Pressemappe Haydn-Festival 2011

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Brühler Schlosskonzerte 2011 Haydn-­Festival 19. – 28. August 2011 Kartenvorverkauf - über die Homepage www.schlosskonzerte.de ( print@home: Konzertkarten inklusive Fahr-­‐
ausweis im VRS online buchen und zuhause ausdrucken) - über die KölnTicket-­‐Hotline 0221.2801 - in allen an KölnTicket angeschlossenen Vorverkaufsstellen Restkarten sind jeweils an der Konzertkasse erhältlich, die 1 Stunde vor Konzertbeginn öffnet. Bei Fragen rund um - das Programm der Saison 2011 - Möglichkeiten, die Brühler Schlosskonzerte finanziell und ideell zu unterstützen - die Mitgliedschaft im Verein Brühler Schlosskonzerte hilft die Geschäftsstelle gerne weiter: Brühler Schlosskonzerte e.V. Bahnhofstraße 16 50321 Brühl Fon 02232.941884 Fax 02232.941885 [email protected] www.schlosskonzerte.de Pressebereich im Internet mit Text-­ und Foto-­Downloadmöglichkeiten www.schlosskonzerte.de  Menüpunkt “Presse“ Benutzername: presse Kennwort: carlone Haydn-­‐Festival 2011 | S. 2/11 Haydn-­Festival Fr 19. August Haydn-­‐Festival 20 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise C: 47 / 37 / 31 / 23 / 14 / 9 € HAYDN IN ENGLAND Joseph Haydn „Overture to an English Opera” Joseph Haydn „The Storm“ Hob. XXIVa:8, Madrigal für Chor und Orchester Joseph Haydn Sinfonie D-­‐Dur Hob. I:96 „The Miracle“ VokalEnsemble Köln | Capella Augustina | Andreas Spering Jahrzehntelang hatte Haydn in der Provinz bei den Fürsten von Esterházy gelebt und gearbeitet. Aber als Fürst Nikolaus I. 1790 starb, entließ sein Nachfolger nahezu alle Mitglieder der Hofkapelle. Seinen Ka-­‐
pellmeister Haydn behielt er nur pro forma in Diensten und stattete ihn mit einer jährlichen Rente aus. Obwohl Haydn hätte bleiben können, verließ er Eszterháza in Richtung Wien. Ende 1790 reiste er als 58-­‐
Jähriger auf Einladung des Konzertunternehmers Salomon das erste Mal nach London. Auf Mozarts Be-­‐
denken, dass er nicht einmal Englisch spreche, erwiderte Haydn: „Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt!“ Am Silvestertag kam er in Calais an und sah dort zum ersten Mal in seinem Leben das Meer, jenes „ungeheure Thier“. Zahlreiche Werke entstanden auf seinen insgesamt zwei Reisen in den Jahren 1791/92 und 1794/95, darunter die „Londoner Sinfonien“, zu denen auch die Sinfonie Nr. 96 zählt. Ihren Beinamen „The Miracle“ trägt sie zu Unrecht, denn das titulierte Wunder trug sich bei der Premiere einer anderen Sinfonie zu: Ein Kronleuchter hatte sich aus seiner Verankerung gelöst, aber glücklicherweise niemanden im Publikum verletzt. Großen Eindruck machte auch Haydns klangmächtiges Werk „The Storm“ für gemischten Chor und Orchester, das 1792 in London zur Aufführung kam. Die Tageszeitung „Morning Herald“ schrieb damals, Haydn habe wundervoll den Text des englischen Dichters Peter Pindar umgesetzt. Inhalt des wirkungsvollen Stückes ist ein wilder Gewittersturm und die auf ihn folgende Ru-­‐
he. Als „ganz großartige Komposition“ wurde das Vokalwerk gewürdigt, das Haydns erste Komposition auf einen englischen Text war. Selten aufgeführt, wird das Werk nun in Brühl vom VokalEnsemble Köln und der Capella Augustina, dem Orchester der Brühler Schlosskonzerte, unter der Leitung von Andreas Spering zur Eröffnung des Haydn-­‐Festivals präsentiert. Haydn-­‐Festival 2011 | S. 3/11 Sa 20. August Haydn-­‐Festival 20 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise B: 38 / 34 / 26 / 21 / 12 / 7 € TRIO WANDERER – ENCORE! Joseph Haydn Trio A-­‐Dur Hob. XV:9 für Klavier, Violine und Violoncello Joseph Haydn Trio As-­‐Dur Hob. XV:14 für Klavier, Violine und Violoncello Ludwig van Beethoven Variationen über „Ich bin der Schneider Kakadu“ op. 121a für Klavier, Violine und Violoncello Franz Schubert Trio B-­‐Dur D 898 für Klavier, Violine und Violoncello Trio Wanderer „Zugabe, Zugabe!