arbeitsplatz erde

Werbung
ARBEITSPLATZ ERDE
Geoberufe für Frauen
—2—
—3—
INHALT
04
DIE ERDE VERSTEHEN, NUTZEN &
SCHÜTZEN
Einführung in die Vielfalt und Verantwortung der Geoberufe und deren Wandel im Laufe der Zeit.
08
FRAUEN IM BERGBAU???
AUSDRÜCKLICH ERWÜNSCHT!
Unternehmen aus Schweden und Chile als Wegbereiter
für einen höheren Frauenanteil im Bergbau.
12
06
16
18
DIE BERGBAUINGENIEURIN
DIE GEOPHYSIKERIN
DIE GEOTECHNIKERIN
Ohne mineralische Rohstoffe ist das moderne Leben kaum
vorstellbar. Bergbauingenieurinnen planen Bergbaulandschaften und sorgen für eine effektive Rohstoffförderung.
Geophysikerinnen sind moderne Entdecker. Sie gewinnen
aus physikalischen Feldern oder Wellen Informationen
über die Beschaffenheit des Erdinneren.
Wie müssen Bauwerke beschaffen sein, damit sie auf
einem bestimmten Untergrund sicher sind? Diese Frage
können Geotechnikerinnen genau beantworten.
10
DIE GEOINFORMATIKERIN
Täglich werden riesige Mengen an Geodaten aufgenommen. Daraus wichtige Informationen zu gewinnen, ist die
Herausforderung der Geoinformatikerin.
14
20
INGENIEURIN FÜR TIEFBOHRTECHNIK,
ERDGAS & ERDÖLGEWINNUNG
(PETROLEUMINGENIEURIN)
Diese Ingenieurin bewältigt die technisch anspruchsvolle
Förderung unseres wichtigsten Rohstoffes.
24
DIE GEOLOGIN
DIE GEOÖKOLOGIN
DIE MINERALOGIN
Wo Menschen in den Untergrund eingreifen, sind
Geologinnen gefragt, die sich mit dem Aufbau der Erde,
ihrer Struktur und Entwicklungsgeschichte auskennen.
Hauptziel der Geoökologin ist es, unsere Umwelt
zu schützen und dabei nachhaltig für den Menschen
nutzbar zu machen.
In der Halbleiterindustrie oder der Umwelt im Einsatz,
beschäftigt sie sich mit Kristallstrukturen und chemischen
Bestandteilen von Mineralen und Gesteinen.
22
DIE MARKSCHEIDERIN
Wo auch immer es Lagerstätten zu finden gibt oder Tunnel
zu bauen, ist die Markscheiderin am Werk. Sie kennt sich
untertage bestens mit Vermessungen aus.
26
STUDIENGÄNGE IN GEOWISSEN
SCHAFTEN & INGENIEURWESEN
Hier findest Du eine Übersicht über das Studienangebot
an der TU Bergakademie Freiberg zu den Geoberufen.
—4—
DIE ERDE VERSTEHEN, NUTZEN & SCHÜTZEN
Mehr als 7 Milliarden Menschen nutzen die Erde heute als Lebensraum sowie als Quelle
für Lebensmittel, Trinkwasser und mineralische Rohstoffe. Wie können wir diese Lebensgrundlagen allen Menschen zugänglich machen, und zugleich unsere Umwelt gesund
und vielfältig erhalten? Das ist eine Frage von großer gesellschaftlicher und ökonomischer Bedeutung, mit der sich Geowissenschaftlerinnen und Geoingenieurinnen
beschäftigen.
Grundlage ihrer beruflichen Fachkenntnisse ist ein fundiertes
naturwissenschaftliches Wissen, denn um mineralische und
energetische Rohstoffe zu finden und um während ihrer Nutzung unsere Umwelt zu schützen, muss man die Funktionsweise
des Systems Erde verstehen. Geowissenschaftlerinnen von
heute benötigen auch ein gutes technisches Verständnis, denn
moderne Hightech-Maschinen, satellitengestützte Geofernerkundung sowie computergestützte Methoden der Datenerfassung und -verarbeitung sind für ihre Arbeit unentbehrlich.
Auch Kommunikation und Netzwerken haben sehr an Bedeutung gewonnen. Trotzdem werden Geowissenschaftlerinnen
oder Geoingenieurinnen nie den Kontakt zur Natur verlieren
und lernen deren Kräfte zu schätzen und zu nutzen.
Kannst Du Dir vorstellen einen Geoberuf zu ergreifen? Dieser
bietet Dir ein spannendes, vielseitiges und verantwortungsvolles Wirkungsfeld. An der TU Bergakademie Freiberg findest Du ein Ausbildungsspektrum, das Dich für ganz unterschiedliche moderne Berufe in der Geobranche qualifiziert,
je nachdem, ob Du Dich mehr für Physik, Chemie, Biologie,
Mathematik oder Technik interessierst. Wir möchten uns mit
dieser Broschüre ganz besonders an junge Frauen wenden
und Euch motivieren, in die Geobranche einzusteigen. Denn
die Zukunft unseres Planeten geht uns alle an!
Harte körperliche Arbeit wurde im Zuge der wissenschaftlich-technischen Revolution in fast allen Geoberufen stark
reduziert bzw. durch Automatisierung völlig abgeschafft. Deshalb sind die Geoberufe heute keine den Männern vorbehaltene Domäne mehr; ihre körperlichen und fachlichen Anforderungen bieten auch Frauen hoch interessante Berufsfelder.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann im Computerzeitalter durch Heimarbeitsplätze und flexible Arbeitszeiten
gewährleistet werden.
Gewinnung einer Bodenprobe mit Hilfe einer Rammkernsonde. Ein Bohrstab wird mit
einem Schlaghammer in den Boden gedrückt und nimmt dort Gesteinsmaterial auf.
—6—
—7—
DIE BERGBAUINGENIEURIN
Im Laufe seines Lebens verbraucht ein Mensch durchschnittlich 460 t Sand und Kies
sowie 99 t Kalkstein allein zum Wohnen und für den Bau von Infrastruktur. Ohne mineralische Rohstoffe gäbe es keine Handys, Computer und Autos. Aber wer stellt diese
Rohstoffe zur Verfügung? Ohne Bergleute wäre eine moderne Zivilisation unmöglich!
Bergbauingenieurinnen beschäftigen sich mit den komplexen Aufgaben der Planung
und des sicheren und effektiven Betriebes von Bergbauen, von der Entwässerung
über die Gewinnung und Förderung der Rohstoffe bis zur Rekultivierung der Bergbaulandschaft.
Absetzer, der Abraum auf eine Halde füllt.
KLASSISCHES BERUFSBILD
MODERNES BERUFSBILD
Der Beruf des Bergmanns war schon immer sehr hoch
geachtet, da die Bergleute den Reichtum eines Landes
unter schwerer körperlicher Belastung erarbeiteten. Die
Gewinnung mineralischer Rohstoffe aus festem Gestein
war an sich eine harte gesundheitsschädigende Arbeit,
die zudem mit ständiger Staub- und Lärmbelastung
sowie dem Mangel an Tageslicht in den Tiefbauen verbunden war. Jedoch wurden auch Kinder und Frauen
für die Arbeit in Bergwerken eingesetzt, weil sie einerseits billige Arbeitskräfte waren und andererseits aufgrund ihrer geringeren Körpergröße besser in enge
Stollen einfahren konnten. 1935 wurde in einer Vereinbarung zur Internationalen Arbeitsorganisation festgelegt, dass „keine Frau, welchen Alters auch immer, unter
Tage in einem Bergwerk arbeiten soll“. Diese Vereinbarung wurde auch von Deutschland unterzeichnet, und
somit wurde der Beruf des Bergmanns ein reiner
Männerberuf. 2008 hat Deutschland dieses Abkommen
gekündigt, da es gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung von Männern und Frauen verstößt.
Im Zuge der wissenschaftlich-technischen Revolution ist
die Förderung von Rohstoffen in vielen Bergwerken technisiert und zum Teil sogar voll automatisiert, so dass sich
das Berufsbild der Bergleute grundlegend geändert hat.
