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Konzerthausnacht im Rahmen des
WDR-Radiofestivals 2008 · SERGEJ
PROKOFIEW · Peter und der Wolf
op. 67· GEORGES BIZEt · LUDWIG VAN
BEETHOVEN · Konzert für Klavier
und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73
AM 12.09. 2008 · Carmen-Suite Nr. 1
PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY · La
Valse · So klingt nur Dortmund.
2,50 E
KONZERTHAUS DORTMUND · Freitag, 12.09. 2008 · 18.00
Dauer: ca. 5 Stunden 30 Minuten inklusive Pausen
WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN
PIETARI INKINEN Dirigent, Violine
GAUTIER CAPUÇON Violoncello
GABRIELA MONTERO Klavier
GEORG BLÜML Sprecher
Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht
gestattet sind.
Kulturpartner
WDR Sinfonieorchester Köln
4I 5
Programmteil I – 18.00
Programmteil IV – 21.30
SERGEJ PROKOFIEW (1891– 1953)
Kammermusik
Pietari Inkinen, Gautier Capuçon und Gabriela Montero
»Peter und der Wolf« op. 67
Ein musikalisches Märchen für Sprecher und Orchester
– Pause –
Programmteil II – 19.00
LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770 – 1827)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73
Allegro
Adagio un poco moto
Rondo: Allegro ma non troppo
– Pause –
PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY
Klaviertrio a-moll op. 50 »À la mémoire d’un grand artiste«
I. Pezzo elegiaco. Moderato assai – Allegro giusto
II. A. Tema con Variazioni. Andante con moto –
B. Variazione Finale e Coda. Allegro risoluto e con fuoco –
Andante con moto
– Pause –
Programmteil V – 22.45
Recital und Improvisationen Gabriela Montero
Programmteil III – 20.00
GEORGES BIZET (1838 – 1875)
»Carmen«-Suite
PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY (1840 – 1893)
Variationen über ein Rokoko-Thema für Violoncello und
Orchester A-Dur op. 33
Moderato quasi Andante
MAURICE RAVEL (1875 – 1937)
»La Valse« – Poème choréographique pour orchestre
– Pause –
6I7
KONZERTHAUS DORTMUND in Zusammenarbeit mit dem WDR
Die WDR-Konzerthausnacht wird von WDR 3 aufgezeichnet und teilweise auch live gesendet.
Programm
Gabriela Montero und Gautier Capuçon
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LOB DES UNGEHORSAMS SERGEJ PROKOFIEW »PETER UND DER WOLF«
»Ich fühlte immer die Notwendigkeit, selbstständig zu denken und meinen eigenen Ideen zu
folgen. Ständig hatte ich mit meinen Lehrern Meinungsverschiedenheiten, da ich niemals etwas
nur deshalb tun wollte, weil es die Regel war«, schrieb Sergej Prokofiew einmal über sich selbst.
Das klingt ganz nach dem Autor des musikalischen Märchens »Peter und der Wolf«, denn die
Story hat trotz Peters Ungehorsam gegenüber seinem Großvater ein Happyend. Hätte Peter sich
nicht aus der Hütte gewagt, wäre der Wolf nie gefangen worden. Wenn es hier eine Moral gibt,
dann die, dass man sich nicht scheuen sollte, überlieferte Meinungen in Frage zu stellen. Kinder
sollen auf ihren eigenen Witz vertrauen und sich nicht von der Trägheit der Älteren zurückhalten
lassen. Im Erwachsenenleben liegen die Dinge leider nicht immer so einfach. Prokofiew lebte
1936, als er das Stück schrieb, in einer Diktatur, die kaum etwas so wenig schätzte wie Selbstständigkeit und kritisches Denken. Nach langen Jahren im Ausland hatte ihn das Heimweh
zurück in die Sowjetunion getrieben, und »Peter und der Wolf« ist eines der ersten Werke, die dort
entstanden. Noch im gleich Jahr gab Schostakowitschs Oper »Lady Macbeth von Mzensk«
den Anlass für eine von Stalin selbst initiierte Hetzkampagne. Den brutalen ›Säuberungen‹ der
folgenden Jahre fielen auch zahlreiche Musiker zum Opfer, doch Prokofiew glaubte, sich aus all
dem heraushalten zu können. Tatsächlich erreichte der Bannstrahl sehr bald auch seine eigenen
Kompositionen: Eine Filmmusik, zwei Bühnenstücke und das Ballett »Romeo und Julia« wurden
abgelehnt. Immerhin hatte Stalin nichts gegen »Peter und der Wolf« einzuwenden. Seine Hofschreiber deuteten das leicht subversive Märchen sogar um – in den Triumph eines sozialis­
tischen Arbeiters über seinen kapitalistischen Unterdrücker.
