BIOS - Pflanzen

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MILESTONE 02 | ERLEBNISGARTEN BIOS
'BIOS - Pflanzen'
im Rahmen des EU-Förderprojektes "Act Welll!"
INFORMATIONSBEILAGE FÜR WORKSHOPLEITERINNEN
Alexander Svoboda
Fassung 01 | Wien, November 2014
D18024 AW! IB 01 BIOS – Pflanzen AS GH Nov '14
V ER EI N 'U MW ELT B I LDU NG W I EN ' – G RÜ N E I NS EL
c/o NationalparkCamp Lobau | 2301 Groß Enzersdorf | Lobaustraße 100
 +43-2249-28711 | Fax +43-2249-287118 |  [email protected] | www.ubw.at
MILESTONE 02 | ERLEBNISGARTEN BIOS
'BIOS - Pflanzen'
im Rahmen des EU-Förderprojektes "Act Welll!"
INFORMATIONSBEILAGE FÜR WORKSHOPLEITERINNEN
Inhaltsverzeichnis
1
Anmerkung zu den Pflanzenbeschreibungen in Kapitel 03
03
2
Gemeinsame Besonderheiten mancher Pflanzen
04
3
Pflanzenbeschreibung
06
3.1
Berberitzengewächse (Berberidaceae)
06
3.2
Birkengewächse (Betulaceae)
07
3.4
Hartriegelgewächse (Cornaceae)
09
3.6
Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
11
3.7
Malvengewächse (Malvaceae)
12
3.8
Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
13
3.10 Ölbaumgewächse (Oleaceae)
15
3.11 Rosengewächse (Rosaceae)
16
3.22 Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
27
3.23 Spindelbaumgewächse (Celastraceae)
28
3.24 Stachelbeergewächse (Grossulariaceae)
29
3.26 Weidengewächse (Salicaceae
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01
Anmerkung zu den Pflanzenbeschreibungen in Kapitel 03
Grundsätzlich sind die Pflanzenbeschreibungen in Kapitel 03 systematisch geordnet.
Innerhalb der Familien (z.B. Rosengewächse) erfolt die Reihung alphabetisch anhand ihrer
wissenschaftlichen Namen (z.B. Rosa canina, Rosa micrantha, Rosa rubiginosa). Kapitel 02
gibt einen Überblick über Wuchsformen, Blütenfarben und andere Besonderheiten und
verweist beispielhaft auf in weiterer Folge berücksichtigte oder generell bekannte Arten.
Wissenschaftliche Namen unterliegen im Laufe von Jahrzehnten mitunter deutlichen Veränderungen
(Artaufsplittung und Zuordnung zu anderen Gattungen oder Familien aufgrund neuerer Erkenntnisse).
Daraus entstehende veraltete Synonyme können aber meist problemlos den jeweils aktuell gültigen
Namen zugeordnet werden.
Volkstümliche Namen (Populär- oder Trivialnamen) sind oftmals entweder selbst innerhalb einer Sprache
für ein und dieselbe Art regionsspezifisch und daher vielfältig oder aber gleichlautend trotz unterschiedlicher
damit gemeinter Arten. Global gesehen fehlen außerdem Trivialnamen für einzelne Arten in manchen
Sprachen (z.B. wenn keine Vorkommen im französichem Sprachraum existieren oder wenn die Art erst
vor kurzem wissenschaftlich beschrieben wurde und deshalb im Volksmund noch nicht ausreichend bekannt
ist). Daher ist in der Kommunikation und für Vergleiche stets der wissenschaftliche Name zu bevorzugen.
In Baumschulen und Gärtnereien wird oft auch mit Unterarten und Zuchtformen gehandelt, die dann durch
Erweiterungen des wissenschaftlichen Namens erkennbar sind.
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02
Gemeinsame Besonderheiten mancher Pflanzen
Alle hier behandelten Arten zählen zu den sommergrünen Gehölzpflanzen. Im Herbst werden
die Blätter durch Verschluss der Leitungsbahnen zum Absterben gebracht und fallen ab.
Davor entzieht die Pflanze den Blättern jedoch wichtige Inhaltsstoffe (z.B. Chlorophyll = grüner Farbstoff
und "Sonnenreaktor" der Pflanze). Vor dem Laubfall werden mitunter Schadstoffe oder andere nicht
benötigte Substanzen eingelagert ("Abfallkübel"). Aufgrund dieser veränderten Zusammensetzung der
Inhaltsstoffe kommt es im Herbst bei vielen Arten zur Verfärbung des Laubs, da nurmehr gelbe und
rote Pflanzenfarbstoffe vorherrschen, die für die Energiegewinnung aber eine geringere Rolle spielen.
Durch den Abwurf dieser schlecht isolierten aber flüssigkeitshaltigen Teile ("Organe") beugt die Pflanze
auch Trockenschäden (Transpiration über Blätter, aber kein Wassernachschub bei gefrorenem Boden),
Frostschäden und Schneebruch vor. Je nach Pflanzenart, Wuchsdichte und Standortverhältnissen
(z.B. Wind) können aber mitunter grüne und verfärbte Blätter in unterschiedlicher Menge auch über
den Winter auf der Pflanze verbleiben.
02.1
Dornen oder Stacheln?
"Dornröschen" ist zwar ein weltweit bekanntes Märchen, aber Rosen und andere Rosengewächse (z.B. Brombeere,
Himbeere) haben aber keine Dornen sondern Stacheln.
Ein Dorn ist ein stechendes Gebilde an einer Pflanze, das anstelle eines Pflanzenorgans sitzt (also umgewandelte
Sprossachsen, Blätter, Nebenblätter oder Wurzeln). Dornen sind stets von Leitbündeln ("Versorgungsrohre")
durchzogen.
Dies unterscheidet sie von den ähnlichen Stacheln, die bei Pflanzen als Aufwuchs (Emergenz) nur von Außenhaut
(Epidermis) und Rindengewebe gebildet werden. Sie sind jedoch keine umgebildeten Organe wie Dornen.
Stacheln können daher im Gegensatz zu Dornen relativ leicht von der Pflanze abgestreift werden.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die beiden Begriffe jedoch häufig vertauscht verwendet ("Dornröschen",
"Kakteenstacheln").
Arten von Dornen:




Sprossdornen (kurze Triebe) z.B. Schlehe (Prunus spinosa)
Blattdornen z.B. Berberitze (Berberis vulgaris), Kakteen
Nebenblattdornen (= verholzte Nebenblätter) z.B. Robinie
u.a.
Abb.1: Rosenzweig mit Stacheln (vorderer Stachel ist abgestreift)
(Quelle: de.wikipedia.org, Denis Barthel)
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02.2
Wuchsform und Alter
Die generelle Wuchsform einer Pflanze ist oft relevant für die Entscheidung, was man an einem bestimmten Ort
anpflanzen möchte. Bäume eignen sich aufgrund des hohen und kahlen Stamms nicht für blickdichte Gartenhecken,
wenngleich sie in natürlichen Gehölzsäumen und Buschgruppen zu finden sein können. Sträucher, die mitunter
erhöhten Lichtbedarf aufweisen, gedeihen schlecht in Wäldern mit dichtem Kronenschluss. Man findet sie daher eher
am Waldrand oder auf Wiesen und Weiden oder in Hanglagen. Mehrere Arten können sowohl in Strauch- als auch in
Baumform wachsen (z.B. Feld-Ahorn, Holunder). Manche Sträucher werden keinen Meter hoch (z.B. Ginster),
andere können mehrere Meter erreichen. Auch bei Bäumen gibt es kleinwüchsige Arten (bis 10-15m) bis hin zu
Baumriesen (über 100m). Heute werden zahlreiche Obstsorten, obwohl ursprünglich baumförmig, als strauchartige
Gewächse gezogen ("Spalierobst"), da dies die Pflege und Ernte erleichtert.
Angaben zur Wuchshöhe in der Literatur sind oft unterschiedlich und dienen hier nur als Richtwert. Viele Heckenpflanzen
werden ohnedies durch regelmäßigen Schnitt in ihrer Form beeinflusst. Information über die Lebensdauer von Sträuchern
sind meist nicht vorhanden. Man kann aber generell von "mehrjährig" (bis hin zu mehrere Jahrzehnten) ausgehen.
Bei Bäumen ist die hohe Lebensdauer (Jahrzehnte bis Jahrhunderte) hinlänglich bekannt (z.B. Eichen, Linden).
Weiden und Pappeln erreichen in natürlichen Lebensräumen aber nur ein Alter von wenigen Jahrzehnten. Sie wachsen
und altern rasch und werden von Sturm oder Hochwasser umgeworfen.
