GLUCK | MOZART CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK (1714–1787) Ouvertüre zu »Iphigénie en Aulide« (1774) ca. 10’ »Ah! Si la liberté me doit être ravie« aus »Armide« (1777) ca. 4’ »Venez, secondez mes désirs« aus »Armide« (1777) ca. 3’ »Non, cet affreux devoir je ne puis le remplir« / »Je t’implore et je tremble« aus »Iphigénie en Tauride« (1779) ca. 4’ BAROCK+ hr-SINFONIEORCHESTER PATRICIA PETIBON SOPRAN ANDREA MARCON DIRIGENT 19 UHR | KONZERTEINFÜHRUNG 2 mit Christiane Hillebrand 3 WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756–1791) Ouvertüre zu »Mitridate, re di Ponto« KV 87 (1770) ca. 6’ Allegro Andante grazioso Presto DAS KONZERT IN hr2-KULTUR: Freitag, 29. April 2016, 20.05 Uhr (live) | Dienstag, 10. Mai 2016, 20.05 Uhr – auch als Livestream im Internet unter hr2-kultur.de »Alma grande e nobil core« KV 578 (1789) Arie für Sopran und Orchester ca. 3’ »Nel grave tormento« aus »Mitridate, re di Ponto« KV 87 (1770) ca. 5’ DAS PROGRAMM FRÜHER MOZART, SPÄTER GLUCK CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK (1714–1787) Introduzione und Chaconne aus »Paride ed Elena« (1770) Finale des 3. Aktes ca. 8’ WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756–1791) »Fra i pensier più funesti di morte« aus »Lucio Silla« KV 135 (1772) ca. 3’ »Tiger! Wetze nur die Klauen« aus »Zaide« KV 347 (1779/80) ca. 5’ 4 PAUSE WOLFGANG AMADEUS MOZART Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543 (1788) Adagio – Allegro Andante con moto Menuetto. Allegro – Trio – Menuetto Finale. Allegro ca. 25’ (1756–1791) ca. 29’ Es ist ein eingespieltes Doppel von enormer künstlerischer Ausstrahlung und hohem internationalen Renommee, das unserer Einladung zum vorletzten »Barock+ « in dieser Spielzeit gefolgt ist: Andrea Marcon und Patricia Petibon. Der italienische Dirigent, Cembalist und Organist – bekannt nicht zuletzt als Leiter des Venice Baroque Orchestra – und die gefeierte französische Sopranistin haben bereits viel beachtete gemeinsame CD-Einspielungen mit barocken Arien veröffentlicht. Diesmal steht freilich Musik aus der nachfolgenden klassischen Epoche auf dem Programm: Zunächst sind Ausschnitte aus Bühnenwerken von Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart zu hören, den beiden bedeutendsten Opernkomponisten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Glucks reife Werke mit ihrer authentischen Darstellung von Situationen und Affekten öffneten die Tür bereits so weit in Richtung einer neuen Musiksprache, dass sie für drei nachfolgende KomponistenGenerationen – darunter auch für den jungen Mozart – als Modell dienen konnten. Indem das heutige Konzert späte Werke aus der letzten Schaffensphase des 1714 geborenen Gluck Ausschnitten aus den frühesten Opern des 1756 geborenen Mozart gegenüberstellt, ergibt sich die reizvolle Konstellation, dass vor der Pause fast ausschließlich Musik aus den 1770er Jahren auf dem Programm steht. Auf diese Weise entsteht gewissermaßen ein Querschnitt des damaligen Opernschaffens, in welchem mit der italienischen opera seria, der französischen tragédie lyrique und dem deutschen Singspiel drei der bedeutendsten bühnenmusikalischen Gattungen der Zeit mit wichtigen Beispielen repräsentiert sind. Der zweite Konzertteil ist hingegen ganz der reinen Orchestermusik vorbehalten. Den Abschluss bildet nämlich Mozarts affektreiche Es-Dur-Sinfonie – das erste jener im Sommer 1788 komponierten drei Schwesternwerke, die den Höhe- und Schlusspunkt von Mozarts sinfonischem Schaffen markieren. Adam Gellen 5 CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK AUSSCHNITTE AUS »PARIDE ED ELENA«, »IPHIGÉNIE EN AULIDE«, »ARMIDE« UND »IPHIGÉNIE EN TAURIDE« 6 DER KOMPONIST 1714 im bayerischen Erasbach geboren und 1787 in Wien gestorben, war Christoph Willibald Gluck einer der bedeutendsten Opernkomponisten des 18. Jahrhunderts. Seinen Platz in der Musikgeschichte sicherte er sich vor allem durch seine als »Opernreform« bekannt gewordene Erneuerung der wichtigsten musiktheatralischen Gattung seiner Zeit, der italienischen opera seria. Daneben schrieb Gluck Ballettmusiken, Sinfonien, Triosonaten, geistliche Werke und Oden. Der unmittelbare Einfluss seiner bewusst schlichten, die menschlichen Affekte möglichst ungekünstelt reflektierenden Melodien lässt sich bis hin zu Beethoven, Weber, Wagner und Berlioz nachweisen. Gleichzeitig erregte Gluck bei seinen Zeitgenossen Aufsehen durch seine »moderne« Behandlung des Orchesterapparates und durch seine Bereitschaft, sich über die ehernen Regeln der Kompositionskunst hinwegzusetzen, wenn ihm dies aus inhaltlich-künstlerischen Gründen geboten schien. Gluck wurde als ältestes Kind eines Försters in der Oberpfalz geboren. Über seine schulische und musikalische Ausbildung ist außer seiner Immatrikulation an der Prager Universität im Jahre 1731 so gut wie nichts bekannt. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Wien wirkte er 1737–1745 in Mailand als Musiker in der Hauskapelle eines italienischen Adligen und trat im Alter von 27 Jahren zum ersten Mal mit Erfolg als Opernkomponist in Erscheinung. Anschließend begann eine Zeit der Wanderschaft für Gluck, die ihn bis nach London, Kopenhagen, Dresden und Prag führte, bevor er sich Anfang der 1750er Jahre endgültig in Wien niederließ, um in verschiedenen Funktionen für das Burgtheater und den kaiserlichen Hof zu arbeiten. Sein wachsender Ruhm führte Gluck zwischen 1773 und 1779 zu mehreren längeren Aufenthalten nach Paris, wo er seine bei den Zeitgenossen zunächst heftig umstrittenen Reformideen auch auf dem Gebiet der französischen Oper erfolgreich umsetzte. 7 8 DIE WERKE Von Christoph Willibald Glucks rund 50 Opern findet man nur noch Orfeo ed Euridice, Alceste sowie die beiden Iphigenie-Vertonungen mit einiger Regelmäßigkeit auf den Spielplänen der Musiktheater. Denn wie viele andere Komponisten ist er durch das grobe Raster der Musikgeschichtsschreibung mit ihren kanonisierten Heldengestalten gefallen – irgendwo zwischen Bach und Händel einerseits sowie der »klassischen« Trias Haydn – Mozart – Beethoven andererseits. Dabei galt er zu Lebzeiten und weit darüber hinaus als eine einflussreiche Musikerpersönlichkeit, der die Kunstform Oper in den 1760er und 1770er Jahren mit einer bis dahin beispiellosen Konsequenz und mit großem künstlerischen Erfolg reformiert und dadurch erst wieder zukunftsfähig gemacht hatte. Zunächst setzte der in Wien lebende und wirkende Gluck gemeinsam mit dem Librettisten Ranieri de’ Calzabigi seine Ideen im Bereich der italienischen opera seria durch. Diese war unter der dominierenden Figur des Textdichters Pietro Metastasio inzwischen längst in ihrem dramaturgischen Schematismus und ihren musikalischen Konventionen erstarrt. Statt den Intrigen- handlungen Metastasios mit ihren austauschbaren Figuren sowie einer auf die Selbstdarstellung von Stimmvirtuosen ausgerichteten Kompositionsweise wollten Gluck und Calzabigi den Blick wieder auf die glaubwürdige Darstellung menschlicher Affekte und individueller Schicksale lenken – unter den Prämissen von Einfachheit, Natürlichkeit und Aufrichtigkeit. Die ersten Früchte ihres neuen Ansatzes waren die drei zwischen 1762 und 1770 entstandenen Wiener »Reformopern« Orfeo ed Euridice, Alceste und Paride ed Elena. Aus dem letzten dieser drei Werke ist im heutigen Konzert das Finale des zentralen dritten Aktes zu hören. Dieser hatte mit der Darstellung sportlicher Wettkämpfe begonnen, welche die spartanische Königin Helena zu Ehren ihres Gastes, des trojanischen Prinzen Paris, veranstaltete. Nun kehren zum Aktschluss die Wettkämpfer »unter zahlreicher Begleitung spartanischer und trojanischer Zuschauer ... mit den lorbeergeschmückten Siegern zurück und feiern durch muntere Tänze deren Triumph«. Gluck verwendet bei diesem Instrumentalsatz dem festlichen Anlass entsprechend eine glanzvolle Orchestrie- rung mit Oboen, Fagotten, Hörnern, Trompeten und Pauken. Gluck, der bereits seit den 1750er Jahren in Wien mit der französischen Oper in Berührung gekommen war, interessierte sich zunehmend für die Werke seiner Vorgänger Lully und Rameau. Auch bestärkt durch seine Enttäuschung über die durchwachsene Aufnahme von Paride ed Elena in Wien, plante der Komponist nach 1770 seinen Wirkungsort nach Paris zu verlegen, um nunmehr auch die französische tragédie lyrique durch seine neuen Ideen zu modernisieren. Sein neuer künstlerischer Verbündeter wurde dabei der Diplomat du Roullet, der als französischer Attaché in der österreichischen Hauptstadt lebte. Er legte Gluck 1772 sein Libretto zu Iphigénie en Aulide (Iphigenie auf Aulis) vor und vermochte damit die künstlerische Fantasie des immerhin bereits fast 60-jährigen Komponisten noch einmal neu zu entfachen. Zusammen entwickelten sie zudem einen ausgeklügelten Plan, wie sie das Pariser Publikum mit ihrem neuen Werk »erobern« könnten. Iphigénie en Aulide wurde 1774 tatsächlich zu einem großen Erfolg und begründete die sechs Jahre währende, intensive letzte Schaffensphase Glucks mit regelmäßigen Aufenthalten in Paris, wo in diesen Jahren noch sechs weitere wichtige Werke (zwei davon französische Bearbeitungen älterer Opern) ihre Premiere erleben sollten. Die Ouvertüre zu Iphigénie en Aulide, die am Anfang des heutigen Programms steht, geht in der Oper nahtlos in die erste Szene mit dem Auftritt von Iphigenies Vater, dem mykenischen König Agamemnon über. Damit deutet sich gleich zu Beginn des Werkes die neuartige Dramaturgie Glucks mit einem flexiblen Wechsel zwischen Rezitativ, Arioso, Arie, Chor- und Tanzsätzen an. Um die Ouvertüre für den Konzertsaal verwendbar zu machen, fügte Mozart später einen neuen Schlussabschnitt von 44 Takten an der Stelle an, wo im Original Agamemnons Gesang einsetzen würde. Auf Torquato Tassos berühmtem Epos »Das befreite Jerusalem« basiert Philippe Quinalts Libretto zur drame héroïque Armide (Armida) in fünf Sätzen. Indem Gluck 1777 dieses damals schon über 90 Jahre alte Textbuch vertonte, trat er bewusst in einen direkten Wettstreit mit dem »großen« Jean-Baptiste Lully, dessen musikalische 9 Umsetzung der gleichen Vorlage (1686) noch zu Glucks Zeiten als Inbegriff der ernsten Oper französischer Prägung galt. Die in Syrien spielende Liebesgeschichte um die heidnische Zauberin und Prinzessin Armide, die sich in ihren Feind, den heldenhaften Kreuzritter Renaud (Rinaldo) verliebt, diesen aber nur durch ihre Zauberkünste vorübergehend zur Erwiderung ihrer Gefühle bringen kann, ist Glucks einziges Spätwerk mit einem tragischen Schluss. 