“ – Nur selten werden Künstler in zwei aufeinander folgenden Jahren zu den Brühler Schlosskonzerten eingeladen. Beim Trio Wanderer ist das der Fall. Das Konzert der drei Franzosen im Sommer 2010 begeisterte derart, dass eine Ausnahme von der Regel angebracht ist. Auf dem Programm ihres diesjährigen Konzerts im Haydn-­‐Festival stehen Klaviertrios von Haydn, Beethoven und Schubert. Haydn leistete für die Gattung Klaviertrio Pionierarbeit, sein Schüler Beethoven reifte sie weiter aus und machte Violine, Cello und Klavier endgültig zu gleichberechtigten Partnern. Für diese Besetzung schrieb er auch seine witzigen „Kakadu-­‐Variationen“ über ein damals sehr populäres Lied des Schneidergesellen Crispin aus Wenzel Müllers Singspiel „Die Schwestern von Prag“. Die musikalische Brücke zwischen Wiener Klassik und Romantik stellte Schubert her. Sein reizendes B-­‐Dur-­‐Trio, geschrieben in Beethovens Todesjahr 1827, zählt heute zu seinen beliebtesten Kammermusik-­‐Kompositionen. Der Ensemblename „Trio Wanderer“ bezieht sich auf Schuberts romantisches Bild vom umherziehenden Wanderer. Seit sei-­‐
ner Gründung im Jahr 1987 konnte das mittlerweile auf der ganzen Welt konzertierende Ensemble kaum zählbare Erfolge verbuchen. Wettbewerbspreise, Auftritte in den bedeutendsten Konzertsälen und bei herausragenden Festivals sowie preisgekrönte CD-­‐Produktionen bestätigen den internationalen Rang der drei Musiker. So 21. August Haydn-­‐Festival 20 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise A: 29 / 24 / 18 / 14 / 10 / 7 € VISIONEN UND PHANTASIEN Joseph Haydn Sonate C-­‐Dur Hob XVI:50 für Klavier Franz Schubert Sonate Nr. 18 G-­‐Dur op. 78 „Fantasia“ für Klavier Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 32 c-­‐Moll op. 111 für Klavier Lars Vogt, Klavier Joseph Haydn liebte es, sich an sein Klavier zu setzen und über ein Thema zu improvisieren. Die meisten seiner Werke entstanden auf diese Weise, wie er selbst einmal beschrieb: „Ich sezte mich hin, fieng an zu fantasiren, je nachdem mein Gemüth traurig oder fröhlich, ernst oder tändelnd gestimmt war. Hatte ich eine Idee erhascht, so gieng mein ganzes Bestreben dahin, sie den Regeln der Kunst gemäß auszuführen.“ 1794 bahnte Haydn mit seinen originellen späten „Englischen Sonaten“ den Weg für Komponisten wie den eigenwilligen Gipfelstürmer Beethoven, der ab 1792 sein Schüler gewesen war. Mit seiner monu-­‐
mentalen letzten Sonate op. 111 für das „Hammerklangwerk“, wie er das Klavier einmal nannte, verfolgte Beethoven 1822 gewagt die Vision einer neuen Klavierwelt. Er sprengte die damals übliche Form, schuf Dramatik pur in nur zwei Sätzen, getreu seines Mottos: „Alle echte Kunst ist moralischer Fortschritt.“ Treffend hat Hans von Bülow die Sonaten Beethovens als das Neue Testament des Klavierspielers be-­‐
zeichnet – nach dem Alten Testament des Bachschen „Wohltemperierten Klaviers“. Beethoven inspirierte mit seinen Sonaten Schubert, der seiner überquellenden Phantasie in der G-­‐Dur-­‐Sonate mit einer kühnen Tonsprache freien Lauf lässt. Mit Lars Vogt kommt einer der erfolgreichsten Pianisten unserer Zeit erst-­‐