Die modernen Bergbauingenieurinnen üben einen
spannenden Beruf aus, der mit der körperlich schweren Tätigkeit des traditionellen Bergbaus kaum noch
Gemeinsamkeiten hat. Sie nutzen Expertensysteme
und künstliche Intelligenz, um Grubenbaue so zu planen, dass die Lagerstättenausbeute optimiert und
gleichzeitig die Umweltschädigung durch den Bergbau minimiert wird. Sie entwickeln z. B. computergesteuerte, vollautomatische Techniken, bei denen
Geräte mit Sensoren die Gesteinseigenschaften erfassen und automatisch die Abbauparameter anpassen.
Sie konzipieren Belüftungs- und Entwässerungssysteme in den Gruben so, dass Mitarbeiter und Umwelt
nicht durch Abgase und Abwässer geschädigt werden.
Außerdem befassen sie sich mit der Sanierung alter
Grubenbaue und deren Nutzung z. B. als Untertagedeponien und sind verantwortlich für die Rekultivierung ehemaliger Abbauflächen. Bergbauingenieur innen sind in Behörden ebenso gefragt wie in der
Industrie, in Ingenieurbüros und in der Forschung.
Bergbaumaschinen aus Deutschland haben auf dem
internationalen Markt einen sehr guten Ruf. An der
Entwicklung solcher Maschinen arbeiten die Bergbauingenieurinnen mit.
CLAUDIA VEJRAZKA
Diplom-Ingenieurin für Geotechnik und Bergbau
Mein Wunsch, Ingenieurin zu werden, war
verbunden mit dem Verlangen, nicht tagtäglich im Büro zu sitzen. Da war das
Bergbaustudium genau das Richtige!
Während des Studiums lernte ich
schnell, dass Bergbauingenieure international einsetzbar sind und deutsche
Absolventen einen sehr guten Ruf im Ausland haben.
Leben auf dem Wasser; Chancen für geflutete Tagebauseen
Anfang 2009 zog ich nach Perth und sammelte für mehr als
2 Jahre Erfahrungen bei der Firma Rio Tinto Iron Ore in einem
großen Eisenerz-Tagebau. Mein Lebensstil war geprägt von
fly-in-fly-out, wobei ich 9 Tage auf Arbeit und 5 Tage zu
Hause war. Ich war in der operativen und der mittelfristigen
Planung tätig, erstellte Tagebaupläne und
Haldenentwürfe. Hierbei galt es vor allem, »Ich lebe jetzt 5 Stunden westlich von Sidney und kann
die Produktion unseres Bergwerks mit der jeden Abend zu Hause sein. Meiner Meinung nach bietet
anderer Werke zu koordinieren, damit die
der untertägige Bergbau, besonders in kleineren Betrieben,
Produktqualität für die Kunden trotz unvorhereinen wesentlich abwechslungsreicheren Berufsalltag.«
gesehener Ereignisse stets gleich war.
2011 nahm ich eine Stelle in einem untertägigen Kupfer- und
Goldbergwerk bei der Firma Northparkes Mines an. Ich lebe
jetzt 5 Stunden westlich von Sidney und kann jeden Abend
zu Hause sein. Meiner Meinung nach bietet der untertägige
Bergbau, besonders in kleineren Betrieben, einen wesentlich
abwechslungsreicheren Berufsalltag.
Ich bin für mittelfristige Produktions- und Vortriebsplanung
zuständig, sorge als verantwortliche Wetteringenieurin dafür,
dass stets genügend und saubere Luft untertage zur Verfügung steht, und leite die Ingenieure an, welche für die kurzfristige Umsetzung des Produktions- und Abbauplans verantwortlich sind. Als erstes Bergwerk der Welt haben wir den
Betrieb der Radlader vollständig automatisiert - ein spannendes Projekt, an dem ich beteiligt war.
Auf Grund meiner umfassenden Erfahrungen und einer absolvierten Gesetzesprüfung vor der lokalen Bergbehörde erlangte ich 2014 die Zertifikation eines „Mine Managers“. Damit bin
ich berechtigt, in New South Wales ein Bergwerk in zu leiten.
Schwerlastkraftwagen in einem Tagebau.
Verlegung des Flusses Inde über die Innenkippe des Braunkohlentagebaus Inden. Die Biodiversität in der Bergbaufolgelandschaft und die Attraktivität erhöhen sich.
—9—
FRAUEN IM BERGBAU???
AUSDRÜCKLICH ERWÜNSCHT!
Boliden – Schweden
Boliden AB ist ein großes schwedisches Bergbauunternehmen. In vier Bergwerken werden Gold, Silber, Kupfer, Blei
und Zink abgebaut und in zwei Hüttenbetrieben verarbeitet.
Boliden AB hat einen Umsatz von etwa 4 Milliarden Euro und
4.900 Angestellte. Um eine gute Qualität der Produkte zu
gewährleisten und die Akzeptanz in der Gesellschaft zu fördern, legt Boliden Wert auf qualifiziertes Personal. Die Führungskräfte von Boliden wissen, dass Institutionen, die aus
gemischt männlichem und weiblichem Personal bestehen,
attraktiver, effektiver und produktiver arbeiten.
Deshalb hat Boliden sich dem Ziel verpflichtet, bis 2018
20 % Frauen zu beschäftigen! Jede dritte eingestellte Person
muss weiblich sein. Ende 2104 hatte die Firma bereits einen
Frauenanteil von 17,5 %. Um den Frauen in der Firma tatsächlich ein Arbeitsumfeld zu bieten, mit dem sie sich identifizieren,
hat man zuerst die bestehenden Strukturen analysiert: Haben
Frauen und Männer gleiche Chancen auf Lohn, Karriereentwicklung und Work-Life-Balance? Typische maskuline Symbole der Bergbauindustrie wurden aus der Firma verbannt,
neue Berufsbilder und Karrierebilder wurden erschaffen.
boliden.com/Press/News/2014/Boliden-to-break-its-gender-pattern
Grube Gabriela Mistral – Chile
Die Grube Gabriela Mistral liegt in der Region Antofagasta
in Nordchile und produziert seit 2008 Kupfer. Die Grube ist
modern und innovativ: Zu ihr gehört die weltgrößte Thermosolaranlage, die 85 % der benötigten Energie bereitstellt und
so den CO2-Ausstoß des Betriebes um 15.000 t/a reduziert.
Auch auf dem sozialen Sektor betritt der Betrieb Neuland:
Von den ca. 500 Angestellten sind 18 % der Arbeitskräfte in
Produktion und Administration Frauen. Die Firmenleitung
möchte diesen Anteil auf 20 % erhöhen. Frauen fahren hier
große Trucks, Bulldozer oder Bergbaumaschinen und verarbeiten das gewonnene Kupfererz zu Kathoden.
Um die Frauen beschäftigen zu können, musste die Firma ihre
Infrastruktur erweitern und Arbeitskleidung, Umkleidekabinen
und Duschen für Frauen anschaffen. Auch gibt es spezielle Trainingsprogramme für Frauen. Die Firmenleitung verspricht sich
neben der professionellen Leistung von den Frauen, dass sie
die Arbeitsatmosphäre in der Firma positiv gestalten. Auch soziale Probleme werden reduziert, denn eine Frau im Bergbau
erhält fünfmal so viel Lohn wie in traditionellen Frauenberufen.
ipsnews.net/2013/04/women-miners-blast-through-barriers-in-chile
bnamericas.com/company-profile/en/minera-gaby-sa-codelco-divisiongabriela-mistral
Deckgebirge und Kohleflöz im Tagebau Welzow Süd.
— 10 —
— 11 —
DIE GEOINFORMATIKERIN
EVELYN BENNEWITZ
Diplom-Geoinformatikerin
Geoinformatik war 2001 ein ganz neuer Studiengang, der
Geowissenschaften und Informatik kombiniert. Eine Geoinformatikerin ist dafür ausgebildet, Software und Datenbanksysteme zu entwickeln und zu erweitern, die in der Geobranche eingesetzt werden, also für die Raum- und Verkehrsplanung, für Umweltschutz, Rohstofferkundung oder Bergbau.
Diskussion des 3D-Modells einer Erzlagerstätte (gelb: Geländeoberfläche
mit Bohrtürmen, blau-grün-rot-Lagerstättenkörper mit Erzgehalten).