Die Uraufführung am 2. Mai 1936 in Moskau wurde vom jungen Publikum begeistert auf­
genommen, doch die Presse nahm zunächst kaum Notiz von dem Stück. Inzwischen dürfte
es wohl Prokofiews weltweit bekanntestes Werk sein – unter den Erzählern, die es auf Platte
auf­genommen haben, sind Leonard Bernstein, David Bowie, Jacqueline du Pré, Mia Farrow,
Boris Karloff, Lorin Maazel, Itzhak Perlman, André Previn, Lina Prokofiew, Eleanor Roosevelt, Sting,
Peter Ustinov und viele andere prominente Persönlichkeiten.
KRAFTVOLL UND RADIKAL LUDWIG VAN BEETHOVEN KLAVIERKONZERT NR. 5
Wie so viele beim Publikum beliebte Stücke erhielt auch Ludwig van Beethovens fünftes Klavierkonzert einen Beinamen: »L’ Empereur« (Der Kaiser). Er geht zwar nicht auf den Komponisten
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selbst zurück, ist aber durchaus angemessen: Das vermutlich 1809 entstandene Es-Dur-Werk
ist das glanzvollste und am großzügigsten dimensionierte unter Beethovens Klavierkonzerten.
Das beginnt schon mit der ungewöhnlichen Länge des ersten Satzes, der nicht weniger als 578
Takte umfasst. Dieses Allegro verkörpert den Beethoven, der zur Legende wurde – kraftvoll,
energisch, phantasievoll die Konventionen der Gattung überschreitend. So steht am Beginn nicht
etwa die übliche Orchesterexposition; ihr ist vielmehr ein improvisatorisch anmutendes Klaviersolo vorangestellt. Eine radikale Neuerung enthält auch der Schluss des Satzes: Wo man normaler­
weise eine vom Solisten gestaltete Kadenz erwarten würde, schreibt Beethoven eine knappe,
teils vom Orchester begleitete Übergangspassage, die direkt zum hinreißenden Höhepunkt führt.
Natürlich sind auch die übrigen kadenzähnlichen Passagen sämtlich auskomponiert, sodass der
Musikwissenschaftler Joseph Kerman schreiben konnte: »Zum ersten Mal übernahm ein Komponist die alleinige Verantwortung für den gesamten Text eines Konzerts, einschließlich seiner
mannigfaltigen quasi-improvisatorischen Momente.«
So kraftvoll brillant der erste Satz ist, so introvertiert gibt sich das folgende Adagio un poco
moto. In der Beethoven-Literatur wurde es als eine »Klangstudie« bezeichnet – das rechtfertigen
zahlreiche ungewöhnliche Effekte wie etwa die Instrumentation der Anfangsmelodie, die von den
Geigen, nicht aber von den tiefen Streichern mit Dämpfer gespielt wird. Ohne einen formalen
Abschluss endet das Adagio mit einer zögernden Überleitung in den Schlusssatz. Dieser ist wie
üblich ein Rondo; er erinnert mit seinem 6 /8-Takt an die ›Jagd-Finales‹ des 18. Jahrhunderts.
Im Ausdruck kehrt der Satz wieder zum grandiosen Charakter des Anfangs zurück. Die Vitalität
wird durch drängende Rhythmen und unerwartete Akzente noch gesteigert – ein würdiger
Abschluss dieser wahrhaft ›imperialen‹ Komposition.
POPULÄR UND RAFFINIERT GEORGES BIZET »CARMEN«-SUITE
Als Georges Bizet am 3. März 1875 sein neuestes Werk auf die Bühne brachte, konnte noch niemand ahnen, dass daraus einmal die populärste Oper aller Zeiten werden würde. Denn »Carmen«
fiel bei der Pariser Uraufführung zwar nicht gerade durch, wurde aber durchaus kontrovers
diskutiert. Man bemängelte das »unmoralische« Libretto und warf dem Komponisten, heute kaum
noch verständlich, »zügellosen Wagnerismus« vor. Gewiss, Bizet hat aus seiner Bewunderung für
Wagner keinen Hehl gemacht, doch in seiner »Carmen«-Musik schlägt sie sich kaum nieder.