Haydn-­‐Festival 2011 | S. 4/11 mals nach Brühl. In den letzten Jahren hat er als Ausnahmetalent eine steile Karriere sowohl in Europa als auch in den USA und in Fernost gemacht. Er gründete das Kammermusikfestival „Spannungen" in der Eifel sowie das Schulprojekt „Rhapsody in School“. Seine Maxime, frei nach Friedrich Nietzsche: „Leben ohne Musik ist ein Irrtum!“ Mo 22. August Haydn-­‐Festival 20 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise B: 38 / 34 / 26 / 21 / 12 / 7 € KLASSIK ROCKT Joseph Haydn Sinfonie A-­‐Dur Hob. I:5 Pieter van Maldere Sinfonie Nr. 35 / Sinfonie Nr. 11 Joseph Haydn Konzert G-­‐Dur Hob. VIIa:4 für Violine und Orchester Rodolfo Richter, Violine | B’Rock | Frank Agsteribbe 18. Jahrhundert: Es gab kein Kino, kein Radio, geschweige denn Fernsehen oder Internet. Musik hatte eine gesellschaftliche Funktion zu erfüllen. An den Höfen stellten die Fürsten extra Komponisten und eigene Kapellen ein. Zwischen 1720 und 1810 entstanden mehr als 16.500 (!) Sinfonien und Joseph Haydn, Pionier dieser Gattung, avancierte schnell zum Superstar. Seine Berühmtheit brachte es mit sich, dass viele Sinfonien unter seinem Namen in Umlauf gebracht wurden, obwohl andere Komponisten sie geschrieben hatten. Der große Name sollte den Verkauf ankurbeln. Auch Haydns belgischer Zeitgenosse Pieter van Maldere, legendärer Geiger und Komponist, war davon betroffen, obwohl überliefert ist, dass seine Musik an den europäischen Höfen sehr populär war. Zwei Sinfonien von Pieter van Maldere, eine frühe Sinfonie Haydns und sein Violinkonzert in G-­‐Dur erklingen in diesem Konzert im Prunktreppenhaus von Schloss Augustburg. Interpretiert werden die Werke von den jungen Wilden der belgischen Barockmusik-­‐Szene: Das Ensemble B’Rock ist erstmals in Brühl zu Gast. Das Orchester mit dem frechen Namen wurde 2005 aus der Lust an Erneuerung und Verjüngung in der Welt der Alten Musik von dem Cembalisten Frank Agsteribbe und dem Kontrabassisten Tom Devaere gegründet. Der harte Kern besteht aus knapp 20 jungen Musikern aus ganz Europa, deren Zusammenspiel von außerordentlicher Präzision und brillantem Schwung geprägt ist. Für verschiedene Projekte arbeitete B'Rock mit namhaften Vertretern der historischen Aufführungspraxis zusammen und trat bereits auf vielen renommierten Konzertbühnen und bei bekannten Alte-­‐Musik-­‐Festivals auf. In Brühl beweist das junge Ensemble mit leidenschaftlicher Spielweise, dass „Klassik rockt“, auch und besonders, wenn auf historischen Instrumenten musiziert wird. Hier geht es mit Ausdruck und Intensität zur Sache! Haydn-­‐Festival 2011 | S. 5/11 Di 23. August Haydn-­‐Festival 20 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise C: 47 / 37 / 31 / 23 / 14 / 9 € SINFONISCHE STREIFZÜGE Henri-­Joseph Rigel Sinfonie Nr. 8 g-­‐Moll Joseph Haydn Konzert Es-­‐Dur Hob. VIIe:1 für Trompete und Orchester Joseph Haydn Sinfonie d-­‐Moll Hob. I:26 „Lamentatione“ Josef Martin Kraus Sinfonie c-­‐Moll VB 142 Matthias Höfs, Trompete | Concerto Köln | Hiro Kurosaki, Violine und Leitung „Schmettermessing“ nannte Beethoven einmal scherzhaft die Trompete. 1796 hatte der Wiener Hof-­‐
trompeter Anton Weidinger die zündende Idee, seiner Trompete Klappen zu verpassen, um die spiel-­‐
technischen Möglichkeiten des Instruments zu erweitern. Haydn war fasziniert und schrieb spontan ein Solo-­‐Konzert für dieses Instrument. Es sollte sein einziges Trompetenkonzert und sein letztes Instru-­‐
mentalkonzert bleiben. In der Geschichte der Trompetenmusik nimmt das originelle Werk eine bedeu-­‐
