dient als weithin sichtbarer Blickfang – denn der Platz liegt in einer
kilometerlangen Sichtachse, die in der inneren Stadt beginnt und durch die Speicher-
stadt bis zum Dalmannkai führt. In der Stahlkonstruktion bleibt der Blick selbst aus dieser
Entfernung hängen, bevor er weiter in Richtung Elbe geführt wird.
Mit dem Vasco-da-Gama-Platz, den Magellan- und den Marco-Polo-Terrassen ist das
Trio der Entdecker-Plätze in der HafenCity nun
komplett. Und auch die Hamburger und ihre
Besucher haben in den Tagen nach dem Eröffnungsfest die neuen Plätze schnell für sich
entdeckt. Sie lassen sich auf den Stufen und
Liegeflächen nieder und genießen den Blick
auf die vorüberziehenden Containerschiffe.
Hätten Vasco da Gama und Marco Polo hier
gesessen, wer weiß – vielleicht hätte es sie
dann nie in ferne Länder gezogen.
Das Herz der HafenCity entsteht
Ende September wurde der Grundstein im Überseequartier gelegt. Wenn es Ende 2011 fertiggestellt sein wird,
wird es täglich 40.000 Menschen in die HafenCity locken
proj e ktdate n
Bis Ende 2011 entstehen insgesamt
275.000 m2 Bruttogeschossfläche (BGF)
im Überseequartier.
Wohnflächen: ca. 47.000 m2 BGF
Büroflächen: ca. 124.000 m2 BGF
Einzelhandel: ca. 53.000 m2 BGF
Gastronomieflächen: ca. 6.000 m2 BGF
Science-Center/Wissenschaftstheater/
Aquarium: ca. 14.000 m2 BGF
Kreuzfahrtterminal: ca. 3.000 m2 BGF
Hotelflächen: ca. 28.000 m2 BGF
überseequartier Es ist so weit:
Das Überseequartier wird nach intensiver Vorarbeit zur Realität. Ende September begannen
mit der Grundsteinlegung die Arbeiten in der
nördlichen Hälfte des Quartiers, in dem das
Herz der HafenCity schlagen wird.
Rund 40.000 Menschen werden täglich ins
Überseequartier kommen, um einzukaufen,
sich kulinarisch verwöhnen zu lassen, ein
Kreuzfahrtschiff zu besteigen oder sich unterhaltsam zu bilden; unter sie mischen sich rund
7.000 Beschäftigte, die hier ihre Büros haben,
und 1.000 Bewohner. Etwa 100 Kreuzfahrtschiffe werden jedes Jahr am Hamburg Cruise
Center festmachen.
Im nördlichen Teil des Quartiers, der Ende 2009
fertiggestellt wird, entstehen vor allem Wohnungen. Jedes der Gebäude verfügt über einen
Innenhof, der den Bewohnern mitten im quirligen Überseequartier auch Ruhepunkte bietet.
Die Namen der Gebäude spielen auf die Geschichte des Ortes an und heißen nach exklusiven Kaffeesorten und anderen Handelswaren,
wie sie zum Teil noch heute in der Speicherstadt
gelagert werden: Java und Arabica, Pacamara
und Ceylon oder Silk und Palisander.
Ebenso wie die Speicherstadt wird auch das
Überseequartier vor allem aus Backstein bestehen. Auch die Bodenbeläge der öffentlichen
Plätze werden farblich auf die Speicherstadt anspielen. Die katalanische Architektin Beth Galí
gestaltet die Freiflächen und schafft in dem belebten Quartier immer wieder Orte zum Inne­
halten. Immer wieder weiten sich die verwinkelten Wege im Überseequartier zu kleinen
Plätzen; die Planer haben dem Viertel damit eine lebendige, organische Struktur gegeben. Der
Überseeboulevard als Lebensader des Quartiers
schlängelt sich wie ein Fluss zwischen den Gebäuden hindurch, vorbei an Geschäften, Restaurants, Cafés und Ausstellungsflächen.
Am Überseeboulevard liegt auch das denkmalgeschütze Gebäude des alten Strom- und
Hafenamts, das künftig als Markthalle genutzt
wird. Hier werden frische Produkte und Spezialitäten verkauft.
Am Südende des Quartiers, am Ufer der Elbe,
entstehen drei architektonisch unverwechselbare Landmarken: das von Massimiliano Fuksas
entworfene, elegant geschwungene Gebäude
des Hamburg Cruise Centers, in dem das Kreuzfahrtterminal und ein Hotel untergebracht sind;
die beiden Waterfront Towers und das spektakuläre Science Center mit Aquarium, gestaltet
von Rem Koolhaas, in das auch ein Wissenschaftstheater einziehen wird.
Von der Alster direkt an die Elbe
Die Bauarbeiten an der neuen U-Bahnlinie U4 in die HafenCity haben begonnen
ÜBERSEEQUARTIER Ohne Umweg
wird die U-Bahn vom Jungfernstieg bis direkt
ins Überseequartier rauschen, wenn Ende 2011
die neue Strecke in die HafenCity eingeweiht
wird. „Die U4 ist ein wichtiges Element der
Hamburger Stadtentwicklung“, sagte der Erste
Bürgermeister Ole von Beust. Er setzte gemeinsam mit Vertretern der Hamburger Hochbahn AG, der HafenCity Hamburg GmbH und
der Hochtief Construction AG als Vertreter der
beteiligten Bauunternehmen Ende August den
symbolischen ersten Spatenstich.
Seit dem Beginn der Arbeiten können die
Besucher der HafenCity damit eine neue
spektakuläre Baustelle bestaunen. In einer 1,2
Kilome­ter langen, offenen Baugrube wird in
der HafenCity der östliche Streckenabschnitt
gebaut.
Der größte Teil der insgesamt vier Kilometer
langen Trasse wird allerdings unterirdisch gebohrt. Eine mehr als 60 Meter lange Schildvortriebsmaschine gräbt in einem Bogen unter
der HafenCity, der Alster und der Neustadt hindurch den Tunnel. Mitte 2008 wird die Maschine in der HafenCity starten. Rund zehn Meter
pro Tag arbeitet sie sich vor und erreicht im Mai
2009 den Jungfernstieg. Anschließend wird sie
zurücktransportiert bis zum Überseequartier
– um parallel einen zweiten Tunnel zu bohren
für die Züge, die in die Gegenrichtung fah­ren.
Wer sich für das Verfahren interessiert, kann
sich in Kürze in einem Pavillon an der Als­ter
über die Techniken informieren.
Auch am Jungfernstieg ist der Baufortschritt
zu beobachten. Dort wird der neue Bahnsteig
unter die Binnenalster gebaut. Die Bauarbeiten konnten im Vergleich zu früheren Pla-
Zum Baubeginn der U4 griffen Ole von Beust und Vertreter der Hochbahn, der HafenCity und von Hochtief
selbst zum Spaten
nungen erheblich optimiert werden: Sie werden ein halbes Jahr früher abgeschlossen sein
als ursprünglich geplant, und die Baufläche für
den letzten Bauabschnitt wird um die Hälfte
geringer. Der Fuß- und Radweg an der Alster
bleibt während der gesamten Bauphase in einer Breite von sechs Metern erhalten, auch der
Alsterpavillon bleibt zugänglich.
Eine weitere U-Bahnstation der Linie U4 entsteht in der HafenCity am geplanten Lohsepark.
Es besteht die Möglichkeit, später von dort aus
die U-Bahnstrecke nach Osten und Süden über
die Elbe hinaus zu verlängern und den Hamburger Süden an das U-Bahnnetz anzubinden.
