Programmheft

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GLUCK | MOZART
CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK
(1714–1787)
Ouvertüre zu »Iphigénie en Aulide« (1774)
ca. 10’
»Ah! Si la liberté me doit être ravie« aus »Armide« (1777)
ca. 4’
»Venez, secondez mes désirs« aus »Armide« (1777)
ca. 3’
»Non, cet affreux devoir je ne puis le remplir« /
»Je t’implore et je tremble« aus »Iphigénie en Tauride« (1779)
ca. 4’
BAROCK+
hr-SINFONIEORCHESTER
PATRICIA PETIBON SOPRAN
ANDREA MARCON DIRIGENT
19 UHR | KONZERTEINFÜHRUNG
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mit Christiane Hillebrand
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WOLFGANG AMADEUS MOZART
(1756–1791)
Ouvertüre zu »Mitridate, re di Ponto« KV 87 (1770)
ca. 6’
Allegro
Andante grazioso
Presto
DAS KONZERT IN hr2-KULTUR:
Freitag, 29. April 2016, 20.05 Uhr (live) | Dienstag, 10. Mai 2016, 20.05 Uhr
– auch als Livestream im Internet unter hr2-kultur.de
»Alma grande e nobil core« KV 578 (1789)
Arie für Sopran und Orchester
ca. 3’
»Nel grave tormento« aus »Mitridate, re di Ponto« KV 87 (1770)
ca. 5’
DAS PROGRAMM
FRÜHER MOZART, SPÄTER GLUCK
CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK
(1714–1787)
Introduzione und Chaconne aus »Paride ed Elena« (1770)
Finale des 3. Aktes
ca. 8’
WOLFGANG AMADEUS MOZART
(1756–1791)
»Fra i pensier più funesti di morte« aus »Lucio Silla« KV 135 (1772)
ca. 3’
»Tiger! Wetze nur die Klauen« aus »Zaide« KV 347 (1779/80)
ca. 5’
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PAUSE
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543 (1788)
Adagio – Allegro
Andante con moto
Menuetto. Allegro – Trio – Menuetto
Finale. Allegro
ca. 25’
(1756–1791)
ca. 29’
Es ist ein eingespieltes Doppel von enormer
künstlerischer Ausstrahlung und hohem
internationalen Renommee, das unserer
Einladung zum vorletzten »Barock+ « in
dieser Spielzeit gefolgt ist: Andrea Marcon
und Patricia Petibon. Der italienische Dirigent, Cembalist und Organist – bekannt
nicht zuletzt als Leiter des Venice Baroque
Orchestra – und die gefeierte französische
Sopranistin haben bereits viel beachtete gemeinsame CD-Einspielungen mit barocken
Arien veröffentlicht.
Diesmal steht freilich Musik aus der nachfolgenden klassischen Epoche auf dem Programm: Zunächst sind Ausschnitte aus Bühnenwerken von Christoph Willibald Gluck
und Wolfgang Amadeus Mozart zu hören,
den beiden bedeutendsten Opernkomponisten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Glucks reife Werke mit ihrer authentischen Darstellung von Situationen und
Affekten öffneten die Tür bereits so weit in
Richtung einer neuen Musiksprache, dass
sie für drei nachfolgende KomponistenGenerationen – darunter auch für den jungen Mozart – als Modell dienen konnten.
Indem das heutige Konzert späte Werke
aus der letzten Schaffensphase des 1714
geborenen Gluck Ausschnitten aus den frühesten Opern des 1756 geborenen Mozart
gegenüberstellt, ergibt sich die reizvolle
Konstellation, dass vor der Pause fast ausschließlich Musik aus den 1770er Jahren
auf dem Programm steht. Auf diese Weise
entsteht gewissermaßen ein Querschnitt
des damaligen Opernschaffens, in welchem
mit der italienischen opera seria, der französischen tragédie lyrique und dem deutschen
Singspiel drei der bedeutendsten bühnenmusikalischen Gattungen der Zeit mit wichtigen Beispielen repräsentiert sind.
Der zweite Konzertteil ist hingegen ganz
der reinen Orchestermusik vorbehalten.
Den Abschluss bildet nämlich Mozarts
affektreiche Es-Dur-Sinfonie – das erste
jener im Sommer 1788 komponierten
drei Schwesternwerke, die den Höhe- und
Schlusspunkt von Mozarts sinfonischem
Schaffen markieren.
Adam Gellen
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CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK
AUSSCHNITTE AUS »PARIDE ED ELENA«, »IPHIGÉNIE
EN AULIDE«, »ARMIDE« UND »IPHIGÉNIE EN TAURIDE«
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DER KOMPONIST
1714 im bayerischen Erasbach geboren
und 1787 in Wien gestorben, war Christoph
Willibald Gluck einer der bedeutendsten
Opernkomponisten des 18. Jahrhunderts.
Seinen Platz in der Musikgeschichte sicherte
er sich vor allem durch seine als »Opernreform« bekannt gewordene Erneuerung
der wichtigsten musiktheatralischen Gattung seiner Zeit, der italienischen opera
seria. Daneben schrieb Gluck Ballettmusiken, Sinfonien, Triosonaten, geistliche Werke
und Oden. Der unmittelbare Einfluss seiner bewusst schlichten, die menschlichen
Affekte möglichst ungekünstelt reflektierenden Melodien lässt sich bis hin zu Beethoven, Weber, Wagner und Berlioz nachweisen. Gleichzeitig erregte Gluck bei seinen Zeitgenossen Aufsehen durch seine
»moderne« Behandlung des Orchesterapparates und durch seine Bereitschaft,
sich über die ehernen Regeln der Kompositionskunst hinwegzusetzen, wenn ihm
dies aus inhaltlich-künstlerischen Gründen
geboten schien.