Treffender scheint heute das Urteil Friedrich Nietzsches, der Bizets Oper geradezu als Gegenpol
zum Wagnerschen Musikdrama sah: »Diese Musik scheint mir vollkommen. Sie kommt leicht,
Werke
biegsam, mit Höflichkeit daher. Sie ist liebenswürdig, sie schwitzt nicht [...] Diese Musik ist böse,
raffiniert, fatalistisch; sie bleibt dabei populär – sie hat das Raffinement einer Rasse, nicht eines
einzelnen. Sie ist reich. Sie ist präzis. Sie baut, organisiert, wird fertig: damit macht sie den
Gegensatz zum Polypen in der Musik, zur ›unendlichen Melodie‹. Hat man je schmerzhaftere
tragische Akzente auf der Bühne gehört? Und wie werden diese erreicht! Ohne Grimasse! Ohne
Falschmünzerei! Ohne die Lüge des großen Stils.«
Weit eher als ›Wagnerismus‹ könnte man der Oper die allgegenwärtigen Hispanismen vorwerfen.
Doch Bizet bemühte sich sehr um echtes musikalisches Kolorit, studierte pedantisch die spezifischen Rhythmen und harmonischen Eigentümlichkeiten spanischer Volksmelodien. Sein Wissen
nutzte er vorwiegend zu stilgerechten Nachgestaltungen; nur eine Melodie, die berühmte ›Habanera‹, übernahm er notengetreu aus Yradiers spanischer Liedersammlung. Letztlich waren es
wohl gerade die spanischen Elemente der Oper, die maßgeblich zu ihrem weltweiten Erfolg
beitrugen. Diesen Erfolg konnte der Komponist selbst allerdings nicht mehr miterleben: Er starb
am 3. Juni 1875, genau drei Monate nach der Uraufführung. Schon bald nach seinem Tod wurden
aus der Oper Potpourris und Suiten für alle erdenklichen Besetzungen zusammengestellt.
EIN VERKAPPTES CELLOKONZERT
PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY VARIATIONEN
ÜBER EIN ROKOKO-THEMA
Das schlichte, klassisch proportionierte Thema der »Rokoko-Variationen« könnte von Haydn oder
Mozart sein, stammt aber tatsächlich von Peter Tschaikowsky – eine gelungene Stilkopie und
Huldigung an die Musik des 18. Jahrhunderts. Die 1876/77 entstandenen Variationen stehen damit
in einer Reihe ›neoklassizistischer‹ Kompositionen, die unter anderem auch die »Mozartiana«Orchestersuite und die Serenade op. 48 umfasst. Zeitlebens verehrte Tschaikowsky Mozart – in
welchem Maß, das zeigt eine Tagebucheintragung aus dem Jahr 1887: »Wenn Beethoven in meinem
Herzen einen Platz einnimmt wie Gott Zebaoth, so liebe ich Mozart wie einen Christus der Musik.
[...] Seine Musik ist so voller unerreichbar-gottgleicher Schönheit; wenn man also jemanden neben
Christus nennen kann, dann nur ihn. [...] Nach meiner tiefen Überzeugung ist Mozart der höchste
Gipfelpunkt, den die Schönheit im Bereich der Musik erreicht hat. Nur bei ihm habe ich geweint und
gebebt vor Begeisterung, weil ich wusste, dass ich dem nahe war, was wir Ideal nennen.«
Gewidmet sind die Variationen dem deutschen Cellisten Wilhelm Fitzenhagen, einem Kollegen
Tschaikowskys am Moskauer Konservatorium. Dieser erstellte die heute gängige Fassung des
Werkes, die dieses »verkappte Cellokonzert« noch effektvoller machte. Die Unterschiede zur erst
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1941 veröffentlichten Originalfassung liegen vor allem in der Umstellung einzelner Variationen,
einer späteren Platzierung der Kadenz und einer Kürzung um 35 Takte. Über das Ausmaß der Veränderungen war Tschaikowsky zunächst verärgert, doch eine Erfolgsmeldung des Freundes vom
Sommer 1879 versöhnte ihn wieder: »Mit Ihren Variationen habe ich Furore gemacht. Das Stück
hat so gefallen, dass man mich dreimal auf das Konzertpodium gerufen und nach der AndanteVariation (d-moll) stürmisch applaudiert hat. Liszt sagte zu mir: ›Ja, das ist endlich wieder Musik!‹«
SYMBOL EINER VERGANGENEN EPOCHE MAURICE RAVEL »LA VALSE«
Den ersten Hinweis auf »La valse« enthält ein Brief, den Maurice Ravel 1906 an den Musikkritiker
Jean Marnold schrieb. Darin heißt es, er plane einen »großen Walzer, eine Art Hommage an den