Manche Pflanzen vermehren sich über Wurzelausläufer (z.B. Schlehe) oder oberirdische Ausläufer (z.B. Brombeere).
Himbeere und Brombeere nutzen ihre stachelbewehrten Zweige als Ranken anstelle eines tragenden Hauptstamms.
02.3
Blüten
Die wesentlichesten Aspekte bei der Beschreibung der Blüten sind Form (Einzelblüten oder Gruppen) und Farbe,
Blütezeit (Jahreszeit oder Monate) und zeitliche Abstufung des Blütezeitpunktes mit dem Laubaustrieb. Speziell jene
Pflanzen, deren Blütenpracht noch vor der Laubentfaltung zur Geltung kommt, haben besonderen gestalterischen Wert
in der Landschaft (z.B. Berberitze. Forsythia, Schlehe, Weingartenpfirsich). Darüber hinaus sind derartige Blüten für
Bestäuber schon aus der Ferne erkennbar. Besonders früh oder spät im Jahr blühende Arten stellen für Insekten
ideale Nahrungsquellen dar (z.B. Salweide), da zahlreiche Blüten in enger Nachbarschaft besucht werden können.
Aus dem an der Basis der Blüte (Blütenboden) gelegenen Fruchtknoten geht nach der Bestäubung und anschließenden
Befruchtung der Samen bzw. die den Samen umgebende Frucht hervor. Pro Blüte entstehen so in der Regel nur ein oder
wenige Samen, die mitunter in getrennten Früchten oder innerhalbt einer Frucht vereint sein können.
Die meisten hier beschriebenen Arten weisen Zwitterblüten auf. Sie bilden sowohl weibliche (Samenanlage) als auch
männliche (Pollen) Geschlechtsprodukte innerhalb einer einzelnen Blüte aus. Sind diese Blütengeschlechter voneinander
getrennt auf derselben Einzelpflanze vorhanden, spricht man von Einhäusigkeit (z.B. Hainbuche, Hasel). Zweihäusigkeit
(Geschlechter auf getrennten Einzelpflanzen) ist unter den hier beschriebenen Pflanzen nur bei der Salweide gegeben.
Die Bestäubung der meisten hier angeführten Arten erfolgt durch Insekten, andernfalls durch den Wind. Aber auch
windbestäubte Pflanzen (z.B. Hasel) können sich gut als Bienenweide eignen.
02.4
Samen und Früchte
Primär dienen die Pflanzensamen der Verbreitung und Vermehrung der jeweiligen Pflanzenart. Samen und Fruchtfleisch
stellen für zahlreiche Tierarten eine wichtige Nahrungsquelle dar. Auch die Menschen haben im Laufe ihrer Evolution
gelernt, Pflanzenteile (Knollen, Blätter, Früchte und Samen) zur Nahrungsversorgung zu nutzen. In der heutigen Zeit
ist uns das Wissen, welche Pflanzenteile genießbar oder giftig sind, abhanden gekommen bzw. nie beigebracht
worden. Daher sollte man stets die Grundregel beachten:
Niemals Pflanzen(teile) sammeln und essen, von deren Genießbarkeit man nicht mit Sicherheit weiß!
Selbst Heilpflanzen können bei falscher Anwendung oder zu hoher Dosis gesundheitsschädigend bis tödlich wirken.
Auf die Unterscheidung der Vielfalt von Fruchttypen (Steinfrucht, Sammelfrucht, Scheinbeere, u.s.w.) wird in dieser
Arbeit nicht näher eingegangen. Wesentlich ist jedoch der generelle Hinweis auf die Genießbarkeit von Früchten und
allfällige Nutzung anderer Pflanzenteile. Darüber hinaus werden der Reifezeitpunkt und die Fruchtfarbe angegeben.
Im Nahbereich von Kinderspielplätzen und somit auch im hauseigenen Garten sollte man zumindest das gezielte
Anpflanzen giftiger Pflanzen vermeiden.
GENIESSBAR
GIFTIG

Berberitze, Schlehe, Hundsrose (Hagebutte), Hasel, Ribisel

Liguster, Spindelstrauch (Pfaffenkäppchen), Schneeball
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03
Pflanzenbeschreibung
Nach Möglichkeit wird auf die folgenden Merkmale eingegangen:
Standortsansprüche, Wuchsform (Baum, Strauch), Blütezeit und –farbe, Fruchttyp und –farbe,
Nutzung durch den Menschen. Auf Details zu Anwendungen als Heilmittel wurde verzichtet.
So nicht anders beschrieben beziehen sich Angaben zur Nutzung auf reife Beeren.
Jeder Art wird in der Regel ein eigenes Kapitel gewidmet. Bei starker Ähnlichkeit mehrerer Arten
(z.B. Rosen) werden diese Arten zusammen in einem Kapitel beschrieben und nur allfällige artspezifische
Unterschiede erwähnt. Angaben zur Blütezeit und Fruchtreife (Monate) erfolgen mit römischen Ziffern
(z.B. IV-V für April bis Mai). Die Abfolge der Namen in den Überschriften ist wie folgt:
03.X
Familienname deutsch (wissenschaftlich) – Artname deutsch (wissenschaftlich)
03.1
Berberitzengewächse (Berberidaceae) – Berberitze (Berberis vulgaris)
Die Berberitze wird aufgrund ihrer mit Dornen bewehrten Zweige und ihrer säuerlich schmeckenden Früchte auch
Sauerdorn genannt. Mit ihrem strauchförmigen Wuchs und kleinen Blättern bildet sie dichte Hecken, die auch gut
schnittverträglich sind. Vor allem Zierformen (z.B. rotblättrige Varianten) werden auch aufgrund ihres, abgesehen
vom Schnitt, geringen Pflegebedarfs daher in Städten häufig als Begrenzungshecken gepflanzt. Dabei werden durch
Schnitt mitunter streng geometrische Formen erzielt. Die natürliche Wuchshöhe beträgt etwa 3m. Die Berberitze ist
eine der ersten im Frühjahr austreibenden Laubpflanzen.
Bevorzugt werden helle Standorte auf trockenem, kalk- und nährstoffreichem Boden, z.B. Waldränder, Hecken oder
steinige Hänge.
Die gelben Blüten (IV-VI) geben mitunter einen starken Duft ab und werden durch Insekten bestäubt. Bis VIII-X
reifen die schmalen und länglichen orangeroten und etwa 1-2cm großen Beeren. Diese sind essbar und werden
aufgrund ihres Vitaminreichtums und sauren Geschmacks zu Marmelade verarbeitet, oder dienen als Beigabe für
Tee, Edelbrände und Bonbons. Die übrigen Pflanzenteile sind jedoch giftig. Intensiver Schnitt födert die Zahl
an Blüten und Früchten.
Abb.2: Blüten und Dornen (links, www.baumschule-horstmann.de), reife Beeren (Mitte, www.botanikus.de)
und natürliches Wuchsbild (rechts, heckipedia.at)
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03.2
Birkengewächse (Betulaceae) – Hainbuche (Carpinus betulus)
Die Hainbuche ist näher mit der Hasel und der Birke als mit der Buche (Rotbuche) verwandt und wird aufgrund
ihres harten und hellen Holzes auch Weiß-Buche genannt. Von der Wuchsform ist sie meist ein kleiner bis
mittelgroßer Baum (ca. 20-25m) und wird über 150 Jahre alt. Man kann sie aber durch regelmäßigen Beschnitt
auch in dicht wachsenden Hecken ziehen und, ähnlich der Berberitze, auch regelmäßige Formen erzielen.
Häufiger Schnitt verhindert aber mitunter die Ausbildung von Blütenständen und Samen.
Es werden grundfrische Wald- und Heckenstandorte auf humus- und nährstoffreichem Boden bevorzugt, wobei die
Art mit ihren tief reichenden Wurzeln den Boden lockert. Sowohl besonnte als auch halbschattige Standorte, sofern
nicht zu kalt, werden besiedelt.
Die farblich unauffälligen (gelblich-grün) Blütenstände sind getrennt geschlechtlich, die Pflanzen aber einhäusig.
Männliche Kätzchen hängen in mehrere Zentimeter langen „Würsteln“ von den vorjährigen Zweigen, die weiblichen
Kätzchen sind kürzer und stehen von den diesjährigen Zweigen nach oben (Blütezeit IV-V). Die Bestäubung
erfolgt durch den Wind. Die nussartige Frucht weist ein dreilappiges Flugblatt auf, das bei der Verbreitung der Samen
durch Wind hilft. Auch Tiere tragen zur Samenverbreitung bei.
Das Harte Holz wird für Werkzeuggriffe oder als Brennholz genutzt.
