PAROEDURA achtgeckos us Madagaskar In den letzten Jahren hat sich die Artenzahl in derGecko-Gattung Paroedura/asf verdoppelt, und ein Ende der Neuentdeckungen ist nicht abzusehen. Zeit für eine kurze Übersicht über diese beliebten Terrarientiere... Von Frank Glaw, Kathrin Schmidt und Miguel Vences Paroedura masobe; die großen schwarzen Augen machen diesen spektakulären Gecko unverwechselbar. D -' L ie Gattung Paroedura ist in Madagas^ verbreitet, kommt aber mit P. sanctijohannis auch auf den Komoreninseln vor. Fossil wurde die Gattung sogar auf dem Aldabra-Atoll nachgewiesen, wo sie allerdings heute nicht mehr lebt. Bis 1994 kannte man nur neun ParoeduraArten. Neubeschreibungen ließen diese Zahl (trotz der Synonymisierung vonP. guibeae) bis zum Jahr 2001 auf 15 Arten und eine Unterart hochschnellen (Nussbaum & Raxworthy 1994, 2000; Rösler & Krüger 1998; Glaw et al.2001). Bis 1974 standen die Paroedura-Arten aufgrund der ähnlichen Haftzehenstruktur in der Gattung Phyllodactylus. Dixon & Kroll (1974) zeigten jedoch, dass sie durch Merkmale des Schädelskeletts von den übrigen Phyllodactylus abweichen. Inzwischen hat man die Gattung Phyllodactylus in sechs weitere Gattungen aufgespalten; so heißt zum Beispiel der Europäische Blattfinger nicht mehr Phyllodactylus europaeus, sondern Euleptes europaea (Bauer et al. 1997). Über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Gattung Paroedura sind derzeit noch keine sicheren Aussagen möglich. Unter den madagassischen Geckos zeigen die Gattungen Ebenavia und Matoatoa ähnliche Haftzehen und kommen daher als nähere Verwandte besonders in Betracht. Die großen Augen und die senkrechte Pupille der Paroedura-Axten deuten schon daraufhin, dass sie hauptsächlich nachtaktiv sind. Im Gegensatz zu den anderen madagassischen Nachtgeckos sind zumindest einige Paroedura teilweise oder vorwiegend Bodenbewohner. Sie besiedeln die unterschiedlichsten Klimazonen, das trockene und heiße Südwestmadagaskar ebenso wie den tropischen Regenwald und das Hochgebirge. Nach der Lage des Nasenlochs lässt sich die Gattung in zwei Artengruppen einteilen, obwohl zweifelhaft ist, inwieweit diese Gruppierung die natürlichen Verwandtschaftsbeziehungen widerspiegelt. Bei der P.-sanctijohannis-Gmpve (P. gracilis, P. homalorhina, P. karstophila, P. masobe, P. oviceps, P. sanctijohannis, P. stumpffi, P. tanjaka, P. vazimba) Paroedura picta (Berenty-Park) ist ein echter Bodengecko. 9/2003 • Data. • 56. Jahrgang grenzt das Nasenloch direkt an das Rostralschild, während es bei derP-^/cto-Gruppe [P. androyensis, P. bastardi, P. lohatsara, P. maingoka, P. picta, P vahiny) keinen Kontakt mit dem Rostralschild hat. Dieses Merkmal ist aber fast nur unter dem Binokular zu erkennen. Daher sind die bisher publizierten Bestimmungsschlüssel für die Identifizierung lebender Tiere nur eingeschränkt verwendbar. Zum Glück lassen sich die meisten Paroedura auch anhand der Lebendfärbung, der Größe und der Ausprägung der Hauttuberkel recht gut erkennen. Im Folgenden stellen wir die einzelnen Arten kurz vor. Über die Haltung und Zucht einiger Arten werden wir zu einem späteren Zeitpunkt berichten. Paroedura bastardi, große Form aus der Umgebung von Fort Dauphin. Die Arten Paroedura picta (Peters, 1854) ist sicher die bekannteste und am häufigsten gehaltene Art. Sie tritt in verschiedenen Farbmorphen auf (ohne Längsstreifung, mit breitem, hellem Streifen auf der Rückenmitte oder mit drei parallelen hellen Rückenstreifen) und hat eine