REGENSBURG 30. Juni - 03. Juli PROFESSORENTAGUNG/EXKURSION CZECH EINE KOOPERATIONSVERANSTALTUNG MIT DER HOCHSCHULE REGENSBURG 11 30. Juni - 01. Juli PROFESSORENTAGUNG Tagungsort: Hochschule Regensburg Fachbereich Architektur Prüfeninger Strasse 58 Halle A 11 MIT TSCHECHIENEXKURSION E I N E KO O P E R AT I O N S V E R A N S TA LT U N G M I T D E R H O C H S C H U L E R E G E N S B U R G F Ü R A N G E WA N D T E W I S S E N S C H A F T E N 02 VORWORT WALTRAUD VOGLER Die Ende Mai 2011 angekündigte Energiewende in Deutschland - hin zu erneuerbaren Energien für die Erzeugung von Heizwärme und Strom - beschäftigt uns alle spätestens seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima. Energiesparen als Aufgabe für jeden zur Reduzierung klimaschädlicher CO²-Emissionen und der sorgsame Umgang mit den Ressourcen der Welt als Leitmotiv all unseres Handelns sind heute brisante und allgegenwärtige Aufgaben unserer Gesellschaft. Überschwemmt von einer beispiellosen Welle von zumeist billigen Dämmstoffen mit oft unzureichenden Eigenschaften beginnen Architekturschaffende in Deutschland sich Gedanken über die uniforme „Verpackung“ von Gebäuden zu machen. Kerstin Molter und Mark Linnemann aus Kaiserslautern trafen Anfang 2010 mit ihrem Vortrag „Wärmedämmverbundsystem und Verbrechen“ beim KAP Forum in Köln den Nerv vieler Menschen. Viele Podiumsdiskussionen und Vortragsveranstaltungen nahmen das Thema auf. Zeitungen und Zeitschriften beschäftigten sich Deutschland weit damit. Mit ihrem selbst verlegten Büchlein „WDVS – und das verlorene Ansehen der Architektur“ sind Molter Linnemann mitten in der Diskussion zur Baukultur in Deutschland gelandet, die droht unter flächendeckenden Erdölprodukten auf Bestandsfassaden zu ersticken. Die erschreckende Anspruchslosigkeit der Ausführungsdetails dieser Verkleidungen bereiten weitere Sorgen. Ausgeprägte Wirtschaftsinteressen der Dämmlobbyisten, weit verbreitete Mängel in der Ausführung oft simpler Dämmsysteme und ein nur von der Atomindustrie übertroffenes Entsorgungsproblem für spätere Generationen untermauern Molter Linnemanns Thesen. Prof. Sylvia Stürmer ist Expertin für Bauschäden und für die fachgerechte Verarbeitung von Wärmedämmverbundsystemen. Sie beschreibt die Entwicklung dieser Systeme, weist auf die fachgerechte Verarbeitung hin, die häufig außer Acht gelassen wird und zeigt Mängel und Schäden auf, die durch unsachgemäß aufgebrachte Systeme entstehen können. Alternativen zu den herkömmlichen Systemen, die mit Polystyrol oder Mineralfaser operieren, werden von ihr ebenso behandelt. Prof. Günter Pfeifer arbeitet seit langem dafür, das „architektonische Handwerkszeug“ beim Entwerfen klimagerechter Architektur wieder stärker in den Vordergrund zu bringen. Das Feld soll weder dem profitorientierten Gewinndenken der Dämmstoffindustrie, noch den Klimafachleuten mit ihren oft über-zogenen, wartungsintensiven Hightech-Lösungen überlassen werden. Über Jahrtausende geprägte und durch die Evolution erprobte, einfache Bautechniken und Grundprinzipien sind für ihn auch heute gültige Lösungsansätze auf der Suche nach der architektonischen Kultur. Kybernetik und autochthone Architektur sind die Pfeiler seiner Forschung. Das bei der Tagung vorgestellte Education Center in Ruanda, entworfen und geplant von Dominikus Stark aus München, ist der lebende Beweis für die Gültigkeit der Thesen zur autochthonen Architektur. Vor Ort hergestellte, speicherfähige Ziegelsteine als dominierendes Material, kombiniert mit Papyrusflechtwerk in der Dachuntersicht und für die Türkonstruktionen, sind gefügt zu einer Schatten spendenden, Schutz bietenden Raumfolge, um einen Innenhof gruppiert. Mit einfachen, dauerhaften Details von lokalen Handwerkern sorgfältig ausgeführt und durch die geschickte Durchlüftung der Dachkonstruktion auf simpelste Weise gekühlt, ist dieses Ausbildungszentrum nicht nur beispielhaft für nachhaltige, Lowtech Bauweise, sondern auch ein bemerkenswertes Bauwerk, das unter extrem erschwerten Bedingungen entstand und eine Selbstverständlichkeit und Ruhe ausstrahlt, die ihresgleichen sucht. Zu Beginn der Tagung stimmt uns Prof. Pavel Zverina mit seinem Vortrag über die Entwicklung der aktuellen tschechischen Architektur auf den dreitägigen Exkursionsteil der Veranstaltung ein und beschreibt die vielfältigen Einflüsse der klassischen Moderne und des Prager Frühlings auf die Arbeit seiner KollegInnen in Prag und in anderen Teilen des Landes. Biographien der wichtigsten ArchitektInnen und Bildmaterial, das wir in Deutschland kaum je so konzentriert zu sehen bekommen, verschaffen uns einen Überblick über die lebendige Architekturszene Tschechiens. Die Architekturfakultät der TU Prag von Alena Sramkova, der preisgekrönte Fußgängertunnel im Park des Hradschin und die Schlossbrauerei in Litomysl von Josef Pleskot, das Kunstzentrum DOX in Prag 7 von Ivan Kroupa und die Galerie Benedicta Rejta in Louny von Emil Prikryl sind nur eine kleine Auswahl an Projekten, die bei der Exkursion besucht werden, die auf Schritt und Tritt von der reichen Geschichte und der historischen Architektur Prags und anderer tschechischer Städte begleitet wird. INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 02 Landkarten 04 Tagungsprogramm vom 14.07.2011 07 Prof. Pavel Zverina, HS Regensburg Aktuelle Tendenzen in der tschechischen Architektur 08 Dipl.-Ing. Kerstin Molter & Mark Linnemann, Kaiserslautern WDVS - und das verlorene Ansehen der Architektur 11 Prof. Dr. Sylvia Stürmer, HTWG Konstanz Dämmende Außenwände - auch ohne WDVS Vermeidung von Bauschäden 14 Dipl.-Ing. Dominikus Stark, München Education Center Nyanza, Ruanda 17 Prof. Günter Pfeifer, TU Darmstadt Kybernetik und autochthone Architektur Moderne Ansatzpunkte für energieeffiziente Architektur 20 Exkursionsprogramm vom 01.07.2011 25 Regensburger Dom St. Peter + Steinerne Brücke 26 Mönchskloster, Novy Dvur 28 Wohnkomplex Na Krutci, Prag 6 30 Villa Hanspaulka, Prag 6 32 Hradschin, Prager Burg + Orangerie 34 Fussgängertunnel im Hirschgraben der Prager Burg 36 Exkursionsprogramm vom 02.07.2011 39 Herz Jesu Kirche, Prag 2 40 Renaissanceschloss + Schlossbrauerei, Litomysl 42 Classik 7 + HOLPORT, Prag 7 44 Exkursionsprogramm vom 03.07.2011 47 CVUT Architekturfakultät, Prag 6 48 Technische Nationalbibliothek, Prag 6 50 DOX, Prag 7 52 Louny + Galerie Benedikta Rejta 54 Weitere Projekte Haus Villa Tugendhat, Brünn 56 Wohnhaus in Kurim + Haus im Hang - Hang im Haus 58 Villa Zahradkam + Sacre Coeur 60 Teilnehmerliste + Karten 62 Impressum 64 04 Dresden Chemnitz Deutschland Liberec Nordböhmen Louny Karlsbad Chodova Plana D7 Dobra Voda Prag D11 198 21 20 D5 Mittelböhmen D5 Pilsen A6 Westböhmen A93 Südböhmen Regensburg Budweis Österreich Linz Breslau Polen Katowice Königgrätz Ostböhmen 35 Litomysl Ostrau Nordmähren & Schlesien Brünn Südmähren h Wien Zlin Slowakei Bratislava 06 TAGUNGSPROGRAMM 30.06.2011 Regensburg Blick von Stadtamhof auf die Steinerne Brücke und den Regensburger Dom Halle A: Hochschule Regensburg, Fachbereich Architektur, Prüfeninger Str. 58 12.00 Uhr Begrüßungskaffee und Imbiss 13.00 Uhr Begrüßung Prof. Dr. Josef Eckstein, Präsident der Hochschule Regensburg 13.10 Uhr Einführung, Dipl.-Ing. Waltraud Vogler, Geschäftsführerin Ziegel Zentrum Süd 13.30 Uhr Prof. Pavel Zverina, HS Regensburg Aktuelle Tendenzen in der tschechischen Architektur 14.30 Uhr Dipl.-Ing. Kerstin Molter & Mark Linnemann, Kaiserslautern WDVS - und das verlorene Ansehen der Architektur 15.10 Uhr Prof. Dr. Sylvia Stürmer, HTWG Konstanz Dämmende Außenwände - auch ohne WDVS Vermeidung von Bauschäden 16.10 Uhr Kaffeepause 16.40 Uhr Dipl.-Ing. Dominikus Stark, München Education Center Nyanza, Ruanda 17.20 Uhr Prof. Günter Pfeifer, TU Darmstadt Kybernetik und autochthone Architektur Moderne Ansatzpunkte für energieeffiziente Architektur 18.20 Uhr Diskussion und Zusammenfassung 18.50 Uhr Ende der Tagung Transfer zum Hotel 19.15 Uhr Einchecken in das Altstadthotel Arch 20.15 Uhr Abendessen im Restaurant Orphée 08 AKTUELLE TENDENZEN IN DER TSCHECHISCHEN ARCHITEKTUR PROF. DIPL.-ING. ARCHITEKT PAVEL ZVERINA HOCHSCHULE REGENSBURG FACHBEREICH ARCHITEKTUR www.fh-regensburg.de DIE WURZELN MODERNER TSCHECHISCHER ARCHITEKTUR - DAS 20. JAHRHUNDERT IN DER TSCHECHOSLOWAKEI RESP. IN TSCHECHIEN ALS ÜBERBLICK Das aktuelle Geschehen in der tschechischen Architekturszene ist nur im historischen Kontext begreifbar. Dazu muß man die historische, mentale, gesellschaftliche, ökonomische, politische und philosophische Entwicklung kurz skizzieren, um auf diesem Hintergrund die Positionen und den gesellschaftlichen Konsens besser zu verstehen. Wurde Böhmen noch bis 1918 Teil der Habsburgischen K.+ K.- Monarchie und somit mit den ersten modernen Strömungen häufig von Wien aus beeinflusst, so bildete sich mit der Entstehung der neuen demokratischen Tschechoslowakei auch eine starke Autonomie in der Auffassung moderner Architektur. War noch Jan Kotera, Otto-Wagner-Schüler, einer der ersten, die gegen den Historismus die ethischen Werte und die humanistischen Ideale stellte und beeindruckt von der holländischen Architektur von Berlage die ersten Zeichen der orthogonal definierten Moderne mit „Berlages demokratischen Ziegel“ im Haus des Verlegers Jan Laichter (1908-9) in Prag setzte, war es sein Kollege Pavel Janak, der sich in seiner Studie „Quader und Pyramide“ (1912) für eine schräg geführte Kraft einsetzte. Der architektonische Kubismus war geboren und nicht nur seine Werke, sondern auch die seines Zeitgenossen, Josef Chochol zeigten mit voller Vehemenz die Begeisterung für dieses abstrakte Spiel mit Form und Volumen in Anlehnung an die kubistische Malerei und Bildhauerei. Hier entstand bereits ein wichtiger authentischer tschechischer Beitrag der modernen Architekturentwicklung. Chochol plädierte bald jedoch für eine Sachlichkeit ohne Zierde, für die nackte Form. Hiermit hat er die puristisch funktionalistische Architektur vorweggenommen. Die Form soll den Zweck darstellen, dessen Gesicht sie ist, schrieb er. Trotzdem hat er sich aber hier auch zeitgleich für eine „transzendente, vielleicht auch mystische Idee“ aus- TV-Turm bei Liberec von Hubácek Architekten gesprochen. Sicher etwas, wonach das Prager Milieu unweigerlich durch die gesamte intellektuelle Szene und den Habitus der Stadt verlangte. Die neue demokratische Republik brachte auch eine neue gesellschaftliche Ausrichtung, die im Kern links und liberal orientiert war. Es entstanden in den 20er Jahren neue Diskussions-Plattformen in Vereinen wie dem avantgardistischen Künstlerverein Devetsil (Pestwurz) und Zeitschriften wie Stavba (Bau) wo heftig über Architektur diskutiert wurde. Der wichtigste Theoretiker war Karel Teige, welcher auch mit Vehemenz eine Architektur für die Massen gegen den bourgeoisen Individualismus und Subjektivismus mit Attributen wie Rationalisierung, Standardisierung, Typisierung und Normierung forderte. Kein künstlerischer Anspruch des architektonischen Subjekts durfte Einfluß nehmen. Le Corbusiers Purismus wurde in der Tschechoslowakei zunächst als Methode gesehen „einfache Schachtel, die man als Haus benutzt“. Im Gegensatz zu LC schreibt Teige 1924 in Stavba: „Neue Architektur wird ihre Formen nach einheitlichem, wissenschaftlichem Prinzip erhalten und dadurch Einheit erlangen, die LC durch abstrakt geometrische Ordnung erzielt“. Zur gleichen Zeit wird das Palais der Prager Mustermesse nach „realer Ingenieursmentalität“(Teige) von Oldrich Tyl und Josef Fuchs (1925-29) gebaut. Rekonstruktion nach Brand (1974) durch die Architekten Hubacek, Masák, Eisler, Prikryl, Binar (bis 1995). Ein gewaltiges Beispiel funktionalistisch definierter Moderne. Bereits 5 Jahre später kritisiert Teige LC, dass er der Lüge der Monumentalität erlag und sich zusätzlich noch als Künstler fühlte. Teige stand für sachliche, angemessene, bescheidene, asketische“ Lösungen und legte hiermit eine klare gestalterische und moralische Meßlatte, die bis heute in den Reaktionen zeitgenössischer tschechischer Architekten zu spüren ist oder welche diese bis heute gerne als ihr Ziel deklarieren. Dieses Programm wurde jedoch bald durch einige Architekten als Entsprechung nur der physischen Bedürfnisse kritisiert. „Das Transzendente kann man nicht in eine Streichholzschachtel einsperren“ (Vit Obrtel 1931). Dies geschah besonders auch durch die allgemeine Auseinandersetzung mit emotiven, psychischen Elementen auf der Grundlage der Erkenntnisse der Freudschen Psychoanalyse. Ein anderer Theoretiker, Karel Honzik, beschreibt in seinem Buch „Bildung des Lebensstils“ (1946) die architektonische Zweckmässigkeit als Verkrampftheit, Schwerfälligkeit, Vorsichtigkeit, Pedanterie und spricht von der Absenz der bildnerischen Freude. Dies führt er auf den Protestantismus und die wenig spektakuläre Landschaft ohne Berge und Meer in Tschechien zurück. Er spricht von der Tendenz zu einfachen, effektlosen Varianten im Gegensatz zu eleganten Varianten der französischen Architektur oder zu den konstruktiven Vorstellungen in Deutschland. Bereits hier kristallisieren sich für die tschechische Architektur die bis heute so gerne zitierten Begriffe Bescheidenheit und Strenge, welche später noch durch soziopolitische Themen untermauert werden. Nach dem Extempore der 50er Jahre mit ihrem sozialistischen Realismus befreit sich die CS-Architektur in den 60er Jahren mit qualitativ hochwertigen Projekten des Brutalismus – CS Botschaft in GB (Architekten Sramek + Bocan 1966-9) und des sogenannten Maschinismus – TVTurm mit Hotel bei Liberec (Arch. Hubacek 1964-73). SIAL ALS KEIMZELLE DER MODERNEN TSCHECHISCHEN ARCHITEKTUR UND DIE FOLGEN DES PRAGER FRÜHLINGS Ende der 60er Jahre gruppiert sich ein postgraduelles Lehratelier um den Arch. Karel Hubacek (1924) unter Führung von Miroslav Masak (1932) – SIAL, Studio 02 von Stavoprojekt Liberec. Eine Art Schule mit Vorlesungen, Veranstaltungen, Diskussionen, Wettbewerben und konkreten Projekten. Die besten Köpfe zieht es dahin, sie leben und arbeiten in einer Art Architektenkommune. Eine wichtige SIAL Realisierung ist das Kaufhaus 02 - Máj an der Nationalstraße in Prag (1975 – Masak, Prikryl, Rajnis), eines der ersten maschinistisch aufgefassten Projekte. Die damaligen Jungen beeinflussen bis heute das Architekturgeschehen in Tschechien. Viele von ihnen sind nach dem Einmarsch des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei 1968 in die Emigration gegangen, viele kamen nach der Wende wieder ganz oder teilweise zurück. Stellvertretend hier die wichtigsten von ihnen: John Eisler (1946) – besitzt durch seine Mutter auch die britische Staatsangehörigkeit, langjähriger Mitarbeiter und Partner bei Richard Meier in NY – ver- antwortlich u.a. für die Church of the Jubilee in Rom, seit einigen Jahren zurück in Prag. Eisler steht für höchsten Anspruch in der Architektur der technisch präzisen und komplexen Lösungen, seine Architektur steht im starken Gegensatz zu der von A. Sramkova. Sie ist intelligent, vielschichtig, handwerklich präzise, was aber gleichzeitig ein reiches Klientel voraussetzt. Lofts in Prag Bubenec für Hochtief 2010. Zdenek Zavrel (1943) – emigrierte nach Rotterdam, Arbeit mit Arch. Bakema - Van den Broek, Atelier in Rotterdam, lange Jahre Professor in Delft, z.Z. Dekan der Arch. Fakultät der TU Prag, seine Arbeit ist im Gegensatz zu seinen ehemaligen Kollegen aus SIAL freier und offener, sie spiegelt das sozialliberale holländische Architekturgeschehen der 70-80er Jahre. Sie ist nicht eindeutig in einer Richtung, sie reagiert mehr auf die jeweiligen Nutzer und Bedingungen. Sein wichtiger Beitrag in Tschechien liegt vor allem in der Internationalisierung und der Einführung soziologischer, politischer, nachhaltiger, ökologischer Themen an der Architekturfakultät und somit im Bewußtsein des neuen Architekturgeschehens. Mirko Baum (1944) – emigriert nach Deutschland, Mitarbeit bei Kleihues, ein Technikbegeisterter, Professur an der RWTH Aachen; seine eigene Ausrichtung hat Baum durch seine ausschließliche technischkonstruktive Leidenschaft, Affinität zum Schiffs- und Maschinenbau besonders an der RWTH ausgebaut, Fußgängerbrücke in Hradec Kralove. Martin Rajnis (1944) – blieb in Prag, Professor an der Akademie der angewandten Künste in Prag, Kaufhaus Maj, Biennale in Venedig – tschechischer Pavillon, nach Jahren in SIAL mit stark konstruktiver Prägung hat er die ganze Welt bereist, dadurch Tendenz zur bescheidenen Materialität, Komplexität steht jedoch weiter für seine Architektur. Emil Prikryl (1945)– blieb in Prag, leitet seit der Wende die Architekturschule der Prager Kunstakademie, Kaufhaus Maj Prag, Umbau Messepalais Prag, ausgezeichnet für sein Projekt Galerie Benedikt Rejt in Louny. Ein kompromissloser Kollege, der stets höchste Qualität erreichen will und die Architekturschule der Kunstakademie auf entsprechendem Niveau etablierte. Viele Kollegen werfen ihm vor, nicht zu bauen, sein eigenes Werk jedoch spiegelt seine absolute Authentizität, Qualität und Stärke. Unumstritten genießt er Respekt in der tschechischen Architekturszene. Man kann unabhängig von SIAL von 2 Gruppen der engagierten Architekten sprechen. Die Einen, die sich in der Emigration eigene Positionen erarbeitet haben, mit denen sie die aktuelle tschechische Architektur mitprägen und die Anderen, die in der sozialistischen Tschechoslowakei blieben und versucht haben, mit wenigen Möglichkeiten klare Positionen zu beziehen. 