großen Strauss – nicht Richard, der andere, Johann. Sie kennen meine tiefe Sympathie für diese
wunderbaren Rhythmen!« Das Projekt mit dem Arbeitstitel »Wien« blieb allerdings zunächst liegen, und als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, schien es endgültig begraben: Ein Werk, benannt
nach der Hauptstadt eines verfeindeten Staates, war für den Patrioten und Kriegsfreiwilligen
Ravel undenkbar. Doch im Jahr 1919 erhielt er einen Auftrag von Sergej Diaghilew, dem Impresario der »Ballets russes«, und bis zum April 1920 stellte er die Komposition fertig. Das Stück
erhielt nun den französischen Titel »La Valse«, und auch in Ravels Programmnotiz ist von Österreich nur noch indirekt die Rede: »Durch wirbelnde Wolken hindurch sind Walzer tanzende Paare
schwach erkennbar. Allmählich zerteilen sich die Wolken und geben den Blick auf einen gewaltigen Saal frei, in dem sich eine Menschenmenge dreht. Die Szene wird allmählich heller.
Das Licht der Kronleuchter verbreitet sich in strahlendem Fortissimo. Ein Kaiserhof um 1855.«
Natürlich hätte man im Jahr 1855 weder in Wien noch anderswo einen Walzer, wie Ravel ihn
schrieb, hören können. Stilzitate à la Lanner oder Strauß sind in ihm zwar enthalten, doch sie sind
eingebettet in eine Tondichtung, die nach Meinung vieler Kommentatoren die ganze Geschichte
des Walzers nachzeichnet: Entstehen, Aufblühen, Triumph und Zerstörung dieses Tanzes. Wie aus
Urnebeln steigen zu Beginn erste Andeutungen von Walzerklängen herauf. Sie gewinnen allmählich festere Konturen, bilden dann wie in einem großen Strauß-Walzer eine ganze Kette von Melodien. In ihrem Verlauf wird die harmonische Sprache immer abenteuerlicher, immer gehetzter
werden Rhythmik, Dynamik und Klangfarben mobilisiert. Die grell instrumentierte Coda führt
schließlich zum Aufbäumen und jähen Abbruch des ganzen »phantastischen und schicksalhaftunabwendbaren Wirbels« (Ravel). Der Walzer wird zum Totentanz des alten Europa, zum Symbol
einer Epoche, die mit dem Ersten Weltkrieg unwiderruflich zu Ende ging.
Werke
DENKMAL FÜR EINEN PIANISTEN PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY KLAVIERTRIO
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»Sie fragen mich, warum ich kein Trio komponiere?«, schrieb Peter Tschaikowsky am 24. Oktober
1880 an seine Gönnerin Nadeschda von Meck. »Verzeihen Sie, liebe Freundin, so gern würde ich
ihren Wunsch erfüllen, doch das übersteigt meine Kräfte. Es ist wohl eine Caprice meines Gehörs,
dass ich die Verbindung von Klavier mit Geige oder Cello nicht vertragen kann [...] Ich weiß, dass
es viele Trios von großem musikalischen Wert gibt, aber als Form mag ich das Trio nicht und kann
darum nichts in dieser Art schreiben, das von wirklichem Gefühl durchwärmt wäre.« Nur wenig
später scheint Tschaikowsky allerdings seine Meinung geändert zu haben: Zwischen Dezember
1881 und Februar 1882 komponierte er das Klaviertrio a-moll. Diesen erstaunlichen Sinnes­
wandel bewirkte offenbar der Tod Nikolaj Rubinsteins, der als Freund und Förderer eine
äußerst wichtige Rolle in Tschaikowskys Leben gespielt hatte. Ihm ist das Klaviertrio gewidmet: »À la mémoire d’un grand artiste« war auf dem Titelblatt zu lesen. Das Ensemble aus
Klavier, Violine und Violoncello wählte Tschaikowsky vielleicht, weil er dem Pianisten Rubinstein
ein großes, dabei aber zugleich persönlich-intimes Denkmal setzen wollte. Das fertige Werk
sprengte allerdings in seiner ausladenden Klanglichkeit fast schon den Rahmen eines Klaviertrios, und auch sein Umfang schien beispielsweise dem Wiener Kritiker Eduard Hanslick über­
trieben: »Es gehört zu der Klasse der Selbstmörder unter den Kompositionen, zu jenen, welche
durch unbarmherzige Länge sich selbst umbringen.« Diese Prophezeiung erwies sich zum
Glück als falsch: Tschaikowskys Klaviertrio ist bis heute sehr lebendig, es gilt als das bedeutendste unter seinen Kammermusikwerken.
