Gegenblättriges Milzkraut

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GEGENBLÄTTRIGES
MILZKRAUT
Steckbrief
EU LIFE Projekt
Soonwald
Kalenderbild im September –
Gegenblättriges Milzkraut
Das Gegenblättrige Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium) ist eine niedrigwüchsige,
optisch sehr unauffällige Pflanzenart mit kleinen, unscheinbaren gelblich-grünen Blüten. Zwar
leicht zu übersehen, ist das Gegenblättrige Milzkraut dennoch eine ganz besondere Pflanze. Es
ist die einzige Art der Gefäßpflanzen in Mitteleuropa, die als echte Art des Lebensraums
Quelle,
insbesondere
der
Sumpf-
oder
Sickerquellen,
bezeichnet
werden
kann.
Dementsprechend wächst das Gegenblättrige Milzkraut nur auf echten quelligen Standorten.
In Mitteleuropa sind Sumpf-/ Sickerquellbereiche von Natur aus mit nässetoleranten
Laubwaldgesellschaften bewachsen, beispielsweise Erlen-Eschenwälder, Erlenbruch- oder
Birkenwälder. Das Gegenblättrige Milzkraut ist in besonderer Weise an solche quelligen
Standorte angepasst. Es blüht sehr früh im Jahr, bevor die Laubbäume ihre Blätter austreiben.
Dadurch kann es seine Samen bilden, bevor es im schattigen Wald mit wenig Licht
zurechtkommen muss. Zudem werden die Samen des Gegenblättrigen Milzkrauts mit dem
Wasser verbreitet.
Eine besondere Anpassung ist auch die Überwinterung als (winter-) grüne Pflanze. Dadurch
kann das Gegenblättrige Milzkraut an milden Wintertagen und im zeitigen Frühling jeden
Sonnenstrahl nutzen, um Photosynthese zu betreiben. Das verschafft der Art einen optimalen
Start ins Jahr und einen Konkurrenzvorteil. Dabei wird dem Gegenblättrigen Milzkraut die
Überwinterung als grüne Pflanze erleichtert, indem quellige Standorte das gesamte Jahr über
eine sehr konstante (Wasser-) Temperatur aufweisen. Dies ist eine Besonderheit von Quellen,
da hier das Grundwasser aus größerer Tiefe an der Oberfläche austritt. Quellen schneien und
frieren
dadurch
im
Winter
normalerweise
nicht
zu
und
ermöglichen
ganz
andere
Überlebensstrategien ihrer pflanzlichen und tierischen Bewohner als der umliegende Wald.
Weitere Informationen zum Lebensraum „Quelle“, erfahren Sie in unserem Infoblatt „Quellen“ (PDF 1,5 MB).
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Gegenblättriges Milzkraut an einem
quelligen Standort
Die Kenntnis der ökologischen Ansprüche einer Art ist nicht nur theoretisches Wissen, sondern
hilft ganz konkret bei der Naturschutzarbeit im Gelände. Beispielsweise lassen sich feuchte,
matschige Waldbereiche durch das Vorkommen von Gegenblättrigem Milzkraut eindeutig als
quellige Standorte identifizieren und können vor Befahrung mit Forstmaschinen geschützt
werden.
Die
„Schwesternart“
des
Gegenblättrigen
Milzkrauts
ist
das
häufiger
vorkommende
Wechselblättrige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium). Auf den ersten Blick sehen sich die
beiden Arten sehr ähnlich. Bei genauerem Hinsehen lassen sich aber leicht die Unterschiede
erkennen: Der Hauptunterschied ist, dass die Blätter des Gegenblättrigen Milzkrauts
gegenständig (stehen sich also am Stängel gegenüber) und die des Wechselblättrigen
Milzkrauts wechselständig angeordnet sind. Des Weiteren sind die Blätter des Gegenblättrigen
Milzkrauts nur sehr undeutlich, aber die Blätter des Wechselblättrigen Milzkrauts deutlich
gekerbt. Außerdem bildet das Gegenblättrige Milzkraut zahlreiche, liegende Triebe und damit
„Rasen“ aus, während das Wechselblättrige Milzkraut von einzelnen, aufrechten Trieben
gebildet wird.
Zwar kann auch das Wechselblättrige Milzkraut in quelligen Bereichen vorkommen, ist jedoch
auf nährstoffreichere Standorte angewiesen. Zudem ist diese Art nicht streng an quellige
Standorte
gebunden,
sondern
kommt
auch
auf
anderen
nassen
Waldbereichen
vor,
beispielsweise an Bächen und in Auenwäldern.
Wechselblättriges Milzkraut
(Chrysosplenium alternifolium)
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Gegenblättriges Milzkraut
(Chrysosplenium oppositifolium)
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Gegenblättriges Milzkraut
wissenschaftlicher Name
Chrysosplenium oppositifolium
Pflanzenfamilie
Steinbrechgewächse (Saxifragaceae)
Habitus
5-15 cm hohe, ausdauernde Pflanze mit zahlreichen
niederliegenden, vierkantigen Stängeln und unscheinbaren
gelblich-grünen, sternförmigen Blüten
Blütezeit
April bis Mai (Juni), die sehr kleinen gelben Blüten (4 mm)
werden optisch durch gelblich gefärbte Hochblätter vergrößert
Standorte
Quellen und Quellbäche in Wäldern
Gefährdung
Das Gegenblättrige Milzkraut ist eine stark spezialisierte Art
der quelligen Standorte. Durch die Zerstörung der natürlichen
Quellstrukturen, beispielsweise durch Bepflanzung mit Fichten,
durch Befahrung mit Maschinen oder durch den Bau von
Quellfassungen
werden
auch
die
Lebensräume
des
Gegenblättrigen Milzkrauts vernichtet. Kommt es in einem
Landschaftsraum zur Beeinträchtigung quelliger Standorte,
verschwindet auch das Gegenblättrige Milzkraut und wird in
seinem Vorkommen stark gefährdet.
Besonderheit
Das Gegenblättrige Milzkraut überwintert als grüne Pflanze. Es
blüht sehr zeitig im Frühjahr (Frühblüher) und seine Samen
werden durch Wasserausbreitung verbreitet. Somit ist die Art
hervorragend an Standorte mit Sumpf-/ Sickerquellen
angepasst.
Gegenblättriges
mit Blüte im April
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Milzkraut
im September
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