Anstieg der Tuberkulose in Deutschland Die Fallzahlen an

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Anstieg der Tuberkulose in Deutschland
Die Fallzahlen an Tuberkuloseneuinfektionen waren in Deutschland viele Jahre
rückläufig. Derzeit deutet sich eine Abkehr von dem positiven Trend an. Daher ordnet
das
RKI
die
Tuberkulose
als
ein
„…nicht
zu
unterschätzendes
Gesundheitsproblem…“(Brodhun et al. 2015: 8) ein. Freiberuflich Pflegende erhalten
deswegen hier einen komprimierten Einblick in die Infektionskrankheit Tuberkulose.
Tuberkulose ist eine meldepflichtige, bakterielle Infektionskrankheit, die überwiegend
die Lunge befällt; bei geschwächter Abwehrlage auch weitere Organsysteme. Die
Infektion erfolgt bei der offenen Lungentuberkulose mittels Tröpfcheninfektion, durch
feinste erregerhaltige Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen ausgeschieden
werden. Mit ansteigender Dauer und Intensität des Kontakts zu einem Patienten mit
Tuberkulose, steigt auch das Risiko einer Infektion. „Tuberkulose, die Organe
außerhalb der Atemwege wie zum Beispiel Knochen, Gelenke oder Lymphknoten
betrifft, ist meist nicht ansteckend“ (BzgA 2014). Denkbar ist ferner eine Übertragung
der Tuberkulose über Nahrungsmittel wie z.B. Rohmilch. In Mitteleuropa ist die
Rindertuberkulose allerdings weitestgehend eingedämmt.
„Die Inkubationszeit der Tuberkulose, also die Zeit zwischen der Ansteckung und
dem Auftreten der ersten Symptome, kann Wochen bis viele Monate dauern.
Erfahrungen zeigen jedoch, dass nur ein Teil der Infizierten tatsächlich an
Tuberkulose erkranken (bei sonst gesunden Erwachsenen 5– 10%)“ (Haas et al.
2006: 18). Am höchsten ist jedoch das Erkrankungsrisiko in den ersten beiden
Jahren. Kinder und Säuglinge erkranken in bis zu 40% der Fälle.
Die Infektiosität der Lungentuberkulose ist bei mikroskopischer Nachweisbarkeit der
Erreger im Sputum, abgesaugten Bronchialsekret oder im Magensaft am höchsten.
Die
Infektiosität
sinkt
mit
ausschließlich,
kulturellem
oder
mikrobiellen
Erregernachweis. Kinder weisen häufig nur eine geringe Bakteriendichte auf und
gelten von daher als eingeschränkt infektiös.
Die Tuberkulose – Eine Erkrankung mit vielen Gesichtern
Aufgrund einer möglichen breiten Besiedlung des Körpers durch TuberkuloseBakterien und der uncharakteristischen Symptomatik, ist die Diagnose erschwert.
Daher erfolgt eine Unterscheidung in die primäre und die postprimäre Tuberkulose:
Unter einer primären Tuberkulose werden alle Erkrankungen verstanden, die
infolge einer Erstinfektion mit Tuberkulosebakterien entstehen. Je nach Sitz des
Primärherdes werden folgende differenziert:

Pulmonale Tuberkulose; Befall der Lunge und Atemwege bis zum Kehlkopf. Eine
offene Lungentuberkulose liegt dann vor, wenn der Krankheitsherd Anschluss an
die Atemwege hat und somit auch potentiell ansteckend ist.

Extrapulmonale Tuberkulose; Befall außerhalb der Lunge z.B. Halslymphknoten,
Darm, Haut
Typisch für die Tuberkuloseinfektion ist die Bildung sogenannter Tuberkel. Dies sind
knötchenförmige Gewebeveränderungen, die im Abheilungsprozess verkalken
können. Die Tuberkulose-Bakterien können über Jahre darin lebensfähig bleiben,
sodass eine erneute Infektion im Rahmen einer postprimären Tuberkulose
auftreten kann. Eine postprimäre Tuberkulose kann infolge einer reduzierten
Abwehrlage auftreten. Es kommt zu einer Streuung der Bakterien über das
Lymphsystem und die Blutbahn. Ein besonders schwerer Verlauf liegt bei der
Miliartuberkulose vor. Hier kommt es zu einem massenhaften Auftreten der
Tuberkulose in mehreren Organen. Symptome der Miliartuberkulose sind hohes
Fieber,
schweres
Krankheitsgefühl,
Atemstörungen
mit
Husten
und
starke
Kopfschmerzen.
Mögliche Allgemeinsymptome einer Tuberkulose-Erkrankung sind:

Reduziertes Allgemeinbefinden

Gewichtsabnahme

Konzentrationsstörungen

Fieber

Vermehrtes (nächtliches) Schwitzen

Appetitmangel

Müdigkeit

Zeichen eines grippalen Infekts
Symptome einer Lungentuberkulose sind daneben:

Respiratorische Beschwerde in Form von Husten z.B. wochenlang andauernd,
ggf. mit blutigem Sputum

