m etathema www.HafenCity.com Hafe nCity Ham b u rg Nr. 10 oktober 2007 news Auf den Marco-Polo-Terrassen entspannen sich die Besucher der HafenCity mit Blick auf den Grasbrookhafen „Plätze, nach denen Hamburg sich gesehnt hat“ Mit einem dreitägigen Entdecker-Fest wurden die Marco-Polo-Terrassen, der Vasco-da-Gama-Platz und die Dalmannkaipromenade am Grasbrookhafen eröffnet Der Vasco-da-Gama-Platz mit seinen Gastronomien und dem Basketballkorb wird zum Treffpunkt auf dem Dalmannkai HAFENCITY Wenn Entdecken so einfach wäre – Marco Polo und Vasco da Gama wären niemals so berühmt geworden, dass sogar fern ihrer Heimat öffentliche Plätze in Hamburg nach ihnen benannt worden wären. „Entdecken“ war das Motto eines dreitägigen Fests, mit dem Anfang September die Marco-PoloTerrassen und der Vasco-da-Gama-Platz am Grasbrookhafen eröffnet wurden und das Kinder und Erwachsene einlud zu staunen – ohne all die Gefahren, die Marco Polo und Vasco da Gama auf ihren Entdeckerreisen vor mehr als 500 Jahren überstehen mussten. Auf einer nachempfundenen Seidenstraße entlang der Promenade am Dalmannkai reisten die Besucher auf Marco Polos Spuren durch Asien. Mit exotischen Gewürzen und Speisen, Teppichhändlern und einem Märchenerzähler wurde der Orient lebendig. Die Sonnenstrahlen auf dem Pflaster der Marco-Polo-Terrassen tauchten die Szene in helles Licht, das fast vergessen ließ, dass nicht die Wellen des Mittelmeers an die Kaimauern stoßen, sondern die der Elbe. Der nach einem Entwurf des Architektenbüros EMBT aus Barcelona gestaltete Freiraum bringt Leichtigkeit in die Hamburger HafenCity. „Mit diesen Plätzen haben Sie geschaffen, wonach Hamburg sich gesehnt hat“, lobte der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Axel Gedaschko, die Architekten: einen innerstädtischen Ort am Wasser, auf dem Besucher sich wohlfühlen. Auf den hölzernen Liegeflächen können sich die Menschen wie auf einem Strandlaken in die Sonne legen, auf den Rasenhügeln können sie sich ausruhen oder bei einem Glas Wein auf der Promenade den Blick auf den Grasbrookhafen genießen. Die HafenCity Ham burg News E R I C U S S P ITZ E Spiegel öffnet Fenster zur Stadt Wie das Medienunternehmen sich architektonisch präsentiert Seite 3 E L B P H I L HAR M O N I E Auf dem Weg zu einem Wahrzeichen Wie aus dem Kaispeicher A ein Konzertsaal wird Seite 4–5 Lungomares, die steinernen, wellenförmigen Sitz- und Liegeflächen auf der Promenade, sind eine besondere DAL MAN N K AI Entwicklung der EMBT-Architekten Erste Maschen eines sozialen Netzes – und stehen auch auf der StrandWie die Bewohner zu einer Nachbarpromenade von Barcelona. Auf den schaft zusammenwachsen Dalmannkaitreppen am westlichen Seite 6–7 Ende der Promenade reichen die Rasenflächen bis fast an die Kaimauer. Die Marco-Polo-Terrassen und der Vasco-da-Gama-Platz sind nicht nur nach Entdeckern benannt, sondern laden auch selbst zum Entdecken ein: Dass beide Terrassen als Orte, wo Wasser Die Architekten haben eine ganze Reihe von und Land sich treffen, in besonderem Maße Hommagen an die hafentypische Umgebung dem Wechselspiel der Gezeiten ausgesetzt eingeplant, die gestalterisch in ein mediter- sind, haben die Architekten bewusst in ihren ranes Flair eingebunden sind. Die Warftwän- Entwurf mit einbezogen. Bei Hochwasser de nehmen die Backsteinornamente der Spei- wird die Elbe über die unteren Ebenen der cherstadt auf; die Lampen sind Hafenkränen Terrassen und über die Promenade steigen. nachempfunden. Das Kopfsteinpflaster und Aus diesem Grund sind dort widerstandsdie Betonplatten haben an anderen Stellen fähige Materialien verarbeitet worden. Die im Hafen gelegen, bevor sie heute die Lauf- Liegeflächen bestehen aus Bongossi-Holz, fläche der Promenade bilden. einem Tropenholz aus zertifiziert nachhalEbenso wie die Magellan-Terrassen symboli- tigem Anbau. Auch den 33 Bäumen machen sieren die Marco-Polo-Terrassen den Übergang nasse Füße nichts aus: Es handelt sich um vom Wasser zum Land. Sie führen von den Ha- Sumpfzypressen, Weiden, Promenadeneifenbecken sanft hinauf in den Sandtorpark und chen und Amberbäume. Die Rasenflächen sind mit einer innovativen Technologie ausgestattet: Ein grobkörniges Substrat verhindert Staunässe; in acht Zentimetern Tiefe liegt zudem ein Vlies, durchzogen mit dünnen Wasserleitungen, die den Rasen im Sommer mit Wasser versorgen. Dadurch verdunsten 50 Prozent weniger Wasser, als wenn der Rasen von oben bewässert würde. Das Verfahren ist zudem vandalismus­ sicherer. Produktinnovationen wie ein speziDie Dalmannkaitreppen führen dicht an die Elbe heran elles Kunstmineral für die Bodenbeläge der den Grasbrookpark, die oberhalb der Terrassen Marco-Polo-Terrassen halfen, das Budget zu entstehen. Die Pläne für all diese Flächen stam- schonen. men aus der Feder der EMBT-Architekten. Fortsetzung auf Seite 2 3 HAFENCITY news E D ITO R IAL Mittlerweile erscheint unser Newsletter bereits zum zehnten Mal. Bei einem Blick in die ersten Ausgaben aus dem Jahr 2004 wird deutlich, wie viel sich seitdem in der HafenCity getan hat. Waren es damals vor allem Zeichnungen und Modelle, die die Texte des Newsletters illustrierten, sind es heute Fotos. Die Hafen­ City ist längst nicht mehr nur Plan, sie ist in weiten Teilen bereits Realität geworden. Künftig sollen daher nicht nur das Planen und Bauen, sondern auch soziale Akteure und Menschen, die Aufgaben in der HafenCity übernehmen, im Newsletter ihren Niederschlag finden. Denn seit die Wohnhäuser am Sandtorkai und am Dalmannkai bezogen sind, seit Cafés und Geschäfte eröffnet haben, hat sich die HafenCity mit Leben gefüllt. Damit hat ein neuer, spannender Prozess begonnen. Der urbane Reiz der HafenCity liegt in dem dichten Nebeneinander von Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung, bei dem eine Vielzahl von Interessen aufeinander trifft. Als Pioniere haben jedoch alle Beteiligten die Chance, ihren Stadtteil mitzugestalten. Einige dieser Entwicklungen stellen wir Ihnen in unserem aktuellen Ausgabe vor. Zwei neue Seiten werden mit Porträts und Interviews über die Menschen und Institutionen berichten, die das soziale Leben in der HafenCity durch ihre Aktivitäten mitgestalten. Auf einer weiteren Doppelseite werden wir unseren Lesern den Blick hinter die Bauzäune ermöglichen und ihnen jeweils ein prominentes Bauvorhaben vorstellen. Den Anfang macht ein Bericht über die Arbeiten im Kaispeicher A, wo derzeit die Elbphilharmonie entsteht. Und schließlich haben wir einen Beitrag über die IBA, das große Nachbarprojekt auf der Elbinsel, aufgenommen. Wir hoffen, dass unser Newsletter damit der wachsenden Vielfalt der HafenCity besser Rechnung trägt und sich Verständnis und Engagement für die Entwicklung der HafenCity nochmals steigern. Ihr Jürgen Bruns-Berentelg Vorsitzender der Geschäftsführung HafenCity Hamburg GmbH Überblick 3 Fortsetzung von Seite 1 An kaum einer anderen Stelle in der Innenstadt kommen die Hamburger und ihre Gäste so dicht an die Elbe heran wie auf den MarcoPolo- und den Magellan-Terrassen oder den Dalmannkaitreppen – und doch wird es in der HafenCity künftig noch engere Berührungspunkte geben: Mit der Marina im Grasbrookhafen entsteht auch ein schwimmender Platz. Der großzügige Pontonanleger wird öffentlich zugänglich sein. Allerdings muss ein privater Betreiber und Investor gefunden werden. Auf den Marco-Polo-Terrassen soll in den nächsten Jahren ein frei stehendes Gebäude mit wellenförmigem Dach, ebenfalls von EMBT entworfen, entstehen, das sich in die Topographie des Platzes einfügt. Es soll nicht