tende Stellung ein. Denn schon bald wurde die Klappentrompete durch die Ventiltrompete verdrängt. Im Haydn-­‐Festival besteht nun die seltene Gelegenheit, die klangliche Faszination der Klappentrompete zu erleben. Solist ist der international bekannte Trompeter Matthias Höfs, der auch als Professor an der Hamburger Musikhochschule lehrt. Neben Haydns tragischer, mit Passionsmelodien gespickter Sinfonie mit dem Beinamen „Lamentatione“ gibt es in einem Streifzug durch die Anfänge der Sinfoniegeschichte in diesem Konzert auch zwei experimentierfreudige Komponisten zu entdecken, die zur gleichen Zeit wie Haydn musikalisch erstrangige Werke schrieben: Henri-­‐Joseph Rigel, dem in Paris eine musikalische Bil-­‐
derbuchkarriere beschieden war, und Josef Martin Kraus, der in Stockholm zum Star avancierte und von Haydn als „eines der größten Genies“ bezeichnet wurde. Wieder zu Gast in Brühl: Concerto Köln unter der Leitung von Hiro Kurosaki. Das 1985 gegründete Ensemble hat sich mit seinem lebendigen Musizier-­‐
stil weltweit einen festen Platz in der ersten Reihe der Orchester für historische Aufführungspraxis er-­‐
spielt. Es erhielt zahlreiche Preise, zuletzt für eine Aufnahme von Sinfonien Henri-­‐Joseph Rigels: 2010 den MIDEM Classical Award und 2009 den Echo Klassik in der Kategorie „Sinfonische Einspielung des Jahres“. Mi 24. August Haydn-­‐Festival 20 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise B: 38 / 34 / 26 / 21 / 12 / 7 € MEISTER DES STREICHQUARTETTS Joseph Haydn Streichquartett g-­‐Moll op. 20 Nr. 3 Hob. III:33 Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett B-­‐Dur KV 458 „Jagd-­‐Quartett“ Ludwig van Beethoven Streichquartett Nr. 16 F-­‐Dur op. 135 Quatuor Mosaïques Als ein neues Quartett von Haydn aufgeführt wurde, meinte der tschechische Komponist Leopold Koze-­‐
luch zu Mozart: „Das hätte ich nicht so gemacht!“ „Ich auch nicht“, antwortete Mozart, „und wissen Sie, warum? Weil weder Sie noch ich auf diesen Einfall gekommen wären.“ Dass aber Mozart und genauso auch Beethoven durchaus in der Lage waren, die von Haydn erfundene Gattung des Streichquartetts mit hervorragenden eigenen Beiträgen zu bereichern, zeigt das Quatuor Mosaïques, das bereits 2009 in Brühl begeisterte. 1782 erschien Haydns Maßstäbe setzender Quartett-­‐Zyklus op. 33, den er „auf eine ganz neue, besondere Art“ geschrieben hatte. Mozart war faszi-­‐
niert. Als schöpferische Antwort schrieb er sechs Streichquartette, die er seinem „teuersten Freund“ Haydn widmete, darunter auch das unter dem Namen „Jagd-­‐Quartett“ bekannte Werk. Beethoven sollte – Haydn-­‐Festival 2011 | S. 6/11 so der Wunsch seines Bonner Mäzens Graf Waldstein – in Wien „Mozarts Geist aus Haydns Händen emp-­‐
fangen”. Er erweiterte die Gattung konsequent mit eigenen Akzenten. Sein letztes Streichquartett op. 135 schrieb Beethoven ein Jahr vor seinem Tod. Über die programmatische Überschrift „der schwer ge-­‐
faßte Entschluß“, die er über den letzten Satz stellte, ist viel gerätselt worden. Fremdartig-­‐neu war auch, dass er dem Finale zusätzlich Noten mit je einem Motto voranstellte: Auf die Frage „Muss es sein?“ ant-­‐
wortet er: „Es muss sein!“. Beethoven wollte ein Fazit ziehen und bislang Ungesagtes auskomponieren. Das Quatuor Mosaïques, das sich der historischen Aufführungspraxis auf Originalinstrumenten widmet, zählt zu den führenden Streichquartetten der Gegenwart. Es wurde 1987 in Wien gegründet, als sich die vier Musiker bei der Zusammenarbeit im Ensemble Concentus Musicus Wien von Nikolaus Harnoncourt kennen lernten. Für seine Haydn-­‐Einspielungen wurde das Quartett mehrfach mit dem bedeutenden Gramophone Award ausgezeichnet. Do 25. August Haydn-­‐Festival 20 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise C: 47 / 37 / 31 / 23 / 14 / 9 € SINFONISCH UND KONZERTANT Joseph Haydn Sinfonie D-­‐Dur Hob. I:24 Wolfgang Amadeus Mozart Konzert Nr. 2 D-­‐Dur KV 211 für Violine und Orchester Wolfgang Amadeus Mozart Konzert Nr. 3 G-­‐Dur KV 216 für Violine und Orchester Joseph Haydn Sinfonie d-­‐Moll Hob. I:34 Mirijam Contzen, Violine | bayerische kammerphilharmonie | Reinhard Goebel 1782 schrieb Johann Friedrich Reichardt über die Entstehung von „höchst unnatürlichen“ Sinfonien und Konzerten: „Wo’s erst lustig, dann mit einmahl traurig und straks wieder lustig hergeht.