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REGENSBURG
30. Juni - 03. Juli
PROFESSORENTAGUNG/EXKURSION
CZECH
EINE KOOPERATIONSVERANSTALTUNG MIT DER HOCHSCHULE REGENSBURG
11
30. Juni - 01. Juli
PROFESSORENTAGUNG
Tagungsort: Hochschule Regensburg
Fachbereich Architektur
Prüfeninger Strasse 58
Halle A
11
MIT TSCHECHIENEXKURSION
E I N E KO O P E R AT I O N S V E R A N S TA LT U N G M I T D E R H O C H S C H U L E R E G E N S B U R G F Ü R A N G E WA N D T E W I S S E N S C H A F T E N
02
VORWORT
WALTRAUD VOGLER
Die Ende Mai 2011 angekündigte Energiewende in Deutschland - hin zu erneuerbaren Energien für die Erzeugung von Heizwärme und Strom - beschäftigt uns alle spätestens seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima.
Energiesparen als Aufgabe für jeden zur Reduzierung klimaschädlicher CO²-Emissionen und der sorgsame
Umgang mit den Ressourcen der Welt als Leitmotiv all unseres Handelns sind heute brisante und allgegenwärtige Aufgaben unserer Gesellschaft. Überschwemmt von einer beispiellosen Welle von zumeist billigen
Dämmstoffen mit oft unzureichenden Eigenschaften beginnen Architekturschaffende in Deutschland sich Gedanken über die uniforme „Verpackung“ von Gebäuden zu machen.
Kerstin Molter und Mark Linnemann aus Kaiserslautern trafen Anfang 2010 mit ihrem Vortrag „Wärmedämmverbundsystem und Verbrechen“ beim KAP Forum in Köln den Nerv vieler Menschen. Viele Podiumsdiskussionen und Vortragsveranstaltungen nahmen das Thema auf. Zeitungen und Zeitschriften beschäftigten sich
Deutschland weit damit. Mit ihrem selbst verlegten Büchlein „WDVS – und das verlorene Ansehen der Architektur“ sind Molter Linnemann mitten in der Diskussion zur Baukultur in Deutschland gelandet, die droht unter
flächendeckenden Erdölprodukten auf Bestandsfassaden zu ersticken. Die erschreckende Anspruchslosigkeit
der Ausführungsdetails dieser Verkleidungen bereiten weitere Sorgen. Ausgeprägte Wirtschaftsinteressen der
Dämmlobbyisten, weit verbreitete Mängel in der Ausführung oft simpler Dämmsysteme und ein nur von der
Atomindustrie übertroffenes Entsorgungsproblem für spätere Generationen untermauern Molter Linnemanns
Thesen.
Prof. Sylvia Stürmer ist Expertin für Bauschäden und für die fachgerechte Verarbeitung von Wärmedämmverbundsystemen. Sie beschreibt die Entwicklung dieser Systeme, weist auf die fachgerechte Verarbeitung hin, die
häufig außer Acht gelassen wird und zeigt Mängel und Schäden auf, die durch unsachgemäß aufgebrachte
Systeme entstehen können. Alternativen zu den herkömmlichen Systemen, die mit Polystyrol oder Mineralfaser
operieren, werden von ihr ebenso behandelt.
Prof. Günter Pfeifer arbeitet seit langem dafür, das „architektonische Handwerkszeug“ beim Entwerfen klimagerechter Architektur wieder stärker in den Vordergrund zu bringen. Das Feld soll weder dem profitorientierten
Gewinndenken der Dämmstoffindustrie, noch den Klimafachleuten mit ihren oft über-zogenen, wartungsintensiven Hightech-Lösungen überlassen werden. Über Jahrtausende geprägte und durch die Evolution erprobte, einfache Bautechniken und Grundprinzipien sind für ihn auch heute gültige Lösungsansätze auf der
Suche nach der architektonischen Kultur. Kybernetik und autochthone Architektur sind die Pfeiler seiner
Forschung.
Das bei der Tagung vorgestellte Education Center in Ruanda, entworfen und geplant von Dominikus Stark aus
München, ist der lebende Beweis für die Gültigkeit der Thesen zur autochthonen Architektur. Vor Ort hergestellte, speicherfähige Ziegelsteine als dominierendes Material, kombiniert mit Papyrusflechtwerk in der Dachuntersicht und für die Türkonstruktionen, sind gefügt zu einer Schatten spendenden, Schutz bietenden Raumfolge, um einen Innenhof gruppiert. Mit einfachen, dauerhaften Details von lokalen Handwerkern sorgfältig
ausgeführt und durch die geschickte Durchlüftung der Dachkonstruktion auf simpelste Weise gekühlt, ist
dieses Ausbildungszentrum nicht nur beispielhaft für nachhaltige, Lowtech Bauweise, sondern auch ein bemerkenswertes Bauwerk, das unter extrem erschwerten Bedingungen entstand und eine Selbstverständlichkeit
und Ruhe ausstrahlt, die ihresgleichen sucht.
Zu Beginn der Tagung stimmt uns Prof. Pavel Zverina mit seinem Vortrag über die Entwicklung der aktuellen
tschechischen Architektur auf den dreitägigen Exkursionsteil der Veranstaltung ein und beschreibt die vielfältigen Einflüsse der klassischen Moderne und des Prager Frühlings auf die Arbeit seiner KollegInnen in Prag
und in anderen Teilen des Landes. Biographien der wichtigsten ArchitektInnen und Bildmaterial, das wir in
Deutschland kaum je so konzentriert zu sehen bekommen, verschaffen uns einen Überblick über die lebendige
Architekturszene Tschechiens. Die Architekturfakultät der TU Prag von Alena Sramkova, der preisgekrönte Fußgängertunnel im Park des Hradschin und die Schlossbrauerei in Litomysl von Josef Pleskot, das Kunstzentrum
DOX in Prag 7 von Ivan Kroupa und die Galerie Benedicta Rejta in Louny von Emil Prikryl sind nur eine kleine
Auswahl an Projekten, die bei der Exkursion besucht werden, die auf Schritt und Tritt von der reichen Geschichte und der historischen Architektur Prags und anderer tschechischer Städte begleitet wird.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
02
Landkarten
04
Tagungsprogramm vom 14.07.2011
07
Prof. Pavel Zverina, HS Regensburg
Aktuelle Tendenzen in der tschechischen Architektur
08
Dipl.-Ing. Kerstin Molter & Mark Linnemann, Kaiserslautern
WDVS - und das verlorene Ansehen der Architektur
11
Prof. Dr. Sylvia Stürmer, HTWG Konstanz
Dämmende Außenwände - auch ohne WDVS
Vermeidung von Bauschäden
14
Dipl.-Ing. Dominikus Stark, München
Education Center Nyanza, Ruanda
17
Prof. Günter Pfeifer, TU Darmstadt
Kybernetik und autochthone Architektur
Moderne Ansatzpunkte für energieeffiziente Architektur
20
Exkursionsprogramm vom 01.07.2011
25
Regensburger Dom St. Peter + Steinerne Brücke
26
Mönchskloster, Novy Dvur
28
Wohnkomplex Na Krutci, Prag 6
30
Villa Hanspaulka, Prag 6
32
Hradschin, Prager Burg + Orangerie
34
Fussgängertunnel im Hirschgraben der Prager Burg
36
Exkursionsprogramm vom 02.07.2011
39
Herz Jesu Kirche, Prag 2
40
Renaissanceschloss + Schlossbrauerei, Litomysl
42
Classik 7 + HOLPORT, Prag 7
44
Exkursionsprogramm vom 03.07.2011
47
CVUT Architekturfakultät, Prag 6
48
Technische Nationalbibliothek, Prag 6
50
DOX, Prag 7
52
Louny + Galerie Benedikta Rejta
54
Weitere Projekte
Haus Villa Tugendhat, Brünn
56
Wohnhaus in Kurim + Haus im Hang - Hang im Haus
58
Villa Zahradkam + Sacre Coeur
60
Teilnehmerliste + Karten
62
Impressum
64
04
Dresden
Chemnitz
Deutschland
Liberec
Nordböhmen
Louny
Karlsbad
Chodova
Plana
D7
Dobra Voda
Prag
D11
198
21
20
D5
Mittelböhmen
D5
Pilsen
A6
Westböhmen
A93
Südböhmen
Regensburg
Budweis
Österreich
Linz
Breslau
Polen
Katowice
Königgrätz
Ostböhmen
35
Litomysl
Ostrau
Nordmähren & Schlesien
Brünn
Südmähren
h
Wien
Zlin
Slowakei
Bratislava
06
TAGUNGSPROGRAMM
30.06.2011
Regensburg
Blick von Stadtamhof auf die Steinerne Brücke und den Regensburger Dom
Halle A:
Hochschule Regensburg, Fachbereich Architektur, Prüfeninger Str. 58
12.00 Uhr
Begrüßungskaffee und Imbiss
13.00 Uhr
Begrüßung Prof. Dr. Josef Eckstein, Präsident der Hochschule Regensburg
13.10 Uhr
Einführung, Dipl.-Ing. Waltraud Vogler, Geschäftsführerin Ziegel Zentrum Süd
13.30 Uhr
Prof. Pavel Zverina, HS Regensburg
Aktuelle Tendenzen in der tschechischen Architektur
14.30 Uhr
Dipl.-Ing. Kerstin Molter & Mark Linnemann, Kaiserslautern
WDVS - und das verlorene Ansehen der Architektur
15.10 Uhr
Prof. Dr. Sylvia Stürmer, HTWG Konstanz
Dämmende Außenwände - auch ohne WDVS
Vermeidung von Bauschäden
16.10 Uhr
Kaffeepause
16.40 Uhr
Dipl.-Ing. Dominikus Stark, München
Education Center Nyanza, Ruanda
17.20 Uhr
Prof. Günter Pfeifer, TU Darmstadt
Kybernetik und autochthone Architektur
Moderne Ansatzpunkte für energieeffiziente Architektur
18.20 Uhr
Diskussion und Zusammenfassung
18.50 Uhr
Ende der Tagung
Transfer zum Hotel
19.15 Uhr
Einchecken in das Altstadthotel Arch
20.15 Uhr
Abendessen im Restaurant Orphée
08
AKTUELLE TENDENZEN IN DER
TSCHECHISCHEN ARCHITEKTUR
PROF. DIPL.-ING. ARCHITEKT PAVEL ZVERINA
HOCHSCHULE REGENSBURG
FACHBEREICH ARCHITEKTUR
www.fh-regensburg.de
DIE WURZELN MODERNER TSCHECHISCHER
ARCHITEKTUR - DAS 20. JAHRHUNDERT IN DER
TSCHECHOSLOWAKEI RESP. IN TSCHECHIEN ALS
ÜBERBLICK
Das aktuelle Geschehen in der tschechischen Architekturszene ist nur im historischen Kontext begreifbar. Dazu muß man die historische, mentale, gesellschaftliche, ökonomische, politische und philosophische Entwicklung kurz skizzieren, um auf diesem Hintergrund die Positionen und den gesellschaftlichen
Konsens besser zu verstehen. Wurde Böhmen noch
bis 1918 Teil der Habsburgischen K.+ K.- Monarchie und somit mit den ersten modernen Strömungen
häufig von Wien aus beeinflusst, so bildete sich mit
der Entstehung der neuen demokratischen Tschechoslowakei auch eine starke Autonomie in der Auffassung moderner Architektur.
War noch Jan Kotera, Otto-Wagner-Schüler, einer
der ersten, die gegen den Historismus die ethischen
Werte und die humanistischen Ideale stellte und beeindruckt von der holländischen Architektur von Berlage die ersten Zeichen der orthogonal definierten
Moderne mit „Berlages demokratischen Ziegel“ im
Haus des Verlegers Jan Laichter (1908-9) in Prag
setzte, war es sein Kollege Pavel Janak, der sich in
seiner Studie „Quader und Pyramide“ (1912) für
eine schräg geführte Kraft einsetzte. Der architektonische Kubismus war geboren und nicht nur seine
Werke, sondern auch die seines Zeitgenossen, Josef
Chochol zeigten mit voller Vehemenz die Begeisterung für dieses abstrakte Spiel mit Form und Volumen
in Anlehnung an die kubistische Malerei und Bildhauerei. Hier entstand bereits ein wichtiger authentischer tschechischer Beitrag der modernen Architekturentwicklung. Chochol plädierte bald jedoch für
eine Sachlichkeit ohne Zierde, für die nackte Form.
Hiermit hat er die puristisch funktionalistische Architektur vorweggenommen. Die Form soll den Zweck
darstellen, dessen Gesicht sie ist, schrieb er. Trotzdem hat er sich aber hier auch zeitgleich für eine
„transzendente, vielleicht auch mystische Idee“ aus-
TV-Turm bei Liberec von Hubácek Architekten
gesprochen. Sicher etwas, wonach das Prager Milieu
unweigerlich durch die gesamte intellektuelle Szene
und den Habitus der Stadt verlangte.
Die neue demokratische Republik brachte auch eine
neue gesellschaftliche Ausrichtung, die im Kern links
und liberal orientiert war. Es entstanden in den 20er
Jahren neue Diskussions-Plattformen in Vereinen wie
dem avantgardistischen Künstlerverein Devetsil (Pestwurz) und Zeitschriften wie Stavba (Bau) wo heftig
über Architektur diskutiert wurde.
Der wichtigste Theoretiker war Karel Teige, welcher
auch mit Vehemenz eine Architektur für die Massen
gegen den bourgeoisen Individualismus und Subjektivismus mit Attributen wie Rationalisierung, Standardisierung, Typisierung und Normierung forderte. Kein
künstlerischer Anspruch des architektonischen Subjekts durfte Einfluß nehmen. Le Corbusiers Purismus
wurde in der Tschechoslowakei zunächst als Methode
gesehen „einfache Schachtel, die man als Haus benutzt“. Im Gegensatz zu LC schreibt Teige 1924 in
Stavba: „Neue Architektur wird ihre Formen nach
einheitlichem, wissenschaftlichem Prinzip erhalten
und dadurch Einheit erlangen, die LC durch abstrakt
geometrische Ordnung erzielt“.
Zur gleichen Zeit wird das Palais der Prager Mustermesse nach „realer Ingenieursmentalität“(Teige) von
Oldrich Tyl und Josef Fuchs (1925-29) gebaut. Rekonstruktion nach Brand (1974) durch die Architekten
Hubacek, Masák, Eisler, Prikryl, Binar (bis 1995). Ein
gewaltiges Beispiel funktionalistisch definierter Moderne. Bereits 5 Jahre später kritisiert Teige LC, dass
er der Lüge der Monumentalität erlag und sich zusätzlich noch als Künstler fühlte. Teige stand für sachliche, angemessene, bescheidene, asketische“ Lösungen und legte hiermit eine klare gestalterische und
moralische Meßlatte, die bis heute in den Reaktionen
zeitgenössischer tschechischer Architekten zu spüren
ist oder welche diese bis heute gerne als ihr Ziel
deklarieren. Dieses Programm wurde jedoch bald
durch einige Architekten als Entsprechung nur der
physischen Bedürfnisse kritisiert. „Das Transzendente
kann man nicht in eine Streichholzschachtel einsperren“ (Vit Obrtel 1931). Dies geschah besonders auch
durch die allgemeine Auseinandersetzung mit emotiven, psychischen Elementen auf der Grundlage der
Erkenntnisse der Freudschen Psychoanalyse.
Ein anderer Theoretiker, Karel Honzik, beschreibt in
seinem Buch „Bildung des Lebensstils“ (1946) die
architektonische Zweckmässigkeit als Verkrampftheit,
Schwerfälligkeit, Vorsichtigkeit, Pedanterie und spricht
von der Absenz der bildnerischen Freude. Dies führt
er auf den Protestantismus und die wenig spektakuläre Landschaft ohne Berge und Meer in Tschechien zurück. Er spricht von der Tendenz zu einfachen, effektlosen Varianten im Gegensatz zu eleganten Varianten
der französischen Architektur oder zu den konstruktiven Vorstellungen in Deutschland. Bereits hier kristallisieren sich für die tschechische Architektur die bis
heute so gerne zitierten Begriffe Bescheidenheit und
Strenge, welche später noch durch soziopolitische
Themen untermauert werden. Nach dem Extempore
der 50er Jahre mit ihrem sozialistischen Realismus
befreit sich die CS-Architektur in den 60er Jahren mit
qualitativ hochwertigen Projekten des Brutalismus –
CS Botschaft in GB (Architekten Sramek + Bocan
1966-9) und des sogenannten Maschinismus – TVTurm mit Hotel bei Liberec (Arch. Hubacek 1964-73).
SIAL ALS KEIMZELLE DER MODERNEN TSCHECHISCHEN ARCHITEKTUR UND DIE FOLGEN DES
PRAGER FRÜHLINGS
Ende der 60er Jahre gruppiert sich ein postgraduelles
Lehratelier um den Arch. Karel Hubacek (1924) unter
Führung von Miroslav Masak (1932) – SIAL, Studio
02 von Stavoprojekt Liberec. Eine Art Schule mit Vorlesungen, Veranstaltungen, Diskussionen, Wettbewerben und konkreten Projekten. Die besten Köpfe
zieht es dahin, sie leben und arbeiten in einer Art Architektenkommune. Eine wichtige SIAL Realisierung ist
das Kaufhaus 02 - Máj an der Nationalstraße in Prag
(1975 – Masak, Prikryl, Rajnis), eines der ersten maschinistisch aufgefassten Projekte. Die damaligen
Jungen beeinflussen bis heute das Architekturgeschehen in Tschechien. Viele von ihnen sind nach dem
Einmarsch des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei 1968 in die Emigration gegangen, viele kamen nach der Wende wieder ganz oder teilweise zurück. Stellvertretend hier die wichtigsten von ihnen:
John Eisler (1946) – besitzt durch seine Mutter auch
die britische Staatsangehörigkeit, langjähriger Mitarbeiter und Partner bei Richard Meier in NY – ver-
antwortlich u.a. für die Church of the Jubilee in Rom,
seit einigen Jahren zurück in Prag. Eisler steht für
höchsten Anspruch in der Architektur der technisch
präzisen und komplexen Lösungen, seine Architektur
steht im starken Gegensatz zu der von A. Sramkova.
Sie ist intelligent, vielschichtig, handwerklich präzise,
was aber gleichzeitig ein reiches Klientel voraussetzt.
Lofts in Prag Bubenec für Hochtief 2010.
Zdenek Zavrel (1943) – emigrierte nach Rotterdam,
Arbeit mit Arch. Bakema - Van den Broek, Atelier in
Rotterdam, lange Jahre Professor in Delft, z.Z. Dekan der Arch. Fakultät der TU Prag, seine Arbeit ist
im Gegensatz zu seinen ehemaligen Kollegen aus
SIAL freier und offener, sie spiegelt das sozialliberale
holländische Architekturgeschehen der 70-80er Jahre. Sie ist nicht eindeutig in einer Richtung, sie reagiert mehr auf die jeweiligen Nutzer und Bedingungen. Sein wichtiger Beitrag in Tschechien liegt vor
allem in der Internationalisierung und der Einführung
soziologischer, politischer, nachhaltiger, ökologischer
Themen an der Architekturfakultät und somit im Bewußtsein des neuen Architekturgeschehens.