Abb.3: Hainbuche in Baumform (links, www.biologie-schule.de) und als Hecke (rechts, baumschule-horstmann.de)
Abb.4: Männliche Blütenstände (links, blumeninschwaben.de) und Samen mit dreilappigen Flubblättern
(rechts, www.bonsai-als-hobby.de)
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03.3
Birkengewächse (Betulaceae) – Hasel (Corylus avellana)
Die Hasel ist in der Regel ein vielstämmig wachsender Strauch aus der Verwandschaft der Haselnussgewächse
(Coryloideae) und eng verwandt mit der Baum-Hasel (Corylus colurna). Letztere weist jedoch Baumform auf
und auch die Fruchthülle (Cupula) unterscheidet sich durch ihre zahlreichen langen und dünnen Fortsätze von jenen
der strauchförmigen Hasel (glockenförmig). Haselsträucher werden etwa 3-4m hoch und können Stockausschläge
bilden (Verzweigung am basalen Ende des Triebes).
Haseln sind raschwüchsige Sträucher und bevorzugen wärmere Laubmischwälder und Heckenstandorte.
Nährstoffarme und sandige sowie saure oder vernässte Böden werden gemieden.
Blütenstände und Pollenverbreitung siehe Hainbuche (Kapitel 03.2). Die Blütezeit ist meist Februar/März. Aufgrund
dieser frühen Blütezeit ist die Hasel, trotz der Windbestäubung, eine gute Bienenweide. Die essbaren Früchte der
Hasel sind 1-2cm große Nüsse, umgeben von einer grünen, glockenförmigen Blatthülle. Die reife Nuss (Erntezeit IX-X)
ist braun gefärbt, wobei die Schale hart ausgebildet ist. Der darin enthaltene dünnhäutige Samen wird von Tieren
und Menschen als Nahrung genutzt. Tiere legen oft Nahrungsdepots mit Haselnüssen für den Winter an. Im Depot
„vergessene“ Nüsse von Tieren tragen daher wesentlich zur Verbreitung dieser Art bei.
Manche Menschen reagieren auf die durch den Wind verbreiteten Pollen (Pollenallergen) oder die Haselnüsse
(Nahrungsmittelallergen) selbst allergisch.
Abb.5: Haselstrauch (links, www.pflanzenfreunde.com) und männliche Blütenstände (rechts,
wildpflanzenliebe.wordpress.com)
Abb.6: Unreife Nüsse mit Fruchthülle (links, www.fotocommunity.de) und reife Nüsse (rechts,
www.gomeal.de)
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03.4
Hartriegelgewächse (Cornaceae) – Gelber Hartriegel (Cornus mas)
Diese meist strauchförmige (seltener als kleiner Baum) Wildobstart (Höhe etwa 2-6m) ist unter mehreren
deutschen Namen bekannt. „Gelber Hartriegel“ heißt sie aufgrund ihrer gelben Blüten, Kornel-Kirsche aufgrund
ihrer kirschartigen Früchte und in Anlehnung an den lateinischen Gattungsnamen (Cornus). Diese Bezeichung war
schon im antiken Rom gebräuchlich, ihr etymologischer Ursprung ist aber unklar. In Österreich und Bayern ist wohl
„Dirndl-Strauch“ die häufigst anzutreffende Bezeichnung, vermutlich auf slawischem Ursprung basierend.
Bevorzugt werden lichte Standorte in Wäldern, an Waldrändern oder in Hecken, auf Weiden und steinigen Hängen
sowie trockene, kalkreiche und lehmige Böden.
Die gelben Blüten erscheinen schon vor dem Laub (III-IV), wodurch diese Art auch als Bienenweide gut geeignet ist.
Die kirschenartigen, leicht länglichen Steinfrüchte (ca 2cm) fallen zur Reifezeit (Hochsommer/Spätherbst) durch
ihre leuchtend rote Farbe auf und sind essbar, roh jedoch oft wenig schmackhaft (Gerbstoffe). Daher sollte man im
fast überreifen, das heißt dunkel- bis schwarzroten Zustand ernten. Die Früchte sind dann süßer, weicher und lassen
sich besser pflücken. Auch die Steine lösen sich dann besser vom Fruchtfleisch. Die Früchte werden zu Saft, Marmelade
oder Kompott verarbeitet. Das harte Holz findet in der Drechslerei Verwendung (z.B. für Werkzeuggriffe, Zahnräder).
Abb.7: Dirndl-Strauch zur Blütezeit (links, mein.salzburg.com) und belaubt mit reifen Früchten
(rechts, www.landschaftsfotos.at)
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03.5
Hartriegelgewächse (Cornaceae) – Roter Hartriegel (Cornus sanguinea)
Im Gegensatz zum Gelben Hartriegel trägt diese strauchwüchsge und etwa 2-5m hohe Art ihren Namen aufgrund
ihrer rot gefärbten einjährigen Triebe und der intensiven Rotfärbung der Blätter im Herbst. Im Winter fallen
die Blätter jedoch gänzlich ab. Dennoch wird diese Pflanze aufgrund ihres bunten Erscheinungsbildes häufig als
Zierpflanze verwendet und ist auch tolerant gegenüber Wildverbiss.
Diese anspruchslose Art kommt sowohl in Auwäldern (eher Waldrand) und Hecken als auch auf Trockenstandorten
und in Hanglagen vor. Etwas wärmere und sonnige Bereiche sowie kalkreiche, lehmige Böden werden bevorzugt.
Aufgrund der starken Ausläuferbildung eignet sich die Pflanze zur Bodenstabilisierung, kann aber benachbarte
Pflanzen bedrängen.
Die weißen Blüten (V-VI) sind schirmförmig angeordnet. Im Herbst (IX-X) reifen die schwarzen kugeligen Steinfrüchte.
Sie sind roh ungenießbar, das Fruchtfleisch wurde aber aufgrund des hohen Vitamingehalts zu Fruchtsäften verarbeitet,
die Samen zu Öl und Seife. Das harte Holz wurde in der Drechselerei verarbeitet.
Abb.8: Junge Triebe (oben links, www.mein-schoener-garten.de), Herbstlaub (oben rechts, www.donauauen.at),
Blüten (unten links, www.wien.gv.at) und reife Früchte (rechts, pflanzenbestimmung.info)
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03.6
Hülsenfrüchtler (Fabaceae) – Schwärzender Ginster (Cytisus nigricans)
Diese Art ist mit einer Vielzahl bekannter Nutzpflanzen verwandt (Bohnengewächse, Erdnuss, Klee). Manche der
deutschen Namen weisen auch auf diese Verwandtschaft hin (Schwarzwerdender Geißklee, Schwarzer Bohnenstrauch).
Namensgebend ist der Umstand, dass alle Pflanzenteile beim Trocknen schwarz werden. Diese kleinwüchsige Strauchart
wird etwa einen Meter hoch. Rückschnitt im Frühjahr begünstigt ein dichtes Wachstum.
Man findet diese Art bevorzugt auf sonnigen und trockenen Standorten wie Waldränder, Hanglagen und Heiden.
Er eignet sich auch für saure und magere sowie mäßig humose, sandig-steinige Ton- oder Lehmböden sowie Steingärten.
Lange unterirdische Wurzeln können wieder oberirdische Triebe hervorbringen (vegetative Vermehrung). Aufgrund seiner
Fähigkeit, Stickstoff im Boden zu binden, trägt er zur Verbesserung des Standortes für andere Pflanzenarten bei.
Die traubenartigen Rispen blühen gelb (VI-IX). Die Früchte sind flache Schoten (Hülsen), mit außen kurzer Behaarung.
Darin enthalten sind die einzelnen Samen (Reifezeit VIII-IX).
Abb.9: Blüten (links) und Hülsenfrüchte (rechts)(Quellen: de.wikipedia.org)
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03.7
Malvengewächse (Malvaceae) – Linden (Tilia spp.)
In Österreich kommen zwei Arten vor, die Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) und die Winter-Linde (Tilia cordata).
Diese Baumarten werden 20-40m hoch und können bis zu tausend Jahre alt werden.
Abb.10: Sommer-Linde (oben links, de.wikipedia.org), Blüten der Winter-Linde (oben rechts, de.wikipedia.org),
Blätter der S.-Linde (unten links, www.overclockers.at) und reife Früchte der W.-Linde (rechts, de.wikipedia.org)
Natürlich kommen diese Arten in Laub-Mischwäldern in mildem Klima vor. Bevorzugt sind lockere, basen- und
nährstoffreiche Böden. Im Bereich menschlicher Siedlungen werden Linden häufig als Park- oder Alleebäume gepflanzt.
Als Einzelbäume fallen sie im höheren Alter durch meist ausladende Kronen auf („Dorflinde“). Linden sind empfindlich
gegen Luftverschmutzung. Der Verbreitung erfolgt über Samen oder vegetativ über Wurzelbrut und Stockausschläge.