Geodaten entstehen täglich in riesigen Mengen, z. B. bei Satellitenaufnahmen oder
Messungen der Qualität von Gewässern und Luft. Diesem Sammelsurium von Daten
Informationen zu entlocken, ist die Herausforderung, mit der sich die Geoinformatikerinnen befassen.
Geoinformatikerinnen wenden Methoden der Informatik auf Geodaten an, um diese
zu erfassen, auszuwerten und darzustellen. Dabei muss der Ortsbezug der Daten
immer erhalten bleiben, damit man weiß, wo ein Ereignis auftritt. Einsatzgebiete finden
Geoinformatikerinnen in der Raumplanung, im Katastrophenschutz, bei der Erkundung
von Rohstoffen und erneuerbaren Energien.
KLASSISCHES BERUFSBILD
GEOINFORMATIK IN FREIBERG
Geoinformatikerinnen programmieren Datenbanken,
Geoinformationssysteme oder Orientierungssysteme wie
open street map. Sie erstellen Software die hilft, Rettungskräfte bei Katastrophen zu koordinieren oder Filialen
eines Betriebs optimal zu beliefern. Die Kommunikation
von Datensätzen und die Abfrage von Informationen
übers Internet spielen eine zunehmende Rolle. So erarbeiten Goinformatikerinnen ausgefeilte Konzepte für die
Vergabe von Zugriffsrechten auf Computer und Daten
und Methoden zur Web-Visualiserung. Dazu müssen sie
Algorithmen und Datenmodelle entwickeln sowie in Software-Pakete implementieren. Dabei berücksichtigen sie
alle verfügbaren Daten und integrieren Daten unterschiedlicher Datenformate und Zuverlässigkeit, um deren
gemeinsame Verarbeitung ermöglichen.
Die Geoinformatikerinnen in Freiberg wenden die Methoden der Geoinformatik auf die Geowissenschaften an,
zum Beispiel zur Beschreibung des geologischen Untergrundes. Deshalb beschäftigen sie sich mit der Erfassung
und Auswertung geologischer und geophysikalischer
Daten und entwickeln Algorithmen und Software zur
Untergrundmodellierung. Ziel ist es dabei, konsistente
Untergrundmodelle zu erstellen und mit diesen kompetente Vorhersagen zu treffen, etwa zur Nutzung geothermischer Energie oder von Rohstoffen. Nachhaltige
Bodenbewirtschaftung, Optimierung der Wasserwirtschaft und auch Aufgaben des Katastrophenschutzes
gehören in das Berufsbild. Geoinformatikerinnen finden
interessante Herausforderungen an der Schnittstelle von
Mathematik, Informatik und Geowissenschaften.
»Außerdem entwickeln wir die Prognosesoftware advangeo®, die zur Vorhersage von
Lagerstätten oder Naturkatastrophen verwendet wird, indem sie Informationen über alle
ein Ereignis begünstigende Einflussfaktoren
berücksichtigt. «
Nach meinem Studium habe ich als Softwareentwickler bei
Beak Consultants GmbH gearbeitet. Diese Firma ist ein
erfolgreiches mittelständiges Unternehmen, das weltweit auf
den Gebieten Geowissenschaften, Geodäsie und Informatik
tätig ist. Für diese Tätigkeit entwickeln wir Software wie das
Afrikanisch-Europäische Geo-Observationssystem (AEGOS),
das für Planungsprojekte benutzt wird. Außerdem befassen
wir uns mit der Entwicklung von Fachinformationssystemen (FIS), welche Informationen,
die zu einem bestimmten Thema gesammelt werden, zusammenführen und
unter verschiedenen Gesichtspunkten
abrufbar machen.
Wir haben ein FIS zur Pflanzenschutzkontrolle und ein weiteres zur Hydrogeologie entwickelt. Außerdem entwickeln wir
die Prognosesoftware advangeo®, die zur Vorhersage von Lagerstätten oder Naturkatastrophen verwendet
wird, indem sie Informationen über alle ein Ereignis begünstigende Einflussfaktoren berücksichtigt. Neben der auftragsgebundenen Projektentwicklung gibt es auch marktreife Firmenprodukte, deren Qualität durch einen fachkompetenten
Qualitätsbeauftragten sichergestellt wird.
Simulation und Visualisierung eines elektrischen Feldes, das sich im Untergrund
ausbreitet, in einem Computer Aided Virtual Environment (CAVE).
Diskussion des 3D-Modells einer Erzlagerstätte (grün-braun-rot:
Geländeoberfläche, gelb-grün: Erzkörper, blau-grau: Störung).
— 12 —
— 13 —
DIE GEOLOGIN
ANKE PENNDORF
Welchen Risiken durch Naturgewalten sind wir ausgesetzt? Wieviel Grundwasser
dürfen wir fördern, ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstören? Wo findet man Erze?
Lohnt sich ihr Abbau?
Geologinnen werden überall dort benötigt, wo Menschen in den Untergrund eingreifen
oder ihn nutzen. Sie beschäftigen sich mit dem Aufbau der Erde, ihrer Struktur und
ihrer Entwicklungsgeschichte. Sie beschreiben die räumliche Verteilung von Gesteinen
sowie deren mechanische und chemische Eigenschaften und erkunden die Gesetzmäßigkeiten ihrer Entstehung.
Die Geologin bearbeitet die verwitterte Gesteinsoberfläche
mit einem Hammer, um unverwittertes Gestein freizulegen.
KLASSISCHES BERUFSBILD
MODERNES BERUFSBILD
Geologinnen erfassen geologische, bodenkundliche
oder ingenieurgeologische Daten im Gelände,
beschreiben die Beschaffenheit und Struktur von Gesteinen und dokumentieren diese in thematischen Karten.
Außerdem untersuchen sie die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Gesteinen im Labor oder am
Mikroskop und erforschen die Prozesse der Gesteinsentstehung und -umwandlung. Mit ihren Kenntnissen
ermöglichen Geologinnen, Rohstoffe zu finden und zu
erschließen, Georisiken wie Vulkanausbrüche oder
Gebirgsbewegungen vorherzusagen und Schutzgüter
wie Boden und Grundwasser nachhaltig zu nutzen. Sie
bewerten die geologische Situation vor Baumaßnahmen, benennen Risikofaktoren und Problemgebiete.
Seit den 1970er Jahren gibt es in den Geowissenschaften einen Trend von beschreibenden Untersuchungen
hin zu messenden Methoden. Neben modernen Labormethoden spielt auch die Satellitenfernerkundung zur
großräumigen Datenerfassung eine wichtige Rolle.
Dabei bildet die Geländeaufnahme der Gesteine nach
wie vor die Grundlage für alle Arbeiten. Zur Speicherung der Daten werden heute Geoinformationssysteme
und Datenbanken verwendet. Zur Beschreibung der
Geometrie und zur Visualisierung werden 3D Untergrundmodelle anstelle von Karten genutzt, so dass die
moderne Geologin einen abwechslungsreichen Beruf
ausführt, bei dem Gelände-, Labor- und Computerarbeit wechseln.
Diplom-Geologin und European Geologist, 2 Kinder
Der Einstieg in den Beruf der Geologin gelang mir erst nach
einiger Bewerbungszeit über zwei befristete Stellen: zunächst
im Jahr 2000 im Ingenieurbüro Dr. Scholle im Bereich
Umweltgeologie und Altlasten und dann
2001/2002 in der Thüringer Landesanstalt »Außerdem konnte ich am Aufbau des Nationalen Geofür Umwelt und Geologie. 2003 wurde ich parks ›Inselsberg – Drei Gleichen‹ in Thüringen mit wirken.
beim e.t.a. Sachverständigenbüro Reyer einIn einem Geopark sollen geologische Sehenswürdigkeiten,
gestellt und konnte mich in verschiedene Aufgabenbereiche einarbeiten, z. B. die Grund- also die Gesteine und Rohstoffe sowie die Entwicklung der
Erdgeschichte, erlebbar gemacht werden.«
wassererkundung und -überwachung.