Zur monumentalen Wirkung des Stücks mag beitragen, dass sich die etwa 45 Minuten
Spieldauer auf nur zwei Sätze verteilen. Die langsame Einleitung des ersten beginnt mit einer
elegischen Cellomelodie, die dann von der Violine, schließlich vom Klavier übernommen wird.
Aus ihr ist auch das thematische Material des ersten Themas im schnellen Hauptteil abgeleitet.
Noch zwei weitere Themen stellt Tschaikowsky in der Exposition vor: eines mit Klavier­akkorden
in punktiertem Rhythmus, gefolgt von einem gesanglichen Nachsatz, das andere in absteigender Melodik und mit einem markanten Viertonmotiv endend. Relativ knapp ist der Durchführungsteil gehalten, auf den eine reguläre Reprise folgt. Die Coda kreist um den Beginn des Haupt­
themas. Das Thema des zweiten Satzes, das vom Klavier alleine gespielt wird, hat den Charakter
eines russischen Volksliedes. Es soll angeblich die Erinnerung an ein Fest im Jahr 1873 fest­
halten, das Tschaikowsky und Rubinstein gemeinsam erlebten. Jede der folgenden Variationen,
so glaubte man jedenfalls im Freundeskreis des Komponisten, spiegelt eine Episode im Leben
Nikolaj Rubinsteins wider.
Werke
Pietari Inkinen
16 I 17
WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN
Das 1947 entstandene WDR Sinfonieorchester Köln zählt zu den international renommierten
Sinfonieorchestern. Seinen hervorragenden Ruf erwarb es sich in Zusammenarbeit mit den Chefdirigenten Christoph von Dohnányi, Zdenek Macal, Hiroshi Wakasugi, Gary Bertini, Hans Vonk und
Semyon Bychkov. Daneben standen so namhafte Gastdirigenten wie Claudio Abbado, Karl Böhm,
Fritz Busch, Herbert von Karajan, Erich Kleiber, Otto Klemperer, Lorin Maazel, Sir André Previn,
Zubin Mehta, Sir Georg Solti und Günter Wand am Pult des Orchesters.
Eindrucksvolle Belege für den außerordentlichen Rang des WDR Sinfonieorchesters Köln und
seine stilistische Vielseitigkeit sind die erfolgreichen Konzertreisen durch Europa, Russland, Japan,
China, die USA und Südamerika sowie die regelmäßigen Radio- und Fernsehübertragungen und
die zahlreichen Schallplatteneinspielungen, die musikalische Maßstäbe setzten.
Neben der Pflege des klassisch-romantischen Repertoires machte sich das WDR Sinfonie­
orchester Köln vor allem durch seine Interpretationen der Musik des 20. Jahrhunderts einen Namen.
Luciano Berio, Hans Werner Henze, Mauricio Kagel, Krzysztof Penderecki, Igor Strawinsky,
Karlheinz Stockhausen und Bernd Alois Zimmermann gehören zu den zeitgenössischen Komponisten, die ihre Werke mit dem WDR Sinfonieorchester Köln aufführten.
18 I 19
Chefdirigent des WDR Sinfonieorchesters Köln ist seit der Saison 1997/98 Semyon Bychkov.
Unter seiner Leitung hat sich das Profil des Orchesters weiter geschärft. Zahlreiche CD-Veröffentlichungen zeugen von der besonderen Qualität der 10-jährigen musikalischen Partnerschaft.
Die unter Semyon Bychkovs Leitung entstandene Aufnahme von Richard Strauss’ »Daphne«
erhielt den ECHO Klassik 2006 als »Operneinspielung des Jahres«. Anfang 2008 wurde die
Produktion der Dvorák-Oper
ˇ
»Der König und der Köhler« mit dem WDR Sinfonieorchester Köln
unter der Leitung von Gerd Albrecht mit dem MIDEM Classical Award ausgezeichnet.