10 Langhans in Prag von Ladislav Labus Architekten ANDERE TSCHECHISCHE ARCHITEKTENPERSÖNLICHKEITEN IN EMIGRATION: Jan Kaplicky (1937-2009) - emigrierte 1968 nach GB, Mitarbeit bei Piano-Rogers (Centre Pompidou), bei Foster, gründet mit David Nixon Future Systems, London, Lehrer an der AA, steht für High-Tech Futurismus mit organischen Formen (Media Center Lord´s Cricket Ground, Selfridges in Birmingham), Gewinner des int. Wettbewerbs für die Nationalbibliothek in Prag, Beauftragung wird durch die Politik verhindert. Eva Jiricna (1939) – blieb 1968 in GB, Mitarbeit bei Rogers (Lloyds), eigene Arbeiten – Joseph Shops in London, Orangerie in den Hradschin-Gärten, Hotel Josef in Prag. Trotz ihrer persönlichen Bescheidenheit entwickelte sie maßgeblich die in GB geprägte narrative High-Tech-Architektur in Tschechien. Martin Roubik (1949 - 2008) – Anfang 70er Jahre Emigration nach Norwegen, Architekt in Snohetta bei Bibliothek in Alexandria, vehementer Pädagoge in Prag und Dekan der Arch.Fakultät in Liberec, CS Botschaft in Oslo, Projekt Feigenhaus in Hradschin Gärten. Unermüdliches Engagement für moralischen Neubeginn an der Architekturfakultät und in der Gesellschaft. DAHEIM GEBLIEBENE TSCHECHISCHE ARCHITEKTEN: Alena Sramkova (1929)) – Studium an TU Bratislava und AVU Prag, die Grande Dame der tschechischen Architektur, die auch während der sozialistischen CSR am Architekturgeschehen beteiligt war – CKD Gebäude am Wenzelsplatz, HBF mit J. Bocan, pädagogisch bis dato an der TU Prag tätig. Steht für Purismus, für unspektakuläre, reine, lapidare und rauhe Architektur und beeinflußte mit ihrer Haltung ganze Generationen von jüngeren Architekten. Sie spricht vom Unterschied zwischen Notwendigem und Überflüssigem, zwischen gut und unwahr, ihre Attribute sind Bescheidenheit und Demut. Gute, aufrichtige Architektur hat nach ihrer Auffassung eine pädagogische Funktion. Turm für einen Wissenschaftler 1993-94, Architekturfakultät (2010-11). Josef Pleskot (1952) – einer der eigenständigsten Architekten in CR, gründet unmittelbar nach der Wende sein Atelier AP in restituierter Fabrik in Prag 7, lehnt das Unterrichten ab und konzentriert sich ausschliesslich aufs Bauen. Steht für Kontextualität und historische Einbindung. Spricht von Bescheidenheit, Demut, Einfachheit. Sein Werk zeigt ein starkes kreatives Talent, wo für jede Aufgabe eine eigene, meistens originelle Lösung gefunden wird. Ein sensibler Kollege mit klarem Gespür für hochwertige und doch nicht überzüchtete Qualität. Weg und Tunnel im Hirschgraben der Prager Burg, CS-Konsulat in München Zusammenarbeit und Interieur P. Zverina, Schloßbrauereiumbau Litomyšl, Weingut Sonberk. Ladislav Lábus (1951)– Mitarbeit mit A. Sramkova, Atelier neben Pleskot in Prag 7, engagierter Prof. an der TU Prag, steht für Traditionalismus und unauffällige Formen. Bei seinen Projekten fällt vor allem Sensibilität für Material und Farbe auf, besonders nach der Absenz dieser Möglichkeiten in der früheren Tschechoslowakei, teilweise wirkt seine Architektur dadurch weich und im gewissen Maße poetisch, ja fast elegant bis manieristisch, trotz seiner persönlich eher asketischen, ernsthaften Art. Als Pädagoge beeinflusst er maßgeblich das Geschehen an der Architekturfakultät der TU Prag. Villa Mukarov (2004), Stadtvillen Hanspaulka (2011). Ivan Kroupa (1960) – nach dem Studium London, Paris, Barcelona, Akademie Schloß Solitude Stuttgart – international orientiert, mit ausgeprägtem Sinn für räumlich bestimmte, intelligente, klare, vielschichtige und doch stark atmosphärisch definierte Architektur, nah am Minimalismus, jedoch großzügig. Eigenes Haus und Atelier in Mukarov, DOX-Zentrum zeitgenössischer Kunst in Prag (2008). Zusammenfassend lässt sich feststellen, daß die zeitgenössische tschechische Architektur in ihrem Kern sowohl die prädestinierte Linie des tschechischen Funktionalismus und Konstruktivismus (Eisler, Kaplicky, Jiricna, u.a.) weiter entwickelt, zusätzlich jedoch das Bescheidene, Einfache, Strenge, Lapidare anbietet (Sramkova) als auch das Sensible, Atmosphärische und Authentische, Künstlerische mit durchaus individuellen Lösungen sucht (Pleskot, Prikryl, Labus, Kroupa, Koucky, Roubík). Daneben existieren unzählige ansprechende Developer-Projekte und kommerzielle Bauten (ADNS, D3A, DAM, Cígler Marani etc.) und eine breite Skala von individuellen Beispielen von Architekten, die authentisch agieren (Smetana, Kulík, Projektyl u.a.), sich auch am internationalen Geschehen orientieren (z.B.Kuba, Pilar). WDVS - und das verlorene Ansehen der Architektur DIPL.-ING. ARCHITEKTIN KERSTIN MOLTER & DIPL.-ING. ARCHITEKT MARK LINNEMANN MOLTER-LINNEMANN ARCHITEKTEN BDA, KAISERSLAUTERN & AMSTERDAM www.molter-linnemann.de Die Masse des Bauens hat mit nachhaltigem Bauen leider wenig gemein, denn fast nur der energetischen Sanierung bzw. Ausrüstung wird Aufmerksamkeit gewidmet. Die Energieeffizienz eines Gebäudes ist jedoch nur eine Eigenschaft, die ein Gebäude erfüllen sollte. Baukultur ist Ausdruck menschlichen Schaffens und bedeutend bei der Überlieferung gesellschaftlicher Werte. Und weil Bauten durchschnittlich länger stehen als Menschen leben, spielen sie bei unserer Traditionsbildung eine wichtige Rolle. Im Klimawandel und einem endenden fossilen Verbrennungszeitalter scheinen diese etablierten Werte und Aufgaben eines Gebäudes vergessen, das Ansehen der Architektur verloren. Der durch den anthropogenen CO2-Ausstoß mit verursachte Klimawandel hat einen ganzen Markt energieeinsparender Produkte erschaffen, die eine schnelle Lösung gegen den Klimawandel versprechen. In diesem Umfeld hat das Wärmedämmverbundsystem Einzug in die Baukultur gehalten, bzw. wohl eher seinen Feldzug gegen die Baukultur angetreten: In den vergangenen drei Jahren wurde eine Gesamtfläche WDVS, die ca. 25.000 Fußballfeldern entspricht, eingebaut. Das flächendeckende Einpacken führt zu kultureller, meist irreversibler Uniformität. Warum diese Bauart dennoch so erfolgreich ist, wird im Folgenden unter energiepolitischen, ökonomischen und ökologischen Aspekten dargestellt. ENERGIEPOLITIK Etwa 25 Prozent der Endenergie in Deutschland werden von den Haushalten verbraucht. Um die damit verbundenen CO2-Emissionen zu reduzieren, lenkt der Staat mittels der Energieeinsparverordnung und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz den Energiebedarf. Die EnEV besteht auf Einhaltung bzw. Unterschreitung der durch Referenzprojekte festgelegten Transmissionswärmeverluste und Primärenergiebedarfs. Eine Beschränkung auf den Primärenergiebedarf würde neue Perspektiven bieten und nicht im Bauen mit Wärmedämmverbundsystemen enden. Beständige und damit wertigere Lösungsvorschläge werden dadurch verhindert. Darüber hinaus ist in der EnEV unverständlich, dass nur die Hüllflächen betrachtet werden, nicht jedoch die gesamte Gebäudesubstanz. Die positiven Auswirkungen auf die Energiebilanz der Wärme- und Kältespeicherkapazität der ganzen Gebäudesubstanz, bei massiver Bauweise nicht zu vernachlässigen, werden in dieser Berech- 12 nung nicht berücksichtigt. Das Ergebnis dieser Beschränkungen sind in der Regel Häuser, die statisch und unabhängig vom spezifischen Kontext eines Ortes und seiner kulturellen Prägung sind. Der Anreiz, eine energetische Sanierung umzusetzen, ist die Einsparung. Der Staat fördert energieeffiziente Maßnahmen durch günstige Kredite, ohne jedoch die Nachhaltigkeit (Langzeitbewährung, Kreislaufverhalten, Einfluss auf die Kultur etc.) der Maßnahmen zu hinterfragen. Mehrkosten, die durch eine energetische Sanierung anfallen, bringen oft nicht die gewünschten Einsparungen. Einsparungspotenziale des Bauteils Wand variieren lobbybasiert. Die Frage nach Verantwortlichkeit, falls errechnete Gewinne nicht eintreten, wird kaum gestellt. Es herrscht Übereinstimmung, fast ein Kodex, der den wiederholten, unkritischen Einbau legitimiert. Darüber hinaus wächst die Effizienz von Dämmstoffen nicht proportional zur Dämmstärke und folglich werden die Dämmpakete unverhältnismäßig dicker und fragwürdiger. Diese einfachen Zusammenhänge werden jedoch nicht vermittelt. Der Architekt, der hätte aufklären können, ist abgesetzt, die Industrie übernimmt und der Staat toleriert, denn eine energieeffiziente Fassadensanierung bedarf nur in wenigen Fällen einer Genehmigung. GELD Die Bauökonomie war in der Nachkriegszeit der Motor der Gesellschaft. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands in 1990 versteht man den 2. Weltkrieg und den mit ihm verbundenen Wiederaufbau nicht mehr als wichtigste soziale Referenz. Die Wende, oder eher das Ende des „Kalten Kriegs“, brachte mit sich, dass die Finanzindustrie erstmals wirklich ungehindert ihre Geschäfte mittels globalem, steuerfreiem, nicht reguliertem Geldverkehr ausüben konnte. Seitdem finden die wichtigsten ökonomischen Entwicklungen in der Finanzindustrie statt. Im unbeschränkten Kapitalmarkt werden die Geldströme immer größer und sind, in der Hand weniger Besitzer und Finanzinstitute, ständig auf der Suche nach besseren Investitionen, entweder in Form hoher Renditen oder langfristiger Sicherheiten. Immobilien, per Definition lokal angesiedelt, werden diesbezüglich relativ billiger. Gesellschaftlich ist der Blick weder rückwärts noch vorwärts gerichtet, nur der persönliche finanzielle Erfolg steht zentral. Ziele im Dienst der Gemeinschaft rücken in den Hintergrund und verlieren an Ansehen. Architektur und Städtebau geraten in eine Abseitsposition und sind als zukunftsweisende In- strumente nahezu komplett entkräftet. Obwohl jeder Immobilienbesitzer direkt oder indirekt davon betroffen ist, sind die strukturellen Folgen des Wachstums der Finanzindustrie bezüglich der Werte unserer Immobilien kaum bekannt oder erkannt. Qualität, Beständigkeit, Kulturrelevanz interessieren im großen Finanzgeschäft nicht im Geringsten. Immobilien müssen also für immer weniger Geld saniert und Neubauten immer billiger gebaut werden. Unter diesem Umstand haben Wärmedämmverbundsysteme ihre optimalen (Wachstums-) Bedingungen gefunden, jedoch mit verheerenden Konsequenzen für die Baukultur. ÖKOLOGIE Die Lebensdauer von Wärmedämmverbundsystem liegt bei etwa 40 Jahren. Das entspricht in keinerlei Weise der in unserem Kulturraum üblichen Lebensdauer von Gebäuden, die mehrere Jahrhunderte erreichen kann. Das Wärmedämmverbundsystem, oder die Bestandteile dessen, lassen sich nicht ohne weiteres in einen Kreislauf zurückführen. Die Entsorgungskosten bleiben bei der wirtschaftlichen Betrachtung von Wärmedämmverbundsystemen unberück- sichtigt. Das auch schon heute bestehende Problem der Entsorgung wird verdrängt, so bieten verschiedene Hersteller bereits Aufdopplungen eingebauter Systeme an. Bestehende Wärmedämmverbundsysteme können dadurch an die stetig wachsenden Anforderungen einer novellierten EnEV angepasst, oder bereits eingebaute Systeme alters- oder schadensbedingt saniert werden. Eine auf den ersten Blick schnell angepackte Aufgabe, die energieeffiziente Ausrüstung der Wand, entlarvt sich als Ballast künftiger Generationen. Mehr als 80 Prozent der Wärmedämmverbundsysteme werden mit dem günstigen Dämmstoff Polystyrol, einem Erdölprodukt, ausgeführt. Damit die Entflammbarkeit des für den Bau vorgesehenen Polystyrols erschwert wird, enthält Polystyrol das Flammschutzmittel HBCD, eine Brom-Verbindung. HBCD ist toxisch und reichert sich im Ökosystem an. Insbesondere das Bundesumweltamt plädiert dafür, „andere, umweltverträgliche Dämmmaterialien zu verwenden, bis ein alternatives Flammschutzmittel für Polystyrol gefunden ist“. DIE AUFGABE Bauen muss einen Wert haben, denn ohne Baukultur und damit auch Kultur werden wir unsere Nachhaltigkeitsaufgabe nicht erfüllen können. Energieeffizienz darf nicht mit Nachhaltigkeit verwechselt werden. Sie ist nur Teil eines Systems und lässt sich auch nur innerhalb dieses Systems beurteilen. Das mühsame CO2-Einsparen kann nur durch eine ausschließliche regenerative Energieversorgung beendet werden. Diese ist die größte Chance einer Kulturerhaltung und -erneuerung. In ihr findet sich der Ausdruck der Zeit und nicht im kokonähnlichen Zustand eines verpackten Deutschlands. Solange die regenerative Energieversorgung nicht vollständig umgesetzt werden kann, muss für jedes Gebäude eine spezifische Lösung entwickelt werden. Die Aufgaben, die sich hier stellen, beschränken sich nicht auf die Gebäudehülle, sondern haben mit Infrastruktur und Raum zu tun. Jedes gebaute Projekt steht in einem komplexen Zusammenhang, muss verschiedenen Bedürfnissen und Anforderungen gerecht werden. So werden nicht nur durch den Klimawandel sondern auch durch den demografischen Wandel neue Bedingungen gestellt, die eine strukturelle Änderung der Baupraxis verlangen. Die Abnahme der Bevölkerung, die Erhöhung des Durchschnittsalters der Bevölkerung, die voranschreitende Entvölkerung des Landes und die zunehmende Konzentration der deutschen Bevölkerung in wenigen Metropol-Regionen werden neben dem veränderten energetischen Kontext das Bauen und die Architektur in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten bestimmen. Unabhängig von diesen Entwicklungen wird das Dach über dem Kopf ein Primärbedürfnis bleiben. Dessen bauliche Umsetzung wird als Ausdruck der Zeit auch immer die Wertschätzung einer Gesellschaft darstellen. Gerade in dieser Erkenntnis ist es absurd, die Baukultur der vergänglichen Methode des Wärmedämmverbundsystems preiszugeben. 14 DÄMMENDE AUSSENWÄNDE AUCH OHNE WDVS Vermeidung von Bauschäden PROF. DR.