Ein schöner Herbst liegt vor uns M ehrere volksheilkundliche Kräuterkurse nach Ignaz Schlifni wurden kürzlich mit ausführlichen Prüfungen abgeschlossen. Die Ausbildung in unserer Kräuterakademie, mit ihren hervorragenden Referenten, ist einzigartig in Österreich und zieht ganz besondere Menschen an. Das merke ich immer genau dann, wenn ich die Diplome überreiche und in die strahlenden Gesichter der frisch gebackenen FNL-Kräuterexperten/Kräuterpädagogen sehe. Uns alle verbindet Natürlichkeit und Echtheit, Liebe zur Natur und Bodenständigkeit. Viel davon ist in diesem Gesundheitsboten zu lesen. An dieser Stelle ein Hinweis: Im Moment laufen wieder E-Mails über ein angebliches Verbot der Heilpflanzen im digitalen Netz. Im September berichtete die Kronenzeitung in einer Sonntagsbeilage darü- ber. Wir haben diese Thematik schon 2011 ausführlich behandelt, denn damals kam es ebenfalls zu Kettenmails. Bis zum 15. Oktober kann man eine Petition unterzeichnen, bei der ein Recht auf Behandlung mit Naturheilverfahren eingefordert wird. Wir sind ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, die regionalen Heilkräuter zu schützen und das Wissen über die traditionellen Anwendungen in der Volksheilkunde lebendig zu halten. Wir haben größtes Interesse daran, unser Recht, die Heilpflanze in ihrer Ganzheit zu erkennen und für uns selbst zu benützen, in keiner Weise beschneiden zu lassen. Es schaut im Moment nicht so aus, als würde uns dieses Recht genommen. Aber natürlich müssen wir wachsam sein, denn der BrennnesselKrieg in Frankreich zeigt, wie schnell eine Pflanze ins Abseits gerät. In Frankreich ist es bei Strafe verboten, Pflanzen mit Brennnessel-Jauche zu versorgen oder auch nur Informationen darüber weiterzugeben. Zur Erinnerung: Niemand hindert uns bis jetzt daran, für uns selbst mit Kräutern zu arbeiten, sie im Garten anzusiedeln oder sie in der freien Natur zu sammeln (außer | Gesundheitsbote 5 – 2013 1 die Naturschutzbehörde, wenn die Pflanzen bereits selten sind). Es handelt sich beim angedrohten Heilpflanzenverbot um eine EU-Verordnung, die bei uns und in Deutschland bereits seit vielen Jahren umgesetzt ist. Es ging und geht um den Verkauf pflanzlicher Produkte inklusive Heilanzeigen, also um Firmen, die Naturheilmittel herstellen und eine „heilende Wirkung“ versprechen. Solche Mittel werden, wenn sie in den Handel kommen, einer genauen (kostspieligen) Prüfung unterzogen. Kleine Firmen tun sich da schwerer als die Pharmariesen, das ist keine Frage. Fair ist es sicherlich auch nicht. Wir, als größter und ältester Kräuterverein Österreichs, sind keine Hersteller von Naturheilmitteln, haben aber Mitglieder, die durch die geltende Gesetzeslage betroffen sein können. Wenn jemand meinen „Wipferlsaft“ vermarkten würde, wäre das kein Problem, wenn ich ihn vorher zur Zertifizierung einreiche. Aber ich dürfte auf keinen Fall „Hustensaft“ darauf schreiben, das ist bereits ein Hinweis auf eine Heilwirkung. Meiner Familie ist es egal, ob der Saft den Zulassungsregeln für Naturheilkunde entspricht. Der isolierte Wirkstoff (den man genau überprüfen kann) steht in Untersuchungen wahrscheinlich anders da, wie mein „Wipferlsaft“. Ich schreib deshalb auch gar nicht „Hustensaft“ darauf, denn mein Mann weiß ohnehin, dass er bestens wirkt! Man merkt an den Regulierungsbestrebungen, wie wichtig es ist, genau das zu machen, was wir tun: Wir geben Wissen weiter, damit sich jeder selbst helfen kann, sich jeder selbst seine unterstützenden Hausmittel herstellen kann. Nicht mehr – aber auch nicht weniger – Alles Liebe wünscht Dir Deine Bundesleiterin Sieglinde Salbrechter Eine Rose für den Winter Text von Kräuterexpertin Roswitha Gatterer | Gesundheitsbote 5 – 2013 3 D ie Rose als Venuspflanze und Symbol für Weiblichkeit und Schönheit hat die Herzen schon immer bewegt. Bei den im September zu Ende gegangen volksheilkundlichen Kräuterkursen nach Ignaz Schlifni haben die neuen Kräuterdiplomanden immer wieder hervorragende Arbeiten vorgelegt. Im Kurs der beiden Ullis in Kärnten (Baldessarini und Möderndorfer) hat Gatterer Roswitha aus Landskron alles, was sie über die