Wenn Menschen Grundwasser nutzen, z. B. als Trinkwasser,
muss man geeignete Stellen für die Förderung erkunden und
die Auswirkung der Wasserentnahme auf die Umwelt kontrollieren. Außerdem muss die Qualität des verwendeten Wassers überprüft werden. Dazu werden Grundwassermessstellen installiert. Solche Messstellen habe ich geplant, ihre
Errichtung betreut und regelmäßig überprüft und so den
Grundwasserspiegel als auch die Grundwasserqualität kontrolliert. Außerdem konnte ich am Aufbau des Nationalen
Geoparks „Inselsberg – Drei Gleichen“ in Thüringen mitwirken. In einem Geopark sollen geologische Sehenswürdigkeiten, also die Gesteine und Rohstoffe sowie die Entwicklung
der Erdgeschichte, erlebbar gemacht werden. Meine Arbeit beinhaltete Abstimmungen mit Kommunen und Behörden,
Erstellung von Schautafeln und Flyern,
geologische Führungen sowie die Planung und Errichtung von Georouten.
Gletschersedimente werden in einem Alpenfluss transportiert und färben diesen
trübe, setzen sich in stehenden Gewässern jedoch ab, so dass diese aufklaren.
Im Jahr 2012 wechselte ich zur K-UTEC AG Salt Technologies,
einer Firma, die sich mit der Erkundung, Planung und Überwachung von Kalisalzbergbau beschäftigt. Hier kam mit der
Geophysik ein weiterer Schwerpunkt zu meiner Arbeit hinzu.
Derzeit gehören Erschütterungsmessungen in Bergwerken und
geophysikalische Erkundungen mit zu meinem Aufgabenbereich. 2013 erhielt ich den Titel European Geologist (EurGeol)
als Anerkennung für meine berufliche Expertise und arbeite
im internationalen Rahmen bei Lagerstättenprojekten mit.
Ein Bohrgestänge wurde bei einer Rammkernsondierung mit einer Bodenprobe gefüllt. Die oberste
Lage wird mit einem Messer abgeschält, um die
verschiedenen Bodenschichten sichtbar zu machen.
Ausgestorbene Tiere können als Versteinerungen gefunden werden. Um sie zu
rekonstruieren, muss man die Fossilien untersuchen und ihre Bestandteile identifizieren.
— 14 —
— 15 —
DIE GEOÖKOLOGIN
ANNE KÄSTNER
Einstufung der Farbe einer Bodenprobe mit Hilfe eines Boden-Farbendiagramms
Diplom-Geoökologin, 2 Kinder
Bereits zu Schulzeiten liebte ich es, quer zu denken. Mein
Geografie-Lehrer stellte in einer Arbeit mal die Frage: „Was
macht der Laubfrosch in der Bromelie?“ Während andere fluchten, konnte ich mein
Wissen aus dem Geografie- mit dem
Biologie-Unterricht kombinieren.
Zusammenhänge erkennen, Verknüpfungen ziehen und die Beziehung zwischen verschiedenen Fachrichtungen
herstellen, das wollte ich studieren!
Bodenkundliche Probenahme.
Wie viele Menschen verträgt die Erde? Wie kann trotz steigender Bevölkerungszahl
unsere natürliche Umwelt gesund und lebensfreundlich erhalten werden? Lässt sich der
vom Menschen verursachte Klimawandel aufhalten? Neben solch großen Fragen
beschäftigen sich Geoökologinnen mit lokalen und bodenständigen Aufgaben: Wie kann
die Qualität der Schutzgüter Boden, Wasser und Luft bewahrt oder renaturiert werden?
Die Geoökologie ist eine moderne Fachrichtung, die sich mit Prozessen und Wechselwirkungen in natürlichen Umweltsystemen beschäftigt und damit, wie der Mensch
diese beeinflusst. Ein Hauptziel dieser Fachdisziplin ist es, unsere Umwelt zu schützen
und dabei nachhaltig für uns Menschen nutzbar zu machen.
MODERNES BERUFSBILD
GEOÖKOLOGIE IN FREIBERG
Geoökologinnen beschäftigen sich mit physikalischen,
chemischen und biologischen Prozessen und deren
Bedeutung für Ökosysteme. Im Gegensatz zu anderen in
Freiberg angebotenen Geoberufen spielen in der Geoökologie Biowissenschaften und Bodenkunde, Atmosphären- und Klimaforschung eine große Rolle. Dazu kommen
die Arbeit im Gelände und Labor und das Überwachen
von Ökosystemen, z. B. mit Hilfe der satellitengestützten
Fernerkundung. Geoökologinnen werden benötigt, um
bei Eingriffen des Menschen in die Natur Umweltverträglichkeitsuntersuchungen durchzuführen, bei denen sie
sowohl die betroffenen Tier- und Pflanzenarten erfassen
als auch artgerechte alternative Lebensräume für die vertriebenen Lebewesen konzipieren oder vorschlagen.
Das Spektrum der Freiberger Geoökologie ist breit aufgestellt. Alle Umweltsphären von der Atmosphäre über
die Biosphäre und Oberflächenwasser sowie Grundwässer sind Thema von Lehre und Forschung. Auch
Kenntnisse im Umweltmanagement und Umweltrecht
werden vermittelt. Freiberger Geoökologinnen werden
zu hochkarätigen Wissenschaftlerinnen und nehmen
verantwortliche Aufgaben im öffentlichen Dienst, bei
Versicherungsunternehmen und in Industriebetrieben
wahr. Sie beraten Landwirte und Bauunternehmen und
überwachen behördliche Anordnungen zum Einhalten
des gesetzlich garantierten Umweltschutzes.
Der Studiengang Geoökologie an der TUBAF
bietet all dies. Meinen persönlichen Schwerpunkt setzte ich
im Bereich Naturschutz auf die wesentlichen Faktoren, welche
Vegetation und Tierwelt beeinflussen: auf
»Nach dem Studium machte ich mich als Artexpertin selbBodenkunde (Pedologie) und Wasserkunde
(Hydrologie). Nach dem Studium machte ich ständig, hüpfte bei 30 Grad im Schatten über voll besonnte
mich als Artexpertin selbständig, hüpfte bei Wiesen und erfasste Schmetterlinge und Heuschrecken im
30 Grad im Schatten über voll besonnte Wie- Rahmen eines Artenmonitorings für das Landesamt für
sen und erfasste Schmetterlinge und Heu- Umwelt Landwirtschaft und Geologie.«
schrecken im Rahmen eines Artenmonitorings
für das Landesamt für Umwelt Landwirtschaft und Geologie. Heute arbeite ich im behördlichen Naturschutz und achte auf
Viel draußen sein zu können und dabei meinen eigenen die Einhaltung des Naturschutzgesetzes. Sollen Straßen oder
Rhythmus leben zu dürfen, war ein guter Berufseinstieg.
Einfamilienhäuser gebaut, Wiesen aufgeforstet oder Gebäude
abgerissen werden, können Arten bzw. gesetzlich geschützte
Nach zwei Jahren führte ich als Angestellte beim Leibniz-Institut Biotope betroffen sein. Ich beurteile, in wieweit es Alternativen
für ökologische Raumentwicklung eine Zustandsanalyse zum gibt. Ich empfehle z. B. einen Straßenverlauf um wenige Meter
Naturschutz in Sachsen durch. Meine tiefe Verwurzelung im zu verschieben oder eine Baumaßnahme in der vegetationsehrenamtlichen und Verbandsnaturschutz half mir hier sehr.
freien Jahreszeit durchzuführen, um Tötungen, Beeinträchtigungen oder Zerstörung von Arten und Biotopen zu vermeiden. Die sichere Anwendung computergestützter Felderfassung und Datenverarbeitung bestimmen meinen heutigen
Berufsalltag. Im Dialog mit den anderen Fachrichtungen ist
mein querschnittsorientierter Studienabschluss als Geoökologin von Vorteil.
Bodenkundliches Bewässerungsexperiment.
Schwalbenschwanz
— 16 —
— 17 —
DIE GEOPHYSIKERIN
JUDITH KIRCHNER
Du hast davon geträumt Entdecker zu werden? Das geht heute leider nicht mehr?