-ING. ARCHITEKTIN SYLVIA STÜRMER HTWG KONSTANZ FACHBEREICH ARCHITEKTUR www.htwg-konstanz.de Bei Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS), früher als Vollwärmeschutz bezeichnet, handelt es sich um einen technisch und baurechtlich geregelten Bausatz für die Dämmung von Fassaden. Die „Geburtsstunde“ dieser Dämmtechnologie geht auf das Jahr 1957 zurück. Die ersten Anwendungen als Außendämmung wurden in den 60ziger Jahren auf landwirtschaftlich genutzten Betonsilos zur Vermeidung von Kondensatbildung eingesetzt. Seit Anfang der 1970er Jahre - ausgelöst durch die Energiekrise - wurden auch Wohngebäude gedämmt, zunächst mit Dämmplatten aus Polystyrol („Styropor“) und Beschichtungen aus Kunstharzputzen. Die mineralischen Dämmstoffe wie die Mineralwolle und mineralische Putzsysteme werden seit Ende der 1970er Jahre eingesetzt. Seitdem sind zahlreiche weitere organische und mineralische Dämmstoffe dazugekommen, und mit wachsendem Umweltbewusstsein wird auch nach Alternativen im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe gesucht. So sind heute z. B. Holzfaser- und Schilfrohrdämmplatten fester Bestandteil des Dämmstoffmarktes auch mit Zulassungen als WDVS. Die steigenden Anforderungen der WSVO in den 90er Jahren und ab 2002 der EnEV erfordern größere Dämmstoffdicken und beeinflussen damit auch stärker die Ästhetik der Fassaden. Gleichzeitig arbeiten die Dämmstoffhersteller an der Entwicklung von Dämmstoffen mit deutlich geringeren Wärmeleitfähigkeiten bis hin zu vakuumbasierten Dämmsystemen und die Mauersteinindustrie, insbesondere die Ziegelindustrie, an dämmenden Mauersteinen bzw. an „tragenden Dämmstoffen“ (ab Unterschreitung der Wärmeleitfähigkeit von Lambda < 0,1 W/m*K). Dabei geht es nicht nur um wärmetechnische, sondern auch schalltechnische Verbesserungen mit erhöhtem Komfort für die Nutzer. EINSATZBEREICHE, AUSWIRKUNGEN UND DAUERHAFTIGKEIT WDV-Systeme sind eine von vielen Möglichkeiten, den - für die Gesamtenergiebilanz bedeutenden Wärmeverlust über die Außenwand zu reduzieren. Die Anwendung (Planung und Verarbeitung) der Wärmedämm-Verbundsysteme ist in der Liste der technischen Baubestimmungen (LBO) geregelt. Für die Anwendung von WDVS ist in Deutschland eine nationale allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) erforderlich. Für den Neubau gibt es zahlreiche Varianten, die energetischen Anforderungen ohne WDVS zu erzielen, mit dämmenden Mauersteinen, Kerndämmung zwischen den Ziegelschalen, Dämmstoffen hinter vorgehängten Fassaden oder keramischen Bekleidungen/ Vormauerungen etc. Für den Bestand, d. h. im Sinne einer nachträglichen Dämmung, stehen nur die Varianten der nachträglichen Außendämmung (z. B. mit WDVS) oder der Innendämmung zur Verfügung. Da- bei ist die außenseitige Dämmung aus technischen, insbesondere bauphysikalischen Gründen die bessere Lösung, da durch die Lage der Dämmung in einer geschlossenen Dämmebene Wärmebrücken vermieden werden können. Darüber hinaus können verputzte Bestandsgebäude mit Putzmängeln, insbesondere Rissen, mit WDVS instand gesetzt werden, ohne den Altputz entfernen zu müssen. Das ist im Sinne der Kosten und der Nachhaltigkeit als positiv zu bewerten. Die sogenannte „entkoppelnde Wirkung“ der Dämmstoffplatten ist ab 5 cm Dämmstoffdicke gegeben. Detailinformationen zu diesem flächigen Instandsetzungsverfahren liefert das WTA*-Merkblatt 204/08 D „Beurteilung und Instandsetzung gerissener Putze an Fassaden“ [1]. Wie bereits erwähnt, ist die Veränderung der Ästhetik der Fassaden durch das WDVS kein unwesentlicher Aspekt. Davon sind der Gesamteindruck der Architek- tur (insbesondere mit zunehmender Dämmstoffdicke) und teilweise auch die „Kunst am Bau“ u. a. mit Fassadenornamenten und plastisch-wirkenden Putzen mit bildhaften Darstellungen (= Sgraffitos) betroffen. Am Beispiel einer Konstanzer Wohnsiedlung mit Ziegelbauten aus den 50er Jahren wird gezeigt, dass es dafür durchaus „sensible Kompromisse“ und Detaillösungen gibt. Voraussetzung für die Dauerhaftigkeit der WDVS sind neben der Verwendung systemkonformer Materialien, die fachgerechte, detaillierte Planung und Ausführung, sowie Wartung und Instandsetzung. Dies vorausgesetzt, kann die technische Lebensdauer von mindestens 25 Jahren nach europäischer Leitlinie [2] und im Mittel von 35 Jahren gemäß statistischer Auswertungen [3] durchaus erreicht werden. Was ist zu tun, wenn bestehende WDVS „in die Jahre gekommen sind“ und/oder nicht den heutigen energetischen Anforderungen entsprechen? Aus Gründen der Nachhaltigkeit ist man bemüht, diese Systeme, sofern sie schadensfrei sind, zu erhalten und mit Beschichtungen zu überarbeiten oder mit einem WDVS aufzudoppeln. Auch dafür gibt es bauaufsichtlich zugelassene Produktsysteme verschiedener Hersteller. Die Dämmstoffdicke des Gesamtsystems (alt und neu) darf 300 mm nicht überschreiten. Darüber hinaus befasst sich eine Expertengruppe innerhalb der WTA* mit der Erarbeitung eines neuen Merkblatts zur „Wartung, Instandsetzung, technischen und energetischen Verbesserung von WDVS“, wo detaillierte Hinweise zu den notwendigen Vorprüfungen und Maßnahmen gegeben werden sollen. Das erscheinen des Merkblatts ist für 2012 vorgesehen. MÄNGEL IN VERBINDUNG MIT WDVS Die Mängel bzw. Schäden an WDVS sind im Kontext mit generell häufig auftretenden Mängeln an Außenwänden, Sockeln und deren Anschlüsse an Fenster und Türen zu betrachten, die permanent der Freibewitterung und in den unteren Bereichen zusätzlichen mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt sind. Häufig anzutreffende Mangel-/Schadensbilder sind Risse, Abzeichnen der Dübelteller, Abplatzungen an Anschlüssen und in Sockelbereichen sowie Verschmutzungen und Veralgungen. Es trifft zu, dass WDVS je nach Art, Lage und Exposition Veralgungen zeigen. Das betrifft jedoch auch andere Außenbauteile wie Dächer, Zäune, Balkongeländer und Bauten des GaLa-Baus. Dickschichtige Putze auf Mauerwerken in gleicher Lage können weniger befallen sein - je nach Art des Putzsystems und Dämmwirkung des Untergrundes. Es gibt zahlreiche Ursachen für die Mängel an WDVS, meistens sind es verschiedene Ursachen, die nachteilig zusammenwirken. Exemplarisch möchte die Autorin im Vortrag auf drei Ursachengruppen kurz eingehen: die große Systemvielfalt mit mehreren Systemkomponenten und teilweise sehr dünnen Putzsystemen, die mangelnde Detailplanung und Ausführung der Anschlüsse und Materialwechsel sowie die unzureichende Ausbildung der Ausführenden, die aus verschiedenen Gewerken kommen können. Im Vortrag geht es jedoch nicht darum, die außenseitigen Dämmungen zu negieren, sondern auch andere, energetisch günstige und ästhetisch ansprechende Möglichkeiten aufzuzeigen. * ... Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. 16 DÄMMENDE AUSSENWÄNDE Die Bemühungen, massive Außenwände dämmend zu gestalten, sind nicht erst seit den 60er Jahren mit Vormarsch der Dämmstoffe zu verzeichnen. Bereits früher, vor allem in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts baute man Ziegelmauerwerke mit Luftschichten. Im Folgenden soll auf die nachträgliche energetische Verbesserung von Ziegelbauten ohne WDVS eingegangen werden. NACHTRÄGLICHE AUSSENDÄMMUNG OHNE WDVS Ein Beispiel dafür ist die POROTON®-WDF (Wärmedämmfassade) des Herstellers Schlagmann, ein keramisches Fassadensystem zur energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden, das zur BAU 2009 in München eingeführt und mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet wurde. Dabei wird den tragenden Ziegelaußenwänden eine zweite massive Ziegelwand vorgemauert, wobei die 18 cm dicken Ziegel mit einer wärmedämmenden Füllung aus dem mineralischen Leichtzuschlag Perlit versehen sind. Bei Einhaltung der Maßtoleranzen nach DIN 18202 kann die POROTON®-WDF ohne weitere Maßnahmen knirsch vorgemauert werden. Bei Abweichungen der Bestandswand kann entweder mit einem geeigneten Ausgleichsputz egalisiert und anschließend die POROTON®-WDF vorgemauert werden oder die in einem Abstand von max. 4 cm vorgemauerte POROTON®-WDF wird mit hydrophobiertem Perlit hinterfüllt (siehe auch www.schlagmann.de). INNENDÄMMUNG Ebenso gibt es Bestandsobjekte, wo eine nachträgliche Außendämmung nicht möglich ist. Gründe dafür können Bestands- oder Denkmalschutz z. B. bei historischen Ziegelsichtmauerwerken sein, aufwendige Fassadengliederung oder zu geringe „Baufreiheit“ z. B. bei Innenstadtbebauungen, die keine größeren Dämmstoffdicken zulassen. Dafür gibt es die bewährte Möglichkeit der Innendämmung, deren energetische Anforderungen in der aktuellen EnEV geregelt sind. Auch wenn die Dämmstoffdicken hier geringer sind als bei der Außendämmung (u. a. aufgrund der Wärmebrückeneffekte der einbindenden Wände und Decken) lassen sich mit den überwiegend mineralischen Dämmplatten und Dämmputzen in Verbindung mit einem angemessenen Energie-Gesamtkonzept hervorragende Verbesserungen erzielen. Früher begegnete man der Innendämmung aufgrund teilweiser Probleme mit dem Feuchteschutz eher skeptisch. Durch die Weiterentwicklung auf der Basis von Grundlagen- und Anwendungsbezogener Forschung (u. a. durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik) sowie der Modellierung und dem Nachweis mit Hilfe erprobter Software unter Einbeziehung der Kapillarität der Innendämmstoffe (z. B. mit Hilfe des Programms COND der TU Dresden) können diese Befürchtungen jedoch ausgeräumt werden. Literatur: [1] WTA*-Merkblatt 2-04/08 D „Beurteilung und Instandsetzung gerissener Putze an Fassaden“ [2] „Leitlinie für Europäische Technische Zulassung für Außenseitige Wärmedämm-Verbundsysteme mit Putzschicht“ [3] FRAHM, RENZ, AGETHEN, THEES: BTE (Bund technischer Experten) – Lebensdauerkatalog, Stand 14.3.2008 unter www. expertebte.de EDUCATION CENTER Nyanza, Ruanda DIPL.-ING. ARCHITEKT DOMINIKUS STARK DOMINIKUS STARK ARCHITEKTEN, MÜNCHEN www.dominikusstark.de DER ORT Auf eine private Initiative hin, entstand in Nyanza, an der Verbindungsstraße zwischen den wichtigsten Städten des Landes Kigali und Butare, der Neubau eines Ausbildungszentrums. Es sollte ein Ausbildungszentrum mit Leuchtturmcharakter im Bereich IT entstehen, mit zukunftsorientierten Lehrplänen und mit enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. DIE ANLAGE In dem durch Landwirtschaft geprägten Gebiet, mit unzähligen, einzeln verstreuten Lehmhäusern, sitzt der Komplex wie ein Findling in der Landschaft. Selbstbewusst und klar in seiner Form. Gebäude gruppieren sich um einen zentralen Platz und integrieren ein zu sanierendes Haus in die neue Anlage. Nach außen ohne Öffnungen, orientieren sich die einzelnen Häuser nach innen. Einzig das öffentlich zugängliche Internetcafe mit Copyshop öffnet sich nach außen und formuliert den Vorplatz und den Eingang der Anlage. Tief eingeschnittene Innenhöfe und vorgelagerte Wandelgänge bilden einen Filter zwischen den Häusern und dem zentralen Platz in der Mitte – spenden Schatten. Die dadurch entstandenen Rückzugsmöglichkeiten bieten Raum für parallele Nutzungen. Lediglich die Kantine, in der auch Hochzeiten und Kinoabende stattfinden, öffnet sich direkt zum Hauptplatz. 2 18 Außenküche 1 Sprachlabor Bibliothek Küche Gemüsegarten Verwaltung DIE MATERIALIEN Dauerhaft gut, dauerhaft schön sollen die Materialien sein. Auf der Suche nach einem geeigneten Material, das diesem Anspruch gerecht wurde, das lokal verfügbar war und das ohne Maschine verbaut werden konnte, wurde Ziegelstein gewählt. 1 Vorplatz Kantine 3 3 Internetcafe/ Copyshop 2 Kursräume Grundriss 0 5 10 15 Ein einfaches Querlüftungskonzept über Lüftungsöffnungen in Kombination mit der Speichermasse der massiven Ziegelwände ermöglicht ein angenehmes Raumklima. Die Ausrichtung der Dachschräge zum Innenhof hat ebenso einen funktionalen Hintergrund: das Sammeln von in diesen Breitengraden kostbarem Regenwasser. Auf den Einsatz vom Werkstoff Holz wurde aufgrund des Mangels am Baustoff verzichtet. Ein ursprüngliches Material mit langer Tradition in Ruanda und sehr guten bauphysikalischen Eigenschaften. Von vielen Ein-Mann-Unternehmen wurden handgeformte, tonhaltige Lehmquader hergestellt und in einer Kooperative über Wochen zu Ziegelsteinen gebrannt. Auch in Ruanda orientiert sich die Größe des Steins an den Maßen der menschlichen Hand. 575.000 Ziegelsteine wurden „Stein auf Stein“ präzise zu einem Ganzen gefügt. 150.000 Meter sichtbare Mörtelfugen wurden abgezogen. Ziegelstein als durchgehendes Material für Wände, Stützen, Lüftungsöffnungen, Bodenbeläge und Sitzbänke. Deckenverkleidungen aus Papyrus sowie das Flechtwerk der Kantinen- und Hoftore wurden von den örtlichen Korbflechterinnen hergestellt. Die Einbeziehung der lokalen Handwerker und der Menschen vor Ort fördert die Akzeptanz der Einrichtung und trägt zur wirtschaftlichen und baukulturellen Nachhaltigkeit bei. 20m 20 KYBERNETIK UND AUTOCHTHONE ARCHITEKTUR Moderne Ansatzpunkte für energieeffiziente Architektur PROF. DIPL.-ING. ARCHITEKT GÜNTER PFEIFER TU DARMSTADT FACHBEREICH ARCHITEKTUR PFEIFER KUHN ARCHITEKTEN, FREIBURG www.guenterpfeifer.de www.pfeifer-kuhn.de www.architektur.tu-darmstadt.de Es muss einmal eine Zeit gegeben haben, in der die Menschen darauf angewiesen waren, ihren Lebensstil und ihre Behausung nach der Umgebung und dem Klima auszurichten. Sie schützten sich mit den Dingen, die sie zwangsläufig umgaben und in denen sie klimatisiert wurden. Man kann also festhalten, dass die Geschichte der Architektur sich aus dem Kontext des Klimas mit der Physis des Ortes entwickelte. Niemand wird das bestreiten. Daraus entstand eine Einheit von Mensch, Klima und Architektur, die von Generation zu Generation weitergegeben und damit auch weiterentwickelt wurde. Die so entstandenen Gebäude – wir nennen diese heute autochthon – verfügten über die Fähigkeit, mit Hilfe einfacher typologischer, konstruktiver und thermischer Strukturen die jeweiligen Klimazonen in ihren Häusern so abzubilden, dass damit die Anforderungen an die Lebens- und Behaglichkeitsbedingungen erfüllt wurden. Dies gilt für alle Klimazonen der Erde. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen eines Ortes – deren Physis wie Materialität, Topographie, Flora und Fauna – wurden jeweils in angemessener Form eingesetzt und typologisch und konstruktiv verwertet. Die daraus entstandenen Architekturen wurden so Teil der kulturellen Identität. Dabei muss man nicht nur auf die vielen Beispiele eingehen, die die UNESCO als Welterbe gesichert hat. Vielmehr liegen die alten, autochthonen Architekturen mehr oder weniger unbeachtet am Wegesrand und beginnen zu verrotten. Das sind beispielsweise die letzten Dörfer im Tessin, in Italien und in Portugal. In allen Regionen der Welt gibt es Dörfer, deren Bauten noch auf diese Art funktionieren. (Andreas Brandt: Haus und Landschaft in Asien) Diese Zeugnisse bedeuten weit mehr als die konservierten und von Touristen überrannten UNESCO Welterbe-Denkmäler. Sie zeugen nämlich von lebendiger Gegenwart und autochthonen – im wörtlichen Sinn gemeint: an Ort und Stelle entstandenen – Lebensräumen, die nach wie vor vom Klima bestimmte Architekturen zeigen, die auch ohne neuzeitliche Techniken auskommen. Über Jahrhunderte hat sich die Architektur von Generation zu Generation weiterentwickelt. Man lernte voneinander und gab das Wissen weiter. Nach jeder neuen Art von Katastrophen wie Feuersbrünste, Überschwemmungen, Orkane oder Hitzeperioden wurden die Techniken verändert und verbessert. Als einfachstes Beispiel mag man die hohe Windfestigkeit der Schwarzwaldhausdächer bestaunen. Nach Messungen der Dachformen in modernen Windkanälen kam man zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass diese Formen und Konstruktionen die Windstärke 12, also Orkane, aushielten. Man mag sich fragen, wie man in den Entstehungszeiten im 16. Jahrhundert zu solchen Ergebnissen gekommen ist. Die Antwort dürfte man in den nichterzählten Geschichten finden, in denen die Dächer der Schwarzwaldhöfe reihenweise zu Schaden kamen. An denen jedoch, die dem Orkan standhielten, lernte man die Unterschiede – im Standort und der Ausrichtung, in der Art der Konstruktion und Dachdeckung – und man gab die Verbesserungen weiter und übertrug diese auf andere Gehöfte. vollständig öffnen und der Durchlüftung anpassen. Tatamimatten aus Reisstroh, papierne Shoji sowie Wandaufbauten aus Holz und Lehm helfen, die richtige Diffusionsfähigkeit herzustellen. Sehen wir uns verschiedene Bauten in den unterschiedlichen Regionen an, können wir feststellen, dass die Klimaprobleme immer mit architektonischen Mitteln bewältigt werden mussten. Das Schwarzwaldhaus hat seine Arbeitsökonomie mit Das chinesische Haus in der ariden Klimazone – eine zweigeschossige Holzkonstruktion, frei in eine gemauerte, fensterlose Umhüllung eingestellt, mit einem schlanken, hohen Innenhof – ist so ausgestattet, dass es nur geringe solare Einträge zulässt. Die gemauerte Wand bildet die Speichermasse. Das räumlich stark überhöhte Erdgeschoss mit ca. 4 m hohen Räumen ist aus thermischen Gründen notwendig. Der Wohnraum liegt offen am Innenhof und leistet wegen der großen Raumhöhe und einer indirekten Belichtung über den engen Innenhof eine gute Aufenthaltsqualität. Im Obergeschoss befinden sich die Schlafräume, die der Verwertung der Prozessenergie verbunden. Im großen Dachgeschoss wird das Heu gelagert, das im Winter zur Dämmung dient; im Hanggeschoss befindet sich der Viehstall, dazwischen die Wohnräume, die von der Wärme des Viehs profitieren. Im Sommer ist das Heu aufgebraucht und das Vieh auf der Weide; dann werden die Räume durchlüftet und zur Kühlung herangezogen. Ergänzt wird dieses System mit dem gefassten Brunnen, der je nach Haustyp den Anteil an geothermischen Energien verstärkt. Das ganz in Holz konstruierte Haus, mit einer Dachdekkung aus Schindeln und den hölzernen Gebrauchsgegenständen, konnte vollständig vor Ort hergestellt werden. Das japanische Haus ist ganz darauf angelegt, die hohe Luftfeuchtigkeit zu bewältigen. Das aufgeständerte, eingeschossige Haus mit dem Innenhof und der Veranda lässt sich, dank raumhoher Schiebetüren, des Verzichts auf Möbel und des offenen Grundrisses über kleine Lüftungsöffnungen in der Außenwand und großzügige Lüftungsmöglichkeiten zum Innenhof immer Querlüftung haben, was zusammen mit der Nachtauskühlung ebenso sinnvoll wie wirkungsvoll ist. Die Häuser in der ariden Klimazone der arabischen Welt wiederum sind aus gesellschaftlichen Gründen ganz anders. Die großen Hofhäuser, in denen meist ganze Sippen lebten, organisieren sich über eine kluge, thermische Zonierung. Die Schlafräume sind in der erdnahen Zone mit der geothermischen Kühle eingebaut, die Räume im Erdgeschoss sind so angeordnet, dass sie je nach Sonnenstand genutzt werden. Der Iwan liegt generell im Norden und ist an den Windturm angeschlossen, der dem Innenhof zu einem günstigen Mikroklima verhilft. Das Wasserbecken sorgt für adiabate Kühlung und die dicken Wände haben ausreichende thermische Speichermasse. Auch diese Häuser sind generell Vorbilder für eine 22 natürliche Kühlung ohne Technik, allerdings unter der Voraussetzung, dass man die strukturellen Eigenschaften dieser Häuser richtig transformiert. Keineswegs ist die Rückkehr zu den alten Gebäuden anzustreben und wir sehnen uns auch nicht nach den Behaglichkeitsmaßstäben des 19. Jahrhunderts. Vielmehr geht es darum, die Strukturprinzipien der architektonischen Kulturen neu zu transformieren und diese in die heutige Architektur zu übertragen. Das, was die Strukturen zu leisten vermögen, ist in Vergessenheit geraten. Denn auf die Frage, was denn ein Gebäude leisten muss, ist folgende einfache Antwort zu geben: 1. das Sammeln des im Überfluss vorhandenen Sonnenlichts, um dieses in direkte Wärme umzuwandeln, 2. die Verteilung der gewonnenen Energien, 3. das Speichern der Energien, wenn diese nicht sofort genutzt werden können, um einen möglichst hohen Ausnutzungsgrad zu erzielen, 4. das Schützen vor Energieverlust, allgemein als „Dämmen“ bezeichnet, bzw. Reduzierung des Energieverlustes, 5. das Entladen von Energien (Auskühlen) oder das Entledigen der überschüssigen Wärmeenergie. Zu den Wärmequellen gehören neben den solaren auch die geothermischen, aber auch die Prozessenergien, die durch Menschen und Maschinen aller Art entstehen und deren Energieflüsse in den Energiekreislauf integriert werden sollten. Die Frage, wie wir diese zusammenführen, ist allerdings von entscheidender Bedeutung; denn alle diese Teilelemente müssen in einem sorgsam interdependenten Prozess aufeinander abgestimmt werden. Jedes dieser Teilelemente ist an sich selbstständig, aber nicht unabhängig in der Wirkungsweise. Dieses Prinzip, das wir „kybernetisch“ nennen, umschreibt damit das System eines Wirkungsgefüges, dessen Elemente durch unmittelbare, gegenseitige Einwirkung miteinander verbunden sind. Die Qualität der Wirkung hängt davon ab, wie die Qualität der Beziehungen der Elemente untereinander konfiguriert ist. Denn auch ein gutes Einzelelement kann nur in einer interdependenten Verknüpfung die volle Wirkung erzielen. Dazu gehört auch, dass das System dynamisch auf die Bedingungen der Umgebung sowie den Tages- und Jahreszyklus reagieren kann. Entschei- dend an all diesem ist allerdings: Das System beruht ausschließlich auf Prinzipien und Elementen, die aus architektonischen Prozessen hervorgehen – auf Fügungs-, Gestaltungs- und Tektonikprinzipien – und diese funktionieren im Idealfall ohne technische Unterstützung. Wenn all diese Aspekte auf kohärente Weise zusammengeführt werden in dem Sinne, dass sie sich gegenseitig bedienen und ein sich selbst regelndes vernetztes System bilden, dann sprechen wir von einem kybernetischen Gebäude. Was wir nicht meinen, ist ein hoch technisiertes Gebilde, dessen Funktionen beim Ausfall eines Teilbereichs gleich zusammenbrechen. Wir meinen Gebäude, die als innovative aber stabile Systeme funktionieren, die ihre Umwelt aktiv mit einbeziehen und dies in ihrer Struktur und Gestalt zeigen. Jeder Entwicklungsschritt der Vergangenheit baute auf den Erfahrungen der vorangegangenen Schritte auf. Doch aus dem architektonischen Prinzip der fortdauernden Evaluation haben wir mit Beginn der Industrialisierung den Veränderungszyklus immer wieder mit Technik erweitert. Die fortschreitende technische Entwicklung, das Entwickeln einer städtischen Infrastruktur zur Versorgung und Entsorgung, neue sanitäre Systeme, die Zentralheizung und letztlich die Entwicklung einer künstlichen Kühlung ließen die architektonischen Elemente in den Hintergrund treten und schließlich sogar in Vergessenheit geraten. Die Struktur einer Technik konnte man zurückführen auf eine vorgefundene Praxis, die sie hervorgebracht hat. Diese Praxen wurden wiederum Teil eines größeren, gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses. Dieselbe Technik wurde dann Ausgangspunkt für die nachfolgenden Praxen und definierte damit einen neuen oder anderen Raum, in dem sich die Praxen ereignen. Eine klimagerechte Architektur muss sich wieder auf das besinnen, was ich als «architektonisches Handwerk« bezeichne. Der klimagerechte Entwurf ist nach wie vor der Schlüssel zur Klimaarchitektur. Dazu gehört, dass wir die fünf Grundelemente dessen, was ein Gebäude leisten muss, in ein System modularer Grundelemente umbauen. Die Basismodule werden von den klimatisch richtigen Zonierungen der Grundrisse und Volumen angeführt. Das nach der Besonnung ausgerichtete Raumprogramm ist nach wie vor der eigentliche Schlüssel zur klimagerechten Architektur. Energiegärten, Luftkollektoren im kohärenten Spiel mit Speichermassen, die in den Konstruktionen von Wand / Decke / Dach enthalten sind, interagieren mit Hypokaustensystemen verschiedenster Art, um die gesammelten Energien zu verteilen, zu speichern oder zu entladen. In diese Systeme werden die ohnehin vorhandenen Prozessenergien mühelos integriert. 24 EXKURSIONSPROGRAMM 01.07.2011 Regensburg - Novy Dvur - Prag Blick vom Petrinhügel auf den Hradschin, die Karlsbrücke und die Altstadt 08.00 Uhr Frühstück und Auschecken 09.00 Uhr Spaziergang zum Regensburger Dom St. Peter 09.15 Uhr Besichtigung der Kathedrale St. Peter Führung: Dipl.-Ing. Hans Weber, Leitender Baudirektor 10.30 Uhr Busfahrt nach Tschechien 12.15 Uhr Gemeinsames Mittagessen im Restaurant Stara Sladovna in Chodova Plana 13.15 Uhr Weiterfahrt nach Novy Dvur 14.00 Uhr Mönchskloster, Novy Dvur Architekten: John Pawson, London & Jan Soukup, Pilsen Führung: Dipl.-Ing. Architekt Jan Soukup 16.00 Uhr Weiterfahrt über Pilsen nach Prag 18.15 Uhr vorbei am Wohnkomplex Na Krutci Architekten: Kuba & Pilar, Brno 18.30 Uhr zur Villa Hanspaulka Architekten: Ladislav Labus, AA Studio, Prag 18.30 Uhr Spaziergang über den Hradschin, Führung: Prof. Pavel Zverina zum Fussgängertunnel, Architekt: Josef Pleskot, Prag; Führung; Josef Pleskot vorbei am Veitsdom, hin zur Orangerie, Architektin: Eva Jiricna, London auf dem Weg zum Kloster Strahov Pivovar 20.00 Uhr Abendessen im Restaurant Kloster Strahov Pivovar 22.30 Uhr Spaziergang über die Moldau zum Hotel Josef in der Altstadt 23.00 Uhr Einchecken in das Hotel Josef, designed by Eva Jirinca 26 REGENSBURG Kathedrale St. Peter DOMPLATZ 1 93047 REGENSBURG Quelle: www.stbar.bayern.de Foto links: Westfassade; oben: Grundriss Der Regensburger Dom St. Peter Das Bistum Regensburg wurde im Jahr 739 durch den Hl. Bonifatius gegründet. Seitdem ist wohl die Existenz einer Bischofskirche anzunehmen, die östlich des heutigen Domes, etwa im Bereich der heutigen Dombauhütte, stand. Vom romanischen Dom blieb unter anderem der Nordturm erhalten, der im Volksmund auch „Eselsturm“ genannt wird. Der Brand des romanischen Doms im Jahr 1273 schuf dann aktuellen Handlungsbedarf, so entschloss man sich unter Bischof Leo Thundorfer zum Neubau des Domes. Anfänglich noch eher in altertümlichen Bauformen wurde ab 1290 mit einem neuen Baumeister die Formensprachen der hohen Gotik verwendet. Man baute den Dom von Osten nach Westen in verschiedenen Abschnitten, wobei man fertig gestellte Raumteile mit provisorischen Wänden abteilte. So standen bis zum Jahr 1320 der gesamte Chorbereich, das Querschiff und das erste Langhausjoch für die liturgische Benutzung zur Verfügung. Um 1410/1415 wurde das schmuckreiche Triangelportal vollendet und unter dem Einfluss der berühmten Baumeisterfamilie Roritzer erlebte die Bautätigkeit am gotischen Dom gegen Ende des 15. Jahrhunderts einen letzten Aufschwung. Die Bautätigkeiten kamen um 1525 nahezu zum erliegen und nach Einführung der Reformation in Regensburg im Jahre 1542 war der Wille zur Weiterführung der Bautätigkeiten an der Bischofskirche vollständig erloschen. Es fehlten die Oktogongeschosse und Helme der Westtürme, die Querhausgiebel und der über der Visierung geplante Turm. Die folgenden Jahrhunderte ließen den Ausbau des Doms weitgehend unverändert und konzentrierten sich im Wesentlichen auf Einbauten im Kircheninneren. Mit dem Einbau einer barocken Visierungskuppel 1697 verblieb der Regensburger Dom in dieser Form bis ins 19. Jahrhundert. In Folge der Napoleonischen Kriege und des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 ging nach der Säkularisation 1810 das Eigentum am Dom an das Königreich Bayern über. Regelmäßige Instandsetzungsarbeiten blieben bis dahin aus, so dass in allen Bereichen gravierende Bauschäden auftraten. Unter König Ludwig I von Bayern erfuhr das Dominnere eine umfassende Restaurierung in den Jahren 1828-1841. Unter dem Architekten Friedrich von Gärtner wurden im Rahmen dieser radikalen Purifizierung nahezu alle nachmittelalterlichen Ausstattungsgegenstände entfernt und die barocke Vierungskuppel durch ein gotisches Rippengewölbe ersetzt. Dombaumeister Franz Josef Denzinger begann nach notwendigen Verstärkungsarbeiten an den Turmfundamenten 1860 mit dem Ausbau der Domtürme. 1869 konnten die Helme mit dem Versetzen der Kreuzblumen vollendet werden. Bis 1872 wurden die Arbeiten an den Querhausgiebeln und Dachreitern ausgeführt, so dass der Bau der Kathedrale nach 600 Jahren vollendet war. Massive Schäden an den Sandsteinpartien veranlasste die Oberste Baubehörde 1923 zur Gründung einer Dombauhütte, die organisatorisch dem damaligen Landbauamt zugeordnet war. Teilweise katastrophale Substanzverluste machten umfangreiche Steinauswechslungen nötig. Nach dem zweiten Weltkrieg konnten die bis auf einen Minimalquerschnitt verwitterten Turmhelme aus Sandstein nur durch den Einsatz von Kunststein gerettet werden. Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts begann die Gesamtreinigung des Domes, die Ihren Abschluss im wesentlichen mit den Sanierungsarbeiten am Westportal im Jahr 2010 gefunden hat. Die Staatliche Dombauhütte, als integraler Bestandteil des Staatlichen Bauamtes Regensburg, hat sich als wirkungsvolle Einrichtung erwiesen, um weiteren Substanzverlust an der „immerwährenden Baustelle“ des Doms entgegenzutreten. Der Freistaat Bayern als Eigentümer wendet hierbei für den Unterhalt jährlich 900.000 € auf. Dom Innenraum Steinerne Brücke Quelle: www.regensburg.de Die Steinerne Brücke ist eine mittelalterliche Natursteingewölbebrücke mit ursprünglich 16 Bögen und 15 Pfeilern. Mit einer Brückenlänge von früher 336 Metern überspannte sie das Donautal vor den Toren der Stadt. Der erste und letzte Bogen wurden im Laufe der Geschichte überbaut; der erste Bogen beim Bau des im 16. Jh. erbauten Salzstadels. Mit heute 15 Bögen (Spannweite ca. 15 m) und 14 Pfeilern (Breite ca. 7m) überquert die mächtige Steinbrücke auf einer Länge von rund 315 Meter den Nord- und Südarm der Donau sowie die beiden Wöhrd-Inseln. Die Bögen und die Stirnwände der Brücke bestehen aus behauenen Steinquadern aus überwiegend Regensburger Grünsandstein und Kalkstein. Das Innere der Brücke ist mit einem sogenannten Gussmauerwerk - einem Gemisch aus Grünsandsteinbrocken und Kalkmörtel - aufgefüllt. Die Pfeiler wurden direkt und ohne Pfähle auf dem standfesten Flusskies aufgelagert. Zum Schutz der Pfeiler wurden die sogenannten Beschlächte errichtet. Beschlächte sind inselförmige Vorbauten aus hölzernen Eichenpfählen und Steinschüttungen, die um die Pfeiler herum gebaut wurden, um diese vor Unterspülung zu schützen. 