Gluck wurde als ältestes Kind eines Försters in der Oberpfalz geboren. Über seine
schulische und musikalische Ausbildung
ist außer seiner Immatrikulation an der
Prager Universität im Jahre 1731 so gut wie
nichts bekannt. Nach einem mehrjährigen
Aufenthalt in Wien wirkte er 1737–1745 in
Mailand als Musiker in der Hauskapelle
eines italienischen Adligen und trat im Alter
von 27 Jahren zum ersten Mal mit Erfolg
als Opernkomponist in Erscheinung. Anschließend begann eine Zeit der Wanderschaft für Gluck, die ihn bis nach London,
Kopenhagen, Dresden und Prag führte,
bevor er sich Anfang der 1750er Jahre endgültig in Wien niederließ, um in verschiedenen Funktionen für das Burgtheater und
den kaiserlichen Hof zu arbeiten. Sein wachsender Ruhm führte Gluck zwischen 1773
und 1779 zu mehreren längeren Aufenthalten nach Paris, wo er seine bei den Zeitgenossen zunächst heftig umstrittenen
Reformideen auch auf dem Gebiet der
französischen Oper erfolgreich umsetzte.
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DIE WERKE
Von Christoph Willibald Glucks rund 50 Opern
findet man nur noch Orfeo ed Euridice,
Alceste sowie die beiden Iphigenie-Vertonungen mit einiger Regelmäßigkeit auf den
Spielplänen der Musiktheater. Denn wie
viele andere Komponisten ist er durch das
grobe Raster der Musikgeschichtsschreibung mit ihren kanonisierten Heldengestalten gefallen – irgendwo zwischen Bach und
Händel einerseits sowie der »klassischen«
Trias Haydn – Mozart – Beethoven andererseits. Dabei galt er zu Lebzeiten und weit
darüber hinaus als eine einflussreiche
Musikerpersönlichkeit, der die Kunstform
Oper in den 1760er und 1770er Jahren mit
einer bis dahin beispiellosen Konsequenz
und mit großem künstlerischen Erfolg reformiert und dadurch erst wieder zukunftsfähig gemacht hatte.
Zunächst setzte der in Wien lebende und
wirkende Gluck gemeinsam mit dem Librettisten Ranieri de’ Calzabigi seine Ideen im
Bereich der italienischen opera seria durch.
Diese war unter der dominierenden Figur
des Textdichters Pietro Metastasio inzwischen längst in ihrem dramaturgischen
Schematismus und ihren musikalischen
Konventionen erstarrt. Statt den Intrigen-
handlungen Metastasios mit ihren austauschbaren Figuren sowie einer auf die
Selbstdarstellung von Stimmvirtuosen
ausgerichteten Kompositionsweise wollten
Gluck und Calzabigi den Blick wieder auf
die glaubwürdige Darstellung menschlicher
Affekte und individueller Schicksale lenken
– unter den Prämissen von Einfachheit,
Natürlichkeit und Aufrichtigkeit.
Die ersten Früchte ihres neuen Ansatzes
waren die drei zwischen 1762 und 1770 entstandenen Wiener »Reformopern« Orfeo
ed Euridice, Alceste und Paride ed Elena.
Aus dem letzten dieser drei Werke ist im
heutigen Konzert das Finale des zentralen
dritten Aktes zu hören. Dieser hatte mit
der Darstellung sportlicher Wettkämpfe
begonnen, welche die spartanische Königin
Helena zu Ehren ihres Gastes, des trojanischen Prinzen Paris, veranstaltete. Nun
kehren zum Aktschluss die Wettkämpfer
»unter zahlreicher Begleitung spartanischer und trojanischer Zuschauer ... mit
den lorbeergeschmückten Siegern zurück
und feiern durch muntere Tänze deren
Triumph«. Gluck verwendet bei diesem
Instrumentalsatz dem festlichen Anlass
entsprechend eine glanzvolle Orchestrie-
rung mit Oboen, Fagotten, Hörnern, Trompeten und Pauken.
Gluck, der bereits seit den 1750er Jahren
in Wien mit der französischen Oper in Berührung gekommen war, interessierte sich
zunehmend für die Werke seiner Vorgänger
Lully und Rameau. Auch bestärkt durch
seine Enttäuschung über die durchwachsene Aufnahme von Paride ed Elena in Wien,
plante der Komponist nach 1770 seinen
Wirkungsort nach Paris zu verlegen, um
nunmehr auch die französische tragédie
lyrique durch seine neuen Ideen zu modernisieren. Sein neuer künstlerischer Verbündeter wurde dabei der Diplomat du Roullet,
der als französischer Attaché in der österreichischen Hauptstadt lebte. Er legte Gluck
1772 sein Libretto zu Iphigénie en Aulide
(Iphigenie auf Aulis) vor und vermochte
damit die künstlerische Fantasie des immerhin bereits fast 60-jährigen Komponisten
noch einmal neu zu entfachen. Zusammen
entwickelten sie zudem einen ausgeklügelten Plan, wie sie das Pariser Publikum mit
ihrem neuen Werk »erobern« könnten.
Iphigénie en Aulide wurde 1774 tatsächlich
zu einem großen Erfolg und begründete die
sechs Jahre währende, intensive letzte
Schaffensphase Glucks mit regelmäßigen
Aufenthalten in Paris, wo in diesen Jahren
noch sechs weitere wichtige Werke (zwei
davon französische Bearbeitungen älterer
Opern) ihre Premiere erleben sollten. Die
Ouvertüre zu Iphigénie en Aulide, die am
Anfang des heutigen Programms steht, geht
in der Oper nahtlos in die erste Szene mit
dem Auftritt von Iphigenies Vater, dem mykenischen König Agamemnon über. Damit
deutet sich gleich zu Beginn des Werkes
die neuartige Dramaturgie Glucks mit einem
flexiblen Wechsel zwischen Rezitativ, Arioso,
Arie, Chor- und Tanzsätzen an. Um die
Ouvertüre für den Konzertsaal verwendbar zu machen, fügte Mozart später einen
neuen Schlussabschnitt von 44 Takten an
der Stelle an, wo im Original Agamemnons
Gesang einsetzen würde.
Auf Torquato Tassos berühmtem Epos »Das
befreite Jerusalem« basiert Philippe Quinalts Libretto zur drame héroïque Armide
(Armida) in fünf Sätzen. Indem Gluck 1777
dieses damals schon über 90 Jahre alte
Textbuch vertonte, trat er bewusst in einen
direkten Wettstreit mit dem »großen«
Jean-Baptiste Lully, dessen musikalische
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Umsetzung der gleichen Vorlage (1686) noch
zu Glucks Zeiten als Inbegriff der ernsten
Oper französischer Prägung galt. Die in
Syrien spielende Liebesgeschichte um die
heidnische Zauberin und Prinzessin Armide,
die sich in ihren Feind, den heldenhaften
Kreuzritter Renaud (Rinaldo) verliebt, diesen aber nur durch ihre Zauberkünste vorübergehend zur Erwiderung ihrer Gefühle
bringen kann, ist Glucks einziges Spätwerk
mit einem tragischen Schluss.