Falsch! Geophysikerinnen sind moderne Entdecker. Sie gewinnen aus physikalischen
Feldern oder Wellen Informationen über die Beschaffenheit des Erdinneren.
Geophysik ist die Wissenschaft von der Physik der Erde. Mit Hilfe geophysikalischer
Messgeräte registrieren Geophysikerinnen für menschliche Sinne oft nicht wahrnehmbare physikalische Felder. Diese Felder enthalten Informationen über Struktur und
physikalische Eigenschaften der Erde, die wirtschaftlich von großem Interesse sind, z. B.
für die Rohstofferkundung, den Tunnelbau oder für die Lösung von Umweltproblemen.
Messwagen zur Analyse der Ergebnisse einer geophysikalischen Messung
KLASSISCHES BERUFSBILD
MODERNES BERUFSBILD
Aufgabe der Geophysikerinnen ist es, jene Bereiche der
Erde zu erkunden, die nicht direkt zugänglich sind. Dazu
setzen sie vorwiegend zerstörungsfreie magnetische,
elektrische oder gravimetrische Messverfahren ein. Die
Geophysikerinnen entscheiden bevor sie mit der Erkundung beginnen, welche messbaren physikalischen
Eigenschaften am besten Antwort auf die Frage des Auftraggebers geben. Sucht der z. B. Grundwasser, misst
man die Leitfähigkeit im Boden. Eine Eisenerzlagerstätte
verrät sich durch ihr Magnetfeld. Aus den gemessenen
Daten entwickeln die Geophysikerinnen ein Modell, das
die Verteilung von Gesteinen im Erdinneren zeigt. Das
Modell muss so beschaffen sein, dass es das gemessene
physikalische Feld möglichst gut erklärt.
Zielstellung bei solchen Erkundungsarbeiten ist es, ein
möglichst realistisches Untergrundmodell aus den Felddaten abzuleiten, so dass z. B. Erdölbohrungen richtig
platziert oder Störungszonen frühzeitig erkannt werden.
Dazu muss ein Satz partieller Differentialgleichungen
gelöst werden, wobei keine eindeutige Lösung existiert.
Im Laufe der vergangen Jahre hat deshalb die Arbeit am
Computer enorm an Bedeutung gewonnen, so dass mit
Hilfe mathematischer und numerischer Verfahren hochauflösende Untergrundmodelle erstellt werden können.
Da diese nur dann realistisch sind, wenn sie die richtigen
physikalischen Parameter verwenden, haben auch
Laborexperimente zur Bestimmung der physikalischen
Gesteinsparameter an Bedeutung gewonnen.
Diplom-Geophysikerin
Unsere Aufgabe im Tunnelbau beinhaltet die Vorerkundung
der Trasse vor Baubeginn und die vortriebsbegleitende Erkundung, damit sicherheitsrelevante Maßnahmen rechtzeitig
ergriffen werden können. Die besondere Herausforderung
hierbei ist, die große Datenmenge schnellstmöglich zu bearbeiten, denn beim Tunnelbau spielen zwei Faktoren eine Rolle:
Die Sicherheit im Untergrund, um Menschen und Maschinen
nicht zu gefährden, und ein zügiger Baufortschritt, um Projektzeit und -kosten nicht zu
überschreiten.
Hubschrauber transportieren Messgeräte oder führen
luftgestützte geophysikalische Messungen aus
Je nach Art des Untergrundes unter- Wir werden eigentlich auf jeder Baustelle freundlich begrüßt
scheiden sich auch die möglichen und die Menschen helfen uns, wo sie nur können. Da das
Gefahrenpotentiale, sodass wir derzeit Baustellenpersonal international ist und nicht alle Englisch
zwei Vorauserkundungssysteme haben. sprechen, ist es auch nicht immer einfach sich zu verständigen.
Das ISP (Integrated Seismic Prediction) Doch es ist erstaunlich, wie gut man sich mit Händen und
kommt im Hartgestein zum Einsatz. Bei diesem Füssen verstehen kann.
Verfahren wird durch einen Hammerschlag
auf die Tunnelwand eine seismische Welle »Im Schneiderad zu stehen und das Gebirge direkt sehen
erzeugt. Trifft sie im Gebirge auf ein Hindernis und anfassen zu können, zu hören wie es arbeitet – das ist
– einen Dichteunterschied im Fels – kann durch mit das Genialste.«
die reflektierte Welle eine „Antwort“ generiert
werden. Stark geklüfteter Fels oder eine wassergefüllte Auf der Tunnelbohrmaschine zu stehen, während sich diese
Kluft / Höhle werden so vorab erkannt. Das SSP (Sonic Soft- durch das anstehende Gebirge arbeitet – dieses Gefühl ist
ground Probing) findet Anwendung im heterogenen Baugrund einfach unbeschreiblich. Die Zeit vergeht wie im Flug. Im
(z. B. Sand, Kies) zur Detektion von Findlingen, Spundwänden Schneiderad zu stehen und das Gebirge direkt sehen und
oder Schächten, da diese die Maschine beschädigen können. anfassen zu können, zu hören wie es arbeitet – das ist mit das
Genialste. Abgesehen von den Baustelleneinsätzen arbeite
ich im Büro. Dort werten wir die Daten von den einzelnen
Baustellen aus, leisten Support, wenn eine Baustelle ein Problem meldet, und warten bzw. entwickeln die Systeme weiter.
Feldarbeiten in unwegsamem Gelände
— 18 —
— 19 —
DIE GEOTECHNIKERIN
LIVIA PETZOLDT
Diplom-Ingenieurin für Geotechnik und Bergbau,
1 Kind
Von 2005 bis 2011 habe ich Geotechnik an der TU Bergakademie Freiberg studiert. Der Einstieg ins Berufsleben
gelang mir direkt im Anschluss an das Studium.
Druckpresse für den Biegezugversuch im Hintergrund. Das Bruchmuster am Probenkörper wird untersucht.
Hält der Staudamm bei Hochwasser? Wie groß müssen Grubenpfeiler sein, damit ein
Bergwerk sicher ist? Wie muss ein Eisenbahntunnel verschalt werden, um funktional
und sicher zu sein?
Drei Tage nach der Diplomverteidigung
hatte ich meinen ersten Arbeitstag bei
der Bundesanstalt für Wasserbau
(BAW) in Hamburg. Die BAW ist eine
technisch-wissenschaftliche BundesScherversuch an einem Geogitter. Es wird geschaut,
oberbehörde im Geschäftsbereich des
wie sich das Geogitter unter Belastung verhält.
Bundesministeriums für Verkehr und
digitale Infrastruktur. Sie berät die Dienststellen der Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung beim Aus- und Neu- »Zu meinen Aufgaben als verantwortliche Projektleiterin gehöbau, beim Betrieb und der Unterhaltung der ren die Planung, Durchführung und Auswertung von LaborunterBundeswasserstraßen (z. B. Kanäle, Flüsse suchungen und Naturmessungen. Aber auch das Erstellen von
und Schleusen). In diesem Zusammenhang Computermodellen, die die gewonnenen Messdaten beinhalführt die BAW auch praxisorientierte Forten, oder das Präsentieren der neusten Forschungsergebnisse
schungs- und Entwicklungsprojekte (FuE)
auf Kolloquien und Konferenzen sind Teil meiner Arbeit. «
durch.
Meine Hauptaufgabe ist die Bearbeitung eines solchen
FuE-Projektes, das sich mit Deckwerken an Seeschifffahrtsstraßen beschäftigt. Als Deckwerk wird die äußere Schicht von
Uferbauwerken bezeichnet, die dem Schutz der Böschung
vor Erosion dient. Zu meinen Aufgaben als verantwortliche
Projektleiterin gehören die Planung, Durchführung und Auswertung von Laboruntersuchungen und Naturmessungen. So
wurden im Rahmen des Projektes Versuche mit Wasserbausteinen in einer Strömungsrinne oder Messungen der hydraulischen Einflussgrößen (Wellen und Strömungen) auf das
Deckwerk mit autarken Strömungs- und Wasserdrucksonden
an der Elbe durchgeführt. Aber auch das Erstellen von Computermodellen, die die gewonnenen Messdaten beinhalten,
oder das Präsentieren der neusten Forschungsergebnisse auf
Kolloquien und Konferenzen sind Teil meiner Arbeit. Neben
der Arbeit am FuE-Projekt bin ich außerdem an der Projektarbeit beteiligt. Dies beinhaltet die Beratung der Wasser- und
Schifffahrtsämter zu geotechnischen Fragestellungen, z. B. in
Form von Stellungnahmen oder Gutachten.