Charakteristisch für Linden sind die großen Blätter, deren Umriss eine Mischung aus Kreis- und Herzform darstellt.
Linden haben weißlich-gelbgrüne Blüten (VI-VII). Winter-Linden blühen etwa 2 Wochen später als Sommer-Linden.
Auffällig hingegen sind die kugelförmigen Samen, die mit einem langen dünnen Stiel an einem länglich-ovalen Flugblatt
hängen (Hochblatt, mit Blütenstandachse lang verwachsen). Dies begünstigt die Verbreitung vom Mutterbaum weg
durch Wind (Reifezeit VIII-IX). Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Insekten, teilweise aber auch durch Wind.
Die Samenkapseln der Sommer-Linde sind mit etwa 1cm Durchmesser etwa doppelt so groß wie jene der Winter-Linde.
Die heute bekannteste Nutzung ist die als Bienenweide und daraus resultierender Lindenblütenhonig. Neben den Blüten,
die zur Teeherstellung (Heilmittel) gesammelt werden, findet das Holz in der Tischlerei, Bildhauerei, zum Schnitzen und
für Drechselarbeiten Verwendung. Früher (vermutlich bis zur Spätantike) wurde auch Bast (Fasern des weichen Holzes)
als Flechtmaterial sowie zur Herstellung von Seilen, Bekleidung und Matten genutzt.
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03.8
Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) –Holunder (Sambucus nigra)
Dieser bis über 10m hoch wachsende Strauch (selten als Baum) ist auch unter dem Namen Holler bekannt und wird
bis zu 100 Jahre alt. Der Holunder ist tolerant gegenüber Staub- und Abgasbelastung, fällt aber selbst meist durch
den unangenehmen Geruch seiner Rinde und Blätter (v.a. bei zerreiben der Blätter) auf.
In der Regel findet man diese Art im Halbschatten feuchter Wälder, Hecken oder Weiden, bevorzugt auf stickstoff-,
nährstoff- und humusreichen Böden.
Die Blätter sind unpaarige Fiederblätter, bestehend aus drei bis neun meist am Rand gesägten Fiederblättchen.
Die Blütenstände sind meist großflächige, schirmförmige Trugdolden mit weißen bis blassgelben Blüten (V-VII).
Zur Blütezeit verströmen diese einen fruchtigen Geruch. Die daraus entstehenden Beeren sind gleichermaßen
angeordnet und bestehen aus kleinen kugeligen schwarzen Steinfrüchten (IX-X).
Rohe Früchte sind mitunter schwach giftig. Die übliche Nutzung besteht in der Verwertung der Blütenstände
(gebacken oder für Saft und Tee) und reifen Beeren (reich an Vitaminen und Kalium) in gekochtem oder vergorenem
Zustand (durch Hitze zerfällt das enthaltene Gift). Die reifen Früchte dienen auch als Heilmittel und früher als
Farbstoff (Haare, Leder, Wein). Der dunkelrote Saft der rohen Beeren ist aus Textilien schwer auswaschbar.
Neben den tatsächlichen Nutzen dieser Pflanze gab es im Volksglauben auch zahlreiche Aberglauben bezüglich der
positiven Eigenschaften. Insgesamt entstand daraus der Ehre darbietende Spruch:
„Vor einem Holunderbusch muss man seinen Hut ziehen“.
Abb.11: Blühender Busch (links) und reife Beeren (rechts)(Quellen: de.wikipedia.org)
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03.9
Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus)
Diese Art ist auch als „Gewöhnlicher Schneeball“ bekannt. Im Erscheinungsbild ist sie dem Holunder sehr ähnlich,
jedoch kleinwüchsiger (bis ca. 5m Höhe).
Bevorzugt werden eher feuchte Wald- und Wiesenstandorte auf kalkreichen Böden. Diese flach wurzelnde Art kann
auch vegetativ vermehrt werden, indem man Zweige tief in den Boden steckt.
Die Blätter sind meist drei-, selten fünflappig und an der Unterseite nicht behaart. Die nahe verwandte Art
„Wolliger Schneeball“ (V. lantana) hat hingegen deutlich behaarte Blattunterseiten. Die Blüten duften auffällig und
bestehen aus Schirmrispen (Trugdolden) mit außen sterilen vergrößerten weißen Randblüten und innen fruchtbaren,
gelblichen Organen (V-VII). Die Randblüten dienen als Schauapparat zum Anlocken von Bestäubern (Insekten).
Im Spätsommer (VIII-X) reifen die kugeligen roten und schwach giftigen Steinfrüchte. Da die Früchte nicht von allen
typischen fruchtfressenden Vogelarten gefressen werden, bleiben sie im Winter oft lange am Strauch.
Früher wurde das elastische Holz zur Herstellung von Spazierstöcken verwendet. Aufgrund des winterlichen
Fruchtbehangs und der herbstlich roten Laubfärbung ist diese Art ein weit verbreitetes Ziergehölz.
Abb.12: Blühender Strauch (oben links, tcf.bh.cornell.edu), rötliches Herbstlaub (oben rechts, de.wikipedia.org),
Blütenstand (unten links, de.wikipedia.org) und reife Früchte (rechts, de.wikipedia.org)
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03.10 Ölbaumgewächse (Oleaceae) – Liguster (Ligustrum vulgare)
Der Liguster wächst als reich verzweigter Strauch bis etwa 5m Höhe. Er ist eine „halb-immergrüne“ Laubpflanze,
d.h. er wirft im Winter nur einen Teil der Blätter ab, bzw. nur in strengen Wintern alle Blätter. Aufgrund seiner
biegsamen Äste und dichten Belaubung sowie der guten Schnittverträglichkeit ist er eine gute Heckenpflanze.
Dies wird auch durch die Bildung von Wurzelausläufern begünstigt.
Die Art ist vorwiegend in lichten Laubwäldern, Hecken sowie auf Hängen und Weiden zu finden. Sonnig Standorte
auf kalkhaltigen Böden werden bevorzugt.
Die weißen bis hellgelben Blüten stehen in pyramidenförmigen Rispen (VI-VII). Die eiförmigen bis kugeligen,
schwarz glänzenden Beeren sind stark giftig (Reife VIII-IX), werden in der Natur aber von Vögeln verzehrt.
Aufgrund giftiger Inhaltsstoffe sollte man Hautkontakt beim Schneiden der Pflanze vermeiden (Hautreizung).
Vor allem wintergrüne Zuchtsorten finden als Heckenpflanzen Verwendung, mitunter in streng geometrischen
Formhecken. Das außerordentlich harte Holz eignet sich für Drechslerarbeiten (z.B. Werkzeuggriffe), die jungen,
biegsamen Zweige hingegen für Korbwaren. Früher wurden Beerensaft, Blätter, gelbe Zweige und Rinde zur Stoffund Lederfärbung eingesetzt.
Abb.13: Natürliche Strauchform (links, en.wikipedia.org), Blüte (Mitte, de.wikipedia.org) und reife Früchte
(rechts, de.wikipedia.org)
Abb.14: Schnitt-Heckenformen (Quelle links: de.wikipedia.org; rechts: www.nagolder-pflanzen.de)
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03.11 Rosengewächse (Rosaceae) – Holz-Apfel (Malus sylvestris)
Diese Art ist auch als „Europäischer Wild-Apfel“ und seit der Jungsteinzeit (ca. 6000 Jahre) bekannt. Aus dieser
Urform sind vermutlich zahlreiche (dornenlose) Zuchtsorten hervorgegangen. Wie bei vielen anderen Wildobstarten
tragen die Äste häufig Dornen. Der Holz-Apfel kann Strauch- und seltener auch Baumform aufweisen
und wird 3-5m bzw. 5-10m hoch.
In der Natur kommt diese Art nie bestandsbildend, sondern nur zerstreut auf gut durchlüfteten, tiefgründigen,
nährstoffreichen Böden, auch in Aubereichen bis zur Nässegrenze des Waldes, in mildem Klima vor.
Die Blüten sind weiß bis rosa, außenseitig mitunter rötlich (IV-V). Die gedörrt oder gekocht essbaren Apfefrüchte
haben einen Durchmesser von etwa 2-4cm und sind gelbgrün bis leicht rötlich. Der Geschmack ist herb-sauer,
die Konsistenz holzig. Die Apfelsamen sind schwach giftig.
In der Antike wurden die Früchte zu Apfelwein verarbeitet. Heute wird er wegen seines hohen Pektingehaltes
anderen Früchten als Eindickungsmittel bei der Marmeladen-Herstellung beigemengt. Das Holz wurde früher in der
Tischlerei und Drechslerei verarbeitet.