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Patricia Petibon singt heute zwei Arien der
Armida, dieser wohl am eindringlichsten
und vielschichtigsten charakterisierten
Frauengestalt Glucks. In der Schlussarie
des 2. Aktes Venez, secondez mes désirs
befiehlt sie den Dämonen, sie und den schlafenden Renaud – den sie eben noch ermorden wollte und sich dabei erst ihrer wahren
Gefühle für ihn bewusst wurde – ans Ende
der Welt zu fliegen, um dort ihre »Schwäche« und »Schande« vor der Welt verbergen zu können. Anschließend räsoniert
sie in Ah! si la liberté me doit être ravie zu
Beginn des 3. Aktes über ihre unbefriedigende, kein langfristiges Glück versprechende Situation, in die sich selbst durch
ihren »emotionalen Kontrollverlust« gebracht hat: »Deinen Tod zu wünschen war
mir die größte Lust, / wie hast du nur meinen Zorn in Sehnen verwandelt?«
Allgemein als der Höhepunkt von Christoph
Willibald Glucks Kompositionskunst wird
seine vorletzte Oper Iphigénie en Tauride
(Iphigenie bei den Taurern) betrachtet. Die
Geschichte – eine Fortsetzung der ebenfalls von Euripides überlieferten Iphigénie
en Aulide – erlebte im 18. Jahrhundert eine
spektakuläre Blüte auf den Theater- und
Opernbühnen Europas. Die Titelheldin,
die einst von der Göttin Diana (Artemis) zu
den unkultiviert-raubeinigen Tauridern entführt worden war, um dort als Oberpriesterin ihres Heiligtums zu dienen, singt ihre
von hoher innerer Erregung kündende Arie
Je t’implore et je tremble zu Beginn des
letzten Aktes. Sie soll auf Befehl des grausamen Königs Thoas wieder einmal ein
Menschenopfer vollziehen. Iphigenie bittet
Diana, sie mit der notwendigen Grausamkeit zu wappnen, um das Ritual vollziehen
zu können. Doch in dem Augenblick, als
sie das Opfermesser erhebt, erkennen sich
die Priesterin und der zum Tode verurteilte
Fremde als die so lange voneinander getrennten Geschwister Orestes und Iphigenie
– zum lieto fine ist es da nicht mehr weit...
Christoph Willibald Gluck: Opernarien
»Ah! Si la liberté me doit être ravie« aus »Armide«
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ARMIDE
Ah! Si la liberté me doit
être ravie,
est-ce à toi d’être mon vainqueur?
Trop funeste ennemi du bonheur
de ma vie,
faut-il que malgré moi tu règnes dans
mon cœur?
Le désir de ta mort fut ma plus chére
envie,
comment as-tu changé ma colère en
langueur?
En vain, de mille amants je me voyais
suivie,
aucun n’a fléchi ma rigueur.
Se peut-il que Renaud tienne Armide
asservie?
ARMIDA
Ach! Wenn mir die Freiheit entrissen
werden muss,
wirst du mein Bezwinger sein?
Allzu verhängnisvoller Feind meines
Lebensglücks,
sollst du mir zum Trotz mein Herz
beherrschen?
Deinen Tod zu wünschen war mir
die größte Lust,
wie hast du nur meinen Zorn in Sehnen
verwandelt?
Zahllose Verehrer sah ich umsonst
um mich werben,
keiner hat meine strenge Haltung gebeugt.
Ist es möglich, dass Rinaldo Armida
gefesselt hält?
»Venez, secondez mes désirs« aus »Armide«
ARMIDE
Venez, secondez mes
désirs,
Démons, transformez-vous en d’aimables
zéphyrs.
ARMIDA
Kommt, helft meine Wünsche in die Tat
umzusetzen,
ihr Dämonen, verwandelt euch in liebliche
Zephire.
Je cède à ce vainqueur, la pitié me
surmonte;
cachez ma faiblesse et ma
honte
dans le plus reculés déserts:
Volez, conduisez-nous au bout de l’univers!
Ich erliege dem Sieger, das Mitleid
überwältigt mich;
verbergt meine Schwäche und meine
Schande
in den entlegensten Wüsteneien:
Fliegt, tragt uns ans Ende der Welt!
»Non, cet affreux devoir / Je t’implore et je tremble« aus »Iphigénie en Tauride«
IPHIGÉNIE
Non, cet affreux devoir je ne puis le remplir.
En faveur de ce Grec un dieu parlait
sans doute.
Au sacrifice affreux que mon âme
redoute,
non, je ne saurais consentir!
IPHIGENIE
Nein, die barbar’sche Pflicht,
ich kann sie nicht erfüllen!
Gewiss, es sprach ein Gott
für diesen jungen Griechen.
O, warum willigt’ ich,
da doch mein Herz erbebt, in dieses Opfer?
Je t’implore et je tremble, ô déesse
implacable!
Dans le fond de mon cœur mets
la férocité.
Etouffe de l’humanité
la voix plaintive et lamentable!
Hélas! et quelle est donc la rigueur
de mon sort:
D’un sanglant ministère,
victime involontaire!
J’obéis! Et mon cœur est en proie
au remords.
Ich fleh’ dich an und beb’, o Göttin voll
von Grimme,
erfülle meine Brust mit düstrer
Grausamkeit.
Sie höre, deinem Dienst geweiht,
nicht mehr der Menschheit sanfte Stimme.
Weh mir, wie bitter mich der Hass
des Schicksals plagt!
Den Unglücksel’gen morden
ist mir zur Pflicht geworden;
ich folge ihr, doch ist mein Herz von jeder
Qual zernagt.
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WOLFGANG AMADEUS MOZART
AUSSCHNITTE AUS »MITRIDATE«, »LUCIO SILLA« UND
»ZAIDE« / ARIE »ALMA GRANDE E NOBIL CORE«
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DER KOMPONIST
Wolfgang Amadeus Mozart, geboren 1756
in Salzburg, gestorben 1791 in Wien, scheint
über jede Kritik erhaben. In der unnachahmlichen Balance aus Inspiration, Formgefühl und emotionalem Gehalt steht seine
Musik einzig da in der Musikgeschichte.