relativ glatte Rückenbeschuppung ohne stachelige Tuberkel. Eine Besonderheit sind die hellen Querbänder über dem Körper, die im Unterschied zu den übrigen Arten nicht senkrecht, sondern von der Rückenmitte aus gesehen schräg nach vorn verlaufen. Paroedura picta ist ein echter Bodengecko mit recht verkümmerten Haftpolstern und sehr feinen Schuppen unter den Zehen. Auch im Terrarium sahen wir die Tiere nie an senkrechten Glasscheiben hochklettern, ganz im Gegensatz zu anderen Arten [P. bastardi, P. stumpffi, P. lohatsara, P. masobe, P. tanjaka). Paroedura picta findet sich in Dornbuschsavannen ebenso wie in Trockenwäldern (so im Berenty-Park oder im Kirindy-Wald) und verrät sich nachts beim Weglaufen durch das Rascheln in der Laubstreu. Beim Fang reißen die Tiere oft das Maul auf, versuchen zu beißen und können dabei, wie auch P. bastardi vaidP. lohatsara, deutliche Laute abgeben. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von fast neun Zentimetern ist P. picta ein recht großer und zudem kräftig gebauter Gecko. Paroedura maingoka Nussbaum & Raxworthy, 2000 wurde erst kürzlich von zwei Stellen (Tsimanampetsotsa-Reservat, Itampolo) in Südwestmadagaskar beschrieben und scheint am nächsten mit P. picta verwandt zu sein. Im Unterschied zu P. picta verlaufen die hellen Querbänder aber nicht schräg, sondern senkrecht über den Körper. Außerdem ist P maingoka mit maximal 7,1 Paroedura bastardi, kleine Form aus der Umgebung von Tulear. Paroedura bastardi ibityensis vom Mont Ibity, der einzige nachtaktive Hochgebirgsgecko Madagaskars. Zentimeter Kopf-Rumpf-Länge kleiner und hat zudem stärker verbreiterte Zehenspitzen. Das Wort „maingoka" ist madagassisch und bedeutet „Skorpion". Dieser Name bezieht sich auf ein besonderes Verhalten (Nussbaum & Raxworthy 2000): Bei Beunruhigung oder Bedrohung erheben die Tiere ihren Schwanz und biegen ihn hoch über den Körper nach vorn. Dieses Verhalten, das der Drohhaltung von Skorpionen ähnelt, ist nach unseren Beobachtungen keineswegs auf P. maingoka beschränkt, sondern tritt auch bei P. lohatsara, P. stumpffi, der kleinen P.-bastardi-Form und P. sanctijohannis auf und ist besonders häufig bei Jungtieren zu sehen. Paroedura maingoka scheint trotz der stärker verbreiterten Zehenspitzen wie P. picta überwiegend bodenbewohnend zu sein, ist bisher aber nur auf Kalksteinuntergrund gefunden worden. Paroedura bastardi (Mocquard, 1900) unterscheidet sich von P. picta und P maingoka durch relativ stachelige Rückentuberkel. Außerdem hat P. bastardi eine Tendenz zur Ausbildung rübenförmiger Schwänze, was vor allem bei Regeneraten deutlich wird. Die Art ist ebenfalls in der Südhälfte Madagaskars zu Hause, kommt aber auch auf dem Mont Ibity in Zentralmadagaskar bis in fast 2000 Meter Höhe vor. Diese Bergform wurde als eigene Unterart - Paroedura bastardi ibityensis Rösler & Krüger, 1998 -beschrieben. 56. Jahrgang • Datz. • 9/2003 TERRARIEN PAROEDURA Paroedura androyensis (südlich von Tulear) eine dieser beiden Formen neu beschrieben oder ob die kürzlich mit P. bastardi synonymisierte Art Paroedura guibeae revalidiert Sie zeichnet sich durch besonders breite und stark bestachelte Rübenschwänze aus, die werden muss. wohl als Fettspeicher fungieren und helfen, Die kleine Form aus der Umgebung von die kalten Winter zu überstehen. Die Tiere Tulear scheint übrigens an kalkigen Unterkönnen sich stark abflachen, um sich in Felsgrund gebunden zu sein. Sie findet sich zum spalten zu verstecken oder auch um Wärme