PIETARI INKINEN
Pietari Inkinen, der vor kurzem vom New Zealand Symphony Orchestra zum Music Director
ernannt wurde, zählt zu den aufregendsten Talenten der neuen Dirigentengeneration. Er machte
sich international bereits einen Namen, wovon Einladungen zum Gewandhausorchester Leipzig,
zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, zum WDR-Sinfonieorchester, zum Maggio
Musicale sowie Orchestra Nationale de Belgique, BBC Symphony, BBC Philharmonic, Cincinnati
Symphony Orchestra und Japan Philharmonic Orchestra zeugen.
Der junge Dirigent hat bereits am Pult zahlreicher namhafter Orchester gestanden, darunter
Bamberger Symphoniker, Rotterdam Philharmonic, Oslo Philharmonic, Orchestra Sinfonica di
Milano G. Verdi, Orchestre National de Lyon u.v.m. Dabei arbeitete er mit Solisten wie Vadim Repin,
Hilary Hahn und Pinchas Zukerman. Wiederholt hat Pietari Inkinen an der Finnischen Nationaloper
dirigiert. In der Saison 2006/07 leitete er dort eine Produktion von »Eugen Onegin«.
Sehr erfolgreich war sein Debüt am Brüsseler Théâtre de la Monnaie mit Strawinskys »Le Sacre
du Printemps«. Pietari Inkinens CD mit der Bayerischen Kammerphilharmonie für Oehms Classics
erhielt hervorragende Kritiken und wurde vom BBC Music Magazine zur Einspielung des Monats
gewählt. Mit dem New Zealand Symphony Orchestra nahm er für Naxos zwei CDs mit Werken von
Sibelius und Rautavaara auf, außerdem spielte er mit dem Avanti Chamber Orchestra eine Kammeroper von Lotta Vennäkoski ein. In der letzten Saison folgten zwei weitere Aufnahmen für Naxos
mit dem Bournemouth Symphony Orchestra und dem New Zealand Symphony Orchestra. Nicht
nur als Dirigent, sondern auch als Geiger ist Pietari Inkinen erfolgreich. Drei Jahre lang studierte
er in der Klasse von Zakhar Bron an der Kölner Musikhochschule. Nach einem Konzert mit seinem
Inkinen-Trio im Londoner Saal St. John’s Smith Square debütierte das Ensemble im September
2007 in der Wigmore Hall. Pietari Inkinen spielt auf einer Violine von Carlo Bergonzi aus der Zeit
um 1732, die ihm von der Gyllenberg Foundation zur Verfügung gestellt wird.
BIOGRAFIEn
GAUTIER CAPUÇON
Gautier Capuçon wurde 1981 in Chambéry geboren und erhielt bereits im Alter von fünf Jahren
ersten Cellounterricht. Später setzte er seine Ausbildung am Conservatoire Supérieur de Paris
bei Annie Chochet-Zakine und Philippe Muller fort. Seit 2000 studiert er in der Meisterklasse
von Heinrich Schiff in Wien.
1997 und 1998 war er Mitglied des European Community Youth Orchestra sowie des Gustav
Mahler Jugendorchesters. Bereits im Alter von 14 Jahren erhielt er einen ersten Preis für Cello.
1999 war er erster Preisträger der Maurice-Ravel-Musikakademie von Saint-Jean de Luz und
erhielt den Zweiten Preis des internationalen Cello-Wettbewerbs von Christchurch (Neuseeland)
sowie den Ersten Preis des André-Navarra-Wettbewerbs von Toulouse. Im Juni 2000 gewann
er den Cello- und Kammermusik-Preis des CNSMP. Im Jahre 2001 wurde er bei den Victoires
de la musique als »Junges Talent des Jahres« ausgezeichnet.
2006 / 07 waren Konzerte mit dem National Symphony Orchestra Washington unter
Leonard Slatkin, Philadelphia Orchestra mit Charles Dutoit, eine Tournee mit dem Gustav
Mahler Jugendorchester unter Myung-Whun Chung u. a. im Wiener Musikverein und in
Salzburg, eine Tournee durch Australien, Neuseeland und China, eine erste Zusammenarbeit
mit Emanuel Ax beim Saratoga Festival sowie eine erste Zusammenarbeit mit Leonidas
Kavakos, Kim Kashkashian und Elisabeth Leonskaja bei den Salzburger Festspielen Meilensteine seiner Karriere.