Fast alle Bauwerke werden in Gesteine, Fels oder Lockergestein, gebaut. Die
Beschaffenheit des geologischen Untergrundes beeinflusst wesentlich, wie haltbar die
Bauwerke sind. Geotechnikerinnen befassen sich mit der Frage, wie der geologische
Untergrund mit Bauwerken interagiert und unter welchen Bedingungen er für die
Aufnahme eines Bauwerkes geeignet ist.
KLASSISCHES BERUFSBILD
MODERNES BERUFSBILD
Geotechnikerinnen erkunden, beurteilen und klassifizieren Boden und Gebirge im Vorfeld von Baumaßnahmen. Dazu bestimmen sie gesteinsmechanische Eigenschaften und Stoffgesetze im Gelände und Labor. Auf
Grundlage dieser Untersuchungen konzipieren sie Tunnel, Stollen, Stauseen, Dämme, Böschungen und Bergwerke. Sie treffen Aussagen, welche Dimension ein
Bauwerk haben muss, mit welchen Verfahren es gebaut
werden darf und ob die Tragfähigkeit oder Standsicherheit des Untergrundes künstlich verbessert werden muss,
z. B. durch Verankerungen, Spritzbeton oder Geokunststoffe. Auch die Überwachung fertiggestellter Bauwerke
fällt in den Aufgabenbereich der Geotechnikerinnen.
Ihre fachlichen Grundlagen sind Boden- und Felsmechanik sowie Ingenieurgeologie.
Während die Geotechnikerinnen ihre Entscheidungen
früher auf Näherungslösungen und Erfahrungswerte
gründeten, stehen heute moderne numerische Methoden zur Verfügung, mit deren Hilfe auch für komplexe
Bauwerke deren statische und dynamische Belastung
berechnet werden kann. Mit Hilfe der Computersimulationen können schnell und preiswert verschiedene Szenarien der Bauausführung getestet werden, so dass das
Urteil der Geotechnikerin heute viel fundierter ausfällt.
Damit ist die Geotechnik zu einem familienfreundlichen
Beruf geworden, der flexible Arbeitszeiten und -plätze
zulässt und kaum noch mit körperlichen Belastungen
verbunden ist. Geotechnikerinnen arbeiten in Ingenieurbüros, Firmen des Bauwesens und Bergbaus, in Ämtern
und wissenschaftlichen Einrichtungen.
Dauerlastversuchsstand mit Salzprobe, die sich unter Belastung
deformiert. In den Ringen sind Wegmesser enthalten.
— 20 —
— 21 —
INGENIEURIN FÜR TIEFBOHRTECHNIK,
ERDGAS & ERDÖLGEWINNUNG
(PETROLEUMINGENIEURIN)
Erdölbohrplattform in der Nordsee.
Die Hälfte des Welt-Energieaufkommens wird von Erdöl und Erdgas bestritten. Das
wird auch in den nächsten 30 Jahren so bleiben. Zudem gilt Erdöl als einer der wichtigsten Grundrohstoffe verschiedenster Industriezweige und ist aus unserem täglichen
Leben nicht mehr weg zu denken.
Erdöl und Erdgas werden gewonnen, indem man mehrere Kilometer tiefe Bohrungen
in den Untergrund vortreibt und die Rohstoffe durch die entstandenen Bohrlöcher zu
Tage fördert. Sowohl die Herstellung der Bohrung als auch die Förderung sind technisch anspruchsvolle Prozesse, die nur unter Einsatz hochmoderner Technologien
wirtschaftlich zu bewerkstelligen sind.
KLASSISCHES BERUFSBILD
MODERNES BERUFSBILD
Petroleum-Ingenieurinnen befassen sich mit der Förderung von Erdöl und Erdgas, den wichtigsten Rohstoffen
für unsere Gesellschaft überhaupt. Der Begriff Petroleum-Ingenieurin ist eine Sammelbezeichnung für Tiefbohr-,
Förder- und Lagerstätteningenieurinnen. Alle drei
Berufsgruppen arbeiten eng zusammen. Tiefbohringenieurinnen beschäftigen sich mit der Planung von
Tiefbohrungen und Bohrlochmessungen, sie überwachen die Bohr- und Messarbeiten. Förderingenieurinnen
planen die Förderausrüstungen für Erdöl- und Erdgasbohrungen, nehmen die Bohrung in Betrieb und beaufsichtigen die Aufbereitungsanlagen, sie analysieren und
optimieren das Förderverhalten der Bohrung und veranlassen Reparatur- oder Wartungsarbeiten. Lagerstätteningenieurinnen erstellen Lagerstättenmodelle, simulieren Förderverläufe, erstellen Förderprognosen und
wählen Verfahren zur Verbesserung der Ausbeute aus.
Petroleum-Ingenieurinnen nutzen viele innovative
Methoden der Mess- und Computertechnik, um die Erdölgewinnung zu optimieren. Numerische Simulationen
helfen die räumliche Verteilung der Lagerstätteneigenschaften zu modellieren sowie die Bohrungen
optimal in der Lagerstätte zu platzieren und abzuschätzen, welche Bohrwerkzeuge benötigt werden. Sensoren in der Bohrgarnitur liefern Aussagen über den
Zustand des Bohrwerkzeuges aber auch über die physikalischen Eigenschaften des durchbohrten Gesteins
und erfordern aufwändige Methoden der Datenübertragung. Zur Optimierung des Entölungsgrades kommen
sogenannte Enhanced Oil Recovery-Methoden zum
Einsatz, die aufgrund physikalischer, chemischer und/
oder mikrobieller Vorgänge dazu beitragen, die Ausbeute von Lagerstätten zu erhöhen.
PRISKA LANGE
Diplom-Ingenieurin für Geotechnik und Bergbau
Während meines Studiums Geotechnik und Bergbau spezialisierte ich mich in dem Bereich Tiefbohrtechnik, Erdgas- und
Erdölgewinnung. Neben ingenieur- und geowissenschaftlichen Grundlagen wurde Wissen rund um die Bohrtechnik,
Lagerstättenlehre und Produktion von Kohlenwasserstoffen
vermittelt.
Druckpresse mit Versuchszelle, bei der Temperaturen
und Umgebungsdruck variiert werden können.
Mein Berufsleben startete ich daraufhin im
Absolventenprogramm der Wintershall
Holding GmbH im Bereich Bohrtechnik.
In diesem Programm werden wir in den
ersten zwei Berufsjahren in verschiedenen Lokationen eingesetzt, um auf
Bohranlagen praktische Erfahrungen
zu sammeln. Zugleich absolvieren wir
ein Kompetenzprogramm mit Weiterbil- rung und dem Testen eines Bohrlochs zur Erdöl- oder Erdgasdungen, die auf die speziellen Bereiche der gewinnung sowie dem Betrieb einer Bohranlage auf See
Bohrtechnik eingehen und eine Grundlage für unsere spätere zusammenhängen. Immer zwei Wochen lang lebte und arbeiArbeit bilden. Dazwischen unterstützen wir für einige Tage im tete ich auf der Offshore Einrichtung im Schichtbetrieb.