Bereits als Vierjähriger begann Mozart mit
Klavierspiel und Komponieren und wurde
vom Vater für eine Wunderkind-Karriere
vorbereitet. Im Jahre 1762 unternahmen die
beiden die ersten Kunstreisen, 1763–1766
die erste große Reise durch Deutschland,
Frankreich, England, Holland, Belgien und
die Schweiz. Von 1769 an war Mozart Konzertmeister der fürstbischöflichen Kapelle
in Salzburg. Die 1770er Jahre sahen ihn
immer wieder auch auf Reisen. Schließlich
litt Mozart unter der Enge des Salzburger
Hofes, er riskierte den Bruch mit dem Erzbischof und übersiedelte 1781 als freier
Komponist nach Wien, wo bis zu seinem
Tode eine lange Reihe von Meisterwerken
entstand.
Die vielen Reisen, die Mozarts Leben wie
ein Pulsschlag durchzogen, haben dabei
auch sein musikalisches Schaffen rhythmisiert. Im Reagieren auf das mit Neugier
Erfahrene und Erlebte gelingt es Mozart,
die verschiedenen nationalen goûts sich
persönlich anzueignen und letztlich in der
Universalität der »Wiener Klassik« zu verschmelzen. Kennzeichnend für Mozarts
außergewöhnliches kompositorisches
Schaffen erscheinen dabei nicht so sehr
neue, revolutionäre Formungen wie bei
Beethoven oder eine experimentelle Komponierhaltung wie bei Haydn, sondern der
musikalische Ausgleich der Gegensätze.
Mozart hinterließ eine kaum übersehbare
Fülle von Werken aller Gattungen und
Formbereiche – das Köchel-Werkverzeichnis nennt mehr als 600 Nummern.
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16
DIE WERKE
Der 13-jährige Wolfgang Amadeus Mozart
verließ Ende 1769 gemeinsam mit seinem
Vater Leopold Salzburg zum ersten Mal
Richtung Italien. Das Ziel der Reise war
ein doppeltes: Einerseits sollte der junge
Komponist seinen musikalischen Horizont
und seine Allgemeinbildung erweitern;
andererseits war Vater Mozart bemüht,
eine lukrative und prestigeträchtige Anstellung an einem italienischen Hof für seinen
Sohn zu ergattern, der dem WunderkindAlter mehr und mehr entwuchs. Was den
ersten Teil des Planes betrifft, erwies sich
der erste und längste der drei Italien-Aufenthalte Wolfgang Amadeus und Leopold
Mozarts als voller Erfolg: Die insgesamt
anderthalbjährige Reise brachte Mozart
mit bedeutenden Künstlern, Gelehrten und
Politikern zusammen, er hatte große Erfolge
bei Privatkonzerten in Adelskreisen, er
erhielt Auszeichnungen und sah Venedig,
Florenz, Bologna, Rom und Neapel.
Auch das zweite Ziel der Unternehmung,
eine feste Position möglichst im Bereich des
Opernbetriebs für Wolfgang Amadeus Mozart
zu sichern, schien lange Zeit zum Greifen
nahe, blieb letztlich jedoch unerreicht. Kaum
hatte Mozart in den privaten Zirkeln Mai-
lands seine musikalische Visitenkarte abgegeben, erhielt er im März 1770 auch schon
den Kompositionsauftrag für eine der beiden neuen Opern, die in der kommenden
Saison am prächtigen Teatro Regio Ducal
in Mailand gespielt werden sollten.
Zu beweisen hatte sich der junge Komponist
mit der opera seria Mitridate, re di Ponto
(Mithridates, König von Pontus). Den Charakteristika dieser Gattung entsprechend
verbindet die auf Racines Tragödie »Mithridate« (1673) basierende Geschichte um die
historische Figur von König Mithridates VI.
(132–63 v. Chr.) eine politisch-historische
Aktion, nämlich den Kampf des am Schwarzen Meer gelegenen pontischen Reichs
gegen Rom, mit einer verwickelten Liebesgeschichte – wobei sich der Herrscher
(ebenfalls typischerweise) im Laufe der
Handlung vom Despoten zum mildtätigen
Regenten wandelt. In Mitridate profitiert
von dieser Entwicklung Aspasia, Mithridates’ junge Verlobte, die jedoch dessen Sohn
Sifare liebt und am Ende auch heiraten kann.
Bevor es jedoch soweit ist, gibt sie in der
zweiteiligen Arie Nel grave tormento ihrer
inneren Zerrissenheit zwischen Pflicht und
Neigung glaubwürdig Ausdruck.
Mozarts erste große Auftragsoper, aus der
heute auch die dreisätzige Ouvertüre erklingt, erwies sich bei ihrer Premiere am
26. Dezember 1770 und bei weiteren 22 Vorstellungen als ein beachtlicher Erfolg. Daraus erwuchsen zwei weitere scritture für
Mailand, darunter mit Lucio Silla eine weitere opera seria für die Karnevalssaison
1772/73 über den gleichnamigen römischen
Feldherrn und Diktator, der im Übrigen
einst Mithridathes’ Bezwinger in Kleinasien
gewesen war. Daraus ist heute die zunächst
pathetisch-getragene, dann leidenschaftlich-entschlossene Arie Fra i pensier più
funesti di morte der weiblichen Hauptfigur
Giunia zu hören: Kurz bevor sich auch hier
unerwartet alles zum Guten wenden würde,
hat sie im Kerker eine schreckliche Vision
von ihrem vermeintlich schon ermordeten
Geliebten Cecilio.
Mozart zeigte von Anfang an ein großes
Interesse an dem 1778 von Kaiser Joseph II.
in Wien gegründeten »National-Singspiel«
und hoffte, dort mit der Komposition einer
»teutsche(n) opera« reüssieren zu können.