In der Saison 2007/ 08 war er mit dem WDR Sinfonieorchester unter Leitung von Semyon
Bychkov auf einer umfangreichen Tournee in Italien, Kroatien und dem Baltikum. Desweiteren
stehen Konzerte mit dem Gürzenich Orchester, dem hr-Sinfonieorchester, mit Martha Argerich
im Musikverein Wien, mit Oleg Maisenberg im Konzerthaus Wien, dem Orchestre National de
France, dem Toronto Symphony Orchestra neben zahlreichen Kammermusikabenden z. B. in
Frankfurt, Dortmund, Paris, London im Kalender des Künstlers. Eine Recitaltournee mit Gabriela
Montero führt ihn im April 2009 nach München, Bonn, Dortmund, Hamburg und Heidelberg.
Im Mai 2008 hat er mit dem hr-Sinfonieorchester und Paavo Järvi die Cellokonzerte von
Dvorák
ˇ und Victor Herbert aufgenommen. Die CD wird bei Virgin Classics im Januar 2009
erscheinen. Aktuell erschienen ist ebenso bei Virgin Classics eine Duo-CD mit der Pianistin
Gabriela Montero. Bei Virgin Classics wurden u. a. außerdem veröffentlicht: Konzerte von Haydn
mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Leitung von Daniel Harding (»Diapason d’Or« und
»Choc du Monde de la musique«), Schuberts »Forellenquintett« sowie Trios von Brahms
mit seinem Bruder Renaud und Nicholas Angelich (Preis der deutschen Schallplattenkritik).
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BIOGRAFIEn
2007 erhielt er den Echo-Preis in der Kategorie »Kammermusik-Einspielung des Jahres
20. / 21. Jahrhundert.« für die Aufnahme »Inventions« (Virgin Classics) mit seinem Bruder
Renaud Capuçon.
Er spielt sowohl auf einem Instrument von Matteo Goffriler aus dem Jahre 1701 als auch auf
einem Instrument von Joseph Contreras aus dem Jahre 1746. Beide Instrumente sind Leihgaben
der Banca della Svizzera Italiana (BSI).
Seit der Saison 2006/07 ist Gautier Capuçon Künstler in der Reihe »Junge Wilde« im
KONZERTHAUS DORTMUND.
GABRIELA MONTERO
Gabriela Montero wurde 1970 in Caracas, Venezuela, geboren. Schon im Alter von fünf Jahren
spielte sie ihr erstes öffentliches Recital, mit acht Jahren zum ersten Mal mit einem Orchester.
Die Familie siedelte in die USA über, wo Gabriela Montero dank eines staatlichen Stipendiums
studieren konnte und bald auch zahlreiche Wettbewerbe gewann. Nach Studien bei Lyl Tiempo
und Andrzej Esterhazy ging sie zu Hamish Milne an die Royal Academy of Music nach London,
wo sie 1994 ihren Abschluss machte.
Internationale Aufmerksamkeit errang Gabriela Montero, als sie 1995 beim Chopin Wett­
bewerb in Warschau die Bronze-Medaille gewann. Seither gibt sie weltweit Konzerte. Sie spielte
mit Orchestern u. a. unter der Leitung von Gustavo Dudamel, Lorin Maazel, Claudio Abbado,
James Judd, Michel Béroff, José Serebrier, Stanislaw Skrowaczewsky und Tamás Vásáry.
Sie war in renommierten Konzertsälen wie dem Kennedy Center (Washington), der Wigmore
Hall (London), dem Centre Peladeau (Montreal) sowie dem Teatro Colon (Buenos Aires) zu Gast.
Drei Tourneen führten sie nach Japan.
Als Kammermusikerin konzertiert sie mit Künstlern wie Lilya Zilberstein, Gautier Capuçon,
Maurice Hasson, Tamás Vásáry und Martha Argerich, die über Gabriela Montero sagt: »Ich bin
selten so einem Talent wie Gabriela begegnet«.
Zu ihren Engagements gehören Konzerte mit dem Philharmonia Orchestra (Royal Albert Hall,
London) und Recitals in Hamburg, Frankfurt und Berlin sowie die Aufführung aller BeethovenKlavierkonzerte mit dem Orchester Simón Bolivar in Caracas. Sie feierte große Konzerterfolge
im Teatro Colon und trat auch mit dem Stuttgarter Kammerorchester auf. Im März 2006 gab
Gabriela Montero außerdem ihr höchst erfolgreiches Debüt mit den New Yorker Philharmonikern
unter Lorin Maazel.