10 Patricia Petibon singt heute zwei Arien der Armida, dieser wohl am eindringlichsten und vielschichtigsten charakterisierten Frauengestalt Glucks. In der Schlussarie des 2. Aktes Venez, secondez mes désirs befiehlt sie den Dämonen, sie und den schlafenden Renaud – den sie eben noch ermorden wollte und sich dabei erst ihrer wahren Gefühle für ihn bewusst wurde – ans Ende der Welt zu fliegen, um dort ihre »Schwäche« und »Schande« vor der Welt verbergen zu können. Anschließend räsoniert sie in Ah! si la liberté me doit être ravie zu Beginn des 3. Aktes über ihre unbefriedigende, kein langfristiges Glück versprechende Situation, in die sich selbst durch ihren »emotionalen Kontrollverlust« gebracht hat: »Deinen Tod zu wünschen war mir die größte Lust, / wie hast du nur meinen Zorn in Sehnen verwandelt?« Allgemein als der Höhepunkt von Christoph Willibald Glucks Kompositionskunst wird seine vorletzte Oper Iphigénie en Tauride (Iphigenie bei den Taurern) betrachtet. Die Geschichte – eine Fortsetzung der ebenfalls von Euripides überlieferten Iphigénie en Aulide – erlebte im 18. Jahrhundert eine spektakuläre Blüte auf den Theater- und Opernbühnen Europas. Die Titelheldin, die einst von der Göttin Diana (Artemis) zu den unkultiviert-raubeinigen Tauridern entführt worden war, um dort als Oberpriesterin ihres Heiligtums zu dienen, singt ihre von hoher innerer Erregung kündende Arie Je t’implore et je tremble zu Beginn des letzten Aktes. Sie soll auf Befehl des grausamen Königs Thoas wieder einmal ein Menschenopfer vollziehen. Iphigenie bittet Diana, sie mit der notwendigen Grausamkeit zu wappnen, um das Ritual vollziehen zu können. Doch in dem Augenblick, als sie das Opfermesser erhebt, erkennen sich die Priesterin und der zum Tode verurteilte Fremde als die so lange voneinander getrennten Geschwister Orestes und Iphigenie – zum lieto fine ist es da nicht mehr weit... Christoph Willibald Gluck: Opernarien »Ah! Si la liberté me doit être ravie« aus »Armide« 12 ARMIDE Ah! Si la liberté me doit être ravie, est-ce à toi d’être mon vainqueur? Trop funeste ennemi du bonheur de ma vie, faut-il que malgré moi tu règnes dans mon cœur? Le désir de ta mort fut ma plus chére envie, comment as-tu changé ma colère en langueur? En vain, de mille amants je me voyais suivie, aucun n’a fléchi ma rigueur. Se peut-il que Renaud tienne Armide asservie? ARMIDA Ach! Wenn mir die Freiheit entrissen werden muss, wirst du mein Bezwinger sein? Allzu verhängnisvoller Feind meines Lebensglücks, sollst du mir zum Trotz mein Herz beherrschen? Deinen Tod zu wünschen war mir die größte Lust, wie hast du nur meinen Zorn in Sehnen verwandelt? Zahllose Verehrer sah ich umsonst um mich werben, keiner hat meine strenge Haltung gebeugt. Ist es möglich, dass Rinaldo Armida gefesselt hält? »Venez, secondez mes désirs« aus »Armide« ARMIDE Venez, secondez mes désirs, Démons, transformez-vous en d’aimables zéphyrs. ARMIDA Kommt, helft meine Wünsche in die Tat umzusetzen, ihr Dämonen, verwandelt euch in liebliche Zephire. Je cède à ce vainqueur, la pitié me surmonte; cachez ma faiblesse et ma honte dans le plus reculés déserts: Volez, conduisez-nous au bout de l’univers! Ich erliege dem Sieger, das Mitleid überwältigt mich; verbergt meine Schwäche und meine Schande in den entlegensten Wüsteneien: Fliegt, tragt uns ans Ende der Welt! »Non, cet affreux devoir / Je t’implore et je tremble« aus »Iphigénie en Tauride« IPHIGÉNIE Non, cet affreux devoir je ne puis le remplir. En faveur de ce Grec un dieu parlait sans doute. Au sacrifice affreux que mon âme redoute, non, je ne saurais consentir! IPHIGENIE Nein, die barbar’sche Pflicht, ich kann sie nicht erfüllen! Gewiss, es sprach ein Gott für diesen jungen Griechen. O, warum willigt’ ich, da doch mein Herz erbebt, in dieses Opfer? Je t’implore et je tremble, ô déesse implacable! Dans le fond de mon cœur mets la férocité. Etouffe de l’humanité la voix plaintive et lamentable! Hélas! et quelle est donc la rigueur de mon sort: D’un sanglant ministère, victime involontaire! J’obéis! Et mon cœur est en proie au remords. Ich fleh’ dich an und beb’, o Göttin voll von Grimme, erfülle meine Brust mit düstrer Grausamkeit. Sie höre, deinem Dienst geweiht, nicht mehr der Menschheit sanfte Stimme. Weh mir, wie bitter mich der Hass des Schicksals plagt! Den Unglücksel’gen morden ist mir zur Pflicht geworden; ich folge ihr, doch ist mein Herz von jeder Qual zernagt. 