Mirko Baum (1944) – emigriert nach Deutschland,
Mitarbeit bei Kleihues, ein Technikbegeisterter, Professur an der RWTH Aachen; seine eigene Ausrichtung hat Baum durch seine ausschließliche technischkonstruktive Leidenschaft, Affinität zum Schiffs- und
Maschinenbau besonders an der RWTH ausgebaut,
Fußgängerbrücke in Hradec Kralove.
Martin Rajnis (1944) – blieb in Prag, Professor an der
Akademie der angewandten Künste in Prag, Kaufhaus
Maj, Biennale in Venedig – tschechischer Pavillon,
nach Jahren in SIAL mit stark konstruktiver Prägung
hat er die ganze Welt bereist, dadurch Tendenz zur
bescheidenen Materialität, Komplexität steht jedoch
weiter für seine Architektur.
Emil Prikryl (1945)– blieb in Prag, leitet seit der Wende die Architekturschule der Prager Kunstakademie,
Kaufhaus Maj Prag, Umbau Messepalais Prag, ausgezeichnet für sein Projekt Galerie Benedikt Rejt in
Louny. Ein kompromissloser Kollege, der stets höchste
Qualität erreichen will und die Architekturschule der
Kunstakademie auf entsprechendem Niveau etablierte. Viele Kollegen werfen ihm vor, nicht zu bauen,
sein eigenes Werk jedoch spiegelt seine absolute Authentizität, Qualität und Stärke. Unumstritten genießt
er Respekt in der tschechischen Architekturszene.
Man kann unabhängig von SIAL von 2 Gruppen der
engagierten Architekten sprechen. Die Einen, die sich
in der Emigration eigene Positionen erarbeitet haben,
mit denen sie die aktuelle tschechische Architektur
mitprägen und die Anderen, die in der sozialistischen
Tschechoslowakei blieben und versucht haben, mit
wenigen Möglichkeiten klare Positionen zu beziehen.
10
Langhans in Prag von Ladislav Labus Architekten
ANDERE TSCHECHISCHE ARCHITEKTENPERSÖNLICHKEITEN IN EMIGRATION:
Jan Kaplicky (1937-2009) - emigrierte 1968 nach
GB, Mitarbeit bei Piano-Rogers (Centre Pompidou),
bei Foster, gründet mit David Nixon Future Systems,
London, Lehrer an der AA, steht für High-Tech Futurismus mit organischen Formen (Media Center Lord´s
Cricket Ground, Selfridges in Birmingham), Gewinner
des int. Wettbewerbs für die Nationalbibliothek in
Prag, Beauftragung wird durch die Politik verhindert.
Eva Jiricna (1939) – blieb 1968 in GB, Mitarbeit bei
Rogers (Lloyds), eigene Arbeiten – Joseph Shops in
London, Orangerie in den Hradschin-Gärten, Hotel
Josef in Prag. Trotz ihrer persönlichen Bescheidenheit
entwickelte sie maßgeblich die in GB geprägte narrative High-Tech-Architektur in Tschechien.
Martin Roubik (1949 - 2008) – Anfang 70er Jahre
Emigration nach Norwegen, Architekt in Snohetta bei
Bibliothek in Alexandria, vehementer Pädagoge in
Prag und Dekan der Arch.Fakultät in Liberec, CS Botschaft in Oslo, Projekt Feigenhaus in Hradschin Gärten. Unermüdliches Engagement für moralischen
Neubeginn an der Architekturfakultät und in der Gesellschaft.
DAHEIM GEBLIEBENE TSCHECHISCHE ARCHITEKTEN:
Alena Sramkova (1929)) – Studium an TU Bratislava
und AVU Prag, die Grande Dame der tschechischen
Architektur, die auch während der sozialistischen CSR
am Architekturgeschehen beteiligt war – CKD Gebäude am Wenzelsplatz, HBF mit J. Bocan, pädagogisch bis dato an der TU Prag tätig. Steht für Purismus, für unspektakuläre, reine, lapidare und rauhe
Architektur und beeinflußte mit ihrer Haltung ganze
Generationen von jüngeren Architekten. Sie spricht
vom Unterschied zwischen Notwendigem und Überflüssigem, zwischen gut und unwahr, ihre Attribute
sind Bescheidenheit und Demut. Gute, aufrichtige
Architektur hat nach ihrer Auffassung eine pädagogische Funktion. Turm für einen Wissenschaftler
1993-94, Architekturfakultät (2010-11).
Josef Pleskot (1952) – einer der eigenständigsten Architekten in CR, gründet unmittelbar nach der Wende
sein Atelier AP in restituierter Fabrik in Prag 7, lehnt
das Unterrichten ab und konzentriert sich ausschliesslich aufs Bauen. Steht für Kontextualität und historische Einbindung. Spricht von Bescheidenheit, Demut,
Einfachheit. Sein Werk zeigt ein starkes kreatives Talent, wo für jede Aufgabe eine eigene, meistens originelle Lösung gefunden wird. Ein sensibler Kollege
mit klarem Gespür für hochwertige und doch nicht
überzüchtete Qualität. Weg und Tunnel im Hirschgraben der Prager Burg, CS-Konsulat in München Zusammenarbeit und Interieur P. Zverina, Schloßbrauereiumbau Litomyšl, Weingut Sonberk.
Ladislav Lábus (1951)– Mitarbeit mit A. Sramkova,
Atelier neben Pleskot in Prag 7, engagierter Prof. an
der TU Prag, steht für Traditionalismus und unauffällige Formen. Bei seinen Projekten fällt vor allem Sensibilität für Material und Farbe auf, besonders nach
der Absenz dieser Möglichkeiten in der früheren
Tschechoslowakei, teilweise wirkt seine Architektur
dadurch weich und im gewissen Maße poetisch, ja
fast elegant bis manieristisch, trotz seiner persönlich
eher asketischen, ernsthaften Art. Als Pädagoge beeinflusst er maßgeblich das Geschehen an der Architekturfakultät der TU Prag. Villa Mukarov (2004),
Stadtvillen Hanspaulka (2011).
Ivan Kroupa (1960) – nach dem Studium London,
Paris, Barcelona, Akademie Schloß Solitude Stuttgart
– international orientiert, mit ausgeprägtem Sinn für
räumlich bestimmte, intelligente, klare, vielschichtige
und doch stark atmosphärisch definierte Architektur,
nah am Minimalismus, jedoch großzügig. Eigenes
Haus und Atelier in Mukarov, DOX-Zentrum zeitgenössischer Kunst in Prag (2008).
Zusammenfassend lässt sich feststellen, daß die zeitgenössische tschechische Architektur in ihrem Kern
sowohl die prädestinierte Linie des tschechischen
Funktionalismus und Konstruktivismus (Eisler, Kaplicky, Jiricna, u.a.) weiter entwickelt, zusätzlich jedoch
das Bescheidene, Einfache, Strenge, Lapidare anbietet (Sramkova) als auch das Sensible, Atmosphärische und Authentische, Künstlerische mit durchaus individuellen Lösungen sucht (Pleskot, Prikryl, Labus,
Kroupa, Koucky, Roubík). Daneben existieren unzählige ansprechende Developer-Projekte und kommerzielle Bauten (ADNS, D3A, DAM, Cígler Marani etc.)
und eine breite Skala von individuellen Beispielen
von Architekten, die authentisch agieren (Smetana,
Kulík, Projektyl u.a.), sich auch am internationalen
Geschehen orientieren (z.B.Kuba, Pilar).
WDVS - und das verlorene
Ansehen der Architektur
DIPL.-ING. ARCHITEKTIN KERSTIN MOLTER & DIPL.-ING. ARCHITEKT MARK LINNEMANN
MOLTER-LINNEMANN ARCHITEKTEN BDA, KAISERSLAUTERN & AMSTERDAM
www.molter-linnemann.de
Die Masse des Bauens hat mit nachhaltigem Bauen
leider wenig gemein, denn fast nur der energetischen
Sanierung bzw. Ausrüstung wird Aufmerksamkeit gewidmet. Die Energieeffizienz eines Gebäudes ist jedoch nur eine Eigenschaft, die ein Gebäude erfüllen
sollte. Baukultur ist Ausdruck menschlichen Schaffens
und bedeutend bei der Überlieferung gesellschaftlicher Werte. Und weil Bauten durchschnittlich länger
stehen als Menschen leben, spielen sie bei unserer
Traditionsbildung eine wichtige Rolle. Im Klimawandel
und einem endenden fossilen Verbrennungszeitalter
scheinen diese etablierten Werte und Aufgaben eines
Gebäudes vergessen, das Ansehen der Architektur
verloren. Der durch den anthropogenen CO2-Ausstoß mit verursachte Klimawandel hat einen ganzen
Markt energieeinsparender Produkte erschaffen, die
eine schnelle Lösung gegen den Klimawandel versprechen. In diesem Umfeld hat das Wärmedämmverbundsystem Einzug in die Baukultur gehalten, bzw.
wohl eher seinen Feldzug gegen die Baukultur angetreten: In den vergangenen drei Jahren wurde eine
Gesamtfläche WDVS, die ca. 25.000 Fußballfeldern
entspricht, eingebaut. Das flächendeckende Einpacken führt zu kultureller, meist irreversibler Uniformität. Warum diese Bauart dennoch so erfolgreich ist,
wird im Folgenden unter energiepolitischen, ökonomischen und ökologischen Aspekten dargestellt.
ENERGIEPOLITIK
Etwa 25 Prozent der Endenergie in Deutschland
werden von den Haushalten verbraucht. Um die
damit verbundenen CO2-Emissionen zu reduzieren,
lenkt der Staat mittels der Energieeinsparverordnung
und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz den
Energiebedarf. Die EnEV besteht auf Einhaltung bzw.
Unterschreitung der durch Referenzprojekte festgelegten Transmissionswärmeverluste und Primärenergiebedarfs. Eine Beschränkung auf den Primärenergiebedarf würde neue Perspektiven bieten und nicht
im Bauen mit Wärmedämmverbundsystemen enden.
Beständige und damit wertigere Lösungsvorschläge
werden dadurch verhindert. Darüber hinaus ist in
der EnEV unverständlich, dass nur die Hüllflächen
betrachtet werden, nicht jedoch die gesamte Gebäudesubstanz. Die positiven Auswirkungen auf die Energiebilanz der Wärme- und Kältespeicherkapazität der
ganzen Gebäudesubstanz, bei massiver Bauweise
nicht zu vernachlässigen, werden in dieser Berech-
12
nung nicht berücksichtigt. Das Ergebnis dieser Beschränkungen sind in der Regel Häuser, die statisch
und unabhängig vom spezifischen Kontext eines Ortes und seiner kulturellen Prägung sind. Der Anreiz,
eine energetische Sanierung umzusetzen, ist die Einsparung. Der Staat fördert energieeffiziente Maßnahmen durch günstige Kredite, ohne jedoch die Nachhaltigkeit (Langzeitbewährung, Kreislaufverhalten,
Einfluss auf die Kultur etc.) der Maßnahmen zu hinterfragen. Mehrkosten, die durch eine energetische
Sanierung anfallen, bringen oft nicht die gewünschten Einsparungen. Einsparungspotenziale des Bauteils Wand variieren lobbybasiert. Die Frage nach
Verantwortlichkeit, falls errechnete Gewinne nicht
eintreten, wird kaum gestellt. Es herrscht Übereinstimmung, fast ein Kodex, der den wiederholten, unkritischen Einbau legitimiert. Darüber hinaus wächst
die Effizienz von Dämmstoffen nicht proportional zur
Dämmstärke und folglich werden die Dämmpakete
unverhältnismäßig dicker und fragwürdiger. Diese
einfachen Zusammenhänge werden jedoch nicht vermittelt. Der Architekt, der hätte aufklären können, ist
abgesetzt, die Industrie übernimmt und der Staat toleriert, denn eine energieeffiziente Fassadensanierung
bedarf nur in wenigen Fällen einer Genehmigung.
GELD
Die Bauökonomie war in der Nachkriegszeit der
Motor der Gesellschaft. Seit der Wiedervereinigung
Deutschlands in 1990 versteht man den 2. Weltkrieg
und den mit ihm verbundenen Wiederaufbau nicht
mehr als wichtigste soziale Referenz. Die Wende,
oder eher das Ende des „Kalten Kriegs“, brachte mit
sich, dass die Finanzindustrie erstmals wirklich ungehindert ihre Geschäfte mittels globalem, steuerfreiem, nicht reguliertem Geldverkehr ausüben konnte.
Seitdem finden die wichtigsten ökonomischen Entwicklungen in der Finanzindustrie statt. Im unbeschränkten Kapitalmarkt werden die Geldströme immer größer und sind, in der Hand weniger Besitzer
und Finanzinstitute, ständig auf der Suche nach besseren Investitionen, entweder in Form hoher Renditen
oder langfristiger Sicherheiten. Immobilien, per Definition lokal angesiedelt, werden diesbezüglich relativ
billiger. Gesellschaftlich ist der Blick weder rückwärts
noch vorwärts gerichtet, nur der persönliche finanzielle Erfolg steht zentral. Ziele im Dienst der Gemeinschaft rücken in den Hintergrund und verlieren an
Ansehen. Architektur und Städtebau geraten in eine
Abseitsposition und sind als zukunftsweisende In-
strumente nahezu komplett entkräftet. Obwohl jeder
Immobilienbesitzer direkt oder indirekt davon betroffen ist, sind die strukturellen Folgen des Wachstums
der Finanzindustrie bezüglich der Werte unserer Immobilien kaum bekannt oder erkannt. Qualität, Beständigkeit, Kulturrelevanz interessieren im großen
Finanzgeschäft nicht im Geringsten. Immobilien müssen also für immer weniger Geld saniert und Neubauten immer billiger gebaut werden. Unter diesem
Umstand haben Wärmedämmverbundsysteme ihre
optimalen (Wachstums-) Bedingungen gefunden,
jedoch mit verheerenden Konsequenzen für die Baukultur.
ÖKOLOGIE
Die Lebensdauer von Wärmedämmverbundsystem
liegt bei etwa 40 Jahren. Das entspricht in keinerlei
Weise der in unserem Kulturraum üblichen Lebensdauer von Gebäuden, die mehrere Jahrhunderte erreichen kann. Das Wärmedämmverbundsystem, oder
die Bestandteile dessen, lassen sich nicht ohne weiteres in einen Kreislauf zurückführen. Die Entsorgungskosten bleiben bei der wirtschaftlichen Betrachtung von Wärmedämmverbundsystemen unberück-
sichtigt. Das auch schon heute bestehende Problem
der Entsorgung wird verdrängt, so bieten verschiedene Hersteller bereits Aufdopplungen eingebauter Systeme an. Bestehende Wärmedämmverbundsysteme
können dadurch an die stetig wachsenden Anforderungen einer novellierten EnEV angepasst, oder bereits eingebaute Systeme alters- oder schadensbedingt saniert werden. Eine auf den ersten Blick schnell
angepackte Aufgabe, die energieeffiziente Ausrüstung
der Wand, entlarvt sich als Ballast künftiger Generationen. Mehr als 80 Prozent der Wärmedämmverbundsysteme werden mit dem günstigen Dämmstoff
Polystyrol, einem Erdölprodukt, ausgeführt. Damit
die Entflammbarkeit des für den Bau vorgesehenen
Polystyrols erschwert wird, enthält Polystyrol das
Flammschutzmittel HBCD, eine Brom-Verbindung.
HBCD ist toxisch und reichert sich im Ökosystem an.
Insbesondere das Bundesumweltamt plädiert dafür,
„andere, umweltverträgliche Dämmmaterialien zu
verwenden, bis ein alternatives Flammschutzmittel für
Polystyrol gefunden ist“.
DIE AUFGABE
Bauen muss einen Wert haben, denn ohne Baukultur
und damit auch Kultur werden wir unsere Nachhaltigkeitsaufgabe nicht erfüllen können. Energieeffizienz
darf nicht mit Nachhaltigkeit verwechselt werden. Sie
ist nur Teil eines Systems und lässt sich auch nur innerhalb dieses Systems beurteilen. Das mühsame
CO2-Einsparen kann nur durch eine ausschließliche
regenerative Energieversorgung beendet werden.
Diese ist die größte Chance einer Kulturerhaltung
und -erneuerung. In ihr findet sich der Ausdruck der
Zeit und nicht im kokonähnlichen Zustand eines verpackten Deutschlands. Solange die regenerative
Energieversorgung nicht vollständig umgesetzt werden kann, muss für jedes Gebäude eine spezifische
Lösung entwickelt werden. Die Aufgaben, die sich
hier stellen, beschränken sich nicht auf die Gebäudehülle, sondern haben mit Infrastruktur und Raum zu
tun. Jedes gebaute Projekt steht in einem komplexen
Zusammenhang, muss verschiedenen Bedürfnissen
und Anforderungen gerecht werden. So werden nicht
nur durch den Klimawandel sondern auch durch den
demografischen Wandel neue Bedingungen gestellt,
die eine strukturelle Änderung der Baupraxis verlangen. Die Abnahme der Bevölkerung, die Erhöhung
des Durchschnittsalters der Bevölkerung, die voranschreitende Entvölkerung des Landes und die zunehmende Konzentration der deutschen Bevölkerung in
wenigen Metropol-Regionen werden neben dem veränderten energetischen Kontext das Bauen und die
Architektur in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten bestimmen. Unabhängig von diesen Entwicklungen wird das Dach über dem Kopf ein Primärbedürfnis bleiben. Dessen bauliche Umsetzung wird als Ausdruck der Zeit auch immer die Wertschätzung einer
Gesellschaft darstellen. Gerade in dieser Erkenntnis
ist es absurd, die Baukultur der vergänglichen Methode des Wärmedämmverbundsystems preiszugeben.
14
DÄMMENDE AUSSENWÄNDE AUCH OHNE WDVS
Vermeidung von Bauschäden
PROF. DR.-ING. ARCHITEKTIN SYLVIA STÜRMER
HTWG KONSTANZ
FACHBEREICH ARCHITEKTUR
www.htwg-konstanz.de
Bei Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS), früher
als Vollwärmeschutz bezeichnet, handelt es sich um
einen technisch und baurechtlich geregelten Bausatz
für die Dämmung von Fassaden. Die „Geburtsstunde“
dieser Dämmtechnologie geht auf das Jahr 1957
zurück. Die ersten Anwendungen als Außendämmung
wurden in den 60ziger Jahren auf landwirtschaftlich
genutzten Betonsilos zur Vermeidung von Kondensatbildung eingesetzt. Seit Anfang der 1970er Jahre
- ausgelöst durch die Energiekrise - wurden auch
Wohngebäude gedämmt, zunächst mit Dämmplatten
aus Polystyrol („Styropor“) und Beschichtungen aus
Kunstharzputzen. Die mineralischen Dämmstoffe wie
die Mineralwolle und mineralische Putzsysteme
werden seit Ende der 1970er Jahre eingesetzt. Seitdem sind zahlreiche weitere organische und mineralische Dämmstoffe dazugekommen, und mit wachsendem Umweltbewusstsein wird auch nach Alternativen
im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe gesucht.