“ Besonders Haydn sorgte dafür, dass die adligen Herrschaften ständig neue Sinfonien zu hören bekamen. Hartnäckig experimentierte er an der Gattung, nannte seine Sinfonien „moralische Charaktere“. In der Abgeschie-­‐
denheit des „Esterházyschen Feenreichs“ machte es Haydn Spaß, wie ein Wissenschaftler zu tüfteln. Die Versuchsanordnung hieß „Orchester“. Oft arbeitete er unter extremen Zeitdruck. Für seine frühen Sinfo-­‐
nien standen ihm nur knapp 15 Musiker zur Verfügung. Wie das klingt, werden die Musiker der bayeri-­‐
schen kammerphilharmonie und Reinhard Goebel, Fachmann für die Musik des 18. Jahrhunderts, bei den Brühler Schlosskonzerten überzeugend präsentieren. Als Haydn um 1760 seine ersten Sinfonien kompo-­‐
nierte, war er knapp 30 Jahre alt und stand am Anfang seiner Karriere. Mozart war damals noch ein klei-­‐
nes Kind, schrieb aber bereits ein originelles Werk nach dem anderen. Sein Vater mokierte, dass er die Geige dem Klavier gegenüber vernachlässige. Dennoch trat Mozart gelegentlich selbst öffentlich als Gei-­‐
ger auf und hinterließ fünf Violinkonzerte, von denen er vier kurz nacheinander 1775 in Salzburg kom-­‐
ponierte. Mirijam Contzen, die zur Topriege der jungen Geigergeneration gehört, spielt bei ihrem Brühler Debüt zwei dieser Konzerte. Der Mozart-­‐Bewunderer Alfred Einstein schwärmte von dem G-­‐Dur-­‐Konzert und meinte, das klangsinnliche Adagio sei „wie vom Himmel gefallen“. Fr 26. August Haydn-­‐Festival 20 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise B: 38 / 34 / 26 / 21 / 12 / 7 € SOMMERLICHE ABENDMUSIK Joseph Haydn Divertimento Es-­‐Dur Hob. II:21 „Eine Abendmusik“ für 2 Hörner und Streicher Joseph Haydn Konzert A-­‐Dur Hob. VIIa:3 „Melker Konzert“ für Violine und Orchester Joseph Haydn Konzert D-­‐Dur Hob. VIId:3 für Horn und Orchester Joseph Haydn Divertimento G-­‐Dur Hob. II:2 für 2 Violinen, 2 Violen und Bass Joseph Haydn Divertimento F-­‐Dur Hob. II:20 für 2 Hörner, 2 Oboen, 2 Violinen, 2 Violen und Bass Haydn-­‐Festival 2011 | S. 7/11 La Petite Bande | Sigiswald Kuijken Bei den sommerlichen Soiréen auf Schloss Esterházy wehte den Besuchern laue Luft um die Nase, die Frauen trugen schöne Kleider. Musiker spielten dem Adel zur Tafel auf und gaben Ständchen in ver-­‐
schiedenen Besetzungen. Fürst Nikolaus Esterházy war ein leidenschaftlicher und kultivierter Musik-­‐
liebhaber und er ließ sich und seinen Hofstaat gerne auf solch leichte und angenehme Weise unterhalten. Auch Haydn spielte in jungen Jahren oft in den Orchestern mit, um Geld zu verdienen, obwohl er meinte, dass er „auf keinem Instrument ein Hexenmeister“ gewesen sei: „Aber ich kannte die Kraft und die Wir-­‐
kung aller; ich war kein schlechter Klavierspieler und Sänger, und konnte auch ein Konzert auf der Violi-­‐
ne vortragen.“ Und natürlich komponierte er auch selbst zahlreiche virtuose Divertimenti als gehobene Unterhaltungsmusik für das glanzvolle Leben am Hofe. Drei davon erklingen an diesem Abend, außer-­‐
dem Haydns Hornkonzert in D-­‐Dur und eines der großen Solokonzerte des 18. Jahrhunderts, das „Con-­‐
