Der Kaisermantel Agrynnis paphia Linnaeus 1758

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Der Kaisermantel Agrynnis paphia Linnaeus 1758
Der Kaisermantel gehört zur großen Gruppe der Edelfalter. Dort ist er einer der größten
und häufigsten Vertreter der Perlmuttfalter. Die Art ist derzeit bundesweit und in BadenWürttemberg nicht gefährdet. Der Kaisermantel ist besonders geschützt.
Er ist bei uns heimisch, nicht selten und begegnet uns in Pforzheim z.B. auf Spaziergängen
im Wald und an den Flüssen. Grund genug, ihn hier etwas näher vorzustellen.
Aussehen
Der Kaisermantel ist ein großer Falter, der mit oberseits gelbroten, schwarz gepunkteten
Flügeln, beim Männchen mit vier auffallenden, dunklen Duftschuppenstreifen entlang der
vier hinteren Längsadern des Vorderflügels ausgestattet ist. Die Unterseite der Hinterflügel ist grünlich und mit silbrigen Streifen versehen (im Volksmund wird er deswegen auch
„Silberstrich“ genannt. Das Weibchen erscheint gelegentlich in einer grünlich-grauen Farbform (Form valezina), die bei männlichen Tieren nicht vorkommt. Die Flügelspannweite
beträgt 55-65 mm.
Verbreitung
Der Kaisermantel kommt in Europa bis zu 63° nördlicher Breite vor und über das klimatisch gemäßigte Asien bis Japan. Der Kaisermantel fehlt in Südspanien und auf Kreta sowie in Nordafrika, mit Ausnahme von Algerien. In Mitteleuropa kommt er in allen Höhenstufen vor.
Kaisermantel - Detailstudie
Schmetterlinge im eigenen Garten
Mit relativ wenigen Mitteln können Gartenbesitzer ihren Garten zu einem Schmetterlings-Eldorado umgestalten. Allein
schon der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel bewirkt, dass sich
die heimische Insektenwelt schadlos entwickeln kann.
Lebensraum
Kaisermantel-Weibchen
Kaisermantel-Männchen
Typischer Lebensraum sind im Prinzip alle Laub-, Misch- und Nadelwälder, sofern sie die
für die Nahrungssuche und die Fortpflanzung nötigen Voraussetzungen bieten: Sonnenbeschienene Waldränder und –wege, Waldlichtungen, Kahlschläge, Schneisen etc. mit reichlichem Bestand an Kratzdisteln, aber auch Doldenblütlern, Wasserdost oder Zwergholunder.
Für die Eiablage ist ein spezielles Mosaik in der Lebensraumausstattung erforderlich – der
Hochwald mit dunklen Stämmen, Boden frei von Unterholz, geringer Graswuchs, Bedeckung mit Veilchen, Veilchen-Blätter bilden größere, zusammenhängende Flächen. Im engeren Umkreis solcher Wälder werden zur Futtersuche auch Kohldistelwiesen, Hoch- und
Niedermoore, blütenreiche Feuchtwiesen, verbrachte Streuobstwiesen, Bachufer und Gräben, Magerrasen und auch Gärten angeflogen (besonders beliebt: Schmetterlingsflieder /
Buddleja davidii).
Je nach Situation können z.B. folgende Tipps verwirklicht werden, um Schmetterlinge anzulocken:
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Schaffung einer Blumenwiese statt Einheitsrasen!
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An verschiedenen Ecken Wildkräuter wachsen lassen
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Wildstauden im Blumenbeet
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Ansaat spezieller Raupenfutterpflanzen
(z.B. Wasserdost, Brennesseln)
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Anlage von Trockenmauern mit Erdfugen und anderer
Trockenbiotope (Geröll-, Sandflächen) im Garten
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Anpflanzung von Schmetterlingsflieder und Salweiden als
beliebte Futtergehölze
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Begrünte Wände rund ums Haus
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Hecken mit heimischen Gehölzen
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Dachbegrünungen
Regel:
Je natürlicher ein Garten, desto größer die Chance, dass
sich Schm­et­terlinge einfinden!
Entwicklung
Die entwickelten Falter fliegen von Juni bis September und ernähren sich vor allem vom Nektar der
Kratzdistel, Winterlinde, Karden, Kreuzkraut-Arten, Brombeeren und verschiedener Doldenblütler. In dieser Zeit vollzieht sich die Paarung. Um
das Weibchen in Paarungsstimmung zu versetzen,
sendet das Männchen Lockstoffe aus. Das Weibchen legt seine Eier nicht an den Futterpflanzen
ab, sondern in deren Nähe einzeln an Baumrinden
(Kiefern, Fichten) ab. Das Ei ist kegelförmig, hell
gelblich-weiß, es verfärbt sich im Herbst dunkel.
Die Raupen des Kaisermantels schlüpfen im Spätsommer (September), verbergen sich tagsüber und
fressen nur nachts. Futterpflanzen der Raupe sind
Veilchen und das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria). Die Raupe überwintert. Erst im Mai/Juni
verpuppen sich die Raupen. Nach ca. 2-3 Wochen
schlüpfen die Falter. Eine Generation entsteht beim
Kaisermantel pro Jahr. Die Lebenserwartung eines
Falters beträgt ca. 1 Monat.
Puppe (re.) und Raupe des Kaisermantels
Gefährdung, Förderung
(nach Hoffmann 1894)
Die Vorkommen werden generell durch Zerstörung der Saumstrukturen und Biozideinsatz
gefährdet. Im Stadtkreis Pforzheim kommt die Art häufig vor, Biozide werden hier nicht
eingesetzt!
Tagpfauenauge auf Sommerflieder
Der Kaisermantel - wie alle Schmetterlinge - kann gefördert
werden durch Schaffung blüten- und gebüschreicher Übergangsbereiche zwischen Wald und Feldflur. Die „saubere“, intensiv gepflegte Landschaft bringt vielerorts die nach Blütennektar suchenden Insekten (Bienen, Hummeln, Schmetterlinge
u.a.) in große Not. Hier ist Einsicht und Toleranz sehr wichtig.
Die Zeit der Blüte sollte möglichst abgewartet werden.
Text: Bauer · Fotos: Hilligardt, W. Schön aus www.schmetterling-raupe.de (Weibchen), CC-BY-SA-3.0 Rosenzweig (Männchen), Bauer (Tagpfauenauge)
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