Aus diesem Impuls scheint 1779/80 das
Fragment gebliebene und erst von Mozarts
Witwe im Nachlass entdeckte Singspiel
Zaide hervorgegangen zu sein, das in vielerlei Hinsicht als ein direkter Vorläufer des
kurze Zeit später entstandenen Die Entführung aus dem Serail betrachtet werden
kann. Die musikalische Anlage des Werkes,
das erstmals an Mozarts 110. Geburtstag
im Jahre 1866 in Frankfurt aufgeführt wurde,
greift auf unterschiedliche Traditionen zurück. Die Arie Tiger! Wetze nur die Klauen,
gesungen von der in einen christlichen Sklaven verliebten Haremsdame Zaide, erweist
sich dabei als ein textlich wie musikalisch
in der Tradition der opera seria stehendes
Bravourstück.
Von der Entstehungszeit her an letzter Stelle
des heutigen Programms steht Mozarts
Alma grande e nobil core KV 578 – eine von
den Rachegelüsten der getäuschten Protagonistin Madama Laura geprägte Einlagearie für die 1789 erfolgte Wiener Inszenierung von Domenico Cimarosas I due baroni
di Rocca Azzurra. Mozart schrieb die Musik
für die Sopranistin Louise Villeneuve, die
nur wenig später die Rolle der Dorabella
bei der Uraufführung von Così fan tutte
übernehmen sollte.
Adam Gellen
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Wolfgang Amadeus Mozart: Opernarien
»Fra i pensier più funesti di morte« aus »Lucio Silla«
»Alma grande e nobil core« KV 578 –
Einlagenarie für D. Cimarosas »I due baroni di Rocca Azzurra«
GIUNIA
Fra i pensier più funesti di morte
veder parmi l’esangue
consorte
che con gelida mano m’addita
la fumante sanguigna ferita,
e mi dice: che tardi a morir?
Già vacillo, già manco, già moro
e l’estinto mio sposo, ch’adoro
ombra fida m’afretto
a seguir.
MADAMA LAURA
Alma grande e nobil core,
le tue pari ognor disprezza.
Sono dama al fasto avvezza
e so farmi rispettar.
Va, favella a quell’ingrato,
gli dirai che fida io sono.
Ma non merita perdono,
sì, mi voglio vendicar.
MADAMA LAURA
Große Seelen, edle Herzen
verachten stets euresgleichen.
Ich bin eine Dame, an Aufwand gewöhnt,
und weiß mir Respekt zu verschaffen.
Geh, sprich zu jenem Elenden,
sag ihm, dass ich treu bleibe.
Er ist’s nicht wert, dass ich verzeihe,
ja, ich will mich rächen.
18
»Tiger! Wetze nur die Klauen« aus »Zaide«
»Nel grave tormento« aus »Mitridate, re di Ponto«
ASPASIA
Nel grave tormento,
che il seno m’opprime,
mancare già sento
la pace del cor.
Al fiero contrasto
resister non basto:
E strazia quest’alma
dovere ed amor.
ASPASIA
In bitterer Qual,
die meine Brust bedrückt,
fühle ich den Frieden
meines Herzens schwinden.
Dem heftigen Gegensatz
halte ich nicht stand:
Pflicht und Liebe
zerreißen dieses Herz.
ZAIDE
Tiger! Wetze nur die Klauen,
freu’ dich, der erschlichnen Beut’!
Straf’ ein törichtes Vertrauen
auf verstellte Zärtlichkeit!
Komm nur schnell und töt’ uns beide,
saug, der Unschuld warmes Blut,
reiß das Herz vom Eingeweide
und ersätt’ge deine Wut!
Tiger! Ach, mein Gomatz, mit uns Armen
hat das Schicksal kein Erbarmen.
Nur der Tod,
ach, endigt unsre herbe Not.
GIUNIA
In düsteren Gedanken an den Tod
scheine ich den Gefährten schon entseelt
zu sehen,
wie er mit eisiger Hand
mir die vom Blut noch warme Wunde weist
und sagt: »Was zögerst Du zu sterben?«
Ich wanke, verlösche, sterbe schon,
und eilig folge ich dem Schatten
des angebeteten dahingeschiedenen
Bräutigams.
19
ES-DUR-SINFONIE KV 543
20
DAS WERK
Innerhalb von nur zwei Monaten komponiert
Mozart im Sommer 1788 seine letzten drei
Sinfonien. Die sogenannte »sinfonische
Trias«, bestehend aus der Es-Dur-Sinfonie
KV 543, der g-Moll-Sinfonie KV 550 und
der C-Dur-Sinfonie KV 551 (»Jupiter-Sinfonie«), ist der krönende Abschluss eines
Werkkorpus, der vielgestaltiger nicht sein
könnte. In den drei Sinfonien konzentrieren
sich noch einmal alle kompositorischen
Fähigkeiten, die Mozart in seinen 35 Lebensjahren erlernen konnte. Dank einer unglaublichen Fülle musikalischer Ideen gelingt es
dem Komponisten, drei grundverschiedene
Werke zu entwerfen.
Dabei hatte Mozart im Sommer 1788 gar
keine Zeit für die Komposition so aufwändiger Werke. Erst ein halbes Jahr zuvor
wurde er von Kaiser Joseph II. in den Stand
eines Kammerkompositeurs erhoben. Die
damit einhergehenden Pflichten verlangten
eigentlich die volle Aufmerksamkeit des
Musikers. Zudem war die wirtschaftliche
Situation des Komponisten wieder einmal
angespannt. Mozart konnte zwar immer
noch vereinzelt Erfolge feiern, so etwa mit
der umjubelten Uraufführung der »Prager
Sinfonie« 1787, doch stand das Wiener Publikum seinen Werken zunehmend reserviert gegenüber.
Dennoch investiert Mozart zwei Monate
seiner kostbaren Zeit und komponiert gleich
drei Sinfonien ohne einen konkreten Anlass
oder die Aussicht auf eine Aufführung. Das
19. Jahrhundert erkannte in diesem unbedingten Willen zur künstlerischen Verwirklichung eine Kernidee des romantischen
Kunstschaffens und erklärte Mozart kurzerhand zum weltvergessenen Lebemann und
ersten romantischen Komponisten. Ein
Mozart-Bild, das bis heute auf vielfältigen
Wegen weiter gepflegt wird.
Viel wahrscheinlicher als diese romantisch
verklärte Entstehungsgeschichte erscheint
dagegen die Möglichkeit, dass Mozart die
Sinfonien in Reminiszenz an Joseph Haydn
komponierte. Haydn hatte im Vorjahr seine
sechs »Pariser Sinfonien« veröffentlicht,
und die ersten drei Sinfonien der Reihe stehen ebenso wie die Sinfonien Mozarts in
den Tonarten C-Dur, g-Moll und Es-Dur.