22 I 23
Neben ihren überragenden interpretatorischen Fähigkeiten hat Gabriela Montero ein bemerkenswertes Talent für Improvisationen, womit sie ihr Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen
hinreißt – zu erleben auf der Doppel-CD »Martha Argerich and Friends« mit Live-Aufnahmen
vom Lugano Festival 2003, erschienen bei EMI Classics. Ihre Improvisationskunst hat sie auch
bei einem Konzert im Rahmen der Kölner Musiktriennale 2007 unter Beweis gestellt.
Auf ihrer jüngsten CD »Bach & Beyond«, 2006 veröffentlicht, und mit einem »Choc du
Monde de la Musique 2006« ausgezeichnet, improvisiert die junge Pianistin über Themen von
J. S. Bach.
Außerdem wurde Gabriela Montero mit einem »ECHO Klassik 2006« als Instrumentalistin des
Jahres in der Kategorie Tasteninstrumente geehrt. Dem folgte 2007 im Rahmen der jährlichen
ECHO-Klassik-Preisverleihung der »Klassik ohne-Grenzen-Preis«.
GEORG BLÜML
Der in München geborene Tenor studierte Gesang an der Musikhochschule Augsburg und ist
seit 1992 als Regisseur tätig. 1995 gründete er ein eigenes Opern-Ensemble und Münchens
Kleinstes Opernhaus in der Pasinger Fabrik, wo er mit »La Cenerentola« und »Der Barbier von
Sevilla« von Rossini die Münchener Off-Opernszene etablierte.
2001 folgte eine Einladung zum 3rd International Chamber-Opera Festival in Seoul zur koreanischen Erstaufführung von Lehárs Operette »Der Graf von Luxemburg« am National Theatre
of Korea in koreanischer Sprache. Seine Inszenierung des »Judas Maccabaeus« von Händel im
Kulturforum Fürstenfeld wurde von der Süddeutschen Zeitung zum »Kulturevent des Jahres
2002« gekürt.
Zudem ist Georg Blüml seit 1999 Dozent für szenische Gestaltung an der Bayerischen Singakademie. Neben seiner Tätigkeit als Regisseur sang der vielseitig begabte Künstler 2004/05
die Hauptrolle in der Offenbach-Operette »Pariser Leben« in einer Produktion der Städtischen
Bühnen Münster.
2005 wurde sein Stück »Das Leben ohne Zeitverlust« mit Chansons der Nachkriegszeit von
Edmund Nick im Kulturzentrum Gasteig, München, uraufgeführt. Großen Erfolg fand auch seine
Bearbeitung von Brechts »Schwejk im zweiten Weltkrieg«, welche er zusammen mit Christian
Gerhaher, Gerold Huber und Siegfried Mauser u. a. in der Bayerischen Akademie der Schönen
Künste aufführte. Darüber hinaus arbeitet Georg Blüml als Schauspieler, freier Autor und
Zeichner.
BIOGRAFIEn
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Im Oktober 2008 kommt das Symbol für russische Kultur schlechthin, Musiker des St. Petersburger Mariinsky-Theaters in Begleitung des Stardirigenten Valery Gergiev, im Rahmen einer
Zeitinsel nach Dortmund.
Fr 24. 10. 2008
20.00
»Russische Romantik«
Werke von Rimsky-Korsakow und Tschaikowsky
Sa 25. 10. 2008
19.00
»Turandot«
Puccinis Meisterwerk in einer konzertanten
Fassung
So 26. 10. 2008
18.00
»Romeo und Julia«
Dem wohl berühmtesten Liebespaar aller
Zeiten wurde u. a. von Berlioz, Tschaikowsky
und Prokofiew ein musikalisches Denkmal
gesetzt.
Förderkreis des Handwerks e.V.
zugunsten KONZERTHAUS DORTMUND
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Texte Jürgen Ostmann
Fotonachweise
Titel © Daniel Sumesgutner
S. 4|5 © Mischa Salevic · WDR
S. 8|9 © Michael Tammaro · VirginClassics
S. 16 © Tanja Ahola
S. 18 © Klaus Rudolph · WDR
S. 20 © Michael Tammaro · VirginClassics
Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa
Redaktion Dr. Jan Boecker
Konzeption Kristina Erdmann
Anzeigen Anne-Katrin Röhm · T 0231-22 696 161
Druck RRD Rhein-Ruhr Druck GmbH & Co. KG
Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung.
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