certo per il Violino in A“. Haydn-­‐Spezialist Sigiswald Kuijken, der dieses Konzert leiten wird, ist ein be-­‐
deutender Pionier in der Erforschung historischer Spieltechniken. 1972 gründete er in Belgien das En-­‐
semble La Petite Bande, das bis heute den Ruf genießt, eines der besten Spezialistenensembles der histo-­‐
rischen Aufführungspraxis zu sein. Sa 27. / So 28. August Haydn-­‐Festival 19.30 Uhr | Schloss Augustusburg, Treppenhaus Preise D: 75 / 65 / 55 / 45 / 25 / 15 € | Inklusive Eintritt zum anschließenden Feuerwerk FINALE MIT PAUKENSCHLAG Joseph Haydn Sinfonie E-­‐Dur Hob. I:29 Wolfgang Amadeus Mozart „No, ne, che non sei capace“ KV 419 für Sopran und Orchester Wolfgang Amadeus Mozart „Ah se in ciel, benigne stelle“ KV 538 für Sopran und Orchester Wolfgang Amadeus Mozart „Mia speranza adorata / Ah, non sai qual pena“ KV 416 für Sopran und Orchester Joseph Haydn Sinfonie G-­‐Dur Hob. I:94 „Mit dem Paukenschlag“ Mari Eriksmoen, Sopran | Capella Augustina | Andreas Spering Mozart sagte einmal: „Keiner kann alles: schäkern und erschüttern, Lachen erregen und tiefe Rührung, und alles gleich gut als Haydn“. Zum Abschluss der Saison präsentiert die Capella Augustina, das Orche-­‐
ster der Brühler Schlosskonzerte, unter der Leitung von Andreas Spering klassische Highlights: Zwei Sinfonien von Joseph Haydn rahmen Konzertarien von Mozart ein, gesungen von der norwegischen Sopranistin Mari Eriksmoen. Sie hat kürzlich, erst 26-­‐jährig, als Zerbinetta in „Ari-­‐
adne auf Naxos“ von Richard Strauss ihr triumphales Debüt in Wien gegeben und ist nun erstmals in Brühl zu hören. Mozart komponierte die drei Arien für Sopran und Orchester für seine Schwägerin Aloi-­‐
sia, in die er lange Zeit unglücklich verliebt gewesen war – bevor er dann ihre Schwester Constanze hei-­‐
ratete. Haydn schritt in seinen Sinfonien Stufe für Stufe die Möglichkeiten der musikalischen Grammatik ab und fand immer neue Lösungen, darunter auch einige klangliche Überraschungseffekte. Mit der „Pau-­‐
kenschlag“-­‐Sinfonie spielt Haydn unaufmerksamen Zuhörern kurz vor dem Feuerwerk einen Streich. Einer Anekdote zufolge sollen die ersten 15 Takte des langsamen Satzes dazu dienen, das Publikum „in den Schlaf zu singen“; mit dem Paukenschlag weckt Haydn sie wieder auf. „Da werden die Weiber auf-­‐
springen“, soll er über den Paukenschlag zu einem Zeitgenossen gesagt haben, als er ihn gerade in die Partitur schrieb. Haydn hat diese Deutungen später immer abgestritten. Seine Wirkung verfehlt der überraschende Paukenschlag dennoch nicht – in England, wo die Sinfonie entstand, heißt sie „The Sur-­‐
prise“! Sa 27. / So 28. August Haydn-­‐Festival | Abo I / II 19.30 Uhr | St. Margareta Preise M: 37 / 32 / 27 / 22 / 17 / 12 € | Inklusive Eintritt zum anschließenden Feuerwerk Haydn-­‐Festival 2011 | S. 8/11 SALVE REGINA Joseph Haydn zugeschrieben „Ave Regina“ A-­‐Dur Hob. XXIIIb:3 Joseph Haydn „Salve Regina“ E-­‐Dur Hob. XXIIIb:1 Wolfgang Amadeus Mozart Kirchensonate Nr. 15 C-­‐Dur KV 328 Wolfgang Amadeus Mozart Kirchensonate Nr. 10 F-­‐Dur KV 244 Wolfgang Amadeus Mozart „Kommet her ihr frechen Sünder“ B-­‐Dur KV 146 Wolfgang Amadeus Mozart „Ave, verum corpus“ D-­‐Dur KV 618 Michael Haydn „Ave Maria“ F-­‐Dur MH 72 Carl Philipp Emanuel Bach Sinfonie C-­‐Dur WQ 182 Nr. 3 „Hamburger Sinfonie Nr. 3“ Liesbeth Devos, Sopran | Octopus Kammerchor und Barockorchester | Bart Van Reyn Joseph Haydn, der „Vater der Sinfonie“ und Meister der geistreichen Konversation im Streichquartett, wird heute vor allem als Komponist von Instrumentalmusik geschätzt. Manchmal fragte sich Haydn selbst, ob er „nicht mehr Vokalmusik hätte schreiben sollen“. Als Chorknabe war er singend und später als Komponist vor allem hörend in die kirchenmusikalische Tradition seiner Zeit hineingewachsen. Als junger Mann, mit etwas über 20 Jahren, verdiente sich Haydn seine Brötchen als freischaffender Musiker in Wien – er gab Klavierunterricht, spielte Violine und Orgel und leitete den einen oder anderen Gottes-­‐