Dass es sich hierbei um bloßen Zufall handelt, erscheint unwahrscheinlich, hatte
sich Mozart mit seinen sechs »HaydnQuartetten« doch schon früher auf die Pionierleistungen seines Vorbilds bezogen.
Wie so oft in der Kunstgeschichte scheiterte das ambitionierte Vorhaben Mozarts
– die Veröffentlichung seiner Werke auf
eigene Rechnung – wohl allein an der fehlenden Finanzierung. Ob der Komponist
seine Es-Dur-Sinfonie jemals zu Gehör
bekam, ist ungewiss.
Gleich einer Opernouvertüre beginnt das
Werk mit einer großangelegten langsamen
Einleitung – eine für Mozart durchaus ungewöhnliche Eröffnung. Er verzichtet dabei
ganz auf eine melodische Idee und legt sein
Augenmerk stattdessen allein auf die bis
ins Kleinste differenzierte Darstellung des
orchestralen Klangs. Zum Ende der Einleitung mischt sich dann ein erster Moll-Schatten in das so erhaben strahlende Es-Dur.
Ein Moment des Zweifels, der noch öfter in
der Sinfonie aufscheinen wird. Mozart präsentiert sich hier als großer Dramatiker.
Geprägt durch seine italienischen Opern
komponiert er auch in seinen Sinfonien nach
dem Muster szenischer Affekte. Mozart
versteht es, durch kleinste Verschiebungen
in der Harmonik große Spannung zu erzeugen und seine Werke so mit Leben zu füllen.
Auch im zweiten Satz bedient er sich dieser
Vorgehensweise und verleiht dem mittleren Teil des Satzes damit einen unerwartet
dramatisch aufbrausenden Charakter. Mit
seinem derb stampfenden Rhythmus holt
das Menuett den Hörer dann wieder auf den
Boden der Tatsachen zurück, bevor im
letzten Satz der Schelm Mozart sein Spiel
mit uns treibt: In unnachahmlicher Art und
Weise vermag es der Komponist, seine
Hörer an der Nase herumzuführen, indem
er zunächst eine Erwartung erzeugt und
im nächsten Moment gleich wieder damit
bricht. Dem überraschten Hörer bleibt
nichts anderes übrig, als den dicht auf dicht
präsentierten Ereignissen zu folgen und
sich an den heiteren Späßen eines musikalischen Genies zu erfreuen.
Sebastian Stüer
21
DIE INTERPRETEN
PATRICIA PETIBON
22
Am Pariser Konservatorium bei Rachel
Yakar ausgebildet und von William Christie
entdeckt, hat sich Patricia Petibon mit
einem Repertoire, das sich vom französischen Barock bis zur zeitgenössischen
Musik erstreckt, als eine der vielseitigsten
Sängerinnen ihres Fachs einen Namen
gemacht. Ihre Karriere begann 1996 an der
Opéra de Paris in Rameaus Hippolyte et
Aricie. Auf dem Gebiet der Barockmusik
arbeitete die Sopranistin bereits mit den
bedeutendsten Dirigenten der Historischen
Aufführungspraxis zusammen, darunter
mit William Christie, Marc Minkowski, John
Eliot Gardiner (u.a. an der Mailänder Scala)
und Nikolaus Harnoncourt. Enge musikalische Beziehungen verbinden Patricia
Petibon darüber hinaus u.a. mit Giovanni
Antonini, Bertrand de Billy, Emmanuelle
Haïm, Daniel Harding, Andrea Marcon,
Christophe Rousset und Paavo Järvi.
Als Liedsängerin tritt Patricia Petibon regelmäßig in Paris, Wien (Musikverein und Konzerthaus), bei den Salzburger Festspielen,
in Graz, Genf, Aix-en-Provence, Luxemburg, Amsterdam, Kopenhagen, Barcelona,
Madrid und Bilbao auf. Zu den Höhepunkten der aktuellen Saison der Sopranistin
zählen Liederabende in Dortmund, der Londoner Wigmore Hall und in Amsterdam
sowie Einladungen als Gilda in Verdis Rigoletto an die Bayerische Staatsoper München
sowie als Aspasia in Mozarts Mitridate ans
Théâtre des Champs-Élysées.
Zu den jüngsten Höhepunkten ihrer Karriere gehören Auftritte als Despina in Così
fan tutte bei den Salzburger Festspielen
sowie als Lulu in Genf, Barcelona und wiederum bei den Salzburger Festspielen.
Seit 2007 besitzt Patricia Petibon einen
Exklusivvertrag bei der Deutschen Grammophon. Ihre CD »La Belle Excentrique« erhielt 2015 einen »ECHO Klassik« als »Solistische Einspielung des Jahres (Gesang)«.
Daneben war die Sopranistin in weiteren
Opern von Händel, Mozart, Verdi, Massenet
und Poulenc sowie bei der Uraufführung
von Philippe Boesmans Au Monde zu erleben
– mehrfach auch beim Festival von Aix-enProvence sowie an der Wiener Staatsoper,
in Paris, Barcelona und andernorts.
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ANDREA MARCON
Der italienische Organist, Cembalist und
Dirigent Andrea Marcon ist inzwischen
einer der anerkanntesten Musiker und Spezialisten für Alte Musik. Er wurde in Treviso
geboren und studierte 1983–1987 in der
Schweiz an der Schola Cantorum Basiliensis. 1986 gewann er den Ersten Preis beim
Paul Hofhaimer-Orgelwettbewerb in Innsbruck und 1991 den Ersten Preis beim Cembalowettbewerb in Bologna.
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1997 gründete Andrea Marcon das Venice
Baroque Orchestra, das längst zu den weltweit führenden Ensembles im Bereich der
Barockmusik zählt. Inzwischen hat er auch
als Operndirigent zahlreiche Produktionen
mit Werken von Monteverdi, Cavalli, Händel,
Galuppi oder Cimarosa geleitet. Andrea
Marcon ist regelmäßiger Gastdirigent an
der Oper Frankfurt und wurde für Konzertprojekte bereits u.a. von den Berliner Philharmonikern, vom Symphonieorchester
des Bayerischen Rundfunks, dem WDR
Sinfonieorchester, dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der Camerata Salzburg
und vom Mahler Chamber Orchestra eingeladen. Seit 2013 ist Andrea Marcon künst-
lerischer Leiter beim Orquesta Ciudad de
Granada.