Die Hochbahn rechnet damit, dass künftig
rund 35.000 Fahrgäste täglich die direkte Verbindung zwischen Jungfernstieg und Überseequartier nutzen werden. Bei engster Taktung,
etwa bei großen Schiffsanläufen, können sogar 15.000 bis 20.000 Fahrgäste pro Stunde in
die HafenCity fahren.
proj e ktdate n
Unilever-Deutschlandzentrale: 25.000 m2 BGF Büro
Marco-Polo-Tower: 10.000 m2 BGF Wohnen
Ein markanter Auftritt: das Überseequartier aus der Speicherstadt gesehen
BROOKTORKAI „Dieser Entwurf stellt
eine einladende Geste dar und setzt ein architektonisches Highlight“, lobt der Geschäftsführer des Spiegel-Verlags, Dr. Mario
Frank. Die Spiegel-Gruppe, die u. a. das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ herausgibt,
wird als Hauptmieter in den Komplex auf der
Ericusspitze einziehen, das nach Plänen des
Büros Henning Larsen Architects aus Kopenhagen entsteht. Mit seinem großen Stadtfenster, mit seinen Gebäudeteilen, die die
markante Form der Ericusspitze betonen,
passt das Gebäude nicht nur zu dem Medien­
unternehmen, sondern auch zum städtebaulichen Gesamtkonzept, befand die Jury des
Architekturwettbewerbs.
Das Ergebnis des Architektenwettbewerbs
für das Spiegel-Gebäude war mit besonderer Spannung erwartet worden. Denn die Ericusspitze am östlichen Ende des Quartiers
Brooktorkai wird auf drei Seiten vom Wasser
umspült und ist damit weithin sichtbar. Über
den Lohsepark, der sich südlich anschließt,
ergibt sich eine weitere Sichtachse. Zudem
str andk ai Am Strandkai liegt der erste Grundstein:
Die Bauarbeiten am Unilever-Haus haben begonnen. „Mit
Ihrer neuen Deutschlandzentrale in der HafenCity werden Sie
Ihrer Zeit einen Schritt voraus sein“, versprach Rainer Eichholz,
Sprecher der Geschäftsführung, Hochtief Projektentwicklung
GmbH, dem Bauherrn und Projektentwickler sowie den Unilever-Mitarbeitern bei der Feier zur der Grundsteinlegung.
Im Frühjahr 2009 soll das siebengeschossige Bürogebäude fertig sein. Es ist Teil eines Ensembles, zu dem auch der
Marco-Polo-Tower gehört, ein 16-stöckiger Solitair. Die Pläne stammen vom renommierten Stuttgarter Büro Behnisch
Architekten.
Mit seiner neuen Deutschlandzentrale zeigt sich Unilever
Besuchern gegenüber offen: Das Erdgeschoss wird der Öffentlichkeit zugänglich sein; eine Passage führt vorbei an
einem Mitarbeiterrestaurant und einem Eiscafé bis an die
südliche Kaipromenade. Innerhalb des Unilever-Hauses sind
die einzelnen Gebäudeteile und Geschosse über Stege miteinander verbunden. Einziehen werden nicht nur die Mitarbeiter der Deutschlandzentrale; auch die Geschäfte des
Konzerns in Österreich und der Schweiz werden künftig vom
Standort in der HafenCity aus gelenkt.
Der Marco-Polo-Tower verknüpft Energieeffizienz mit eindrucksvoller Architektur: „Einer der sehenswertesten Niedrigenergie-Wohntürme der Welt“, schrieb die „Süddeutsche
Zeitung“ am 31.8.2007. Mit seinen leicht zueinander gedrehten Stockwerken erhält er eine organische, skulpturähnlichen Struktur, die die Formen der benachbarten Marco-Polo-Terrassen harmonisch aufnimmt. Rund 55 Meter hoch,
wird er zudem zu einer weithin sichtbaren Landmarke.
Mit seiner Fassade, die sich wie ein Fenster zur Stadt hin öffnet, ist das Spiegel-Gebäude ein Blickfang
Der Lohsepark fügt sich städtebaulich in die Hamburger Grünanlagen
ein: Er verlängert das grüne Band der Wallanlagen Richtung Süden an die
Elbe heran. An den Park wiederum schließt sich eine Promenade mit
breiten Rasenflächen als grüner Parkmäander entlang des Kirchenpauerkais im Osten der HafenCity an, über den Spaziergänger bis fast zur Grünanlage Entenwerder laufen können.
Insgesamt werden in der HafenCity rund 2.000 Bäume gepflanzt, größtenteils auf beiden Seiten der Straße oder zusätzlich auf der Mittelspur wie
zukünftig auf der Shanghaiallee. Für die HafenCity ist ein spezieller „grüner
Masterplan“ entworfen worden, der festlegt, welcher Baum in welcher
Straße wachsen soll. Für die unterschiedlichen Quartiere bzw. Straßenzüge
sind jeweils Baumarten vorgesehen, die sich durch eine besondere Eigenschaft auszeichnen – etwa eine leuchtende Herbstfärbung oder besondere
Blüten. Rund 20 verschiedene Baumarten werden auf diese Weise in der
HafenCity gepflanzt.
Ausgewählt wurden besondere Baumarten, die im Winter mit Hoch­
wasser zurechtkommen und trotzdem im Sommer nicht ständig bewässert werden müssen. Im Auftrag der HafenCity Hamburg GmbH wurde
dazu ein eigenes vegetationstechnisches Konzept erarbeitet. Oberstes
Gebot ist die Nachhaltigkeit: Die Pflanzen sollen gesund bleiben und
gedeihen. Deshalb werden ihre Wurzeln über ein Belüftungssystem mit
Sauerstoff versorgt; auch stehen die Pflanzen in einem speziellen, für die
Standorteigenschaften der HafenCity entwickelten Pflanzensubstrat.
Die Begrünung der HafenCity wirkt sich auch in der Umweltbilanz aus:
Ein junger Baum bindet im Jahr rund 25 Kilogramm Kohlenstoffdioxid
(CO2). Ist er einmal ausgewachsen, bringt er es auf jährlich 200 Kilogramm
CO2. Eine Studie im Auftrag der HafenCity Hamburg GmbH hat ergeben,
dass durch die neu gepflanzten Bäume somit jährlich mehr als 400
Tonnen CO2 gebunden werden.
Der Entwurf der Büros Henning Larsen Architects aus Kopenhagen für die
Bebauung der Ericusspitze überzeugte die Jury
Mitarbeiter und Gäste feiern den Baubeginn des neuen Firmensitzes in der HafenCity. Mit
dem Marco-Polo-Tower entsteht zudem ein außergewöhnlicher Wohnturm
geschossigen Firmensitzes wird öffentlich zugänglich
Wie grün wird die
HafenCity?
Aus freiraumplanerischer Sicht entstehen verschiedene Typologien
begrünter öffentlicher Freiräume in der HafenCity. So gibt es baumbestandene Plätze wie etwa die Marco-Polo-Terrassen und den Vasco-daGama-Platz oder auch kleinere „Pocketparks“ wie die Dalmannkaitreppen. In zwei Quartierparks, dem Sandtorpark und dem Grasbrookpark,
ent­stehen Rasen- und Spielflächen. Größte Grünfläche mit ca. 12.000
Quadratmetern wird der Lohsepark als zentraler Innenstadtpark, der
Flächen für Sport enthalten wird.
Spiegel öffnet ein Fenster zur Stadt
Unilever legt ersten Grundstein am Strandkai
Unilever zeigt sich offen – das Erdgeschoss des neuen sieben­
K urz g e fragt
oktober 2007 Nr. 10
oktober 2007 Nr. 10
führt die Hauptbahnstrecke von Hamburg
Richtung Süden über die nahen Elbbrücken.
Für ankommende Zugreisende wird das Gebäude somit eine Visitenkarte der Stadt.
Das Gebäude nach den Plänen der Henning
Larsen Architects ist mit seinen markanten
Spitzen und der Fassade, die sich wie ein
Fenster zum Fleet hin öffnet, ein Blickfang
– gleichzeitig fügt es sich aber in die Umgebung ein. Es ist niedriger als die anderen
prämierten Wettbewerbsentwürfe und harmoniert mit dem Deichtorcenter auf der gegenüberliegenden Seite des Fleets und mit
den Gebäuden des Germanischen Lloyds in
unmittelbarer Nachbarschaft.