dienst. Er war davon überzeugt, dass alle Talente von oben kommen. Alle seine größeren Partituren sind überschrieben mit den Worten „In nomine Domini!“ und schließen mit „Laus Deo“ oder „Soli Deo gloria!“. Er meinte einmal: „Wenn es mit dem Komponiren nicht so recht fort will, so gehe ich im Zimmer auf und ab, den Rosenkranz in der Hand, bete einige Ave, und dann kommen mir die Ideen wieder.“ Und ihm ka-­‐
men zahlreiche Ideen. Davon zeugt eine Fülle geistlicher Werke, darunter das bedeutende „Salve Regina“. Auch sein jüngerer Bruder Michael schrieb einige sakrale Kompositionen wie das empfindsame „Ave Ma-­‐
ria“. Wolfgang Amadeus Mozart sah sein eigenes Genie als Gottesgeschenk. Lange Zeit stand er in Kir-­‐
chendiensten. Das klingende Ergebnis sind zahlreiche Kompositionen für den liturgischen Gebrauch: Motetten, Passionslieder und Kirchensonaten. Erstmals in Brühl zu Gast: das aus Instrumentalisten und zwei Dutzend Sängern bestehende Octopus Ensemble aus Belgien, das einen umfangreichen Einblick in das kirchenmusikalische Repertoire der Wiener Klassik bietet. Sa 27. / So 28. August Haydn-­‐Festival 19.30 Uhr | Galerie am Schloss Preis: 25 € | Inklusive Eintritt zum anschließenden Feuerwerk KUNST DES LIEDES Joseph Haydn Canzonetten (Auswahl) Wolfgang Amadeus Mozart „Sei du mein Trost“ KV 391 / „Die ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer ehrt“ KV 619 Franz Schubert Italienische Lieder (Auswahl) Hugo Wolf „Spanisches Liederbuch“ (Auswahl) Gabriel Fauré „Cinq mélodies de Venise“ op. 58 Claude Debussy „Ariettes oubliées“ L 60 Sophie Karthäuser, Sopran | Eugene Asti, Klavier Haydn meinte einmal, „das Singen sey beinahe unter die verlornen Künste zu rechnen, und anstatt des Gesanges lasse man die Instrumente dominiren.“ Die Texte für seine 1794/95 in London komponierten Canzonetten, die er selbst gerne vorsang, hat er sorgfältig ausgewählt. Sein Ziel war eine ausgewogene Mischung zwischen Ernst und Komik – zwischen Schatten und Licht, wie er zu sagen pflegte. Die Themen sind bunt gemischt, von der enttäuschten Liebe über philosophischen Ernst bis hin zu Ironie und Senti-­‐
mentalität. Diese späten Liedvertonungen Haydns repräsentieren eine neue, originelle Welt des Liedes, aus der viele Anregungen für die Zukunft entsprangen. Die belgische Sopranistin Sophie Karthäuser, die in Brühl bereits in der Aufführung von Haydns Oratorium „Il ritorno di Tobia“ begeisterte, singt außer-­‐
Haydn-­‐Festival 2011 | S. 9/11 dem Vokalwerke von Mozart: Lieder wie das anrührende „Sei du mein Trost“ und die pathetische Kanta-­‐
te KV 619 mit ihrer Vision von einer besseren Welt. Nach Italien, Spanien und Frankreich führt die Reise durch die Welt der dramatischen Kunstlieder von Franz Schubert, Gabriel Fauré, Hugo Wolf und Claude Debussy – allesamt Höhepunkte nicht nur im Liedschaffen der einzelnen Komponisten, sondern der Lied-­‐