Büro die Bohringenieure in der Planung,
»Die internationale Atmosphäre und das technisch
Durchführung oder Auswertung aktueller
Bohrprojekte. Genau diese Tätigkeit wird anspruchsvolle Umfeld fand ich unglaublich spannend. Und
nach dem Einstiegsprogramm unsere Haupt- wer kann schon behaupten einmal mit dem Hubschrauber
aufgabe sein.
auf die Arbeit geflogen zu sein!«
In meinem ersten Jahr wurde ich in der holländischen Niederlassung eingesetzt. Dort verbrachte ich einen Großteil meiner
Zeit auf Offshore Bohranlagen und stand dem Bohrungssupervisor tatkräftig zur Seite. Bei der Überprüfung von angeliefertem Material, der Anfertigung von Tagesberichten,
Logistik- und Einbaulisten, der Überwachung von Drucktests
und speziellen Operationen bekam ich detaillierte Einblicke
in die kleinsten Abläufe, die mit dem Bohren, der Komplettie-
Am Hubschrauberlandeplatz einer Bohrplattform
Dort traf ich Menschen aus vielen Ländern der Welt und lernte die verschiedensten Aufgabenbereiche kennen, die mit der
Tiefbohrtechnik und der gesamten Offshore Industrie verbunden sind. Die internationale Atmosphäre und das technisch
anspruchsvolle Umfeld fand ich unglaublich spannend. Und
wer kann schon behaupten einmal mit dem Hubschrauber auf
die Arbeit geflogen zu sein!
— 22 —
— 23 —
SOPHIE PEYSA
DIE MARKSCHEIDERIN
Diplom-Ingenieurin und Assessorin des
Markscheidefaches, 2 Kinder
Nach dem Abitur habe ich in Freiberg „Markscheidewesen
und Geodäsie” studiert. Ich wollte Vermessung studieren und
wusste ganz ehrlich nicht, was Markscheidewesen ist. Umso
größer war die Überraschung, dass sich wirklich ein interessantes Fachgebiet hinter diesem Begriff verbirgt. Parallel zum
Studium habe ich die Beflissenenausbildung beim Sächsischen Oberbergamt gemacht. Dazu müssen 200 Tage Praktikum im Bergbau absolviert werden. Diese Ausbildung ist
Voraussetzung für die Referendarinnenausbildung, ohne die
man keine anerkannte Markscheiderin werden kann.
Polygonzugmessung unter Tage mit optischem Messgerät, das auf einen Vermessungsfixpunkt zielt.
Du fragst Dich, wie Bergleute in den Tiefen der Erde zu wertvollen Lagerstätten
finden? Es hat Dich schon immer fasziniert, wie man beim Tunnelbau an der richtigen
Stelle herauskommt? Mit Hilfe der Markscheiderinnen!
Die Markscheidekunde ist eine Ingenieurdisziplin, die zwischen Geodäsie, Bergbau
und Geologie angesiedelt ist. Sie umfasst die für den Bergbau auszuführenden
Messungen und deren Verarbeitung und bildet die Grundlage für den geordneten
Grubenbau. Während im übertägigen Bereich heute modernste Messtechnik, wie
GPS-Messungen und Fotogrammmetrie eingesetzt werden, werden unter Tage teilweise noch optisch-mechanische Messgeräte verwendet.
KLASSISCHES BERUFSBILD
MODERNES BERUFSBILD
Die Markscheiderinnen wenden die Methoden der
Geodäsie, also der Erdvermessung, im Bergwerk an
und stellen ihre Erkenntnisse über die Raumlage der
Lagerstätte und Grubenbaue sowie von Klüften und
Gängen im Risswerk dar. In Deutschland muss nach dem
Bundesberggesetz in jeder Grube ein Risswerk, bestehend aus Karten, Plänen und Handbüchern, geführt
werden. Darüber hinaus erstellen die Markscheiderinnen zusätzliche betriebliche Unterlagen für das Bergwerk, zum Beispiel Zuschnittsplanungen und Vorratsbewertungen. Die Markscheiderinnen sind für die Sicherheit im Bergwerk verantwortlich. Sie müssen staatlich
anerkannt sein, um ihre verantwortungsvolle Aufgabe
ausführen zu dürfen, die Rohstoffgewinnung effektiv,
umweltschonend und sicher zu planen.
Datenerfassung, -auswertung, Modellierung und animierte 3D-Visualisierung im Bereich der Energie- und
Rohstoffwirtschaft sind Kernaufgaben der Markscheiderinnen von heute. Für ihre vielfältigen unter- und übertägigen Arbeiten nutzen sie moderne Messgeräte, Geoinformationssysteme aber auch Methoden der Satellitenfernerkundung. In den letzten Jahren hat die Beurteilung der Einwirkungen des Bergbaus auf die Umwelt
immer größere Bedeutung gewonnen. Mit Hilfe von
Simulationsprogrammen prognostizieren Markscheiderinnen die zu erwartenden Auswirkungen der Rohstoffgewinnung auf Mensch und Natur. Die Markscheiderinnen
sind zu Fragen des Abbaus und der Bergschäden
Ansprechpartner für Unternehmen und bergbaugeschädigte Haus- und Grundbesitzer.
Richtungsmessung am Schachtbereich eines Bergwerks
»Ich wollte Vermessung studieren und wusste
ganz ehrlich nicht, was Markscheidewesen ist.
Umso größer war die Überraschung, dass sich
wirklich ein interessantes Fachgebiet hinter
diesem Begriff verbirgt.«
Ab 2005 war ich Referendarin des Markscheidefachs und
lernte die berg- und verwaltungsrechtlichen Aspekte meines
Berufes kennen. Nach dem 2. Staatsexamen begann ich
2007 für die Kupferschiefer Lausitz GmbH zu arbeiten, die
Kupfererzvorräte in der Lausitz erkundet. Anfänglich kümmerte ich mich um alle ingenieurtechnischen Belange und die
Erkundung der Lagerstätte, später bekam ich immer mehr
Kollegen und mein Aufgabenfeld konzentrierte sich auf die
behördlichen Genehmigungsverfahren. Leider
hat die Kupferpreisentwicklung das Projekt,
in der Lausitz Kupfererze abzubauen,
stark „ausgebremst”.
Seit 2012 bin ich Werksmarkscheiderin
bei der Südwestdeutschen Salzwerke AG. Hier leite ich die Markscheiderei, bin verantwortlich für das Risswerk
und muss regelmäßig unter Tage Richtungsangaben für den Abbau und Abbaukammern
vermessen. Weiterhin gehören zu meinen Aufgaben Abbauplanung, Verfüllplanung sowie das Monitoring der
Tagesoberfläche, des Grubengebäudes und der Sprengerschütterungen. Da ich im „Messtrupp” unter Tage arbeite
und Richtungsangaben an die Decke des Abbaus hänge,
musste ich noch den Staplerführerschein machen. Auch eine
interessante Erfahrung! Meine männlichen Kollegen haben
sich nach anfänglichen kritischen und ungläubigen Blicken
daran gewöhnt, dass eine Frau mit ins Bergwerk einfährt. Seit
September 2011 bin ich ehrenamtlich Schatzmeister im Vorstand des Deutschen Markscheider Vereins e.V.
Erfassung der Werte aus einer manuellen Richtungsmessung
Abstecken von Bohransatzpunkten für einen
Bohrwagen auf einer Tunnelbaustelle
Neigungsmessung mit Gradbogen und Lot
— 24 —
— 25 —
DIE MINERALOGIN
Gesteine und ihre Bestandteile, die Minerale, dienen uns als Werkstoffe, Rohstoffe für
die Erzgewinnung und Baumaterial. Doch Gesteine existieren nicht ewig, sie nehmen an
einem ständigen Kreislauf von Verwitterung, Ablagerung, Aufschmelzung und Kristallisation teil.
Die Mineralogie erkundet den stofflichen Aufbau der festen Erde. Sie beschäftigt sich
mit den Eigenschaften, der Struktur, der Entstehung und Umwandlung der Minerale
und Gesteine. Dabei vereint sie Physik, Chemie und Geowissenschaften, indem sie
sowohl die Kristallstruktur als auch die chemischen Bestandteile der Minerale betrachtet.
Mikroskopische Untersuchung
von Gesteinsproben mit
digitaler Bildverarbeitung
Um Mineralproben aufzulösen, müssen diese häufig
in säuredichten Behältern
tagelang erhitzt werden
Uranglimmer
JASMARIA WOJATSCHKE
Master of Geosciences, Vertiefungsrichtung Mineralogie
Das Studium der Geologie mit Vertiefung in
die Mineralogie hat mir aufgrund seiner
Praxisnähe sehr viel Freude bereitet. Seit
meinem Studium habe ich den Spagat
zwischen beiden Disziplinen beibehalten, denn mich interessieren mineralogische Fragestellungen, die einen starken Bezug zur Geologie haben.