13 WOLFGANG AMADEUS MOZART AUSSCHNITTE AUS »MITRIDATE«, »LUCIO SILLA« UND »ZAIDE« / ARIE »ALMA GRANDE E NOBIL CORE« 14 DER KOMPONIST Wolfgang Amadeus Mozart, geboren 1756 in Salzburg, gestorben 1791 in Wien, scheint über jede Kritik erhaben. In der unnachahmlichen Balance aus Inspiration, Formgefühl und emotionalem Gehalt steht seine Musik einzig da in der Musikgeschichte. Bereits als Vierjähriger begann Mozart mit Klavierspiel und Komponieren und wurde vom Vater für eine Wunderkind-Karriere vorbereitet. Im Jahre 1762 unternahmen die beiden die ersten Kunstreisen, 1763–1766 die erste große Reise durch Deutschland, Frankreich, England, Holland, Belgien und die Schweiz. Von 1769 an war Mozart Konzertmeister der fürstbischöflichen Kapelle in Salzburg. Die 1770er Jahre sahen ihn immer wieder auch auf Reisen. Schließlich litt Mozart unter der Enge des Salzburger Hofes, er riskierte den Bruch mit dem Erzbischof und übersiedelte 1781 als freier Komponist nach Wien, wo bis zu seinem Tode eine lange Reihe von Meisterwerken entstand. Die vielen Reisen, die Mozarts Leben wie ein Pulsschlag durchzogen, haben dabei auch sein musikalisches Schaffen rhythmisiert. Im Reagieren auf das mit Neugier Erfahrene und Erlebte gelingt es Mozart, die verschiedenen nationalen goûts sich persönlich anzueignen und letztlich in der Universalität der »Wiener Klassik« zu verschmelzen. Kennzeichnend für Mozarts außergewöhnliches kompositorisches Schaffen erscheinen dabei nicht so sehr neue, revolutionäre Formungen wie bei Beethoven oder eine experimentelle Komponierhaltung wie bei Haydn, sondern der musikalische Ausgleich der Gegensätze. Mozart hinterließ eine kaum übersehbare Fülle von Werken aller Gattungen und Formbereiche – das Köchel-Werkverzeichnis nennt mehr als 600 Nummern. 15 16 DIE WERKE Der 13-jährige Wolfgang Amadeus Mozart verließ Ende 1769 gemeinsam mit seinem Vater Leopold Salzburg zum ersten Mal Richtung Italien. Das Ziel der Reise war ein doppeltes: Einerseits sollte der junge Komponist seinen musikalischen Horizont und seine Allgemeinbildung erweitern; andererseits war Vater Mozart bemüht, eine lukrative und prestigeträchtige Anstellung an einem italienischen Hof für seinen Sohn zu ergattern, der dem WunderkindAlter mehr und mehr entwuchs. Was den ersten Teil des Planes betrifft, erwies sich der erste und längste der drei Italien-Aufenthalte Wolfgang Amadeus und Leopold Mozarts als voller Erfolg: Die insgesamt anderthalbjährige Reise brachte Mozart mit bedeutenden Künstlern, Gelehrten und Politikern zusammen, er hatte große Erfolge bei Privatkonzerten in Adelskreisen, er erhielt Auszeichnungen und sah Venedig, Florenz, Bologna, Rom und Neapel. Auch das zweite Ziel der Unternehmung, eine feste Position möglichst im Bereich des Opernbetriebs für Wolfgang Amadeus Mozart zu sichern, schien lange Zeit zum Greifen nahe, blieb letztlich jedoch unerreicht. Kaum hatte Mozart in den privaten Zirkeln Mai- lands seine musikalische Visitenkarte abgegeben, erhielt er im März 1770 auch schon den Kompositionsauftrag für eine der beiden neuen Opern, die in der kommenden Saison am prächtigen Teatro Regio Ducal in Mailand gespielt werden sollten. Zu beweisen hatte sich der junge Komponist mit der opera seria Mitridate, re di Ponto (Mithridates, König von Pontus). Den Charakteristika dieser Gattung entsprechend verbindet die auf Racines Tragödie »Mithridate« (1673) basierende Geschichte um die historische Figur von König Mithridates VI. (132–63 v. Chr.) eine politisch-historische Aktion, nämlich den Kampf des am Schwarzen Meer gelegenen pontischen Reichs gegen Rom, mit einer verwickelten Liebesgeschichte – wobei sich der Herrscher (ebenfalls typischerweise) im Laufe der Handlung vom Despoten zum mildtätigen Regenten wandelt. In Mitridate profitiert von dieser Entwicklung Aspasia, Mithridates’ junge Verlobte, die jedoch dessen Sohn Sifare liebt und am Ende auch heiraten kann. Bevor es jedoch soweit ist, gibt sie in der zweiteiligen Arie Nel grave tormento ihrer inneren Zerrissenheit zwischen Pflicht und Neigung glaubwürdig Ausdruck. Mozarts erste große Auftragsoper, aus der heute auch die dreisätzige Ouvertüre erklingt, erwies sich bei ihrer Premiere am 26. Dezember 1770 und bei weiteren 22 Vorstellungen als ein beachtlicher Erfolg. Daraus erwuchsen zwei weitere scritture für Mailand, darunter mit Lucio Silla eine weitere opera seria für die Karnevalssaison 1772/73 über den gleichnamigen römischen Feldherrn und Diktator, der im Übrigen einst Mithridathes’ Bezwinger in Kleinasien gewesen war. Daraus ist heute die zunächst pathetisch-getragene, dann leidenschaftlich-entschlossene Arie Fra i pensier più funesti di morte der weiblichen Hauptfigur Giunia zu hören: Kurz bevor sich auch hier unerwartet alles zum Guten wenden würde, hat sie im Kerker eine schreckliche Vision von ihrem vermeintlich schon ermordeten Geliebten Cecilio. Mozart zeigte von Anfang an ein großes Interesse an dem 1778 von Kaiser Joseph II. in Wien gegründeten »National-Singspiel« und hoffte, dort mit der Komposition einer »teutsche(n) opera« reüssieren zu können. Aus diesem Impuls