literatur überhaupt. Sa 27. / So 28. August Haydn-­‐Festival 19.30 Uhr | Max Ernst Museum, Dorothea Tanning Saal Preise: 20 € / ermäßigt 10 € | Inklusive Eintritt zum anschließenden Feuerwerk SURPRISE! Rochus Aust „Sinfonie mit der Sinfonie-­‐mit-­‐dem-­‐Paukenschlag“ für Stromorchester und Klavier (Version mit Klavier unplugged: Uraufführung am 27. August / Version mit elektrifiziertem Klavier: Uraufführung am 28. August) Joseph Haydn Stücke für Flötenuhr Joseph Haydn Sonate Nr. 50 D-­‐Dur Hob. XVI:37 für Klavier Joseph Haydn Sonate Nr. 62 Es-­‐Dur Hob. XVI:52 für Klavier Joseph Haydn Sonate Nr. 61 D-­‐Dur Hob. XVI:51 für Klavier Toros Can, Klavier | 1. Deutsches Stromorchester | Rochus Aust Nicht wecken, sondern überraschen wollte Joseph Haydn das Publikum mit der 1791 auf sei-­‐ ner Londoner Reise komponierten Sinfonie Nr. 94 G-­‐Dur „mit dem Paukenschlag“. 220 Jahre später und um 220 Volt stärker überrascht das 1. Deutsche Stromorchester nun mit der „Sinfonie mit der Sinfonie-­‐mit-­‐dem-­‐Paukenschlag“ und besinnt sich auf die sinfonischen Traditionen des Landes: mit Jo-­‐
seph Haydn wird nicht nur DER Meister der Gattung geehrt, sondern vor allem ein Komponist, dem Neu-­‐
es noch bis ins hohe Alter ein wichtiger Motor war. Und dieser Motor – da ist sich das Elektro-­‐Ensemble einig – wäre sicherlich elektrifiziert gewesen, wäre Haydn nur etwas später geboren worden. Doch einen flotten haydnschen Remix zu erwarten, wäre weit gefehlt. Denn im Zentrum steht das Überraschungs-­‐
moment in Klang und Besetzung. Zum Orchester, das sich aus 127 elektrischen und zuweilen exzentrisch elektrifizierten Geräten und Gerätschaften zusammensetzt, tritt das Klavier bzw. das elektrifizierte Kla-­‐
vier. Seine Klangfarben werden verflochten mit denen aus Fönen, Toastern und Rasierapparaten. Selbst-­‐
verständlich werden auch Strukturen und Zitate verarbeitet, weitergedacht und in die neue Art des Mu-­‐
sizierens eingebettet, viel wichtiger aber ist der Transfer von Haydns geistiger Haltung: Neues zu schaf-­‐
fen, spannend zu bleiben und dabei brillanten Spaß zu vermitteln und zu haben. Im Anschluss kommt der Meister dann auch noch ganz ungeschminkt zu Wort: mit Werken für Flötenuhr und den Klavierso-­‐
naten 50, 61 und 62. Sa 27. / So 28. August Haydn-­‐Festival 22 Uhr | Schlosspark Preise: 5 € / ermäßigt 2,50 € FEUERWERKE IM SCHLOSSPARK J. Steffes Ollig GmbH & Co. Müllenbach / Helmut Reuter, Feuerwerk | MP-­Music / Manuel Pütz, Ton-­‐
technik und Lichtdesign Festliche Höhepunkte jeder Schlosskonzerte-­‐Saison sind die Feuerwerke im Schlosspark. Alljährlich kommen Tausende von Menschen ins hochsommerliche Brühl, um ein Spektakel zu erleben, das eine Jahrhunderte alte Tradition hat: Im 18. Jahrhundert, zu Lebzeiten Haydns, entstanden die Feuerwerke mit ihrer pyrotechnischen Vielfalt und Innovation, wie wir sie heute kennen. Sie waren an den Fürsten-­‐
höfen äußerst beliebt. Bei den Brühler Feuerwerken, die synchron zu Musik Joseph Haydns erstrahlen, verwandeln unterschiedliche Farben und Lichtfiguren den Himmel über Schloss Augustusburg in ein Haydn-­‐Festival 2011 | S. 10/11 einzigartiges großes Kunstwerk. Zusätzlich sorgt eine besondere Beleuchtung des Schlossparks für eine feierliche Atmosphäre. Helmut Reuter, der die Feuerwerke inszeniert, wurde 2010 in Kanada Weltmei-­‐
ster in der Sparte „Musikfeuerwerk“. Der Eintritt zu den Feuerwerken ist in den Kartenpreisen der am selben Tag vorangehenden Konzerte im Schloss, in St. Margareta, im Max Ernst Museum und in der Gale-­‐
rie am Schloss bereits enthalten. Einzelkarten für die Feuerwerke sind im Vorverkauf sowie an den Ein-­‐
gängen zum Schlosspark erhältlich (am Kuckuckstor ab 18 Uhr / am Mayersweg ab 20.15 Uhr). Die Park-­‐
Tore werden um 21 Uhr geöffnet. Haydn-­‐Festival 2011 | S. 11/11 
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