Abb.15: Blühender Baum (links, www.pflanzmich.de) und reife Früchte (rechts, www.aphotoflora.com)
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03.12 Rosengewächse (Rosaceae) – Wildzwetschge (Prunus insititia)
Dieses Wildobst, im Volksmund meist als „Kriacherl“, „Kriecherl“ oder „Kriechen-Pflaume“ bekannt, wird auch als
Unterart der Zwetschge (auch „Zwetschke“) beschrieben (Prunus domestica subsp. insititia). Sie gilt hinlänglich
als Wildform dieser Kultursorte und ist seit etwa 6000 Jahren im Weinviertel und südmährischen Raum bekannt.
Als Strauch kann sie etwa 6m Höhe erreichen, als Baum 10-15m. Die Zweige sind meist dornig (Sprossdornen).
Die Ausbreitung erfolgt über die Samen oder Wurzelausläufer. Die Pflanze ist lichtbedürftig, sonst aber anspruchslos.
Die Blüten erscheinen meist erst nach vollendetem Laubaustrieb und sind weiß (III-IV). Die essbare Steinfrucht
ist kugelig bis eiförmig, 1,5-3cm lang mit Fruchtfarben gelbgrün bis dunkelgelb, weinrot oder blauschwarz.
Die bekanntesten Nutzungsformen sind Wildobst (roh), Verarbeitung zu Saft, Schnaps, Likör, Kompott, Marmelade
oder Fruchtmus. Darüber hinaus dient die Art zur Gewinnung von Samenöl (Speise- und Brennöl) und Baumgummi
sowie als Veredelungsunterlage für edle Pflaumensorten. Das Kriecherl ist eine Wildobstart, die selbst nicht veredelt
werden muss.
Das „blaue Kriacherl“ wird in der Steiermark seit Generationen als Grundlage zur Herstellung von Pflaumenbrand
verwendet und daher in Österreich in das Register der traditionellen Lebensmittel aufgenommen (Register der
traditionellen Lebensmittel des österreichischen Lebensministeriums, Nr.43). In Niederösterreich (Waldviertel) ist
hingegen das "gelbgrüne Kriecherl" von Bedeutung.
Abb.16: Blaues Kriecherl (links, www.koepp.at) und Blüte (rechts, bmm.at)
03.13 Rosengewächse (Rosaceae) – Haferschlehe (Prunus fruticans)
Diese auch als "Weihe" bezeichnete Art wird gelegentlich als Kulturform bzw. Unterart der Schlehe angesehen
(Prunus spinosa subsp. fruticans). Der deutsche Begriff "Haferschlehe" findet aber auch in mancher Literatur für die
Wildzwetschge Verwendung, was auf die enge Verwandtschaft der Wild- und Kulturzwetschgen hindeutet. Es gibt nur
wenig Literatur zu dieser Art, die wesentlichen Merkmale stellen aber eine Mischung von Eigenschaften der Schlehe
(Kapitel 03.16) und Wildzwetschke (Kapitel 03.12) dar.
Obwohl natürlich als basal verzweigter Hochstrauch wachsend (2-8m), kann die Haferschlehe auch als kleiner Baum
gezogen werden. Ältere Zweige sind mitunter schwach bedornt. Die Verbreitung erfolgt durch Samen und selten
auch durch Wurzelausläufer. Die weißen Blüten erscheinen etwa zeitgleich mit der Laubentfaltung. Die Früchte
reifen etwas später als jene der Schlehe und sind geringfügig größer (1,5-2,5cm). Vorkommen sind von sonnigen
Standorten und Hecken bekannt.
Die Haferschlehe wird als Wildobst und als Propfunterlage für andere Obstsorten genutzt.
Eindeutig zuordenbare und aussagekräftige Fotos konnten im Rahmen dieser Recherche, aufgrund der
Namensgleichheit mit verwandten Arten, nicht gefunden werden. Die optischen Merkmale ähneln jedoch der
Schlehe und Wildzwetschke.
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03.14 Rosengewächse (Rosaceae) – Traubenkirsche (Prunus padus)
Traubenkirschen wachsen als bis zu 10m hohe Sträucher oder bis zu 15m hohe Bäume. Da sie Wurzelausläufer
bilden, kommen Jungpflanzen häufig im Unterwuchs vor. Ältere Exemplare stehen jedoch meist solitär.
Man findet diese Art bevorzugt an lichteren Stellen auf nährstoffreichen, nassen oder zumindest feuchten Lehm-,
Ton- oder Sumpfböden, vor allem an Bächen und Flüssen sowie in Gebüschen und an Waldrändern.
Die weißen Blüten sind in langen, aufrechten oder hängenden Trauben angeordnet (IV-VI). Die anfangs roten,
erbsengroßen Steinfrüchte sind zur Reife (VII-VIII) schwarz. Das Fruchtfleisch ist zwar essbar, wird aber nur
selten als Wildobst genutzt, da es bitter schmeckt und die übrige Pflanze, besonders die Samen und Rinde giftig
sind. Die Früchte werden vor allem von Vögeln verzehrt.
Abb.17: Baumwuchs (links, de.wikipedia.org), Blüten (Mitte, www.meinbezirk.at) und reife Früchte
(rechts, www.fotocommunity.de)
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03.15 Rosengewächse (Rosaceae) – Weingartenpfirsich (Prunus persica)
Die auch als "Roter Weingbergpfirsich" bekannte Obstsorte stellt eine Mischung alter Wildformen und zahlreicher
Kultorsorten dar, wodurch sich eine Vielfalt lokal angepasster Sorten entwickelt hat. In unseren Weingärten wird
die Art seit dem 18. Jahrhundert gepflanzt. Nach wie vor kann diese Art über die Samen (Pfirsichkerne) vermehrt
werden und benötigt keine Veredelung. Darüber hinaus ist die Art sehr robust und weitgehend resistent gegen
Krankheiten und Schädlingen. Die Art kann auch ohne Schnitt kultiviert werden, was jedoch zu rascher Alterung
und geringerem Ertrag führt. Der Schnitt sollte im Frühjahr vor der Blüte erfolgen. Die zur Obsternte gepflanzten
Busch-Bäume werden etwa 3-4m hoch.
Am besten gedeiht diese Art in geschützten Lagen mit gutem, durchlässigem Boden. Schwere, nasse und kalkreiche
Böden sind nicht geeignet.
Die weißen bis dunkelrosa Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr noch vor dem Laubaustrieb (III-V). Die kugeligen
essbaren Steinfrüchte sind samtig behaart und tief gefurcht. Zur Reife (VIII-IX) sind sie gelblich mit orangeroten
Backen. Das Fruchtfleisch ist weißlich bis rötlich, gegenüber dem normalen Pfirsich aromatischer, dafür weniger
süß. Abgesehen vom rohen Genuss als Obst verwendet man die Pfirsiche zur Herstellung von Fruchtsaft, Likör,
Schnaps, Marmelade und Kompott. Der Weingartenpfirsich wurde im Register der traditionellen Lebensmittel des
österreichischen Lebensministeriums (Nr.106) aufgenommen.
Abb.18: Blühende Pfirsichbäume (links, de.wikipedia.org) und reife Früchte (rechts, austria-forum.org)
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03.16 Rosengewächse (Rosaceae) – Schlehdorn (Prunus spinosa)
Wie viele andere traditionell bekannte Wildobstsorten hat auch die Schlehe zahlreiche Trivialnamen (Schlehdorn,
Schwarzdorn). Die Schlehe wird im europäischen Raum spätestens seit der Jungsteinzeit durch Menschen genutzt.
Als relativ niedrigwüchsiger Strauch mit 3-6m Höhe verbreitet sich die Schlehe auch stark über Wurzelbrut und
bildet dadurch oft flächig ausgedehnte Hecken. Alternativ dazu wächst sie auch als mehrstämmiger kleiner Baum
und wird bis zu 40 Jahre alt. Sie benötigt als Hecke keinen Schnitt, dann aber mitunter viel Platz. Aufgrund ihrer
starken Bedornung hat die Schlehe auch eine gute Barrierewirkung.
Bevorzugte Standorte sind sonnige Waldränder, steinige Hänge oder Hecken auf eher mageren, trockenen und
kalkhaltigen Böden. In Augebieten findet man sie meist auf den trockensten Stellen (Heißländen).
Die weißen Blüten erscheinen vor dem Laub (III-IV) und duften nach Mandeln. Sie dienen Schmetterlingen, Käfern
und Bienen als Nahrungsquelle. Die kugelige bis schwach ellipsoide, gefurchte Steinfrucht ist essbar und etwa
1-2cm gross und blauschwarz bereift (IX-XI) Das Fruchtfleisch schmeckt sauer und herb und wird erst nach
Frosteinwirkung schmackhaft. Zahlreiche Früchte bleiben daher bis in den Winter hinein am Strauch und werden
vor allem von Vögeln gefressen.