scheint 1779/80 das Fragment gebliebene und erst von Mozarts Witwe im Nachlass entdeckte Singspiel Zaide hervorgegangen zu sein, das in vielerlei Hinsicht als ein direkter Vorläufer des kurze Zeit später entstandenen Die Entführung aus dem Serail betrachtet werden kann. Die musikalische Anlage des Werkes, das erstmals an Mozarts 110. Geburtstag im Jahre 1866 in Frankfurt aufgeführt wurde, greift auf unterschiedliche Traditionen zurück. Die Arie Tiger! Wetze nur die Klauen, gesungen von der in einen christlichen Sklaven verliebten Haremsdame Zaide, erweist sich dabei als ein textlich wie musikalisch in der Tradition der opera seria stehendes Bravourstück. Von der Entstehungszeit her an letzter Stelle des heutigen Programms steht Mozarts Alma grande e nobil core KV 578 – eine von den Rachegelüsten der getäuschten Protagonistin Madama Laura geprägte Einlagearie für die 1789 erfolgte Wiener Inszenierung von Domenico Cimarosas I due baroni di Rocca Azzurra. Mozart schrieb die Musik für die Sopranistin Louise Villeneuve, die nur wenig später die Rolle der Dorabella bei der Uraufführung von Così fan tutte übernehmen sollte. Adam Gellen 17 Wolfgang Amadeus Mozart: Opernarien »Fra i pensier più funesti di morte« aus »Lucio Silla« »Alma grande e nobil core« KV 578 – Einlagenarie für D. Cimarosas »I due baroni di Rocca Azzurra« GIUNIA Fra i pensier più funesti di morte veder parmi l’esangue consorte che con gelida mano m’addita la fumante sanguigna ferita, e mi dice: che tardi a morir? Già vacillo, già manco, già moro e l’estinto mio sposo, ch’adoro ombra fida m’afretto a seguir. MADAMA LAURA Alma grande e nobil core, le tue pari ognor disprezza. Sono dama al fasto avvezza e so farmi rispettar. Va, favella a quell’ingrato, gli dirai che fida io sono. Ma non merita perdono, sì, mi voglio vendicar. MADAMA LAURA Große Seelen, edle Herzen verachten stets euresgleichen. Ich bin eine Dame, an Aufwand gewöhnt, und weiß mir Respekt zu verschaffen. Geh, sprich zu jenem Elenden, sag ihm, dass ich treu bleibe. Er ist’s nicht wert, dass ich verzeihe, ja, ich will mich rächen. 18 »Tiger! Wetze nur die Klauen« aus »Zaide« »Nel grave tormento« aus »Mitridate, re di Ponto« ASPASIA Nel grave tormento, che il seno m’opprime, mancare già sento la pace del cor. Al fiero contrasto resister non basto: E strazia quest’alma dovere ed amor. ASPASIA In bitterer Qual, die meine Brust bedrückt, fühle ich den Frieden meines Herzens schwinden. Dem heftigen Gegensatz halte ich nicht stand: Pflicht und Liebe zerreißen dieses Herz. ZAIDE Tiger! Wetze nur die Klauen, freu’ dich, der erschlichnen Beut’! Straf’ ein törichtes Vertrauen auf verstellte Zärtlichkeit! Komm nur schnell und töt’ uns beide, saug, der Unschuld warmes Blut, reiß das Herz vom Eingeweide und ersätt’ge deine Wut! Tiger! Ach, mein Gomatz, mit uns Armen hat das Schicksal kein Erbarmen. Nur der Tod, ach, endigt unsre herbe Not. GIUNIA In düsteren Gedanken an den Tod scheine ich den Gefährten schon entseelt zu sehen, wie er mit eisiger Hand mir die vom Blut noch warme Wunde weist und sagt: »Was zögerst Du zu sterben?« Ich wanke, verlösche, sterbe schon, und eilig folge ich dem Schatten des angebeteten dahingeschiedenen Bräutigams. 19 ES-DUR-SINFONIE KV 543 20 DAS WERK Innerhalb von nur zwei Monaten komponiert Mozart im Sommer 1788 seine letzten drei Sinfonien. Die sogenannte »sinfonische Trias«, bestehend aus der Es-Dur-Sinfonie KV 543, der g-Moll-Sinfonie KV 550 und der C-Dur-Sinfonie KV 551 (»Jupiter-Sinfonie«), ist der krönende Abschluss eines Werkkorpus, der vielgestaltiger nicht sein könnte. In den drei Sinfonien konzentrieren sich noch einmal alle kompositorischen Fähigkeiten, die Mozart in seinen 35 Lebensjahren erlernen konnte. Dank einer unglaublichen Fülle musikalischer Ideen gelingt es dem Komponisten, drei grundverschiedene Werke zu entwerfen. Dabei hatte Mozart im Sommer 1788 gar keine Zeit für die Komposition so aufwändiger Werke. Erst ein halbes Jahr zuvor wurde er von Kaiser Joseph II. in den Stand eines Kammerkompositeurs erhoben. Die damit einhergehenden Pflichten verlangten eigentlich die volle Aufmerksamkeit des Musikers. Zudem war die wirtschaftliche Situation des Komponisten wieder einmal angespannt. Mozart konnte zwar immer noch vereinzelt Erfolge feiern, so etwa mit der umjubelten Uraufführung der »Prager Sinfonie« 1787, doch stand das Wiener Publikum seinen Werken zunehmend reserviert gegenüber. Dennoch investiert Mozart zwei Monate seiner kostbaren Zeit und komponiert gleich drei Sinfonien ohne einen konkreten Anlass oder die Aussicht auf eine Aufführung. Das 19. Jahrhundert erkannte in diesem unbedingten Willen zur künstlerischen Verwirklichung eine Kernidee des romantischen Kunstschaffens und erklärte Mozart kurzerhand zum weltvergessenen Lebemann und ersten romantischen Komponisten. Ein Mozart-Bild, das bis heute auf vielfältigen Wegen weiter gepflegt wird. Viel wahrscheinlicher als diese romantisch verklärte Entstehungsgeschichte erscheint dagegen die Möglichkeit, dass