Der geplante Gebäudekomplex besteht aus
dem 14-stöckigen Sitz der Spiegel-Gruppe
und einem weiteren, niedrigeren Bürohaus,
dem Ericus-Contor. Erstmals werden ab 2010,
wenn der Umzug ansteht, die Redaktionen
des Nachrichtenmagazins, des „Manager
Magazins“, von „Spiegel TV“ und „Spiegel Online“ sowie die Verwaltung unter einem Dach
vereint sein. Investoren sind die Robert Vogel
GmbH & Co. KG, der Vermieter des „Spiegels“,
für das Spiegel-Gebäude sowie die Allgemeine Bauträgergesellschaft (ABG) gemeinsam
mit der Robert Vogel GmbH & Co. KG für das
Ericus-Contor.
Besonderen Wert legen die Investoren und
der Spiegel auf das Thema Nachhaltigkeit.
Geprüft wird derzeit, ob das Gebäude über
Geothermie und Solarthermie noch ressourcenschonender gestaltet werden kann.
Durch die doppelte Hülle und die zu 40 Prozent geschlossenen inneren Fassade wird der
Ener­gieeintrag deutlich reduziert.
Zwischen den beiden Gebäuden des Ensembles entsteht ein Platz, der öffentlich zuproj e ktdate n
BGF: S piegel-Gruppe: ca. 30.000 m2
Ericus-Contor: ca. 20.000 m2
Baubeginn: 2008
Nutzung EG: Restaurants, Läden,
Ausstellung, Studio
gänglich ist. Cafés und Geschäfte werden im
Erdgeschoss des Ensembles untergebracht.
In südlicher Richtung führen Treppenstufen
hinunter zum Kai. Hier können die Besucher
Platz nehmen und den Blick auf den Lohsepark genießen. Damit bleibt die Ericusspitze
trotz einer privaten Bebauung ein öffentlicher Ort für alle Hamburger.
Außer der offenen Gestaltung gefiel der
Jury an dem Vorschlag der Architekten Henning Larsen, dass das geplante Gebäude
sich städtebaulich mit der Elbphilharmonie
ergänzt. Der Konzertsaal und die neue Spiegel-Redaktion liegen an zwei bedeutenden
Polen der HafenCity und spannen daher einen Bogen über den Stadtteil.
HAFENCITY
news
Im Fokus
Auf dem Weg zu einem
neuen Wahrzeichen
7.000 Tonnen Schutt sind beim Abbruch
der Innenstruktur entstanden (rechts oben).
Am Vorplatz der Elbphilharmonie wird das
Fundament gelegt (Mitte). Die letzten Etagen
weichen bis Ende Oktober (unten)
Wo früher Kakao, Kaffee und Tee lagerten, werden künftig Konzerte erklingen. Aus dem historischen Kaispeicher A wird die
Elbphilharmonie, ein hochmoderner Konzertsaal und ein einzigartiger öffentlicher Raum. Ein Baustellenbericht
Der Kaispeicher A erhält eine gläserne Krone. Darin wird einer der weltbesten Konzertsäale entstehen
DALMANNKAI Noch immer hängt der
säuerliche Duft von Kakaobohnen in der
Luft. Er zieht dem Besucher in die Nase, während er im Treppenhaus die sechs Böden des
Kai­speichers A hochsteigt. Er überlagert den
Geruch von Schutt und Staub. Schließlich
hatte er vierzig Jahre Zeit, in die Betonmauern einzudringen.
Das östliche Treppenhaus des Speichers,
das einzige, das noch steht, endet unter freiem Himmel. Die oberste Etage des Kaispeichers hat kein Dach mehr und endet wenige
Meter vom Treppenabsatz entfernt in einer
Kante. Von dort öffnet sich der Blick 30 Meter tief in das Gebäude. Wie eine riesige, leere Schachtel sieht es aus.
Denn die inneren Strukturen des Speichers
sind bereits zum größten Teil abgerissen. Nur
die Außenmauern stehen noch, durch die
Öffnungen, die früher Ladeluken waren,
schimmert die Elbe. Auf dem Boden räumen
Bagger den Schutt beiseite. Wenn der Bau
vollständig entkernt ist, werden neue Etagen
eingezogen, auf denen Autos parken, Restau­
rantgäste essen, Musiker proben und Besucher durch das Klingende Museum spazieren.
Das neue Innenwerk des Speichers bildet die
Basis für den geschwungenen Glasaufbau,
der nach den Vorstellungen der Planer einen
der besten Konzertsäale der Welt beherbergen wird. Aus dem ehemaligen Kakaospeicher wird die Elbphilharmonie.
Im Februar 2007 hat die Hamburger Bürgerschaft einstimmig den Bau des neuen
Wahrzeichens der Stadt beschlossen, im
April begannen die Arbeiten in dem denkmalwürdigen Lagerhaus. Mit einem 300 Tonnen schweren Kran wurden im August fünf
Bagger auf das Dach des Speichers gehoben
und begannen, im westlichen Gebäudeteil
Geschoss für Geschoss abzutragen. Nur
sechs Wochen dauerte es, bis sie den Boden
erreicht hatten; rund 7.000 Tonnen Schutt
hatten sie produziert. Die nun frei stehenden
Außenmauern, die von außen massiv und
trutzig aussehen, wirken nun erstaunlich fra-
gil. Sie sind keine tragenden Strukturen; deshalb müssen sie durch Stahlgurte befestigt
und durch A-Böcke gestützt werden, bis ihnen die neuen Etagen wieder Halt geben.
Quer durch das entkernte Gebäude reicht
der Blick nun bereits bis zur großen Balkonöffnung Richtung Westen, im obersten
Stockwerk des alten Lagerhauses. Der Besucher bekommt eine Ahnung von dem, was
ihn in der fertigen Elbphilharmonie erwartet. Denn dann wird eine 85 Meter lange Rolltreppe vom Haupteingang an der Ostseite
auf das Fenster zuführen, von dem aus sich
ein grandioser Blick auf die Landungsbrücken bietet. Vor allem die Plaza in 37 Metern
Höhe wird frei zugänglich sein. „Dieser öffentliche Platz steht allen Hamburgern und
Touristen offen“, sagt Karl Olaf Petters von
der ReGe Hamburg GmbH, dem Bauherrn
des Projekts. Schließlich haben sich die Hamburger für das Projekt stark gemacht – und
insgesamt 67 Millionen Euro Spenden gesammelt. Damit tragen sie einen großen Teil
der Baukosten, die bei 241,3 Millionen Euro
liegen.
Im Kellergeschoss des entkernten Kakaospeichers, auf der Höhe des Kellergeschosses,
beginnen die Baufahrzeuge, Löcher in den
Sockel des Speichers zu bohren. Das historische Gebäude steht auf 1.111 Betonpfählen.
Um die zusätzliche Last des neuen Gebäudes
zu tragen, das die Architekten aus dem Büro
Herzog & de Meuron dem Kaispeicher A aufsetzen werden, müssen rund 500 weitere
Pfähle, jeder 15 Meter lang, in den Hafenschlick gerammt werden.
Die einzige Änderung an der Backsteinfassade wird ein breiter Schlitz in Höhe des Erdgeschosses auf der Ostseite des Gebäudes
Stahlgurte und A-Böcke stützen die Außenmauern
des entkernten Gebäudes
sein, durch den die Besucher in die Elbphilharmonie gelangen. „Die hafenindustrielle
Anmutung des Ortes soll so weit wie möglich ablesbar bleiben“, erläutert Petters. Aus
diesem Grund werden auch die drei noch erhaltenen Halbportalkräne, die einst an der
inte rvi ew
„Wir schaffen eine neue Form
des Konzertsaals“
HafenCity News: Herr Mergenthaler, das
Architektenbüro Herzog & de Meuron realisiert weltweit zahlreiche herausragende
Bauwerke. Was ist für Sie das Reizvolle am
Projekt Elbphilharmonie?