nur als Restaurant genutzt werden, sondern auch für ein Hafenmeisterbüro. Die wichtigste Ergänzung steht den Wasserplätzen noch bevor: 2008 wird die Pontonanlage für die Traditionsschiffe im Sandtorhafen eingerichtet. Ganz anders als die weitläufigen MarcoPolo-Terrassen und die geplante Marina liegt der Vasco-da-Gama-Platz geschützt zwischen den Häusern auf dem Dalmannkai. Die geschwungene Stahlskulptur, die das Basketball-Spielfeld umrahmt und den Platz nach oben begrenzt, dient als weithin sichtbarer Blickfang – denn der Platz liegt in einer kilometerlangen Sichtachse, die in der inneren Stadt beginnt und durch die Speicher- stadt bis zum Dalmannkai führt. In der Stahlkonstruktion bleibt der Blick selbst aus dieser Entfernung hängen, bevor er weiter in Richtung Elbe geführt wird. Mit dem Vasco-da-Gama-Platz, den Magellan- und den Marco-Polo-Terrassen ist das Trio der Entdecker-Plätze in der HafenCity nun komplett. Und auch die Hamburger und ihre Besucher haben in den Tagen nach dem Eröffnungsfest die neuen Plätze schnell für sich entdeckt. Sie lassen sich auf den Stufen und Liegeflächen nieder und genießen den Blick auf die vorüberziehenden Containerschiffe. Hätten Vasco da Gama und Marco Polo hier gesessen, wer weiß – vielleicht hätte es sie dann nie in ferne Länder gezogen. Das Herz der HafenCity entsteht Ende September wurde der Grundstein im Überseequartier gelegt. Wenn es Ende 2011 fertiggestellt sein wird, wird es täglich 40.000 Menschen in die HafenCity locken proj e ktdate n Bis Ende 2011 entstehen insgesamt 275.000 m2 Bruttogeschossfläche (BGF) im Überseequartier. Wohnflächen: ca. 47.000 m2 BGF Büroflächen: ca. 124.000 m2 BGF Einzelhandel: ca. 53.000 m2 BGF Gastronomieflächen: ca. 6.000 m2 BGF Science-Center/Wissenschaftstheater/ Aquarium: ca. 14.000 m2 BGF Kreuzfahrtterminal: ca. 3.000 m2 BGF Hotelflächen: ca. 28.000 m2 BGF überseequartier Es ist so weit: Das Überseequartier wird nach intensiver Vorarbeit zur Realität. Ende September begannen mit der Grundsteinlegung die Arbeiten in der nördlichen Hälfte des Quartiers, in dem das Herz der HafenCity schlagen wird. Rund 40.000 Menschen werden täglich ins Überseequartier kommen, um einzukaufen, sich kulinarisch verwöhnen zu lassen, ein Kreuzfahrtschiff zu besteigen oder sich unterhaltsam zu bilden; unter sie mischen sich rund 7.000 Beschäftigte, die hier ihre Büros haben, und 1.000 Bewohner. Etwa 100 Kreuzfahrtschiffe werden jedes Jahr am Hamburg Cruise Center festmachen. Im nördlichen Teil des Quartiers, der Ende 2009 fertiggestellt wird, entstehen vor allem Wohnungen. Jedes der Gebäude verfügt über einen Innenhof, der den Bewohnern mitten im quirligen Überseequartier auch Ruhepunkte bietet. Die Namen der Gebäude spielen auf die Geschichte des Ortes an und heißen nach exklusiven Kaffeesorten und anderen Handelswaren, wie sie zum Teil noch heute in der Speicherstadt gelagert werden: Java und Arabica, Pacamara und Ceylon oder Silk und Palisander. Ebenso wie die Speicherstadt wird auch das Überseequartier vor allem aus Backstein bestehen. Auch die Bodenbeläge der öffentlichen Plätze werden farblich auf die Speicherstadt anspielen. Die katalanische Architektin Beth Galí gestaltet die Freiflächen und schafft in dem belebten Quartier immer wieder Orte zum Inne­ halten. Immer wieder weiten sich die verwinkelten Wege im Überseequartier zu kleinen Plätzen; die Planer haben dem Viertel damit eine lebendige, organische Struktur gegeben. Der Überseeboulevard als Lebensader des Quartiers schlängelt sich wie ein Fluss zwischen den Gebäuden hindurch, vorbei an Geschäften, Restaurants, Cafés und Ausstellungsflächen. Am Überseeboulevard liegt auch das denkmalgeschütze Gebäude des alten Strom- und Hafenamts, das künftig als Markthalle genutzt wird. Hier werden frische Produkte und Spezialitäten verkauft. Am Südende des Quartiers, am Ufer der Elbe, entstehen drei architektonisch unverwechselbare Landmarken: das von Massimiliano Fuksas entworfene, elegant geschwungene Gebäude des Hamburg Cruise Centers, in dem das Kreuzfahrtterminal und ein Hotel untergebracht sind; die beiden Waterfront Towers und das spektakuläre Science Center mit Aquarium, gestaltet von Rem Koolhaas, in das auch ein Wissenschaftstheater einziehen wird. Von der Alster direkt an die Elbe Die Bauarbeiten an der neuen U-Bahnlinie U4 in die HafenCity haben begonnen ÜBERSEEQUARTIER Ohne Umweg wird die U-Bahn vom Jungfernstieg bis direkt ins Überseequartier rauschen, wenn Ende 2011 die neue Strecke in die HafenCity eingeweiht wird. „Die U4 ist ein wichtiges Element der Hamburger Stadtentwicklung“, sagte der Erste Bürgermeister Ole von Beust. Er setzte gemeinsam mit Vertretern der Hamburger Hochbahn AG, der HafenCity Hamburg GmbH und der Hochtief Construction AG als Vertreter der beteiligten Bauunternehmen Ende August den symbolischen ersten Spatenstich. Seit dem Beginn der Arbeiten können die Besucher der HafenCity damit eine neue spektakuläre Baustelle bestaunen. In einer 1,2 Kilome­ter langen, offenen Baugrube wird in der HafenCity der östliche Streckenabschnitt gebaut. Der größte Teil der insgesamt vier Kilometer langen Trasse wird allerdings unterirdisch gebohrt. Eine mehr als 60 Meter lange Schildvortriebsmaschine gräbt in einem Bogen unter der HafenCity, der Alster und der Neustadt hindurch den Tunnel. Mitte 2008 wird die Maschine in der HafenCity starten. Rund zehn Meter pro Tag arbeitet sie sich vor und erreicht im Mai 2009 den Jungfernstieg. Anschließend wird sie zurücktransportiert bis zum Überseequartier – um parallel einen zweiten Tunnel zu bohren für die Züge, die in die Gegenrichtung fah­ren. Wer sich für das Verfahren interessiert, kann sich in Kürze in einem Pavillon an der Als­ter über die Techniken informieren. Auch am Jungfernstieg ist der Baufortschritt zu beobachten. Dort wird der neue Bahnsteig unter die Binnenalster gebaut. Die Bauarbeiten konnten im Vergleich zu früheren Pla- Zum Baubeginn der U4 griffen Ole von Beust und Vertreter der Hochbahn, der HafenCity und von Hochtief selbst zum Spaten nungen erheblich optimiert werden: Sie werden ein halbes Jahr früher abgeschlossen sein als ursprünglich geplant, und die Baufläche für den letzten Bauabschnitt wird um die Hälfte geringer. Der Fuß- und Radweg an der Alster bleibt während der gesamten Bauphase in einer Breite von sechs Metern erhalten, auch der Alsterpavillon bleibt zugänglich. Eine weitere U-Bahnstation der Linie U4 entsteht in der HafenCity am geplanten Lohsepark. Es besteht die Möglichkeit, später von dort aus die U-Bahnstrecke nach Osten und Süden über die Elbe hinaus zu verlängern und den Hamburger Süden an das U-Bahnnetz anzubinden. Die Hochbahn rechnet damit, dass künftig rund 35.000 Fahrgäste täglich die direkte Verbindung zwischen Jungfernstieg und Überseequartier nutzen werden. Bei engster Taktung, etwa bei großen Schiffsanläufen, können sogar 15.000 bis 20.000 Fahrgäste pro Stunde in die HafenCity fahren. proj e ktdate n Unilever-Deutschlandzentrale: 25.000 m2 BGF Büro Marco-Polo-Tower: 10.000 m2 BGF Wohnen Ein markanter Auftritt: das Überseequartier aus der Speicherstadt gesehen BROOKTORKAI „Dieser Entwurf stellt eine einladende Geste dar und setzt ein architektonisches Highlight“, lobt der Geschäftsführer des Spiegel-Verlags, Dr. Mario Frank. Die Spiegel-Gruppe, die u. a. das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ herausgibt, wird als Hauptmieter in den Komplex auf der Ericusspitze einziehen, das nach Plänen des Büros Henning Larsen Architects aus Kopenhagen entsteht. Mit