Die vitaminreichen Früchte werden erst nach dem ersten Frost geerntet und zu Saft, Likör oder Marmelade
verarbeitet. Die dornigen Hecken bieten darüber hinaus zahleichen Vogelarten einen geschützten Nistplatz.
Abb.19: Blühende Schlehen-Hecke (links) und reife Früchte (rechts)(Quellen: de.wikipedia.org)
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03.17 Rosengewächse (Rosaceae) – Rosen (Rosa spp.)
Die Familie der Rosengewächse ist weltweit verbreitet. Heimische Vertreter sind, neben den eigentlichen Rosen,
zahlreiche Obstarten wie Apfel, Brombeere, Zwetschke und Mandel. Die in dieser Arbeit behandelten Arten sind
durchwegs Sträucher oder Bäume (Kapitel 03.11 bis 03.21). Vertreter mancher Gattungen sind mit Dornen bewehrt
(z.B. Prunus spp.), häufiger findet man jedoch Stacheln (z.B. Rosa spp., Rubus spp.)(siehe auch Kapitel 02.1).
Den eigentlichen Rosen (Rosa spp.) gemeinsam ist der strauchförmige Wuchs, die spezielle Fruchtform (Hagebutte),
Stacheln (Kapitel 02.1) und unpaarig gefiederte Blätter. Durch die traditionsreiche Zucht seit über 2000 Jahren
entstanden weit über hundert Arten. Neben ihrer Bedeutung als Blumenschmuck, Wildobst und Heilpflanze
(Hagebuttten als Marmelade, Schnaps, Tee), wird aus Kronblättern das Rosenöl gewonnen und dient als Rohstoff in
der Parfumindustrie. Das dabei anfallende Rosenwasser wird zur Herstellung von Marzipan und Lebkuchen verwendet.
Eine vergleichsweise junge Tradition hat die Anwendung des Rosendufts in der Aromatherapie.
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit einigen Wildrosenarten.
Abb.20: Blühende Hecke und Fiederblatt der Hunds-Rose (links, www.panoramio.com; rechts, de.wikipedia.org)
Abb.21: Leder-Rose (links) und Wein-Rose (rechts)(Quellen: www.astrantias.com)
Abb.22: Kleinblütige Rose (links, www.astrantias.com) und Hagebutte (rechts, de.wikipedia.org)
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Wildrosen
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Leder-Rose oder Lederblättrige Rose (Rosa caesia)
Hunds-Rose oder Heckenrose (Rosa canina)
Kleinblütige Rose (Rosa micrantha)
Wein-Rose oder Apfel-Rose (Rosa rubiginosa)
Wildrosen sind lichtbedürftig und gedeihen auf eher offenen Flächen (Hecken, Waldränder, Weiden) mit mageren,
frischen und lockeren, manchmal auch auf trockenen Böden (R. micrantha, R. rubiginosa). Vernässte und sehr
trockene Standorte werden gemieden. Die meisten Arten bevorzugen schwach saure bis schwach basische Böden.
Die Leder-Rose ist kalkliebend. Weidenutzung kann die Vorkommen begünstigen, da der Verbiss eher an unbewehrten
Konkurrenz-Pflanzen erfolgt.
Charakteristisch ist ihr strauchförmiger Wuchs (R. caesia ca. 1,5m, andere bis über 3m hoch), wobei die Stacheln
der Äste als Rankhilfsmittel dienen (Spreizklimmer). Vor allem die Hunds-Rose wird daher häufig zur Landschaftsund Gartengestaltung gepflanzt.
Die hier behandelten Arten sind weißlich bis rosa blühend (z.B. Hunds-Rose V-VI, andere Arten VI-VII) und haben
etwa 1,5-2,5cm große, kugelige bis länglich-ovale, orangerote Hagebutten als Früchte (IX). Rosen werden, trotz
ihrer großen, farblich wie geruchlich auffallenden Blüten, primär von Pollen sammelnden Insekten bestäubt, da nur
in Einzelfällen Nektar produziert wird. Selbstbestäubung ist daher weit verbreitet (Wind, Regen).
Die Hagebutten (Sammelnussfrüchte) beinhalten jeweils mehrere behaarte und wenige Millimeter große Samen,
umgeben von der fleischigen Wand des Blütenbechers. Diese getrockneten Samen werden von Kindern gerne als
"Juckpulver" anderen Altersgenossen zum Spaß unter das Gewand geschoben. Werden die Hagebutten von Tieren
gefressen, verbreiten diese die Samen nach Darmpassage und sorgen somit für die Verbreitung der Rosen.
Neben den Blüten ist bei manchen Arten auch das Laub aromatisch duftend. Jene der Kleinblütigen Rose und
Wein-Rose riechen aromatisch nach frischen Äpfeln. Die Leder-Rose hat vergleichsweise dicke "ledrige" Blätter als
Schutz gegen übermässigen Wasserverlust auf trockenen Standorten.
Der Schnitt erfolgt im Winter/Frühjahr durch Auslichten der dreijährigen Triebe, da Blüten (und Früchte) am einund zweijährigen Holz ansetzen, nicht jedoch am neuen Austrieb. Rosen können nach intensivem Schnitt aber auch
wieder aus den Wurzeln neu austreiben (Verjüngungsschnitt). Man setzt sie "auf den Stock", indem man alle Zweige
direkt über dem Boden abschneidet. In der darauf folgenden Saison trägt die Rose dann aber naturgemäß wenige
Blüten und Früchte. Geometrische Hecken oder Wandbegrünung ohne Rankhilfen werden mit Rosen nicht erreicht.
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03.18 Rosengewächse (Rosaceae) – Brombeere (Rubus fruticosus)
Das Wort Brombeere entwickelte sich aus dem althochdeutschen Wort "brāmberi" ("Dorngebüschbeere" oder
"Beere des Dornstrauchs") – allerdings hat die Brombeere, so wie die Rose, Stacheln. Sie wächst meist
als verzweigter, bodendeckender und mit stacheligen Zweigen kletternder Strauch (Spreizklimmer) und erreicht
(ohne Rankhilfe oder höherwachsende Vegetation als "Gerüst") etwa 2-3m Höhe. Die Blätter sind unpaarig gefiedert
mit 3, 5 oder 7 Blättchen. Die Verbreitung erfolgt über Ausläufer (oberirdisch) und Wurzelsprosse (unterirdisch) sowie
über Samen. Die immergrünen Zweige betreiben Photosynthese (oft durch rötliches Lichtschutzpigment verfärbt).
Brombeeren gedeihen vor allem auf sonnigen bis halbschattigen Standorten wie städtische Ruderalflächen, lichte Wälder
oder deren Ränder auf kalk- und stickstoffreichen Böden. In Auwäldern und entlang von Gewässern findet man häufig
eine verwandte Art, die Kratzbeere, Ackerbeere oder Au-Brombeere (Rubus caesius).
Die weißen Blüten (V-VIII) beinhalten traubige oder rispige Blütenstände und sind duftlos. Aus den Fruchtblättern
entwickeln sich die sogenannten "Beeren". Die anfänglich grünen Früchte verfärben sich in weiterer Folge rot und
zur Reife schwarz (VIII-X). Es sind Sammelsteinfrüchte, deren Frucht jedoch, anders als bei der Himbeere, fest an den
Blütenboden gebunden ist. Daher ist die geerntete Frucht innen nicht hohl. So kann man unreife rote Brombeeren gut
von reifen Himbeeren unterscheiden. Nach der Fruchtreife sterben die Triebe ab. Reife schwarze Früchte sind
roh essbar. Die Früchte der Kratzbeere weisen meist einen blaugrauen Reifbelag auf und zerfallen leicht beim Pflücken.
Sie sind ebenfalls geniessbar, vom Geschmack her aber fad bis säuerlich.
Die reifen Früchte werden auch zu Marmelade, Gelee, Saft, Wein und Likör verarbeitet. Brombeerblätter sind in
vielen Teemischungen enthalten. Blätter, Blüten und Beeren finden als Heilmittel Verwendung.
Für den landwirtschaftlichen Anbau werden meist stachellose Zuchtformen bevorzugt. Sie benötigen ein Spalier,
um die Wuchsform überschaubar zu halten. Als Pflanzabstand sind mindestens 2 bis 3 Meter notwendig.
Regelmäßiges Auslichten und Entfernen von Geiztrieben ist ebenfalls erforderlich.