Beispiel in großer Anzahl auf dem Tafelberg aufzunehmen. Wildfänge dieser Form sind Andatabo („La Table"), der oben auf dem häufig von leuchtend roten Milben befallen, Plateau in rund 150 Meter Höhe hauptsächdie jedoch anscheinend recht harmlos sind. lich von Muschelschalen bedeckt ist und damit anzeigt, dass hier vor nicht allzu langer Zeit noch Meeresboden war. Die Lebensweise von P. bastardi ist recht variabel. Die große Form wurde meist kletternd an Bäumen gefunden, die kleine Form hingegen meist in Bodennähe und die Unterart P. b. ibityensis auf Felsen. Paroedura androyensis (Grandidier, 1867) ist von küstennahen Fundorten in Südwestund Südostmadagaskar bekannt. An der Mündung des Onilahy-Flusses fanden wir ein Exemplar dieser Art auf Felsen, zusammen Kalksteinmassiv Montagne des Frangais in mit P. picta und P bastardi. Das Tier war Nordmadagaskar, Lebensraum von P. stumpffi, nachts auf dem Boden aktiv. P. lohatsara xm&P. cf. karstophila. Paroedura androyensis ist wie die offenbar Auch die P-öasfard'-Populationen des Tiefsehr nahe verwandte AitP. vahiny Nussbaum landes unterscheiden sich zum Teil deutlich & Raxworthy, 2000 sehr klein (Kopf-Rumpfvoneinander: Während etwa in der Gegend Länge bis 4,7 Zentimeter) und hat wie sie von Fort Dauphin im Südosten extrem große eine dunkle Netzzeichnung auf der Kehle. Die Tiere vorkommen [bis 8,0 Zentimeter KopfRückenhaut von P. vahiny ist jedoch glatter. Rumpf-Länge, ZSM 202/2002), sind ExemAußerdem hat P. androyensis ähnlich wie P. plare aus der Umgebung von Tulear im Südbastardi eine Neigung zur Dickschwänzigkeit, westen viel kleiner (bis sechs Zentimeter die bei P. vahiny noch nicht beobachtet wurKopf-Rumpf-Länge). Auch gut ernährte Nachde. Die zuletzt genannte Art ist bisher allerzuchttiere bleiben stets klein; der Größendings nur von zwei Exemplaren aus Westunterschied ist also nicht auf ein untermadagaskar bekannt. Der Holotypus wurde schiedlich gutes Nahrungsangebot in der nachts dicht über dem Boden an einer PflanNatur zurückzuführen. ze im Trockenwald gefunden. Die Jungtierfärbung der kleinen Form ist Paroedura lohatsara Glaw, Vences & etwas heller als die von P. b. ibityensis und Schmidt, 2001 kommt in den Montagne des der großen Form. Ob es sich hierbei um Francais an der Nordspitze Madagaskars nur verschiedene Arten handelt, ist noch nicht wenige Kilometer südlich von Antsiranana ganz sicher; außerdem ist es fraglich, ob vor. Aus diesem mit Trockenwald bewachsegehört zu den kleinsten Arten. 8 9/2003 • Data. • 56. Jahrgang nen Kalkmassiv stammt übrigens auch das Fröschchen Mantella viridis. Bezüglich der Lage des Nasenlochs gehört P lohatsara in die P-^/cta-Gruppe, doch passt die Verbreitung (Nordspitze Madagaskars) nicht zu den anderen Arten dieser Gruppe. Auch weitere Merkmale, zum Beispiel Ähnlichkeiten in den Jungtierfärbungen, deuten darauf hin, dass diese Art trotz der Lage des Nasenlochs eher mit/? stumpffi verwandt sein könnte. Paroedura lohatsara wird mit einer Gesamtlänge von 15,6 Zentimetern relativ groß und macht einen recht stacheligen Eindruck. Die Augen sind von gelben Ringen umrandet. Die Kopfoberseite weist eine individuell unterschiedliche dunkle Ornamentierung auf, an der ein erwachsenes Individuum auch noch Jahre später wiedererkannt werden kann. Auf die hübsche Kopfzeichnung spielt auch der wissenschaftliche Artname an, der aus dem Madagassischen abgeleitet ist [loha = „Kopf", Mitte: Paroedura sanctijohannis (von La Grille auf Grande Comoro), die