Mozart die Sinfonien in Reminiszenz an Joseph Haydn komponierte. Haydn hatte im Vorjahr seine sechs »Pariser Sinfonien« veröffentlicht, und die ersten drei Sinfonien der Reihe stehen ebenso wie die Sinfonien Mozarts in den Tonarten C-Dur, g-Moll und Es-Dur. Dass es sich hierbei um bloßen Zufall handelt, erscheint unwahrscheinlich, hatte sich Mozart mit seinen sechs »HaydnQuartetten« doch schon früher auf die Pionierleistungen seines Vorbilds bezogen. Wie so oft in der Kunstgeschichte scheiterte das ambitionierte Vorhaben Mozarts – die Veröffentlichung seiner Werke auf eigene Rechnung – wohl allein an der fehlenden Finanzierung. Ob der Komponist seine Es-Dur-Sinfonie jemals zu Gehör bekam, ist ungewiss. Gleich einer Opernouvertüre beginnt das Werk mit einer großangelegten langsamen Einleitung – eine für Mozart durchaus ungewöhnliche Eröffnung. Er verzichtet dabei ganz auf eine melodische Idee und legt sein Augenmerk stattdessen allein auf die bis ins Kleinste differenzierte Darstellung des orchestralen Klangs. Zum Ende der Einleitung mischt sich dann ein erster Moll-Schatten in das so erhaben strahlende Es-Dur. Ein Moment des Zweifels, der noch öfter in der Sinfonie aufscheinen wird. Mozart präsentiert sich hier als großer Dramatiker. Geprägt durch seine italienischen Opern komponiert er auch in seinen Sinfonien nach dem Muster szenischer Affekte. Mozart versteht es, durch kleinste Verschiebungen in der Harmonik große Spannung zu erzeugen und seine Werke so mit Leben zu füllen. Auch im zweiten Satz bedient er sich dieser Vorgehensweise und verleiht dem mittleren Teil des Satzes damit einen unerwartet dramatisch aufbrausenden Charakter. Mit seinem derb stampfenden Rhythmus holt das Menuett den Hörer dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, bevor im letzten Satz der Schelm Mozart sein Spiel mit uns treibt: In unnachahmlicher Art und Weise vermag es der Komponist, seine Hörer an der Nase herumzuführen, indem er zunächst eine Erwartung erzeugt und im nächsten Moment gleich wieder damit bricht. Dem überraschten Hörer bleibt nichts anderes übrig, als den dicht auf dicht präsentierten Ereignissen zu folgen und sich an den heiteren Späßen eines musikalischen Genies zu erfreuen. Sebastian Stüer 21 DIE INTERPRETEN PATRICIA PETIBON 22 Am Pariser Konservatorium bei Rachel Yakar ausgebildet und von William Christie entdeckt, hat sich Patricia Petibon mit einem Repertoire, das sich vom französischen Barock bis zur zeitgenössischen Musik erstreckt, als eine der vielseitigsten Sängerinnen ihres Fachs einen Namen gemacht. Ihre Karriere begann 1996 an der Opéra de Paris in Rameaus Hippolyte et Aricie. Auf dem Gebiet der Barockmusik arbeitete die Sopranistin bereits mit den bedeutendsten Dirigenten der Historischen Aufführungspraxis zusammen, darunter mit William Christie, Marc Minkowski, John Eliot Gardiner (u.a. an der Mailänder Scala) und Nikolaus Harnoncourt. Enge musikalische Beziehungen verbinden Patricia Petibon darüber hinaus u.a. mit Giovanni Antonini, Bertrand de Billy, Emmanuelle Haïm, Daniel Harding, Andrea Marcon, Christophe Rousset und Paavo Järvi. Als Liedsängerin tritt Patricia Petibon regelmäßig in Paris, Wien (Musikverein und Konzerthaus), bei den Salzburger Festspielen, in Graz, Genf, Aix-en-Provence, Luxemburg, Amsterdam, Kopenhagen, Barcelona, Madrid und Bilbao auf. Zu den Höhepunkten der aktuellen Saison der Sopranistin zählen Liederabende in Dortmund, der Londoner Wigmore Hall und in Amsterdam sowie Einladungen als Gilda in Verdis Rigoletto an die Bayerische Staatsoper München sowie als Aspasia in Mozarts Mitridate ans Théâtre des Champs-Élysées. Zu den jüngsten Höhepunkten ihrer Karriere gehören Auftritte als Despina in Così fan tutte bei den Salzburger Festspielen sowie als Lulu in Genf, Barcelona und wiederum bei den Salzburger Festspielen. Seit 2007 besitzt Patricia Petibon einen Exklusivvertrag bei der Deutschen Grammophon. Ihre CD »La Belle Excentrique« erhielt 2015 einen »ECHO Klassik« als »Solistische Einspielung des Jahres (Gesang)«. Daneben war die Sopranistin in weiteren Opern von Händel, Mozart, Verdi, Massenet und Poulenc sowie bei der Uraufführung von Philippe Boesmans Au Monde zu erleben – mehrfach auch beim Festival von Aix-enProvence sowie an der Wiener Staatsoper, in Paris, Barcelona und andernorts. 23 ANDREA MARCON Der italienische Organist, Cembalist und Dirigent Andrea Marcon ist inzwischen einer der anerkanntesten Musiker und Spezialisten für Alte Musik. Er wurde in Treviso geboren und studierte 1983–1987 in der Schweiz an der Schola Cantorum Basiliensis. 1986 gewann er den Ersten Preis beim Paul Hofhaimer-Orgelwettbewerb in Innsbruck und 1991 den Ersten Preis beim Cembalowettbewerb in Bologna. 