Abb.23: Hecke mit unreifen roten und reifen schwarzen Früchten (links) und Blüte (rechts)(de.wikipedia.org)
Abb.24: Brombeere (links, de.wikipedia.org) und Kratzbeere mir Reifbelag (rechts, www.t-online.de)
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03.19 Rosengewächse (Rosaceae) – Himbeere (Rubus idaeus)
Die meisten Eigenschaften der Himbeere gleichen jenen der Brombeere (Kapitel 03.18). Hier wird daher lediglich
auf die Unterschiede eingegangen. Himbeersträucher werden etwa einen bis drei Meter hoch und klettern nicht
mithilfe ihrer Stacheln. Bevorzugte Standorte sind feucht aber nicht staunass, nährstoff- und stickstoffreich.
Die essbaren Früchte (VI-IX) sind im reifen Zustand rot (ausgenommen gelbe oder schwarze Kultursorten).
Die Frucht ist nicht fest an den Blütenboden gebunden und leicht pflückbar. Die geerntete Frucht ist innen
stets hohl und so von unreifen Brombeeren unterscheidbar.
Reife Früchte werden wie jene der Brombeere genutzt. Aufgrund des hohen Zuckergehalts im Nektar dient
die Himbeere als Bienenweide. Früchte, Blätter, Blüten und Wurzeln werden in der Heilkunde verwendet.
Abb.25: Hecke mit reifen Früchten (links, www.lubera.com) und geerntete Früchte (rechts, de.wikipedia.org)
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03.20 Rosengewächse (Rosaceae) – Speierling (Sorbus domestica)
Der Speierling oder Spierapfel ist eine altbekannte (4. Jahrhundert v.Chr.) aber heute weitgehend verschwundene
Wildobstart. Aufgrund seiner Seltenheit wurde er in Österreich zum Baum des Jahres 2008 gewählt. Der Rückgang
wurde durch Veränderungen in der Forstwirtschaft von Mittel- zu Hochwald verursacht, bedingt durch die Konkurrenz
höher wachsender Baumarten. Der Speierling wird etwa 15-20m hoch und vermehrt sich eher vegetativ (Wurzelbrut)
als über Samen. Vorkommen sind aus mässig trockenen und sommerwarmen Eichen-Trockenwäldern bekannt.
Die Blätter sind unpaarig gefiedert und bis etwa 25cm lang. Die weiß bis cremefarbenen Blüten sind in Schirmrispen
angeordnet (V-VI). Die ca. 2-3cm großen birn- oder apfelförmigen Früchte sind zur Reife gelbrün bis rötlich
(v.a. sonnseitig)(IX-X) und essbar. Die Schale überreifer Früchte ist mitunter schokoladebraun.
Der an Gerbstoffen reiche Saft nicht vollreifer Früchte wird bei der Herstellung von Apfelwein in geringen Mengen
zugesetzt, um diesen haltbarer zu machen. Reife Früchte werden zu Mus, Marmelade oder Schnaps verarbeitet.
Obwohl es sich um eine durchaus ertragreiche Baumart handelt, ist die Ernte aufgrund der kleinen Früchte mühsam.
Das Holz gilt als das schwerste Laubbaumholz Europas und wird im Werkzeug- und Musikinstrumentenbau genutzt
sowie zum Schnitzen und Drechseln.
Abb.26: Solitärbaum (links, de.wikipedia.org), Blüte (Mitte, www.fotocommunity.de) und reife Früchte mit
Fiederblättern (rechts, de.wikipedia.org)
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03.21 Rosengewächse (Rosaceae) – Elsbeere (Sorbus torminalis)
Einer der vielen alten Namen dieser Baumart ist "Ruhrbirne", ein Hinweis auf die Wirksamkeit der Früchte gegen
die Erkrankung. Die Elsbeere wächst zumeist in Wäldern einzeln oder in Gruppen. Freistehende Bäume sind
eher selten. Die 10 bis 25m hohen Bäume können über 100 Jahre alt werden. Die Verbreitung erfolgt vegetativ
über Wurzelsprosse oder durch verdaute Samen (Darmpassage).
Als "Halblichtbaum" vertragen junge Exemplare auch schattige Verhältnisse, später jedoch sind sonnige Standorte
bevorzugt. Vorkommen findet man in trockenen und wärmeren Laub-Mischwäldern oder Hanglagen auf lehmigen
und kalkreichen, nährstoffreichen Böden.
Die Blätter ähneln jenen des Spitz-Ahorns, sind jedoch etwas langgestreckter. Die Herbstfärbung ist weinrot.
Aus den cremeweißen in Doldenrispen angeordneten Blüten (V-VII) wachsen 1,5cm große rundliche bis eiförmige
Apfelfrüchte. Anfangs eher orangebraun werden sie zur Reife (X) dunkel-rotbraun und sind mit hellen Korkwarzen
punktiert. Reife Früchte sind essbar, führen aber aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts zu trocken-rauem bis
"pelzigem" Gefühl im Gaumen (ähnlich wie Rotwein).
Am Besten erntet man die Früchte nach dem ersten Frost, wenn die Gerbstoffe zumindest teilweise abgebaut sind,
jedoch bevor sie von den Vögeln abgeerntet werden. Da das Herabschütteln der Früchte nicht funktioniert, ist die
händische Ernte aufwändig. Üblicherweise werden die Früchte gekocht verzehrt bzw. als Beigabe zu Marmelade und
Honig verwendet oder zu Schnaps verarbeitet. Darüber hinaus findet das Holz für Furniere Verwendung.
Abb.27: Blütenstand (links, de.heckipedia.at) und reife Früchte (rechts, de.wikipedia.org)
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03.22 Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) – Feld-Ahorn (Acer campestre)
Der Feld-Ahorn ist der kleinstwüchsigste heimische Vertreter der Ahorne. In der Regel wächst er als großer Strauch
und nur selten als kleiner Baum mit Höhen bis zu 15m. Er wird 150 bis 200 Jahre alt und eigenet sich aufgrund
seiner guten Schnittverträglichkeit als Heckenpflanze. Auch aufgrund seiner Toleranz gegen Luftverschmutzung
und Streusalz wird er häufig zur Stadtbegrünung gepflanzt.
Als Standort werden sonnige Laubmischwälder, Waldränder, Hecken und Hänge auf nährstoffreichen Böden
bevorzugt. Nur auf stark sauren oder tonigen Böden wächst die Art nicht gut.
Abb.28: Baum und Schnitthecke (oben, www.garten-treffpunkt.de bzw. www.eggert-baumschulen.de),
Blatt mit Blüten (unten links, de.wikipedia.org), Flügelsamen am Baum (u. Mitte, www.wald.de) und
als "Nasenzwicker" (u. rechts, naturfoto-hecker.photoshelter.com)
Die Blätter sind drei- bis fünflappig mit gerundeten Blattlappen und weisen eine gelbe Herbstfärbung auf. In den Stielen
ist Milchsaft enthalten. Die Blüten sind unscheinbar gelbgrün (IV-V). Der Feld-Ahorn ist einhäusig mit Zwitterblüten,
die aber weitgehend getrenntgeschlechtlich ausgeprägt sind. Es sind zwar beide Geschlechter vorhanden, aber pro Blüte
nur jeweils eines gut ausgeprägt. Die Bestäubung erfolgt durch Wind und Insekten. Die Spaltfrüchte bestehen aus zwei
filzigen Nüsschen mit jeweils einem Flugblatt, die zueinander im 180° Winkel abstehendem. Diese sind zur Reife (IX)
braun bis rötlich. Fallen sie vom Baum, können sie durch Wind verweht werden, was die Ausbreitung begünstigt.
Kinder sammeln sie oft und kleben diese nach Aufspaltung der Samenhülle als "Nasenzwicker" auf.
Heute findet der Feld-Ahorn vorwiegend zur Gewinnung von Schnittholz Verwendung. Früher nutzte man ihn auch
als Speisebaum. Die Blätter wurden wie Sauerkraut gegessen und auch als Viehfutter benutzt.
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03.23 Spindelbaumgewächse (Celastraceae) – Euonymus europaea (Spindelstrauch)
Aufgrund der außergewöhnlichen Form und Farbe seiner Kapselfrüchte wird diese meist strauchwüchsige Art auch
Pfaffenkapperl oder Pfaffenhütchen genannt. Als Strauch erreicht die Pflanze etwa 2-3m, als Baum bis 6m Höhe.
Die Zweige haben oft vier schmale Korkleisten entlang ihrer Längsachse.
Lichte Wälder, Waldränder, Hecken und Abhänge auf nährstoffreichen, kalkhaltigen und salzarmen Böden werden
bevorzugt besiedelt.