einzige Paroedura-Art außerhalb Madagaskars. Paroedura gracilis, Männchen aus dem Marojejy-Gebirge in Nordost-Madagaskar. tsara = „schön, gut"). In der Regenzeit waren die Tiere nachts auf Büschen und Felsen in einer Höhe von bis zu zwei Metern über dem Boden aktiv. Paroedura sanctijohannis (Günther, 1879) ist auf den Komoreninseln endemisch. Auf Grande Comore ist sie bei „La Grille" im Norden der Insel in 900 bis 950 Meter Höhe häufig, während wir sie in niedrigen Lagen von Grande Comore und Moheli nicht nachweisen konnten. Möglicherweise wird sie in den küstennahen Gebieten von den dort zahlreich vorhandenen Hemidactylus verdrängt. Auffällig war auch, dass die meisten der von uns gefundenen Tiere ihren Schwanz schon einmal verloren hatten: Von zehn Geckos (vier Männchen, vier Weibchen, zwei Subadulte) hatten nur die beiden Halbwüchsigen und ein Weibchen einen Originalschwanz; alle anderen Tiere besaßen ein Regenerat. Der Lebensraum von P. sanctijohannis auf La Grille befindet sich auf vulkanischem Untergrund und weitab vom Meer, so dass die Art dort vermutlich nur relativ wenig Kalk zur Verfügung hat. Die Tiere ließen sich nachts vor allem an den Stämmen von größeren Bäumen in ein bis zweieinhalb Meter Höhe über dem Boden beobachten, gelegentlich aber auch an Holzhaufen oder umgefallenen Stämmen in Bodennähe, wobei sie nicht nur im feuchten Primärwald vorkommen. Das einzige am Tag gefundene Exemplar fand sich unter lockerer Rinde von einem Baumstamm in etwa einem Meter Höhe über dem Boden. Nussbaum &, Raxworthy (2000) halten es für wahrscheinlich, dass P. sanctijohannis lediglich eine Unterart von P. stumpffl darstellt. Dieser Vermutung können wir nicht zustimmen: Sowohl die Färbung der Erwachsenen als auch die der Jungtiere beider Arten ist deutlich verschieden. Außerdem ist die Rumpfbeschuppung von P. sanctijohannis viel weniger rau als die von P. stumpffi. Paroedura masobe Nussbaum & Raxworthy, 1994 ist zweifellos die spektakulärste Neuentdeckung. Die riesigen Augen {maso = „Auge", be = „groß") verhalfen diesem bizarren Gecko zu seinem gut gewählten Namen. Der Eindruck besonders großer Augen wird noch dadurch verstärkt, dass die Iris anders als bei den übrigen Paroedura-Arten nicht hell, sondern schwarz ist und sich farblich dadurch nicht von der Pupille unterscheidet. Zudem ist bei Dunkelheit zwischen dem Nasenloch und dem Auge eine dunkle Zone zu erkennen, die sich kaum vom Auge abhebt. Eine weitere Besonderheit ist der seitlich „zusammengedrückte" Schwanz, der oben zwei Reihen von Stacheln trägt, was ein wenig an einen Krokodilschwanz erinnert. Paroedura masobe erreicht bis zu 17 Zentimeter Gesamtlänge und ist zusammen mit P. tanjaka die größte Art der Gattung. Bisher ist sie nur aus dem Tieflandregenwald (415 bis 440 Meter) im Zahamena-Reservat bekannt. Die Tiere wurden in der Vegetation auf Blättern und Ästen ein bis vier Meter über dem Waldboden beobachtet. Paroedura masobe ist unter den madagassischen Geckos in Färbung und Gestalt einzigartig, zeigt aber gewisse Übereinstimmungen mit dem australischen Gecko Carphodactylus laevis (große, schwarze und etwas nach vorn gerichtete Augen, dunkle Zone vor dem Auge, lange Beine, Schwanzfärbung, Kante auf der Rückenmitte; vergleiche die Fotos in Porter 2002), ebenfalls ein Regenwaldbewohner. Bisher ist leider zu wenig über die Lebensweise der beiden Geckos bekannt, so dass man über die Ursachen dieser Parallelentwicklungen (Konvergenzen) nicht viel aussagen