24 1997 gründete Andrea Marcon das Venice Baroque Orchestra, das längst zu den weltweit führenden Ensembles im Bereich der Barockmusik zählt. Inzwischen hat er auch als Operndirigent zahlreiche Produktionen mit Werken von Monteverdi, Cavalli, Händel, Galuppi oder Cimarosa geleitet. Andrea Marcon ist regelmäßiger Gastdirigent an der Oper Frankfurt und wurde für Konzertprojekte bereits u.a. von den Berliner Philharmonikern, vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem WDR Sinfonieorchester, dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der Camerata Salzburg und vom Mahler Chamber Orchestra eingeladen. Seit 2013 ist Andrea Marcon künst- lerischer Leiter beim Orquesta Ciudad de Granada. Andrea Marcon debütierte mit dem Venice Baroque Orchestra bei den Salzburger Festspielen und 2014 mit dem Freiburger Barockorchester beim Aix-en-ProvenceFestival mit Händels Ariodante, um ein Jahr später mit einer Alcina-Produktion zurückzukehren. Für seine CD-Aufnahmen als Organist und Cembalist bekam Andrea Marcon viermal den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Auch seine Aufnahmen als Dirigent wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit der »Diapason d’Or« und dem »ECHO Klassik«. Bei seinen inzwischen über 50 CD-Einspielungen arbeitete Andrea Marcon mit so namhaften Solisten wie Giuliano Carmignola, Angelika Kirchschlager, Simone Kermes, Magdalena Kožená, Patricia Petibon, Mojca Erdmann, Philippe Jaroussky und Cecilia Bartoli zusammen. Andrea Marcon ist Professor für Orgel und Cembalo an der Schola Cantorum Basiliensis. 25 hr-SINFONIEORCHESTER Das hr-Sinfonieorchester, 1929 als eines der ersten Rundfunk-Sinfonieorchester Deutschlands gegründet, meistert erfolgreich den Spagat zwischen der Pflege der Tradition und den Herausforderungen eines modernen Spitzenorchesters. Konzertreihen mit unterschiedlichen Programmschwerpunkten, in denen große Sinfonik auf Alte Musik und Konzerte mit Neuer Musik auf Projekte für junge Konzertbesucher treffen, markieren sein künstlerisches Profil. 26 Mit internationalen Gastspielen und preisgekrönten CD-Produktionen genießt das Orchester als Frankfurt Radio Symphony zugleich weltweit einen hervorragenden Ruf. Regelmäßige Konzertreisen nach Asien sind ebenso selbstverständlich wie die stete Präsenz auf bedeutenden europäischen Konzertpodien. Aktuelle Tourneen führen in der Saison 2015/16 nach Japan und Südkorea. Für seine hervorragenden Bläser, seinen satten Streicherklang und seine dynamische Spielkultur berühmt, steht das hr-Sinfonieorchester mit seinem Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada dabei heute für musikalische Exzellenz wie für ein interessantes und vielseitiges Repertoire. Bekannt geworden durch seine Maßstäbe setzenden Einspielungen der romantischen Literatur, zählt das hr-Sinfonieorchester Frankfurt seit Jahrzehnten zu den international führenden Mahler- und BrucknerOrchestern – eine Tradition, die vom langjährigen Chefdirigenten Eliahu Inbal über seine Nachfolger Dmitrij Kitajenko und Hugh Wolff ausstrahlte bis hin zur vielbeachteten Arbeit von Paavo Järvi, dem heutigen »Conductor Laureate« des hr-Sinfonieorchesters. Entscheidende Akzente in seinem Engagement für die Tradition wie für die zeitgenössische Musik setzte das Orchester bereits mit seinem ersten Chefdirigenten Hans Rosbaud. In den 1960er bis 1980er Jahren entwickelte sich das hr-Sinfonieorchester unter Dean Dixon und Eliahu Inbal schließlich zu einem Orchester von internationalem Format mit Gastspielen in aller Welt und wichtigen, vielfach ausgezeichneten Schallplatten- und CD-Editionen. 27 NEWS-TICKER 28 OROZCO-ESTRADA BLEIBT BIS 2021 Im Rahmen der Saison-Pressekonferenz 2016/17 des hr-Sinfonieorchesters am 18. April im Hessischen Rundfunk setzte Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada seine Unterschrift unter die vorzeitige Verlängerung seines Vertrages um drei weitere Jahre bis 2021. Wir freuen uns sehr über die langfristige Fortsetzung dieser höchst erfolgreichen Zusammenarbeit! NEU: DIE KONZERTSAISON 2016/17 Vor wenigen Tagen wurde unsere neue Konzertsaison 2016/17 veröffentlicht. Die Konzertabonnentinnen und -abonnenten des hr-Sinfonieorchesters erhalten die neue Konzertbroschüre per Post übersandt, mit allen detaillierten Informationen zur nächsten Spielzeit des hr-Sinfonieorchesters. Ein vielfältiges Angebot von anregenden und unterhaltenden Konzertveranstaltungen erwartet Sie auch diesmal wieder, mit abwechslungsreichen, interessanten Programmen, hochkarätigen Solisten und namhaften Dirigenten. Auf unserer Homepage hr-sinfonieorchester.de sind die Informationen zur neuen Spielzeit ebenfalls schon veröffentlicht. Dort steht die Broschüre für alle Interessenten auch als PDFDownload bereit. Darüber hinaus kann sie unter der Telefonnummer (069) 155-2000 oder per Mail an [email protected] auch kostenlos angefordert werden. ABO-VORTEILE NUTZEN Sie besuchen unsere Konzerte öfter? Dann nutzen Sie doch die vielfältigen Vorteile unserer Abonnements und sparen Sie in erheblichem Maße im Vergleich zu den Normalpreisen! Der Hessische Rundfunk hat sein Angebot an Abonnements zur neuen Saison neu geordnet und es dabei noch einfacher und übersichtlicher für Sie gestaltet. Die verschiedenen Reihen umfassen drei bis zwölf Konzerte und reichen stilistisch von der Barockmusik bis zur Avantgarde – und das zu jeweils äußerst attraktiven Bedingungen. Ab sofort können Sie unserem Abo-Service Ihre AbonnementWünsche für die Saison 2016/17 unter der Telefonnummer (069) 155-4111 oder per E-Mail an [email protected] übermit- teln – oder Sie bestellen Ihr Wunsch-Abo gleich online unter hr-sinfonieorchester.de! Der Einzelkartenverkauf für die neue Spielzeit beginnt übrigens am 1. Juli. HESSEN-SCHULTOUR Bereits zum neunten Mal ging das hr-Sinfonieorchester auf seine jährliche »HessenSchultour« und tauschte in dieser Woche wieder einmal den Konzertsaal mit Turnhallen und Aulen – diesmal an sechs Schulen unterschiedlichster Schulformen zwischen Riedstadt und Kirchhain. 