So sind heute z. B. Holzfaser- und Schilfrohrdämmplatten fester Bestandteil des Dämmstoffmarktes auch mit Zulassungen als WDVS.
Die steigenden Anforderungen der WSVO in den
90er Jahren und ab 2002 der EnEV erfordern größere Dämmstoffdicken und beeinflussen damit auch
stärker die Ästhetik der Fassaden. Gleichzeitig arbeiten die Dämmstoffhersteller an der Entwicklung von
Dämmstoffen mit deutlich geringeren Wärmeleitfähigkeiten bis hin zu vakuumbasierten Dämmsystemen
und die Mauersteinindustrie, insbesondere die Ziegelindustrie, an dämmenden Mauersteinen bzw. an
„tragenden Dämmstoffen“ (ab Unterschreitung der
Wärmeleitfähigkeit von Lambda < 0,1 W/m*K). Dabei geht es nicht nur um wärmetechnische, sondern
auch schalltechnische Verbesserungen mit erhöhtem
Komfort für die Nutzer.
EINSATZBEREICHE, AUSWIRKUNGEN UND
DAUERHAFTIGKEIT
WDV-Systeme sind eine von vielen Möglichkeiten,
den - für die Gesamtenergiebilanz bedeutenden Wärmeverlust über die Außenwand zu reduzieren. Die
Anwendung (Planung und Verarbeitung) der Wärmedämm-Verbundsysteme ist in der Liste der technischen
Baubestimmungen (LBO) geregelt. Für die Anwendung von WDVS ist in Deutschland eine nationale allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen
Instituts für Bautechnik (DIBt) erforderlich.
Für den Neubau gibt es zahlreiche Varianten, die
energetischen Anforderungen ohne WDVS zu erzielen,
mit dämmenden Mauersteinen, Kerndämmung zwischen den Ziegelschalen, Dämmstoffen hinter vorgehängten Fassaden oder keramischen Bekleidungen/
Vormauerungen etc. Für den Bestand, d. h. im Sinne
einer nachträglichen Dämmung, stehen nur die Varianten der nachträglichen Außendämmung (z. B. mit
WDVS) oder der Innendämmung zur Verfügung. Da-
bei ist die außenseitige Dämmung aus technischen,
insbesondere bauphysikalischen Gründen die bessere
Lösung, da durch die Lage der Dämmung in einer
geschlossenen Dämmebene Wärmebrücken vermieden werden können. Darüber hinaus können verputzte Bestandsgebäude mit Putzmängeln, insbesondere
Rissen, mit WDVS instand gesetzt werden, ohne den
Altputz entfernen zu müssen. Das ist im Sinne der
Kosten und der Nachhaltigkeit als positiv zu bewerten. Die sogenannte „entkoppelnde Wirkung“ der
Dämmstoffplatten ist ab 5 cm Dämmstoffdicke gegeben. Detailinformationen zu diesem flächigen Instandsetzungsverfahren liefert das WTA*-Merkblatt 204/08 D „Beurteilung und Instandsetzung gerissener
Putze an Fassaden“ [1].
Wie bereits erwähnt, ist die Veränderung der Ästhetik
der Fassaden durch das WDVS kein unwesentlicher
Aspekt. Davon sind der Gesamteindruck der Architek-
tur (insbesondere mit zunehmender Dämmstoffdicke)
und teilweise auch die „Kunst am Bau“ u. a. mit
Fassadenornamenten und plastisch-wirkenden Putzen
mit bildhaften Darstellungen (= Sgraffitos) betroffen.
Am Beispiel einer Konstanzer Wohnsiedlung mit Ziegelbauten aus den 50er Jahren wird gezeigt, dass es
dafür durchaus „sensible Kompromisse“ und Detaillösungen gibt.
Voraussetzung für die Dauerhaftigkeit der WDVS sind
neben der Verwendung systemkonformer Materialien,
die fachgerechte, detaillierte Planung und Ausführung, sowie Wartung und Instandsetzung. Dies vorausgesetzt, kann die technische Lebensdauer von
mindestens 25 Jahren nach europäischer Leitlinie [2]
und im Mittel von 35 Jahren gemäß statistischer Auswertungen [3] durchaus erreicht werden.
Was ist zu tun, wenn bestehende WDVS „in die Jahre
gekommen sind“ und/oder nicht den heutigen energetischen Anforderungen entsprechen? Aus Gründen
der Nachhaltigkeit ist man bemüht, diese Systeme,
sofern sie schadensfrei sind, zu erhalten und mit Beschichtungen zu überarbeiten oder mit einem WDVS
aufzudoppeln. Auch dafür gibt es bauaufsichtlich zugelassene Produktsysteme verschiedener Hersteller.
Die Dämmstoffdicke des Gesamtsystems (alt und neu)
darf 300 mm nicht überschreiten.
Darüber hinaus befasst sich eine Expertengruppe innerhalb der WTA* mit der Erarbeitung eines neuen
Merkblatts zur „Wartung, Instandsetzung, technischen
und energetischen Verbesserung von WDVS“, wo detaillierte Hinweise zu den notwendigen Vorprüfungen
und Maßnahmen gegeben werden sollen. Das erscheinen des Merkblatts ist für 2012 vorgesehen.
MÄNGEL IN VERBINDUNG MIT WDVS
Die Mängel bzw. Schäden an WDVS sind im Kontext
mit generell häufig auftretenden Mängeln an Außenwänden, Sockeln und deren Anschlüsse an Fenster
und Türen zu betrachten, die permanent der Freibewitterung und in den unteren Bereichen zusätzlichen
mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt sind.
Häufig anzutreffende Mangel-/Schadensbilder sind
Risse, Abzeichnen der Dübelteller, Abplatzungen an
Anschlüssen und in Sockelbereichen sowie Verschmutzungen und Veralgungen. Es trifft zu, dass WDVS je
nach Art, Lage und Exposition Veralgungen zeigen.
Das betrifft jedoch auch andere Außenbauteile wie
Dächer, Zäune, Balkongeländer und Bauten des
GaLa-Baus. Dickschichtige Putze auf Mauerwerken
in gleicher Lage können weniger befallen sein - je
nach Art des Putzsystems und Dämmwirkung des
Untergrundes.
Es gibt zahlreiche Ursachen für die Mängel an WDVS,
meistens sind es verschiedene Ursachen, die nachteilig zusammenwirken. Exemplarisch möchte die
Autorin im Vortrag auf drei Ursachengruppen kurz
eingehen: die große Systemvielfalt mit mehreren
Systemkomponenten und teilweise sehr dünnen Putzsystemen, die mangelnde Detailplanung und Ausführung der Anschlüsse und Materialwechsel sowie
die unzureichende Ausbildung der Ausführenden, die
aus verschiedenen Gewerken kommen können.
Im Vortrag geht es jedoch nicht darum, die außenseitigen Dämmungen zu negieren, sondern auch
andere, energetisch günstige und ästhetisch ansprechende Möglichkeiten aufzuzeigen.
* ... Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.
16
DÄMMENDE AUSSENWÄNDE
Die Bemühungen, massive Außenwände dämmend
zu gestalten, sind nicht erst seit den 60er Jahren mit
Vormarsch der Dämmstoffe zu verzeichnen. Bereits
früher, vor allem in den 20er und 30er Jahren des
20. Jahrhunderts baute man Ziegelmauerwerke mit
Luftschichten.
Im Folgenden soll auf die nachträgliche energetische
Verbesserung von Ziegelbauten ohne WDVS eingegangen werden.
NACHTRÄGLICHE AUSSENDÄMMUNG OHNE WDVS
Ein Beispiel dafür ist die POROTON®-WDF (Wärmedämmfassade) des Herstellers Schlagmann, ein keramisches Fassadensystem zur energetischen Sanierung
von Bestandsgebäuden, das zur BAU 2009 in München eingeführt und mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet wurde. Dabei wird den tragenden
Ziegelaußenwänden eine zweite massive Ziegelwand
vorgemauert, wobei die 18 cm dicken Ziegel mit
einer wärmedämmenden Füllung aus dem mineralischen Leichtzuschlag Perlit versehen sind. Bei Einhaltung der Maßtoleranzen nach DIN 18202 kann die
POROTON®-WDF ohne weitere Maßnahmen knirsch
vorgemauert werden. Bei Abweichungen der Bestandswand kann entweder mit einem geeigneten
Ausgleichsputz egalisiert und anschließend die
POROTON®-WDF vorgemauert werden oder die
in einem Abstand von max. 4 cm vorgemauerte
POROTON®-WDF wird mit hydrophobiertem Perlit
hinterfüllt (siehe auch www.schlagmann.de).
INNENDÄMMUNG
Ebenso gibt es Bestandsobjekte, wo eine nachträgliche Außendämmung nicht möglich ist. Gründe dafür
können Bestands- oder Denkmalschutz z. B. bei historischen Ziegelsichtmauerwerken sein, aufwendige
Fassadengliederung oder zu geringe „Baufreiheit“
z. B. bei Innenstadtbebauungen, die keine größeren
Dämmstoffdicken zulassen. Dafür gibt es die bewährte Möglichkeit der Innendämmung, deren energetische Anforderungen in der aktuellen EnEV geregelt sind.
Auch wenn die Dämmstoffdicken hier geringer sind
als bei der Außendämmung (u. a. aufgrund der
Wärmebrückeneffekte der einbindenden Wände und
Decken) lassen sich mit den überwiegend mineralischen Dämmplatten und Dämmputzen in Verbindung
mit einem angemessenen Energie-Gesamtkonzept
hervorragende Verbesserungen erzielen.
Früher begegnete man der Innendämmung aufgrund
teilweiser Probleme mit dem Feuchteschutz eher skeptisch. Durch die Weiterentwicklung auf der Basis von
Grundlagen- und Anwendungsbezogener Forschung
(u. a. durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik)
sowie der Modellierung und dem Nachweis mit Hilfe
erprobter Software unter Einbeziehung der Kapillarität
der Innendämmstoffe (z. B. mit Hilfe des Programms
COND der TU Dresden) können diese Befürchtungen
jedoch ausgeräumt werden.
Literatur:
[1] WTA*-Merkblatt 2-04/08 D „Beurteilung und Instandsetzung
gerissener Putze an Fassaden“
[2] „Leitlinie für Europäische Technische Zulassung für Außenseitige
Wärmedämm-Verbundsysteme mit Putzschicht“
[3] FRAHM, RENZ, AGETHEN, THEES: BTE (Bund technischer
Experten) – Lebensdauerkatalog, Stand 14.3.2008 unter www.
expertebte.de
EDUCATION CENTER
Nyanza, Ruanda
DIPL.-ING. ARCHITEKT DOMINIKUS STARK
DOMINIKUS STARK ARCHITEKTEN, MÜNCHEN
www.dominikusstark.de
DER ORT
Auf eine private Initiative hin, entstand in Nyanza,
an der Verbindungsstraße zwischen den wichtigsten
Städten des Landes Kigali und Butare, der Neubau
eines Ausbildungszentrums.
Es sollte ein Ausbildungszentrum mit Leuchtturmcharakter im Bereich IT entstehen, mit zukunftsorientierten Lehrplänen und mit enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.
DIE ANLAGE
In dem durch Landwirtschaft geprägten Gebiet, mit
unzähligen, einzeln verstreuten Lehmhäusern, sitzt
der Komplex wie ein Findling in der Landschaft.
Selbstbewusst und klar in seiner Form.
Gebäude gruppieren sich um einen zentralen Platz
und integrieren ein zu sanierendes Haus in die neue
Anlage. Nach außen ohne Öffnungen, orientieren
sich die einzelnen Häuser nach innen. Einzig das
öffentlich zugängliche Internetcafe mit Copyshop
öffnet sich nach außen und formuliert den Vorplatz
und den Eingang der Anlage.
Tief eingeschnittene Innenhöfe und vorgelagerte
Wandelgänge bilden einen Filter zwischen den
Häusern und dem zentralen Platz in der Mitte –
spenden Schatten. Die dadurch entstandenen
Rückzugsmöglichkeiten bieten Raum für parallele
Nutzungen.
Lediglich die Kantine, in der auch Hochzeiten und
Kinoabende stattfinden, öffnet sich direkt zum
Hauptplatz.
2
18
Außenküche
1
Sprachlabor
Bibliothek
Küche
Gemüsegarten
Verwaltung
DIE MATERIALIEN
Dauerhaft gut, dauerhaft schön sollen die
Materialien sein.
Auf der Suche nach einem geeigneten Material, das
diesem Anspruch gerecht wurde, das lokal verfügbar
war und das ohne Maschine verbaut werden konnte,
wurde Ziegelstein gewählt.
1
Vorplatz
Kantine
3
3
Internetcafe/
Copyshop
2
Kursräume
Grundriss
0
5
10
15
Ein einfaches Querlüftungskonzept über Lüftungsöffnungen in Kombination mit der Speichermasse der
massiven Ziegelwände ermöglicht ein angenehmes
Raumklima. Die Ausrichtung der Dachschräge zum
Innenhof hat ebenso einen funktionalen Hintergrund:
das Sammeln von in diesen Breitengraden kostbarem
Regenwasser. Auf den Einsatz vom Werkstoff Holz
wurde aufgrund des Mangels am Baustoff verzichtet.
Ein ursprüngliches Material mit langer Tradition in
Ruanda und sehr guten bauphysikalischen Eigenschaften.
Von vielen Ein-Mann-Unternehmen wurden handgeformte, tonhaltige Lehmquader hergestellt und in
einer Kooperative über Wochen zu Ziegelsteinen
gebrannt. Auch in Ruanda orientiert sich die Größe
des Steins an den Maßen der menschlichen Hand.
575.000 Ziegelsteine wurden „Stein auf Stein“
präzise zu einem Ganzen gefügt.
150.000 Meter sichtbare Mörtelfugen wurden
abgezogen.
Ziegelstein als durchgehendes Material für Wände,
Stützen, Lüftungsöffnungen, Bodenbeläge und
Sitzbänke.
Deckenverkleidungen aus Papyrus sowie das
Flechtwerk der Kantinen- und Hoftore wurden von
den örtlichen Korbflechterinnen hergestellt.
Die Einbeziehung der lokalen Handwerker und
der Menschen vor Ort fördert die Akzeptanz der
Einrichtung und trägt zur wirtschaftlichen und
baukulturellen Nachhaltigkeit bei.
20m
20
KYBERNETIK UND
AUTOCHTHONE ARCHITEKTUR
Moderne Ansatzpunkte für
energieeffiziente Architektur
PROF. DIPL.-ING. ARCHITEKT GÜNTER PFEIFER
TU DARMSTADT
FACHBEREICH ARCHITEKTUR
PFEIFER KUHN ARCHITEKTEN, FREIBURG
www.guenterpfeifer.de
www.pfeifer-kuhn.de
www.architektur.tu-darmstadt.de
Es muss einmal eine Zeit gegeben haben, in der die
Menschen darauf angewiesen waren, ihren Lebensstil
und ihre Behausung nach der Umgebung und dem
Klima auszurichten. Sie schützten sich mit den Dingen, die sie zwangsläufig umgaben und in denen sie
klimatisiert wurden. Man kann also festhalten, dass
die Geschichte der Architektur sich aus dem Kontext
des Klimas mit der Physis des Ortes entwickelte.
Niemand wird das bestreiten.
Daraus entstand eine Einheit von Mensch, Klima und
Architektur, die von Generation zu Generation weitergegeben und damit auch weiterentwickelt wurde.
Die so entstandenen Gebäude – wir nennen diese
heute autochthon – verfügten über die Fähigkeit, mit
Hilfe einfacher typologischer, konstruktiver und thermischer Strukturen die jeweiligen Klimazonen in ihren
Häusern so abzubilden, dass damit die Anforderungen an die Lebens- und Behaglichkeitsbedingungen erfüllt wurden. Dies gilt für alle Klimazonen
der Erde. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen
eines Ortes – deren Physis wie Materialität, Topographie, Flora und Fauna – wurden jeweils in angemessener Form eingesetzt und typologisch und konstruktiv
verwertet. Die daraus entstandenen Architekturen
wurden so Teil der kulturellen Identität.
Dabei muss man nicht nur auf die vielen Beispiele
eingehen, die die UNESCO als Welterbe gesichert
hat. Vielmehr liegen die alten, autochthonen Architekturen mehr oder weniger unbeachtet am Wegesrand und beginnen zu verrotten. Das sind beispielsweise die letzten Dörfer im Tessin, in Italien und in
Portugal. In allen Regionen der Welt gibt es Dörfer,
deren Bauten noch auf diese Art funktionieren.
(Andreas Brandt: Haus und Landschaft in Asien)
Diese Zeugnisse bedeuten weit mehr als die konservierten und von Touristen überrannten UNESCO Welterbe-Denkmäler. Sie zeugen nämlich von lebendiger
Gegenwart und autochthonen – im wörtlichen Sinn
gemeint: an Ort und Stelle entstandenen – Lebensräumen, die nach wie vor vom Klima bestimmte
Architekturen zeigen, die auch ohne neuzeitliche
Techniken auskommen.
Über Jahrhunderte hat sich die Architektur von Generation zu Generation weiterentwickelt. Man lernte
voneinander und gab das Wissen weiter. Nach jeder
neuen Art von Katastrophen wie Feuersbrünste, Überschwemmungen, Orkane oder Hitzeperioden wurden
die Techniken verändert und verbessert. Als einfachstes Beispiel mag man die hohe Windfestigkeit der
Schwarzwaldhausdächer bestaunen. Nach Messungen
der Dachformen in modernen Windkanälen kam man
zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass diese Formen
und Konstruktionen die Windstärke 12, also Orkane,
aushielten. Man mag sich fragen, wie man in den
Entstehungszeiten im 16. Jahrhundert zu solchen Ergebnissen gekommen ist. Die Antwort dürfte man in
den nichterzählten Geschichten finden, in denen die
Dächer der Schwarzwaldhöfe reihenweise zu Schaden
kamen. An denen jedoch, die dem Orkan standhielten, lernte man die Unterschiede – im Standort und
der Ausrichtung, in der Art der Konstruktion und
Dachdeckung – und man gab die Verbesserungen
weiter und übertrug diese auf andere Gehöfte.
vollständig öffnen und der Durchlüftung anpassen.
Tatamimatten aus Reisstroh, papierne Shoji sowie
Wandaufbauten aus Holz und Lehm helfen, die richtige Diffusionsfähigkeit herzustellen.
Sehen wir uns verschiedene Bauten in den unterschiedlichen Regionen an, können wir feststellen,
dass die Klimaprobleme immer mit architektonischen
Mitteln bewältigt werden mussten.