seinem großen Stadtfenster, mit seinen Gebäudeteilen, die die markante Form der Ericusspitze betonen, passt das Gebäude nicht nur zu dem Medien­ unternehmen, sondern auch zum städtebaulichen Gesamtkonzept, befand die Jury des Architekturwettbewerbs. Das Ergebnis des Architektenwettbewerbs für das Spiegel-Gebäude war mit besonderer Spannung erwartet worden. Denn die Ericusspitze am östlichen Ende des Quartiers Brooktorkai wird auf drei Seiten vom Wasser umspült und ist damit weithin sichtbar. Über den Lohsepark, der sich südlich anschließt, ergibt sich eine weitere Sichtachse. Zudem str andk ai Am Strandkai liegt der erste Grundstein: Die Bauarbeiten am Unilever-Haus haben begonnen. „Mit Ihrer neuen Deutschlandzentrale in der HafenCity werden Sie Ihrer Zeit einen Schritt voraus sein“, versprach Rainer Eichholz, Sprecher der Geschäftsführung, Hochtief Projektentwicklung GmbH, dem Bauherrn und Projektentwickler sowie den Unilever-Mitarbeitern bei der Feier zur der Grundsteinlegung. Im Frühjahr 2009 soll das siebengeschossige Bürogebäude fertig sein. Es ist Teil eines Ensembles, zu dem auch der Marco-Polo-Tower gehört, ein 16-stöckiger Solitair. Die Pläne stammen vom renommierten Stuttgarter Büro Behnisch Architekten. Mit seiner neuen Deutschlandzentrale zeigt sich Unilever Besuchern gegenüber offen: Das Erdgeschoss wird der Öffentlichkeit zugänglich sein; eine Passage führt vorbei an einem Mitarbeiterrestaurant und einem Eiscafé bis an die südliche Kaipromenade. Innerhalb des Unilever-Hauses sind die einzelnen Gebäudeteile und Geschosse über Stege miteinander verbunden. Einziehen werden nicht nur die Mitarbeiter der Deutschlandzentrale; auch die Geschäfte des Konzerns in Österreich und der Schweiz werden künftig vom Standort in der HafenCity aus gelenkt. Der Marco-Polo-Tower verknüpft Energieeffizienz mit eindrucksvoller Architektur: „Einer der sehenswertesten Niedrigenergie-Wohntürme der Welt“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ am 31.8.2007. Mit seinen leicht zueinander gedrehten Stockwerken erhält er eine organische, skulpturähnlichen Struktur, die die Formen der benachbarten Marco-Polo-Terrassen harmonisch aufnimmt. Rund 55 Meter hoch, wird er zudem zu einer weithin sichtbaren Landmarke. Mit seiner Fassade, die sich wie ein Fenster zur Stadt hin öffnet, ist das Spiegel-Gebäude ein Blickfang Der Lohsepark fügt sich städtebaulich in die Hamburger Grünanlagen ein: Er verlängert das grüne Band der Wallanlagen Richtung Süden an die Elbe heran. An den Park wiederum schließt sich eine Promenade mit breiten Rasenflächen als grüner Parkmäander entlang des Kirchenpauerkais im Osten der HafenCity an, über den Spaziergänger bis fast zur Grünanlage Entenwerder laufen können. Insgesamt werden in der HafenCity rund 2.000 Bäume gepflanzt, größtenteils auf beiden Seiten der Straße oder zusätzlich auf der Mittelspur wie zukünftig auf der Shanghaiallee. Für die HafenCity ist ein spezieller „grüner Masterplan“ entworfen worden, der festlegt, welcher Baum in welcher Straße wachsen soll. Für die unterschiedlichen Quartiere bzw. Straßenzüge sind jeweils Baumarten vorgesehen, die sich durch eine besondere Eigenschaft auszeichnen – etwa eine leuchtende Herbstfärbung oder besondere Blüten. Rund 20 verschiedene Baumarten werden auf diese Weise in der HafenCity gepflanzt. Ausgewählt wurden besondere Baumarten, die im Winter mit Hoch­ wasser zurechtkommen und trotzdem im Sommer nicht ständig bewässert werden müssen. Im Auftrag der HafenCity Hamburg GmbH wurde dazu ein eigenes vegetationstechnisches Konzept erarbeitet. Oberstes Gebot ist die Nachhaltigkeit: Die Pflanzen sollen gesund bleiben und gedeihen. Deshalb werden ihre Wurzeln über ein Belüftungssystem mit Sauerstoff versorgt; auch stehen die Pflanzen in einem speziellen, für die Standorteigenschaften der HafenCity entwickelten Pflanzensubstrat. Die Begrünung der HafenCity wirkt sich auch in der Umweltbilanz aus: Ein junger Baum bindet im Jahr rund 25 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO2). Ist er einmal ausgewachsen, bringt er es auf jährlich 200 Kilogramm CO2. Eine Studie im Auftrag der HafenCity Hamburg GmbH hat ergeben, dass durch die neu gepflanzten Bäume somit jährlich mehr als 400 Tonnen CO2 gebunden werden. Der Entwurf der Büros Henning Larsen Architects aus Kopenhagen für die Bebauung der Ericusspitze überzeugte die Jury Mitarbeiter und Gäste feiern den Baubeginn des neuen Firmensitzes in der HafenCity. Mit dem Marco-Polo-Tower entsteht zudem ein außergewöhnlicher Wohnturm geschossigen Firmensitzes wird öffentlich zugänglich Wie grün wird die HafenCity? Aus freiraumplanerischer Sicht entstehen verschiedene Typologien begrünter öffentlicher Freiräume in der HafenCity. So gibt es baumbestandene Plätze wie etwa die Marco-Polo-Terrassen und den Vasco-daGama-Platz oder auch kleinere „Pocketparks“ wie die Dalmannkaitreppen. In zwei Quartierparks, dem Sandtorpark und dem Grasbrookpark, ent­stehen Rasen- und Spielflächen. Größte Grünfläche mit ca. 12.000 Quadratmetern wird der Lohsepark als zentraler Innenstadtpark, der Flächen für Sport enthalten wird. Spiegel öffnet ein Fenster zur Stadt Unilever legt ersten Grundstein am Strandkai Unilever zeigt sich offen – das Erdgeschoss des neuen sieben­ K urz g e fragt oktober 2007 Nr. 10 oktober 2007 Nr. 10 führt die Hauptbahnstrecke von Hamburg Richtung Süden über die nahen Elbbrücken. Für ankommende Zugreisende wird das Gebäude somit eine Visitenkarte der Stadt. Das Gebäude nach den Plänen der Henning Larsen Architects ist mit seinen markanten Spitzen und der Fassade, die sich wie ein Fenster zum Fleet hin öffnet, ein Blickfang – gleichzeitig fügt es sich aber in die Umgebung ein. Es ist niedriger als die anderen prämierten Wettbewerbsentwürfe und harmoniert mit dem Deichtorcenter auf der gegenüberliegenden Seite des Fleets und mit den Gebäuden des Germanischen Lloyds in unmittelbarer Nachbarschaft. Der geplante Gebäudekomplex besteht aus dem 14-stöckigen Sitz der Spiegel-Gruppe und einem weiteren, niedrigeren Bürohaus, dem Ericus-Contor. Erstmals werden ab 2010, wenn der Umzug ansteht, die Redaktionen des Nachrichtenmagazins, des „Manager Magazins“, von „Spiegel TV“ und „Spiegel Online“ sowie die Verwaltung unter einem Dach vereint sein. Investoren sind die Robert Vogel GmbH & Co. KG, der Vermieter des „Spiegels“, für das Spiegel-Gebäude sowie die Allgemeine Bauträgergesellschaft (ABG) gemeinsam mit der Robert Vogel GmbH & Co. KG für das Ericus-Contor. Besonderen Wert legen die Investoren und der Spiegel auf das Thema Nachhaltigkeit. Geprüft wird derzeit, ob das Gebäude über Geothermie und Solarthermie noch ressourcenschonender gestaltet werden kann. Durch die doppelte Hülle und die zu 40 Prozent geschlossenen inneren Fassade wird der Ener­gieeintrag deutlich reduziert. Zwischen den beiden Gebäuden des Ensembles entsteht ein Platz, der öffentlich zuproj e ktdate n BGF: S piegel-Gruppe: ca. 30.000 m2 Ericus-Contor: ca. 20.000 m2 Baubeginn: 2008 Nutzung EG: Restaurants, Läden, Ausstellung, Studio gänglich ist. Cafés und Geschäfte werden im Erdgeschoss des Ensembles untergebracht. In südlicher Richtung führen Treppenstufen hinunter zum Kai. Hier können die Besucher Platz nehmen und den Blick auf den Lohsepark genießen. Damit bleibt die Ericusspitze trotz einer privaten Bebauung ein öffentlicher Ort für alle Hamburger. Außer der offenen Gestaltung gefiel der Jury an dem Vorschlag der Architekten Henning Larsen, dass das geplante Gebäude sich städtebaulich mit der Elbphilharmonie