Ascan Mergenthaler: Hamburg als eine der
schönsten Städte Deutschlands hat uns von
Anfang an gereizt. Ebenso der konkrete Ort,
Ascan Mergenthaler, Partner des Büros
Herzog & de Meuron und federführender
Architekt der Elbphilharmonie, über die
Herausforderungen des Projekts
an dem das Bauwerk entsteht: Die Nahtstelle
zwischen Stadt und Hafen ist sehr aufregend
für uns. In der Vergangenheit haben wir immer wieder an Projekten gearbeitet, die Altes
und Neues verbinden – und das ist ja mit dem
Umbau des historischen Speichers auch hier
der Fall. Zudem ist die Elbphilharmonie un­
sere erste Konzerthalle – das macht sie natür­
lich auch zu etwas Besonderem für uns.
HafenCity News: Welches sind aus architektonischer Sicht die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Ascan Mergenthaler: Das ist vor allem der
Konzertsaal. Denn der muss in erster Linie
auch gut klingen. Manches, was wir Architekten gern umsetzen würden, funktioniert
aus akustischen Gründen nicht. In den Saal
passen mehr als 2.100 Leute – das bedeutet,
wir müssen uns Gedanken machen über die
Feuer- und Fluchtthematik, über Sichtlinien,
über die Beleuchtung. Der Konzertsaal ist ein
unglaublich komplexes Gebilde. Mit all diesen Anforderungen noch einen spannenden
Raum zu schaffen, ist nicht so einfach. Zudem
hatten wir uns vorgenommen, mit diesem
Projekt eine selbständige, neue Form des Konzertsaals zu schaffen. Das ist uns gelungen.
HafenCity News: Inwiefern ist denn der Saal
der Elbphilharmonie eine neue Form des
Konzertsaals?
Ascan Mergenthaler: Es gibt zwei klassische
Formen: die Schuhbox-Typologie, in der die
Zuschauer in Reihen vor der Bühne sitzen,
und die Weinberg-Typologie, bei der der Zuschauerraum ansteigt und sich um das Orchester herum entwickelt. Vom Prinzip her
haben wir die Weinberg-Typologie gewählt,
aber eine radikalere Version: Unser Saal ist
sehr steil und baut so viel mehr Konzentration und Intensität auf. Eigentlich müsste man
dafür einen neuen Begriff erfinden.
HafenCity News: Wie wichtig ist Ihnen die
ökologische Nachhaltigkeit bei der Elbphilharmonie?
Ascan Mergenthaler: Die spielt eine große
Rolle. Das Gebäude wird Solarzellen auf dem
Dach haben. Kühlen werden wir es auf jeden
Fall mit Elbwasser, aber wir haben festgestellt, dass man den Energiehaushalt des Gebäudes noch optimieren könnte, wenn man
Grundwasser benutzt. Es hat eine konstante Temperatur von 18 Grad und würde sich
damit sehr gut dazu eignen. Wir machen im
Moment Probebohrungen, um zu prüfen, ob
die Idee umsetzbar ist.
HafenCity News: Wie funktioniert die Aufgabenteilung zwischen Ihrem Büro Ihrem Partner
Höhler + Partner?
Ascan Mergenthaler: Wir haben zusammen
mit Höhler + Partner eine Arbeitsgemeinschaft gegründet und in Hamburg ein Büro
eröffnet. Die Hauptaufgaben sind klar getrennt: Höhler + Partner übernehmen die
Bereiche Kosten, Termine, Ausschreibungen
und Bauleitung, und wir machen die gesamte Planung von der Konzeption bis zur Ausführung, die Materialrecherche und die Koordination mit den Fachplanern. Natürlich
gibt es immer wieder Überschneidungen, wir
machen das Projekt zusammen.
HafenCity News: Wie viele Architekten arbeiten an dem Projekt?
Ascan Mergenthaler: Wir von Herzog & de
Meuron haben 37 Leute in Hamburg, Höhler +
Partner arbeitet mit fünf bis sechs Architekten
daran mit. Wenn man die ganzen Fachplaner
dazuzählt, etwa für Akustik, Haustechnik und
Statik , kommt man für das ganze Projekt auf
insgesamt rund 100 Leute. Ich selbst bin auch
beinahe jede Woche in Hamburg, um mir vor
Ort ein Bild zu machen.
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Südseite des Speichers die Waren von den
Schiffen direkt in das Lager hoben, derzeit
restauriert und kehren dann an ihren ursprünglichen Platz zurück, ebenso wie die
historischen Ladeluken.
Denn der Ort, an dem Hamburgs neues
Wahrzeichen entsteht, hat Geschichte. Seit
1875 stand hier der Kaiserspeicher mit seinem dekorativen Turm und einer historischen
Zeitballuhr, nach der die Schiffe im Hafen
ihre Schiffschronometer stellten. Im Zweiten
Weltkrieg schwer beschädigt, wurde der Kaiserspeicher 1963 gesprengt und durch den
Bau des Hamburger Architekten Werner Kall­
morgen ersetzt, der auch das Spiegel-Hochhaus baute. Seitdem jedoch u. a. Kakao und
Kaffee überwiegend in Containern transportiert werden, wird der Kaispeicher A nicht
mehr als Lagerhaus benutzt.
Auch wenn sich der Containerschiffsverkehr am Südrand der Elbe konzentriert – die
großen Kreuzfahrtschiffe passieren das Gebäude immer häufiger, um am Hamburg
Cruise Center im Überseequartier anzulegen.
Das stellt die Architekten vor eine Herausforderung: „Wenn die ‚Queen Mary 2‘ tutet, soll
das nicht das Konzert beeinträchtigen“, sagt
Petters. Der Konzertsaal im Herzen des
Glasaufbaus ruht deshalb auf Federn; eine
Beton- und eine Luftschicht sorgen dafür,
dass kein unerwünschtes Geräusch die Musik stört – und dass die Musik nicht die Nachbarn stört. Der Akustiker Yasuhisa Toyota
kümmert sich darum, dass von jedem der
2.150 Plätze, die ähnlich wie in einem Amphitheater um die Bühne herum angeordnet
sind, die Musik optimal zu hören ist. Ein riesiger Reflektor unter der Decke wird die Akus­
tik im Raum optimieren.
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Die Elbphilharmonie, die in ihrem Glasaufbau die Form eines Schiffsbugs oder eines
riesigen Segels aufnimmt, wird künftig auch
auf dem Wasserweg erreichbar sein: An der
Südseite des Vorplatzes entsteht im Grasbrookhafen ein Fähr- und Barkassenanleger,
der die Besucher etwa von den Landungsbrücken zum Konzerthaus bringt.
Mit seiner gläsernen Krone wird das Gebäude auf mehr als die doppelte Höhe wachsen und mit 110 Metern an seiner höchsten
Stelle die umliegenden Bauten überragen.
Der Glasaufbau verhindert, dass es wie ein
massiges Hochhaus wirkt. Außer dem gro­
ßen Saal und einem weiteren Konzertsaal
mit 550 Sitzen beherbergt es ein Fünf-SterneHotel mit 250 Zimmern, 45 Wohnungen und
den Backstage-Bereich. Aus der Fassade sind
hufeisenförmige Balkone für die Wohnungen
ausgeschnitten.
Durch die Glasfassade werden der Konzertsaal und sein bernsteinfarbenes Foyer hindurchschimmern. Als Schutz vor der Sonne
werden die Glasscheiben, die in sechs verschiedenen Ländern hergestellt werden,
nach einem speziellen Verfahren mit einem
Punkte­raster versehen. Ein Computer errechnet individuell für jedes Fenster das optimale
Ras­ter.
Weltklasse soll aber nicht nur die Architektur des Konzertsaals haben. Christoph Lieben-Seutter, zuvor Leiter des Wiener Konzerthauses, soll als Generalintendant der
Elbphilharmonie und der Laeiszhalle ein Programm auf die Beine stellen, das sich im internationalen Vergleich sehen lassen kann.