kann. Paroedura gracilis (Boulenger, 1896) ist ebenfalls im Regenwaldgürtel Ostmadagaskars zu Hause, allerdings viel kleiner (KopfRumpf-Länge bis 6,7 Zentimeter, ZFMK 59797) und weniger beeindruckend als P. masobe. Dennoch lässt sich aufgrund einiger Gemeinsamkeiten (lange, schlanke Beine, dunkle Färbung, große Augen, Kiel auf der Rückenmitte, sehr lichtscheues Verhalten, Regenwaldbewohner) vermuten, dass diese beiden Arten näher miteinander verwandt sind. • Links: Paroedura lohatsara aus dem Trockenwald von Montagne des Francais; an der markanten Kopfzeichnung lässt sich jedes Tier individuell erkennen. Paroedura masobe, der Riesenaugengecko, stammt aus dem Regenwald. 56. Jahrgang • Data. • 9/2003 9 TERRARIEN PAROEDURA Paroedura sp., eine noch nicht identifizierte Art aus Montagne d'Ambre. Paroedura tanjaka ist vermutlich die größte Art der Gattung. Fotos: Verfasser Auffällig ist die geografische Variation von P. gracilis. Tiere aus der Umgebung von Andasibe im mittleren Osten Madagaskars sind mehr oder weniger längsgestreift, solche aus dem Nordosten (Marojejy, AnjanaharibeSud, Nosy Mangabe) überwiegend quer gebändert. Ganz im Norden (im Regenwald von Montagne d'Ambre) finden sich Tiere, die noch deutlicher von denen aus Ostmadagaskar abweichen und möglicherweise zu einer neuen Art gehören. Paroedura tanjaka Nussbaum & Raxworthy, 2000 ist mit einer Gesamtlänge von annähernd 18 Zentimetern vielleicht die größte Art der Gattung. Sie ist aus den Kalkmassiven Tsingy de Bemaraha und Namoroka in Westmadagaskar bekannt und bewohnt Trockenwaldhabitate in niedrigen Höhenlagen (100 bis 300 Meter). Viele Tiere wurden an der Basis von bizarren Felsspitzen, den so genannten Tsingy, gefunden, aber auch an Zweigen und Baumstämmen. Ein Exemplar wurde sogar aus dem Magen einer Schlange [Lycodryas gaimardi) geborgen. Die Kopfoberseite ist wie bei P. stumpffi einfarbig braun ohne Flecke. Paroedura oviceps (Boettger, 1881) kommt im Norden und Nordwesten Madagaskars vor. Die wenigen Beobachtungen im Lebensraum deuten darauf hin, dass die Art felsige Umgebung entlang von Bächen und den Stammbereich dicker Bäume im Regenwald bevorzugt. Andererseits kommt sie auch im Trockenwald von Ankarafantsika vor. Dort fanden wir P. oviceps in größerer Höhe (zwei bis fünf Meter über dem Boden) am Stamm eines einzigen sehr großen Baumes. Paroedura homalorhina (Angel, 1936) ist bisher kaum bekannt. Das Typusexemplar wurde am Eingang einer Höhle im AnkaranaReservat, einer eindrucksvollen Kalksteinformation im Norden Madagaskars, gefunden. Die unscheinbar grau gefärbte Art lebt dort auf den spitzen Felsen und zeichnet sich durch sehr lange, schlanke Beine, große Augen und einen auffällig schwarz-weiß Paroedura vazimba aus der Nähe von Ampijoroa; diese kleine Art ähnelt P. androyensis. Rechts: Paroedura homalorhina aus Ankarana hat extrem lange Beine. 10 9/2003 • Data. • 56. Jahrgang gebänderten (Original-) Schwanz aus, der keine spitzen Tuberkelschuppen trägt. Den Lebensraum teilt sich P. homalorhina in Ankarana mit einer Lygodactylus-Art, die ihr auf den ersten Blick sehr ähnlich, aber viel kleiner ist. Paroedura karstophila Nussbaum & Raxworthy, 2000 ist ebenfalls ein Bewohner von Tsingy-Formationen (Namoroka, Ankarana) und unterscheidet sich von P. homolarhina durch stärker ausgeprägte Tuberkelschuppenreihen auf dem Rücken, kürzere Beine und einen mit Stachelschuppen besetzten Originalschwanz. Als schwierig erweist sich die Zuordnung einer Population aus den