ergänzt. Der Konzertsaal und die neue Spiegel-Redaktion liegen an zwei bedeutenden Polen der HafenCity und spannen daher einen Bogen über den Stadtteil. HAFENCITY news Im Fokus Auf dem Weg zu einem neuen Wahrzeichen 7.000 Tonnen Schutt sind beim Abbruch der Innenstruktur entstanden (rechts oben). Am Vorplatz der Elbphilharmonie wird das Fundament gelegt (Mitte). Die letzten Etagen weichen bis Ende Oktober (unten) Wo früher Kakao, Kaffee und Tee lagerten, werden künftig Konzerte erklingen. Aus dem historischen Kaispeicher A wird die Elbphilharmonie, ein hochmoderner Konzertsaal und ein einzigartiger öffentlicher Raum. Ein Baustellenbericht Der Kaispeicher A erhält eine gläserne Krone. Darin wird einer der weltbesten Konzertsäale entstehen DALMANNKAI Noch immer hängt der säuerliche Duft von Kakaobohnen in der Luft. Er zieht dem Besucher in die Nase, während er im Treppenhaus die sechs Böden des Kai­speichers A hochsteigt. Er überlagert den Geruch von Schutt und Staub. Schließlich hatte er vierzig Jahre Zeit, in die Betonmauern einzudringen. Das östliche Treppenhaus des Speichers, das einzige, das noch steht, endet unter freiem Himmel. Die oberste Etage des Kaispeichers hat kein Dach mehr und endet wenige Meter vom Treppenabsatz entfernt in einer Kante. Von dort öffnet sich der Blick 30 Meter tief in das Gebäude. Wie eine riesige, leere Schachtel sieht es aus. Denn die inneren Strukturen des Speichers sind bereits zum größten Teil abgerissen. Nur die Außenmauern stehen noch, durch die Öffnungen, die früher Ladeluken waren, schimmert die Elbe. Auf dem Boden räumen Bagger den Schutt beiseite. Wenn der Bau vollständig entkernt ist, werden neue Etagen eingezogen, auf denen Autos parken, Restau­ rantgäste essen, Musiker proben und Besucher durch das Klingende Museum spazieren. Das neue Innenwerk des Speichers bildet die Basis für den geschwungenen Glasaufbau, der nach den Vorstellungen der Planer einen der besten Konzertsäale der Welt beherbergen wird. Aus dem ehemaligen Kakaospeicher wird die Elbphilharmonie. Im Februar 2007 hat die Hamburger Bürgerschaft einstimmig den Bau des neuen Wahrzeichens der Stadt beschlossen, im April begannen die Arbeiten in dem denkmalwürdigen Lagerhaus. Mit einem 300 Tonnen schweren Kran wurden im August fünf Bagger auf das Dach des Speichers gehoben und begannen, im westlichen Gebäudeteil Geschoss für Geschoss abzutragen. Nur sechs Wochen dauerte es, bis sie den Boden erreicht hatten; rund 7.000 Tonnen Schutt hatten sie produziert. Die nun frei stehenden Außenmauern, die von außen massiv und trutzig aussehen, wirken nun erstaunlich fra- gil. Sie sind keine tragenden Strukturen; deshalb müssen sie durch Stahlgurte befestigt und durch A-Böcke gestützt werden, bis ihnen die neuen Etagen wieder Halt geben. Quer durch das entkernte Gebäude reicht der Blick nun bereits bis zur großen Balkonöffnung Richtung Westen, im obersten Stockwerk des alten Lagerhauses. Der Besucher bekommt eine Ahnung von dem, was ihn in der fertigen Elbphilharmonie erwartet. Denn dann wird eine 85 Meter lange Rolltreppe vom Haupteingang an der Ostseite auf das Fenster zuführen, von dem aus sich ein grandioser Blick auf die Landungsbrücken bietet. Vor allem die Plaza in 37 Metern Höhe wird frei zugänglich sein. „Dieser öffentliche Platz steht allen Hamburgern und Touristen offen“, sagt Karl Olaf Petters von der ReGe Hamburg GmbH, dem Bauherrn des Projekts. Schließlich haben sich die Hamburger für das Projekt stark gemacht – und insgesamt 67 Millionen Euro Spenden gesammelt. Damit tragen sie einen großen Teil der Baukosten, die bei 241,3 Millionen Euro liegen. Im Kellergeschoss des entkernten Kakaospeichers, auf der Höhe des Kellergeschosses, beginnen die Baufahrzeuge, Löcher in den Sockel des Speichers zu bohren. Das historische Gebäude steht auf 1.111 Betonpfählen. Um die zusätzliche Last des neuen Gebäudes zu tragen, das die Architekten aus dem Büro Herzog & de Meuron dem Kaispeicher A aufsetzen werden, müssen rund 500 weitere Pfähle, jeder 15 Meter lang, in den Hafenschlick gerammt werden. Die einzige Änderung an der Backsteinfassade wird ein breiter Schlitz in Höhe des Erdgeschosses auf der Ostseite des Gebäudes Stahlgurte und A-Böcke stützen die Außenmauern des entkernten Gebäudes sein, durch den die Besucher in die Elbphilharmonie gelangen. „Die hafenindustrielle Anmutung des Ortes soll so weit wie möglich ablesbar bleiben“, erläutert Petters. Aus diesem Grund werden auch die drei noch erhaltenen Halbportalkräne, die einst an der inte rvi ew „Wir schaffen eine neue Form des Konzertsaals“ HafenCity News: Herr Mergenthaler, das Architektenbüro Herzog & de Meuron realisiert weltweit zahlreiche herausragende Bauwerke. Was ist für Sie das Reizvolle am Projekt Elbphilharmonie? Ascan Mergenthaler: Hamburg als eine der schönsten Städte Deutschlands hat uns von Anfang an gereizt. Ebenso der konkrete Ort, Ascan Mergenthaler, Partner des Büros Herzog & de Meuron und federführender Architekt der Elbphilharmonie, über die Herausforderungen des Projekts an dem das Bauwerk entsteht: Die Nahtstelle zwischen Stadt und Hafen ist sehr aufregend für uns. In der Vergangenheit haben wir immer wieder an Projekten gearbeitet, die Altes und Neues verbinden – und das ist ja mit dem Umbau des historischen Speichers auch hier der Fall. Zudem ist die Elbphilharmonie un­ sere erste Konzerthalle – das macht sie natür­ lich auch zu etwas Besonderem für uns. HafenCity News: Welches sind aus architektonischer Sicht die größten Herausforderungen bei diesem Projekt? Ascan Mergenthaler: Das ist vor allem der Konzertsaal. Denn der muss in erster Linie auch gut klingen. Manches, was wir Architekten gern umsetzen würden, funktioniert aus akustischen Gründen nicht. In den Saal passen mehr als 2.100 Leute – das bedeutet, wir müssen uns Gedanken machen über die Feuer- und Fluchtthematik, über Sichtlinien, über die Beleuchtung. Der Konzertsaal ist ein unglaublich komplexes Gebilde. Mit all diesen Anforderungen noch einen spannenden Raum zu schaffen, ist nicht so einfach. Zudem hatten wir uns vorgenommen, mit diesem Projekt eine selbständige, neue Form des Konzertsaals zu schaffen. Das ist uns gelungen. HafenCity News: Inwiefern ist denn der Saal der Elbphilharmonie eine neue Form des Konzertsaals? Ascan Mergenthaler: Es gibt zwei klassische Formen: die Schuhbox-Typologie, in der die Zuschauer in Reihen vor der Bühne sitzen, und die Weinberg-Typologie, bei der der Zuschauerraum ansteigt und sich um das Orchester herum entwickelt. Vom Prinzip her haben wir die Weinberg-Typologie gewählt, aber eine radikalere Version: Unser Saal ist sehr steil und baut so viel mehr Konzentration und Intensität auf. Eigentlich müsste man dafür einen neuen Begriff erfinden. HafenCity News: Wie wichtig ist Ihnen die ökologische Nachhaltigkeit bei der Elbphilharmonie? Ascan Mergenthaler: Die spielt eine große Rolle. Das Gebäude wird Solarzellen auf dem Dach haben. Kühlen werden wir es auf jeden Fall mit Elbwasser, aber wir haben festgestellt, dass man den Energiehaushalt des Gebäudes noch optimieren könnte, wenn man Grundwasser benutzt. Es hat eine konstante Temperatur von 18 Grad und würde sich damit sehr gut dazu eignen. Wir machen im Moment Probebohrungen, um zu prüfen, ob die Idee umsetzbar ist. HafenCity News: Wie funktioniert die Aufgabenteilung zwischen Ihrem Büro Ihrem Partner Höhler + Partner? Ascan Mergenthaler: Wir haben zusammen mit Höhler + Partner eine Arbeitsgemeinschaft gegründet und in Hamburg ein Büro eröffnet. Die Hauptaufgaben sind klar