„Ein Projekt wie die Elbphilharmonie ist ein
Geniestreich im Wettbewerb der Standorte“,
sagte Lieben-Seutter 2006. Residenzorches­
ter wird das Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks; nicht nur Klassisches, sondern auch Jazz, Pop und Weltmusik sollen
hier gespielt werden.
Noch dröhnen die Baggermotoren, wo
künftig Konzerte erklingen sollen. Bereits im
September 2010 soll die Elbphilharmonie eröffnet werden. Schon in den nächsten Wochen wird ein langer Greifarm die noch verbleibenden Geschosse abreißen, bevor im
November mit dem Wiederaufbau begonnen werden kann. Ab Sommer 2008 wird für
jeden weithin sichtbar, dass aus dem alten
Kai­speicher A die Elbphilharmonie wird:
Dann beginnen die Arbeiten am spektakulären neuen Gebäudeteil über dem alten
Backsteingebäude. Der Kakaogeruch wird
bis dahin verschwunden sein; aber wenn die
Elbphilharmonie erst einmal steht, wird ihn
niemand vermissen.
Wohnungen, ca. 45 Einheiten
Großer Saal, ca. 2.150 Plätze
Plaza
Hotel, ca. 250 Zimmer
Kleiner Saal, ca. 550 Plätze
Musikpädagogischer Bereich/Saal 3
Im Querschnitt sind die geplanten Nutzungen der Elbphilharmonie zu erkennen
HAFENCITY
news
Im Porträt
Erste Maschen eines sozialen Netzes
Mit der wachsenden Zahl von Bewohnern und Beschäftigten entsteht ein
Geflecht nachbarschaftlicher Beziehungen
hafencity Die HafenCity füllt sich mit Leben. Rund 900
Menschen werden Ende dieses Jahres in den Teilquartieren Am
Sandtorkai und Dalmannkai leben. Sie teilen sich die neue
Stadt mit einer steigenden Zahl von Angestellten in den bereits
fertiggestellten Bürogebäuden und mit den Bauarbeitern und
Handwerkern, die auf den Baustellen arbeiten. Auch Touristen
zieht es zunehmend in Hamburgs neuen Stadtteil direkt an der
Elbe. Mit diesen Pionieren wird das soziale Leben in der HafenCity bunter. Die ersten Knoten eines sozialen Netzes werden
geknüpft.
Bei einem Nachbarschaftstreff auf dem Dalmannkai kommen die Bewohner zusammen, diskutieren, grillen oder planen
gemeinsame Ausflüge. Auf Internetforen diskutieren sie das
Pflaster der Marco-Polo-Terrassen und geben sich gegenseitig
Tipps, wo es die besten Brötchen gibt und welcher Handwerker zu empfehlen ist. Beschäftigte trinken in der Mittagspause
Dr. Marcus Menzl von der HafenCity Hamburg GmbH entwickelt Lösungen,
um die sozialen Prozesse in der HafenCity zu unterstützen
In einer Stadt, die so schnell wächst wie die HafenCity, in der Menschen
dicht nebeneinander wohnen, arbeiten oder als Besucher kommen und in
der gleichzeitig an vielen Stellen gebaut wird, entstehen neue Chancen,
aber auch neue Konflikte. Um Konflikte früh zu erkennen oder zu vermeiden sowie die Chancen einer aktiven Stadt zu nutzen, hat die HafenCity
Hamburg GmbH einen Stadtsoziologen eingestellt, der sich dieser Aufgabe annehmen wird: Dr. Marcus Menzl.
einen Espresso im Café, nachmittags spielen die Jugendlichen auf dem Vasco-daGama-Platz Basketball.
„Die feinkörnige Nutzungsmischung in
der HafenCity ist etwas Besonderes“, sagt
Dr. Marcus Menzl von der HafenCity Hamburg GmbH. „Aber sie bedeutet auch, dass hier unterschiedliche Interessen viel direkter aufeinander prallen als in anderen
Stadtteilen.“ Aufgabe des Stadtsoziologen Menzl ist es, eine
tragfähige Balance zwischen diesen unterschiedlichen Interessen zu finden und Lösungen zu entwickeln, wie das Miteinander
in dem Stadtteil gefördert werden kann. „Das innerstädtische
Wohnen bringt erhebliche Potentiale, aber auch Belastungen
mit sich. Daran muss man sich erst mal gewöhnen“, sagt Menzl.
„Diesen Prozess werden wir unterstützen und erleichtern.“
Das wesentliche Ziel seiner Arbeit sieht er darin, die Bildung
von Netzwerken zwischen den Akteuren in der HafenCity zu
fördern. Geplant ist, Bewohnergruppen in vergleichbarer Lebenslage einzuladen und ihre Ansprüche zu sondieren. Was
wünschen sich etwa Mütter, Rentner oder Rollstuhlfahrer?
Wie können durch Selbstorganisation neue Qualitäten in der
Stadt geschaffen werden? Wo muss die Realisierung der HafenCity früher auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzer
abgestimmt werden? Der beabsichtigte Nebeneffekt dieser
Treffen: Die Menschen lernen sich kennen, nachbarschaftliche
Beziehungen verdichten sich weiter.
Im Unterschied zu den über Jahrzehnte gewachsenen Stadtteilen entsteht die Nachbarschaft in der HafenCity in kürzester
Zeit – während andere Teile der HafenCity im Planungsstadium
sind. Menzl kann damit Ideen, wie das soziale Leben gefestigt
werden kann und wie Konflikte sich besser vermeiden lassen,
in die Planung des Stadtteils einspeisen. „Ich möchte als Antenne in den Stadtteil fungieren, die Ideen und Bedürfnisse der
Menschen aufnehmen und in die Entwicklung der HafenCity
einfließen lassen“, erklärt der 38-Jährige.
Ein Welcome Package der HafenCity Hamburg GmbH wird
den neu zuziehenden Bewohnern ab November die Orientierung in ihrer neuen Nachbarschaft erleichtern, den Weg weisen zu Behörden und Restaurants und über Hochwasserschutz
informieren. Auch ein Buch über die HafenCity, das die Menschen auf den Ort einstimmt, soll Teil des Begrüßungspakets
sein. „Wir möchten dazu beitragen, dass die Menschen sich mit
der HafenCity identifizieren können“, sagt Menzl.
Zu den Unternehmen, die in der HafenCity ansässig sind,
wird Menzl engen Kontakt halten – um deren Mitarbeitern
Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Vereinbarkeit von
Beruf und Familie erleichtern. Hierbei kann er an die Aktivitäten des Projekts VERA anknüpfen: Wissenschaftler der HafenCity Universität regen innerhalb der Unternehmen sowie
zwischen Arbeitgebern und der HafenCity Hamburg GmbH
den Dialog darüber an, wie die Chancen des Stadtteils im
Sinne möglichst weitreichender Familienfreundlichkeit genutzt werden können.
Damit wird das soziale Netz in der HafenCity dichter und
dichter. Marcus Menzl: „Ich bin optimistisch, dass der Stadtteil
ein Ort mit einem äußerst bunten Sozialleben wird.“
Wie aus Nachbarn
Freunde werden
gibt es einen Gemeinschaftsraum für die Bewohner. Bei den ersten Treffen, organisiert
von der Bergedorf-Bille-Stiftung, lernten
sich die Bewohner kennen und waren sich
sympathisch. Sie beschlossen, sich künftig
in eigener Regie regelmäßig in den Gemeinschaftsräumen und an anderen Orten in der
HafenCity zu treffen.
„Unsere Runde ist schnell größer geworden“, berichtet Wegener. Über Mundpropaganda wurde der Nachbarschaftstreff
bekannt. Wer einen neuen Nachbarn kennenlernte, lud ihn ein zum nächsten Termin.
Mittlerweile gesellen sich auch Bewohner
des Sandtorkais dazu. „Die Leute haben das
Bedürfnis, zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen“, meint die Koordinatorin.