Das Schwarzwaldhaus hat seine Arbeitsökonomie mit
Das chinesische Haus in der ariden Klimazone – eine
zweigeschossige Holzkonstruktion, frei in eine gemauerte, fensterlose Umhüllung eingestellt, mit einem
schlanken, hohen Innenhof – ist so ausgestattet, dass
es nur geringe solare Einträge zulässt. Die gemauerte
Wand bildet die Speichermasse. Das räumlich stark
überhöhte Erdgeschoss mit ca. 4 m hohen Räumen ist
aus thermischen Gründen notwendig. Der Wohnraum
liegt offen am Innenhof und leistet wegen der großen
Raumhöhe und einer indirekten Belichtung über den
engen Innenhof eine gute Aufenthaltsqualität. Im
Obergeschoss befinden sich die Schlafräume, die
der Verwertung der Prozessenergie verbunden. Im
großen Dachgeschoss wird das Heu gelagert, das im
Winter zur Dämmung dient; im Hanggeschoss befindet sich der Viehstall, dazwischen die Wohnräume,
die von der Wärme des Viehs profitieren. Im Sommer
ist das Heu aufgebraucht und das Vieh auf der
Weide; dann werden die Räume durchlüftet und zur
Kühlung herangezogen. Ergänzt wird dieses System
mit dem gefassten Brunnen, der je nach Haustyp den
Anteil an geothermischen Energien verstärkt. Das
ganz in Holz konstruierte Haus, mit einer Dachdekkung aus Schindeln und den hölzernen Gebrauchsgegenständen, konnte vollständig vor Ort hergestellt
werden.
Das japanische Haus ist ganz darauf angelegt, die
hohe Luftfeuchtigkeit zu bewältigen. Das aufgeständerte, eingeschossige Haus mit dem Innenhof und der
Veranda lässt sich, dank raumhoher Schiebetüren,
des Verzichts auf Möbel und des offenen Grundrisses
über kleine Lüftungsöffnungen in der Außenwand
und großzügige Lüftungsmöglichkeiten zum Innenhof
immer Querlüftung haben, was zusammen mit der
Nachtauskühlung ebenso sinnvoll wie wirkungsvoll
ist.
Die Häuser in der ariden Klimazone der arabischen
Welt wiederum sind aus gesellschaftlichen Gründen
ganz anders. Die großen Hofhäuser, in denen meist
ganze Sippen lebten, organisieren sich über eine
kluge, thermische Zonierung. Die Schlafräume sind in
der erdnahen Zone mit der geothermischen Kühle
eingebaut, die Räume im Erdgeschoss sind so angeordnet, dass sie je nach Sonnenstand genutzt werden.
Der Iwan liegt generell im Norden und ist an den
Windturm angeschlossen, der dem Innenhof zu einem
günstigen Mikroklima verhilft. Das Wasserbecken
sorgt für adiabate Kühlung und die dicken Wände
haben ausreichende thermische Speichermasse.
Auch diese Häuser sind generell Vorbilder für eine
22
natürliche Kühlung ohne Technik, allerdings unter der
Voraussetzung, dass man die strukturellen Eigenschaften dieser Häuser richtig transformiert.
Keineswegs ist die Rückkehr zu den alten Gebäuden
anzustreben und wir sehnen uns auch nicht nach den
Behaglichkeitsmaßstäben des 19. Jahrhunderts. Vielmehr geht es darum, die Strukturprinzipien der architektonischen Kulturen neu zu transformieren und
diese in die heutige Architektur zu übertragen. Das,
was die Strukturen zu leisten vermögen, ist in Vergessenheit geraten. Denn auf die Frage, was denn ein
Gebäude leisten muss, ist folgende einfache Antwort
zu geben:
1. das Sammeln des im Überfluss vorhandenen Sonnenlichts, um dieses in direkte Wärme umzuwandeln,
2. die Verteilung der gewonnenen Energien,
3. das Speichern der Energien, wenn diese nicht
sofort genutzt werden können, um einen möglichst
hohen Ausnutzungsgrad zu erzielen,
4. das Schützen vor Energieverlust, allgemein als
„Dämmen“ bezeichnet, bzw. Reduzierung des
Energieverlustes,
5. das Entladen von Energien (Auskühlen) oder das
Entledigen der überschüssigen Wärmeenergie.
Zu den Wärmequellen gehören neben den solaren
auch die geothermischen, aber auch die Prozessenergien, die durch Menschen und Maschinen aller Art
entstehen und deren Energieflüsse in den Energiekreislauf integriert werden sollten.
Die Frage, wie wir diese zusammenführen, ist allerdings von entscheidender Bedeutung; denn alle diese
Teilelemente müssen in einem sorgsam interdependenten Prozess aufeinander abgestimmt werden.
Jedes dieser Teilelemente ist an sich selbstständig,
aber nicht unabhängig in der Wirkungsweise. Dieses
Prinzip, das wir „kybernetisch“ nennen, umschreibt
damit das System eines Wirkungsgefüges, dessen
Elemente durch unmittelbare, gegenseitige Einwirkung
miteinander verbunden sind. Die Qualität der Wirkung hängt davon ab, wie die Qualität der Beziehungen der Elemente untereinander konfiguriert ist.
Denn auch ein gutes Einzelelement kann nur in einer
interdependenten Verknüpfung die volle Wirkung erzielen. Dazu gehört auch, dass das System dynamisch
auf die Bedingungen der Umgebung sowie den
Tages- und Jahreszyklus reagieren kann. Entschei-
dend an all diesem ist allerdings: Das System beruht
ausschließlich auf Prinzipien und Elementen, die aus
architektonischen Prozessen hervorgehen – auf
Fügungs-, Gestaltungs- und Tektonikprinzipien – und
diese funktionieren im Idealfall ohne technische Unterstützung. Wenn all diese Aspekte auf kohärente
Weise zusammengeführt werden in dem Sinne, dass
sie sich gegenseitig bedienen und ein sich selbst regelndes vernetztes System bilden, dann sprechen wir
von einem kybernetischen Gebäude. Was wir nicht
meinen, ist ein hoch technisiertes Gebilde, dessen
Funktionen beim Ausfall eines Teilbereichs gleich zusammenbrechen. Wir meinen Gebäude, die als innovative aber stabile Systeme funktionieren, die ihre
Umwelt aktiv mit einbeziehen und dies in ihrer
Struktur und Gestalt zeigen.
Jeder Entwicklungsschritt der Vergangenheit baute auf
den Erfahrungen der vorangegangenen Schritte auf.
Doch aus dem architektonischen Prinzip der fortdauernden Evaluation haben wir mit Beginn der Industrialisierung den Veränderungszyklus immer wieder mit
Technik erweitert. Die fortschreitende technische Entwicklung, das Entwickeln einer städtischen Infrastruktur zur Versorgung und Entsorgung, neue sanitäre
Systeme, die Zentralheizung und letztlich die Entwicklung einer künstlichen Kühlung ließen die architektonischen Elemente in den Hintergrund treten und
schließlich sogar in Vergessenheit geraten. Die Struktur einer Technik konnte man zurückführen auf eine
vorgefundene Praxis, die sie hervorgebracht hat.
Diese Praxen wurden wiederum Teil eines größeren,
gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses. Dieselbe
Technik wurde dann Ausgangspunkt für die nachfolgenden Praxen und definierte damit einen neuen
oder anderen Raum, in dem sich die Praxen ereignen.
Eine klimagerechte Architektur muss sich wieder auf
das besinnen, was ich als «architektonisches Handwerk« bezeichne. Der klimagerechte Entwurf ist nach
wie vor der Schlüssel zur Klimaarchitektur. Dazu gehört, dass wir die fünf Grundelemente dessen, was
ein Gebäude leisten muss, in ein System modularer
Grundelemente umbauen.
Die Basismodule werden von den klimatisch richtigen
Zonierungen der Grundrisse und Volumen angeführt.
Das nach der Besonnung ausgerichtete Raumprogramm ist nach wie vor der eigentliche Schlüssel zur
klimagerechten Architektur. Energiegärten, Luftkollektoren im kohärenten Spiel mit Speichermassen, die in
den Konstruktionen von Wand / Decke / Dach enthalten sind, interagieren mit Hypokaustensystemen
verschiedenster Art, um die gesammelten Energien
zu verteilen, zu speichern oder zu entladen. In diese
Systeme werden die ohnehin vorhandenen Prozessenergien mühelos integriert.
24
EXKURSIONSPROGRAMM
01.07.2011
Regensburg - Novy Dvur - Prag
Blick vom Petrinhügel auf den Hradschin, die Karlsbrücke und die Altstadt
08.00 Uhr
Frühstück und Auschecken
09.00 Uhr
Spaziergang zum Regensburger Dom St. Peter
09.15 Uhr
Besichtigung der Kathedrale St. Peter
Führung: Dipl.-Ing. Hans Weber, Leitender Baudirektor
10.30 Uhr
Busfahrt nach Tschechien
12.15 Uhr
Gemeinsames Mittagessen im Restaurant Stara Sladovna in Chodova Plana
13.15 Uhr
Weiterfahrt nach Novy Dvur
14.00 Uhr
Mönchskloster, Novy Dvur
Architekten: John Pawson, London & Jan Soukup, Pilsen
Führung: Dipl.-Ing. Architekt Jan Soukup
16.00 Uhr
Weiterfahrt über Pilsen nach Prag
18.15 Uhr
vorbei am Wohnkomplex Na Krutci
Architekten: Kuba & Pilar, Brno
18.30 Uhr
zur Villa Hanspaulka
Architekten: Ladislav Labus, AA Studio, Prag
18.30 Uhr
Spaziergang über den Hradschin, Führung: Prof. Pavel Zverina
zum Fussgängertunnel, Architekt: Josef Pleskot, Prag; Führung; Josef Pleskot
vorbei am Veitsdom, hin zur Orangerie, Architektin: Eva Jiricna, London
auf dem Weg zum Kloster Strahov Pivovar
20.00 Uhr
Abendessen im Restaurant Kloster Strahov Pivovar
22.30 Uhr
Spaziergang über die Moldau zum Hotel Josef in der Altstadt
23.00 Uhr
Einchecken in das Hotel Josef, designed by Eva Jirinca
26
REGENSBURG
Kathedrale St. Peter
DOMPLATZ 1
93047 REGENSBURG
Quelle: www.stbar.bayern.de
Foto links: Westfassade; oben: Grundriss
Der Regensburger Dom St. Peter
Das Bistum Regensburg wurde im Jahr 739 durch
den Hl. Bonifatius gegründet. Seitdem ist wohl die
Existenz einer Bischofskirche anzunehmen, die östlich
des heutigen Domes, etwa im Bereich der heutigen
Dombauhütte, stand. Vom romanischen Dom blieb
unter anderem der Nordturm erhalten, der im Volksmund auch „Eselsturm“ genannt wird. Der Brand des
romanischen Doms im Jahr 1273 schuf dann aktuellen Handlungsbedarf, so entschloss man sich unter
Bischof Leo Thundorfer zum Neubau des Domes.
Anfänglich noch eher in altertümlichen Bauformen
wurde ab 1290 mit einem neuen Baumeister die
Formensprachen der hohen Gotik verwendet. Man
baute den Dom von Osten nach Westen in verschiedenen Abschnitten, wobei man fertig gestellte Raumteile mit provisorischen Wänden abteilte. So standen
bis zum Jahr 1320 der gesamte Chorbereich, das
Querschiff und das erste Langhausjoch für die liturgische Benutzung zur Verfügung. Um 1410/1415
wurde das schmuckreiche Triangelportal vollendet
und unter dem Einfluss der berühmten Baumeisterfamilie Roritzer erlebte die Bautätigkeit am gotischen
Dom gegen Ende des 15. Jahrhunderts einen letzten
Aufschwung. Die Bautätigkeiten kamen um 1525
nahezu zum erliegen und nach Einführung der Reformation in Regensburg im Jahre 1542 war der Wille
zur Weiterführung der Bautätigkeiten an der Bischofskirche vollständig erloschen. Es fehlten die Oktogongeschosse und Helme der Westtürme, die Querhausgiebel und der über der Visierung geplante Turm. Die
folgenden Jahrhunderte ließen den Ausbau des Doms
weitgehend unverändert und konzentrierten sich im
Wesentlichen auf Einbauten im Kircheninneren. Mit
dem Einbau einer barocken Visierungskuppel 1697
verblieb der Regensburger Dom in dieser Form bis ins
19. Jahrhundert.
In Folge der Napoleonischen Kriege und des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 ging nach der
Säkularisation 1810 das Eigentum am Dom an das
Königreich Bayern über. Regelmäßige Instandsetzungsarbeiten blieben bis dahin aus, so dass in allen
Bereichen gravierende Bauschäden auftraten. Unter
König Ludwig I von Bayern erfuhr das Dominnere eine
umfassende Restaurierung in den Jahren 1828-1841.
Unter dem Architekten Friedrich von Gärtner wurden
im Rahmen dieser radikalen Purifizierung nahezu
alle nachmittelalterlichen Ausstattungsgegenstände
entfernt und die barocke Vierungskuppel durch ein
gotisches Rippengewölbe ersetzt. Dombaumeister
Franz Josef Denzinger begann nach notwendigen
Verstärkungsarbeiten an den Turmfundamenten 1860
mit dem Ausbau der Domtürme. 1869 konnten die
Helme mit dem Versetzen der Kreuzblumen vollendet
werden. Bis 1872 wurden die Arbeiten an den Querhausgiebeln und Dachreitern ausgeführt, so dass der
Bau der Kathedrale nach 600 Jahren vollendet war.
Massive Schäden an den Sandsteinpartien veranlasste die Oberste Baubehörde 1923 zur Gründung
einer Dombauhütte, die organisatorisch dem damaligen Landbauamt zugeordnet war. Teilweise katastrophale Substanzverluste machten umfangreiche Steinauswechslungen nötig. Nach dem zweiten Weltkrieg
konnten die bis auf einen Minimalquerschnitt verwitterten Turmhelme aus Sandstein nur durch den
Einsatz von Kunststein gerettet werden. Mitte der
80er Jahre des 20. Jahrhunderts begann die Gesamtreinigung des Domes, die Ihren Abschluss im
wesentlichen mit den Sanierungsarbeiten am Westportal im Jahr 2010 gefunden hat. Die Staatliche
Dombauhütte, als integraler Bestandteil des Staatlichen Bauamtes Regensburg, hat sich als wirkungsvolle Einrichtung erwiesen, um weiteren Substanzverlust an der „immerwährenden Baustelle“ des Doms
entgegenzutreten. Der Freistaat Bayern als Eigentümer wendet hierbei für den Unterhalt jährlich
900.000 € auf.
Dom Innenraum
Steinerne Brücke
Quelle: www.regensburg.de
Die Steinerne Brücke ist eine mittelalterliche Natursteingewölbebrücke mit ursprünglich 16 Bögen und
15 Pfeilern. Mit einer Brückenlänge von früher 336
Metern überspannte sie das Donautal vor den Toren
der Stadt.
Der erste und letzte Bogen wurden im Laufe der Geschichte überbaut; der erste Bogen beim Bau des im
16. Jh. erbauten Salzstadels. Mit heute 15 Bögen
(Spannweite ca. 15 m) und 14 Pfeilern (Breite ca.
7m) überquert die mächtige Steinbrücke auf einer
Länge von rund 315 Meter den Nord- und Südarm
der Donau sowie die beiden Wöhrd-Inseln.
Die Bögen und die Stirnwände der Brücke bestehen
aus behauenen Steinquadern aus überwiegend
Regensburger Grünsandstein und Kalkstein. Das Innere der Brücke ist mit einem sogenannten Gussmauerwerk - einem Gemisch aus Grünsandsteinbrocken
und Kalkmörtel - aufgefüllt. Die Pfeiler wurden direkt
und ohne Pfähle auf dem standfesten Flusskies aufgelagert. Zum Schutz der Pfeiler wurden die sogenannten Beschlächte errichtet. Beschlächte sind inselförmige Vorbauten aus hölzernen Eichenpfählen und
Steinschüttungen, die um die Pfeiler herum gebaut
wurden, um diese vor Unterspülung zu schützen.
28
NOVY DVUR
Mönchskloster
PREVORSTVI NOVY - OCSO
DOBRA VODA 20
36401 TOUZIM
John Pawson Ltd
Unit B
70-78 York Way
London N1 9AG UK
Altelier Jan Soukup s.r.o.
Klatovská trida 818/11
30100 Plzen
www.johnpawson.com
www.atelier-soukup.cz
Quelle: Brick 2006
Ein ehemaliger Gutshof aus dem Barock wird zum Trappistenkloster
Das Hochland von Tepelska vrochina ist ein atemberaubender Teil von Böhmen. Sanft gewellt, grün,
ruhig und gleichzeitig urwüchsig, verlieren sich die
kleinen Dörfer zwischen den Hügeln in den versteckt
gelegenen Tälern. Das Zentrum des Hochlands bildete einst das Prämonstratenserkloster in Tepla, dessen
Geschichte bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht.
Zu dem Kloster gehörte unter anderem auch ein Bauernhof in Novy Dvur, der ungefähr 1750 errichtet
wurde. Sein rechteckiger Hof war an drei Seiten von
Wirtschaftsgebäuden und an der vierten von einem
Wohnhaus eingerahmt. In der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts lag der Bauernhof verlassen da und
verfiel immer mehr. Er verdankt sein Überleben in der
einen oder anderen Form allein der robusten, barokken Bauweise seiner Zeit. Die Überreste des Bauernhofs waren zwar noch immer imposant, aber abge-
sehen von umfangreichen Umbauarbeiten mussten
auch neue Gebäude errichtet werden.
Vom ursprünglichen Gebäudekomplex blieben nur
das Grundstück und der Nordwestflügel (das frühere
Wohnhaus) erhalten; alles andere, die beiden geschlossenen Flügel des Klosters, die die ehemaligen
Wirtschaftsgebäude ersetzten, sowie die Kirche,
wurden neu errichtet.
Die Umbauarbeiten wurden von den Architekten John
Pawson und Jan Soukup mit größter Sorgfalt durchgeführt. Die Gewölberäume erhielten wieder ihre ursprüngliche Schönheit, und die zwischenzeitlich entfernten Fresken kehrten an ihre ehemaligen Plätze
zurück. Die übrigen Gebäudeflügel befanden sich in
einem derartig schlechten baulichen Zustand, dass
sie abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden
mussten. Aber auch diese Gebäude halten sich an
das ursprüngliche Konzept und bilden wiederum
einen geschlossenen Innenhof, wobei die höchstens
zwei Stockwerke hohen Häuser mit dem Gelände
spielen, d.h. die Geländestufen für logische, funktionale Verbindungen genutzt werden. Nur der Nordflügel, in dem die Kirche komplett neu errichtet wurde,
unterscheidet sich nicht nur in seiner Funktion, sondern auch durch eine vollständig andere Form und
Bauweise vom Rest der Anlage.