getrennt: Höhler + Partner übernehmen die Bereiche Kosten, Termine, Ausschreibungen und Bauleitung, und wir machen die gesamte Planung von der Konzeption bis zur Ausführung, die Materialrecherche und die Koordination mit den Fachplanern. Natürlich gibt es immer wieder Überschneidungen, wir machen das Projekt zusammen. HafenCity News: Wie viele Architekten arbeiten an dem Projekt? Ascan Mergenthaler: Wir von Herzog & de Meuron haben 37 Leute in Hamburg, Höhler + Partner arbeitet mit fünf bis sechs Architekten daran mit. Wenn man die ganzen Fachplaner dazuzählt, etwa für Akustik, Haustechnik und Statik , kommt man für das ganze Projekt auf insgesamt rund 100 Leute. Ich selbst bin auch beinahe jede Woche in Hamburg, um mir vor Ort ein Bild zu machen. oktober 2007 Nr. 10 Südseite des Speichers die Waren von den Schiffen direkt in das Lager hoben, derzeit restauriert und kehren dann an ihren ursprünglichen Platz zurück, ebenso wie die historischen Ladeluken. Denn der Ort, an dem Hamburgs neues Wahrzeichen entsteht, hat Geschichte. Seit 1875 stand hier der Kaiserspeicher mit seinem dekorativen Turm und einer historischen Zeitballuhr, nach der die Schiffe im Hafen ihre Schiffschronometer stellten. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde der Kaiserspeicher 1963 gesprengt und durch den Bau des Hamburger Architekten Werner Kall­ morgen ersetzt, der auch das Spiegel-Hochhaus baute. Seitdem jedoch u. a. Kakao und Kaffee überwiegend in Containern transportiert werden, wird der Kaispeicher A nicht mehr als Lagerhaus benutzt. Auch wenn sich der Containerschiffsverkehr am Südrand der Elbe konzentriert – die großen Kreuzfahrtschiffe passieren das Gebäude immer häufiger, um am Hamburg Cruise Center im Überseequartier anzulegen. Das stellt die Architekten vor eine Herausforderung: „Wenn die ‚Queen Mary 2‘ tutet, soll das nicht das Konzert beeinträchtigen“, sagt Petters. Der Konzertsaal im Herzen des Glasaufbaus ruht deshalb auf Federn; eine Beton- und eine Luftschicht sorgen dafür, dass kein unerwünschtes Geräusch die Musik stört – und dass die Musik nicht die Nachbarn stört. Der Akustiker Yasuhisa Toyota kümmert sich darum, dass von jedem der 2.150 Plätze, die ähnlich wie in einem Amphitheater um die Bühne herum angeordnet sind, die Musik optimal zu hören ist. Ein riesiger Reflektor unter der Decke wird die Akus­ tik im Raum optimieren. oktober 2007 Nr. 10 Die Elbphilharmonie, die in ihrem Glasaufbau die Form eines Schiffsbugs oder eines riesigen Segels aufnimmt, wird künftig auch auf dem Wasserweg erreichbar sein: An der Südseite des Vorplatzes entsteht im Grasbrookhafen ein Fähr- und Barkassenanleger, der die Besucher etwa von den Landungsbrücken zum Konzerthaus bringt. Mit seiner gläsernen Krone wird das Gebäude auf mehr als die doppelte Höhe wachsen und mit 110 Metern an seiner höchsten Stelle die umliegenden Bauten überragen. Der Glasaufbau verhindert, dass es wie ein massiges Hochhaus wirkt. Außer dem gro­ ßen Saal und einem weiteren Konzertsaal mit 550 Sitzen beherbergt es ein Fünf-SterneHotel mit 250 Zimmern, 45 Wohnungen und den Backstage-Bereich. Aus der Fassade sind hufeisenförmige Balkone für die Wohnungen ausgeschnitten. Durch die Glasfassade werden der Konzertsaal und sein bernsteinfarbenes Foyer hindurchschimmern. Als Schutz vor der Sonne werden die Glasscheiben, die in sechs verschiedenen Ländern hergestellt werden, nach einem speziellen Verfahren mit einem Punkte­raster versehen. Ein Computer errechnet individuell für jedes Fenster das optimale Ras­ter. Weltklasse soll aber nicht nur die Architektur des Konzertsaals haben. Christoph Lieben-Seutter, zuvor Leiter des Wiener Konzerthauses, soll als Generalintendant der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle ein Programm auf die Beine stellen, das sich im internationalen Vergleich sehen lassen kann. „Ein Projekt wie die Elbphilharmonie ist ein Geniestreich im Wettbewerb der Standorte“, sagte Lieben-Seutter 2006. Residenzorches­ ter wird das Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks; nicht nur Klassisches, sondern auch Jazz, Pop und Weltmusik sollen hier gespielt werden. Noch dröhnen die Baggermotoren, wo künftig Konzerte erklingen sollen. Bereits im September 2010 soll die Elbphilharmonie eröffnet werden. Schon in den nächsten Wochen wird ein langer Greifarm die noch verbleibenden Geschosse abreißen, bevor im November mit dem Wiederaufbau begonnen werden kann. Ab Sommer 2008 wird für jeden weithin sichtbar, dass aus dem alten Kai­speicher A die Elbphilharmonie wird: Dann beginnen die Arbeiten am spektakulären neuen Gebäudeteil über dem alten Backsteingebäude. Der Kakaogeruch wird bis dahin verschwunden sein; aber wenn die Elbphilharmonie erst einmal steht, wird ihn niemand vermissen. Wohnungen, ca. 45 Einheiten Großer Saal, ca. 2.150 Plätze Plaza Hotel, ca. 250 Zimmer Kleiner Saal, ca. 550 Plätze Musikpädagogischer Bereich/Saal 3 Im Querschnitt sind die geplanten Nutzungen der Elbphilharmonie zu erkennen HAFENCITY news Im Porträt Erste Maschen eines sozialen Netzes Mit der wachsenden Zahl von Bewohnern und Beschäftigten entsteht ein Geflecht nachbarschaftlicher Beziehungen hafencity Die HafenCity füllt sich mit Leben. Rund 900 Menschen werden Ende dieses Jahres in den Teilquartieren Am Sandtorkai und Dalmannkai leben. Sie teilen sich die neue Stadt mit einer steigenden Zahl von Angestellten in den bereits fertiggestellten Bürogebäuden und mit den Bauarbeitern und Handwerkern, die auf den Baustellen arbeiten. Auch Touristen zieht es zunehmend in Hamburgs neuen Stadtteil direkt an der Elbe. Mit diesen Pionieren wird das soziale Leben in der HafenCity bunter. Die ersten Knoten eines sozialen Netzes werden geknüpft. Bei einem Nachbarschaftstreff auf dem Dalmannkai kommen die Bewohner zusammen, diskutieren, grillen oder planen gemeinsame Ausflüge. Auf Internetforen diskutieren sie das Pflaster der Marco-Polo-Terrassen und geben sich gegenseitig Tipps, wo es die besten Brötchen gibt und welcher Handwerker zu empfehlen ist. Beschäftigte trinken in der Mittagspause Dr. Marcus Menzl von der HafenCity Hamburg GmbH entwickelt Lösungen, um die sozialen Prozesse in der HafenCity zu unterstützen In einer Stadt, die so schnell wächst wie die HafenCity, in der Menschen dicht nebeneinander wohnen, arbeiten oder als Besucher kommen und in der gleichzeitig an vielen Stellen gebaut wird, entstehen neue Chancen, aber auch neue Konflikte. Um Konflikte früh zu erkennen oder zu vermeiden sowie die Chancen einer aktiven Stadt zu nutzen, hat die HafenCity Hamburg GmbH einen Stadtsoziologen eingestellt, der sich dieser Aufgabe annehmen wird: Dr. Marcus Menzl. einen Espresso im Café, nachmittags spielen die Jugendlichen auf dem Vasco-daGama-Platz Basketball. „Die feinkörnige Nutzungsmischung in der HafenCity ist etwas Besonderes“, sagt Dr. Marcus Menzl von der HafenCity Hamburg GmbH. „Aber sie bedeutet auch, dass hier unterschiedliche Interessen viel direkter aufeinander prallen als in anderen Stadtteilen.“ Aufgabe des Stadtsoziologen Menzl ist es, eine tragfähige Balance zwischen diesen unterschiedlichen Interessen zu finden und Lösungen zu entwickeln, wie das Miteinander in dem Stadtteil gefördert werden kann. „Das innerstädtische Wohnen bringt erhebliche Potentiale, aber auch Belastungen mit sich. Daran muss man sich erst mal gewöhnen“, sagt Menzl. „Diesen Prozess werden wir unterstützen und erleichtern.