Zu den Treffen lädt sie meist auch einen
Gast ein: Ein Mitarbeiter des Technischen
Hilfswerks sprach mit ihnen über das Thema
Sturmflut, auch vom Amt für Katastrophenschutz war schon jemand da. Auch der Leiter
des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, Markus
Schreiber, habe bereits zugesagt mit den
HafenCity-Bewohnern zu diskutieren. Darü-
OnLINEFOREN
Die Menschen, die in der HafenCity wohnen und arbeiten, treffen sich auch
im Internet, um die neuesten Entwicklungen in ihrem Stadtteil zu diskutieren.
Unter diesen Adressen sind die Seiten zu finden:
www.am-kaiserkai.net, www.hafencityleben.de, www.hafencity-news.de
„Wir werden uns außer auf die Bewohner besonders auf Berufstätige ausrichten“
Hannsjörg Müller, Geschäftsführer des Diakoniewerks, über die neue Kindertagsstätte
Herr Müller, das Diakoniewerk hat sich mit seinem pädagogischen Konzept gegen die Mitbewerber durchgesetzt und
wird Betreiber der Kindertagesstätte am Sandtorpark. Wie
haben Sie das geschafft?
Wir sind eine Arbeitsgemeinschaft von mehreren Trägern, die
ihre Kräfte bündeln – das ist ungewöhnlich. Zum Beispiel ist
der pme Familienservice dabei, der besonders engagiert ist
bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir als Diakoniewerk bringen Erfahrungen aus 60 Kindertageseinrichtungen
in Hamburg mit. Die Hauptkirche St. Katharinen hat die verschiedenen Träger an einen Tisch gebracht.
Was ist das Besondere an Ihrem Konzept?
Wir werden uns außer auf die Bewohner besonders auf
Unternehmen und Berufstätige ausrichten. Das bedeutet
längere Öffnungszeiten, Hol- und Bring-Dienste und Angebote für die Kinder von Menschen, die nur vorübergehend
in Hamburg leben – etwa ein Ingenieur, der kurzfristig an
einem Projekt arbeitet und seine Familie mitbringt. Auch
einen ausgeprägten Ansatz zur Zusammenarbeit mit der
Grundschule haben wir entwickelt, die ja im gleichen Gebäude untergebracht sein wird.
Susanne Wegener koordiniert den Nachbarschaftstreff im Haus der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille auf dem Dalmannkai. Die Menschen, die sich dort treffen,
sind längst mehr als nur Nachbarn
DALMANNKAI Wenn sie aus dem Fens­
ter schaut, sieht Susanne Wegener das Wasser des Grasbrookhafens. Containerschiffe
ziehen auf der Elbe vorbei. Aber das meint sie
nicht, wenn sie sagt: „Die Hafen-City hat
meine Erwartungen übertroffen.“ Sie deutet
auf das Nachbarhaus auf dem Dalmannkai,
wie ihr eigenes mit großzügigen Fenstern
ausgestattet. „Die Jalousien sind oben – wie
eigentlich immer“, erläutert sie. „Wir sind
eine offene Nachbarschaft – kaum jemand
schottet sich ab.“
Wegener, eine engagierte 57-Jährige, koordiniert den Nachbarschaftstreff im Haus der
Baugenossenschaft Bergedorf-Bille, in dem
auch ihre Wohnung liegt. Rund 20 bis 30 HafenCity-Bewohner kommen an jedem letzten Donnerstag des Monats zusammen, um
einfach zu klönen oder um größere gemeinsame Aktivitäten zu planen. „Aus meiner
Nachbarschaft ist ein neuer Freundeskreis
geworden“, sagt Wegener.
Ins Leben gerufen wurde der Treff von offizieller Seite. Im Wohnprojekt der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille am Dalmannkai
inte rvi ew
Wie wird diese Kooperation aussehen?
Schon durch die räumliche Nähe wird es einen engen Austausch geben. Wir wollen Projekte miteinander gestalten
– zum Beispiel haben wir eine Medienpädagogin, die in unseren Einrichtungen mit den Kindern Theateraufführungen
zu Bibelgeschichten inszeniert. Sie könnte doch auch in die
Schule kommen! Zusammenarbeit ist auch im Einzelfall
möglich: Wenn ein Kind in der Kindertagesstätte schulreif ist,
dann können Erzieher und Lehrern Gespräche führen, damit
die Grundschule dem künftigen Schüler den Übergang in die
erste Klasse erleichtern kann. Auch wirtschaftlich werden wir
kooperieren: Die Küche der Kindertagesstätte wird täglich
400 Essen an die Schule liefern.
Vor welchen besondere Herausforderungen steht eine
Kindertageseinrichtung in der HafenCity?
Das klassische Bild, dass Kinder dort in die Kindertageseinrichtung gehen, wo sie wohnen, wird sich etwas ändern. Wir
werden sicher am Anfang viele Kinder betreuen, deren Eltern
in der HafenCity arbeiten und die von einem Elternteil vor
der Arbeit gebracht und abends abgeholt werden. Baulich
vorgesehen ist die Einrichtung für 100 Kinder.
Können sich die Unternehmen in der HafenCity jetzt schon
an Sie wenden?
Wir sind schon mehrfach angerufen worden: Wann kommt
ihr denn endlich? Heute bereits haben wir Kinder in den Kindertagesstätten St. Michaelis und St. Petri, deren Eltern in der
HafenCity arbeiten. Eröffnet wird die Kindertageseinrichtung
in der HafenCity Ende 2008.
Welche Rolle spielt eine Kindertagesstätte für soziale
Entwicklung im Stadtteil?
Sie kann sicher eine große integrierende Wirkung haben.
Auch internationale Fachkräfte werden in der HafenCity
leben und arbeiten. Wenn sie ihre Kinder in die Kinder­
tagesstätte bringen, dann wird sie ein Ort für einen
regen Kulturaustausch werden. Aber auch für Eltern ist
sie eine Anlaufstelle, um anderen Eltern zu treffen. In
St. Katharinen etwa hatten wir kürzlich einen Vortrag zum
Thema: Was ist Elementarpädagogik? Ich könnte mir vorstellen, dass ähnliche Vorträge auch in der HafenCity ein
Publikum finden.
www.diakoniewerk-alt-hh.de
porträt
Susanne Wegener bringt die Bewohner des Dalmannkais in einem Nachbarschaftstreff zusammen
ber hinaus treffen sich die Nachbarn auch
zum gemeinsamen Grillen im Innenhof
eines der Dalmannkai-Häuser, zum Weintrinken auf den Marco-Polo-Terrassen oder
zu einer Fahrradtour nach Wilhelmsburg. Auf
der Internetseite des Nachbarschaftstreffs
können Interessierte die neuesten Termine
erfahren.
Die Bewohner der HafenCity ärgert es,
wenn es heißt, der Stadtteil sei kalt und
steril. Sie habe schon in vielen Hamburger
Bezirken gewohnt, viele Jahre vor allem in
Altona verbracht – „aber eine so aktive Nachbarschaft hatte ich nie um mich herum“, sagt
Susanne Wegener. Der gute Ruf ihres Viertels
liegt ihr und ihren Nachbarn am Herzen. „Wir
sind unter anderem ein sozialer Stadtteil und
möchten auch so wahrgenommen werden.“
Die meisten kennen sich nun seit etwa
einem Jahr – in dieser Zeit haben sie sich
schon in den ersten Krisen unterstützt. Eine
Bewohnerin hat sich von ihrem Partner getrennt, eine andere ist schwer krank geworden. Die Nachbarn helfen ihnen, so gut sie
können. Denn die offene Architektur der
HafenCity bringt es mit sich, dass sie Anteil
nehmen am Leben der Menschen im Nachbarhaus. „Neulich habe ich auf dem Weg
zur Arbeit etwas in der Wohnung vergessen
und bin dorthin zurückgekehrt. Ich hatte mir
schon einen dicken Schal umgewickelt gegen den Wind draußen. Als sie mich damit im
Wohnzimmer stehen sah, rief eine Nachbarin an und fragte besorgt: ‚Bist du krank?‘“,
erzählt Susanne Wegener.