28 NOVY DVUR Mönchskloster PREVORSTVI NOVY - OCSO DOBRA VODA 20 36401 TOUZIM John Pawson Ltd Unit B 70-78 York Way London N1 9AG UK Altelier Jan Soukup s.r.o. Klatovská trida 818/11 30100 Plzen www.johnpawson.com www.atelier-soukup.cz Quelle: Brick 2006 Ein ehemaliger Gutshof aus dem Barock wird zum Trappistenkloster Das Hochland von Tepelska vrochina ist ein atemberaubender Teil von Böhmen. Sanft gewellt, grün, ruhig und gleichzeitig urwüchsig, verlieren sich die kleinen Dörfer zwischen den Hügeln in den versteckt gelegenen Tälern. Das Zentrum des Hochlands bildete einst das Prämonstratenserkloster in Tepla, dessen Geschichte bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht. Zu dem Kloster gehörte unter anderem auch ein Bauernhof in Novy Dvur, der ungefähr 1750 errichtet wurde. Sein rechteckiger Hof war an drei Seiten von Wirtschaftsgebäuden und an der vierten von einem Wohnhaus eingerahmt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lag der Bauernhof verlassen da und verfiel immer mehr. Er verdankt sein Überleben in der einen oder anderen Form allein der robusten, barokken Bauweise seiner Zeit. Die Überreste des Bauernhofs waren zwar noch immer imposant, aber abge- sehen von umfangreichen Umbauarbeiten mussten auch neue Gebäude errichtet werden. Vom ursprünglichen Gebäudekomplex blieben nur das Grundstück und der Nordwestflügel (das frühere Wohnhaus) erhalten; alles andere, die beiden geschlossenen Flügel des Klosters, die die ehemaligen Wirtschaftsgebäude ersetzten, sowie die Kirche, wurden neu errichtet. Die Umbauarbeiten wurden von den Architekten John Pawson und Jan Soukup mit größter Sorgfalt durchgeführt. Die Gewölberäume erhielten wieder ihre ursprüngliche Schönheit, und die zwischenzeitlich entfernten Fresken kehrten an ihre ehemaligen Plätze zurück. Die übrigen Gebäudeflügel befanden sich in einem derartig schlechten baulichen Zustand, dass sie abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden mussten. Aber auch diese Gebäude halten sich an das ursprüngliche Konzept und bilden wiederum einen geschlossenen Innenhof, wobei die höchstens zwei Stockwerke hohen Häuser mit dem Gelände spielen, d.h. die Geländestufen für logische, funktionale Verbindungen genutzt werden. Nur der Nordflügel, in dem die Kirche komplett neu errichtet wurde, unterscheidet sich nicht nur in seiner Funktion, sondern auch durch eine vollständig andere Form und Bauweise vom Rest der Anlage. Die verbliebenen Teile des ursprünglichen Klosters sind aus Stein, für die neuen Flügel wurden jedoch moderne Baumaterialien verwendet, so etwa Stahlbeton für den Keller, ein Stahlskelett für die Neubauten Schnitte und Grundrisse Gemäß der Philosophie der Zisterzienser ist die Kirche außen völlig schmucklos. Die strenge, hohe Wand wird nur durch einige Lichtöffnungen - manche davon offen, manche verglast - in wenige Linien gegliedert. An der im Gelände abfallenden Ostseite dreht sich die Kirche leicht über eine halbrunde Apsis mit zwei kleinen Fenstern. Dahinter führt ein schmaler Spalt zu einem Korridor, der sich in einen sonnendurchfluteten Innenhof öffnet. Dort befindet sich in einer Ecke eine hohe und schmale Holztür - wiederum nur einen Spalt breit, durch den der Besucher in das Innere gelangen kann. Licht fällt hier nur selten direkt ein, meistens dringt es unter den dicken, abgesenkten - wie abgehängt erscheinenden - Wänden ein. Die minimalistische Gestaltung der gesamten Anlage ermöglicht zauberhafte Lichtspiele und den Genuss von unerwarteten Lichteffekten. und Ziegel für die Wände. Hierbei handelt es sich nur um Bautechniken, nicht um etwas, das sich auf den Gesamtausdruck des Ensembles auswirken und dem Kloster ein neues Erscheinungsbild geben würde. Außen wird der ursprüngliche Charakter beibehalten. Das Innere wiederum orientiert sich an den traditionellen Komponenten: das Refektorium bildet über der zentralen Säulenreihe ein Kreuzgewölbe aus, und den Innenhof umschließt eine Arkadengalerie, so dass der in Klöstern so einzigartige Raum für Meditation und Kommunikation entsteht. Insgesamt unterscheidet sich die heutige Innensituation dennoch von der früheren, was hauptsächlich am zeitgenössischen Charakter des Kreuzganges liegt, der mehr als jeder andere Teil der Anlage die Moderne widerspiegelt. Das Tonnengewölbe scheint allein auf einer Glaswand zu ruhen, wodurch ein einzigartiges Raumgefühl entsteht, das nicht an einer Wand oder einer Säule endet, sondern in einem Lichtstrahl, der den Innenhof an seinen drei neuen Seiten umschließt. Die strenge Klosterarchitektur öffnet sich nach innen. 30 NA KRUTCI Wohnkomplex Lageplan und Struktur des Wohnkomplexes NA KRUTCI 16000 PRAG 6 Kuba & Pilar Architekten Kopecná 58 60200 Brünn www.arch.cz/kuba.pilar Quelle: Brick 2010 Schnitt Mehrfamilienhaus Typisch für Prag waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kompakte Villenviertel. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelte sich in der Na Krutci Straße in Prag 6 eine neue Form von Bauensembles: Verschiedene Ein- und Mehrfamilienhäuser mit Apartmenthäusern kombiniert. Dies betont einerseits die Vielfältigkeit der Wohnsiedlung und spiegelt andererseits die Tradition von Ein- und Mehrfamilienhäusern ebenso wie die unterschiedlich bebaute Umgebung wieder. Der gewählte Standort befindet sich in einer verkehrsfreien Zone hinter einer großen Wohnsiedlung und grenzt direkt an ein Naturreservat. Die damit verbundene Aussicht in die grüne Landschaft spielte bei den städtebaulichen Überlegungen eine entscheidende Rolle. Am höchsten Punkt des Baugeländes findet man mehrere einzeln stehende Wohnhäuser im aktiven Dialog mit den umliegenden älteren Gebäuden, darunter gibt es parallel zur Geländeneigung zwei Zeilen mit Reihenhäusern; noch weiter unten sind schachbrettartig mittelgroße, frei stehende Einfamilienhäuser angeordnet und ganz unten befinden sich wahrhaft stattliche Villen. Je weiter man nach unten kommt, desto höher wird die Lebensqualität, da die Bebauungsdichte immer mehr abnimmt und gleichzeitig der individuelle Charakter der Gebäude zunimmt. Mit der strengen Rechteckigkeit hält sich dieser Baukomplex an die Tradition des tschechischen Funktionalismus und verwendet, abgesehen von geringen Mengen an Beton, ausschließlich Grundmaterialien wie etwa unverputzte Ziegel, Glas und Holz. Die Balkone sind entweder präzise in die Baukörper hineingearbeitet oder aber sie ragen so weit wie möglich daraus hervor. In letzterem Fall sind sie mit Glas- Weit auskragende, als dezente Linien wahrnehmbare Balkone Sichtziegel, Glas und Holz bestimmen den Charakter der Siedlung brüstungen versehen, sodass sie nur als Linien erscheinen und somit den Gesamteindruck des Bauwerks nicht stören. Auch Farben wurden nur sparsam eingesetzt, betrachtet man das helle Holz, die wohl kaum traditionell zu nennenden anthrazitfarbenen Klinker oder die schwarzen Fensterrahmen. Nur einige wenige Oberflächen sind rot verputzt. Die rote Farbe findet sich auch an den Außenjalousien; hier hat sie die Aufgabe, belebende Akzente zu setzen, um allzu großer Eintönigkeit entgegenzuwirken. In den Apartmenthäusern gibt es in jedem Stockwerk zwei Wohnungen. Die Reihenhäuser sind eher bescheiden ausgestattet und verfügen über Gärten bzw. nicht einsehbare Terrassen im ersten Obergeschoss. Die zentral gelegenen Villen haben entweder die Form von geschlossenen, lang gestreckten Rechtecken oder halb offenen Atrien. Es gibt Häuser mit Holzfassaden und Putzwänden als auch Häuser mit anthrazitfarbenem Klinker. Wie bei den anderen Gebäuden wurden auch hier die gleichen architektonischen und künstlerischen Gestaltungselemente eingesetzt. Ein neuer, nicht traditioneller Teil des Wohnkomplexes umfasst ein Sportzentrum. Selbst hier entspricht die Architektur dem Geist des Funktionalismus. 32 VILLA HANSPAULKA NA MICANCE 16000 PRAG Ladislav Labus Komunardu 1529/5 17000 Prag www.estav.cz/labus-aa Quelle: www.bydleni-iq.cz Lageplan Obwohl die meisten Menschen lieber in einem Einfamilienhaus leben, bevorzugen sie wegen des Lebenstils und des nahegelegenen Arbeitsplatzes die Stadt. Noch nicht bebautes Land in der Nähe des Zentrums ist daher von enormem Wert und sollte sehr sorgfältig und sensibel behandelt werden. 04 06 11 03 13 14 07 05 12 10 16 01 02 Grundriss Schnitt 08 09 15 Hanspaulka ist ein Wohngebiet im Prager Stadtteil Dejvice. Es ist nicht nur eng mit dem Zentrum verbunden, sondern bietet auch eine außergewöhnliche Umgebung: Gartenvillen aus der Vorkriegszeit, am Rande des südöstlichen Hangs ein Naturschutzgebiet und darüber hinaus ein unverwechselbarer Südostorientierter Ausblick auf das Prager Schloss und die Skyline der Stadt. Das städtebauliche Konzept von Ladislav Labuss, AA Studio, überzeugte im Architekturwettbewerb. Es sollten drei komfortable Villen mit großzügigen Gärten am höchsten Punkt der Hanglage entstehen. Die Gebäudeform ist zeitgenössisch mit einem Flachdach versehen und zusätzlich ist in jeder Ecke der oberen Etagen eine Terrasse aufzufinden. Jede Villa verfügt über vier Wohnungen, alle haben einen eigenen Eingang, eigene Parkplätze und direkten Kontakt mit dem Gartengelände. Die Villen werden vom Straßenniveau im Erdgeschoss betreten, wo sich Wohnzimmer und Küche befinden. Die oberen Wohnungen haben einen separaten Eingang, der an der Seite liegt. Diese Wohneinheiten besitzen eine Dachterrasse, die zum Entspannen einlädt oder man kann den Panoramaausblick auf die Prager Burg und Skyline der Stadt genießen. Alle Wohnungen wurden so entworfen, dass ein problemloser Wechsel der Aufteilung gelingt. Die Wohnräume können entweder ebenerdig von der Straße bzw. vom Garten aus betreten oder mit der Dachterrasse kombiniert werden. Hinsichtlich der Struktur der umliegenden Gebäude und dem Kontext der Umgebung folgt der Entwurf dem Prinzip des Flurgrundstücks bezüglich der Größe der Villen. Die Grundstücksgrenzen zwischen den Vil- len wurden lose definiert, Stützmauern und grüne Hecken wurden hier verwendet. Die Lösung reagiert gut auf das steile Gelände und gibt eine Reihenhauskonfiguration wieder, die auf wirksame Weise die Trennung bewirkt und ein Gefühl der Identität der einzelnen Gärten vermittelt. Gleichzeitig erinnert die jetzige Topographielösung an den ursprünglichen Charakter des Gebietes, das vorher als Weinberg genutzt worden ist und daher auch das Wohngebiet den Namen der größten Weingüter, Höfe Hanspaulka, trägt. Jede Villa verfügt über eine Wohnfläche von ca. 600 m². Die Bruttogeschossfläche von allen drei Villen inkl. Parkmöglichkeiten beträgt ca. 2600 m². Für jeden Block der Villen ist die Hanglage wesentlich, daher ist der östliche Teil der Villen um 0,75 m nach oben versetzt. Aus dieser Notwendigkeit entstanden asymmetrische, interessante Fassaden und eine effiziente Nutzung der Höhe. Mit Absicht wurden verschiedene Grundelemente der Fensteröffnungen gewählt, große Fenster über zwei Stockwerke, geringe horizontale Fenster aus Holz und die normale Fenstergröße. Ein anderes Beispiel sind die raumhohen Öffnungen auf den Terrassen, die weitere Fenster im oberen Teil der Villen erübrigen und so ziemlich große Teile der Fassadenfläche ohne Öffnungen blei- ben. Die Klinkerfassaden mit Sichtbetonelementen tragen zur ästhetischen und technischen Qualität der Stadthäuser bei. Die Modulgröße der Klinker der neu gestalteten Villen ist 220/110/75 mm. Die Grundrissdimensionen der bebauten Fläche sind 13,1 x 15,1 m. Die tragende Wand im Innenraum erstreckt sich über die komplette Gebäudehöhe und teilt die Villa in zwei Hälften. In jeder dieser Villenhälften sind zwei Maisonettwohnungen konzipiert. Die kleinere Wohnung ist im unteren Teil mit einer Nutzfläche von 110 m², die größere im oberen Teil und mit einer Nutzfläche von 170 m². 34 HRADSCHIN Prager Burg Quelle: Praha, Miroslav Krob & jr. Legende: 1. Kleinseitner Brückentürme 2. Malteserkirche 3. Kirche Maria de Victoria 4. Wrtbragarten 5. Niklaskirche (Kleinseite) 6. Thomaskirche 7. Waldsteinpalais 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. Goldenes Gässchen St.-Georgs-Basilika Veitsdom Wladislawsaal Ehrenhof der Burg Erzbischöfliches Palais Orangerie Fussgängertunnel Lageplan Dank der malerischen Einbettung in die Landschaft, die durch eine feinfühlige Verteilung der verschiedenen Baukomplexe mit vielen Denkmälern noch unterstrichen wird, wird Prag mit Recht als die schönste Stadt Mitteleuropas gepriesen. Die strategisch günstige Lage im Herzen Europas schuf für die an den Ufern der Moldau gelegene Stadt besonders gute Entwicklungsbedingungen. Die Moldau entspringt auf den Höhen des Böhmerwaldes (430 km lang). Sie ist der linke Zufluß der Elbe bei Melnik. In Prag erreicht sie eine erhebliche Breite (316 m) und Tiefe (3,8 m). Auf dem Fluß befinden sich vier Stauseen und mit seinen Flußarmen bildet er mehrere Inseln. Die Prager Burg wurde nach dem Jahre 880 auf dem Felsvorsprung des Hradschin in der Nähe der Moldau Blick von der Altstadt auf die Karlsbrücke und die Prager Burg gegründet, als der Sitz der böhmischen Fürsten aus Levý Hradec hierher verlegt wurde. Das sich formende Zentrum des böhmischen Premyslidenstaates wurde allmählich der Mittelpunkt des kirchlichen Geschehens. In der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde in der Nähe des Fürstenpalastes die St.-Veits-Rotunde mit dem Bischofssitz und der Georgsbasilika errichtet. Vom 13. Jahrhundert an residierten Könige in dem Palast. Seinen größten Aufschwung erlebte er während der Regierungszeit Kaiser Karl IV. Insbesondere der umfangreiche Ausbau der St.-Veitskathedrale, der im Jahre 1344 nach französischem Vorbild begann, unterstrich den repräsentativen Charakter der Burg. Eine ausgeprägte Bauaktivität begann gegen Ende des 15. Jahrhunderts als König Wladislaw Jagello das Schloß mit dem Wladislavsaal ausbauen ließ. Während seiner Regierungszeit wurde der berühmte Turm Daliborka nach Entwurf von Benedikt Rejta (Ried) als Bestandteil spätgotischer Befestigungsanlagen gebaut. Der Turm trägt den Namen des Ritters Dalibor von Kozojedy, welcher hier seine Gefängnisstrafe abbüste. Nachdem der doppelte Graben im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts verschüttet wurde, kam es zum Ausbau des zweiten Burghofes, bis 1775 (nach dem Projekt von N. Pacassi). Der dritte Burghof bildet den Kern des Burgareals und umfasst das Renaissanceschloß des Kaisers Rudolf II., Maxmilian II. und den Frühbarockpalast der Königin. Zum Areal der Burg gehört auch der Pulverturm vom Ende des 15. Jahrhunderts, gleichfalls von Benedikt Rejta erbaut. In diesem ursprünglichen Kanonenturm befindet sich eine Ausstellung, die Wissenschaft und Kultur der Prager Burg darstellt. Die Burg ist von den südlichen Burggärten, dem Paradiesgarten und dem Wallgarten umgeben. Von hier bietet sich dem Betrachter ein einzigartiger Blick auf das Panorama von Prag. ROYAL GARDEN Orangerie Eva Jiricna Third Floor, 38 Warren Street London W1T6AE www.ejal.com Quelle: Detail 2000/3 Konstruktionsdetail: Ansicht + Schnitt Auf der Südseite der königlichen Gärten, am Rand des Burggrabens, steht eine alte Steinmauer, hinter der bereits in der Mitte der 17. Jahrhunderts die erste Orangerie erbaut wurde. Vaclav Havel, der tschechische Staatspräsident, der schon das alte Glashaus als Rückzugsort geschätzt hatte, war der Initiator für die Wiederbelebung des Ortes in seiner historischen Funktion. Er beauftragte Eva Jiricna einen Entwurf zu konzipieren, der sich am Maßstab des alten Gebäudes orientieren und gleichzeitig die architektonische Handschrift des 20. Jahrhunderts tragen sollte. Zusammen mit dem Tragwerksplaner Matthew Wells entwickelte sie ein netzartiges Tonnengewölbe aus Edelstahlrohren, von dem die Gläser abgehängt sind. Das dominante Element des Ortes, die alte Stützmauer, blieb erhalten. Jedoch konnte sie wegen ihres Alters statisch nicht belastet werden. So wurde ein 94 m langer, dreiteiliger Raumfachwerkträger eingesetzt, der parallel zur Mauer läuft. Er ruht auf vier aufgelösten Stützen und kann eine Längsausdehnung von 30 mm aufnehmen. Im Bereich der Stützen treffen gebogene Raumfachwerkträger auf, die im Gebäudeschnitt ein Kreissegment beschreiben. Unter den Trägern stehen die Trennwände, die das Gewächshaus in drei Kammern mit unterschiedlichen Klimazonen unterteilen. Diese Wände sind aus einem vom Fachwerkbogen abgehängten Aluminiumrahmen gefertigt, der mit Glas ausgefacht ist und in dem die Türen sitzen. Fachwerkträger und Trennwände stabilisieren zudem das diagonal gespannte Edelstahlnetz des Daches. Das Netz besteht aus rechtwinklig verschweißten Kreuzen, deren Enden durch Stahlklammern verbunden sind. Zur Fixierung der Klammern ist nur eine Schraube nötig. 36 FUSSGÄNGERTUNNEL 16900 PRAG 6 AP Atelier Josef Pleskot Komunardu 1529/5 17000 Prag 7 Längsschnitt durch den Tunnel und den Graben des Hirschgartens www.arch.cz/pleskot Quelle: Brick 2004 Grundriss der Fußgängerpassage Der Prager Hradschin - die Prager Burg - liegt oberhalb der Stadt auf einer Felsnase, die an drei Seiten steil abfällt. Im Süden bildet der Abhang ein pitoreskes Amphitheater, das die Schmalseite - Malá Strana - von der Burg trennt; der Osthang ist steiler, man kann ihn aber leicht über die Treppen erklimmen, die, von Häusern und Gärten umrahmt, zur Burg hinaufführen. Im Norden fällt das Plateau steil in eine grüne Senke ab, die nie bebaut wurde. In der Renaissance wurde die Burg in eine wohnliche Residenz umgewandelt und die Kaisergärten sowie das Sommerschloss am entfernter gelegenen Teil des Nordabhangs errichtet. Im Jahre 1534 legte man über den Graben eine hölzerne Brücke und siedelte in der von der Natur geschaffenen Senke Wildtiere an. So kam es zur Bezeichnung Hirschgraben. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Unterbau der Brücke im Zuge von Reparaturarbeiten an der Burg aufgefüllt. Es entstand eine Rampe, die den Namen Pulverbrücke behielt. Darauf führte nun eine breitere und bequemere Straße über den Graben. Das Projekt des Architekten Josef Pleskot nahm die Atmosphäre dieses kleinen, städtischen Wildgatters gekonnt und mit Gefühl auf: Die Fußpfade, Stege und Stufen fügen sich harmonisch in ihre Umgebung. Es wurde auch die Möglichkeit geschaffen, natürliche Steinskulpturen aufzustellen, die das Charakteristische des Ortes unterstreichen. Im Zuge der Planungsarbeiten wurde klar, dass der Weg durch den südlichen Teil des Grabens nicht abrupt an einer unüberwindlichen Rampe enden durfte. Möglicherweise war es der Durchfluss der Brusnitz, der die Lösung vorgab: Der Weg musste durch einen Tunnel führen. Auf diese Art könnte die Rampe bestehen bleiben, ohne ein unüberwindliches Hindernis darzustellen. Ein Tunnel also. In diesem Fall handelt es sich aber um einen Tunnel in naturbelassener, wildromantischer Umgebung, um einen Tunnel für Fußgänger. Wie schön kann ein Weg sein, der einen Bach entlang führt! Ein Weg entlang des Baches, ein Weg über den Bach hinweg. Ein Tunnel muss sich nicht notwendigerweise zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden, der kann sie beide nutzen. Ein Teil des Weges besteht nun aus geripptem Beton, der dem Fuß Sicherheit bietet, der zweite Teil aus einer Stahlgitterkonstruktion, die über dem Bach liegt. Auch der eierförmige Querschnitt des Tunnels hat einen geschichtlichen Hintergrund, denn der frühere Durchfluss hatte ebenfalls diese Form, die strukturelle Logik mit einer dem Auge schmeichelnden Weichheit verbindet. Sie vermittelt die Sicherheit eines geschlossenen Raumes, ohne jedoch eng zu wirken. Wenngleich der Tunnel keine Krümmung aufweist und über 80 Meter lang ist, so wirkt er doch nicht abweisend, sondern vielmehr wie eine harmlose, atmosphärische Unterführung. Die Tunnelportale sind länglich und die ersten 3 Meter des Tunnels bestehen aus einem einfachen Betonrohr. Unvermittelt beginnen sich die Wände zu bewegen, sie ziehen sich zurück und umgeben den Fußgänger, so als wollten sie ihm Schutz vor der ihn umgebenden Erdmasse gewähren. Am entfernten Ende des Tunnels werden die Wände wieder gerade, als ob sie beweisen wollten, dass sie den Wanderer sicher geleitet und behütet in die freie Natur zurückgeführt haben. Die Eingänge sind aus Beton gegossen und die sich sanft weitenden Innenwände mit Ziegeln verkleidet, Tunnelquerschnitte von Außen nach Innen die in verschiedenen Mustern verlegt sind. Die Schmalseite der Ziegel bildet die Oberfläche, sodass die Wände aussehen, als wären sie in einem träumerischen Korbmuster gewoben. Die Plastizität der Wände wird durch die Art der Beleuchtung noch unterstrichen. Dabei sind die Wände selbst nicht beleuchtet, ebenso wenig wie die Gewölbedecke. Die Lichtquellen liegen versenkt in der Oberfläche des Fußwegs, sie schicken Lichtsäulen in die Höhe. Obwohl der Tunnel ganz gerade verläuft, mündet er doch nicht direkt in die außen liegenden Zugänge. Vor dem tiefer gelegenen Eingang befindet sich eine breitere Fläche, auf der eine Steinskulptur steht. Sie zwingt den Weg in eine Kurve, die beinahe über den Bach hinausführt, bevor sie in den Tunnel mündet. Auf der höher gelegenen Seite fällt der Weg ab und schwenkt gleichfalls zur Seite. Die Stützwände aus Stein, die diesen Teil einfassen, erinnern an die Zugänge zu antiken Heiligtümern oder unterirdischen Schatzkammern. Wo der Tunnel nahe an den ehemaligen Brückenpfeilern vorbeiführt, wird er weiter und bezieht die ursprüngliche Konstruktion der Holzbrücke mit ein. Es bildet sich eine unerwartete Ausbuchtung, an der die Geschichte dieses Ortes buchstäblich angefasst werden kann. Die Passage ist nicht mehr als ein kleiner Fußgängertunnel in einem Schlosspark. Ein kleiner Tunnel, doch welch großartige Architektur. 38 EXKURSIONSPROGRAMM 02.07.2011 Prag - Litomysl - Prag Blick auf das ehemalige Rathaus und den Smetanaplatz in Litomysl 07.45 Uhr Frühstück 08.45 Uhr Busfahrt zur Plecnik Kirche 09.00 Uhr Herz Jesu Kirche Architekt: Josip Plecnik, Ljubljana Führung: Dipl.-Ing. W. Civan 10.00 Uhr Weiterfahrt nach Litomysl 12.30 Uhr Renaissanceschloss + Stadtplatz Schlossbrauerei Architekten: Josef Pleskot Gemeinsames Mittagessen in Litomysl 15.00 Uhr Zurück nach Prag 7 17.30 Uhr vorbei am: Atelier Pleskot und der Vitra Holport 17.45 Uhr Classic 7 Architekten: MCM, Prag Führung: Dipl.-Ing. David R. Chisholm 19.15 Uhr Zurück zum Hotel Josef 20.00 Uhr Spaziergang an der Moldau zum Restaurant 20.30 Uhr Gemeinsames Abendessen im Restaurant Café Slavia 40 HERZ JESU KIRCHE NÁMESTI JIRIHO Z PODEBRAD 19 13000 PRAG 3 Josip Plecnik (1872-1957) Quelle: www.radio.cz Skizze In Tschechien ist Josip Plecnik vor allem als Architekt bekannt geworden, der sich am Umbau der Prager Burg beteiligt hatte. Die tschechische Hauptstadt verdankt Plecnik jedoch noch einen beachtenswerten Sakralbau, der eine Dominante des Stadtteils Kralovske Vinohrady / Königliche Weinberge darstellt. Bei seinem Entwurf ließ sich Plecnik angeblich durch die alte christliche Architektur der Mittelmeerregion inspirieren. Die meisten Kirchen in Tschechien wurden schon vor Jahrhunderten erbaut. Aber auch in den letzten hundert Jahren sind einige neue Sakralbauten im Land entstanden. Am monumentalsten unter diesen neueren Kirchen ist zweifelsfrei die Herz-JesuKirche auf dem Georg von Podiebrad-Platz in Prag. Das einzigartige Werk des slowenischen Architekten Josip Plecnik wurde vor 75 Jahren geweiht. Sie ist heute aus dem Stadtteil Vinohrady nicht mehr wegzudenken - die Kirche, die in Böhmen einzigartig ist. 1914 wurde eine neue römisch-katholische Pfarrei in Vinohrady gegründet. Den Pfarreimitgliedern stand provisorisch die St. Alois-Kapelle zur Verfügung, die sich im Schulgebäude auf dem Georg von PodiebradPlatz befand. Es wurde außerdem ein Verein für den Bau einer zweiten katholischen Kirche in Vinohrady Der Bau der Kirche wurde von der so genannten Bepta-Stiftung finanziert. Sie verwaltete das Eigentum des reichen Ratsherrn der Prager Neustadt, Leopold Bepta. Bepta wünschte sich, dass sein Eigentum für kirchliche Zwecke genutzt wird. Neben diesem Geld half die ganze Pfarrei damals mit Spendensammlungen, Geschenken sowie einer Lotterie. Die zum Teil eingerichtete Kirche wurde am 8. Mai 1932 vom Prager Erzbischof Karel Kaspar feierlich geweiht. Foto oben: Kircheninnenraum mit Blick auf den Steinernen Altar Foto oben: Kapelle unter der Kirche mit einem Kufengewölbe Foto rechts: keramische dunkle Ziegel mit abstehenden Betonsteinen gegründet. Initiator der Bauaktivitäten war damals Pfarrer Frantisek Skarda, der später Kanoniker von Vysehrad geworden ist. Dank der Architekten Kamil Hilbert, Jan Kotera und Otakar Bures wurde nach der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik ein Wettbewerb für das Projekt einer neuen Kirche für Vinohrady ausgeschrieben. Keiner der Entwürfe wurde jedoch in die Tat umgesetzt. Der Verein wandte sich danach an den Architekten Josip Plecnik mit der Bitte, einen Entwurf für eine Kirche in Vinohrady auszuarbeiten. Der Architekt hatte den Entwurf für die Kirche einige Mal überarbeitet. In der bescheidensten Variante rechnete Plecnik mit einer Kirche, die Bestandteil eines Häuserblocks gewesen wäre. In einem anderen Entwurf sollten um die Kirche herum noch eine Pfarrei, eine Schule und Wohnblöcke mit einem Tor und einer Grünanlage entstehen. Später entwarf er die Kirche in ihrer heutigen Form. Josip Plecnik ist mit seinem Projekt in die damals sehr junge, tschechoslowakische Republik gekommen. Als Ausländer stand er vor der Aufgabe, den ersten modernen Monumentalbau in der Tschechoslowakei zu entwerfen. Die Kirche ist in einen dunklen keramischen Ziegel gehüllt, zusammen mit abstehenden Betonsteinen, verleihen diese der Fassade: Plastizität, Dynamik und Rhythmus. Im Gegensatz zum dramatischen Äußeren ist das Innere sehr ruhig, unter dem Hochaltar befindet sich lediglich eine einfache Krypta. Bestehend aus drei Teilen, die miteinander verbunden sind, ist die Kirche wie folgt aufgeteilt: einem länglichen Kirchenschiff, einem breiten Glockenturm und Räumlichkeiten, die für die Pfarrgemeinde bestimmt sind. Der geräumige Saal ist 26 mal 38 Meter groß und 14 Meter hoch. Der breite Turm mit sechs Glocken trägt eine Kuppel mit einem vier Meter hohen Kreuz und ist insgesamt 42 Meter hoch. Im Turm befindet sich ein großes rundes Fenster, das gleichzeitig als Zifferblatt der Uhr dient. Unter der Kirche befindet sich eine geräumige Kapelle mit einem Kufengewölbe. Die heutigen Architekten halten die Kapelle für Plecniks spirituellsten Raum. 42 LITOMYSL Renaissanceschloss Quelle: Brick 2008 www.czech-unesco.de Legende: 1. Schloss und Schlosstheater 2. Geburtshaus von Smetana 3. Das antike Museum 4. Museum und Galerie 5. Haus “Zu den Rittern” 6. Portmoneum - Museum 7. Roter Turm 8. Klostergarten 9. Piaristische Kirche und Kolleg 10. Propstdom 11. Kirche Ausschicken der St. Apostel 12. Ehemaliges Rathaus 13. Mariensäule 14. Denkmal von Bedrich Smetana 15. Denkmal von Alois Jirasek i Schlossbrauerei Lageplan Litomysl (dt.: Leitomischl) entstand um die Wende zum 11. Jahrhundert an einem Handelspfad, der Böhmen mit Mähren verband. Ein Wahrzeichen der Stadt stellt das Renaissanceschloss italienischen Typs dar, das seit 1999 von der UNESCO in die Liste der Weltkulturstätten aufgenommen wurde. Der Brand im Jahre 1775 war für die Herrscher - ab 1758 waren es die Grafen von Wallenstein-Wartenberg - eine Anregung zu großen Baumaßnahmen im Schloss und seiner Umgebung. Im Schloss entstand ein bis heute erhaltenes Theater, Laienvorstellungen waren in der Stadt eine beliebte Unterhaltung. Auf dem 500 m langen Hauptplatz befinden sich ein gotisches Rathaus und zahlreiche Renaissance- und Barockhäuser. Das Renaissanceschloss aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist ein wichtiges Beispiel eines italienisch beeinflussten Arkadenschlosses. Der Innenhof ist von drei Seiten von einem dreigeschossigen Arkadengang umgeben und die Nordwand mit Chiaroscuro-Verzierungen antiker biblischer Szenen geschmückt. Trotz der Neugestaltung gegen Ende des 18. Jahrhundert hat das Schloss sein Aussehen aus der Renaissance behalten, wie auch seine einmalige Sgraffito-Verzierung an den Fassaden und Giebeln. Der Garten und zahlreiche Wirtschaftsgebäude haben sich ebenfalls erhalten. Litomysl ist sehr reich an Geschichte, hat einen wunderschönen RenaissanceHauptplatz und kann auf eine lange Tradition als Schulstadt zurückblicken. Seit Ende der 1990er Jahre wurde sie auch zum Mekka für moderne Architektur. Schlossbrauerei EVROPSKE SKOLICI CENTRUM JIRASKOVA 133 57001 LITOMYSL AP Atelier Josef Pleskot Komunardu 1529/5 17000 Prag 7 www.arch.cz/pleskot Quelle: Brick 2008 Grundriss Querschnitt Ansicht ausgeglichen, die unebenen Wände sind uneben geblieben, die unregelmäßigen Formen der Gewölbe sind noch immer vorhanden und auch die Schichten wurden nicht angetastet, und das ist auch der Grund, warum ihr besonderer Charme erkennbar wird: die Schönheit von unbehandelten, widerstandsfähigen Materialien, die von geradezu ewigem baulichen und ästhetischen Wert künden. Die Gegenwart ist hier auf ganz besondere Art präsent, so als wäre sie sich ihrer kurzen Existenz im Vergleich zur langen Geschichte des Objekts bewusst. Das atemberaubend hohe Dach mit den traditionellen Ziegeln und langen Gaubenfenstern wird heute als Schlaftrakt genutzt. Alt und Neu verschmelzen nicht, es ist ein gelungenes Nebeneinander auf gleicher Augenhöhe. Zwischen dem Chateau und der Straße befindet sich eine Brauerei, in dieser Brauerei wird jedoch schon seit langer Zeit kein Bier mehr gebraut, und das Gebäude hat auch alle äußeren Insignien seiner ehemaligen Funktion verloren. Übrig ist nur ein großes Gebäude, das ursprünglich - wie auch das Schloss - im Baustil der Renaissance errichtet und später modernisiert wurde, zuletzt 1730 von F. M. Kacka, einem der bedeutendsten Architekten des tschechischen Spätbarocks. 1824 war ein bedeutendes Jahr für die Brauerei, denn der weltberühmte Komponist Bedrich Smetana wurde dort geboren. Im Jahr 2000 gelangte die Brauerei in das Eigentum der Stadt und fand bald eine neue Nutzung. Neben der ehemaligen Wohnung von Smetana befinden sich jetzt die Büros des Musikfestivals Smetanas Litomysl, ein städtisches Informationszentrum, YMCA Europe, Unterkünfte und Räumlichkeiten für verschiedene Ausstellungen. Von außen scheint es, als habe sich nichts verändert, aber der Eindruck täuscht. In dem Teil, in dem das Bier erzeugt wurde, wurde der historische Charakter gekonnt hervorgehoben. Nichts wurde nivelliert oder 44 CLASSIC 7 Business Park JANKOVCOVA 1037/49 17000 PRAG CMC Architekten Jankovcova 53 17000 Prag www.cmc-architects.cz Quelle: www.classic7.cz www.pph.at Historisches Foto um 1917 Das Areal der ehemaligen „Aktien“- Dampfmühle in Holesovice, in der tschechischen Hauptstadt Prag, ist im Jahre 1910 entstanden. Seit dieser Zeit mehrmals umgebaut, ist es trotzdem gelungen den historischen Charakter des Komplexes aufrecht zu erhalten. Auch wenn dieser Komplex vor mehr als zehn Jahren geschlossen wurde, war er neben der Brauerei und dem Hafen eine der wichtigsten Bauten, die in Prag 7 im frühen 20. Jahrhundert entstanden sind. Im Laufe der Zeit dienten die Gebäude nicht mehr ihrer ursprünglichen Nutzung und ein zukünftiger Verwendungszweck wurde gesucht. Im Rahmen einer aufwendigen Rekonstruktion entstand aus der ehemaligen Holesovice Getreidemühle das Bürogebäude Classic 7. So wurde das Areal der „automatisierten Mühlen“, wie sie ursprünglich genannt wurden, zu einem multifunktionellen Business-Zentrum umgewandelt, das aus zwei renovierten denkmalgeschützten Gebäuden und zwei neuen modernen Bürogebäuden besteht. Im Zuge der Rekonstruktion wurden in den Gebäuden alle Technologien, die heute in einem modernen Bürohaus üblich sind, ergänzt. Ziel Fassadendetail vorher dieses einzigartigen Projektes war in erster Linie eine harmonische Verschmelzung der erhaltenen Industrialarchitektur mit der modernen Bauweise. Dadurch wurde ein besonderes und vor allem zeitloses Objekt geschaffen. Im Dezember 2006 begannen die Bauarbeiten zur Rekonstruktion und Umwandlung des Areals und seiner Gebäude mit einer Bruttogeschoßfläche von 30.000 m². Nicht einmal zwei Jahre später, im September 2008, wurden die Arbeiten fertig gestellt und die neuen Gebäude in Betrieb genommen. Über 200 unter- und überirdische Parkplätze wurden geschaffen. Dank der sorgfältigen und qualitätsvollen Arbeit ist ein einzigartiges, denkmalgeschütztes Gebäude entstanden. Die zwei Mühlengebäude wurden durch ein leichtes „Brückengebäude“ aus Glas verbunden und es entstand dadurch eine öffentliche Platzsituation. Dieser öffentliche Raum wird durch eine Verlängerung des Mühlengebäudes an der Straße noch verstärkt. Die grüne Parkanlage fungiert als Kommunikationsbereich. Fassadendetail nachher biente. Erwähnenswert ist die gelungene Symbiose aus altem Ziegelmauerwerk und verglasten Fassadenflächen. Dominant erhebt sich ein turmartiger Aufbau über einem Gebäude, der den höchsten Punkt des Komplexes darstellt. Unweit des Flussufers der Moldau gelegen ist das Projekt Classic 7 zu einem Wahrzeichen des Prager Stadtteils Holesovice geworden. Die Grundidee der CMC Architekten war, Industriearchitektur aus dem 20. Jahrhundert mit moderner Architektur und neuen Technologien zu kombinieren, um einen zeitlosen Raum zu schaffen. Die massiven Außenwände sind aus Ziegel gemauert. Im Inneren werden durch gusseiserne Stützen die Lasten der Holzbalken abgetragen und ermöglichen so eine großzügige Aufteilung der Grundrisse. Ursprünglich wurde das Gebäude als Silo genutzt. Heute bietet der Komplex den Firmen moderne und flexibel angeordnete Büros in einem historischen AmLageplan Querschnitt HOLPORT KOMUNARDU 32 17000 PRAG D3A Prístavní 5 170 00 Praha www.d3a.cz Quelle: www.holport.com Grundriss An der Kreuzung Komunardu in Prag 7 entstand in den neunziger Jahren ein Zentrum für modernes Design. Im Jahre 1999 plante der heutige Leiter des Vitra Unternehmens, in Prag eine Tochtergesellschaft zu eröffnen. Für diesen Zweck mussten geeignete Räumlichkeiten für die Ausstellung gefunden werden. Fast durch Zufall fand er eine alte Fabrik in Holesovice. Die ehemalige Metallfabrik wurde 1911 von K. Jerabek zur Herstellung von Lagertanks errichtet. Das Gebäude wurde in mehreren Phasen von D3A Architekten wieder aufgebaut. Das Ergebnis ist ein durchdachtes Konzept, das die ehemalige Schönheit der Metallfabrik mit der rein modernen Architektur des Neubaus verbindet. Mit einer Gesamtfläche von über 2.200 m² ist ein neues Zentrum für modernes Design, in einer angenehmen Atmosphäre unter der Silhouette des ursprünglichen Fabrikschornsteins, entstanden. Mit der Gründung hat Holport die besten Unternehmen in den Bereichen Design und Innenarchitektur angezogen. Heute beherbergt Holport die absolute Spitze der internationalen und tschechischen InnenDesign-Szene. Holport ist nicht nur ein Ort zum Einkaufen, es ist ein Ort zum Lernen, sich treffen oder man kann einzigartige Ideen und Trends präsentieren. Neben den ständigen Veranstaltungen finden hier auch Buchund Produktpräsentationen, Ausstellungen von Studenten und führenden renommierten Autoren (vor allem Architekten, Designer und Grafiker) statt. 