“ Das wesentliche Ziel seiner Arbeit sieht er darin, die Bildung von Netzwerken zwischen den Akteuren in der HafenCity zu fördern. Geplant ist, Bewohnergruppen in vergleichbarer Lebenslage einzuladen und ihre Ansprüche zu sondieren. Was wünschen sich etwa Mütter, Rentner oder Rollstuhlfahrer? Wie können durch Selbstorganisation neue Qualitäten in der Stadt geschaffen werden? Wo muss die Realisierung der HafenCity früher auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzer abgestimmt werden? Der beabsichtigte Nebeneffekt dieser Treffen: Die Menschen lernen sich kennen, nachbarschaftliche Beziehungen verdichten sich weiter. Im Unterschied zu den über Jahrzehnte gewachsenen Stadtteilen entsteht die Nachbarschaft in der HafenCity in kürzester Zeit – während andere Teile der HafenCity im Planungsstadium sind. Menzl kann damit Ideen, wie das soziale Leben gefestigt werden kann und wie Konflikte sich besser vermeiden lassen, in die Planung des Stadtteils einspeisen. „Ich möchte als Antenne in den Stadtteil fungieren, die Ideen und Bedürfnisse der Menschen aufnehmen und in die Entwicklung der HafenCity einfließen lassen“, erklärt der 38-Jährige. Ein Welcome Package der HafenCity Hamburg GmbH wird den neu zuziehenden Bewohnern ab November die Orientierung in ihrer neuen Nachbarschaft erleichtern, den Weg weisen zu Behörden und Restaurants und über Hochwasserschutz informieren. Auch ein Buch über die HafenCity, das die Menschen auf den Ort einstimmt, soll Teil des Begrüßungspakets sein. „Wir möchten dazu beitragen, dass die Menschen sich mit der HafenCity identifizieren können“, sagt Menzl. Zu den Unternehmen, die in der HafenCity ansässig sind, wird Menzl engen Kontakt halten – um deren Mitarbeitern Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Hierbei kann er an die Aktivitäten des Projekts VERA anknüpfen: Wissenschaftler der HafenCity Universität regen innerhalb der Unternehmen sowie zwischen Arbeitgebern und der HafenCity Hamburg GmbH den Dialog darüber an, wie die Chancen des Stadtteils im Sinne möglichst weitreichender Familienfreundlichkeit genutzt werden können. Damit wird das soziale Netz in der HafenCity dichter und dichter. Marcus Menzl: „Ich bin optimistisch, dass der Stadtteil ein Ort mit einem äußerst bunten Sozialleben wird.“ Wie aus Nachbarn Freunde werden gibt es einen Gemeinschaftsraum für die Bewohner. Bei den ersten Treffen, organisiert von der Bergedorf-Bille-Stiftung, lernten sich die Bewohner kennen und waren sich sympathisch. Sie beschlossen, sich künftig in eigener Regie regelmäßig in den Gemeinschaftsräumen und an anderen Orten in der HafenCity zu treffen. „Unsere Runde ist schnell größer geworden“, berichtet Wegener. Über Mundpropaganda wurde der Nachbarschaftstreff bekannt. Wer einen neuen Nachbarn kennenlernte, lud ihn ein zum nächsten Termin. Mittlerweile gesellen sich auch Bewohner des Sandtorkais dazu. „Die Leute haben das Bedürfnis, zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen“, meint die Koordinatorin. Zu den Treffen lädt sie meist auch einen Gast ein: Ein Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks sprach mit ihnen über das Thema Sturmflut, auch vom Amt für Katastrophenschutz war schon jemand da. Auch der Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, Markus Schreiber, habe bereits zugesagt mit den HafenCity-Bewohnern zu diskutieren. Darü- OnLINEFOREN Die Menschen, die in der HafenCity wohnen und arbeiten, treffen sich auch im Internet, um die neuesten Entwicklungen in ihrem Stadtteil zu diskutieren. Unter diesen Adressen sind die Seiten zu finden: www.am-kaiserkai.net, www.hafencityleben.de, www.hafencity-news.de „Wir werden uns außer auf die Bewohner besonders auf Berufstätige ausrichten“ Hannsjörg Müller, Geschäftsführer des Diakoniewerks, über die neue Kindertagsstätte Herr Müller, das Diakoniewerk hat sich mit seinem pädagogischen Konzept gegen die Mitbewerber durchgesetzt und wird Betreiber der Kindertagesstätte am Sandtorpark. Wie haben Sie das geschafft? Wir sind eine Arbeitsgemeinschaft von mehreren Trägern, die ihre Kräfte bündeln – das ist ungewöhnlich. Zum Beispiel ist der pme Familienservice dabei, der besonders engagiert ist bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir als Diakoniewerk bringen Erfahrungen aus 60 Kindertageseinrichtungen in Hamburg mit. Die Hauptkirche St. Katharinen hat die verschiedenen Träger an einen Tisch gebracht. Was ist das Besondere an Ihrem Konzept? Wir werden uns außer auf die Bewohner besonders auf Unternehmen und Berufstätige ausrichten. Das bedeutet längere Öffnungszeiten, Hol- und Bring-Dienste und Angebote für die Kinder von Menschen, die nur vorübergehend in Hamburg leben – etwa ein Ingenieur, der kurzfristig an einem Projekt arbeitet und seine Familie mitbringt. Auch einen ausgeprägten Ansatz zur Zusammenarbeit mit der Grundschule haben wir entwickelt, die ja im gleichen Gebäude untergebracht sein wird. Susanne Wegener koordiniert den Nachbarschaftstreff im Haus der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille auf dem Dalmannkai. Die Menschen, die sich dort treffen, sind längst mehr als nur Nachbarn DALMANNKAI Wenn sie aus dem Fens­ ter schaut, sieht Susanne Wegener das Wasser des Grasbrookhafens. Containerschiffe ziehen auf der Elbe vorbei. Aber das meint sie nicht, wenn sie sagt: „Die Hafen-City hat meine Erwartungen übertroffen.“ Sie deutet auf das Nachbarhaus auf dem Dalmannkai, wie ihr eigenes mit großzügigen Fenstern ausgestattet. „Die Jalousien sind oben – wie eigentlich immer“, erläutert sie. „Wir sind eine offene Nachbarschaft – kaum jemand schottet sich ab.“ Wegener, eine engagierte 57-Jährige, koordiniert den Nachbarschaftstreff im Haus der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille, in dem auch ihre Wohnung liegt. Rund 20 bis 30 HafenCity-Bewohner kommen an jedem letzten Donnerstag des Monats zusammen, um einfach zu klönen oder um größere gemeinsame Aktivitäten zu planen. „Aus meiner Nachbarschaft ist ein neuer Freundeskreis geworden“, sagt Wegener. Ins Leben gerufen wurde der Treff von offizieller Seite. Im Wohnprojekt der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille am Dalmannkai inte rvi ew Wie wird diese Kooperation aussehen? Schon durch die räumliche Nähe wird es einen engen Austausch geben. Wir wollen Projekte miteinander gestalten – zum Beispiel haben wir eine Medienpädagogin, die in unseren Einrichtungen mit den Kindern Theateraufführungen zu Bibelgeschichten inszeniert. Sie könnte doch auch in die Schule kommen! Zusammenarbeit ist auch im Einzelfall möglich: Wenn ein Kind in der Kindertagesstätte schulreif ist, dann können Erzieher und Lehrern Gespräche führen, damit die Grundschule dem künftigen Schüler den Übergang in die erste Klasse erleichtern kann. Auch wirtschaftlich werden wir kooperieren: Die Küche der Kindertagesstätte wird täglich 400 Essen an die Schule liefern. Vor welchen besondere Herausforderungen steht eine Kindertageseinrichtung in der HafenCity? Das klassische Bild, dass Kinder dort in die Kindertageseinrichtung gehen, wo sie wohnen, wird sich etwas ändern. Wir werden sicher am Anfang viele Kinder betreuen, deren Eltern in der HafenCity arbeiten und die von einem Elternteil vor der Arbeit gebracht und abends abgeholt werden. Baulich vorgesehen ist die Einrichtung für 100 Kinder. Können sich die Unternehmen in der HafenCity jetzt schon an Sie wenden? Wir sind schon mehrfach angerufen worden: Wann kommt ihr denn endlich? Heute bereits haben wir Kinder in den Kindertagesstätten St. Michaelis und St. Petri, deren Eltern in der HafenCity arbeiten. Eröffnet wird die Kindertageseinrichtung in der HafenCity