Andrea Marcon debütierte mit dem Venice
Baroque Orchestra bei den Salzburger
Festspielen und 2014 mit dem Freiburger
Barockorchester beim Aix-en-ProvenceFestival mit Händels Ariodante, um ein
Jahr später mit einer Alcina-Produktion
zurückzukehren.
Für seine CD-Aufnahmen als Organist und
Cembalist bekam Andrea Marcon viermal
den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Auch seine Aufnahmen als Dirigent
wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit
der »Diapason d’Or« und dem »ECHO Klassik«. Bei seinen inzwischen über 50 CD-Einspielungen arbeitete Andrea Marcon mit so
namhaften Solisten wie Giuliano Carmignola, Angelika Kirchschlager, Simone Kermes, Magdalena Kožená, Patricia Petibon,
Mojca Erdmann, Philippe Jaroussky und
Cecilia Bartoli zusammen.
Andrea Marcon ist Professor für Orgel und
Cembalo an der Schola Cantorum Basiliensis.
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hr-SINFONIEORCHESTER
Das hr-Sinfonieorchester, 1929 als eines
der ersten Rundfunk-Sinfonieorchester
Deutschlands gegründet, meistert erfolgreich den Spagat zwischen der Pflege der
Tradition und den Herausforderungen
eines modernen Spitzenorchesters. Konzertreihen mit unterschiedlichen Programmschwerpunkten, in denen große
Sinfonik auf Alte Musik und Konzerte mit
Neuer Musik auf Projekte für junge Konzertbesucher treffen, markieren sein
künstlerisches Profil.
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Mit internationalen Gastspielen und preisgekrönten CD-Produktionen genießt das
Orchester als Frankfurt Radio Symphony
zugleich weltweit einen hervorragenden
Ruf. Regelmäßige Konzertreisen nach Asien
sind ebenso selbstverständlich wie die
stete Präsenz auf bedeutenden europäischen Konzertpodien. Aktuelle Tourneen
führen in der Saison 2015/16 nach Japan
und Südkorea.
Für seine hervorragenden Bläser, seinen
satten Streicherklang und seine dynamische
Spielkultur berühmt, steht das hr-Sinfonieorchester mit seinem Chefdirigenten
Andrés Orozco-Estrada dabei heute für
musikalische Exzellenz wie für ein interessantes und vielseitiges Repertoire.
Bekannt geworden durch seine Maßstäbe
setzenden Einspielungen der romantischen
Literatur, zählt das hr-Sinfonieorchester
Frankfurt seit Jahrzehnten zu den international führenden Mahler- und BrucknerOrchestern – eine Tradition, die vom langjährigen Chefdirigenten Eliahu Inbal über
seine Nachfolger Dmitrij Kitajenko und
Hugh Wolff ausstrahlte bis hin zur vielbeachteten Arbeit von Paavo Järvi, dem heutigen »Conductor Laureate« des hr-Sinfonieorchesters.
Entscheidende Akzente in seinem Engagement für die Tradition wie für die zeitgenössische Musik setzte das Orchester bereits
mit seinem ersten Chefdirigenten Hans
Rosbaud. In den 1960er bis 1980er Jahren
entwickelte sich das hr-Sinfonieorchester
unter Dean Dixon und Eliahu Inbal schließlich zu einem Orchester von internationalem Format mit Gastspielen in aller Welt
und wichtigen, vielfach ausgezeichneten
Schallplatten- und CD-Editionen.
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NEWS-TICKER
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OROZCO-ESTRADA BLEIBT BIS 2021
Im Rahmen der Saison-Pressekonferenz
2016/17 des hr-Sinfonieorchesters am
18. April im Hessischen Rundfunk setzte
Chefdirigent Andrés
Orozco-Estrada seine
Unterschrift unter
die vorzeitige Verlängerung seines Vertrages um drei weitere Jahre bis 2021.
Wir freuen uns sehr über die langfristige
Fortsetzung dieser höchst erfolgreichen
Zusammenarbeit!
NEU: DIE KONZERTSAISON 2016/17
Vor wenigen Tagen wurde unsere neue
Konzertsaison 2016/17 veröffentlicht. Die
Konzertabonnentinnen und -abonnenten
des hr-Sinfonieorchesters erhalten die
neue Konzertbroschüre per Post übersandt,
mit allen detaillierten Informationen zur
nächsten Spielzeit des hr-Sinfonieorchesters. Ein vielfältiges Angebot von anregenden und unterhaltenden Konzertveranstaltungen erwartet Sie auch diesmal wieder,
mit abwechslungsreichen, interessanten
Programmen, hochkarätigen Solisten und
namhaften Dirigenten. Auf unserer Homepage hr-sinfonieorchester.de sind die Informationen zur neuen Spielzeit ebenfalls
schon veröffentlicht. Dort steht die Broschüre für alle Interessenten auch als PDFDownload bereit. Darüber hinaus kann sie
unter der Telefonnummer (069) 155-2000
oder per Mail an [email protected]
auch kostenlos angefordert werden.
ABO-VORTEILE NUTZEN
Sie besuchen unsere Konzerte öfter? Dann
nutzen Sie doch die vielfältigen Vorteile
unserer Abonnements und sparen Sie in
erheblichem Maße im Vergleich zu den
Normalpreisen! Der Hessische Rundfunk
hat sein Angebot an Abonnements zur
neuen Saison neu geordnet und es dabei
noch einfacher und übersichtlicher für Sie
gestaltet. Die verschiedenen Reihen umfassen drei bis zwölf Konzerte und reichen
stilistisch von der Barockmusik bis zur
Avantgarde – und das zu jeweils äußerst
attraktiven Bedingungen. Ab sofort können
Sie unserem Abo-Service Ihre AbonnementWünsche für die Saison 2016/17 unter der
Telefonnummer (069) 155-4111 oder per
E-Mail an [email protected] übermit-
teln – oder Sie bestellen Ihr Wunsch-Abo
gleich online unter hr-sinfonieorchester.de!