Montagne des Frangais, weil sie nämlich sowohl Merkmale von P. karstophila als auch Eigenschaften von P. homalorhina aufweist. Diese Form kommt zusammen mit P. lohatsara vor, während am Fuß des Massivs (unterhalb der Kalksteinfelsen) P. stumpffi zu finden ist. Paroedura vazimba Nussbaum & Raxworthy, 2000 gehört mit einer maximalen KopfRumpf-Länge von 4,9 Zentimetern zu den kleinen Formen. In Zeichnung und Größe er- Paroedura oviceps (aus Benavony bei Ambanja) findet sich meist entlang von Bächen. innert diese Art an P. androyensis, hat aber keine dunkle Netzzeichnung auf der Kehle und eine andere Position des Nasenlochs. Nussbaum & Raxworthy (2000) vermuten jedoch trotz dieser Ähnlichkeiten eine engere Verwandtschaft von P. vazimba mit P. karstophila. Paroedura cf. karstophila aus Montagne des Francais, ein unscheinbarer Gecko mit großen Augen. in Färbung und Größe deutlich voneinander unterscheiden. Neben den hier vorgestellten ParoeduraArten sind schon heute weitere Formen bekannt, deren Status noch ungeklärt ist, und weitere neue Nachtgeckos warten sicher noch auf ihre Entdeckung. Paroedura stumpffi, große, breitköpfige Form. Paroedura stumpffl aus Montagne des Francais. Paroedura vazimba ist von Ampijoroa und dem Reservat Bora in Nordwestmadagaskar bekannt. Beobachtet wurden die Tiere nachts an Baumstämmen 0,5 bis 1,5 Meter über dem Boden oder tagsüber unter der Rinde von Bäumen im Trockenwald. Bei Ampijoroa fanden wir zwei Exemplare auf Blättern und Ästen von niedrigen Sträuchern im dichten Trockenwald, weniger als 50 Zentimeter über dem Boden. Paroedura stumpffi (Boettger, 1878) ist im nördlichen Madagaskar zu Hause. Die Rückenbeschuppung ist sehr rau, die Kopfoberseite in der Regel einfarbig braun und ohne Flecke. Diese Art findet sich im Regenwald ebenso wie in Sekundärvegetation und im Trockenwald und hält sich oft am Boden oder am Stamm größerer Bäume auf. Tiere aus verschiedenen Populationen können sich Viele der Paroedura-Arten wurden bisher hauptsächlich oder sogar ausschließlich auf kalkigem Untergrund gefunden. Man kann also erwarten, dass insbesondere die isolierten und bisher nicht untersuchten Kalksteinformationen noch manche Überraschung bereithalten. I Literatur Bauer, A. M., D. A. Good & W. R. Branch (1997): The taxonomy of the southern African leaf-toed geckos (Squamata: Gekkonidae), with a review of old world „Phyllodactylus" and the description of five new genera. Proc. Calif. Acad. Sei. 49 (14): 447-497. Dixon, J. R., & J. C. Kroll (1974): Resurrection of the generic name Paroedura for the phyllodactyline geckos of Madagascar, and description of a new species. Copeia (1): 24-30. Glaw, F., M. Vences & K. Schmidt (2001): A new species of Paroedura Günther from northern Madagascar (Reptilia, Squamata, Gekkonidae). Spixiana 24 (3): 249-256. Nussbaum, R. A., & C. J. Raxworthy (1994): A new rainforest gecko of the genus Paroedura Günther from Madagascar. Herpetol. Nat. Hist. 2 (1): 43-49. - & - (2000): Systematic revision of the genus Paroedura Günther (Reptilia: Squamata: Gekkonidae), with description of five new species. Misc. Pub. Mus. Zool. Univ. Michigan 189: 1-26. Porter, R. (2002): The husbandry and first recorded captive breeding of the chameleon gecko Carphodactylus laevis Günther, 1897. Gekko 2 (2): 2-8. Rösler, H., & J. Krüger (1998): Eine neue Unterart von Paroedura bastardi (Mocquard, 1900) aus dem zentralen Hochland von Madagaskar. Sauria 20 (2): 37-46. 56. Jahrgang • Datz. • 9/2003 11