Was die Leute in der HafenCity eint: „Vor
allem Menschen mit einer großen Liebe zum
Hafen, starkem Interesse an städtischem
Leben sowie an Kunst und Kultur kommen
hierher, viele aktive Senioren und zunehmend auch Familien“, hat Susanne Wegener
beobachtet. Auch sie ist hierher gezogen,
weil es sie gereizt hat, in einen völlig neuen Stadtteil zu ziehen. „Was uns ausmacht“,
sagt sie über die HafenCity-Bewohner, „ist
der Wunsch, den Stadtteil mitzugestalten.“
Der Nachbarschaftstreff Bergedorf-Bille ist
nur ein erster Schritt dazu.
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Halb mediterran,
halb hamburgisch
Während draußen die Baumaschinen lärmen, zieht drinnen Kaffeeduft durch den
Raum. „Ein 100 Jahre altes Familienrezept“,
erklärt Thomas Jeche dem Kunden: „Reine
Arabica-Bohnen, ohne Zusätze.“ Dazu gibt
es auf der Terrasse ein frisch belegtes Panino mit Parmaschinken. Die Hafenkräne und
Containertürme im Hintergrund erinnern
daran, wo sich Jeches Geschäft befindet:
nicht in Italien, sondern am Vasco-da-Gama-Platz, in der Hamburger HafenCity.
Im September hat Jeche seinen Laden eröffnet, „Feinkost Hafencity“ heißt er und
ist doch mehr als ein Feinkostgeschäft. Aus
den Büros am Grasbrook kommen die Angestellten auf einen Kaffee vorbei; immer öfter machen auch die Bauarbeiter ihre Frühstückspause bei ihm. Die Nachbarn aus den
Wohnhäusern am Dalmannkai haben schon
vor der Eröffnung vorbeigeschaut, berichtet
der Gastronom, haben die Einrichtung aus
hellem Holz gelobt und nach dem Sortiment
gefragt.
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Im Feinkostladen von Thomas Jeche gibt es
Spezialitäten aus Italien und aus Hamburg
„Die Leute freuen sich mit uns über unseren neuen Laden“, sagt Jeche zufrieden. In
die HafenCity ist er gezogen, weil er in dem
wachsenden Stadtteil von Anfang an dabei
sein und mitwachsen wollte. „Wenn in Eppendorf ein neuer Feinkostladen eröffnet,
interessiert das niemanden“, sagt Jeche.
Am Kaiserkai dagegen ist er so freundlich
aufgenommen worden, dass es ihn selbst
überrascht hat.
Sein Sortiment: Eine ausgewogene Mischung aus mediterran und hamburgisch. In
der Auslage stapeln sich Parmesan und Scamorza, Salami und Schinken, hausgemachte
Antipasti und frische Nudeln. An den Wänden hängen Fotos der Speicherstadt, des
Elbtunnels und der „Queen Mary 2“. „Als
Feinkosthändler komme ich um italienische
Produkte nicht herum – aber ich möchte
auch einen Bezug herstellen zum Hafen und
zu Hamburg“, sagt Jeche. Sein Kaffee „Hafen­
bohne“ kommt deshalb von einem Hamburger Händler, die Schokolade aus einer Hamburger Manufaktur gibt es in den Sorten
„Elbstrand“ und „Stadtparkwiese“, und die
Bonbons werden in einem Familienbetrieb in
der Stadt von Hand gedreht. Wenn die Kreuzfahrttouristen und HafenCity-Besucher nach
Mitbringseln suchen oder die Nachbarn ein
originelles Geschenk suchen, sollen sie bei
ihm fündig werden.
Der Kontakt zu seinen Kunden ist Jeche
wichtig. „Als Koch steht man allein in der
Küche – hier kann ich mit den Menschen
reden und über gutes Essen philosophieren“, sagt der 40-Jährige. Das Kochen hat
ihn schon immer fasziniert. „Mit sechs Jahren habe ich schon bei meinen Eltern in der
Küche gestanden“, berichtet er, „als Zwölfjähriger habe ich Anzeigen geschaltet und
Hochzeitstorten gebacken.“ Nach dem Abi­
tur kam er aus dem Sauerland nach Hamburg – zunächst aber nicht als Gastronom.
Jeche studierte Bank- und Versicherungswirtschaft und arbeitete in diesem Beruf
fünf Jahre lang, bevor es ihn wieder in die
Küche zog. Zuletzt betrieb er im Ostseebad
Scharbeutz ein Hotel mit Restaurant. Nun
wagt er mit seinem Feinkost Hafencity einen neuen Schritt.
Und danach? „Ich würde gern auch hier
wohnen“, sagt Jeche. Die Hafenatmosphäre
mit dem Tuten der Schiffssirenen, dem Ausblick auf die großen Containerschiffe und
die Hafenkräne gefällt ihm so gut, dass er
sie auch nach Feierabend gern um sich haben möchte.
www.feinkosthafencity.de
HAFENCITY
news
Ausblick
te r m in e
m e ldun g
Podiumsdiskussion zum
Thema Nachhaltigkeit
Neue Gesellschaft für nachhaltiges Bauen
„Die HafenCity als nachhaltige Stadt“ ist
der Titel der kommenden Veranstaltung
der Reihe „HafenCity Dialoge“. Schon zum
13. Mal sind Besucher eingeladen, im Kesselhaus einer Präsentation mit anschließender Podiumsdiskussion zu folgen. Es
besteht die Möglichkeit, selbst Fragen an
die drei Gäste zu stellen. Unter ihnen wird
auch der Senator für Stadtentwicklung
und Umwelt, Axel Gedaschko, sein. Die Veranstaltung findet statt am 15. Oktober um
18.30 Uhr, der Eintritt ist frei.
HafenCity präsentiert sich
auf der Expo Real
Aus 65 Ländern kommen die Aussteller
zur diesjährigen Expo Real nach München, um sich bei einer der wichtigsten
internationalen Immobilienmessen zu
Als größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsprojekt setzt die HafenCity
Maßstäbe – auch beim Faktor Nachhaltigkeit. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft
für Nachhaltiges Bauen (German Sus­
tainable Building Council). Der Zusammenschluss von Architekten, Investoren,
Wissenschaftlern und Vertretern der
Bauindustrie hat sich das Ziel gesetzt,
nachhaltiges Bauen von der Planungsbis zur Nutzungsphase zu fördern. Dazu
wird die Gesellschaft Expertenrunden
veranstalten und die Öffentlichkeit über
das Thema informieren. Ab 2008 wird der
Verband ein eigenes Umweltsiegel für
Gebäude vergeben; dazu wird er die Standards übernehmen, die die Hafen­City für
ihr Umweltzeichen entwickelt hat (siehe
folgende Meldung).
HafenCity vergibt Umweltsiegel
Mit einem eigenen Umweltzeichen will die
HafenCity für Bauherren und Investoren einen Anreiz schaffen, hohe Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten. In fünf Kategorien
zeichnet die HafenCity Hamburg GmbH
künftig Bauprojekte aus, die besonderen
Wert auf Nachhaltigkeit legen: Schutz des
Ökosystems und der natürlichen Umwelt,
Schutz der gesellschaftlichen Werte und
öffentlicher Güter, Schutz der natürlichen
Ressourcen, Schutz der Gesundheit und
Sicherung und Erhaltung von Kapital und
Werten. Die HafenCity prämiert damit also
nicht nur Umweltschutz im engeren Sinn.
Auch Bauprojekte, die den gegebenen
Raum in idealer Weise ausnutzen oder
die sich dadurch auszeichnen, dass sie für
Behinderte leicht zugänglich sind, können
das Siegel bekommen.
Das Zeichen wird in Silber für besondere
Leistungen verliehen, die mit keinen oder
geringen Mehrkosten verbunden sind,
welche sich kurzfristig amortisieren. Mit
dem Umweltzeichen in Gold werden außergewöhnliche Leistungen prämiert: innovative Maßnahmen, die einen Mehraufwand bei der Planung oder bei den Kos­ten
erfordern.