Die verbliebenen Teile des ursprünglichen Klosters
sind aus Stein, für die neuen Flügel wurden jedoch
moderne Baumaterialien verwendet, so etwa Stahlbeton für den Keller, ein Stahlskelett für die Neubauten
Schnitte und Grundrisse
Gemäß der Philosophie der Zisterzienser ist die
Kirche außen völlig schmucklos. Die strenge, hohe
Wand wird nur durch einige Lichtöffnungen - manche
davon offen, manche verglast - in wenige Linien gegliedert. An der im Gelände abfallenden Ostseite
dreht sich die Kirche leicht über eine halbrunde Apsis
mit zwei kleinen Fenstern. Dahinter führt ein schmaler
Spalt zu einem Korridor, der sich in einen sonnendurchfluteten Innenhof öffnet. Dort befindet sich in
einer Ecke eine hohe und schmale Holztür - wiederum nur einen Spalt breit, durch den der Besucher in
das Innere gelangen kann. Licht fällt hier nur selten
direkt ein, meistens dringt es unter den dicken, abgesenkten - wie abgehängt erscheinenden - Wänden
ein. Die minimalistische Gestaltung der gesamten
Anlage ermöglicht zauberhafte Lichtspiele und den
Genuss von unerwarteten Lichteffekten.
und Ziegel für die Wände. Hierbei handelt es sich nur
um Bautechniken, nicht um etwas, das sich auf den
Gesamtausdruck des Ensembles auswirken und dem
Kloster ein neues Erscheinungsbild geben würde.
Außen wird der ursprüngliche Charakter beibehalten.
Das Innere wiederum orientiert sich an den traditionellen Komponenten: das Refektorium bildet über der
zentralen Säulenreihe ein Kreuzgewölbe aus, und den
Innenhof umschließt eine Arkadengalerie, so dass der
in Klöstern so einzigartige Raum für Meditation und
Kommunikation entsteht. Insgesamt unterscheidet sich
die heutige Innensituation dennoch von der früheren,
was hauptsächlich am zeitgenössischen Charakter
des Kreuzganges liegt, der mehr als jeder andere Teil
der Anlage die Moderne widerspiegelt. Das Tonnengewölbe scheint allein auf einer Glaswand zu ruhen,
wodurch ein einzigartiges Raumgefühl entsteht, das
nicht an einer Wand oder einer Säule endet, sondern
in einem Lichtstrahl, der den Innenhof an seinen drei
neuen Seiten umschließt. Die strenge Klosterarchitektur öffnet sich nach innen.
30
NA KRUTCI
Wohnkomplex
Lageplan und Struktur
des Wohnkomplexes
NA KRUTCI
16000 PRAG 6
Kuba & Pilar Architekten
Kopecná 58
60200 Brünn
www.arch.cz/kuba.pilar
Quelle: Brick 2010
Schnitt Mehrfamilienhaus
Typisch für Prag waren in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts kompakte Villenviertel. Mit Beginn
des 21. Jahrhunderts entwickelte sich in der Na Krutci
Straße in Prag 6 eine neue Form von Bauensembles:
Verschiedene Ein- und Mehrfamilienhäuser mit Apartmenthäusern kombiniert. Dies betont einerseits die
Vielfältigkeit der Wohnsiedlung und spiegelt andererseits die Tradition von Ein- und Mehrfamilienhäusern
ebenso wie die unterschiedlich bebaute Umgebung
wieder.
Der gewählte Standort befindet sich in einer verkehrsfreien Zone hinter einer großen Wohnsiedlung und
grenzt direkt an ein Naturreservat. Die damit verbundene Aussicht in die grüne Landschaft spielte bei den
städtebaulichen Überlegungen eine entscheidende
Rolle. Am höchsten Punkt des Baugeländes findet
man mehrere einzeln stehende Wohnhäuser im aktiven Dialog mit den umliegenden älteren Gebäuden,
darunter gibt es parallel zur Geländeneigung zwei
Zeilen mit Reihenhäusern; noch weiter unten sind
schachbrettartig mittelgroße, frei stehende Einfamilienhäuser angeordnet und ganz unten befinden sich
wahrhaft stattliche Villen. Je weiter man nach unten
kommt, desto höher wird die Lebensqualität, da die
Bebauungsdichte immer mehr abnimmt und gleichzeitig der individuelle Charakter der Gebäude zunimmt.
Mit der strengen Rechteckigkeit hält sich dieser Baukomplex an die Tradition des tschechischen Funktionalismus und verwendet, abgesehen von geringen
Mengen an Beton, ausschließlich Grundmaterialien
wie etwa unverputzte Ziegel, Glas und Holz. Die Balkone sind entweder präzise in die Baukörper hineingearbeitet oder aber sie ragen so weit wie möglich
daraus hervor. In letzterem Fall sind sie mit Glas-
Weit auskragende, als dezente Linien wahrnehmbare Balkone
Sichtziegel, Glas und Holz bestimmen den Charakter der Siedlung
brüstungen versehen, sodass sie nur als Linien erscheinen und somit den Gesamteindruck des Bauwerks nicht stören. Auch Farben wurden nur sparsam
eingesetzt, betrachtet man das helle Holz, die wohl
kaum traditionell zu nennenden anthrazitfarbenen
Klinker oder die schwarzen Fensterrahmen. Nur
einige wenige Oberflächen sind rot verputzt. Die rote
Farbe findet sich auch an den Außenjalousien; hier
hat sie die Aufgabe, belebende Akzente zu setzen, um
allzu großer Eintönigkeit entgegenzuwirken. In den
Apartmenthäusern gibt es in jedem Stockwerk zwei
Wohnungen. Die Reihenhäuser sind eher bescheiden
ausgestattet und verfügen über Gärten bzw. nicht
einsehbare Terrassen im ersten Obergeschoss. Die
zentral gelegenen Villen haben entweder die Form
von geschlossenen, lang gestreckten Rechtecken oder
halb offenen Atrien. Es gibt Häuser mit Holzfassaden
und Putzwänden als auch Häuser mit anthrazitfarbenem Klinker. Wie bei den anderen Gebäuden
wurden auch hier die gleichen architektonischen und
künstlerischen Gestaltungselemente eingesetzt. Ein
neuer, nicht traditioneller Teil des Wohnkomplexes
umfasst ein Sportzentrum. Selbst hier entspricht die
Architektur dem Geist des Funktionalismus.
32
VILLA HANSPAULKA
NA MICANCE
16000 PRAG
Ladislav Labus
Komunardu 1529/5
17000 Prag
www.estav.cz/labus-aa
Quelle: www.bydleni-iq.cz
Lageplan
Obwohl die meisten Menschen lieber in einem Einfamilienhaus leben, bevorzugen sie wegen des Lebenstils und des nahegelegenen Arbeitsplatzes die Stadt.
Noch nicht bebautes Land in der Nähe des Zentrums
ist daher von enormem Wert und sollte sehr sorgfältig
und sensibel behandelt werden.
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06
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01
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Grundriss
Schnitt
08
09
15
Hanspaulka ist ein Wohngebiet im Prager Stadtteil
Dejvice. Es ist nicht nur eng mit dem Zentrum verbunden, sondern bietet auch eine außergewöhnliche
Umgebung: Gartenvillen aus der Vorkriegszeit, am
Rande des südöstlichen Hangs ein Naturschutzgebiet
und darüber hinaus ein unverwechselbarer Südostorientierter Ausblick auf das Prager Schloss und die
Skyline der Stadt.
Das städtebauliche Konzept von Ladislav Labuss, AA
Studio, überzeugte im Architekturwettbewerb. Es sollten drei komfortable Villen mit großzügigen Gärten
am höchsten Punkt der Hanglage entstehen. Die
Gebäudeform ist zeitgenössisch mit einem Flachdach
versehen und zusätzlich ist in jeder Ecke der oberen
Etagen eine Terrasse aufzufinden. Jede Villa verfügt
über vier Wohnungen, alle haben einen eigenen Eingang, eigene Parkplätze und direkten Kontakt mit
dem Gartengelände. Die Villen werden vom Straßenniveau im Erdgeschoss betreten, wo sich Wohnzimmer
und Küche befinden. Die oberen Wohnungen haben
einen separaten Eingang, der an der Seite liegt. Diese Wohneinheiten besitzen eine Dachterrasse, die
zum Entspannen einlädt oder man kann den Panoramaausblick auf die Prager Burg und Skyline der
Stadt genießen. Alle Wohnungen wurden so entworfen, dass ein problemloser Wechsel der Aufteilung
gelingt. Die Wohnräume können entweder ebenerdig
von der Straße bzw. vom Garten aus betreten oder
mit der Dachterrasse kombiniert werden.
Hinsichtlich der Struktur der umliegenden Gebäude
und dem Kontext der Umgebung folgt der Entwurf
dem Prinzip des Flurgrundstücks bezüglich der Größe
der Villen. Die Grundstücksgrenzen zwischen den Vil-
len wurden lose definiert, Stützmauern und grüne
Hecken wurden hier verwendet. Die Lösung reagiert
gut auf das steile Gelände und gibt eine Reihenhauskonfiguration wieder, die auf wirksame Weise die
Trennung bewirkt und ein Gefühl der Identität der
einzelnen Gärten vermittelt. Gleichzeitig erinnert die
jetzige Topographielösung an den ursprünglichen
Charakter des Gebietes, das vorher als Weinberg genutzt worden ist und daher auch das Wohngebiet den
Namen der größten Weingüter, Höfe Hanspaulka,
trägt. Jede Villa verfügt über eine Wohnfläche von
ca. 600 m². Die Bruttogeschossfläche von allen drei
Villen inkl. Parkmöglichkeiten beträgt ca. 2600 m².
Für jeden Block der Villen ist die Hanglage wesentlich, daher ist der östliche Teil der Villen um 0,75 m
nach oben versetzt. Aus dieser Notwendigkeit entstanden asymmetrische, interessante Fassaden und
eine effiziente Nutzung der Höhe. Mit Absicht wurden
verschiedene Grundelemente der Fensteröffnungen
gewählt, große Fenster über zwei Stockwerke, geringe
horizontale Fenster aus Holz und die normale Fenstergröße. Ein anderes Beispiel sind die raumhohen
Öffnungen auf den Terrassen, die weitere Fenster im
oberen Teil der Villen erübrigen und so ziemlich
große Teile der Fassadenfläche ohne Öffnungen blei-
ben. Die Klinkerfassaden mit Sichtbetonelementen
tragen zur ästhetischen und technischen Qualität der
Stadthäuser bei. Die Modulgröße der Klinker der neu
gestalteten Villen ist 220/110/75 mm.
Die Grundrissdimensionen der bebauten Fläche sind
13,1 x 15,1 m. Die tragende Wand im Innenraum
erstreckt sich über die komplette Gebäudehöhe und
teilt die Villa in zwei Hälften. In jeder dieser Villenhälften sind zwei Maisonettwohnungen konzipiert.
Die kleinere Wohnung ist im unteren Teil mit einer
Nutzfläche von 110 m², die größere im oberen Teil
und mit einer Nutzfläche von 170 m².
34
HRADSCHIN
Prager Burg
Quelle: Praha, Miroslav Krob & jr.
Legende:
1. Kleinseitner Brückentürme
2. Malteserkirche
3. Kirche Maria de Victoria
4. Wrtbragarten
5. Niklaskirche (Kleinseite)
6. Thomaskirche
7. Waldsteinpalais
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
Goldenes Gässchen
St.-Georgs-Basilika
Veitsdom
Wladislawsaal
Ehrenhof der Burg
Erzbischöfliches Palais
Orangerie
Fussgängertunnel
Lageplan
Dank der malerischen Einbettung in die Landschaft,
die durch eine feinfühlige Verteilung der verschiedenen Baukomplexe mit vielen Denkmälern noch unterstrichen wird, wird Prag mit Recht als die schönste
Stadt Mitteleuropas gepriesen. Die strategisch günstige Lage im Herzen Europas schuf für die an den
Ufern der Moldau gelegene Stadt besonders gute
Entwicklungsbedingungen.
Die Moldau entspringt auf den Höhen des Böhmerwaldes (430 km lang). Sie ist der linke Zufluß der
Elbe bei Melnik. In Prag erreicht sie eine erhebliche
Breite (316 m) und Tiefe (3,8 m). Auf dem Fluß befinden sich vier Stauseen und mit seinen Flußarmen
bildet er mehrere Inseln.
Die Prager Burg wurde nach dem Jahre 880 auf dem
Felsvorsprung des Hradschin in der Nähe der Moldau
Blick von der Altstadt auf die Karlsbrücke und die Prager Burg
gegründet, als der Sitz der böhmischen Fürsten aus
Levý Hradec hierher verlegt wurde. Das sich formende
Zentrum des böhmischen Premyslidenstaates wurde
allmählich der Mittelpunkt des kirchlichen Geschehens. In der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde in
der Nähe des Fürstenpalastes die St.-Veits-Rotunde
mit dem Bischofssitz und der Georgsbasilika errichtet.
Vom 13. Jahrhundert an residierten Könige in dem
Palast. Seinen größten Aufschwung erlebte er während der Regierungszeit Kaiser Karl IV.
Insbesondere der umfangreiche Ausbau der St.-Veitskathedrale, der im Jahre 1344 nach französischem
Vorbild begann, unterstrich den repräsentativen Charakter der Burg. Eine ausgeprägte Bauaktivität begann gegen Ende des 15. Jahrhunderts als König
Wladislaw Jagello das Schloß mit dem Wladislavsaal
ausbauen ließ. Während seiner Regierungszeit wurde
der berühmte Turm Daliborka nach Entwurf von Benedikt Rejta (Ried) als Bestandteil spätgotischer Befestigungsanlagen gebaut. Der Turm trägt den Namen
des Ritters Dalibor von Kozojedy, welcher hier seine
Gefängnisstrafe abbüste.
Nachdem der doppelte Graben im zweiten Viertel des
16. Jahrhunderts verschüttet wurde, kam es zum Ausbau des zweiten Burghofes, bis 1775 (nach dem Projekt von N. Pacassi).
Der dritte Burghof bildet den Kern des Burgareals und
umfasst das Renaissanceschloß des Kaisers Rudolf II.,
Maxmilian II. und den Frühbarockpalast der Königin.
Zum Areal der Burg gehört auch der Pulverturm vom
Ende des 15. Jahrhunderts, gleichfalls von Benedikt
Rejta erbaut. In diesem ursprünglichen Kanonenturm
befindet sich eine Ausstellung, die Wissenschaft und
Kultur der Prager Burg darstellt.
Die Burg ist von den südlichen Burggärten, dem Paradiesgarten und dem Wallgarten umgeben. Von hier
bietet sich dem Betrachter ein einzigartiger Blick auf
das Panorama von Prag.
ROYAL GARDEN
Orangerie
Eva Jiricna
Third Floor, 38 Warren Street
London W1T6AE
www.ejal.com
Quelle: Detail 2000/3
Konstruktionsdetail: Ansicht + Schnitt
Auf der Südseite der königlichen Gärten, am Rand
des Burggrabens, steht eine alte Steinmauer, hinter
der bereits in der Mitte der 17. Jahrhunderts die erste
Orangerie erbaut wurde. Vaclav Havel, der tschechische Staatspräsident, der schon das alte Glashaus
als Rückzugsort geschätzt hatte, war der Initiator für
die Wiederbelebung des Ortes in seiner historischen
Funktion. Er beauftragte Eva Jiricna einen Entwurf zu
konzipieren, der sich am Maßstab des alten Gebäudes orientieren und gleichzeitig die architektonische Handschrift des 20. Jahrhunderts tragen sollte.
Zusammen mit dem Tragwerksplaner Matthew Wells
entwickelte sie ein netzartiges Tonnengewölbe aus
Edelstahlrohren, von dem die Gläser abgehängt sind.
Das dominante Element des Ortes, die alte Stützmauer, blieb erhalten. Jedoch konnte sie wegen ihres Alters statisch nicht belastet werden. So wurde ein 94 m
langer, dreiteiliger Raumfachwerkträger eingesetzt,
der parallel zur Mauer läuft. Er ruht auf vier aufgelösten Stützen und kann eine Längsausdehnung von
30 mm aufnehmen. Im Bereich der Stützen treffen gebogene Raumfachwerkträger auf, die im Gebäudeschnitt ein Kreissegment beschreiben. Unter den
Trägern stehen die Trennwände, die das Gewächshaus in drei Kammern mit unterschiedlichen Klimazonen unterteilen. Diese Wände sind aus einem vom
Fachwerkbogen abgehängten Aluminiumrahmen gefertigt, der mit Glas ausgefacht ist und in dem die
Türen sitzen. Fachwerkträger und Trennwände stabilisieren zudem das diagonal gespannte Edelstahlnetz
des Daches. Das Netz besteht aus rechtwinklig verschweißten Kreuzen, deren Enden durch Stahlklammern verbunden sind. Zur Fixierung der Klammern ist
nur eine Schraube nötig.
36
FUSSGÄNGERTUNNEL
16900 PRAG 6
AP Atelier Josef Pleskot
Komunardu 1529/5
17000 Prag 7
Längsschnitt durch den Tunnel und den Graben des Hirschgartens
www.arch.cz/pleskot
Quelle: Brick 2004
Grundriss der Fußgängerpassage
Der Prager Hradschin - die Prager Burg - liegt oberhalb der Stadt auf einer Felsnase, die an drei Seiten
steil abfällt. Im Süden bildet der Abhang ein pitoreskes Amphitheater, das die Schmalseite - Malá Strana
- von der Burg trennt; der Osthang ist steiler, man
kann ihn aber leicht über die Treppen erklimmen, die,
von Häusern und Gärten umrahmt, zur Burg hinaufführen. Im Norden fällt das Plateau steil in eine grüne
Senke ab, die nie bebaut wurde. In der Renaissance
wurde die Burg in eine wohnliche Residenz umgewandelt und die Kaisergärten sowie das Sommerschloss am entfernter gelegenen Teil des Nordabhangs errichtet. Im Jahre 1534 legte man über den
Graben eine hölzerne Brücke und siedelte in der von
der Natur geschaffenen Senke Wildtiere an. So kam
es zur Bezeichnung Hirschgraben. In der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts wurde der Unterbau der Brücke
im Zuge von Reparaturarbeiten an der Burg aufgefüllt. Es entstand eine Rampe, die den Namen Pulverbrücke behielt. Darauf führte nun eine breitere und
bequemere Straße über den Graben.
Das Projekt des Architekten Josef Pleskot nahm die
Atmosphäre dieses kleinen, städtischen Wildgatters
gekonnt und mit Gefühl auf: Die Fußpfade, Stege
und Stufen fügen sich harmonisch in ihre Umgebung.