Der Einzelkartenverkauf für die neue Spielzeit beginnt übrigens am 1. Juli.
HESSEN-SCHULTOUR
Bereits zum neunten Mal ging das hr-Sinfonieorchester auf seine jährliche »HessenSchultour« und tauschte in dieser Woche
wieder einmal den Konzertsaal mit Turnhallen und Aulen – diesmal an sechs Schulen
unterschiedlichster Schulformen zwischen
Riedstadt und Kirchhain. 45 Musikerinnen
und Musiker präsentierten den Schülern
ein eigens für dieses Projekt arrangiertes
Programm. Stefan Hoffmann moderierte
die von Felix Mildenberger geleiteten Konzerte und ließ dabei auch die jungen Zuhörer zu Wort kommen.
NEUE CD MIT JAN VOGLER
Es ist bereits unsere dritte CD-Neuveröffentlichung in diesem Jahr: Der renommierte
deutsche Cellist und
Festival-Intendant Jan
Vogler hat mit dem
hr-Sinfonieorchester
und Andrés OrozcoEstrada drei Werke
von Peter Tschai-
kowsky für Cello und Orchester – darunter
die berühmten Rokoko-Variationen – eingespielt. Die Aufnahme ist bei Sony Classical erschienen und an unserem CD-Stand
in der Goldhalle erhältlich.
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GESELLSCHAFT DER FREUNDE UND FÖRDERER
MÖCHTEN SIE DIE ARBEIT DES hr-SINFONIEORCHESTERS
UNTERSTÜTZEN?
KONZERT-TIPP
ANDREW DAVIS UND RENAUD CAPUÇON
IM hr-SINFONIEKONZERT
Dann werden Sie Mitglied der »Gesellschaft der Freunde und Förderer des hr-Sinfonieorchesters e.V.« und profitieren Sie dabei auch von vielen exklusiven Vorteilen.
Informieren Sie sich auf hr-sinfonieorchester.de unter »Förderverein« oder senden
Sie eine Mail an [email protected].
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QUELLEN UND TE X TNACHWEISE
Silke Leopold: »Lucio Silla«, in: Mozart Handbuch,
hrsg. v. ders., Kassel / Stuttgart / Wien 2005; Lothar
Schmidt: »Die Entführung aus dem Serail (KV 384)«,
in: Mozarts Opern, Bd. 1 (= Das Mozart-Handbuch 3,1),
hrsg. v. Dieter Borchmeyer und Gernot Gruber,
Laaber 2007; Eike Rathgeber: »Mozarts italienische
Reisen«, in: ebd.
HER AUSGEBER
Hessischer Rundfunk
BILDNACHWEISE
Foto: Patricia Petibon (1) © Felix Broede; Foto: Patricia
Petibon (2) © Bernard Martinez; Foto: Andrea Marcon
© Marco Borggreve; Foto: hr-Sinfonieorchester
© Ben Knabe; Foto: Andrés Oroczo-Estrada © Martin
Sigmund.
SATZ UND DRUCK
Imbescheidt | Frankfurt
REDAK TION
Adam Gellen
GESTALTUNGSKONZEPT
Birgit Nitsche
Nach sieben Jahren steht Sir Andrew Davis
wieder am Pult des hr-Sinfonieorchesters.
Der renommierte Musikdirektor der Lyric
Opera Chicago und Chefdirigent des Melbourne Symphony Orchestra bringt zwei
interessante Werke aus seiner britischen
Heimat mit. Er präsentiert dabei eine stimmungsreiche Orchesterfantasie von Frederick Delius mit dem assoziationsreichen
Titel In a Summer Garden und die 5. Sinfonie von Ralph Vaughan Williams – ein am
romantischen Stil früherer Kompositionen
neu anknüpfendes Werk, das Motive aus
Vaughan Williams’ Oper The Pilgrim’s Pro-
gress verarbeitet. Mit dem Violinkonzert
von Alban Berg steht das wohl bekannteste
und meistgespielte Werk der »Zweiten Wiener Schule« im Zentrum des Konzerts. Wie
kein anderer verstand es der Schüler Arnold
Schönbergs, die von seinem Lehrer begründete Zwölftontechnik mit spätromantischen
Einflüssen Gustav Mahlers zu verbinden
und konstruktive Strenge und persönlichen
Ausdruck in einer Musik neuartiger Schönheit und Klangsinnlichkeit zu vereinen.
Der exquisite französische Geiger Renaud
Capuçon wird dabei den anspruchsvollen
wie berührenden Solo-Part interpretieren.
Donnerstag / Freitag | 12./13. Mai 2016 | 20 Uhr
Alte Oper | hr-Sinfoniekonzert
Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-Sinfonieorchester.de
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DIE NÄCHSTEN KONZERTE
So_08.05.2016 | 18 Uhr | hr-Sendesaal | Kammerkonzert | Ludwig van ...
LANGER BEETHOVEN-K AMMERMUSIK-ABEND
MIT MUSIKERN DES hr-SINFONIEORCHESTERS
Beethoven | Sonate für Violine und Klavier A-Dur op. 47 (»Kreutzersonate«) /
Streichquartett e-Moll op. 59 Nr. 2 / Streichtrio c-Moll op. 9 Nr. 3 /
Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier B-Dur op. 11 (»Gassenhauer-Trio«) /
Duett mit zwei obligaten Augengläsern WoO 32 für Viola und Violoncello /
Streichquartett f-Moll op. 95
Do/Fr_12./13.05.2016 | 20 Uhr | Alte Oper | hr-Sinfoniekonzert
RENAUD CAPUÇON | Violine
ANDREW DAVIS | Dirigent
Delius | In a Summer Garden
Berg | Violinkonzert (»Dem Andenken eines Engels«)
Vaughan Williams | 5. Sinfonie
Sa_21.05.2016 | 12 Uhr / 16 Uhr | Alte Oper | One day in life |
Eröffnungskonzert »Begegnungen«
NINA JANSSEN-DEINZER | Klarinette
SCHAGHAJEGH NOSRATI | Klavier
LUCAS VIS | Dirigent
J.S. Bach | Präludium und Fuge b-Moll BWV 867 aus:
»Das wohltemperierte Klavier«, Teil 1
Lachenmann | Accanto. Musik für einen Klarinettisten mit Orchester
Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-Sinfonieorchester.de
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