Hagebutte herausfinden konnte, gesammelt und vorgestellt. Es steht für alle Vereinsmitglieder zur Verfügung. Besonders gut angekommen, sagt Roswitha Gatterer, sind die Ohrgehänge aus Hagebutten. Jeder wollte sie haben – zur Nachahmung empfohlen! Hundsrose/Hagebutte/ Rosa canina Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae) Ordnung: Rosenartige (Rosales) Familie: Rosengewächse (Rosaceae) Unterfamilie: Rosoideae Gattung: Rosen (Rosa) Sektion: Hundsrosen (Caninae) Lateinisch/botanische Bezeichnung der Hagebutte Rosae pseudo-fructus cum semine Drogenname Fructus cynosbati cum semine Die Hundsrose (Rosa canina), auch Hagrose oder Heckenrose genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie ist die häufigste wild wachsende Art der Gattung Rosen (Rosa) in Mitteleuropa. Ihr Trivialname „Hunds-Rose“ hat nichts mit Hunden zu tun, sondern bedeutet, dass man sie weit- | 4 Freunde naturgemäßer Lebensweise verbreitet finden kann. Früher wurden Bissverletzungen durch tollwütige Hunde mit dem Saft aus der Wurzel (Hundsrose) behandelt. Sie wächst an Hecken, an Straßen- und Wegrändern, auf Weiden, in Hohlwegen, in Gebüschen, Waldsäumen, in lichten Wäldern und Abhängen. Die Hundsrose kommt vom Tiefland bis ins Gebirge in Höhenlagen bis 1680 Meter in den Alpen vor. Nutzung als Pionierpflanze • Bodenfestiger • Zierstrauch • in den Rosenschulen für Veredelung Synonyme Vegetative Merkmale/Botanik Hundsrose, Hagrose, Heckenrose, Wildrose, Hagebutte, Hainbutte, Hiefen, Hetschepetsch, Rosenäpfel, Feldrose, Heideröschen, Apothekerrose, Zaunrose, Hille, Hagdorn, Mariendorn, Mehlbeere. Als Hagebutte bezeichnet man die Früchte verschiedener Rosenarten, wobei der Name Hagebutte selbst auf das Vorkommen der Pflanzen an Hecken, altdeutsch “Hag” und „Butte“, der rundlichen Form oder Butz, Butzen (Verdickung) entspricht. Als Hagebutten werden landläufig die Wildrosen selbst bezeichnet, an denen die Früchte, vor allem der Hundsrose (Rosa canina) wachsen. Die Hunds-Rose (Rosa canina) ist eine Wildrose, wächst als sommergrüner, aufrechter, lockerer Strauch und bildet lange, bogig überhängende Äste und Zweige. Sie ist winterhart, blüht weiß bis hellrosa und kann bis zu 5 Meter hoch werden. Die Hundsrose zeigt unterschiedliches Wuchsverhalten. Frei stehend entwickelt sich ein hoher, rundlicher Busch mit weit ausladenden überhängenden Ästen. Im Gebüsch klettert sie rutenförmig im Astwerk benachbarter Gehölze in die Höhe. Vorkommen Ganz Europa (außer in Finnland, Island), Nordwest-Afrika, Vorderasien. | Gesundheitsbote 5 – 2013 5 Sie blüht im Mai und Juni und fruchtet im September und Oktober. Die unterschiedlich großen (7 bis 10 mm) langen, hakig gebogenen Stacheln (Bildungen der Rinde) sitzen oft paarweise unterhalb der Blätter. Die Blätter sind wechselständig und unpaarig gefiedert mit 5 bis 7 Fiederblättchen. Die Nebenblätter sind flügelartig mit dem Blattstiel verwachsen. Die Hundsrose besitzt 5 Kelch- und 5 Blütenblätter und blüht nur einmal im Jahr. Sie vermehrt sich ungeschlechtlich, eine eigenartige Erscheinung (Heterogamie). Die Hagebutte ist eine Sammel(schein) frucht (Verwachsung von Einzelfrüchten), die aus den zarten Blüten der Wildrose entsteht. Die eiförmigen, ca. 2 cm langen und 12 mm breiten Hagebutten reifen im Spätherbst heran und bleiben noch bis ins | 6 Freunde naturgemäßer Lebensweise nächste Jahr an den Zweigen hängen. Sie sind korallenrot, kahl und zur Fruchtreife weich. Was wir volkstümlich als Frucht bezeichnen, die Hagebutte, ist eigentlich eine Pseudofrucht, die zum Teil vom Blütenkelch gebildet wird. Die echten Früchte sind die Kerne in den roten Schalen. Die Hagebutte ist nämlich eine Sammelfrucht, die viele kleine Nüsschen = Samen enthält. Das Fruchtfleisch der im Spätherbst geernteten Früchte entsteht aus dem Blütenboden. Die leuchtende Scheinfrucht ist der Träger der wirkungsvollen Vitamine A, B1, B2, K, P und sehr viel Vitamin C (Ascorbinsäure), Mineralstoffe, Fruchtsäuren und Gerbstoffe. Flavonoide und Carotinoide sind ebenfalls enthalten. Die Nüsschen der Hagebutte sind mit feinen, widerhakenbestückten Härchen bedeckt, die bei