Es wurde auch die Möglichkeit geschaffen, natürliche
Steinskulpturen aufzustellen, die das Charakteristische
des Ortes unterstreichen. Im Zuge der Planungsarbeiten wurde klar, dass der Weg durch den südlichen
Teil des Grabens nicht abrupt an einer unüberwindlichen Rampe enden durfte. Möglicherweise war es
der Durchfluss der Brusnitz, der die Lösung vorgab:
Der Weg musste durch einen Tunnel führen. Auf diese
Art könnte die Rampe bestehen bleiben, ohne ein
unüberwindliches Hindernis darzustellen. Ein Tunnel
also. In diesem Fall handelt es sich aber um einen
Tunnel in naturbelassener, wildromantischer Umgebung, um einen Tunnel für Fußgänger. Wie schön
kann ein Weg sein, der einen Bach entlang führt! Ein
Weg entlang des Baches, ein Weg über den Bach
hinweg. Ein Tunnel muss sich nicht notwendigerweise
zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden, der
kann sie beide nutzen. Ein Teil des Weges besteht nun
aus geripptem Beton, der dem Fuß Sicherheit bietet,
der zweite Teil aus einer Stahlgitterkonstruktion, die
über dem Bach liegt. Auch der eierförmige Querschnitt des Tunnels hat einen geschichtlichen Hintergrund, denn der frühere Durchfluss hatte ebenfalls
diese Form, die strukturelle Logik mit einer dem Auge
schmeichelnden Weichheit verbindet. Sie vermittelt
die Sicherheit eines geschlossenen Raumes, ohne
jedoch eng zu wirken. Wenngleich der Tunnel keine
Krümmung aufweist und über 80 Meter lang ist, so
wirkt er doch nicht abweisend, sondern vielmehr wie
eine harmlose, atmosphärische Unterführung. Die
Tunnelportale sind länglich und die ersten 3 Meter
des Tunnels bestehen aus einem einfachen Betonrohr.
Unvermittelt beginnen sich die Wände zu bewegen,
sie ziehen sich zurück und umgeben den Fußgänger,
so als wollten sie ihm Schutz vor der ihn umgebenden
Erdmasse gewähren. Am entfernten Ende des Tunnels
werden die Wände wieder gerade, als ob sie beweisen wollten, dass sie den Wanderer sicher geleitet
und behütet in die freie Natur zurückgeführt haben.
Die Eingänge sind aus Beton gegossen und die sich
sanft weitenden Innenwände mit Ziegeln verkleidet,
Tunnelquerschnitte von Außen nach Innen
die in verschiedenen Mustern verlegt sind. Die
Schmalseite der Ziegel bildet die Oberfläche, sodass
die Wände aussehen, als wären sie in einem träumerischen Korbmuster gewoben. Die Plastizität der
Wände wird durch die Art der Beleuchtung noch unterstrichen. Dabei sind die Wände selbst nicht beleuchtet, ebenso wenig wie die Gewölbedecke. Die
Lichtquellen liegen versenkt in der Oberfläche des
Fußwegs, sie schicken Lichtsäulen in die Höhe. Obwohl der Tunnel ganz gerade verläuft, mündet er
doch nicht direkt in die außen liegenden Zugänge.
Vor dem tiefer gelegenen Eingang befindet sich eine
breitere Fläche, auf der eine Steinskulptur steht. Sie
zwingt den Weg in eine Kurve, die beinahe über den
Bach hinausführt, bevor sie in den Tunnel mündet.
Auf der höher gelegenen Seite fällt der Weg ab und
schwenkt gleichfalls zur Seite. Die Stützwände aus
Stein, die diesen Teil einfassen, erinnern an die Zugänge zu antiken Heiligtümern oder unterirdischen
Schatzkammern. Wo der Tunnel nahe an den ehemaligen Brückenpfeilern vorbeiführt, wird er weiter
und bezieht die ursprüngliche Konstruktion der Holzbrücke mit ein. Es bildet sich eine unerwartete Ausbuchtung, an der die Geschichte dieses Ortes buchstäblich angefasst werden kann.
Die Passage ist nicht mehr als ein kleiner Fußgängertunnel in einem Schlosspark. Ein kleiner Tunnel, doch
welch großartige Architektur.
38
EXKURSIONSPROGRAMM
02.07.2011
Prag - Litomysl - Prag
Blick auf das ehemalige Rathaus und den Smetanaplatz in Litomysl
07.45 Uhr
Frühstück
08.45 Uhr
Busfahrt zur Plecnik Kirche
09.00 Uhr
Herz Jesu Kirche
Architekt: Josip Plecnik, Ljubljana
Führung: Dipl.-Ing. W. Civan
10.00 Uhr
Weiterfahrt nach Litomysl
12.30 Uhr
Renaissanceschloss + Stadtplatz
Schlossbrauerei
Architekten: Josef Pleskot
Gemeinsames Mittagessen in Litomysl
15.00 Uhr
Zurück nach Prag 7
17.30 Uhr
vorbei am: Atelier Pleskot und der Vitra Holport
17.45 Uhr
Classic 7
Architekten: MCM, Prag
Führung: Dipl.-Ing. David R. Chisholm
19.15 Uhr
Zurück zum Hotel Josef
20.00 Uhr
Spaziergang an der Moldau zum Restaurant
20.30 Uhr
Gemeinsames Abendessen im Restaurant Café Slavia
40
HERZ JESU KIRCHE
NÁMESTI JIRIHO Z PODEBRAD 19
13000 PRAG 3
Josip Plecnik (1872-1957)
Quelle: www.radio.cz
Skizze
In Tschechien ist Josip Plecnik vor allem als Architekt
bekannt geworden, der sich am Umbau der Prager
Burg beteiligt hatte. Die tschechische Hauptstadt verdankt Plecnik jedoch noch einen beachtenswerten
Sakralbau, der eine Dominante des Stadtteils
Kralovske Vinohrady / Königliche Weinberge darstellt.
Bei seinem Entwurf ließ sich Plecnik angeblich durch
die alte christliche Architektur der Mittelmeerregion
inspirieren. Die meisten Kirchen in Tschechien wurden
schon vor Jahrhunderten erbaut. Aber auch in den
letzten hundert Jahren sind einige neue Sakralbauten
im Land entstanden. Am monumentalsten unter
diesen neueren Kirchen ist zweifelsfrei die Herz-JesuKirche auf dem Georg von Podiebrad-Platz in Prag.
Das einzigartige Werk des slowenischen Architekten
Josip Plecnik wurde vor 75 Jahren geweiht. Sie ist
heute aus dem Stadtteil Vinohrady nicht mehr wegzudenken - die Kirche, die in Böhmen einzigartig ist.
1914 wurde eine neue römisch-katholische Pfarrei in
Vinohrady gegründet. Den Pfarreimitgliedern stand
provisorisch die St. Alois-Kapelle zur Verfügung, die
sich im Schulgebäude auf dem Georg von PodiebradPlatz befand. Es wurde außerdem ein Verein für den
Bau einer zweiten katholischen Kirche in Vinohrady
Der Bau der Kirche wurde von der so genannten
Bepta-Stiftung finanziert. Sie verwaltete das Eigentum
des reichen Ratsherrn der Prager Neustadt, Leopold
Bepta. Bepta wünschte sich, dass sein Eigentum für
kirchliche Zwecke genutzt wird. Neben diesem Geld
half die ganze Pfarrei damals mit Spendensammlungen, Geschenken sowie einer Lotterie. Die zum
Teil eingerichtete Kirche wurde am 8. Mai 1932 vom
Prager Erzbischof Karel Kaspar feierlich geweiht.
Foto oben: Kircheninnenraum mit Blick auf den Steinernen Altar
Foto oben: Kapelle unter der Kirche mit einem Kufengewölbe
Foto rechts: keramische dunkle Ziegel mit abstehenden Betonsteinen
gegründet. Initiator der Bauaktivitäten war damals
Pfarrer Frantisek Skarda, der später Kanoniker von
Vysehrad geworden ist. Dank der Architekten Kamil
Hilbert, Jan Kotera und Otakar Bures wurde nach der
Entstehung der Tschechoslowakischen Republik ein
Wettbewerb für das Projekt einer neuen Kirche für
Vinohrady ausgeschrieben. Keiner der Entwürfe wurde
jedoch in die Tat umgesetzt. Der Verein wandte sich
danach an den Architekten Josip Plecnik mit der
Bitte, einen Entwurf für eine Kirche in Vinohrady auszuarbeiten. Der Architekt hatte den Entwurf für die
Kirche einige Mal überarbeitet. In der bescheidensten
Variante rechnete Plecnik mit einer Kirche, die Bestandteil eines Häuserblocks gewesen wäre. In einem
anderen Entwurf sollten um die Kirche herum noch
eine Pfarrei, eine Schule und Wohnblöcke mit einem
Tor und einer Grünanlage entstehen. Später entwarf
er die Kirche in ihrer heutigen Form. Josip Plecnik ist
mit seinem Projekt in die damals sehr junge, tschechoslowakische Republik gekommen. Als Ausländer
stand er vor der Aufgabe, den ersten modernen Monumentalbau in der Tschechoslowakei zu entwerfen.
Die Kirche ist in einen dunklen keramischen Ziegel
gehüllt, zusammen mit abstehenden Betonsteinen,
verleihen diese der Fassade: Plastizität, Dynamik und
Rhythmus. Im Gegensatz zum dramatischen Äußeren
ist das Innere sehr ruhig, unter dem Hochaltar befindet sich lediglich eine einfache Krypta. Bestehend
aus drei Teilen, die miteinander verbunden sind, ist
die Kirche wie folgt aufgeteilt: einem länglichen
Kirchenschiff, einem breiten Glockenturm und Räumlichkeiten, die für die Pfarrgemeinde bestimmt sind.
Der geräumige Saal ist 26 mal 38 Meter groß und
14 Meter hoch. Der breite Turm mit sechs Glocken
trägt eine Kuppel mit einem vier Meter hohen Kreuz
und ist insgesamt 42 Meter hoch. Im Turm befindet
sich ein großes rundes Fenster, das gleichzeitig als
Zifferblatt der Uhr dient. Unter der Kirche befindet
sich eine geräumige Kapelle mit einem Kufengewölbe. Die heutigen Architekten halten die Kapelle
für Plecniks spirituellsten Raum.
42
LITOMYSL
Renaissanceschloss
Quelle: Brick 2008
www.czech-unesco.de
Legende:
1. Schloss und Schlosstheater
2. Geburtshaus von Smetana
3. Das antike Museum
4. Museum und Galerie
5. Haus “Zu den Rittern”
6. Portmoneum - Museum
7. Roter Turm
8. Klostergarten
9. Piaristische Kirche und Kolleg
10. Propstdom
11. Kirche Ausschicken der St. Apostel
12. Ehemaliges Rathaus
13. Mariensäule
14. Denkmal von Bedrich Smetana
15. Denkmal von Alois Jirasek
i Schlossbrauerei
Lageplan
Litomysl (dt.: Leitomischl) entstand um die Wende
zum 11. Jahrhundert an einem Handelspfad, der
Böhmen mit Mähren verband. Ein Wahrzeichen der
Stadt stellt das Renaissanceschloss italienischen Typs
dar, das seit 1999 von der UNESCO in die Liste der
Weltkulturstätten aufgenommen wurde. Der Brand im
Jahre 1775 war für die Herrscher - ab 1758 waren
es die Grafen von Wallenstein-Wartenberg - eine Anregung zu großen Baumaßnahmen im Schloss und
seiner Umgebung. Im Schloss entstand ein bis heute
erhaltenes Theater, Laienvorstellungen waren in der
Stadt eine beliebte Unterhaltung. Auf dem 500 m
langen Hauptplatz befinden sich ein gotisches Rathaus und zahlreiche Renaissance- und Barockhäuser.
Das Renaissanceschloss aus der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts ist ein wichtiges Beispiel eines
italienisch beeinflussten Arkadenschlosses. Der
Innenhof ist von drei Seiten von einem dreigeschossigen Arkadengang umgeben und die Nordwand mit
Chiaroscuro-Verzierungen antiker biblischer Szenen
geschmückt. Trotz der Neugestaltung gegen Ende des
18. Jahrhundert hat das Schloss sein Aussehen aus
der Renaissance behalten, wie auch seine einmalige
Sgraffito-Verzierung an den Fassaden und Giebeln.
Der Garten und zahlreiche Wirtschaftsgebäude haben
sich ebenfalls erhalten. Litomysl ist sehr reich an
Geschichte, hat einen wunderschönen RenaissanceHauptplatz und kann auf eine lange Tradition als
Schulstadt zurückblicken. Seit Ende der 1990er Jahre
wurde sie auch zum Mekka für moderne Architektur.
Schlossbrauerei
EVROPSKE SKOLICI CENTRUM
JIRASKOVA 133
57001 LITOMYSL
AP Atelier Josef Pleskot
Komunardu 1529/5
17000 Prag 7
www.arch.cz/pleskot
Quelle: Brick 2008
Grundriss
Querschnitt
Ansicht
ausgeglichen, die unebenen Wände sind uneben geblieben, die unregelmäßigen Formen der Gewölbe
sind noch immer vorhanden und auch die Schichten
wurden nicht angetastet, und das ist auch der Grund,
warum ihr besonderer Charme erkennbar wird: die
Schönheit von unbehandelten, widerstandsfähigen
Materialien, die von geradezu ewigem baulichen und
ästhetischen Wert künden. Die Gegenwart ist hier auf
ganz besondere Art präsent, so als wäre sie sich ihrer
kurzen Existenz im Vergleich zur langen Geschichte
des Objekts bewusst. Das atemberaubend hohe Dach
mit den traditionellen Ziegeln und langen Gaubenfenstern wird heute als Schlaftrakt genutzt.
Alt und Neu verschmelzen nicht, es ist ein gelungenes
Nebeneinander auf gleicher Augenhöhe.
Zwischen dem Chateau und der Straße befindet sich
eine Brauerei, in dieser Brauerei wird jedoch schon
seit langer Zeit kein Bier mehr gebraut, und das Gebäude hat auch alle äußeren Insignien seiner ehemaligen Funktion verloren. Übrig ist nur ein großes
Gebäude, das ursprünglich - wie auch das Schloss
- im Baustil der Renaissance errichtet und später modernisiert wurde, zuletzt 1730 von F. M. Kacka, einem
der bedeutendsten Architekten des tschechischen
Spätbarocks. 1824 war ein bedeutendes Jahr für die
Brauerei, denn der weltberühmte Komponist Bedrich
Smetana wurde dort geboren. Im Jahr 2000 gelangte
die Brauerei in das Eigentum der Stadt und fand bald
eine neue Nutzung. Neben der ehemaligen Wohnung
von Smetana befinden sich jetzt die Büros des Musikfestivals Smetanas Litomysl, ein städtisches Informationszentrum, YMCA Europe, Unterkünfte und Räumlichkeiten für verschiedene Ausstellungen.
Von außen scheint es, als habe sich nichts verändert,
aber der Eindruck täuscht. In dem Teil, in dem das
Bier erzeugt wurde, wurde der historische Charakter
gekonnt hervorgehoben. Nichts wurde nivelliert oder
44
CLASSIC 7
Business Park
JANKOVCOVA 1037/49
17000 PRAG
CMC Architekten
Jankovcova 53
17000 Prag
www.cmc-architects.cz
Quelle: www.classic7.cz
www.pph.at
Historisches Foto um 1917
Das Areal der ehemaligen „Aktien“- Dampfmühle in
Holesovice, in der tschechischen Hauptstadt Prag, ist
im Jahre 1910 entstanden. Seit dieser Zeit mehrmals
umgebaut, ist es trotzdem gelungen den historischen
Charakter des Komplexes aufrecht zu erhalten. Auch
wenn dieser Komplex vor mehr als zehn Jahren geschlossen wurde, war er neben der Brauerei und dem
Hafen eine der wichtigsten Bauten, die in Prag 7 im
frühen 20. Jahrhundert entstanden sind.
Im Laufe der Zeit dienten die Gebäude nicht mehr
ihrer ursprünglichen Nutzung und ein zukünftiger
Verwendungszweck wurde gesucht. Im Rahmen einer
aufwendigen Rekonstruktion entstand aus der ehemaligen Holesovice Getreidemühle das Bürogebäude
Classic 7. So wurde das Areal der „automatisierten
Mühlen“, wie sie ursprünglich genannt wurden, zu
einem multifunktionellen Business-Zentrum umgewandelt, das aus zwei renovierten denkmalgeschützten Gebäuden und zwei neuen modernen Bürogebäuden besteht. Im Zuge der Rekonstruktion wurden
in den Gebäuden alle Technologien, die heute in
einem modernen Bürohaus üblich sind, ergänzt. Ziel
Fassadendetail vorher
dieses einzigartigen Projektes war in erster Linie eine
harmonische Verschmelzung der erhaltenen Industrialarchitektur mit der modernen Bauweise. Dadurch
wurde ein besonderes und vor allem zeitloses Objekt
geschaffen.
Im Dezember 2006 begannen die Bauarbeiten zur
Rekonstruktion und Umwandlung des Areals und
seiner Gebäude mit einer Bruttogeschoßfläche von
30.000 m². Nicht einmal zwei Jahre später, im September 2008, wurden die Arbeiten fertig gestellt und
die neuen Gebäude in Betrieb genommen. Über 200
unter- und überirdische Parkplätze wurden geschaffen.
Dank der sorgfältigen und qualitätsvollen Arbeit ist
ein einzigartiges, denkmalgeschütztes Gebäude entstanden. Die zwei Mühlengebäude wurden durch ein
leichtes „Brückengebäude“ aus Glas verbunden und
es entstand dadurch eine öffentliche Platzsituation.
Dieser öffentliche Raum wird durch eine Verlängerung
des Mühlengebäudes an der Straße noch verstärkt.
Die grüne Parkanlage fungiert als Kommunikationsbereich.
Fassadendetail nachher
biente. Erwähnenswert ist die gelungene Symbiose
aus altem Ziegelmauerwerk und verglasten Fassadenflächen. Dominant erhebt sich ein turmartiger Aufbau
über einem Gebäude, der den höchsten Punkt des
Komplexes darstellt. Unweit des Flussufers der Moldau gelegen ist das Projekt Classic 7 zu einem Wahrzeichen des Prager Stadtteils Holesovice geworden.
Die Grundidee der CMC Architekten war, Industriearchitektur aus dem 20. Jahrhundert mit moderner
Architektur und neuen Technologien zu kombinieren,
um einen zeitlosen Raum zu schaffen.
Die massiven Außenwände sind aus Ziegel gemauert. Im Inneren werden durch gusseiserne Stützen die
Lasten der Holzbalken abgetragen und ermöglichen
so eine großzügige Aufteilung der Grundrisse. Ursprünglich wurde das Gebäude als Silo genutzt.
Heute bietet der Komplex den Firmen moderne und
flexibel angeordnete Büros in einem historischen AmLageplan
Querschnitt
HOLPORT
KOMUNARDU 32
17000 PRAG
D3A
Prístavní 5
170 00 Praha
www.d3a.cz
Quelle: www.holport.com
Grundriss
An der Kreuzung Komunardu in Prag 7 entstand in
den neunziger Jahren ein Zentrum für modernes Design. Im Jahre 1999 plante der heutige Leiter des
Vitra Unternehmens, in Prag eine Tochtergesellschaft
zu eröffnen. Für diesen Zweck mussten geeignete
Räumlichkeiten für die Ausstellung gefunden werden.