Thoraxschmerzen

Dyspnoe
Ein diagnostischer Nachweis der Erkrankung erfolgt mittels Tuberkulin-Test,
bakteriologischer Diagnostik und Röntgen (vgl. Haas 2006: 21-22).
Therapie, Behandlung und Pflege
Die Therapie erfolgt mittels kombinierter Medikamentengabe. Große Bedeutung
kommt dabei den Antibiotika zu, die aufgrund anwachsender Resistenzbildungen in
der
Allgemeinbevölkerung
weniger
gut
greifen.
Eine
solche,
spezielle
Resistenzbildung (mindestens gleichzeitige Resistenz gegenüber Isoniazid und
Rifampicin, MDR-TB) wurde 2014 bei 89 Fällen registriert (Brodhun 2015: 8).
Freiberuflichen Pflegenden kommt in drei Sparten eine große Bedeutung bei der
Therapie, Behandlung und Pflege zu:
1. Prävention. Freiberuflich Pflegende sind an der raschen Identifikation und
Diagnostik von an Tuberkulose erkrankten Patienten beteiligt. Hellhörig
werden muss man bei länger andauerndem Husten, ggf. mit blutigem Sputum.
Zielgruppen für die aktive Fallsuche sind Migranten aus Ländern mit einer
hohen
Tuberkuloseprävalenz
und
Personengruppen
mit
erhöhtem
Infektionsrisiko z.B. Obdachlose, Drogenabhängige und Gefängnisinsassen
(Robert Koch-Institut 2013). Daneben fungieren freiberuflich Pflegende in der
Öffentlichkeit
als
Aufklärungsorgan
zur
Verbesserung
der
Allgemeingesundheit in der Öffentlichkeit.
2. Behandlung von Patienten und Kontaktpersonen. Eine Behandlung von
Patienten und Kontaktpersonen erfolgt i.d.R. stationär in einem Krankenhaus.
Hierbei
achten
freiberuflich
infektionspräventiven
Maßnahmen;
Pflegende
allen
auf
voran
die
die
hygienischen,
Maßnahmen
der
Basishygiene (vgl. Wischnewski, Mielke 2006). Pflegerische Maßnahmen sind
u.a.
a. Isolation
bei
aerogenem
Übertragungsweg
inkl.
korrekter
Schutzmaßnahmen z.B. Tragen von Atemschutzmasken
b. Information und Anleitung des Patienten z.B. zu Verhalten bei
Isolationsmaßnahmen oder Hustenhygiene
c. Information und Anleitung von Angehörigen zu infektionspräventiven
Maßnahmen
d. Beobachtung Angehöriger auf Symptome einer Tuberkulose und
Begleitung bei Screening-Maßnahmen. Insbesondere im Kontakt mit
kleinen Kindern ist hier Eile geboten, da so schwere, generalisierte
Krankheitsverläufe abgewendet werden können.
3. Mitwirkung im Fall eines Ausbruchs. Sind mindestens zwei Erkrankungen
mit gesichertem epidemiologischem Zusammenhang identifiziert worden, wird
eine
durch
das
Gesundheitsamt
koordinierte
Ausbruchsuntersuchung
erforderlich.
Rückläufiger Trend gebrochen
2014 wurden in Deutschland insgesamt 4.488 Tuberkulosefälle registriert. Dies
entspricht einer Inzidenz von 5,6 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.
Im Gegensatz zu 2013 sind diese um 3,9% angestiegen, sodass der über die
vergangenen Jahre als rückläufig angesehene Trend nun entgegen der Erwartungen
umgekehrt wurde.
76% der gemeldeten Fälle betraf die Lunge, bei 45,7% dieser lag eine besonders
ansteckende Form vor. 24% der Tuberkuloseinfektionen waren 2014 extrapulmonal.
In 50,7% der Fälle manifestierte sich die Erkrankung in den Lymphknoten. 97
Patienten, die mit Tuberkulose infiziert wurden, verstarben. (vgl. Brodhun 2015)
Quellen
Brodhun Bonita, Altmann Doris, Hauer Barbara, Fiebig Lena, Haas Walter
(2015) Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2014 Robert
Koch-Institut.
Berlin.
URL:
www.rki.de/DE/Content/InfAZ/T/Tuberkulose/Download/TB2014.pdf?__blob=publicati
onFile (letzter Zugriff: 20.12.2015).
Bundeszentrale
Tuberkulose.
für
gesundheitliche
Informationen
über
Aufklärung
Krankheitserreger
(BzgA)
beim
(Hrsg.)
(2014)
Menschen.
URL:
www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/tuberkulose/ (letzter Zugriff: 20.12.2015).
Haas
Walter,
Brodhun
Gesundheitsberichterstattung
Bonita,
des
Starker
Bundes
Anne
(2006)
Heft
35.
Tuberkulose.
Berlin.
URL:
www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBED
ownloadsT/tuberkulose.pdf?__blob=publicationFile (letzter Zugriff: 20.12.2015).
Robert Koch-Institut (RKI) (Hrsg.) (2013) Tuberkulose. RKI-Ratgeber für Ärzte.
URL:
www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Tuberkulose.html
(letzter Zugriff: 20.12.2015).
Robert Koch-Institut (Hrsg.) (2015) Tuberkulose in Deutschland: Ende des
rückläufigen Trends? Epidemiologisches Bulletin Nr. 43. 26. Oktober 2015. S. 461463.
URL:
www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/43_15.pdf?__blob=pu
blicationFile (letzter Zugriff: 20.12.2015).
Wischnewski Nicoletta, Mielke Martin (2006) Prävention der nosokomialen
Übertragung
Empfehlungen.
der
Tuberkulose
HygMed
–
Übersicht
31(3):
über
verschiedene
84-92.
nationale
URL:
www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Erreger_ausgewaehlt/Tuberkulos
e/Tuberkulose_04.pdf?__blob=publicationFile (letzter Zugriff: 20.12.2015).
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