Schon in einer frühen Planungsphase
kann das Umweltzeichen beantragt und
verliehen werden, wenn sich der Bauherr
im Kaufvertrag oder einer Zusatzerklärung explizit zur Einhaltung der Standards
verpflichtet. Damit ist es auch bei der Vermarktung des Gebäudes einsetzbar. Zwei
neue HafenCity-Broschüren schlüsseln die
Bewertungskriterien auf und informieren
über die Voraussetzungen der Vergabe.
IBA macht Elbinseln fit für die Zukunft
Die HafenCity erweitert die Hamburger Innenstadt um 40 Prozent. Die Internationale Bauausstellung IBA kümmert sich
um den Hamburger Süden – und zeigt ihre Projekte in zwei Ausstellungen
präsentieren. Auch die HafenCity wird
vom 8. bis 10. Oktober dort vorgestellt.
Am Hamburg-Stand B2.430 können sich
Interessenten über die rasanten Fortschritte informieren. Am Dienstag, dem
9. Oktober um 11.30 Uhr wird auf dem
HafenCity/Hamburg-Empfang u. a. durch
den Senator für Stadtentwicklung und
Umwelt, Axel Gedaschko, über die Entwicklung Hamburgs informiert. Zur Expo
Real werden rund 1.400 Aussteller und
mehr als 18.000 Besucher erwartet.
HCU-Studenten präsentieren
Entwürfe
Erstmals zeigen Studenten aller vier Fachbereiche der HafenCity Universität ihre Arbeiten gemeinsam der Öffentlichkeit. Im Rahmen der 2. Jahresausstellung präsentiert die
HCU Entwürfe aus den Departments Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik und
Stadtplanung im Terminal II des Hamburg
Cruise Center in der HafenCity. Die Ausstellung wird am 29. Oktober um 18 Uhr feierlich
eröffnet. Zu sehen ist sie vom Dienstag,
30. Oktober, bis Freitag, 3. November, täglich
von 12 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
i m pr e ssu m
Verlag: HafenCity Hamburg GmbH, Osakaallee 11,
20457 Hamburg
V. i. S. d. P.: Susanne Bühler
Design: lab3 mediendesign, Hamburg
Redaktion: Grischa Koch
Text: Swantje Wallbraun
Schluss­redaktion: Oliver Holzweißig
Druckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg
Bildnachweis: Behnisch Architekten: S. 2 unten;
M. Behrendt/Überseequartier Beteiligungs GmbH:
S. 2 Mitte; C. Brinkmann: S. 8 links; B. Engel: S. 6,
S. 7 oben links & unten; T. Hampel/ELBE&FLUT: S. 1
oben, Mitte & unten, S. 4/5 Mitte & rechts; HafenCity
Hamburg GmbH: S. 3 oben, S. 7 oben rechts; Herzog
& de Meuron: S. 4 links oben & unten; IBA: S. 8 rechts;
H. Larsen: S. 3 unten; B. Rostami: S. 2 oben.
Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen
darf nur nach Genehmigung der HafenCity Hamburg
GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation enthaltenen
Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt;
sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch
auf Richtigkeit.
10. Auflage, Hamburg, Oktober 2007;
© 2007 All rights reserved
Elbinsel Mit der HafenCity rückt die
Hamburger Innenstadt näher an die Elbe heran. Längst haben Stadtentwickler aber auch
die Stadtteile jenseits der Elbe im Hamburger
Süden auf der Agenda. Die Elbinseln Veddel
und Wilhelmsburg sowie der Harburger Binnenhafen stehen im Mittelpunkt der IBA. Über
einen Zeitraum von sechs Jahren, von 2007 bis
2013, werden im Rahmen der Bauausstellung
Ansätze für die Stadtentwicklung in diesen
Vierteln entworfen und umgesetzt.
Wilhelmsburg etwa wird heute geprägt von
wildem Grün, Brücken und einer zerrissenen Infrastruktur. Wichtige öffentliche Einrichtungen
wie das Rathaus und das Bürgerhaus, die Berufsschule, der S- und Bus-Bahnhof Wilhelmsburg sowie das Einkaufszentrum am BertaKröger-Platz und das Haus der Jugend östlich
der Bahntrassen sind durch die Verkehrsadern
vom Umfeld isoliert. Der Mitte fehlt es an Verbindungen zu den Wohnquartieren.
Die IBA Hamburg und die zeitgleich stattfindende Internationale Gartenschau greifen
diese Problematik auf: Ein gemeinsames Zentrum soll die Ortsteile künftig miteinander
verbinden.
Eingelassen in die großzügigen Gartenschauflächen entstehen Wohn- und Bürogebäude. Ein Hochhaus akzentuiert westlich den
Eingang zur neuen Mitte. Der geplante Kanal
verbindet das Areal von Nord nach Süd, am
Ufer entsteht Wohnraum mit Ausblick.
Durch Sport- und Wellnesseinrichtungen
Mit einem Modell stellt die Ausstellung „IBA at WORK“ den Planungsstand der Projekte vor
nördlich und südlich der Neuenfelder Straße
wird eine neue Nutzung vor Ort integriert. Die
Gebäude bilden das bauliche Zentrum am Eingang der Internationalen Gartenschau und ermöglichen zudem die Fortführung der Einzelhandelsstruktur Richtung Westen. Urbanität
grenzt unmittelbar an Freiraum, es entsteht
ein Ort der Identifikation.
Über die einzelnen Projekte der IBA in Wilhelmsburg, Harburg und auf der Veddel informiert die Ausstellung „IBA at WORK“. Als eine
Werkstattschau stellt sie ihr Präsentationsgebiet vor: Herzstück der Ausstellung ist ein
27 m2 großes Modell, das den Planungsstand
der Projekte zeigt. Acht einzelne Maßnahmen
werden mit Filmen, Modellen und Plänen präsentiert, etwa die Gestaltung der Harburger
HAFE NCIT Y
I n f o C e n t e r i m Kesselhaus
!USSTELLUNGUND#AFm
dFFNUNGSZEITEN
$I3O5HR
!M3ANDTORKAI3PEICHERSTADT
4ELEFON
KESSELHAUS (AFEN#ITYCOM
WWW(AFEN#ITYINFO
Schlossinsel als maritimes Wohn- und Arbeitsviertel, der Umbau des Wilhelmsburger
Flakbunkers und das Projekt Lernende Metropole, ein integriertes Konzept aus Stadt- und
Bildungsplanung.
Drei Leitthemen haben sich die Planer im
Rahmen der IBA gegeben: Unter dem Stichwort „Kosmopolis“ suchen sie nach Antworten auf die Frage, wie eine immer internationalere Stadtgesellschaft ihre Kraft entfalten
kann. Unter dem Titel „Metrozonen“ zeigt die
IBA, welches Potential für Wohn- und Arbeitsviertel an den Rändern der Metropole liegen
kann. Im dritten Leitthema geht die IBA der
Frage nach, wie städtisches Wachstum im Einklang mit der Umwelt gestaltet werden kann.
Die Ausstellung „IBA at WORK“ ist bis zum
31. Juli 2008 zu sehen.
Internationale Bauausstellungen haben in
Deutschland eine mehr als 100-jährige Tradition. Schon sieben Mal haben sie seit 1901
stattgefunden. Der Geschichte der IBA ist
eine zweite Ausstellung gewidmet, die in Ko­
operation mit dem M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst Nordrhein-Westfalen
stattfindet. Die Ausstellung „IBA meets IBA“
ist bis 29. Februar 2008 in Hamburg zu sehen
und wandert dann weiter nach Basel, wo derzeit die erste trinationale IBA geplant wird.
Beide Ausstellungen werden gezeigt im
ehemaligen Supermarkt, Krieterstraße 18/
Eingang Berta-Kröger-Platz in Wilhelmsburg.
Geöffnet ist sie dienstags bis sonntags von 10
bis 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
oktober 2007 Nr. 10
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