Die Blüten selbst sind unauffällig gelbgrün (V-VII) und entwickeln sich zu leuchtend rosaroten Kapselfrüchten mit
orangerotem Samen, der nach dem Aufklappen der Blütenblätter gut sichtbar ist (IX/X). Wie auch die übrigen
Pflanzenteile ist die Kapselfrucht giftig, in größeren Mengen mitunter tödlich. Vögel fressen die Samen
vor allem im Winter.
Das harte Holz wird in der Drechslerei zur Erzeugung von Spindeln verwendet (Name!). Der Spindelstrauch eignet
sich als Flurgehölz für Erosionsschutz, Ufer- und Böschungssanierung. Aufgrund der auffälligen roten Früchte und
der kantigen Form der Äste wird das Pfaffenhütchen häufig als Ziergehölz in Gärten und Parks angepflanzt.
2006 wurde die Art in Deutschland zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Diese seit 2005 jedes Jahr vom
Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek durchgeführte öffentliche Abstimmung hat den Zweck, sich über
die Giftwirkung einiger Pflanzen Gedanken zu machen und diese bei der Gartengestaltung zu beachten. Giftpflanzen
sollen bewusster eingesetzt werden, um Vergiftungsunfälle zu vermeiden. Unbekannte Pflanzen bedeuten eine große
Gefahr für Erwachsene und vor allem Kinder.
Abb.29: Strauch mit Früchten (oben links, www.botanikus.de) und Korkleisten (o. rechts, www.uni-graz.at)
Blüte (unten links, forum.garten-pur.de) und offene Kapselfrüchte mit Samen (u. rechts, commons.wikimedia.org)
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03.24 Stachelbeergewächse (Grossulariaceae) –Johannisbeere (Ribes nigrum)
Johannisbeere und Ribisel stellen im Wesentlichen Farbvarianten der Johannisbeere dar (weiß, rot, schwarz),
wobei die Rote Ribisel taxonomisch Artstatus besitzt (Kapitel 03.25). Dementsprechend werden die beiden Begriffe
"Johannisbeere" und "Ribisel" auch oft synonym verwendet, mit oder ohne Angabe der Fruchtfarbe.
Natürlich gedeiht die Schwarze Johannisbeere auf feuchten bis nassen, nährstoffreichen, anmoorigen bis tonigen
Böden. Aus Gärten verwildert kommt die Art auch auf trockeneren Standorten vor.
Der 1-2m hohe Strauch ist im Gegensatz zur Stachelbeere (Ribes uva-crispa) ohne Dornen und Stacheln.
Der Strauch riecht oft unangenehm (Unterschied zur Ribisel). Die Blütenstände sind schirmtraubenartig und farblich
unauffällig (IV-V). Auf den saftreichen schwarzen kaum transparenten ca. 1cm großen Beeren ist noch der
Blütenkelch vorhanden. Es sind meist zahlreiche Samen in jeder Beere enthalten.
Die reifen Beeren (VII-VIII) sind essbar, werden aber primär zur Herstellung von Fruchtsaft, Marmelade, Gelee
oder Likör verwendet. Blütenknospenextrakt wird bei der Parfumerzeugung zugesetzt. Frische Blätter werden als
Suppengewürz oder Tee verwendet.
Abb.30: Blüten (links) und reife Beeren (rechts)(Quellen: de.wikipedia.org)
03.25 Stachelbeergewächse (Grossulariaceae) – Ribisel (Ribes rubrum)
In diesem Kapitel werden nur Unterschiede zur Schwarzen Johannisbeere erwähnt, da andere Merkmale gleich sind
(Kapitel 03.24). In Deutschland überwiegt die Bezeichnung "Johannisbeere", in Österreich hingegen "Ribisel" für die
hier beschriebenen Farbvarianten. Die weiße Farbvariante wird wie eine Unterart (R. rubrum alba) bezeichnet.
Ribiselsträucher verströmen, im Gegensatz zur Johannisbeere (Kapitel 03.24), keinen unangenehmen Geruch.
Die weißen oder roten Beeren sind deutlich transparent, sodass die Kerne von außen sichtbar sind.
Die essbaren reifen Beeren werden roh verzehrt oder zu Saft, Marmelade und Roter Grütze verarbeitet.
In der Imkerei wird die Ribisel auf Grund des hohen Zuckergehalts im Nektar geschätzt.
Abb.31: Blüten (links), rote und weiße Beeren (Mitte und rechts)(Quellen: de.wikipedia.org)
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03.26 Weidengewächse (Salicaceae) – Salweide (Salix caprea)
Die häufig auch Palmweide genannte Art wächst meist als grosser Strauch oder als Baum bis 15m Höhe. Wie alle
Weidenarten ist sie eine relativ kurzlebige Baumart mit etwa 60 Jahren Höchstalter. Eine Vermehrung durch
Sprossstecklinge ist kaum möglich.
Lichte Wälder und Wiesen auf frischen, nährstoffreichen Standorten aber stets außerhalb von Auen und Sümpfen
zählen zu den bevorzugten Standorten. Als Pionierpflanze wächst sie auf Brachflächen, Schutthalden und in
Kahlschlägen auf lehmigen und steinigen Rohböden.
Die Salweide ist zweihäusig, d.h. die beiden Geschlechter befinden sich auf getrennten Pflanzen. Die Blüten entfalten
sich schon vor dem Laubaustrieb. Charakteristisch sind die aufrecht vom Zweig stehenden Kätzchen mit anfangs
pezligen silbergrauen Haaren ("Palmkätzchen"). Zur Blütezeit (III-V) wachsen daraus Staubgefässe und Fruchtblätter.
Die Kapselfrüchte reifen zwischen Mai und Juni. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, die Verbreitung der Samen
durch Wind. Hierzu hängen die Samen mit ihren flaumigen weißen Haaren in Büscheln zusammen.
Zweige mit noch nicht blühenden Kätzchen dienen als Osterschmuck. Die Blüten sind zeitig im Jahr eine wichtige
Futterpflanze für zahlreiche Insekten (v.a. Bienen). Die Blätter dienen zahlreichen Schmetterlingsraupen als Nahrung.
Die Rinde wird in der Gerberei verwendet, das Holz zur Herstellung von Pflöcken.
Abb.32: Belaubter Baum (links) und blühender Strauch (rechts)(Quellen: de.wikipedia.org)
Abb.33: Teilweise blühende männliche Kätzchen (links, piqs.de), blühende weibliche Kätzchen
(Mitte, de.wikipedia.org) und Samen (rechts, www.eggert-baumschulen.de)
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D18024 AW! IB 01 BIOS – Pflanzen AS GH Nov '14
03.27 Weidengewächse (Salicaceae) – Purpurweide (Salix purpurea)
Die in jungen Jahren fast bürstenartigen Sträucher wachsen aufrecht bis zu 6m Höhe. Auffällig und namensgebend sind
die vor Laubaustrieb gut sichtbaren roten Triebe und die anfangs purpurnen Kätzchen.
Die Purpurweide kommt meist in Gewässernähe vor und ist eine wichtige "Pionierpflanze" bei der Erstbesiedelung.
Sie gedeiht schon auf weitgehend humuslosen Schotterbänken als einer der ersten Pflanzen nach Hochwässern.
Durch ihre intensive Bewurzelung gelingt es ihr tief in den Schotter vorzudringen und diese Standorte zu festigen.
Merkmale zu Blüten und Samen entsprechen jenen der Salweide (Kapitel 03.26).
Im Fluss-Ökosystem hat sie, abgesehen von ihrer Funktion als Pionierpflanze, durch ihren Bürstenwuchs auch eine
standortsbildende Funktion. Die zahlreichen biegsamen Äste halten Hochwässern stand und filtern Feinsediment aus
dem Wasser. Dieses lagert sich auf den zuvor weitgehend unbedeckten und unbewachsenen Schotterbänken ab und
bildet so die Lebensgrundlage für andere Augehölze (z.B. Silberweide). In der Sukzessions-Abfolge der Auvegetation
ist daher dieses frühe "Purpurweidenbusch-Stadium" ein wichtiger Schritt in der Entwicklung zum Auwald hin.
Die biegsamen Triebe dienen seit jeher als Flechtmaterial oder zum Binden von Weinreben. Aufgrund ihres raschen
und intensiven Wurzelwachstums und der Fähigkeit zu Stockausschlägen, findet sie in der Ingenieurbiologie häufig
Verwendung als Lebendverbau bei der Stabilisierung von Flussufern (Grünverbauung).
Abb.34: Unbelaubter (oben links) und belaubter Strauch (o.rechts), blühende Kätzchen (unten links: männlich,
unten rechts: weiblich)(Quellen: oben rechtsPpflanzen-enzyklopaedie.eu, sonst de.wikipedia.org)
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