Fast durch Zufall fand er eine alte Fabrik in Holesovice. Die ehemalige Metallfabrik wurde 1911 von
K. Jerabek zur Herstellung von Lagertanks errichtet.
Das Gebäude wurde in mehreren Phasen von D3A
Architekten wieder aufgebaut. Das Ergebnis ist ein
durchdachtes Konzept, das die ehemalige Schönheit
der Metallfabrik mit der rein modernen Architektur
des Neubaus verbindet. Mit einer Gesamtfläche von
über 2.200 m² ist ein neues Zentrum für modernes
Design, in einer angenehmen Atmosphäre unter der
Silhouette des ursprünglichen Fabrikschornsteins,
entstanden.
Mit der Gründung hat Holport die besten Unternehmen in den Bereichen Design und Innenarchitektur
angezogen. Heute beherbergt Holport die absolute
Spitze der internationalen und tschechischen InnenDesign-Szene.
Holport ist nicht nur ein Ort zum Einkaufen, es ist ein
Ort zum Lernen, sich treffen oder man kann einzigartige Ideen und Trends präsentieren. Neben den
ständigen Veranstaltungen finden hier auch Buchund Produktpräsentationen, Ausstellungen von Studenten und führenden renommierten Autoren (vor
allem Architekten, Designer und Grafiker) statt.
46
EXKURSIONSPROGRAMM
03.07.2011
Prag - Louny - Regensburg
Altstädter Rathaus, Magister-Jan-Hus-Denkmal, St. Niklas Kirche (von links)
08.00 Uhr
Frühstück und Auschecken
09.00 Uhr
Busfahrt nach Prag 6
09.15 Uhr
CVUT Architekturfakultät
Architektin: Alena Sramkova, Prag
Führung: Prof. Alena Sramkova
10.00 Uhr
Technische National Bibliothek
Architekten: Projektil, Prag
10.30 Uhr
Weiterfahrt nach Prag 7
10.45 Uhr
DOX - Kunstzentrum
Architekten: Ivan Kroupa, Prag
Führung: Ivan Kroupa, Prag
12.00 Uhr
Gemeinsames Mittagessen im Café Restaurant Molo 22
13.00 Uhr
Weiterfahrt nach Louny
14.00 Uhr
Galerie Benedikta Rejta
Architekten: Emil Prikryl, Prag
Führung: Direktorin Alice Stefancikova
15.00 Uhr
Zurück nach Regensburg
18.00 Uhr
Ankunft in Regensburg am Hauptbahnhof bzw. der Hochschule
48
ARCHITEKTURFAKULTÄT
THAKUROVA 7
16634 PRAG
Sramkova Architekten
Na Safrance 25
10100 Prag
www.alenasramkova.cz
Quelle: www.designmagazin.cz
Lageplan
Der Stadtteil Prag-Dejvice ist untrennbar mit seinem
Universitätscampus verbunden: nicht nur die TU Prag,
auch die Chemisch-Technische Hochschule ist hier
zuhause. Den Campus bilden verschiedene, rasterförmig angeordnete Gebäude aus verschiedenen
Epochen. Vom sozialistischen Realismus der 1950er,
über die durch ein bisschen lila Mosaik aufgehübschten Plattenbauten der Siebziger und Achtziger, bis zu
einigen Neubauten nach der Jahrtausendwende. Das
neueste Bauwerk auf dem weitläufigen Universitätsgelände ist die Architekturfakultät mit seiner orangefarbenen Klinkerfassade. Anfang 2011, 18 Monate
nach dem Beginn der Grundsteinlegung, öffnet das
neue Gebäude der Technischen Universität in Prag-
Grundriss
Querschnitt
Dejvice ihre Pforten. Die neue Fakultät für Architektur,
entworfen von Sramkova Studio Architekten, wird
durch drei verglaste Atrien dominiert und schafft Platz
für rund 1800 Studenten. Um den Umgang zwischen
den Studierenden und Professoren zu intensivieren,
werden Glaswände nicht nur in den Klassenzimmern,
Seminarräumen und Studios, sondern auch in den
Büros der Professoren verwendet. Das achtstöckige
Gebäude mit einer orangefarbenen Klinkerfassade,
in der Nähe der Nationalen Technischen Bibliothek
gelegen, bietet über 33.000 m² Nutzfläche. Das letzte freie Grundstück in Dejvice von 4995 m², nach der
Eröffnung der Nationalen Technischen Bibliothek
2009, füllte das neue Gebäude der Fakultät für Architektur. Für die CVUT war das eine der größten
Bauinvestitionen in den letzten 25 Jahren.
Von den etwa 35 eingereichten Entwürfen gewann
der 30 m hohe Baukörper, entworfen von Sramkova
Architekten. Der L-förmige, gleichschenklige Baukörper hat eine maximale Seitenlänge von 64 m. Im
Nordosten befindet sich der Eingang, der den Besucher mit zwei verschiedenen Fassadenmaterialien,
Klinker und Beton, empfängt. Hinzu kommt, dass im
Erdgeschoss drei kleine, farbige Blöcke aus dem
Hauptgebäude geschoben wurden, welche zusätzlichen Raum schaffen und als eigenständige Zonen
für Auditorien und Hörsäle genutzt werden. Je deutlicher und einfacher der äußere Eindruck der Architekturfakultät, desto moderner wurde der Innenraum
gestaltet. Im Innenraum öffnen sich die drei Atrien
aus Sichtbeton (Teil des Trägersystems), für den Boden und die Treppenelemente wurden Klinker (akustische Aspekte) verwendet. Das Atrium ist Teil des
energieeffizienten Konzeptes, es übernimmt die Aufgaben der natürlichen Belüftung, der Kühlung im
Sommer und einer kontrollierten automatischen Lichtstreuung.
Die Dimensionen von 64 m x 64 m (d.h. acht Module
von acht Metern) sind in den unterirdischen Etagen
vollständig installiert. Ein Viertel des Gebäudes wurde
im Süden weggelassen, so dass hier ein gepflasterter
Hof entstand.
Die neue Fakultät von Alena Sramkova ist für 1800
Studenten, 129 Doktoranten, 214 Mitarbeiter geplant
und bietet in der dreigeschossigen Tiefgarage 316
Stellplätze für Autos an. Jede Etage hat 10 Studios,
vier audiovisuelle Klassenräume, zwei Tagungsräume
und Pausenräume für Schüler. Der Lichthof kann als
universeller Klassenraum für den Unterricht oder als
Veranstaltungszentrum genutzt werden.
50
TECHNISCHE
NATIONALBIBLIOTHEK
TECHNICKA 6
16080 PRAG
Projektil Architekten
Malatova 13
15000 Prag
www.projektil.cz
Quelle: www.greenbuilding-planning.de
Lageplan
Im Sommer 2009 öffnete die Nationale Technische
Bibliothek in Prag ihre Räume für das Publikum. Das
Haus wurde in weniger als drei Jahren auf dem Campus der technischen Hochschule errichtet.
Die Architekten mussten dabei ein enormes Raumprogramm mit über 50.000 m² in eine Umgebung einpassen, die von wertvoller historischer Bausubstanz
geprägt ist. „Die gewählte Form und die Materialien
sollten die zentrale Frage lösen, wie man monumental und modern gleichzeitig sein kann“, so die Architekten. Dabei soll die Bibliothek auch noch den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts gerecht werden, weswegen das Erdgeschoss vor allem eine Cafeteria, einen Veranstaltungssaal, eine Buchhandlung und eine
Ausstellungshalle bietet. Die direkte Umgebung
wird in das Konzept des Erdgeschosses eingebunden
– der Park auf der einen und der Platz auf der anderen Seite werden in das Gebäude „verlängert“.
Die neue Bibliothek beherbergt rund 1,5 Millionen
Bücher und Zeitschriften. Die Bibliothek erreicht man
von der Mitte des Erdgeschosses aus, indem man von
unten in einen hellen, großzügigen Lichthof tritt, der
die restlichen fünf Obergeschosse durchschneidet.
Der Grundriss des vom Architektur-Studio Projektil
entworfenen Gebäudes bildet ein Quadrat mit abgerundeten Ecken und symbolisiert ein technisches
Fachbuch. Die Architekten wollten ein Haus mit simpler Grundform und unverhüllter Technik kreieren. Die
Ingenieure wiederum verfolgten das Ziel, es energieeffizient und wirtschaftlich im Betrieb zu machen.
Ein Highlight bildet das Design im Inneren: So ist der
Boden des Atriums in mehreren Farben gestaltet, die
Hauptgalerien sind mit Graffiti-Arbeiten verziert.
Stromkabel für die Beleuchtung wurden ebenso wie
Sensoren und andere Anlagen bewusst nicht in der
Decke oder den Wänden verborgen, sondern sollen
Besuchern einen Einblick in die technischen Installationen geben.
Die Bibliothek ist mit modernen Technologien ausgerüstet, die den Besuchern den Aufenthalt angenehm
machen. Dafür kamen unübliche Materialien und
Längsschnitt
die kontinuierlich über die CO2-Konzentration im
Gebäude informieren. Wird der CO2-Anteil zu hoch,
öffnen die Antriebe automatisch die Fenster. Die nicht
mit einem Antrieb versehenen Fenster lassen sich
ganz nach Wunsch normal öffnen.
Interessant ist der Schutz der Haupthalle mit Wasserwänden, die die Ausbreitung eines Feuers auf weitere
Gebäudeteile verhindern sollen. Überschneidende
Strahlen von sechs linearen Rauchmeldern bilden ein
„Erkennungsnetz“. Signalisieren zwei Rauchmelder
einer logischen Einheit Brandgefahr, baut sich sofort
eine Wasserwand auf.
Aus architektonischer und technischer Sicht ist die
neue Bibliothek zweifellos eine der interessantesten
Nicht-Wohnbauten in der Tschechischen Republik.
Grundriss
technisch einzigartige Lösungen zum Einsatz. Ein Beispiel ist die Fassade, die stellenweise mit einer Hülle
aus Spezialglas versehen ist. Auch das Brandlöschsystem ist ungewöhnlich: Es arbeitet mit Wassernebel.
Damit verbraucht es bei gleicher Löscheffizienz zehn
mal weniger Wasser als traditionelle Sprinklersysteme
und ist weniger schädlich für das Papier der Bücher.
Interessant ist das Heiz- und Kühlsystem gelöst, das
direkt in die Stahlbetonstruktur eingebettet wurde.
Das sogenannte thermoaktive Bauteilsystem TABS
heizt über Nacht durch heißes Wasser, das durch die
Rohre geleitet wird, den Beton auf. Dieser gibt die
Wärme später langsam wieder ab. Muss im Sommer
das Gebäude gekühlt werden, geschieht dasselbe –
mit dem Unterschied, dass nun kaltes Wasser durch
die Rohre fließt. Da Kälte während der Nacht in den
Strukturen des Gebäudes gesammelt wird, kann die
Leistung der installierten Klimatisierung signifikant
reduziert werden.
Ähnlich intelligent arbeitet die sogenannte natürliche
Ventilation. Das System umfasst 500 Fenster, von denen 200 mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet
sind, und eine ausgeklügelte Anordnung von Fühlern,
52
DOX
Zentrum für zeitgenössische Kunst
OSADNI 34 / POUPETOVA 1
17000 PRAG 7
Ivan Kroupa Architekt
Janackovo nabrezi 5
15000 Prag 5
www. ivankroupa.cz
Quelle: www.radio.cz
Historisches Foto um 1908
1920 wurde Prag in zunächst 10 Stadtteile aufgegliedert, mit den Jahren stieg die Anzahl auf ganze 22.
Die Nummerierung beginnt in der Stadtmitte und setzt
sich kreisförmig nach außen fort. Prag 7 liegt auf der
Burgseite, der größte Teil schmiegt sich wie eine
Halbinsel in die zwei Biegungen der Moldau und
reicht im Norden bis nach Troja. Mit Fug und Recht
kann es als verlängertes, aber ruhigeres Zentrum der
Hauptstadt bezeichnet werden. Das Stadtviertel
Holesovice ist Bestandteil des siebten Prager Stadtbezirks, dessen Territorium aus der Vogelperspektive
an eine Halbinsel erinnert. Seit den ältesten Zeiten
wurde das Gebiet von Prag 7 besiedelt: Zuerst von
Fischern, später von Landwirten und Hirten.
Heute prägen leere Fabrikgebäude, die gerade einmal vor zehn Jahren ihre Pforten geschlossen haben,
das Stadtbild. Seit einigen Jahren wandelt sich dieser
Bezirk zu einem dynamischen Kultur- und Szeneviertel. Künstler haben dort ihre Ateliers, Galerien siedeln
sich an. Seit Herbst 2008 ist das Viertel um einen
interessanten Ausstellungsort reicher.
In die Osadní-Straße, wo bis knapp vor der Jahrtausendwende noch Arbeiter eines Metallwerkes ausund eingingen, ist das Zentrum für zeitgenössische
Kunst, DOX, eingezogen. Alt und Neu mit- und nicht
nebeneinander. Nach Entwürfen des Architekten Ivan
Erdgeschoss
keiten eines alten Betriebs zur Herstellung von Mehl
wurden mit Respekt für die Geschichte des Ortes in
ein Bürogebäude umgewandelt.
Insbesondere der Stadtteil Holesovice ist besonders
reich an Baudenkmälern der industriellen Architektur.
Kleine Betriebe gibt es noch im Viertel, die Schwerindustrie ist für immer gewichen.
Luftbild
Kroupa wurden die Gebäude aus dem späten
19. Jahrhundert umgebaut und geringfügig erweitert.
Entstanden ist ein in klassisches Weiß getauchtes Ensemble mit insgesamt 6.250 m², davon sind rund die
Hälfte Ausstellungsfläche, inklusive einer neuen
Dachterrasse für Außeninstallationen – die restlichen
Flächen beherbergen ein Cafe, einen Buchladen,
einen Vortragssaal, Büros, Archiv und einen „Design
Shop“. Dank großer Glasflächen wirkt der Komplex
luftig und hell. DOX möchte einen Raum schaffen,
in dem sich unterschiedliche Perspektiven begegnen,
entwickeln und inspirieren können.
Gegründet hat das DOX Leos Valka, der 1981 die
Tschechoslowakei verließ, um in Australien in der
Baubranche aktiv zu werden. 1995 kehrte Valka in
seine alte Heimat zurück und hat schnell bemerkt,
dass in Prag eine moderne Ausstellungshalle internationalen Formats fehlte. Gemeinsam mit einigen
Freunden beschloss er, die Sache selbst in die Hand
zu nehmen. 2003 begannen die Arbeiten, nur fünf
Jahre später wurde eröffnet.
Doch das DOX ist nicht einfach eine Kunsthalle, sondern versteht sich als Ort des multikulturellen Austauschs: So finden Lesungen, Workshops, Symposien,
Performances und Diskussionen statt.
Mit der Zeit hat sich nicht nur das DOX entwickelt,
sondern auch die Holesovice Mühlen. Die Räumlich-
1. Obergeschoss
2. Obergeschoss
54
LOUNY
44001 LOUNY
Quelle: www.mulouny.cz
www.4zslouny.cz
Luftbild
Die Stadt Louny wurde von Premysl Ottokar II. in der
Mitte des 13. Jahrhunderts an der Stelle einer alten
Kaufmannssiedlung (Luna) auf zwei bedeutenden Verkehrslinien - nämlich dem Fluss Eger und dem Handelsweg aus Prag in Richtung Nürnberg und Leipzig gegründet. Während der Hussitenbewegung war die
Stadt der Rückhalt der Hussiten. Als im März 1517
ein Brandstifter die Stadt in Brand setzte, brannte
auch die Kirche aus. Die Ratsherren beauftragten mit
dem Entwurf einer neuen Kirche den besten Mann,
den es damals in Böhmen gab, nämlich den könig-
lichen Architekten Rejt. Der 1454 in Deutschland geborene Baumeister Benedikt Rejt liegt seit seinem Tod
1534 im Dom begraben. Im Jahre 1538 war der
spätgotische Nikolausdom fertig gestellt. Heute ist
der dreischiffige Kirchensaal eines der bedeutendsten
Baudenkmale der Stadt Louny. An der Peripherie des
Historischen Kerns ist ein Teil der gotischen Befestigung aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Rejt wirkte
als Architekt - sein Werk ist z.B. der Vladislavsky-Saal
auf der Prager Burg, der ein ähnliches Zeltdach hatte
wie die Kirche in Louny, die dagegen das letzte Werk
von Rejt war. Jedermann verbindet den Stadtnamen
mit dem hohen Kirchturm und den drei Pyramiden
seines Daches, die das Hügelpanorama des böhmischen Mittelgebirges wunderschön ergänzen. Der
509 m hohe Hügel-Oblik gehört untrennbar zur
Stadt und bildet zusammen mit dem Rana-Hügel den
Horizont. Die Aussicht von hier aus wirkt eindrucksvoll.
In Tschechien etablierte sich eine relativ starke und
zahlreiche Gruppe der tschechoslowakischen kreativen Architekten (Prikryl, Pleskot, Lábus, Rajniš, u.a.),
die in den 90er Jahren an die Spitze der architektonischen Entwicklung rückte. Diese Zeit hatte zwei architektonische Höhepunkte: den in den Jahren 1993
– 1998 von Emil Prikryl realisierten Umbau der ehemaligen Bierbrauerei in die Benedikt Rejta-Galerie,
und den in den Jahren 1996 – 2002 vom Architekten
Josef Pleskot neu gestalteten Hirschgrabenweg im
Areal der Prager Burg. Die beiden Bauwerke sind
typische Beispiele für den Trend, auf den die tschechische Architektur bauen konnte – Renovierung
von alten Bauwerken, Eingriffe des Architekten ins
historische Milieu, das er auf eine, auch für westliche
Begriffe beeindruckende Art und Weise, gestaltet.
GALERIE
BENEDIKTA REJTA
PIVOVARSKA 29
44001 LOUNY
Emil Prikryl
U akademie 2
17022 Prag
www.arch.avu.cz
Quelle: www.4zslouny.cz
Ausstellungsraum
Die Galerie Benedikta Rejta wurde in den „goldenen
60er“ Jahren gegründet, genau 1965. Eine lange
Zeit hatte sie jedoch keinen passenden Ausstellungsraum – die Zeitzeugen erinnern sich wohl an die
kleine Ausstellungshalle oder die Gelegenheitsausstellungen im Luna-Komplex. Erst im Jahre 1998 gelang es, die ehemalige Stadtbrauerei aus dem Anfang des 19. Jahrhundert zu rekonstruieren und so
entstanden wirklich einzigartige Ausstellungsräume.