46 EXKURSIONSPROGRAMM 03.07.2011 Prag - Louny - Regensburg Altstädter Rathaus, Magister-Jan-Hus-Denkmal, St. Niklas Kirche (von links) 08.00 Uhr Frühstück und Auschecken 09.00 Uhr Busfahrt nach Prag 6 09.15 Uhr CVUT Architekturfakultät Architektin: Alena Sramkova, Prag Führung: Prof. Alena Sramkova 10.00 Uhr Technische National Bibliothek Architekten: Projektil, Prag 10.30 Uhr Weiterfahrt nach Prag 7 10.45 Uhr DOX - Kunstzentrum Architekten: Ivan Kroupa, Prag Führung: Ivan Kroupa, Prag 12.00 Uhr Gemeinsames Mittagessen im Café Restaurant Molo 22 13.00 Uhr Weiterfahrt nach Louny 14.00 Uhr Galerie Benedikta Rejta Architekten: Emil Prikryl, Prag Führung: Direktorin Alice Stefancikova 15.00 Uhr Zurück nach Regensburg 18.00 Uhr Ankunft in Regensburg am Hauptbahnhof bzw. der Hochschule 48 ARCHITEKTURFAKULTÄT THAKUROVA 7 16634 PRAG Sramkova Architekten Na Safrance 25 10100 Prag www.alenasramkova.cz Quelle: www.designmagazin.cz Lageplan Der Stadtteil Prag-Dejvice ist untrennbar mit seinem Universitätscampus verbunden: nicht nur die TU Prag, auch die Chemisch-Technische Hochschule ist hier zuhause. Den Campus bilden verschiedene, rasterförmig angeordnete Gebäude aus verschiedenen Epochen. Vom sozialistischen Realismus der 1950er, über die durch ein bisschen lila Mosaik aufgehübschten Plattenbauten der Siebziger und Achtziger, bis zu einigen Neubauten nach der Jahrtausendwende. Das neueste Bauwerk auf dem weitläufigen Universitätsgelände ist die Architekturfakultät mit seiner orangefarbenen Klinkerfassade. Anfang 2011, 18 Monate nach dem Beginn der Grundsteinlegung, öffnet das neue Gebäude der Technischen Universität in Prag- Grundriss Querschnitt Dejvice ihre Pforten. Die neue Fakultät für Architektur, entworfen von Sramkova Studio Architekten, wird durch drei verglaste Atrien dominiert und schafft Platz für rund 1800 Studenten. Um den Umgang zwischen den Studierenden und Professoren zu intensivieren, werden Glaswände nicht nur in den Klassenzimmern, Seminarräumen und Studios, sondern auch in den Büros der Professoren verwendet. Das achtstöckige Gebäude mit einer orangefarbenen Klinkerfassade, in der Nähe der Nationalen Technischen Bibliothek gelegen, bietet über 33.000 m² Nutzfläche. Das letzte freie Grundstück in Dejvice von 4995 m², nach der Eröffnung der Nationalen Technischen Bibliothek 2009, füllte das neue Gebäude der Fakultät für Architektur. Für die CVUT war das eine der größten Bauinvestitionen in den letzten 25 Jahren. Von den etwa 35 eingereichten Entwürfen gewann der 30 m hohe Baukörper, entworfen von Sramkova Architekten. Der L-förmige, gleichschenklige Baukörper hat eine maximale Seitenlänge von 64 m. Im Nordosten befindet sich der Eingang, der den Besucher mit zwei verschiedenen Fassadenmaterialien, Klinker und Beton, empfängt. Hinzu kommt, dass im Erdgeschoss drei kleine, farbige Blöcke aus dem Hauptgebäude geschoben wurden, welche zusätzlichen Raum schaffen und als eigenständige Zonen für Auditorien und Hörsäle genutzt werden. Je deutlicher und einfacher der äußere Eindruck der Architekturfakultät, desto moderner wurde der Innenraum gestaltet. Im Innenraum öffnen sich die drei Atrien aus Sichtbeton (Teil des Trägersystems), für den Boden und die Treppenelemente wurden Klinker (akustische Aspekte) verwendet. Das Atrium ist Teil des energieeffizienten Konzeptes, es übernimmt die Aufgaben der natürlichen Belüftung, der Kühlung im Sommer und einer kontrollierten automatischen Lichtstreuung. Die Dimensionen von 64 m x 64 m (d.h. acht Module von acht Metern) sind in den unterirdischen Etagen vollständig installiert. Ein Viertel des Gebäudes wurde im Süden weggelassen, so dass hier ein gepflasterter Hof entstand. Die neue Fakultät von Alena Sramkova ist für 1800 Studenten, 129 Doktoranten, 214 Mitarbeiter geplant und bietet in der dreigeschossigen Tiefgarage 316 Stellplätze für Autos an. Jede Etage hat 10 Studios, vier audiovisuelle Klassenräume, zwei Tagungsräume und Pausenräume für Schüler. Der Lichthof kann als universeller Klassenraum für den Unterricht oder als Veranstaltungszentrum genutzt werden. 50 TECHNISCHE NATIONALBIBLIOTHEK TECHNICKA 6 16080 PRAG Projektil Architekten Malatova 13 15000 Prag www.projektil.cz Quelle: www.greenbuilding-planning.de Lageplan Im Sommer 2009 öffnete die Nationale Technische Bibliothek in Prag ihre Räume für das Publikum. Das Haus wurde in weniger als drei Jahren auf dem Campus der technischen Hochschule errichtet. Die Architekten mussten dabei ein enormes Raumprogramm mit über 50.000 m² in eine Umgebung einpassen, die von wertvoller historischer Bausubstanz geprägt ist. „Die gewählte Form und die Materialien sollten die zentrale Frage lösen, wie man monumental und modern gleichzeitig sein kann“, so die Architekten. Dabei soll die Bibliothek auch noch den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts gerecht werden, weswegen das Erdgeschoss vor allem eine Cafeteria, einen Veranstaltungssaal, eine Buchhandlung und eine Ausstellungshalle bietet. Die direkte Umgebung wird in das Konzept des Erdgeschosses eingebunden – der Park auf der einen und der Platz auf der anderen Seite werden in das Gebäude „verlängert“. Die neue Bibliothek beherbergt rund 1,5 Millionen Bücher und Zeitschriften. Die Bibliothek erreicht man von der Mitte des Erdgeschosses aus, indem man von unten in einen hellen, großzügigen Lichthof tritt, der die restlichen fünf Obergeschosse durchschneidet. Der Grundriss des vom Architektur-Studio Projektil entworfenen Gebäudes bildet ein Quadrat mit abgerundeten Ecken und symbolisiert ein technisches Fachbuch. Die Architekten wollten ein Haus mit simpler Grundform und unverhüllter Technik kreieren. Die Ingenieure wiederum verfolgten das Ziel, es energieeffizient und wirtschaftlich im Betrieb zu machen. Ein Highlight bildet das Design im Inneren: So ist der Boden des Atriums in mehreren Farben gestaltet, die Hauptgalerien sind mit Graffiti-Arbeiten verziert. Stromkabel für die Beleuchtung wurden ebenso wie Sensoren und andere Anlagen bewusst nicht in der Decke oder den Wänden verborgen, sondern sollen Besuchern einen Einblick in die technischen Installationen geben. Die Bibliothek ist mit modernen Technologien ausgerüstet, die den Besuchern den Aufenthalt angenehm machen. Dafür kamen unübliche Materialien und Längsschnitt die kontinuierlich über die CO2-Konzentration im Gebäude informieren. Wird der CO2-Anteil zu hoch, öffnen die Antriebe automatisch die Fenster. Die nicht mit einem Antrieb versehenen Fenster lassen sich ganz nach Wunsch normal öffnen. Interessant ist der Schutz der Haupthalle mit Wasserwänden, die die Ausbreitung eines Feuers auf weitere Gebäudeteile verhindern sollen. Überschneidende Strahlen von sechs linearen Rauchmeldern bilden ein „Erkennungsnetz“. Signalisieren zwei Rauchmelder einer logischen Einheit Brandgefahr, baut sich sofort eine Wasserwand auf. Aus architektonischer und technischer Sicht ist die neue Bibliothek zweifellos eine der interessantesten Nicht-Wohnbauten in der Tschechischen Republik. Grundriss technisch einzigartige Lösungen zum Einsatz. Ein Beispiel ist die Fassade, die stellenweise mit einer Hülle aus Spezialglas versehen ist. Auch das Brandlöschsystem ist ungewöhnlich: Es arbeitet mit Wassernebel. Damit verbraucht es bei gleicher Löscheffizienz zehn mal weniger Wasser als traditionelle Sprinklersysteme und ist weniger schädlich für das Papier der Bücher. Interessant ist das Heiz- und Kühlsystem gelöst, das direkt in die Stahlbetonstruktur eingebettet wurde. Das sogenannte thermoaktive Bauteilsystem TABS heizt über Nacht durch heißes Wasser, das durch die Rohre geleitet wird, den Beton auf. Dieser gibt die Wärme später langsam wieder ab. Muss im Sommer das Gebäude gekühlt werden, geschieht dasselbe – mit dem Unterschied, dass nun kaltes Wasser durch die Rohre fließt. Da Kälte während der Nacht in den Strukturen des Gebäudes gesammelt wird, kann die Leistung der installierten Klimatisierung signifikant reduziert werden. Ähnlich intelligent arbeitet die sogenannte natürliche Ventilation. Das System umfasst 500 Fenster, von denen 200 mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet sind, und eine ausgeklügelte Anordnung von Fühlern, 52 DOX Zentrum für zeitgenössische Kunst OSADNI 34 / POUPETOVA 1 17000 PRAG 7 Ivan Kroupa Architekt Janackovo nabrezi 5 15000 Prag 5 www. ivankroupa.cz Quelle: www.radio.cz Historisches Foto um 1908 1920 wurde Prag in zunächst 10 Stadtteile aufgegliedert, mit den Jahren stieg die Anzahl auf ganze 22. Die Nummerierung beginnt in der Stadtmitte und setzt sich kreisförmig nach außen fort. Prag 7 liegt auf der Burgseite, der größte Teil schmiegt sich wie eine Halbinsel in die zwei Biegungen der Moldau und reicht im Norden bis nach Troja. Mit Fug und Recht kann es als verlängertes, aber ruhigeres Zentrum der Hauptstadt bezeichnet werden. Das Stadtviertel Holesovice ist Bestandteil des siebten Prager Stadtbezirks, dessen Territorium aus der Vogelperspektive an eine Halbinsel erinnert. Seit den ältesten Zeiten wurde das Gebiet von Prag 7 besiedelt: Zuerst von Fischern, später von Landwirten und Hirten. Heute prägen leere Fabrikgebäude, die gerade einmal vor zehn Jahren ihre Pforten geschlossen haben, das Stadtbild. Seit einigen Jahren wandelt sich dieser Bezirk zu einem dynamischen Kultur- und Szeneviertel. Künstler haben dort ihre Ateliers, Galerien siedeln sich an. Seit Herbst 2008 ist das Viertel um einen interessanten Ausstellungsort reicher. In die Osadní-Straße, wo bis knapp vor der Jahrtausendwende noch Arbeiter eines Metallwerkes ausund eingingen, ist das Zentrum für zeitgenössische Kunst, DOX, eingezogen. Alt und Neu mit- und nicht nebeneinander. Nach Entwürfen des Architekten Ivan Erdgeschoss keiten eines alten Betriebs zur Herstellung von Mehl wurden mit Respekt für die Geschichte des Ortes in ein Bürogebäude umgewandelt. Insbesondere der Stadtteil Holesovice ist besonders reich an Baudenkmälern der industriellen Architektur. Kleine Betriebe gibt es noch im Viertel, die Schwerindustrie ist für immer gewichen. Luftbild Kroupa wurden die Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert umgebaut und geringfügig erweitert. Entstanden ist ein in klassisches Weiß getauchtes Ensemble mit insgesamt 6.250 m², davon sind rund die Hälfte Ausstellungsfläche, inklusive einer neuen Dachterrasse für Außeninstallationen – die restlichen Flächen beherbergen ein Cafe, einen Buchladen, einen Vortragssaal, Büros, Archiv und einen „Design Shop“. Dank großer Glasflächen wirkt der Komplex luftig und hell. DOX möchte einen Raum schaffen, in dem sich unterschiedliche Perspektiven begegnen, entwickeln und inspirieren können. Gegründet hat das DOX Leos Valka, der 1981 die Tschechoslowakei verließ, um in Australien in der Baubranche aktiv zu werden. 1995 kehrte Valka in seine alte Heimat zurück und hat schnell bemerkt, dass in Prag eine moderne Ausstellungshalle internationalen Formats fehlte. Gemeinsam mit einigen Freunden beschloss er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. 2003 begannen die Arbeiten, nur fünf Jahre später wurde eröffnet. Doch das DOX ist nicht einfach eine Kunsthalle, sondern versteht sich als Ort des multikulturellen Austauschs: So finden Lesungen, Workshops, Symposien, Performances und Diskussionen statt. Mit der Zeit hat sich nicht nur das DOX entwickelt, sondern auch die Holesovice Mühlen. Die Räumlich- 1. Obergeschoss 2. Obergeschoss 54 LOUNY 44001 LOUNY Quelle: www.mulouny.cz www.4zslouny.cz Luftbild Die Stadt Louny wurde von Premysl Ottokar II. in der Mitte des 13. Jahrhunderts an der Stelle einer alten Kaufmannssiedlung (Luna) auf zwei bedeutenden Verkehrslinien - nämlich dem Fluss Eger und dem Handelsweg aus Prag in Richtung Nürnberg und Leipzig gegründet. Während der Hussitenbewegung war die Stadt der Rückhalt der Hussiten. Als im März 1517 ein Brandstifter die Stadt in Brand setzte, brannte auch die Kirche aus. Die Ratsherren beauftragten mit dem Entwurf einer neuen Kirche den besten Mann, den es damals in Böhmen gab, nämlich den könig- lichen Architekten Rejt. Der 1454 in Deutschland geborene Baumeister Benedikt Rejt liegt seit seinem Tod 1534 im Dom begraben. Im Jahre 1538 war der spätgotische Nikolausdom fertig gestellt. Heute ist der dreischiffige Kirchensaal eines der bedeutendsten Baudenkmale der Stadt Louny. An der Peripherie des Historischen Kerns ist ein Teil der gotischen Befestigung aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Rejt wirkte als Architekt - sein Werk ist z.B. der Vladislavsky-Saal auf der Prager Burg, der ein ähnliches Zeltdach hatte wie die Kirche in Louny, die dagegen das letzte Werk von Rejt war. Jedermann verbindet den Stadtnamen mit dem hohen Kirchturm und den drei Pyramiden seines Daches, die das Hügelpanorama des böhmischen Mittelgebirges wunderschön ergänzen. Der 509 m hohe Hügel-Oblik gehört untrennbar zur Stadt und bildet zusammen mit dem Rana-Hügel den Horizont. Die Aussicht von hier aus wirkt eindrucksvoll. In Tschechien etablierte sich eine relativ starke und zahlreiche Gruppe der tschechoslowakischen kreativen Architekten (Prikryl, Pleskot, Lábus, Rajniš, u.a.), die in den 90er Jahren an die Spitze der architektonischen Entwicklung rückte. Diese Zeit hatte zwei architektonische Höhepunkte: den in den Jahren 1993 – 1998 von Emil Prikryl realisierten Umbau der ehemaligen Bierbrauerei in die Benedikt Rejta-Galerie, und den in den Jahren 1996 – 2002 vom Architekten Josef Pleskot neu gestalteten Hirschgrabenweg im Areal der Prager Burg. Die beiden Bauwerke sind typische Beispiele für den Trend, auf den die tschechische Architektur bauen konnte – Renovierung von alten Bauwerken, Eingriffe des Architekten ins historische Milieu, das er auf eine, auch für westliche Begriffe beeindruckende Art und Weise, gestaltet. GALERIE BENEDIKTA REJTA PIVOVARSKA 29 44001 LOUNY Emil Prikryl U akademie 2 17022 Prag www.arch.avu.cz Quelle: www.4zslouny.cz Ausstellungsraum Die Galerie Benedikta Rejta wurde in den „goldenen 60er“ Jahren gegründet, genau 1965. Eine lange Zeit hatte sie jedoch keinen passenden Ausstellungsraum – die Zeitzeugen erinnern sich wohl an die kleine Ausstellungshalle oder die Gelegenheitsausstellungen im Luna-Komplex. Erst im Jahre 1998 gelang es, die ehemalige Stadtbrauerei aus dem Anfang des 19. Jahrhundert zu rekonstruieren und so entstanden wirklich einzigartige Ausstellungsräume. Von außen wirkt die Kombination von dem massiven Eisentor, den Betonmästen und dem Pfostenbelag des Raumes vor dem Gebäude ein wenig ungewöhnlich, vor allem im Vergleich mit dem nebenan stehenden Renaissancegebäude des Rathauses. Das Innere der Galerie wurde jedoch auf manchen architektonischen Wettbewerben ausgezeichnet, besonders das untere Geschoss mit dem von massiven Säulen getragenen Gewölbe. Die Galerie orientiert sich auf tschechische abstrakte und konstruktivistische Kunst des vergangenen Jahrhunderts, und die kahlen Fußbodenbeläge und Wände bilden ein ideales Milieu dafür. Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 56 VILLA TUGENDHAT CERNOPOLNI 237/45 61300 BRNO-CERNA POLE Ludwig Mies van der Rohe (1886 - 1969) Quelle: www.tugendhat.eu www.wikipedia.de Entwurfsskizze Die Villa Tugendhat ist ein 1929/30 in Brünn nach den Plänen des Architekten Mies van der Rohe errichtetes Wohnhaus. Das Haus gilt als einer der bedeutendsten Bauten Mies van der Rohes in Europa und als Meilenstein der modernen Architektur. Die Villa liegt quer zu einem Hang auf dem Schwarzfeld im Norden von Brünn. Zur Straße hin zeigt sich Lageplan 1. Obergeschoss Erdgeschoss das Haus als eingeschossiger Pavillon, während es sich zur steil abfallenden Gartenseite mit einer riesigen Fensterfront präsentiert. Das 2.000 m² umfassende Grundstück bietet durch die Hanglage nach Süden einen panoramahaften Ausblick auf die Brünner Altstadt. Durch das Anlegen von seitlichen Hofflächen, die aus dem Hang geschnitten wurden, gelang es Mies, das Haus zu rahmen und fest am Berg zu verankern. Der Hangbau wurde als dreigeschossige Stahlskelettkonstruktion geplant. Durch die Raumkomposition von unverbundenen, rechtwinkligen Mauerscheiben und einem davon gelösten Tragsystem konnte der Bauherr seine Raumbezüge und Funktionen (zumind. im Rahmen der vorgegebenen Stützenstellung) selbst festlegen. Der offene Grundriss ermöglicht dabei einen freien Raumfluss. Der Baukörper trennt private und öffentliche Wohnbereiche durch unterschiedliche Raumausbildungen wie auch durch die geschossweise Anordnung in Etagen. Die Schlafräume sowie die Bäder ordnen sich im oberen Eingangs-Geschoss an. Mit einer zellenartigen, geschlossenen Struktur sind diese Räume Rückzugsorte für die Hausbewohner. Über eine Wendeltreppe auf der Zugangsebene gelangt man in den Hauptraum, einen großen, offenen Wohnbereich, dessen Dimensionen von keiner Stelle des Raumes voll erfassbar sind. Der Essbereich, der Arbeitsbereich, die Sitznischen und der Wohnbereich definieren sich durch die frei im Raum stehenden Elemente (Raum-im-Raum-Effekt). Die großzügige Verglasung integriert dabei den Außenraum mit seinen Bäumen und Rasenflächen zu einer Art landschaftlichen Tapete, die als visuelle Begrenzung des Innenraumes wahrgenommen wird. Beim Versenken der fast fünf Meter langen Glaselemente kommt es zu einer Verschmelzung von Innen- und Außenbereich. Aus diesem Grund verwendete Mies innen nur blasse und gedämpfte Farbtöne, um den sich ständig wandelnden Farben der Natur entgegen zu arbeiten. Die Villa bekommt ihren besonderen Ausdruck durch ihre auffälligen Materialien und kleinen Details im Inneren. Das Zusammenspiel der verschieden edlen Materialien mit den kostbaren Holzfurnieren machen die Räume in der Villa zu einem besonderen Erlebnis. Mies verwendete kreuzförmige, in weiten Abständen Ansicht von Westen angeordnete Chromstahlstützen, die das konstruktive System bilden, und freistehende Wände aus kostbarem goldenen und weißen Onyx. Das Herzstück des Hauses ist die Onyx-Wand im offenen Wohnbereich. Das am meisten verwendete Material in der Villa ist der Travertin, den Mies für Fußböden, Treppen und Fensterbänke einsetzte. In die eleganten Räume stellte Mies behutsam die sogenannten „Tugendhat-Sessel“. Ein weiterer Klassiker: der Glastisch mit verchromter Kreuzstütze aus Stahlstangen. Das Haus wurde von dem Brünner Textilindustriellen Fritz Tugendhat und seiner Frau Grete bei Mies van der Rohe in Auftrag gegeben. Ende Dezember 1928 legte Mies dem Ehepaar die ersten Entwürfe vor. Die Kosten des mit 1.250 m² Nutzfläche riesigen Hauses waren enorm. Im Jahre 1938 wurde das Sudetenland vom Deutschen Reich annektiert und daher traf die jüdische Familie Tugendhat die wichtige Entscheidung, die Tschechoslowakei zu verlassen. In den 1940er - 60er Jahren wurde das Haus von der Gestapo, später zeitweise vom Flugzeugkonstrukteur Willy Messerschmitt oder von russischen Soldaten Ansicht von Osten genutzt. Ab1960 begann sich ein Teil der Brünner Kulturszene für eine würdigere Nutzung dieses außergewöhnlichen Baudenkmales einzusetzen, insbesondere seine Öffnung für Besucher, dies gelang teilweise erst 1994. In der Villa Tugendhat fand 1992 das Gipfeltreffen statt, bei dem der Vertrag über die Teilung der Tschechoslowakei unterzeichnet wurde. Durch einen Beschluss des Brünner Stadtrates wurde die Villa dem Museum der Stadt zur Nutzung übergeben und seit 1994 als Denkmal der modernen Architektur in Brünn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wegen seines außerordentlichen künstlerischen Wertes wurde das Haus im August 1995 zu einem Nationalen Kulturdenkmal erklärt und 2001 in die Liste des UNESCO-Welterbe aufgenommen. Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 58 KURIM Wohnhaus POD HORKOU 66434 KURIM Knesl + Kyncl s.r.o. Sumavska 15 60200 Brno www.knesl-kyncl.com Quelle: www.archiweb.cz Lageplan Das dreistöckige Wohnhaus in Kurim (nähe Brünn) befindet sich im westlichen Teil des Dorfes Bitter, liegt am Fuße eines Hügels und hat eine Gundfläche von 16,5 x 8,4 m. Südwestlich des Hauses verläuft eine örtliche Strasse, die das Gelände an dieser Seite säumt. In nordöstlicher Richtung, wo die Gebäudezufahrt liegt, steigt das Gefälle an. Durch die verschiedenen Ebenen, die so in sich verschnitten sind, dass eine resultierende Form entsteht, die günstige Voraussetzungen für natürliche Belichtung gibt. Im Untergeschoss befinden sich zwei Garagen, Speicherplatz und die technische Ausstattung des Hauses. Das erste Obergeschoss verfügt über einen offenen Wohnraum mit Zugang zum Garten. Die vier Schlafzimmer befinden sich im zweiten Obergeschoss. Die Fassadenstruktur und das Klinker Design wurden Erdgeschoss Obergeschoss sorgfälltig gewählt. Eine weiße Wanne aus monolithischem Stahlbeton schützt das Wohnhaus vor den Kräften des Erdhügels. Die tragenden Aussenwände sind als 55 cm dicke Sandwich-Elemente ausgebildet. 250 mm Stahlbeton, 150 mm Mineralfaserdämmung und 115 mm Klinker Vorsatzschale. HAUS IM HANG Hang im Haus PRAG HSH Architekten www.hsharchitekti.cz Quelle: www.springerarchitektur.at Grundrisse schnittlichen Budget passen, deshalb wurde soviel wie möglich auf konventionelle Art und Weise gebaut: Die Tragstruktur ist aus Ziegel und viele Elemente stammen direkt aus dem Sortiment der Bauindustrie. Von außen ist das Innenraumkonzept nicht sofort ablesbar. Eigentlich wirkt der Körper kleiner als er ist. Das hängt mit den präzise platzierten Öffnungen in der Fassade zusammen: Es gibt nur jeweils ein riesiges Fenster nach Westen, Süden und Osten. Die Außenhaut ist um die Glasflächen herum mit Polyurethanschaum homogen und weich überzogen. Der Grundriss basiert auf einem Trapez, das nach Norden hin zusammenläuft. Die Neigung der Dachfläche wird durch den Hoch- und Tiefpunkt der Spirale definiert. Westlich von Prag entstand ein Einfamilienhaus, das im Kontext der Landschaft zwar ungewohnt wirkt, dessen innere Organisation aber die umgebende Topographie als Prinzip aufnimmt und steigert. Die Geschichte der Villa Hermina beginnt im Jahr 1999 mit der Ausstellung „Raum Haus“, deren Kernthema die Konzeption des Raumes an sich war. Das Ehepaar Cillik war von der Schau und den präsentierten Ideen angetan und wandte sich an das Architektenteam Atelier HSH mit dem Auftrag, ein Einfamilienhaus für ihre steile Hangparzelle in Cernin bei Beroun zu entwickeln. Die Entwicklung wurde naturgemäß von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst, aber es gelang, alles um eine starke Idee zu verdichten: Ausgehend vom Wunsch nach einem Heimkino, kombiniert mit der besonderen Hanglage, kam die Schräge auch als Fußboden in den Innenraum. Dem Hang folgend als Auditorium und parallel, ein „Geschoß“ höher, als Wohnzimmer. Alle anderen Nutzungen verbinden diese besonderen Elemente zu einer Spirale, in der die Nutz- und Erschließungsflächen verschmelzen. Das besondere Haus musste zu einem durch- Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 60 VILLA ZAHRADKAM K ZAHRADKAM 13000 PRAG 4a Architekten Na Valech 2 16000 Prag www.architekti4a.cz Quelle: www.archiweb.cz 2004 wurde in Prag 13 von 4a Architekten eine neue Villa entworfen und gebaut. Der Grundriss teilt die rechteckige Parzelle in zwei Teile, im Süden befindet sich ein großer Garten mit einer Terrasse und im Norden liegen Erschließung und Garage. Eine massive Sichtziegelmauer umgrenzt das großzügige Grundstück. Sie dient als Sichtschutz zur Straße und schafft dadurch einen privaten, nicht einsehbaren Freiraum. Die warmrote Farbe der Klinkerverkleidung des Wohnhauses, die vor eine Stahlbetonkonstruktion gehängt ist, bildet mit den Gartenmauern eine harmonische Einheit, die durch die schwarzen Tore und Fensterprofile akzentuiert wird. Die innere Struktur des Einfamilienhauses wird durch ein zentrales Treppenhaus organisiert. Im Erdgeschoss befinden sich Küche, Bad, Wohn- und Arbeitszimmer und im ersten Obergeschoss ein weiteres Bad und vier Schlafzimmer. Der strenge Kubus des Gebäudes wird durch großzügige Verglasungen - auch über Eck - aufgelockert. Mauer und Haus sind durch das homogene Material wie aus einem Guss, mit gut proportionierten Öffnungen, deren schmale Rahmen bündig mit der Außenkante der Klinkerverkleidung eingebaut wurden. SACRE COEUR SVEDSKA 15000 PRAG 4a Architekten Na Valech 2 16000 Prag www.architekti4a.cz Quelle: www.archiweb.cz Prag 5 ist auf dem linken Ufer der Moldau, in unmittelbarer Nähe zum historischen Kern der Stadt, zwischen dem historischen Sacre Coeur Park, dem St. Gabriel Kloster und den Kinsky Gärten gelegen. Es ist ein sehr heterogenes Viertel mit Villen, kleineren Wohnsiedlungen und neuen Wohnanlagen, gemischt mit Fabriken, zum Teil großen Straßen und auch geschützten Grünbereichen. In den späten 80er Jahren wurde das gesamte Gebiet unter dem jetzigen Scare Coeur für den Bau des neuen Strahov-Tunnels aufgerissen. Dadurch wurden große Teile der alten Bebauung aus dem 19. Jahrhundert zerstört. Die Aufgabe der 4a Architekten war es, diese urbane Umgebung wieder zu beleben. Sie füllten die Baulücke mit einer 15 m hohen, u-förmigen Randbebauung. In Übereinstimmung mit den benachbarten Gebäuden ist ein kompaktes Volumen entstanden. Das Flachdach orientiert sich an der Straßenneigung und ermöglicht somit eine gestaffelte Terrassenlandschaft. Fast alle Wohnungen bieten einen Panoramablick auf die Prager Altstadt und die umliegenden Parks. Von der südlichen Kreuzung ist durch das offene Parterre ein freier Blick in den grünen Innenhof möglich. Eine diagonale Stahlkonstruktion, die die Lasten des orthogonalen Stahlbetonrasters der Bebauung in die Gründungspfähle ableitet, hebt die Wohnungen an der Südseite des Wohnblocks gewagt hoch über die Kreuzung. Eine Sichtbetonmauer versucht die Ecke wieder zu fassen. Zur Straße hin wurde ein anthrazitfarbener Klinker als Vorsatzschale gewählt, während die Fassade zum Innenhof verputzt ist. 62 TEILNEHMER/INNEN Nr. Titel Vorname Name Bereich FH/TU/ Sonstige 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr. M. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Hansgeorg Henning M. Dirk Dietmar Matthias Konrad Susanne Peter Heinz Ulrike Gerd Myriam Jürgen Gerhard Peter Nikolaus Peter Roland Jürgen Heinrich Josef Friedo Christoph Heinz Nikolaus Peter Corinna Hans-Joachim Anne Christin Kuno Mauritius Ulrich Elke Matthias Ursula Michael Horst Heinz J. Dorothea Günter Joachim Norbert Bankel Baurmann Bayer Brilmayer Castorph Deffner Dürr Fierz Fischer Förschler Gassmann Gautschi Hauck Hemmerlein Junghanß Kränzle Krebs Krippner Krug Lauer Lenz Mosler Nahm Nelskamp Neuleitner Richter Rohn Schaub Scheiblauer Schneider Schütz Seitz Sieveke Steinhilber Stößlein Thomas Vetter Voitländer Weber Wienbreyer Zenner Architektur Architektur Architektur Bauingenieurwesen Architektur Bauingenieurwesen Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Bauingenieurwesen Architektur Bauingenieurwesen Bauingenieurwesen Bauingenieurwesen Architektur Architektur Architektur Bauingenieurwesen Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur HS München HS Darmstadt TU Kaiserslautern FH Gießen TU Kaiserslautern HS Deggendorf HS Karlsruhe Universität Karlsruhe HS München HS Rosenheim HfT Stuttgart HTWG Konstanz FH Gießen FH WÜ / SW HS Augsburg FH Frankfurt HfT Stuttgart GSO-HS Nürnberg HS Rosenheim HS Augsburg HTWG Konstanz GSO-HS Nürnberg FH Frankfurt HS Biberach HS Regensburg Universität Karlsruhe HS RheinMain HS Biberach FH Frankfurt FH Frankfurt HS RheinMain TU Kaiserslautern FH Trier HfT Stuttgart GSO-HS Nürnberg GSO-HS Nürnberg HS Darmstadt FH WÜ / SW HS Rhein Main HS Regensburg FH Kaiserslautern REFERENTEN / BEGRÜSSUNG / FÜHRUNGEN Nr. Titel Vorname Name Bereich FH/TU/ Sonstige 42 Prof. Dr. Josef Eckstein Begrüßung 43 44 45 46 47 48 Dipl.-Ing. Arch. Dipl.-Ing. Arch. Prof. Dipl.-Ing. Dipl.-Ing. Prof. Dr.-Ing. Prof. Dipl.-Ing. Kerstin Mark Günter Dominikus Sylvia Pavel Molter Linnemann Pfeifer Stark Stürmer Zverina Referentin Referent Referent Referent Referentin Referent Präsident der HS Regensburg Kaiserslautern Kaiserslautern TU Darmstadt München HTWG Konstanz HS Regensburg ORGANISATION / MODERATION 49 50 51 Dipl.-Ing. Arch. Dipl.-Ing. Dipl.-Ing. (FH) Waltraud Michael Anita Vogler Pröll Benja Einführung/Moderation Bauingenieurwesen Architektur REGENSBURG UND PRAG KARTEN Ziegel Zentrum Süd Ziegel Zentrum Süd Ziegel Zentrum Süd 64 IMPRESSUM Herausgeber © Ziegel Zentrum Süd e.V. Konzeption, Graphik, Recherche Waltraud Vogler, Dipl.-Ing. Architektin Anita Benja, Dipl.-Ing. (FH) Architektur Tagungsvorbereitung Waltraud Vogler, Dipl.-Ing. Architektin Anita Benja, Dipl.-Ing. (FH) Architektur Margret Kaiser AnsprechpartnerInnen: Geschäftsführung und Architektur Waltraud Vogler, Dipl.-Ing. Architektin FB Bauingenieurwesen Michael Pröll, Dipl.-Ing. Bauingenieur FB Architektur Anita Benja, Dipl.-Ing. (FH) Architektur Sekretariat Margret Kaiser Ziegel Zentrum Süd e.V. fon 089 74 66 16-11 Beethovenstrasse 8 fax 089 74 66 16-60 80336 München [email protected] Das Ziegel Zentrum Süd hat die Aufgabe, Lehrende und Studierende der Architektur und des Bauingenieurwesens in ihrer Arbeit an den Hochschulen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu unterstützen. Veranstaltungen werden vom Ziegel Zentrum Süd organisiert, weitestgehend finanziert und vor Ort betreut und begleitet. Die Professoren-Tagung des Ziegel Zentrum Süd ist einzigartig in der Hochschullandschaft in Deutschland. Wir danken allen Referenten für die Unterstützung in der Vorbereitung der Tagung und der Entstehung der Tagungsbroschüre. Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dipl.-Ing. Pavel Zverina, der außerdem aktiv die Kooperation mit der Hochschule Regensburg bewerkstelligte und die Vorbereitung der Tschechien-Exkursion durch steten Informationsaustausch und engagierten Einsatz vorantrieb. www.ziegel.com