Mikroskopisch kleine Tonminerale in einer geologischen Störungszone.
Mikroskopische Untersuchung von Gesteinsproben mit digitaler Bildverarbeitung
KLASSISCHES BERUFSBILD
MODERNES BERUFSBILD
Mineraloginnen nehmen im Gelände Gesteinsproben
und analysieren diese mit mineralogisch-chemischen
Methoden. Sie führen auch Experimente durch, welche
die Umwandlung von Mineralen bei hohen Drücken,
Temperaturveränderungen und Verwitterung untersuchen. Dabei betrachten sie grundsätzliche Fragen der
Mineral- und Gesteinsumwandlung: Wie entstehen
Schmelzen und Kristalle? Unter welchen Bedingungen
werden Minerale instabil? Welche chemischen Elemente
werden zuerst frei gesetzt, welche zurückgehalten? Solche Untersuchungen werden genutzt, um Lagerstätten
zu erkunden, die Erzgewinnung zu maximieren und um
Minerale mit bestimmten Eigenschaften technisch zu nutzen, z. B. für Hochleistungswerkstoffe, in der optischen
Industrie oder zur Abdichtung von Abfalldeponien.
Den Mineraloginnen stehen heute Hightech-Geräte wie
Elektronenmikroskope oder Röntgendiffraktometer zur
Verfügung. Deshalb erfordert ihr Beruf technisches Verständnis für die Maschinen und handwerkliches
Geschick zur Probenbearbeitung. Technische Entwicklungen, z. B. in der Halbleiterindustrie und Mikroelektronik, stellen Mineraloginnen vor neue Aufgaben. So
müssen neue Stoffe, wie z. B. Lithium und seltene Erden,
erkundet und gewinnbar gemacht werden. Fragen der
Umweltmineralogie, z. B. ob Gesteinsstäube giftig sind
und wie sie in Boden und Wasser transportiert werden,
müssen ebenfalls betrachtet werden. Auch die Entwicklung leistungsfähiger Prozessoren aus gezüchteten Kristallen fällt in das Aufgabengebiet der Mineraloginnen.
Momentan untersuche ich Tonminerale in StöDie Farbkodierung zeigt nicht verbundene Mineralpartikel an
rungszonen, die u. a. für Erdbeben und Bewegungen von
Flüssigkeiten im Untergrund, z. B. Erdöl, mitverantwortlich
sind. Finanziert wurde ich zunächst aus Pro»Es ist immer wieder spannend und begeisternd, Tonminerajektgeldern zwischen der Universität Greifswald und der Central European Petroleum le, die zum Teil kleiner als die Dicke eines menschlichen
(CEP, Kanadisch-Deutsche Öl-Firma). Nach Haares sind, im Rasterelektronenmikroskop abzubilden und
Ablauf der Projektlaufzeit bin ich momentan damit einen Beitrag zu leisten, um gewaltige Prozesse wie
als wissenschaftliche Hilfskraft angestellt und die Entstehung von Erdbeben besser zu verstehen.«
arbeite parallel als Selbstständige für das
Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklen- Lage der Minerale und der Porenräume rekonstruiert, um
burg-Vorpommern.
Rückschlüsse auf neu gebildete Minerale und Fluidtransportwege ziehen zu können. Es ist immer wieder spannend und
Um herauszufinden, welche Tonminerale sich in einem begeisternd, Tonminerale, die zum Teil kleiner als die Dicke
Gestein befinden, nutze ich ein Röntgendiffraktometer. Unter- eines menschlichen Haares sind, im Rasterelektronenmikroskop
stützend verwende ich ein Rasterelektronenmikroskop, aus- abzubilden, und damit einen Beitrag zu leisten, um gewaltige
gerüstet mit einem fokussierten Ionenstrahl. Hiermit kann ich Prozesse wie die Entstehung von Erdbeben besser zu verstehen.
Proben in dünne Scheiben schneiden und aus den Aufnahmen
(Bildern und chemischen Analysen) dreidimensionale Abbil- Auch wenn es zeitweise nicht einfach werden kann eine
dungen erstellen. In diesen Bildern werden anschließend die durchgehende Anstellung zu finden, lohnt sich das Studium
der Mineralogie, besonders wenn man sich stark für Forschung und Entwicklung begeistert.
— 26 —
— 27 —
STUDIENGÄNGE IN GEOWISSENSCHAFTEN
& GEOINGENIEURWESEN
AN DER TU BERGAKADEMIE FREIBERG
Hat Dich einer der vorgestellten Berufe begeistert? Dann kommt ein Studium an der
Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau an der TU Bergakademie
Freiberg in Frage. Bei der Ausbildung unserer Studenten legen wir großen Wert
darauf, fundierte theoretische Grundlagen zu vermitteln, mit deren Hilfe die Absolventen die Herausforderungen des Berufes meistern können. Aber auch Praxisnähe ist
uns wichtig, so dass das Studium zahlreiche Praktika in universitären Einrichtungen und
Industriebetrieben vorsieht.
Weiterführende Informationen findest Du:
› auf unserer Webseite unter:
tu-freiberg.de/studium/studienangebot/studiengaenge
› bei unserer Studienberatung:
TU Bergakademie Freiberg
Dekanatsrätin Andrea Docekal
Gustav-Zeuner-Straße 12
09599 Freiberg
Tel: +49 3731 39-2059
E-Mail: [email protected]
sowie bei unseren Tagen der offenen Tür im Januar und
Mai / Juni.
Im Folgenden siehst Du eine Übersicht der angebotenen Studiengänge:
GEOTECHNIK UND BERGBAU
Diplom-Studiengang, 9 Semester Regelstudienzeit
Vertiefungsrichtungen:
› Bergbau/Tagebau
› Geotechnik
› Spezialtiefbau
› Tiefbohrtechnik, Erdgas- und Erdölgewinnung
GEOLOGIE /MINERALOGIE
Bachelor- und Masterstudiengang,
6 + 4 Semester Regelstudienzeit
Vertiefungsrichtungen:
› Hydrogeologie/Ingenieurgeologie
› Lagerstättenlehre
› Mineralogie
› Paläontologie/Stratigraphie
› Sedimentologie/Vulkanologie
MARKSCHEIDEWESEN UND
ANGEWANDTE GEODÄSIE
Bachelor- Diplom-Studiengang,
10 Semester Regelstudienzeit
GEOPHYSIK UND
GEOINFORMATIK
› Tektonophysik/Geochronologie
Bildnachweis:
branislavpudar (shutterstock): S. 2 (mitte links)
Carsten Drebenstedt: S. 7 (oben & unten rechts)
Ines Görz: S. 11 (unten), S. 13 (oben)
Olaf Hellwig: S. 16, S. 17 (unten)
Martin Herbst: S. 17 (oben), S. 23 (drittes von oben)
Tommy Kästner: S. 15 (unten rechts)
GEOÖKOLOGIE
Kite_rin (shutterstock): Cover
Bachelor- und Masterstudiengang,
6 + 4 Semester Regelstudienzeit
Moritz Kliche: S. 6, S. 8
Vertiefungsrichtungen:
Jürgen Lösel: S. 13 (unten links), S. 25 (oben mitte), S. 27
› Flussgebietsmanagement
Priska Lange: S. 20, S. 21 (unten)
Bachelor- und Masterstudiengang,
6 + 4 Semester Regelstudienzeit
› Klima und Umwelt
› Umwelt- und Geobiotechnologien
Detlef Müller: S. 5, S. 10, S. 11 (oben), S. 12, S. 13 (unten
rechts), S. 14, S. 15 (oben & unten links), S. 18, S. 19 (beide),
S. 21 (oben), S. 23 (oben, zweites von oben & unteres),
S. 24, S. 25 (oben links & oben rechts)
Vertiefungsrichtungen:
› Wasserwirtschaft
TUBS (Wikimedia Commons): S. 9 (beide)
› Geoinformatik
› Ökosystem- und Landschaftsmanagement
Claudia Vejrazka: S. 7 (unten links)
› Geophysik
Jörg Wittig: S. 22
Jasmaria Wojatschke: S. 25 (unten)
Holzmodelle von Mineralkristallen
Herunterladen