Von außen wirkt die Kombination von dem massiven
Eisentor, den Betonmästen und dem Pfostenbelag des
Raumes vor dem Gebäude ein wenig ungewöhnlich,
vor allem im Vergleich mit dem nebenan stehenden
Renaissancegebäude des Rathauses. Das Innere der
Galerie wurde jedoch auf manchen architektonischen
Wettbewerben ausgezeichnet, besonders das untere
Geschoss mit dem von massiven Säulen getragenen
Gewölbe. Die Galerie orientiert sich auf tschechische
abstrakte und konstruktivistische Kunst des vergangenen Jahrhunderts, und die kahlen Fußbodenbeläge
und Wände bilden ein ideales Milieu dafür.
Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung
56
VILLA TUGENDHAT
CERNOPOLNI 237/45
61300 BRNO-CERNA POLE
Ludwig Mies van der Rohe (1886 - 1969)
Quelle: www.tugendhat.eu
www.wikipedia.de
Entwurfsskizze
Die Villa Tugendhat ist ein 1929/30 in Brünn nach
den Plänen des Architekten Mies van der Rohe errichtetes Wohnhaus. Das Haus gilt als einer der bedeutendsten Bauten Mies van der Rohes in Europa und
als Meilenstein der modernen Architektur.
Die Villa liegt quer zu einem Hang auf dem Schwarzfeld im Norden von Brünn. Zur Straße hin zeigt sich
Lageplan
1. Obergeschoss
Erdgeschoss
das Haus als eingeschossiger Pavillon, während es
sich zur steil abfallenden Gartenseite mit einer riesigen Fensterfront präsentiert. Das 2.000 m² umfassende Grundstück bietet durch die Hanglage nach
Süden einen panoramahaften Ausblick auf die
Brünner Altstadt. Durch das Anlegen von seitlichen
Hofflächen, die aus dem Hang geschnitten wurden,
gelang es Mies, das Haus zu rahmen und fest am
Berg zu verankern.
Der Hangbau wurde als dreigeschossige Stahlskelettkonstruktion geplant. Durch die Raumkomposition
von unverbundenen, rechtwinkligen Mauerscheiben
und einem davon gelösten Tragsystem konnte der
Bauherr seine Raumbezüge und Funktionen (zumind.
im Rahmen der vorgegebenen Stützenstellung) selbst
festlegen. Der offene Grundriss ermöglicht dabei
einen freien Raumfluss. Der Baukörper trennt private
und öffentliche Wohnbereiche durch unterschiedliche
Raumausbildungen wie auch durch die geschossweise
Anordnung in Etagen. Die Schlafräume sowie die
Bäder ordnen sich im oberen Eingangs-Geschoss an.
Mit einer zellenartigen, geschlossenen Struktur sind
diese Räume Rückzugsorte für die Hausbewohner.
Über eine Wendeltreppe auf der Zugangsebene gelangt man in den Hauptraum, einen großen, offenen
Wohnbereich, dessen Dimensionen von keiner Stelle
des Raumes voll erfassbar sind. Der Essbereich, der
Arbeitsbereich, die Sitznischen und der Wohnbereich
definieren sich durch die frei im Raum stehenden Elemente (Raum-im-Raum-Effekt). Die großzügige Verglasung integriert dabei den Außenraum mit seinen
Bäumen und Rasenflächen zu einer Art landschaftlichen Tapete, die als visuelle Begrenzung des Innenraumes wahrgenommen wird. Beim Versenken der
fast fünf Meter langen Glaselemente kommt es zu
einer Verschmelzung von Innen- und Außenbereich.
Aus diesem Grund verwendete Mies innen nur blasse
und gedämpfte Farbtöne, um den sich ständig wandelnden Farben der Natur entgegen zu arbeiten.
Die Villa bekommt ihren besonderen Ausdruck durch
ihre auffälligen Materialien und kleinen Details im
Inneren. Das Zusammenspiel der verschieden edlen
Materialien mit den kostbaren Holzfurnieren machen
die Räume in der Villa zu einem besonderen Erlebnis.
Mies verwendete kreuzförmige, in weiten Abständen
Ansicht von Westen
angeordnete Chromstahlstützen, die das konstruktive
System bilden, und freistehende Wände aus kostbarem goldenen und weißen Onyx. Das Herzstück des
Hauses ist die Onyx-Wand im offenen Wohnbereich.
Das am meisten verwendete Material in der Villa ist
der Travertin, den Mies für Fußböden, Treppen und
Fensterbänke einsetzte. In die eleganten Räume stellte
Mies behutsam die sogenannten „Tugendhat-Sessel“.
Ein weiterer Klassiker: der Glastisch mit verchromter
Kreuzstütze aus Stahlstangen.
Das Haus wurde von dem Brünner Textilindustriellen
Fritz Tugendhat und seiner Frau Grete bei Mies van
der Rohe in Auftrag gegeben. Ende Dezember 1928
legte Mies dem Ehepaar die ersten Entwürfe vor. Die
Kosten des mit 1.250 m² Nutzfläche riesigen Hauses
waren enorm. Im Jahre 1938 wurde das Sudetenland
vom Deutschen Reich annektiert und daher traf die
jüdische Familie Tugendhat die wichtige Entscheidung, die Tschechoslowakei zu verlassen.
In den 1940er - 60er Jahren wurde das Haus von
der Gestapo, später zeitweise vom Flugzeugkonstrukteur Willy Messerschmitt oder von russischen Soldaten
Ansicht von Osten
genutzt. Ab1960 begann sich ein Teil der Brünner
Kulturszene für eine würdigere Nutzung dieses außergewöhnlichen Baudenkmales einzusetzen, insbesondere seine Öffnung für Besucher, dies gelang teilweise erst 1994.
In der Villa Tugendhat fand 1992 das Gipfeltreffen
statt, bei dem der Vertrag über die Teilung der Tschechoslowakei unterzeichnet wurde.
Durch einen Beschluss des Brünner Stadtrates wurde
die Villa dem Museum der Stadt zur Nutzung übergeben und seit 1994 als Denkmal der modernen
Architektur in Brünn der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. Wegen seines außerordentlichen künstlerischen Wertes wurde das Haus im August 1995 zu
einem Nationalen Kulturdenkmal erklärt und 2001 in
die Liste des UNESCO-Welterbe aufgenommen.
Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung
58
KURIM
Wohnhaus
POD HORKOU
66434 KURIM
Knesl + Kyncl s.r.o.
Sumavska 15
60200 Brno
www.knesl-kyncl.com
Quelle: www.archiweb.cz
Lageplan
Das dreistöckige Wohnhaus in Kurim (nähe Brünn)
befindet sich im westlichen Teil des Dorfes Bitter, liegt
am Fuße eines Hügels und hat eine Gundfläche von
16,5 x 8,4 m. Südwestlich des Hauses verläuft eine
örtliche Strasse, die das Gelände an dieser Seite
säumt. In nordöstlicher Richtung, wo die Gebäudezufahrt liegt, steigt das Gefälle an. Durch die verschiedenen Ebenen, die so in sich verschnitten sind,
dass eine resultierende Form entsteht, die günstige
Voraussetzungen für natürliche Belichtung gibt. Im
Untergeschoss befinden sich zwei Garagen, Speicherplatz und die technische Ausstattung des Hauses.
Das erste Obergeschoss verfügt über einen offenen
Wohnraum mit Zugang zum Garten. Die vier Schlafzimmer befinden sich im zweiten Obergeschoss.
Die Fassadenstruktur und das Klinker Design wurden
Erdgeschoss
Obergeschoss
sorgfälltig gewählt. Eine weiße Wanne aus monolithischem Stahlbeton schützt das Wohnhaus vor den
Kräften des Erdhügels. Die tragenden Aussenwände
sind als 55 cm dicke Sandwich-Elemente ausgebildet.
250 mm Stahlbeton, 150 mm Mineralfaserdämmung
und 115 mm Klinker Vorsatzschale.
HAUS IM HANG Hang im Haus
PRAG
HSH Architekten
www.hsharchitekti.cz
Quelle: www.springerarchitektur.at
Grundrisse
schnittlichen Budget passen, deshalb wurde soviel wie
möglich auf konventionelle Art und Weise gebaut:
Die Tragstruktur ist aus Ziegel und viele Elemente
stammen direkt aus dem Sortiment der Bauindustrie.
Von außen ist das Innenraumkonzept nicht sofort ablesbar. Eigentlich wirkt der Körper kleiner als er ist.
Das hängt mit den präzise platzierten Öffnungen in
der Fassade zusammen: Es gibt nur jeweils ein riesiges Fenster nach Westen, Süden und Osten. Die
Außenhaut ist um die Glasflächen herum mit Polyurethanschaum homogen und weich überzogen. Der
Grundriss basiert auf einem Trapez, das nach Norden
hin zusammenläuft. Die Neigung der Dachfläche wird
durch den Hoch- und Tiefpunkt der Spirale definiert.
Westlich von Prag entstand ein Einfamilienhaus, das
im Kontext der Landschaft zwar ungewohnt wirkt, dessen innere Organisation aber die umgebende Topographie als Prinzip aufnimmt und steigert. Die Geschichte der Villa Hermina beginnt im Jahr 1999 mit
der Ausstellung „Raum Haus“, deren Kernthema die
Konzeption des Raumes an sich war. Das Ehepaar
Cillik war von der Schau und den präsentierten Ideen
angetan und wandte sich an das Architektenteam
Atelier HSH mit dem Auftrag, ein Einfamilienhaus
für ihre steile Hangparzelle in Cernin bei Beroun zu
entwickeln. Die Entwicklung wurde naturgemäß von
vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst, aber es
gelang, alles um eine starke Idee zu verdichten: Ausgehend vom Wunsch nach einem Heimkino, kombiniert mit der besonderen Hanglage, kam die Schräge
auch als Fußboden in den Innenraum. Dem Hang
folgend als Auditorium und parallel, ein „Geschoß“
höher, als Wohnzimmer. Alle anderen Nutzungen verbinden diese besonderen Elemente zu einer Spirale,
in der die Nutz- und Erschließungsflächen verschmelzen. Das besondere Haus musste zu einem durch-
Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung
60
VILLA ZAHRADKAM
K ZAHRADKAM
13000 PRAG
4a Architekten
Na Valech 2
16000 Prag
www.architekti4a.cz
Quelle: www.archiweb.cz
2004 wurde in Prag 13 von 4a Architekten eine neue
Villa entworfen und gebaut. Der Grundriss teilt die
rechteckige Parzelle in zwei Teile, im Süden befindet
sich ein großer Garten mit einer Terrasse und im Norden liegen Erschließung und Garage. Eine massive
Sichtziegelmauer umgrenzt das großzügige Grundstück. Sie dient als Sichtschutz zur Straße und schafft
dadurch einen privaten, nicht einsehbaren Freiraum.
Die warmrote Farbe der Klinkerverkleidung des
Wohnhauses, die vor eine Stahlbetonkonstruktion
gehängt ist, bildet mit den Gartenmauern eine
harmonische Einheit, die durch die schwarzen Tore
und Fensterprofile akzentuiert wird.
Die innere Struktur des Einfamilienhauses wird durch
ein zentrales Treppenhaus organisiert. Im Erdgeschoss
befinden sich Küche, Bad, Wohn- und Arbeitszimmer
und im ersten Obergeschoss ein weiteres Bad und
vier Schlafzimmer. Der strenge Kubus des Gebäudes
wird durch großzügige Verglasungen - auch über
Eck - aufgelockert.
Mauer und Haus sind durch das homogene Material
wie aus einem Guss, mit gut proportionierten Öffnungen, deren schmale Rahmen bündig mit der
Außenkante der Klinkerverkleidung eingebaut wurden.
SACRE COEUR
SVEDSKA
15000 PRAG
4a Architekten
Na Valech 2
16000 Prag
www.architekti4a.cz
Quelle: www.archiweb.cz
Prag 5 ist auf dem linken Ufer der Moldau, in unmittelbarer Nähe zum historischen Kern der Stadt,
zwischen dem historischen Sacre Coeur Park, dem
St. Gabriel Kloster und den Kinsky Gärten gelegen.
Es ist ein sehr heterogenes Viertel mit Villen, kleineren
Wohnsiedlungen und neuen Wohnanlagen, gemischt
mit Fabriken, zum Teil großen Straßen und auch
geschützten Grünbereichen.
In den späten 80er Jahren wurde das gesamte Gebiet unter dem jetzigen Scare Coeur für den Bau des
neuen Strahov-Tunnels aufgerissen. Dadurch wurden
große Teile der alten Bebauung aus dem 19. Jahrhundert zerstört.
Die Aufgabe der 4a Architekten war es, diese urbane
Umgebung wieder zu beleben. Sie füllten die Baulücke mit einer 15 m hohen, u-förmigen Randbebauung. In Übereinstimmung mit den benachbarten
Gebäuden ist ein kompaktes Volumen entstanden.
Das Flachdach orientiert sich an der Straßenneigung
und ermöglicht somit eine gestaffelte Terrassenlandschaft. Fast alle Wohnungen bieten einen Panoramablick auf die Prager Altstadt und die umliegenden
Parks.
Von der südlichen Kreuzung ist durch das offene Parterre ein freier Blick in den grünen Innenhof möglich.
Eine diagonale Stahlkonstruktion, die die Lasten des
orthogonalen Stahlbetonrasters der Bebauung in die
Gründungspfähle ableitet, hebt die Wohnungen an
der Südseite des Wohnblocks gewagt hoch über die
Kreuzung. Eine Sichtbetonmauer versucht die Ecke
wieder zu fassen. Zur Straße hin wurde ein anthrazitfarbener Klinker als Vorsatzschale gewählt, während
die Fassade zum Innenhof verputzt ist.
62
TEILNEHMER/INNEN
Nr.
Titel
Vorname
Name
Bereich
FH/TU/ Sonstige
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Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr. M.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Hansgeorg
Henning M.
Dirk
Dietmar
Matthias
Konrad
Susanne
Peter
Heinz
Ulrike
Gerd
Myriam
Jürgen
Gerhard
Peter
Nikolaus
Peter
Roland
Jürgen
Heinrich
Josef
Friedo
Christoph
Heinz
Nikolaus
Peter
Corinna
Hans-Joachim
Anne Christin
Kuno Mauritius
Ulrich
Elke
Matthias
Ursula
Michael
Horst
Heinz J.
Dorothea
Günter
Joachim
Norbert
Bankel
Baurmann
Bayer
Brilmayer
Castorph
Deffner
Dürr
Fierz
Fischer
Förschler
Gassmann
Gautschi
Hauck
Hemmerlein
Junghanß
Kränzle
Krebs
Krippner
Krug
Lauer
Lenz
Mosler
Nahm
Nelskamp
Neuleitner
Richter
Rohn
Schaub
Scheiblauer
Schneider
Schütz
Seitz
Sieveke
Steinhilber
Stößlein
Thomas
Vetter
Voitländer
Weber
Wienbreyer
Zenner
Architektur
Architektur
Architektur
Bauingenieurwesen
Architektur
Bauingenieurwesen
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Bauingenieurwesen
Architektur
Bauingenieurwesen
Bauingenieurwesen
Bauingenieurwesen
Architektur
Architektur
Architektur
Bauingenieurwesen
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
Architektur
HS München
HS Darmstadt
TU Kaiserslautern
FH Gießen
TU Kaiserslautern
HS Deggendorf
HS Karlsruhe
Universität Karlsruhe
HS München
HS Rosenheim
HfT Stuttgart
HTWG Konstanz
FH Gießen
FH WÜ / SW
HS Augsburg
FH Frankfurt
HfT Stuttgart
GSO-HS Nürnberg
HS Rosenheim
HS Augsburg
HTWG Konstanz
GSO-HS Nürnberg
FH Frankfurt
HS Biberach
HS Regensburg
Universität Karlsruhe
HS RheinMain
HS Biberach
FH Frankfurt
FH Frankfurt
HS RheinMain
TU Kaiserslautern
FH Trier
HfT Stuttgart
GSO-HS Nürnberg
GSO-HS Nürnberg
HS Darmstadt
FH WÜ / SW
HS Rhein Main
HS Regensburg
FH Kaiserslautern
REFERENTEN / BEGRÜSSUNG / FÜHRUNGEN
Nr.
Titel
Vorname
Name
Bereich
FH/TU/ Sonstige
42
Prof. Dr.
Josef
Eckstein
Begrüßung
43
44
45
46
47
48
Dipl.-Ing. Arch.
Dipl.-Ing. Arch.
Prof. Dipl.-Ing.
Dipl.-Ing.
Prof. Dr.-Ing.
Prof. Dipl.-Ing.
Kerstin
Mark
Günter
Dominikus
Sylvia
Pavel
Molter
Linnemann
Pfeifer
Stark
Stürmer
Zverina
Referentin
Referent
Referent
Referent
Referentin
Referent
Präsident der
HS Regensburg
Kaiserslautern
Kaiserslautern
TU Darmstadt
München
HTWG Konstanz
HS Regensburg
ORGANISATION / MODERATION
49
50
51
Dipl.-Ing. Arch.
Dipl.-Ing.
Dipl.-Ing. (FH)
Waltraud
Michael
Anita
Vogler
Pröll
Benja
Einführung/Moderation
Bauingenieurwesen
Architektur
REGENSBURG UND PRAG KARTEN
Ziegel Zentrum Süd
Ziegel Zentrum Süd
Ziegel Zentrum Süd
64
IMPRESSUM
Herausgeber
© Ziegel Zentrum Süd e.V.
Konzeption, Graphik, Recherche
Waltraud Vogler, Dipl.-Ing. Architektin
Anita Benja, Dipl.-Ing. (FH) Architektur
Tagungsvorbereitung
Waltraud Vogler, Dipl.-Ing. Architektin
Anita Benja, Dipl.-Ing. (FH) Architektur
Margret Kaiser
AnsprechpartnerInnen:
Geschäftsführung und Architektur
Waltraud Vogler, Dipl.-Ing. Architektin
FB Bauingenieurwesen
Michael Pröll, Dipl.-Ing. Bauingenieur
FB Architektur
Anita Benja, Dipl.-Ing. (FH) Architektur
Sekretariat
Margret Kaiser
Ziegel Zentrum Süd e.V.
fon 089 74 66 16-11
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fax 089 74 66 16-60
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Das Ziegel Zentrum Süd hat die Aufgabe, Lehrende und Studierende der Architektur und des Bauingenieurwesens in
ihrer Arbeit an den Hochschulen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu unterstützen. Veranstaltungen werden vom Ziegel Zentrum Süd organisiert, weitestgehend finanziert und vor Ort betreut und
begleitet. Die Professoren-Tagung des Ziegel Zentrum Süd ist einzigartig in der Hochschullandschaft in Deutschland.
Wir danken allen Referenten für die Unterstützung in der Vorbereitung der Tagung und der Entstehung der Tagungsbroschüre. Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dipl.-Ing. Pavel Zverina, der außerdem aktiv die Kooperation mit der Hochschule Regensburg bewerkstelligte und die Vorbereitung der Tschechien-Exkursion durch steten Informationsaustausch
und engagierten Einsatz vorantrieb.
www.ziegel.com
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