Ende 2008. Welche Rolle spielt eine Kindertagesstätte für soziale Entwicklung im Stadtteil? Sie kann sicher eine große integrierende Wirkung haben. Auch internationale Fachkräfte werden in der HafenCity leben und arbeiten. Wenn sie ihre Kinder in die Kinder­ tagesstätte bringen, dann wird sie ein Ort für einen regen Kulturaustausch werden. Aber auch für Eltern ist sie eine Anlaufstelle, um anderen Eltern zu treffen. In St. Katharinen etwa hatten wir kürzlich einen Vortrag zum Thema: Was ist Elementarpädagogik? Ich könnte mir vorstellen, dass ähnliche Vorträge auch in der HafenCity ein Publikum finden. www.diakoniewerk-alt-hh.de porträt Susanne Wegener bringt die Bewohner des Dalmannkais in einem Nachbarschaftstreff zusammen ber hinaus treffen sich die Nachbarn auch zum gemeinsamen Grillen im Innenhof eines der Dalmannkai-Häuser, zum Weintrinken auf den Marco-Polo-Terrassen oder zu einer Fahrradtour nach Wilhelmsburg. Auf der Internetseite des Nachbarschaftstreffs können Interessierte die neuesten Termine erfahren. Die Bewohner der HafenCity ärgert es, wenn es heißt, der Stadtteil sei kalt und steril. Sie habe schon in vielen Hamburger Bezirken gewohnt, viele Jahre vor allem in Altona verbracht – „aber eine so aktive Nachbarschaft hatte ich nie um mich herum“, sagt Susanne Wegener. Der gute Ruf ihres Viertels liegt ihr und ihren Nachbarn am Herzen. „Wir sind unter anderem ein sozialer Stadtteil und möchten auch so wahrgenommen werden.“ Die meisten kennen sich nun seit etwa einem Jahr – in dieser Zeit haben sie sich schon in den ersten Krisen unterstützt. Eine Bewohnerin hat sich von ihrem Partner getrennt, eine andere ist schwer krank geworden. Die Nachbarn helfen ihnen, so gut sie können. Denn die offene Architektur der HafenCity bringt es mit sich, dass sie Anteil nehmen am Leben der Menschen im Nachbarhaus. „Neulich habe ich auf dem Weg zur Arbeit etwas in der Wohnung vergessen und bin dorthin zurückgekehrt. Ich hatte mir schon einen dicken Schal umgewickelt gegen den Wind draußen. Als sie mich damit im Wohnzimmer stehen sah, rief eine Nachbarin an und fragte besorgt: ‚Bist du krank?‘“, erzählt Susanne Wegener. Was die Leute in der HafenCity eint: „Vor allem Menschen mit einer großen Liebe zum Hafen, starkem Interesse an städtischem Leben sowie an Kunst und Kultur kommen hierher, viele aktive Senioren und zunehmend auch Familien“, hat Susanne Wegener beobachtet. Auch sie ist hierher gezogen, weil es sie gereizt hat, in einen völlig neuen Stadtteil zu ziehen. „Was uns ausmacht“, sagt sie über die HafenCity-Bewohner, „ist der Wunsch, den Stadtteil mitzugestalten.“ Der Nachbarschaftstreff Bergedorf-Bille ist nur ein erster Schritt dazu. oktober 2007 Nr. 10 Halb mediterran, halb hamburgisch Während draußen die Baumaschinen lärmen, zieht drinnen Kaffeeduft durch den Raum. „Ein 100 Jahre altes Familienrezept“, erklärt Thomas Jeche dem Kunden: „Reine Arabica-Bohnen, ohne Zusätze.“ Dazu gibt es auf der Terrasse ein frisch belegtes Panino mit Parmaschinken. Die Hafenkräne und Containertürme im Hintergrund erinnern daran, wo sich Jeches Geschäft befindet: nicht in Italien, sondern am Vasco-da-Gama-Platz, in der Hamburger HafenCity. Im September hat Jeche seinen Laden eröffnet, „Feinkost Hafencity“ heißt er und ist doch mehr als ein Feinkostgeschäft. Aus den Büros am Grasbrook kommen die Angestellten auf einen Kaffee vorbei; immer öfter machen auch die Bauarbeiter ihre Frühstückspause bei ihm. Die Nachbarn aus den Wohnhäusern am Dalmannkai haben schon vor der Eröffnung vorbeigeschaut, berichtet der Gastronom, haben die Einrichtung aus hellem Holz gelobt und nach dem Sortiment gefragt. oktober 2007 Nr. 10 Im Feinkostladen von Thomas Jeche gibt es Spezialitäten aus Italien und aus Hamburg „Die Leute freuen sich mit uns über unseren neuen Laden“, sagt Jeche zufrieden. In die HafenCity ist er gezogen, weil er in dem wachsenden Stadtteil von Anfang an dabei sein und mitwachsen wollte. „Wenn in Eppendorf ein neuer Feinkostladen eröffnet, interessiert das niemanden“, sagt Jeche. Am Kaiserkai dagegen ist er so freundlich aufgenommen worden, dass es ihn selbst überrascht hat. Sein Sortiment: Eine ausgewogene Mischung aus mediterran und hamburgisch. In der Auslage stapeln sich Parmesan und Scamorza, Salami und Schinken, hausgemachte Antipasti und frische Nudeln. An den Wänden hängen Fotos der Speicherstadt, des Elbtunnels und der „Queen Mary 2“. „Als Feinkosthändler komme ich um italienische Produkte nicht herum – aber ich möchte auch einen Bezug herstellen zum Hafen und zu Hamburg“, sagt Jeche. Sein Kaffee „Hafen­ bohne“ kommt deshalb von einem Hamburger Händler, die Schokolade aus einer Hamburger Manufaktur gibt es in den Sorten „Elbstrand“ und „Stadtparkwiese“, und die Bonbons werden in einem Familienbetrieb in der Stadt von Hand gedreht. Wenn die Kreuzfahrttouristen und HafenCity-Besucher nach Mitbringseln suchen oder die Nachbarn ein originelles Geschenk suchen, sollen sie bei ihm fündig werden. Der Kontakt zu seinen Kunden ist Jeche wichtig. „Als Koch steht man allein in der Küche – hier kann ich mit den Menschen reden und über gutes Essen philosophieren“, sagt der 40-Jährige. Das Kochen hat ihn schon immer fasziniert. „Mit sechs Jahren habe ich schon bei meinen Eltern in der Küche gestanden“, berichtet er, „als Zwölfjähriger habe ich Anzeigen geschaltet und Hochzeitstorten gebacken.“ Nach dem Abi­ tur kam er aus dem Sauerland nach Hamburg – zunächst aber nicht als Gastronom. Jeche studierte Bank- und Versicherungswirtschaft und arbeitete in diesem Beruf fünf Jahre lang, bevor es ihn wieder in die Küche zog. Zuletzt betrieb er im Ostseebad Scharbeutz ein Hotel mit Restaurant. Nun wagt er mit seinem Feinkost Hafencity einen neuen Schritt. Und danach? „Ich würde gern auch hier wohnen“, sagt Jeche. Die Hafenatmosphäre mit dem Tuten der Schiffssirenen, dem Ausblick auf die großen Containerschiffe und die Hafenkräne gefällt ihm so gut, dass er sie auch nach Feierabend gern um sich haben möchte. www.feinkosthafencity.de HAFENCITY news Ausblick te r m in e m e ldun g Podiumsdiskussion zum Thema Nachhaltigkeit Neue Gesellschaft für nachhaltiges Bauen „Die HafenCity als nachhaltige Stadt“ ist der Titel der kommenden Veranstaltung der Reihe „HafenCity Dialoge“. Schon zum 13. Mal sind Besucher eingeladen, im Kesselhaus einer Präsentation mit anschließender Podiumsdiskussion zu folgen. Es besteht die Möglichkeit, selbst Fragen an die drei Gäste zu stellen. Unter ihnen wird auch der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Axel Gedaschko, sein. Die Veranstaltung findet statt am 15. Oktober um 18.30 Uhr, der Eintritt ist frei. HafenCity präsentiert sich auf der Expo Real Aus 65 Ländern kommen die Aussteller zur diesjährigen Expo Real nach München, um sich bei einer der wichtigsten internationalen Immobilienmessen zu Als größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsprojekt setzt die HafenCity Maßstäbe – auch beim Faktor Nachhaltigkeit. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (German Sus­ tainable Building Council). Der Zusammenschluss von Architekten, Investoren, Wissenschaftlern und Vertretern der Bauindustrie hat sich das Ziel gesetzt, nachhaltiges Bauen von der Planungsbis zur Nutzungsphase zu fördern. Dazu wird die Gesellschaft Expertenrunden veranstalten und die Öffentlichkeit über das Thema informieren. Ab 2008 wird der Verband ein eigenes Umweltsiegel für Gebäude vergeben; dazu wird er die Standards übernehmen, die die Hafen­City für ihr Umweltzeichen entwickelt hat (siehe folgende Meldung). HafenCity vergibt Umweltsiegel Mit einem eigenen Umweltzeichen will die HafenCity für Bauherren und Investoren einen Anreiz schaffen, hohe Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten. In fünf Kategorien zeichnet die HafenCity Hamburg GmbH künftig Bauprojekte aus, die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legen: Schutz des Ökosystems und der natürlichen Umwelt, Schutz der gesellschaftlichen Werte und öffentlicher Güter, Schutz der natürlichen Ressourcen, Schutz der Gesundheit und Sicherung und Erhaltung von Kapital und Werten. Die HafenCity prämiert damit also nicht nur Umweltschutz im engeren Sinn. Auch Bauprojekte, die den gegebenen Raum in idealer Weise ausnutzen oder die sich dadurch auszeichnen, dass sie für Behinderte leicht zugänglich sind, können das Siegel bekommen. Das Zeichen wird in Silber für besondere Leistungen verliehen, die mit keinen oder geringen Mehrkosten verbunden sind, welche sich kurzfristig amortisieren. Mit dem Umweltzeichen in Gold werden außergewöhnliche Leistungen prämiert: innovative Maßnahmen, die einen Mehraufwand bei der Planung oder bei den Kos­ten erfordern. Schon in einer frühen Planungsphase kann das Umweltzeichen beantragt und verliehen werden, wenn sich der Bauherr im Kaufvertrag oder einer Zusatzerklärung explizit zur Einhaltung der Standards verpflichtet. Damit ist es auch bei der Vermarktung des Gebäudes einsetzbar. Zwei neue HafenCity-Broschüren schlüsseln die Bewertungskriterien auf und informieren über die Voraussetzungen der Vergabe. IBA macht Elbinseln fit für die Zukunft Die HafenCity erweitert die Hamburger Innenstadt um 40 Prozent. Die Internationale Bauausstellung IBA kümmert sich um den Hamburger Süden – und zeigt ihre Projekte in zwei Ausstellungen präsentieren. Auch die HafenCity wird vom 8. bis 10. Oktober dort vorgestellt. Am Hamburg-Stand B2.430 können sich Interessenten über die rasanten Fortschritte informieren. Am Dienstag, dem 9. Oktober um 11.30 Uhr wird auf dem HafenCity/Hamburg-Empfang u. a. durch den Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Axel Gedaschko, über die Entwicklung Hamburgs informiert. Zur Expo Real werden rund 1.400 Aussteller und mehr als 18.000 Besucher erwartet. HCU-Studenten präsentieren Entwürfe Erstmals zeigen Studenten aller vier Fachbereiche der HafenCity Universität ihre Arbeiten gemeinsam der Öffentlichkeit. Im Rahmen der 2. Jahresausstellung präsentiert die HCU Entwürfe aus den Departments Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik und Stadtplanung im Terminal II des Hamburg Cruise Center in der HafenCity. Die Ausstellung wird am 29. Oktober um 18 Uhr feierlich eröffnet. Zu sehen ist sie vom Dienstag, 30. Oktober, bis Freitag, 3. November, täglich von 12 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. i m pr e ssu m Verlag: HafenCity Hamburg GmbH, Osakaallee 11, 20457 Hamburg V. i. S. d. P.: Susanne Bühler Design: lab3 mediendesign, Hamburg Redaktion: Grischa Koch Text: Swantje Wallbraun Schluss­redaktion: Oliver Holzweißig Druckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg Bildnachweis: Behnisch Architekten: S. 2 unten; M. Behrendt/Überseequartier Beteiligungs GmbH: S. 2 Mitte; C. Brinkmann: S. 8 links; B. Engel: S. 6, S. 7 oben links & unten; T. Hampel/ELBE&FLUT: S. 1 oben, Mitte & unten, S. 4/5 Mitte & rechts; HafenCity Hamburg GmbH: S. 3 oben, S. 7 oben rechts; Herzog & de Meuron: S. 4 links oben & unten; IBA: S. 8 rechts; H. Larsen: S. 3 unten; B. Rostami: S. 2 oben. Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen darf nur nach Genehmigung der HafenCity Hamburg GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit. 10. Auflage, Hamburg, Oktober 2007; © 2007 All rights reserved Elbinsel Mit der HafenCity rückt die Hamburger Innenstadt näher an die Elbe heran. Längst haben Stadtentwickler aber auch die Stadtteile jenseits der Elbe im Hamburger Süden auf der Agenda. Die Elbinseln Veddel und Wilhelmsburg sowie der Harburger Binnenhafen stehen im Mittelpunkt der IBA. Über einen Zeitraum von sechs Jahren, von 2007 bis 2013, werden im Rahmen der Bauausstellung Ansätze für die Stadtentwicklung in diesen Vierteln entworfen und umgesetzt. Wilhelmsburg etwa wird heute geprägt von wildem Grün, Brücken und einer zerrissenen Infrastruktur. Wichtige öffentliche Einrichtungen wie das Rathaus und das Bürgerhaus, die Berufsschule, der S- und Bus-Bahnhof Wilhelmsburg sowie das Einkaufszentrum am BertaKröger-Platz und das Haus der Jugend östlich der Bahntrassen sind durch die Verkehrsadern vom Umfeld isoliert. Der Mitte fehlt es an Verbindungen zu den Wohnquartieren. Die IBA Hamburg und die zeitgleich stattfindende Internationale Gartenschau greifen diese Problematik auf: Ein gemeinsames Zentrum soll die Ortsteile künftig miteinander verbinden. Eingelassen in die großzügigen Gartenschauflächen entstehen Wohn- und Bürogebäude. Ein Hochhaus akzentuiert westlich den Eingang zur neuen Mitte. Der geplante Kanal verbindet das Areal von Nord nach Süd, am Ufer entsteht Wohnraum mit Ausblick. Durch Sport- und Wellnesseinrichtungen Mit einem Modell stellt die Ausstellung „IBA at WORK“ den Planungsstand der Projekte vor nördlich und südlich der Neuenfelder Straße wird eine neue Nutzung vor Ort integriert. Die Gebäude bilden das bauliche Zentrum am Eingang der Internationalen Gartenschau und ermöglichen zudem die Fortführung der Einzelhandelsstruktur Richtung Westen. Urbanität grenzt unmittelbar an Freiraum, es entsteht ein Ort der Identifikation. Über die einzelnen Projekte der IBA in Wilhelmsburg, Harburg und auf der Veddel informiert die Ausstellung „IBA at WORK“. Als eine Werkstattschau stellt sie ihr Präsentationsgebiet vor: Herzstück der Ausstellung ist ein 27 m2 großes Modell, das den Planungsstand der Projekte zeigt. Acht einzelne Maßnahmen werden mit Filmen, Modellen und Plänen präsentiert, etwa die Gestaltung der Harburger HAFE NCIT Y I n f o C e n t e r i m Kesselhaus !USSTELLUNGUND#AFm dFFNUNGSZEITEN $I3O5HR !M3ANDTORKAI3PEICHERSTADT 4ELEFON KESSELHAUS (AFEN#ITYCOM WWW(AFEN#ITYINFO Schlossinsel als maritimes Wohn- und Arbeitsviertel, der Umbau des Wilhelmsburger Flakbunkers und das Projekt Lernende Metropole, ein integriertes Konzept aus Stadt- und Bildungsplanung. Drei Leitthemen haben sich die Planer im Rahmen der IBA gegeben: Unter dem Stichwort „Kosmopolis“ suchen sie nach Antworten auf die Frage, wie eine immer internationalere Stadtgesellschaft ihre Kraft entfalten kann. Unter dem Titel „Metrozonen“ zeigt die IBA, welches Potential für Wohn- und Arbeitsviertel an den Rändern der Metropole liegen kann. Im dritten Leitthema geht die IBA der Frage nach, wie städtisches Wachstum im Einklang mit der Umwelt gestaltet werden kann. Die Ausstellung „IBA at WORK“ ist bis zum 31. Juli 2008 zu sehen. Internationale Bauausstellungen haben in Deutschland eine mehr als 100-jährige Tradition. Schon sieben Mal haben sie seit 1901 stattgefunden. Der Geschichte der IBA ist eine zweite Ausstellung gewidmet, die in Ko­ operation mit dem M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst Nordrhein-Westfalen stattfindet. Die Ausstellung „IBA meets IBA“ ist bis 29. Februar 2008 in Hamburg zu sehen und wandert dann weiter nach Basel, wo derzeit die erste trinationale IBA geplant wird. Beide Ausstellungen werden gezeigt im ehemaligen Supermarkt, Krieterstraße 18/ Eingang Berta-Kröger-Platz in Wilhelmsburg. Geöffnet ist sie dienstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr, der Eintritt ist frei. oktober 2007 Nr. 10