45 Musikerinnen und Musiker präsentierten den Schülern ein eigens für dieses Projekt arrangiertes Programm. Stefan Hoffmann moderierte die von Felix Mildenberger geleiteten Konzerte und ließ dabei auch die jungen Zuhörer zu Wort kommen. NEUE CD MIT JAN VOGLER Es ist bereits unsere dritte CD-Neuveröffentlichung in diesem Jahr: Der renommierte deutsche Cellist und Festival-Intendant Jan Vogler hat mit dem hr-Sinfonieorchester und Andrés OrozcoEstrada drei Werke von Peter Tschai- kowsky für Cello und Orchester – darunter die berühmten Rokoko-Variationen – eingespielt. Die Aufnahme ist bei Sony Classical erschienen und an unserem CD-Stand in der Goldhalle erhältlich. 29 GESELLSCHAFT DER FREUNDE UND FÖRDERER MÖCHTEN SIE DIE ARBEIT DES hr-SINFONIEORCHESTERS UNTERSTÜTZEN? KONZERT-TIPP ANDREW DAVIS UND RENAUD CAPUÇON IM hr-SINFONIEKONZERT Dann werden Sie Mitglied der »Gesellschaft der Freunde und Förderer des hr-Sinfonieorchesters e.V.« und profitieren Sie dabei auch von vielen exklusiven Vorteilen. Informieren Sie sich auf hr-sinfonieorchester.de unter »Förderverein« oder senden Sie eine Mail an [email protected]. 30 QUELLEN UND TE X TNACHWEISE Silke Leopold: »Lucio Silla«, in: Mozart Handbuch, hrsg. v. ders., Kassel / Stuttgart / Wien 2005; Lothar Schmidt: »Die Entführung aus dem Serail (KV 384)«, in: Mozarts Opern, Bd. 1 (= Das Mozart-Handbuch 3,1), hrsg. v. Dieter Borchmeyer und Gernot Gruber, Laaber 2007; Eike Rathgeber: »Mozarts italienische Reisen«, in: ebd. HER AUSGEBER Hessischer Rundfunk BILDNACHWEISE Foto: Patricia Petibon (1) © Felix Broede; Foto: Patricia Petibon (2) © Bernard Martinez; Foto: Andrea Marcon © Marco Borggreve; Foto: hr-Sinfonieorchester © Ben Knabe; Foto: Andrés Oroczo-Estrada © Martin Sigmund. SATZ UND DRUCK Imbescheidt | Frankfurt REDAK TION Adam Gellen GESTALTUNGSKONZEPT Birgit Nitsche Nach sieben Jahren steht Sir Andrew Davis wieder am Pult des hr-Sinfonieorchesters. Der renommierte Musikdirektor der Lyric Opera Chicago und Chefdirigent des Melbourne Symphony Orchestra bringt zwei interessante Werke aus seiner britischen Heimat mit. Er präsentiert dabei eine stimmungsreiche Orchesterfantasie von Frederick Delius mit dem assoziationsreichen Titel In a Summer Garden und die 5. Sinfonie von Ralph Vaughan Williams – ein am romantischen Stil früherer Kompositionen neu anknüpfendes Werk, das Motive aus Vaughan Williams’ Oper The Pilgrim’s Pro- gress verarbeitet. Mit dem Violinkonzert von Alban Berg steht das wohl bekannteste und meistgespielte Werk der »Zweiten Wiener Schule« im Zentrum des Konzerts. Wie kein anderer verstand es der Schüler Arnold Schönbergs, die von seinem Lehrer begründete Zwölftontechnik mit spätromantischen Einflüssen Gustav Mahlers zu verbinden und konstruktive Strenge und persönlichen Ausdruck in einer Musik neuartiger Schönheit und Klangsinnlichkeit zu vereinen. Der exquisite französische Geiger Renaud Capuçon wird dabei den anspruchsvollen wie berührenden Solo-Part interpretieren. Donnerstag / Freitag | 12./13. Mai 2016 | 20 Uhr Alte Oper | hr-Sinfoniekonzert Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-Sinfonieorchester.de 31 DIE NÄCHSTEN KONZERTE So_08.05.2016 | 18 Uhr | hr-Sendesaal | Kammerkonzert | Ludwig van ... LANGER BEETHOVEN-K AMMERMUSIK-ABEND MIT MUSIKERN DES hr-SINFONIEORCHESTERS Beethoven | Sonate für Violine und Klavier A-Dur op. 47 (»Kreutzersonate«) / Streichquartett e-Moll op. 59 Nr. 2 / Streichtrio c-Moll op. 9 Nr. 3 / Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier B-Dur op. 11 (»Gassenhauer-Trio«) / Duett mit zwei obligaten Augengläsern WoO 32 für Viola und Violoncello / Streichquartett f-Moll op. 95 Do/Fr_12./13.05.2016 | 20 Uhr | Alte Oper | hr-Sinfoniekonzert RENAUD CAPUÇON | Violine ANDREW DAVIS | Dirigent Delius | In a Summer Garden Berg | Violinkonzert (»Dem Andenken eines Engels«) Vaughan Williams | 5. Sinfonie Sa_21.05.2016 | 12 Uhr / 16 Uhr | Alte Oper | One day in life | Eröffnungskonzert »Begegnungen« NINA JANSSEN-DEINZER | Klarinette SCHAGHAJEGH NOSRATI | Klavier LUCAS VIS | Dirigent J.S. Bach | Präludium und Fuge b-Moll BWV 867 aus: »Das wohltemperierte Klavier«, Teil 1 Lachenmann | Accanto. Musik für einen Klarinettisten mit Orchester Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-Sinfonieorchester.de